Digitale sportinfra Titelthema - Messe - Landessportbund Hessen eV
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Nr. 24 | 5. Dezember 2020 | 74. Jahrgang Titelthema digitale sportinfra Fachtagung und Messe Hauptausschuss Digitale Premiere des zweithöchsten Entscheidungsgremiums Bestandserhebung Mitgliedsvereine um digitale Datenübermittlung gebeten
EDITORIAL Editorial Liebe Sportfreundinnen und Sportfreunde, der Dezember ist da und pünktlich zum Start in den Weihnachtsmonat ist der erste Schnee gefallen. Still und friedlich liegt Frankfurt am frühen Morgen verzu- ckert unter der Schneedecke. Und so geht dieses Jahr ganz anders zu Ende, als es sich über viele Monate entfaltet hat. Vieles wurde durcheinandergewirbelt und sortiert sich erst langsam neu. Die Olympische Ballnacht und viele weitere lieb- gewonnene Veranstaltungen mussten gestrichen wer- den. Viele Freunde konnten sich nicht sehen. Der Plausch beim Kaffee und die freundschaftlichen Umar- mungen fehlen sicherlich nicht nur mir. Gleichzeitig hat etwas Neues einen Schub erhalten: Die ihre Kurse online an und behaupten sich erfolgreich Digitalisierung hat sich ihren Weg gebahnt. Schneller gegen die Konkurrenz von YouTube und Instagram. Die und umfassender, als wohl die meisten von uns das je digitale Verwaltung ist vielleicht auch schon bald keine für möglich gehalten haben. Zukunftsmusik mehr. Und langsam kommen die Vorteile der neuen Formate Fakt ist: Es bleibt auch in Zukunft alles anders. Doch so in den Blick. Die sportinfra fand zum ersten Mal digital war es ja eigentlich schon immer. Lassen wir uns also statt – 1.900 begeisterte Teilnehmer/innen belohnten überraschen, was das neue Jahr bringen wird. das mutige Experiment. Der Hauptausschuss tagte di- gital – via Livestream bequem in die Wohnzimmer der Ich wünsche Ihnen von Herzen eine verzauberte Vor- Delegierten. Viele Vereine bieten in der Zwischenzeit weihnachtszeit und ein glückliches Weihnachtsfest im Kreise Ihrer Lieben. Herzlichst Ihre Dr. Susanne Lapp SIH 2 4 / 05.12.2020
2 INHALT Inhalt 3 Corona-Pandemie Lsb h appelliert an die Landesregierung 4 17 Bestandserhebung Start am 15. Dezember Hauptauschuss tagt digital Beschlüsse im Umlaufverfahren 20 Vereinsentwicklung Geförderte Digitalisierung 21 Übungsleiter Tipps für die Praxis 6 25 Kurz notiert 8. Sportinfra digital Namen und Notizen aus der Sportwelt Neue Wege beschritten 27 Ausbildungen I Zufriedene Teilnehmer/innen 29 Ausbildungen II 18 Know-How für die Krebsnachsorge Kindeswohl im Sport 30 Hessens Sportler des Jahres Anpassung und Aktualisierung In diesem Jahr mit Publikumsabstimmung 33 Buchtipps Neue Bücher rund um den Sport 31 34 Amtliches Neues von den hessischen Vereinen Sportstiftung Hessen Auf Kufen zum Erfolg 35 ARAG Sportversicherung Schadensfall des Monats 36 Sport und Geschichte Ein Hauch von Indianapolis 39 38 Bildungsakademie Sportjugend Hessen Bildungsakademie goes digital! Neue Projekte gesucht Impressum Herausgeber: Landessportbund Hessen e. V. (lsb h); Otto-Fleck- Anzeigen Nord/Mitte: Claudia Brummert, Frankfurter Straße 168, Titelfoto: Die. Schneise 4, 60528 Frankfurt, Tel.: 069/6789 -0 34121 Kassel, Tel.: 0561/60280-180, Fax: 0561/60280-199, Foto: D Verantwortlich für den Inhalt: Dr. Susanne Lapp, Vizepräsidentin für E-Mail: brummert@ddm.de Kommunikation und Marketing, Glauburgstraße 11, 60318 Frankfurt. Anzeigen Süd: Torsten Wethlow, Waldstraße 226, 63071 Offenbach, www.landessportbund-hessen.de Redaktion: Leitung Ralf Wächter (RW), Isabell Boger (ib), Markus Tel.: 069/85008-368, Fax: -394, E-Mail: sih@op-online.de Wimmer (maw), Otto-Fleck-Schneise 4, 60528 Frankfurt. So erreichen Sie uns: Ralf Wächter, rwaechter@lsbh.de, Tel.: 069/6789 Sport in Hessen erscheint vierzehntägig zum Wochenende -262; Isabell Boger, iboger@lsbh.de, Tel.: 069/ 6789-267; Markus Bezugspreis: Jährlich Euro 51,11 einschl. Postgebühren und MwSt. Wimmer, mwimmer@lsbh.de, Tel. 069/6789-437; Fax: 069/6789-300. Bestellungen für Vereine beim Landessportbund Hessen e. V., Verlag: Pressehaus Bintz-Verlag GmbH & Co. KG, Waldstraße 226, für Privatpersonen bei Dierichs Druck + Media GmbH & Co. KG 63071 Offenbach Druck und Vertrieb: Dierichs Druck + Media GmbH & Co. KG, Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung der Verfasser Frankfurter Straße 168, 34121 Kassel. wieder. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Bilder wird keine Abonnementverwaltung: Frankfurter Straße 168, 34121 Kassel, Gewähr übernommen. Eine Rücksendepflicht besteht nicht. Tel.: 0561/60280-452, Fax: 0561/60280-499, E-Mail: abo-sih@dierichs-druck.de SIH XX / XX.XX.2016
2 INHALT Inhalt 3 Corona-Pandemie Lsb h appeliert an Landesregierung 4 17 Bestandserhebung Start am 15. Dezember Hauptauschuss tagt digital Beschlüsse im Umlaufverfahren 20 Vereinsentwicklung Geförderte Digitalisierung 21 Übungsleiter Tipps für die Praxis 6 25 Kurz notiert 8. sportinfra Namen und Notizen aus der Sportwelt Neue Wege beschritten 27 Ausbildungen I Zufriedene Teilnehmer/innen 29 Ausbildungen II 18 Know-How für die Krebsnachsorge Kindeswohl im Sport 30 Hessens Sportler des Jahres Anpassung und Aktualisierung In diesem Jahr mit Publikumsabstimmung 33 Buchtipps Neue Bücher rund um den Sport 31 34 Amtliches Neues von den hessischen Vereinen Sportstiftung Hessen Auf Kufen zum Erfolg 35 ARAG-Sportversicherung Schadensfall des Monats 36 Sport und Geschichte Ein Hauch von Indianapolis 39 38 Bildungsakademie Sportjugend Hessen Bildungsakademie goes digital! Neue Projekte gesucht Impressum Herausgeber: Landessportbund Hessen e. V. (lsb h); Otto-Fleck- Anzeigen Nord/Mitte: Claudia Brummert, Frankfurter Straße 168, Titelfoto: Wie müssen sich Sportstätten verändern, um den Schneise 4, 60528 Frankfurt, Tel.: 069/6789 -0 34121 Kassel, Tel.: 0561/60280-180, Fax: 0561/60280-199, Anforderungen der Zukunft gerecht zu werden? Wie werden sich Verantwortlich für den Inhalt: Dr. Susanne Lapp, Vizepräsidentin für E-Mail: brummert@ddm.de Sportanlagen im urbanen Raum künftig von solchen in ländlichen Kommunikation und Marketing, Glauburgstraße 11, 60318 Frankfurt. Anzeigen Süd: Torsten Wethlow, Waldstraße 226, 63071 Offenbach, Regionen unterscheiden? Sind Sportanlagen direkt beim Wohnort der Redaktion: Leitung Ralf Wächter (RW), Isabell Boger (ib), Markus Tel.: 069/85008-368, Fax: -394, E-Mail: sih@op-online.de Menschen, so wie auf unserem Foto zu sehen, die Lösung? Fragen, die Wimmer (maw), Otto-Fleck-Schneise 4, 60528 Frankfurt. bei der achten Auflage der Fachtagung und Messe „sportinfra“ intensiv So erreichen Sie uns: Ralf Wächter, rwaechter@lsbh.de, Tel.: 069/6789 Sport in Hessen erscheint vierzehntägig zum Wochenende erörtert wurden. Die „sportinfra“ fand wgen der Corona-Pandemie zum -262; Isabell Boger, iboger@lsbh.de, Tel.: 069/ 6789-267; Markus Bezugspreis: Jährlich Euro 51,11 einschl. Postgebühren und MwSt. ersten Mal in einem digitalen Format statt. Wimmer, mwimmer@lsbh.de, Tel. 069/6789-437; Fax: 069/6789-300. Bestellungen für Vereine beim Landessportbund Hessen e. V., Foto: Dieter Schütz / pixelio.de Verlag: Pressehaus Bintz-Verlag GmbH & Co. KG, Waldstraße 226, für Privatpersonen bei Dierichs Druck + Media GmbH & Co. KG 63071 Offenbach www.landessportbund-hessen.de Druck und Vertrieb: Dierichs Druck + Media GmbH & Co. KG, Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung der Verfasser Frankfurter Straße 168, 34121 Kassel. wieder. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Bilder wird keine Abonnementverwaltung: Frankfurter Straße 168, 34121 Kassel, Gewähr übernommen. Eine Rücksendepflicht besteht nicht. Tel.: 0561/60280-452, Fax: 0561/60280-499, E-Mail: abo-sih@dierichs-druck.de SIH 2 4 / 0 5 . 1 2 . 2 0 2 0
CORONA-PANDEMIE 3 Mit mehr Sport gegen die Auswirkungen von Corona Appell an die Hessische Landesregierung / Landessportbund Hessen befürchtet Ausbluten des bewährten Sportvereinssystems D ie zweite Welle der Corona-Pandemie hat erneut weitreichende Einschränkungen für die Bevöl- kerung und die meisten gesellschaftlichen Gruppierungen mit sich gebracht. Betroffen da- von sind auch Hessens Sportvereine und deren Mitglie- der. Die Frage, die sich im Kontext generell stellt, lau- tet: „Ist es – beispielsweise zur Stärkung der physischen und psychosozialen Gesundheit – nicht sinnvoll, einen verantwortbaren Sportbetrieb zuzulas- sen?“ Diese Position hat der Landessportbund Hessen e. V. vor kurzem in einem Brief an die Hessische Lan- desregierung vertreten. Die wesentlichen Inhalte dar- aus sind nachfolgend veröffentlicht. Mit dem Appell, ab Dezember wieder einen an corona- bedingte Notwendigkeiten angepassten Vereins- und Breitensport zu ermöglichen, hat sich der Landessport- bund Hessen e. V. (lsb h) an Hessens Ministerpräsiden- ten Volker Bouffier gewandt und in einem Brief die „Die 7.600 hessischen Sportvereine werden ausbluten, Rückkehr zu einem „verantwortbaren Sportbetrieb in wenn es für sie keine Perspektiven geben wird“, sagte OBEN den Vereinen“ gefordert. Dazu gehört für den lsb h die lsb h-Präsident Dr. Rolf Müller in Frankfurt weiter. Vor Ein Foto mit Ermöglichung des Trainingsbetriebs im Kinder- und Ju- allem die seit September geltenden regionalen Ein- Symbolcharakter: gendsport – selbstverständlich unter Einhaltung der schränkungen und der seit Anfang November verord- Hessens Sportstätten sind derzeit einsam Hygienekonzepte. Außerdem sei die Rückkehr zu der nete Breitensport-Lockdown machten den Vereinen er- und verlassen. aus dem Frühjahr bekannten und bewährten Begren- heblich zu schaffen und belasteten auch deren Foto: Clemens zung von Gruppengrößen beim Sporttreiben nötig. Mitglieder. Sollte der aktuelle Breitensport-Lockdown Scheumann / pixelio. Schwimmbäder sowie Gesundheits- und Fitnessstudios bis ins neue Jahr fortgeführt werden, „dann droht un- de sollten in der hessischen Corona-Verordnung den serem bewährten und für unsere Gesellschaft gerade Sportstätten gleichgestellt und deren Öffnung damit jetzt besonders wichtigen Vereinssystem nachhaltiger möglich werden. Letztlich sollte der Schul-, Reha-, Schaden“, fürchtet der lsb h-Präsident. Spitzen- und Profisport weiter möglich bleiben. Gene- rell, so der Landessportbund, sollte mittels stärkerer Förderung zum Erhalt der Strukturen Aktuelle Infos Differenzierungen der Corona-Auflagen mehr Sport ge- rund um die stattet werden. Um diesen Schaden abzuwenden, müssten bei den Einschränkungen, Hilfsprogrammen des Bundes zudem die spezifischen die Sportvereine durch die Pandemie Kinder- und Jugendliche im Blick Rahmenbedingungen der Sportvereine, und zwar ge- betreffen, oder auch rade die der mittleren und großen Vereine, die eigene Antworten auf häufig „Es ist unstrittig, dass Sport einen zentralen Beitrag Sportstätten bewirtschafteten, stärker berücksichtigt gestellte Fragen, zur physischen und psychosozialen Gesundheit leistet. werden. „Die Entwicklung, die wir zurzeit sehen, sind auf der Zudem muss bei politischen Entscheidungen der Blick gleicht einer langsamen Auszehrung. Deshalb müssen Internetseite des viel stärker als bislang auf die Gesundheits- und Bil- die bisherigen wirtschaftlichen Nothilfen des Bundes Landessportbundes dungsfunktionen, die der Sport insbesondere für Kin- in eine finanzielle Förderung zur Strukturerhaltung Hessen e. V. unter yourls.lsbh.de/ der und Jugendliche bereithält, gerichtet werden. Ins- überführt werden“, so Müller. corona zu finden. gesamt sollten die Potenziale des Sports zur Bekämpfung der Pandemie und ihre gesellschaftlichen Mit Blick auf die Umsetzung zukünftiger Corona-Ver- Auswirkungen stärker genutzt werden. Unsere Sport- ordnungen bot Müller abschließend die Unterstützung vereine und Sportverbände haben im Übrigen bewie- des Landessportbundes „bei der Entwicklung einer sen, dass sie anspruchsvolle Hygienekonzepte umset- dringend notwendigen, mittelfristigen Perspektive für zen und Kontakte nachvollziehen können“, begründete Sportvereine und damit auch für mehr Lebensqualität Müller das Ansinnen des Landessportbundes. in Hessen“ an. RW SIH 2 4 / 05.12.2020
4 HAUPTAUSSCHUSS Hauptausschuss tagt digital Vertreter von Sportkreisen und Verbänden tauschen sich in Videokonferenz aus / Beschlüsse erfolgen bis zum 11. Dezember im Umlaufverfahren E s war, wie so vieles im Jahr 2020, ein Novum: So- wohl im Frühjahr als auch im Herbst musste die Zusammenkunft des Hauptausschusses – zweit- höchstes Entscheidungsgremium des organisier- ten Sports in Hessen – abgesagt werden. Schuld daran war, wie so oft im Jahr 2020, die Corona-Pandemie. Auf Austausch und Beschlüsse musste und konnte aber dennoch nicht verzichtet werden: In einer Videokonfe- renz legte das lsb h-Präsidium am 21. November seine Berichte ab. Notwendige Beschlüsse werden im Um- laufverfahren gefasst. Die Frist hierfür läuft noch bis zum 11. Dezember. „Ich komme mir ein bisschen vor wie Kevin allein zu Haus“, brachte Präsident Dr. Rolf Müller in gewohnt launiger Manier auf den Punkt, warum er sich für die Zukunft wieder Präsenzveranstaltungen wünscht. Gleichzeitig betonte er: „Außergewöhnliche Situatio- nen benötigen außergewöhnliche Maßnahmen.“ Und außergewöhnlich, das ist die derzeitige Situation für ordneten hin. Erst am Tag vor der Videokonferenz habe den Sport in jedem Fall. Dies wurde in den Berichten sich die Verbandsspitze erneut mit einem Brandbrief OBEN aller Präsidiumsmitglieder deutlich. an Ministerpräsident Volker Bouffier gewandt, um „auf Präsident Dr. Rolf die heilende Wirkung des Sports“ hinzuweisen. Insbe- Müller, Hauptge- „Das Jahr 2020, das mit der Erhöhung der Lotto-Mittel sondere auf den Kinder- und Jugendsport, eine nötige schäftsführer Andreas Klages und hoffnungsvoll begonnen hatte, verlangt den Verbän- Differenzierung bei der Größe von Sportgruppen und Vizepräsident Helmut den, Sportkreisen und Vereinen, aber auch dem Lan- die Rolle der Schwimmbäder habe man dabei Bezug ge- Meister (v. l.) dessportbund selbst viel ab. Neben den Ängsten und nommen. Immer wieder habe der lsb h auch auf not- leiteten die finanziellen Sorgen sind es vor allem die schnellen Ver- wendige finanzielle Unterstützung hingewiesen. „Ne- Videokonferenz von änderungen und kurzfristigen Entscheidungen, die im- ben der Existenzsicherung durch Förderprogramme Frankfurt aus. mer wieder zu Verunsicherung geführt haben“, be- spielt dabei auch die Auszahlung der zweiten Tranche Foto: Hilde Corrigox schrieb Müller die vergangenen Monate. Hätten sich der Lotto-Mittel eine Rolle“, so der Präsident. die Vereine in der ersten Phase der Pandemie noch als robust und anpassungsfähig gezeigt, fürchte inzwi- Unterdeckung von 1,5 Millionen Euro schen mancher um seine Existenz. Warum, das machte Helmut Meister, Vizepräsident Fi- Beratung und Interessensvertretung nanzmanagement, deutlich: „Obwohl wir gleich zu Be- ginn der Corona-Pandemie Ausgaben gekürzt, Dienst- Mit Beginn der Corona-Pandemie habe der Lan- leistungen Dritter eingeschränkt und Kurzarbeitergeld dessportbund seine Informations-, Beratungs- und Öf- beantragt haben, wird sich im Haushalt 2020 eine Un- Mehr Informationen fentlichkeitsarbeit daher deutlich ausgeweitet. „Heute terdeckung von rund 1,5 Millionen Euro ergeben.“ Defi- zum Hessischen möchte ich deshalb den Mitarbeiterinnen und Mitar- zite entstanden insbesondere bei den Sportschulen, die Pétanque-Verband unter www. beitern danken, die sehr flexibel und schnell reagiert zeitweise schließen mussten oder nur eingeschränkt hessenpetanque.de haben. Und ich danke allen Personen in den Vereinen ausgelastet waren. Der lsb h habe bereits verschiedene und Verbänden, die nicht selten mit kreativen Lösun- Förderanträge gestellt. „Wie hoch die Zuschüsse tat- gen dazu beigetragen haben, die Stabilität unsers sächlich ausfallen, müssen wir aber abwarten.“ Sportsystems zu erhalten.“ Auch das Jahr 2021 werde von einer vorsichtigen Haus- Zudem wies Müller auf den ständigen Austausch des haltsführung mit ständiger Überwachung der aktuellen Landessportbund-Präsidiums und des Hauptgeschäfts- Zahlenverläufe geprägt sein. Der Haushaltsentwurf führers mit dem Hessischen Ministerium des Innern liegt den Delegierten genauso zur Abstimmung im Um- und für Sport, der Landesregierung und vielen Abge- laufverfahren vor wie der Haushaltsabschluss 2019. SIH 2 4 / 0 5 . 1 2 . 2 0 2 0
HAUPTAUSSCHUSS 5 Trotz der schwierigen Situation, das betonte Dr. Frank wirken, wurde in Weller (Vizepräsident Vereinsmanagement und der kurzen Diskus- Sportinfrastruktur), wurde die Sportförderung und die sion um die mögli- Bezuschussung der Übungsleiter/innen 2020 selbstver- che Aufnahme des ständlich fortgeführt. Die Beratung der Vereine wurde Hessischen Pé- angesichts der aktuellen Situation ausgeweitet – und tanque-Verbandes wurde fast schon zu einer Art „Seelsorge“, wie Dr. Rolf (HPV) deutlich. Der Müller ergänzte. Die erstmals digital durchgeführte Verband vertritt Fachtagung und Sportstättenmesse „sportinfra“ mit rund 2.000 Perso- knapp 2.000 Teilnehmern wertete Weller als Erfolg, der nen, die einer Mut für die Zukunft mache. Weiterhin informiert er Sportart nachge- über Gespräche mit der ARAG, die auf eine Verbesse- hen, die im Freizeit- rung in den Bereichen Unfall- und Haftpflichtversiche- bereich als „Boule“ rung zielen, die den Mitgliedsorganisationen des lsb h bekannt ist. Der zugutekommen sollen. Über die Verträge wird 2021 der Hessische Landes- Sportbundtag entscheiden. verband ist Mitglied im Deutschen Pé- Der Schulsport leidet tanque-Verbandes (DPV), der wiederum dem Deut- schen Boccia-, Boule- und Pétanque-Verband ange- Ralf-Rainer Klatt (Sportentwicklung) unterstrich in sei- hört, welcher Mitglied des DOSB ist. Zusammen mit nem Bericht die positive Wirkung des Sports auf das weiteren Kriterien sind nach Einschätzung des Landes- Immunsystem und die psychosoziale Gesundheit. „Wir ausschusses Recht, Steuern und Versicherung des lsb h müssen die Kraft des Sports gerade jetzt hochhalten, deshalb die Voraussetzungen für eine Aufnahme gege- und im Gespräch und solidarisch bleiben“, appellierte ben. Der DOSB, bekundete Dr. Frank Weller, Vizepräsi- er weiterhin. Prof. Dr. Heinz Zielinski (Schule, Bildung dent Vereinsmangement, teile diese Auffassung. OBEN und Personalentwicklung) informierte, dass die Bil- Gehört der Hessische dungsakademie pandemiebedingt rund 300 Angebote Als Sprecher der Verbände bemängelte Robert Huber Pétanque-Verband streichen musste. Knapp ein Drittel konnte aber in On- jedoch, aufgrund der Corona-Krise hätten sich die bald zum Lan- dessportbund line-Formate überführt werden. Auch im Ausbildungs- Fachverbände noch nicht mit der Thematik befassen Hessen? Die bereich habe man hierzu neue Konzepte erarbeitet. In und noch keine Gespräche mit den Vertretern des HPV Entscheidung großer Sorge zeigte er sich in Sachen Schulsport: Seit führen können. Sowohl bei Präsident Dr. Rolf Müller als darüber wird im dem Herbst leide der Sportunterricht wieder verstärkt, auch bei Vizepräsident Weller stieß diese Haltung auf Umlaufverfahren in den Grundschulen werde häufig fachfremd unter- Unverständnis: „Die Sportkreise haben die Chance zum getroffen. richtet, in den weiterführenden Schulen handele es Austausch bei einer Hybrid-Veranstaltung genutzt. Ich Foto: pixabay.com sich eher um Bewegung im Freien denn um Schulsport. sehe nicht, warum die Verbände dies nicht auch hätten tun können“, so Müller. Nach über einem Jahr, bekräf- Dass der Sportjugend-Vorstand für die Legislaturperiode tigte Weller, habe der Antragsteller Recht auf eine Ent- 2018-2021 den Schwerpunkt Digitalisierung gewählt scheidung. Hubers Ansinnen, die Abstimmung nicht habe, bezeichnete die Vorsitzende Juliane Kuhlmann im mit den anderen Beschlüssen im Umlaufverfahren, Rückblick als Segen. „Das hat uns im Pandemie-Jahr ge- sondern zu einem späteren Zeitpunkt zu treffen, wurde holfen, verbandsinterne Prozesse anzustoßen und un- daher zurückgewiesen. Ob der Verband, dessen Mit- sere Arbeitsweise schnell auf digital umzustellen.“ So glieder „eine Sportart ausüben, die sogar Corona-tau- konnten alle Ausbildungen trotz Corona abgeschlossen lich ist und bisher noch nicht in unserer Runde vertre- und die FJS-Bildungstage weitergeführt werden. Die ten ist“ (Vizepräsident Ralf-Rainer Klatt), als dann 60. harten Einschnitte im Bereich Bildungsreisen habe man Sportfachverband in den lsb h aufgenommen wird, genutzt, um ein neues Konzept zu entwickeln, bei dem wird die Auswertung der Abstimmung zeigen. Klimaschutzaspekte stärker berücksichtigt werden. Sportbundtag 2021 hoffentlich in Präsenz Lutz Arndt nahm die Auswirkungen auf den Leistungs- sport in den Blick, konnte aber auch von großen Erfol- Im Hinblick auf einen weiteren Beschluss plane man gen wie der Einrichtung der Sportfördergruppe Allge- nach dem „Prinzip Hoffnung“, wie Müller es nannte: meine Verwaltung und der zunehmenden Partizipation Für den mit Präsidiums-Neuwahlen verbundenen Sport- von Athlet/innen und Trainer/innen berichten. Dr. Su- bundtag 2021 wurde der 18. September als Termin vor- sanne Lapp (Kommunikation und Marketing) bestä- geschlagen – in Präsenz, so hofft man. Ebenfalls im tigte, dass das Informationsangebot des Landessport- Umlaufverfahren abstimmen können die Delegierten bundes während der Pandemie stark angenommen über die vorgeschlagenen Mitglieder der Wahlkommis- wurde: Rund 1.000 Zugriffe pro Tag zählen die Sonder- sion. Diese sind: Hans Böhl (SK Main-Taunus), Roland seiten zur Corona-Pandemie, in den sozialen Netzwer- Tölle (SK Region Kassel), Jörg K. Wulf (SK Wetterau), ken wurden ungewohnt hohe Reichweiten erzielt. Robert Huber (American Football), Michael Rüspeler (Basketball), Anja Wolf-Blanke (Leichtathletik) und Pétanque bald Teil der lsb h-Familie? Monika Kaiser (DJK). Isabell Boger Dass die Einschränkungen durch die Corona-Pandemie sich auch auf die Arbeit in den Gremien des lsb h aus- SIH 2 4 / 05.12.2020
6 TITELTHEMA „SPORTINFRA“ Gelungene Premiere 8. sportinfra in digitaler Forum zeigt Möglichkeiten auf / Spannende Themen ansprechend präsentiert D er Präsident des Landessportbundes Hessen, Dr. Rolf Müller, brachte es in seinem Grußwort auf den Punkt: „Außergewöhnliche Zeiten er- fordern außergewöhnliche Aktivitäten.“ Und außergewöhnlich war die 8. sportinfra in Frankfurt. In Frankfurt? Durchaus! Denn obwohl die Fachtagung und Messe zum Thema Planung, Bau und Betrieb von Sport- stätten wegen der Corona-Einschränkungen nur online besuchbar war, wurden die Vorträge und Diskussions- foren direkt aus der Otto-Fleck-Schneise ins Internet gestreamt. Man habe auf diese Weise „dem Virus trotzen und nicht auf die traditionelle Sportinfra verzichten müssen“, sagte Müller und die einhellige Meinung aller Beteilig- ten war am Ende der beiden Veranstaltungstage durch- tungs- oder Heizungskonzepte für Sporthallen oder weg positiv. Dieser erste Versuch, eine solche Veran- Beispielen zur (Kunst-)Rasenpflege kamem auch Pra- staltung digital zu organisieren, hat bewiesen, dass xisthemen zur Sprache. Einen breiten Raum nahm das auch in Zeiten der Einschränkung vieles möglich ist. Thema Digitalisierung im Sportstättenbau und -betrieb OBEN (siehe Seite 8) ein. Hierzu wurden innovative Beispiele Aus zwei Studios in der Diskussionsrunden aus zwei Studios aus der Vereinspraxis vorgestellt. Otto-Fleck-Schneise 4 wurde die sportinfra ins Netz gestreamt. Aus zwei Studios wurden die Beiträge der Referent/in- Unterschiedliche Trends Foto: lsb h nen, die teilweise ebenfalls „nur“ online anwesend wa- ren, übertragen. Auch die Diskussions- und Fragerun- Zwei grundsätzliche Trends konnten während der Ver- den erreichten so ihre Adressaten. Gut angenommen anstaltungen ausgemacht werden: zum einen die hohe haben die Teilnehmenden zu Hause oder in ihren Büros Nachfrage nach Sportanlagen im Ballungsraum, die ei- die Möglichkeit, per Textbox Fragen stellen zu können, nem scheinbaren Überangebot von Sportplätzen im sodass die Referate gut vertieft und diskutiert wurden. ländlichen Raum gegenübersteht, und zum anderen Zwischen den einzelnen Veranstaltungen gab es eine die Tatsache, dass rund die Hälfte der Sporttreibenden digitale bewegte Pause, und im virtuellen Netzwerk- unorganisiert ist und immer mehr den öffentlichen café trafen sich Interessierte im Chat. Raum in Form von Wäldern, Parks und Landschaft als Sportanlagen nutzt. Eine weitere Erkenntnis: Sport- Große Themenvielfalt stättenplanung muss Klimaschutz berücksichtigen. Inhaltlich lagen die Schwerpunkte auf der Sportent- Nachfragedruck im Ballungsraum steigt wicklungsplanung in Zeiten des Klima- und Bevölke- rungswandels. Dabei wurden sowohl die Bedingungen Immer mehr Einwohner/innen, immer mehr Nach- im Ballungsraum als auch die in ländlichen Regionen frage nach Sportangeboten und gleichzeitig ein beleuchtet. Der Titel des Eröffnungsforums „Moderne immenser Druck, Sportflächen für die Bebau- digitale Sportinfrastruktur im urbanen und ländlichen Raum umweltverträglich – digital – leistungsstark“ brachte ung freizugeben. So beschrieb lsb h-Vizepräsi- dent Dr. Frank Weller die Faktoren, mit denen sportinfra die Themen der 8. sportinfra somit schon zu Anfang auf sich die Sportstättenplanung im Ballungsraum den Punkt. In 13 Fachforen stellten Expertinnen und auseinandersetzen müsse. Roland Frischkorn, Fachtagung Experten an beiden Tagen ihre Arbeit mit kurzen Im- Vorsitzender des Sportkreises Frankfurt, unter- und Messe pulsreferaten vor, um danach Fragen der Besucher/in- mauerte dies am Beispiel des Sportgeländes nen zu beantworten und miteinander in Diskussion zu „Mainwasen“, das einem Neubau der Europäischen treten. Schule weichen soll. Hinzu komme der Trend, den öf- fentlichen Raum immer mehr als Sportanlage zu nut- Die inhaltliche Vielfalt der Themen war äußerst breit. zen, wie am Beispiel des Mainufers deutlich werde. Mit Sie reichte von der Sportstättenplanung im ländlichen diesen Entwicklungen müsste sich Stadtplanung befas- Raum (siehe Seite 11) über die Auswirkungen des Kli- sen, forderte Frischkorn. mawandels auf den Sport (siehe Seite 12) bis hin zur Vorstellung spannender Vereinsprojekte (siehe Seite Die Tatsache, dass Frankfurt in den vergangenen zehn 10). Mit der Präsentation energieeffizienter Beleuch- Jahren um mehr als 100.000 Einwohner/innen ge- SIH 2 4 / 0 5 . 1 2 . 2 0 2 0
TITELTHEMA „SPORTINFRA“ 7 wachsen ist, beschrieb er angesichts eines ähnlich gro- ßen Mitglieder/innen-Zuwachses in Frankfurter Sport- vereinen als Aufgabe und Chance zugleich. Die Vereine seien ohnehin ein Motor der Sportstättenentwicklung in Frankfurt, was zahlreiche Projekte von Vereinen be- Lob für den legen würden. Grundlage dafür sei die gute Koopera- tion zwischen Stadt und organisiertem Sport. Frisch- Landessportbund korn hob hervor, dass ein Großteil der neuen Sportanlagen in Frankfurt in den vergangenen Jahren Stimmen zur digitalen sportinfra von Vereinen geplant und gebaut wurden. Als Beispiel nannte er den Höchster Tennis- und Ho- Viel Lob gab es für die Organisation ckeyclub, dort habe sich Partnerschaft zwischen Stadt der digitalen sportinfra. Nicht nur und Sportkreis ausgezahlt, auch das Land habe den von lsb h-Präsident Dr. Rolf Müller Verein mit seinem Programm „Sportland Hessen“ er- oder Vizepräsident Dr. Frank Weller, heblich unterstützt. sondern vor allem auch von den Teil- nehmenden der Fachforen. Bestehende Anlagen schützen und ausbauen Dr. Karin Fehres, Frischkorn forderte, dass bestehende Sportflächen ge- Vorstand Sportent- schützt und, wo möglich, zur multifunktionalen Nutzung wicklung des DOSB, ausgebaut werden sollten. Frankfurt müsse zur bewe- ließ es sich nicht gungsfreundlichen, gesunden Stadt werden und mit nehmen, ganz zu An- Sportparks (analog zu den früheren „Trimm Dich-Pfa- fang ihres Grußwor- den) neue Bewegungsräume schaffen. „Unser Ziel muss tes die Organisatoren sein, Stadt als Stadion entwickeln“, war sein Fazit. der sportinfra zu lo- ben: „Ich möchte mich ganz herzlich beim Einen weiteren Faktor für erfolgreiche Sportstätten- LSB Hessen bedanken, der es geschafft hat, entwicklung im Ballungsraum sah der Frankfurter eine solche Veranstaltung trotz aller Wid- Sportkreisvorssitzende in der Öffnung des organisier- rigkeiten auf die Beine zu stellen.“ ten Sports in den Sozialraum. Der Sportkreis habe es erfolgreich geschafft, vor allem junge Menschen, die Christian Siegel, Ressortleiter Sportstätten keinen Bezug zu Vereinen und dem organisierten Sport und Umwelt im DOSB, betonte das innova- hätten, mit Angeboten wie Nachtsport, der Frankfurter tive Format der sportinfra, das richtungs- Bolzplatzliga und weiteren Angeboten wie Jugendsozi- weisend sein könne. alarbeit, für den Sport zu gewinnen. Frischkorn be- tonte, der Sportkreis sei „nicht nur Interessenvertreter Martin Küthe, Hessi- des organisierten Sports, sondern Anwalt des Sports sches Ministerium für schlechthin“. Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und 100 Jahre alte Sportanlagen Verbraucherschutz, räumte zwar ein, dass „Die Mehrheit unserer Sportstätten wurden vor 100 ihm analoge Präsenz- Jahren geplant“, beschrieb Prof. Dr. Robin Kähler von veranstaltungen per- der Internationalen Gesellschaft für Sport- und Freizeit- sönlich immer noch lieber seien, aber er anlagen (IAKS) ein Hauptproblem der Sportstättenpla- zeigte sich beeindruckt vom digitalen For- nung im Ballungsraum. „Das sieht man diesen alten mat: „Diese Zeiten erfordern eben spezielle Hallen auch an“, sagte er. Sie seien zwar funktional und Formate.“ und vor allem für den Wettkampfbetrieb sinnvoll, ande- rerseits habe sich aber das Sportverständnis und die Dr. Alex Mommert, Referent für Sportpoli- Sportbedürfnisse der Menschen in den vergangenen tik beim Deutschen Städtetag, war beein- 100 Jahren so sehr geändert, dass heute auch andere druckt, wie unkompliziert die digitale Teil- Formen der Sportstätten mitgeplant werden müssten. nahme als Referent gewesen sei. Für immer mehr Menschen sei „Gesundheit“ und Wohl- Michael Kramer, befinden inzwischen das Hauptmotiv für sportliche Ak- Schulungsleiter der tivitäten. Dies sei zumindest bei alten Sportanlagen Franke Aquarotter mit ihrem eindimensionalen und rein funktionellem GmbH war voll des Charakter nur schwer in Einklang zu bringen. Demzu- Lobes: „Es freut uns folge müssten auch neue Sportanlagen eine gesunde, sehr, als Unterneh- freundliche und sympathische Ausstrahlung haben, men bei diesem For- forderte Kähler. „Wir brauchen verschiedene unter- mat dabei sein zu schiedliche Räume entsprechend der Bedürfnisse der dürfen, das doch Menschen und nicht nur an einzelnen Sportarten ori- recht kurzfristig aus der Taufe gehoben entierte Sportstätten.“ werden musste.“ Markus Wimmer Markus Wimmer SIH 2 4 / 05.12.2020
8 TITELTHEMA „SPORTINFRA“ Die Digitalisierung des Sports Neue Kommunikationsformen der Jugend, vernetzte Duschköpfe oder Kursbuchung über die Cloud: Das „Fachforum 8“ veranschaulichte, wohin die „Reise“ gehen kann D er Corona-Lockdown macht es deutlich: Online- Angebote können klassischen Vereinssport nur sehr eingeschränkt ersetzen: Handball spielt es sich zu Hause nun mal schlecht, das Wohn-Ess- zimmer ist für Anlauf, Radwende Flick-Flack dann doch zu kurz und die gestreamte Pilates-Stunde ist zwar kör- perlich effektiv, bietet aber deutlich weniger Aus- tausch als die Einheit in der Sporthalle. Ist das In- Thema Digitalisierung für den Sport also gar nicht groß von Interesse? Das Forum Nr. 8 der Fachtagung und Sportstätten- messe „sportinfra“ hat das Gegenteil bewiesen: Digita- lisierung wird auch für den Sport immer wichtiger. Nicht nur, dass die Tagung selbst erstmals digital statt- fand und damit Interessierte aus Brandenburg genauso problemfrei teilnehmen konnten wie Referentinnen aus dem österreichischen Graz. Auch inhaltlich zeigte sich schnell, in welch vielfältiger Art und Weise Digita- laufen. „Heute werden beide Ebenen auch stärker mit- lisierung den Sport berührt. einander verknüpft“, berichtete Thiel aus seiner For- schung. So werden analoge Leistungen – neue Tricks OBEN Vernetzte Wasserhähne mit dem Skatboard, coole Stunts im Parcours – zuneh- Beim Thema Sport mend mit dem Smartphone gefilmt und online gestellt. und Digitalisierung Da war etwa Michael Kramer von der Franke Aquarotter „Sich auf den sozialen Netzwerken gut darzustellen geht es um weit mehr als E-Gaming GmbH, der davon berichtete, dass selbst Armaturen wird zu einer zusätzlichen Motivation, der sich alle Ver- oder eine wie Wasserhähne heute digital vernetzt und ans Was- einsvertreter und Trainer bewusst sein sollten“, sagte Vereinswebseite. sermanagementsystem angeschlossen werden können. der Sport- und Sozialwissenschaftler. Foto: William Iven / Neben energetischer Optimierung des Gebäudebetriebs pixabay.com kann damit vor allem die Trinkwasserhygiene sicherge- Ein Star – auf YouTube oder in der Halle? stellt werden. „Sportstätten sind öffentliche Gebäude, in denen die Trinkwasserverordnung einzuhalten ist. Er beschrieb außerdem die Auswirkungen der abneh- Spätestens alle 72 Stunden müssen die Leitungen des- menden Zahl von Kindern pro Familie: „Erwachsene halb durchgespült werden“, erklärte er. kämpfen heute um die Aufmerksamkeit der Kinder. Diese sind es deshalb gewohnt, im Mittelpunkt zu ste- Gerade in der derzeitigen Corona-Zeit kann das zum hen und in ihren Bedürfnissen sehr ernst genommen Problem werden. „Wenn der Hausmeister dann ständig zu werden.“ Auch beim Vereinssport wollten Kinder durchlaufen und Duschen oder Wasserhähne kurz an- deshalb mehr mitreden. Erfolg sei dabei gewünscht, schalten muss, ist das ein großer Aufwand. Mit unse- Stress schrecke aber ab. rem System passiert diese Durchspülung automatisch. Die Rechtssicherheit ist somit gegeben.“ Auch daran hat die zunehmende Digitalisierung ihren Anteil. „YouTube und Instagram vermitteln, dass heute Doch nicht nur mit Dingen, auch mit Menschen kann – jeder ein Star sein kann, dass man Erfolg haben kann, und muss – heute anders kommuniziert werden, wie ohne sich zu quälen. So erscheint es vielen Jugendli- Prof. Dr. Ansgar Thiel vom sportwissenschaftlichen Ins- chen zumindest“, sagte Thiel. Das könne diametral zur titut der Uni Tübingen erläuterte: „Insbesondere für Wahrnehmung der eigenen Lebenswelt stehen, etwa Kinder und Jugendliche spielt das Smartphone heute wenn sich beim Sport der Erfolg nur dann einstelle, eine zentrale Rolle. Dadurch entstehen im Virtuellen wenn man richtig hart dafür arbeite. Man müsse sich neue Treffpunkte.“ Diese können durchaus auch als also darauf einstellen, dass künftige Generationen „an- Konkurrenz zu Sportvereinen verstanden werden. Da- dere Dinge wollen wie wir“. Darauf zu schimpfen und bei geht es um weit mehr als die Frage, ob E-Sport oder noch dazu eine fehlende emotionale Ebene anzupran- virtuelle Sportarten dem analogen Sport den Rang ab- gern, bringe wenig. „Auch online kann emotional agiert SIH 2 4 / 0 5 . 1 2 . 2 0 2 0
TITELTHEMA „SPORTINFRA“ 9 werden.“ Sehen kann man das mit Sicherheit auch da- Venuzle GmbH aber noch weitere Angebote in der Pipe- ran, dass derzeit viele auf Online-Sportkurse mit ihrem/r line. So könnte beispielsweise auch die Abrechnung Übungsleiter/in setzen, obwohl auf YouTube Tausende von Sportangeboten oder Hallenbuchungen über die toll gemachte Fitness-Workouts zu finden sind. Software erfolgen oder Techniksysteme eingebunden werden. Dabei geht es beispielsweise um die Steuerung Das Equipment für solche professionellen Aufnahmen von Heizung oder Licht, aber auch um einen zeitlich war – zumindest bis zum Ausbruch der Corona-Pande- begrenzten Zugang zur Sportstätte – passend zur ge- mie – wohl in kaum einem Sportverein vorhanden. „Um buchten Leistung. ehrlich zu sein, wissen wir zum jetzigen Zeitpunkt gene- rell wenig darüber, in welchem digitalen Reifegrat sich Digitaler Sportatlas die Verbände und Vereine in Sportdeutschland befin- den“, gab Simon Franke zu. Als Projektleiter Digitalisie- Wären alle Kommunen und Vereine schon so weit und rung beim Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) damit ganz und gar im digitalen Zeitalter angekom- versucht er, etwas Licht in diese Dunkelheit zu bringen. men, sollte auch das Projekt, für das sich Prof. Dr. Lutz Demnächst werde deshalb ein Fragenkatalog versendet, Thieme seit Langem einsetzt, kein Problem mehr sein: um die Bedarfe der Verbände und Vereine zu ermitteln. Er wünscht sich einen digitalen Sportstättenatlas und arbeitet an der Hochschule Koblenz derzeit an einer Doch auch in der Dachorganisation selbst tut sich eini- Expertise, um die Grundlagen dafür zu klären. „Es ist ges. „Wir sind derzeit dabei, sogenannte agile Arbeits- 20 Jahre her, dass die Sportstätten bundesweit zuletzt strukturen einzuführen.“ Dabei geht es vor allem da- erfasst wurden. Wir wissen also schlichtweg nicht, wie rum, Strukturen aufzubrechen, um flexibler und viele und welche Sportstätten es derzeit in Deutsch- dynamischer auf neue Entwicklungen und Anforderun- gen reagieren zu können. Außerdem werden Konzepte land gibt und schon gar nicht, in welchem Zustand sie sich befinden“, machte Thieme zu Beginn sei- digitale für digitale Veranstaltungen erarbeitet und Mitarbeiter diesbezüglich geschult. Etwas diffus sprach er auch da- nes Vortrags deutlich. sportinfra von, „analoge in digitale Prozesse zu überführen“. Ohne diese Daten fehle es aber an einer Grund- Fachtagung lage für viele Entscheidungen. „Wenn wir gleich- und Messe Sportstätten digital verwalten wertige Lebensverhältnisse anstreben, funktioniert das nicht, weil wir den Ist-Stand nicht kennen. Wenn Was so etwas für die Betreiber von Sportstätten bedeu- wir über Sanierungsprogramme sprechen, ist eine be- ten kann, machte Lisa Gassler von der Venuzle GmbH darfsgerechte Lenkung der Gelder nicht möglich, weil deutlich. Das österreichische Unternehmen, als Start- wir nicht wissen, wo Bedarf besteht“, führte er aus. Ein up gegründet, bietet Verwaltungssoftware für Sportan- guter Sportstättenatlas, so wünscht er sich, würde lagen an. Darüber kann deren Belegung unkompliziert, aber nicht nur Sportstätten beinhalten, sondern auch UNTEN verständlich und komplett digital koordiniert werden. aufzeigen, wo es welche Angebote gibt. Die größte He- Digitalisierung ist für Insbesondere für Anlagen, die von mehreren Vereinen rausforderung sieht er aber woanders: im Aktuell-Hal- den DOSB ein oder Anbietern genutzt werden, ist das hilfreich, weil ten. Bestenfalls Mitte nächsten Jahres, so sagt Thieme, wichtiger Baustein für die Weiterent- dadurch die bestmögliche Auslastung erzielt wird. Ver- solle der Zuschlag an einen Anbieter erteilt werden. wicklung des knüpft damit ist ein Online-Buchungssystem, über das Verbandes. Das legte Vereine beispielsweise ihre Kursbelegung steuern kön- In Hessen will man so lange nicht warten. Schon seit Simon Franke, nen. „Die junge Generation setzt solch ein Angebot einiger Zeit arbeitet das Hessische Ministerium des In- DOSB-Projektleiter heute voraus. Wer es nicht hat, kann schnell antiquiert nern und für Sport in Zusammenarbeit mit dem Lan- Digitalisierung, bei wirken“, sagte Gassler. dessportbund Hessen an einer hessenweiten Erfassung der „sportinfra“ dar. der Sportstätten. Die Mitarbeit der Vereine, so viel Screenshot: ib Am Beispiel der Stadt Graz, die nicht nur 55 Multifunkti- lässt sich jetzt schon sagen, wird dafür nötig sein. onshallen über das Venuzle-Tool verwaltet, sondern auch rund 7.000 Sportkurse für Kinder, machte Gassler Isabell Boger deutlich, was „digitale Transformation“ in diesem Zu- sammenhang bedeutet: „Früher erfolgte die Anmeldung für die Sportkurse mit Formularen. Diese mussten die Eltern abholen, ausfüllen und wieder abgeben. Irgend- jemand hat die Anmeldungen dann in eine Excel-Liste übertragen, geschaut, wo es Überbuchungen gibt oder wo noch Plätze frei sind, die Formulare abgeheftet und die Eltern informiert. Heute funktioniert das alles on- line.“ Gibt es eine Änderung bei der Anfangszeit oder muss der Kurs an einen anderen Ort verlegt werden, können die Teilnehmer automatisch über das Medium informiert werden, über das ihre Anmeldung erfolgt ist. Damit Excel-Listen, gedruckte Formulare und dicke Leitzordner – die im Verein vielleicht auch noch dezen- tral bei einem Vorstandsmitglied zu Hause stehen, bald komplett der Vergangenheit angehören, hat die SIH 2 4 / 05.12.2020
10 TITELTHEMA „SPORTINFRA“ Große Räder drehen Bewegungspark, Sportvereinszentrum und Sportcampus / Spannende Vereinsprojekte vorgestellt E ine sportinfra ohne Beispiele aus der Praxis ist undenkbar, dies war auch bei der digitalen Aus- gabe der 8. sportinfra nicht anders. In den ver- schiedenen Fachforen wurde über spannende Projekte diskutiert, darunter waren auch drei Großpro- jekte hessischer Vereine, die hier kurz vorgestellt werden. Uwe Steuber, Vorsitzender des Sportkreises Waldeck- Frankenberg, berichtete über die Erfahrungen des TSV Korbach, der sein neues Vereinssportzentrum seit ei- nem Jahr betreibt. Ganz neu im Betrieb ist der Aktiv- park Lumdatal des TV Mainzlar, einem Stadtteil von Staufenberg, den Stefan Neumann vorstellte. In Hanau Mehr Unterstützung großer Vereinsprojekte wünschte ist man hingegen noch nicht so weit. Dort wird aller- sich auch Peter Arlt, Präsident der TG Hanau. Die gebe dings auch ein weitaus größeres Projekt umgesetzt: es im Rahmen der Sportförderung schlicht nicht, be- Die TG Hanau will in Innenstadtnähe einen Sportcam- dauerte er. Zumindest nicht auf Bundes- oder Europäi- OBEN pus bauen. scher Ebene. Auch sei die Deckelung der Förderung Blick auf das neue, durch das Land Hessen nicht hilfreich. Er wünsche sich, moderne Herbert Vereinssportzentren als Zukunftschance dass es künftig Ausnahmeregeln für derartige Projekte Kuhhaupt-Sport- zentrum in Korbach, geben wird, sagte er. Arlt weiß, wovon er redet: Die TGH in dem der TSV Das „Herbert-Kuhhaupt-Sportzentrum“ in Korbach bie- plant auf ihrem Vereinsgelände in Innenstadtnähe ei- Korbach viele tet seit einem Jahr auf 800 Quadratmetern Fläche Ge- nen Sportcampus. Ähnlich wie in Mainzlar wäre das Pro- Angebote sundheitssport- und Fitnessangebote. Uwe Steuber jekt ohne eine Kooperation mit der Stadt nie in Angriff unterbreitet. zog eine durchweg positive Bilanz über das erste Be- genommen worden. Foto: Jens Prüller triebsjahr. Durch das Vereinssportzentrum sei es ge- lungen, viele neue Menschen mit dem TSV in Kontakt Sportcampus für über 13 Millionen Euro zu bringen. Individuelle Betreuung, qualifizierte Trai- ner/innen und viele Kursangebote nannte Steuber als Doch mit der Stadt als Schulträger und „Ankermieter“ Bestandteile des Erfolgsrezepts. „Gerätegebundenes kann die TG Hanau verlässlich planen und ihr aktuell Training im vereinseigenen Sportzentrum ist für viele auf 13,4 Millionen Euro Kosten geschätztes Projekt in Vereine eine große Chance, die Zukunft zu gestalten Angriff nehmen. Hinter dieser großen Summe verber- und zu meistern“, sagte er. Dabei müsse es nicht das gen sich der Neubau einer Dreifeld-Halle sowie vier perfekte 800 qm große Sportzentrum sein. Im Kleinen großer Kursräume. Hinzu kommt ein Kraftraum, Kin- könne sich auch vieles entwickeln. derbetreuung, Cafeteria, Büro- und Konferenzräume. Fruchtbare Kooperation Im Außenbereich sollen Sportler/innen und Schüler/ innen Hanauer Schulen künftig auf eine Dreifeld- Der Aktivpark Lumdatal des TV Mainzlar wurde in der Beachvolleyball- und Beachhandball-Anlage, eine vergangenen Magazinausgabe der „Sport in Hessen“ rund 700 Meter lange Waldboden-Laufbahn um das Ge- bereits vorgestellt. Stefan Neumann, Vizepräsident lände, eine sanierte Dreifeld-Tennisanlage sowie eine Breitensport des Vereins, erläuterte die Umsetzung des optimierte Bogensportanlage zurückgreifen kön- Projektes. Er betonte, wie wichtig die gute Kooperation mit der Stadt sei, die den Aktivpark gemeinsam mit nen. Für die Leichtathletik soll eine 110m/200m Kunststoffbahn sowie eine Wurf- und Sprungan- digitale dem Verein trägt. Ohne diese Zusammenarbeit sei das Projekt undenkbar gewesen. lage entstehen. sportinfra Partner müssen profitieren Fachtagung Dass Finanzplanung auch ihre kreativen Momente hat, bewies Neumann bei der Beschreibung des Finanzie- „Ein Projekt in dieser Größenordnung ist nur um- und Messe rungskonzeptes. Da Fördermöglichkeiten in der Regel setzbar, wenn beide, Verein und Kommune, davon nicht kombinierbar sind, hat der Verein das Projekt in profitieren“, betonte Arlt. Das sei in Hanau gegeben, einzelne, auch inhaltlich unterschiedliche Module auf- denn sowohl der Verein, aber auch die Stadt brauchen geteilt, die aus verschiedenen Fonds unterstützt wur- eine Halle in Innenstadtnähe, um auch zukünftig er- den. So sei es auch möglich gewesen, Fördermittel aus folgreich (Schul-)Sportangebote anbieten zu können. Quellen jenseits der Sportförderung zu erschließen. Markus Wimmer SIH 2 4 / 0 5 . 1 2 . 2 0 2 0
TITELTHEMA „SPORTINFRA“ 11 Gleich und doch anders Sportstättenplanung auf dem Land muss viele Faktoren berücksichtigen, um erfolgreich zu sein S portstättenplanung im ländlichen Raum unter- scheidet sich nicht so grundsätzlich von der im Ballungsraum? Diesen Eindruck konnten die Teilnehmer/innen der Fachforen der sportinfra vielleicht auf den ersten Blick bekommen. Denn auch auf dem Land spielen Klimaschutz, Digitalisierung und ein verändertes Sportverständnis der Menschen eine große Rolle. Und doch gibt es einen grundlegenden Unterschied: Im ländlichen Raum haben viele Kommu- nen mit sinkenden Bevölkerungszahlen und Überalte- rung zu kämpfen, während im Ballungsraum ein steti- ger Zuzug vor allem junger Menschen zu verzeichnen ist. würden. Allerdings ändern sich durch diesen Trend Dabei bedeutet Ballungsraum in der Praxis nicht nur auch die Voraussetzungen für die Sportstätten. „Für die Bereiche rund um Hessens Großstädte, sondern Fitnesskurse und Gesundheitssport braucht man keine selbst in den Landkreisen gibt es unterschiedliche Ent- Dreifeldhalle“, machte er deutlich. Er betonte, dass wicklungen. Das ist eines der Ergebnisse einer Unter- diese Entwicklung Chancen für Vereine im ländlichen suchung dreier hessischer Landkreise, die Dr. Julia Raum eröffnet. Viele Vereine hätten dies auch erkannt Tunn vom Institut für Kooperative Planung und Sport- und würden ihre Fitness- und Gesundheitssportkurse in entwicklung (ikps) vorstellte. Bestätigt wurde dies Dorfgemeinschaftshäusern, Bürgerhäusern oder auch auch von Jens Prüller, Geschäftsbereichsleiter Sportin- Gaststätten anbieten. OBEN frastruktur des Landessportbundes Hessen: „Es gibt Klassische nicht den typischen ländlichen Raum, Wachstum und Gemeinsame Sportplätze als Alternative Fußballplätze gibt es Schwund liegen oft dicht beieinander“, sagte er. viele auf dem Land. Viele bleiben aber Bei den klassischen Sportstätten, vor allem den Fuß- ungenutzt, denn die Die Landschaft wird zum Sportraum ballplätzen, sehen sich Vereine und Gemeinden mit an- Bedürfnisse der deren Herausforderungen konfrontiert. „Die Quantität Menschen haben sich Hinzu kommt, dass sich das Sportverständnis und vor ist groß, die Qualität sehr unterschiedlich“, beschrieb geändert. allem die Sportpraxis der Menschen auch im ländlichen Matthias Schäfer die Situation im Landkreis Waldeck- Foto: Pixabay Raum gewandelt hat. Fast die Hälfte aller Sporttrei- Frankenberg. Vor allem in den Monaten November bis benden im Landkreis Waldeck-Frankenberg geht bei- März gebe es Probleme wegen fehlender Flutlichtanla- spielsweise ihrer Leidenschaft unorganisiert und in der gen oder unbenutzbarer Plätze. Deshalb sehen viele Landschaft nach, erläuterte Matthias Schäfer vom Kommunen Kunstrasenplätze als Alternative. Ange- Fachdienst Sport- und Jugendarbeit des Landkreises. sichts der Kosten planen sie jedoch immer mehr ge- „Feld, Wald und Wiese, davon haben wir reichlich, da meinschaftlich genutzte Kunstrasenanlagen. geht es uns besser als den Städten“, nannte er einen wichtigen Unterschied. Das dies für Vereine durchaus eine Herausforderung darstellt, verdeutlichte Andreas Kattenberg, Vorsitzen- Schäfer betonte, dass für eine sinnvolle Planung die der des SV Philippseck Fauerbach. Der Butzbacher Bedürfnisse aller Sporttreibenden berücksichtigt wer- Stadtteilverein nutzt mit seinen 15 Fußballteams einen den müssten. Das dürfe aber nicht heißen, klassische in der Stadt neu angelegten Kunstrasenplatz mit. Das Sportanlagen künftig nur zu zentralisieren. „Hallen bedeutet im Winter und bei schlechtem Wetter, dass und Sportplätze müssen in der Fläche da sein“, sagte auf der eigenen Anlage mit Vereinsheim und Rasen- er, am besten seien natürlich Lösungen, die sowohl die platz kein Betrieb herrscht und dadurch auch das Ver- Bedürfnisse des Wettkampf-, als auch die des Freizeit- einsleben leidet. sports kombinieren. Gleichzeitig sei man aber dem Druck, auch dem vieler Bevölkerung: älter, aktiver, weniger Eltern, ausgesetzt, optimale Sportbedingungen zu bie- ten, sagte Kattenberg. Entkommen könnten Vereine Und diese sind vielfältig. „Die Menschen werden älter, diesem Dilemma nur, wenn sie kooperieren und gleich- gleichzeitig sind sie hoch aktiv“, sagte Jens Prüller und zeitig Angebote an ihre Mitglieder machen, die diese nannte den Gesundheits- und Präventionssport als sowohl sportlich als auch mit Blick auf das Gemein- Wachstumsfelder im Sport. Dies seien Angebote, die schaftsgefühl attraktiv finden. auch im ländlichen Raum künftig vermehrt nachgefragt Markus Wimmer SIH 2 4 / 05.12.2020
12 TITELTHEMA „SPORTINFRA“ Wandel auf allen Ebenen Klimaveränderungen erschweren Wettkämpfe / Umweltschutz und Sportstättenplanung gehören zusammen K lima- und Umweltschutz, Nachhaltigkeit und der resourcenschonende Umgang mit dem Raum wa- ren Themen, die in nahezu jedem Fachforum der 8. sportinfra zur Sprache kamen. Und tatsäch- lich, eine Erkenntnis, die alle Teilnehmer/innen am Ende mitnahmen, war, dass Sportstättenplanung nicht unabhängig von diesen Fragen möglich ist. Im Forum Naturschutz und Klimaanpassung im Sport wurde dies am deutlichsten, denn dort wurden Aspekte vorgestellt und diskutiert, die eindrucksvoll belegten, wie eng Sport und Umweltschutz miteinander verbunden sind. Diese Verknüpfung zeigt sich sowohl im ländlichen Raum als auch im Ballungsgebiet und den Städten. Im- mer mehr Menschen begreifen die Landschaft und den öffentlichen Raum als Sport- und Bewegungsfläche. Im ländlichen Raum werden Felder und Wälder für sportli- che Aktivitäten wie Wandern, Walken, Mountainbiken Nicht nur die Temperaturen werden steigen, auch Nie- oder Joggen genutzt. Hinzu kommen Hundeausführer/ derschläge werden in Hessen künftig anders fallen als innen, Jäger/innen und nicht zuletzt die Forst- und bisher, das prognostizieren alle Modellrechnungen. Landwirtschaft, mit denen sich der Sport den Raum Mehr Regentage im Winter bei gleichzeitig weniger OBEN ebenfalls teilen muss. In den Städten werden Parks, Frost, Wassermangel und Waldbrandgefahr im Som- Landschaft als Flußufer und Freiflächen zu Sportanlagen. Verstärkt mer. Hinzu kommen Starkregen und Stürme. Sportanlage: In den wurde dieser Trend im laufenden Jahr noch durch die hessischen Wäldern wird viel Sport Corona-Einschränkungen, die Sport nur im Freien Wie gravierend diese Auswirkungen sind, zeige sich getrieben. Manchmal erlauben. jetzt schon angesichts der immensen Waldschäden wird es dort richtig durch Trockenheit und Borkenkäfer. Neben dem Win- eng. Bedürfnisse in Einklang bringen ter- und Wassersport, wo die Auswirkungen offensicht- Foto: Pixabay lich sind, werde insbesondere der Sport in der Land- Um diesen Entwicklungen sinnvoll zu begegnen, bedarf schaft von diesen Änderungen massiv betroffen sein, es einer gemeinschaftlichen Planung, bei der die Be- führte Kreß aus. dürfnisse aller Beteiligten in Einklang gebracht werden müssen, verdeutlichte Martin Küthe vom Hessischen Tropennächte bedrohen den Sport Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz am Beispiel des Waldes als Be- Dass letztlich alle Sportarten betroffen sind, zeigt sich wegungsraum. Ein Beispiel, wie eine solche Planung beim Blick auf die erwartete Temperaturveränderung. aussehen kann, lieferte Heinz-Jürgen Schmoll vom So wird sich die Zahl der heißen Tage (mit 30 Grad Cel- Forstamt Wettenberg. Er beschrieb, wie durch intelli- sius) und tropischen Nächte (20 Grad Celsius) massiv gente Wegeführung am Dünsberg, einem Ausflugsziel erhöhen. Am Beispiel Wiesbaden zeigte Kreß, wie gra- mit keltischen Ringwällen als Bodendenkmal, die An- vierend diese Änderungen vor allem im urbanen Raum forderungen von Archäologie, Sport und Erholungssu- sein werden. Während die durchschnittliche Anzahl chenden in Einklang gebracht wurden. von heißen Tagen zwischen 1971 und 2000 bei 3,5 lag, erhöht sich dieser Wert für den Prognosezeitraum 2031 Mehr Regen und Wassermangel bis 2060 auf 14,1 und die Innenstadt wird dann mit über 35 heißen Tagen im Jahr konfrontiert werden. Wie sehr sich der Klimawandel auf den Sport auswirken könnte, wurde beim Referat von Dr. Aljoscha Kreß vom „Sportveranstaltungen wie der Ironman oder Mara- Fachzentrum Klimawandel und Anpassung des Hessi- thonrennen werden bei solchen Temperaturen nur schen Landesamtes für Naturschutz, Umwelt und Geo- noch schwer planbar sein“, kommentierte Kreß diese logie deutlich. Er stellte am Beispiel verschiedener Mo- Prognose. Auch Breitensport und Trainingsbetrieb dellrechnungen die künftige Klimaentwicklung in würden darunter leiden, denn die wenigsten Sportstät- Hessen und ihre Auswirkungen auf den Sport dar. Da- ten seien klimatisiert und könnten den künftigen An- bei nahm er Wiesbaden in den Blick und verdeutlichte, forderungen gerecht werden. Sportstättenplanung wie stark sich der Klimawandel auf den Sportbetrieb müsse diese Faktoren unbedingt berücksichtigen. vor Ort auswirken wird. Markus Wimmer SIH 2 4 / 0 5 . 1 2 . 2 0 2 0
Sie können auch lesen