Digitalisierung - FÜR MITARBEITENDE - EKKW
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6–2021 FÜR MITARBEITENDE Foto: Adobe Stock INTERVIEW Digitalisierung Was die EKKW-Digitalisie- rungsbeauftragte plant DIGITAL MENSCH BLEIBEN Altern in der digitalen Welt – Angebote für alle
INHALT | EDITORIAL Inhalt Liebe Leserinnen, liebe Leser, THEMA als ich in den 1980er-Jahren mei- Fotos: medio.tv/Schauderna nen ersten Computer auf dem Schreib- 4 Digitalisierung – eine „Never Ending Story” tisch hatte, war noch nicht abzusehen, Interview mit Birgit Wahrenburg-Jähnke dass schon bald ohne dieses Gerät 6 30. Oktober: nichts mehr gehen würde. Das Internet Ein Tag rund um Kirche und Digitales kam dazu, und spätestens zu Beginn des neuen Jahrtausends war die digi- 7 Gemeinsam über den Tellerrand schauen tale Revolution mit Händen zu greifen. Interview mit Birgit Arndt Innerhalb einer Dekade, so prophezei- 8 Fortbildung: Senioren, Smartphones ten Wissenschaftler 2014, werde an- und Sicherheit gesichts der zunehmenden Gerätevernetzung das „Internet der Dinge” zur Grundausstattung unserer Lebenswelt gehören. 9 FÄN: „Natürlich verstehen die das noch” Vermutlich ist es schon längst so weit. Die Tatsache, dass die 10 „Glücklich, ein analoger Mensch zu sein” Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck jetzt eine Digitalisie- Interview mit Prof. Armin Grunwald rungsbeauftragte installiert hat, ist ein Indiz dafür. Die Instituti- 12 Wo bleibt die Würde zwischen on, in der im Angesicht der Ewigkeit sonst vieles etwas langsamer Bits und Bytes? geht als anderswo, will den Anschluss nicht verpassen, sondern mitspielen – und das ist auch notwendig, wie die Auswirkungen 13 Die Zehn Gebote in Zeiten des digitalen der Coronakrise bewiesen haben. Wandels Neben den Chancen gibt es auch Gefahren: Die Beiträge in 24 Glosse: Warum ist dauernd alles wieder weg? unserem Heft verdeutlichen, dass bei aller Technikorientiertheit der Mensch das Maß aller Dinge bleiben muss. Jüngst warnte der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm vor einer „digitalen LANDESKIRCHE Kluft”, die die Demokratie und den Zusammenhalt der Gesell- schaft gefährde. Er kritisierte den zunehmenden Einfluss der gro- 14 Adventskalender der Ausbildungshilfe ßen digitalen Monopol-Konzerne auf die Meinungsbildung und das Verhalten der Menschen. Zudem sei der Zugang zum Netz 14 Bibliotheken fusionieren weltweit sehr ungleich verteilt. Bei uns haben vor allem Kinder 15 Spielraum Gottesdienst: Der Ball liegt im Feld aus armen Familien einen erschwerten Zugang zu digitalem Wis- sen. Aus anderen Gründen gilt das ebenso für die Alten – auch 16 „Ich fühle mich wie ein Zootier” sie dürfen nicht vergessen werden. Interview mit Rabbiner Jehoshua Ahrens Lothar Simmank 17 Spenden ohne Bargeld Redakteur blick in die kirche 18 Umweltpreis 2022 18 Betroffene für Studie gesucht Schauen Sie in Ihre Zeitung ... 19 Roundabout: Kunstausstellung in der Kasseler Martinskirche • Frankfurter Rundschau (FR) im Main-Kinzig-Kreis • Fuldaer Zeitung (FZ) SERVICE • Gelnhäuser Neue Zeitung (GNZ) • Hanauer Anzeiger (HA) 20 Termine / Kirchenmusik / Kirche im Radio • Hersfelder Zeitung (HZ) • Hessische/Niedersächsische Allgemeine (HNA) KOMMENTAR • Maintaler Tagesanzeiger • Oberhessische Presse (OP) 23 Kommentar: Nichts ist gut in Afghanistan? • Südthüringer Zeitung (STZ) Am Samstag, 2. Oktober • Waldeckische Landeszeitung 2021, erscheint das blick (WLZ) in die kirche-magazin als • Werra-Rundschau (WR) Beilage in: 2 blick in die kirche | FÜR MITARBEITENDE | 6–2021
UMFRAGE | IMPRESSUM Wie digital ist Ihr Kooperationsraum? Foto: privat Foto: privat Foto: privat Foto: privat In den Marburger Kirchen- Wir in Fulda nutzen YouTube, Wir sind vielfältig digital auf- Die Digitalisierung in den Ko- gemeinden haben wir in der Facebook und Instagram, gestellt, aber bewusst in den operationsräumen in Kassel Corona-Zeit viel gelernt. Das um die Kirche mit ihren An- einzelnen Gemeinden und von wächst stetig. Es gibt inter- geläufigste digitale Werkzeug geboten zu präsentieren. Mir da aus über sie hinaus. Jede aktive Zoom-Gottesdienste, war wohl die Videokonferenz, macht das viel Spaß, denn Gemeinde präsentiert auf der Teams-Konferenzen und Da- mit deren Hilfe so gut wie über Social Media trete ich eigenen Homepage, was ge- teipools, auf die Berechtigte überall nicht nur Sitzungen, viel direkter mit Menschen in schieht und ansteht. Es gibt Zugriff haben. Kirchenbü- sondern auch Konfi-Treffen Kontakt als über die Pressear- Video- und Telefongottes- cher werden digital geführt, und andere Veranstaltungen beit. Die Digitalisierung er- dienste und einen kirchenmu- Bescheinigungen können in durchgeführt wurden. Eini- spart allerdings nicht die Fra- sikalischen Podcast. Auch auf einigen Gemeinden online ge Gemeinden haben auch ge nach den Dialoggruppen: Facebook sind wir zunehmend angefordert werden. Schrift- Video-Gottesdienste produ- Was brauchen diese Men- präsent, einfach weil viele Ge- wechsel findet vorwiegend ziert. Eine Kirchengemeinde schen? Die interne Kommu- meinde-Menschen auch dort per E-Mail statt, und in vielen streamt zudem inzwischen je- nikation läuft zu 90 Prozent sind. Natürlich können wir Gemeinden wird die Konfir- de Woche ihren Gottesdienst. digital über Microsoft Teams. uns schon längst gleicherma- mandenzeit mit der KonApp Kurz gesagt: Viel ist gesche- Das vermindert Fahrtkosten, ßen digital oder analog ver- organisiert. Mein Eindruck ist, hen, mehr wäre denkbar. Ich ist aber eine Herausforde- abreden und abstimmen, je dass die Corona-Pandemie die persönlich staune, welche rung im Sinne gelingender nach Situation und Anlass. Digitalisierungsprozesse be- Möglichkeiten wir hier haben, Kommunikation. Denn wer Das alles nimmt uns nicht schleunigt hat und die Men- mit Menschen in Kontakt zu gehört zum „Team-Kooperati- die Freude an der analogen schen immer mutiger werden, treten und verbunden zu sein. onsraum“? Und wie kann es Begegnung, sondern ergänzt digitale Möglichkeiten auszu- gelingen, ein multiprofessio- sie und erweitert unseren Ho- probieren, um Anschluss und nelles Team zu werden? rizont. Kontakte nicht zu verlieren. Markus Rahn, Claudia Pfannemüller, Jens Heller, Christiane Friedrich-Bukacz, Pfarrer im Kooperationsraum Öffentlichkeitsarbeit und Koor- Bischofsheim, Pfarrer Verwaltungsassistenz im Marburg-Mitte dination Ev. Kooperationsraum im Kooperationsraum Ev. Stadtkirchenkreis Kassel, Fulda Mitte/West „Kurhessische Riviera” Kooperationsraum Südwest IMPRESSUM blick in die kirche erscheint sechsmal jährlich und Redaktion: Anschrift: wird an haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiterinnen Lothar Simmank (Leitung) Ev. Medienhaus, Heinrich-Wimmer-Straße 4 und Mitarbeiter der Landeskirche kostenlos verteilt. Telefon 0561 9307-127 34131 Kassel-Bad Wilhelmshöhe Olaf Dellit redaktion@blickindiekirche.de Direkt-Abonnement: Telefon 0561 9307-132 www.blickindiekirche.de 12,50 Euro pro Jahr inklusive Zustellkosten RG 4 Redaktionsbüro / www.blauer-engel.de/uz195 Gestaltung: Lothar Simmank, Olaf Dellit Herausgeber: Anzeigen: Dieses Druckerzeugnis wurde mit Layout-Konzept: Liebchen+Liebchen, Frankfurt am Main Landeskirchenamt der Evangelischen Andrea Langensiepen dem Blauen Engel ausgezeichnet. Herstellung: Bonifatius GmbH, Paderborn Kirche von Kurhessen-Waldeck Telefon 0561 9307-152 Auflage: 17.000 Exemplare Wilhelmshöher Allee 330 Daniela Denzin 34131 Kassel-Bad Wilhelmshöhe Telefon 0561 9307-128 Mehr Informationen über die Evangelische Kirche Fax 0561 9307-155 von Kurhessen-Waldeck unter www.ekkw.de blick in die kirche | FÜR MITARBEITENDE | 6–2021 3
THEMA Digitalisierung – eine „Never Ending Story” Birgit Wahrenburg-Jähnke ist die neue Digitalisierungsbeauftragte der Landeskirche – im blick-Interview erläutert die Digital-Expertin, was sie in ihrem Job vorhat ? Erinnern Sie sich noch an Ihren ers- ten Computer? Birgit Wahrenburg-Jähnke: Also pri- damit anfängt, kann es nicht bei einem Bereich bleiben. Wer einen Prozess der di- gitalen Transformation startet, muss auf lich über das Singen. Der Kirchenchor war mir wichtig. Vor einigen Jahren habe ich vermehrt nach spirituellen Angeboten ge- vat hatte ich erst sehr spät einen eige- überraschende Ergebnisse gefasst sein. Es sucht. Ich hatte den Eindruck, dass die Kir- nen Computer. Aber als ich 1994 bei der geht um die Fragen: Wie erreiche ich Men- che ihr Potenzial nicht ausnutzt. Ich will dpa anfing, hatte ich schon einen kleinen schen? Wie kommuniziere ich? Wie mache dazu beitragen, dass man dieses Potenzial Apple-Computer. Unsere Grafiken wurden ich Kirche sichtbar? Wie mache ich Ange- im positiven Sinne nutzbar macht. am Computer erstellt, ausgedruckt, über bote? All dies kann sich durch Digitalisie- eine Walze mit Lichtimpulsen abgetastet und über Satellitenleitung an die Redakti- onen verschickt. rung sehr stark verändern, und es verän- dert auch die Organisation selbst. ? Die Corona-Pandemie hat in Sa- chen Digitalisierung einen großen Schub gebracht. Wie ist der Stand in ? „Das Internet ist für uns alle Neu- land“, hat Ex-Kanzlerin Merkel 2013 ? Was verbindet Sie mit Kirche? Wahrenburg-Jähnke: Seit ich stu- diert habe, war ich persönlich immer an der EKKW? Hinken wir den anderen Landeskirchen hinterher oder sind wir Vorreiter? gesagt und viel Spott geerntet. Für Sie eine Gemeinde angebunden – hauptsäch- Wahrenburg-Jähnke: Ich bin vorsich- müsste das Internet dagegen längst ei- tig mit Vergleichen: Zwar habe ich durch ne Heimat sein, oder? ZUR PERSON meinen vorhergehenden Job bei der EKD Wahrenburg-Jähnke: Ich fand den einen ganz guten Überblick, aber kenne Spott ein bisschen unfair, denn viele Leute ja nicht überall die Verhältnisse vor Ort. nutzten das Internet zwar, aber die Zusam- Ich finde aber hier in Kurhessen-Waldeck menhänge dahinter waren doch oft sehr sehr gute Voraussetzungen vor, allein unbekannt. Ich selbst habe mich 2011 schon durch die Entscheidung für Mi- Foto: medio.tv/Schauderna ganz bewusst als Selbstständige ins Inter- crosoft. Sie hat den großen Vorteil, dass net gestürzt und fand das super spannend. man eine mächtige große Plattform hat. Ich habe viel gelernt, auch durch mein ei- Die Gemeinden können auf dieser Struktur genes Unternehmen – eine Internetplatt- aufbauen, das ist ein Plus. Ich habe schon form. jetzt sehr viele engagierte und interessier- te Menschen getroffen, die digital etwas Brigit Wahrenburg-Jähnke (54) leitet seit ? Und wie sieht es für die Landeskir- che aus? Heimat oder Neuland? Wahrenburg-Jähnke: Neuland. Also Juni dieses Jahres die Stabsstelle Digitali- sierung im Kasseler Landeskirchenamt. machen und verändern wollen, das ist tat- sächlich eine gute Ausgangslage. Nach Abschluss des Studiums der die Öffentlichkeitsarbeit funktioniert natür- lich gut mit ihrem Internetauftritt, ebenso die interne IT. Aber alles, was mit Suche Volkswirtschaftslehre in Mannheim war die Diplom-Volkswirtin als Wirtschafts- redakteurin bei der dpa-Infografik tätig, ? Digitalisierung kann man nicht ein- fach ablehnen. Sie ist unaufhaltsam. Auf welche Widerstände stoßen Sie? und Online-Marketing zu tun hat, ist für von 2006 bis 2010 als Redaktionsleite- Wahrenburg-Jähnke: Ich sehe im viele tatsächlich Neuland. Dabei gab es rin und Chefredakteurin. Von 2010 bis Moment eine sehr große Offenheit, aber gerade in den Gemeinden jetzt in der Pan- 2020 arbeitete Wahrenburg-Jähnke als ich bin nicht naiv und weiß, dass Digita- freie Journalistin, Beraterin und Interim- demie viele digitale Aktivitäten für Got- lisierung immer Widerstände erzeugt. Die Managerin sowie als Online-Verlegerin mit tesdienste, Unterricht und Seelsorge oder können aus verschiedenen Beweggrün- eigenem Start-up-Unternehmen. Social Media. Und für viele – nicht alle den kommen und sind auch verständlich. Seit 2019 war sie als IT-/Changemanage- natürlich! – war dies tatsächlich Neuland. ment-Expertin in der Stabsstelle Digitalisie- Eingefahrene Gewohnheiten müssen viel- rung der EKD in Hannover tätig. In dieser leicht geändert werden, hierarchische Ver- ? Digitalisierung der Kirche – was heißt das in Kurzform? Wahrenburg-Jähnke: Das hat ver- Funktion war sie verantwortlich für Prozes- se und Standards in der Zusammenarbeit mit den Gliedkirchen, leitete das Projekt hältnisse verändern sich eventuell. Digitale Prozesse decken vieles auf, das erlebt man immer wieder, wenn man zum Beispiel um- schiedene Ebenen. Digitalisierung ist ja „Digitale Kirchtürme”, das der besseren ständliche Arbeitsvorgänge untersucht, keine einzelne Sache, die man sich anzie- Auffindbarkeit von Gemeindeangeboten die man digital vereinfachen könnte. Wir hen kann oder nicht, sondern sie verän- über Suchmaschinen dient, und begleitete haben den Digitalisierungsausschuss mit dert eine Organisation. Und wenn man Innovationsprojekte. dem Vorsitzenden, Oberlandeskirchenrat 4 blick in die kirche | FÜR MITARBEITENDE | 6–2021
Foto: Adobe Stock Timo Koch, der die Arbeit begleitet, zu- Wahrenburg-Jähnke: Ich persönlich te mitnimmt. Nur das Gerüst hinzustellen, sammen werden wir jetzt erste Vorschläge finde Zoom oder Teams tatsächlich sehr reicht in der Regel nicht, sondern wir müs- entwickeln. anstrengend. Klar, es ermüdet, wenn man sen es auch verankern und alle zum Mit- bei einer dreistündigen Sitzung konzen- machen ermutigen. ? Die Digitalisierung hat bei allen Erleichterungen und Vorteilen auch große Schattenseiten. Welche Gefahren triert auf diese Kacheln starrt und kaum mal den Blick nach rechts und links schwei- fen lässt. Ansonsten ist das für mich kein ? Wie wollen Sie es schaffen, Gemeinden zu erreichen? sehen Sie? Ding: Ich habe schon lange kollaborativ Wahrenburg-Jähnke: Die Gemeinden Wahrenburg-Jähnke: Wir machen uns gearbeitet, mit internationalen Partnern, sind ja auch im Intranet, aber sie brauchen noch gar nicht klar, wie tiefgreifend die über Plattformen und Videokonferenzen. mehr. Da steht die Frage nach einem Ge- Veränderungen der Arbeitswelt sein wer- meindeplaner im Raum: Wie kann man den. Das müssen wir als Gesellschaft be- gleiten, damit Menschen ihre Arbeit nicht verlieren. Das betrifft nicht nur einfache ? Wie sieht Ihr Plan aus? Wie werden Sie Ihren Job als Digitalisierungsbe- auftragte angehen? Gemeinden helfen, mit ihren Ressourcen gut umzugehen, damit nicht die Pfarrer und Pfarrerinnen die Hälfte ihrer Zeit Ver- Tätigkeiten, zum Beispiel Lagerarbeiten, Wahrenburg-Jähnke: Ich habe zwei waltungsarbeit machen müssen? Wie kann die von Robotern erledigt werden. Inzwi- Aufträge in meiner Stellenbeschreibung: man Ehrenamtliche gut einbinden, damit schen können Computer Röntgenbilder au- Das eine ist Bestandsaufnahme – da sind sie nicht gebremst werden durch organisa- tomatisch analysieren, das wird beispiels- viele Gespräche zu führen. Das andere: Ich torische Hürden? weise die Arbeit von Ärzten verändern. werde Innovationsprozesse anstoßen und ? Und was sind die größten Vorteile? Wahrenburg-Jähnke: Es ist die un- begleiten. Gemeinsam mit dem Digitali- sierungsausschuss erarbeite ich eine Stra- tegie der digitalen Transformation für die ? Was ist Ihre Vision: Wann ist Kurhessen-Waldeck digital? Wahrenburg-Jähnke: Man kann kein glaubliche Vernetzung und das Wissen, Landeskirche. Eine praktische Aufgabe ist, Schlussdatum setzen, das ist eine Never das uns allen auf einen Klick zur Verfü- das EKKW-Intranet-Portal zu stärken. Die Ending Story. Für die Projektstelle habe ich gung steht. Ich habe mir vor zwanzig Jah- Idee ist, es so zu nutzen, dass es zu den fünf Jahre, das ist ein Zeitraum, in dem ren nicht vorstellen können, wie rasant Zielen der Organisationen und zu den man vieles begleiten kann. Ich glaube sich das alles verändern würde. Ein ganz Grundaufgaben der Landeskirche passt. nicht, dass der Prozess der Digitalisierung wichtiger Vorteil für Kirche ist die Mög- irgendwann aufhört. Da kommen ja stän- lichkeit, die Mitglieder ganz anders in den Blick zu nehmen und zusätzliche Angebote zu machen, wenn wir die Digitalisierung ? In welche Richtung könnte man das Intranet denn weiterentwickeln? Wahrenburg-Jähnke: Es gibt ganz tol- dig neue Möglichkeiten, neue Technologi- en, neue Fragen. Auch die Kirche selbst wird sich verändern: Da ist der Kosten- vorantreiben. le Vorbilder, wie man mit den Möglichkei- druck, man muss mit Ressourcen sparsam ten, die wir heute schon haben, und ohne umgehen. Möglicherweise weniger Mitglie- ? Viele Menschen, die sich seit Mona- ten vor allem in Videokonferenzen sehen, vermissen den persönlichen große Investitionen mit Sharepoint Online ein modernes Intranet aufbauen kann, in dem man sich ganz normal bewegt und In- der und weniger Mitarbeitende – manche Prognosen kennen wir, andere Veränderun- gen werden noch kommen, all das wird die Kontakt. Sie selbst haben Ihre neue halte, Personen und Services findet. Es gab Anforderungen verändern. Aufgabe mitten in der Pandemie ange- ja bereits mehrfach Versuche, das Intranet treten. Fehlen Ihnen auch echte Begeg- weiterzudenken, aber man muss sich auch Vielen Dank. ● nungen? Gedanken dazu machen, wie man die Leu- Fragen: Lothar Simmank, Olaf Dellit blick in die kirche | FÜR MITARBEITENDE | 6–2021 5
THEMA Ein Tag rund um Kirche und Digitales Kostenfreier Digitaltag für Haupt- und Ehrenamtliche der beiden hessischen Landeskirchen am 30. Oktober S elbst wer sich im Internet heimisch fühlt, kann nicht jeden Winkel und jede Ecke des weltweiten Netzes ken- nen. Tag für Tag kommen neue Angebote, Apps und Webseiten dazu, niemand kann das alles im Blick haben. Doch man kann voneinander lernen und sich so Wege durch den digitalen Dschungel bahnen. Genau das ist der An- satz des Digitaltages am Samstag, 30. Ok- tober. Das Format ist in der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) ent- wickelt worden, in diesem Jahr ist Kurhes- sen-Waldeck erstmals mit dabei. Der Tag richtet sich an Haupt- und Ehrenamtliche beider Landeskirchen. Kirchenvorstandssitzungen per Zoom, Gottesdienste auf YouTube, virtuelle Kon- fiarbeit – für viele Gemeinden gehört das Grafik: Carsten Sommer/EKHN digitale Arbeiten mittlerweile zum Ge- meindealltag. Die Corona-Pandemie hat für einen starken Schub in diesem Bereich gesorgt, aber es wurden auch neue Fragen aufgeworfen. 140 machten bei der Premiere mit Welche Plattformen sind für Videos und andere Inhalte am besten geeignet. Gestalten, filmen, verkündigen Wie sieht es mit dem Datenschutz aus? Was ist mit Seelsorge im Internet? Diese Ausschnitte aus dem Programm des Digitaltags von EKKW und EKHN und viele andere Fragen können beim Di- gitaltag thematisiert werden. Beim ersten EKHN-Digitaltag waren 140 Teilnehmer dabei, es wurden mehr als zwei Dutzend D as Spektrum der Digitalthemen am 30. Oktober ist breit. Die Ver- anstaltung dauert von 8.30 bis 15.30 • Medio.tv – die Schatzkiste für Gemeinderedaktionen Workshops veranstaltet. Durch die Erweite- Uhr, wobei man nicht den ganzen Tag • Digitale Angebote planen mit rung auf die EKKW dürften die Zahlen bei dabei sein muss. Beispiele aus dem erwachsenenbildung.digital diesem Durchgang noch steigen. Programm: Um im Vorfeld einen Eindruck zu be- • Digitale Aktenführung – digitale kommen, welche Themen die Mitarbeiten- • Filmen und Schneiden für Webseite Ablage: Grundprinzipien den interessieren, wurden im Internet Vor- und Social Media mit dem Handy schläge gesammelt. Der Digitaltag wird • Nachhaltigkeit und Digitalisierung – – wie es der Name sagt – komplett digital • Digitale Grundausstattung für die Passt das zusammen? ablaufen, das heißt, per Videokonferenzen. Gemeinde: W-LAN, Cloudspeicher, Die Workshops sind kostenfrei. Collaborationstools … • Blended Learning kennenlernen – Aktuelle Informationen zu den The- Kirchenführer Ausbildung men, den Referenten und zum Zeitplan un- • Digitales Wissensmanagement – ter www.ekkw.de/digitaltag und www. Möglichkeiten und Chancen, • Einblicke in den Digitalinnovations- kirchendigital.de Grenzen und Risiken fonds der EKD Material zu den ersten beiden Digital- tagen: www.ekhn.de/digitaltag ● ode • Instagram für Fortgeschrittene • Social Media in der Gemeinde 6 blick in die kirche | FÜR MITARBEITENDE | 6–2021
THEMA Gemeinsam über den Tellerrand schauen Mitorganisatorin Birgit Arndt im Interview über bisherige Digitaltage und die Kooperation mit der EKKW B irgit Arndt ist Geschäftsführerin des Arndt: Besonders gefragt sind prakti- Algorithmen, die Informationsblasen er- Medienhauses der Evangelischen Kir- sche Themen: Instagram für Anfänger zum zeugen, bis hin zu Künstlicher Intelligenz, che in Hessen und Nassau (EKHN). Beispiel, Schnitt und Kameraführung von die viele Vorteile haben kann, aber auch Sie hat zwei Digitaltage mitorganisiert YouTube-Gottesdiensten. Weniger gut lie- Gefahren mit sich bringt. Wir brauchen ei- und freut sich auf neue Erfahrungen und fen Einzelbeispiele wie „Facebook in der ne Ethik des Digitalen. Begegnungen. Gemeinde XY“ aber auch allgemeine The- ? Seit Monaten sitzen viele Haupt- und Ehrenamtliche ständig vor Bildschir- men wie „Digitale Kommunikation und Di- daktik“. Es muss sehr konkret und mit der Gemeindearbeit verbunden sein. Für den ? Worauf freuen Sie sich beim Digital- tag am meisten? Arndt: Ich freue mich darauf, mich mit men. Warum sollten sie das jetzt zum nächsten Digitaltag ist das Thema Messen- immer mehr Leuten auf den Weg zu ma- Digitaltag auch noch machen? ger sehr gefragt, da viele auf der Suche chen, neue Themen kennenzulernen. Ich Birgit Arndt: Dafür gibt es viele gu- sind und sich fragen, was datenschutz- freue mich, bekannte Gesichter wiederzu- te Gründe. Zum einen können sie sich mit mäßig geht. Kollaboration ist ein großes sehen und neue kennenzulernen. Ich finde anderen vernetzen, die auch digital noch Thema, etwa gemeinsame Kalender, Date- es toll, dass es diesmal eine Kooperation lernend unterwegs sind. Zum anderen nablage für den Kirchenvorstand, digitales zweier Landeskirchen ist, und hoffe, dass können sie von anderen lernen. Es geht ja Archiv – das sind Kernthemen. sich das noch erweitern lässt und dass wir manchmal im Alltag unter, mal über den möglicherweise irgendwann eine große Tellerrand zu gucken, was bei anderen gut läuft. Das vermittelt der Digitaltag. Und wir erleben beim Digitaltag, dass ? Sie haben einen Überblick über das, was digital in den Gemeinden läuft. Was sind besonders positive Beispiele? Runde von Landeskirchen sind, die diesen Weg gemeinsam gehen. die Leute trotz vieler Webseiten und Infor- mationen aller möglichen Dezernate nicht wissen, was für Angebote und Möglichkei- Arndt: Es gibt ganz viele tolle Beispie- le, aber es gibt nicht die eine super-digita- le Gemeinde. Es gibt Gemeinden, die ma- ? Was finden Sie persönlich im Inter- net richtig toll? Arndt: Dass ich mich schnell und gut ten es in ihrer Landeskirche gibt und wie chen ganz tolle digitale Gottesdienste. Ich informieren kann, dass ich an vielen Stel- sie diese nutzen können. Wir stellen bei könnte Beispiele aus Idstein, Egelsbach, len unterhalten werde, dass ich über sozi- den Digitaltagen fest, dass die Informati- Bad Vilbel oder Hungen nennen – da gibt ale Medien mit Menschen in Kontakt sein onen von der Kirchenverwaltung nicht bis es ganz viel. Andere sind weit vorne, was kann – auch mit solchen, die ich noch nie zu den Ehrenamtlichen kommen. Da gibt ihre Website angeht. Wieder andere nut- gesehen habe. Ich könnte mir ein Leben es ein Informationsdefizit. Dafür lohnt es zen sehr erfolgreich Kollaborations-Tools. ohne Netz nicht mehr vorstellen, mein gan- sich, nochmal einen halben Tag vor dem Ich kenne keine Gemeinde, bei der ich sa- zer Alltag ist davon durchdrungen. Rechner zu sitzen. gen würde: Die machen alles. ? Die EKHN hat bereits zwei Digitalta- ge absolviert. Wie ist die Bilanz? ? Gibt es auch kirchliche Bereiche, wo das Digitale draußen bleiben sollte? ? Und wann verzichten Sie gerne auf Computer und Handy? Arndt: Nie. ● Arndt: Unsere Erfahrung ist, dass das Arndt: Das nicht, aber es gibt Berei- Fragen: Olaf Dellit Interesse wächst. Auch die Digitaltage che, wo digital nicht alles sein kann und brauchen etwas Zeit, um bekannt zu wer- es unbedingt menschliche Interaktion ZUR PERSON: BIRGIT ARNDT den und in die Fläche zu wirken. Im Herbst braucht. Natürlich kann man digitale Got- 2020 sind wir mit ungefähr 140 Teilneh- tesdienste feiern, aber es braucht auch per- Birgit Arndt (58) menden gestartet, im Frühjahr 2021 wa- sönliche Verkündigung und Beziehungen. ist seit Juli 2012 ren es schon rund 200. Und bei Facebook Auch Seelsorge kann nicht ausschließlich Geschäftsführerin war die Debatte hinterher: Warum wussten digital sein. An vielen Stellen kann die des Evangelischen Medienhauses in Foto: Peter Bongard wir nicht, dass das stattgefunden hat? Der Digitalisierung Arbeit erleichtern, aber Frankfurt, dem Bedarf ist da. Es ist ein kostenloses Ange- menschliche Beziehungen und Interakti- zentralen Standort bot und toll, um einen Überblick zu be- on sind nicht ersetzbar. der Publizistik und kommen und um zu sehen: Andere haben Medienarbeit der auch ihre Problemchen. Da stärkt es, wenn man merkt: Wir sind gemeinsam Lernende. ? Das Internet hat auch Schattensei- ten. Ist das beim Digitaltag Thema? Arndt: Selbstverständlich. Es gibt vie- Evangelischen Kirche in Hessen und Nas- sau. Die Diplomkauffrau engagiert sich auch ehrenamtlich an vielen Stellen in der ? Welche Themen waren und sind be- sonders gefragt? le Schattenseiten. Das fängt bei der Ver- letzung des Datenschutzes an, geht über EKHN, unter anderem in Gottesdiensten, als Hauskreisleiterin und Fundraiserin. blick in die kirche | FÜR MITARBEITENDE | 6–2021 7
THEMA Senioren, Smartphones und Sicherheit Kasseler Seniorenreferat bietet Fortbildung für ehrenamtliche Handy-Lehrer an die 15-stellige Nummer, mit der man das Handy bei Diebstahl oder Verlust aufspü- ren kann. Mancher fängt jetzt an, nach sei- nem Smartphone zu angeln, und sieht es ungläubig an: Wo soll diese IMEI-Nummer sein, von der man noch nie gehört hat? Aniane Emde sagt: „Sternchen, Raute, Null, Sechs, Raute.“ Alles klar. Felicitas Becker-Kasper ist immer auf der Suche nach „Senioren- und Seniorin- nen-Nachwuchs" für die Kursleitungen in den PC-Gemeinden, denn derzeit stammt Foto: Adobe Stock noch ein Großteil ihrer zwanzig Ehrenamt- lichen aus der ersten Runde, manche müs- sen inzwischen aus gesundheitlichen Grün- den reduzieren oder ganz aussteigen. Wer selbst Lust am Digitalen hat und sich über D er Infotisch liegt voller Flyer und dabei, die zum Teil schon lange an dem Kontakt zu anderen freut, kann gern aus- Broschüren und lädt zum Stöbern PC-Angebot „Senioren schulen Senioren“ probieren, ob er dafür infrage kommt. Für ein. „Smartphone – unterwegs stets teilnehmen. In fünf Kirchengemeinden im die Ehrenamtlichen gibt es kurze Schulun- auf Empfang“ heißen die Hefte oder „Zu Bereich der Evangelischen Kirche in Kassel gen sowie eine jährliche Fortbildung. „Wir nackt fürs Internet?“ und „Infektion mit beraten und begleiten sie ältere Menschen sind sehr gut vernetzt“, sagt Becker-Kasper; Schadprogrammen“. Kriminalhauptkom- in digitalen Fragen; zuständige PC-Fachko- es gebe neuerdings sogar eine Schulungs- missarin Aniane Emde steht daneben und ordinatorin ist Maren Zankl. anfrage aus dem Bistum Fulda, damit zu- fordert zum Mitnehmen auf. So starten die künftig Jugendliche und erfahrene „Digi- etwa 20 Teilnehmenden bereits gut aus- talpaten“ zusammenarbeiten können. gerüstet in den kühlen Sommerabend, an »Anderen auf die Sprünge dem auf Einladung des Seniorenreferats helfen – und selbst immer Waren es früher reine PC-Kurse, die in der Evangelischen Kirche in Kassel ein Vor- was dazulernen.« den Gemeinden für Kirchennahe und -fer- trag zum Thema „Sicherheit und Schutz für ne angeboten wurden, so geht es heute Smartphone, Tablet und Co.“ auf dem Plan meist um Tablet und Smartphone. In der steht. Dass einige „vom Fach“ sind, lässt sich Regel ist ein extra PC-Raum vorhanden. Im an den Reaktionen im Saal ablesen. Lieber letzten Jahr mussten die Netzwerktreffen, Nach anderthalb Jahren Corona- PIN als Fingerabdruck zum Entsperren des so heißt das Zusammenkommen aller Kurs- Pause endlich wieder eine Präsenzver- Displays ? Ja, man nickt in die Runde, als leiterinnen und -leiter, per Zoom stattfin- anstaltung! Die Kasseler Polizistin, die Aniane Emde vorschlägt: eine PIN, also den, auch darin sind die Ehrenamtlichen langjährig mit dem Seniorenreferat zu- ein persönliche Identifikationsnummer sei inzwischen fit. Was braucht ein Kursleiter sammenarbeitet, fängt nicht bei Null am besten, und zwar eine möglichst lan- noch? Er oder sie sollte „langsam, deut- an, sondern steigt gleich inhaltlich ein: ge. Auch dass fremde WLAN-Verbindun- lich und laut“ sprechen, sagt Becker-Kas- Es geht um Displaysperre, Betriebssyste- gen bitte nur über ein „VPN“ („virtuelles per. Und Geduld haben – etwas mehr, als me („Stets auf dem neuesten Stand hal- privates Netzwerk“) zu nutzen seien, stößt jugendliche Enkelkinder oft aufbringen ... ten!“) und dass man „WhatsApp“ nicht auf Vorkenntnisse; weiter geht es humor- Der Gewinn? „Anderen auf die Sprünge zu viele Zugriffsrechte einräumen sollte … voll mit Kriminalhauptkommissarin Emde helfen – und selbst immer was dazuler- Wer das wissen will? Die Zuhörerschaft – zu den Themen Passwortmanager und nen!” ● so erläutert später Referatsleiterin Felici- Löschen sensibler Daten vor dem Weiter- Anne-Kathrin Stöber tas Becker-Kasper – besteht aus etlichen verkauf des Altgerätes über Bezahlen mit Interessierten, aber es sind auch sechs dem Handy bis zum Tipp, die Daten der Infos: seniorenreferat.ekik@ekkw.de, ehrenamtliche Kursleiterinnen und -leiter SIM-Karte vor dem Urlaub zu notieren und T 0561 28760-12 8 blick in die kirche | FÜR MITARBEITENDE | 6–2021
THEMA „Natürlich verstehen die das noch!“ FÄN – Wie Schüler Senioren mit dem Smartphone auf die Sprünge helfen D ass sie solch einen Ansturm auslö- Mal geht es um WhatsApp, mal um ter beobachtet, wie glücklich es mache, sen würde, hatte Heike Scheutzel Bedienungsfragen, oft möchten die Senio- wenn Bild-Anrufe bei weit entfernt leben- nicht erwartet. Vor vier Jahren ver- ren lernen, wie man Fotos mit dem Handy den Verwandten getätigt werden können. anstaltete sie mit FÄN, der „Fachkoordina- verschicken kann und was es mit der Vi- „Ach, da ist ja mein Junge“, habe eine tion Älterwerden in Niederzwehren“ vom deotelefonie auf sich hat. Manche haben Seniorin gestaunt, als sie ihren auf Gran Diakonischen Werk Kassel, die jährliche nur eine konkrete Frage, andere möchten Canaria lebenden Sohn auf ihrem Handy- Stadtteilkonferenz, damals zum Thema am liebsten jede Woche beraten werden. Display in der Sonne sitzen sah. Technik, Computer & Co. Scheutzel wollte Sie sagen: „Ich vergesse das ja alles wie- Wie geht es weiter? Die Nachfrage ist neben anderem auch eine kleine Praxis- der.“ Macht nichts, man darf ja öfter kom- ungebrochen, die Jugendlichen sind gut gruppe anbieten, um erste, „angstfreie“ men, und jeder ist eingeladen – schließlich ausgebucht. Heike Scheutzel denkt aber Erfahrungen mit einem Smartphone oder geht es auch um das Miteinander, und das weiter. „Wie kommen wir an die ran, die Tablet machen zu können. Wer kam, wa- klappt laut Heike Scheutzel hervorragend. nicht mehr rauskönnen und die Hilfe im ren aber nicht schüchterne Menschen, die Oft höre sie vom Nebenzimmer aus – wo Digitalen dringend brauchen könnten?“ noch nie ein Handy angefasst hatten, son- sie für Unterstützung oder dern Senioren, die bereits ein Gerät besa- Rückfragen in Rufweite ßen, es aber noch nicht richtig bedienen bleibt – lautes Gelächter. konnten. Die Hälfte der 110 Besucher „Die haben richtig Spaß mit- wollte genau in diese Gruppe, um den Ex- einander“, sagt sie. Die Ju- perten vor Ort ihre Fragen stellen zu kön- gendlichen seien zwar etwa nen. „Die rannten uns die Bude ein!“ im Alter der eigenen Enkel, dennoch funktioniere das Erklären oft in der Familie »Ich möchte gern skypen, weniger gut als unter Frem- bitte schicken Sie mir den. „Die Verwandtschaft jemanden vorbei.« hat ein festes Bild von den Eltern oder Großeltern, da heißt es dann, die begreifen So entstand in Zusammenarbeit mit das doch nicht.“ dem Projekt „Digitalkompass“ (mehr Infos unter www.digital-kompass.de) zunächst Anders die Erfahrung in mehrmals im Jahr ein „digitaler Stamm- der Sprechstunde. „Natür- tisch“, bei dem es um digitale Schulun- lich können Sie das!“ Hier gen zu unterschiedlichen Themen ging, trauen sie sich zu fragen, Konkrete Beispiele und Themen aus der und später dann ein monatlicher „Handy- fühlen sich nicht lästig. eigenen Lebenswelt erleichtern älteren Stammtisch“ in Niederzwehren. Die Schüler bekommen für Menschen den Zugang zu digitalen Und seit einem halben Jahr wird zu- ihr ehrenamtliches Enga- Angeboten: www.digital-kompass.de sätzlich eine Idee verwirklicht, bei der Jung gement lediglich eine Be- und Alt zusammenarbeiten: die Handy- scheinigung – freuen sich Sprechstunde. Über das Freiwillige Sozia- aber, mit ihrer Kompetenz anderen helfen Vielleicht wird etwas aus ihrem Plan, Kon- le Schuljahr, das einige Schulen in Kassel zu können. Vorab hat Heike Scheutzel sich firmanden und Senioren in Patenschaften anbieten, fanden sich zwei Jugendliche, vergewissert, dass sie Erfahrung mit alten zu verbinden. „Ich möchte gern skypen“, so die die Fachstelle FÄN einmal wöchent- Menschen haben, langsam und deutlich könnten dann Anrufer fragen, „bitte schi- lich für vier Stunden unterstützen. „Alle sprechen und auch ohne zu viele Fachbe- cken Sie mir jemanden vorbei!“ Und bald haben die beiden ins Herz geschlossen“, griffe in die Geheimnisse des digitalen Ge- könnte die Oma ihren Enkeln via Tablet berichtet Heike Scheutzel begeistert von rätes einweihen können. zuwinken … ● Anne-Kathrin Stöber den 15-Jährigen, die von Anfang an mit Wenn die Jugendlichen nicht zur Ver- viel Geduld und Charme den alten Men- fügung stehen, macht Heike Scheutzel Infos: FÄN, Fachkoordination Älter- schen in Handy-Fragen Rede und Antwort auch selbst Hausbesuche und berät. Sie werden in Kassel-Niederzwehren, standen. habe, berichtet sie, an ihrer eigenen Mut- fan@dw-region-kassel.de blick in die kirche | FÜR MITARBEITENDE | 6–2021 9
THEMA „Glücklich, ein analoger Mensch zu sein” Interview mit dem Digitalexperten, Technikethiker und Buchautor Prof. Armin Grunwald, der auch auf der Akademietagung ? Herr Professor Grunwald, Sie schla- gen vor, gängige Software zu hin- terfragen, weil diese ja von Menschen Suchmaschinen, aber die sind versteckt und letztlich nicht so gut. Aber es gibt Beispiele, wo Kunden durchaus Dinge er- ? Das Vertrauen verschiebt sich vom Menschen zum Algorithmus, schrei- ben Sie. Was bedeutet das? entwickelt wird. Warum? reicht haben. Heute kann man im Super- Grunwald: Es fällt auf, dass Visionen Armin Grunwald: Sobald man sich das markt zwischen Billigfleisch und dem nach in den Medien oft unkritisch weitergege- klarmacht, kann man die Frage nach Al- ethisch und ökologisch korrektesten Maß- ben und gefeiert werden. Und sie vertreten ternativen stellen. Zum Beispiel Facebook: stäben hergestellten Qualitätsfleisch wäh- ein Menschenbild, in dem der Mensch ein eine Kommunikationsplattform für unge- len. Das war früher nicht so; hier haben wir Defizitwesen ist. Am Beispiel der Politik: fähr eine Milliarde Menschen, für viele uns als Konsumenten Freiräume erobert Über Politiker wird oft schlecht geredet, Zwecke sicher wunderbar. Aber sie gehört und Alternativen ins Regal gebracht. Uns die sind egoistisch, machtbesessen, eng- einem Monopolisten, bei dem man nicht diese Wahlmöglichkeiten im Internet zu stirnig, vielleicht sogar korrupt. Dann wird weiß, was mit den Daten passiert. Wenn verschaffen, muss die große Aufgabe der der Algorithmus dagegengestellt, der ist man sich vor diesem Hintergrund fragt, nächsten Jahre sein. doch objektiv, datenbasiert, nicht so emoti- wie müsste denn eine globale Kommuni- onal, der ist fair, den kann man nach ethi- kationsplattform aussehen, die all das Po- sitive leistet, was Facebook hat, aber eben nicht einem Monopolisten gehört, kann ? Welche Zukunft versprechen uns die digitalen Visionäre? Grunwald: Ich glaube, manche der schen Kriterien programmieren, der kann dann das Gemeinwohl ausrechnen und die Gesellschaft optimieren. Da kommt man Visionen entwickeln. Es wäre doch Visionäre sind recht digitaltrunken. Da ist der Mensch schlecht weg. Da würde ich super, wenn die Staaten dieser Welt, über Digitalisierung Problemlöser für alles. Ich mir bei den Medien die kritische Nachfra- die UN beispielsweise, sich zusammentun würde mir wünschen, dass diese Visionäre ge erlauben, welche Interessen sich dahin- und eine öffentliche Dateninfrastruktur auch stärker auf das schauen, was gera- ter verbergen. Der Algorithmus wird ja von machen. So kommt man auf andere Ideen, de nicht zukunftsorientiert ist. Dazu kön- Menschen programmiert. statt immer nur zu sagen: Das kommt alles nen die Medien ein Stück weit beitragen. sowieso, und wir müssen uns schnellstens anpassen. Denn was jeder Mensch versteht: Daten sind immer aus der Vergangenheit. Wenn wir unsere Zukunft gestalten auf Basis von ? Sehen Sie die Digitalisierung als Jobkiller? Grunwald: Schauen wir in die Ge- ? Viele Nutzer fühlen sich trotzdem ohnmächtig. Grunwald: Ja, viele sagen: Was soll ich Mustern von vor zehn Jahren, dann ist das ein konservatives System. Diesen Gedan- ken zu lancieren, kann Menschen doch schichte: Die Weberaufstände waren eine frühe Reaktion auf die Automatisierung. Da ist die Existenzgrundlage von Tausen- schon machen, ich bin ja nur Endnutzer. schon mal ein bisschen zum Nachdenken den von Menschen quasi über Nacht weg- Das stimmt. Andererseits: Es gibt ja Alter- bringen, glaube ich. Viel mehr kann man gefallen. Die fünf Millionen Arbeitslosen, nativen zu Google, zum Beispiel andere als Philosoph sowieso nicht machen. die wir in Deutschland ungefähr im Jahr ZUR PERSON: PROF. ARMIN GRUNWALD BUCHHINWEIS Prof. Dr. rer. nat. Armin Grunwald, Alle reden von Digitalisierung. Wunderbare geboren 1960 in Soest, studierte Physik, Zukunftsperspektiven, Komfort und Wohlstand, Mathematik und Philosophie. Seit 1999 mehr Gesundheit und möglicherweise die digita- ist er Leiter des Instituts für Technikfol- le Unsterblichkeit warten auf uns. Diese neuen genabschätzung und Systemanalyse Annehmlichkeiten sind aber nur die eine Seite (ITAS) am Karlsruher Institut für Tech- der Medaille. Zunehmende Abhängigkeit von nologie (KIT), wo er seit 2007 Professor digitalen Technologien, das Risiko totaler Über- Foto: KIT für Technikethik und Technikphilosophie wachung, massenweise Übernahme menschli- ist. Seit 2002 leitet er auch das Büro für cher Arbeitsplätze durch Roboter, Manipulation Armin Grunwald: Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag (TAB). öffentlicher Meinung, drohender Kontrollverlust Der unterlegene Grunwald ist Mitglied der Deutschen Akademie der Technikwis- des Menschen über die Technik – diese andere Mensch. Riva senschaften (acatech) seit 2009, dort im Präsidium seit 2014. Seite zeigt bedrohliche Züge. Im Buch entwirft Verlag 2018. Er ist Mitglied in der Ethik-Kommission für autonomes und Armin Grunwald ein kritisches Bild der Welt von 19,99 Euro vernetztes Fahren des Bundesverkehrsministeriums und Mitglied morgen und zeigt, womit wir zu rechnen haben, des Deutschen Ethikrats seit 2021. wenn wir die Digitalisierung nicht bewusst gestalten. 10 blick in die kirche | FÜR MITARBEITENDE | 6–2021
THEMA Der Mensch in Hofgeismar (s. Kasten rechts) zu Gast war im Zeitalter der 2000 hatten, hatten auch mit dem Sieges- Grunwald: Die sehe ich grundsätz- Digitalisierung zug der Industrierobotik zu tun. Wir haben lich kritisch. Teilen ist bei uns sehr posi- einen hohen Sockel zurückbehalten an tiv besetzt, auch durch die Geschichte des Zweiteilige Online-Reihe der Langzeitarbeitslosen, wir haben relativ vie- Christentums, das erinnert gleich so an Evangelischen Akademie le prekäre Arbeitsverhältnisse, Menschen, Sankt Martin. Aber mit Sharing Economy Hofgeismar über Risiken und die mit einem Job nicht über die Runden ist diese Art des Teilens ja nicht gemeint, Chancen von KI bis zum kommen. Das ist nicht nur eine Frage des sondern Sharing wird dort zu einem Ge- digitalen Humanismus Verdienstes, es ist auch eine Frage des schäftsmodell. Das ist etwas anderes, als Sinns: Wo ist mein Platz in dieser Gesell- von dem, was man hat, etwas abzugeben schaft? Ich nehme das sehr ernst. Und ich für andere, die nichts haben. Ich folge Rif- denke, bei den Digitalisierungsschüben, kin aber insofern: Es wird sicherlich ande- die zu erwarten sind, werden wir wieder re Wirtschaftsformen geben, die „Uberisie- mit solchen Wellen konfrontiert werden. rung” des Verkehrs zum Beispiel, dass man Ressourcen besser nutzt, dass man weni- ? Was kann man vorbeugend tun? Grunwald: Ich möchte sehen, dass ger kauft, sondern mehr Dienstleistungen nutzt, das sieht man ja alles schon. Ob die Foto: medio.tv/Schauderna solche Wellen im Vorhinein bedacht wer- Hoffnungen so weit gehen dürfen, dass den und dass man früher anfängt, über der Kapitalismus seine hässliche Fratze alternative Berufe auch für größere Bevöl- abwirft und menschenfreundlich wird – ich kerungsteile nachzudenken und, wenn es übertreibe jetzt ein bisschen –, das müssen näherkommt, entsprechende Bildungspro- wir mal abwarten. Es gibt natürlich massi- gramme aufzunehmen. Ich habe das als ve Geschäftsinteressen, und da muss man M ethisches Vorsorgeprinzip bezeichnet: Den aufpassen, keiner Illusion zu erliegen. Eine it prominenten Referenten Instrumentenkasten sollten wir jetzt aus- Illusion ist zum Beispiel: Google, wunder- aus der Wissenschaft organi- bauen, damit wir besser gerüstet sind, als bar, ist ja angeblich umsonst. Aber: Wie sierte die Akademie am 11. wir es in den 80er-Jahren waren. können mit einer Dienstleistung, die ich und 18. September 2021 eine zweitei- nutze, ohne zu bezahlen, andere Men- lige Online-Tagung. ? Der Soziologe Jeremy Rifkin prophe- zeit ein völlig neues Wirtschafts- modell: Der Kapitalismus werde nicht schen zu Milliardären werden und riesige Konzerne entstehen? Unter dem Titel „Der Mensch im Zeitalter der Digitalisierung“ sprachen führende Wissenschaftler und einfluss- mehr dominieren, weil in der Digitali- sierung eine Ökonomie des Teilens ent- steht. Wie stehen Sie zu dieser These? ? Ein versöhnlicher Ausblick in Ihrem Buch: Am Ende findet doch alles in der analogen Welt statt. reiche Denker darüber, wie unsere di- gitale Zukunft aussehen könnte ange- sichts von Algorithmen, Künstlicher Grunwald: Es gibt schon so einen digi- Intelligenz und Robotern und welche talen Überschwang, manche äußern sich, Ethik es dafür braucht. als würde man schon in einer digitalen Beteiligt waren: Prof. Dr. Kristian Welt wohnen. Aber das ist evident falsch. Kersting, Leiter des Fachgebiets KI, TU Auch wenn ein digitaler Visionär sich freut, Darmstadt, Prof. Dr. Gerd Gigerenzer, freut er sich doch analog. Geht ja nicht Direktor des Harding-Zentrums für Ri- anders. Wenn er liebt und stirbt und lebt sikokompetenz am Max-Planck-Institut und Hunger hat, das ist alles analog. Die Berlin, Prof. Dr. Julian Nida-Rümelin, digitale Welt gibt uns viele Möglichkeiten, LMU München, und Prof. Dr. Armin unsere analoge Welt besser zu gestalten, Grunwald, Karlsruhe. Die Akademieta- und das ist einfach super. Für mich per- gungen leitete Studienleiter Dr. Kon- sönlich gesprochen: Ich bin glücklich, ein stantin Broese. analoger Mensch zu sein, und ich gedenke Die Texte werden zusammen mit das auch zu bleiben. ● einem weiteren Vortrag 2022 als epd- Foto:: Adobe Stock Fragen: Susanne Herrmann Dokumentation veröffentlicht. Das gekürzte Interview erschien zuerst in W&V, Febr. 2019 www.akademie-hofgeismar.de blick in die kirche | FÜR MITARBEITENDE | 6–2021 11
THEMA Die Bücher: Volker Jung: Digital Mensch bleiben, Claudius- Verlag, 136 Seiten, München 2018, 14 Euro Yuval Noah Harari: Homo Deus – Eine Geschichte von Morgen, 635 Seiten, C.H. Beck, München 2017 (Lizenzausgabe der Bundeszentrale für Politi- sche Bildung: 7 Euro unter www.bpb.de) Wo bleibt die Würde zwischen Bits und Bytes? Kirchenpräsident Jung antwortet auf das Zukunftsbuch von Yuval Harari D er unterschiedliche Blickwinkel wird kennen. Wo Harari manchmal steile The- die Erkenntnis ab, dass wir alle in diesem schon beim genauen Blick auf die sen, immer mit viel Verve, vorträgt, bleibt Bereich Lernende seien und blieben. Cover deutlich. Auf beiden ist – Jungs Buch tastend und abwägend. Gerade in der digitalen Welt bleibe scheinbar – ein Fingerabdruck zu sehen. Zunächst beschreibt der hessen-nas- ein Koordinatensystem des Verhältnisses Während es jedoch beim Buch des Theo- sauische Kirchenpräsident seinen eigenen zu Gott, zu sich selbst und zu anderen logen Volker Jung ein menschlicher Finger- digitalen Werdegang – von der analogen Menschen wichtig. Der Mensch mit seiner abdruck ist, erkennt man beim Werk des Schreibmaschine bis zum Tabletcomputer individuellen Würde sei schützenswert – israelischen Historikers Yuval Noah Harari – und gibt einen Überblick über die rasan- analog wie digital. Das sei eine Herausfor- bei genauerem Hinsehen, dass der Finger- ten Veränderungen in der Kommunikation, derung, nicht zuletzt für die globale Politik. abdruck eher dem Layout eines Compu- der Arbeitswelt und der Medizin. Volker Jung hat keine einfachen Ant- terchips gleicht. worten: Weder lehnt er die Digitalisierung In seinem brillant geschriebenen Best- »Ob wir in der digitalen Welt pauschal ab, noch bejubelt er sie. Alles an- seller „Homo Deus – Eine Geschichte von dere wäre der komplexen Thematik aber Menschen bleiben, ist weit Morgen” schildert Bestellerautor Hara- auch nicht angemessen. ● Olaf Dellit ri eine Welt, in der die Menschen längst mehr als eine individuelle gottgleich geworden sind und durch Tech- Frage.« nologie und Digitalisierung Krankheiten besiegt und Kriege zurückgedrängt haben. Als Theologe grenzt er sich deutlich Religionen sind durch den Humanismus von der „Erlösungsfantasie” ab, den Tod ersetzt worden, denn Menschen brauchen durch Technologie besiegen zu können. laut Harari einen Sinn, eine gemeinsame Eine unendliche Verlängerung des Lebens Erzählung. sei keineswegs unendliches Glück, so Jung: Doch der Universalhistoriker geht noch „Es ist aber der Auftrag, in der Hoffnung weiter, er sieht am Horizont eine neue Da- des Glaubens diese Welt so zu gestalten, tenreligion aufziehen und den Kontrollver- dass dies dem Leben dient, und zwar dem Foto: EKJHN/Neetz lust durch die Menschen, zumal die Gren- Leben aller Menschen ...” Er glaubt nicht, zen zwischen Tier (also auch Mensch) und dass Maschinen ein Bewusstsein entwi- Maschine verschwinden würden. ckeln und Künstliche Intelligenz (KI) die Kein Wunder also, dass das theologi- Menschheit ablösen werde. schen Widerspruch provoziert, gerade weil Wenig überraschend ist es für einen Der Autor: Volker Jung (61) ist Kirchenprä- Harari – wie er auch in seinen anderen leitenden Geistlichen, dass er die Einschät- sident der Evangelischen Kirche in Hessen Werken schon betonte –, jede Vorstellung zung nicht teilt, die Religionen hätten „ab- und Nassau. Als Aufsichtsratsvorsitzender einer „Seele” für pure Erfindung hält. „Di- gewirtschaftet”. Vielmehr helfe religiöse des Gemeinschaftswerks der Evangelischen gital Mensch bleiben” ist der Titel von Vol- Überlieferung, die Welt und das Leben zu Publizistik gilt er zudem als „Medienbischof” ker Jungs Entgegnung, die man allerdings deuten. Aus seinem Rundblick über die der EKD. Jung ist verheiratet, hat zwei auch gut lesen kann, ohne Hararis Buch zu Veränderungen leitet der Medienexperte erwachsene Töchter und zwei Enkelkinder. 12 blick in die kirche | FÜR MITARBEITENDE | 6–2021
THEMA Die Zehn Gebote in Zeiten des digitalen Wandels Erstes Gebot: Ich bin dein Gott, ich habe – die Jüngeren aber auch nicht. Kirche setzt sich deshalb für deren Zukunft und den Klimaschutz ein. Wie können wir dich aus der Gefangenschaft befreit. Digitalisierung für ein nachhaltigeres Leben nutzen? Neben mir soll es für dich keine anderen Gottheiten geben. Sechstes Gebot: Du sollst nicht töten. Menschliche Freiheit ist gut. Eine Grundüberzeugung des evan- Von Hackerangriffen bis zu vermeintlich „autonomen“ Waffen- gelischen Glaubens ist, dass diese Freiheit ihren Ursprung in systemen: Digitale Technologien ermöglichen neue Formen von Gottes Liebe für den Menschen hat. Das bedeutet aber auch: Krieg, Gewalt und Überwachung. Müssen wir das akzeptieren? Die eigene, persönliche Freiheit ist auf die Freiheit der anderen Und wie können wir uns schützen, wenn wir selbst zum angewiesen. Diese Achtsamkeit füreinander ist im digitalen Angriffsziel werden? Wandel besonders wichtig. Siebtes Gebot: Du sollst nicht ehebrechen. Zweites Gebot: Mache dir kein Gottesbild. Unser Leben besteht aus Bildern: Davon, wie wir gerne wären, Sexualität frei, selbstbestimmt und verantwortungsvoll leben: was wir gerne besitzen würden und wie wir unsere Mitmen- Ist das mit dem Internet vereinbar? Absolut, wenn alle verant- schen betrachten. In der Digitalisierung entstehen so neue wortlich handeln und nicht auf Kosten anderer. Bilderwelten, in der sich auch andere ein Bild von uns machen – zum Beispiel Internetkonzerne wie Google. Wie gehen wir Achtes Gebot: Du sollst nicht stehlen. damit um? Die Digitalisierung fordert unser bisheriges Verständnis des Wirtschaftens heraus. Jetzt ist es Zeit, Menschen vor neuen Drittes Gebot: Missbrauche nicht den Namen Arten der Ausbeutung zu schützen. Gottes. Neuntes Gebot: Du sollst nicht falsch Zeugnis Digitaler Gottesdienst und Twitter-Andacht: Die Digitalisierung gibt der Kirche neue Möglichkeiten, mit den Menschen in Dia- reden wider deinen Nächsten. log zu treten. Soziale Medien verändern unsere Öffentlichkeit. Viel mehr Menschen können heute im Internet ihre Meinung sagen. Viertes Gebot: Heilige den Feiertag. Und: Jeder von uns bekommt dort andere Informationen zu sehen. Wie kommen wir so wieder ins Gespräch? Digitale Technologien machen unser Leben flexibler. Nur: Wenn wir immer und von überall arbeiten können: Wann haben Zehntes Gebot: Begehre nicht, was zu deinem wir dann wirklich frei? Wie wir auch in einer digitalen Welt Zeit für uns und andere bewahren. Mitmenschen gehört. Kaufen, bewundern und bewundert werden – das Internet ist Fünftes Gebot: Ehre Väter und Mütter. ein Sehnsuchtsort. Es kann unsere Bedürfnisse in Sekunden- schnelle erfüllen, aber auch abhängig und unglücklich machen. Für unsere Nächsten zu sorgen, bedeutet: Generationen gehen Wenn wir das zulassen. gerecht miteinander um. Also: die Älteren nicht im Stich lassen www.ekd-digital.de/gebote/ EKD-Denkschrift „Freiheit digital” I m Kontext der Digitalisierung stellen sich die zeitlosen Fragen des Lebens neu: Wie gehen Menschen miteinander um? Welche Verantwortung tragen sie für Umwelt und Leben? In der Denkschrift „Frei- heit digital. Die Zehn Gebote in Zeiten des digitalen Wandels“ widmet sich die Evangelische Kirche in Deutschland diesen ethischen Grundfragen und verbindet sie mit einem zentralen Text der biblischen Tradition – den Zehn Geboten. Diese erweisen sich auch in Zeiten des digitalen Wandels als ethische Grundorientierung für ein Leben in Freiheit und Verantwortung. ● Download: www.ekd-digital.de blick in die kirche | FÜR MITARBEITENDE | 6–2021 13
LANDESKIRCHE 24 Licht-Blicke für die Bildung in der Welt Adventskalender der Ausbildungshilfe kann jetzt bestellt werden – Erlös fließt in Projekte in Afrika und Asien I n diesen Zeiten, die zwischen Pandemie, Kriegs- und Katastrophenmeldungen oft so düster erscheinen, ist das Bedürfnis nach Licht und Helligkeit groß. Da kommt der Adventskalender der Ausbildungshil- fe genau richtig, der in diesem Jahr unter dem Bibelwort „Und die Klarheit des Herrn leuchtete um sie” (Lukas 2,9) steht. Hinter den Türchen verbergen sich Licht-Worte und Licht-Bilder aus Kurhes- sen-Waldeck und von Partnerorganisatio- nen der Ausbildungshilfe aus aller Welt. Das Titelbild hat der chinesische Künstler He Qi gestaltet. Die Ausbildungshilfe gibt traditionell einen Adventskalender heraus, der Erlös aus dem Verkauf fließt in die Bil- dungsprojekte in Asien und in Afrika. Viele der Partner der Ausbildungshilfe sind von der Corona-Pandemie stark betroffen und brauchen besondere Unterstützung. und hauptamtliche Mitarbeitende sowie preis von vier Euro abgegeben, bei Bestel- „Mit dem Kauf des Adventskalenders für Freundinnen und Freunde, Nachbarn, lungen ab zehn Exemplaren reduziert sich unterstützen Sie unsere Arbeit auf einfa- Verwandte und Bekannte“, sagt Ausbil- der Preis auf jeweils 3,50 Euro. che und schöne Weise. Der Kalender eig- dungshilfe-Geschäftsführer Bernd Kappes. Bestellung: T 0561 9378 385 net sich wunderbar als Geschenk für ehren- Die Adventskalender werden zum Einzel- ausbildungshilfe@ekkw.de Ausschuss des Bibliotheken im LKA und im Kirchentags sucht Studienseminar fusionieren Geschäftsführung Standort in Kassel wird Ende 2022 geschlossen – viele digitale Angebote E D ine neue Geschäftsführung sucht der ie landeskirchliche Bibliothek im enseminar Hofgeismar, Universitäten Kas- Kirchentags-Landessauschuss Kurhes- Haus der Kirche in Kassel und die sel und Marburg) über die Reduzierung sen-Waldeck ab kommendem Jahr. Zu Bibliothek im Evangelischen Studi- von Abonnements bis zu digitalisierten den Aufgaben gehören unter anderem die enseminar Hofgeismar werden Ende De- Bestellverfahren. Vorbereitung der Sitzungen (zweimal im zember 2022 fusionieren. Der Kasseler Betriebsbedingte Kündigungen werde Jahr), Budgetkontrolle, Bearbeitung von Standort wird geschlossen, die Bestände es nicht geben, für die drei Mitarbeitenden Fördermöglichkeiten, Mitgliedschaft in der werden weitgehend nach Hofgeismar der landeskirchlichen Bibliothek gebe es Konferenz der Landesausschüsse. überführt. Dies hat das Kollegium des Lan- andere Einsatzmöglichkeiten. Der Zeitaufwand beträgt durchschnitt- deskirchenamtes beschlossen. In der Mitteilung wird betont, dass es lich circa vier Wochenstunden, wobei das Im Reformprozess war beschlossen weiterhin einen Bibliotheksservice geben saisonal unterschiedlich ist, direkt vor und worden, den Bestand eigenständiger Bi- soll, der aber digitaler werde – das gelte nach den Kirchentagen höher. Die Gestal- bliotheken zu überprüfen. Es habe sich für das Ausleihverfahren, aber auch für E- tung der Mitarbeit ist verhandelbar (z.B. auch gezeigt, dass sich das Nutzverhalten Books. Bücher, die für die tägliche Arbeit Ehrenamt mit Aufwandsentschädigung, verändert habe und mehr auf digitalle benötigt werden, sollen in Handapparate Minijob, Stellenanteil). Quellen zugegriffen werde. Bis zur endgül- aufgenommen werden, sodass sie im Lan- Auskünfte und Details über Pfarrer tigen Schließung des Standortes in Kassel deskirchenamt weiterhin zur Verfügung Philipp von Stockhausen, Vorsitzender des sind noch vielfältige Aufgaben zu erledi- stehen. Eine Projektgruppe soll die Um- Landesausschusses, kirchentag@ekkw.de, gen. Sie reichen von der Verteilung der stellung begleiten. ● T 0170 8528032 Bestände auf andere Bibliotheken (Studi- red 14 blick in die kirche | FÜR MITARBEITENDE | 6–2021
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