It's MAGAZIN - FH Salzburg
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it's MAGAZIN Das Magazin für Technik-Interessierte, Studierende und Alumni der Studiengänge Informationstechnik & System-Management, Wirtschaftsinformatik & Digitale Transformation und Applied Image and Signal Processing der FH Salzburg WS 2018 Digitalisierung Digitalisierung: Was ist das? Digitalisierung erlebbar machen Sind Emotionen in der kollaborativen Robotik wichtig? Digitalisierung verstehen und umsetzen Neuer Studiengang: Wirtschaftsinformatik & Digitale Transformation Technik Gesundheit Medien
it's magazin Liebe Leserin, lieber Leser! Mit diesem Studienjahr startet der neue Studiengang Wirtschaftsinformatik & Digitale Transformation (WIN). Ziel ist, das fundierte technische Know-how des Studiengangs Informationstechnik & System-Management sowie die betriebswirtschaftliche Expertise des Studiengangs Betriebswirtschaft derart zu kombinieren, dass die starke Nachfrage aus der Wirtschaft nach zugleich wirtschafts- und IT-kompetenten ExpertInnen bestmöglich abgedeckt werden kann. Durch die Zusammenarbeit zweier etablierter Studiengänge kann auch von Beginn an auf die bestehende und gut vernetzte Forschungs- kompetenz beider Säulen aufgebaut werden. WIN-Studierende erhalten in dem dreijährigen Bachelorstudium ein abge- stimmtes Rüstzeug, um komplexe Problemstellungen, die sich aufgrund der rasch voranschreitenden Digitalisierung in Unternehmen ergeben, zu lösen. Sie sind so bestens vorbereitet, Digitalisierung zu verstehen und umzusetzen. Erfolgreiche Synergien, wie die bei WIN, sind schon seit Beginn – also vor mehr als 20 Jahren – ein wesentlicher Erfolgsfaktor für den Studiengang: So profitieren die Studiengänge Informationstechnik & System-Management, Wirtschaftsinformatik & Digitale Transformation und der Joint-Masterstudien- Für Studiengangsleiter gang Applied Image and Signal Processing – und selbstverständlich ihre Gerhard Jöchtl sind Synergien Studierenden – vom gemeinschaftlichen Zusammenwirken. Wir haben dies wesentliche Erfolgfaktoren der hochschulischen Ausbildung. zum Anlass genommen, unser it’s MAGAZIN zu einem Medium weiterzuentwi- Foto: FH Salzburg/LagS ckeln, das das gesamte Portfolio der drei ingenieurwissenschaftlichen Studien- gänge zum Thema Informationstechnologie und die daraus entstehenden Synergien zeigt. Alle drei Studiengänge eröffnen ihren Studierenden beste Chancen am Arbeitsmarkt einer zunehmend informationstechnisch dominierten Berufswelt. Das derzeit sehr häufig zitierte und in unterschiedlichsten Facetten verwen- dete Schlagwort »Digitalisierung« – die ja bereits vor Jahrzehnten begann und die Basis aller unserer Studiengänge darstellt – ist das Hauptthema dieser Ausgabe. Was genau darunter verstanden werden kann, versucht die Cover- Story dieser Ausgabe zu klären. Berichte über Studierenden- und Forschungs- projekte sollen einen praktischen Einblick darin geben. In unserer Karriere- Rubik stellen wir wieder erfolgreiche AbsolventInnen vor. Ihr Werdegang soll Interessierten und Studierenden Perspektiven und Möglichkeiten eröffnen. Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen FH-Prof. DI Dr. Gerhard Jöchtl Studiengangsleiter Informationstechnik & System-Management Wirtschaftsinformatik & Digitale Transformation Applied Image and Signal Processing 22
it's magazin Inhalt it's cover / 04 – 17 Informationstechnik & • Digitalisierung: Was ist das? System-Management (ITS) • Verteilte Produktion its projects / 18 – 23 • Digitalisierung erlebbar machen • Höhenfeeling für Zuhause • Nachgefragt: Sind Emotionen in der • »Zwitschern« im Katastrophenfall kollaborativen Robotik wichtig? • Wo ist das Auto? • Von der Schätzung zur präzisen Prognose • Smart-Home-Lösung • Digitalisierung für KMUs • ERP4Cloud its academia / 23 • Sicherheit für das Wirtschaften ohne Euro • Who is who? • Buchtipps • Events its research / 24 – 26 • Sichere Energieinformatik • iDSC 2019 – Data Science Conference • Swimming Pool Detection it's career / 38 – 42 • Faire Kostenverteilung in Stromnetzen • Karriere: Packen wir's an • Alles rundlaufen lassen • Realitätserweiterer Wirtschaftsinformatik & • Der Beidschichtige Digitale Transformation (WIN) win highlights / 28 –31 it's trends / 44 – 46 • Digitalisierung verstehen • Quo vadis, Automobil? und umsetzen • • Fouriertransformation Applied Image and it's highlights / 47 Signal Processing (AIS) • 5-jähriges Jubiläum ais highlights / 32 – 35 • »Robo Heroes« gewinnen Robothon • Salzburg & High-Tech? IMPRESSUM Medieninhaber und Verleger: Fachhochschule Salzburg GmbH, Studiengang Informationstechnik & System-Management, Urstein Süd 1, 5412 Puch bei Hallein | Blattlinie: News und Informationen rund um die Studiengänge Informationstechnik & System-Management, Wirtschaftsinformatik & Digitale Transformation und Applied Image and Signal Processing der FH Salzburg | Für den Inhalt verantwortlich: Gerhard Jöchtl und Sandra Lagler | Chefredaktion: Sandra Lagler (LagS) | Lektorat: Andreas Unterweger | Autoren dieser Ausgabe: Daniela Deutinger, Cornelia Ferner (FerC), Thomas Heistracher, Gerhard Jöchtl, Kimberly Karisch (KarK), Astrid Karnutsch (KarA), Maximilian Körsten, Sandra Lagler (LagS), Christian Neureiter, Werner Pomwenger (PomW), Konstantin Teske (TesK), Andreas Unterweger, Hannes Waclawek | Foto Titelbild: shutterstock.com; Liu zishan | Fotos: Simon Back Fotografie, FH Salzburg, Fotolia, Krisztina Gasser, Rezan Husain, Hannelore Kirchner, Sandra Lagler (LagS), maha Productions, Poschner Photography, SPAR ICS, stock.adobe.com, Wildbild, Wildkind | Layout: Loxbox 3
it's cover Digitalisierung: Was ist das? Es gibt kaum ein Thema, das so häufig in der Öffentlichkeit adressiert wird und gleichzeitig von so vielen Menschen unterschiedlich wahrge- nommen wird wie »Digitalisierung«. Die hohe Aufmerksamkeit wird zum Teil durch die Ankündigung bahn- brechender Änderungen in vielen Lebens- und Arbeitsbereichen ge- weckt, welche Ängste und Sorgen sowie Erwartungen und Hoffnungen in wiederum unterschiedlichen Intensitäten auslöst. Digitalisierung lässt sich nicht in einem knappen Satz definieren, eher ist der Begriff das Ergebnis von diversen Zuschreibungen und technisch- wirtschaftlichen Agenden. Er wird sich vermutlich mit der Zeit abschleifen, Aspekte seiner jetzigen Konnotation werden von anderen oder neuen Wörtern übernommen werden, ehe »Digitalisierung« möglicherweise als Bezeichnung für eine signifikante historische Zeitspanne verwendet werden wird. Digitalisierung im engeren Sinn ist die Überführung von analogen Größen in diskrete Werte – im weiteren Sinn bezeichnet sie Transformationsprozesse in vielen oder gar sämtlichen Lebensbereichen in Industriegesellschaften, 4
it's cover Digitalisierung ist kein neues Symptom dieses Jahrhunderts, sondern eine Steigerungsstufe von ohnehin langfristigen Anpassungen. Foto: FH Salzburg/fotolia – beeboys die gerade eben stattfinden oder in naher Zukunft stattfinden werden. welchem die mechanische Industrialisierung Knapp nach der Jahrtausendwende überholte die Speicherung von digitaler im 19. und 20. Jahrhundert die Lebens- und jene von analoger Information, für viele ist das der Beginn des »Digitalen Arbeitswelt »umgekrempelt« hat. Zeitalters«. Digitalisierung ist jedoch kein neues Symptom der 10er-Jahre dieses Jahrhunderts, sondern eine Steigerungsstufe von ohnehin lang- Digitalisierung ist und war seit Gründung fristigen Anpassungen, die mit dem Einsatz der ersten massentauglichen des Studiengangs Informationstechnik & Informationsverarbeitungsmaschinen in den späten 1970er-Jahre begann System-Management (ITS) Teil der DNA – also vor mindestens vier Jahrzehnten. Sie lösten einen Prozess der digi- seiner inhaltlichen Ausrichtung und Weiter- talen Modernisierung aus, der bis jetzt anhält und jüngst eine für manche entwicklung. Informationstechnologie als BeobachterInnen übersteigerte Dynamik entwickelt hat: Die gegenwärtige Querschnittsmaterie in der Wirtschaft und Digitalisierung hat das Potential für Veränderungen in dem Ausmaß, in mittlerweile auch im Privatleben schafft 5
it's cover Thomas Heistracher ist Forschungsleiter am Studiengang Informationstechnik & System-Management und beschäftigt sich schon seit Jahren mit dem Thema Digitalisierung. Foto: FH Salzburg/K. Gasser extrem hohes Innovationspotential. EU-weite Schätzungen gehen davon aus, dass 40 Prozent aller denkmöglichen Innovationen durch Infor- Verteilte mations- und Kommunikationstechnik erfolgen. Deshalb sind Forschungsaktivitäten in diesem Bereich volkswirtschaftlich sehr effektiv – so Produktion auch die Forschung am Studiengang Informati- onstechnik & System-Management, die einen Im neuen Forschungsprojekt hohen Stellenwert einnimmt und zahlreiche Beiträge zum regionalen Innovationssystem CIDOP untersuchen und entwickeln liefert. Forschende des Studiengangs neue Wege einer verteilten Produktion. Ein indirekter Beleg der praxisbezogenen Inno- vationsfähigkeit der ITS-Forschung ist aus den strategischen Technologietrends für 2018 der Im Projekt »CIDOP – Cloud Based Informa- weltweit tätigen IT-Beratungsfirma Gartner ab- tion Systems for Distributed and Optimized lesbar. Von den zehn dort genannten technolo- Production« möchten Forschende des gischen Trendbereichen1 werden derzeit fünf in Studiengangs Informationstechnik & diversen Forschungsprojekten am Studiengang System-Management (ITS) eine Pilotfabrik bearbeitet (Künstliche Intelligenz, Internet der aufbauen, die eine digitale Produktion in Dinge, Intelligent Apps and Analytics, Blockchain, verteilten Fertigungssystemen ermöglicht. Event-driven Systems), zwei weitere (Digital »Die Idee dabei ist, die Produktion zu opti- Twins, Cloud to the Edge) sind sogar in der Pipe- mieren. So können beispielsweise über die line in Richtung eines Forschungszentrums für Cloud an einem Standort 10.000 Teile pro- Edge Computing. Sie werden bei der Lektüre duziert werden, am nächsten 200 und so dieses Magazins an unterschiedlichen Stellen weiter. Das würde unter anderem Leerläufe auf diese relevanten Themenfelder stoßen und bei Fertigungsmaschinen verringern«, sagt staunen, wie breit die Einsatzfelder hier sind ITS-Forscher Simon Kranzer. Darüber hinaus – das ist gelebte Innovation im Zeitalter der werden Werkzeuge, Guidelines, Methoden Digitalisierung. und Referenzimplementierungen für die Bereiche Security, Visualisierung, Simulation Thomas Heistracher und Datenanalyse in verteilten Systemen Forschungsleiter am Studiengang Informationstechnik & entwickelt. System-Management 1 https://www.gartner.com/smarterwithgartner/gartner-top-10-strategic- technology-trends-for-2018 Das Projekt findet in Kooperation mit der Digital Factory der FH Vorarlberg statt. 6
„Wir suchen ständig neugierige, www.copadata.com junge Mitarbeiter. Entwicklung, Support, Marketing und internationale Vertriebssteuerung haben wir in Salzburg angesiedelt. Hier bauen wir aus und bieten tolle Entwicklungschancen. Auch in den Software mit kommenden Jahren werden wir in Zukunftsprogramm allen Bereichen gerne Menschen 'XKDVWWlJOLFKPLWXQV]XWXQ%HLP$X¾DGHQGHLQHV6PDUWSKRQHV(VVHQXQG7ULQNHQ mit Eigeninitiative RGHU$XWRIDKUHQ8QWHUZHJVXQG]XKDXVH8QVHUH6RIWZDUH]HQRQVWHXHUWYLVXDOLVLHUWXQG engagieren.“ DXWRPDWLVLHUWGLH3URGXNWLRQYLHOHU0DUNHQDUWLNHOZHOWZHLW Ing. Thomas ]HQRQ+LQWHUODVVHGHLQHQ(LQGUXFNLQGHU6RIWZDUHEUDQFKH%HZLUEGLFKMHW]W Punzenberger, CEO jobs@copadata.com BE PART OF US - CREATE SAFETY BY TECHNOLOGY! EINSTIEGSMÖGLICHKEITEN BEI eurofunk PRAKTIKA !" # BERUFSEINSTEIGER-STELLEN $ $ % & TECHNIK-TRAINEEPROGRAMM $ '( )* +- & * ./ 012* )* NEUGIERIG? MEHR INFOS UND DIE MÖGLICHKEIT, DICH ZU BEWERBEN, FINDEST DU UNTER: www.eurofunk.com
it's cover Digitalisierung erlebbar machen Im neuen Digitalen Transferzentrum der FH Salzburg und der Salzburg Research werden digitale Technologien greifbar. Unternehmen sollen dadurch neue Wege zur Digitalisierung nutzen können. Das neue Digitale Transferzentrum (DTZ) bietet Herausforderungen der Unternehmen die Möglichkeit von den neuesten Digitalisierung im Fokus Forschungs- und Entwicklungsergebnissen rund um das Thema Digitalisierung zu profitieren. Die Forschungsschwerpunkte des Digitalen Dafür bündelt es die Digitalisierungskompe- Transferzentrums behandeln die wesentlichen tenzen der Studiengänge Informationstechnik & Herausforderungen der Digitalisierung: Digital System-Management und Betriebswirtschaft Twins, Smart Logistics & Mobility, Kollaborative der FH Salzburg sowie des Forschungsinstituts Fertigung sowie Digitale Geschäftsmodelle & Salzburg Research: »Durch den Zusammen- Smart Services. »Wir beschäftigen uns schon seit schluss dieser starken Partner erhalten Unter- Jahren mit den Herausforderungen der Digitali- nehmen Zugang zu aktuellsten, internationalen sierung. Durch die Ergebnisse einer Vielzahl an Forschungsergebnissen. Mit uns haben Unter- Forschungs- und Enwicklungsprojekten können nehmen einen kompetenten Ansprechpartner, wir State-of-the-Art Know-how in das Projekt um neue Technologien erfolgreich in ihre Be- einbringen,« sagt ITS-Forschungsleiter Thomas trieben zu transferieren«, sagt Simon Hoher, Heistracher. Fachbereichsleiter für Mechatronik und Robotik am Studiengang Informationstechnik & System- Management (ITS). Technologie-Demonstratoren machen Digitalisierung erlebbar Das Digitale Transferzentrum verfolgt die Idee, eine Musterfabrik aufzubauen, um aufzuzeigen, wie Unternehmen von der Digitalisierung pro- fitieren und diese einsetzen können. »Wir haben in einem ITS-Labor verschiedene Demonstra- toren zu einer Modellfabrik zusammengefügt. Dort können wir zum Beispiel die kollaborative Robotik demonstrieren«, sagt Simon Hoher. Die Forschenden möchten damit vermitteln, dass Cloudsysteme mit integrierten digitalen Zwil- lingen und die kollaborative Robotik mögliche Wegbereiter sind, um – vor allem für kleine und mittlere Unternehmen (KMUs) – wettbewerbsfä- hig zu bleiben. »Wir möchten zeigen, wie einfach es ist, Digitalisierung und Robotik für die Optimie- Das ITS-Team des Digitalen Transferzentrums: v.l. Simon Kranzer, Georg Schäfer, Simon Hoher und Regina Schönherr rung zu nutzen und welche Schritte dafür not- wendig sind«. Foto: FH Salzburg/LagS (LagS) 8
it's cover Foto: FH Salzburg/Simon Back Fotografie Nachgefragt: Sind Emotionen in der kollaborativen Robotik wichtig? Ärger, Trauer, Sehnsucht, Scham – Wir zeigen Sind nun aber auch Emotionen in der industriel- unsere Emotionen tagtäglich. Sie helfen uns da- len kollaborativen Robotik wichtig? Simon Hoher, bei, unsere Gefühle zu äußern, mit unseren Mit- Fachbereichsleiter Mechatronik & Robotik, und menschen zu kommunizieren und mit ihnen eine Philosophin Maike Klein von der Universität Beziehung aufzubauen. Auf dieser Tatsache Stuttgart wollen dieser Frage nachgehen und bauen ExpertInnen schon seit einiger Zeit bei der Antworten finden. it’s diskutierte mit den beiden Entwicklung von Servicerobotern auf. Durch ihr über ihre Pläne. menschen- oder tierähnliches Aussehen und Agieren können Menschen leichter mit den intel- it's: Herr Hoher, was hat sich geändert, dass ligenten Maschinen in Interaktion treten. So strei- man sich nun auch bei der industriellen Robotik chelt eine betagte Person ihren beinahe lebens- mit einer geisteswissenschaftlichen Kompo- echten Katzenroboter und fühlt sich dabei glück- nente auseinandersetzen sollte? lich. Der humanoide Roboter Pepper schlägt wiederum eine andere Führung vor, da er den ver- Simon Hoher: Bis jetzt waren Roboter und ängstigten Gesichtsausdruck eines Museums- Menschen im industriellen Alltag durch eine besuchers erkannt hat. Schutzeinrichtung getrennt. Sobald der Mensch 10
it's cover mit dem Roboter in Kontakt trat, wurde ein automatisch auf ihn reagiert? – ihn zum sicherer Betriebsstopp durchgeführt und der Beispiel in der Früh erkennt und signalisiert, Roboter blieb stehen, während mit ihm gearbeitet dass er sich freut, seinen menschlichen wurde. Erst nach Verlassen des Schutzbereiches Kollegen wiederzusehen? und der Freigabe durch den Menschen arbeitete der Roboter weiter. Bei der kollaborativen Hoher: Das Thema ist brandaktuell. Technisch Robotik gibt es keine trennende Einrichtung steckt die kollaborative Robotik nicht mehr in mehr. Der Mensch kann direkt mit dem Roboter den Kinderschuhen. Jedoch fehlen die Anwen- interagieren. Natürlich werden für die kollabora- dungsszenarien und auch die Menschen, die in tive Robotik eigene Schutzmaßnahmen gestaltet, ihrem Arbeitsalltag Interesse an einer Interaktion wie eine kraftüberwachte Kollisionserkennung. mit kollaborativen Robotern haben. Hier gibt es Forschungsbedarf dazu, wie die Interaktion ein it’s: Das heißt der Mensch arbeitet mit dem positives Empfinden bei den MitarbeiterInnen Roboter quasi Hand in Hand. Das klingt ja gut auslösen könnte, wie auch die Pilot-Ausschrei- und vielversprechend. Gibt es hier schon bung Ideen Lab 4.0 der FFG zeigt. Erfahrungen, wie sich das Arbeiten gestaltet? it’s: Aber wie können Roboter Emotionen Hoher: Ja, wir hatten dazu beispielsweise wiedergeben bzw. sie eigenständig einsetzen? Austausch mit der Firma GE Jenbacher in Tirol. Sie haben kollaborative Roboter im Einsatz. Klein: Ich habe in den letzten zwei Monaten im Ihre Erfahrung hat jedoch gezeigt, dass die GV Lab an der Tokyo University of Agriculture and Mensch-Maschine-Interaktion noch nicht optimal Technology zu sozialen Robotern und Emotionen verläuft. Deshalb wollen wir uns gemeinsam mit geforscht. Wir haben dort mit einem Emotions- Maike Klein ansehen, wie wir das kollaborative modell auf Basis von Vektoren gearbeitet. Auch in Arbeiten attraktiver gestalten können. Und da diesem Rahmen habe ich mir die philosophische geht es auch um emotionale Aspekte. Frage gestellt, wie wir Emotionen bei Robotern definieren können. Kann man sie wirklich auf it’s: Wie darf man das verstehen? Einser und Nuller herunterbrechen? Bedarf es einer neuen Definition? Ich wünsche mir, dass wir Maike Klein: Ich möchte mir ansehen, inwieweit diese Frage am Ende meines Forschungsaufent- es beziehungsweise ob es überhaupt sinnvoll haltes an der FH Salzburg auch für kollaborative wäre, dass auch Industrieroboter auf eine Industrieroboter beantworten können. lebewesenähnliche Weise – durch Emotionen – mit den MitarbeiterInnen agieren. Würde es it’s: Wir sind gespannt und wünschen einen Menschen mehr motivieren beziehungs- viel Erfolg! weise mehr Freude bringen, wenn sein Roboter (LagS) Fachbereichsleiter Simon Hoher diskutiert mit Forschungskollegin Maike Klein über Emotionen bei kollaborativen Robotern. Maike Klein ist Doktorandin an der Universität Stuttgart am Institut für Philosophie. Sie untersucht Emotionen in künstlichen Systemen. Foto: FH Salzburg/LagS 11
it's cover Von der Schätzung zur präzisen Prognose 140 auf der Autobahn. Ein mechanisches Geräusch ertönt: zwei Metalle scheinen sich in schnellem Tempo aneinander zu reiben. Der Klang wird immer lauter und lauter. Bis er sich plötzlich in ein dumpfes, ohrenbetäubendes Bohren verwandelt. Die Folge: Motor-Totalschaden. Eine frühzeitige und zeitgenaue Vorwarnung hätte dies verhindern können. ITS-Forschende setzen genau hier an. Mit den immer wichtiger werdenden Digitalisierungs-Technologien wollen sie ein präzises Prognose-Tool für die Zustandsüberwachung von Motoren in Transportsystemen entwickeln. Bisher basierte die Wartung von Maschinen und lisierendes Modell zu entwickeln, das den Motoren auf speziellen Richtwerten und Erfah- Verbrennungsprozess abbildet, ohne dabei die rungen, wie Kilometerstand oder Dauer, wodurch individuellen Besonderheiten im Modell zu teilweise noch funktionstüchtige Einzelteile aus- integrieren. Das bezieht sich zum Beispiel auf die gewechselt wurden. Es entstanden finanzielle spezifische Zylinderanordnung in einem Motor. Aufwände, die zu diesem Zeitpunkt noch nicht notwendig gewesen wären. Gemeinsam mit AVL, Wirtschaftlicher Gewinn dem weltgrößten unabhängigen Unternehmen für Entwicklung, Simulation und Testtechnologien Die intelligente Überwachung von Motoren und für Antriebsstränge, arbeiteten ITS-Forschende dementsprechend Maschinen ist für die Industrie an einem präzisen Prognose-Tool für den Wart- ein bedeutender Gewinn. Kranzer: »Durch die ungsbedarf und konnten erste Erfolge verzeich- genaue Prognose – wir reden von einem zeit- nen: »Wir konnten aus Echtzeit-Daten von lichen Horizont von ein paar Stunden – lässt Motoren verschiedene Muster ermitteln, die sich die Wartung der einzelnen Geräte besser Aufschluss über mögliche Fehlerquellen liefern optimieren. So lässt sich der wirtschaftliche konnten – und das beispielsweise bis zum Verlust minimieren und die Maschinen können kleinsten Ventil. Dadurch kann eine präzise Pro- ökonomischer eingesetzt werden, da sich gnose abgegeben werden, wann eine Kompo- weniger unproduktive Standzeit ergibt.» nente tatsächlich gewechselt oder repariert werden sollte«, sagt Projektleiter Simon Kranzer. Ein weiteres Szenario stellt das Flotten- Management von Schifffahrtsunternehmen dar. Die Echtzeit-Daten erhielten die Forscher von »Schiffsrouten können durch die cloudbasierte Sensoren, die das österreichische Unternehmen Zustandsüberwachung effizienter geplant AVL speziell zur druckbasierten Messung ent- werden. Zeigt das System einen zeitlich nahen wickelt hat. »Zur Auswertung der Daten griffen und tatsächlichen Wartungsbedarf bei einem wir dann auf Techniken der Data Analytics und Schiff, kann beispielsweise für dieses eine des Machine Learnings zurück«, sagt Junior andere Route definiert werden, die vielleicht Researcher Dorian Prill. Die Herausforderung in die Nähe der Werft führt,« sagt Prill, der die dabei war vor allem nicht nach gezielten punk- Projektergebnisse auf einer internationalen tuellen Abweichungen zu suchen, sondern ab- Schifffahrtskonferenz in Amsterdam weichende Verlaufsmuster zu finden. Auch war präsentierte. es für die Forschenden schwierig ein genera- (LagS) 12
it's cover Maximilian Schirl (rechts) und Simon Kranzer unterstützen kleine und mittelständische Unternehmen bei Themen rund um die digitale Transformation und Industrie 4.0. Foto: FH Salzburg/Simon Back Fotografie Digitalisierung für KMUs Nicht nur für Großunternehmen ist die Digitalisierung ihrer Prozesse ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor, auch für kleine und mittlere Unternehmen (KMUs) schafft sie den Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit. Mit einem maß- geschneiderten Qualifizierungsangebot möchten nun FH-Forschende kleine und mittlere Unternehmen bei der Digitalisierung unterstützen. »Viele KMUs agieren noch nach altem Schema«, Grenzüberschreitende weiß Simon Kranzer, Forscher und Lehrender am Kompetenzen bündeln Studiengang Informationstechnik & System- Management (ITS). Er möchte mit dem Projekt KMUs profitieren nicht nur vom Wissen der sensibilisieren und Unterstützung bei der IT-ExpertInnen, ForscherInnen des Studiengangs digitalen Transformation bieten. Dazu entwickelt Betriebswirtschaft der FH Salzburg und Salzburg der Digitalisierungsexperte gemeinsam mit Research sowie SpezialistInnen von anderen seinem Kollegen Maximilian Schirl ein abge- bayrischen Wirtschaftsinstitutionen und stimmtes Qualifizierungsangebot und möchte Hochschulen ergänzen das Projekt »KMU 4.0« mit Demonstrationen digitaler Technologien den mit ihren wissenschaftlichen und praktischen entsprechenden Unternehmen neue Wege er- Erkenntnissen.»Durch die interregionale öffnen. Die beiden ITS-Forscher konzentrieren Bündelung von Wissen und Kompetenzen aller sich in dem Projekt, an dem weitere Partner aus Projektpartner entsteht ein komplettes Wissenschaft und Wirtschaft aus dem Grenzraum Transferprogramm, das KMU auf die Digitalisie- Bayern-Österreich beteiligt sind, vor allem auf die rung gut vorbereitet«, sagt Kranzer sichtlich Bereiche industrielle Systeme und Robotik. erfreut. Das Projekt wird aus Mitteln des Schirl: »Wir möchten beispielsweise zeigen, wie Förderprogramms Interreg Bayern-Österreich mit Methoden der Datenanalyse und Machine- 2014-2020 unterstützt. Learning-Modellen Produktionsabläufe verbessert werden können«. (LagS) 13
it's cover Die mobile Anwendung von ERP-Systemen ist für die Digitalisierung von Unternehmen ein entscheidender Faktor. Dies bestätigt auch die Jury des WIKARUS Innovationspreises der Salzburger Wirtschaft, die das ERP4Cloud Projekt ERP4Cloud mit dem dritten Platz auszeichnete. Foto: FH Salzburg/fotolia – WrightStudio Forschende am Studiengang Informationstechnik & System-Management machen gemeinsam mit Projektpartner Ramsauer & Stürmer Software für das Management von Geschäftsprozessen in Unternehmen mobil. Zur Steuerung sämtlicher Geschäftsprozesse Tschuchnig, der gemeinsam mit seinem Kollegen und betrieblicher Ressourcen wie Kapital oder Dejan Radovanovic für die technische Implemen- Produktionsmittel nutzen Unternehmen so- tierung zuständig ist. Gemeinsam mit Projekt- genannte Enterprise-Resource-Planning- partner Ramsauer & Stürmer, die Experten in der Systeme – kurz ERP-Systeme. Entwicklung von ERP-Systemen sind, testen die Forschenden deshalb unter anderem Block- Mit der voranschreitenden Digitalisierung und der chain-Technologien, Konsens-Algorithmen und Notwendigkeit standortunabhängig arbeiten zu Synchronisationsmechanismen. können, sind Unternehmen zunehmend gefordert, Teile ihres ERP-Systems mobil zu Salzburger Wirtschaftspreis an nutzen. »Die derzeitigen Systeme sind auf die ERP4Cloud mobile Nutzung noch nicht ausgelegt«, sagt Projektleiter Manfred Mayr. Das Forschungsteam, Einen Zwischenerfolg konnten Ramsauer & bestehend aus Peter Haber, Eduard Hirsch, Stürmer und die ITS-Forschenden bereits Thomas Harald Schmuck, Maximilian Tschuchnig verzeichnen: Ihr Konzept für eine mobile An- und Dejan Radovanovic, beschäftigt sich im wendung des ERP-Systems mit konsistenter Rahmen des Projekts mit möglichen cloud- Information wurde mit dem dritten Platz des basierten Ansätzen und Technologien. »Für uns WIKARUS Innovationspreis der Salzburger stellt sich die Frage, wie mobile ERP-Systeme Wirtschaft prämiert. sowohl online als auch offline auf mobilen Endgeräten genutzt werden sollen. Auch ist zu »Wir freuen uns sehr über diese Anerkennung klären, wie die Synchronisation funktionieren der ExpertInnen-Jury. Dies zeigt uns, dass wir kann, wenn mehrere User mit dem System damit angewandte Forschung am Puls der Zeit arbeiten,« erklärt Junior Researcher Maximilian betreiben«, unterstreicht Manfred Mayr. (KarA/LagS) 14
it's cover Sicherheit für das Wirtschaften ohne Euro Sardinien, die zweitgrößte italienische Insel im unveränderbar definierte Transaktionen zwischen Mittelmeer, traf die jüngste Wirtschaftskrise mit zwei oder mehr Parteien innerhalb eines Netz- voller Wucht. Das Start-up Sardex wollte den werks durchzuführen. Heistracher: »Der radikale Wirtschaftstreibenden deshalb eine Gelegenheit Innovationsansatz ermöglicht es, hochgradig geben, Geschäfte abseits von Banken, Schuld- anpassbare und sich selbst konfigurierende und Zinsfallen zu tätigen. Im Rahmen einer Software bereitzustellen, die sich der Umgebung Genossenschaft etablierte das junge Unterneh- und den sich ändernden Benutzer-Bedürfnissen men die virtuelle Währung Sardex, mit welcher dynamisch anpasst.« regionale Unternehmen bargeld- und kreditlos in einem Wirtschaftskreis vernetzt handeln, ohne Die Architektur für diese Software-Landschaft dafür eine zentrale Instanz wie eine Bank zu wird von den ITS-Forschenden Eduard Hirsch benötigen. und Thomas Heistracher konzipiert und gemeinsam mit Partnern der London School of Um einen alternativen Wirtschaftsaustausch, Economics, der Hertfordshire University und der wie Sardex ihn geschaffen hat, für weitere An- Universität Passau prototypisch realisiert. Als wendungen und auch überregional zu öffnen, zentrale Herausforderung gilt es, verschiedene förderte die Europäische Union das H2020- Technologien zwischen regionalen Gruppen zu Forschungsprojekt INTERLACE (Interacting verbinden. Dabei spielt die gesellschaftspoliti- Decentralized Transactional and Ledger sche Ebene (Stärkung der regionalen Wirtschaft, Architecture for Mutual Credit). »Hier geschieht Nachvollziehbarkeit, Sicherheit, Verzicht auf visionäre Verbundforschung mit dem Ziel, neue zentrale Kontrolleinheit) eine große Rolle. innovative Technologiefelder zu öffnen«, sagt Thomas Heistracher, Forschungsleiter am Vielfältige Anwendungsbereiche Studiengang Informationstechnik & System- Management (ITS). Solch eine sichere Austauschplattform kann für vielfältige Anwendungen genutzt werden: Blockchain-Technologie als Basis bankenlose Bezahlungsvorgänge, Abwicklung von Projekten mit vielen Teilnehmenden (z.B. Das Konzept der Mutual Credits von Sardex Hausbau oder kombinierte Tourismusangebote), dient den Forschenden dabei als Vorlage, die Messdaten-Übertragung im Internet der Dinge, sie jedoch mit neuen Technologien umsetzten Rechtsgeschäfte oder auch die transparente möchten. Deshalb steht im Zentrum des Rückverfolgung von Lebensmitteln bis zu den technologischen Teils der Forschung von Herstellern sind hier zu nennen. Heistracher: INTERLACE die Realisierung einer automati- »Auch freiwillige Sozialleistungen von der sierten Vertragsabwicklung mithilfe innovativer Altenpflege bis zum Nanny-Dienst könnten Blockchain-Technologie. »Unsere Aufgabe war künftig so austauschbar – und sichtbar es, ein System zu entwerfen, das einen zinsfreien – werden.« Generell ist der Ansatz von und die Lokalwirtschaft fördnernden Austausch INTERLACE nicht nur für virtuelle Währungen sicherstellt und so nachhaltig gestaltet ist, dass relevant – jeglicher Informationsaustausch es sich an Nutzererfordernisse problemlos zwischen Kommunikationspartnern aus anpasst. Blockchain bietet dafür eine gute unterschiedlichen Netzwerken kann damit Basis«, sagt Heistracher. Das dezentrale System »demokratisiert« werden. der Blockchain erlaubt nämlich dauerhaft und (KarA/LagS) 15
it's cover Buchtipps Data Science – Analytics and Applications Proceedings of the 1st International Data Science Conference – iDSC2017 Herausgeber: Peter Haber, Manfred Mayr, Thomas Lampoltshammer Verlag: Springer Vieweg Erscheinungsjahr: 2017 Hardcopy: ISBN 978-3-658-19286-0 eBook: ISBN 978-3-658-19287-7 QualityLand Roman, ausgezeichnet mit dem Deutschen Science-Fiction Preis 2018 »Die etwas andere digitale Zukunft.« Autor: Marc U. Kling Simon Kranzer Verlag: Ullstein Hardcover Senior Lecturer am Studiengang Informationstechnik & System-Management Erscheinungsjahr: 2017 Hardcopy: ISBN 978-3-550-05015-2 Das Digital Markt, Wertschöpfung und Gerechtigkeit im Datenkapitalismus »Ein lesenswerter Blick auf die datenreiche Wirtschaftszukunft« Autor: Thomas Ramge, Viktor Mayer-Schönberger Thomas Heistracher, Verlag: Econ Forschungsleiter am Studiengang Informationstechnik & System-Management Erscheinungsjahr: 2017 Hardcopy: ISBN 978-3430202336 Digitalisierung Schlüsseltechnologien für Wirtschaft und Gesellschaft Herausgeber: Reimund Neugebauer Verlag: Springer Vieweg Erscheinungsjahr: 2018 Hardcopy: ISBN 978-3-662-55889-8 eBook: ISBN 978-3-662-55890-4 16
it's cover EVENTS iDSC 2019 – zum Thema Digitalisierung Data Science 09. Oktober 2018, 13:00 - 18:00 Uhr Eröffnung Digitales Transferzentrum an Conference der FH Salzburg, Campus Urstein 22. bis 24. Mai 2019 an der FH Salzburg Hochkarätige Fachvorträge von nam- haften Unternehmen vermitteln mehr über die Herausforderungen und Lösungen im Bereich von Digital Twins, Smart Logistics, kollaborativer Fertigung und Smart Services. In den Forschungs- laboren besteht die Möglichkeit, aktuelle Technologie-Vorführungen zu erleben. www.dtz-salzburg.at 14. November 201, 09:00 - 17:00 Uhr IT-Sicherheitstag an der FH Salzburg, Campus Urstein Bereits zum 15. Mal bietet der Öster- reichische IT-Sicherheitstag umfas- Die 2. Internationale Data Science Conference findet vom 22. bis 24. Mai 2019 an der sende Informationen zur IT-Sicherheit. FH Salzburg statt und wird die agilen Aspekte des Data Science in den Fokus nehmen. Veranstaltet wird der IT-Sicherheitstag Foto: FH Salzburg/LagS von der Universität Klagenfurt Forschungsgruppe Systemsicherheit Die iDSC ist der Treffpunkt für WissenschafterInnen und Data-Science- (syssec) in Kooperation mit dem ExpertInnen sowie Business ManagerInnen von KMUs und Industrie- Studiengang Informationstechnik & betrieben, um neue Ansätze zur Lösung der Herausforderungen einer System-Management. digitalisierten Welt gemeinsam zu erörtern. Die Konferenz bietet hierzu www.syssec.at/sitag2018 eine ideale Plattform für die Vernetzung und Zusammenführung von Data Science in Forschung und Praxis. Heuer konzentiert sich die Konferenz vor allem auf die agilen Aspekte der Data Science. Sowohl in einem Research- als auch einem Industry-Track it's TALKs werden Themen wie zum Beispiel »Agile Artificial Intelligence & Machine Die »it's TALKs« ist eine vom Studien- Learning«, »Implementation of Agile Data Mining Processes« und »Agile gang Informationstechnik & System- Data Science and Visualization« diskutiert. Weiters werden spannende Management ins Leben gerufene Case Studies und innovative Anwendungen live vorgeführt, die tiefgehende Crossmedia-Gesprächsreihe zu aktuellen Einblicke in das aktuelle Forschungs- und Wirtschaftsumfeld geben. IT-Themen. Sie soll informieren, praxis- nahe Einblicke bieten und zur Diskussion Wissenschaftliche Beiträge können bis zum 11. Jänner 2019 unter einladen. www.idsc.at eingereicht werden. Vorschläge für Themen aus der Wirtschaft sind ebenfalls willkommen. Alle auf der Konferenz vorgestellten Beiträge Die it't TALKs finden zwei Mal im Semester sollen wieder in den iDSC-Proceedings vom Verlag Springer Vieweg als Open Lecture statt. Aktuelle Termine publiziert werden. unter: www.its.fh-salzburg.ac.at/itstalks Mehr Informationen unter: www.idsc.at 17
it's magazin News aus dem Bachelor- und Masterstudiengang Informations- technik & System- Management Komplexe IT-Systeme verstehen Der IT-Sektor bietet nicht nur hervorragende Jobaussichten, sondern auch spannende und interessante Herausforderungen mit der Möglichkeit, die Zukunft aktiv mitzu- gestalten. Was ist dafür wichtig? Komplexe IT-Systeme zu verstehen und weiterzuentwickeln. IT-ExpertInnen von Morgen beherrschen deshalb das perfekte Zusammenspiel von Soft- und Hardware, orientieren sich an den neuesten Forschungsergebnissen und setzen ihre Kreativität zur Entwicklung von modernen IT-Systemen ein. Mit dem Blick auf gesellschaftsrelevante Themen beziehen sie soziale Aspekte ein und ermöglichen damit eine optimale Mensch-Technik-Interaktion. www.its.fh-salzburg.ac.at 18
19 it's magazin Foto: FH Salzburg/Wildkind
its projects Höhenfeeling für Zuhause Gerrit Glomser weiß, wovon er spricht: In seinen Jahren als österreichischer Spitzenrennfahrer nutze er das simulierte Höhentraining zur Steigerung seiner Leistung. Nun setzt er auf die Unterstützung von Studierenden des Studiengangs Informationstechnik & System-Management (ITS), um seinen mobilen Höhengenerator zu optimieren. Mechatronik-Schwerpunkt setzten sich im Rahmen ihres Bachelorprojekts mit der Frage auseinander, wie der Sauerstoffgehalt der Umgebungsluft mit Hilfe eines Zeolith-Filters möglichst effizient reduziert werden kann. »Zeolith-Filter werden in den meisten Anwendungsfällen zur Sauerstoff- gewinnung, zum Beispiel im Wasserfilter eines Aquariums, verwendet. Da der Sauerstoffgehalt der Luft aber mit der Höhe abnimmt, muss statt des eigentlichen Nutzgases das Abfallprodukt des Filters – nämlich Stickstoff – verwendet werden«, sagt Daniela Deutinger. Ausschlaggebend für die Menge an Stickstoff, die aus einem einzelnen Zeolith-Filter gewonnen werden kann, sind der auf die Kartusche ausgeübte pneumatische Druck am Eingang, der Volumenstrom am Ausgang sowie die Füll- und Regenerationsdauer. ITS-Studierende (v.l.) Maximilian Körsten, Daniela Deutinger und Hannes Waclawek verhelfen gemeinsam mit dem ehemaligen Das Ziel der Studierenden war es, einen Testaufbau zu erstellen, mit dessen Rennfahrer Gerrit Glomser (Mitte) Sportlern und SportlerInnen zu Hilfe Druck, Volumenstrom, Füll- und Regenerationsdauer eingestellt Höchstleistungen. Dafür entwickelten sie einen Testaufbau, mit werden können, um so eine maximale Stickstoffsättigung am Ausgang des dem ein individuelles Höhentraining optimiert werden kann. Systems zu erreichen. Foto: FH Salzburg/Simon Back Fotografie »Eine besondere Herausforderung war für uns, sich in die Materie der Gegenüber einem herkömmlichen Training kann Pneumatik einzuarbeiten, damit die entsprechenden Komponenten wie beim Höhentraining in sauerstoffreduzierter Luft Ventile, Druck- oder Durchflusssensoren richtig dimensioniert und bei gleichem Aufwand ein höherer Trainingseffekt betrieben werden konnten«, sagt Maximilian Körsten. Die Ansteuerung erzielt werden. Der mobile Höhengenerator filtert des Aufbaus sowie die Verarbeitung von Messwerten erfolgte über eine – angepasst an die ausgewählte Höhe – Sauer- SPS (Speicherprogrammierbare Steuerung) der Firma Sigmatek. stoffanteile aus der Umgebungsluft und führt dieses neue Gasgemisch in einen geschlossenen Um das Finden der idealen Parameter zu ermöglichen, wurde das Nelder- Raum (Atemmaske oder Zelt). So kann Höhenluft Mead-Verfahren – eine Methode zur Optimierung nichtlinearer Funktionen simuliert werden. mit mehreren Parametern – auf der SPS implementiert. »So kann der Aufbau in einer zukünftigen Arbeit dazu verwendet werden, automatisiert Um nun die Filterung des Höhengenerators zu die optimalen Parameter zu finden«, sagt Hannes Waclawek. Stehen die optimieren, setzt Gerrit Glomser auf die idealen Werte für Druck, Volumenstrom, Füll- und Regenerationsdauer einer Unterstützung der ITS-Studierenden Daniela einzelnen Kartusche erst einmal zur Verfügung, können mehrere Zeolith- Deutinger, Maximilian Körsten und Hannes Filter in einem Verbund betrieben werden, um einen möglichst konstanten Waclawek. Die drei Studierenden mit Gasstrom am Ausgang zu ermöglichen. (PA/LagS/D. Deutinger/M. Körsten/H. Waclawek) 20
its projects »Zwitschern« im Katastrophenfall Pro Sekunde werden durchschnittlich 6.000 Tweets rund um die Welt verschickt. Das sind über 350.000 Twitter-Nachrichten pro Minute, 500 Millionen pro Tag und rund 200 Billionen pro Jahr – eine unbegreifliche Menge an Mitteilungen, die mehr oder weniger interessante Inhalte enhalten. ITS-Studierende nutzen nun gemeinsam mit Forschern des Zentrums für Geoinformatik der Universität Salzburg den Berg an Informationen, um relevante Hinweise auf Katastrophen- fälle erhalten. Durch Social-Media-Kanäle verbreiten sich Thema Künstliche Intelligenz: Christoph Informationen in Windeseile. Die Analyse, ob Leixnering, Roland Haidler und Daniel Höckner Nachrichten beispielsweise tatsächlich ernst zu analysieren und evaluieren dafür im Rahmen nehmen sind – Stichwort: Fake News – fällt ihres Forschungs- und Entwicklungsprojektes sogar uns Menschen schwer. Wie soll nun aber ein bestehendes Modell des Zentrums für Geo- die Maschine, der Computer, automatisch die informatik der Universität Salzburg (Z_GIS). Inhalte verstehen und richtig einordnen? Die Weiters hat Masterstudentin Elisabeth Antwort weiß Cornelia Ferner, Forscherin am Birnbacher eine innovative Lösung in ihrer Studiengang Informationstechnik & System- Masterarbeit erarbeitet, um die einzelnen Natur- Management (ITS): »Mit Methoden des Natural katastrophen, wie Erdbeben, unter allen anderen Language Processing kann man Texte sozusagen Themen automatisch identifizieren zu können. in für Maschinen verständliche Daten umwan- Auch der baldige Masterabsolvent Andreas deln«. Dazu muss man verstehen, dass es sich bei Reschenhofer hat sich in seiner Masterarbeit Nachrichten um »unstrukturierte« Informationen dem Natural Language Processing gewidmet. handelt, die nicht einfach in einer Excel-Tabelle Seine Forschungsergebnisse bestätigen, dass dargestellt werden können. Maschinen benötigen Tweets, die ein Erdbeben zum Inhalt haben, die Daten aber prinzipiell in einer ähnlich struktu- vorherrschend negative Emotionen aufweisen. rierten Art und Weise zum Verarbeiten. Um sich Diese Informationen verbessern die Genauigkeit nun eine solche Basis zu verschaffen, muss das bei der Erkennung von Erdbeben-relevanten intelligente System selbständig in der Lage sein, Tweets. Inhalte aus den Texten zu extrahieren. »Wir kön- nen zum Beispiel Modelle entwickeln, die aus den Erfolgreiche Kooperation vorkommenden Wörtern auf die behandelten Themen schließen.« Im Ernstfall können die Der Studiengang Informationstechnik & Beobachtungen der Twitter-Gemeinde wertvolle System-Management kooperiert in diesem Information für Einsatzkräfte liefern. Projekt mit dem Zentrum für Geoinformatik der Universität Salzburg. Ferner: »Wir haben Studierende nutzen maschinelle intensiven Kontakt mit der Forschungsgruppe Intelligenz für den Katastrophenfall von Bernd Resch, der auch Clemens Havas angehört. Beide sind ITS-Absolventen, da liegt Um aus Tweets Hinweise auf Naturkatastrophen eine Zusammenarbeit auf der Hand.« Die zu erhalten und somit Hilfskräfte unterstützen zu Z_GIS- Forscher haben sich aus der Perspektive können, beschäftigen sich derzeit fünf ITS- der Geoinformatik die Aufgabe gemacht, zu Masterstudierende im Rahmen ihrer Studien- klären, wie Tweets genutzt werden können, um spezialisierung Data Science & Analytics mit dem Naturkatastrophen besser ermitteln zu können. (LagS/FerC) 21
its projects Wo ist das Auto? Masterstudierende beschäftigen sich in Rahmen ihres Forschungs- und Entwicklungs- projekts mit der Entwicklung eines Systems zur Wiedererkennung von Autos in Bildern. Dafür wenden sie Methoden der Künstlichen Intelligenz an. »Die Herausforderung in unserem System liegt vor allem in der Wiederer- Prototyping gut geeignet, da es schnell und kennung des richtigen Autos, denn für die reine Objekterkennung gibt es einfach umzusetzen ist und es eine immense bereits ausgereifte Methoden«, sagt Masterstudent Christoph Falkenstätter, Anzahl an hochfunktionellen Bibliotheken sowie der gemeinsam mit seinen Kollegen Andreas Gurtner und Tristan Gal an eine riesige Online-Community gibt. Um die dem Projekt arbeitete. Doch ein spezielles Fahrzeug zu ermitteln bedarf Performance zu steigern, können die entwi- ausgefeilter Technologie, wobei die Studenten auf Deep Learning und ckelten Programme auch unkompliziert in C/C++ Neuronale Netze setzten, um ein lernfähiges System zur Fahrzeug- umgesetzt werden«, sagt Andreas Gurtner. identifikation zu entwickeln. Zum entsprechenden Testen ihres Systems Deep Learning und Neuronale Netze stellte Projektpartner SKIDATA den Master- studierenden Bildermaterial zur Verfügung. Deep Learning ist ein Teilbereich des Machine Learning, wodurch »Unser System lieferte auch schon mit wenigen Computersysteme »lernen« und ohne menschliches Zutun ihre Fähig- Testdaten überraschend gute Ergebnisse. Die keiten verbessern können. Durch die Verwendung von neuronalen Netzen Erkennung und Segmentierung der Fahrzeuge in mit einer umfangreichen, komplexen inneren Architektur – ähnlich wie die den Testdaten hinsichtlich charakteristischer des menschlichen Gehirns – und großen Datenmengen kann das System Merkmale des jeweiligen Fahrzeugtyps funk- neue Informationen mit dem bereits Erlernten verknüpfen und dadurch tioniert in unserem Prototyp schon sehr gut«, Prognosen abgeben oder auch Entscheidungen selbstständig treffen. freut sich Tristan Gal, der sich möglicherweise auch in seiner Masterarbeit einem Thema aus Als ersten Schritt ermittelte das Team ein geeignetes Framework und dem Bereich Deep Learning widmen möchte. programmierte anschließend ihr System in Python. »Python ist für (LagS/PomW) Who is Foto: FH Salzburg/LagS Foto: FH Salzburg/LagS who? DI Eduard Hirsch Rishelle Wimmer MA Senior Lecturer und Forscher Senior Lecturer Schwerpunkte: Web-Technologien, Big Data Schwerpunkte: English for ITS: researching, Engineering, Verteilte Systeme, Virtualisierung writing, presenting and discussing ITS topics in English; Scientific writing Ich biete: Bachelor-/Masterbetreuungen, Verantwortlicher in der Vertiefung Medien- Ich biete: Reducing complex information to its informatik für die Einteilung der Bachelor- essence, Arranging learning situations for best arbeiten, Forschung outcomes, Faculty Advisor for the Society of Women Engineers – a networking opportunity, Lebenslauf: TU Wien, TU Wissenschaftlicher Promoting Inclusion and Diversity in Tech Mitarbeiter, OMV, OnTec Sofware Solutions, IAEA Wien, Selbständigkeit, FH Salzburg, begeisteter Lebenslauf: Operation Research and Systems Mountainbiker und Fußballer Analysis studies Cornell University, Ithaca, NY, USA, Education Sciences Universität Salzburg 22
its projects Smart-Home-Lösung Ein interkulturelles Studierenden-Team entwickelte eine innovative Smart-Home-Lösung, die vor allem die Privatsphäre und die Sicherheit bei der mobilen Steuerung in den Fokus nimmt. Mit der neuen mobilen Anwendung »FREDOSAR Smart Home« möchte das Forschungs- team – Studierende aus drei verschiedenen Ländern und die ITS-Projektleiter – den Benutzern die Möglichkeit eröffnen, ihr Smart Home einfach und vor allem sicher zu steuern. »Das Besondere an der App ist, dass die Kommunikation Ende zu Ende verschlüsselt ist und die Privatsphäre der Benutzer gewahrt wird«, sagt Norbert Egger, Forscher am Zentrum für sichere Energieinformatik, der gemeinsam mit Michael Fischinger das Projekt leitete. Als Open-Source-Lösung ist die Anwendung kostenlos für alle zugänglich und universell einsetzbar. Die Anwendung steht unter www.fredosar.org zum Download zur Verfügung. Austauschprogramme Die Studierenden aus Brüssel (Belgien), Angers (Frankreich) »Es freut uns sehr, dass wir die fünf Studierenden am Studiengang begrüßen durften. und Berlin (Deutschland) absolvierten ihr Auslands- Das Erasmus-Programm ist eine hervorragende Möglichkeit für angehende Akademi- semester und entwickelten kerInnen neue Länder und Kulturen in der Studienzeit kennenzulernen«, sagt Rishelle die Open Source Smart- Wimmer, International Departmental Coordinator am Studiengang. Auch ITS-Studie- Home-Steuerung »FRAPP Smart Home«. rende können von dem kulturellen Austausch vor Ort profitieren oder haben selbst die Foto: FH Salzburg/LagS Möglichkeit Erfahrungen im Ausland zu sammeln. Kooperationen mit rund 50 Partner- institutionen weltweit machen es möglich. (LagS) Foto: FH Salzburg/H. Kirchner Foto: FH Salzburg/LagS FH-Prof. Priv.-Doz. DI Mag. Dr. DI Dr. Fabian Knirsch Dominik Engel Researcher Fachbereichsleiter, Leiter Zentrum für sichere Energieinformatik it's gratuliert Fabian Knirsch, Researcher am it's gratuliert Dominik Engel, Fachbereichsleiter Studiengang Informationstechnik & System- am Studiengang Informationstechnik & System- Management und am Zentrum für sichere Management und Leiter des Zentrums für sichere Energieinformatik, zum erfolgreichen Abschluss Energieinformatik, zur Habilitation. Engel bewies seines Doktoratstudiums. mit seiner Habilitationsschrift zum Thema Knirsch beschäftigte sich in seiner Dissertation »Methods for user-centric Smart Grid privacy, mit der optimalen Balance zwischen Privacy, der security and control« dem Komittee seine Wahrung des Datenschutzes, und Utility, der ausgezeichneten Kompetenzen in Angewandter Möglichkeit, aus Daten Informationen zu Informatik. gewinnen. 23
its research Sichere Energieinformatik Im Zentrum für sichere Energieinformatik (ZSE) wird daran gearbeitet, wie zukünftige, intelligente und sichere Stromnetze gebaut werden können. Dazu beschäftigen sich die ZSE-Forschenden mit den Themen IT-Sicherheit und Privatsphäre. Eine Integration von erneuerbaren Energiequellen und somit eine Energie- auf Einsatztauglichkeit. »Blockchain könnte bei wende kann nicht ohne intelligente Kommunikations- und Steuermechanis- neuartigen Energieprodukten und -dienstleis- men im Netz stattfinden. Nur durch Digitalisierung, also dem Einsatz von tungen im Endverbraucher-Segment eine große Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT), können verschie- Rolle spielen, zum Beispiel bei der individuellen denste Anwendungsfälle wie intelligentes Laden von E-Autos, Eigenver- Gestaltung eines Ökostrom-Tarifs, den der brauchsoptimierung, variable und kundenfreundlichere Tarife oder die Konsument aus ausgesuchten Windrädern, intelligente Steuerung des eigenen Wohnraums realisiert werden. Neben Solarflächen und Kleinwasserkraftwerken selbst all diesen positiven Aspekten bringt die Digitalisierung der Energiesysteme zusammenstellen kann«, prognostiziert Engel. auch einige Herausforderungen mit sich, vor allem im Bereich der IT- Sicherheit und der Privatsphäre der Kundinnen und Kunden. App für Mieterstrommodell »Der Einsatz von IKT ist immer mit neuen Angriffsmöglichkeiten für Hacker Um Blockchain in der Energiewirtschaft zu verbunden. Zukünftige Stromnetze müssen gegen solche Attacken von testen, haben die ZSE-Forschenden gemeinsam außen umfassend abgesichert werden. Es gilt, persönliche Informationen mit der Salzburg AG und dem Verbund eine App der Kunden und deren Privatsphäre zu schützen. Und genau hier setzt das für ein »Mieterstrommodell« entwickelt. Engel: ZSE an«, sagt der Leiter des Zentrums für sichere Energieinformatik »Durch die Novellierung des Gesetzes ist es nun Dominik Engel. Der Forscher des Studiengangs Informationstechnik & Hausbewohnern in Mehrparteienhäuern erlaubt, System-Management weiß, wovon er spricht. Er hat zuvor das Josef-Ressel- ihren Stromanteil von einer am Dach installierten Zentrum für anwenderorientierte Smart Grid Privacy, Security und Steue- Gemeinschafts-Photovoltaikanlage untereinan- rung geleitet und ist Mitglied der »Taskforce Privacy« der EU-Arbeitsgruppe der zu tauschen. Unsere App macht diese Ver- Smart Grids in Brüssel. Gemeinsam mit seinem 20-köpfigen Team forscht waltung auf einfache Art möglich.« Der Hinterge- der Experte an neuen Schutzmechanismen für die Privatsphäre und gegen danke dabei ist, jeweils den größtmöglichen Angriffe von außen. Gleichzeitig soll sichergestellt werden, dass die Anteil des eigenen Strombedarfs durch die notwendigen Funktionalitäten, um beispielsweise erneuerbare Energie- Gemeinschaftsanlage decken zu können. Sind quellen zu integrieren, nicht beeinträchtigt werden. Eine Möglichkeit stellt beispielsweise die Bewohner auf Urlaub, können dabei für die Forschenden die Blockchain-Technologie dar. sie während dieser Zeit ihre Photovoltaik-Anteile direkt an den Nachbarn übertragen. So wird der Blockchain als neue Technologie für die Energiewirtschaft nicht benutzte Strom nicht in das allgemeine Stromnetz eingespeist, sondern bleibt im selben Verteilt über ein Netzwerk von Millionen von (Privat-) Rechnern bietet Haus. »Für die Hausbewohner ist dies insgesamt Blockchain eine neue Art Transaktionen abzuwickeln. Die Daten werden eine kostengünstige Variante«, sagt Engel. Als dabei unveränderbar Block für Block in einer Kette abgespeichert. Alle technologische Basis für die App verwendeten Informationen müssen in diesem Zuge von einer Mehrheit des weltumspan- die Forschenden das Blockchain-Prinzip. So nenden Rechner-Netzwerks bestätigt werden und sind deshalb fälschungs- erhielten die Testkunden jeweils einen Rasperry sicher. Das neue an dieser Transaktionsmöglichkeit ist, dass sie direkt Pi, der als Blockchain-Knoten fungiert, und ein zwischen den Partnern abläuft, ohne dass eine Person, Institution, Tablet, auf dem die App installiert ist. Engel: Organisation, oder ein Unternehmen dazwischengeschaltet ist. Im »Das Pilotprojekt ermöglicht Forschungs- und Finanzsektor hat Blockchain bereits Einzug gehalten – Stichwort: Bitcoin. Unternehmenspartner mehr über Block- Jetzt überprüfen die Forschenden die neue Technologie für die dezentrale, Chain-Technologie und ihre Akzeptanz zu unkomplizierte Abwicklung von Transaktionen auch in der Energiewirtschaft lernen.« 24
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