ENDLICH WIEDER UNTERNEHMEN - Wirtschaftsbund ...
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WIRTSCHAFTSBUND NIEDERÖSTERREICH Magazin des Niederösterreichischen Wirtschaftsbundes Nr. 01/2021 | Juli 2021 P.b.b, Verlagspostamt 3100 St. Pölten, Wir sind Wirtschaft. GZ 02Z030827 M ENDLICH WIEDER UNTERNEHMEN Freude über die Öffnungen herrscht bei den Betrieben in Niederösterreich, so auch im Mautwirtshaus in Mödling (v.l.): WBNÖ Direktor Harald Servus, Unternehmerin Edda Mayer-Welley, Landesgruppen-Obmann Präsident Wolfgang Ecker und Bezirksgruppen-Obmann Vizepräsident Erich Moser. Seite 8 Schwerpunkt Arbeitsmarkt Arbeitsminister Martin Kocher im Interview Seite 6
Energie. Wasser. Leben. WASSERFÜR Quellfrisches Trinkwasser für Niederösterreich, dafür investieren wir jetzt und in Zukunft. Mehr auf evn.at/wasser
Editorial 3 Mit wirksamen Maßnahmen den Aufschwung in NÖ unterstützen. Die Wirtschaft in Niederösterreich wird heu- und mehr Menschen in Beschäftigung zu bringen. er bereits um 4,3 Prozent wachsen. Dieser Auf- Zum anderen haben sich die Rohstoffengpässe schwung soll sich laut den Wirtschaftsforschern weltweit bereits zu einem großen Problem für die auch im nächsten Jahr verstärkt fortsetzen. Ein Wirtschaft entwickelt. Viele Unternehmen berich- Ausblick, der uns in dieser herausfordernden Zeit ten, dass sie mit massiven Lieferverzögerungen und KommR Wolfgang Ecker Mut macht. Preiserhöhungen zu kämpfen haben und Rohstoffe Landesgruppen-Obmann Zwei Themenbereiche haben sich nun aber zu teilweise gar nicht verfügbar sind. Dieses Problem ecker@wbnoe.at einer besonderen Herausforderung für die Unter- können wir nicht in Österreich alleine lösen. Erst nehmen entwickelt und drohen, den Aufschwung wenn die Wirtschaft weltweit wieder Fahrt auf- zu bremsen. Das ist zum einen die Situation am nimmt und die internationalen Lieferketten wieder Arbeitsmarkt: Der Fachkräftemangel hat sich wei- in Gang kommen, wird auch auf den Rohstoffmärk- ter verschärft und auch die Zahl langzeitarbeitslo- ten wieder eine Normalisierung einsetzen. ser Menschen ist angestiegen. Viele Unternehmen Was wir jedoch tun können und müssen ist, den finden trotz hoher Arbeitslosigkeit keine Mitarbei- Aufschwung der heimischen Wirtschaft weiter best- ter. Es müssen daher rasch wirksame Maßnahmen möglich zu unterstützen und das Virus weiter kon- gesetzt werden, um den Arbeitsmarkt in Schwung sequent und dauerhaft zurückzudrängen. ▄ Die Krise hinter uns lassen und mutig in die Zukunft gehen. Die letzten eineinhalb Jahre waren wirtschaftspoli- rokratieabbaus nun konsequent weiter fortgesetzt tisch davon geprägt, die notwendigen Hilfsmaßnah- wird. Denn gerade nach diesen für die Betriebe so men durchzusetzen, um einen noch größeren Scha- schwierigen Monaten ist es wichtig, weitere positive den von der Wirtschaft abzuwenden. Signale für den Aufschwung zu setzen. Gemeinsam haben wir uns als Wirtschaftsbund Mit dem Fortschreiten der Impfungen haben intensiv in die Ausgestaltung der Hilfen eingebracht wir jetzt die Chance diese Gesundheits- und Wirt- Mag. Harald Servus Wirtschaftsbund-Direktor und konnten dabei zahlreiche wichtige Verbesse- schaftskrise endgültig hinter uns zu lassen und kön- servus@wbnoe.at rungen für die Unternehmen durchsetzen. Das geht nen den Blick wieder nach vorne richten. von neuen Steuererleichterungen wie der degres- Der Wirtschaftsbund Niederösterreich unter- siven Abschreibung und dem Verlustrücktrag, bis stützt mit der kürzlich gestarteten Sommerkampag- zu der Vielzahl an Verbesserungen bei den Hilfs- ne den Neustart der Wirtschaft. Unter dem Motto Fotos: WBNÖ/Gerald Lechner programmen wie Härtefallfonds, Fixkostenzuschuss, #endlichwiederunternehmen sollen die Nieder- Umsatzersatz oder Ausfallsbonus. österreicherinnen und Niederösterreicher dazu ani- Wir setzen uns weiterhin mit aller Kraft dafür miert werden, das Angebot unserer regionalen Be- ein, dass der Weg der Steuerentlastung und des Bü- triebe wieder aktiv in Anspruch zu nehmen. ▄ IMPRESSUM WIR SIND WIRTSCHAFT NÖ Ausgabe 1/2021, Verlagspostamt: 3100 St. Pölten. Redaktionsschluss: 15. 07. 2021 MEDIENINHABER, REDAKTION UND ANZEIGENVERWALTUNG: Wirtschaftsbund Niederösterreich, 3100 St. Pölten, Ferstlergasse 4, Tel.: 02742/9020-3000, Fax: 02742/9020-3500, Z VR-Nr.: 324647873, HERSTELLER: NP-Druck, Gutenbergstraße 12, 3100 St. Pölten. REDAKTION: Thomas Ernst, LL.M. (WU), Julia Dangl, BA, Mag. Simon Grillitsch, Tatjana Zeman, MA GESTALTUNG & PRODUKTION: Typofix – R aimund Schöftner. Titelfoto: Michaela Habinger GESCHÄFTSFÜHRER: Mag. Harald Servus. Offenlegung gem. § 25 Mediengesetz: Medieninhaber: Wirtschaftsbund Niederösterreich, Ferstlergasse 4, 3100 St. Pölten. Geschäftsführer: Mag. Harald Servus. Unternehmensgegenstand: Der Wirtschaftsbund Niederösterreich ist ein politischer Verein zur Interessenvertretung von Unternehmern und unternehmerisch denkenden Menschen. Blattlinie: Wirtschaftspolitische und allgemeine Informationen für Mitglieder des Wirtschaftsbundes Niederösterreich sowie für an Wirtschaft interessierten Personen.
4 Schwerpunkt Arbeitsmarkt Erfolgreicher Neustart: Arbeitsmarkt in Schwung bringen Durch die Öffnungen hat die Wirtschaft wieder an Fahrt aufgenommen. Die Betriebe zahlreicher Branchen stehen nun aber einer neuen Heraus forderung gegenüber. Der Mangel an Fachkräften hat sich während der Coronapandemie weiter verschärft und droht den Aufschwung abzubremsen. Bereits die Öffnungen des Handels und der zung eines degressiven Arbeitslosengeldes, Inhalt. körpernahen Dienstleister im Februar und die Abschaffung der Zuverdienstmöglichkei- Interview mit BM Kocher 6 März haben sich sehr positiv auf die wirt- ten zum Arbeitslosengeld, die Lockerung der schaftlichen Prognosen ausgewirkt und re- Zumutbarkeitsgrenzen sowie die Ermögli- Ein Jahr WKNÖ Präsident lativ rasch starke Effekte am Arbeitsmarkt chung von Teilarbeit. Wolfgang Ecker 12 gezeitigt. Die Anfang Juli erfolgten weite- „Wir brauchen Fachkräfte und Möglich- LH Johanna Mikl-Leitner ren Öffnungsschritte im Tourismus-, Gas- keiten, dass wir arbeitslose Personen wieder im Sommerinterview 10 tronomie-, Kunst- & Kultur- und Sportbe- in den Arbeitsprozess eingliedern. Hier müs- reich bedeuten einen zusätzlichen Schub sen Maßnahmen gesetzt werden, weil die für die wirtschaftliche Entwicklung. Die Arbeitskräfte von der Wirtschaft dringend Auftragsbücher der Unternehmen füllen gebraucht werden“, spricht Wirtschafts- Editorial 3 sich wieder. Wir befinden uns jedoch in bund Landesgruppenobmann WKNÖ Prä- Start der WBNÖ Kampagne der paradoxen Situation, dass trotz einer sident Wolfgang Ecker die Stimmung in den #endlichwiederunternehmen 8 nach wie vor hohen Zahl an arbeitslos Unternehmen an. Durch den Digitalisie- Aktion „Mein Wirt“ 9 gemeldeten Personen, die Betriebe hän- rungsschub seien nun außerdem neue Qua- Aktuelle Erfolge des deringend nach Mitarbeitern suchen. Die lifikationen gefordert. In den Betrieben und Wirtschaftsbundes 13 Ursache dafür liegt auch in einem Un- Institutionen würden bereits Umschulungs- gleichgewicht zwischen angebotenen und maßnahmen gesetzt. „Durch den Schub der WBNÖ Insider - Blackout 14 nachgefragten Qualifikationen. Der Fach- Digitalisierung ist es viel schneller gegangen WBNÖ Insider - Exportwirtschaft 15 kräftemangel hat sich während der Coro- und es war ein Bedarf da. Darauf haben wir Berichte der WB Mandatare 16-20 napandemie weiter verschärft. und die Unternehmen selbst reagiert. Ich Foto: Envato elements Aus den Bezirken 22 Der Wirtschaftsbund setzt sich daher denke, dass dieser ganze Prozess so über dafür ein, rasch wirksame Maßnahmen zu die Bühne gehen wird, dass wir die Leute Gewinnspiel 31 setzen, die den Arbeitsmarkt wieder in umschulen können und eine Arbeit für sie Schwung bringen. Dazu zählen die Umset- finden werden“, so Ecker.
Schwerpunkt Arbeitsmarkt 5 UNSERE VORSCHLÄGE Degressives Arbeitslosengeld umsetzen Während der Krise ist die Arbeitslosigkeit Ende der wirtschaftlichen Einschränkun- stark angestiegen. Vor allem im Bereich der gen die nötige Flexibilität am Arbeitsmarkt Langzeitarbeitslosigkeit haben sich die Pro- zurückzuerhalten und die Arbeitslosigkeit bleme durch das lange Andauern der Pande- nachhaltig zu reduzieren. mie zusätzlich vergrößert. Schon während Degressive Modelle werden bereits in der Wirtschafts- und Finanzkrise 2008 hat vielen Ländern angewendet: In Lettland sich gezeigt, dass die Sockelarbeitslosigkeit beträgt das Arbeitslosengeld in den ersten nicht mehr auf das Vorkrisenniveau zurück- drei Monaten 100% des Letzteinkommens, gefunden hat. Um dieses Problem nach der nach 3 Monaten reduziert es sich auf 75% derzeitigen Krise zu minimieren, ist es not- und später auf minimal 50%. In Kroatien be- wendig, am Arbeitsmarkt strukturelle Maß- trägt die Leistung in den ersten 90 Tagen nahmen zu setzen. der Arbeitslosigkeit 60%, im übrigen Zeit- Ein budgetneutrales, degressiv ausge- raum nur noch 30%. In Deutschland sinkt staltetes Arbeitslosengeld mit einer zeitli- die Untersützungsleistung, wenn man kei- chen Begrenzung der Notstandshilfe würde ne Arbeit annimmt, bis auf 35% des letzten die nötigen Anreize bieten, um nach dem Einkommens. Geringfügigen Zuverdienst abschaffen Durch die geringfügige Zuverdienstmög- zunehmen. Die Zuverdienstmöglichkeiten lichkeit bis zu 475,86 € brutto pro Monat müssen daher abgeschafft werden, damit (Stand 2021) zusätzlich zum Arbeitslosen- wieder ein Anreiz besteht, in eine Vollzeitbe- geld, kommt es oftmals zu der Situation, schäftigung zu gehen. Als Alternative sollten dass es attraktiver ist, in der Arbeitslosen- Kombilohn-Modelle ausgebaut werden, wel- versicherung zu bleiben als einen Job an- che die Annahme von neuen Jobs fördern. Zumutbarkeitsgrenzen lockern „Uns muss bewusst sein, dass wir das Bei der Arbeitslosigkeit gibt es in Öster- te Vermittlung möglich. Zusätzlich gibt es Thema Arbeitslosigkeit diskutieren müs- reich große regionale Unterschiede. Es einen Entgeltschutz, der sich am vorigen sen. Jeder, der unverschuldet arbeitslos ist jedoch nicht immer erforderlich, den Einkommen orientiert und einen Berufs- wird, hat unsere volle Solidarität und Wohnort zu wechseln, wenn es geeigne- schutz, der zu Beginn der Arbeitslosigkeit wird unterstützt. Es müssen jedoch An- te Jobs in anderen Regionen des Landes eine Vermittlung in andere Berufsgruppen reize gesetzt werden, damit die Men- gibt. Vom AMS vermittelbare Positionen verunmöglicht. schen aus der Arbeitslosigkeit wieder in müssen in der Regel innerhalb von einer Um mehr Arbeitslose am Arbeitsmarkt Beschäftigung gehen“, so Wirtschafts- Stunde vom Wohnort erreichbar sein. Bei vermitteln zu können, setzt sich der Wirt- bund NÖ Direktor Harald Servus. „Das Teilzeitbeschäftigungen ist eine Wegzeit schaftsbund dafür ein, die maximalen Weg- Arbeitslosengeld kann in Summe gleich von 45 Minuten zulässig. Nur wenn vom zeiten auf 1,5 Stunden auszudehnen und bei bleiben, aber es soll in einer abgestuften Arbeitgeber eine Unterkunft zur Verfü- Langzeitarbeitslosigkeit auch eine Vermitt- Weise ausbezahlt werden – das heißt am gung gestellt wird, ist eine österreichwei- lung im ganzen Land zu ermöglichen. Anfang wird es höher sein, mit fortlau- fender Dauer aber reduziert.“ Weiters seien die verschiedenen Teilarbeit ermöglichen Wege des Zuverdienstes während der Für einen Krankenstand ist es notwendig, Es soll daher die Möglichkeit zur Teilar- Arbeitslosigkeit ein Thema. „Uns wird dass ein Arzt die Krankheit und die damit beit geschaffen werden, wo die Feststellung von Einzelfällen berichtet, wo beispiels- verbundene Arbeitsunfähigkeit feststellt. der Arbeitsunfähigkeit tätigkeitsbezogen weise durch eine geringfügige Beschäfti- Nicht jede Krankheit muss automatisch erfolgt. Die Entscheidung lautet dann nicht gung in Summe ein Haushaltseinkommen zum Krankenstand führen. Während ein „krank“ oder „gesund“, sondern beispiels- zusammenkommt, bei dem es nicht mehr Dachdecker mit einem verstauchten Fuß weise „50 Prozent arbeitsfähig, nur einfa- attraktiv ist, in den regulären Arbeitsbe- nicht arbeiten kann, muss das für jeman- che körperliche Tätigkeit“. Die Teilarbeits- reich zurückzukehren. Wir müssen daher den mit einem reinen Schreibtischjob nicht fähigkeit muss von einem Arzt genehmigt dem gezielten Missbrauch den Kampf an- gelten. werden und soll auf Freiwilligkeit basieren. sagen“, sagt Direktor Harald Servus. ▄
6 Schwerpunkt Arbeitsmarkt Kocher: „Der Arbeitsmarkt springt wieder an“ Arbeitsminister Martin Kocher gibt im „Wir sind Wirtschaft“-Interview direkte Einblicke in die aktuellen Geschehnisse am Arbeitsmarkt. Herr Minister Kocher, Sie haben das Amt des mussten, ist jetzt eine klare Entwicklung in Nach jeder Krise gibt es ein Ungleichgewicht Arbeitsministers in einer enorm herausfordern- Richtung Rückgang der Arbeitslosigkeit und zwischen Arbeitskräften, die ihre Arbeit ver- den Situation übernommen. Nach wie vor ist Kurzarbeit erkennbar. loren haben und jenen, die gesucht werden, eine hohe Zahl an Personen beim AMS als ar- weil es zum Beispiel unterschiedliche Qualifi- beitslos gemeldet. Wie schafft man es, dass der Warum dauert es so lange bis sich der Arbeits- kationen gibt. Die große Herausforderung ist Arbeitsmarkt wieder anspringt? markt wieder vollständig erholt? daher, im wirtschaftlichen Aufschwung den Kocher: Der Arbeitsmarkt ist bereits ange- sprungen. Im Februar und März hat es durch die Öffnungen von Handel und körpernahen Verlängerung der Kurzarbeit für Kurzarbeit: Übergangsmodell mit Dienstleistern relativ rasch starke Effekte besonders betroffene Branchen reduzierter Förderhöhe am Arbeitsmarkt gegeben. Dieser positive ▶ Verlängerung ab Juli 2021 bis Ende des ▶ Steht vorerst bis Mitte 2022 zur Ver- Trend setzte sich auch durch die weiteren Jahres fügung Öffnungsschritte Mitte Mai fort. Seitdem ist ▶ Voraussetzung: mindestens 50% Um- ▶ Selbstbehalt von 15% für die Unterneh- die Arbeitslosigkeit rein durch die Öffnungen satzausfall (Vergleich 3. Quartal 2020 men (von der bisherigen Beihilfenhöhe) im Tourismus-, Gastronomie, Kunst- & Kultur- mit dem 3. Quartal 2019) oder weiter ▶ 50% Mindestarbeitszeit und Sportbereich um etwa 40.000 gesunken. im Lockdown ▶ Verpflichtender Urlaubsverbrauch von Diese positive Entwicklung wird nun auch mit ▶ Das 3. Quartal 2020 wird aufgrund der einer Woche je (angefangenen) zwei den weiteren Lockerungen ab Juli vorange- vergleichbaren Situation (weitgehende Monaten Kurzarbeit Fotos: WBNÖ, Michaela Habinger trieben. Dennoch haben wir aktuell noch im- Öffnungen, aber Störungen im interna- ▶ Der Personalabbau zwischen den mer eine höhere Arbeitslosigkeit als vor der tionalen Reiseverkehr) herangezogen Phasen der Kurzarbeit wird erleichtert Krise. Es wird noch ein bisschen dauern bis ▶ Kriterien: im Wesentlichen wie in Phase ▶ Für max. 24 Monate beantragbar sich der Arbeitsmarkt vollständig erholt hat. 4 (Arbeitszeitreduktion im Normalfall bis Aber gerade bei jenen Bereichen, die beson- auf 30% und 80-90% Nettoersatzrate) ders betroffen waren und geschlossen bleiben
Schwerpunkt Arbeitsmarkt 7 Krise vorbei ist, das heißt wenn wir eine und nach der Matura attraktiver zu machen, gewisse Normalisierung am Arbeitsmarkt zweitens Anschlussmöglichkeiten nach der „Wir wollen nun erleben. Aus meiner Sicht gibt es Verbesse- Lehre zu bieten, und drittens neue, attrakti- im Aufschwung die rungspotential. Ein degressives Modell wäre ve Lehrberufe zu entwickeln. Arbeitslosenzahlen zum Beispiel eine Möglichkeit. Es geht aber nicht nur um die Höhe des Arbeitslosengel- Wie hat sich die Langzeitarbeitslosigkeit durch weiter reduzieren und des, sondern auch um die Zumutbarkeit und die Pandemie verändert? die Arbeitskräfte um die Frage von Zuverdienst- und Vermitt- Der Sockel der Langzeitarbeitslosigkeit hat lungsmöglichkeiten und eine Reihe anderer sich in der Krise erhöht. Die Problematik ist wieder rasch in Regelungen. Wir haben ein sehr ungewöhn- aber, dass dieser Sockel schon vor der Krise Beschäftigung bringen.“ liches Modell in Österreich, bei dem das einen Höchststand erreicht hat. Das Ziel ist Einkommen zu Beginn der Arbeitslosigkeit nun, den Sockel mit dem Programm Sprung- mit 55 Prozent sehr stark abfällt, aber dann brett zu reduzieren. Gleichzeitig müssen wir Arbeitsminister Martin Kocher bleibt dieses Niveau weiterhin aufrecht. Zu- es schaffen, dass dieser Sockel – wenn es eine sätzlich bieten wir in Österreich eine zeit- größere Reform gibt – nicht mehr so stark in lich unbefristete Notstandshilfe. Es gibt einer nächsten Krise entsteht. Und das kön- keinen Staat in Europa, der eine ähnliche nen wir am besten verhindern, wenn die Leute Struktur der Arbeitslosenentschädigung hat. wieder rasch in den Arbeitsmarkt integriert Sockel an arbeitslos gemeldeten Personen, Und deshalb glaube ich, dass es grundsätz- werden, wenn sie ihre Arbeit verlieren. Das der entstanden ist und sich verfestigt hat, zu lich Verbesserungsmöglichkeiten gibt, mit muss unser großes Ziel sein. Degressive Mo- reduzieren. Dafür wurden viele Maßnahmen dem Ziel, dass arbeitslose Personen schnel- delle führen dazu, dass das tendenziell leichter in Hinblick auf die Bekämpfung der Langzeit- ler Arbeit finden und, dass das Einkommen funktioniert. Es müssen aber auch Vermitt- arbeitslosigkeit und im Qualifikationsbereich für kurze Phasen der Arbeitslosigkeit besser lungsbemühungen und Qualifikationsmaßnah- entwickelt. Und es wird weitere Maßnahmen abgesichert ist. Natürlich sind auch gewisse men verstärkt werden. Die Corona Joboffensi- brauchen, um im Aufschwung die Arbeitslo- Grenzen in Hinblick auf die Kosten zu be- ve – mit 700 Mio. Euro für dieses und nächstes sigkeit nachhaltig zu reduzieren. rücksichtigen, aber wir können ein besse- Jahr – funktioniert gut und ist eine wichtige res System schaffen. Es sind viele Vorschläge Maßnahme. Sie bietet langfristige Schulungen Seit 1. Juli gibt es die Phase 5 der Kurzarbeit. vorhanden, die wir uns ansehen und auch bis zu zwei Jahre, um Arbeitskräfte, die am Warum benötigen wir diese Fortsetzung und wie breit in der Öffentlichkeit diskutieren wer- Arbeitsmarkt mit ihrer jetzigen Qualifikation sieht die Phase 5 der Kurzarbeit konkret aus? den. Als langfristige Maßnahme gegen den geringe Chancen haben, in die Bereiche (Pfle- Wir benötigen die Kurzarbeit weiterhin als Si- Fachkräftemangel muss die Lehre in Öster- ge, Umwelt, Natur, Digitalisierung etc.) umzu- cherheitsnetz, denn niemand weiß, wie sich reich weiter forciert werden. Dabei schlagen qualifizieren, bei denen wir glauben, dass viele die Lage weiterentwickelt. Ich bin aber davon wir drei Wege vor: Erstens die Lehre mit neue Arbeitsplätze entstehen. ▄ überzeugt, dass mit den weiteren Öffnungs- schritten die Kurzarbeitsanträge weniger wer- den und die Menschen so schnell wie möglich von der Kurzarbeit in eine volle Beschäftigung zurückkehren möchten. In der Phase 5 wird die Corona-Kurzarbeit für besonders betrof- fene Branchen mit einem Umsatzausfall von mindestens 50 Prozent verlängert. Dies gilt da- her für jene Betriebe, die auch von den wei- teren Öffnungen nicht profitieren können. Für alle anderen Bereiche steht ein Übergangs- modell mit reduzierter Förderhöhe bis Mit- te 2022 zur Verfügung. Unser Ziel ist, einen Aufschwung und eine Normalisierung am Ar- beitsmarkt zu erreichen. Dafür müssen wir Arbeitskräfte wieder möglichst in volle Be- schäftigung bringen. Herr Minister, aktuell haben wir hohe Arbeits- losenzahlen und gleichzeitig einen Fachkräfte- mangel in Österreich. Wie stehen Sie zu einer Die Öffnungen der Tourismusbetriebe waren ein wichtiger Schritt für den Arbeitsmarkt. Davon über- möglichen Reform des Arbeitslosengeldes? zeugten sich die Bundesminister Martin Kocher und Elisabeth Köstinger, WBNÖ Landesobmann WKNÖ Mir persönlich ist es wichtig, dass wir eine Präsident Wolfgang Ecker, WBNÖ Direktor Harald Servus und Obmann der Sparte Tourismus und Frei- offene Diskussion führen, wenn die akute zeitwirtschaft Mario Pulker im Rahmen eines Betriebsbesuches bei „DERjungWIRT“ in Göttlesbrunn.
8 #endlichwiederunternehmen Wirtschaftsbund NÖ startet mit neuer Kampagne in den Sommer Nach dem Motto #endlichwiederunternehmen unterstützt der WBNÖ den Aufschwung der Wirtschaft. „Es ist an der Zeit, die Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen. Dafür braucht es vor allem die Unterstützung der Bevölkerung, denn es ist wichtig, dass das Angebot unserer Betriebe auch genutzt wird“, so Wirtschaftsbund Landesobmann Wolfgang Ecker und Direktor Harald Servus bei der Präsentation der neuen Sommerkampagne. Ziel der Kampagne ist es, die Niederösterreicherinnen und Niederösterreicher zu animieren, die regiona- len Betriebe wieder zu besuchen. Unternehmerin- nen und Unternehmer unterschiedlicher Branchen zeigen im Zuge der Kampagne auf, warum die Öff- Präsentation der Plakatkampagne (v.l.): Wirtschaftsbund NÖ Landesobmann Präsident Wolfgang nungen so wichtig waren. ▄ Ecker, Claudia Mohr-Stradner von der EPAMEDIA GmbH und WBNÖ Direktor Harald Servus. „Bye bye Balkonien. Die Coronazeit hat „Wir freuen uns über den Öffnungsschritt. gezeigt, was wirklich wichtig ist: Ent- Endlich ist wieder Leben in unserem spannung, Quality Time und das am Haus. Wir sind soziale Wesen und die besten am Meer, denn Reisen ist Balsam Begegnungen mit Menschen fördern für die Seele. Mit den Öffnungen retten unser Wohlbefinden. Unsere Dienstleis- wir wichtige Arbeitsplätze und Unter- tung hat durch die Corona-Pandemie nehmen. Es ist schön, meine Kundinnen wieder einen höheren Stellenwert und Kunden endlich wieder beraten zu bekommen. Wir sind überaus motiviert dürfen.“ und werden mit Leidenschaft und Herz- blut unser Hotel in die Zukunft führen.“ Sabine Riedl Fachgruppenobfrau für Reisebüros, Reisebüro Optimal Reisen Michaela Schachner in Perchtoldsdorf Hotel Schachner in Maria Taferl. Fotos: WALLENTIN, Michaela Habinger, Raphaela Raggam, Bäckerei Lechner, „Wir als Gastronomen, Handwer- „Unsere Kundinnen und Kunden ker und Unternehmer haben uns am haben den persönlichen Kontakt zu meisten darauf gefreut, wieder einen unserem Personal in den Beratungs- Scharfmüller GesmbH & Co KG, Talkner Gesellschaft m.b.H, WBNÖ sicheren Kontakt trotz Social Distan- gesprächen vermisst und nach den cing zu unseren Kundinnen und Kun- Öffnungen ihre besondere Freude den zu haben. Die Öffnungen geben zum Ausdruck gebracht. Das pragma- uns ein Stück Normalität zurück, die tische Vorgehen beim Öffnungszeit- wir uns durch die erfolgreichen Maß- punkt war vom richtigen Problem nahmen zurück erkämpft haben. Ein bewusstsein geprägt. Nun kann Stück Mehlspeise mit einem Kaffee die Wirtschaft wieder Fahrt auf- dazu genießen, ist für die Seele unse- nehmen und der Konjunkturmotor rer Ö sterreicherinnen und Österrei- anspringen.“ cher etwas ganz Essentielles.“ Andreas Talkner Peter Lechner Talkner Gesellschaft m.b.H., Hoch- und Café Bäckerei Lechner in Marbach Tiefbau, in Heidenreichstein
Kampagne „Mein Wirt“ 9 Auf geht‘s zum Lieblingswirt Mit der Kampagne #meinwirt wurden 600 Gastro-Gutscheine verlost. Eine Win-Win Situation für die Gastronomen und Gäste. In Kooperation mit der Volkspartei Nieder- österreich hat der Wirtschaftsbund Nieder- Start der Kampange #meinwirt Ende Mai im Restaurant „Roter Hahn“ in St. Pölten (v.l.): Wirt- österreich die Aktion #meinwirt ins Leben schaftsbund Niederösterreich Direktor Harald Servus, Gastronomin und Bezirksgruppenobfrau in gerufen. Damit wurden in Form eines Ge- Gmünd Doris Schreiber, VPNÖ Landesgeschäftsführer Bernhard Ebner, Gastronom Michael Kolm winnspiels unsere heimischen Wirtinnen und und Obmann der Sparte Tourismus und Freizeitwirtschaft Mario Pulker. Wirte unterstützt. Um am Gewinnspiel teil- zunehmen, besuchten die Teilnehmerinnen wendung des Hashtags #meinwirt und un- onshomepage hoch. Mehr als 600 Gastrono- und Teilnehmer ihren Lieblingswirt, mach- ter Angabe des Gastronomiebetriebes - auf mie-Gutscheine gingen an die glücklichen Ge- ten ein Foto und luden dieses - unter Ver- Facebook, Twitter, Instagram oder die Akti- winnerinnen und Gewinner. ▄ bei einem gemeinsamen Familienes- Bürgermeister Dominic Litzka nahm #meinwir t Aktion teil (v. l. ): Her- sen im Gasthaus Stich in Pfösing an der ara Litzka, Christina Litzka, Carolina mann Stich, Catharina Litzka, Barb a. Litzka, Marianne Hauer, Dominic Litzk Katrin Hackl (li.) und Kerstin Fuchs (re.) besuc hten den Kierlingerhof von Wirtin und Gemeinderätin Barbara Probst und nahme n auch am #meinwirt Gewinnspiel teil. Wir tschaftsbund Gemeindegru ppen-Obmann Stv. in Traiskir Sebastian Makoschitz(li.), Wir chen tschaftsbund Bezirksgruppen mann Stv. im Bezirk Baden Pete -Ob - n. r.) LAbg. Hermann Hauer, r Bosezky (2. v. l.) und Teilbezir estaurant Osterbauer: (v. l. #meinwirt Teilnahme im R gruppen-Obmann Erich Bettel ks- Herber t Osterbauer, Gas twir t Thomas Osterbauer Schwarzen Adler bei Anita Dax (re.) zu Besuch im Landgasthau s zum Neunkirchens Bürgermeister böck und Alexander Rehberg er von Wartmannstetten. er. und Johann Gneihs, Bürgermeist
10 Sommerinterview „Wir müssen zurück zu wirt- schaftlicher Stärke, zurück zu mehr Beschäftigung – und das so schnell wie möglich und so kraftvoll wie möglich.“ Landeshauptfrau Mikl-Leitner Johanna Mikl-Leitner: In Niederösterreich gibt es gute Gründe für Optimismus Die Landeshauptfrau im Interview über die Lehren aus der Krise, die nächsten großen Herausforderungen und worauf sie sich nach den Öffnungen am meisten freut. Sehr geehrte Frau Landeshauptfrau, es sieht sehe es jetzt, wo die Corona-Krankheit Zukunft nicht mehr leisten können. Wie sehen jetzt danach aus, als ob wir in der Bewältigung endlich ihren Schrecken verliert, weiter als Sie das? der Corona-Krankheit das Schlimmste hinter vordringlichste Aufgabe, alles für den Auf- Wir waren vor der Krise am besten Weg zum uns gelassen haben. Was kommt danach? schwung zu tun. Wir müssen zurück zu wirt- Nulldefizit. Stattdessen hat sich durch Coro- Nach eineinhalb Jahren der Krise machen sich schaftlicher Stärke, zurück zu mehr Beschäf- na unser Defizit aber verzehnfacht. Die letz- Optimismus und Zuversicht breit. Die Infekti- tigung – und das so schnell wie möglich und ten Monate haben uns viel Geld gekostet, aber onszahlen sinken und die Stimmung geht nach so kraftvoll wie möglich. es war in dieser Situation das einzig Richtige. oben. Lange blieb Normalität nur ein Wunsch, Andere Parteien wollten zum Teil noch mehr Lebensfreude unerfüllte Sehnsucht. Aber jetzt Ein Thema sorgt überall und immer für Polarisie- ausgeben. Wir haben jedenfalls als Land an scheint es so, als hätten wir das Schlimmste rung: Nämlich Mobilität und Verkehr – gerade, unseren Investitionen festgehalten und die überstanden. Das gilt im Besonderen für jene wenn es um Großprojekte geht. Welche Verbin- Gemeinden unterstützt, damit die öffentli- Landsleute, die durch die Impfung geschützt dungen bringen mehr Vorteile? Die Schiene oder che Hand die Krise abfedert und gestärkt aus sind. Jetzt geht es darum, den Aufschwung zu die Straße? ihr hervorgehen kann. Wichtig ist, dass wir schaffen und blau-gelbe Zukunftschancen zu In einem Flächenbundesland wie Niederöster- schnell wieder zum Nulldefizit zurückkom- nutzen. Wir dürfen aber nicht vergessen, dass reich kann die Antwort nicht „entweder oder“ men. Wir haben die letzten beiden Jahre vor die Corona-Krankheit eine unglaubliche Belas- lauten, es muss ein „sowohl als auch“ geben. Corona bewiesen, dass sparen und investieren tung war, viele von uns betrauern verstorbene Bessere Verbindungen und kürzerer Takt auf gleichzeitig möglich ist. Mitmenschen, viele spüren wirtschaftliche und der Schiene, aber auch mehr Sicherheit und psychische Belastungen. Lebensqualität durch Straßenbauten, und vor Sehr geehrte Frau Landeshauptfrau, zum Ab- allem Ausbauten – immerhin werden 4 von 10 schluss unseres Interviews eine persönliche Fra- Noch nie in der Geschichte haben so viele Men- Öffi-Kilometern auf der Straße zurückgelegt. ge: Auf was freuen Sie sich jetzt am meisten? schen auf der Welt gleichzeitig ihre Arbeit ver- Entscheidend ist aber: Unsere Verkehrspolitik Endlich können wir wieder Freiheit und Frei- loren. Kann sich ein Bundesland überhaupt in richtet sich immer nach den Bedürfnissen der zeit genießen. Darauf freue ich mich diesen Foto: VPNOe, NLK Filzwieser , Erich Marschik, WBNOe einer Weltwirtschaftskrise behaupten? Bürgerinnen und Bürger. Wenn es eine besse- Sommer ganz besonders, und ich wünsche Überall auf der Welt waren und sind die Län- re Lösung gibt, wie zuletzt für das Waldvier- allen Landsleuten, dass sie nach den letzten der und Regionen mit ähnlichen Herausfor- tel, kann aus einem Straßenprojekt ein Schie- eineinhalb Jahren auch Zeit für Erholung und derungen konfrontiert. Für Niederösterreich nenprojekt werden, wo gleichzeitig aber auch Geselligkeit finden. Persönlichen Austausch bei gilt: Arbeit war, ist und bleibt unser wich- wichtige Straßenprojekte nicht verloren gehen. Veranstaltungen, in Gasthäusern oder in grö- tigstes Thema. Wir waren deshalb das erste Das kann sich aber auch umgekehrt verhalten. ßeren Freundesrunden habe ich in den letzten Bundesland, das neben Maßnahmen zur Be- Entscheidend ist es, das Beste für die Bürge- 15 Monaten schmerzlich vermisst. Ich möchte kämpfung der Corona-Krankheit auch Kon- rinnen und Bürger herauszuholen. heuer ganz bewusst unsere heimischen Betrie- junkturmaßnahmen gesetzt hat. Wir sind be unterstützen, unsere Wirte und Hoteliers deshalb bis heute das Bundesland mit dem Große Projekte kosten vor allem auch Geld. Die – deshalb werde ich meinen Urlaub zu Hause geringsten Anstieg der Arbeitslosigkeit. Ich Sorge vieler Landsleute ist, dass wir uns diese in verbringen. ▄
Aktuell 11 Landesräte Danninger und Eichtinger: „Jede verfügbare Arbeitskraft für den Aufschwung“ NÖ Landesräte für Wirtschaft Jochen Danninger und Arbeit Martin Eichtinger setzen sich für Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel ein und sprechen sich für eine grundsätzliche Debatte über die Situation am Arbeitsmarkt aus. NÖ Landesräte Jochen Danninger und Martin Eichtinger Wir stehen vor einer Phase der Hochkon- geltenden Zumutbarkeitsbestimmungen auf durch den Fachkräftemangel nicht zu brem- junktur. Mit dem rasanten Aufschwung sind Punkt und Beistrich einzuhalten“, fordern sen. Nur wenn wir möglichst viele Men- aber auch Wachstumsschmerzen verbun- Danninger und Eichtinger. schen in Beschäftigung bringen, entsteht den. Der Fachkräftemangel macht vielen Die beiden Landesräte begrüßen au- ein nachhaltiges Wachstum und wir sichern Betrieben zu schaffen. Niederösterreichs ßerdem das Vorhaben von Arbeitsminister den Wohlstand in unserem Land. Dafür ste- Landesräte Jochen Danninger und Martin Martin Kocher, im Herbst eine grundsätzli- hen umfangreiche Unterstützungsprogram- Eichtinger setzen sich daher für Maßnahmen che Reform des Arbeitslosengeldes zu star- me des Landes und des AMS NÖ, etwa die zur Bekämpfung des Fachkräftemangels ein. ten. Hierbei solle vor allem die Frage eines Lehrlingsoffensive, zur Verfügung. Wir müs- „Während der Krise war es richtig, die degressiven Arbeitslosengeldes, der Zuver- sen jetzt alles daransetzen, dass jeder und Zumutbarkeitsbestimmungen für arbeitslo- dienst-Möglichkeiten während der Arbeitslo- jede, die arbeitslos ist, nun schnellstmöglich se Personen flexibler zu handhaben. Doch sigkeit und der Zumutbarkeitsbestimmungen wieder zurück ins Arbeitsleben findet. Dafür nun brauchen wir für den Aufschwung wie- diskutiert werden. braucht es wirkungsvolle Anreize“, so Dan- der jede verfügbare Arbeitskraft. Daher ist „Im Herbst braucht es ein Gesamtpaket ninger und Eichtinger. es notwendig, in einem ersten Schritt die für den Arbeitsmarkt, um den Aufschwung ▄ NÖ Gemeindebund-Wahl: Dank an Präsident Alfred Riedl Der Wirtschaftsbund NÖ gratuliert Johannes Pressl zur neuen Funktion als NÖ Gemeindebund-Präsident und bedankt sich bei WBNÖ Funktionär Alfred Riedl für sein jahrelanges Engagement. Mit der Neuwahl des Präsidiums im Nieder- immer ein offenes Ohr für die Anliegen der Alfred Riedl und Johannes Pressl bei der Amts- österreichischen Gemeindebund übergibt der Unternehmerinnen und Unternehmer ge- übergabe in Grafenegg Präsident des NÖ Gemeindebundes und Spit- habt“, betonen Ecker und Servus. Seine Spit- zenfunktionär des NÖ Wirtschaftsbundes Al- zenfunktion auf Bundesebene als Präsident des präsident des NÖ Gemeindebundes. „Mit Ste- fred Riedl seine Funktion an seinen Nachfol- österreichischen Gemeindebundes wird Riedl fan Seif wird auch in Zukunft ein erfolgreicher ger Bgm. Johannes Pressl. „Mit Johannes Pressl weiter ausüben. Zudem gratulieren Wolfgang Unternehmer und Wirtschaftsbundfunktionär übernimmt ein erfahrener Bürgermeister die Ecker und Harald Servus dem Bürgermeister im Präsidium des NÖ Gemeindebundes aktiv Spitze des NÖ Gemeindebundes. Wir gratulie- von Senftenberg Stefan Seif zur Wahl als Vize- mitarbeiten.“ ▄ ren ihm herzlich zur neuen Position und wün- schen ihm für seine zukünftigen Aufgaben al- les Gute“, so WBNÖ Landesobmann WKNÖ Präsident Wolfgang Ecker und WBNÖ Direk- tor Harald Servus. Gleichzeitig bedankt sich der Wirtschaftsbund bei Alfred Riedl für die langjährige und gute Zusammenarbeit mit der Wirtschaft in Niederösterreich. „Alfred Riedl hat in seiner Funktion als NÖ Gemeindebund- WBNÖ Direktor Harald Servus und WBNÖ Landesobmann Präsident Wolfgang Ecker gratulieren Präsident in Niederösterreich viel erreicht und WBNÖ Funktionär Stefan Seif zur Wahl als Vizepräsident des NÖ Gemeindebundes
12 1 Jahr WKNÖ Präsident Wolfgang Ecker Wolfgang Ecker: „Es war ein herausforderndes Jahr“ Wolfgang Ecker ist seit 11. Mai 2020 Präsident der Wirtschaftskammer Niederösterreich. Im Interview sprach er über die Herausforderungen und Erfolge seines ersten Amtsjahres. Herr Ecker, Sie sind nun seit einem Jahr Präsi- zepte erarbeitet und sind nun bereit für den bereits frühzeitig ein Konjunkturprogramm dent der Wirtschaftskammer Niederösterreich. Neustart. in Niederösterreich entwickelt und konn- Wie haben Sie dieses Jahr erlebt? ten damit von Beginn an unseren Betrieben Dieses Jahr war sehr herausfordernd und Was war Ihnen in diesem Jahr ein besonderes ein Hilfspaket anbieten, um Umsatzausfälle dynamisch. Es war von vielen Veränderun- Anliegen in ihrer Tätigkeit als Wirtschaftskam- bestmöglich abzufedern. Eine gute Zusam- gen und Einschränkungen geprägt, die un- mer NÖ Präsident? menarbeit zwischen Wirtschaft und Land ist sere Unternehmerinnen und Unternehmer Es war mir sehr wichtig, die Unternehmerin- in Krisenzeiten besonders wichtig. Diese hat vor große Herausforderungen gestellt haben. nen und Unternehmer in der Krise zu unter- in Niederösterreich wirklich sehr gut funk- Ich möchte mich bei allen niederösterrei- stützen, finanzielle Hilfen und Förderungen tioniert. Ebenfalls hervorheben möchte ich chischen Betrieben für ihr Durchhaltever- gemeinsam mit dem Land NÖ und der Bun- die Initiative „digi4Wirtschaft“. Die Pandemie mögen bedanken. Gemeinsam mit meinem desregierung bereitzustellen und Verhandlun- hat uns gezeigt, dass sich die Digitalisierung Team habe ich mich für unsere Unterneh- gen für weitere Öffnungsperspektiven zu füh- als Erfolgsfaktor für unsere Wirtschaft be- men eingesetzt, damit wir diese Krise er- ren. Die Krise ist noch nicht vorbei. Für viele währt hat. Mit einer Förderhöhe von rund folgreich bewältigen. Die Corona-Hilfen, die Betriebe wird es noch länger dauern bis sich 17 Mio. Euro unterstützten die Wirtschafts- bereits frühzeitig in Niederösterreich ihren die Umsätze vollständig erholen. Die weite- kammer NÖ und das Land NÖ die Unter- Einsatz fanden, leisteten einen wesentlichen re Bereitstellung von Hilfen ist daher für die nehmerinnen und Unternehmer, digitaler und Beitrag dazu. In diesem Jahr führte ich vie- betroffenen Unternehmen wichtig und not- innovativer zu werden, um auch in der Krise le, oft auch langwierige Gespräche, damit wendig. Chancen zu nutzen. Ein wesentlicher Punkt die Betriebe endlich wieder öffnen kön- zur Bekämpfung der Pandemie ist der Impf- Foto: Philipp Monihart nen. Ohne den unermüdlichen Einsatz un- Welche Erfolge haben Sie in diesem Jahr für fortschritt in Niederösterreich. Dazu leisten serer Unternehmerinnen und Unternehmer die Unternehmerinnen und Unternehmer in auch die betrieblichen Impfungen, eine Initi- wäre eine Öffnung nicht möglich gewesen. Niederösterreich erzielt? ative vom Land NÖ und der WKNÖ, einen Sie haben die notwendigen Sicherheitskon- Gemeinsam mit dem Land NÖ haben wir wesentlichen Beitrag.
Aktuelle Erfolge des Wirtschaftsbundes 13 Welche Themenschwerpunkte sind nun zu set- schaffung des Kumulationsprinzips ist ein zen, um den gesamten Wirtschafts- und Ar- wichtiger Erfolg für den Wirtschaftsbund, da- beitsmarkt wieder in Schwung zu bringen? mit unseren Unternehmen bei unbeabsich- „Wolfgang Ecker hat in einer Der Arbeitsmarkt entwickelt sich aufgrund der tigten Formalfehlern keine existenzbedrohen- besonders herausfordern- sinkenden Arbeitslosenzahlen langsam wieder den Strafen drohen. in eine positive Richtung. Die Arbeitslosenzah- den Zeit das Amt über- len sind aber nach wie vor hoch. Genauso wie Herr Präsident, was wünschen Sie sich für das nommen und setzt sich mit der Fachkräftemangel. Diesem Problem müs- nächste halbe Jahr? aller Kraft für die Anliegen sen wir dringend entgegenwirken. Insbesonde- Ich wünsche mir, dass wir es schaffen, die re die Tourismus- und Gastronomiebranche Infektionszahlen über den Sommer weiter und Interessen der Unter hat Schwierigkeiten, Personal zu finden. Es zu senken und das Tempo beim Impfen wei- nehmerinnen und Unter- muss sich wieder lohnen, arbeiten zu gehen. ter zu forcieren, um der Pandemie endgültig nehmer ein. Eine stufenweise Staffelung des Arbeitslosen- den Rücken zu kehren. Es ist Zeit, dass die geldes wäre ein Lösungsansatz. niederösterreichische Wirtschaft einen Kon- Dafür sind wir Der Fokus muss auch nach wie vor auf junkturaufschwung erlebt und wieder zurück ihm sehr dank- Themen wie dem Bürokratieabbau und fai- zu ihrer alten Stärke findet. Die Unternehme- ren Wettbewerb liegen. Mit der Novelle zum rinnen und Unternehmer sind bereit, neue bar.“ Lohn- und Sozialdumping-Bekämpfungsgesetz Erfolgsgeschichten für Niederösterreich zu WBNÖ Direktor wird ein wichtiger Schritt gesetzt. Die Ab- schreiben. ▄ Harald Servus Erfolgreich eingesetzt: abgabenpflichtig ist. Gerade Sendungen aus China chische Betriebe in Summe um rund 10 Mio. Euro oder von den ausländischen Online-Riesen un- pro Jahr entlastet. Weitere Verbesserungen terschreiten oftmals diese Grenze bzw. war es für die Unternehmen gängige Praxis durch bewusstes Unterschreiten die Steuerpflicht zu umgehen. Dadurch kam es Kostenersatz für betriebliche Impfstraßen erreicht zu einer Benachteiligung für heimische Betriebe. In Niederösterreich wurden in mehr als 250 Der Wirtschaftsbund hat sich daher massiv dafür betrieblichen Impfstellen Corona-Impfungen Der Wirtschaftsbund setzt sich laufend für eingesetzt, die Freigrenze zu streichen und damit durchgeführt. Landesobmann Präsident Wolf- Verbesserungen für die Betriebe ein. Neben für mehr Fairness im Wettbewerb zu sorgen. gang Ecker hat in Zusammenarbeit mit dem weiteren Entlastungs- und Entbürokratisie- Land Niederösterreich erreicht, dass die Be- rungsmaßnahmen wurden auch bei den Co- Betriebliche PV-Anlagen triebe unbürokratisch einen Kostenersatz für ronahilfen erneut wichtige Erfolge erzielt. genehmigungsfrei die betriebliche Impfung erhalten. Dieser gilt für Bei der Umstellung der Betriebe auf erneuerba- die geleisteten Arbeitsstunden der Arztinnen Kumulationsprinzip wird abgeschafft re Energie konnte die Beseitigung bürokratischer und Ärzte und von externem Personal sowie Mit der im Nationalrat beschlossenen Novelle Hürden erreicht werden. Die Investition in eine für sonstige Kosten (z. B. Verbrauchsmaterialien) zum Lohn- und Sozialdumping-Bekämpfungsge- betriebliche PV-Anlage musste bisher ein behörd- im Rahmen der Impfaktion. setz werden langjährige Forderungen des Wirt- liches Genehmigungsverfahren durchlaufen, das schaftsbundes umgesetzt, allen voran die Abschaf- Projekte teilweise um viele Monate verzögerte. Verlängerung der Hilfen für fung des Kumulationsprinzips. Dieses besagt, dass Diese Genehmigungspflicht für betriebliche PV- weiterhin stark betroffene Betriebe bei Begehung mehrerer Verwaltungsübertretun- Anlagen wurde nun abgeschafft. So können Zeit Viele Betriebe spüren trotz der Öffnungen gen die einzelnen Strafen zu kumulieren sind. und Kosten für die Unternehmen gespart wer- die Einschränkungen durch Corona weiterhin. Zusammengerechnet führten damit selbst kleine den, wenn diese in erneuerbare Energieerzeugung Der Wirtschaftsbund setzte sich daher auf den Versehen nicht selten zu überzogenen, manchmal investieren. verschiedenen Ebenen für Verlängerungen der sogar existenzbedrohenden Verwaltungsstrafen Hilfsmaßnahmen ein. So wurden für besonders für Unternehmen. Mit der Abschaffung des Ku- NÖ Interessentenbeitrag betroffene Betriebe (mind. 50% Umsatzausfall) mulationsprinzips soll dem nun ein Ende gesetzt bis Ende 2021 ausgesetzt der Ausfallsbonus sowie der Härtefallfonds bis werden. Zudem werden die Gesamtstrafrahmen Bereits im Vorjahr wurde die Tourismusabgabe September und der Verlustersatz bis Dezember herabgesetzt und damit die Verhältnismäßigkeit des Landes NÖ aufgrund von Corona ausgesetzt. 2021 verlängert. Von besonderer Bedeutung war der Strafen hergestellt. Die Interessentenbeiträge müssen nicht nur von auch die Neuregelung der Corona-Kurzarbeit. im Tourismus tätigen Unternehmen entrichtet Seit 1. Juli steht diese nun in 2 Varianten zur 22 Euro Steuerfreigrenze werden, sondern auch von Gewerbe- und Hand- Verfügung: Stark betroffene Betriebe können bis für Importe gefallen werksbetrieben und persönlichen Dienstleistern. Ende 2021 weiterhin das Modell der Corona- Bisher waren Importe aus Nicht-EU-Ländern Der Wirtschaftsbund setzte sich erfolgreich dafür Kurzarbeit nutzen. Für alle anderen Betriebe bis zu einem Warenwert von 22 Euro von der ein, den Interessentenbeitrag 2021 erneut auszu- steht bis Mitte 2022 ein Übergangsmodell zur Einfuhrumsatzsteuer befreit. Mit 1. Juli ist diese setzen, um die Unternehmen in der andauernden Verfügung. Hier kann die Mindestarbeitszeit bis Steuerfreigrenze gefallen, sodass nun jede impor- Pandemie weiter zu entlasten. Mit dem Aussetzen auf 50% reduziert werden und von den Betrie- tierte Sendung ab einem Warenwert von 1 Cent der Abgabe werden rund 20.000 niederösterrei- ben ist ein Selbstbehalt von 15% zu tragen. ▄
14 WBNÖ Insider - Blackout Blackout – Wie reagieren Politik und Wirtschaft? Der Wirtschaftsbund NÖ diskutierte über das Thema Blackout und mögliche Strategien zur Bewältigung mit Experten aus der Energiebranche. Anlässlich eines Vorfalls am 8. Jänner 2021, bei dem Europa nur knapp an einem flächen- deckenden Stromausfall vorbeigeschrammt ist, wurden im Rahmen der April-Ausgabe des WB Insider die Folgen eines Blackouts für Wirtschaft, Politik und Bevölkerung the- matisiert. „Ein Blackout würde nicht nur die Wirt- schaft durcheinanderwerfen, sondern unser ganzes Leben“, sagt Wirtschaftsbund Landes gruppenobmann WKNÖ Präsident Wolfgang Ecker. Ein intensives Beschäftigen mit der The- matik sei daher wichtig und notwendig. „Wenn drei Tage der Strom ausfällt steht alles, auch die Produktion. Auf so einen Fall müssen wir ausreichend vorbereitet sein.“ Die Heraus- WB Insider Online-Talk zum Thema Blackout (v. r. n. l.): WBNÖ Direktor Harald Servus, Unternehmerin forderung für die Unternehmer und Gesell- Monika Eisenhuber, WBNÖ Landesgruppenobmann WKNÖ Präsident Wolfgang Ecker, die EVN Vor- schaft sei allerdings groß. „Wir müssen unsere stände Franz Mittermayr und Stefan Szyszkowitz sowie Moderator Martin Gebhart. Betriebe gezielt auf die Blackout Problematik aufmerksam machen und Konzepte erarbeiten, die leistbar sind.“ Die letzten Monate haben versorgung: „Sei es beim Trinkwasser, Hei- rüsten.“ Ohne Strom gehe ohnehin nichts. Im gezeigt, wie ausschlaggebend eine gezielte Vor- zen, Kühlen, hinsichtlich der Mobilität oder Betrieb könne man zu dieser Zeit nichts ma- bereitung auf eine Katastrophe sei. der Nahrungsversorgung.“ Ein wesentlicher chen, weshalb man die Mitarbeiter nach Hause „Wir kennen die Prognosen der Fachkräf- Punkt sei auch das Erreichen der Bevölke- entlassen solle. Von einem Blackout seien na- te und müssen daher für ein Blackout ge- rung. „Wir müssen eine Strategie entwickeln türlich nicht nur Unternehmen, sondern auch rüstet sein“, sagt auch Wirtschaftsbund NÖ und in die Breite gehen. Das ist Aufgabe der die Zivilbevölkerung betroffen. „Es geht haupt- Direktor Harald Servus. „Wenn ganz Öster- Politik“, so Servus. sächlich darum, die Bevölkerung zu sensibilisie- reich steht, wird ein immenser Schaden pro Dass ein Blackout nicht zu unterschätzen ren und die Thematik an die Öffentlichkeit zu Tag verursacht.“ Man müsse daher resilienter ist, belegen die EVN Vorstände Stefan Szys bringen“, sagt Eisenhuber. ▄ zkowitz und Franz Mittermayr. „Ein Netz wieder aufzubauen dauert relativ lange. Man schaltet nicht einfach einen Schalter ein. Wir glauben, wenn es in Europa zu einem Black- „Wir müssen unsere Betrie- out kommt, brauchen wir in etwa eine Woche, Wirtschaftsbund um alles wieder hochzufahren“, betont Mit- Niederösterreich be gezielt auf die Blackout termayr. Die Reserven im System seien be- „Insider“ Problematik aufmerksam reits knapp, weshalb mehr Sicherheit geschaf- Im Zuge des neuen Online-Veranstaltungs- fen werden müsse. „Wichtig sind Notfallpläne machen und Konzepte er- in den Betrieben. Im besten Fall soll man die- formates WB Insider werden Experten zu verschiedensten Themen eingeladen. Ge- arbeiten, die leistbar sind.“ se auch durchspielen“, so der Experte Stefan meinsam mit Landesobmann WKNÖ Präsi- WBNÖ Landesobmann Wolfgang Ecker Szyszkowitz. Die Leute würden nicht vernünf- dent Wolfgang Ecker und WBNÖ Direktor tig mit einem Stromausfall umgehen und seien Harald Servus findet in diesem Rahmen eine es gewohnt, dass das nur wenige Minuten im Podiumsdiskussion statt. Die Wirtschafts- Fotos: WBNÖ, Philipp Monihart bund Spitzenfunktionäre sind online zuge- Jahr betreffe. schalten und können den Expertinnen und werden und nach der Pandemiebekämp- „Ein Tag Blackout kostet so viel wie 14 Tage Experten live Fragen stellen. Die Veranstal- fung verstärkt an Strategien arbeiten. „Wir Pandemie“, bestätigt auch Monika Eisenhuber tung wird monatlich unter der Moderation müssen uns so aufstellen, dass wir krisen- die dramatische Situation. „Die Betriebe brau- von Kurier Chefredakteur Martin Gebhart fest und zukunftssicher sind.“ Ein Blackout chen eine Vorbereitung und müssen sich in abgehalten. betreffe uns in allen Bereichen der Grund- erster Linie für die Zeit nach einem Blackout
WBNÖ Insider - Export 15 Corona und Export: was heißt das für die NÖ Außenwirtschaft? Mag. Michael Otter, Leiter der Außenwirtschaft Austria der WKÖ, WBNÖ Direktor Harald Servus und WKNÖ Vizepräsident Christian Moser tauschten sich über die aktuelle Exportlage in Niederösterreich aus. Exportentwicklung in Österreich Exportvolumen: 2019: 154 Milliarden Euro 2020: rund 142 Milliarden Euro (minus 7,5 Prozent) Besonders betroffene Branchen: ▶ Maschinen und Anlagen (minus 12 Prozent) Positive Entwicklungen: ▶ Nahrungsmittel-, Pharma- und Chemiebranche 1. Quartal 2021: ▶ Plus 3-4 Prozent Das Thema Export & Corona wurde beim WB Insider Online-Talk im Juni diskutiert (v. l. n. r.): WKNÖ ▶ Deutschland, Italien und USA: Vizepräsident Christian Moser, Moderator Martin Gebhart, Leiter der Außenwirtschaft Austria der WKÖ Plus 10 Prozent Michael Otter und WBNÖ Direktor Harald Servus. Wichtige Exportbranchen in Niederösterreich: „Wir hatten Ende 2019 Rekordzahlen in Ös- tik sei vor allem, für einen fairen Wettbewerb ▶ Automobilsektor terreich, in Summe 154 Milliarden Euro, und zu sorgen, die Handelsbarrieren zu senken ▶ Umwelttechnologie dann kam Corona“, beschreibt der Leiter der und Handelsabkommen zu beschließen. „Aus ▶ Lebensmittelbereich Außenwirtschaft Austria der WKÖ Michael Sicht der Wirtschaft sind Handelsabkommen NÖ Exportvolumen: Otter die Exportlage vor der Krise. „Wir ha- unumgänglich“, sagt Servus. ▶ 23 Milliarden Euro ben während der Pandemie drei große Wel- „Vor kurzem wurde die neue Export- und Anzahl Exportunternehmen in NÖ: len erlebt: zuerst waren die Waren- und Internationalisierungsstrategie 2027 für Nie- ▶ 10.000 Güterexporte betroffen, wo ganze Ketten derösterreich präsentiert. Unser Ziel ist da- unterbrochen wurden.“ Dies sei relativ rasch bei, das Exportvolumen von aktuell rund 23 gelöst worden. „Ein großes Problem waren Milliarden Euro im Bundesland und die Zahl die Grenzübertritte der Menschen, denn die der exportierenden Unternehmen zu stei- Der Schritt in den Exportmarkt müsse je- Mitarbeiter mussten in ihre Betriebe. Und gern“, sagt WKNÖ Vizepräsident und Vor doch gut überlegt werden und bedürfe einer dann natürlich der persönliche Kontakt, der sitzender des Sonderausschusses Außenpo guten Vorbereitung. „Es gibt zahlreiche Her- im Geschäftsleben wichtig ist und gefehlt hat.“ litik Christian Moser. ausforderungen, die zu berücksichtigen sind: „Österreich ist ein kleines Land und der andere Sprachen, andere Gesetze, andere Markt daher grundsätzlich begrenzt. Wir Kulturen. Das ist nicht so leicht handzuhaben, müssen jede Möglichkeit nutzen, um in an- wenn der Exportmarkt Tausende Kilometer dere Märkte zu exportieren“, so Wirtschafts weit entfernt ist“, betont Moser. Auch The- bund Niederösterreich Direktor Harald men wie Zahlungssicherung und Risikoma- Servus. Dazu brauche es Kontakte. Gera- „Österreich ist ein kleines nagement müssten genau bedacht werden, de die Pandemie habe gezeigt, wie bedeut- Land und der Markt daher weil die Folgen unabsehbar seien. sam die Vernetzung mit anderen Ländern „Unsere niederösterreichischen Exportbe- sei. Auch der Politik komme eine wesentli- grundsätzlich begrenzt. triebe sind Aushängeschilder und Botschafter che Rolle zu. Sie könne aber nur begrenzte Wir müssen jede Möglich- für die Qualität, das Know-how und die Inno- Rahmenbedingungen setzen, denn „Eingriffe keit nutzen, um in andere vationskraft unserer Wirtschaft. Es ist wich- in Märkte haben sich noch nie bewährt. Es tig, diese Unternehmen auch entsprechend gibt ein freies Spiel der Kräfte und das ist Märkte zu exportieren“ zu fördern“, so Harald Servus und Christian auch gut so.“ Eine wichtige Aufgabe der Poli- WBNÖ Direktor Harald Servus Moser. ▄
16 Aus dem EU-Parlament/Landtag „Europa besser wiederaufbauen „Das Geld aus dem EU-Aufbau und zukunftsfit machen“ fonds darf keine nationalen Budgetlöcher stopfen oder Die Chance zur Veränderung nutzen. rückwärtsge- Größtes EU-Investitionspaket aller Zeiten. wandt ausgege- ben werden.“ Die Corona-Krise war und ist ein kollekti- einbaren, die Treibhausgasemissionen bis 2030 ver Schock. Corona ist aber zugleich eine um mindestens 55 Prozent zu senken und bis einmalige Chance für Veränderungen und 2050 klimaneutral zu werden? Europa Abgeordneter für Verbesserungen. Diese Chance müssen Mit dem Aufbau- und Zukunftsplan „Next Othmar Karas wir gemeinsam dafür nutzen, Europa wett- Generation EU“, dem europäischen „Green bewerbsfähiger, grüner, digitaler und sozial Deal“ und der „Europäischen Säule Sozialer keine nationalen Budgetlöcher stopfen oder gerechter zu machen. Rechte“ öffnen wir ein großes Fenster in die rückwärtsgewandt ausgegeben werden. Die Die Pandemie hat vor allem erneut gezeigt, Zukunft, um Europa besser wiederaufzubauen Zweckbindung für die Mittelverwendung dass wir gemeinsame Herausforderungen und in die Zukunft zu investieren. Damit ha- muss konsequent erfüllt und durchgesetzt nicht alleine bewältigen können, sondern nur ben wir in zentralen Bereichen den richtigen werden. Bedingungen für die Auszahlung sind mit mehr Zusammenarbeit. Diese Zusammen- Weg eingeschlagen. Das ist ein gemeinsamer langfristige Strukturreformen und die Ach- arbeit trägt Früchte: Wer hätte vor Krisenbe- Erfolg, über Länder- und Parteigrenzen hinweg. tung und Einhaltung der Rechtsstaatlichkeit. ginn gedacht, dass wir das größte EU-Inves- Jetzt gilt es, diese beispiellose Anschub- Auch grenzüberschreitende Projekte und be- titionspaket aller Zeiten von mehr als 1.800 finanzierung, dieses beispiellose Investitions- gleitende Investitionen in Weiterbildung, Um- Milliarden Euro beschließen würden? Dass wir programm wirksam zu nutzen und die ge- schulung und Zukunftskompetenzen muss es erstmals 750 Milliarden Euro am Kapitalmarkt planten Maßnahmenpakete konsequent und geben. So legen wir den Grundstein für die aufnehmen dürfen? Wer hätte gewettet, dass schnell umzusetzen. Bewältigung unserer Zukunftsherausforde- wir einen Rechtsstaatmechanismus beschlie- rungen und einen nachhaltigen Wirtschafts- ßen, damit Verstöße gegen unser Recht finan- Mutige Zukunftsprojekte sind gefragt. aufschwung, der möglichst viele Arbeitsplätze zielle Konsequenzen haben? Und dass wir ver- Das Geld aus dem EU-Aufbaufonds darf erhält und neue schafft. ▄ Startschuss für die „Ich lade alle Unternehmerinnen Landesstrategie 2030 und Unternehmer ein, sich engagiert einzubringen. Die In einem breiten Prozess erarbeitet das Land Sichtweise der Wirtschaft sollte Niederösterreich die gemeinsame Marschrichtung ein wichtiger Teil für die kommenden Jahre. der Landesstrate- gie 2030 sein.“ Die Bewältigung der Coronakrise, die zuneh- Fünf zentrale Fragestellungen wurden mende Digitalisierung, Veränderungen in der formuliert: Wirtschafts- und Arbeitswelt, gesellschaft- Landtagsabgeordneter liche Herausforderungen und die Anstren- ▶ Wovon leben wir morgen? Kurt Hackl gungen gegen den Klimawandel sind einige ▶ Wie leben wir morgen? Beispiele, die nach neuen Antworten verlan- ▶ Worauf achten wir morgen? gen. Genau dafür braucht es jetzt eine lang- ▶ Wer wollen wir morgen sein? fristige Ausrichtung, wie sich Niederöster- ▶ Wie organisieren wir uns morgen? ternationale Kompetenz für Niederöster- reich diesen Herausforderungen stellt. Eine reich“ wird die „Generation Y“ Expertin und strategische Richtschnur, die unser Bundes- Alles Themen, welche auch die Wirtschaft in- in verschiedenen europäischen Konzernen land erfolgreich in die Zukunft führt. Einen tensiv beschäftigen. Erfreulich ist auch, dass engagierte Generationenforscherin Stefanie konkreten Plan für die Zukunft von Nieder- hochkarätige Experten sich bei der Erstellung Burkhart Verantwortung übernehmen. österreich. Es ist erfreulich, dass alle in der der Landesstrategie federführend einbringen Im Herbst wird es dazu vielfältige Veran- Landesregierung vertretenen Parteien sich werden. Prof. Christoph Badelt wird die wis- staltungen und Aktivitäten geben. Ich lade alle auf einen gemeinsamen Prozess zur Erarbei- senschaftliche Betreuung übernehmen. Für Unternehmerinnen und Unternehmer ein tung und zur Umsetzung der Landesstrategie die Erarbeitung einer groß angelegten Bür- sich engagiert einzubringen. Die Sichtweise 2030 geeinigt haben. Mit Sommerbeginn er- gerbeteiligung konnte Prof. Peter Filzmaier der Wirtschaft sollte ein wichtiger Teil der folgte der Startschuss. gewonnen werden und für die Ebene „in- Landesstrategie 2030 sein. ▄
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