DIGITALISIERUNG DER HOLZ- UND MÖBELINDUSTRIE IN LITAUEN - Zielmarktanalyse 2019 mit Profilen der Marktakteure - IXPOS

Die Seite wird erstellt Finja Grimm
 
WEITER LESEN
DIGITALISIERUNG DER HOLZ- UND MÖBELINDUSTRIE IN LITAUEN - Zielmarktanalyse 2019 mit Profilen der Marktakteure - IXPOS
Durchführer

DIGITALISIERUNG DER
HOLZ- UND
MÖBELINDUSTRIE IN
LITAUEN
Zielmarktanalyse 2019 mit Profilen der Marktakteure

                                         Durchführer
DIGITALISIERUNG DER HOLZ- UND MÖBELINDUSTRIE IN LITAUEN - Zielmarktanalyse 2019 mit Profilen der Marktakteure - IXPOS
Impressum
Herausgeber
Deutsch-Baltische Handelskammer in Estland, Lettland, Litauen e.V.
Breite Straße 29
D-10178 Berlin
                                                                              Das Bundesministerium für Wirtschaft und
                                                                              Energie ist mit dem audit berufundfamilie®
Text und Redaktion
                                                                              für seine familienfreundliche Personalpolitik
Deutsch-Baltische Handelskammer in Estland, Lettland, Litauen e.V.
                                                                              ausgezeichnet worden. Das Zertifikat wird von
Vinco Kudirkos Str. 6, LT-03105 Vilnius
                                                                              der berufundfamilie gGmbH, einer Initiative
www.ahk-balt.org
                                                                              der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung, verliehen.

Gestaltung und Produktion
Deutsch-Baltische Handelskammer in Estland, Lettland, Litauen e.V.

Stand
April 2019

Die Studie wurde im Rahmen des BMWi-Markterschließungs-
programms für das Projekt - "Digitalisierung der Holz- und
Möbelindustrie in Estland, Lettland, Litauen" erstellt und aufgrund
eines Beschlusses des Deutschen Bundestages durch das
Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gefördert.

Das Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheberrechtlich
geschützt. Die Zielmarktanalyse steht der Germany Trade & Invest
GmbH sowie geeigneten Dritten zur unentgeltlichen Verwertung zur
Verfügung.
Sämtliche Inhalte wurden mit größtmöglicher Sorgfalt und nach bestem
Wissen erstellt. Der Herausgeber übernimmt keine Gewähr für die
Aktualität, Richtigkeit, Vollständigkeit oder Qualität der bereitgestellten
Informationen. Für Schäden materieller oder immaterieller Art, die
durch die Nutzung oder Nichtnutzung der dargebotenen Informationen
unmittelbar oder mittelbar verursacht werden, haftet der Herausgeber
nicht, sofern ihm nicht nachweislich vorsätzliches oder grob fahrlässiges
Verschulden zur Last gelegt werden kann.
DIGITALISIERUNG DER HOLZ- UND MÖBELINDUSTRIE IN LITAUEN - Zielmarktanalyse 2019 mit Profilen der Marktakteure - IXPOS
INHALTSVERZEICHNIS
INHALTSVERZEICHNIS .............................................................................................................................. I
TABELLENVERZEICHNIS ....................................................................................................................... III
ABBILDUNGSVERZEICHNIS ................................................................................................................... IV
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS .................................................................................................................. V
ZIELMARKTANALYSE ............................................................................................................................... 1
I ZUSAMMENFASSUNG .............................................................................................................................. 1
II ZIELMARKT ALLGEMEIN .................................................................................................................... 2
      1. Länderprofil Litauen............................................................................................................................... 2
            1.1 Politischer Hintergrund ................................................................................................................. 2
            1.2 Wirtschaft, Struktur und Entwicklung........................................................................................... 3
            1.3 Wirtschaftsbeziehungen zu Deutschland....................................................................................... 5
            1.4 Investitionsklima und Förderung .................................................................................................. 5
      2. Holz- und Möbelindustrie in Litauen ..................................................................................................... 9
            2.1 Marktentwicklung ......................................................................................................................... 9
            2. 2 Entwicklung in den einzelnen Bereichen ................................................................................... 10
            2.2 Ein- und Ausfuhren ..................................................................................................................... 13
            2.3 Wichtigste Marktakteure ............................................................................................................. 15
            2.4 Arbeitsmarkt und -kosten ............................................................................................................ 17
            2.5 Infrastrukturelle Rahmenbedingungen ........................................................................................ 18
            2.6 Marktausblick .............................................................................................................................. 21
            2.7 Vorhandene IT-Infrastruktur ....................................................................................................... 25
            2.8 Aktuelle Digitalisierungsvorhaben und Projekte der Holz- und Möbelindustrie ........................ 26
III MARKTCHANCEN UND EMPFEHLUNGEN AUF DEM LITAUISCHEN MARKT................... 30
      1. Einstieg und Vertrieb............................................................................................................................ 30
            1.1 Vertriebspartner und Markteinstieg ............................................................................................ 30
            1.2 Gründung..................................................................................................................................... 31
      2. Finanzierungsmöglichkeiten................................................................................................................. 32
            2.1 Kreditvergabe in Litauen ............................................................................................................. 33
            2.2 Förderprogramme in Litauen ...................................................................................................... 33
      3. Marktchancen und Handlungsempfehlungen für deutsche Unternehmen für einen Markteinstieg ..... 35
IV ZIELGRUPPENANALYSE .................................................................................................................... 37
      1. Profile der Marktakteure in Litauen ..................................................................................................... 37
            1.1 Ministerien und Behörden ........................................................................................................... 37

                                                                                                                                                                   I
DIGITALISIERUNG DER HOLZ- UND MÖBELINDUSTRIE IN LITAUEN - Zielmarktanalyse 2019 mit Profilen der Marktakteure - IXPOS
1.2 Universitäten und Forschungseinrichtungen ............................................................................... 37
           1.3 Verbände und Multiplikatoren .................................................................................................... 38
           1.4 Wichtige Unternehmen der Holzindustrie ................................................................................... 38
           1.5 Wichtige Unternehmen der Möbelindustrie ................................................................................ 39
           1.6 Papierhersteller ............................................................................................................................ 40
     2. Sonstiges............................................................................................................................................... 41
           2.1 Wichtige Messen ......................................................................................................................... 41
           2.2 Online-Plattformen ...................................................................................................................... 41
V SCHLUSSBETRACHTUNG .................................................................................................................... 42
QUELLENVERZEICHNIS .......................................................................................................................... VI

                                                                                                                                                                      II
DIGITALISIERUNG DER HOLZ- UND MÖBELINDUSTRIE IN LITAUEN - Zielmarktanalyse 2019 mit Profilen der Marktakteure - IXPOS
TABELLENVERZEICHNIS
TABELLE 1: WICHTIGSTE IMPORT- UND EXPORTLÄNDER 2018 .................................................................................... 4
TABELLE 2: ÜBERSICHT DER WICHTIGSTEN WIRTSCHAFTSINDIKATOREN .............................................................. 4
TABELLE 3: VERGLEICH DER SOZIALVERSICHERUNGSBEITRÄGE 2018 UND 2019 .......... ERROR! BOOKMARK NOT
   DEFINED.
TABELLE 4: STEUERLICHE VORTEILE IN DEN FREIEN WIRTSCHAFTSZONEN ........................................................... 8
TABELLE 5: EXPORTE DER HOLZINDUSTRIE 2004-2016 ................................................................................................. 14
TABELLE 6: AUßENHANDEL MIT SCHNITTHOLZ ............................................................................................................. 14
TABELLE 7: VERTEILUNG DER PRIVATEN WALDBESTÄNDE NACH FLÄCHENGRÖßE, 2017 ................................ 19
TABELLE 8: ÜBERSICHT PERSONENGESELLSCHAFTEN .......................................... ERROR! BOOKMARK NOT DEFINED.
TABELLE 9: ÜBERSICHT KAPITALGESELLSCHAFTEN .............................................. ERROR! BOOKMARK NOT DEFINED.
TABELLE 10: GRÜNDUNGSKOSTEN UAB ..................................................................... ERROR! BOOKMARK NOT DEFINED.
TABELLE 11: VORGESEHENE FINANIELLE MITTEL DES LANDES NACH EU-FONDS (IN MIO. EUR) ........... ERROR!
   BOOKMARK NOT DEFINED.

                                                                                                                                                    III
ABBILDUNGSVERZEICHNIS
ABBILDUNG 1: DIE KARTE LITAUENS .................................................................................................................................. 2
ABBILDUNG 2: DIE ENTWICKLUNG DES BRUTTOINLANDSPRODUKTS 2002-2016, VERÄNDERUNG IN %, REAL
    ............................................................................................................................................................................................... 3
ABBILDUNG 3: VERKAUFTE PRODUKTION DER HOLZ- UND MÖBELINDUSTRIE...................................................... 9
ABBILDUNG 4: HOLZ-UND PAPIERINDUSTRIE 2006-2018 ............................................................................................... 10
ABBILDUNG 5: HOLZ ALS ENERGIEQUELLE, ANTEIL AM INLÄNDISCHEN BRUTTOENERGIEVERBRAUCH
   2016: .................................................................................................................................................................................... 13
ABBILDUNG 6: MÖBELINDUSTRIE EXPORTSTRUKTUR 2011-2016 ............................................................................... 15
ABBILDUNG 7: VERKAUFSSTRUKTUR DER LITAUISCHEN MÖBELHERSTELLER NACH WERT ........................... 15
ABBILDUNG 8: FLÄCHE UND VOLUMEN DER GEWACHSENEN BESTÄNDE, 1978-2018 .......................................... 18
ABBILDUNG 9: HANDEL MIT RUNDHOLZ, IMPORT UND EXPORT 2000–2016 ........................................................... 20
ABBILDUNG 10: INVESTITIONEN IN SACHGÜTER, 2010-2018 ....................................................................................... 22
ABBILDUNG 11: INVESTITIONEN IN DER MÖBELINDUSTRIE IN SACHWERTEN, 2008-2015................................... 22
ABBILDUNG 12: ÜBERSICHT ÜBER DIE IMPORTE LITAUENS NACH ZOLLTARIFNUMMER 8465.......................... 23
ABBILDUNG 13: ÜBERSICHT ÜBER DIE EXPORTE LITAUENS NACH ZOLLTARIFNUMMER 8465 ......................... 23

                                                                                                                                                                                                 IV
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS

AB     Aktiengesellschaft

bzw.   beziehungsweise

ca.    circa

EG     Europäische Gemeinschaft

EU     Europäische Union

EW     Einwohnerwert

FWZ    Freie Wirtschaftszone

GTAI   Germany Trade & Invest

ha     Hektar

IKT    Informations- und Kommunikationstechnologie

m³     Kubikmeter

m²     Quadratmeter

Mio.   Millionen

Mrd.   Milliarden

UAB    Gesellschaft mit beschränkter Haftung

VC     Venture Capital

z.B.   zum Beispiel

                                                     V
ZIELMARKTANALYSE
I ZUSAMMENFASSUNG
Einleitung

Litauen ist, gemessen an seiner Fläche und Bevölkerungszahl, das größte der drei baltischen Länder. Holz gehört zu den wichtigsten
natürlichen Ressourcen, sodass die Holzbranche innerhalb des litauischen Wirtschaftssystems traditionell einen hohen Stellenwert
besitzt. Als Leitbranche mit 5,6% Anteil an der gesamtwirtschaftlichen Leistung hat sie eine wichtige volkswirtschaftliche Bedeutung
und trägt entscheidend zu Wachstum und Beschäftigung bei. Anders als andere Sektoren, umfasst die Holzindustrie zusammen mit
der Forstwirtschaft nahezu durchgehende Produktionsketten von der ländlich gebundenen Primärproduktion bis hin zu vielfältigen
Endprodukten. Daraus haben sich in Litauen teils hochmoderne, technologisch fortschrittliche und umweltfreundliche Industrien
entwickelt. Trotz einer im Vergleich zu den anderen baltischen und skandinavischen Staaten wesentlich höheren
Flächenproduktivität, verfügt Litauen über Rohstoffe und bietet damit für die Holzverarbeitungs- und Möbelindustrie noch große
Potenziale.

Das Angebotsspektrum der litauischen Holzbranche ist breit – angefangen von Holz als Rohstoff bis hin zu Produkten mit höherer
Wertschöpfung wie Möbel und Häuser. Hauptproduktgruppen sind Schnittholz für Bau- und Möbelkomponenten, Türen, Fenster,
Parkett und Papier. Neben einigen Branchengrößen können sich nach wie vor zahlreiche kleine und mittlere Produzenten behaupten.
Die Bandbreite reicht dabei von kleinen Sägewerken bis hin zu hochtechnologischen Möbelfabriken. Die Holzindustrie ist stark
exportorientiert. Im Jahr 2018 betrugen die Exporte 11,6 % der gesamten litauischen Ausfuhren. Um sich auf dem europäischen
Markt behaupten zu können, investieren die Unternehmen in die Erneuerung von Produktionsanlagen. Auch der Mangel an
Fachkräften zwingt die Unternehmen dazu, mehr Prozesse zu automatisieren. So setzt die Holzindustrie verstärkt auf den Einsatz von
Robotern und digitalisierten Prozessmanagementlösungen.

Litauische Unternehmen haben es bereits teilweise geschafft, eine ressourceneffiziente Prozessgestaltung und eine intelligente
Verknüpfung von Prozessen in der Holzlogistik zu realisieren. Auch die Verzahnung der Produktion und Automatisierungstechnik
mit modernster Informations- und Kommunikationstechnologie wird bereits umgesetzt. Deutsche Unternehmen haben die Chance,
sich als Anbieter digitaler Lösungen und „Industrie 4.0“-Anwendungen zu positionieren. Die Marke „Made in Germany“ steht in
Litauen für Qualität und Effizienz. Im Falle Litauens ist dabei auch die Möbelindustrie, die u.a. zu den wichtigsten Zulieferern des
schwedischen Konzerns IKEA gehört, eine spannende Fokusbranche. Viele weitere Mittelständler, die ihre Nische in
Sonderanfertigungen mit begrenzter Menge gefunden haben, kommen ebenfalls als Kunden in Betracht.

Die vorliegende Zielmarktanalyse stellt die politischen und finanziellen Rahmenbedingungen sowie konkrete Projekte zur
Digitalisierung in der Holz- und Möbelindustrie Litauens dar. Neben Potenzialen wird auch der aktuelle Entwicklungsstand der
Branche analysiert. Profile der Marktakteure geben einen Überblick über die wichtigsten Unternehmen in den einzelnen
Industriesektoren und in öffentlichen Institutionen. Dabei werden jeweils Kontaktadressen und Tätigkeitsprofile bereitgestellt.

Aufbau
Die Arbeit ist in vier Abschnitte gegliedert. Zunächst wird der allgemeine Zielmarkt beschrieben. Schwerpunkt ist eine
Branchenanalyse des Holzverarbeitungs- und Möbelindustriesektors in Litauen. Im Anschluss werden die Marktchancen auf dem
litauischen Markt dargestellt und darauf bezogene Empfehlungen gegeben. Anschließend werden Akteure des Zielmarktes genauer
analysiert. Ferner bieten verschiedene Tabellen einen Überblick über die wichtigsten Marktakteure. Abschließend werden die
Hauptpunkte noch einmal aufgegriffen und zusammengefasst sowie kurz- und langfristige Perspektiven für deutsche Unternehmen
auf dem litauischen Markt aufgezeigt.

                                                                                                                                       1
II ZIELMARKT ALLGEMEIN
1. LÄNDERPROFIL LITAUEN

Offizieller Name: Lietuvos Respublika

Litauen ist der südlichste der drei baltischen Staaten. Das Land liegt in Nordosteuropa und grenzt im Norden an Lettland, im Osten
und Südosten an Weißrussland, im Süden an Polen und im Südwesten an die russische Exklave Kalinigrad. Im Westen grenzt es an
die Ostsee, zu der Litauen über den Hafen Klaipéda Zugang hat. Anfang 2019 betrug die Gesamtbevölkerung rund 2,79 Mio.
Einwohner, wovon mehr als ein Drittel in Städten ansässig sind.1 Die Hauptstadt ist Vilnius mit rund 547.000 Einwohnern. Weitere
wichtige industrielle Zentren sind Kaunas (288.000), Klaipéda (149.000), Siauliai (100.500) und Panevezys (88.000).2 Litauen ist ein
rohstoffarmes Land mit geringen Erdöl- und Erdgaslagerstätten. Zu den wichtigsten natürlichen Rohstoffen gehören Holz, Torf, Sand
und Ton. Das Klima ist ein gemäßigtes Kontinentalklima mit milden Sommern und kalten, meist schneereichen Wintern. Die
Jahresdurchschnittstemperatur liegt bei 6,2 °C.

Litauen ist seit der EU-Erweiterung 2004 Mitglied der Europäischen Union sowie der NATO und hat zum 1. Mai 2015 den Euro als
Zahlungsmittel eingeführt. 2007 ist Litauen ebenfalls dem Schengenraum beigetreten.

Abbildung 1: Die Karte Litauens

Quelle: Wikipedia.de, abgerufen am 25.03.2019.

1.1 POLITISCHER HINT ERGRUND

Seit der Wiederherstellung der Unabhängigkeit am 11. März 1990 ist Litauen eine parlamentarische und rechtsstaatliche Republik mit
stark ausgeprägten präsidialen Elementen. Die Regierung unterliegt dem Parlament (sog. Seimas), d.h. der Ministerpäsident sowie das
Regierungsprogramm müssen vom Parlament bestätigt werden. Der Regierungssitz ist in der Hauptstadt Vilnius angesiedelt.
Staatsoberhaupt ist der Präsident, welcher für eine Amtszeit von fünf Jahren direkt vom Volk gewählt wird. Dabei sind jedoch
höchstens zwei aufeinanderfolgende Legislaturperioden möglich. Aufgrund seiner direkten demokratischen Legitimation, nimmt er
wichtige Aufgaben wahr und ist im Gegensatz zu der in Deutschland geregelten Kompetenz nicht auf repräsentative Aufgaben
beschränkt. Der litauische Präsident trägt die Verantwortung für die Regierungstätigkeit und verfügt über unterschiedliche Befugnisse
gegenüber dem Parlament und der Regierung. Dies zeigt sich insbesondere in der Außenpolitik, in der das Staatsoberhaupt über
grundlegende Fragen selbst entscheidet und die Politik zusammen mit der Regierung ausführt. Darüber hinaus verfügt der Präsident
über ein weitgehendes Veto-Recht, das es ihm ermöglicht, vom Parlament erlassene Gesetze zu blockieren.3 Die aktuelle Präsidentin
Dalia Grybauskaite wurde im Mai 2014 für ihre zweite Legislaturperiode wiedergewählt. Die nächste Wahl findet am 12. Mai 2019
statt. An dieser Wahl kann die amtierende Präsidentin jedoch nicht teilnehmen, weil sie bereits zwei aufeinanderfolgenden
Legislaturperioden bestritten hat.

1
 Statistisches Amt Litauen, https://osp.stat.gov.lt/archyvas6, abgerufen am 04.03.2019.
2
 Statistisches Amt Litauen, https://osp.stat.gov.lt/web/guest/statistiniu-rodikliu-analize?hash=e448cca6-6efc-41ec-9541-909738fa8036#/, abgerufen
am 26.03.2019.

3
    Präsident der Republik Litauen, https://www.lrp.lt/en/institution/presidential-functions/20800, abgerufen am 04.03.2019.

                                                                                                                                                2
Das litauische Parlament ist als Einkammersystem organisiert und besteht seit 1992 aus 141 Abgeordneten, die jeweils für vier Jahre
gewählt werden. 71 der vorhandenen Sitze werden als Direktmandate durch die Wahl in Wahlkreisen vergeben, die übrigen 70 Sitze
werden durch landesweite Listenwahlen nach den Grundsätzen des Verhältniswahlrechts gewählt.4 Auch in Litauen gilt eine Fünf-
Prozent Hürde. Die letzten ordentlichen Wahlen wurden im Oktober 2016 durchgeführt. Die aktuelle Regierung setzt sich außen- und
wirtschaftspolitisch für Kontinuität ein. Primäre Ziele sind die Stärkung der europäischen Beziehungen, die weitere Integrierung in
die EU, die Intensivierung der Beziehungen zu den USA, die Minderung der Abhängigkeit der Erdgas- und Erdölversorgung von
Russland sowie de Vernetzung Litauen mit Elektrizitätsbündnissen in der EU.5

1.2 WIRTSCHAFT, STRUKTUR UND ENTWICKLUNG

Seit der erneuten Unabhängigkeit im Jahr 1991 und dem Übergang von einer zentral geplanten zu einer marktorientierten Wirtschaft
hat Litauen den Wohlstand seiner Bürger erheblich gesteigert. Dank eines marktfreundlichen Umfelds ist das Land in den letzten
zehn Jahren schneller gewachsen als die meisten OECD-Länder. Das Finanzsystem ist widerstandsfähig, und die Haushaltspositionen
haben sich nach einer langen Periode von Defiziten und steigender Verschuldung stabilisiert. 6 Zwar ist die globale Wirtschaftskrise
im Jahr 2009 mit einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts um 14,8% auch an Litauen nicht spurlos vorbeigegangen. Jedoch
erholte sich Litauen bereits Mitte 2010 wieder, und im Jahr 2011 konnten die Einbrüche des Krisenjahres überwunden werden. 7
Seitdem ging es mit der litauischen Wirtschaft kontinuierlich bergauf. Auch im Jahr 2018 konnte Litauens Wirtschaft um 3,6%
wachsen8, wenngleich die BIP- Wachstumsdynamik weiterhin von einer Vielzahl von Faktoren bestimmt wird: der anhaltenden
Zunahme des privaten Konsums, der Beschleunigung der Investitionen und dem steigenden Export.

Abbildung 2: Die Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts 2002-2016, Veränderung in %, real
    15

    10

    5

     0
      2002    2004       2006        2008       2010       2012       2014       2016      2018
    -5

-10

-15

-20

Quelle: Eigene Darstellung auf Basis von Daten des litauischen Amtes für Statistik und der Litauischen Bank, 16.03.2017.

Die durchschnittliche jährliche Inflationsrate in Litauen lag 2017 bei 3,7%. Ursachen waren zum einen steigende Preise für
Dienstleistungen und eine erhöhte Alkoholsteuer, zum anderen eine steigende Import-Inflation wichtiger Rohstoffe wie
beispielsweise Energie und Lebensmittel.9

4
  Parlament der Republik Litauen, https://www.lrs.lt/sip/portal.show?p_r=15405&p_k=2, abgerufen am 04.03.2019.
5
  True Lithuania, http://www.truelithuania.com/topics/history-and-politics-of-lithuania/politics-of-lithuania, abgerufen am 04.03.2019;
Parteiprogramm, http://lrv.lt/uploads/main/documents/files/XVII%20Vyriausybes%20programa_EN20170112.pdf;
https://www.urm.lt/default/en/foreign-policy/key-foreign-policy-documents/programme-of-the-government-of-the-republic-of-lithuania-foreign-
policy-part, abgerufen am 04.03.2019.
6
  OECD Wirtschaftsumfrage Litauen, http://www.oecd.org/eco/surveys/Lithuania-2018-OECD-economic-survey-overview.pdf, abgerufen am
04.03.2019.
7
  Parlament der Republik Litauen, https://www.lrs.lt/sip/portal.show?p_r=7694&p_k=2&p_t=96498, abgerufen am 04.03.2019; Paper der Mykolas
Romeris University, https://www.mruni.eu/upload/iblock/383/010_davulis.pdf, abgerufen am 04.03.2019.
8
  Litauische Bank, https://www.lb.lt/en/efsa-latest-economic-indicators, abgerufen am 04.03.2019.
9
  Luminor Bank,https://www.luminor.lt/en/forecasts/lithuanian-economic-insights-2018-spring, abgerufen am 04.03.2019.

                                                                                                                                              3
Tabelle 1: Wichtigste Import- und Exportländer 201810
      Land                         Export, Mio.          Anteil, %        Land                         Import Mio.           Anteil, %
                                   EUR                                                                 EUR

      Export gesamt                26.410,5              100,0            Import gesamt                28.516,2              100,0

      1. Russland                  3.919,6               14,84            1. Russland                  3.589,5               12,59

      2. Lettland                  2.624,3               9,94             2. Polen                     3.508,9               12,30

      3. Polen                     2.148,9               8,14             3. Deutschland               3.507,8               12,30

      4. Deutschland               1.933,8               7,32             4. Lettland                  2.049,4               7,19

      5. USA                       1.374,5               5,20             5. Italien                   1.484,3               5,21

Quelle: Eigene Darstellung auf Basis von Daten des litauischen Amtes für Statistik, 07.03.2019.

Litauens Wirtschaft wird in den kommenden Jahren dank einer starken Binnennachfrage (getrieben auch durch Überweisungen im
Ausland arbeitender Litauer an ihre daheim gebliebenen Familien) weiter zulegen. Ebenso steigen die Exporte weiter an, wenngleich
sich diese Wirtschaftsdynamik durch internationale Handelskonflikte und die Entwicklung auf den wichtigen europäischen
Absatzmärkten leicht abschwächen dürfte.11

Auf dem litauischen Arbeitsmarkt bestehen deutliche Unterschiede. Zwar hat Litauen mit der deutlichen Erhöhung des Mindestlohns
im Jahr 2019 von 400 EUR auf 555 EUR einen Schritt unternommen, bestehende Ungleichheiten zu verringern. Trotzdem liegt der
Mindestlohn auch nach der nochmaligen Anhebung immer noch klar unter dem europäischen Durchschnitt. Die Anspannung auf dem
Arbeitsmarkt liegt insbesondere an der Nachfrage nach hoch qualifizierten Arbeitskräften, die durch die Auswanderung dieser
Zielgruppe in den vergangenen Jahren verschärft wird. Es besteht ein spürbarer Fachkräftemangel in vielen Sektoren.12 Die
Arbeitslosigkeit lag 2018 im Durchschnitt bei nur 6,2 Prozent und war damit um 1,1 Prozent geringer als im Vorjahr.13

Im Jahr 2018 waren zudem die Investitionen in Infrastrukturprojekte hoch, wovon vor allem die Bauwirtschaft, die
Infrastruktureinrichtungen und der Tiefbau profitierten. Dabei spielten EU-Fördermittel eine wichtige Rolle, da in den nächsten
Jahren EU-Gelder in Großprojekte wie in die GIPL-Erdgasleitungen14 zwischen Litauen und Polen sowie in das „Rail-Baltica“-
Schienenprojekt15 und in den Hafenausbau in Klaipeda16 fließen. Erwähnenswert in diesem Zusammenhang ist auch, dass Litauen
durch sein niedriges Arbeitskostenniveau und seiner guten logistischen Anbindung an Westeuropa stetig fließende ausländische
Direktinvestitionen verzeichnen kann. Zu nennen sind in diesem Kontext die Investitionsprojekte der deutschen Automobilzulieferer
Continental17 und Hella18.

Tabelle 2: Übersicht der wichtigsten Wirtschaftsindikatoren
     Indikator                                     2010      2011      2012       2013      2014       2015       2016      2017      2018

     BIP, laufende Preise (in Mrd. EUR)            28,0      31,2      33,3       34,9      36,5       37,4       38,8      42,2      45,1
     BIP pro Kopf (in EUR)                         9.049     10.328    11.161     11.819    12.470     12.886     13.544    14.916    16.110
     BIP-Wachstum (in %)                           1,6       6,0       3,8        3,5       3,5        2,0        2,4       4,1       3,4

10
   Statistisches Amt Litauen, https://osp.stat.gov.lt/uzsienio-prekyba1; Predefined tables, 2017 January-December (final data), abgerufen am
05.03.2019.
11
   Germany Trade und Invest, https://www.gtai.de/GTAI/Navigation/DE/Trade/Maerkte/Wirtschaftsklima/wirtschaftsausblick,t=wirtschaftsausblick--
litauen-november-2018,did=2178372.html, abgerufen am 05.03.2019.
12
   Luminor Bank, https://www.luminor.lt/en/forecasts/lithuanian-economic-insights-2018-spring, abgerufen am 26.03.2019.
13
   Statistisches Amt Litauen, https://osp.stat.gov.lt/en/statistiniu-rodikliu-analize?hash=1b09df6b-2026-456b-a532-a9afab9f4a74#/, abgerufen am
05.03.2019.
14
   Europäische Kommission, https://ec.europa.eu/regional_policy/en/projects/major/poland/construction-of-natural-gas-pipeline-to-bolster-polands-
energy-security, abgerufen am 05.03.2019.
15
   Europäische Kommission, https://ec.europa.eu/eipp/desktop/en/projects/project-54.html, abgerufen am 05.03.2019.
16
   Hafen Klaipedas, http://www.portofklaipeda.lt/viesieji-pirkimai, abgerufen am 05.03.2019.
17
   Continental AG, https://www.continental-corporation.com/de/presse/pressemitteilungen/2018-07-20-kaunas-groundbreaking-135654, abgerufen
am 05.03.2019.
18
   Invest Lithuania, https://investlithuania.com/news/german-automotive-electronics-giant-to-create-up-to-250-jobs-in-lithuania/, abgerufen am
05.03.2019.

                                                                                                                                               4
Inflationsrate (in %)                          1,2       4,1       3,2        1,2        0,2       -0,7       0,7        4,1       2,5
     Export (in Mrd. EUR)                           15,7      20,1      23,0       24,5       24,4      22,9       22,6       26,4      28,3
     Import (in Mrd. EUR)                           17,7      22,8      24,9       26,2       25,9      25,4       24,7       28,5      30,9
     Export nach Deutschland (in Mrd. EUR)          1,5       1,7       1,8        1,7        1,6       1,7        1,7        1,8        1,9
     Import aus Deutschland (in Mrd. EUR)           1,9       2,2       2,3        2,5        2,6       2,7        3,1        3,3        3,4

     Arbeitslosenrate (in %)                        17,8      15,4      13,4       11,8       10,7      9,1        7,9        7,1       6,3
Quelle: Eigene Darstellung auf Basis von Daten des litauischen Amtes für Statistik, 06.03.2019.

1.3 WIRTSCHAFTSBEZIE HUNGEN ZU DEUTSCHLAN D

Die bilateralen Beziehungen zwischen Litauen und Deutschland sind eng und vertrauensvoll, geprägt durch einen kontinuierlichen
Austausch. Mit einem Anteil von 7,3 % der Exporte Litauens befand sich Deutschland im Jahr 2018 auf dem vierten Platz der
wichtigsten Exportländer. Hinsichtlich des Imports steht Deutschland sogar an zweiter Stelle und nimmt einen Anteil von 12,3% des
insgesamten Imports Litauens ein.

Beide Länder genießen eine bemerkenswerte enge, politische, wirtschaftliche und kulturelle Zusammenarbeit. Fördernd wirkt sich
insbesondere auch die Investitionsfreude deutscher Unternehmen aus (so z.B. das deutsche Holzverarbeitungsunternehmen Homanit,
das 2018 eine 100-Mio.-Euro-Investition in der Nähe von Vilnius ankündigte19), sodass die bilaterale Zusammenarbeit noch weiter
intensiviert wird.20

Deutschland importiert aus Litauen überwiegend Chemische Erzeugnisse, Nahrungs- und Futtermittel sowie Möbel und
Kraftwagenteile. Litauen setzt bei dem Import aus Deutschland auf die klassischen Exportgüter wie beispielsweise Maschinen,
Kraftfahrzeuge, Datenverarbeitungsgeräte und pharmazeutische Erzeugnisse. 21

Litauen ist für deutsche Unternehmen längst attraktiv geworden und zieht somit auch immer wieder Unternehmenssitze nach Litauen.
Bereits 2015 hat das renommierteste Wirtschaftsmagazin „Forbes“ eine Liste der unternehmensfreundlichsten Länder veröffentlicht,
bei der Litauen den 15. Platz belegt und als Land mit dem größten Fortschritt bezeichnet wird. 22 Die positive Bewertung Litauens
ergibt sich insbesondere durch die ausländischen Direktinvestitionen auf dem Technologiesektor, die Möglichkeiten einer schnellen
und einfachen Unternehmensgründung und die Qualität der exakten Naturwissenschaften.23

Im Jahr 2017 konnte Litauen 39 ausländische Direktinvestitionen (FDI-Projekte) realisieren, die zusammen über 5.000 neue
Arbeitsplätze schufen. Dies entspricht einer Steigerung von 18% gegenüber 2016. Noch beeindruckender ist, dass die Zahl der
Arbeitsplätze, die durch diese neuen Projekte geschaffen werden, gegenüber dem Vorjahr um 40% gestiegen ist. Die
Gesamtinvestitionen dieser Investoren in langfristige Vermögenswerte (CAPEX) beliefen sich 2017 auf über 200 Millionen Euro,
was einem Anstieg von 53% gegenüber 2016 entspricht.24 So hat beispielsweise der deutsche Lebensmittel-Discounter Lidl im Jahr
2016 den Sprung nach Litauen gewagt und bis Ende 2017 rund 120 Mio. EUR in über 35 Filialen investiert.25

1.4 INVESTITIONSKLIM A UND FÖRDERUNG
Verfügbarkeit/ Kosten lokaler Arbeitskräfte

19
   Germany Trade and Invest, https://www.gtai.de/GTAI/Navigation/DE/Trade/Maerkte/suche,t=holz-und-moebelindustrie-in-estland-lettland-und-
litauen-erweitert-kapazitaeten,did=1956278.html, abgerufen am 26.03.2019; Invest in Lithuania, https://investlithuania.com/news/homanit-to-open-
plant-close-to-vilnius/, abgerufen am 26.03.2019.
20
   Präsident der Republik Litauen, https://www.lrp.lt/en/press-centre/press-releases/cooperation-between-lithuania-and-germany-the-most-successful-
ever-in-the-history-of-bilateral-relations/30861, abgerufen am 05.03.2019.
21
   Außenwirtschaftsportal Bayern, https://www.auwi-bayern.de/Europa/Litauen/export-import-statistik.html, abgerufen am 06.03.2019.
22
   Invest in Lithuania, https://investlithuania.com/news/lithuania-15th-in-forbes-best-countries-for-business-2017-list/, abgerufen am 26.03.2019.
23
   Botschaft der Republik Litauen, http://www.urm.lt/de/de/news/forbes-litauen-attraktiver-fur-unternehmen-als-die-usa-oder-deutschland, abgerufen
am 06.03.2019.
24
   Invest in Lithuania, https://investlithuania.com/news/2017-a-record-breaking-year-for-invest-lithuania-with-39-fdi-projects-adding-5000-new-
jobs/, abgerufen am 06.03.2019.
25
   Berliner Morgenpost, https://www.morgenpost.de/wirtschaft/article208055043/Lidl-in-Litauen-Deutscher-Handelsriese-greift-im-Baltikum-
an.html, abgerufen am 06.03.2019; Süddeutsche Zeitung, https://www.sueddeutsche.de/news/wirtschaft/einzelhandel-lidl-in-litauen-deutscher-
handelsriese-greift-im-baltikum-an-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-160813-99-58908, abgerufen am 25.03.2019.

                                                                                                                                                  5
Das Bildungsniveau in Litauen ist hoch, auch im internationalen Vergleich. So belegt Litauen in einem weltweiten Vergleich
hinsichtlich des Ausbildungsgrades Platz 36.26 Diese Grundlage wird schon in der Schule gelegt, denn mit nur 7,7 Schülern je
Lehrkraft im Sekundarbereich II liegt Litauen im internationalen Vergleich an erster Stelle. Des Weiteren gibt Litauen einen relativ
hohen Anteil seines BIP für frühkindliche Bildungseinrichtungen aus, und die Einschulungsraten in der frühen Kindheit sowie in der
Betreuung sind in den vergangenen Jahren erheblich gestiegen.

Insbesondere hat Litauen jedoch – vor allem in der jungen Generation – einen hohen Wert im tertiären Bildungssektor. Im Jahr 2017
lag die Zahl derjenigen, die einen Hochschul- oder Universitätsabschluss erhielten, bei knapp 20.000 Personen.27 Dabei lag der Anteil
der Frauen bei rund 49,7%, der der Männer bei 68,3%, die sich für einen Bachelor- oder Masterstudiengang eingeschrieben hatten.28
Insgesamt haben rund 68% der Frauen und 47% der Männer erfolgreich ein Hochschulstudium abgeschlossen.29 Im Jahr 2016 belegt
Litauen in Bezug auf den Anteil der Hochqualifizierten im erwerbsfähigen Alter (25-64-Jährige) einen Anteil von 40,3%. Damit
landet Litauen im europaweiten Vergleich auf Platz 6 und liegt deutlich über dem europäischen Durchschnitt von 31,4%. 30

Einsatz ausländischer Arbeitskräfte

Durch den Beitritt Litauens zur EU besteht für Staatsbürger der EU keine Pflicht, eine Arbeitserlaubnis einzuholen.31 Auch die
Passkontrollen an den EU-Binnengrenzen sind durch den Beitritt Litauens zum Schengener Abkommen am 21. Dezember 2007
weggefallen. Bei der Einreise von Staatsbürgern der EU sowie der EWR nach Litauen sollte jedoch darauf geachtet werden, dass der
Personalausweise eine ausreichende Gültigkeit besitzt – drei Monate über den geplanten hinaus.Grundsätzlich ist die Einreise für
einen Zeitraum unter 90 Tagen visafrei möglich, sodass auch bei der Entsendung von Arbeitnehmern für diesen Zeitraum keine
Anmeldung erforderlich ist. Bei einem Überschreiten ist eine Aufenthaltsgenehmigung erforderlich, welche innerhalb von sechs
Monaten zu beantragen ist und in der Regel für einen Zeitraum von bis zu fünf Jahren erteilt wird. 32

Wichtigste arbeitsrechtliche Bestimmungen

Das liauische Arbeitsrecht wurde zuletzt im Jahr 2017 reformiert, sodass es jetzt formal und inhaltlich weitgehend den EU- und ILO
Vorgaben entspricht. Die Regelarbeitszeit pro Woche beträgt 40 Stunden, wobei die maximale wöchentliche Arbeitszeit auf 48
Stunden begrenzt ist und bei einer Doppelbeschäftigung nicht mehr als zwölf Stunden pro Tag betragen darf. Es besteht zwar die
Möglichkeit, eine individualvertragliche Regelungen bezüglich zu leistender Überstunden zu treffen. Jedoch ist diese unwirksam,
wenn mehr als zwölf Überstunden pro Woche bzw. 180 Überstunden im Jahr verlangt werden.33

Das neue Gesetz sieht besondere Gründe vor, die den Arbeitgeber, auch ohne ein Verschulden des Arbeitnehmers, zu dessen
Kündigung berechtigen. In diesem Fall beträgt die Kündigungsfrist grundsätzlich einen Monat. Jedoch kann es in gesetzlich
geregelten Sonderfällen auch zu Verkürzungen oder Verlängerungen der Kündigungsfristen kommen. Bei einer Kündigung ist der
Arbeitgeber grundsätzlich zur Zahlung einer Abfindung – i.d.R. zwei durchschnittliche Monatsgehälter – verpflichtet. Das litauische
Arbeitsrecht unterscheidet nach Vertragstypen: der Arbeitsvertrag für Projektarbeiten, der Job-Sharing-Vertrag, der Arbeitsvertrag
mit mehreren Arbeitgebern und der Vertrag mit Auszubildenden.

Die Möglichkeit der Umwandlung von vorher unbefristeten in befristete Arbeitsverträge ist darauf beschränkt, dass maximal 20% der
Arbeitnehmer befristet eingestellt werden dürfen. Die Arbeitnehmer in Litauen haben einen Anspruch auf bezahlten Urlaub in Höhe
von 20 Werktagen im Jahr. Der Mindestlohn darf nur für solche Arbeiten gezahlt werden, die keinerlei fachliche Qualifikation
voraussetzen. Sobald gewisse Anforderungen an Qualifikationen und Fähigkeiten des Arbeitnehmers zu stellen sind, ist die
Anwendung des Mindestlohns gesperrt.34

26
   Legatume Institute, https://www.prosperity.com/globe/lithuania, abgerufen am 12.03.2019.
27
   Statistisches Amt Litauen, https://osp.stat.gov.lt/statistiniu-rodikliu-analize?indicator=S3R311#/, abgerufen am 12.03.2019.
28
   Ebd., abgerufen am 12.03.2019.
29
   Statistisches Bundesamt, https://www.destatis.de/Europa/DE/Staat/Vergleich/DEUVergleich.html, abgerufen am 06.03.2019.
30
   Statistisches Bundesamt, https://www.destatis.de/Europa/DE/Thema/BevoelkerungSoziales/BildungKultur/Hochschulabschluesse.html, abgerufen
am 12.03.2019.
31
   Vertrag über die Arbeitsweise der EU (AEUV) Art. 21, 45, 49, 54 AEUV.
32
   Euopean Construction Industry Federation, http://www.fiec.eu/en/cust/documentview.aspx?UID=56991000-29c7-4317-b34a-206fb96a5c3e,
abgerufen am 06.03.2019.
33
   European Construction Industry Federation, http://www.fiec.eu/en/cust/documentview.aspx?UID=0ba07305-d0d6-45b6-b411-9bc2d9b8a1d9,
abgerufen am 06.03.2019.
34
   Arbeitsrechtliche Bestimmungen der Republik Litauen, https://e-
seimas.lrs.lt/portal/legalActPrint/lt?jfwid=96t6tgz2n&documentId=5f0be3809c2011e68adcda1bb2f432d1&category=TAD, abgerufen am
06.03.2019.

                                                                                                                                              6
Die in Litauen abgeschlossenen Arbeitsverträge unterliegen sowohl der Sozial- als auch der Krankenversicherungspflicht. Durch die
monatlich zu entrichtenden Beiträgen werden die Arbeitslosen-, Renten-, Arbeitsunfall-, Berufs-, Erwerbsunfähigkeits- sowie die
Krankenversicherung als auch das Mutterschaftsgeld abgedeckt. Mit Reform zum 01.Januar 2019 wurden die Beiträge weitgehend
auf den Arbeitnehmer übertragen. Infolgedessen kommt es zu folgenden neuen Beiträgen:35 Der Arbeitnehmeranteil steigt bei der
Einkommensteuer von 15% auf 20%, bei der Rentenversicherung von 3% auf 6,98% und der Betrag für die Krankenversicherung
wächst von 6% auf 12,52%. Gleichzeitig sinkt der Arbeitgeberanteil hinsichtlich der Sozialversicherung von 30,98% auf 1,61%.

Gesellschaftsrecht

Die verschiedenen Gesellschaftsformen in Litauen ähneln dem deutschen Recht. Ebenso wie in Deutschland, unterscheidet man
zwischen Personen- und Kapitalgesellschaften. Die wichtigsten Gesellschaftsformen sowie die notwendigen Schritte zur Gründung
einer Gesellschaft werden im Kapitel „III.1.2.1 Gesellschaftsformen“ dargestellt.

Steuerrecht

Die Einkommensteuer wird durch das Einkommensteuergesetz geregelt, welches zum 1. Januar 2019 einer weitreichenden Reform
unterzogen wurde. Ansässige natürliche Personen, die sich mehr als 183 Tage pro Jahr in Litauen aufhalten, sind unbeschränkt
steuerpflichtig und unterliegen daher mit ihrem gesamten Welteinkommen der litauischen Besteuerung. Die in Litauen geltende Flat
Tax beträgt 20%, d.h., dass alle Einkünfte, egal wie hoch sie sind, mit diesem Steuersatz besteuert werden. Nichtansässige natürliche
oder juristische Personen unterliegen einer beschränkten Steuerpflicht. Nur das Einkommen, das auch in Litauen erwirtschaftet
wurde, unterfällt dem litauischen Steuersatz.36

Rechtsgrundlage der Körperschaftsteuer ist das Körperschaftsteuergesetz. 37 Alle in Litauen registrierten Unternehmen unterliegen mit
ihrem weltweiten Einkommen dieser Steuerpflicht. Auch hier gibt es einen einheitlichen Steuersatz von 15%,38 wovon jedoch
Ausnahmen zulässig sind. Kleinunternehmen, die in der Regel weniger als zehn Mitarbeiter beschäftigen und weniger als 300.000
EUR Umsatz tätigen, können mit 5% besteuert werden. Juristische Personen ohne Sitz in Deutschland müssen, entsprechend den
Regelungen zur Einkommenssteuer, das Einkommen beteuern, welches sie in Litauen erzielt haben.39 Zwischen Deutschland und
Litauen besteht seit 1998 ein Doppelbesteuerungsabkommen. Ziel des Abkommens ist es, eine Doppelbesteuerung von in
Deutschland und Litauen tätigen Unternehmen zu vermeiden.

Insolvenzrecht

Rechtsgrundlage für das Insolvenzrecht ist das litauische Konkursgesetz40 sowie das Gesetz über die Rekonstruierung von
Unternehmen, welches Anwendung findet, wenn eine Zahlungsunfähigkeit noch abgewendet werden kann. Beide Gesetze richten
sich nach den prozessrechtlichen Vorschriften der litauischen ZPO.

Das Insolvenzverfahren kann durch einen Antrag beim zuständigen litauischen Bezirksgericht eröffnet werden, wenn einer der in
Artikel 4 des Konkursgesetzes genannten Gründe vorliegt und der Antrag von einer dazu berechtigten Person gestellt wurde.
Gesetzlich festgeschriebene Grunde sind beispielsweise gegeben, wenn das Unternehmen die Vergütung und andere
beschäftigungsbezogene Beiträge nicht mehr zahlen kann, bereits erhaltene Waren, Dienstleistungen, Darlehen usw. nicht mehr
rechtzeitig gezahlt werden können oder Steuern bzw. sonstige Pflichtabgaben nicht mehr bedient werden können.Im Falle einer
erfolgreichen Antragsstellung ermittelt das zuständige Insolvenzgericht von Amts wegen, ob die Gründe für die Eröffnung eines
Insolvenzverfahrens gegeben sind. In Artikel 21 des Konkursgesetzes werden nicht nur die Gläubigerrechte festgeschrieben, sondern
auch die Einzelheiten genannt, um eine Forderung konkret anmelden zu können.41 Ebenso besteht über das litauische Handelsregister
die Möglichkeit, sich über eine mögliche Zahlungsunfähigkeit eines Unternehmens bereits im Voraus zu informieren. Dazu stellt das

35
   Steuerreform Litauen, https://www.vmi.lt/cms/documents/10162/9030883/Law+on+income+tax+of+individuals.pdf/bf8a1af5-2053-4427-9a82-
7b0d5063b5fa, abgerufen am 12.03.2019.
36
   Steuerrecht Litauen, Artikel 5, https://e-seimas.lrs.lt/portal/legalAct/lt/TAD/TAIS.319033?jfwid=rivwzvpvg, abgerufen am 26.03.2019.
37
   Körperschaftsteuergesetz Litauen, https://e-seimas.lrs.lt/portal/legalAct/lt/TAD/1375cd60a50f11e8aa33fe8f0fea665f?jfwid=ck9gyaymo, abgerufen
am 06.03.2019.
38
   Körperschaftssteuergesetz Litauen, Art. 5, Abs. 1 Nr. 1, https://e-
seimas.lrs.lt/portal/legalAct/lt/TAD/1375cd60a50f11e8aa33fe8f0fea665f?jfwid=ck9gyaymo, abgerufen am 06.03.2019.
39
   Internetseite Deloitte, https://www2.deloitte.com/content/dam/Deloitte/global/Documents/Tax/dttl-tax-lithuaniahighlights-2018.pdf, abgerufen am
06.03.2019.
40
   Insolvenzrecht Litauen, https://e-seimas.lrs.lt/portal/legalAct/lt/TAD/TAIS.428992?jfwid=q86m1vv6t, abgerufen am 06.03.2019.
41
   Germany Trade and Invest, https://www.gtai.de/GTAI/Navigation/DE/Trade/Recht-Zoll/Wirtschafts-und-
steuerrecht/Produkte/Dienstleistungsrecht/Portal21/Laender/Litauen/Rechtsrahmen/insolvenzrecht.html, abgerufen am 06.03.2019.

                                                                                                                                                 7
litauische staatliche Zentrum für Unternehmensregister42 einen auf 100 Anfragen beschränkten Zugang zur Verfügung, der Auskunft
über mögliche Zahlungsunfähigkeiten bzw. Insolvenzen geben kann.

Rechtssystem

In Litauen finden sich neben den Zivil- und Strafgerichten auch Verwaltungsgerichte. Die ordentliche Gerichtsbarkeit in Litauen
stützt sich auf verfassungs- und völkerrechtliche Regelungen. Nach Artikel 12 des Gerichtsgesetzes der Republik Litauen ist
festgelegt, dass es sowohl Gerichte für allgemeine als auch für spezielle Zuständigkeiten gibt. Die Gerichte der allgemeinen
Zuständigkeit in erster Instanz, d.h. Bezirks- und Amtsgerichte, sind dabei für sämtliche Zivilsachen zuständig. Grundsätzlich liegt
die vorrangige Zuständigkeit in erster Instanz bei den Amtsgerichten. Während das Bezirksgericht mit speziellen Zuständigkeiten in
erster Instanz ausgestattet ist, ist das Appellationsgericht zuständig für Berufungssachen. Der oberste Gerichtshof Litauens ist die
einzige Kassationsinstanz. Ihm ist die Überprüfung rechtskräftiger Urteile, Entscheidungen, Anordnungen und Beschlüssen der
allgemein zuständigen Gerichte übertragen.43 Im Jahr 1995 hat Litauen das Abkommen über die Anerkennung und Vollstreckung
ausländischer Schiedssprüche (New Yorker Abkommen) ratifiziert, sodass die Vollstreckung von in anderen Hoheitsgebieten
ergangenen Schiedssprüchen in Litauen möglich ist.

Förderung ausländischer Investitionen

Das litauische Wirtschaftsministerium sieht die Förderung ausländischer Investitionen als erforderliches Instrument, um die litauische
Wirtschaft nachhaltig auf Erfolgskurs zu halten und arbeitet daher kontinuierlich daran, die Rahmenbedingungen für Investoren so
attraktiv wie möglich zu gestalten. In diesem Zusammenhang wurde unter anderem ein Investitionsförderungs- und Industrie-
entwicklungsprogramm für den Zeitraum von 2014-202044 verabschiedet, welches vom litauischen Wirtschaftsministerium
koordiniert wird (s. Kapitel 3.6 Finanzierungsmöglichkeiten). Zudem werden Unternehmen, die innerhalb einer freien Wirtschafts-
zone eine eigene Niederlassung gründen, steuerliche Vorteile als staatliche Unterstützung gewährt.45 In Litauen bestehen derzeit
insgesamt sieben solcher freien Wirtschaftszonen: Kaunas, Klaipėda, Šiauliai, Kėdainiai, Panevezys, Akmene und Marijampole.

Tabelle 3: Steuerliche Vorteile in den freien Wirtschaftszonen 46
     Steuern                                            %             Steuern in den freien Wirtschaftszonen
     Gewinnsteuer                                      15             In den ersten sechs Jahren wird keine Gewinnsteuer erhoben, in den
                                                                      folgenden zehn Jahren –50% der Gewinnsteuer, wenn das
                                                                      Unternehmen jährlich 100.000 EUR investiert und durchschnittlich 20
                                                                      Mitarbeiter beschäftigt sowie 75% der Einnahmen in der freien
                                                                      Wirtschaftzone erwirtschaftet werden.
     Mehrwertsteuer                                    21             Für den Handel zwischen den EU-Ländern keine MwSt.
     Dividendensteuern                               0-15             Keine Dividendensteuern für Auslandsinvestoren (wenn das
                                                                      Unternehmen nicht kürzer als zwölf Monate geführt wurde und nicht
                                                                      weniger als 10% der Aktien gehalten werden)
     Körperschaftssteuer                           15 (+ 6%           Keine Vergünstigung
                                                   Krankenver-
                                                   sicherung)
     Sozialversicherung des                        1,61 (+ 12,52%     Keine Vergünstigung
     Arbeitgebers                                  Arbeitnehmer-
                                                   beitrag)
 Immobiliensteuer                                  0,3-3              Keine Steuer fällig
Quelle: Invest Lithuania, 12.03.2019.

42
   Unternehmensregister Litauen, http://www.registrucentras.lt/en/, abgerufen am 06.03.2019.
43
   Litauisches Gericht, https://www.teismai.lt/en/courts/judicial-system/650, abgerufen am 06.03.2019.
44
   Investitionsförderungs- und Industrieentwicklungsprogramm 2014-2020,
http://www3.lrs.lt/pls/inter3/dokpaieska.showdoc_l?p_id=483265&p_tr2=2, abgerufen am 30.03.2019.
45
   Vgl. Gesetz Litauens über die freien Wirtschaftszonen, https://e-seimas.lrs.lt/portal/legalAct/lt/TAD/TAIS.38026?jfwid=fhhu5mkfh, abgerufen am
30.03.2019.
46
   Invest Lithuania, http://www.investlithuania.com/wp-content/uploads/2015/10/FEZ-in-Lithuania.pdf, abgerufen am 13.03.2019.

                                                                                                                                                8
Dazu bestehen fünf Wissenschafts- und Technologie-Businessvalleys.47 Businessvalleys sind intergrierte Wissenschafts-, Studien-
und Businesszentren, die das Potential wissenschaftlicher Forschung und Lehre sowie unternehmerischer Aktivität bündeln sollen.
Die Businessvalleys haben verschiedene Spezialisierungen und eine entsprechend angepasste Infrastruktur.

2. HOLZ- UND MÖBELINDUSTRIE IN LITAUEN

2.1 M ARKTENTWICKLUNG

Holz zählt zu den wichtigsten natürlichen Ressourcen Litauens. Die Holz- und Möbelindustrie ist in Litauen mit 5,6% Anteil an der
gesamtwirtschaftlichen Leistung einer der bedeutendsten Wirtschaftszweige.48 Im Jahr 2017 waren in Litauen 2.282 Unternehmen im
Bereich der Holzgewinnung, -wirtschaft und -industrie tätig. Zusammen erwirtschafteten sie einen Gesamtumsatz von fast 2,75 Mrd.
EUR und beschäftigten rund 50.000 Mitarbeiter.49 Die litauische Holzindustrie wächst schneller als die Gesamtwirtschaft des Landes.
Prognosen des litauischen Dachverbands der Holzindustrie „Lietuvos mediena“ zufolge, wurde für das Jahr 2018 in einigen
Holzindustriesektoren - wie der Möbelindustrie - ein zweistelliges Wachstum erwartet.50 Gute Ergebnisse wurden durch
Investitionen in die Geschäftsentwicklung und Produktivität sowie durch die erfolgreiche langfristige Zusammenarbeit litauischer
Unternehmen mit großen ausländischen Kunden sichergestellt.

Abbildung 3: Verkaufte Produktion der Holz- und Möbelindustrie

Quelle: Germany Trade & Invest, 2018

Die Holzindustrie erlebte seit der Wiederherstellung der Unabhängigkeit Litauens eine turbulente Zeit, die von Phasen eines
beachtlichen Wachstums, aber auch von Rezession geprägt war. Seit 1991 ist die Produktion in allen Bereichen der Holzwirtschaft
rasant angestiegen. Durch den Beitritt zur EU im Jahr 2004 und die damit verbundene Anpassung der Gesetze an die entsprechenden
EU-Binnenmarktrichtlinien, wurde das Exportgeschäft innerhalb der EU intensiviert. Diese stark exportorientierte Ausrichtung hatte
allerdings zur Folge, dass die Wirtschaftsentwicklung immer mehr von den Abnehmerländern abhing. Durch die europaweite
Rezession in den Jahren 2008 und 2009 brach das Exportgeschäft Litauens ein. Auch die Holz-, Möbel- und Papierindustrie
verzeichnete in diesen Jahren einen starken Rückgang der Auftragslage. 51

Die Krise und die damit verbundenen Einbrüche in Produktion und Handel hatten aber auch positive Veränderungen zur Folge, da sie
eine Art „Test“ für die Unternehmen darstellten. Besonders schwache Betriebe mussten ihre Geschäftstätigkeit einstellen, während

47
   Invest in Lithunia, http://www.investlithuania.com/wp-content/uploads/2014/08/Open-RD-Lietuva.-M%C5%ABs%C5%B3-%C5%BEinios-
%E2%80%93-J%C5%ABs%C5%B3-verslui.pdf, abgerufen am 13.03.2019.
48
   Statistisches Amt Litauen, 2019.
49
   Statistisches Amt Litauen, 2019.
50
   Gespräch mit Vertreterin des litauischen Dachverbandes der Holzindustrie „Lietuvos mediena“ am 12.03.2018. Genaue Daten zum Wachstum des
Jahres 2018 werden von Amt für Statistik im Mai 2019 veröffentlicht.
51
   Versli Lietuva, Die Litauische Möbelindustrie, 2017.

                                                                                                                                              9
größere Unternehmen mit der Unterstützung ausländischer Partner expandierten. Um die Krise zu überleben, mussten die meisten
Unternehmen auch in der holzverarbeitenden Industrie ihre Produktions- und Verwaltungsstrukturen anpassen. Seit 2010 ist wieder
eine allgemeine Erholung eingekehrt. Besonders dynamisch ist der Aufschwung im Bereich der Möbel- und Papierindustrie
verlaufen.

In den vergangenen zehn Jahren lag das durchschnittliche Wachstum der Branche, gemessen in aktuellen Preisen, bei 7,5%. Im Jahr
2017 wuchs der Sektor aufgrund erheblicher Kapazitätserweiterungen um 8%, nachdem sich das Wachstum im Jahr zuvor noch
verlangsamt hatte (3,7 %).52

Abbildung 4: Holz-und Papierindustrie 2006-2018

                               Holz- und Papierindustrie 2006-2018 (Prognose)
                                             Quelle: Market overview and Trends, Swedbank, 2019
                        3500                                                                                                                                                                                                                     30
                                                                                                                                  25,3

                                                                                                                                                                                                                                    512
     In Millionen EUR

                        3000                                                                                                                                                                                                                     20

                                                                                                                                                                                                                       464
                                                            19,7

                                                                                                                                                                                                          386
                                            19,3                                                                 15,9

                                                                                                                                                                                              357
                        2500                                                                                                                                         12,5              10,3

                                                                                                                                                                                                                                                       In Prozent
                                                                                                                                                                                                     11                       7,8                10

                                                                                                                                                                            344 1240
                                                                                                                                                    8,9
                                                                                                                                                          320 1099                                                                         7,2

                                                                                                                                                                                                                                    1668
                        2000

                                                                                                                                                                                                                       1543
                                                                                                                                         258 1021

                                                                                                                                                                                                                 3,7

                                                                                                                                                                                                          1444
                                                                             2,1

                                                                                                                                                                                              1408
                                                                                                                        255 860

                                                                                                                                                                                                                                                 0
                                                                   167 745
                                                   164655

                        1500
                                                                                                    214635 606
                               143549 643

                                                                                   147578 530

                                                                                                                                                                                                                                                 -10
                        1000

                                                                                                                                                                                                                                    1103
                                                                                                                                                                                                                       1055
                                                                                                                                                                                                          1009
                                                                                                                                                                                                                                                 -20
                                                                                                                                                                                              973
                                                                                                                                                                            881

                        500
                                                                                                                                                          816
                                                   775

                                                                   717

                                                                                                                        708

                                                                                                                                         707

                                                                                                -22,9
                          0                                                                                                                                                                                                                      -30
                               2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018

                                                                                                         Holzverarbeitung                                                                 Möbel

Quelle: Swedbank, 2019

Die litauische Holzindustrie ist heute durchaus ein Sektor mit hoher Wertschöpfung. Ein Kubikmeter Schnittholz macht etwa 300
EUR Umsatz aus. Auf diese Weise erwirtschaften litauische Unternehmen aus einem Kubikmeter Holz etwa das 1,5-fache des
lettischen Ergebnisses und das 2-fache dessen, was Estland erwirtschaftet.53

2. 2 ENTWICKLUNG IN DEN EINZELNEN BEREICHEN

In Litauens Holzwirtschaft sind alle Wirtschaftszweige auf den gemeinsamen Rohstoff Holz angewiesen und eng in regionalen
Wertschöpfungsketten miteinander verbunden. Anders als andere Sektoren, umfassen die Forstwirtschaft und Holzindustrie nahezu
durchgängige Produktionsketten von der ländlich gebundnenen Primärproduktion bis hin zu vielfältigen Endprodukten und
Verwendungszwecken, die sich zu hochmodernen, technologisch fortschrittlichen und umweltfreundlichen Wirtschaftszweigen
entwickelt haben. Im vergangenen Jahrzehnt hat sich dabei besonders die Möbelherstellung zu einem wichtigen wirtschaftlichen
Standbein der litauischen Holzbranche entwickelt. Die hochwertige Verarbeitung von Holz hat in Litauen einen höheren Stellenwert
als die reine Bearbeitung von Holz.

Holzverarbeitende Industrie

Die holzverarbeitende Industrie ist im Vergleich zu anderen Holzindustriesektoren seit 2013 kontinuierlich gewachsen. Im Jahr 2017
lag die Zunahme bei 4,6%, im Jahr 2018 konnte das Wachstum auf 5% gesteigert werden. Insgesamt wird erwartet, dass die
Schnittholzproduktion künftig nur geringfügig zunimmt. Daher wird das Angebot an Nebenprodukten stabil bleiben.54

Gemessen an dem Umsatz, waren zuletzt vor allem Sägeholz, aber auch Konstruktions- und Fertigteile aus Holz die wichtigsten
Produktionsgüter. Im Bereich der Holzbearbeitung sind litauische Produzenten besonders stark in der Herstellung von Türen,

52
   Swedbank, Market Overview and Trends, 2019.
53
   Verslo žinios, https://www.vz.lt/pramone/2017/06/29/medienos-sektoriaus-sekmes-istorija-ar-laukti-tesinio, abgerufen am 08.03.2019 ( Lietuvos
įmonės iš vieno kubinio metro medienos sukuria apie 1,5 karto didesnę vertę negu Latvijos, ir 2 kartus didesnę vertę negu Estijos bendrovės.).
54
   Swedbank, Market Overview and Trends, 2019.

                                                                                                                                                                                                                                                                    10
Sie können auch lesen