DIGITALISIERUNG DER HOLZ- UND MÖBELINDUSTRIE IN LITAUEN - Zielmarktanalyse 2019 mit Profilen der Marktakteure - IXPOS
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Durchführer DIGITALISIERUNG DER HOLZ- UND MÖBELINDUSTRIE IN LITAUEN Zielmarktanalyse 2019 mit Profilen der Marktakteure Durchführer
Impressum Herausgeber Deutsch-Baltische Handelskammer in Estland, Lettland, Litauen e.V. Breite Straße 29 D-10178 Berlin Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie ist mit dem audit berufundfamilie® Text und Redaktion für seine familienfreundliche Personalpolitik Deutsch-Baltische Handelskammer in Estland, Lettland, Litauen e.V. ausgezeichnet worden. Das Zertifikat wird von Vinco Kudirkos Str. 6, LT-03105 Vilnius der berufundfamilie gGmbH, einer Initiative www.ahk-balt.org der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung, verliehen. Gestaltung und Produktion Deutsch-Baltische Handelskammer in Estland, Lettland, Litauen e.V. Stand April 2019 Die Studie wurde im Rahmen des BMWi-Markterschließungs- programms für das Projekt - "Digitalisierung der Holz- und Möbelindustrie in Estland, Lettland, Litauen" erstellt und aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gefördert. Das Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Die Zielmarktanalyse steht der Germany Trade & Invest GmbH sowie geeigneten Dritten zur unentgeltlichen Verwertung zur Verfügung. Sämtliche Inhalte wurden mit größtmöglicher Sorgfalt und nach bestem Wissen erstellt. Der Herausgeber übernimmt keine Gewähr für die Aktualität, Richtigkeit, Vollständigkeit oder Qualität der bereitgestellten Informationen. Für Schäden materieller oder immaterieller Art, die durch die Nutzung oder Nichtnutzung der dargebotenen Informationen unmittelbar oder mittelbar verursacht werden, haftet der Herausgeber nicht, sofern ihm nicht nachweislich vorsätzliches oder grob fahrlässiges Verschulden zur Last gelegt werden kann.
INHALTSVERZEICHNIS INHALTSVERZEICHNIS .............................................................................................................................. I TABELLENVERZEICHNIS ....................................................................................................................... III ABBILDUNGSVERZEICHNIS ................................................................................................................... IV ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS .................................................................................................................. V ZIELMARKTANALYSE ............................................................................................................................... 1 I ZUSAMMENFASSUNG .............................................................................................................................. 1 II ZIELMARKT ALLGEMEIN .................................................................................................................... 2 1. Länderprofil Litauen............................................................................................................................... 2 1.1 Politischer Hintergrund ................................................................................................................. 2 1.2 Wirtschaft, Struktur und Entwicklung........................................................................................... 3 1.3 Wirtschaftsbeziehungen zu Deutschland....................................................................................... 5 1.4 Investitionsklima und Förderung .................................................................................................. 5 2. Holz- und Möbelindustrie in Litauen ..................................................................................................... 9 2.1 Marktentwicklung ......................................................................................................................... 9 2. 2 Entwicklung in den einzelnen Bereichen ................................................................................... 10 2.2 Ein- und Ausfuhren ..................................................................................................................... 13 2.3 Wichtigste Marktakteure ............................................................................................................. 15 2.4 Arbeitsmarkt und -kosten ............................................................................................................ 17 2.5 Infrastrukturelle Rahmenbedingungen ........................................................................................ 18 2.6 Marktausblick .............................................................................................................................. 21 2.7 Vorhandene IT-Infrastruktur ....................................................................................................... 25 2.8 Aktuelle Digitalisierungsvorhaben und Projekte der Holz- und Möbelindustrie ........................ 26 III MARKTCHANCEN UND EMPFEHLUNGEN AUF DEM LITAUISCHEN MARKT................... 30 1. Einstieg und Vertrieb............................................................................................................................ 30 1.1 Vertriebspartner und Markteinstieg ............................................................................................ 30 1.2 Gründung..................................................................................................................................... 31 2. Finanzierungsmöglichkeiten................................................................................................................. 32 2.1 Kreditvergabe in Litauen ............................................................................................................. 33 2.2 Förderprogramme in Litauen ...................................................................................................... 33 3. Marktchancen und Handlungsempfehlungen für deutsche Unternehmen für einen Markteinstieg ..... 35 IV ZIELGRUPPENANALYSE .................................................................................................................... 37 1. Profile der Marktakteure in Litauen ..................................................................................................... 37 1.1 Ministerien und Behörden ........................................................................................................... 37 I
1.2 Universitäten und Forschungseinrichtungen ............................................................................... 37 1.3 Verbände und Multiplikatoren .................................................................................................... 38 1.4 Wichtige Unternehmen der Holzindustrie ................................................................................... 38 1.5 Wichtige Unternehmen der Möbelindustrie ................................................................................ 39 1.6 Papierhersteller ............................................................................................................................ 40 2. Sonstiges............................................................................................................................................... 41 2.1 Wichtige Messen ......................................................................................................................... 41 2.2 Online-Plattformen ...................................................................................................................... 41 V SCHLUSSBETRACHTUNG .................................................................................................................... 42 QUELLENVERZEICHNIS .......................................................................................................................... VI II
TABELLENVERZEICHNIS TABELLE 1: WICHTIGSTE IMPORT- UND EXPORTLÄNDER 2018 .................................................................................... 4 TABELLE 2: ÜBERSICHT DER WICHTIGSTEN WIRTSCHAFTSINDIKATOREN .............................................................. 4 TABELLE 3: VERGLEICH DER SOZIALVERSICHERUNGSBEITRÄGE 2018 UND 2019 .......... ERROR! BOOKMARK NOT DEFINED. TABELLE 4: STEUERLICHE VORTEILE IN DEN FREIEN WIRTSCHAFTSZONEN ........................................................... 8 TABELLE 5: EXPORTE DER HOLZINDUSTRIE 2004-2016 ................................................................................................. 14 TABELLE 6: AUßENHANDEL MIT SCHNITTHOLZ ............................................................................................................. 14 TABELLE 7: VERTEILUNG DER PRIVATEN WALDBESTÄNDE NACH FLÄCHENGRÖßE, 2017 ................................ 19 TABELLE 8: ÜBERSICHT PERSONENGESELLSCHAFTEN .......................................... ERROR! BOOKMARK NOT DEFINED. TABELLE 9: ÜBERSICHT KAPITALGESELLSCHAFTEN .............................................. ERROR! BOOKMARK NOT DEFINED. TABELLE 10: GRÜNDUNGSKOSTEN UAB ..................................................................... ERROR! BOOKMARK NOT DEFINED. TABELLE 11: VORGESEHENE FINANIELLE MITTEL DES LANDES NACH EU-FONDS (IN MIO. EUR) ........... ERROR! BOOKMARK NOT DEFINED. III
ABBILDUNGSVERZEICHNIS ABBILDUNG 1: DIE KARTE LITAUENS .................................................................................................................................. 2 ABBILDUNG 2: DIE ENTWICKLUNG DES BRUTTOINLANDSPRODUKTS 2002-2016, VERÄNDERUNG IN %, REAL ............................................................................................................................................................................................... 3 ABBILDUNG 3: VERKAUFTE PRODUKTION DER HOLZ- UND MÖBELINDUSTRIE...................................................... 9 ABBILDUNG 4: HOLZ-UND PAPIERINDUSTRIE 2006-2018 ............................................................................................... 10 ABBILDUNG 5: HOLZ ALS ENERGIEQUELLE, ANTEIL AM INLÄNDISCHEN BRUTTOENERGIEVERBRAUCH 2016: .................................................................................................................................................................................... 13 ABBILDUNG 6: MÖBELINDUSTRIE EXPORTSTRUKTUR 2011-2016 ............................................................................... 15 ABBILDUNG 7: VERKAUFSSTRUKTUR DER LITAUISCHEN MÖBELHERSTELLER NACH WERT ........................... 15 ABBILDUNG 8: FLÄCHE UND VOLUMEN DER GEWACHSENEN BESTÄNDE, 1978-2018 .......................................... 18 ABBILDUNG 9: HANDEL MIT RUNDHOLZ, IMPORT UND EXPORT 2000–2016 ........................................................... 20 ABBILDUNG 10: INVESTITIONEN IN SACHGÜTER, 2010-2018 ....................................................................................... 22 ABBILDUNG 11: INVESTITIONEN IN DER MÖBELINDUSTRIE IN SACHWERTEN, 2008-2015................................... 22 ABBILDUNG 12: ÜBERSICHT ÜBER DIE IMPORTE LITAUENS NACH ZOLLTARIFNUMMER 8465.......................... 23 ABBILDUNG 13: ÜBERSICHT ÜBER DIE EXPORTE LITAUENS NACH ZOLLTARIFNUMMER 8465 ......................... 23 IV
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS AB Aktiengesellschaft bzw. beziehungsweise ca. circa EG Europäische Gemeinschaft EU Europäische Union EW Einwohnerwert FWZ Freie Wirtschaftszone GTAI Germany Trade & Invest ha Hektar IKT Informations- und Kommunikationstechnologie m³ Kubikmeter m² Quadratmeter Mio. Millionen Mrd. Milliarden UAB Gesellschaft mit beschränkter Haftung VC Venture Capital z.B. zum Beispiel V
ZIELMARKTANALYSE I ZUSAMMENFASSUNG Einleitung Litauen ist, gemessen an seiner Fläche und Bevölkerungszahl, das größte der drei baltischen Länder. Holz gehört zu den wichtigsten natürlichen Ressourcen, sodass die Holzbranche innerhalb des litauischen Wirtschaftssystems traditionell einen hohen Stellenwert besitzt. Als Leitbranche mit 5,6% Anteil an der gesamtwirtschaftlichen Leistung hat sie eine wichtige volkswirtschaftliche Bedeutung und trägt entscheidend zu Wachstum und Beschäftigung bei. Anders als andere Sektoren, umfasst die Holzindustrie zusammen mit der Forstwirtschaft nahezu durchgehende Produktionsketten von der ländlich gebundenen Primärproduktion bis hin zu vielfältigen Endprodukten. Daraus haben sich in Litauen teils hochmoderne, technologisch fortschrittliche und umweltfreundliche Industrien entwickelt. Trotz einer im Vergleich zu den anderen baltischen und skandinavischen Staaten wesentlich höheren Flächenproduktivität, verfügt Litauen über Rohstoffe und bietet damit für die Holzverarbeitungs- und Möbelindustrie noch große Potenziale. Das Angebotsspektrum der litauischen Holzbranche ist breit – angefangen von Holz als Rohstoff bis hin zu Produkten mit höherer Wertschöpfung wie Möbel und Häuser. Hauptproduktgruppen sind Schnittholz für Bau- und Möbelkomponenten, Türen, Fenster, Parkett und Papier. Neben einigen Branchengrößen können sich nach wie vor zahlreiche kleine und mittlere Produzenten behaupten. Die Bandbreite reicht dabei von kleinen Sägewerken bis hin zu hochtechnologischen Möbelfabriken. Die Holzindustrie ist stark exportorientiert. Im Jahr 2018 betrugen die Exporte 11,6 % der gesamten litauischen Ausfuhren. Um sich auf dem europäischen Markt behaupten zu können, investieren die Unternehmen in die Erneuerung von Produktionsanlagen. Auch der Mangel an Fachkräften zwingt die Unternehmen dazu, mehr Prozesse zu automatisieren. So setzt die Holzindustrie verstärkt auf den Einsatz von Robotern und digitalisierten Prozessmanagementlösungen. Litauische Unternehmen haben es bereits teilweise geschafft, eine ressourceneffiziente Prozessgestaltung und eine intelligente Verknüpfung von Prozessen in der Holzlogistik zu realisieren. Auch die Verzahnung der Produktion und Automatisierungstechnik mit modernster Informations- und Kommunikationstechnologie wird bereits umgesetzt. Deutsche Unternehmen haben die Chance, sich als Anbieter digitaler Lösungen und „Industrie 4.0“-Anwendungen zu positionieren. Die Marke „Made in Germany“ steht in Litauen für Qualität und Effizienz. Im Falle Litauens ist dabei auch die Möbelindustrie, die u.a. zu den wichtigsten Zulieferern des schwedischen Konzerns IKEA gehört, eine spannende Fokusbranche. Viele weitere Mittelständler, die ihre Nische in Sonderanfertigungen mit begrenzter Menge gefunden haben, kommen ebenfalls als Kunden in Betracht. Die vorliegende Zielmarktanalyse stellt die politischen und finanziellen Rahmenbedingungen sowie konkrete Projekte zur Digitalisierung in der Holz- und Möbelindustrie Litauens dar. Neben Potenzialen wird auch der aktuelle Entwicklungsstand der Branche analysiert. Profile der Marktakteure geben einen Überblick über die wichtigsten Unternehmen in den einzelnen Industriesektoren und in öffentlichen Institutionen. Dabei werden jeweils Kontaktadressen und Tätigkeitsprofile bereitgestellt. Aufbau Die Arbeit ist in vier Abschnitte gegliedert. Zunächst wird der allgemeine Zielmarkt beschrieben. Schwerpunkt ist eine Branchenanalyse des Holzverarbeitungs- und Möbelindustriesektors in Litauen. Im Anschluss werden die Marktchancen auf dem litauischen Markt dargestellt und darauf bezogene Empfehlungen gegeben. Anschließend werden Akteure des Zielmarktes genauer analysiert. Ferner bieten verschiedene Tabellen einen Überblick über die wichtigsten Marktakteure. Abschließend werden die Hauptpunkte noch einmal aufgegriffen und zusammengefasst sowie kurz- und langfristige Perspektiven für deutsche Unternehmen auf dem litauischen Markt aufgezeigt. 1
II ZIELMARKT ALLGEMEIN 1. LÄNDERPROFIL LITAUEN Offizieller Name: Lietuvos Respublika Litauen ist der südlichste der drei baltischen Staaten. Das Land liegt in Nordosteuropa und grenzt im Norden an Lettland, im Osten und Südosten an Weißrussland, im Süden an Polen und im Südwesten an die russische Exklave Kalinigrad. Im Westen grenzt es an die Ostsee, zu der Litauen über den Hafen Klaipéda Zugang hat. Anfang 2019 betrug die Gesamtbevölkerung rund 2,79 Mio. Einwohner, wovon mehr als ein Drittel in Städten ansässig sind.1 Die Hauptstadt ist Vilnius mit rund 547.000 Einwohnern. Weitere wichtige industrielle Zentren sind Kaunas (288.000), Klaipéda (149.000), Siauliai (100.500) und Panevezys (88.000).2 Litauen ist ein rohstoffarmes Land mit geringen Erdöl- und Erdgaslagerstätten. Zu den wichtigsten natürlichen Rohstoffen gehören Holz, Torf, Sand und Ton. Das Klima ist ein gemäßigtes Kontinentalklima mit milden Sommern und kalten, meist schneereichen Wintern. Die Jahresdurchschnittstemperatur liegt bei 6,2 °C. Litauen ist seit der EU-Erweiterung 2004 Mitglied der Europäischen Union sowie der NATO und hat zum 1. Mai 2015 den Euro als Zahlungsmittel eingeführt. 2007 ist Litauen ebenfalls dem Schengenraum beigetreten. Abbildung 1: Die Karte Litauens Quelle: Wikipedia.de, abgerufen am 25.03.2019. 1.1 POLITISCHER HINT ERGRUND Seit der Wiederherstellung der Unabhängigkeit am 11. März 1990 ist Litauen eine parlamentarische und rechtsstaatliche Republik mit stark ausgeprägten präsidialen Elementen. Die Regierung unterliegt dem Parlament (sog. Seimas), d.h. der Ministerpäsident sowie das Regierungsprogramm müssen vom Parlament bestätigt werden. Der Regierungssitz ist in der Hauptstadt Vilnius angesiedelt. Staatsoberhaupt ist der Präsident, welcher für eine Amtszeit von fünf Jahren direkt vom Volk gewählt wird. Dabei sind jedoch höchstens zwei aufeinanderfolgende Legislaturperioden möglich. Aufgrund seiner direkten demokratischen Legitimation, nimmt er wichtige Aufgaben wahr und ist im Gegensatz zu der in Deutschland geregelten Kompetenz nicht auf repräsentative Aufgaben beschränkt. Der litauische Präsident trägt die Verantwortung für die Regierungstätigkeit und verfügt über unterschiedliche Befugnisse gegenüber dem Parlament und der Regierung. Dies zeigt sich insbesondere in der Außenpolitik, in der das Staatsoberhaupt über grundlegende Fragen selbst entscheidet und die Politik zusammen mit der Regierung ausführt. Darüber hinaus verfügt der Präsident über ein weitgehendes Veto-Recht, das es ihm ermöglicht, vom Parlament erlassene Gesetze zu blockieren.3 Die aktuelle Präsidentin Dalia Grybauskaite wurde im Mai 2014 für ihre zweite Legislaturperiode wiedergewählt. Die nächste Wahl findet am 12. Mai 2019 statt. An dieser Wahl kann die amtierende Präsidentin jedoch nicht teilnehmen, weil sie bereits zwei aufeinanderfolgenden Legislaturperioden bestritten hat. 1 Statistisches Amt Litauen, https://osp.stat.gov.lt/archyvas6, abgerufen am 04.03.2019. 2 Statistisches Amt Litauen, https://osp.stat.gov.lt/web/guest/statistiniu-rodikliu-analize?hash=e448cca6-6efc-41ec-9541-909738fa8036#/, abgerufen am 26.03.2019. 3 Präsident der Republik Litauen, https://www.lrp.lt/en/institution/presidential-functions/20800, abgerufen am 04.03.2019. 2
Das litauische Parlament ist als Einkammersystem organisiert und besteht seit 1992 aus 141 Abgeordneten, die jeweils für vier Jahre gewählt werden. 71 der vorhandenen Sitze werden als Direktmandate durch die Wahl in Wahlkreisen vergeben, die übrigen 70 Sitze werden durch landesweite Listenwahlen nach den Grundsätzen des Verhältniswahlrechts gewählt.4 Auch in Litauen gilt eine Fünf- Prozent Hürde. Die letzten ordentlichen Wahlen wurden im Oktober 2016 durchgeführt. Die aktuelle Regierung setzt sich außen- und wirtschaftspolitisch für Kontinuität ein. Primäre Ziele sind die Stärkung der europäischen Beziehungen, die weitere Integrierung in die EU, die Intensivierung der Beziehungen zu den USA, die Minderung der Abhängigkeit der Erdgas- und Erdölversorgung von Russland sowie de Vernetzung Litauen mit Elektrizitätsbündnissen in der EU.5 1.2 WIRTSCHAFT, STRUKTUR UND ENTWICKLUNG Seit der erneuten Unabhängigkeit im Jahr 1991 und dem Übergang von einer zentral geplanten zu einer marktorientierten Wirtschaft hat Litauen den Wohlstand seiner Bürger erheblich gesteigert. Dank eines marktfreundlichen Umfelds ist das Land in den letzten zehn Jahren schneller gewachsen als die meisten OECD-Länder. Das Finanzsystem ist widerstandsfähig, und die Haushaltspositionen haben sich nach einer langen Periode von Defiziten und steigender Verschuldung stabilisiert. 6 Zwar ist die globale Wirtschaftskrise im Jahr 2009 mit einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts um 14,8% auch an Litauen nicht spurlos vorbeigegangen. Jedoch erholte sich Litauen bereits Mitte 2010 wieder, und im Jahr 2011 konnten die Einbrüche des Krisenjahres überwunden werden. 7 Seitdem ging es mit der litauischen Wirtschaft kontinuierlich bergauf. Auch im Jahr 2018 konnte Litauens Wirtschaft um 3,6% wachsen8, wenngleich die BIP- Wachstumsdynamik weiterhin von einer Vielzahl von Faktoren bestimmt wird: der anhaltenden Zunahme des privaten Konsums, der Beschleunigung der Investitionen und dem steigenden Export. Abbildung 2: Die Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts 2002-2016, Veränderung in %, real 15 10 5 0 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016 2018 -5 -10 -15 -20 Quelle: Eigene Darstellung auf Basis von Daten des litauischen Amtes für Statistik und der Litauischen Bank, 16.03.2017. Die durchschnittliche jährliche Inflationsrate in Litauen lag 2017 bei 3,7%. Ursachen waren zum einen steigende Preise für Dienstleistungen und eine erhöhte Alkoholsteuer, zum anderen eine steigende Import-Inflation wichtiger Rohstoffe wie beispielsweise Energie und Lebensmittel.9 4 Parlament der Republik Litauen, https://www.lrs.lt/sip/portal.show?p_r=15405&p_k=2, abgerufen am 04.03.2019. 5 True Lithuania, http://www.truelithuania.com/topics/history-and-politics-of-lithuania/politics-of-lithuania, abgerufen am 04.03.2019; Parteiprogramm, http://lrv.lt/uploads/main/documents/files/XVII%20Vyriausybes%20programa_EN20170112.pdf; https://www.urm.lt/default/en/foreign-policy/key-foreign-policy-documents/programme-of-the-government-of-the-republic-of-lithuania-foreign- policy-part, abgerufen am 04.03.2019. 6 OECD Wirtschaftsumfrage Litauen, http://www.oecd.org/eco/surveys/Lithuania-2018-OECD-economic-survey-overview.pdf, abgerufen am 04.03.2019. 7 Parlament der Republik Litauen, https://www.lrs.lt/sip/portal.show?p_r=7694&p_k=2&p_t=96498, abgerufen am 04.03.2019; Paper der Mykolas Romeris University, https://www.mruni.eu/upload/iblock/383/010_davulis.pdf, abgerufen am 04.03.2019. 8 Litauische Bank, https://www.lb.lt/en/efsa-latest-economic-indicators, abgerufen am 04.03.2019. 9 Luminor Bank,https://www.luminor.lt/en/forecasts/lithuanian-economic-insights-2018-spring, abgerufen am 04.03.2019. 3
Tabelle 1: Wichtigste Import- und Exportländer 201810 Land Export, Mio. Anteil, % Land Import Mio. Anteil, % EUR EUR Export gesamt 26.410,5 100,0 Import gesamt 28.516,2 100,0 1. Russland 3.919,6 14,84 1. Russland 3.589,5 12,59 2. Lettland 2.624,3 9,94 2. Polen 3.508,9 12,30 3. Polen 2.148,9 8,14 3. Deutschland 3.507,8 12,30 4. Deutschland 1.933,8 7,32 4. Lettland 2.049,4 7,19 5. USA 1.374,5 5,20 5. Italien 1.484,3 5,21 Quelle: Eigene Darstellung auf Basis von Daten des litauischen Amtes für Statistik, 07.03.2019. Litauens Wirtschaft wird in den kommenden Jahren dank einer starken Binnennachfrage (getrieben auch durch Überweisungen im Ausland arbeitender Litauer an ihre daheim gebliebenen Familien) weiter zulegen. Ebenso steigen die Exporte weiter an, wenngleich sich diese Wirtschaftsdynamik durch internationale Handelskonflikte und die Entwicklung auf den wichtigen europäischen Absatzmärkten leicht abschwächen dürfte.11 Auf dem litauischen Arbeitsmarkt bestehen deutliche Unterschiede. Zwar hat Litauen mit der deutlichen Erhöhung des Mindestlohns im Jahr 2019 von 400 EUR auf 555 EUR einen Schritt unternommen, bestehende Ungleichheiten zu verringern. Trotzdem liegt der Mindestlohn auch nach der nochmaligen Anhebung immer noch klar unter dem europäischen Durchschnitt. Die Anspannung auf dem Arbeitsmarkt liegt insbesondere an der Nachfrage nach hoch qualifizierten Arbeitskräften, die durch die Auswanderung dieser Zielgruppe in den vergangenen Jahren verschärft wird. Es besteht ein spürbarer Fachkräftemangel in vielen Sektoren.12 Die Arbeitslosigkeit lag 2018 im Durchschnitt bei nur 6,2 Prozent und war damit um 1,1 Prozent geringer als im Vorjahr.13 Im Jahr 2018 waren zudem die Investitionen in Infrastrukturprojekte hoch, wovon vor allem die Bauwirtschaft, die Infrastruktureinrichtungen und der Tiefbau profitierten. Dabei spielten EU-Fördermittel eine wichtige Rolle, da in den nächsten Jahren EU-Gelder in Großprojekte wie in die GIPL-Erdgasleitungen14 zwischen Litauen und Polen sowie in das „Rail-Baltica“- Schienenprojekt15 und in den Hafenausbau in Klaipeda16 fließen. Erwähnenswert in diesem Zusammenhang ist auch, dass Litauen durch sein niedriges Arbeitskostenniveau und seiner guten logistischen Anbindung an Westeuropa stetig fließende ausländische Direktinvestitionen verzeichnen kann. Zu nennen sind in diesem Kontext die Investitionsprojekte der deutschen Automobilzulieferer Continental17 und Hella18. Tabelle 2: Übersicht der wichtigsten Wirtschaftsindikatoren Indikator 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 BIP, laufende Preise (in Mrd. EUR) 28,0 31,2 33,3 34,9 36,5 37,4 38,8 42,2 45,1 BIP pro Kopf (in EUR) 9.049 10.328 11.161 11.819 12.470 12.886 13.544 14.916 16.110 BIP-Wachstum (in %) 1,6 6,0 3,8 3,5 3,5 2,0 2,4 4,1 3,4 10 Statistisches Amt Litauen, https://osp.stat.gov.lt/uzsienio-prekyba1; Predefined tables, 2017 January-December (final data), abgerufen am 05.03.2019. 11 Germany Trade und Invest, https://www.gtai.de/GTAI/Navigation/DE/Trade/Maerkte/Wirtschaftsklima/wirtschaftsausblick,t=wirtschaftsausblick-- litauen-november-2018,did=2178372.html, abgerufen am 05.03.2019. 12 Luminor Bank, https://www.luminor.lt/en/forecasts/lithuanian-economic-insights-2018-spring, abgerufen am 26.03.2019. 13 Statistisches Amt Litauen, https://osp.stat.gov.lt/en/statistiniu-rodikliu-analize?hash=1b09df6b-2026-456b-a532-a9afab9f4a74#/, abgerufen am 05.03.2019. 14 Europäische Kommission, https://ec.europa.eu/regional_policy/en/projects/major/poland/construction-of-natural-gas-pipeline-to-bolster-polands- energy-security, abgerufen am 05.03.2019. 15 Europäische Kommission, https://ec.europa.eu/eipp/desktop/en/projects/project-54.html, abgerufen am 05.03.2019. 16 Hafen Klaipedas, http://www.portofklaipeda.lt/viesieji-pirkimai, abgerufen am 05.03.2019. 17 Continental AG, https://www.continental-corporation.com/de/presse/pressemitteilungen/2018-07-20-kaunas-groundbreaking-135654, abgerufen am 05.03.2019. 18 Invest Lithuania, https://investlithuania.com/news/german-automotive-electronics-giant-to-create-up-to-250-jobs-in-lithuania/, abgerufen am 05.03.2019. 4
Inflationsrate (in %) 1,2 4,1 3,2 1,2 0,2 -0,7 0,7 4,1 2,5 Export (in Mrd. EUR) 15,7 20,1 23,0 24,5 24,4 22,9 22,6 26,4 28,3 Import (in Mrd. EUR) 17,7 22,8 24,9 26,2 25,9 25,4 24,7 28,5 30,9 Export nach Deutschland (in Mrd. EUR) 1,5 1,7 1,8 1,7 1,6 1,7 1,7 1,8 1,9 Import aus Deutschland (in Mrd. EUR) 1,9 2,2 2,3 2,5 2,6 2,7 3,1 3,3 3,4 Arbeitslosenrate (in %) 17,8 15,4 13,4 11,8 10,7 9,1 7,9 7,1 6,3 Quelle: Eigene Darstellung auf Basis von Daten des litauischen Amtes für Statistik, 06.03.2019. 1.3 WIRTSCHAFTSBEZIE HUNGEN ZU DEUTSCHLAN D Die bilateralen Beziehungen zwischen Litauen und Deutschland sind eng und vertrauensvoll, geprägt durch einen kontinuierlichen Austausch. Mit einem Anteil von 7,3 % der Exporte Litauens befand sich Deutschland im Jahr 2018 auf dem vierten Platz der wichtigsten Exportländer. Hinsichtlich des Imports steht Deutschland sogar an zweiter Stelle und nimmt einen Anteil von 12,3% des insgesamten Imports Litauens ein. Beide Länder genießen eine bemerkenswerte enge, politische, wirtschaftliche und kulturelle Zusammenarbeit. Fördernd wirkt sich insbesondere auch die Investitionsfreude deutscher Unternehmen aus (so z.B. das deutsche Holzverarbeitungsunternehmen Homanit, das 2018 eine 100-Mio.-Euro-Investition in der Nähe von Vilnius ankündigte19), sodass die bilaterale Zusammenarbeit noch weiter intensiviert wird.20 Deutschland importiert aus Litauen überwiegend Chemische Erzeugnisse, Nahrungs- und Futtermittel sowie Möbel und Kraftwagenteile. Litauen setzt bei dem Import aus Deutschland auf die klassischen Exportgüter wie beispielsweise Maschinen, Kraftfahrzeuge, Datenverarbeitungsgeräte und pharmazeutische Erzeugnisse. 21 Litauen ist für deutsche Unternehmen längst attraktiv geworden und zieht somit auch immer wieder Unternehmenssitze nach Litauen. Bereits 2015 hat das renommierteste Wirtschaftsmagazin „Forbes“ eine Liste der unternehmensfreundlichsten Länder veröffentlicht, bei der Litauen den 15. Platz belegt und als Land mit dem größten Fortschritt bezeichnet wird. 22 Die positive Bewertung Litauens ergibt sich insbesondere durch die ausländischen Direktinvestitionen auf dem Technologiesektor, die Möglichkeiten einer schnellen und einfachen Unternehmensgründung und die Qualität der exakten Naturwissenschaften.23 Im Jahr 2017 konnte Litauen 39 ausländische Direktinvestitionen (FDI-Projekte) realisieren, die zusammen über 5.000 neue Arbeitsplätze schufen. Dies entspricht einer Steigerung von 18% gegenüber 2016. Noch beeindruckender ist, dass die Zahl der Arbeitsplätze, die durch diese neuen Projekte geschaffen werden, gegenüber dem Vorjahr um 40% gestiegen ist. Die Gesamtinvestitionen dieser Investoren in langfristige Vermögenswerte (CAPEX) beliefen sich 2017 auf über 200 Millionen Euro, was einem Anstieg von 53% gegenüber 2016 entspricht.24 So hat beispielsweise der deutsche Lebensmittel-Discounter Lidl im Jahr 2016 den Sprung nach Litauen gewagt und bis Ende 2017 rund 120 Mio. EUR in über 35 Filialen investiert.25 1.4 INVESTITIONSKLIM A UND FÖRDERUNG Verfügbarkeit/ Kosten lokaler Arbeitskräfte 19 Germany Trade and Invest, https://www.gtai.de/GTAI/Navigation/DE/Trade/Maerkte/suche,t=holz-und-moebelindustrie-in-estland-lettland-und- litauen-erweitert-kapazitaeten,did=1956278.html, abgerufen am 26.03.2019; Invest in Lithuania, https://investlithuania.com/news/homanit-to-open- plant-close-to-vilnius/, abgerufen am 26.03.2019. 20 Präsident der Republik Litauen, https://www.lrp.lt/en/press-centre/press-releases/cooperation-between-lithuania-and-germany-the-most-successful- ever-in-the-history-of-bilateral-relations/30861, abgerufen am 05.03.2019. 21 Außenwirtschaftsportal Bayern, https://www.auwi-bayern.de/Europa/Litauen/export-import-statistik.html, abgerufen am 06.03.2019. 22 Invest in Lithuania, https://investlithuania.com/news/lithuania-15th-in-forbes-best-countries-for-business-2017-list/, abgerufen am 26.03.2019. 23 Botschaft der Republik Litauen, http://www.urm.lt/de/de/news/forbes-litauen-attraktiver-fur-unternehmen-als-die-usa-oder-deutschland, abgerufen am 06.03.2019. 24 Invest in Lithuania, https://investlithuania.com/news/2017-a-record-breaking-year-for-invest-lithuania-with-39-fdi-projects-adding-5000-new- jobs/, abgerufen am 06.03.2019. 25 Berliner Morgenpost, https://www.morgenpost.de/wirtschaft/article208055043/Lidl-in-Litauen-Deutscher-Handelsriese-greift-im-Baltikum- an.html, abgerufen am 06.03.2019; Süddeutsche Zeitung, https://www.sueddeutsche.de/news/wirtschaft/einzelhandel-lidl-in-litauen-deutscher- handelsriese-greift-im-baltikum-an-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-160813-99-58908, abgerufen am 25.03.2019. 5
Das Bildungsniveau in Litauen ist hoch, auch im internationalen Vergleich. So belegt Litauen in einem weltweiten Vergleich hinsichtlich des Ausbildungsgrades Platz 36.26 Diese Grundlage wird schon in der Schule gelegt, denn mit nur 7,7 Schülern je Lehrkraft im Sekundarbereich II liegt Litauen im internationalen Vergleich an erster Stelle. Des Weiteren gibt Litauen einen relativ hohen Anteil seines BIP für frühkindliche Bildungseinrichtungen aus, und die Einschulungsraten in der frühen Kindheit sowie in der Betreuung sind in den vergangenen Jahren erheblich gestiegen. Insbesondere hat Litauen jedoch – vor allem in der jungen Generation – einen hohen Wert im tertiären Bildungssektor. Im Jahr 2017 lag die Zahl derjenigen, die einen Hochschul- oder Universitätsabschluss erhielten, bei knapp 20.000 Personen.27 Dabei lag der Anteil der Frauen bei rund 49,7%, der der Männer bei 68,3%, die sich für einen Bachelor- oder Masterstudiengang eingeschrieben hatten.28 Insgesamt haben rund 68% der Frauen und 47% der Männer erfolgreich ein Hochschulstudium abgeschlossen.29 Im Jahr 2016 belegt Litauen in Bezug auf den Anteil der Hochqualifizierten im erwerbsfähigen Alter (25-64-Jährige) einen Anteil von 40,3%. Damit landet Litauen im europaweiten Vergleich auf Platz 6 und liegt deutlich über dem europäischen Durchschnitt von 31,4%. 30 Einsatz ausländischer Arbeitskräfte Durch den Beitritt Litauens zur EU besteht für Staatsbürger der EU keine Pflicht, eine Arbeitserlaubnis einzuholen.31 Auch die Passkontrollen an den EU-Binnengrenzen sind durch den Beitritt Litauens zum Schengener Abkommen am 21. Dezember 2007 weggefallen. Bei der Einreise von Staatsbürgern der EU sowie der EWR nach Litauen sollte jedoch darauf geachtet werden, dass der Personalausweise eine ausreichende Gültigkeit besitzt – drei Monate über den geplanten hinaus.Grundsätzlich ist die Einreise für einen Zeitraum unter 90 Tagen visafrei möglich, sodass auch bei der Entsendung von Arbeitnehmern für diesen Zeitraum keine Anmeldung erforderlich ist. Bei einem Überschreiten ist eine Aufenthaltsgenehmigung erforderlich, welche innerhalb von sechs Monaten zu beantragen ist und in der Regel für einen Zeitraum von bis zu fünf Jahren erteilt wird. 32 Wichtigste arbeitsrechtliche Bestimmungen Das liauische Arbeitsrecht wurde zuletzt im Jahr 2017 reformiert, sodass es jetzt formal und inhaltlich weitgehend den EU- und ILO Vorgaben entspricht. Die Regelarbeitszeit pro Woche beträgt 40 Stunden, wobei die maximale wöchentliche Arbeitszeit auf 48 Stunden begrenzt ist und bei einer Doppelbeschäftigung nicht mehr als zwölf Stunden pro Tag betragen darf. Es besteht zwar die Möglichkeit, eine individualvertragliche Regelungen bezüglich zu leistender Überstunden zu treffen. Jedoch ist diese unwirksam, wenn mehr als zwölf Überstunden pro Woche bzw. 180 Überstunden im Jahr verlangt werden.33 Das neue Gesetz sieht besondere Gründe vor, die den Arbeitgeber, auch ohne ein Verschulden des Arbeitnehmers, zu dessen Kündigung berechtigen. In diesem Fall beträgt die Kündigungsfrist grundsätzlich einen Monat. Jedoch kann es in gesetzlich geregelten Sonderfällen auch zu Verkürzungen oder Verlängerungen der Kündigungsfristen kommen. Bei einer Kündigung ist der Arbeitgeber grundsätzlich zur Zahlung einer Abfindung – i.d.R. zwei durchschnittliche Monatsgehälter – verpflichtet. Das litauische Arbeitsrecht unterscheidet nach Vertragstypen: der Arbeitsvertrag für Projektarbeiten, der Job-Sharing-Vertrag, der Arbeitsvertrag mit mehreren Arbeitgebern und der Vertrag mit Auszubildenden. Die Möglichkeit der Umwandlung von vorher unbefristeten in befristete Arbeitsverträge ist darauf beschränkt, dass maximal 20% der Arbeitnehmer befristet eingestellt werden dürfen. Die Arbeitnehmer in Litauen haben einen Anspruch auf bezahlten Urlaub in Höhe von 20 Werktagen im Jahr. Der Mindestlohn darf nur für solche Arbeiten gezahlt werden, die keinerlei fachliche Qualifikation voraussetzen. Sobald gewisse Anforderungen an Qualifikationen und Fähigkeiten des Arbeitnehmers zu stellen sind, ist die Anwendung des Mindestlohns gesperrt.34 26 Legatume Institute, https://www.prosperity.com/globe/lithuania, abgerufen am 12.03.2019. 27 Statistisches Amt Litauen, https://osp.stat.gov.lt/statistiniu-rodikliu-analize?indicator=S3R311#/, abgerufen am 12.03.2019. 28 Ebd., abgerufen am 12.03.2019. 29 Statistisches Bundesamt, https://www.destatis.de/Europa/DE/Staat/Vergleich/DEUVergleich.html, abgerufen am 06.03.2019. 30 Statistisches Bundesamt, https://www.destatis.de/Europa/DE/Thema/BevoelkerungSoziales/BildungKultur/Hochschulabschluesse.html, abgerufen am 12.03.2019. 31 Vertrag über die Arbeitsweise der EU (AEUV) Art. 21, 45, 49, 54 AEUV. 32 Euopean Construction Industry Federation, http://www.fiec.eu/en/cust/documentview.aspx?UID=56991000-29c7-4317-b34a-206fb96a5c3e, abgerufen am 06.03.2019. 33 European Construction Industry Federation, http://www.fiec.eu/en/cust/documentview.aspx?UID=0ba07305-d0d6-45b6-b411-9bc2d9b8a1d9, abgerufen am 06.03.2019. 34 Arbeitsrechtliche Bestimmungen der Republik Litauen, https://e- seimas.lrs.lt/portal/legalActPrint/lt?jfwid=96t6tgz2n&documentId=5f0be3809c2011e68adcda1bb2f432d1&category=TAD, abgerufen am 06.03.2019. 6
Die in Litauen abgeschlossenen Arbeitsverträge unterliegen sowohl der Sozial- als auch der Krankenversicherungspflicht. Durch die monatlich zu entrichtenden Beiträgen werden die Arbeitslosen-, Renten-, Arbeitsunfall-, Berufs-, Erwerbsunfähigkeits- sowie die Krankenversicherung als auch das Mutterschaftsgeld abgedeckt. Mit Reform zum 01.Januar 2019 wurden die Beiträge weitgehend auf den Arbeitnehmer übertragen. Infolgedessen kommt es zu folgenden neuen Beiträgen:35 Der Arbeitnehmeranteil steigt bei der Einkommensteuer von 15% auf 20%, bei der Rentenversicherung von 3% auf 6,98% und der Betrag für die Krankenversicherung wächst von 6% auf 12,52%. Gleichzeitig sinkt der Arbeitgeberanteil hinsichtlich der Sozialversicherung von 30,98% auf 1,61%. Gesellschaftsrecht Die verschiedenen Gesellschaftsformen in Litauen ähneln dem deutschen Recht. Ebenso wie in Deutschland, unterscheidet man zwischen Personen- und Kapitalgesellschaften. Die wichtigsten Gesellschaftsformen sowie die notwendigen Schritte zur Gründung einer Gesellschaft werden im Kapitel „III.1.2.1 Gesellschaftsformen“ dargestellt. Steuerrecht Die Einkommensteuer wird durch das Einkommensteuergesetz geregelt, welches zum 1. Januar 2019 einer weitreichenden Reform unterzogen wurde. Ansässige natürliche Personen, die sich mehr als 183 Tage pro Jahr in Litauen aufhalten, sind unbeschränkt steuerpflichtig und unterliegen daher mit ihrem gesamten Welteinkommen der litauischen Besteuerung. Die in Litauen geltende Flat Tax beträgt 20%, d.h., dass alle Einkünfte, egal wie hoch sie sind, mit diesem Steuersatz besteuert werden. Nichtansässige natürliche oder juristische Personen unterliegen einer beschränkten Steuerpflicht. Nur das Einkommen, das auch in Litauen erwirtschaftet wurde, unterfällt dem litauischen Steuersatz.36 Rechtsgrundlage der Körperschaftsteuer ist das Körperschaftsteuergesetz. 37 Alle in Litauen registrierten Unternehmen unterliegen mit ihrem weltweiten Einkommen dieser Steuerpflicht. Auch hier gibt es einen einheitlichen Steuersatz von 15%,38 wovon jedoch Ausnahmen zulässig sind. Kleinunternehmen, die in der Regel weniger als zehn Mitarbeiter beschäftigen und weniger als 300.000 EUR Umsatz tätigen, können mit 5% besteuert werden. Juristische Personen ohne Sitz in Deutschland müssen, entsprechend den Regelungen zur Einkommenssteuer, das Einkommen beteuern, welches sie in Litauen erzielt haben.39 Zwischen Deutschland und Litauen besteht seit 1998 ein Doppelbesteuerungsabkommen. Ziel des Abkommens ist es, eine Doppelbesteuerung von in Deutschland und Litauen tätigen Unternehmen zu vermeiden. Insolvenzrecht Rechtsgrundlage für das Insolvenzrecht ist das litauische Konkursgesetz40 sowie das Gesetz über die Rekonstruierung von Unternehmen, welches Anwendung findet, wenn eine Zahlungsunfähigkeit noch abgewendet werden kann. Beide Gesetze richten sich nach den prozessrechtlichen Vorschriften der litauischen ZPO. Das Insolvenzverfahren kann durch einen Antrag beim zuständigen litauischen Bezirksgericht eröffnet werden, wenn einer der in Artikel 4 des Konkursgesetzes genannten Gründe vorliegt und der Antrag von einer dazu berechtigten Person gestellt wurde. Gesetzlich festgeschriebene Grunde sind beispielsweise gegeben, wenn das Unternehmen die Vergütung und andere beschäftigungsbezogene Beiträge nicht mehr zahlen kann, bereits erhaltene Waren, Dienstleistungen, Darlehen usw. nicht mehr rechtzeitig gezahlt werden können oder Steuern bzw. sonstige Pflichtabgaben nicht mehr bedient werden können.Im Falle einer erfolgreichen Antragsstellung ermittelt das zuständige Insolvenzgericht von Amts wegen, ob die Gründe für die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gegeben sind. In Artikel 21 des Konkursgesetzes werden nicht nur die Gläubigerrechte festgeschrieben, sondern auch die Einzelheiten genannt, um eine Forderung konkret anmelden zu können.41 Ebenso besteht über das litauische Handelsregister die Möglichkeit, sich über eine mögliche Zahlungsunfähigkeit eines Unternehmens bereits im Voraus zu informieren. Dazu stellt das 35 Steuerreform Litauen, https://www.vmi.lt/cms/documents/10162/9030883/Law+on+income+tax+of+individuals.pdf/bf8a1af5-2053-4427-9a82- 7b0d5063b5fa, abgerufen am 12.03.2019. 36 Steuerrecht Litauen, Artikel 5, https://e-seimas.lrs.lt/portal/legalAct/lt/TAD/TAIS.319033?jfwid=rivwzvpvg, abgerufen am 26.03.2019. 37 Körperschaftsteuergesetz Litauen, https://e-seimas.lrs.lt/portal/legalAct/lt/TAD/1375cd60a50f11e8aa33fe8f0fea665f?jfwid=ck9gyaymo, abgerufen am 06.03.2019. 38 Körperschaftssteuergesetz Litauen, Art. 5, Abs. 1 Nr. 1, https://e- seimas.lrs.lt/portal/legalAct/lt/TAD/1375cd60a50f11e8aa33fe8f0fea665f?jfwid=ck9gyaymo, abgerufen am 06.03.2019. 39 Internetseite Deloitte, https://www2.deloitte.com/content/dam/Deloitte/global/Documents/Tax/dttl-tax-lithuaniahighlights-2018.pdf, abgerufen am 06.03.2019. 40 Insolvenzrecht Litauen, https://e-seimas.lrs.lt/portal/legalAct/lt/TAD/TAIS.428992?jfwid=q86m1vv6t, abgerufen am 06.03.2019. 41 Germany Trade and Invest, https://www.gtai.de/GTAI/Navigation/DE/Trade/Recht-Zoll/Wirtschafts-und- steuerrecht/Produkte/Dienstleistungsrecht/Portal21/Laender/Litauen/Rechtsrahmen/insolvenzrecht.html, abgerufen am 06.03.2019. 7
litauische staatliche Zentrum für Unternehmensregister42 einen auf 100 Anfragen beschränkten Zugang zur Verfügung, der Auskunft über mögliche Zahlungsunfähigkeiten bzw. Insolvenzen geben kann. Rechtssystem In Litauen finden sich neben den Zivil- und Strafgerichten auch Verwaltungsgerichte. Die ordentliche Gerichtsbarkeit in Litauen stützt sich auf verfassungs- und völkerrechtliche Regelungen. Nach Artikel 12 des Gerichtsgesetzes der Republik Litauen ist festgelegt, dass es sowohl Gerichte für allgemeine als auch für spezielle Zuständigkeiten gibt. Die Gerichte der allgemeinen Zuständigkeit in erster Instanz, d.h. Bezirks- und Amtsgerichte, sind dabei für sämtliche Zivilsachen zuständig. Grundsätzlich liegt die vorrangige Zuständigkeit in erster Instanz bei den Amtsgerichten. Während das Bezirksgericht mit speziellen Zuständigkeiten in erster Instanz ausgestattet ist, ist das Appellationsgericht zuständig für Berufungssachen. Der oberste Gerichtshof Litauens ist die einzige Kassationsinstanz. Ihm ist die Überprüfung rechtskräftiger Urteile, Entscheidungen, Anordnungen und Beschlüssen der allgemein zuständigen Gerichte übertragen.43 Im Jahr 1995 hat Litauen das Abkommen über die Anerkennung und Vollstreckung ausländischer Schiedssprüche (New Yorker Abkommen) ratifiziert, sodass die Vollstreckung von in anderen Hoheitsgebieten ergangenen Schiedssprüchen in Litauen möglich ist. Förderung ausländischer Investitionen Das litauische Wirtschaftsministerium sieht die Förderung ausländischer Investitionen als erforderliches Instrument, um die litauische Wirtschaft nachhaltig auf Erfolgskurs zu halten und arbeitet daher kontinuierlich daran, die Rahmenbedingungen für Investoren so attraktiv wie möglich zu gestalten. In diesem Zusammenhang wurde unter anderem ein Investitionsförderungs- und Industrie- entwicklungsprogramm für den Zeitraum von 2014-202044 verabschiedet, welches vom litauischen Wirtschaftsministerium koordiniert wird (s. Kapitel 3.6 Finanzierungsmöglichkeiten). Zudem werden Unternehmen, die innerhalb einer freien Wirtschafts- zone eine eigene Niederlassung gründen, steuerliche Vorteile als staatliche Unterstützung gewährt.45 In Litauen bestehen derzeit insgesamt sieben solcher freien Wirtschaftszonen: Kaunas, Klaipėda, Šiauliai, Kėdainiai, Panevezys, Akmene und Marijampole. Tabelle 3: Steuerliche Vorteile in den freien Wirtschaftszonen 46 Steuern % Steuern in den freien Wirtschaftszonen Gewinnsteuer 15 In den ersten sechs Jahren wird keine Gewinnsteuer erhoben, in den folgenden zehn Jahren –50% der Gewinnsteuer, wenn das Unternehmen jährlich 100.000 EUR investiert und durchschnittlich 20 Mitarbeiter beschäftigt sowie 75% der Einnahmen in der freien Wirtschaftzone erwirtschaftet werden. Mehrwertsteuer 21 Für den Handel zwischen den EU-Ländern keine MwSt. Dividendensteuern 0-15 Keine Dividendensteuern für Auslandsinvestoren (wenn das Unternehmen nicht kürzer als zwölf Monate geführt wurde und nicht weniger als 10% der Aktien gehalten werden) Körperschaftssteuer 15 (+ 6% Keine Vergünstigung Krankenver- sicherung) Sozialversicherung des 1,61 (+ 12,52% Keine Vergünstigung Arbeitgebers Arbeitnehmer- beitrag) Immobiliensteuer 0,3-3 Keine Steuer fällig Quelle: Invest Lithuania, 12.03.2019. 42 Unternehmensregister Litauen, http://www.registrucentras.lt/en/, abgerufen am 06.03.2019. 43 Litauisches Gericht, https://www.teismai.lt/en/courts/judicial-system/650, abgerufen am 06.03.2019. 44 Investitionsförderungs- und Industrieentwicklungsprogramm 2014-2020, http://www3.lrs.lt/pls/inter3/dokpaieska.showdoc_l?p_id=483265&p_tr2=2, abgerufen am 30.03.2019. 45 Vgl. Gesetz Litauens über die freien Wirtschaftszonen, https://e-seimas.lrs.lt/portal/legalAct/lt/TAD/TAIS.38026?jfwid=fhhu5mkfh, abgerufen am 30.03.2019. 46 Invest Lithuania, http://www.investlithuania.com/wp-content/uploads/2015/10/FEZ-in-Lithuania.pdf, abgerufen am 13.03.2019. 8
Dazu bestehen fünf Wissenschafts- und Technologie-Businessvalleys.47 Businessvalleys sind intergrierte Wissenschafts-, Studien- und Businesszentren, die das Potential wissenschaftlicher Forschung und Lehre sowie unternehmerischer Aktivität bündeln sollen. Die Businessvalleys haben verschiedene Spezialisierungen und eine entsprechend angepasste Infrastruktur. 2. HOLZ- UND MÖBELINDUSTRIE IN LITAUEN 2.1 M ARKTENTWICKLUNG Holz zählt zu den wichtigsten natürlichen Ressourcen Litauens. Die Holz- und Möbelindustrie ist in Litauen mit 5,6% Anteil an der gesamtwirtschaftlichen Leistung einer der bedeutendsten Wirtschaftszweige.48 Im Jahr 2017 waren in Litauen 2.282 Unternehmen im Bereich der Holzgewinnung, -wirtschaft und -industrie tätig. Zusammen erwirtschafteten sie einen Gesamtumsatz von fast 2,75 Mrd. EUR und beschäftigten rund 50.000 Mitarbeiter.49 Die litauische Holzindustrie wächst schneller als die Gesamtwirtschaft des Landes. Prognosen des litauischen Dachverbands der Holzindustrie „Lietuvos mediena“ zufolge, wurde für das Jahr 2018 in einigen Holzindustriesektoren - wie der Möbelindustrie - ein zweistelliges Wachstum erwartet.50 Gute Ergebnisse wurden durch Investitionen in die Geschäftsentwicklung und Produktivität sowie durch die erfolgreiche langfristige Zusammenarbeit litauischer Unternehmen mit großen ausländischen Kunden sichergestellt. Abbildung 3: Verkaufte Produktion der Holz- und Möbelindustrie Quelle: Germany Trade & Invest, 2018 Die Holzindustrie erlebte seit der Wiederherstellung der Unabhängigkeit Litauens eine turbulente Zeit, die von Phasen eines beachtlichen Wachstums, aber auch von Rezession geprägt war. Seit 1991 ist die Produktion in allen Bereichen der Holzwirtschaft rasant angestiegen. Durch den Beitritt zur EU im Jahr 2004 und die damit verbundene Anpassung der Gesetze an die entsprechenden EU-Binnenmarktrichtlinien, wurde das Exportgeschäft innerhalb der EU intensiviert. Diese stark exportorientierte Ausrichtung hatte allerdings zur Folge, dass die Wirtschaftsentwicklung immer mehr von den Abnehmerländern abhing. Durch die europaweite Rezession in den Jahren 2008 und 2009 brach das Exportgeschäft Litauens ein. Auch die Holz-, Möbel- und Papierindustrie verzeichnete in diesen Jahren einen starken Rückgang der Auftragslage. 51 Die Krise und die damit verbundenen Einbrüche in Produktion und Handel hatten aber auch positive Veränderungen zur Folge, da sie eine Art „Test“ für die Unternehmen darstellten. Besonders schwache Betriebe mussten ihre Geschäftstätigkeit einstellen, während 47 Invest in Lithunia, http://www.investlithuania.com/wp-content/uploads/2014/08/Open-RD-Lietuva.-M%C5%ABs%C5%B3-%C5%BEinios- %E2%80%93-J%C5%ABs%C5%B3-verslui.pdf, abgerufen am 13.03.2019. 48 Statistisches Amt Litauen, 2019. 49 Statistisches Amt Litauen, 2019. 50 Gespräch mit Vertreterin des litauischen Dachverbandes der Holzindustrie „Lietuvos mediena“ am 12.03.2018. Genaue Daten zum Wachstum des Jahres 2018 werden von Amt für Statistik im Mai 2019 veröffentlicht. 51 Versli Lietuva, Die Litauische Möbelindustrie, 2017. 9
größere Unternehmen mit der Unterstützung ausländischer Partner expandierten. Um die Krise zu überleben, mussten die meisten Unternehmen auch in der holzverarbeitenden Industrie ihre Produktions- und Verwaltungsstrukturen anpassen. Seit 2010 ist wieder eine allgemeine Erholung eingekehrt. Besonders dynamisch ist der Aufschwung im Bereich der Möbel- und Papierindustrie verlaufen. In den vergangenen zehn Jahren lag das durchschnittliche Wachstum der Branche, gemessen in aktuellen Preisen, bei 7,5%. Im Jahr 2017 wuchs der Sektor aufgrund erheblicher Kapazitätserweiterungen um 8%, nachdem sich das Wachstum im Jahr zuvor noch verlangsamt hatte (3,7 %).52 Abbildung 4: Holz-und Papierindustrie 2006-2018 Holz- und Papierindustrie 2006-2018 (Prognose) Quelle: Market overview and Trends, Swedbank, 2019 3500 30 25,3 512 In Millionen EUR 3000 20 464 19,7 386 19,3 15,9 357 2500 12,5 10,3 In Prozent 11 7,8 10 344 1240 8,9 320 1099 7,2 1668 2000 1543 258 1021 3,7 1444 2,1 1408 255 860 0 167 745 164655 1500 214635 606 143549 643 147578 530 -10 1000 1103 1055 1009 -20 973 881 500 816 775 717 708 707 -22,9 0 -30 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Holzverarbeitung Möbel Quelle: Swedbank, 2019 Die litauische Holzindustrie ist heute durchaus ein Sektor mit hoher Wertschöpfung. Ein Kubikmeter Schnittholz macht etwa 300 EUR Umsatz aus. Auf diese Weise erwirtschaften litauische Unternehmen aus einem Kubikmeter Holz etwa das 1,5-fache des lettischen Ergebnisses und das 2-fache dessen, was Estland erwirtschaftet.53 2. 2 ENTWICKLUNG IN DEN EINZELNEN BEREICHEN In Litauens Holzwirtschaft sind alle Wirtschaftszweige auf den gemeinsamen Rohstoff Holz angewiesen und eng in regionalen Wertschöpfungsketten miteinander verbunden. Anders als andere Sektoren, umfassen die Forstwirtschaft und Holzindustrie nahezu durchgängige Produktionsketten von der ländlich gebundnenen Primärproduktion bis hin zu vielfältigen Endprodukten und Verwendungszwecken, die sich zu hochmodernen, technologisch fortschrittlichen und umweltfreundlichen Wirtschaftszweigen entwickelt haben. Im vergangenen Jahrzehnt hat sich dabei besonders die Möbelherstellung zu einem wichtigen wirtschaftlichen Standbein der litauischen Holzbranche entwickelt. Die hochwertige Verarbeitung von Holz hat in Litauen einen höheren Stellenwert als die reine Bearbeitung von Holz. Holzverarbeitende Industrie Die holzverarbeitende Industrie ist im Vergleich zu anderen Holzindustriesektoren seit 2013 kontinuierlich gewachsen. Im Jahr 2017 lag die Zunahme bei 4,6%, im Jahr 2018 konnte das Wachstum auf 5% gesteigert werden. Insgesamt wird erwartet, dass die Schnittholzproduktion künftig nur geringfügig zunimmt. Daher wird das Angebot an Nebenprodukten stabil bleiben.54 Gemessen an dem Umsatz, waren zuletzt vor allem Sägeholz, aber auch Konstruktions- und Fertigteile aus Holz die wichtigsten Produktionsgüter. Im Bereich der Holzbearbeitung sind litauische Produzenten besonders stark in der Herstellung von Türen, 52 Swedbank, Market Overview and Trends, 2019. 53 Verslo žinios, https://www.vz.lt/pramone/2017/06/29/medienos-sektoriaus-sekmes-istorija-ar-laukti-tesinio, abgerufen am 08.03.2019 ( Lietuvos įmonės iš vieno kubinio metro medienos sukuria apie 1,5 karto didesnę vertę negu Latvijos, ir 2 kartus didesnę vertę negu Estijos bendrovės.). 54 Swedbank, Market Overview and Trends, 2019. 10
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