Digitalisierung in der Medizin: Chancen und Risiken - Zeitschrift des Deutschen Ärztinnenbundes e.V.
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68. Jahrgang . ISSN 0341-2458 08 | 2021 Zeitschrift des Deutschen Ärztinnenbundes e.V. Digitalisierung in der Medizin: Chancen und Risiken
INHALT/IMPRESSUM Inhalt ärztin Offizielles Organ des Deutschen Ärztinnenbundes e. V. ISSN 0341-2458 03 Editorial Prof. Dr. med. Gabriele Kaczmarczyk Herausgegeben vom Deutschen Ärztinnenbund e. V. Präsidentin: Dr. med. Christiane Groß, M.A. 04 Gastbeitrag E-Mail: gsdaeb@aerztinnenbund.de Monika Schulz-Strelow Berliner Erklärung: Kein politisches „Weiter so“ Redaktion und V.i.S.d.P.: Alexandra von Knobloch nach der Bundestagswahl Pressereferentin des Deutschen Ärztinnenbundes E-Mail: presse@aerztinnenbund.de 05 Schwerpunkt: Digitalisierung in der Medizin – Chancen und Risiken Redaktionsausschuss: Dr. med. Christiane Groß, M.A. Dr. med. Anke Diehl, M.A. Prof. Dr. med. Gabriele Kaczmarczyk Dr. med. Carina Vorisek Dr. med. Heike Raestrup Barbara Steffens PD Dr. med. Barbara Puhahn-Schmeiser Im Interview: PD Dr. med. Peter Bobbert Geschäftsstelle des DÄB Rhinstraße 84, 12681 Berlin 11 Prof. Dr. med. Anke Lesinski-Schiedat Tel.: 030 54 70 86 35 Thomas-Prinzip: Es ist Zeit für einen zusätzlichen, Fax: 030 54 70 86 36 weiblichen Kreislauf! E-Mail: gsdaeb@aerztinnenbund.de Wir bitten alle Mitglieder, uns ihre aktuelle 12 PD Dr. med. Barbara Puhahn-Schmeiser E-Mail-Adresse mitzuteilen Offener Brief an 3 Bundesministerien: Grafikdesign: Taten beim Mutterschutz gefordert d‘sign, Anne-Claire Martin Mommsenstraße 70, 10629 Berlin 13 Aus dem Verband Tel.: 030 883 94 95 Einladung zur Mitgliederversammlung • Kandidaturen E-Mail: anneclaire.martin@berlin.de Druck: 16 Prof. Dr. oec. Gudrun Sander Umweltdruck Berlin GmbH Die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Krise auf Frauen Sportfliegerstr. 5, 12487 Berlin 17 Impressionen vom Internationalen Kongress der Ärztinnen 18 Neue Mitglieder • Wir gratulieren Die Zeitschrift erscheint dreimal pro Jahr. Heftpreis 5 Euro. Bestellungen werden von der Geschäftsstelle entgegengenommen. 19 Auszeichnungen: Dr. med. Astrid Bühren Für ordentliche Mitglieder des DÄB ist der Be- Aus den Regionalgruppen: Berlin/Brandenburg • Hannover zugspreis durch den Mitgliedsbeitrag abgegolten. Redaktionsschluss der Ausgabe 03/2021: 28. Oktober 2021 20 Nachruf: Prof. Dr. med. Gisela Enders Regionalgruppe Lübeck: Interview mit Katharina Kewitz Fotos: über die Wirkung des Klimawandels auf die Gesundheit und Titelseite: 123rf_peshkov, Seite 8: 123rf_dolgachov, das Aktionsnetzwerk Health for Future Seite 9: 123rf_leventegyori, Seite 10: 123rf_amaviael, Seite 16: Unsplash, Seite 21: 123rf_elarina, jvdwolf, Seite 24: 123rf_fermate 22 Alexandra von Knobloch Buchbesprechung: Hilfe beim Aufspüren von Traumata Haftungsbeschränkung Der DÄB übernimmt weder die Verantwortung für den Dr. med. Regina Grünke Inhalt noch die geäußerte Meinung in den veröffent Buchbesprechung: Frauenheilkunde mit Rundumblick für die Praxis lichten Beiträgen. Für unverlangt eingesandte Manu skripte und Fotos übernehmen wir keine Haftung. 23 Dr. PH Benjamin Kuntz Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung des jeweiligen Autors oder der jeweiligen Zum 50. Todestag von Lucie Adelsberger Autorin und nicht immer die Meinung der Redaktion wieder. Wir behalten uns das Recht vor, Beiträge und 24 Vorläufige Tagesordnung der Mitgliederversammlung 2021 auch Anzeigen nicht zu veröffentlichen. 2 ärztin 2 August 2021 68. Jahrgang
EDITORIAL Liebe Kolleginnen, welches Thema kommt diesmal zuerst? Zweitens wurde deutlich (und das sollte Mittlerweile empfinden wir ein Überan- man durchaus positiv sehen!), welche gebot an Online-Konferenzen und -Semi enormen Geschlechts- und Altersunter Foto: privat naren. Sind wir onlinemüde? Und welcher schiede bei Infektionen, Krankheitsver- Verein, welche Gruppe hat sich noch läufen, Impferfolgen und so weiter es gab nicht zum Beispiel über die pandemiebe- und künftig geben wird. Damit haben wir dingte Zurücksetzung von Frauen geäußert? Haben Kenntnisse erhalten, die zu Impulsen einer differen- wir das inzwischen oft genug gehört? Wie uns über- zierteren klinischen Forschung in Bezug auf Gender- haupt die immer neuen Fakten zur Pandemie, täglich medizin und Altersmedizin führen sollten. Leider sind von den Medien vorgesetzt, allmählich langweilen und/ diese Themen in den Medien nur sporadisch aufgegrif- oder ermüden? Trotzdem bleibt die Pandemie wichtig, fen worden. Liegt es (auch) daran, dass meist nur jün- und wir sollten nicht nachlassen, andere Entwicklun- gere männliche Experten zu Worte kamen? gen anzumahnen, etwa bei der Re-Traditionalisierung von Rollenmustern, die bereits im Gang ist (Seite 16). Das wäre nicht verwunderlich, denn bei der Besetzung der Lehrstühle in der Virologie und Immunologie über- Immerhin werden aber die Aluhüte nicht mehr so häu- wiegen die Männer mit mehr als 80 Prozent. Es ist an fig aufgesetzt. Viele Querdenker und Querdenkerinnen der Zeit, unsere Studie von 2019 (Medical Women on (die gibt es leider auch) sind offenbar dazu überge Top-Update) für 2022/2023 zu aktualisieren, um die gangen, wieder den eigenen Verstand zu gebrauchen. Ergebnisse erneut zu veröffentlichen! Interessant ist, wie sich eine Bevölkerung überhaupt in Pandemiezeiten benimmt: Heinrich Heine hat dazu Nur die wiederholte Wiederholung führt ja bekanntlich ein kleines, lesenswertes Buch geschrieben: „Ich rede zum Erfolg, der darin bestünde, die Politik erneut für von der Cholera.“ Es ist ein Bericht aus Paris von 1832. die Medizin und die geringe Repräsentanz von Frauen Die Parallelen zum Heute und Jetzt sind frappierend: in Führungspositionen zu sensibilisieren: Es kann nicht Verschwörungstheorien, Schuldzuweisungen. Sogar immer nur um das Fehlen von Frauen in Aufsichts- Lynchmorde gab es damals in Paris. Eine Pandemie räten und DAX-Vorständen gehen, so wegweisend die weckt menschliche Urängste, egal in welcher Zeit. Bundestagsbeschlüsse dazu auch sind! Es gibt für die Dagegen hilft auch die rationale Wissenschaft nicht. Medizin viel zu tun. Ergreifen wir doch weiterhin die Selbst wenn sie in einem atemberaubenden Tempo Initiative und kommen weiter auf dem Weg zu Gleich- effektive Impfstoffe entwickelt hat. Eigentlich wunder berechtigung und Parität – und weg von dem zu oft bar. Und es hat Leben gerettet, vielleicht sogar das geäußerten Konjunktiv (man sollte, müsste, könnte)! eigene. Mit kollegialen Grüßen Zwei Defizite von vielen in der Gesundheitsversor- gung wurden durch die Pandemie besonders augen- fällig: Erstens wurde klar, wie schlecht Deutschland in Sachen Public Health aufgestellt ist. Das RKI reicht nicht bei schlecht besetzten Gesundheitsämtern und schlecht bezahlten Amtsärzt:innen. Der öffentliche Ge- sundheitsdienst ist beschämend mangelhaft ausge- Prof. Dr. med. Gabriele Kaczmarczyk, stattet. Vizepräsidentin des DÄB ärztin 2 August 2021 3
GASTBEITRAG Berliner Erklärung: Kein politisches „Weiter so“ Foto: © Ralf Rühmeier nach der Bundestagswahl MONIKA SCHULZ-STRELOW Gemeinsam Impulse in der Gleichstellungspolitik formulieren und die Politik in die Pflicht nehmen – das ist das erklärte Ziel der Berliner Erklärung seit dem ersten Zusammenschluss von sechs Parlamenta rierinnen und sechs Frauenverbänden im Jahr 2011. Heute haben wir mit 21 Initiatorinnen und 21 verbün deten Verbänden vier zentrale Forderungen für die Bundestagswahl (BTW) 2021 erarbeitet. D ie Pandemie hat gezeigt, dass die über die Projekte zur Bekämpfung Themen erweitert. Weitere Verbände Frauen auch in Deutschland der Pandemiefolgen entscheiden, sind schlossen sich als Verbündete an. Seit dringend eine neue Politik benö paritätisch zu besetzen. Wir plädieren 2021 sind es 21 Initiatorinnen und 21 tigen. Wir sind noch weit von einer für die Einführung von Gender Budgeting verbündete Verbände. Gleichstellung der Geschlechter entfernt. im Bundeshaushalt und fordern, dass Die Forderungen der Berliner Erklärung Frauen von öffentlichen Geldern glei- Die Kraft der Berliner Erklärung beruht diskutieren wir in den Wochen bis zur chermaßen profitieren. auf der vielfältigen Expertise der Verbän- BTW mit Spitzenpolitiker:innen. de in ihrer Größe und unterschiedlichen Ein Leben frei von Gewalt ist für Frau- Schwerpunktsetzung. Die Kompromiss- Egal, welche Parteien den nächsten Koa en auch in Deutschland nicht selbst- bereitschaft der Verbände ermöglicht litionsvertrag verhandeln – hier unsere verständlich. Wir fordern ein Bundes- den von allen getragenen Forderungs- Forderungen: programm zur Gewaltprävention, die katalog. Die besondere Leistung besteht vollständige Umsetzung der Istanbul- darin, dass trotz unserer Vielfalt Konsens Politik muss sich für Parität und Betei- Konvention, Schutz vor sexueller Beläs darüber besteht, dass die Situation von ligung von Frauen auf allen Ebenen ein- tigung und Gewalt am Arbeitsplatz. Frauen auf so vielen Ebenen verbessert setzen: Dies gilt in der Privatwirtschaft, Frauenfeindliche Gewalt und Frauen- werden muss. in öffentlichen Unternehmen, an Hoch- hass müssen separat in der Kriminal schulen, in Verwaltungen, in Medien, Kul- statistik aufgeführt werden. Für die Berliner Erklärung ist klar: Es tur, in der Medizin und in Parlamenten. bleibt viel zu tun. Politiker:innen, die sich Die Themen zeigen den akuten Hand- für die Schließung sämtlicher Gender- Dazu gehört gleiche und faire Bezah- lungsbedarf. Sämtliche Gender-Gaps Gaps einsetzen, haben die Unterstüt- lung. Wir fordern unter anderem ein Ver sind bis 2030 zu schließen. Politik muss zung auf diesem Weg von vielen zivil- bandsklagerecht, damit Frauen ihren hinsehen. Das grundlegende Verständ- gesellschaftlichen Akteur:innen. Packen Anspruch auf gerechte Bezahlung ohne nis der Berliner Erklärung seit 2011 bein- wir es gemeinsam an! persönliche Benachteiligung erreichen. haltet: „Gemeinsam mit einer Stimme Reformen des Steuer- und Sozialrechts, über die fraktionellen Grenzen hinweg Monika Schulz-Strelow ist Unterneh wie die Abschaffung des Ehegatten für bessere Gleichstellungspolitik in mensberaterin, Aufsichtsrätin und en- splittings und leichtere Rückkehrmög- Deutschland.“ gagiert sich ehrenamtlich als Präsi lichkeiten aus Teilzeit, sind unabdingbar. dentin der Initiative „Frauen in die Wichtig sind gendergerechte Regeln in Druck kann etwas bewirken Aufsichtsräte e. V.“ (FidAR). Sie vertritt der digitalisierten Arbeitswelt, die die Be- zudem maßgeblich das Bündnis der dürfnisse von Frauen gleichermaßen be Ohne den Druck der Berliner Erklärung „Berliner Erklärung“, an dem auch der rücksichtigen. Die faire Förderung von wäre das Wahlprogramm der CDU 2013 DÄB mitwirkt. 2013 wurde sie mit dem Gründerinnen und Start-ups ist ein Muss. nicht im letzten Moment umgeschrieben Verdienstorden der Bundesrepublik worden. 2017 haben 17 Frauenverbän Deutschland ausgezeichnet. Das Leitprinzip Gleichstellung muss in de die Berliner Erklärung fortgeführt. Der allen Politikfeldern gelten. Die Gremien, Forderungskatalog wurde um aktuelle E-Mail: praesidentin@fidar.de 4 ärztin 2 August 2021 68. Jahrgang
DIGITALISIERUNG Smart Hospital: Foto: © O. Hartmann Schlagwort oder Zukunftsmedizin? DR. MED. ANKE DIEHL, M.A. Wichtig für das Gelingen von digitaler Transformation ist vor allem die interdisziplinäre Zusammenarbeit auf Augenhöhe. Beispiele aus dem Universitätsklinikum Essen zeigen, was schon möglich ist. A ls ich 1998 als Assistenzärztin in der Radiologie an- die enge Zusammenarbeit der Wissenschaftler:innen und fing zu arbeiten, musste ich an jedem Arbeitstag un Mediziner:innen werden so KI-Anwendungen entwickelt und gefähr zwei Stunden für Fährtensuche und Jagd ein- getestet – was selbstverständlich die leitlinienkonforme Be- planen. Keine Sorge: Sie lesen den richtigen Artikel und ich fundung durch die Radiolog:innen nicht ersetzt, sondern nur berichte nicht über Freizeitaktivitäten! effizient unterstützt. Vor Einführung der Picture Archiving Systeme (PACS) wurde Ortsunabhängige Medizin jegliche Art von Aufnahmen (Röntgen, Computertomografie, Kernspintomografie, ...) auf Filmen ausgedruckt und in spärlich Durch Digitalisierung und Integration von Spitzentechnologie beschriftete, große Röntgentüten gesteckt. Die Bilder waren ergeben sich auch Möglichkeiten, den Durchführungs-, Pla- selten an der korrekten Stelle zu finden. Daher verbrachten die nungs- und Bewertungsort von Untersuchungen zu trennen. Assistenzärzt:innen viel Zeit mit Fährtensuche: in anderen Am Universitätsklinikum Essen werden beispielsweise zen- Röntgentüten desselben Patienten oder derselben Patientin, in tral am virtuellen Cockpit MRT-Aufnahmen geplant, die dann den Tüten potenzieller Bettnachbarn, auf verschiedenen Statio- an weiteren Standorten der Universitätsmedizin Essen ge- nen, in Archivwägen, an Alternatoren oder an einem der Licht- macht werden. Auch können (in Diensten oder bei Teilzeit- monitore in Stations- oder Dienstzimmern sowie auf Konsiliar- tätigkeit) radiologische Befundungen dezentral von anderen stationen. Die Suchmöglichkeiten waren schier unendlich. Arbeitsplätzen erfolgen – bei entsprechender Ausrüstung auch von zu Hause. Das begünstigt beispielsweise die Verein- KI macht es spannend barkeit von Familie und Beruf und war ohne Digitalisierung, wie früher während meiner eigenen Elternzeit, undenkbar. Den jüngeren Leser:innen scheint dies vermutlich befremd- lich, denn die zentrale Speicherung und der dezentrale Abruf Wichtig für das Gelingen von digitaler Transformation ist vor von Aufnahmen aus der Radiologie ist heutzutage normal. Am allem die interdisziplinäre Zusammenarbeit, denn jede Berufs- Universitätsklinikum Essen bietet ein FHIR-basierter Datalake gruppe hat ihre Expertise und nur durch Zusammenarbeit auf darüber hinaus eine Reihe von Anwendungen wie die Anzeige Augenhöhe können innovative Digitalisierungsmöglichkeiten relevanter Laborwerte bei angemeldeten Kontrastmittelunter- zum Nutzen der Patient:innen und auch zum Nutzen der Mit suchungen, quantitative Auswertungen beispielsweise von Tu- arbeiter:innen eingesetzt werden. morgrößen, Gewebedifferenzierungen oder Unterstützung bei der Bestimmung des Alters durch Auswertungen von Röntgen Möglichkeiten sind noch nicht ausgeschöpft aufnahmen der Hand. Aber nicht nur die synchrone Anzeige von Daten aus Subsystemen wie beim Patienten-Dashboard Ja, um viele Details der Digitalisierung ringen wir immer noch. oder die effiziente, automatische Auswertung beziehungs- Noch fehlt oft die Integration von Subsystemen oder es man- weise Dokumentation bringen Arbeitserleichterungen: Richtig gelt an der Interoperabilität. Das führt dazu, dass wir die spannend wird es bei der Auswertung von Daten aus multiplen technischen Möglichkeiten der Digitalisierung in der Medizin Datenquellen mittels Künstlicher Intelligenz (KI). noch nicht richtig nutzen können. Es ist noch ein weiter Weg zu gehen. Aber Zeitersparnis bei digitalen Prozessen, Clinical So lassen sich Algorithmen, die Metadaten aus der Radiologie Decision Support oder Beispielanwendungen der KI sind kei- mit Laborbefunden und klinischen Verlaufsdaten kombinieren, ne Seltenheit mehr, sondern ermöglichen neue Prozesse und beispielsweise zur Prognoseeinschätzung heranziehen. Durch begünstigen den digitalen Kulturwandel auch in der Medizin. ärztin 2 August 2021 5
DIGITALISIERUNG Weniger Stress für Kranke Universitätsklinikums Essen forschen sechs weitere Partner – zwei Fraunhofer Hier weitere Beispiele: Im Sommer 2020 Institute, zwei KMUs (Kleine Mittelstän- wurde am Universitätsklinikum Essen dische Unternehmen) und zwei weitere die erste Applikation des Patientenpor- Universitäten. Es ist das bisher größte tals fertiggestellt. Es ist eine App, mit der Fördervolumen für KI und Digitalisierung sich COVID-19-Patient:innen nicht nur in der Medizin, welches von einer Frau über die Erkrankung und etwaige Ko geleitet wird und es wird mir ein beson- morbiditäten informieren können. Nach deres Anliegen sein, dabei genderspezi der Entlassung können sie zudem Be- fische Aspekte weiter zu erforschen. funde (wie die Körpertemperatur) und Fragebögen von zu Hause aus eingeben Chancen für Frauen oder die Klinik über eine Chatfunk tion kontaktieren. Derzeit setzen wir als wei- Digital Health, eHealth, Telemedizin und tere Anwendungen eine Patient:innen- KI bringen für die Medizin viele Neuerun- App für Kinder und einen Prozess zur gen, aber in erster Linie auch Chancen, digitalen Aufnahme von Patient:innen um die gesundheitliche Versorgung der von zu Hause um. Ab 2022 können Er- Symptomtagebuch und Kontakt zur Klinik: im normalen Alltag erlebten Digitalisie- krankte bereits zu Hause über das Por- App der Universitätsmedizin Essen rung und zunehmenden Digitalkultur an- tal den Behandlungsvertrag bearbeiten, zupassen. Ja, es ist noch sehr viel zu Informationen sichten und die entsprechenden Aufklärungen tun. Und gerade als Ärztinnen müssen wir auf etwaige Gen zusammen mit dem Klinikpersonal, etwa per Video, bespre- derunterschiede bei Digitalisierungskonzeption und -anwen- chen – selbstverständlich personalisiert und datengeschützt. dung genauso wie bei Entwicklungen von KI in der Medizin achten – so wie in der medizinischen Forschung überhaupt Unser Ziel sind besser informierte Patient:innen, die in ihrem stärker auf Genderunterschiede geachtet werden muss. vertrauten Umfeld – ohne den Stress der üblichen Umge- bung in einer Krankenhausaufnahme – in ihrer eigenen Zeit Insofern freue ich mich, dass zunehmend mehr Kolleginnen Dokumente lesen, Videos ansehen, Fragen vorbereiten und dabei aktive Rollen übernehmen und einen positiven Einfluss nach persönlichem Gespräch auch informierte Einwilligungen auf den Kulturwandel und auch auf das Selbstbewusstsein geben können. von Ärztinnen innerhalb des Technikfokus haben. Nicht zuletzt liegt es in unserer Hand, den Wandel mitzubestimmen, auch KI-Großprojekt unter weiblicher Führung wenn es in der reinen Technikdomäne, etwa der Informatik, im- mer noch wenige Frauen gibt. Aber auch ohne Programmier- Einen weiteren Meilenstein auf dem Weg zur smarten Digita- wissen können wir maßgeblich den medizinischen Einsatz lisierung markiert das Konsortialprojekt SmartHospital.NRW. von Digitalisierung und KI beeinflussen: Schließlich muss man Es wird als Spitzencluster für KI in der Medizin über fünf Jah- auch kein Kraftfahrzeugmechatroniker/-mechatronikerin sein, re nicht nur drei für die Medizin relevante KI-Use-Cases er um ein Auto unter Einhaltung der Verkehrsregeln zu fahren und forschen, sondern vor allem die notwendige Transformation mit einem guten Fahrstil zu einem positiven Miteinander bei- der Krankenhäuser. Gesundheitsdatenanalyse, semi-automa- zutragen. tisierte Arztbrieferstellung und Sprach- und Dialogsysteme werden für Patient:innen ebenso wie für die ärztlichen Arbeits- Dr. med. Anke Diehl, M.A., ist Chief Transformation Officerin plätze in die Prozesslandschaft der Kliniken durch passgenaue der Universitätsmedizin Essen und Leiterin der Stabsstelle Di Change-Modelle eingebettet. gitale Tranformation. Die Ärztin mit einem Master in Medizin- Management ist Expertin für Digital Health und Konsortial Eine Leitlinie für die Transformation, die Erhebung von Qualifi führerin des Spitzenclusters KI „SmartHospital.NRW“. Weitere zierungsbedarfen bei den Mitarbeitenden, Readiness-Checks Schwerpunkte ihrer Tätigkeit sind Gendermedizin, Versorgungs und vieles mehr dienen zudem dazu, den Einfluss und opti- forschung, eHealth und Patient:innenorientierung. malen Einsatz von KI-Spitzentechnologien in der Kranken- hausmedizin zu untersuchen. Unter der Konsortialführung des E-Mail: anke.diehl@uk-essen.de 6 ärztin 2 August 2021 68. Jahrgang
DIGITALISIERUNG Geschlechter-Bias und Künstliche Intelligenz in der Biomedizin und Versorgung Foto: privat DR. MED. CARINA VORISEK Präzisionsmedizin, unabhängig von biologischem und sozialem Geschlecht: Um diesem Anspruch gerecht zu werden, müssen die Daten in der Digitalen Medizin frei von Verzerrungen sein. Eine Studie beleuchtet nun, wie gut oder schlecht das momentan gelingt. D er Wunsch nach Präzisionsme- meisten pharmakologischen Nebenwir- etablieren. Das Wissen um ungewollten dizin, der technische Fortschritt kungen von Frauen gemeldet werden. und gewollten Bias zur adäquaten Re- sowie die vermehrte Verfügbar- Ein weiterer Punkt sind digitale Biomar- präsentation von verschiedenen Ge- keit von medizinischen Daten bewirkten ker, die durch Mensch-Computer-Interak- schlechtern und Minderheiten muss in in den vergangenen Jahren eine rasche tion erhoben werden, etwa über Smart- das Bewusstsein von Expert:innen aus Verbreitung von Künstlicher Intelligenz phones. Auch hier zeigte sich, dass Wissenschaft, Medizin und Industrie ge- (KI) in Medizin und Forschung. KI-Anwen Informationen bezüglich des Geschlech- langen. Für faire KI-Algorithmen braucht dungen benötigen große Datenmengen. tes zur Analyse fehlen und vor allem es Datensätze, die sich an den FAIR-Prin- Diese bestimmen die Qualität der KI- männliche Daten verwendet werden. In zipien (für „findable“, „accessible“, „inter Algorithmen. Verwendete Daten sollten Ländern mit niedrigerem bis mittlerem operable“ und „reusable“) orientieren so- darum standardisiert und interoperabel Einkommen fehlt vor allem Frauen der wie internationale Standards nutzen. sein, um ungewollten Bias zu verhindern. Zugang zu Internet und Smartphones, Dieser Artikel fasst die Übersichtsarbeit was den Geschlechter-Bias bei der Bias früh erkennen von Cirillo et al. (doi: 10.1038/s41746- Nutzung dieser Daten verstärkt. Der Ge- 020-0288-5) zum Thema „Geschlechter- schlechter-Bias betrifft auch Big Data, Unter Berücksichtigung ethischer An- Bias in der KI“ zusammen. Natural Language Processing und Robo forderungen sollte die Implementie- tics. In der Übersichtsarbeit wird auch rung von XAI gefördert werden, um Ge- Aktueller Stand und Ursachen das im Detail erläutert. schlechter-Bias frühzeitig zu erkennen. Nur so können wir alle als Gesellschaft Zunächst gilt es, zwischen ungewolltem Mit dem zunehmenden Einsatz und der von der Präzisionsmedizin durch KI- und gewolltem Bias zu unterscheiden: wachsenden Lernfähigkeit von KI wur- Algorithmen profitieren. Gewollter Bias enthält analysierbare Da- den die KI-Algorithmen immer komple- ten mit Zuordnung zum Geschlecht, die xer, was zum Problem der „Black Box“ Dr. med. Carina Vorisek ist approbierte eine individuelle Präzisionsmedizin er- führt. „Black Box“ beschreibt das fehlen- und ECFMG-zertifizierte Medizinerin in möglichen. Ungewollter Bias entsteht de Verständnis, wie der KI-Algorithmus der Ausbildung für Allgemeinmedizin durch Geschlechterdiskriminierung. Er zu seinen Ergebnissen gelangt. Daher mit einem Master of Science in Clini entwickelt sich immer dann, wenn die gibt es vermehrt Anforderungen für eine cal Research sowie wissenschaftlicher Daten die Allgemeinbevölkerung nicht Erklärtechnik von KI, die „Explainable AI“ Erfahrung in den USA. Sie arbeitet in repräsentieren. (XAI). Sie kann fehlerhafte Outcomes der Core Unit eHealth und Interopera sowie Bias entlarven. XAI ist jedoch ein bilität des Berlin Institute of Health at Eine Unterrepräsentation des weiblichen relativ neues Forschungsfeld, in dem bis- Charité – Universitätsmedizin Berlin am Geschlechts in experimentellen und kli- her keine Aktivitäten zur Untersuchung Projekt NFDI4Health. Sie setzt sich für nischen Daten ist bekannt. Wegen der von Geschlechter-Bias erfolgt sind. die breite Anwendung internationaler physiologischen Unterschiede zwischen Standards im Gesundheitssystem so den Geschlechtern ist dies fatal im Hin- Das ist zu tun wie Chancengleichheit in der Digitalen blick auf die adäquate Evaluation neuer Medizin ein. Therapiemöglichkeiten. Unterstrichen Gerade jetzt müssen wir investieren, um wird dies durch die Tatsache, dass die geschlechtergerechte KI zukünftig zu E-Mail: carina-nina.vorisek@charite.de ärztin 2 August 2021 7
DIGITALISIERUNG Digitalisierung im Gesundheitswesen – Foto: TK-Landesvertretung Nordrhein-Westfalen mit den Versicherten! BARBARA STEFFENS Die Entwicklung der Digitalisierung im Gesundheitswesen befindet sich weiterhin auf der Überholspur. Es ist ein hart umkämpfter Markt, dessen Währung vor allem unsere Daten sind. D ie Unternehmen der Google-Mutter Aphabet, Fitbit und Schere bezüglich der eHealth-Literacy geht immer weiter aus- Google, bauen ihren Zugriff auf medizinische Daten einander. Wenn wir dem nicht entgegensteuern, entscheidet von Patient:innen kontinuierlich aus. AmazonCare und Bildung nicht nur über Berufs- und Aufstiegsmöglichkeiten, AmazonPharmacy verstärken ihre Präsenz im Gesundheits- sondern im digitalen Gesundheitssystem auch über den Zu- wesen. Apple will mit seiner Health-App nicht bei der Senso- gang zu gesundheitserhaltenden und gesundmachenden An- rik für Körpertemperatur und Blutzuckermessung aufhören. geboten. Daneben weiten Facebook, Microsoft und Walmart ihre Ange- bote kontinuierlich aus und auch auf dem asiatischen Markt sind Unternehmen wie Ping An Healthcare, Samsung, Huawei, Alibaba und Tencent tief im Gesundheitswesen verankert. Das Tempo des Wettlaufs der Unternehmen nimmt unvermindert zu, und es bleibt ein Wettlauf ohne Ziellinie. Hier stärker geregelter Markt Zum Glück ist der europäische, vor allem aber der deutsche Gesundheitsmarkt bisher für diese Tech-Giganten nur schwer zu erobern. Hier existiert ein weitgehend geregelter Markt, der den Datenschutz, ethische und soziale Aspekte und insgesamt den Schutz der Versicherten großschreibt. Datensammelnde Unternehmen stehen vor nochmals höheren Hürden, wenn Gesundheitsinfos aus dem Netz: oft überfordernd sie in den Bereich vordringen wollen, der von den gesetzlichen Krankenversicherungen finanziert wird. Ältere oft abgehängt Aber auch dieser geschützte, regulierte Bereich hat sich in Schon 2012 zeigte der „European Health Literacy Survey“ die den letzten Jahren stark entwickelt und befindet sich in einem großen Defizite hinsichtlich der Gesundheitskompetenz in der kontinuierlichen Wachstumsprozess. Es ist kaum möglich, Bevölkerung auf. Bezüglich digitaler Gesundheitskompetenz den Überblick zu behalten und es wird für die Einzelnen immer sind diese noch viel größer. Eine Studie im Auftrag der Bertels- schwerer zu entscheiden, was man braucht, was gut für einen mann Stiftung aus dem Jahr 2019 stellte fest, dass sich nur ist, was hilft und was am Ende überflüssig oder sogar schäd- circa 41 Prozent der 60- bis 69-Jährigen und nur rund 36 Pro- lich ist. zent der über 70-Jährigen sicher im Internet fühlen. Orientierung fällt vielen schwer Unsere elektronische Patientenakte (ePA) „TKSafe“ steht seit Anfang des Jahres in den App Stores zum Download bereit. Gerade ältere Menschen, die mit Krankenscheinheft, Wähl- Nach ersten Auswertungen wird sie bisher zu 44,2 Prozent scheibe samt Schnur am Telefon in einer weitgehend analo- von Frauen und zu 55,8 Prozent von Männern genutzt. Die gen Welt sozialisiert wurden und die auch beruflich keinen 26- bis 35-Jährigen unter den Versicherten belegen mit knapp Zugang zu neuen Medien hatten, stehen dem neuen digita- 29 Prozent Platz 1, gefolgt von den 46- bis 59-Jährigen mit len Gesundheitssystem oft orientierungslos gegenüber. Die knapp 25 Prozent und von den 36- bis 45-Jährigen mit knapp 8 ärztin 2 August 2021 68. Jahrgang
DIGITALISIERUNG 22 Prozent. Bei den über 70-Jährigen, für deren präventiven Pflegebedürftige auch mit geringeren digitalen Kenntnissen wie kurativen Gesundheitserhalt eine ePA enorme Vorteile angewendet werden können. Wir haben in der App „TK-Pflege bringen kann, liegt die Nutzer-Quote bei erst 3,6 Prozent. Kompakt“ versucht, genau dies umzusetzen. Alles übersicht- lich unter einem Dach, leicht Schritt für Schritt beschrieben Deswegen ist es die Aufgabe aller Akteure im Gesundheitssys- und sowohl für Pflegebedürftige wie auch für Angehörige tem, die Menschen mitzunehmen und ihnen die Kompetenz eine Unterstützung in allen Bereichen: ob Antragstellung oder und Möglichkeit zu geben, selbstbestimmte Entscheidungen Pflegedienstsuche, ob Angebote bei psychischer Belastung zu treffen. oder Tipps für die alltäglichen Tätigkeiten. Natürlich bedeutet alt zu sein nicht gleich pflegebedürftig zu sein, aber so wie in Frauen stärker nutzenorientiert dieser App müssen die Versicherten in der Digitalisierung mit- genommen werden. In der Geschlechterbetrachtung fällt derzeit eines besonders auf: Männer interessieren sich häufiger für das technisch Machbare, Frauen hingegen mehr für das individuell konkret Nutzbringende. In der analogen Welt waren und sind Frauen häufiger die konkrete „Gesundheitsinstanz“ der Familie, dies scheint in der digitalen Welt auch so zu bleiben. Deswegen wird es zunehmend wichtig, die Menschen mit ihren Bedarfen bei ihrem digitalen Kenntnisstand abzuholen und den Einstieg zu begleiten. Der Gesetzgeber hat dies erkannt und den Krankenkassen seit Nächster Schritt: Digitale Pflegeanwendungen Mai 2021 die „Förderung der digitalen Gesundheitskompetenz“ als Aufgabe übertragen. Die TK hat darauf kurzfristig reagiert Nutzer:innen einbinden und mit dem DiSK-Coach (Digital, Selbstbestimmt, Kompe- tent) ein konkretes Angebot installiert, mit dem Versicherte Deshalb befragen wir regelmäßig unsere Versicherten, wel- mehr über den sinnvollen Umgang mit digitalen Gesundheits- che digitalen Angebote ihnen fehlen, befragen Nutzer:innen anwendungen lernen können. Der Coach bietet in Dialogform der ePA, welche Angebote sie gerne als Nächstes im kassen einen Überblick über die digitalen Gesundheitsanwendungen individuellen Teil der Akte hätten. Die Menschen beteiligen und (DiGAs) und hilft dabei, deren Qualität einzuschätzen. einbeziehen ist der beste Weg – nicht das technisch Mach bare, sondern das, was den Menschen am meisten helfen Zielgruppengerechte Angebote kann, auch wirklich auf die Straße zu bringen. Es ist und bleibt aber eine gemeinsame Herausforderung für alle. Versicherte können sich beim Installieren der Versicherten- App, dem Aktivieren ihrer ePA oder einer DiGA natürlich auch Barbara Steffens leitet seit Juli 2018 die Landesvertretung die Unterstützung eines Familienmitglieds holen oder von ei- Nordrhein-Westfalen (NRW) der Techniker Krankenkasse (TK) nem professionellen Helfer aus der Gesundheitsbranche bera- in Düsseldorf. Davor war sie von 2010 bis 2017 Ministerin für ten lassen. Entscheidend für alle Akteure ist, die Zielgruppen Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter des Landes Nord der Anwendungen tatsächlich im Blick zu haben. Nicht das rhein-Westfalen, von 2000 bis 2010 gesundheitspolitische technisch Machbare, sondern das von der entsprechenden Sprecherin der Grünen-Landtagsfraktion und von 1994 bis Zielgruppe Nutzbare muss realisiert werden. 2000 Landesvorstandssprecherin NRW der Partei Bündnis 90/ Die Grünen. Wenn jetzt nach den DiGAs die DiPAs (Digitale Pflegean wendung) den Markt erobern wollen, müssen sie daher für E-Mail: barbara.steffens@tk.de ärztin 2 August 2021 9
DIGITALISIERUNG IM INTERVIEW „Patient:innen erwarten zunehmend digitale Kompetenz bei ihren Ärzt:innen“ Foto: © BÄK PD DR. MED. PETER BOBBERT Wie stellt sich die BÄK eine ideal digi sind digitale Strukturen im Austausch Gesundheitswesen gab und gibt es eine talisierte Gesundheitsversorgung im untereinander und mit unseren Pati- unüberschaubare Menge an Fake News. niedergelassenen Bereich vor? ent:innen; sprich die Vernetzung im Ge- Hier die Spreu vom Weizen zu trennen, sundheitswesen. Digitalisierung muss war immer schon eine Aufgabe, der sich Die Herausforderung besteht darin, be- den Ärzt:innen spürbare Vorteile bringen, die Ärzt:innenschaft traditionell ange- stehende Versorgungsdefizite bei be- sie bei ihren Tätigkeiten entlasten und nommen hat. Beispielsweise wurde die stimmten Patient:innengruppen zu iden- nicht behindern. Nutzen schafft Akzep- Arzneimittelkommission der deutschen tifizieren und digitale Anwendungen zu tanz und Akzeptanz sorgt für Nutzung. Ärzteschaft (AkdÄ) 1911 von Internisten entwickeln, die diese nutzen können, da- gegründet, weil man sich gegen unseri mit sich ihr Zustand verbessert. Dazu Wo sieht die BÄK Aufklärungsbedarf öse, überbordende Arzneimittelwerbung bedarf es einer agilen Entwicklung von bei Patient:innen und wie sollen diese und leere Versprechungen der aufkom- Softwareprodukten im Sinne einer kon bei der Digitalisierung mitgenommen menden Pharmakotherapie wehren woll- tinuierlichen Verbesserung und Anpas- werden? te. Hierdurch entstand ein Leitfaden für sung an die Bedürfnisse der Anwenden- eine rationale, evidenzbasierte Arznei- den. Um mögliche Risiken berechenba- mitteltherapie. Nun stellt die digitale rer zu machen, schlägt die Bundesärzte- Transformation neue Herausforderun- kammer eine dauerhaft etablierte Pilot- gen und die Ärzt:innenschaft sollte sich region für die Entwicklung und Ein weiterhin an Evidenz und eine rationale führung digitaler Anwendungen vor. Therapie halten und diese Herausfor- Entwickler:innen und Anbieter:innen von derung durch entsprechende Fort- und medizinischen und pflegerischen Apps, Weiterbildungsangebote annehmen. aber auch insbesondere den Anbieter:in- nen von Praxis- und Krankenhaussoft- Interview: Alexandra von Knobloch ware sollte eine kontrollierte Testumge- bung zur Verfügung gestellt werden, die PD Dr. med. Peter Bobbert ist Facharzt auch das Know-how hat, die neuen Ein- für Innere Medizin, Kardiologie und An- führungen hinsichtlich ihres Nutzens giologie und arbeitet seit 2014 als Ober und der Akzeptanz zu evaluieren. Dabei Digitalberatung: In der Praxis gewünscht arzt im Evangelischen Krankenhaus ist es wichtig anzuerkennen, dass digi Hubertus, Klinik für Innere Medizin und tale medizinische Anwendungen zwei Wir stehen vor der Herausforderung, Angiologie, in Berlin-Zehlendorf. Im Jahr Zielgruppen haben: Patient:innen und alle im Gesundheitswesen Beschäftig 2019 ist er als „weiterer Arzt“ in den Vor behandelnde Ärzt:innen. ten mitzunehmen: sie zu befähigen, An stand der Bundesärztekammer (BÄK) wendungen zu verstehen, zu erklären gewählt worden. Seit 2021 ist er auch Was muss passieren, um die Digitalisie- und adäquat zu nutzen. Patient:innen Präsident der Ärztekammer Berlin. Er rung weiter zu beschleunigen? werden zunehmend auch von ihren engagiert sich in den Gremien der BÄK Ärzt:innen in diesem Sinne digitale Kom- vor allem für die Digitalisierung der Ge Digitalisierung in der Patient:innenversor- petenz und somit auch Ratschläge und sundheitsversorgung, den Klimaschutz gung ist nichts Neues. Kein Krankenhaus Orientierung erwarten. Dieser neuen An- sowie die Vereinbarkeit von Beruf und und keine Praxis verzichtet heute auf forderung sollten sich die Kolleg:innen Familie. Zudem ist Bobbert Menschen eine digitale Dokumentation. In der Dia- unbedingt stellen, sonst übernehmen rechtsbeauftragter der BÄK. gnostik sind digitale Untersuchungsme- Dritte, auch gerne mit anderen Interes- thoden nicht mehr wegzudenken. Neu sen, diese Beratungs rolle. Gerade im E-Mail: info@baek.de 10 ärztin 2 August 2021 68. Jahrgang
PARITÄT IN GREMIEN Thomas-Prinzip: Es ist Zeit für einen zusätzlichen, weiblichen Kreislauf! Foto: © Hartmannbund PROF. DR. MED. ANKE LESINSKI-SCHIEDAT Eine paritätische Besetzung der Gremien der apoBank: Mit diesem Appell sind gewählte Vertreterinnen der Ärzteschaft für die sechzehnte Vertreterversammlung der Deutschen Apotheker- und Ärztebank im April an den Vorstand und den Aufsichtsrat herangetreten. Hier mehr zu den Hintergründen. U nternehmen und Banken offerieren nicht nur Ange- zung des Vorstands und des AR wieder. Folgt man der Logik bote und Dienstleistungen, sondern beraten ihre des Thomas-Kreislauf unwidersprochen, wird sich daran in Kund:innen zu wirtschaftlichen und strategischen absehbarer Zeit nichts ändern. Daher ist es Zeit, einen zusätz Fragen: Sie adressieren Kund:innen, um deren Erfolg zu unter- lichen, weiblichen Kreislauf zu initiieren! stützen. Abhängig von der Größe und internen Organisation der Unternehmen und Banken wird der Vorstand kontrolliert Antrag soll folgen und beraten durch den Aufsichtsrat (AR). Es ist mehrfach nachgewiesen, dass ein diverser Vorstand und Aufsichtsrat Die Initiative von Brigitte Ende, Christiane Groß, Anke Lesinski- kreativer und nach innen überzeugender ist – und somit Schiedat, Heidrun Gitter, Ellen Lundershausen und Susanne erfolgreicher. Die künftige Zusammensetzung von Gremien Johna zielt auf das Erreichen einer Parität im AR der apoBank. wird ganz wesentlich bestimmt von aktuellen Mitgliedern des In Anbetracht der Zusammensetzung der Vertreterversamm- Gremiums. Sie suchen eine Nachfolge, die ihnen möglichst lung (VV) ist dies nur durch Überzeugungsarbeit bei allen zu ähnelt – ein Phänomen, das ein AllBright Bericht als Thomas- erreichen. Bei der diesjährigen VV wurde ein Appell der Initia Kreislauf betitelte. Diese Abhängigkeit der Gruppenzusammen torinnen eingereicht und verlesen. Im nächsten Jahr soll die stellung von Vorbildern macht es wichtig, dass mehr Frauen Forderung als Antrag eingereicht werden. Ziel soll die Berufung als bisher in Gremien aktiv werden können und Vorbilder sind. beziehungsweise Wahl von jeweils mindestens 30 Prozent weiblichen und männlichen Mitgliedern in den AR sein, unter Strategisch wichtige Bank anteiliger Beteiligung auch bei den Gruppen der Anteilseigner. Hierfür fordert die Gruppe eine Strategie, die diese Verteilung Insbesondere in Bereichen, in denen eine große Zahl – be- bis 2026 umsetzt. Diese zu erarbeiten unter Beteiligung der sonders auch relative Zahl – von Frauen aktiv arbeitet, ist die Initiatorinnen wurde von Seiten der apoBank zugesagt. Besetzung von verantwortungsvollen Positionen sehr bedeut sam. Das Gesundheitswesen, der Sektor der sogenannten Der Kreis der Vordenkerinnen wurde durch weitere Engagierte Care-Berufe, gehört dazu. Es ist ein Magnet für Frauen in Er- unterstützt – diese Gruppe muss stetig erweitert werden, so- werbstätigkeit, insbesondere für Ärztinnen, Zahnärztinnen, wohl durch Vertreterinnen als auch Vertreter. Nur durch das Apothekerinnen und Tierärztinnen. Noch ist der Anteil an Chef aktive Einmischen wird die Sensibilität für das Thema steigen ärztinnen, Ärztinnen mit eigener Praxis und Apothekerinnen und letztendlich die Parität erreicht. Diese sichert dann durch mit eigener Apotheke viel zu gering. Das bleibt nicht ohne Kreativität und Überzeugung den Erfolg der apoBank. Die pari- Auswirkungen, da ökonomisches Handeln von Ärztinnen und tätische Repräsentanz der Frauen in den Gremien ermöglicht Apothekerinnen andere und besondere Schwerpunkte und Ex- es, gemeinsam Verantwortung zu tragen. pertisen einbringt, die nachweislich sehr erfolgreich sind. Prof. Dr. med. Anke Lesinski-Schiedat ist Ärztliche Leiterin Die apoBank spielt eine wesentliche Rolle in der wirtschaft- des Deutschen Hörzentrums der HNO-Klinik der Medizinischen lichen Ausgestaltung der Heilberufe. Strategische Ausrich- Hochschule Hannover, Vorsitzende des Hartmannbundes in tungen werden vom Vorstand, respektive vom AR, gestaltet. Niedersachsen und auch im geschäftsführenden Vorstand des Obwohl der Anteil der Erwerbstätigen in der Gesundheitswirt- Hartmannbundes als Beisitzerin aktiv. schaft (und somit der Kund:innen der apoBank) mindestens paritätisch ist, spiegelt sich dies nicht in der Zusammenset- E-Mail: info@proflesinskischiedat.de ärztin 2 August 2021 11
MUTTERSCHUTZ Offener Brief an 3 Bundesministerien: Endlich Taten beim Foto: © Oliver Kraus Mutterschutz gefordert PD DR. MED. BARBARA PUHAHN-SCHMEISER Mehr als drei Jahre nach Einführung des novellierten Mutterschutzgesetzes ist die Realität verheerend: Dieses unbefriedigende Resümee hat den DÄB veranlasst, sich im Juli in einem Offenen Brief an 3 Bundes ministerinnen und -minister zu wenden. D ie Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und frage zu diesem Thema, die der DÄB Ende 2020 und Anfang Jugend und Bundesministerin für Justiz und Verbrau- 2021 initiiert hatte. Diese Erhebung hatte den dringenden cherschutz, Christine Lambrecht, der Bundesminister Handlungsbedarf deutlich aufgezeigt. So erwies sich, dass 43 für Arbeit und Soziales, Hubertus Heil, sowie der Bundes- Prozent der Befragten Bedenken hatten, ihre Schwangerschaft minister für Gesundheit, Jens Spahn, sind die Adressaten dem Arbeitgeber zu melden. Bei den Medizinstudentinnen des Offenen Briefes des DÄB. Zusätzlich wurde er an eine waren es sogar 53 Prozent. 17 Prozent der Befragten konnten Reihe von möglichen Unterstützer:innen verschickt. Erfreu- nach Bekanntgabe der Schwangerschaft ihre Tätigkeit nicht licherweise erklärte eine Vielzahl dieser prompt, die Initiative fortführen. Nur 7 Prozent konnten unverändert weiterarbeiten. unterstützen zu wollen. In den Medien wurde bereits breit be- Die große Mehrheit, 63 Prozent, erfuhr deutliche Einschrän richtet. kungen und durfte nur bis zu 50 Prozent ihrer vorherigen Aufgaben ausüben. Bei den Medizinstudentinnen waren die Zum Hintergrund: Obwohl zugesagt, stockt die Optimierung Nachteile noch eklatanter: Nur 2 Prozent der Schwangeren der Umsetzung des Gesetzes. Darum soll sich der nach § 30 konnten uneingeschränkt weiterstudieren. MuSchG gebildete Ausschuss für Mutterschutz kümmern. Bis heute liegen jedoch keine Ergebnisse vor. Ein Mangel, der Es gibt Vorschläge massiv zu Lasten berufstätiger Frauen geht: Er behindert schwangere Ärztinnen, aber auch andere Beschäftigte im Ge- Der DÄB benennt in dem Offenen Brief die konkreten Defizite sundheitswesen, übermäßig in ihrer Berufsausübung – und des Mutterschutzgesetzes und zeigt Ansätze zur Optimierung. mindert so ihre Karrierechancen. Unter anderem müssen die Schutzmaßnahmen für jeden Ar- beitsplatz vorliegen und nicht erst bei der Bekanntgabe einer Zügige Konkretisierung nötig Schwangerschaft umgesetzt werden. Auch muss die Weiter- beschäftigung gemäß dem Ziel des novellierten Mutterschutz- Der DÄB fordert das BMFSFJ sowie alle weiteren mitwirken- gesetzes gewährleistet werden. Die Aus- und Weiterbildung den Bundesministerien und den nach § 30 MuSchG gebilde- muss durch fort- und weiterbildungsrelevante Maßnahmen ten Ausschuss für Mutterschutz auf, endlich Taten folgen beziehungsweise entsprechende Arbeitsplätze gesichert wer- zu lassen. Der Ausschuss für Mutterschutz muss die erfor- den. Pauschalisierte Beschäftigungsverbote müssen vermie- derlichen Regeln und Handlungshilfen für die Praxis zügig den werden. Die Ausarbeitung eines offiziellen, bundeseinheit- konkretisieren. Die zuständigen Bundesministerien sowie die lichen Leitfadens für alle medizinischen Fachbereiche, orien- Arbeitsschutzbehörden müssen ihrer Verantwortung für die tierend an Beispielen von Kliniken guter Praxis, ist notwendig, Umsetzung gerecht werden, heißt es in dem Brief. Eine weitere um die Aus- und Weiterbildung nicht zu unterbrechen. Forderung: Es müssen konsequent individuelle Arbeitsplatzan- passungen vorgenommen werden, um die Arbeitsbedingun- PD Dr. med. Barbara Puhahn-Schmeiser ist Vizepräsidentin gen sicher zu gestalten und so eine weiterbildungsrelevan- des DÄB, dort im Vorstand für das Thema Mutterschutz zu te beziehungsweise tätigkeitsrelevante Weiterbeschäftigung ständig und sie ist Mitglied im Bundesausschuss für Mutter zu ermöglichen. Die Tätigkeiten von schwangeren Ärztinnen schutz. dürfen sich nicht beispielsweise aufs Briefeschreiben be- schränken. Die Arbeit soll die Frauen beruflich weiterbringen. E-Mail: barbara.schmeiser@aerztinnenbund.de Vorausgegangen war dem Brief die erste bundesweite Um 12 ärztin 2 August 2021 68. Jahrgang
AUS DEM VERBAND Einladung zur ordentlichen Mitgliederversammlung am 23.10.2021 in Berlin Die Mitgliederversammlung (MV) des Deutschen Ärztinnen Beachten Sie bitte: bundes e. V. (DÄB) findet am 23.10.2021 im Novotel Am Der eigentliche Bewerbungsschluss für eine Vorstandskan Tiergarten statt. Turnusgemäß wird bei dieser MV der Vor didatur lag nach dem Redaktionsschluss dieser ärztin! Es stand neu gewählt. Die vorläufige Tagesordnung finden Sie kann daher weitere Bewerberinnen geben, die hier noch auf Seite 24 dieser Ausgabe. nicht aufgeführt sind. Hier stellen sich die Kandidatinnen vor, die bis zum Redak Eine vollständige Übersicht über die Kandidatinnen – und tionsschluss der Ausgabe am 28.06.2021 eine vollständige weitere Informationen zur MV – finden Sie auf der Website Bewerbung eingereicht hatten. des DÄB: https://www.aerztinnenbund.de/wahl2021 Dieser Inhalt ist nur für Mitglieder im internen Bereich unserer Website sichtbar. ärztin 2 August 2021 13
AUS DEM VERBAND Dieser Inhalt ist nur für Mitglieder im internen Bereich unserer Website sichtbar. 14 ärztin 2 August 2021 68. Jahrgang
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ROLLENMUSTER Die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Krise auf Frauen Foto: © Universität St. Gallen PROF. DR. OEC. GUDRUN SANDER Unter Druck neigen wir alle dazu, in alte Muster zurückzufallen. Das scheint sich auch in der aktuellen Pandemie abzuzeichnen. Erste Studien deuten in Richtung Re-Traditionalisierung der Geschlechterrollen. Welche Gruppen sind ökonomisch am stärksten von der Krise betroffen? A ls Japan im Februar 2020 als und folglich einem größeren Armutsrisi- hier finden wir ebenfalls mehr Frauen. eines der ersten Länder eine ko ausgesetzt sind. Das Lohngefälle zwi- COVID-19 birgt also auch die Gefahr, Homeoffice-Empfehlung her- schen den Geschlechtern hat sich weiter dass aus der ökonomischen Perspek- ausgab, hieß es gleichzeitig, die Firmen vergrößert, auch im Gesundheitssektor. tive Frauen, Schwarze, Jüngere, sozial mögen doch bitte Mütter freistellen, da- Beispielsweise arbeiten in den USA nur Schwächere etc. während und nach der mit diese ihre Kinder betreuen könnten. 17 Prozent der erwerbstätigen Frauen in Krise größeren Herausforderungen ge- Hatten wir nicht jahrzehntelang dafür systemnotwendigen Jobs, aber 24 Pro- genüberstehen als andere Gruppen. gekämpft, dass Eltern Kinder betreuen zent der erwerbstätigen Männer. und nicht nur Mütter? Doch seitdem Nachteile in Industrienationen haben weltweit vor allem Frauen ihr Pensum reduziert oder ihren Job – nicht Selbst in der Schweiz, welche die Krise immer freiwillig – aufgegeben, um sich gut gemeistert hat und meistert, leiden um Kinder und Angehörige zu kümmern. besonders die Frauen und die Jungen. Es hat ein starker Re-Traditionalisie- Bei Letzteren stieg die Arbeitslosigkeit rungseffekt eingesetzt, der uns noch ei- 2020 auf knapp unter 10 Prozent – ein Foto: © unsplash nige Zeit beschäftigen wird. Rekordwert für die Schweiz. UN-Generalsekretär António Guterres Gleichstellungs- und Diversity-Themen hat mehrmals darauf hingewiesen, dass Homeoffice: Vor allem Männer profitieren werden gerne als Schönwetter-Program- die Pandemie die ohnehin schon großen me eingeordnet. Steigt der Druck auf Ungleichheiten, denen Frauen und Mäd- Und wer vermutet, dass Frauen durch Wirtschaft und Gesellschaft, sind wir ge- chen ausgesetzt sind, verschlimmert – die Homeoffice-Welle stärker profitieren, neigt, uns um scheinbar Wichtigeres zu und damit jahrelange Fortschritte bei hat sich ebenfalls getäuscht: Da Män- kümmern. Dabei bietet gerade eine Krise der Gleichstellung der Geschlechter zu- ner häufiger in höherqualifizierten Be- eine große Chance, um mehr Chancen- nichtemacht. rufen arbeiten, sind ihre Arbeitsplätze gerechtigkeit zu erreichen, weil sich die besser für Homeoffice geeignet. Auch Normen zwangsläufig ändern. Prekäre Ausgangssituation in der Schweiz haben mehr Männer die Möglichkeit, flexible Arbeitszeiten in An- Prof. Dr. oec. Gudrun Sander ist Titular Frauen arbeiten mit größerer Wahr- spruch zu nehmen. 52 Prozent der Män professorin für Betriebswirtschaftslehre scheinlichkeit in den Bereichen, die am ner konnten laut Bundesamt für Statis- mit besonderer Berücksichtigung des stärksten von der Pandemie betroffen tik 2019 flexibel arbeiten, aber nur 41 Diversity Managements an der Universi sind. Sie sind um 24 Prozent gefährde- Prozent der Frauen. Aus der Diversity- tät St. Gallen in der Schweiz, Co-Direk ter, ihren Arbeitsplatz zu verlieren und Perspektive sind aktuell Junge – oftmals torin der Forschungsstelle für Interna stärkere Einkommenseinbußen zu er- Frauen aus Minderheitengruppen und tionales Management sowie Direktorin leiden. Das hat auch damit zu tun, dass aus unteren sozialen Schichten – in des Kompetenzzentrums für Diversität fast 60 Prozent der Frauen weltweit im vielen Ländern am negativsten von den und Inklusion: www.ccdi-unisg.ch informellen Sektor arbeiten, in dem sie Folgen der Pandemie betroffen. Allein- weniger verdienen, kaum sparen können erziehende trifft es besonders hart und E-Mail: gudrun.sander@unisg.ch 16 ärztin 2 August 2021 68. Jahrgang
AUS DEM VERBAND Impressionen vom Internationalen Kongress der Ärztinnen Annähernd 170 Teilnehmerinnen waren 2 Tage lang, am 29. und 30. Mai, bei den Vorträgen und zahlreichen Workshops dabei. Zwei Drittel der Teilnehmerinnen gaben ein Feedback. Dabei kamen die Themen sehr gut an. Ein paar Technik-Ruckeleien gab es auch, und ein bisschen Wehmut, dass man sich nicht direkt treffen konnte, schwang ebenfalls mit. Die Zukunft liegt für den zweiten internationalen Kongress der Ärztinnen voraussichtlich 2023 in Österreich. Rege Diskussionen: Nach den Vorträgen tauschten sich die Teilnehmerinnen jeweils mit den Vortra- genden aus, wie hier mit Prof. Dr. med. Dipl.-Ing. Sylvia Thun, vom Berlin Institut of Health. Die Mode- ratorinnen gaben auch die Fragen aus dem Chat weiter. Wahrnehmung: Politik und Gremien der Ärzteschaft beachteten den Kon- gress, unter anderem überbrachte Dr. Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer, ein Grußwort. Entspannte Atmosphäre: Prof. Dr. med., Dr. rer.nat. Bettina Pfleiderer, Past-Präsidentin der MWIA, sprach ein Grußwort. Die Region Zentraleu- Live im Studio: Die drei Präsidentinnen der Ärztinnenverbände ropa der MWIA war ebenfalls an den (v. li.), Dr. med. Adelheid Schneider-Gilg (Schweiz), Mag.a Dr.in Kongress angebunden. med. Edith Schratzberger-Vécsei (Österreich) und Dr. med. Christiane Groß, M.A. (Deutschland) moderierten den Online- Kongress in Düsseldorf aus dem TV-Studio der apoBank, die einen Vertreter vor Ort hatte. ärztin 2 August 2021 17
AUS DEM VERBAND NEUE MITGLIEDER Mathes, Sonja, 90461 Nürnberg Matthaei, Anne, 91052 Erlangen Adami, Daniela, Dr. med., 10117 Berlin Maurer, Jessica, Dr. med., 48153 Münster Albrink, Paula, 53113 Bonn Melchior, Clara, 55128 Mainz Alfke, Tami, 66424 Homburg Neumann, Felicitas Anna Ottilie, 13156 Berlin Al-Gburi, Suzan, Dr. med., 01156 Dresden OT Cossebaude Nitzsche, Romy, 74388 Talheim Althaus, Annina, Dr. med., 10437 Berlin Oberst, Amelie, Dr. medic, 86420 Diedorf Antoniou, Anna, 47800 Krefeld Otto, Frederike Jula, 30625 Hannover Baeßler, Bettina, PD Dr. med., 68723 Schwetzingen Pham, Kathrin, 58452 Witten Bausewein, Claudia, Prof. Dr. med., 80689 München Pirrung, Maike, 66123 Saarbrücken Beißwenger, Hanna, 31134 Hildesheim Pohl, Anne, Dr. med., 96047 Bamberg Berneking, Laura, Dr. med., 20144 Hamburg Rau, Johanna Maria Helena, 48147 Münster Bleyel, Caroline, Dr. med., 69117 Heidelberg Reitmeir, Cornelia, 80634 München Bogdan, Katharina, 22303 Hamburg Renz, Sigrid, Dr. med., 22529 Hamburg Chatterjee, Madhumita, Dr. med., 60528 Frankfurt Reuscher, Jannika, 50670 Köln Claaß, Luise, 06110 Halle Röder, Celine, 80796 München Dehlke, Karolin, 01307 Dresden Rosenthal, Laura Lily, Dr. med., 81388 München Dormann, Christiane, 65468 Trebur Rübsam, Gesa Anna, 40591 Düsseldorf Ebrahim, Mariam, 81373 München Rüddel, Jessica, Dr. med., 07745 Jena Egger, Sabine, Dr. med., CH-8006 Zürich Sallmann, Doreen, 99867 Gotha Ellenberger, Lena, 12347 Berlin Sänger, Rebecca, 80995 München Falke, Sophia, 65719 Hofheim am Taunus Schaffrath, Vanessa, 52064 Aachen Fasse, Karina, 32657 Lemgo Schauer, Franziska, Dr. med., 79102 Freiburg Fey, Marie-Christine, 50678 Köln Schiopu, Sanziana, Dr. med., 80797 München Fischer, Daniela, 44879 Bochum Schmid, Sofie, Dr. med., 80801 München Fischer, Hanna, 69120 Heidelberg Schmidt, Veronika, 23552 Lübeck Fotiadis, Olga, A-1190 Wien Schramm, Lisa, 91054 Erlangen Funk-Hilsdorf, Teresa, 10115 Berlin Schremmer, Carmen, Dr. med., 38855 Wernigerode Gäßler, Dorothea, 04299 Leipzig Schubert, Elisabeth, 96049 Bamberg Gerger, Viviane, 60322 Frankfurt Spaleck, Henriette, 23562 Lübeck Gewiß, Caroline, Dr. med., 20253 Hamburg Steinhart, Laura, Dr. med., 60329 Frankfurt Grimm, Nikola, 12161 Berlin Stiller, Lea, 37075 Göttingen Gronow, Antje, 22417 Hamburg Stuber, Madeleine, Dr. med., 71717 Beilstein Grupp, Margarethe, 04275 Leipzig Stürzebecher, Lena, 14776 Brandenburg Günther, Sophie, 80469 München Tamblé, Lena-Katharina Maria, Dr. med., 10437 Berlin Hanczuk, Tatjana, 71083 Herrenberg Thies, Stephanie, 95126 Schwarzenbach/Saale Heinrich, Kathrin, Dr. med., 81377 München Turan, Onca, Dr. med., 12047 Berlin Heise, Emma Luise, 30169 Hannover Utermöhlen, Nele, 86154 Augsburg Held, Regine, Dr. med., 10245 Berlin Walling, Sonja, 12053 Berlin Helling, Susanne, Dr. med., 55124 Mainz Witt, Hannah, Dr. med., 35390 Gießen Hesse, Dana, Dr. med., 76829 Landau Wolff, Stefanie, 55218 Ingelheim Heyden, Maja, 35037 Marburg Würstle, Silvia, Dr. med., 81379 München Hoffmann, Marie Josephine, 15378 Herzfelde Jessen, Alina Marie, 17489 Greifswald Kampf, Lina Luise, 79102 Freiburg Kamprath, Johanna, 26919 Brake WIR GRATULIEREN Kärn, Stephanie, 80992 München-Moosach Keller, Annekathrin, Dr. med., 81247 München Dr. med. Regine Held, niedergelassene Hals-Nasen-Ohrenärz- Kern, Beate, Dr. med., 74532 Ilshofen tin aus Berlin, ist Ende Juni 2021 als „weitere Ärztin“ durch die Kesseler, Elisabeth, 52068 Aachen Delegierten des Deutschen Ärztetages in den Vorstand der Kiefer, Lina Luise, 50733 Köln Kipp, Anna Lea, 60322 Frankfurt Bundesärztekammer (BÄK) gewählt worden. Dr. Held ist Mit- Klemm-Mayer, Marleen, 23554 Lübeck glied im DÄB und hat in ihrer Bewerbung um diesen Vorstands- Koniarczyk, Pauline, 97070 Würzburg sitz die Gleichberechtigung von Ärztinnen und Ärzten in allen Kruska, Naziha, 97232 Giebelstadt beruflichen Belangen als ihr Anliegen deutlich gemacht. Kühne, Stephanie, 12101 Berlin Kühnle, Lara, 71706 Markgröningen Lauterbach, Enise, Dr. med., 54296 Trier Dr. med. Ute Seeland ist im Sommersemester 2021 Klara Layer, Bianca Cassandra, 72074 Tübingen Marie Faßbinder-Gastprofessorin an der Johannes Gutenberg- Lennartz, Nora, Dr. med., 12159 Berlin Universität in der Universitätsmedizin Mainz. Ihre Antrittsvor- Liekfeld, Anja, Prof. Dr. med., 12205 Berlin lesung trug den Titel „Exzellente Medizin ist geschlechter- Linhard, Maijana, 13359 Berlin Linke, Sabine, 50931 Köln sensibel“. Ute Seeland, Fachärztin für Innere Medizin mit Linnemannstöns, Anna, 29221 Celle Anerkennung als Gendermedizinerin (DGesGM), ist wissen- Ludwig, Alexandra, 04317 Leipzig schaftliche Mitarbeiterin und Habilitandin an der Charité- Manten, Katharina, 69120 Heidelberg Universitätsmedizin Berlin. 2019 hatte sie den Wissenschafts- Manz, Maike, Dr. med., MHBA, 60329 Frankfurt preis des DÄB erhalten. 18 ärztin 2 August 2021 68. Jahrgang
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