DIREKT Aktuelles vom Deutschen Baugewerbe

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DIREKT Aktuelles vom Deutschen Baugewerbe
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Aktuelles vom Deutschen Baugewerbe

                                     2/2018

75. Geburtstag von
ZDB-Präsident Loewenstein
Seite 4 – 5

BauForum Mittelstand
Seite 8 – 9

10. Wohnungsbau-Tag in Berlin
Seite 12 – 13
DIREKT Aktuelles vom Deutschen Baugewerbe
TOP                                       BETRIEBS-                                                      TOP
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DIREKT Aktuelles vom Deutschen Baugewerbe
dürfen übertriebene Reglementierungen          Bereits zum 10. Mal hat das Verbände-
                                                 nicht zu neuer Bürokratie und Eingriffen in    bündnis „Kampagne Impulse für den Woh-
                                                 die Planung der Baubetriebe führen.            nungsbau“, an dem auch der ZDB beteiligt
                                                                                                ist, Anfang März den Wohnungsbau-Tag
                                                 Wir werden uns daher weiter für die Interes-   veranstaltet. Zusammen mit Gästen der
                                                 sen unserer Mitgliedsbetriebe einsetzen.       Bundes-, Länder- und Kommunalebene
                                                 Unsere Forderung, die Kompetenzen für          wurde das Problem des Wohnungsmangels
                                                 Verkehr und Bauen wieder in einem Ressort      thematisiert. Diese breite Zusammenarbeit
                                                 zusammenzuführen, wurden leider nicht          ist auch dringend nötig: Bereits in diesem
Sehr geehrte Damen und Herren,                   aufgegriffen. Allerdings wurde das Thema       Jahr droht die geplante „Wohnbauoffensi-
                                                 Bauen im Deutschen Bundestag noch ein-         ve“ der neuen Bundesregierung, ihr Ziel
nach rekordverdächtigen 170 Tagen, die seit      mal aufgewertet und es wird nun ein eige-      von 375.000 neu gebauten Wohnungen
der Bundestagswahl vergangen sind, war es        ner Fachausschuss eingesetzt. Das begrü-       nicht zu erreichen, unter anderem auf-
Mitte März soweit: Das Regierungsbündnis         ßen wir sehr, zeigt es doch, dass man die      grund von Rückgängen bei den Baugeneh-
von CDU/CSU und SPD wurde offiziell verei-       drängenden Herausforderungen im Bereich        migungen. Hier gilt es also, den Worten
digt und kann nun endlich mit der ordentli-      Bauen erkannt zu haben scheint.                auch wirklich Taten folgen zu lassen!
chen Arbeit beginnen.
                                                 Die Erwartungen an die neue Bundesregie-       Aber es gibt fernab des Tagesgeschäfts in
Die Einschätzung des Koalitionsvertrags der      rung waren auch Gesprächsgegenstand            einer Verbandsorganisation auch immer
nicht mehr ganz so „Großen Koalition“ er-        beim BauForum Mittelstand, das Mitte           wieder besondere Anlässe. Einer von diesen
laubt ein ambivalentes Urteil für das Bauge-     Februar in Berlin stattgefunden hat.           besonderen Anlässen war der 75. Geburts-
werbe: Es ist zu begrüßen, dass in vielen        Schwerpunktthema der gemeinsamen Ver-          tag unseres Präsidenten, Dr.-Ing. Hans-Hart-
Bereichen Investitionsanreize zu finden sind.    anstaltung von ZDB und HDB waren die           wig Loewenstein. An der Festveranstaltung
So wird mit der „Wohnraumoffensive“ oder         öffentlichen Investitionen auf kommunaler      nahmen neben zahlreichen Weggefährten
der Einführung des „Baukindergelds“ wie          Ebene. In den Gesprächsbeiträgen der Gäs-      Loewensteins auch etliche Gäste aus Politik
auch der Fortführung der energetischen           te und Experten aus Politik, Wissenschaft      und Öffentlichkeit teil – ein Zeichen dafür,
Gebäudesanierung der gesamte Bereich             und öffentlicher Verwaltung wurde deut-        dass unsere Arbeit wahrgenommen und
Wohnungsbau gefördert. Auch der Erhalt           lich, dass mangelndes Fachwissen in den        geschätzt wird. Lieber Herr Dr. Loewenstein,
der Investitionslinie Verkehr mit rund 14        Bauverwaltungen und langwierige Pla-           wir gratulieren nochmals!
Milliarden Euro jährlich ist ein Signal in die   nungsverfahren zu den wesentlichen Her-
richtige Richtung.                               ausforderungen in der Umsetzung öffentli-      Ab sofort können Sie diese Zeitschrift übri-
                                                 cher Bauinvestitionsvorhaben zählen. Be-       gens auch bequem online lesen: Der ZDB ver-
Andererseits planen die Koalitionäre, die oh-    reits zum Ende der letzten Legislaturperio-    öffentlicht seine Periodika nun auch in einer
nehin schon umfangreichen Regelungen im          de wurde vom Bundesverkehrsministerium         neuen App, dem „Bau-Kiosk“. Selbstver-
Bereich Arbeitsrecht weiter auszubauen, bei-     eine Strategie zur Planungsbeschleunigung      ständlich stellen wir Ihnen aber auch weiter-
spielsweise im Bereich der sachgrundlosen        vorgestellt - wir werden die Initiativen der   hin gerne die Printausgabe zur Verfügung.
Befristung. Das sehen wir mit großer Skepsis.    neuen Bundesregierung in dieser Hinsicht
Gerade jetzt, wo die Baunachfrage groß ist,      aufmerksam und konstruktiv begleiten.          Ihr

                                                                                                RA Felix Pakleppa

                                                                                                                                            3
DIREKT Aktuelles vom Deutschen Baugewerbe
ZDB-Präsident Loewenstein feiert Geburtstag
Der ZDB ehrt seinen Präsidenten mit einer Festveranstaltung

Am 21. Februar 2018 würdigte der Zentral-       blieben wäre. „Wir haben viel verhandelt,         der Gratulanten ein. Man habe den jetzigen
verband des Deutschen Baugewerbe (ZDB)          und am Ende ist immer etwas Positives            ZDB-Präsidenten zwar auch mit einem wei-
mit einer Festveranstaltung den 75. Ge-         dabei herausgekommen“, würdigte der               nenden Auge von Hessen nach Berlin ziehen
burtstag seines Präsidenten, Dr.-Ing.           Staatssekretär die Hartnäckigkeit des             lassen, der Einsatz sei aber belohnt worden.
Hans-Hartwig Loewenstein. Zahlreiche            ZDB-Präsidenten. Dass es um die deutsche         „Politische Entscheidungsträger sind durch
Gäste aus Politik und Öffentlichkeit wie        Bauwirtschaft derzeit so gut bestellt sei,        die fast Mantra-artigen Wiederholungen
auch aus der Baubranche gratulierten.           dürfe er als Geburtstagsgeschenk für sich         Loewensteins gezwungen, sich mit den The-
                                                selbst beanspruchen.                              men der Bauwirtschaft auseinanderzuset-
„Wir haben genau den richtigen Ort für diese                                                      zen.“ Loewenstein würde, wie für einen typi-
 Veranstaltung ausgewählt“, kommentierte        Dem pflichtete auch Matthias Machnig in           schen Hessen üblich, Konflikte in aller Offen-
 Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des       seiner Ansprache bei. „Hans-Hartwig Loe-          heit angehen, um letzten Endes aber immer
 Zentralverbands Deutsches Baugewerbe, in       wenstein war ein Vorkämpfer dafür, die In-        zu einem versöhnlichen Ende zu kommen.
 seinen Begrüßungsworten die altehrwürdige      vestitionen in Infrastruktur wieder ganz
 Berlin-Brandenburgische Akademie der Wis-      oben auf die Tagesordnung zu setzen.“ Der         Eine besondere Überraschung erwartete
 senschaften, direkt am Berliner Gendarmen-     ZDB-Präsident habe nicht ideologisch, son-        den Jubilar schließlich zum Ende der Veran-
 markt. Schließlich sei Hans-Hartwig Loewen-    dern mit großem Sachverstand die Interes-         staltung: ZDB-Vizepräsident Franz-Xaver
 stein so etwas wie ein „Universalgelehrter“    sen seiner Mitgliedsbetriebe vertreten. Er        Peteranderl zeichnete Hans-Hartwig Loe-
 der Baubranche und habe als Vorkämpfer für     ermutigte den Jubilar, unbequem zu bleiben        wenstein für seine Verdienste um das deut-
 die Belange der Baubetriebe eingestanden,      und auch weiter einmal gegen den Strich zu        sche Baugewerbe mit dem Ehrenring des
 wie es die Gründungsväter der Akademie im      bürsten, wo dies notwendig sei. Die Präsenz       deutschen Baugewerbes aus. In seiner Lau-
 Geiste der Aufklärung taten.                   von Vertretern aus mehreren Ministerien           datio ging Peteranderl auf das unbedingte
                                                verdeutlichte auch, dass Loewenstein selbst       Eintreten für die Belange der mittelständi-
Rund 120 geladene Gäste waren gekommen,         bei einer komplexen Ressortzuständigkeit          schen Bauwirtschaft ein, das die Präsident-
um gemeinsam den runden Geburtstag des          stets auf die Wahrnehmbarkeit der Anliegen        schaft Loewensteins charakterisierte. „Wir
ZDB-Präsidenten zu würdigen, unter ihnen        aus der Bauwirtschaft geachtet hat.               können Hans-Hartwig Loewenstein als un-
auch Dr. Barbara Hendricks, geschäftsfüh-                                                         ermüdlichen Anwalt bezeichnen, der fort-
rende Bundesministerin für Umwelt, Natur-                                                         während für die Interessen ‚seiner‘ Mit-
schutz, Bau und Reaktorsicherheit. „Sie wa-                                                       gliedsbetriebe gekämpft hat“. Bescheiden
ren stets einer meiner wichtigsten An-
                                                        „Unternehmer wie                          und wissbegierig habe Loewenstein dafür
sprechpartner, wenn es um baugewerbliche            Hans-Hartwig Loewenstein                      gesorgt, dass das Baugewerbe auf dem poli-
Themen ging“, hob sie in ihrer Laudatio die                                                       tischen Parkett wahrgenommen wurde.
Bedeutung Loewensteins als Präsident des
                                                     bilden die zentrale Säule                   „Mit schon fast an Aktionismus grenzenden
Spitzenverbands hervor. Man habe gemein-                  der deutschen                           Eifer“ war der ZDB-Präsident beispielsweise
sam gute Rahmenbedingungen für die Bau-                                                           in mehreren Arbeitsgruppen und Kommissi-
wirtschaft befördern können, wodurch das
                                                         Volkswirtschaft“                         onen vertreten und nahm sich auch neuerer
Baugewerbe aktuell in so stabiler Verfas-                     Dr. Barbara Hendricks              Themen wie der Digitalisierung an. Peteran-
sung sei. Als „großer Kämpfer“ und mit „Lei-                                                      derl dankte Hans-Hartwig Loewenstein im
denschaft für die Sache“ sei Hans-Hartwig                                                         Namen von Vorstand und Geschäftsführung
Loewenstein bestrebt gewesen, für die Be-        Hans-Hartwig Loewenstein hat sich dabei          abschließend für seine Arbeit an der Spitze
lange der mittelständischen Baubetriebe          für Allianzen mit den Partnern der Bauwirt-      des Bauverbands.                         (da)
einzutreten. „Unternehmer wie Hans-Hart-         schaft eingesetzt. Hans Peter Wollseifer,
wig Loewenstein bilden die zentrale Säule        Präsident des Zentralverbands des deut-
der deutschen Volkswirtschaft und es ist         schen Handwerks, wies auf die Bedeutung
gut, dass er sich mit seiner Erfahrung so        des Baugewerbes als Schwergewicht in der
umfassend in die Verbandsorganisation ein-       deutschen Volkswirtschaft hin. In seinem
bringt“, lobte die Ministerin die langjährige    Grußwort nahm Wollseifer auf die berufli-
Tätigkeit des ZDB-Präsidenten im Einsatz für     che Heimat des ZDB-Präsidenten Bezug.
seinen Berufsstand.                             „Als Unternehmer im Straßenbau war
                                                 Hans-Hartwig Loewenstein am Fortkom-
Auch Rainer Bomba, Staatssekretär im Bun-        men und der Mobilität interessiert – und
desministerium für Verkehr und digitale          auch in der Verbandsarbeit ging es ihm dar-
Infrastruktur, und Matthias Machnig,             um, Wege zu ebnen“. Auf Loewenstein, ei-
Staatssekretär im Bundesministerium für          nen „hartnäckiger Streiter für die Interessen
Wirtschaft und Energie, brachten in ihren        der mittelständischen Bauwirtschaft“, sei
Grußworten die Wertschätzung für die Ar-        Verlass, in Berlin wie in Brüssel.
beit Loewensteins zum Ausdruck. Bomba
bezeichnete Loewenstein als „verlässlichen,     Rainer von Borstel, Hauptgeschäftsführer des
wichtigen Partner“, der als Verfechter der      Verbands baugewerblicher Unternehmer
Ziele seines Verbands zwar hart in der Sa-      Hessen, reihte sich in Vertretung seines er-
che gewesen sei, dabei aber immer fair ge-      krankten Präsidenten ebenfalls in die Reihe

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DIREKT Aktuelles vom Deutschen Baugewerbe
Dr.-Ing. Hans-Hartwig Loewenstein mit Frau Dorothea und der damaligen Bundes-       ZDH Präsident Hans Peter Wollseifer       Staatssekretär Rainer Bomba
bauministerin, Dr. Barbara Hendricks

Staatssekretär Matthias Machnig           Rainer von Borstel, Hauptgeschäftsfüh-    ZDB-Vizepräsident Franz-Xaver Peteranderl überreicht den Ehrenring des Deutschen
                                          rer des Verbands baugewerblicher Un-      Baugewerbes
                                          ternehmer Hessen

Zahlreiche geladene Gäste wohnten dem Festakt in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften bei.

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Mehr Geld, aber auch mehr Regulierungen:
Die Einschätzung zum neuen Regierungsprogramm
Noch nie hat die Regierungsbildung nach                    2019 hinaus den sozialen Wohnungsbau                 zu günstigeren Bedingungen abgegeben
einer Bundestagswahl so lange gedauert                     fördern und mindestens zwei Milliarden               werden. Die Gemeinden sollen ungenutztes
wie nach der Wahl 2017. Die neue Bundesre-                 Euro investieren. Zu diesem Zwecke muss,             Bauland zudem höher besteuern können.
gierung steht nun in den Startlöchern und                  das Grundgesetz geändert werden, was be-
das Regierungsprogramm liegt vor. Aus                      reits in der vergangenen Legislaturperiode           Leider hat man sich darauf verständigt,
Sicht des Baugewerbes finden sich darin gu-                vom ZDB befürwortet wurde.                           die Mietpreisbremse durch eine gesetzli-
te Anreize für Investitionen, aber auch neue                                                                    che Auskunftspflicht des Vermieters be-
Regulierungen im Bereich Arbeitsrecht.                     Geeinigt hat man sich auf die Einführung             züglich der Vormiete zu verschärfen. Die
                                                           eines Baukindergeldes. Um Familien beim              Modernisierungsumlage wird in Gebieten
Zweifelhafter Rekord in der Geschichte der                 Eigentumserwerb zu unterstützen, sollen              geltender Kappungsgrenzen für fünf Jahre
Bundesrepublik Deutschland: Über 160 Tage                  Familien, deren zu versteuerndes Haus-               befristet von 11 auf 8 Prozent abgesenkt.
hat es seit der Bundestagswahl im Septem-                  haltseinkommen unter 75.000 Euro liegt,              Mit einer neuen Kappungsgrenze darf die
ber 2017 gebraucht, bis nach dem Mitglie-                  zehn Jahre lang pro Kind jährlich 1.200 Euro         Miete künftig nach einer Modernisierung
dervotum der SPD Anfang März dieses Jahres                 erhalten. Zusätzlich wird pro Kind ein Frei-         nicht um mehr als 3 Euro pro Quadratme-
grünes Licht für das neue Regierungsbündnis                betrag in Höhe von 15.000 Euro eingeführt.           ter Wohnfläche innerhalb von 6 Jahre er-
gegeben werden konnte. Nach einer Zeit, die                                                                     höht werden. Die Verschärfungen werden
im wahrsten Sinne des Wortes durch viel Hin                Die energetische Gebäudesanierung soll               sich auf die Modernisierungsquote und
und Her geprägt war, steht nun die neue                    fortgeführt und die Programme besser un-             damit auch auf den Klimaschutz kontra-
Bundesregierung in den Startlöchern.                       tereinander abgestimmt werden. Außerdem              produktiv auswirken.
                                                           soll sie steuerlich gefördert werden; die An-
Der Blick in den 177 Seiten umfassenden Koa-               tragssteller erhalten darüber hinaus ein             Mit einem Planungs-und Beschleunigungs-
litionsvertrag zeigt, dass sich im Regierungs-             Wahlrecht zwischen einer Zuschussförde-              gesetz will man mehr Dynamik in die Berei-
programm von CDU/CSU und SPD für das                       rung und einer Reduzierung des zu versteu-           che Verkehr, Infrastruktur, Energie und
Baugewerbe Licht und Schatten finden lassen.               ernden Einkommens.                                   Wohnen bringen.
Das Licht überwiegt hierbei: Obwohl die Aus-
weitung sozialstaatlicher Leistungen die be-               Auch für den frei finanzierten Wohnungsbau           Die Koalitionsarbeitsgruppe Wirtschaft hat-
triebliche Entwicklung hemmt, finden sich                  sollen steuerliche Anreize geschaffen wer-           te in ihrem Abschlusspapier die Abschaf-
richtige Investitionsanreize im Wohnungsbau,               den. Dazu wird eine bis Ende 2021 befristete         fung der VOB durch Integration in eine Ver-
in der energetischen Sanierung oder für die                Sonderabschreibung eingeführt, die zusätz-           gabeverordnung vorgesehen. Dagegen ha-
Verkehrswege. Die Kapital im Detail:                       lich zur linearen Abschreibung von zwei Pro-         ben wir entschieden protestiert, so dass
                                                           zent über vier Jahre fünf Prozent beträgt.           daraus nun ein Prüfauftrag geworden ist.
1. Bauen
                                                           Den Ländern soll ermöglicht werden, den              Auf der anderen Seite haben sich die Baupo-
Das Kapitel „Bauen“ enthält vielverspre-                   erstmaligen Grunderwerb von der Grunder-             litiker im Kapitel „Innovation und Wirt-
chende Anreize. Es ist zu begrüßen, dass die               werbsteuer freizustellen oder ihn mit Frei-          schaftlichkeit beim Bauen“ zum Erhalt der
Bundesregierung den Wohnungsbau ankur-                     beträgen zu versehen.                                VOB „als faire, wettbewerbsneutrale und
beln will und das Ziel ausgegeben hat, 1,5                                                                      von allen Bauverbänden getragene Verfah-
Millionen Wohnungen in der laufenden Le-                   Außerdem soll der Bund den Städten und               rensregelung garantiert gute Bauleistungen.
gislaturperiode neu zu bauen („Wohnungs-                   Gemeinden helfen, günstig Bauland zu be-             Sie ist zu sichern und anwenderorientiert
bauoffensive“). Der Bund will auch über                    schaffen, indem bundeseigene Grundstücke             weiterzuentwickeln“1 bekannt.

Das Bau-Kapitel enthält richtige Investitionsanreize, bspw. ein „Baukindergeld“.   Auch im Verkehrsbereich soll weiter investiert werden.

6     DIREKT 2/2018
DIREKT Aktuelles vom Deutschen Baugewerbe
2. Verkehr                                          B1-Handwerken in die Anlage A enthalten             ein Stück mehr. Außerdem soll die Einfüh-
                                                    war, ist man im Koalitionsvertrag doch prä-         rung einer Gründerzeit ähnlich der Familien-
Der Forderung des ZDB nachkommend, will             ziser geworden und hat sich klar zum Meis-          pflegezeit geprüft werden, um Gründungen
die neue Bundesregierung Diesel-Fahrverbo-          terbrief bekannt: „Wir werden den Meister-          aus der Beschäftigung heraus zu erleichtern.
te (Stichwort „Blaue Plakette“) vermeiden.          brief erhalten und verteidigen. Wir werden          Diese Regelung geht stark zu Lasten des
Ob das nach der Entscheidung des Bundes-            prüfen, wie wir ihn für einzelne Berufsbilder       Arbeitgebers, der somit in seinem Betrieb
verwaltungsgerichts vom 27. Februar 2018            EU-konform einführen können“3. Aus Sicht            die eigene Konkurrenz fördern muss.
gelingen wird, bleibt allerdings abzuwarten.        der mittelständischen Bauwirtschaft ist
Ebenso wurde von einer Ausdehnung der               diese Haltung zu begrüßen.                          5. Umwelt, Klimaschutz
Maut auf Fahrzeuge mit einem zulässigen
Gesamtgewicht von 3,5 t bis 7,5 t abgesehen,        4. Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik                  Positiv ist, dass sich die große Koalition im
die wir bereits während der Sondierungsge-                                                              Bereich der Kreislaufwirtschaft darauf geei-
spräche sehr kritisch kommentiert haben.            Die Sozialversicherungsbeiträge sollen bei          nigt hat, Abfallvermeidung und Recycling zu
                                                    unter 40 Prozent stabil gehalten werden. Ob         stärken, die Einsatzmöglichkeiten für recy-
Die Mittel für die Verkehrsinvestitionen sol-       das angesichts der Rückkehr zur paritäti-           celte Materialien zu verbessern und ent-
len „mindestens auf dem heutigen Niveau“            schen Finanzierung der gesetzlichen Kran-           sprechende Anreize zu prüfen.
mit rund 14 Mrd. Euro2 fortgeführt werden.          kenversicherung, der geplanten “Grundren-
Die Mittel für das Gemeindeverkehrsfinan-           te“, der „Mütterrente II“ und der Beibehal-         Die Mantelverordnung soll auch in dieser
zierungsgesetz sollen bis 2021 auf jährlich         tung eines Rentenniveaus von 48 % gelingen          Legislaturperiode wieder auf den Tisch kom-
eine Milliarde Euro erhöht und danach dyna-         kann, bleibt abzuwarten.                            men, nachdem sie im September 2017 kurz
misiert für Aus- und Neubaumaßnahmen                                                                    vor der Bundestagswahl vom Bundesrat
zur Verfügung gestellt werden.                      Einen Beitrag zu einem faireren Wettbe-             gestoppt worden war. In Anbetracht der
                                                    werb im Baugewerbe kann die vorgesehene             300 Anträge, die seitens der Länder im Bun-
Entgegen der Vorstellung des deutschen              Altersvorsorgepflicht für alle Selbständigen        desrat eingegangen sind, will man den ein-
Baugewerbes hat man sich zur Frage von              leisten, bei der sie zwischen einer Absiche-        fachen Weg gehen und den Ländern per
ÖPP als Beschaffungsmaßnahme im Koaliti-            rung in der Rentenversicherung oder ande-           Öffnungsklausel gestatten, länderspezifi-
onsvertrag darauf verständigt, die ÖPP-Pro-         ren insolvenzsicheren Lösungen wählen               sche Regelungen weiterhin beizubehalten.
jekte der Staffeln 1-3 zu realisieren. Erfreu-      können (Opt-out-Lösung).                            Das ist insofern problematisch, als dass da-
lich dabei ist aber, dass die Realisierung un-                                                          durch ein Flickenteppich entstehen wird
ter den Vorbehalt gestellt wird, dass deren         Sachgrundlos befristete Arbeitsverträge             und sich Unternehmer eben nicht nur auf
Wirtschaftlichkeit auf Basis der mit dem            werden künftig gesetzlich auf eineinhalb            die Vorgaben der Bundesebene verlassen
Bundesrechnungshof abgestimmten Regu-               statt bisher zwei Jahre begrenzt. Kettenbe-         können.                                    (ji)
larien transparent nachgewiesen werden              fristungen werden abgeschafft. Für die Be-
muss. Hierbei wurde eine Forderung des              triebe deutet diese Regelung einen wesent-
Baugewerbes aufgegriffen.                           lichen Rückschritt.

3. Meisterpflicht                                   Auch das Recht auf befristete Teilzeit für
                                                    Unternehmen mit mehr als 45 Mitarbeitern                                        1
                                                                                                                                        Koalitionsvertrag, S. 116
Nachdem im Sondierungspapier keine Aus-             greift in die unternehmerische Freiheit der                                      2
                                                                                                                                         Koalitionsvertrag, S. 74
sage zur Frage der Rückführung von                  Betriebe ein und reguliert das Arbeitsrecht                                     3
                                                                                                                                         Koalitionsvertrag, S. 65

Gutes Signal: Klares Bekenntnis zum Meisterbrief.                           Die bürokratieintensive Mantelverordnung soll nochmals überprüft werden.

                                                                                                                                                               7
DIREKT Aktuelles vom Deutschen Baugewerbe
Kommunale Investitionen im Mittelpunkt des
BauForums Mittelstand 2018
Am 21. und 22. Februar 2018 luden der           Investitionen scheiterten nicht mehr an den    zial geringer und die Produktivität damit
Hauptverband der Deutschen Bauindustrie         Finanzierungsmöglichkeiten: „Das Geld ist      niedriger sei. Der Blick auf die Investitions-
(HDB) und der Zentralverband des Deut-          da“. Vielmehr müsse es jetzt darum gehen,      tätigkeit einzelner Kommunen veranlasse
schen Baugewerbes (ZDB) gemeinsam zum           Planungssicherheit zu schaffen. Auch Ker-      zur Sorge, so Fratzscher. „Wir sehen ein
BauForum Mittelstand 2018. Zusammen             stin Andreae bemängelte den Personal- und      zunehmendes Nord-Süd-Gefälle und müs-
mit Gästen aus Politik, Wissenschaft und        Kompetenzmangel in den kommunalen              sen uns fragen, ob für einzelne Kommunen
öffentlicher Verwaltung wurden Herausfor-       Bauverwaltungen. Dennoch sei die Heraus-       nicht eine Entschuldung notwendig ist“.
derungen und Chancen im Bereich der In-         forderung des Investitionsstaus in der öf-     Der DIW-Chef ging noch weiter: Angesichts
vestitionstätigkeit auf kommunaler Ebene        fentlichen Hand bekannt; nun gelte es, ge-     der zu erwartenden demografischen Ent-
beleuchtet.                                     meinsam an Lösungen zu arbeiten.               wicklung dränge sich die Frage auf, ob eini-
                                                                                               ge Kommunen überhaupt erhalten werden
Bereits zum dritten Mal haben die beiden        Bei einem gemeinsamen Abendessen ging          können. Fratzscher plädierte aber für eine
Bauspitzenverbände Unternehmerinnen             Nicola Beer, Generalsekretärin der Freien      andere Kausalität. „Wenn wir in den struk-
und Unternehmer aus ganz Deutschland zu         Demokraten, in ihrer Keynote Speech auf        turschwachen Kommunen wieder mehr
der gemeinsamen Fachkonferenz geladen.          die Notwendigkeit ein, die soziale Markt-      investieren, fördern wir damit auch Zuzug
Ihnen bot sich ein Programm mit hochrangi-      wirtschaft auch im 21. Jahrhundert zu ver-     und wirtschaftliche Aktivität“.
gen Vertretern aus Politik und Wissenschaft,    teidigen. Einmal mehr erläuterte sie, dass
auch die Seite der öffentlichen Hand war        für ihre Partei bei den „Jamaika“-Sondierun-    Schließlich verwies Fratzscher auf die enor-
vertreten. Die anwesenden Unternehmer           gen die Frage entscheidend gewesen sei, bis     me Bedeutung von Aus- und Weiterbildung
hatten Gelegenheit, mit Carsten Linnemann       wohin der Kompromiss vertretbar sei und         vor dem Hintergrund des technologischen
(MdB), Vorsitzender der Mittelstands- und       wo die Selbstaufgabe beginnen würde.            Fortschritts und der Digitalisierung. Investi-
Wirtschaftsvereinigung der CDU/CSU, und                                                         tionen in Forschung und Entwicklung seien
Kerstin Andreae (MdB), wirtschaftspoliti-       „Wir haben als Politiker nicht die Aufgabe,     ebenso zentral wie die Förderung der ent-
sche Sprecherin der Fraktion Bündnis 90/         das ‚Heute‘ zu verwalten, sondern müssen       sprechenden Infrastruktur, beispielsweise
Grüne im Deutschen Bundestag, aktuelle           Vordenker sein, Chancen aufzeigen und die      durch flächendeckenden Breitbandausbau.
Anliegen der Bauwirtschaft zu thematisie-        Menschen auf dem Weg nach vorne mit-          „Die Renditeerwartung von öffentlichen In-
ren. Der CDU-Politiker äußerte sich zu den       nehmen“, so Beer. Sie versicherte, auch aus    vestitionen ist entgegen der manchmal ver-
für die Baubranche relevanten Themen aus         der Rolle einer Oppositionspartei für einen    breitenden Skepsis sehr gut“, fasste Fratz-
dem vorliegenden Koalitionsvertrag. „Wir         politischen Aufbruch zu kämpfen. Man           scher zusammen.
sehen den Meisterbrief nicht als nicht-tari-     könne auch als kleine Kraft eine träge Mas-
färes Handelshemmnis, sondern als Quali-         se in Bewegung setzen, wenn der Hebel          Die Sicht der öffentlichen Verwaltung legte
täts- und Bildungsstandard“, kommentierte        richtig angesetzt sei. Schließlich würdigte    dann Uwe Zimmermann, stellvertretender
er das Vorhaben, die Wiedereinführung der        sie die gesamtwirtschaftliche Bedeutung        Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städ-
Meisterpflicht für einige Gewerke in der be-     von Unternehmern und plädierte für eine        te- und Gemeindebundes, dar. „Auch Kom-
ginnenden Legislaturperiode zu prüfen. Es        andere Gründerkultur: „Wir brauchen als        munalpolitik sei Politik. Kein einziges städ-
sei wichtig, dass Politik nicht zur Schaffung    Land eine andere Mentalität, was Verände-      tisches Schwimmbad könnte erhalten wer-
eines falschen Klimas beitrage, warnte er        rung angeht: Wir müssen Chancen sehen,         den, wenn es nur nach kaufmännischen
vor falschen Maßnahmen in der Gebäudes-          nicht nur Probleme.“                           Gesichtspunkten beurteilt würde“, relati-
anierung oder nicht zielführenden                                                               vierte er das bisweilen starke Wirtschaft-
Investitionsanreizen.                           Der zweite Tag des BauForums richtete den       lichkeitsdenken von Entscheidungsträgern.
                                                Fokus auf kommunale Investitionen.             Zimmermann wies zudem darauf hin, dass
Kerstin Andreae betonte, dass im Koalitions-                                                    die Finanzierungsmöglichkeiten für Kom-
vertrag von CDU/CSU und SPD die entschei-       Prof. Marcel Fratzscher, Präsident des Deut-    munen durch den Bund beschränkt seien.
denden Zeichen für einen Aufbruch fehlten.      schen Instituts für Wirtschaftsforschung,      „Aus dem Kooperationsverbot muss ein
Sie wies neben der Digitalisierung, die ganz-   ging in seinem Vortrag auf Erfolge wie auf      Kooperationsgebot werden“. Investitionen
heitlich auch in Hinblick auf Aus- und Wei-     Herausforderungen für die Baubranche in         scheiterten außerdem häufig nicht an feh-
terbildung gedacht werden müsse, auf die        Deutschland ein. Diese seien oft zwei Seiten    lenden Finanzierungsmöglichkeiten, auch
großen Herausforderungen in den Berei-          einer Medaille: „Der Bau boomt und insbe-       mangelndes Personal in den kommunalen
chen Fachkräfte, demografische Entwick-         sondere im Wohnungsbau sehen wir derzeit       Verwaltungen oder Kapazitätsengpässe in
lung und Energie- und Klimapolitik hin.         eine starke Nachfrage. Allerdings gibt es       der Baubranche hemmten neue Bauvorha-
Im Gespräch mit den Teilnehmern wies            starke regionale Unterschiede, die wir be-      ben. In einem „Masterplan“ verwies er zu-
ZDB-Präsident Dr.-Ing Hans-Hartwig Loe-         achten müssen. Auch haben wir einen ho-         dem auf die Notwendigkeit, überbordende
wenstein darauf hin, dass in Zeiten guter       hen Leistungsbilanzüberschuss, der aber         Regulierung und Administration zu vermei-
Baukonjunktur Maßnahmen zur Absiche-            gleichzeitig Ausdruck einer Investitions-       den und die Digitalisierung endlich als
rung zu treffen seien. Er forderte, die Er-     schwäche in Deutschland selbst ist.“            Chance zu begreifen.
kenntnisse zu nutzen, die während der letz-
ten Legislaturperiode in der „Fratz-            Deutschland lebe in großen Teilen von der      Mandy Herrmann, Geschäftsführerin der
scher-Kommission“ oder in der Reformkom-        Substanz, kommentierte der Ökonom den          Schulbau Hamburg/Gebäudemanagement
mission Großprojekte erarbeitet wurden.         Investitionsstau. Man müsse jetzt für Zei-     Hamburg, zeigte die Neuorganisation von
Carsten Linnemann versicherte, öffentliche      ten vorbauen, in denen das Erwerbspoten-       schulischen Bauinvestitionen in Hamburg

8    DIREKT 2/2018
DIREKT Aktuelles vom Deutschen Baugewerbe
Carsten Linnemann MdB (CDU), Bundesvorsitzender der MIT                          Nicola Beer MdB, Generalsekretärin der Freien Demokraten, und ZDB-Präsident
                                                                                 Dr.-Ing. Hans-Hartwig Loewenstein

DIW-Präsident Prof. Marcel Fratzscher                    Mandy Herrmann, Schulbau Hamburg/ Gebäudema-         Uwe Zimmermann, Deutscher Städte- und
                                                         nagement Hamburg                                     Gemeindebund

Kerstin Andreae, wirtschaftspol. Sprecherin von Bündnis 90/ Grüne                Die Stärkung öffentlicher Investitionen steht im Mittelpunkt der Veranstaltung.

auf. In einem dreigliedrigen System aus der              wies aber auch auf die politische Rahmen-            an Verwaltungshandeln: Die Anforderun-
Finanzverwaltung der Stadt („Vermieter“),                setzung hin. „Der politische Wille ist not-          gen sind nicht klar, Bauland wird nicht zur
der Schulbehörde („Mieter“) und einem                    wendig und die entscheidende Kraft bei der           Verfügung gestellt und auch die fristge-
Dienstleister für Bewirtschaftung und Bau                Umsetzung solcher Großprojekte. Der Erfolg           rechte Zahlung ist mitunter problematisch“.
sei so die Investitionsplanung für das ge-               basiert auf der gemeinsamen Planung“.                Dennoch zeigte er sich optimistisch. „Wir
samte Stadtgebiet strukturiert. Dies gebe                                                                     stehen bereit!“                          (da)
der öffentlichen Hand die Gewissheit, dass               In der abschließenden Diskussionsrunde
die Bedarfe fristgerecht abgedeckt werden                nahm ZDB-Präsident Loewenstein noch-
und den Baubetrieben Planungssicherheit                  mals die kommunalen Verwaltungen in die
bei der Kapazitätsauslastung. Herrmann                   Pflicht: „Wir sehen leider oft einen Mangel

                                                                                                                                                                   9
DIREKT Aktuelles vom Deutschen Baugewerbe
Lohn- und Gehaltstarifrunde im Bau

Die Bau-Tarifvertragsparteien haben am                                                                     Von daher haben die Bau-Arbeitgeber in der
7. Februar die Tarifverhandlungen zum                                                                      ersten Tarifverhandlungsrunde am 7. Febru-
Neuabschluss der gekündigten Lohn- und                                                                     ar 2018 erst einmal kräftig auf die Bremse
Gehaltstarifverträge und der Tarifverträge                                                                 getreten. Sie haben dabei konkret analy-
über ein 13. Monatseinkommen aufgenom-                                                                     siert, welche Forderungen tatsächlich in der
men. Die Tarifverhandlungen stehen dabei                                                                   Tarifrunde zwingend verhandelt werden
trotz und wegen der guten Konjunkturlage                                                                   müssen – Lohn, Gehalt, Ausbildungsvergü-
unter schwierigen Voraussetzungen.                                                                         tung, Ost-West-Angleichung, 13. Monats-
                                                                                                           einkommen – und welche Forderungsbe-
Die Verhandlungspartner gingen mit deutli-                                                                 standteile Gegenstand noch ungekündigter
chen Worten in die Gespräche: Die Konjunk-                                                                 Tarifverträge sind:
turlage hat die Gewerkschaft IG BAU dazu                                                                   Wegezeitvergütung und Ausbildungskosten.
verleitet, bei der Formulierung der Forderun-                                                              Sie haben auch den Forderungskatalog der
gen einen wahrhaft „kräftigen Schluck aus        Dietmar Schäfers, stellvertretender Vorsitzender der IG   IG BAU sehr eindringlich hinterfragt. Und
der Pulle“ zu fordern, wie der IG BAU-Ver-       BAU, (l.) mit ZDB-Vizepräsident Frank Dupré vor Be-       natürlich war auch klar, dass die Einschät-
handlungsführer selber darstellte. Gefordert     ginn der Tarifverhandlung.                                zung der wirtschaftlichen Situation und
werden eine Erhöhung der Löhne und Gehäl-                                                                  Perspektiven der Branche, der nun notwen-
ter um mindestens sechs Prozent, verbun-                                                                   digen Reaktionen durch beide Seiten – Ar-
den mit der Erwartungshaltung, dass bei                                                                    beitgeber und Gewerkschaften – nicht
den unteren Lohngruppen – Lohngruppe 2b          men. Seit 2010 sind fast 120.00 Arbeitsplät-              übereinstimmt. Aber es wäre auch sehr
im Westen und Lohngruppe 2 im Osten –            ze geschaffen worden, die Tariflöhne am                   überraschend, wenn man so schnell zu ei-
überproportionale Erhöhungen erfolgen.           Bau sind stärker gestiegen als die Verbrau-               ner Einigung, möglicherweise sogar zu ei-
Gleichzeitig soll aber auch noch ein kräftiger   cherpreise, so dass netto für die nach Tarif-             nem Tarifabschluss gefunden hätte.
Schritt in Richtung Angeleichung der Ost-Ta-     lohn bezahlten Beschäftigten über 10 Pro-
riflöhne und -Gehälter an das Westniveau         zent mehr Geld in der Tasche blieb. Nach-                 In der zweiten Verhandlungsrunde, die am
erfolgen. Daneben fordert die Gewerkschaft       holbedarf lässt sich damit eigentlich aus                 28. Februar und am 1. März in Berlin statt-
eine Erhöhung des bisher anteiligen 13. Mo-      Gewerkschaftssicht nicht reklamieren. Aber                gefunden hat, lag der Schwerpunkt auf dem
natseinkommens (93 Gesamttarifstundenlö-         das gesamte Forderungsvolumen bewegt                      13. Monatseinkommen sowie der Ost-West-
hne) auf ein volles 13. – das wären dann 178     sich dennoch in der abenteuerlichen Grö-                  Angleichung von Löhnen und Gehältern.
Gesamttarifstundenlöhne. Zudem will man          ßenordnung von sage und schreibe 30 Pro-                  Aufgrund des umfangreichen Forderungska-
die Erstreckung des tariflichen 13. Monats-      zent. Das ist schon kein Schluck aus der                  talogs der IG BAU, der ein finanzielles Volu-
einkommens auf die Tarifgebiete des ZDB          Bierpulle mehr, sondern ein ganz großes                   men von plus 30 % bedeutet, gestaltete sich
erreichen, die hier bisher noch weiße Flecken    Bierfass. Aber eine derartige Forderung                   die Verhandlung überaus schwierig. Die Ar-
sind: Schleswig-Holstein, Bremen, Nieder-        bringt – um im Bild zu bleiben – das Fass                 beitgeber haben ausgehend vom Tarifgebiet
sachsen, Hessen und Ostdeutschland. Abge-        zum Überlaufen.                                           Ost den Verteilungsspielraum mit 6 % bei
rundet wird das Forderungspaket durch die                                                                  einer Laufzeit von 24 Monaten beziffert.
Forderung nach Vergütung von Wegezeiten                                                                    Eine konkrete Ausdifferenzierung für das
zu Baustellen ab einer bestimmten Wegezeit                                                                 Tarifgebiet West haben sie dann nicht mehr
und Entfernung auch in den Fällen, in denen
                                                       Aufgabe der Tarifpolitik                            vorgenommen. Die Gewerkschaft war nicht
keine Übernachtung vor Ort erfolgt. Letzt              ist es, Mindestarbeits-                             bereit, darüber zu diesem Zeitpunkt weiter
Punkt: die Erstattung von Fahrt- und Über-                                                                 zu verhandeln.
nachtungskosten, die Auszubildenden ent-
                                                      bedingungen zu schaffen
stehen, wenn sie Landes- oder Bundesbe-                                                                    Dennoch sind beide Seiten bestrebt, in frei-
rufsschulklassen besuchen müssen.                                                                          en Verhandlungen zu einem Abschluss zu
                                                 Denn während Konjunkturkurven für den                     kommen. Am Ende muss das Gesamtpaket
                                                 Bau mal nach oben, mal nach unten zeigen,                 stimmen. Die Tarifverhandlungen werden
                                                 ist die Bereitschaft, das Tarifniveau in                  am 16. und 17. April fortgesetzt.        (jö)
       Seit 2010 sind fast                       schwierigen Zeiten nach unten zu korrigie-
      120.000 Arbeitsplätze                      ren, auf Gewerkschaftsseite nirgendwo
                                                 sehr groß. Der ZDB als diesjähriger Ver-
       geschaffen worden                         handlungsführer der Arbeitgeber in den
                                                 Tarifverhandlungen muss daher sehr sorg-
                                                 fältig darauf achten, dass der Bauboom
Tatsächlich ist der Bau auf guten Nach-          nicht zu Leichtsinn in der Tarifpolitik ver-
wuchs und gute Fachkräfte angewiesen.            führt. Aufgabe der Tarifpolitik ist es, Min-
Dafür zahlt er bereits auch jetzt gute Tarif-    destarbeitsbedingungen zu schaffen. Das
löhne. Die Ausbildungsvergütungen neh-           bedeutet, dass wir immer Spielraum lassen
men vom Niveau her Spitzenplätze ein, glei-      müssen für regionale Arbeitsmarktentwick-
ches gilt für den Mindestlohn und die übri-      lungen. Und nicht alles das, was in einzel-
ge tarifliche Vergütung. Und die Beschäftig-     nen großen Unternehmen gezahlt wird, ist
ten haben ein sehr großes Stück vom              von allen in der Branche verkraftbar und für
Kuchen des Baubooms bereits abbekom-             eine tarifliche Regelung geeignet.

10   DIREKT 2/2018
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10. Wohnungsbau-Tag der
„Kampagne für den Wohnungsbau“
Am 1. März 2018 fand in Berlin der diesjähri-
ge Wohnungsbau-Tag der „Kampagne für
den Wohnungsbau“ statt. Im Zentrum des
Branchentreffens, das zum 10. Mal Vertreter
aus Politik und Wirtschaft zusammenbringt,
stand die Frage des Wohnungsmangels.

1,5 Millionen Neubauwohnungen bis 2021 –
das ambitionierte Ziel aus dem neuen Koaliti-
onsvertrag droht schon im ersten Jahr ver-
fehlt zu werden. Der Wohnungsbau-Tag bot
erneut eine Plattform, über Herausforderun-
gen und Lösungen in der Frage des Woh-
nungsbaus zu sprechen. Gastgeber war das
Verbändebündnis Wohnungsbau, dem auch
der ZDB angehört und das sich 2009 am Tief-
punkt der Baufertigstellungen im Jahr 2009
gebildet hat.

Immer wieder wird im politischen Raum
geäußert, Deutschland sei zu Ende gebaut.              Vertreter aller Ebenen der Politik treffen beim Wohnungsbau-Tag zusammen.
Dass dies eine Fehleinschätzung ist, wird
nicht zuletzt durch die steigenden Zuwan-
derungszahlen gezeigt. In der letzten Legis-           Müller und Ina Scharrenbach, Bauministerin             an Neubauwohnungen noch deutlich von
laturperiode wurde erstmalig die Intention,            in Nordrhein-Westfalen nahmen an dem                    dem entfernt, was eigentlich benötigt wird
bezahlbaren Wohnungsbau zu schaffen,                   Fachforum teil, ebenso wie die Oberbürger-             – Grund zur Entwarnung gibt es also noch
mit dem Koalitionsvertrag politisch aufge-             meister aus Leipzig, Mainz und Tübingen,               nicht. Daher brauche es weiter die Unter-
griffen. Das Bündnis für bezahlbares Bauen             Burkhard Jung, Michael Ebling und Boris                stützung des Bundes im sozialen Wohnungs-
und Wohnen und die Baukostensenkungs-                  Palmer und der Hauptgeschäftsführer des                bau. Barbara Hendricks ging in ihrer Keynote
kommission wurden eingerichtet. Vertreter              Deutschen Städtetags, Helmut Dedy.                     auf die Pläne der neuen schwarz-roten Koali-
der Bund-, Länder und Gemeinde-Ebene                                                                          tion ein und betonte, dass nur Politik und
richteten nun im Rahmen des Wohnungs-                  Alle Podiumsteilnehmer verwiesen auf die               Baubranche dem Problem des Wohnungs-
bau-Tags 2018 den Blick auf die kommen-                Dringlichkeit, ausreichend preiswerten Woh-            mangels Herr werden könnten.
den Herausforderungen.                                 nungsbau bereitzustellen, um sozialen Span-
                                                       nungen in der Stadtgesellschaft vorzubeu-               Die Diskussion zeigt auch, dass ein differen-
Gäste auf dem Podium waren neben der                   gen. Dass in der Thematik des Wohnungs-                 zierter Blick auf die Wohnungsmärkte in
geschäftsführenden Bundesbauministerin                 mangels diese Spannungen aber angelegt                  Deutschland wichtig ist. Bodo Ramelow
Dr. Barbara Hendricks unter anderem auch               sind, zeigt ein Blick auf die Zahlen: So                weist darauf hin, dass in Thüringen in Hots-
Daniel Günther, Ministerpräsident von                  braucht es nach Angaben des Verbände-                   pots wie Erfurt, Jena und Weimar preiswer-
Schleswig-Holstein, und Bodo Ramelow, Mi-              bündnisses rund eine Million Wohnungen.                 ter Wohnraum knapp ist, in weiten ländli-
nisterpräsident von Sachsen-Anhalt. Auch               Auch wenn im vergangenen Jahr der Woh-                  chen Bereichen hingegen akuter Leerstand
Berlins Regierender Bürgermeister Michael              nungsbau wieder zugelegt hat, ist die Anzahl            droht. Hier braucht es Konzepte, Schwarm-
                                                                                                               städte durch intelligenten ÖPNV an das Um-
                                                                                                               land besser anzubinden, um den Nachfrage-
                                                                                                               druck von den Städten zu nehmen. Die Ver-
                                                                                                               treter der Gemeindeebene machten deut-
                                                                                                               lich, dass es dazu einen ganzen Mix von
                                                                                                               Maßnahmen braucht. Dazu gehört der Neu-
                                                                                                               bau von Wohnungen ebenso, wie die Er-
                                                                                                               tüchtigung der Bestände.

                                                                                                               Im Rahmen des Wohnungsbautags legten
                                                                                                               das Pestel-Institut (Hannover) und die Ar-
                                                                                                               beitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen
                                                                                                               (ARGE Kiel) die gemeinsame Studie „Das
                                                                                                               Baujahr 2018 im Fakten-Check“ vor. Diese
                                                                                                               beleuchtet die Rahmenbedingungen im
                                                                                                               Bereich des Wohnungsbaus und mahnt
                                                                                                               einen enormen Mangel an Sozialwohnun-
Die Partner des Verbände-Bündnisses bei der gemeinsamen Pressekonferenz                                        gen an (siehe Kasten).

12    DIREKT 2/2018
Die Debatte zur Frage des Wohnungs-         Um Licht in das vermeintlich Dunkle zu brin-              Zwischen den verfügbaren Sozialwohnun-
   mangels wird immer wieder mit zwei-         gen, haben das Pestel Institut (Hannover) und             gen und der potenziellen Anspruchsgrup-
   felhaften Argumenten geführt –              die Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes                   pe klafft eine eklatante Lücke. So haben in
   Deutschland sei fertig gebaut, ist da der   Bauen e.V. die Sachlage im Wohnungsbau in                 Großstädten zwischen einem Drittel und
   Tenor. Zu diesen Thesen gehören             einer neuen Studie untersucht. Die Studie, die            der Hälfte aller privaten Haushalte theo-
   beispielsweise:                             vom Verbändebündnis Wohnungsbau in Auf-                   retisch Anrecht auf eine Sozialwohnung.
                                               trag gegeben wurde, analysiert die politischen            Tatsächlich sind bundesweit aber nur
  •   „Wohnungsmangel? Die Baugeneh-           und strukturellen Rahmenbedingungen des                   rund sechs Prozent aller Wohnungen als
      migungen sind doch gut nach oben         Wohnungsbaus. Deutliche Erkenntnis:                       solche ausgewiesen.
      gegangen!“
  •   „Wohnungsmangel? Es gibt doch                                                                      Das Verbändebündnis Wohnungsbau for-
      genug leerstehende Wohnungen!“           Genehmigte und fertiggestellte Wohnungen                  dert daher, dass jede fünfte neu errichte-
  •   „Erst wenn der Wohnungsbau sich          von 1993 bis 2016 sowie die Entwicklung                   te Wohnung eine Sozialmietwohnung
      deutlich abschwächt, macht eine          des Wohnungsdefizits seit 2010                            sein muss. Außerdem ist es geboten, dass
      Förderung Sinn.“                                                                                   der Bund seine Mitverantwortung für den
  •   „Wenn der Staat den bezahlbaren                                                                    sozialen Wohnungsbau behält. Alle drei
      Wohnungsbau fördert, stecken sich                                                                  Ebenen, Bund, Länder und Kommunen
      die Bauherren und die Bauunter-                                                                    sind außerdem aufgerufen, verbilligt Bau-
      nehmen das Geld sowieso nur in die                                                                 land bereitzustellen.
      eigene Tasche.“
  •   „Warum mehr Sozialwohnungen?
      Es gibt doch das Wohngeld!“
  •   „Der Bund muss nicht überall seine
      Finger im Spiel haben: Die Länder                                                                  Sie finden die Studie im Volltext unter
      regeln den sozialen Wohnungsbau                                                                    impulse-fuer-den-wohnungsbau.de
      vor Ort besser selbst.“                        Quelle: Statistisches Bundesamt, Pestel Institut

Während der Pressekonferenz des Woh-           Prozent keinen Eingang in den Entwurf des                 Immobilienunternehmen, des Bundesver-
nungsbau-Tags wurde von den Mitgliedern        Koalitionsvertrags gefunden hat. Immer                    bands Freier Immobilien- und Wohnungs-
der Kampagne das Bekenntnis der neuen          wieder wird verkannt, dass es sich bei dieser             unternehmen, des Bundesverbands Deut-
Koalition begrüßt, eine Wohnraumoffensi-       Justierung nicht um eine Förderung, son-                  scher Baustoff-Fachhandel, der Deutschen
ve anzugehen, mit der in der laufenden         dern um eine sachgerechte Anpassung han-                  Gesellschaft für Mauerwerks- und Woh-
Legislaturperiode 1,5 Mio. Wohneinheiten       delt, die die Verschiebung der Baukostenan-               nungsbau und des Zentralverbands des
geschaffen werden sollen. Auch die Absicht     teile vom Rohbau zur Gebäudeausrüstung                    Deutschen Baugewerbes.                (gy)
des Bundes, sich wieder im sozialen Woh-       widerspiegelt, die zu einer Verkürzung der
nungsbau engagieren zu wollen, wird breit      technischen Nutzungsdauer führt.
unterstützt. ZDB-Präsident Dr. Hans-Hart-
wig Loewenstein dazu: „Das Problem des         Die Kampagne für den Wohnungsbau wird
bezahlbaren Wohnraums ist mittlerweile         in den nächsten Jahren aufmerksam verfol-
erkannt. Wir brauchen nun eine entschlos-      gen, wie die Koalition ihre ambitionierten
sene Umsetzung.“                               Ziele umsetzt. Das Verbändebündnis Woh-
                                               nungsbau ist ein Zusammenschluss des
Kritisch wurde angemerkt, dass eine Anpas-     Deutschen Mieterbunds, der Industriege-
sung der steuerlichen Normalabschreibung       werkschaft Bauen-Agrar-Umwelt, des Bun-
beim Mietwohnungsbau von zwei auf drei         desverbands deutscher Wohnungs- und

Wohnungsbau-Know-How in der Polit-Arena                                    Das Fachforum stößt bereits seit Jahren auf breites Interesse.

                                                                                                                                                       13
Preisverleihung im Wettbewerb
„Auf IT gebaut“ 2018
                                                                                             nologie zur Verarbeitung von Sensordaten.
                                                                                             Die mittels Bewegungserfassung generierten
                                                                                             Punktwolken können anschließend für einen
                                                                                             Soll-Ist Vergleich in einem Bauwerksinforma-
                                                                                             tionsmodell verarbeitet werden.

                                                                                             B. Gewerblich-technischer Bereich

                                                                                             2. Platz: „Verknüpfte Lagerhaltung durch
                                                                                             Digitalisierung ungenutzter Bauartikel“ (S.
                                                                                             Schlögl, Dachdecker)

                                                                                             Der Preisträger entwickelte eine Online-
                                                                                             Plattform für gewerbliche Handwerker, die
                                                                                             Materialreste abgeben wollen bzw. Kleinst-
                                                                                             mengen benötigen. In Abgrenzung zu be-
                                                                                             reits existierenden Online-Marktplätzen
                                                                                             verfügt materialrest24.de über die Anbin-
                                                                                             dung an eine Datenbank, die die relevanten
                                                                                             Kenngrößen des anzubietenden Materials
                                                                                             direkt in die Eingabefelder der Anbieteran-
                                                                                             zeige einfügt. Dadurch entsteht eine Genau-
Die Preisträger des Wettbewerbs
                                                                                             igkeit, die der Beschaffung von Neumaterial
                                                                                             gleichkommt und der potentielle Käufer
Am 21. Februar 2018 wurden im Rahmen         implementiert, um Folgen von Störungen zu       erzielt eine hohe Trefferquote.
der Messe bautec in Berlin die Preisträger   antizipieren und Bauprozesse hinsichtlich
des diesjährigen Wettbewerbs „Auf IT ge-     der Prozessstabilität zuverlässiger planen zu   3. Platz: „Transdigital Randomize Box“ (Pro-
baut – Bauberufe mit Zukunft“ ausgezeich-    können.                                         jektteam M. Salzberger, HWK zu Köln)
net. Der Wettbewerb fand zum 17. Mal                                                         Architekturstudenten und Tischler-Azubis
statt. Er steht unter der Schirmherrschaft   2. Platz: „BIM-basierte Anwendung zum           haben in einem interdisziplinären Team das
des Bundesministerium für Wirtschaft und     Arbeitsschutz für Tablet und HoloLens“ (Pro-    räumliche Konzept Randomize Box /
Energie und wird vom ZDB gefördert.          jektteam Dr. A. Meins-Becker, Bergische Uni-    Co-Working Space entwickelt und baulich
                                             versität Wuppertal)                             umgesetzt. Der Grundgedanke des Kon-
Für eine erfolgreiche Karriere von Nach-     Die Preisträger entwickelten ein Arbeits-       zepts orientiert sich an dem OpenSource
wuchskräften im Baubereich ist IT-Kompe-     schutzkonzept, das Mitarbeitern auf der         Prinzip: Dabei werden jedem Nutzer alle
tenz ein Schlüsselfaktor. Der Wettbewerb     Baustelle per Tablet oder Datenbrille Infor-    Informationen über das System bereitge-
richtet sich daher an die Fachkräfte von     mationen zum Arbeitsschutz bereitstellt,        stellt. Somit soll eine schnellere Weiterent-
morgen. Teilnehmen können Auszubildende,     und zwar passend zum jeweiligen Standort.       wicklung gewährleistet werden. Die entwi-
gewerbliche Ausbildungsstätten, Studenten,   Auf Basis eines BIM-Modells und unter Ein-      ckelten Baukästen können zum Beispiel als
Absolventen und junge Berufstätige.          satz von RFID-Technik werden dem Mitar-         flexibler Arbeitsraum der Architekten und
                                             beiter in einer App auf dem Tablet oder per     Tischler genutzt werden.
Prämiert wurden innovative und praxisge-     Augmented-Reality-Brille standortabhängig
rechte IT-Lösungen in vier                   Informationen, Hinweise und Warnungen           C. Bauingenieurwesen
Wettbewerbskategorien:                       angezeigt: Neben Gebäude-, Standort- und
                                             Wetterinformationen, Fluchtwegen, Kon-          1. Platz: „BIM-basierte Modellierung von
A. Baubetriebswirtschaft                     taktdaten des Ersthelfers und der Auftrags-     SHM-bezogenen Prozessen und Algorith-
                                             übersicht für den Mitarbeiter informiert        men“ (C. Matthus, Bauhaus-Universität
1. Platz: „Optimierung von Produktionspro-   das System über Gefahren bei der Auftrags-      Weimar)
zessen nach LEAN-Prinzipien unter Berück-    ausführung sowie angemessene
sichtigung von Störungen“ (H. Wasemann,      Präventionsmaßnahmen.
TU Hamburg-Harburg)                                                                          Structural Health Monitoring (SHM) ist eine
                                             3. Platz: „Einsatz des Stands der Technik zur   Methode zur kontinuierlichen Zustands-
Gerade im Grundbau kommt es durch ab-        Echtzeit-Digitalisierung der Umwelt in der      überwachung und —bewertung von Infra-
weichende Baugrundverhältnisse und Wit-      Baubetriebsdomäne“ (C. Keilwerth, TU            strukturbauwerken im Rahmen der Instand-
terungseinflüsse zu Bauablaufstörungen.      Darmstadt)                                      haltung. SHM-Systeme bestehen aus stand-
Durch die praktische Anwendung von Le-                                                       ortunabhängigen Computersystemen und
an-Prinzipien können Bauproduktionspro-      Die Preisträger untersuchten die sensorge-      an Bauwerken installierten Sensorennetz-
zesse optimiert werden. Hierfür wurde ein    stützte Erfassung von lst-Bauzuständen mit-     werken, die den Zustand von Bauwerken
generisches Prozessmodell einer Baupro-      tels Smartphone. Das Smartphone stützt sich     überwachen. Der Preisträger integrierte das
duktion entwickelt und in eine Software      auf die von Google entwickelte Tango-Tech-      SHM in die BIM-Methode.

14    DIREKT 2/2018
Die Auszeichnung fand im Rahmen der bautec statt.                            Dr. Wolfgang Scheremet, Leiter der Abteilung Industriepolitik im BMWi, würdigt die
                                                                             Preisträger.

2. Platz: „Interface zur Optimierung vorge-         Der Preisträger entwickelte ein Konzept, mit          Die Wettbewerbsarbeit beschäftigt sich mit
spannter Flächentragwerke aus Carbonbe-             dem BIM-Daten um Semantik- und Statikin-              regelbasierten Entwurfsbewertungen am
ton“ (K. Freymann, J.P. Osman-Letelier, TU          formationen von Brückenbauwerken erwei-               Beispiel stark normenbestimmter Sonder-
Berlin)                                             tert werden können, ohne das bestehende               bauten. Neben der Entwicklung evolutionä-
                                                    BIM-Schema zu verändern. Für die hierarchi-           rer Entwurfsmethoden leistet die Arbeit
Die Optimierung von Strukturen und Prozes-          sche Struktur des Gesamtbauwerks, verallge-           deren exemplarische rechnertechnische
sen ist ein elementarer Schritt im bewuss-          meinerte Beziehungen zwischen den einzel-             Umsetzung mittels eines Planungswerkzeu-
ten Umgang mit beschränkten Ressourcen.             nen Bauwerkskomponenten sowie konkrete                ges für die Flughafenplanung sowie deren
Aus diesem Grund hat der Preisträger das            Bauteileigenschaften wurde mit der Model-             Evaluierung anhand eines konkreten Ent-
Software-Modul GHtoSOFi entwickelt, das             lierungssprache EXPRESS ein Hilfsschema               wurfs. Ziel ist es, die Planung dieser Sonder-
als Schnittstelle Architekten und Ingenieure        entwickelt. Für die innerhalb des Schemas             bauten deutlich zu optimieren, indem zum
im interdisziplinären Entwurf unterstützt           eingefügten Objekte und Beziehungen wur-              einen Normen und Vorgaben (z. B. zum
und Form- und Materialoptimierungen von             den bestehende IFC-Klassen genutzt.                   Brandschutz) für den Entwurf in einem
Flächentragwerken ermöglicht, ohne den                                                                    BIM-Modell bewertet, eingeordnet und
methodischen Entwurf des Planers zu ver-            D. Architektur                                        überprüft werden können. Zum anderen
ändern. Das Bestreben, Räume mit leichten                                                                 sollen schon in der Entwurfsphase Parame-
Tragwerken zu überspannen, ist neben der            1. Platz: „Verifizierung von modellbasierten          ter, wie beispielsweise Sichtbeziehungen,
Nachhaltigkeit ein wichtiger Grund für die          Projektinformationen für Facility Manage-             überprüft werden können.
Entwicklung effektiver Tragwerke.                   ment“ (J. Meulenkamp, TU München)
                                                                                                          3. Platz: „Datenmanagement in der Archi-
3. Platz: „Vergleichende Untersuchungen             Der Preisträger entwickelte eine Prüfmetho-           tektur“ (Ch. Langenhan, TU München)
zum Datentransfer per IFC zwischen                  dik für Modelle und Modelle in Kombination
BIM-Softwaresystemen zur 3D-Gebäude-                mit anderen Informationsquellen, die das              Der Preisträger entwickelte ein Entwurfs-
modellierung und Statikprogrammen“ (L.              gesamte Projekt umfasst. Dazu gehören                 werkzeug zur rechnergestützten Organisati-
Beck, Hochschule für Technik und Wirt-              mehrere Komponenten: Die „Checking-Engi-              on und Recherche von Entwurfsinformatio-
schaft Dresden)                                     ne“ verifiziert modellbasierte Projektinfor-          nen in einem wissensbasierten System.
                                                    mationen durch Model View Definitions.
Die Preisträgerin hat den IFC-Datentransfer         Das interaktive grafische „Dashboard“ vi-             Die Nutzung graphenbasierter Datenstruk-
zwischen 3D-BIM-Gebäudemodellierungs-               sualisiert diese Prüfergebnisse, um einen             turen, die aus Bauwerksmodellen extra-
software und Statikprogrammen anhand                Einblick in den Projektstatus und -fortschritt        hiert werden, ermöglicht dabei die skizzen-
eines Strukturmodells (Massivbauweise)              zu geben und Planungsaufgaben effizienter             hafte, graphische Formulierung von
untersucht, das mit den Programmen All-             zu koordinieren. Zur Demonstration des An-            Suchanfragen an den Wissenspool. Dabei
plan und SOFiSTiK modelliert war. Die Arbeit        satzes wurde ein Software-Prototyp für das            werden komplexe Bauwerksinformationen
zeigt, dass Angebot und Qualität der Soft-          Facility Management entwickelt und                    separiert und gespeichert und können je
ware für die IFC-Implementierung bei der            validiert.                                            nach Bedarf bei jeder Recherche neu zu-
Tragwerksplanung stark variieren.                                                                         sammengefügt werden.                  (mar)
                                                    1. Platz: „Entwerferische Absichten und au-
3. Platz: „Erweiterung von Brückenmodellen          tomatische Entwurfsprozesse in der Flugha-
um semantische Informationen auf Basis              fenplanung“ (Ph. Schwan, Rheinisch-Westf.
von IFC-Dateien“ (A. Ellinger, TU Dresden)          Technische Hochschule Aachen)

                                                                                                                                                             15
1. Obermeister- und Unternehmertag des
Bundesverbandes Ausbau und Fassade
Mehr als 130 Obermeister und Unternehmer der Branche bei der ersten Veranstaltung in Berlin

Die Herausforderung des Marktes für die
Betriebe aufzuzeigen, innovative Lösungen
vorzustellen und zu diskutieren, aber auch
mögliche Ausrichtungen und Anpassungen
von Leistungen der Verbandsorganisation
zu veranschaulichen, war Hintergrund und
Ziel des 1. Obermeister- und Unternehmer-
tages des BAF, so Rainer König, Vorsitzen-
der des Bundesverbandes Ausbau und Fas-
sade im ZDB (BAF).

Mehr als 130 Teilnehmer folgten der Einla-
dung in die Bundeshauptstadt. Durch das
Programm des 1. Obermeister- und Unter-
nehmertages des BAF führte Ulrike Trampe,      V.l.: Ulrike Trampe, Chefredakteurin „DW DIE Wohnungswirtschaft“, Ralf Thießen, GEFAS Gesellschaft für Akustik
Chefredakteurin der DW DIE                     und Systembau mbH, Hermann Blattner, Gröber GmbH & Co. KG, Klaus Müller, K. Rogge Spezialbau GmbH,
Wohnungswirtschaft.                            Moritz Skala, SKALA Akustik-Decken GmbH, Gerd Reingen, Stuckateurbetrieb Gerhard Reingen.

Der Erfahrungsaustausch mit innovativen        unternehmerisches Engagement in den                       der SAF in den vergangenen Jahren sehr er-
Unternehmen des Stuck-, Putz- und Trocken-     Schulen der Region erforderlich. Ralf Thießen             folgreich war und bereits über 200 neue
baugewerkes stand im Mittelpunkt der Ver-      zeigte hierzu praxiserprobte Möglichkeiten                Mitglieder gewinnen konnte.
anstaltung. Im Rahmen der Podiumsdiskussi-     auf und motivierte die Teilnehmer zur
on stellten erfolgreiche Unternehmer der       Nachahmung.                                               Abschließend berichtete Luisa Blattner sehr
Branche praxisorientierte Themenbereiche                                                                 frisch als angehende Ausbaumanagerin ihre
der Branche vor.                               Die Digitalisierung von Fahrzeugen, Werk-                 Motivation sowie ihren persönlichen Nutzen,
                                               zeugen und Prozessen im Stuck-, Putz-, Tro-               den sie aus dem stuckateurspezifischen Ma-
Hermann Blattner erläuterte, wie der Aus-      ckenbaubetrieb stand bei Moritz Skala im                  nagementbildungsgang zieht. In drei Jahren
bau-Manager zur Generierung und Motivati-      Mittelpunkt seiner Präsentation. Wichtig sei              ermöglicht das Bildungsangebot für Abituri-
on von Nachwuchsführungskräften genutzt        hierbei, die Mitarbeiter einzubinden und so-              enten die Kombination aus Stuckateur- und
werden kann und so, mit neuen Ideen und        mit die Akzeptanz und den Nutzen zu erhö-                 Meisterausbildung, erweitert um führungs-
Impulsen das Unternehmen voranbringt.          hen. Vor der „blinden Digitalisierung“ von                kräftespezifisches Know-how.
                                               Prozessen sollte die Analyse dieser stehen, so
Der Nutzen mediativer Kompetenzen, so          Moritz Skala.                                            Eingerahmt wurde der 1. Obermeister- und
Klaus-Dieter Müller, liegt nicht nur in der                                                             Unternehmertag des BAF durch zwei hochka-
Verbesserung der Kommunikation und dem         In der abschließenden Podiumsdiskussion                  rätige Vorträge, die die Bedeutung der Mitar-
Miteinander von Mitarbeitern, sondern          forderten die Unternehmer von der Politik                beitermotivation und Führung durch Thomas
kann auch für die Förderung der Beziehung      faire Wettbewerbsbedingungen, mehr Fach-                 Wollner, CEO der Rosenberger Gruppe, als
zu Kunden als sehr positiv gesehen werden.     kompetenz in öffentlichen Vergabestellen                 auch des Schaffens von Motivation als Basis
Wichtig sei, dass die Unternehmensfüh-         und den Brand- und Schallschutz im Trocken-              des aktiven unternehmerischen Handelns
rung dieses Thema besetze und nicht            und Leichtbau wieder in Meisterhände zu                  durch Matthias Aumann, Vorsitzender Vor-
delegiere.                                     legen, um die Qualität in diesem sensiblen               stand aumann:grün AG, als unternehmerim-
                                               Bereich zu sichern.                                      manente Themen herausstellten.
Wie der Unternehmenserfolg sich mit ei-
nem Vizeeuropameister und dessen Ver-           Dass auch Innungen und Landesverbände                   Das festliche Highlight des 1. Obermeister-
marktung steigern lässt, zeigte Gerd Rein-      aktiv sind und ihre Strukturen und Dienstleis-          und Unternehmertages des BAF war der
gen auf. Aber man kann nicht nur ernten,        tungen neu ausrichten können, zeigten für               Branchenabend in der Kalkscheune mit der
man muss auch investieren. Schließlich be-      Nordrhein und Westfalen Jörg Ottemeier                  Verleihung des Branchentitels Stuckateur des
deuten die Mitgliedschaft eines Mitarbei-       und Michael Walloschek auf. Stuckateurin-               Jahres 2018. Ein weiterer Höhepunkt der Ver-
ters im Nationalteam und die Teilnahme an       nungen können u. a. durch die Initiierung von           anstaltung war der Ausscheidungswettbe-
internationalen Wettbewerben auch damit         Juniorenkreisen, Veranstaltungsreihen wie               werb des Nationalteams der Stuckateure
einhergehende Trainings- und Weiterbil-        „Tag der Technik“ aktivieren und dadurch                 Deutschlands für die EuroSkills im September
dungsfehlzeiten im Unternehmen.                 neue Mitglieder gewinnen.                               2018 in Budapest.

Dies würde sich jedoch in jedem Fall lohnen,   Einen „Kümmerer“ braucht es, um neue                      Unterstützt wurde der 1. Obermeister- und
so Gerd Reingen, da das Image des Betriebes    Mitglieder zu gewinnen oder inaktive Mit-                 Unternehmertag des Bundesverbandes Aus-
und die Motivation des Mitarbeiters steige.    glieder zu reaktivieren. Stephan Bacher                   bau und Fassade durch die Unternehmen
Um neue Mitarbeiter zu gewinnen, ist mehr      stellte ein Maßnahmenpaket vor, mit dem                   quick-mix und Protektor.                (vo)

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