Bei Rheuma n Die richtige Ernährung - Informationen und Tipps für den Alltag - Deutsche Rheuma-Liga ...

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Bei Rheuma n Die richtige Ernährung - Informationen und Tipps für den Alltag - Deutsche Rheuma-Liga ...
Die richtige Ernährung
Rheumatische Erkrankungen

                            bei Rheuma
                                            Informationen und Tipps für den Alltag

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Impressum

            Herausgeber
            Deutsche Rheuma-Liga Bundesverband e.V.
  4
            Maximilianstr. 14
            53111 Bonn

            Autor
            Prof. Dr. med. Gernot Keyßer

            Redaktion
            Susanne Walia

            Fachliche Beratung
            Christel Kalesse

            Projektabwicklung
            Susanne Walia, Sabine Neumann

            Gestaltung
            diller . corporate communications

            Druck
            DCM – Druckcenter Meckenheim

            Aktualisierte Auflage –
            30.000 Exemplare, 2016
            Drucknummer: A 25/BV/03/16

            Mit freundlicher Unterstützung der
            Sanofi-Aventis Deutschland GmbH

            Rezept- und Bildnachweis
            becel, Hamburg; Informations­gemeinschaft
            Olivenöl, ­München; Kellogg’s,­Frankfurt am
            Main; Köllnflockenwerke, Elmshorn; Maggi
            Kochstudio, ­Frankfurt am Main; Nordmilch,
            Bremen; Photolia
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Vorwort

Liebe Leserinnen und Leser,
                                                                                                5
Viele Vorurteile und Spekulationen ranken sich um das Thema »Rheuma und Ernährung«.
Unzählige Nahrungsergänzungsmittel sind auf dem Markt. Jedes Jahr kommen neue
­Wundermittel und Abspeckvarianten hinzu. Wer auf Dauer Schmerzen hat oder unter
 ­Entzündungsschüben leidet, der greift verständlicherweise gerne nach jedem Strohhalm
  – auch wenn am Ende oft nur das Portemonnaie erleichtert wird und nicht der schmerz-
  geplagte Körper. Jetzt sieht sich sogar die Politik in der Pflicht. Die Bundesregierung hat
  erstmals einen nationalen Fitness- und Ernährungsplan auf den Weg gebracht, der vor
  allem die Übergewichtigen in den Blick nimmt.

Die richtige Ernährung ist eine wichtige Ergänzung der medikamentösen Therapie rheuma-
tischer Erkrankungen. Auch die mit rheumatischen Leiden einhergehenden Begleiterkran-
kungen lassen sich durch Ernährungstherapie positiv beeinflussen. Worauf zu achten ist
und welche Empfehlungen wissenschaftlich gesichert sind, erfährt man in der vorliegenden
Broschüre, die Autor Dr. Gernot Keyßer für die Rheuma-Liga verfasst hat.

Die Lektüre kann jedoch nur eine erste Orientierung bieten. Bei Lebensmittelunverträg-
lichkeiten, starkem Über- oder Untergewicht, Osteoporose oder Osteoporosegefährdung
durch langjährige Kortisoneinnahme sollte man die individuelle Beratung durch erfah­rene
Ernährungsberater/innen nutzen. Spezielle Informationen werden z. B. während eines
Reha-Aufenthaltes angeboten. Eine Nachfrage lohnt auch bei der örtlichen Rheuma-Liga
oder beim Rheumatologen.

Ich wünsche allen Lesern und Leserinnen eine genussreiche Lektüre mit neuen Anregungen
für den eigenen Speiseplan.

Ihre

Prof. Dr. med. Erika Gromnica-Ihle
Präsidentin der Deutschen Rheuma-Liga
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Inhaltsverzeichnis                                                                          Seite

                           Vorwort                                                             5

                     1     Kann man durch gute Ernährung einer                                 7
                           rheumatischen Erkrankung vorbeugen?
                     1.1   Rheuma ist nicht gleich Rheuma – und Diät nicht gleich Diät!         8
   6
                     1.2   Möglichkeiten und Grenzen der Diät                                 10
                     1.3   Gicht-Arthritis – ein Sonderfall in der Rheumatologie               11
                     1.4   Osteoporose – ein Kapitel für sich                                 13

                     2     Kann ich meine rheumatische Erkrankung                             15
                           durch Ernährungs­umstellung günstig beeinflussen?
                     2.1   Gibt es Ernährungs- oder Lebens­weisen, die das Risiko für         16
                           eine ­rheumatische Erkrankung erhöhen?
                     2.2   Stärken Sie Ihre Abwehrkräfte – leichter gesagt als getan          17
                     2.3   Gibt es Nahrungsmittel mit antirheumatischer Wirkung?              18
                     2.4   Welche Nahrungsmittel schaden dem Körper?                          19
                     2.5   Fasten – pro und contra                                            20
                     2.6   Die Spätfolgen rheumatischer Erkrankungen – so beugen Sie vor      21

                     3     Rheuma zehrt an der Substanz – Wie gleiche ich den Mangel aus?     23

                     3.1   Nahrungsergänzungsstoffe – die Qual der Wahl                       24
                     3.2   Vitamine                                                           25
                     3.3   Mineralstoffe                                                      26
                     3.4   Eiweiß- und Knorpelschutzpräparate                                 27

                     4     Genuss ohne Reue – Rezepte für den Alltag mit Rheuma               29

                     5     Tipps zum Shoppen und Kochen                                       41

                     5.1   Beim Einkaufen                                                     42
                     5.2   In der Küche                                                       43
                     5.3   Wenn Gäste kommen                                                  45

                           Anschriften der Deutschen Rheuma-Liga                              46
                           Aktiv werden – so hilft die Deutsche Rheuma-Liga                   48
                           Informationsmaterial der Deutschen Rheuma-Liga                     50
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1
Kann man durch gute Ernährung
einer rheumatischen Erkrankung
vorbeugen?

                                     Kapitel
                                 7
Bei Rheuma n Die richtige Ernährung - Informationen und Tipps für den Alltag - Deutsche Rheuma-Liga ...
Rheuma ist nicht gleich Rheuma –
          und Diät nicht gleich Diät!

                Die Begriffe »Rheumatismus« und »Diät« stam-     auch Überlastungen durch Übergewicht oder
                men beide aus der Medizin des alten Griechen-    ­Schäden durch Unfälle. Abnutzungserschei-

   1.1          lands. »Rheumatismus« bedeutet soviel wie
                »das Fließende«, also einen Schmerz, der durch
                »verdorbene Körpersäfte« in die Gelenke, die
                                                                  nungen am Gelenk werden Arthrose genannt,
                                                                  bei Veränderungen an der Wirbelsäule spricht
                                                                  man z. B. von Spondylose. Ein weiter verbreite-
                Muskulatur oder die Wirbelsäule »fließt«. In      tes Leiden aus dieser Gruppe ist die Osteopo-
          8     der modernen Medizin spricht man statt­dessen     rose, bei der es zum allmählichen Verlust von
                von einem »rheumatischen Formenkreis«, zu         Knochenmasse und zu vermehrter Knochen­
                dem eine große Zahl verschiedener Krank-          brüchigkeit kommt.
Kapitel

                heitsbilder gezählt wird. Diese Erkrankungen
                gehen fast immer mit Schmerzen in Gelenken,      Entzündlich-rheumatischen Erkrankungen
                Wirbelsäule oder Weichteilen einher.             liegt dagegen eine krankhaft gesteigerte
                                                                 Reaktion des körpereigenen Abwehrsystems
                Man kann die Krankheiten des rheumatischen       zugrunde. Diese kann entweder auf den Bewe-
                Formenkreises in zwei große Gebiete einteilen:   gungsapparat beschränkt sein – wie bei einer
                Die nicht-entzündlichen Krankheitsbilder, die    Gelenkentzündung (Arthritis) – oder sich im
                vor allem durch Abnutzung entstehen. Ur­sache    gesamten Körper ausbreiten. Das Spektrum
                sind die natürlichen Alterungsvorgänge, aber     dieser Gruppe umfasst neben relativ harmlosen
                                                                 eine Reihe von lebensbedrohlichen Erkrankun-
                                                                 gen. Die häufigste entzündlich- rheumatische
                                                                 Erkrankungen ist das »Gelenkrheuma«, früher
                                                                 chronische Polyarthritis, heute meist rheuma-
                                                                 toide Arthritis genannt. Bei dieser Erkrankung
                                                                 führen schmerzhafte Gelenkschwellungen zur
                                                                 Zerstörung von Gelenkknorpel und -knochen.
                                                                 Spondylarthropathien, wie der sog. Morbus
                                                                 Bechterew, sind Entzündungen, welche bevor-
                                                                 zugt die Wirbelsäule, gelegentlich auch die
                                                                 Gelenke befallen können.

                                                                 Eine Sonderstellung innerhalb der rheuma­
                                                                 tischen Krankheitsbilder nimmt die Gelenkent-
                                                                 zündung bei Gicht ein. Hier handelt es sich um
                                                                 eine Stoffwechselerkrankung, die – eine Aus-
                                                                 nahme in der Rheumatologie – durch geeig­
                                                                 nete Maßnahmen im Frühstadium heilbar ist.
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Rheuma ist nicht gleich Rheuma – und Diät nicht gleich Diät!

Da in späteren Jahrhunderten zwischen Gicht       lung, dass mit der Einhaltung bestimmter
und anderen rheumatischen Erkrankungen            Essgewohnheiten eine Stärkung der Abwehr-
nicht unterschieden wurde, standen Diät-
vorschriften lange Zeit im Mittelpunkt der
Behandlung rheumatischer Krankheiten. Die
                                                  kräfte und eine »Reinigung« von krankheitsver­
                                                  ursachenden Umweltgiften verbunden sei.
                                                  Nichteinhaltung der Ernährungsvorschriften
                                                                                                   1.1
meisten rheumatischen Leiden sind ­chronisch,     sei dagegen Ur­sache einer Vielzahl chroni-
d. h. sie begleiten die Betroffenen ein Leben     scher Erkrankungen.                              9
lang. Schon die Ärzte des alten Griechenlands
wussten, dass die Gicht-Arthritis durch über-     Diese Auffassungen sind in der Regel nicht

                                                                                                       Kapitel
mäßigen Genuss von Fleisch und Alkohol aus-       experimentell bewiesen. Auf der anderen
gelöst werden konnte (siehe Seite 12).            Seite sprechen sowohl Tierexperimente als
                                                  auch Untersuchungen an Patienten dafür,
 Diät heißt Lebensweise                           dass Nahrungsmittel den Verlauf einer rheu-
                                                  matischen Erkrankung beeinflussen könnten.
Der griechische Begriff »Diät« bedeutet           Vor allem Fettverbindungen können entzün-
»Lebensweise« und schließt daher nicht, wie       dungshemmende oder entzündungsfördernde
heute oft angenommen, lediglich Ernährungs-       Wirkungen entfalten – dies wird im Folgenden
fragen ein. Auch die Art, wie wir uns be­wegen,   weiter ausgeführt. Es existieren somit auch
wie wir schlafen oder wie wir mit Genussmit-      wissenschaftlich überprüfbare Ansatzpunkte
teln wie Nikotin und Alkohol umgehen, gehört      für eine Ernährungsbehandlung in der Rheu-
in die Planung einer »Diät«.                      matologie.

Der Trend zu natürlichen Heilverfahren und        Diese wissenschaftlichen Fortschritte haben
der Wunsch vieler Patienten, einen eigenen        zur Gründung eines Arbeitskreises für
Beitrag zur Eindämmung ihrer Krankheit zu         Ernährungs­medizin in der Deutschen Gesell-
leisten, hat in der Rheumatologie das Inter­      schaft für Rheumatologie geführt.
esse an möglichen therapeutischen Wirkungen
der Ernährungsweise geweckt. Dazu kommt,           dgrh.de/akernaehrungsmedizin.html
dass das zwanzigste Jahrhundert eine Reihe
von Ernährungslehren hervorgebracht hat, die
auf bestimmten, oft philosophisch geprägten
Vorstellungen vom Charakter unserer Nahrung
und der Art ihrer Zubereitung beruhen. Dazu
gehören der Vegetarismus, die Makrobiotik,
die Vollwert- und die Trennkost u. v. a. m.
Ihre Verfechter vertreten häufig die Vorstel-
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Möglichkeiten und Grenzen der Diät

                Um es gleich vorweg zu nehmen: Keine noch          Einige Krankheitsbilder des rheumatischen
                so durchdachte Ernährungsweise kann die            Formenkreises sprechen besonders gut auf

  1.2           medikamentöse oder chirurgische Behand-
                lung rheumatischer Erkrankungen ersetzen. Es
                ist grundsätzlich falsch, schul- und alternativ­
                                                                   eine Diät an: Arthrosen der »Last tragenden«
                                                                   Gelenke, vor allem der Kniegelenke, wenn sie
                                                                   durch Übergewicht verursacht worden sind.
                medizinische Verfahren im Sinne eines »Ent­        Hier ist die Reduktionskost das wichtigste
          10    weder – Oder« gegeneinander auszu­spielen.         Element in der Behandlung: Jedes Kilogramm
                                                                   Gewichtsabnahme bringt Entlastung für
                Diätverfahren sind ein Element in der Rheu­        ­Knor­pel und Bänder. Auch die Gicht-Arthritis
Kapitel

                ma­­therapie, und ihre Bedeutung sollte             ist eindeutig durch Ernährung beeinflussbar.
                weder über- noch unterschätzt werden. Eine          In den Hungerzeiten nach dem zweiten Welt-
                Um­stellung der Ernährung kann bei entzünd-         krieg war die Gicht nahezu verschwunden. Erst
                lich-rheumatischen Erkrankungen die Wir-            als sich die Versorgung mit Fleisch, Bier oder
                kung von Medikamenten und Operationen               bestimmten Gemüsesorten verbesserte, wurde
                prinzi­piell unterstützen. Richtig angewendet,      dieses Krankheitsbild wieder häufiger.
                können das Lebensgefühl verbessert, Gelenk-
                schmerzen gelindert und der Verbrauch von           Nicht auf Basismedikamente verzichten
                Schmerz­medikamenten reduziert werden.
                                                                   Auf der anderen Seite sind die Möglichkeiten,
                Außerdem sind viele Ernährungsformen, die          mit Ernährung eine entzündlich-rheumatische
                bei rheumatischen Erkrankungen empfohlen           Erkrankung grundlegend zu beeinflussen oder
                werden, auch für die Vermeidung anderer            gar zu verhindern, sehr begrenzt (siehe Kapitel
                Gesundheitsgefahren wichtig. Dazu gehören          2.1). Es wurde auch bisher keine Diät beschrie-
                vor allem Herz-Kreislauf-Erkrankungen (siehe       ben, die in der Lage gewesen wäre, die Ent­
                Kapitel 2.6). Manche der in diesem Heft vor-       stehung von Schäden an Knorpel und Knochen
                gestellten Ernährungsweisen sind der Küche         zu verzögern, wie sie regelmäßig im Verlauf der
                des Mittelmeerraumes entlehnt. Wer die Vor-        rheumatoiden Arthritis oder anderer entzünd­
                züge der italienischen oder griechischen Küche     licher Gelenkerkrankungen auftreten. Die starke
                zu schätzen weiß, erkennt bald, dass man als       Entzündungshemmung, wie sie mit den heuti-
                Rheumatiker/Rheumatikerin auch Freude an           gen Basis-Medikamenten erreicht wird, kann
                gesunder Nahrung und ihren Zubereitungs­           durch keine Ernährungsweise ersetzt werden.
                formen haben kann.
                                                                   Zu guter Letzt darf nicht außer Acht gelassen
                                                                   werden, dass Essen und Trinken mehr sind
                                                                   als bloße Nahrungsaufnahme. Wir verbinden
                                                                   damit Genuss, Entspannung, Gespräche, ­Feiern,
                                                                   Lebensfreude. Wenn es eine Diät gäbe, die
                                                                   zwar positiv auf die Gelenkerkrankung wirkt,
                                                                   den Betroffenen aber einfach nicht schmeckt,
                                                                   würde sie von den meisten Patienten abge-
                                                                   lehnt werden. Der Verlust an Lebensqualität
                                                                   durch die Diät darf nicht stärker wiegen als die
                                                                   Einschränkung durch die Arthritis.
Gicht-Arthritis – ein Sonderfall
in der Rheumatologie

»Gicht« und »Rheuma« werden oft in einem           Dabei gilt die Faustregel, dass ­Lebensmittel
Atemzug genannt, obwohl die Gicht im eigent-       mit einem Puringehalt von mehr als 150 mg
lichen Sinne keine rheumatische Erkrankung
ist. Es handelt sich bei diesem Leiden um eine
Stoffwechselerkrankung, bei der es zu einer
                                                   pro 100 g zu vermeiden, bzw. deutlich ein­
                                                   geschränkt aufzunehmen sind. Liegt der
                                                   Harnsäuregehalt zwischen 50 und 150 mg pro
                                                                                                      1.3
erhöhten Konzentration von Harn­säure im           100 g, sollte eine Aufnahme von einer Mahl-
Blut kommt. Dieses Abfallprodukt des Zell-         zeit pro Tag nicht überschritten werden.           11
stoffwechsels kann von einigen Menschen
nicht optimal über die Nieren ausgeschieden         Heilsame Diät

                                                                                                           Kapitel
­werden. Daher kommt es bei einem Über­
 angebot von Harnsäure zu Ab­lagerungen            Eine sehr wichtige Maßnahme zur Vorbeugung
 ­dieser Substanz in kristalliner Form in Gelen-   von Gicht ist die Einhaltung eines ­normalen
  ken, Nieren, aber auch Weichteilen. Ansamm-      Körpergewichts. Bei Übergewichtigen kann
  lungen von Harnsäurekristallen in der Gelenk-    die Abnahme von 5 bis 10 kg bereits zu
  flüssigkeit können zu Gichtanfällen führen.      einer ­Senkung des Harnsäurespiegels im Blut
  Der Betroffene erlebt dies als eine heftige      ­führen.Außerdem ist es wichtig, ausreichend
  Arthritis, die überaus schmerzhaft ist und bei    Flüssigkeit zu sich zu nehmen, damit die
  chronischem Verlauf auch zu Gelenkschäden         Harnsäureausscheidung über den Urin begün-
  führen kann.                                      stigt wird. Diese Flüssigkeitszufuhr sollte mit
                                                    kalorien­freien Getränken erfolgen. Alkoholi-
Für die Behandlung der Gicht stehen heut-           sche Ge­tränke sind zu meiden, da sie die Harn­
zutage zwar wirksame Medikamente zur Ver-           säureausscheidung über die Nieren behindern
fügung – Betroffene können die Erkrankung           und zum Teil erhebliche Harnsäuremengen
aber häufig auch mit einer Umstellung ihrer         enthalten – dies gilt vor allem für Bier.
Ernährung unter Kontrolle bringen. Dazu sollte
der von Gicht betroffene Patient, jedoch auch      Unter Beachtung der oben genannten
der Patient mit erhöhten Harnsäure­werten,         ­Empfehlungen ist die Gicht vermeidbar. Durch
der noch keine Gicht­erkrankung aufweist, auf       die Kombination von medikamentösen und
den Puringehalt der Nahrungs­bestandteile           ­diätetischen Maßnahmen sowie eine Beein-
achten. Purine sind die Ausgangssubstanzen           flussung des Lebenswandels gehört die Gicht
für die Bildung von Harnsäure. Sie finden sich       in der Mehrzahl der Fälle zu den Erkrankun-
in einer Reihe von Fleisch­produkten, aber auch      gen, die heilbar sind, bzw. einen günstigen
in Hülsen­früchten. Eine genauere Aufstellung        Verlauf nehmen können. Dies setzt jedoch die
purinarmer und purinreicher Lebensmittel ent-        aktive und motivierte Mitarbeit des Patienten
hält die Tabelle auf Seite 12.                       voraus.
Gicht-Arthritis – ein Sonderfall in der Rheumatologie

               Mittlerer Purin- und Harnsäuregehalt einiger Lebensmittel

               Lebensmittel                                    Purine              gebildete Harnsäure
               		                                              pro 100 g (in mg)   pro 100 g (in mg)

               Milch		                                         0                   0
               Joghurt                                         0                   0

 1.3
               Quark		                                         0                   0
               Eier		                                          2                   4,8
               Salatgurke                                      3                   7,2
               Hartkäse                                        4                   7,2
               Tomaten                                         4,2                 10
          12   Paprikaschoten                                  4,2                 10
               Kartoffeln                                      6,3                 15

                                                                                                   purinarm
               Obst		                                          4,2 – 12,6          10 – 30
Kapitel

               Eiernudeln (gekocht)                            8,4 – 21            20 – 50
               Walnüsse                                        10,5                25
               Spargel                                         10,5                25
               Reis (gekocht)                                  10,5 – 14,7         25 – 35
               Weißbrot                                        16,8                40
               Blumenkohl                                      18,9                45
               Champignons                                     25,2                60
               Rosenkohl                                       25,2                60
               Mettwurst                                       26                  62
               Erdnüsse                                        29,4                70
               Weizen                                          37,8                90

               Bratwurst                                       40                  96
               Apfelsaft                                       42                  100

                                                                                                   mittlerer Purin-Gehalt
               Cola-Getränk                                    42                  100
               Bier (alkoholfrei)                              42                  100
               Kabeljau                                        45                  108
               Wurst		                                         42 – 54,6           100 – 130
               Haferflocken                                    42                  100
               Fischstäbchen                                   46,2                110
               Putenschnitzel                                  50,4                120
               Fleischbrühe                                    58,8                140

               Erbsen                                          63,0                150
               Fisch (gegart)                                  63,0                150
               Fleisch (Schwein, Rind, Kalb – mager, frisch)   63,0                150
                                                                                                   purinreich

               Hähnchenbrustfilet (frisch)                     75,6                180
               Linsen		                                        84                  200
               Schinken                                        85                  204
               Schweineschnitzel                               88                  211,2
               Ölsardinen                                      200                 480
               Sprotten                                        335                 802

               (Quelle: www.internisten-im-netz.de)
Osteoporose – ein Kapitel für sich

Osteoporose bedeutet den allmählichen             Damit sind die Eckpfeiler einer knochen­
Verlust von Knochenmasse. Schleichender           stärkenden Lebensweise genannt: Aus­
Knochen­abbau führt zu einer Ausdünnung
der Röhrenknochen und der Knochenbälk-
chen. Die Folge sind Knochenbrüche nach
                                                  reichende Zufuhr von Kalzium und Vitamin D,
                                                  sowie Bewegung an Luft und Sonne. Aber es
                                                  gilt auch zu berücksichtigen, welche Faktoren
                                                                                                   1.4
kleinsten Unfällen oder Rückenschmerzen, die      am stärksten zum Knochenschwund bei­tragen.
durch Einbrüche der Wirbelkörper entstehen.       Es gibt Ernährungs- und Lebensweisen, die        13
Bei Frauen nach den Wechseljahren ist dieser      unserem Knochengewebe schaden und denen
Abbauprozess besonders stark ausgeprägt.          auch sonst nicht der Ruf anhängt, der Gesund-

                                                                                                        Kapitel
                                                  heit förderlich zu sein.
Ernährungsfragen sind für den Stoffwechsel
des Knochens enorm wichtig. Kalzium ist einer      Risiko Nikotin
der entscheidenden Bausteine der Knochen-
substanz. Unser Körper ist ungefähr bis zum       Dazu gehört das Rauchen: Raucherinnen
26. Lebensjahr in der Lage, Knochenmasse          haben deutlich häufiger Osteoporose als Nicht-
aufzubauen – danach verliert der Knochen          raucherinnen, auch wenn der Grund für diese
allmählich wieder an Festigkeit. Eine kalzium-    Beobachtung noch nicht ermittelt werden
reiche Ernährung von Kindheit an schützt also     konnte. Außerdem schaden stark phosphat-
im Alter vor Osteoporose.                         und oxalathaltige Lebensmittel den Knochen,
                                                  weil sie Kalzium binden und so dem Körper
Knochengewebe formt sich aber auch bei            entziehen. Größte Phosphatquelle in der Kind-
­körperlicher Belastung, während Bewegungs-       heit sind Colagetränke, die obendrein Karies
 mangel zum Verlust von Knochenmasse führt.       verursachen und durch ihren hohen Zucker-
 So entwickeln bettlägerige Patienten sehr        gehalt zur Überernährung beitragen. Weitere
 rasch eine Osteoporose. Bei Raumfahrten führt    wichtige Phosphatquellen sind Fleisch- und
 der längere Aufenthalt in der Schwerelosigkeit
 ebenfalls zum rapiden Abbau von Knochen.
 Bewegung ist daher eine Voraussetzung für
 den Erhalt unserer Knochenfestigkeit.

Ein oft vernachlässigtes Element für die
­Knochenbildung ist das Sonnenlicht. Unter
 Einwirkung ultravioletter Strahlung wird das
 ­knochenstärkende Vitamin D in der Haut
  gebildet. Viele ältere Menschen kommen
  zu selten an die frische Luft – oft, weil sie
  ­Schmerzen beim Laufen haben, die durch die
   Osteoporose verursacht wurden. Bewegungs-
   und Lichtmangel setzen so einen Teufelskreis
   in Gang, der dem Knochen schadet.
Osteoporose – ein Kapitel für sich

                               Wurstprodukte. Und schließlich schwächt Vor allem Kinder im Wachstumsalter haben
                               übermäßiges Trinken von Kaffee und Alkohol einen erhöhten Kalziumbedarf. Schwange-

1.4                            nachweislich unser Skelett.                    re, Patienten, die mit Steroiden behandelt
                                                                              werden und ältere Menschen, insbesondere
                               Milch und Milchprodukte sind die wesent­lichen Frauen nach der Menopause, benötigen mehr
                               Kalziumquellen unserer Nahrung. Magermilch Kal­zium – bis zu einem Maximum von 1,5
           14                  und Molke enthält genauso viel Kalzium wie Gramm pro Tag, welches jedoch nicht über-
                               Vollmilch. Wer keine Milch verträgt, kann schritten werden sollte. Informationen über
                               ­seinen Kalziumbedarf auch aus kalzium­reichen den Kalziumgehalt von Nahrungsmitteln sind
Kapitel

                                Mineralwässern und kalziumreichen Gemüsen bei der Deutschen Gesellschaft für Ernährung
                                decken (Brokkoli, Lauch, ­Fenchel, Grünkohl). erhältlich.
                                Die tägliche Kalziumzufuhr sollte mindestens
                                ein Gramm betragen.                            www.dge.de

          Tipps für den Alltag

                Bei der Gestaltung einer Diät für Patienten mit rheumatischen Erkrankungen sollte man sich an wenige Grund-
                sätze halten, diese dann aber konsequent befolgen. Blinder Eifer schadet nur, und Diäten sind keine Allheilmittel.
                Dennoch können sinnvolle Regeln für die Ernährung und die Alltagsgestaltung unsere Lebensqualität verbessern.

                Übergewicht überlastet unsere Gelenke. Wer starkes Übergewicht reduziert, schont seinen Bewegungsapparat
                und beugt gleichzeitig Herz-Kreislauf- und Stoffwechselerkrankungen vor.

                Bewegungsmangel begünstigt die Osteoporose und fördert die Entstehung von Übergewicht. Es muss kein
                ­Fitnessclub sein: Spaziergänge, leichte Gymnastik, Rad fahren, Tanzen, Schwimmen, ... wichtig ist: Anfangen!

                Rauchen und Alkohol schaden nicht nur Herz und Leber: Auch die Knochen brechen bei Alkoholikern und
                ­schweren Rauchern schneller.
2
Kann ich meine rheumatische
Erkrankung durch Ernährungs­
umstellung günstig beeinflussen?

                                        Kapitel
                                   15
Gibt es Ernährungs- oder Lebens­
          weisen, die das Risiko für eine
          ­rheumatische Erkrankung erhöhen?

                Es wird immer wieder diskutiert, ob bestimm- fanden ein etwas höheres Rheumarisiko bei
                te Nahrungsmittel rheumatische Erkrankun-    Frauen, die zu wenig Vitamin D in der Nah-

 2.1            gen zum Ausbruch bringen können. Vermutet
                wurde dies für den Genuss von »rotem Fleisch«
                (also vor allem Rind- und Schweinefleisch).
                                                             rung zu sich nahmen, während der häufi-
                                                             ge Genuss von Zitrusfrüchten dieses Risiko
                                                             leicht verminderte. Für Vitamin E konnte ein
                Allerdings konnten selbst Langzeitbeobach-   der­artiger Nutzen nicht gezeigt werden, die
          16    tungen an insgesamt über 100.000 Perso-      Zufuhr dieses Vitamins birgt sogar die Gefahr
                nen (!) diesen Zusammenhang nicht sicher     häufigerer Herzinfarkte in sich. Vitamin E soll-
                be­weisen.                                   te daher nicht zusätzlich von außen zugeführt
Kapitel

                                                             werden – der Vitamin E-Gehalt in der Nahrung
                Im Gegensatz dazu wird Fischmahlzeiten ist ausreichend.
                häufig eine schützende Wirkung vor rheuma­
                tischen Erkrankungen nachgesagt. Hier fehlen Interessanterweise senkt der Verzicht auf Alko-
                ebenfalls eindeutige Beweise, auch wenn die hol offenbar nicht das Risiko einer Rheuma­
                entzündungshemmende Wirkung von Fisch- toiden Arthritis. Im Gegenteil: Personen, die in
                ölen eine solche Annahme sinnvoll erscheinen geringen Mengen (!) Alkohol zu sich nehmen,
                lässt.                                       erkranken etwas seltener an entzündlichem
                                                             Gelenkrheuma, als völlig abstinente Perso-
                  Wie wichtig sind Vitamine?                 nen. Die Betonung liegt dabei auf der gerin-
                                                             gen Dosis: Übersteigt die Zufuhr von Alkohol
                Auch ein Mangel an Vitaminen und Spuren­ die Menge von 30 g pro Tag, überwiegen die
                elementen wurde gelegentlich für die Ent­ schädigenden Einflüsse des Alkohols. Diese
                stehung rheumatischer Krankheiten ange- Menge ist schon mit zwei Flaschen Bier oder
                schuldigt. Amerikanische Wissenschaftler zwei Gläsern Wein überschritten!

                                                                Patienten, die neu an einer rheumatoiden
                                                                Arthritis erkranken, fragen sich oft: Habe ich
                                                                durch falsche Ernährung selbst zur Entste-
                                                                hung der Erkrankung beigetragen? Die oben
                                                                genannten Zusammenhänge lassen für den
                                                                einzelnen Patienten eine derartige Schlussfol-
                                                                gerung nicht zu – Schuldgefühle sind daher
                                                                fehl am Platze.

                                                                Die einzige wirklich sinnvolle Empfehlung zur
                                                                Vorbeugung der rheumatoiden Arthritis betrifft
                                                                das Rauchen: Diese Gelenkentzündung tritt
                                                                bei Rauchern messbar häufiger auf und ver-
                                                                läuft schwerer als bei Nichtrauchern. Neben
                                                                den bekannten schädlichen Wirkungen des
                                                                Rauchens (wie die Förderung von Herzinfarkt
                                                                und Lungenkrebs) existiert damit ein weiterer
                                                                Grund, mit dem Rauchen aufzuhören.
Stärken Sie die Abwehrkräfte –
leichter gesagt als getan

Das Thema »Ernährung und Abwehrkräfte«          näher eingegangen wird. Ebenso wichtig ist
ist Gegenstand vieler Diskussionen und wird     aber die Abhärtung: wechselwarme Duschen,
oft zur »Glaubensfrage« erhoben. Der Volks-
mund sagt »Essen und Trinken hält Leib und
Seele zusammen«. Noch im 19. Jahrhundert
                                                häufige – möglichst tägliche – Bewegung an
                                                der frischen Luft, ausreichend Schlaf. Rauchen
                                                und übermäßiger Alkoholgenuss führen auch
                                                                                                  2.2
bestand die »Heilwirkung« vieler Kranken­       zu erhöhter Infektanfälligkeit.
häuser im Wesentlichen darin, dass die Kran-                                                      17
ken dort regelmäßig zu Essen bekamen und so     Bei Patienten, die oben genannte Medika­
die Krankheit aus eigener Kraft überwanden.     mente einnehmen, bestehen in der Regel

                                                                                                       Kapitel
                                                ­keine Einwände gegen Impfungen, z. B. gegen
Unumstritten ist, dass in der Ernährung alles    die Grippeschutzimpfung. Diese Maßnahmen
Extreme der Entstehung von Krankheit Vor­        können sogar maßgeblich zur Stärkung des
schub leisten kann: Permanente Unter­ernäh­      Abwehrsystems beitragen. Im Einzelfall sollten
rung genauso wie maßlose Völlerei, aber auch     Sie mit ihrem Rheumatologen über die Mög-
zu einseitige Ernährung. Schwieriger zu beant-   lichkeiten von Impfungen sprechen.
worten ist die Frage, welchen Stellenwert die
durchschnittliche Alltagskost für die Gesund- In Reformhäusern, Drogerien und in Zeit-
heit des Einzelnen haben kann.                  schriften werden häufig pflanzliche oder
                                                minera­lische Präparate, Vitaminmischungen
  Stress vermeiden                              oder Spurenelemente angeboten, denen die
                                                Werbung eine Stärkung der Abwehrkräfte
Unsere Fähigkeit, Krankheiten zu widerstehen, zuschreibt. Wissenschaftliche Beweise für
ist ja von vielen Einflüssen abhängig: Von den ­diese Eigenschaften fehlen oft oder halten
Erbanlagen und vom Lebensalter genau so wie einer gründlichen Prüfung nicht stand. Zudem
von der Stressbelastung, von regel­mäßigem sind viele dieser Mittel ausgesprochen ­teuer.
Schlaf, von Umweltfaktoren wie Luftverschmut- Bitte wenden Sie sich auch hier an ihren
zung, Lärm, klimatischen Faktoren u. v. a. m. behandelnden Arzt, bevor Sie diese Präparate
Bei Patienten mit entzündlich-rheumatischen anwenden.
Erkrankungen kommt zu diesen Faktoren
noch ein weiterer hinzu: Die Schwächung des
Immunsystems durch entzündungshemmende
Medikamente. Diese Schwächung ist notwen-
dig, denn Krankheiten wie die rheumatoide
Arthritis entstehen durch eine zu hohe Akti-
vität von Teilen unseres Immunsystems. Der
Preis für die Eindämmung der Erkrankung ist
daher eine etwas höhere Anfälligkeit für Infek-
tionskrankheiten.

Um diesen Infektionen vorzubeugen, empfeh-
len sich eine Reihe einfacher, aber wirksamer
Maßnahmen. Dazu gehört eine ausgewogene
Ernährung, auf die im Kapitel 2.3 und 2.4.
Gibt es Nahrungsmittel mit
          antirheumatischer Wirkung?

                Die einzige Erkrankung aus dem rheuma­                eine Abnahme der Gelenkschwellung oder
                tischen Formenkreis, die mit Ernährung im             zumindest eine Schmerzlinderung bewirken.

2.3             Frühstadium prinzipiell heilbar ist, ist die Gicht-
                Arthritis. Allerdings werden auch bei der Gicht
                heute fast immer Medikamente eingesetzt, die
                                                                      Fehlt dieser Effekt, ist von einer unzureichen-
                                                                      den Wirkung auszugehen.

                rascher und zuverlässiger wirken als eine reine        Fisch statt Fleisch
          18    Ernährungstherapie. Die Erfahrung lehrt, dass
                nur wenige Gicht-Patienten zu einer radikalen         Eine Diät mit hohem Seefischanteil (800 g
                Umstellung der Ernährung mit weitgehendem             Fisch pro Woche) hat in klinischen Tests zu
Kapitel

                Verzicht auf Fleisch- und Wurstwaren, Bier und        leichten Verbesserungen der Zahl geschwol-
                bestimmte Gemüsesorten bereit sind.                   lener Ge­lenke und der allgemeinen Schmerz­
                                                                      stärke geführt. Auch die konsequente Einhal-
                Bei der rheumatoiden Arthritis ist die Frage,         tung einer sog. »mediterranen Diät«, die der
                ob sich die Erkrankung mit einer Ernährung            Küche der griechischen Inseln entlehnt ist, lin-
                günstig beeinflussen lässt, sehr gründlich unter-     derte nach drei Monaten die Schmerzen von
                sucht worden. Die Entstehung einer Gelenkent-         Rheumapatienten. Diese Diät enthält insge-
                zündung wird durch Botenstoffe verstärkt, die         samt wenig Fett, aber einen hohen Anteil von
                aus Fettverbindungen, so genannten Lipiden,           Früchten und Gemüsen. Milchprodukte mit
                in der Zellmembran stammen. Bestimmte                 hohem Fettanteil werden durch Joghurt und
                Lipide in der Nahrung können die Produktion           mageren Käse ersetzt. Tierisches Eiweiß wird
                dieser Botenstoffe beeinflussen und dadurch           überwiegend als Fisch zugeführt. Besonders
                anti-entzündlich wirken. Dies gilt zum einen          vorteilhaft – wegen des hohen Fischölanteils
                für mehrfach ungesättigte Fettsäuren, die sog.        – sind dabei Seefische wie Makrelen oder Heil-
                Omega-3-Fettsäuren, welche vor allem in Fisch-        butt. Die übrigen Fette werden in Form von
                ölen vorkommen. Auch einfach ungesättigte             Oliven- und Rapsöl oder pflanzlicher Marga-
                Fettsäuren, wie sie in Olivenöl gefunden wer-         rine aufgenommen. Deutlich reduziert wurde
                den, beeinflussen Entzündungen eher günstig.          der Fleischkonsum – einmal pro Woche Rind-
                Eine Behandlung der rheumatoiden Arthritis            oder Schweinefleisch ist bei dieser Kostform
                mit reinem Fischöl in Kapselform führt zur            das Maximum. Der Vorteil dieser Diät liegt
                Abnahme der Zahl schmerzhafter Gelenke. Die           in der Tatsache, dass auch Herz- und Gefäß­
                Zahl geschwollener Gelenke nimmt mit dieser           erkrankungen günstig beeinflusst werden kön-
                Behandlung ebenfalls ab, wenn auch weniger            nen. Außerdem lässt sie sich sehr schmackhaft
                ausgeprägt. Fischölkapseln können daher die           gestalten, so dass bei entsprechender Schulung
                Wirkung von Rheuma-Medikamenten ergän-                viele Patienten bei dieser Kostform bleiben.
                zen, wenn sie für den Patienten nachweislich
                                                                      Auch eine Reihe von Pflanzenölen (Bor-
                                                                      retsch, Nachtkerze, Samen der Schwarzen
                                                                      Johannisbeere, Schwarzkümmelöl) besitzen
                                                                      entzündungshemmende Eigenschaften. Bei
                                                                      diesen Substanzen existieren allerdings kaum
                                                                      wissenschaftlich aussagekräftige Ergebnisse
                                                                      bezüglich ihrer Wirkung bei rheumatischen
                                                                      Erkrankungen.
Welche Nahrungsmittel
schaden dem Körper?

Eine gesunde Ernährung zeichnet sich durch         Der Vegetarismus unterscheidet zwischen
Vielfalt aus. Nahrung schadet immer dann,          zwei Formen fleischfreier Diät: Vegane Kost
wenn sie zu einseitig oder zu reichhaltig ist.
Überernährung ist die häufigste Ursache von
Verschleißerscheinungen in den Kniegelen-
                                                   ver­zichtet auf jede Form tierischer Lebens-
                                                   mittel, während ovo-lacto-vegetabile Kost die
                                                   Verwendung von Milch, Milchprodukten und
                                                                                                    2.4
ken. Aber auch Rückenschmerzen werden              Eiern erlaubt. Es gibt keine überzeugenden
durch Übergewicht begünstigt.                      Beweise dafür, dass entzündlich-rheumatische     19
                                                   Erkrankungen durch diese Kostformen langfri-
Die Osteoporose kann durch Lebensmittel stig günstig beeinflusst werden.

                                                                                                         Kapitel
ungünstig beeinflusst werden. Darauf wurde in
Kapitel 1.3 näher eingegangen. Patienten mit Bei Patienten mit hochaktiver rheumatoider
rheumatoider Arthritis wollen oft wissen, ob ihre Arthritis, die durch die Erkrankung unter einem
Erkrankung durch Nahrungsmittel ausgelöst Eiweißabbau leiden, ist der völlige Verzicht
oder unterhalten wird. Versuche, durch syste- auf tierisches Protein nicht zu empfehlen.
matische Untersuchungen Arthritis-aus­lösende Aus den oben besprochenen Gründen sollte
Nahrungsmittel zu finden, sind jedoch bisher dabei jedoch verstärkt auf Seefisch zurück
gescheitert. Allerdings gibt ein gewisser Prozent- gegriffen werden.
satz – ­zwischen 5 und 20 % der Rheumatiker/-
innen – auf Befragen an, nach Auf­nahme
bestimmter Speisen und Getränke mehr Gelenk-
schmerzen und -schwellungen zu haben. Dabei
werden jedoch ganz unterschiedliche Lebensmit-
tel genannt: häufig Fleisch, aber auch Süssigkei-
ten, Wein, Zitrusfrüchte oder Kaffee.

 Vegetarische Kost pro und contra

Es gibt seltene ­Fälle von Lebensmittelallergien
(z. B. auf Kuhmilch), die mit Gelenkschmerzen
einhergehen. Be­obachten daher Patienten
eine Zunahme ihrer Krankheitserscheinun-
gen unter bestimmter Kost, sollte dies ernst
genommen werden. Unter­stützung kann dann
eine qualifizierte Ernährungsberatung bieten,
die von einigen Rheuma­tologen bereits ange-
boten wird.

Die bereits erwähnte Vermutung, dass Fleisch,
insbesondere »rotes« Fleisch von Schweinen und
Rindern, an der Entstehung und Unter­haltung
von rheumatischen Gelenkentzündungen betei-
ligt sein könnte, und hat zu wissenschaftlichen
Untersuchungen Anlass gegeben.
Fasten – pro und contra

                Fastenkuren werden häufig für die naturheil-     Freisetzung dieser Hormone, die neben der
                kundliche Behandlung von Patienten mit rheu-     Hemmung von Schmerz und Entzündung auch

 2.5            matoider Arthritis empfohlen. Für länger als
                10 Tage dauernde Fastenkuren existieren bei
                RA-Patienten keine genauen Untersuchungen.
                                                                 für die Bereitstellung von Energie aus körperei-
                                                                 genen Reserven verantwortlich sind.

                Der Einfluss kurzer Fastensperioden von 7 bis     Fasten nur bei Übergewicht
          20    9 Tagen auf den Verlauf der Arthritis wurde
                jedoch mehrfach wissenschaftlich untersucht,     Der Gewichtsverlust beim Fasten beruht in
                in der Regel an Patienten mit milder und sta-    den ersten Tagen und Wochen leider nicht
Kapitel

                bil eingestellter Erkrankung. Eine Linderung     vor­rangig auf dem Abbau von Fett. Die
                von Gelenkschmerzen lässt sich dabei nach-       erste, rasch einsetzende Gewichtsabnahme
                weisen, allerdings halten diese Effekte in der   kommt durch die Darmentleerung zustan-
                Regel nicht lange an. Warum manche Patien-       de. Parallel dazu werden kurzfristig verfüg­
                ten vom Heilfasten profitieren, ist noch nicht   bare Energiespeicher, z. B. in der Leber abge-
                eindeutig geklärt.                               baut. Fett­reserven ­werden später mobilisiert.
                                                                 Außerdem kann es – vor allem bei längeren
                Auch wenn die Vorstellung von einer »Rei-        Fasten­perioden – zum Abbau von Eiweiß aus
                nigung« oder »Entschlackung« durch Fasten        Muskulatur, ­Knochen und anderen Gewe-
                zunächst einleuchtend scheint, konnte bisher     ben kommen. Gerade für Patienten mit akti-
                nicht nachgewiesen werden, dass die rheu-        ver RA wirkt sich ein derartiger Eiweißverlust
                matoide Arthritis durch Umweltgifte entsteht.    negativ aus, denn die Gelenkentzündung an
                Denkbar ist auch, dass körpereigene, ent-        sich führt bereits zu verstärktem Abbau von
                zündungshemmende Stoffe – Glucocorti-            Eiweiß. Daher sind Fastenkuren allenfalls bei
                coide – für die positiven Effekte des Fastens    über­gewichtigen Patienten mit gut einge-
                verantwortlich sind. Lässt man gesunde Per-      stellter rheumatoider Arthritis zu empfehlen.
                sonen fasten, kommt es zu einer vermehrten       Die Patienten sollten die Behandlung selbst
                                                                 ­wünschen. Oft wird dann der Thera­pieerfolg
                                                                  durch das gute Gefühl verstärkt, durch Ver-
                                                                  zichten-Können etwas für sich und gegen die
                                                                  Erkrankung getan zu haben.

                                                                 Fastenkuren sollen von Ärzten mit Erfah-
                                                                 rung in der Diättherapie durchgeführt
                                                                 werden. Die medikamentöse Therapie sollte
                                                                 dabei unbedingt fortgesetzt werden. Wichtig
                                                                 ist auch hier, die schulmedizinische und die
                                                                 naturheilkundliche Behandlung nicht gegen-
                                                                 einander aus­zuspielen, sondern die Vorzüge
                                                                 beider Gebiete zu vereinen.
Die Spätfolgen rheumatischer
Erkrankungen – so beugen Sie vor

Die häufigste Spätfolge entzündlich-rheuma­       Essen fördern die Entstehung Herz- und Gefäß-
tischer Erkrankungen ist der Verlust der          leiden, belasten aber auch die Gelenke und
Gebrauchsfähigkeit von Gelenken, der bis zur
Invalidität führen kann. Auch die Osteoporose
tritt bei Rheumatikern früher und schwerer auf
                                                  fördern Osteoporose.

                                                  Bleiben Sie um jeden Preis in Bewegung!
                                                                                                  2.6
als bei Gesunden. Lange Zeit galt in der Medi-    Schließen Sie sich anderen ­Menschen an, um
zin der Satz »Am Rheuma stirbt man nicht«.        aktiv zu bleiben. Dies ­können Nachbarn oder    21
Mittlerweile hat sich jedoch die Erkenntnis       Freunde ebenso gut sein wie die Mitglieder
durchgesetzt, dass entzündlich- rheumatische      einer Selbsthilfe­gruppe. Bewegungsmangel

                                                                                                       Kapitel
Erkrankungen die Betroffenen sehr wohl wert-      heißt oft auch Mangel an Begegnung und
volle Lebensjahre kosten können. Neben einer      Gespräch, an Freundschaften und Zuwen-
höheren Rate von Infektionen wurde in statis­     dung. Ver­einsamung als Spätschaden einer
tischen Erhebungen eine größere Häufig­keit       rheuma­tischen Erkrankung – das darf nicht
von Herzinfarkten und Schlaganfällen fest­        sein! Über Bewegungsangebote informieren
gestellt. Man vermutet heute, dass die ­ständig   die ­Verbände der Deutschen Rheuma-Liga
vorhandenen Entzündung die Gefäßwände             (siehe Seite 47).
schädigt und dadurch zur Arteriosklerose bei-
trägt.

 Spätschäden vorbeugen

Die beste Vorbeugung von Spätschäden bei
rheumatischen Erkrankungen ist eine quali­
fizierte Betreuung durch rheumatologisch
erfahrene Ärzte. Wenn die Gelenkentzündung
durch geeignete Maßnahmen unterdrückt wer-
den kann – möglichst bis zum vollständigen
Verschwinden von Krankheitszeichen – ist dies
der sicherste Schutz vor Folgeschäden.

Doch was können die Patienten selbst für die
langfristige Sicherung der Gesundheit tun?
Glücklicherweise gilt: Es gibt keinen Wider-
spruch zwischen den Empfehlungen für eine
Diät bei rheumatischen Erkrankungen und
denen zur Verhütung von Herz-Kreislauferkran-
kungen. Was für die Gelenke gut ist, schützt
auch das Herz. Umgekehrt schaden die Risiko­
faktoren, die auch bei Nicht-Rheumatikern
Gefahr für Herz und Kreislauf bedeuten, bei
Rheumatikern doppelt: Bewegungsmangel,
Rauchen, übermäßiger Alkoholgenuß, Über-
gewicht durch zu fettes und zu reichhaltiges
Die Spätfolgen rheumatischer Erkrankungen – so beugen Sie vor

               Tipps für den Alltag

2.6                  Achten Sie bei Ihrer Ernährung auf Ausgewogenheit. Lebensmittel mit günstiger
                     ­Wirkung für Herz und Gelenke sind Pflanzenöle mit hohem Anteil an ungesättigten
                      ­Fettsäuren. Diese sollten Butter und Schmalz weitgehend ersetzen.
          22

                     Einmal in der Woche Schweine- oder Rindfleisch ist ausreichend. Der Bedarf an
                     ­tierischem Eiweiß sollte stärker über Fisch, insbesondere Seefisch wie Makrele, oder
Kapitel

                      Hering gedeckt werden, da dieser entzündungshemmende Fischöle enthält.

                     Kaufen Sie nach Möglichkeit beim regionalen Anbieter, um frische Ware mit geringen
                     Transportwegen zu bekommen (Wochenmarkt, Gemüsehändler, lokale Angebote im
                     Supermarkt).

                     Achten Sie auf mögliche Zusammenhänge zwischen Gelenksymptomen und Nahrungs-
                     aufnahme. Lebensmittelunverträglichkeiten als Ursache von Gelenkschmerzen sind
                     selten. Hier kann eine Ernährungsberatung weiterhelfen.

                     Wer eine Fastenkur durchführen möchte, sollte sich vorher mit dem Rheumatologen
                     be­raten. Nicht Jede(r) ist für das Fasten geeignet.

                     Was den Gelenken nützt, schützt auch das Herz. Bewegung ist die beste Diät!
3
Rheuma zehrt an der Substanz –
Wie gleiche ich den Mangel aus?

                                       Kapitel
                                  23
Nahrungsergänzungsstoffe –
          die Qual der Wahl

               In Zeitschriften und Fernsehwerbung sowie        Es ist unmöglich, zu allen derartigen Sub-
               zunehmend im Internet werden Nahrungs­           stanzen Stellung zu nehmen. Grundsätzlich

 3.1           ergänzungsstoffe in schwer überschaubarer
               Zahl angeboten. Das Angebot reicht von Vita­
               minpräparaten, Spurenelementen und Heiler-
                                                                lässt sich aber feststellen, dass wir im All-
                                                                tag bei einer ausgeglichenen Ernährung,
                                                                die ge­nügend ­frisches Obst und Gemüse,
               den bis zu Gelatinekapseln, Soja-, Hefe- und     Milchpro­dukte und Eiweißquellen enthält,
          24   Algenextrakten oder pulverisiertem Muschel-      nicht in ernährungs­bedingte Mangelsitua-
               kalk.                                            tionen geraten.
Kapitel

               Diese Präparate werben in der Regel damit,       Bei Patienten mit schweren entzündlich-
               Mangelzustände an Vitaminen und Mineral-         rheumatischen Erkrankungen kann es
               stoffen auszugleichen. Neben allgemein posi-     jedoch ge­legentlich zu einem Mehrbedarf an
               tiven Effekten für Gesundheit und Fitness wird   bestimmten Vitaminen und Spurenelementen
               häufig auch Linderung bei Erkrankungen wie       kommen. Hier werden Präparate mit klar fest-
               Asthma, »allgemeiner Immunschwäche« oder         gelegten Inhaltsstoffen medizinisch verordnet.
               »Rheuma« in Aussicht gestellt.                   Die Tatsache, dass sich viele Menschen am All-
                                                                tag wenig leistungsfähig fühlen, ist hingegen
                                                                häufig anderen »Diät«-faktoren zuzuschreiben:
                                                                zu viel Stress, zu wenig Schlaf, Missbrauch von
                                                                Genussmitteln u. a. m.

                                                                Nicht jedes der frei verkäuflich angebote-
                                                                nen Mittel ist harmlos und nebenwirkungs-
                                                                frei. Aller­gische Reaktionen sind bei allen
                                                                Präpa­raten prinzipiell möglich. Vitamine und
                                                                Spuren­elemente können in zu hoher Dosis
                                                                auch ­Schäden verursachen.
Vitamine

Für Vitaminpräparate gilt das unter 3.1            Die Gabe von Vitamin D sollte ärztlich ange-
ge­sagte in besonderem Maße: Die Quelle von        ordnet und überwacht werden. Überdosierun-
Vitaminen sollte immer die Nahrung selbst
sein. Eine Zufuhr von Vitaminen aus medizi­
nischen Gründen ist nur selten erforderlich
                                                   gen können schädigende Folgen haben.

                                                   Vitamin E (α-Tocopherol) spielt ähnlich wie
                                                                                                      3.2
und sollte mit dem behandelnden Arzt abge-         Selen (siehe unten) eine Rolle bei der Ausschal-
sprochen werden.                                   tung schädlicher Sauerstoffverbindungen (sog.      25
                                                   Sauerstoff-Radikale). Bei Rheumatikern wird
Vitamin C ist in vielen frischen Gemüsen und       ein krankheitsbedingt höherer Bedarf an Vit-

                                                                                                           Kapitel
Obstsorten enthalten. Es wird durch Kochen         amin E diskutiert. Die täglich benötigte Menge
leicht zerstört, daher sind Mangelzustände         von 12 mg Vitamin E wird in der Normal­kost
gerade in der Winterzeit bei schlechterem          problemlos gedeckt. Wichtige Quellen von Vit-
Angebot an Frischobst möglich. Der tägliche        amin E sind Sonnenblumen- und Weizenkeim-
Bedarf liegt bei etwa 60 mg. Da Vitamin C für      öl, aber auch Fisch, und viele Obst- und Gemü-
die Bildung von Bindegewebe benötigt wird,         sesorten. Hochdosiertes Vitamin E wird als
wurde ein Mehrbedarf bei rheuma­tischen            Medikament zur Behandlung von verschleiß-
Erkrankungen, bei denen Bindegewebe                bedingten und entzündlich-rheumatischen
ge­schädigt wird, angenommen. Ein positiver        Erkrankungen eingesetzt. Bei Arthrosen ist
Ein­fluss einer vermehrten Vitamin C –Zufuhr       eine schwache schmerzstillende Wirkung von
auf derartige Erkrankungen konnte jedoch           hochdosiertem Vitamin E beschrieben worden.
bisher nicht bewiesen werden.                      Allerdings ­liegen für Patienten mit entzündli-
                                                   chem Gelenkrheuma nur wenige Untersuchun-
Auf die Rolle von Vitamin D wurde bereits          gen über die Wirksamkeit dieser Präparate vor,
eingegangen. Gerade bei älteren Menschen           die sich in ihrem Ergebnis teilweise widerspre-
besteht die Gefahr eines Vitamin D-Mangels,        chen. Zudem mehren sich Hinweise dafür,
der die Entstehung einer Osteoporose fördern       dass Vitamin E in hohen Dosen das Risiko für
kann. Dazu kann eine zu geringe Zufuhr von         Herzinfarkt und Schlaganfall erhöhen könnte.
Vitamin D mit der Nahrung beitragen: Fisch, z.     Die Einnahme von Vitamin E-Präparaten wird
B. Sardinen und Thunfisch, aber auch Eier und      daher nicht empfohlen.
bestimmte Sorten Pflanzenmargarine enthal-
ten Vitamin D. Bedeutsam ist aber auch der
Mangel an natürlichem Sonnenlicht, welches
für die Entstehung von Vitamin D in der Haut
verantwortlich ist. (Ein Solarium ist dafür kein
Ersatz!) Der Sonnenlichtmangel betrifft vor
allem Menschen in Alten- und Pflegeheimen,
die sich nicht mehr aus eigener Kraft im ­Freien
bewegen können. Empfohlen wird ein täg­licher
Aufenthalt an der Sonne von mindestens 30
Minuten, wobei Gesicht und Unterarme der
Sonne ausgesetzt sein sollten. Werden diese
Zeiten nicht erreicht, sollten 400 bis 800 Ein-
heiten Vitamin D von außen zugeführt werden.
Mineralstoffe

                Selen schützt den Körper von schädlichen         Eisen wird für die Bildung des roten Blut-
                Sauer­stoffverbindungen und kann damit eben-     farbstoffes benötigt. Eisenmangel führt zur

3.3             falls anti-entzündlich wirken. Schweinefleisch
                und Fisch sind wichtige Quellen für Selen. Bei
                Patienten mit RA liegt Selen in verminderter
                                                                 Blutarmut, erkennbar an leichter Erschöpfbar-
                                                                 keit, Konzentrationsschwäche und blassem
                                                                 Aus­sehen. Viele Patienten mit entzündlich-
                Konzentration in den Körperflüssigkeiten vor.    rheumatischen Erkrankungen haben eine Blut­
          26    Ein positiver Effekt einer Selenzufuhr auf den   armut und nehmen daher Eisenpräparate ein.
                Verlauf der rheumatoiden Arthritis konnte        Allerdings liegt nicht immer ein echter Eisen-
                allerdings bisher nicht festgestellt werden.     mangel vor. Häufig ist auch eine Eisenverwer-
Kapitel

                                                                 tungsstörung: Die chronische Gelenkentzün-
                Zink ist ein regulierender Faktor bei der        dung blockiert die Blutbildung im Knochen-
                ­Bildung von Bindegewebe. Dieses Metall ist      mark, so dass auch reichlich zugeführtes Eisen
                 wichtig für das Wachstum, die Wundheilung       nicht zu vermehrter Blutbildung sondern unter
                 und die Funktion des Immunsystems. Patien­ten   Umständen zur schädlichen Eisenüberladung
                 mit rheumatoider Arthritis weisen verminderte   führen kann.
                 Zinkspiegel im peripheren Blut auf. Allerdings
                 gilt auch für die Behandlung mit Zinkpräpa­ Eisenverwertungsstörung abklären
                 raten: ein Nutzen für die Behandlung bei
                 ­rheumatoider Arthritis konnte trotz umfang­ Auf der anderen Seite kann es bei Rheumati-
                  reicher wissenschaftlicher Unter­suchungen kern zu schleichenden Blut – und damit Eisen-
                  nicht nachgewiesen werden.                    verlusten durch Schleimhaut­schäden kommen,
                                                                die wiederum durch antirheumatische Medika-
                  Auf die enorme Bedeutung von Kalzium für mente verursacht werden können. Es ist daher
                  den Knochenstoffwechsel wurde im Abschnitt im Einzelfall zu prüfen, ob bei Blutarmut ein
                  1.3. bereits eingegangen.                     echter Eisenmangel oder eine Eisenverwer-
                                                                tungsstörung vorliegt. Ein echter Eisenmangel
                                                                sollte unbedingt ausgeglichen werden.
Eiweiß- und Knorpelschutzpräparate

Knorpel und Knochen enthalten Eiweiße, aber      Zumindest für Chondroitinsulfat wurde ein
auch komplexe Kohlehydratverbindungen            – vergleichsweise geringer – positiver Effekt
wie Chondroitinsulfat und Hyaluronsäure.
Seit Jahren werden daher Eiweiß- und Kohle­
hydratverbindungen aus tierischem Knorpel-
                                                 auf den Knorpelstoffwechsel beschrieben –
                                                 allerdings kamen nicht alle Studien zu die-
                                                 sem Ergebnis. Für Gelatineverbindungen
                                                                                                                3.4
und Knochengewebe als Heil- und Schutzmit-       ­liegen ­keine Wirksamkeitsnachweise vor. Das
tel für eine Vielzahl von Gelenkerkrankungen      in Gelatine enthaltene Eiweiß ist auch ein                    27
angeboten. Auch eine Reihe von wissenschaft-      Bestandteil der täglichen Nahrung, so dass
lichen Studien hat die Wirksamkeit von eini-      die zusätzliche Zufuhr in Kapselform wenig

                                                                                                                      Kapitel
gen dieser Substanzen untersucht.                 sinnvoll erscheint.

Tipps für den Alltag

     Nahrungsergänzungsstoffe sind bei ausgeglichener Ernährung häufig überflüssig.

     Prüfen Sie jedes Angebot sorgfältig. Ein hoher Preis für ein Nahrungsergänzungspräparat ist nicht gleichbedeu-
     tend mit guter Qualität oder exzellenter Wirksamkeit. Fordern Sie schriftliche Informationen an, die eindeutig
     belegen, welche Inhaltsstoffe im Produkt enthalten sind. Fragen Sie nach wissenschaftlichen Untersuchungen zur
     Wirksamkeit bei Ihrer Erkrankung.

     Allgemeine Aussagen wie »Stärkung der Abwehr«, »Entschlackung«, »Gelenkschutz« verschleiern oft, dass ein
     messbarer, positiver Effekt der angebotenen Stoffe fehlt. Fragen Sie Sich vorher, was Sie mit diesen Mitteln
     konkret erreichen wollen: Weniger Schmerzen? Gesünderen Schlaf? Bessere Konzentrationsfähigkeit? Prüfen Sie
     anschließend kritisch, ob dieses Ziel erreicht wurde!

     Sprechen Sie mit dem Arzt Ihres Vertrauens über die entsprechenden Präparate!
Tipps

                               Leben Vegetarier gesünder?

                               Unsere Vorfahren waren Sammler und Jäger. Der Stoffwechsel des Menschen ist daher auf eine

                               gemischte Nahrung eingestellt. Bestimmte Eiweißbausteine und Vitamine, die unser Körper

3.4                            nicht selbst bilden kann, werden ganz überwiegend aus tierischen N
                                                                                                ­ ahrungsmitteln bezogen.

                               Eine ausschließlich pflanzliche, d. h. vegane Diät kann daher Mangelerscheinungen auslösen,

          28                   wenn dem nicht gegengesteuert wird. Allerdings nehmen Bundesbürger im Durchschnitt zu

                               viel Fleisch und Wurstwaren zu sich. Eine vegetarische Diät, die die Einnahme von Eiern und
Kapitel

                               Milchprodukten erlaubt, kommt einer gesunden Ernährung sicher näher als eine Ernährungs-

                               weise, die zu wenig frisches Gemüse und Obst einbezieht.

          Tipps für die Gewichtsreduktion

               Essen Sie grundsätzlich nur an einem einzigen Platz in ihrer Wohnung. So entfällt Vieles,
               was man ­»nebenher« verzehrt.

               Viele kleine Mahlzeiten sind besser als wenige große!

               Langes, gründliches Kauen und kleine Bissen lassen das Sättigungsgefühl früher eintreten –
               die Mahlzeiten können verkleinert werden.

               Süßigkeiten und Snacks vor dem Fernseher sind gefürchtete Dickmacher!

               Essen Sie ausreichend Ballaststoffe, die mit wenig Kalorien den Magen füllen:
               Rohes Gemüse, Vollkornbrot, Obst.

               Trinken Sie ausreichend, aber möglichst ohne Kalorien! Oft wird Hungergefühl eigentlich
               durch Durst verursacht und kann durch Trinken unterdrückt werden.

               Die meisten Menschen sind nicht zu dick, weil sie zu viel essen, sondern weil sie sich zu wenig
               bewegen! Fangen Sie an mit einem Sport, der Ihnen Spaß macht– aber ohne übertriebenen Ehrgeiz!
               Totale Erschöpfung motiviert nicht zum Weitermachen!

               Lassen Sie sich nicht entmutigen! Oft kommt es nach ersten Erfolgen zu keiner weiteren Gewichts­
               abbnahme, denn Fettreserven werden erst sehr langsam mobilisiert! Man braucht einen langen Atem!
4
Genuss ohne Reue –
Rezepte für den Alltag mit Rheuma

                                                                                              Kapitel
Auf den folgenden Seiten finden Sie eine Auswahl geeigneter und schmackhafter
­Rezepte. Die Rezepte sind entweder reich an Omega-3-Fettsäuren (Lachs), reich
 an K
    ­ alzium (Brokkoli, Milchprodukte, Sesam) sowie vitamin- oder ballaststoffreich.
Die w
    ­ arme Mahlzeit sollte drei bis vier mal die Woche aus einem Gemüsegericht           29
bestehen, darüber hinaus sind Fisch- und Geflügelrezepte zu empfehlen.

Für Gicht-Betroffene gilt: Wenn Sie nicht ganz auf Fleisch und Fisch verzichten
möchten, lassen Sie unbedingt die Haut weg und verwenden Sie keine Fleischbrühe.
Kochen Sie alles möglichst pur und frisch. Denn viele Fertigprodukte sind mit Fleisch-
konzentrat angereichert. Milchprodukte, Gemüse, Obst, Reis, Kartoffeln oder Nudeln
sind jederzeit erlaubt. Dabei sollte man viel trinken, aber möglichst auf Alkohol,
egal ob Bier oder Wein, verzichten.

Viel Spaß beim Ausprobieren!
Genuss ohne Reue – Rezepte für den Alltag mit Rheuma

               Zutaten für 1 Portion:
                                        Cornflakes mit Bananenschaum
               40 g Cornflakes
               1 Banane
                                        und Physalis
               150 ml Vollmilch
               1 TL Zitronensaft        Reich an Kohlenhydraten, Vitamin C und Kalzium
               2 EL Sanddorn-

          4    Vollfruchtkonzentrat
               50 g Physalis
               (Kapstachelbeeren)
                                        Zubereitung
                                        Cornflakes auf einen tiefen Teller geben. Die Banane schälen, zu­sammen
                                        mit der Milch, dem Zitronensaft und dem Sanddorn­konzentrat in einen
          30
                                        Mixer geben, und alles kurz pürieren. Von 2 bis 3 Physalis die perga-
                                        mentähnlichen Blütenkelche zurückklappen und diese leicht zusam-
                                        mendrehen. Die restlichen Physalis aus den ­Blütenkelchen lösen und
Kapitel

                                        halbieren. Den Bananenschaum über die Cornflakes gießen, und die
                                        Physalis dekorativ darauf verteilen.

                                        Nährwert pro Portion:
                                        494 kcal, 2077 kJ, 12 g Eiweiß, 12 g Fett, 81 g Kohlenhydrate,
                                        4 g Ballaststoffe, 252 mg Kalzium, 20 mg Cholesterin

               Zutaten für 1 Portion:
                                        Fitnessfrühstück
 Frühstück

               2 EL Sahnejoghurt
               etwas Zitronensaft       Reich an Vitaminen, Kohlenhydraten und Ballaststoffen, aber fettarm
               1 TL Honig
               3 junge, zarte Möhren
               1 säuerlicher Apfel
               50 g blaue Weintrauben   Zubereitung
               40 g Cornflakes          Joghurt mit Zitronensaft und Honig verrühren. Die Möhren unter flie-
               nach Belieben etwas
               Milch                    ßendem Wasser abbürsten und fein reiben. Den Apfel schälen und in
               1 TL gehackte Wal-       feine Stifte schneiden oder ebenfalls reiben. Beides sofort mit etwas
               nüsse                    Zitronensaft mischen. Weintrauben halbieren und entkernen. Alles
                                        locker mit Cornflakes mischen und in einem Schälchen anrichten. Die
                                        Joghurtcreme darauf geben und mit Walnüssen bestreuen. Nach Belie-
                                        ben Milch dazugießen.

                                        Nährwert pro Portion:
                                        378 kcal, 1589 kJ, 7 g Eiweiß, 8 g Fett,
                                        67 g Kohlenhydrate, 9 g Ballaststoffe
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