Laut & leise Glückspost - Sucht beginnt im Alltag. Prävention auch - Suchtprävention Kanton Zürich
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laut & leise Magazin der Stellen für Suchtprävention im Kanton Zürich Nr. 2, Juni 2016, erscheint dreimal jährlich, Jahresabonnement Fr. 20.– Glückspost Sucht beginnt im Alltag. Prävention auch.
Suchtprävention, laut & leise, März 2016 «Glück liegt in der Luft» Die Bilder der Fotografin Zoe Tempest symbolisieren mit Humor die Vergänglichkeit von Glück. Inspirierend waren für sie die vielen Wortbildungen und Redewendungen mit dem Begriff Glück sowie das ernsthafte Spiel in den künstlerischen Arbeiten von Fischli/Weiss und Roman Signer. Kleine, nüchterne Objekte des Glücks übernehmen poetisch die Regie im Bildraum. (www.zoetempest.ch / Umsetzung Objekte in Zusammenarbeit mit Barbara Rusterholz) 2
STANDPUNKT Im Glücksrausch er Mensch möchte glücklich sein. Der Mensch ist ver- Oft ist die Motivation bei all diesem Tun, Wohlbefinden her- D führbar. Einige suchen das Glück im Rausch und grei- fen gelegentlich oder öfters zu legalen oder illegalen, natürlichen oder chemischen Hilfsmitteln. Welche Drogen gefragt sind, bestimmt auch der Zeitgeist: Waren in den 70er-Jahren Haschisch und psychedelische Substanzen wie LSD zustellen und unangenehme Gefühle zu vermeiden. Die indivi- duellen Beweggründe variieren von Rückzug bis zur totalen Ent- hemmung, vom Dämpfen zum Euphorisieren, vom Wegtreten bis zur Ausübung absoluter Kontrolle. Es ist wohl kein Zufall, und Pilze gefragt, hielten sich die Yuppies ab Mitte der 80er-Jah- Um das entstandene Loch wieder zu stopfen, re mit leistungs- und Ego-steigerndem Kokain bei Laune. Mit den 90er-Jahren hielt die Glücksdroge Ecstasy Einzug in die wird dem guten Gefühl nachgejagt, immer wieder Jugend- und Partyszene und füllte die innere Leere von so man- und immer mehr und zunehmend erfolgloser. chem Traumtänzer mit warmen, dennoch synthetischen Erleb- Die Grenze zwischen Genuss und Missbrauch nissen. Heute liegt das rauschhafte Glück zusätzlich in der stän- digen Verfügbarkeit von Konsumgütern und Erlebnissen, was oder riskantem Konsum ist dabei fliessend. sich beispielsweise im exzessiven Medienkonsum zeigt. Wie wir aus der Neurobiologie wissen, hat das Glücksemp- dass zahlreiche heute als Rauschmittel verwendete Substanzen finden seinen Sitz im Gehirn und diverse Botenstoffe über- ursprünglich als Medikamente entwickelt wurden. Heroin als bringen freudige Nachrichten von Synapse zu Synapse. Das Schmerzmittel und Hustensaft, LSD zur Unterstützung von Psy- Dopamin steuert unseren Antrieb und schüttet körpereigene chotherapien, Ecstasy als Appetitzügler, um nur einige zu nen- Belohnungsdrogen aus – so fühlt sich Glück an! Serotonin ist nen. Nüchtern betrachtet ist bei dieser Form der Selbstmedika- verantwortlich für die emotionale Ausgeglichenheit und Zufrie- tion das Problem, dass zu kurz gedacht wird. Was bleibt, ist denheit. Eine Reproduktion dieser Vorgänge geschieht beispiels- Ernüchterung – und die ist ja unerwünscht. weise beim Kokainkonsum. Dabei wird die Ausschüttung Wie steht es aber mit dem Gipfelwein nach einem anstren- dieser Botenstoffe massiv erhöht: Die Stimmung ist aufge- genden Aufstieg, der Zigarette danach oder dem Joint zur Feier putscht, das Selbstwertgefühl gepimpt, die Hemmschwelle und Intensivierung des Erlebens am Rockkonzert? Die flüchti- niedrig. Der Körper ist auf maximale Leistung eingestellt. Die gen Momente des Glücks, die durch den Konsum von Substan- Kehrseite dieses «High Life» folgt, sobald die Wirkung verpufft. zen verstärkt oder belohnt werden, leben in der Erinnerung als Dann verschwindet das Glücksgefühl. An seine Stelle treten Angst, glückliche Momente weiter. Sie sind mehr als nur die momen- Niedergeschlagenheit und Lustlosigkeit. Dieses Muster lässt sich tane Wirkung des Zugeführten und dürfen ihren wohligen Platz ebenfalls bei anderen Substanzen oder bei exzessiven Verhaltens- im Leben haben. Als Garant für eine als tiefe, und dauerhaft er- formen feststellen. Der hohe Preis dieser Art von Glück ist der lebte Lebenszufriedenheit taugt jedoch keine Substanz. n Frustkauf, das Montagstief, der Kater. Um das entstandene Loch wieder zu stopfen, wird dem guten Gefühl nachgejagt, immer wieder und immer mehr und zunehmend erfolgloser. Die Grenze zwischen Genuss und Missbrauch oder riskantem Konsum ist Cathy Caviezel ist Stellenleiterin der Suchtpräventionsstelle der Bezirke Affoltern und Dietikon, Psychologin und Organisationsberaterin/Coach. dabei fliessend. Wie beim Kinderlied vom «Hansdampf im Schnäg- geloch» liegt das Glück dabei in dem, was man nicht hat (oder im Gegenteil in dem, was man hat, ohne es zu wollen). IMPRESSUM Herausgeber: Die Stellen für Suchtprävention im Kanton Zürich. Zuschrif- INHALT ten: info@suchtpraevention-zh.ch. Redaktions- und Produktionsleitung: Brigitte Müller, muellertext.ch. Redaktionsteam: Cathy Caviezel (Vorsitz), Seite 5: Macht Glück gesund? Larissa Hauser, Christian Ingold, Simone Reiser. Redaktion Meldungen aus Suchtpräventive Perspektiven der Suchtprävention: Annett Niklaus. Mitarbeiter/innen dieser Nummer: Sarah Auerbach, Claudia Meier-Magistretti, Willibald Ruch, Christine Wullschle- ger. Fotos: Zoe Tempest. Umsetzung Objekte: in Zusammenarbeit mit Barbara Seite 7: Wirkliches Glück im Glückspiel Rusterholz. Gestaltung: Fabian Brunner. Druck: FO-Fotorotar. Spielpech soll glücklich machen? Suchtprävention, laut & leise, Juni 2016 Abo: Fr. 20.– jährlich (freiwillig). Bezug weitere Exemplare, freiwilliges Abonnement, Adressänderung: FO-Fotorotar, 044 986 35 10, info@fo-fotorotar.ch. Seite 9: Glück ohne Nebenwirkungen Die Beiträge und die Fotos in diesem «laut & leise» geben die Meinung Suchtprävention und ihr Beitrag zum Glück der Autorinnen und Autoren wieder. Diese muss nicht mit der Meinung des Herausgebers, der Stellen für Suchtprävention im Kanton Zürich, Seite 12: Danke, dass Sie dieses Interview lesen übereinstimmen. Interview mit Prof. Dr. Willibald Ruch Artikel, Fotos, Illustrationen sind urheberrechtlich geschützt und dür- fen ohne Genehmigung der Redaktion nicht verwendet werden. Falls Seite 14: Meldungen aus der Suchtprävention Sie Interesse an einem Artikel haben: Anfrage bitte an Annett Niklaus (annett.niklaus@uzh.ch). 3
SUCHTPRÄVENTIVE PERSPEKTIVEN: GLÜCK – (K)EIN SCHUTZFAKTOR Macht Glück gesund? Spielt Glück im Zusammenhang mit Sucht und Suchtprävention eine Rolle? Die Positive Psychologie und die Theorie der Salutogenese gehen dieser Frage nach und zeigen Parallelen auf zwischen Goa-Partys, griechischen Philosophen und der Recovery-Bewegung, aus denen sich neue Perspektiven für die Suchtprävention eröffnen können. Text: Dr. phil. Claudia Meier Magistretti und Dr. des. Sarah Auerbach ie Schweizerinnen und Schwei- genau sie denn glücklich mache, antwor- ren – beispielsweise der Wohlstand des D zer sind nach den Dänen welt- weit die glücklichsten Menschen. Das jedenfalls sagt der «World Happiness Report», der das Glück der Menschen weltweit misst. Glück, so defi- teten sie, es sei die Musik, auch «ein we- nig» die Drogen, aber es gehe um mehr: Nirgends sonst könnten sie eine so starke, fast religiöse innere Verbindung zur Na- tur und zu anderen Menschen spüren, Wohnorts, geschlechter- oder migrations- spezifische Benachteiligungen, Arbeits- bedingungen – lassen sich jedoch nicht ohne weiteres verändern. Hier werden Schutzfaktoren wichtig: Es sind Merkma- niert der Bericht, setzt sich zusammen aus dem messbaren Wohlstand, der Anzahl der zu erwartenden gesunden Lebensjah- Es sind Merkmale, Eigenschaften oder Fähigkeiten eines re, der subjektiv erlebten Freiheit, der Individuums oder seiner Umwelt, welche die Wahrscheinlichkeit prosozialen Aktivität, einem geringen Ausmass an Korruption im Land, der er- vermindern, dass sich die vorhandenen Risiken in Krankheiten, lebten positiven und negativen Emotio- in Sucht oder in einem verminderten Wohlbefinden auswirken. nen, der erfahrenen sozialen Unterstüt- Sie «puffern» mögliche negative Entwicklungen ab. zung und der positiven Zukunftserwar- tung. Glück ist also sehr weit abhängig von den Kontextfaktoren, in denen Men- Gespräche führen und philosophieren. le, Eigenschaften oder Fähigkeiten eines schen leben. Der Satz «Jeder ist seines Also sollen Substanzen und Philosophie- Individuums oder seiner Umwelt, welche Glückes Schmied» scheint nicht unbe- ren ebenfalls glücklich machen? Eine die Wahrscheinlichkeit vermindern, dass dingt zu gelten. Dennoch machen die In- Antwort kommt vom griechischen Philo- sich die vorhandenen Risiken in Krank- dividuen selber ihr Glück. Menschen, die sophen Epikur, der im Buch «Vom glück- heiten, in Sucht oder in einem vermin- ein erfülltes Leben führen, eigene Ziele seligen Leben» meinte, dass der Mensch derten Wohlbefinden auswirken. Sie verfolgen und über eine gute Selbstkon- philosophieren soll, um glücklich zu «puffern» mögliche negative Entwick- trolle verfügen, sind im Durchschnitt werden und um damit «etwas für die Ge- lungen gewissermassen ab. glücklicher und erleben ein besseres sub- sundheit seiner Seele zu tun». Glück soll Unter den belegten Schutzfaktoren in jektives Wohlbefinden als andere. uns also zu seelischer Gesundheit und – Bezug auf Suchtentwicklung (siehe Kas- Dass Glück keine eindimensionale damit einhergehend – zu einer geringeren ten Seite 6) kommt Glück nicht vor. Den- Qualität ist, zeigt uns auch die Hirnfor- Suchtanfälligkeit verhelfen? noch gibt es Zusammenhänge zwischen schung. Am Erleben von Glücksgefühlen Glück, Schutzfaktoren und Suchtpräven- sind mindestens sieben Hirnregionen be- Ist Glück ein Schutzfaktor? tion. Um sie zu sehen, müssen wir die teiligt und das Gehirn unterscheidet nicht kurzfristigen Glücksgefühle unterschei- zwischen unterschiedlichen Arten von Seelisches Wohlbefinden gilt nicht nur den von einem überdauernden Gefühl Glück. Die Nervenbahnen des Glücks-, in der Suchtprävention als wichtiger des Glücks im Sinn von Zufriedenheit und Belohnungs- und Lustsystems sind weit- Schutzfaktor. Der Begriff der Schutz- Wohlbefinden. Suchtprävention, laut & leise, Juni 2016 gehend identisch und es gibt Regionen im faktoren ist mindestens so alt wie die Mittelhirn, die sich beim Anblick eines ge- Ottawa-Charta der WHO von 1986, in der Glück und Sucht liebten Menschen genauso aktivieren wie festgehalten wurde, dass Gesundheitsför- bei einem Lottogewinn oder beim Ko- derung und Prävention darauf abzielen Die Positive Psychologie fordert eine neue kainkonsum. sollen, den Menschen ein Höchstmass an Sichtweise auf Sucht. Sucht wird nicht Was Glück aber individuell bedeutet, Verwirklichung und Selbstbestimmung mehr als akute Krankheit betrachtet, son- ist subjektiv. Goa-Partys und die dazuge- über ihre Gesundheit zu ermöglichen. dern vielmehr als Einschränkung auf dem hörenden Substanzen würden glücklich Dies erreichen Menschen, wenn sie Fak- Weg zu dem, was Martin Seligman «Flou- machen, sagten uns junge Menschen toren, die ihre Gesundheit bedingen, rishing» nennt. Gemeint ist damit die Fä- nach einem Goa-Fest. Auf die Frage, was beeinflussen können. Viele dieser Fakto- higkeit eines Individuums, Stärke, Wohl- 5
Im Zusammenhang mit Sucht konnte gezeigt werden, dass die soziale Teilhabe und die Entwicklung von spezifischen Charakterstärken am wirksamsten sind. Als besonders relevant erwiesen haben sich dabei Neugier, die Fähigkeit zur Selbstregulation und Spiritualität. befinden und Teilhabe am sozialen und nicht nur bei Kindern und Jugendlichen, tys verbundenen Sehnsüchte nach Sinn- öffentlichen Leben zu entwickeln. An- sondern über die gesamte Lebensspanne haftigkeit, Wohlbefinden und sozialer stelle der Fokussierung auf die Überwin- hinweg. Derselbe Zusammenhang be- Teilhabe, dann sind sehr wohl Bezüge zu dung von Rückfällen soll Suchttherapie steht zwischen dem Kohärenzsinn und Schutzfaktoren möglich. Individuelle einer «Glücksorientierung» folgen. Diese Behandlungserfolgen bei bereits beste- Ressourcen sind dabei ebenso wichtig wie wird keineswegs beliebig, sondern im henden Suchterkrankungen. Der Kohä- Kontextfaktoren. Zentral ist die gemein- Sinn der Positiven Psychologie verstan- renzsinn ist veränderbar und es gibt same Ausrichtung der beschriebenen An- den: Positive Denkweisen und Emotio- Möglichkeiten, diesen zu stärken. Im sätze, die Suchtprävention aus einer Ge- nen sowie Charakterstärken sollen nicht Unterschied zu Seligmans Charakterstär- sundheitsperspektive verstehen. Der Fo- nach standardisierten Therapieplänen, ken ist der Kohärenzsinn bei Antonovsky kus auf Ressourcen und die Einbettung sondern in individuellen Prozessen geför- aber weniger individualistisch gedacht. von Suchtprävention in den grösseren dert werden, damit ein angenehmes, en- Antonovsky betont, dass unter anderem Kontext der Gesundheitsförderung kenn- gagiertes und sinnvolles Leben möglich umgebungsbezogene Voraussetzungen zeichnen die Positive Psychologie und die wird. Ein solches Leben zu führen, erfor- dazu beitragen, den Kohärenzsinn zu Salutogenese. dert bei Suchterkrankten den Wiederer- fördern. Vielleicht gelingen solche Ansätze zu- werb von Charakterstärken, haben sie In der Suchtprävention sind entspre- nehmend in der Prävention und es wird sich doch daran gewöhnt, Wohlbefinden chende Programme noch zu entwickeln. eines Tages auch in der Schweiz nicht über Substanzen als «Abkürzungen ins Dass und wie das möglich sein könnte, zei- mehr nötig sein, die suchtpräventive Ar- Glück» zu erreichen. gen Beispiele der aus den USA stammen- beit über die minuziöse Abgrenzung zur Im Zusammenhang mit Sucht konnte den Recovery-Bewegung: Diese zeichnet Gesundheitsförderung zu rechtfertigen. gezeigt werden, dass die soziale Teilhabe sich durch einen starken Einbezug der Eigentlich könnten wir jetzt damit begin- und die Entwicklung von spezifischen Zielgruppen aus. Zunehmend gelingt die- nen: Denn «glücken» heisst etymologisch Charakterstärken am wirksamsten sind. ser Bewegung, individualisierte Wege zu betrachtet «festsetzen, beschliessen, be- Als besonders relevant erwiesen haben Wohlbefinden in neuen Gemeinschaften stimmen». n sich dabei Neugier im Sinn von Offenheit zu schaffen und Netzwerke und Interven- für Erfahrungen – im Unterschied zum tionen so zu gestalten, dass – ganz im Sinn «sensation seeking», die Fähigkeit zur der Salutogenese – Gesundheitspotenzia- Selbstregulation und Spiritualität. Proso- le genutzt werden können. Dr. phil. Claudia Meier Magistretti, Forschungs- leitern und Dozentin, Dr. des. Sarah Auerbach, ziale Aktivitäten und Sinnstiftung sind Glück ist kein Schutzfaktor für Sucht- Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Hochschule weitere wichtige Erfolgsfaktoren. entwicklungen. Verstehen wir Glück aber Luzern – Soziale Arbeit. Beide sind Mitautorinnen Eine gewisse Nähe der Konzepte der im Sinn der Positiven Psychologie, der Sa- des ersten internationalen Handbuchs zur Positiven Psychologie zur Theorie der Sa- lutogenese oder im Sinn der mit Goa-Par- Salutogenese, das im Juni 2016 erschienen ist. lutogenese von Aaron Antonovsky lässt sich hier bereits feststellen. Wie Seligman betont auch Antonovsky die Bedeutung der Sinnhaftigkeit, die er aber im Unter- Belegte Schutzfaktoren der Suchtprävention schied zu Seligman nicht als «Orientie- Kinder im Vorschulalter • Prosoziale Fähigkeiten und Bezie- rung zum Glück» versteht. Sinnhaftigkeit • Impulskontrolle vermitteln hungsfähigkeit fördern ist für Antonovsky eine Komponente des • Soziale Fertigkeiten fördern • Übergang in höhere Schulen / Lehre Kohärenzsinns: Damit ist ein Grundver- • Schulschwierigkeiten vorbeugen unterstützen und begleiten trauen in das Leben und in die Fähigkeit, das Leben zu bewältigen, gemeint. Dazu Suchtprävention, laut & leise, Juni 2016 Kinder im Schulalter Jugendliche gehört die Überzeugung, dass Ereignisse • Förderung von Selbstkontrolle und • Beziehungsfähigkeit fördern Sinn machen und dass es sich lohnt, die- Selbstwirksamkeit • Bildung der Geschlechteridentität se in Angriff zu nehmen und Engagement • Selbstverantwortung gegenüber der unterstützen in sie zu investieren. eigenen Gesundheit • Schulabbruch verhindern und schu- Der Kohärenzsinn spielt im Zusam- • Gefühlswahrnehmung und Kommu- lischen / beruflichen Erfolg ermögli- menhang mit Sucht eine wichtige Rolle. nikation über Gefühle lernen chen Je stärker er ausgebildet ist, umso gerin- • Soziale Problemlösefähigkeit ausbilden • Selbstwirksamkeit erhöhen ger ist die Wahrscheinlichkeit von Sucht- • Negative Einstellung zu Suchtmittel- • Soziale Integration und Beziehun- entwicklungen und umso höher die konsum gen zu Gleichaltrigen Wahrscheinlichkeit eines Wohlbefindens; 6
ESSAY. SPIELPECH SOLL GLÜCKLICH MACHEN UND LOTTOSPIELEN HEILSAM SEIN? Wirkliches Glück im Glücksspiel Geldspiel wäre eine sachlichere und Pechspiel eine ehrlichere Bezeichnung. Die Zufalls- entscheidungen im Glücksspiel haben wenig mit Glück zu tun. Ist die fatalistische Haltung gegenüber diesem Schicksal gar ein Schutzfaktor? Sie steht im Gegensatz zur relativ kontrollier- baren Wirkung von Genussmitteln wie Alkohol, Cannabis oder Kokain. Wo liegt mehr Glück drin? Text: Christian Ingold as Lottospiel, eigentliche Volks- Natürlich folgt beim Glücksspieler auf Tun liegt oft der unbewusste Wunsch, sich D disziplin unter den Glücksspie- len, kann in der Wirkung als ho- möopathisch bezeichnet wer- den. Das Träumen von nie da gewesenen Möglichkeiten als Folge eines hohen den Verlust sofort das Verlangen nach dem nächsten, gewinnversprechenden Click und Kick. Habe ich Glück? Bin ich der Auserwählte? Einmal werde auch ich an der Reihe sein. selbst zu bestrafen. Der krankhafte Spie- ler externalisiert eine unerträgliche inne- re moralische Schuld und schafft sich da- mit Erleichterung. Dieses Verhalten könnte sogar als nachhaltig bezeichnet Geldgewinnes fördert die Auseinander- Diese Erwartung treibt Glücksspieler werden, würde es nicht üblicherweise setzung mit eigenen kleineren oder grös- direkt in den unkontrollierten Konsum ökonomisch ausser Kontrolle geraten. seren Wünschen. Was würde ich mir mit und provoziert das sogenannte Chasing. Die Auseinandersetzung mit den eigenen diesen 2,2 Millionen von Swisslos leisten? Wohin würden mich die 180 Millionen von Euromillions führen? So unterwerfen sich Menschen lieber dem fatalistischen Werden diese Wünsche sogar sozial Glücksspiel, anstatt ihr Glück in der Überwindung von vielleicht ausgetauscht, wie es bei Wettgemein- schaften tatsächlich Kultur hat, kann das unbegründeten Schuldgefühlen, schmerzlichem Selbstwert- praktizierte Lottospiel sogar als Schutz- mangel oder irrationaler Gewinnerwartung zu finden. faktor vor Suchtverhalten bezeichnet werden. Das gefühlte psychische Glück ist dann der Ersatz des tatsächlichen Spiel- Verlusten hinterherzurennen, bringt al- Schuldgefühlen, nicht erhaltenen Chan- glücks. lerdings nichts, sicher kein Glück. Keine cen oder den emotionalen Verlusten in Kinogängerin würde erwarten, nach der der eigenen Biografie führt jedenfalls ver- Glück hat, wer nie Spielglück hat Vorstellung das Ticket oder ein Mehrfa- lässlicher zu stabilem Glück als das Spiel. ches davon retour zu erhalten. Das Wer vorgeführt bekommt, wie viele Grosse Gewinne enden überdurch- Tauschgeschäft von Unterhaltung gegen Lottomillionäre das vergangene Jahr ** schnittlich häufig in einem sozioökono- Geld ist etabliert. Der Glücksspieleinsatz wieder hervorgebracht hat, wer die Sport- mischen Abstieg, der ohne das plötzliche wird kulturell vor allem nördlich der Al- wettgewinne des Mannschaftskollegen Geld nicht eingetroffen wäre. Bleibt der pen als Investment mit zu erwartender vorgeprahlt bekommt oder als Private- grosse Gewinn nämlich dauerhaft aus, Rendite begriffen anstatt als Geldeinsatz Banking-Berater ständig die grossen fördert dies die kritische Auseinanderset- für einen reizvollen Genuss. Portefeuilles seiner Kunden vor Augen zung und die Motivation steigt, sich mit- hat, fühlt sich selbst oft vom Schicksal be- tels seiner real existierenden Möglichkei- Verlieren als Therapie trogen oder zweifelt an sich selber. So un- ten glücklich zu machen. Das Ruderböt- terwerfen sich Menschen lieber dem fata- chen auf dem nahen See statt der Motor- Dass bei vielen Glücksspielern eine nar- listischen Glücksspiel, anstatt ihr Glück in yacht in der Karibik, der Schrebergarten zisstische Thematik vorliegt, kann nach der Überwindung von vielleicht unbe- am Stadtrand statt des Villenparks in der einem vertieften Einblick in deren Psyche gründeten Schuldgefühlen, schmerzli- Steueroase oder das Freiheit verspre- nachvollzogen werden. Egozentrische chem Selbstwertmangel oder irrationaler chende 1.-Klass-GA statt verschwenderi- Grandiositätsvorstellungen weisen auf Gewinnerwartung zu finden. Sowohl bei scher Luxussportwagen. Oder einfach Defizite bei der Selbstwertdefinition hin, Sportwetten als auch beim Börsentraden mehr Freizeit und weniger Arbeit, mittels die zum problematischen Spielverhalten überschätzen sich die Menschen bezüg- Teilzeit in Kombination mit etwas weni- führen können. Es kann dem Verständnis lich ihrer Fachkompetenz und Erfahrung ger Konsum im Alltag? von Glücksspielsucht helfen, wenn man regelmässig. Da hat ein geübter Schach- Glücksspieler/innen scheinen auf den die Möglichkeit in Betracht zieht, dass pa- spieler sein Glück doch wesentlich besser Suchtprävention, laut & leise, Juni 2016 ersten Blick eine durchaus gesunde Le- thologische Spieler/innen unbewusst im Griff – was natürlich der Pokerspieler benseinstellung zu haben. Sie akzeptieren nicht den Gewinn, sondern den Verlust ebenfalls von sich behaupten würde. n den Zufall als gestaltende Kraft in ihrem herbeisehnen .* Wenn diese Umkehr pri- Leben. Kokainkonsumenten, Alkoholi- ma vista erstaunt: Hinter dem ruinösen ker oder Raucherinnen käme es nicht in Christian Ingold ist Fachexperte für Prävention von den Sinn, den vermeintlichen Entscheid Glücksspielsucht und pflegt die Kontakte zu Anbie- über ihr Glück mittels Genussmittelkon- * vgl. Ines Bodmer: Die Lust am Frust. Psychoana- tern, Behörden, Präventions- und Beratungsinstitu- lytische Aspekte der Glücksspielsucht, in: Psycho- sums aus den Händen zu geben. Sie wol- scope 10/2013, Vol. 34 tionen sowie Kontrollorganen. len selber über Qualität und Ausmass ** https://www.swisslos.ch/de/landingpages/swiss- Für weitere Informationen: ihres Rausches entscheiden. lotto/30-lotto-millionaere-2015.html www.spielsucht-radix.ch 7
SUCHTPRÄVENTION UND IHR BEITRAG ZUM GLÜCKLICHEN LEBEN Glück ohne Nebenwirkungen Ziel der Suchtprävention ist, dass sich Menschen einer hohen Lebenszufriedenheit erfreuen, ohne von Suchtproblemen geplagt zu werden. Risikofaktoren können einem glücklichen Leben im Wege stehen, Schutzfaktoren es begünstigen. Der Artikel beschreibt Projekte, die gezielt die Lebenszufriedenheit fördern und so dem Glück den Weg ebnen. Text: Christine Wullschleger anche Mütter und Väter zei- terstützt sie im selbständigen Lösen von einbringen. Einige Kinder fühlten sich je- M gen sich nach einem Eltern- abend glücklich, zu wissen, wie sie dem jugendlichen Nachwuchs helfen können, damit aus Probierkonsum keine Sucht entsteht. Die Problemen. Lektionen hält sie während dieser Zeit nicht. Was Kinder stark macht doch zeitweise etwas überfordert oder wurden ungewöhnlich stark müde und waren glücklich, wieder zum strukturier- ten Alltag zurückkehren zu dürfen. «In den meisten Kindergärten werden Fachleute der Suchtprävention zeigen Ri- Mit Ausnahme der Stadt Zürich bieten nach Projektschluss einzelne Elemente sikofaktoren für eine Suchtentwicklung alle Regionalen Suchtpräventionsstellen aus dem Spielzeugfreien Kindergarten auf und vermitteln, wie man sie frühzei- des Kantons Zürichs das Angebot des beibehalten, zum Beispiel die Art, Kinder tig erkennt und ihr wirksam begegnet. So Spielzeugfreien Kindergartens an. Das bei der Lösung von Konflikten zu beglei- können manche Irrwege eine glückliche Wendung nehmen. Zu einem glücklichen Leben tragen Zu einem glücklichen Leben tragen gleichzeitig Schutzfaktoren gleichzeitig Schutzfaktoren bei. Die bei. Die Suchtprävention unterstützt deshalb Projekte und Suchtprävention unterstützt deshalb Pro- jekte und Programme, die Lebenskompe- Programme, die Lebenskompetenzen fördern. Und zwar tenzen fördern. Und zwar für Menschen für Menschen jeden Alters. jeden Alters. Im Kindergarten Projekt Spielzeugfreier Kinder entstand ten», erzählt Doris Brodmann und er- in den 1990er-Jahren im süddeutschen gänzt: «Viele Kindergartenlehrpersonen Doris Brodmann von der Suchtpräven- Raum und stiess ab dem Jahr 2001 in der bemerken die positive Wirkung des Pro- tionsstelle der Bezirke Affoltern und Die- Schweiz auf Begeisterung. Doris Brod- jekts oft erst später, beispielsweise die in- tikon ist überzeugt, dass der Spielzeug- mann organisiert und koordiniert die von tensiver blühende Kreativität oder die freie Kindergarten den Kindern nicht nur den Stellen angebotene Weiterbildung im grössere Selbständigkeit der Kinder.» glückliche Momente beschert, sondern Kanton Zürich. Die Begleitung der Kin- gleichzeitig wertvolle Lebenskompeten- dergartenlehrpersonen während der Ein perfekter Tag für Jugendliche zen stärkt: «Selbstwirksamkeit zu erle- Durchführung selbst nehmen die Fach- ben, trägt zum Glücklichsein bei. Und weil leute der einzelnen Stellen wahr. «Was ist für Jugendliche ein perfekter der Mensch ein soziales Wesen ist, macht Der Spielzeugfreie Kindergarten ist ein Tag?» Dies herauszufinden, war laut es ihn glücklich, mit andern in Beziehung herausforderndes Projekt. Die an einem Gianni Tiloca von der Suchtpräventions- zu sein. Auch wer seine Bedürfnisse Elternabend über das Projekt informierten stelle Winterthur das Ziel eines Filmwett- wahrnehmen und erfüllen kann, findet Eltern reagieren sehr unterschiedlich. Von bewerbs. «Wir wollten junge Menschen Glück.» Gerade diese Fähigkeiten werden «toll, wird das gemacht» zu «hoffentlich dazu anregen, über das Positive in ihrem laut Doris Brodmann gefördert, wenn die wird es meinem Kind nicht zu laut» bis zu Leben nachzudenken und die jugendliche Spielzeuge in einem Kindergarten für Sorgen, ob sich das Kind verletzten könn- Lust, sich zu betätigen, dafür nutzen.» Für einige Wochen «in die Ferien gehen» und te. Diese Skepsis verfliegt bei den meisten das Projekt, durchgeführt 2012/2013, ging die gewohnte Struktur freiem Zusam- Eltern, wenn sie erleben, wie bereichernd die Suchtprävention eine Kooperation mit mensein Platz macht. Die Kinder sind ge- die Erfahrung für ihre Kinder ist. Winterthurer Stellen der Jugendarbeit ein. fordert, herauszufinden, was sie womit Eine aktuelle Auswertung der Sucht- Jugendliche wurden aufgerufen, ihre Suchtprävention, laut & leise, Juni 2016 und mit wem tun möchten. Langeweile prävention Aargau für ihre Spielzeugfrei- Vorstellung eines perfekten Tages filmisch muss ausgehalten, Konflikte wollen ge- en Kindergärten zeigt, welche Verände- umzusetzen und über Youtube zugäng- löst werden. Dafür bricht sich Kreativität rungen Eltern und Kindergartenlehrper- lich zu machen. Sie konnten, wenn sie Bahn: Mit Utensilien des Alltags und ge- sonen bei den beteiligten Kindern beob- wollten, einen Workshop für das nötige gebenenfalls Werkzeugen entstehen Hüt- achten (siehe: suchtpraevention-aar- technische Know-how besuchen. Zu ge- ten, Fahrzeuge, Spiele und vieles mehr. gau.ch). Mehrheitlich stärkte das Projekt winnen gab es zwei Fachjurypreise und Das braucht Absprachen und Ausdauer. genau die Fähigkeiten, die Doris Brod- zwei durch viele Likes zustande gekom- Die Kindergartenlehrperson erhält eine mann eingangs beschreibt: Selbstwirk- mene Publikumspreise. neue Rolle: Sie sorgt für Sicherheit, be- samkeit erleben, Beziehungsfähigkeit Natürlich spielte Musik in fast allen Fil- gleitet die Kinder bei ihrem Tun und un- vertiefen, Bedürfnisse wahrnehmen und men eine Hauptrolle. Und in den meisten 9
der insgesamt zwölf eingereichten Filme sie zu verwirklichen. Mit etwas Phantasie fen hatte, war Beatrice Neff sofort begeis- war ein Tag dann perfekt, wenn Freund- kann man den Freiraum nutzen, den das tert. Sie ging mit dem Erfinder eine Ko- schaft, Liebe sowie die Sehnsucht nach Alter eben auch bietet.» Da kann ein operation ein, und so betreibt die Perspek- Anerkennung und Erfolg vorkamen. 92-jähriger Mann nachts nicht mehr tive Thurgau seit Oktober 2014 die erste Auch Spiel und Sport gehörten für viele schlafen und entdeckt, dass ihn Malen in schweizerische Online-Plattform, die zum perfekten Tag. Konsum – Einkaufen, diesen Stunden der Stille glücklich macht. denselben Namen trägt: meldestellefuer- Alkohol, Medien, Essen – war in einigen Oder eine 71-jährige Frau besucht einen gluecksmomente-tg.ch. Diese ist auch als Filmen präsent. «Allerdings wurde in kei- Tanztheaterkurs für ältere Menschen, et- App für Smartphones verfügbar. nem Fall ein exzessiver oder problemati- was, wofür bisher nie Zeit war und was «Die Leute melden kleine, beglücken- scher Konsum dargestellt oder themati- mit jüngeren Leuten zu anstrengend de Momente und lustige Geschichten, siert.» Dies hält die Evaluation des wäre. über die man herzhaft lacht, genauso wie Schweizer Instituts für Sucht- und Ge- Andererseits möchte Franzisca Schaub ernstes, tief empfundenes Glück, das sundheitsforschung ISGF fest. die Fähigkeit wecken umzudenken: «Das, Hoffnung schenkt», freut sich Beatrice Bis auf eine Ausnahme drehten die Ju- was einen bisher beglückt hat, ist oft nicht Neff. «Natürlich macht die Meldestelle als gendlichen ihre Filme in Gruppen, und bis mehr möglich. Körperliche Veränderun- solche die Menschen nicht direkt glück- auf zwei Ausnahmen nutzen sie diese gen des Alters sowie Krankheiten schrän- lich. Aber sie animiert, inspiriert und Plattform für eine Selbstdarstellung als ken einen ein. Viele ältere Menschen sind motiviert, das Thema Glück auf die be- Akteure im Film. Auch Jugendliche traurig darüber, dass sie deswegen auf frü- wusste Ebene zu bringen. Die Leute wer- den befähigt, ihre Glücksmomente wahr- zunehmen, was ihnen selbst und andern Viele ältere Menschen sind traurig darüber, dass sie deswegen vermehrt glückliche Momente beschert.» auf frühere Freuden verzichten müssen. Ich mache ihnen Unter dem Dach von Perspektive Thurgau arbeiten auch Fachleute der Mut, die Veränderungen nicht nur zu akzeptieren, sondern Suchtberatung und der Suchtprävention. sie mit kreativen Ideen zu kompensieren. «Im beraterischen und therapeutischen Gespräch kann die Frage nach Glücksmo- menten Türöffner sein, um Ressourcen macht das Erleben von Selbstwirksamkeit here Freuden verzichten müssen. Ich ma- ans Licht zu holen. Hilfreich sind dazu ein und guten Beziehungen glücklich. che ihnen Mut, die Veränderungen nicht Kartenset mit Beispielen kleiner Glücks- Gianni Tiloca bilanziert: «Für uns war nur zu akzeptieren, sondern sie mit krea- momente und die Postkarten, mit denen an dem Projekt nicht nur die Förderung tiven Ideen zu kompensieren. Das wirkt man eigene Glückserfahrungen verschi- von Schutzfaktoren bei den Jugendlichen sehr befreiend.» Ein ehemals passionier- cken kann», erklärt Beatrice Neff weiter. wichtig, sondern dass wir bei den Koope- ter Berggänger, aus gesundheitlichen Sie ist überzeugt: «Glücksmomente stär- rationspartnern das Image der Suchtprä- Gründen plötzlich daran gehindert, sein ken die psychische Gesundheit. Sie för- vention etwas korrigieren konnten: weg Hobby auszuüben, holte sich in einem dern eine innere Haltung, die eben auch von der Problemorientierung hin zu einer Kurs das Know-how des Fotografierens präventiv wirkt.» Philosophie der Ressourcenstärkung.» und kann jetzt die Natur während der im- Im Kanton Thurgau stiess dieses ein- mer kürzer werdenden Spaziergänge auf deutig auf Schutzfaktoren ausgerichtete Das Glück im Alter finden neue, vertiefte Art geniessen und sich zu- Projekt auf ein positives Echo. «Im Thur- sätzlich später an seinen Bildern erfreu- gau haben wir die schöne Situation, dass Unter dem Titel «Entfalten statt liften» en. Das schenkt ihm unzählige glückliche unsere Trägerschaft das Vorhaben von regt die Suchtpräventionsstelle der Bezir- Momente. Anfang an unterstützte», sagt Beatrice ke Affoltern und Dietikon ältere Men- Neff. schen an, dem Glück auch unter den Er- Meldestelle für Glücksmomente schwernissen, die im Alter auftreten, Das Glück kommt ins Quartier Raum zu geben. Die Lebenserfahrung hat Tatsächlich: Im Kanton Thurgau gibt es diese Frauen und Männer stark gemacht, das! «Wenn wir glückliche Momente be- Wann immer der umgestaltete Bauwagen sie kennen schwierige, aber auch glückli- wusst erleben, werden wir achtsamer für in Wädenswil, Horgen oder Adliswil in ein che Zeiten. Referate, die in Kooperation unsere persönlichen Stärken und schär- Wohnquartier angefahren kommt, wis- mit Pro Senectute, Kirchen oder dem Se- fen die Aufmerksamkeit dafür, was uns sen die Leute: Hier ist eine Anlaufstelle, Suchtprävention, laut & leise, Juni 2016 niorenrat angeboten werden, unterstüt- und anderen Menschen guttut», sagt die für ihre Ideen, Wünsche und Bedürf- zen ältere Menschen darin, ihre Lebens- Beatrice Neff. Sie ist bei Perspektive Thur- nisse Halt macht. Das Quartiermobil ist zufriedenheit zu bewahren, zu entfalten gau im Fachbereich Gesundheitsförde- ein Treffpunkt für die Anwohnerinnen oder neu zu finden. rung und Prävention verantwortlich für und Anwohner, geöffnet an mehreren Ta- Franzisca Schaub ist Fachfrau für Fra- den Aufbau von Angeboten für die psy- gen die Woche während der wärmeren gen des Alters und erklärt: «Einerseits ge- chische Gesundheit. Monate. hen wir der Frage nach, was denn im Le- Als sie von der «Meldestelle für Glücks- «Das erste Quartiermobil wurde in ben noch entfaltet werden will. Es gilt, momente» hörte, die der freischaffende Wädenswil gegründet und ist bereits im lange aufgeschobene Wünsche zu entde- Journalist, Dozent und Soziologe Mark fünften Jahr unterwegs», sagt Renate cken und nach Möglichkeiten zu suchen, Riklin 2003 in St. Gallen ins Leben geru- Büchi vom Samowar, der Suchtpräven 10
tionsstelle für den Bezirk Horgen. «Die Quartiermobil fördert in erster Linie die te, die etwas organisieren wollen, um die Stadt Wädenswil unterstützt diese Mög- Kontakte der Leute untereinander, das Situation in ihrem Quartier zu verbessern lichkeit für Begegnungen. Nebst unserer stärkt die nachbarschaftlichen Beziehun- und zu bereichern. Ja, man kann sagen: Das Quartiermobil trägt bei zu einem glücklichen Leben!» Und wenn sich die Leute zum gemeinsamen Feiern zusammentun und ihr Glück geniessen, so ist es gut, wenn sie – vielleicht Damit das Glück bleibt nicht zuletzt dank der Suchtprävention – auch Bescheid wissen Und wenn sich die Leute zum gemeinsa- über Risikofaktoren, damit es bleibt, das Glück. men Feiern zusammentun und ihr Glück geniessen, so ist es gut, wenn sie – viel- leicht nicht zuletzt dank der Suchtpräven- Stelle machen andere Institutionen mit, gen. Die beteiligten Institutionen können tion – auch Bescheid wissen über Risiko- wie Kirchen, Pro Senectute und die auf einfache Weise ihre Angebote be- faktoren, damit es bleibt, das Glück. n Jugendarbeit. Dank dieser Kooperation kannt machen, die immer rege genutzt können wir ein spannendes und vielfälti- werden. Dabei kommt es schon mal vor, ges Programm anbieten: Generationen dass auch jemand für seine individuellen Christine Wullschleger, lic.phil.I, seit Ende der übergreifende Grillfeste und Spielange- Probleme Hilfe findet.» 1980er-Jahre in Gesundheitsförderung und Sucht- bote, Basteln mit Kindern, Treffen mit Für Renate Büchi ist das Quartiermo- prävention tätig, von 2006 bis zu ihrer Pensionierung Senioren, Vorträge, Filme und vieles bil eine nachhaltige Sache: «Wir motivie- vor zwei Jahren bei der Suchtprävention Zürcher mehr.» Renate Büchi ist begeistert. «Das ren, unterstützen und begleiten die Leu- Unterland. Suchtprävention, laut & leise, Juni 2016
INTERVIEW MIT PROF. DR. WILLIBALD RUCH Danke, dass Sie dieses Interview lesen Die Positive Psychologie beschäftigt sich mit der Frage, was das Leben lebenswert macht, und sie möchte Menschen befähigen, dass sie ihre individuellen Stärken erkennen, einsetzen und pflegen. Warum Dankbarkeit beispielsweise das Wohlbefinden steigert, erklärt Prof. Dr. Willibald Ruch in diesem Interview. Text: Brigitte Müller laut & leise: Was ist für Sie Glück? «guten Lebens». Zu Beginn kümmerte mäss dem PERMA-Modell viele Kompo- Willibald Ruch: Ich verwende den Be- sich die Psychologie ebenfalls um solche nenten im persönlichen Leben stimmig griff Glück selten, denn Glück empfinden Fragen. Mit zunehmender Professionali- sind, blühen und gedeihen Menschen. ist eher ein kurzfristig erlebtes Gefühl. Ich sierung legte die Psychologie jedoch den Glück hat jedoch viele Gesichter. Ich spreche lieber von Lebenszufriedenheit Fokus in Richtung Krankheiten erkennen beispielsweise liebe es, Datenanalysen und welche Faktoren das subjektive und diese so gut wie möglich zu «repa durchzuführen. Dabei vergesse ich die Wohlbefinden ausmachen. Dabei werden rieren». Wie Menschen ein sinnhaftes, Zeit und erlebe den sogenannten Flow. drei Zustände unterschieden. Erstens, wie gutes Leben anpacken können, interes- Jemand anders liebt es, Velos zu flicken viele positive Emotionen erlebt jemand? sierte die akademische Psychologie im- oder für einen Marathon zu trainieren, Im Vergleich zu zweitens: Wie wenige ne- mer weniger. In den 50er-Jahren wurde mit Kindern Gesellschaftsspiele zu spie- gative Emotionen belasten diese Person? der Begriff der Positiven Psychologie zum len, für Gäste zu kochen und so weiter. Es Und drittens wie schätzt diese Person ihre ersten Mal von Abraham Maslow ange- gibt unendlich viele Möglichkeiten, posi- allgemeine Lebenszufriedenheit ein? Sol- wendet. 1968 griff Martin Seligman, da- tive Emotionen zu erleben. Was das che Fragestellungen werden unter ande- mals Präsident der American Psychologi- PERMA-Modell zeigen will, ist, dass es rem in der Positiven Psychologie wissen- cal Association (APA), den Begriff wieder fünf verschiedene Bereiche gibt, die zur schaftlich untersucht. auf, gleichzeitig kritisierte er, dass man Zufriedenheit beitragen. sich in der Psychologie hauptsächlich mit l & l: Können Sie uns den Kern der Posi- der Erforschung pathologischer Aspekte l & l: Wenn ich aber beispielsweise mei- tiven Psychologie erklären? beschäftige. Seligman machte die Etablie- ne Erfüllung nur in einer Partnerschaft Ruch: Die Positive Psychologie ist der rung der Positiven Psychologie zu seiner finde, jedoch keine Arbeit gefunden habe, Sammelbegriff für Theorien und For- Mission. Seither gibt es immer mehr die mir gefällt: was dann? schung zur Frage, was das Leben lebens- Studien, die fundiertes Wissen liefern, wie Ruch: Eine erfüllte Partnerschaft zu pfle- wert macht. Vertreter der Positive Psycho- der Mensch sein Wohlbefinden steigern gen, trägt sehr viel zur Lebenszufrieden- logie sind davon überzeugt, dass Men- kann. heit bei. Was aber, wenn der Partner stirbt schen ein sinnvolles und erfüllendes Le- oder sich die Partnerin in jemand anders ben anstreben, indem sie ihre eigenen l & l: Die Positive Psychologie kennt das verliebt? Genauso riskant kann es sein, Stärken kennen lernen sowie ausbauen PERMA-Modell. Können Sie uns dieses nur im Beruf die Erfüllung zu finden. Was, und sich auf vielen verschiedenen Ebe- erklären? wenn man krank wird und seinen Beruf nen wie Liebe, Arbeit oder im Spiel ent- Ruch: Dies ist eine Art Zauberformel fürs nicht mehr ausüben kann? Ich empfehle wickeln wollen. Heute verwenden wir er- Wohlbefinden. «P» steht für «Positive deshalb, auf vielen Beinen zu stehen, weiternd den Begriff «Flourish» und mei- Emotions», also das Erleben von Dankbar- also in mehreren Bereichen des PERMA- nen, dass Menschen dank individuellen, keit, Genuss, Zuneigung, aber auch Hoff- Modells unterwegs zu sein. beruflichen und sozialen Möglichkeiten nung und Optimismus. «E» meint «Enga- aufblühen und gedeihen. gement». Menschen, die ihre Stärken im l & l: Was kann jeder selber tun, damit Beruf ausleben können, eine sinnvolle er/sie sich glücklich fühlt? l & l: Seit wann beschäftigt sich die Psy- Aufgabe haben, sich im privaten und be- Ruch: Unser Psychologisches Institut der chologie mit positiven Emotionen? ruflichen Leben engagieren, stehen mor- Universität Zürich hat Fragebogen entwi- Ruch: Die Philosophie beschäftigt sich ja gens gerne auf. «R» bezeichnet «Rela- ckelt, die man kostenlos im Internet ab- seit über 2000 Jahren mit dem Thema des tionships». Freundschaften pflegen, eine rufen kann. Anhand dieser Fragebogen tiefe Partnerschaft und eine liebende Fa- erhalten Sie wertvolle Informationen milie erleben hat positive Auswirkungen über sich. Sie werden erkennen, in wel- Stärken trainieren auf die Zufriedenheit. Mit «M» ist «Mea- chen Bereichen des PERMA-Modells Sie ning» gemeint: Sinn und Sinnhaftigkeit. stark sind und wo eben nicht so. Wenn Suchtprävention, laut & leise, Juni 2016 Die Universität Zürich bietet ein kosten- Und «A» erklärt «Achievement, Accom- man sich besser kennt, weiss man, was loses Online-Trainingsprogramm zu po- plishment», was im Deutschen Leistung einen freut oder immer wieder ärgert. Ich sitiv-psychologischen Interventionen und Zielerreichung bedeutet. empfehle deshalb, die Sinne zu schärfen an, für das noch Teilnehmer/innen ge- und öfter Dinge zu tun, die einen positiv sucht werden. Teilnehmer/innen, die l & l: Warum macht Leistung zufrieden? stimmen. Sich das gute Leben also auch das komplette Programm abschliessen, Ruch: Erfolg haben, Ziele erreichen führt gönnen. Und es lohnt sich, sich immer erhalten eine individuelle Rückmel- zu einem gesteigerten Selbstwertgefühl. wieder einmal zu fragen: Was ist mir im dung zu ihren Veränderungen im Wohl- Leben wichtig und wie kann ich mir mehr befinden im Verlauf der Teilnahme. l & l: Wie und wo findet uns das Glück? Zeit für diese persönlichen glücksstiften- www.staerkentraining.ch Ruch: Untersuchungen zeigen, wenn ge- den Tätigkeiten nehmen? 12
l & l: Was haben glückliche Menschen, Beim Lachen gilt es jedoch genauer hin- l & l: Und noch eine persönliche Frage: was unglückliche nicht haben? zuschauen, bekanntlich gibt es verschie- Was macht Sie glücklich? Ruch: Aus der Forschung wissen wir, dass dene Arten des Lachens – unter anderem Ruch: Wie bereits erwähnt, liebe ich es, Menschen, die sich sozial engagieren, das Auslachen, das viel Schaden anrich- Statistiken zu studieren. Eine Insel für langfristig zufriedener sind als Menschen, ten kann. mich ist Musik. Ich habe klassische Gitar- die sich mehrheitlich dem Genuss hinge- re gelernt und um mich zu beruhigen so- ben. Studien zeigen uns weiter, dass wer l & l: Darf man noch unglücklich sein? wie meine Kreativität auszuleben, liebe ich seine Charakterstärken trainiert, sein Ruch: Ja, warum nicht? Unglücklich sein es, auf meiner Gitarre zu improvisieren. n Wohlbefinden steigert. Den grössten Ef- gehört zum Leben, es kann nicht jeder Tag fekt stellen wir fest bei den Stärken wie heiter sein und Menschen können von Neugier, Dankbarkeit, Optimismus, Hu- schweren Schicksalsschlägen getroffen Prof. Dr. Willibald Ruch ist Leiter der Fachrichtung mor und Enthusiasmus. werden, die unglücklich machen. Die Persönlichkeitspsychologie und Diagnostik an der Positive Psychologie zeigt konkrete Wege Universität Zürich. l & l: Ist sich glücklich fühlen genetisch auf, wie man auch unglückliche Zeiten bedingt oder abhängig vom sozialen Um- besser überstehen kann. Was sie jedoch feld in der Kindheit? nicht will, ist, einen Zwang auszuüben, CAS-Studiengang Ruch: Wenn Sie beispielsweise das glei- permanent mit einem glückseligen Lä- Der Studiengang «Positive Psycholo- che Geschenk verschiedenen Menschen cheln durchs Leben zu laufen. Sie spre- gie» schlägt die Brücke zwischen Theo- geben, werden Sie feststellen, dass es eine chen jedoch die unzähligen Ratgeber in rie und Praxis. Themen sind dabei posi- Gruppe gibt, die nach dem Auspacken den Buchhandlungen an, die tatsächlich tives Erleben sowie positive Eigenschaf- jubelt, eine Gruppe, die findet, das Ge- diesen Eindruck vermitteln, dass wer un- ten und positive Institutionen. Als Ab- schenk sei schön, und eine, die mehr oder glücklich ist, auch selber schuld daran sei. schluss erstellen die Teilnehmenden eine weniger gleichgültig darauf reagiert. Es Es hat sich in den letzten zehn Jahren eine anwendungsorientierte Projektarbeit. gibt also unterschiedliche Arten von po- mediale Eigendynamik entwickelt, die je- www.weiterbildung.uzh.ch/programme/detail.php sitiven Reaktionen. Grundsätzlich stellt doch nicht unbedingt in unserem akade- ?angebnr=736 die Forschung fest, dass bei den Charak- mischen Interesse ist. terstärken ein Drittel genetisch und ein Drittel vom sozialen Umfeld abhängig ist. Für einen Drittel ist man jedoch selber verantwortlich. l & l: Kann man Glück wie die Muskeln trainieren? Ruch: Im Internet finden Sie eine Presse- mitteilung von unserem Institut mit dem Titel «Charakterstärken trainieren macht glücklich». Es gibt viele Aktivitäten, die man einfach in den Alltag einbauen kann. Beispielsweise mit Leuten zusammen sein, mit denen man häufig lachen kann, ein Glückstagebuch führen, Herausforde- rungen annehmen, einen Sinn für das Schöne entwickeln, Dankbarkeit üben. l & l: Wie kann man Dankbarkeit üben? Ruch: Dafür kennen wir verschiedene Übungen. Eine erste einfache Übung ist, sich anzugewöhnen, Danke zu sagen. Oder man nimmt sich abends eine Vier- telstunde Zeit, um auf den Tag zurückzu- schauen und sich bewusst zu machen, wie viele positive Ereignisse man erlebte. Oder man verfasst für eine nahestehende Person ein Dankesschreiben und zählt auf, wofür man dieser Person danken will. Suchtprävention, laut & leise, Juni 2016 l & l: Stimmt diese Behauptung: Lachen ist gesund? Warum? Ruch: Zuerst möchte ich zwischen Hu- mor und Lachen unterscheiden. Humor ist eine Charakterstärke und trägt viel zur Lebenszufriedenheit bei. Menschen mit Humor können beispielsweise besser mit Stress umgehen. Ob Lachen gesund ist, dazu kann ich nichts Genaues sagen, denn es gibt noch zu wenige Studien darüber. 13
MELDUNGEN AUS DER SUCHTPRÄVENTION Die meisten Adressen der zeichnenden Stellen dieser Beiträge finden Sie auf der Rückseite des Heftes. ten, Nutzung von Bildschirmgeräten mailt werden kann. Die Schulung sensi- und Körpergewicht und zeigt Entwick- bilisiert für Themen rund um den Alko- lungen im Verlauf der Zeit. holkonsum von Jugendlichen, vermit- Ebenfalls neu erschienen ist das Fact telt die gesetzlichen Jugendschutzbe- Sheet «Geschlechtsverkehr und Verhü- stimmungen und gibt Tipps für den tung bei den Jugendlichen in der Berufsalltag rund um Verkauf und Aus- Schweiz». Dieses gibt einerseits einen schank von Alkohol. (ZüFAM) Überblick über die Entwicklung der An- Mehr: www.jalk.ch teile sexuell aktiver Jugendlicher in der Schweiz, andererseits wird dargestellt, welche Verhütungsmethoden von Ju- gendlichen verwendet werden. (Sucht RAUCHSTOPPKAMPAGNE Schweiz) SmokeFree vor Ort Download: ELTERNWORKSHOP www.hbsc.ch > Forschungsberichte (deutsch ab S.23) Mit der Partnerkampagne «SmokeFree – www.hbsc.ch > Fact Sheets Ich bin stärker» werden Rauchende seit E-Zigarette und Shisha einem Jahr mittels Plakaten und TV- Rund ein Drittel der 15- bis 19-Jährigen Spots ermuntert, den Rauchstopp zu haben bereits eine E-Zigarette «ge- wagen. Im Kampagnenteil «SmokeFree dampft». Häufig bleibt es beim Probier- vor Ort» mischt sich die Kampagne nun konsum. Erste Studien weisen jedoch unter die Leute. Ein Fotoautomat produ- darauf hin, dass E-Zigaretten bei Jugend- ALKOHOLVERKAUF ziert spezielle Passfotos, die zeigen, wie lichen den Einstieg ins Rauchen zur Fol- die Alterung der Haut mit und ohne Online-Jugendschutz- ge haben können. Auch das Rauchen Rauchen das Gesicht in den nächsten 20 Jahren verändern wird. Der so vom Schulung Fotoautomaten gedruckte Fotostreifen Jedes Jahr werden in der Schweiz über dient dem Fachpersonal, das am Stand 1000 Jugendliche mit einer Alkoholver- anwesend ist, dazu, das Gespräch mit der giftung ins Spital eingeliefert. Angestell- aufhörwilligen Person zu führen und auf te in Gastronomie, Detailhandel und ihre Fragen zum Rauchstopp einzuge- Festwirtschaften können einen wichti- hen. Der Fotoautomat wird an verschie- gen Beitrag leisten, um diese Zahl zu sen- denen Veranstaltungen im Kanton ein- ken. Wie stellt man sicher, dass in einem gesetzt. (Züri Rauchfrei) Betrieb oder an Festen kein Alkohol an Fotoautomat im Einsatz: Jugendliche verkauft wird? In erster Li- Sa 27.8.–So 28.8.: Dorffäscht Aesch nie durch die Sensibilisierung des Ver- Di 30.8.–So 4.9.: ZüriOberlandMäss (ZOM), Wetzikon kaufspersonals. Mit der informativen Sa 24.9.: Herbstmärt Birmensdorf Webschulung «jalk.ch» kann dieses sein von Shishas ist bei Jugendlichen beliebt. Di 30.11.–So 4.12.: Winti-Mäss, Winterthur Wissen zum Thema Jugendschutz zeit- Über die Hälfte der Rauchenden, aber und ortsunabhängig erweitern. Die auch einige Nichtrauchende, ziehen ge- Schulung lässt sich in 30 Minuten online legentlich an der Wasserpfeife. Der My- thos, dass Wasserpfeifenrauch weniger schädlich ist als Zigarettenrauch, scheint weit verbreitet. FORSCHUNGSBERICHT HBSC Der Elternworkshop von Züri Rauch- frei vermittelt Wissen zu Risiken und SchülerInnen-Befragung Rechtslage und zeigt auf, was Eltern tun Suchtprävention, laut & leise, Juni 2016 Im März wurden die Ergebnisse der können, wenn sie bezüglich des Kon- Schweizer SchülerInnen-Befragung 2014 sums ihres Kindes beunruhigt sind. Der veröffentlicht. Die internationale Studie Workshop kann von Schulen oder El- «Health Behaviour in School-aged Chil- ternorganisationen gebucht werden und dren» (HBSC) wird in mehr als 40 gröss- findet dann im Rahmen eines Eltern- tenteils europäischen Ländern alle vier abends statt. Er dauert 30 bis 60 Minu- Jahre durchgeführt. Der Bericht be- absolvieren. Wer die Schulung erfolg- ten und ist kostenlos. (Züri Rauchfrei) schreibt das Verhalten von Schweizer Ju- reich durchlaufen hat, erhält einen Buchung: info@zurismokefree.ch oder bei Ihrer gendlichen bezüglich Suchtmittelkon- Nachweis, der ausgedruckt oder zur regionalen Suchtpräventionsstelle: sum, Ernährung, körperlicher Aktivitä- Kontrolle an den/die Arbeitgeber/in ge- suchtpraevention-zh.ch > Über uns > regionale Stellen 14
STELLENVERBUND besserungen von der vorbehandelnden IN EIGENER SACHE Rechtskommission nicht aufgenommen Neue Mitarbeiterin wurden. Der Bund will den Kantonen Abo für 20 Franken am EBPI mit dem neuen Gesetz zwar die Aufgabe Sie erhalten das «laut & leise» dreimal übertragen, für die Prävention und Be- jährlich. Das Abonnement ist freiwil- Sabine Jenny unterstützt seit Mai dieses handlung von Spielsucht zu sorgen, sieht lig und beträgt Fr. 20.– pro Jahr. Aus Jahres die kantonale Beauftragte für Prä- aber keine erweiterte Finanzierung der Kostenüberlegungen legen wir kei- vention und Gesundheitsförderung Si- Präventionsaufgaben vor. Auch die nen Einzahlungsschein bei, sondern bylle Brunner bei der Koordination der zweite Forderung – eine unabhängige bitten Sie hiermit, das «laut & leise» nationale Konsultativkommission zur mit einem freiwilligen Abonnement Sicherung des Spielerschutzes und der zu unterstützen. Wir danken sehr – Suchtprävention – wurde bislang nicht Ihre Stellen für Suchtprävention im Kan- berücksichtigt. ton Zürich. Somit steht eine problematische Er- Kontoinformation: weiterung des Angebots (Onlinecasinos) Rechnungswesen der Universität Zürich bevor, ohne dass den Anliegen der Prä- laut & leise vention genügend Gewicht gegeben 8001 Zürich wird. Junge Menschen sind besonders IBAN: CH33 0900 00008767 3958 1 gefährdet, da sie mehr Zeit online ver- bringen und doppelt so häufig problema- tische Geldspiele spielen. (Zentrum für Neuauflage des Faltblatts «Im Fokus – Spielsucht, Radix) Ecstasy» beantwortet. Auch Broschüren zu anderen Substanzen sind online ver- fügbar. (Sucht Schweiz) Download und Bestellung: Tätigkeiten der 16 Stellen für Suchtprä- http://shop.suchtschweiz.ch > Info-Materialien vention im Kanton Zürich. Nach der Ausbildung zur Pflegefachfrau HF stu- dierte Sabine Jenny Soziologie sowie ECSTACY Sozial- und Präventivmedizin an der Uni- versität Zürich, wo sie auch den Nach- Neues Info-Faltblatt diplomstudiengang Angewandte Ethik ab- Es ist gut ein Jahrhundert her, seit solvierte. Sie arbeitet seit vielen Jahren im MDMA (Methylendioxymetampheta- NEU BEI INFODOC Bereich Gesundheit und Prävention und min) das erste Mal synthetisiert wurde. war für die Lungenliga Glarus und die Seit den 80ern ist Ecstasy bekannt als Be- Buchtipp Onlinesucht Krebsliga Schweiz tätig. (EBPI) standteil der Partykultur. Wie wirken Wie grenzt man eine Onlinesucht von Kontakt: sabine.jennywild@uzh.ch Ecstasy und seine chemischen Verwand- normalem Internetgebrauch ab? Das ten? Welche unmittelbaren und langfris- Buch «Online süchtig?» von Holger tigen Risiken des Konsums bestehen? Feindel hilft zu verstehen, wie es über- Diese und weitere Fragen werden in der haupt zur Abhängigkeit von Online- medien kommt. Der Autor geht auf die körperlichen, psychischen und sozialen Folgen der Sucht ein, führt auf, wer be- sonders gefährdet ist und welche Be- GELDSPIELGESETZ handlung hilft. Mit vielen Beispielen, konkreten Anregungen und Plänen be- Problematische gleitet er Betroffene und Angehörige Suchtprävention, laut & leise, Juni 2016 Onlinecasinos zurück ins reale Leben. Diesen Ratgeber und viele weitere Bücher und Medien In der Sommersession 2016 wird der rund um das Thema Suchtprävention Ständerat über das neue Geldspielgesetz und Sucht können Sie über infoDoc beraten, mit dem unter anderem Online- Radix ausleihen. (infoDoc Radix) Geldspiele und Pokerturniere ausserhalb «Onlinesüchtig? Ein Ratgeber für Betroffene und von Casinos zugelassen werden sollen. Angehörige», Holger Feindel, 144 S., Patmos Verlag, Die nationale Koalition zum Schutz der 2015. ISBN: 978-3-8436-0655-4 Spielerinnen und Spieler zeigt sich be- Ausleihe: www.nebis.ch sorgt, weil zwei von ihr geforderte Ver- Kontakt: infodoc@radix.ch 15
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