Weil Menschen Spuren hinterlassen ...
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2 43 Wir danken für die freundliche Unterstützung Mit freundlicher Genehmigung: ESC-Records, Universal Music Publishing Group, Eine Produktion von La Chunga/Mute
3 denk!mal ’11 Dokumentation des Jugendforums denk!mal ’11 17. bis 25. Januar 2011 anlässlich des Gedenktages für die Opfer des Nationalsozialismus
4 Vorwort Walter Momper Ein Koffer ist zunächst alles, was die Zeit und Antisemitismus stellen, verdient eine seit jenem 27. Januar 1945 in Auschwitz breite öffentliche Anerkennung. überdauert hat. An diesem Tag wurde das Vernichtungslager von der Roten Armee In diesem Jahr stand das Jugendforum befreit. Nur wenige Menschen konnten denk!mal ’11 unter dem Motto „Weil Men- gerettet werden, über eine Million wurden schen Spuren hinterlassen ...“. Das war dort von den Nazis ermordet. Von ihnen der Anknüpfungspunkt für viele Projekte zeugen Alltagsgegenstände wie der Koffer nachzufragen, welche Spuren der Opfer der von Ludwig Bermann als Symbol für die NS-Diktatur noch zu finden sind. Mit dieser unzähligen Leben, die ausgelöscht wurden. engagierten Erinnerungsarbeit können die Hinter diesen Gegenständen verbergen Opfer dem Vergessen entrissen werden. Wei- sich jedoch Biografien und Schicksale tere Projekte stellten sich der Frage, welches einzelner Menschen. Durch die bewusste Zeichen sie gegen rechtsextremistische Auseinandersetzung mit den Verbrechen Tendenzen setzen können, damit Neonazis des Nationalsozialismus können sie wieder und Rassisten in unserer Gesellschaft keinen sichtbar gemacht werden. Die Spuren dieser Platz haben. Menschen führen bis in unsere Gegenwart und darüber hinaus. Beeindruckend waren auch die Worte von Roger Bordage, dem Präsidenten des Inter- Seit 1996 ist der 27. Januar der Gedenktag nationalen Sachsenhausen-Komitees, der bei für die Opfer des Nationalsozialismus in der Abschlussveranstaltung am 17. Januar Deutschland. Für das Abgeordnetenhaus 2011 von seinen eigenen Erinnerungen als von Berlin war dieser Gedenktag Anlass, KZ-Häftling berichtete und eindringlich die das Jugendforum denk!mal im Jahre 2002 Jugendlichen dazu aufrief, mit dem Wissen zu initiieren. Am Ort der parlamentarischen um die Geschichte Verantwortung für ihre Willensbildung und demokratischer Praxis Zukunft zu übernehmen. in Berlin konnten Schülerinnen und Schüler, Jugendliche und junge Erwachsene nunmehr Ich danke allen jungen Teilnehmerinnen zum neunten Mal im Rahmen des Jugend- und Teilnehmern für ihr Engagement, allen forums ihre Gedanken, Recherchen, Arbeiten Sponsoren für ihre tatkräftige Unterstüt- und Ergebnisse der Öffentlichkeit präsentie- zung und dem jungen Projektteam für die ren. Die einzelnen Projekte, betreut von en- Vorbereitung und Durchführung der Veran- gagierten Vereinen, Stiftungen und Schulen, staltung. Sie alle haben dafür gesorgt, dass arbeiteten mit Zeitzeugen, suchten nach das Jugendforum denk!mal ’11 ein großer Spuren der Vergangenheit in ihrer Region Erfolg wurde. oder setzen sich für ein tolerantes Zusam- menleben in ihrer Nachbarschaft ein. Dass Walter Momper sie sich mit ihren Aktivitäten gegen jede Präsident des Abgeordnetenhauses aktuelle Form von Rassismus, Ausgrenzung von Berlin
5 „Weil Menschen Spuren hinterlassen...“ Der Schriftzug „Weil Menschen Spuren So kommt es, dass die Geschichte von Herrn tafeln, selbst gedrehten und geschnittenen hinterlassen...“ erhebt sich vor dem dunklen Bermann an dieser Stelle erzählt werden Videofilmen, Druckgrafiken, Fotografien, Hintergrund eines Fotos, auf dem ein Kof- kann, im Gegensatz zu unzähligen Lebens- Zeitzeugeninterviews, Tonskulpturen, einer ferberg zu sehen ist, aus dem ein einzelner geschichten Ermordeter, die niemals erzählt Puppe, PP-Präsentationen, Gedankentagebü- Koffer mit der Aufschrift „L. Bermann“ werden können, weil kein Zeugnis vorhan- chern, etc. Auf der Bühne präsentierten die hervorsticht. Dieses Motiv bildete den den ist oder kein Zeitzeuge überlebt hat. Jugendlichen auf kreative Weise Zugänge inhaltlichen und visuellen Rahmen des neun- zur Erinnerung an die NS-Vergangenheit ten Jugendforums denk!mal, zu dem das Ab- Weil Menschen Spuren hinterlassen und entwickelten Visionen einer Welt, in der geordnetenhaus von Berlin im Januar 2011 können Jugendliche diese heute aufdecken, man ohne Angst verschieden sein kann. seine Türen öffnete. Hinter dem Schriftzug ihnen folgen, ihren Erzählungen lauschen Die über sechshundert am Jugendforum auf dem Koffer verbirgt sich der Name und sich anregen lassen, über ihre eige- denk!mal ’11 beteiligten Jugendlichen Ludwig Louis Bermann, Besitzer des Koffers. nen Spuren nachzudenken und sich mit machten unmissverständlich klar, dass ihrer eigenen Rolle im Lauf der Geschichte ihre eigenen Spuren in eine Zukunft ohne Als jüdischer Handelsvertreter bekam Herr auseinanderzusetzen. Geschichte ist weder Rassismus, Antisemitismus und Ausgrenzung Bermann die antisemitische Repression un- vorhersehbar, noch vorhersagbar. Aus führen sollen. ter den Nationalsozialisten früh zu spüren. der Rückschau darf keine schicksalshafte Bereits 1934 zog er von einer Kleinstadt Zwangsläufigkeit erwachsen, die bestimmt nach Hamburg um, in der Hoffnung, in der wird von unserem heutigen Wissen um die Großstadt als Jude weniger aufzufallen. Geschehnisse. Geschichte heißt: „Es hätte Seine Geschäfte litten zusehends unter den immer auch anders kommen können!“ Dieses antijüdischen Boykotten, bis ihm im Jahr Bewusstsein um die Veränderbarkeit der 1938 seine Berufstätigkeit vollkommen ver- Dinge kann aus der Erkenntnis entstehen, boten wurde. Eine gewisse Zeit konnte ihn dass jeder Einzelne eine Spur hinterlässt. seine Ehe mit einer nichtjüdischen Frau vor der Deportation schützen. Im Sommer 1942 Über die Projektarbeit zum Jugendfo- allerdings wurde er nach Theresienstadt rum denk!mal konnten viele Jugendliche abtransportiert und von dort 1944 weiter in erfahren, dass Geschichte kein Synonym für das Konzentrations- und Vernichtungslager Zahlen in Geschichtsbüchern ist, sondern Auschwitz. Als 58-Jähriger wurde Bermann dass sich hinter Daten und Fakten Menschen bei der Selektion an der Rampe in Auschwitz und Lebenswelten verbergen. Über Archiv- sofort in die Gaskammer geschickt. recherchen, Gespräche mit Zeitzeugen, Gedenkstättenfahrten und lokalgeschicht- Dass die Spur des Koffers heute nachverfolgt liche Erkundungen erschlossen sich den werden kann, verdanken wir einem Jour- beteiligten Jugendlichen eigene Bezüge zur nalisten, der durch die von ihm gemachte NS-Vergangenheit. Die greifbaren Resultate Aufnahme des Kofferberges motiviert wur- dieser Auseinandersetzung finden sich in de, nach dem Menschen hinter dem Namen der Vielfalt der entstandenen Produkte zu suchen. wieder: in aufwändig gestalteten Schau-
6 „Ich bin kein Optimist, ich kämpfe!“ Roger Bordage, der Vorsitzende des Interna- anschließend durch mehrere französische „Ich weiß, dass es hart für euch ist, diese tionalen Sachsenhausen Komitees, nahm als Sammellager geschleust, um schließlich ins Geschichten zu hören, das tut mir leid, aber Ehrengast an der Abschlussveranstaltung des Konzentrationslager Sachsenhausen depor- so ist es gewesen, das kann ich euch nicht Jugendforums denk!mal am 17. Januar 2011 tiert zu werden. Nach einer 48-stündigen vorenthalten.“ teil. Als Herzstück des Abendprogramms Fahrt ohne Essen und Trinken mussten die fand zwischen den Bühnenauftritten der Häftlinge vom zentral gelegenen Oranien- Nach seiner Befreiung kehrte Roger Bordage Jugendlichen ein, von Frau Ballschuh mode- burger Bahnhof barfuß ins Lager laufen. Ihre Europa für etliche Jahre den Rücken und riertes, Zeitzeugengespräch statt. Mit seiner Schuhe waren ihnen, um Fluchtversuche zu emigrierte in die USA. Sein Berufsleben Lebensgeschichte und seiner klaren Positio- unterbinden, weggenommen worden. Roger verbrachte er zu großen Teilen zwischen den nierung nahm Herr Bordage das Publikum Bordage erzählte, dass er sich nicht wirklich Kontinenten. Er erarbeitete für die UNESCO für sich ein. Die jugendlichen Gäste spürten, an die Fahrt erinnern könne, da „das Phy- Entwicklungsprogramme in Lateinamerika, dass Roger Bordage wirkliches Interesse für sische in dem Moment sowohl die Psyche als Afrika und Asien. Nach seinem Rückzug sie mitbrachte und dass es ihm persönlich auch die Moral übernommen“ habe. aus dem Arbeitsleben war ihm klar, dass er wie politisch elementar wichtig ist, seine sich „nicht auf einer Karibikinsel zur Ruhe Botschaft zu übermitteln. In den darauffolgenden zwei Jahren seiner setzen“ werde. Haft musste er in Außenlagern des Konzen- Der heute 85-Jährige, der zwei Jahre seines trationslagers Sachsenhausen Zwangsarbeit Seit über 25 Jahren engagiert sich Roger Lebens im Konzentrationslager Sachsen- leisten, u.a. in der Flugzeugproduktion der Bordage als Zeitzeuge, um die Erinnerung hausen verbrachte, hat trotz allem seine Heinkelwerke. Eines der größten Probleme an die beispiellosen Verbrechen des Natio- Zuversicht nicht verloren. Es ist ihm ein im Lageralltag war, neben dem ständigen nalsozialismus wach zu halten und Jugend- dringliches Anliegen, als Zeitzeuge immer Hunger, der Kälte und der Gewalt und lichen heute ein Bewusstsein für historische wieder die heutigen Jugendlichen über Willkür der SS, der permanente Schlafman- Verantwortung zu vermitteln. den Nationalsozialismus aufzuklären. Dazu gel. Das ungestillte Bedürfnis nach Schlaf erklärte er, dass er keineswegs Optimist sei, und die fortwährende Erschöpfung wurden sondern dass er den Mut nicht aufgegeben zum Dauerzustand und überlagerten alles. habe, weil er weiter kämpfe. Und, so Roger Als Häftling lernte man, selbst im Stehen zu Bordage: „Es lohnt die Mühe.“ schlafen. 1942 schloss er sich als 17-Jähriger dem fran- Auf die Frage, wie es möglich gewesen sei, zösischen Widerstand, der Résistance, an, unter diesen Umständen nicht die Hoffnung für die er in Paris geheime Botengänge erle- zu verlieren und aufzugeben, weiß Roger digte. Zusammen mit zwei Freunden plante Bordage nur eine Antwort: er, sich den „Freien Französischen Streitkräf- „Ohne die Solidarität untereinander hätten ten“ im Ausland anzuschließen und für die wir nicht überlebt!“ Befreiung Europas vom Nationalsozialismus zu kämpfen. Direkt nach der Überque- Roger Bordage ist sich bewusst, dass viele rung der Pyrenäen wurden sie jedoch vom seiner Geschichten aus dem Lager keine deutschen SD (Sicherheitsdienst) verhaftet, leichte Kost für die Jugendlichen sind:
8 „Die Vergangenheit ist ein großer Lehrmeister und die Jahre vergehen. Wir sagen: „Nie mehr!“ und „Vergesst nicht!“ Die Gestaltung der Zukunft liegt in unserer Hand, mit dem Wunsch nach Akzeptanz, Toleranz und Vergebung...“ Andrea Ballschuh, bekannt durch Rundfunk und Fernsehen, führte als Moderatorin mit Herzlichkeit, Fingerspitzengefühl und Engagement durch die Abschlussveranstaltung.
9 ... ein Theaterstück ... eine Ausstellung ... eine Dokumentation ... ein Interview ... eine Performance
10 Amaro Drom e.V. BEST Sabel Bildungszentrum, Bildung-Begegnung- Touristikakademie Zeitgeschehen Bernau e.V. Roma-Holocaust und historische Sterne, Spuren & Nazis Jüdisches Leben in Bernau Verantwortung Die Auszubildenden der BEST-Sabel Touristik- Ziel des Projektes war es, die Geschichte des Unter dem Dach des Vereins Amaro Drom e.V. akademie konzipierten und drehten für das jüdischen Lebens in Bernau zu erfahren und versammeln sich jugendliche Roma und Jugendforum denk!mal einen Videofilm, mit einige Biografien zu erforschen. Wie haben Nicht-Roma. Sie organisieren Projekte zur dem sie zwei Ziele verfolgen: Sie wollen den jene Menschen die NS-Zeit erlebt und über- historischen Erinnerung – ein internationa- Erinnerungen der Zeitzeugen Raum geben lebt? Die Projektteilnehmenden haben eine les Gedenkseminar in Auschwitz anlässlich und dabei gleichzeitig zeigen, inwieweit Zeitzeugin befragt, erforschten die Bernauer des Tages zur Erinnerung an die ermordeten sich junge Menschen heutzutage noch mit Chroniken und öffentlich zugängliche Quel- Roma und Sinti, ein Workcamp in Buchen- dem Thema auseinandersetzen. Für ihre len wie Fotos und Dokumentarfilme und wald sowie Aktivitäten für ein Bleiberecht Interviews besuchten die Jugendlichen u.a. beschäftigten sich mit Postkarten aus dem der Roma aus dem Kosovo in Deutschland. ein jüdisches Seniorenheim, die Gedenk- Warschauer Ghetto. Neben der Quellenre- Mit ihren Projekten geht es ihnen nicht nur stätte Sachsenhausen sowie das Holocaust- cherche lag ein weiterer Schwerpunkt auf um lebendige Erinnerung, sondern auch um Mahnmal in Berlin und fingen dort mit dem Besuch von Museen und historischen die Reflexion und die Bekämpfung aktueller ihrer Kamera Meinungen und Erinnerungen Orten in der Region. Das Jüdische Museum rassistischer Tendenzen in Europa durch ein Einzelner ein. Das Gespräch mit Adam und die Zitadelle Spandau bildeten die Hö- länderübergreifendes Jugendnetzwerk. Die König, einem Überlebenden der Konzentra- hepunkte der Exkursionen. Gerade über den historische Verantwortung Deutschlands tionslager Sachsenhausen und Auschwitz, persönlichen Kontakt mit der Zeitzeugin und Europas wird im Fall der Kosovo-Roma bildet das Kernstück des Films. Adam König konnten die Teilnehmenden die historischen an verschiedenen Stellen hervorgehoben. war nach 6 Jahren Haft bei seiner Befreiung Ereignisse emotional noch tiefer erfassen. Mit einer Fotoausstellung und einem Video am 15. April 1945 gerade einmal 22 Jahre alt. haben sie ihre Arbeit präsentiert und kom- mentiert.
11 Brüder-Grimm-Grundschule Ernst- Litfaß- Schule Finow-Grundschule Spurensuche nach national- T4 – Recherche und persönliche Ich packe meinen Koffer sozialistischer Vergangenheit Betroffenheit. Eine Dokumentation und fülle ihn mit ... Im Laufe eines halben Jahres suchten die Die Schülerinnen und Schüler der Ernst- Der Koffer mit der Aufschrift L. Bermann, Schülerinnen und Schüler des Profilkurses Litfaß-Schule nahmen das T4-Denkmal der auf den Plakaten und Foldern zum der Brüder-Grimm-Grundschule im Wedding in Tiergarten als Ausgangspunkt ihres Jugendforum denk!mal zu sehen ist, hat die Orte auf, die an die NS-Zeit erinnern. Sie Projektes. Die Akzeptanz oder die Ablehnung Schüler der 6. Klasse der Finow-Grundschule befassten sich mit der deutschen Vergan- von Menschen mit Behinderungen und die zu ihrem Projekt inspiriert. Angelehnt an genheit und mit der Frage, warum diese bis persönlichen Erfahrungen wurden in Bezug das Spiel „Ich packe meinen Koffer“ haben heute eine Bedeutung für junge Menschen zu der dahinter stehenden Geschichte sich die Schülerinnen und Schüler überlegt, hat. Besonders berührte die Teilnehmenden, gesetzt. In ihrer sehr persönlichen Auseinan- was für sie im Zusammenleben mit anderen dass in der Brüder-Grimm-Grundschule dersetzung entstanden außergewöhnliche wichtig ist. Viele der 21 Mädchen und während des Nationalsozialismus ein Lehrer, tönerne Kopfskulpturen und biografische Jungen haben selbst schon Erfahrungen mit der sich für Frieden einsetzte, aus dem Un- Selbstreflexionen. Hinter dem harmlos Ausgrenzung und Diskriminierung gemacht. terricht heraus verhaftet und in Plötzensee klingenden Namenskürzel „T4“ verbirgt sich Sei es, dass sie als „Ausländer“ beschimpft hingerichtet wurde. Eine Gedenktafel in der die Bezeichnung für die Ermordung von oder wegen ihres Aussehens gehänselt wur- Schule erinnert heute täglich an ihn. Die Menschen mit Behinderungen und psy- den. Auf der Bühne des Plenarsaals präsen- Gruppe gestaltete ein Plakat zur Präsenta- chischen Erkrankungen durch die Natio- tierten sie diese Erfahrungen in kurzen Sze- tion auf dem Jugendforum, mit dem sie die nalsozialisten. Geplant und durchgeführt nen um zu belegen, warum Rücksichtnahme, Spuren dieser Menschen sichtbar machen wurden diese Morde zwischen 1940 und Hilfsbereitschaft und Respekt unbedingt in wollen. 1941 in einer zwangsarisierten Villa in der ihren Koffer gehören. Berliner Tiergartenstraße 4, der sogenannten „Zentraldienststelle T4“.
12 Freie Grundschule Pfefferwerk Gedenkstätte und Museum Gedenkstätte Sachsenhausen / Sachsenhausen Fräi-Effentlech-Waldorfschoul Lëtzebuerg Ausgrenzung – damals und heute By the way – Norweger Luxemburger im Zweiten Weltkrieg. in Sachsenhausen Ein Zeitzeugenprojekt Luxemburger Im Rahmen des Unterrichts der Gesell- Schüler gegen das Vergessen schaftswissenschaften haben sich die Schü- Für vieles bleibt bei großen Schulfahrten oft lerinnen und Schüler der Freien Grundschule nicht genügend Zeit. Vor dem Hintergrund An den internationalen Feierlichkeiten Pfefferwerk mit dem Thema „Ausgrenzung dieser Erfahrungen haben sich acht norwe- anlässlich des 65. Jahrestages der Befreiung – damals und heute“ auseinandergesetzt. gische Auszubildende aus dem Bauwesen der Häftlinge des Konzentrationslagers Sach- Nach ersten Recherchen und Reflexionen in der Gedenkstätte Sachsenhausen für ein senhausen im April 2010 beteiligten sich zu Erfahrungen mit Ausgrenzung allgemein einwöchiges Projekt zusammengefunden. auch Jugendliche aus Luxemburg. Auf dem und speziell in der NS-Zeit, beschäftigten Anstelle einer vermeintlich objektiven Gelände der Gedenkstätte präsentierten sie sie sich intensiv mit dem Schicksal einiger Dokumentation ihrer Reise befassten sich die Ausstellung ihres Oral History Projekts. Opfergruppen der NS-Zeit. Den Jugendlichen die Jugendlichen mit ihren eigenen Erwar- In wochenlanger, eigenständiger Arbeit wurde bewusst, wie wichtig ein lebendiges tungen an den Ort, ihren Eindrücken und hatten die Jugendlichen Interviews mit Zeit- Erinnern an die Opfer und Verbrechen des Erlebnissen. Im Zuge dieser Auseinanderset- zeugen - Verwandten, Nachbarn, Bekannten Nationalsozialismus ist. Sie wollen Vorurteile zung erstellten sie, unterstützt von einem aber auch zwei ehemaligen KZ-Häftlingen und Ausgrenzung in unserer Gesellschaft Berliner Künstler, eine Ton-Dia-Show. Mit – vorbereitet, durchgeführt und ausgewer- heute erkennen und bekämpfen. Als Produkt künstlerisch-gestalterischen Mitteln erschu- tet und so eine multimediale Präsentation ihrer Arbeit sind kurze Videoszenen sowie fen sie so einen Raum zur Darstellung ihres erarbeitet. Für den 17. Januar 2011 reisten ein zeichnerisch illustriertes Hörspiel zu Aus- ganz persönlichen Zugangs zum ehemaligen die Schülerinnen und Schüler eigens nach grenzungserfahrungen entstanden. Konzentrationslager. Berlin, um ihre Ausstellung auf dem 9. Ju- gendforum denk!mal nochmals zu zeigen.
13 Hector-Peterson-Schule Heimatverein Müncheberg Hermann-Hesse-Gymnasium Weg zum Gedenken Denkmal – denk mal nach! Was Wir Wollen Eine Gedenktafel auf dem Schulgelände der Um den Kindern und Jugendlichen ge- „Wir wollen Frieden und zwar für alle!“ Diese Hector-Peterson-Schule erinnert an vier schichtliche Zusammenhänge näher zu Aussage bildete den Ausgangspunkt und Lehrerinnen und Lehrer, die wegen ihres bringen, wurde mit der Spurensuche vor der motivierte die Kreuzberger Jugendlichen zu jüdischen Glaubens 1933 aus dem Schul- eigenen Haustür angefangen. Sie folgten ihrem Projekt. dienst entlassen und anschließend verfolgt den Spuren der Müncheberger Jüdinnen und Acht Schülerinnen und Schüler der 7. Klasse und ermordet wurden. Juden und beschäftigten sich mit dem Syna- mit türkischer und arabischer Herkunft ent- Die Schülerinnen und Schüler der 9. und gogenbrand von 1938 während der Reichs- warfen eine Masken- Performance, die sie 10. Klassenstufe des Wahlpflichtfachs pogromnacht. In den letzten Tagen des auf der Bühne im Plenarsaal aufführten. Mit Kunst nahmen die Spuren der ehemaligen 2. Weltkrieges, zwischen dem 16. und selbst gestalteten Masken verhüllt, verlie- Lehrerinnen und Lehrer auf. Durch die 19. April 1945, wurde Müncheberg zerstört. hen die Jugendlichen zu Trommelrhythmen Besichtigung ausgewählter Orte der Berliner Dabei ließen viele deutsche und sowjetische ihrem Wunsch nach Gleichberechtigung aller „Erinnerungslandschaft“ konnten sie die Soldaten ihr Leben. Die Kinder der Jugend- Menschen jenseits von Geschlecht, Alter, Stationen ihres Leidensweges zur Zeit des gruppe des Heimatsvereins Müncheberg Hautfarbe, Religion, Herkunft oder Ethnizi- Nationalsozialismus nachzeichnen. Angeregt haben die Grabstätten dieser Gefallenen in tät Ausdruck. durch die unterschiedlichen Darstellungs- ihrer Umgebung besucht und geschicht- Sie machten darauf aufmerksam, dass jeder formen der besichtigten Erinnerungsorte lich aufgearbeitet. Für die Ausstellung des Mensch die Fähigkeit besitzt, eine Lösung entstand die Idee einer auf die Gedenktafeln Jugendforums denk!mal dokumentierten sie zu finden, um den Teufelskreis von Gewalt bezogenen Wegeführung auf dem Schulge- ihre Spurensuche. und Intoleranz zu durchbrechen. Ihre Perfor- lände, die sie auf dem Jugendforum denk!mal mance möchten sie als Aufruf für Mut und vorstellten. gegen Gewalt verstanden wissen.
14 Jüdische Oberschule Berlin Jugendarbeitskreis (JAK) Berlin Jugendgeschichtswerkstatt im Volksbund Deutsche Spandau / Carl-Friedrich-von- Kriegsgräberfürsorge e.V. Siemens-Oberschule Aspekte der Holocaust-Erziehung Deutsch-polnische Begegnung mit Stolpersteine für Familie Jacobi an der Jüdischen Oberschule der Geschichte. Workcamp in der aus Siemensstadt Gedenkstätte Mauthausen und An der Jüdischen Oberschule wurde ein Gedenkfeier Plötzensee 2010 Über ein Jahr lang recherchierten die Curriculum für die „Holocaust-Erziehung“ Schülerinnen und Schüler gemeinsam mit erarbeitet. Ein Bestandteil davon ist ein Der Jugendarbeitskreis Berlin im Volksbund der Jugendgeschichtswerkstatt Spandau jährlich am 9. November stattfindender Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. führt über die Familie Jacobi, die in unmittelbarer Projekttag. Im Rahmen dieses Projekttages jedes Jahr internationale Workcamps durch. Nähe ihrer Schule gewohnt hatte. Archive widmeten sich die Klassenstufen 6 und 8 in Den teilnehmenden Jugendlichen wird die wurden besucht oder angeschrieben, viele diesem Jahr den Themen „Kinder im Ghetto“ Möglichkeit gegeben, sich mit historisch-po- der Quellen konnten erstmalig erschlossen und „Das Leben der Juden in Ungarn“. Die litischen Themen zu beschäftigen und dabei werden. 10. Klassen erkundeten das „Mahnmal für Freundschaften über Ländergrenzen hinweg Erna und Max Jacobi, jüdischer Abstammung die ermordeten Juden Europas“, und der zu schließen. aber evangelisch getauft, wohnten seit 1922 Leistungskurs Kunst nahm an einem Archiv- Neben Arbeiten zum Erhalt der Gedenkstät- in Siemensstadt. Sie wurden 1943 nach The- Workshop des Jüdischen Museums teil. Für te Mauthausen beschäftigten sich resienstadt deportiert und dort ermordet. die Ausstellung beim Jugendforum denk!mal Jugendliche aus Polen und Deutschland Ihr Sohn Helmut konnte 1939 nach England hielten die Jugendlichen ihre Arbeitsergeb- während eines Workcamps im Sommer 2010 fliehen. Im Dezember 2010 wurde für das nisse auf Plakaten fest. mit den Themen „Rechtsextremismus heute“ Ehepaar ein Stolperstein gelegt. Zu diesem sowie „Schicksale von Jugendlichen während Anlass erarbeiteten die Jugendlichen eine der NS-Zeit“. Das Jugendforum denk!mal szenische Lesung, von der sie Ausschnitte nutzen sie zur öffentlichen Präsentation auf dem Jugendforum denk!mal vortrugen. ihrer Arbeit.
15 JugendtheaterBüro Berlin JugendtheaterBüro Berlin Juventus e.V. Initiative Grenzenlos! e.V. Initiative Grenzenlos! e.V. ZUGANG Türken Sam & Hauptstadt-RAP Gedenken gestalten – ein Video-Kunst-Projekt Welchen Zugang haben Jugendliche aus Anlässlich der aktuellen „Integrationsde- sozialen Brennpunkten zu den etablierten batte“ präsentierten die Jugendlichen des In unmittelbarer Nachbarschaft des Stadt- Kulturbetrieben und Bildungseinrich- JugendtheaterBüros Berlin auf persönliche gutes Blankenfelde in Pankow befand sich tungen? Im Rahmen ihrer ‚Berlin-Tour’ ging Art und Weise Szenen über verheerende von 1942-1945 ein Zwangsarbeiterlager das JugendtheaterBüro Berlin dieser Frage Konflikte in der deutschen Gesellschaft. Ihre für arbeitsunfähige Ostarbeiterinnen und nach. Ihre Eindrücke haben sie in einem Szenen erarbeiteten sie sich auf Basis der -arbeiter. Auf dem heute brachliegenden Dokumentarfilm mit dem Titel „ZUGANG“ autobiografischen Erzählungen von Cem Feld des ehemaligen Lagergeländes wurden festgehalten, den sie auch im Rahmen des Gülays viel diskutiertem Buch „Türken-Sam“. erstmals 2009 archäologische Ausgrabungen Jugendforums denk!mal vorführten. Auf der Bühne präsentierten die Jugend- und Filmarbeiten durchgeführt. Die herbstliche Tour durch ganz Berlin war lichen mit viel Kreativität, Elan und Ironie Die AG (L)Einwand von Juventus e.V. führte ein Flashmobtheaterspektakel der besonde- ihre Kritik am „Integrations“-Begriff und zwischen August und November 2010 mit ren Art mit dem das JugendtheaterBüro ein unterstrichen ihre Forderung nach freiem Hilfe von Videotechnik eine Auseinander- Zeichen setzen möchte. Die Dokumentation Zugang für alle. Hinter einer Tür, die gesell- setzung über Formen und Inhalte von zeigt wie sich Jugendliche für Menschen- schaftlichen Ein- und Ausschluss symboli- Erinnerung. Aus diesem Diskurs heraus rechte einsetzen und ZUGANG als neues siert, tauchte der Rapper SMAR auf und gab entwickelten sie eigene Ideen für einen Menschenrecht fordern. seine Liebeserklärung an Berlin zum Besten. „Gedenkort“ in Blankenfelde, die der bezirk- Ein Lied über die Liebe zu einer ungewöhn- lichen Gedenktafelkommission übergeben lichen Stadt, jenseits von Herkunft oder werden sollen. Die Jugendlichen nutzten das Hautfarbe. Jugendforum denk!mal, um ihre Ideen zur Gestaltung des Ortes vorzustellen.
16 Juventus e.V. Juventus e.V. Katholische Schule Liebfrauen Überleben im Untergrund: Weitlingkidz: Das ist Lichtenberg Die 10. Muse der Juden – Lachen hilft Versteckte Juden und ihre Helfer Ein Jugendmedienprojekt auf Facebook zu überleben im Berlin der Nazizeit Was kann getan werden, wenn der eigene Es gab in Berlin viele jüdische Kabarettisten, Jugendliche der AG (L)Einwand des Vereins Kiez in Verruf geraten ist und Vorurteile den die das Stadtleben prägten. Diese machten Juventus e.V. setzten sich mit Biografien un- Blick versperren? Lange, zu lange, sahen nicht nur politische Satire, sondern auch tergetauchter Jüdinnen und Juden auseinan- sich die Anwohnerinnen und Anwohner „Amüsierbrettl“. So gab es in Berlin Einrich- der und suchten nach Zeugnissen der „stil- des Weitlingkiezes – Gewerbetreibende, tungen wie das Ka de Ko, das Kabarett der len Helden“, jenen Menschen, die Verfolgten Kreative, Künstler und viele mehr – immer Komiker. während der NS-Diktatur in Berlin Unter- wieder mit denselben Klischees über ihren Drei Schüler der Katholischen Schule Lieb- schlupf gewährten. Bei der Beschäftigung Kiez konfrontiert. frauen erfuhren vom Jugendforum denk!mal mit diesem bislang noch wenig beachteten Doch Lichtenberg, speziell der im rummels- und drehten selbstständig einen Film mit Kapitel der Geschichte des Widerstands burger Ortsteil gelegene Kiez zwischen dem Titel: „Die 10. Muse der Juden – Lachen gegen das Naziregime versuchten sie, beide Victoriastadt und Weitlingstraße, verändert hilft zu überleben“, in dem unter anderem Seiten zu beleuchten: die Motive der Helfen- sich. Im Medienprojekt „Weitlingkidz“ auf Personen wie Fritz Grünbaum, Rudolf Nel- den, die trotz der Gefährdung für das eigene Facebook beschäftigen sich Jugendliche mit son, Friedrich Hollaender, Walter Mehring, Leben andere Menschen verstecken, sowie ihrem Bezirk und den existierenden Vorur- Paul Morgen vorgestellt werden. Die Jugend- die Gründe und Abgründe der Flucht für die teilen. Sie wollen ihren Blick auf den Kiez lichen möchten mit ihrem Projekt aufzei- Verfolgten. Der entstandene Videofilm mit mit anderen teilen und sich über aktuelle gen, dass es jüdische Kabarettisten gab, die dem Titel „Überleben im Untergrund“ war in Entwicklungen im Bezirk austauschen. trotz der Verfolgung durch die Nationalso- der Ausstellung des Jugendforums zu sehen. zialisten den Mut hatten, noch im Exil oder in der Gefangenschaft Kabarett zu machen.
17 Königin-Luise- Stiftung KREATIVHAUS e.V. Lucas-Cranach-Gymnasium weiterführende Evangelische Schule Berlin-Zentrum Zeitzeugenprojekt ’40 – ’45 Kalender setzen Zeichen Verfolgt, Misshandelt und Getötet Solange es Zeitzeugen gibt, Menschen, die Welche Einstellungen und Haltungen nahm Die Schüler der Klasse 9c des Lucas-Cranach- sich erinnern, lebt die Geschichte unmit- die nichtjüdische deutsche Gesellschaft zur Gymnasiums in Lutherstadt Wittenberg telbar weiter. Mit ihrem Zeitzeugenprojekt NS-Zeit Jüdinnen und Juden gegenüber ein? haben Erinnerungen ihrer eigenen Großel- möchte die Königin-Luise-Stiftung dazu bei- Die Jugendlichen der weiterführenden tern sowie von Bewohnerinnen und Bewoh- tragen, dass die Vergangenheit nicht abge- Evangelischen Schule Berlin-Zentrum nern eines Altenpflegeheimes und älteren hakt oder „entsorgt“ wird. Noch besteht die ließen sich in ihrem Projekt primär von Bekannten schriftlich festgehalten. Das Möglichkeit, Zeitzeugen direkt zu befragen. zwei Fragen leiten: Wie hätte Deutschland Erinnern an vergangene, schreckliche Zeiten Diese Chance nutzten die Jugendlichen, um ausgesehen, wenn Adolf Hitler nie geboren darf nicht in Vergessenheit geraten oder sich mit „ihren“ Zeitzeugen zu erinnern: worden wäre? Was hat Menschen dazu verleugnet werden, so ihr Credo. Sie haben mit Joop Snep und Gerhard de Ruiter, ehe- bewogen und ermutigt, Widerstand gegen recherchiert und selbst Interviews durchge- malige niederländische Zwangsarbeiter aus die Diktatur zu leisten und Jüdinnen und führt. Im Rahmen ihres Projektes haben sie dem KZ Sachsenhausen. Über die Gespräche Juden zu helfen? Mit Hilfe von Zeitzeugen- außerdem „Stätten der Erinnerung“ besucht, entstand eine Nähe zu den vergangenen gesprächen, Ausstellungsobjekten, Fotos und die Räumlichkeiten besichtigt sowie Augen- Ereignissen, die die Erinnerung lebendig Texten erforschten sie Lebenswege einzelner zeugenberichte gelesen und gehört. Aus all hält und Einsichten vermittelt, die dazu Jüdinnen und Juden sowie „unbesungener diesen Informationen wurden Schautafeln beitragen, mit Klarheit und Entschieden- Helden“ und ließen diese in die Gestaltung angefertigt, auf denen sie ihre Gedanken, heit gegen politisches und soziales Unrecht eines Jahreskalenders 2011, sowie eines Erlebnisse und Erfahrungen in Schrift und aufzutreten. Knet-Trickfilms einfließen, den sie auf dem Bild präsentierten. Jugendforum denk!mal vorführten.
18 Luise-und-Wilhelm-Teske- Magma Theater Mahn- und Gedenkstätte Oberschule Ravensbrück Auf den Spuren von Luise und Wilhelm „Der Kick“ Helfen erlaubt!? Das Workcamp der Teske helfenden Verbände in der Mahn- und Theater will nicht nur unterhalten, sondern Gedenkstätte Ravensbrück Die bisherige Luise-und-Wilhelm-Teske- auch sichtbar machen. Getreu diesem Motto Oberschule trägt den Namen eines Schöne- hat sich das Magma Theater Spandau dem Unter dem Motto „Helfen erlaubt?!“ fand berger Schusterehepaares, das sich während Stück „Der Kick“ angenähert. vom 17. bis zum 23. Oktober 2010 in der des Nationalsozialismus mit großem Mut Es geht darin nicht nur um die Geschichte Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück ein für verfolgte jüdische Mitbürger einsetzte, einer im Jahr 2002 geschehenen Mordtat. Jugend-Workcamp der helfenden Verbände sie versteckte und ihnen so das Leben Die Autoren blättern in der Vergangenheit aus Berlin und Brandenburg statt. Die rettete. Sie wurden 2009 in Yad Vashem als eines Dorfes und zeichnen soziale Struk- 42 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der „Gerechte unter den Völkern“ geehrt. Durch turen nach, stellen Familien gegenüber auf Jugendverbände von Johannitern, Tech- die Zusammenlegung zweier Schulen mit der Suche nach Verantwortung. Mit dem nischem Hilfswerk, Feuerwehr und Rotem Einführung der Sekundarschule soll es den Stück „Der Kick“ bot sich der Theatergrup- Kreuz setzten sich dabei intensiv mit der Namen bald nicht mehr geben. Dagegen pe die Möglichkeit, Theater als soziales Geschichte des Ortes auseinander und trafen regt sich Widerstand. Die Schülerinnen und Instrument zu ‚erleben’. Der Zuschauer wird Überlebende des Frauenkonzentrationslagers Schüler stellten die Biografien von Luise und unweigerlich selbst aufgerufen, Stellung zu Ravensbrück. Wilhelm Teske fotografisch kommentiert auf beziehen. Eine einfache Schwarz-Weiß-Dar- Die Jugendlichen halfen durch umfangreiche Plakaten und in einem Videofilm vor. Über stellung funktioniert hier nicht. „Der Kick“ Arbeitseinsätze, das riesige Gelände des ehe- das Jugendforum denk!mal möchten sie die möchte aufrütteln und schreckt auch vor maligen Lagerkomplexes vor dem Verfall zu Öffentlichkeit für ihr Anliegen gewinnen, schwierigen Fragen nicht zurück: Kann es bewahren und somit die historischen Spuren die Umbenennung ihrer Schule zu verhin- sein, dass man selbst diesen Tätern Empa- der Gedenkstätte zu erhalten. Das Projekt dern. thie entgegenbringt? wurde in einem Kurzfilm dokumentiert.
19 Medienkompetenzzentrum Metaversa e.V. Mierendorff-Grundschule / Die Lücke Gedenkstätte Sachsenhausen Zwangsarbeiterlager in „Einblicke“ in das Leben von Berliner Häftlinge im nationalsozialistischen Berlin-Lichtenberg 1939-1945 Schülerinnen und Schülern: Konzentrationslager Sachsenhausen Eine filmische Collage Von 1939 bis 1945 gab es allein im Bezirk Wie kann man sich das Leben und den Alltag Berlin-Lichtenberg 79 Zwangsarbeiterlager. „Einblicke“ in das Leben von Berliner Schü- von Häftlingen im Konzentrationslager vor- An keinem der Standorte wird heute auf lerinnen und Schülern mit unterschiedlichen stellen? Mit dieser Frage beschäftigten sich die Vergangenheit des Ortes hingewiesen. kulturellen Wurzeln gewährt die filmische Schülerinnen und Schüler der Mierendorff- Vier geschichtsinteressierte Jugendliche, Collage, die 2010 im Rahmen eines Video- Grundschule im Rahmen eines Drei-Tage-Pro- die vom Medienkompetenzzentrum „Die projektes von Metaverse e.V. und AllAbout- jektes der Gedenkstätte Sachsenhausen. Der Lücke“ in Lichtenberg unterstützt wurden, Us FilmFactory Amsterdam entstanden ist. Fokus des Projektes lag auf den Lebensge- machten sich auf die Suche nach Spuren der Etwa 150 Jugendliche im Alter von 13 bis 18 schichten Einzelner sowie den allgemeinen NS-Geschichte in ihrem Kiez. Jahren haben sich mit ihrem Leben, ihren Lebensbedingungen im Lager. Über die Im Projektverlauf haben die Jugendlichen Interessen, Wünschen, Problemen, ihrem Beschäftigung mit Biografien ausgewählter Standorte ehemaliger Zwangsarbeiterlager Verhältnis zur Familie und vielem mehr, Gefangener erschloss sich den Jugendlichen recherchiert, fotografisch dokumentiert und auseinandergesetzt. Ständiger Begleiter ein individueller Zugang zum Thema. In anschließend die einzelnen Orte zu einer war dabei die Kamera. Sie nimmt den Blick Form von Gedankentagebüchern, Plakatwän- Route verbunden. Diese Route möchten sie des Gegenüber, der Banknachbarin oder den sowie einer PowerPoint-Präsentation in einem nächsten Schritt als Geocaching des Schulfreundes ein. Sie hält die lauten, haben die Jugendlichen ihre Erfahrungen aufarbeiten und einen dazugehörigen Audio- scheuen, die lustigen und überraschenden festgehalten. guide erstellen. Momente fest, in denen die Jugendlichen Um ihre Ergebnisse zu präsentieren und über sich und andere reflektieren: Wer bin allen Interessierten zugänglich zu machen, ich, wie sehe ich meine Mutter, meinen haben sie eine Homepage erstellt. Vater, was ist mir wichtig, wie soll meine Zukunft aussehen?
20 Nijinski Arts Internacional e.V. Paul Singer Verein – Schulfarm Insel Scharfenberg Georg-Weerth-Sekundarschule Zurückgehen oder Bleiben – Mörderkeller-Keglerheim – Scharfenberger Erinnerung die Wende aus Sicht von Menschen Geschichtliche Aufarbeitung des Ortes 1932 bis 1934 türkischer und kurdischer Herkunft Schülerinnen und Schüler der Geschichts- Externe wie interne Schülerinnen und Dass Menschen mit Migrationshintergrund werkstatt der Georg-Weerth-Sekundarschule Schüler der Schulfarm Insel Scharfenberg vom Fall der Mauer betroffen waren, ist gestalteten in Zusammenarbeit mit dem recherchierten über den Inselalltag des weithin unbewusst. Während sich Deutsch- Paul Singer Verein eine Ausstellung, die sich Internatsgymnasiums in den Jahren 1932 land auf den Weg macht, sich zu einer ge- mit der Geschichte des SA-Lokals „Kegler- bis 1934. Hierbei geht es im Wesentlichen meinsamen Gesellschaft zu entwickeln, wer- heim“ befasst. Der dort ansässige SA- Sturm auch um Erinnerungen an Hans Coppi, den Menschen, die teilweise schon 30 Jahre war bereits vor 1933 bekannt für seine Ge- der u.a. als Mitglied der Roten Kapelle im hier leben fremdenfeindlich diskriminiert. waltbereitschaft. Auf zahlreichen Schauta- Widerstand gegen den Nationalsozialismus Die Ausstellung präsentiert die Ansichten feln wird der von der SA geführte Kampf um aktiv war. Am 22.12.1942 wurde Hans Coppi von 4 Männern und 4 Frauen türkischer die Straße dargestellt, ebenso wie die von im Strafgefängnis Plötzensee hingerichtet. und kurdischer Herkunft aus Kreuzberg und ihr propagierte Vernichtungsideologie. Auch Die Ergebnisse wurden im Rahmen eines Schöneberg zur Wende in Form von Texten die besondere Bedeutung von Kleidung und Schulprojekts erarbeitet und bei denk!mal als und Fotos und dokumentiert Bauwerke Zeichen im NS- System wird thematisiert. Schaubilder präsentiert. Das Projekt soll in entlang des Berliner Mauerwegs, mit denen Nach dem Reichstagsbrand 1933 wurde das den kommenden Jahren fortgeführt werden, die Erinnerung an die Freiheitsbeschränkung „Keglerheim“ zum Folterkeller, in dem Kom- um Klarheit über die Vorgänge in Scharfen- und damit verbundene Gewalt bewahrt munisten, Sozialdemokraten und Gewerk- berg während der NS-Zeit zu erhalten, aber bleibt. Das Projekt der Jugendmedieninitia- schafter gequält und ermordet wurden. auch um der aus Scharfenberg hervorgegan- tive WATCHus production wurde im Sommer genen Widerstandskämpfer zu gedenken. 2010 erarbeitet und entstand in Koope- ration mit YEKMAL e.V. und Nijinski Arts Internacional e.V.
21 Sophie-Charlotte-Gymnasium Tanzwerkstatt No Limit e.V. Ulrich-von-Hutten-Oberschule Todesfuge von Paul Celan „...Und sie marschieren wieder“ Tote lügen nicht Spurensuche – Suche nach Emotionen Wie entsteht Faschismus? Ein junger ameri- Die Schülerinnen und Schüler des Leistungs- Schülerinnen und Schüler des Sophie-Char- kanischer Lehrer entschließt sich zu einem kurses Geschichte der Ulrich-von-Hutten- lotte-Gymnasiums lassen im Gedenken an ungewöhnlichen Experiment. Er möchte Oberschule wählten für ihr Projekt zum die vom NS-Regime systematisch gedemü- seinen Schülern beweisen, dass Anfällig- Thema Nationalsozialismus einen eher tigten und schließlich ermordeten jüdischen keit für faschistoides Denken und Handeln unkonventionellen Zugang. Im Mittel- Bürger Europas Stimmen sprechen und Töne immer und überall vorhanden ist. Doch die punkt steht eine Holzpuppe von der Größe erklingen, die zum Zuhören zwingen und Bewegung mit dem Namen „Die Welle“, die eines Menschen, die mit schwarzen Laken zum Nicht-Vergessen beitragen. er unter den Grundsätzen „Macht durch Dis- bespannt ist. Auch die hölzernen Arme Auf der Grundlage eines literarischen ziplin!“, „Macht durch Gemeinschaft!“ und sowie der Kopf der Puppe wurden schwarz Textes verdeutlichen sie die Mechanismen „Macht durch Handeln!“ gezielt zu Lehr- bemalt, wobei die Farbe Schwarz symbolisch der Grausamkeit und deren zerstörerische zwecken auslöst, droht ihn und sein Vor- zu verstehen ist. Auf der Puppe wurden Do- Dimension. Die metaphorisch-rhythmische haben zu überrollen. Das Experiment gerät kumente befestigt, die auf die unterschied- Sprache Paul Celans (1920 bis 1970) bringt außer Kontrolle. lichen Opfer des Nationalsozialismus und Opfer- und Täterstimmen zusammen, Die Tanzwerkstatt No Limit verdeutlicht des Krieges hinweisen. Dabei versuchten die wodurch der Dichter in seiner Todesfuge die Gefahr im Heute mit den historischen Jugendlichen, ihr Augenmerk auf ein breites ohne jeden Pathos eine Beschwörung des Tatsachen von damals (1933 bis 1945). An- Spektrum von Opfern zu richten. Ihre Puppe Grauens als unmittelbare Wirkung auf den hand von Augenzeugenberichten ehemaliger stellten sie als Ausstellungsobjekt auf dem Zuhörer hervorruft. Momente des Ergreifens KZ-Häftlinge wurde den Teilnehmerinnen Jugendforum denk!mal vor. geben auf einer sinnlichen Ebene Auskunft und Teilnehmern vor Augen geführt, wohin über den Holocaust und bleiben als Spur im nationalsozialistische Propaganda-Parolen „Körpergedächtnis“ zurück. führen können.
22 Ver.di Jugendbildungsstätte Werner-von-Siemens- Konradshöhe e.V. / Werkberufsschule Friedrich-Engels-Gymnasium Suche nach Erinnerung Nur die Erinnerung kann verhindern, dass sich das geschehene Unrecht 14 Schülerinnen und Schüler des Friedrich- wiederholt Engels-Gymnasiums aus Reinickendorf haben sich im Rahmen ihres Geschichts- In diesem Sinne hatten Schüler der Werner- kurses mit dem Thema NS-Zwangsarbeit von-Siemens-Werkberufsschule und des auseinandergesetzt. Sie haben sich mit den Strittmatter-Gymnasiums in Gransee, wäh- Grundlagen des Nationalsozialismus befasst rend eines fünftägigen Begegnungsseminars und dabei die besonderen Aspekte von in Ravensbrück die Gelegenheit, Margrit Zwangsarbeit herausgearbeitet. Rustow und Selma van de Perre zu treffen. Mit dem gewonnenen Wissen und den daran Die beiden Frauen wurden 1944 im Konzen- anschließenden Fragen haben sie ihr eigenes trationslager Ravensbrück inhaftiert und soziales Umfeld in Reinickendorf erforscht mussten in den 1942 in unmittelbarer Nähe und nach Spuren von Zwangsarbeit in ihrem errichteten Werkhallen der Firma Siemens & Stadtteil gesucht. Mit Hilfe von Doku- Halske Zwangsarbeit leisten. menten aus Archiven, Zeitzeugeninterviews Die offene Gesprächsatmosphäre mit den oder geografischen Analysen dokumen- Überlebenden ermöglichte den Jugendlichen tierten die Jugendlichen ihre Ergebnisse eine intensive Auseinandersetzung mit der in einem Film. Bei der Aufbereitung des deutschen Vergangenheit. Ihre Erfahrungen Materials, der Erstellung des Storyboards haben sie in einem Dokumentarfilm und und beim Filmen wurden sie von Medienpä- einer Internetseite festgehalten. dagogen oder Filmemachern begleitet.
23 ... eine Geschichte ... ein Gedicht ... einen Bericht ... eine Reportage ... einen Essay
24 Demokratie leben e.V. Evangelische Kirchengemeinde Menzel-Gymnasium Berlin-Mariendorf welcomX – Das multicoole Stadtmagazin Mariendorfer Kinder und Jugendliche Gedenklücken oder the empty space in der NS- und Nachkriegszeit Das Jugendmagazin welcomX, das unter der Gegenwart und Vergangenheit, Orte und Trägerschaft des Vereins „Demokratie leben“ Die Kinder- und Jugendversammlung CdM42 Ereignisse stehen häufig in einem un- e.V. herausgegeben wird, ist eine politische der Evangelischen Kirchengemeinde Marien- mittelbaren Zusammenhang. Denkmäler Diskussionsplattform zum Mitmischen dorf, aus der dieses Projekt hervorgegangen spielen dabei eine zentrale, aber keineswegs und Einmischen. Jugendliche können ihre ist, befasste sich mit der Frage nach den Le- neutrale Rolle. An was wird erinnert und selbstverfassten Beiträge zu den unter- bensbedingungen Mariendorfer Kinder und wie? Wem wird gedacht und warum? Was schiedlichsten Themen veröffentlichen. Jugendlicher während der NS- und Nach- wird betont, was ausgelassen? Ist das, woran Unterstützt werden sie dabei von erfah- kriegszeit. Sie recherchierten umfangreich offiziell erinnert wird, auch uns wichtig? renen Zeitungsmachern. Ziel ist es, dass die über den Ortsteil und besuchten diverse Mu- Die Schülerinnen und Schüler der 8a des Jugendlichen selbst recherchieren und so seen. Eine antifaschistische Stadtrundfahrt Menzel-Gymnasiums reflektierten, ausge- eine eigene und persönliche Sicht der Dinge bildete den Höhepunkt der Besichtigungen. hend vom eigenen Erfahrungshorizont, das entwickeln. Berichte, Reportagen und In- Den zweiten Schwerpunkt der Projektarbeit unmittelbare Berliner Umfeld, wo sich deut- terviews, die sich mit der Aufarbeitung der bildeten Interviews mit Zeitzeugen. Die so sche Identität in Symbolen verschiedener deutschen Geschichte beschäftigen, nehmen gewonnenen Erkenntnisse wurden in Form Couleur spiegelt und bricht. Sie sprachen, einen breiten Raum ein. von Bannern für die Ausstellung aufbereitet. sahen, lasen, diskutierten und entwickelten In Kooperation mit der „Berliner Zeitzeu- so eigene Vorstellungen, die sie in Texte, genbörse“ planen die jungen Redakteure für Töne und Zeichnungen umsetzten. Die 2011 Begegnungen mit Holocaust-Überle- Auseinandersetzung mit den Verbrechen des benden, aus denen mehrere Artikel für die Nationalsozialismus spielte dabei stets eine welcomX entstehen sollen. wesentliche Rolle.
25 ... eine Collage ... ein Plakat ... ein Comic ... ein Graffiti ... eine Zeichnung
26 abw gGmbH Ernst-Litfaß-Schule Evangelisches Jugendbündnis OSZ Druck- und Medien- Jugendreferat BUNT statt Braun! technik Werkstatt 0305 Kirchenkreis Moers Basisqualifikation Kunst und Rozsi – eine Bildergeschichte Gegen das Vergessen – Sach- Schöne Wände bunt Sprache – Bilder für Toleranz senhausen 10. bis 17. Oktober und gegen Rechtsextremismus Rozsi. Das ist der Name, den das Über einen vom Jugendbündnis 1931 in den Karpaten geborene Das Evangelische Jugendreferat „BUNT statt Braun!“ ausgeschrie- Wie kann das Engagement für Mädchen von den Ungarn erhielt, im Kirchenkreis Moers beschäf- benen Wettbewerb entstanden Toleranz und gegen Rechtsex- als es im April 1944 in das tigt sich seit Jahren schwer- eine Vielzahl an Collagen und tremismus bildlich dargestellt Vernichtungslager Auschwitz punktmäßig mit „Erinnerungs- Logos, die für ein tolerantes, werden? Dieser Herausforderung deportiert wurde. Im Oktober arbeit“. Neben regelmäßigen buntes und weltoffenes Schöne- stellten sich die Jugendlichen der 1944 hatte Rozsi das „Glück“ für Bildungsveranstaltungen wurde weide werben und sich gegen Basisqualifikation „Kunst und einen Arbeitseinsatz ausgewählt im Jahr 2010 eine generationen- Rechtsextremismus und Gewalt Sprache“ in ihrem Praxisprojekt, zu werden und so der Ermordung übergreifende Gedenkstätten- wenden. Der Wettbewerb stellte das sie parallel zu ihrer Vorbe- zu entkommen. Nach der Be- fahrt nach Sachsenhausen sich bewusst gegen Angsträume reitung auf den Schulabschluss freiung emigrierte sie für einige organisiert. Junge Leute wurden in Schöneweide. Die Gaststätte durchführten. Als zweiten Schritt Jahre nach Israel, heute lebt sie nicht allein mit der Geschichte „Zum Henker“ in der Brücken- nach dem praktischen künstle- in Berlin. des Ortes konfrontiert, sondern straße, ein einschlägiger Treff- rischen Schaffensprozess setzten Während einer Projektwoche es fand ein Dialog mit den punkt der Neonazi-Szene, stellt die Jugendlichen sich schriftlich in der Mahn- und Gedenkstätte Älteren statt, in dem es um die einen solchen Angstraum dar, von mit ihren Kunstwerken auseinan- Ravensbrück trafen sich Schüle- unterschiedliche Wahrnehmung dem zunehmend Gewalt ausgeht. der. Dabei lernten sie die Trans- rinnen und Schüler der Ernst- und Auseinandersetzung mit der Seit November 2010 werden formation von praktischer Arbeit Litfaß-Schule mit der Zeitzeugin. Geschichte ging. Eine weitere die preisgekrönten Plakate auf in Sprache und Text. Auf dem Aus dieser Begegnung heraus Besonderheit war die Gestaltung großen Werbeflächen an promi- Jugendforum denk!mal präsen- entstanden 14 Druckgrafiken mit eines Bildes, das sich aus dem nenten Plätzen gezeigt und als tierten sie ihre beeindruckenden eindrücklichen Illustrationen ein- Gruppenprozess heraus sukzessiv Plakate und Postkarten in ganz Kunstwerke der Öffentlichkeit. zelner Szenen aus Roszis Leben. entwickelte. Schöneweide verteilt. Auch auf dem Jugendforum wurde so für ein respektvolles und friedliches Zusammenleben geworben.
27 ... Rock ... Pop ... Hip-Hop ... Klassik ... Musical
28 Aufklärung e.V. Wilma-Rudolph-Oberschule Textauszug aus dem Song “Menschen hinterlassen Spuren – ob wir es wollen oder nicht!“ […] Wir nennen sie Skins sie sind rechts oder links. Aggressiv wie impulsiv. Sie sind öffentlich präsent, doch jeder weiß sie sind sozial inkompetent. Sie haben eine Glatze, Original Hip Hop Charity Jam Menschen hinterlassen Spuren – ob wir es Ihr habt was dagegen? wollen oder nicht. Ein Song zum Thema Hört doch auf mit dem Geschmatze! Die Original Hip Hop Charity Jam, ein Projekt Sie laufen durch die Straßen in ihren zur Jugendhilfe unter dem gemeinnützigen Bei der Vorbereitung einer Gedenkstätten- Bomberjacken, Verein Aufklärung e.V. und dem Berliner fahrt nach Auschwitz sind die Schülerinnen kommen auf dich zu, Streetlabel „Original Ghettosound“, engagiert und Schüler der Wilma-Rudolph-Oberschule du denkst sie wollen dich piesacken. sich gemeinsam mit zahlreichen jungen auf die Internetseite mit der Geschichte der Künstlern, z. B. „Die Maxkings“, „King ExXx“ Familie Chotzen gestoßen. Bei der Behand- Ihr habt Vorurteile? und „DJ Shy“ gegen Hass, Gewalt, Rechts- lung unterschiedlicher Themen zu dieser Das liegt wahrscheinlich an Eurer Langeweile! extremismus und Diskriminierung. Auf dem komplexen Geschichte entstand die Idee, zu Ihr nennt diese Intoleranz eine Gesellschaft??? Jugendforum denk!mal erklärten die Jugend- einzelnen Themen, scheinbar zusammenhang- Wir nennen das eine miese Charaktereigenschaft! lichen mit einem eigenständig erarbeiteten los aneinandergereiht, Strophen für einen Rap eindrücklich, warum die Erinnerung an Song zu schreiben. Im Mittelpunkt stand die Verbrechen des Nationalsozialismus leben- dabei der Versuch, einzelne Bereiche der dig bleiben muss und dass Musik Menschen Geschichte vor und auch nach 1945 anders über alle Grenzen hinweg zusammenführt. Die und kreativer zu behandeln als es sonst im jungen Künstler nahmen dabei Bezug auf das Unterricht üblich ist. Die Jugendlichen haben diesjährige denk!mal-Motto „Weil Menschen die Themen selbständig ausgewählt, die Mu- Spuren hinterlassen ...“. sik komponiert und alles im Schulradio-Studio aufgenommen. Zur Präsentation wurde der Song mit einem Video unterlegt, so dass ein Musikvideo entstand.
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30 Der Koffer in Auschwitz Der einzige Weg raus aus Auschwitz führt tendrin: der Koffer von Bermann. Die Ecken geräumige Wohnung an. Er hat einen Chauf- durch den Schornstein des Krematoriums. sind abgestoßen, die Scharniere verrostet. feur, der ihn regelmäßig zu den Kunden in Ein makaberer Scherz, der damals unter Aber Bermanns Name ist noch gut lesbar. Berlin und im Rheinland bringt. Tochter Ilse Insassen kursierte. Vor 65 Jahren befreiten wird später erzählen, was für ein liebevoller sowjetische Soldaten diesen Ort, der die Geboren wird Ludwig Louis Bermann 1886 Familienvater er war. Und sie wird von der Hölle auf Erden war. Ludwig Louis Bermann in Schildberg bei Posen (heute Polen) als riesigen Schallplatten-Sammlung ihres Vaters aus Hagen gehört zu den 1,1 Millionen Sohn eines Kaufmanns. Wann er nach Hagen schwärmen. jüdischen Todesopfern. Von ihm ist nur ein übersiedelt, ist nicht überliefert. Hier jeden- Koffer übrig geblieben. Nicht einmal ein falls tritt er in die Fußstapfen seines Vaters Dass der Anfang vom Ende gekommen ist, Foto gibt es. Lediglich ein Phantombild, das und beginnt als angestellter Vertreter für erkennt Bermann zu spät. Ein Freund ver- das Landeskriminalamt Hamburg aufgrund Damen- und Herren-Oberbekleidung sowie sucht ihn zu überreden, in die USA zu emi- der Erinnerungen von Bermanns Schwieger- für Schneidereibedarf zu arbeiten. Später grieren. Aber er glaubt, dass ihm als Front- tochter hergestellt hat. Saima Bermann ist macht er sich selbstständig. 1912 heiratet er soldat des Ersten Weltkriegs nichts passieren 87 und die letzte Überlebende der Familie. die Hagenerin Adele Prein, die Protestantin kann. 1935 stirbt seine Frau an Krebs. Weil ist. Nicht alle in ihrer Familie heißen die es immer weniger wagen, mit einem Juden 30. Oktober 1944. Es ist dunkel, als der Ehe mit einem Juden gut. Ein Bruder von Geschäfte zu machen, geht sein Einkommen Zug quietschend hält. Schäferhunde bellen. Adele Prein ist „national“ eingestellt, wird dramatisch zurück. 1938 untersagt ihm Schreie von SS-Männern gellen durch die später Parteimitglied der NSDAP und will die Gestapo, sein Ein-Mann-Unternehmen Nacht. Von überall sind Suchscheinwerfer von seinem Schwager nichts wissen. weiter aufrecht zu erhalten. Im selben Jahr auf die entkräfteten Menschen gerichtet, erhängt sich in Berlin sein Bruder Berthold. die unter Prügel die Viehwaggons verlassen. Bermann lebt mit seiner Frau in der Fleyer Ludwig Bermann wird kurzfristig von der Wachleute brüllen, dass das Gepäck im Zug Straße, einer Gegend, in der viele wohlha- Gestapo abgeholt und eingesperrt, muss im bleiben muss. Und Ludwig Louis Bermann bende Juden ansässig sind. 1912, 1915 und Hamburger Hafen Zwangsarbeit leisten. stolpert, 58 Jahre alt, ohne seinen Koffer 1920 kommen drei Kinder zur Welt: Ilse, ins Freie, wo dann sofort die Selektion Rudi und Anneliese. Ludwig Bermann nimmt Zur Flucht ist es jetzt zu spät. Weil er mit stattfindet. Mit abschätzigem Blick mustert am Ersten Weltkrieg teil, wird mit dem einer Nichtjüdin verheiratet war, entgeht ein SS-Arzt den fast blinden Mann aus Ham- Eisernen Kreuz ausgezeichnet. Von 1930 bis Ludwig zunächst der Deportation. Sein All- burg. Von dessen Entscheidung hängt alles 1934 ist die Familie in Bad Pyrmont zu Hau- tag ist trostlos. Um zu überleben, verkauft ab. Ob Bermann sofort stirbt. Oder noch ein se, bewohnt eine prächtige Villa. Unbekannt er seinen Besitz. Allen Juden wird das Radio bisschen leben darf. ist, warum die Bermanns in den Kurort zie- abgenommen, öffentliche Verkehrsmittel hen. Hofft Adele Prein, die an Krebs erkrankt dürfen sie nicht mehr benutzen, nicht ins Auschwitz heute: eine Gedenkstätte, durch ist, dort auf fachkundige Behandlung? Kino gehen. Von seinen Kindern wird er die die Besucher schweigend gehen. Manche jetzt gedrängt, doch noch irgendwie das weinen. Fragen sich, wie Menschen so etwas Die Nazis kommen an die Macht – und in Land zu verlassen. Sohn Rudi fährt heimlich fertig bringen. Sie gehen vorbei an stummen der Hoffnung, als Jude in der Anonymität nach Hagen, klopft nachts bei der Verwandt- Zeugen. An all den Gegenständen, die die der Großstadt nicht so sehr aufzufallen, schaft an und bittet um Geld für Tickets Nazis den Juden abnahmen – zur „Weiter- zieht Ludwig Louis Bermann mit seiner nach London. Das Geld bekommt er – aber verwertung“: Berge von Haaren, Berge von Familie nach Hamburg und mietet im feinen zu einer Ausreise kommt es nicht. Brillen. Und Berge von Gepäckstücken. Mit- Stadtteil Harvestehude in Alsternähe eine
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