Ehe für alle - Kirchenbote SG

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Ehe für alle - Kirchenbote SG
0921

DER EVANGELISCH-REFORMIERTEN KIRCHE DES KANTONS ST. GALLEN

                                                                      Ehe für
                                                                         alle
                                                                       Dritter Anlauf für
                                                                        Kaderli & Folloni
                                                                                     Seite 15

St. Gallen             Hilf dir                 Lügen wird
kann es                selbst …                 salonfähig
Segnung gleichge-      400 Jahre Toggenburger   Gedanken zum Dank-,
schlechtlicher Paare   Stipendienfonds          Buss- und Bettag
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Ehe für alle - Kirchenbote SG
Editorial
Liebe Leserin, lieber Leser
Vor zwei Jahren stritten die Reformierten über die Ehe gleichge-
schlechtlicher Paare. Befürworter und Gegner buhlten um Unter-
stützung in der Pfarrschaft. «Habt ihr nicht gelesen…?», fragten
die Gegner rhetorisch und warfen den Befürwortern vor, bib-
lische Texte zur Ehe zu missachten. «Die Liebe hat den langen
Atem», konterten diese. Wenn Gottes Liebe über allem stehe, wer
könne dann zwei Liebenden den Segen verwehren?

Dabei führen weder blosse «Bibeltreue» noch der allgemeine
Rekurs auf die «Liebe Gottes» weiter. Zu klären ist insbesondere
das Schriftverständnis: Inwiefern ist die Bibel ethische
Richtschnur? Wie legt man die Texte aus? Wie ist zu berücksich-
tigen, dass sie aus einer anderen Zeit stammen, aus anderen
gesellschaftlichen Verhältnissen?

Interessanterweise kennt die Bibel gar kein spezifisches Ehever-
ständnis, sondern eine Vielfalt familiärer Beziehungen: von der
Mehrfrauenehe in der Genesis über Patchworkfamilien bis hin zu
Menschen, die aus purer Not zusammenhalten mussten. Die Ehe
hat sich im Laufe der Zeit verändert. Auch zum Guten. Wer wollte
schon zurück zur arrangierten Zwangsehe?

Mit einer religiösen Feier ist die Ehe nirgends in der Bibel ver-
bunden. «Die Ehe ist ein weltlich Ding», folgerte Luther, und so
schafften die Reformatoren die Ehe als Sakrament ab. Die Frage
nach der zivilen Trauung kann die Kirche also getrost dem Staat
überlassen. Die kirchliche Trauung aber ist aus reformierter Sicht
eine Segnungsfeier zweier Menschen, die ihr Leben gemeinsam
und vor Gott leben möchten. Nicht mehr und nicht weniger.

Die St. Galler Kirche kennt die Segnung gleichgeschlechtlicher
Paare seit 1998. Die kirchliche Trauung setzt rechtlich aber die
zivile Trauung voraus. Trotz unterschiedlicher Begriffe besteht
zwischen «Segnung» und «Trauung» theologisch kaum ein Unter-
schied. Sagt das Volk am 26. September Ja, gibt es auch rechtlich
keinen Grund dazu.

                      Stefan Degen

                               www.kirchenbote-sg.ch
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8                       War Joseph die erste
                                                                                                 Transperson in der
                                                                                                 Bibel?

  4-5
             EHE FÜR ALLE: PRO UND KONTRA

                                                                                                                                                   6-7
                                                                     JOSEPH, IN
                                                                     FRAUENKLEIDERN

                                                                                                   HETEROSEXUELL WERDEN
Ist die Bibel eine ethische Richtschnur? Pfarrerin                                                                        Dominik Stamm versuchte, seine sexuel-
Kathrin Bolt und Pfarrer Lukas Zünd argumentieren für                                                                     le Orientierung zu wechseln. Vergeblich.
und gegen die Ehe für alle.                                                                                               Verändert hat ihn die «Konversionsthe-
                                                                                                                          rapie» trotzdem.

Vorneweg
Layout, Locher, Laurenzen
Nachdem sich die Sommerausgabe des «Kir-        halten sind Auszüge der externen Untersu-        und die Empfehlungen befindet die EKS-Syn-
chenboten» der Nacktheit gewidmet hat,          chung durch eine Anwaltskanzlei – den voll-      ode vom 5./6. September.
kommt er nun in neuem Kleid daher: mit          ständigen Bericht der Kanzlei machte die
einer dezenten Layoutauffrischung. Das luf-     EKS nicht öffentlich. Die Kommission kommt                                               ***
tigere Layout bringt die einzelnen Artikel      zum Schluss, Locher habe die Mitarbeiterin
besser zur Geltung. Die Vorschau auf Seite 3    «in ihrer sexuellen, psychischen und spiritu-    Spannung angesagt war auch an der St. Gal-
hilft der Leserin und dem Leser, sich im Heft   ellen Integrität verletzt». Locher selbst nahm   ler Synode vom 28. Juni, die pandemie-
zu orientieren. Und neu sind Meinungsbei-       zu den Vorwürfen keine Stellung. Einerseits      bedingt in der Kirche St. Laurenzen tagte.
träge nun als solche gekennzeichnet: durch      liess er die Anfragen der Anwaltskanzlei un-     Haupttraktandum war das Konzept «Junge
den Schriftzug, Blocksatz und den «Güggel»      beantwortet, andererseits kontaktierte ihn       Menschen in der Kirche». Es sei zu sehr
im grünen Quadrat (Seiten 4-5, 8).              die Untersuchungskommission auch nicht           Reglement und zu wenig Vision, befand Trix
                                                für eine Stellungnahme. Strafrechtliche Un-      Gretler (Lichtensteig), etwa bei den Vorga-
                     ***                        tersuchungen zum Fall gab es bisher nicht,       ben zur Konfirmation. Grundlegende Fragen
                                                da keine Anzeige erstattet wurde.                seien zuerst zu klären, ergänzte Rita Dätwy-
Frische Erkenntisse erhoffte man sich vom                                                        ler (St. Gallen Straubenzell): «Ist die Konfir-
Untersuchungsbericht zur Affäre um Gott-        Die Untersuchungskommission befasste sich        mation die Bestätigung der Taufe, Schluss-
fried Locher. Dem Ex-Präsidenten der Evan-      auch mit dem Umgang der EKS mit der Affä-        punkt eines Bildungsweges oder Zeichen re-
gelischen Kirche Schweiz (EKS) waren von        re. Sie listet 17 Empfehlungen auf. Es han-      ligiöser Mündigkeit?» Mit deutlicher Mehr-
einer ehemaligen Mitarbeiterin Grenzverlet-     delt sich dabei vorwiegend um institutionel-     heit folgten die Synodalen den Argumenten
zungen vorgeworfen worden. Anfang August        le, rechtliche und finanzielle Veränderungs-     Gretlers und Dätwylers und wiesen das Ge-
wurde der Bericht der Untersuchungskom-         vorschläge, etwa um die Ernennung zweier         schäft zur Überarbeitung zurück an den
mission den Medien vorgestellt. Darin ent-      externer Ombudsstellen. Über den Bericht         Kirchenrat. (sd)

                                                                                                                                       WWW.KIRCHENBOTE-SG.CH 3
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MEINUNG

                                                                              Ehe für alle: «Carte b
                                                                              für eine Befürworter
                                                                              Rund 700 gleichgeschlechtliche Paare lassen ihre Beziehung in der
                                                                              Schweiz jährlich mit einer eingetragenen Partnerschaft anerken-
                                                                              nen. Diese ist der Ehe ähnlich, aber rechtlich nicht gleichgestellt.
                                                                              Unterschiede bestehen etwa bei der Einbürgerung, der Adoption von
                                                                              Kindern und der Fortpflanzungsmedizin. Bundesrat und Parlament

                                                       und ich habe grossen Respekt vor diesem Buch,      Immer wieder bin ich gerührt, wenn zwei Perso-
                                                       weil es schon so lange auf der Welt ist und so     nen einander vor Gott und ihren Liebsten ver-
                         PRO                           viele Menschen begleitet (hat). Sie inspiriert     sprechen, füreinander da zu sein, aufeinander
                                                       mich – aber nicht nur. Sie bringt mich auch zum    Achtzugeben und sich zu lieben und zu ehren, so
                         KATHRIN BOLT                  Lachen und Nachdenken und manchmal muss            gut sie es vermögen. Ob und wie dies gelingt,
                         PFARRERIN                     ich einfach nur den Kopf schütteln. Zum Bei-       kann ich nicht beeinflussen. Doch der Segen
                         ST. GALLEN                    spiel, wenn ich im Buch der Sprüche lese: «Wie     einer Partnerschaft hängt gewiss nicht von der
                                                       ein Ring im Rüssel einer Sau ist eine Frau, die    Zusammensetzung des Geschlechts ab, sondern
Liebe sei Liebe, unabhängig von der sexuellen          schön, aber nicht tüchtig ist.» (Spr 11,22)        von der Frage, wie diese Liebe gelebt wird. Ob
Orientierung, sagt Kathrin Bolt. Für die refor-                                                           die Verbindung auf Augenhöhe, freiwillig und
mierte Pfarrerin in Straubenzell ist die Bibel         EIN WERTVOLLES, ABER ALTES BUCH                    zum Wohle beider eingegangen worden ist.
wertvoll, aber in manchen Belangen veraltet.           An vielen Stellen wird sichtbar, dass die Bibel    «Denn Gott ist die Liebe. Und wer in der Liebe
                                                       nicht nur ein wertvolles, sondern auch ein altes   bleibt, bleibt in Gott. Und Gott in ihm oder in
Ich soll einen Artikel schreiben pro Ehe für alle.     Buch ist. Die Geschichten stammen aus anderen      ihr.» (1Joh 4,16b)
Ich zögere. Nein, nicht weil ich unsicher bin, ob      Zeiten. Mit den Menschen von damals verbinden
Ehe für alle richtig oder falsch ist. Sondern weil     uns viele Themen. Noch immer beschäftigen uns      Ich bin stolz darauf, dass die St. Galler Kantonal-
ich mich frage: Müssen wir darüber ernsthaft           Leben und Tod und die Frage, wie wir unser Zu-     kirche seit mehr als 20 Jahren die Segnung
noch diskutieren? Ist es nicht eine Selbstver-         sammenleben sinnvoll gestalten können. Doch        gleichgeschlechtlicher Paare ermöglicht und be-
ständlichkeit, dass jegliche Paare, egal wie alt,      was uns unterscheidet von Jesus und seinen         fürwortet. Und ich freue mich, wenn diese wich-
wie hübsch, wie intelligent und wie geschlecht-        Jüngern und Jüngerinnen, sind 2000 Jahre Le-       tige Gleichstellung auch auf zivilrechtlicher Ebe-
lich, zusammenleben und – wenn sie das möch-           benserfahrung. Bei den Büchern des Ersten Tes-     ne eingeführt wird.
ten – heiraten dürfen?                                 taments sind es noch einige Hundert mehr. Tau-
                                                       sende von Jahren, in denen Menschen in unter-
                                                       schiedlichen Beziehungen zusammenlebten.
   Der Segen einer Partner-                            Teilweise unter völlig anderen Bedingungen als
  schaft hängt nicht von der                           wir heute. Und immer schon gab es Frauen, die
                                                       sich zu Frauen hingezogen fühlten, und Männer,
    Zusammensetzung des                                die sich zu Männern hingezogen fühlten. Das ist
                                                       Realität. Und erst noch eine wunderbare! So
       Geschlechts ab.                                 vielfältig hat Gott die Welt geschaffen, dass es
                                                       Millionen von Baumsorten, Insektenarten, Pflan-
«Aber in der Bibel steht doch, dass Mann und           zen, Klängen und Düften gibt. Und ja, es gibt
Frau zusammengehören und dass der Bund fürs            auch Millionen von Menschen. Nicht einfach
Leben ein Geschenk Gottes ist, aus dem im bes-         Frauen und Männer. Nicht einfach Schwarze und
ten Fall Kinder wachsen.» Wirklich? Mag sein. In       Weisse, Reiche und Arme. Menschen sind und
der Bibel steht aber auch, dass der Mann das           lieben unterschiedlich. Homo, hetero, bi, queer,
Oberhaupt der Frau ist und dass die Frau in der        trans, polyamourös … So manches an Lebensfor-
Gemeinde schweigen soll und sich die Haare             men, Lust und Wünschen ist vielleicht noch gar
nicht kurz schneiden darf (1Kor 11,2-6). Ich bin       nicht entdeckt worden.
eine Frau. Pfarrerin. Mit kurzen Haaren. Und
lebe mit einem Mann gleichberechtigt zusam-            WAS DIE BIBEL ZUR LIEBE MEINT
men. Und jetzt? Nehme ich die Bibel zu wenig           Als Pfarrerin habe ich die schöne Aufgabe, Men-
ernst? Bin ich auf dem falschen Weg?                   schen in ihren besonderen Lebenslagen zu be-
Die Bibel ist mir heilig. Sie ist ein Schatz aus Ge-   gleiten. Um den Segen zu bitten für ihren tiefen
schichten und Erfahrungen. Sie inspiriert mich,        Wunsch, ein mit Liebe erfülltes Leben zu leben.    Die Bibel ist für viele Richtschnur – die Auslegung bei der Ehe
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MEINUNG

lanche»
in und einen Gegner
           wollen die Ungleichbehandlung beseitigen. Dagegen ergrifffen die
           EDU und die SVP das Referendum, weshalb es am 26. September
           zur Volksabstimmung kommt. Die Abgeordnetenversammlung der
           Evangelischen Kirche Schweiz (EKS, damals SEK) sprach sich 2019
           für die Ehe für alle aus.

                                                               lischen Standards: Entweder war die Menschheit     im Alten und Neuen Testament unisono als Ziel-
                                                               wirklich gefangen in dumpfen Vorurteilen, bis      verfehlung (griechisch für «Sünde») gesehen.
                                    KONTRA                     endlich das Gewissen erwacht ist. Oder diese       Der wichtigste Text findet sich im Römerbrief.
                                                               Generation selbst befindet sich nicht mehr im       Paulus nennt in Röm 1,26–27 die homosexuelle
                                    LUKAS ZÜND                 Wachzustand. Für beides gibt es Beispiele in der   Leidenschaft an der Spitze einer Liste von Fol-
                                    PFARRER                    Geschichte. Auf der einen Seite: die Abschaffung   gen, die der Treuebruch gegenüber Gott in der
                                    BÄRETSWIL ZH               der Sklaverei in Europa und Amerika. Auf der       griechisch-römischen Kultur nach sich zog. Eini-
                                                               anderen Seite: die albtraumhafte Umgestaltung      ge heutige Theologen wenden ein: Paulus hatte
           Woran sollen sich Christinnen und Christen in       ganzer Gesellschaften durch kommunistische         nur ausbeuterische homosexuelle Beziehungen
           ethischen Frage orientieren? Am Zeugnis der         Ideologen. Wie, denken Sie, wird man einmal un-    vor Augen. Menschen, die nach modernem Ver-
           Bibel, findet Lukas Zünd. Der reformierte Pfar-      sere Zeit beurteilen?                              ständnis homosexuell veranlagt sind und gleich-
           rer und Filmemacher ist in St. Gallen aufge-                                                           geschlechtlich lieben, liegen nicht in Reichweite
           wachsen. Er ist der Meinung, dass die Ehe nach      GOTT HAT GESPROCHEN                                dieses Bibelworts. Ich denke, hier ist der Wunsch
           biblischem Verständnis Paaren unterschiedli-        Anders gefragt: Woher nehmen wir Gewisshei-        Vater des Gedankens.
           chen Geschlechts vorbehalten ist.                   ten in moralischen, ethischen Fragen? Für uns
                                                               Christinnen und Christen ist entscheidend, wie     WAS JESUS DAZU SAGTE
           Dass eine Ehe auch aus zwei Menschen des glei-      Gott uns sieht und einmal beurteilen wird. Doch    Von Jesus selbst ist kein Wort überliefert zu ho-
           chen Geschlechts bestehen kann, ist für viele       woher können wir das wissen? Weder boden-          mosexuellen Beziehungen. Der wahrscheinliche
           Menschen der westlichen Kultur inzwischen           ständige Intuition und Tradition noch aufgeklär-   Grund: Er war mit dem Judentum seiner Zeit
           selbstverständlich, ja, nicht mehr hinterfragbar.   te Vernunft und fortschrittliches Milieu – und     einig in dessen ablehnender Haltung.
           Zwei Möglichkeiten gibt es, wenn eine Generati-     auch nicht die Demokratie – bewahren uns da-
           on so radikal bricht mit den überlieferten mora-    vor, dass wir uns irren und von Gott unser eige-
                                                               nes Bild machen. Das Alte Testament ist ein        Die Elite hat den Treuebruch
                                                               Mahnmal davon, dass Israel wiederholt von Gott        bestimmt jedes Mal als
                                                               abgefallen ist. Die Elite hat den Treuebruch be-
                                                               stimmt jedes Mal als Fortschritt empfunden.           Fortschritt empfunden.
                                                               Allein Gott kann uns sagen, wie er uns sieht.
                                                               «Gott selbst hat zu den Vätern, Propheten und      Ja, wir alle sind Sünder, und am Tisch des Herrn
                                                               Aposteln gesprochen und spricht auch jetzt         Jesus haben gerade die Sünder Platz. Aber das
                                                               noch zu uns durch die heiligen Schriften», hält    Evangelium bedeutet auch: «Sündige von jetzt
                                                               das Zweite Helvetische Bekenntnis fest – eine      an nicht mehr!» (Joh 8,11)
                                                               der wichtigsten Zusammenfassungen des refor-
                                                               mierten christlichen Glaubens. Natürlich braucht   Ich schreibe diese Zeilen nicht in der Hoffnung,
                                                               die Bibel Auslegung. Das Alte Testament wird       die Ehe für alle könne noch verhindert werden.
                                                               vom Neuen Testament her interpretiert. Wissen-     Ich schreibe, weil auch nach dem 26. September
                                                               schaftliche Exegese hilft, den Autor möglichst     2021 noch Christinnen und Christen da sein wer-
                                                               so zu lesen, wie er von seinen damaligen Hörern    den, welche nicht anders können, als diese Un-
                                                               verstanden werden wollte.                          terscheidung zu machen. Wie lange werden sie
                                                                                                                  sich noch öffentlich äussern dürfen? Wird die
                                                               Zur Ehe hat die Bibel viel zu sagen. Sie ist vom   neue Gewissensnot von Pfarrpersonen, christli-
                                                               Schöpfer eingerichtet und hat in der gegenseiti-   chen Hoteliers und Standesbeamten überhaupt
                                                               gen Ergänzung beider Geschlechter ihr Ziel, un-    noch ins Gewicht fallen?
                                                               ter anderem in der fruchtbaren sexuellen Ergän-
für alle aber unterschiedlich. (Foto: Pixabay)                 zung. Homosexueller Geschlechtsverkehr wird

                                                                                                                                     WWW.KIRCHENBOTE-SG.CH 5
Ehe für alle - Kirchenbote SG
EHE FÜR ALLE

«Ich musste mir eingestehen:
Ich schaffe es nicht, heterosexuell zu we
Text | Foto: Stefan Degen

Dominik Stamm steht auf Männer. In                 Der Weg zum Coming-out war steinig. Stamm             Stamm fühlte bereits als Jugendlicher, dass
freikirchlichem Umfeld gross geworden,             war in einer Freikirche im Kanton Schaffhau-          er auf Männer stand. Den ersten intimen
besuchte er jahrelang Kurse mit dem Ziel,          sen gross geworden. In der Familie war der            Kontakt hatte er mit 19 Jahren. Ab dann
heterosexuell zu werden. Heute ist er in           Glaube wichtig. Noch heute kann Stamm                 führte er ein Doppelleben, das ihn innerlich
Beziehung mit einem Mann. An seinem                sein Bekehrungserlebnis datieren. «Das war            zerriss. Er war in der Freikirche aktiv und
Glauben aber hat er festgehalten.                  am 17. August 1986», erzählt er schmunzelnd           suchte gleichzeitig den anonymen Kontakt
                                                   und fügt ernst an: «Es bedeutet mir heute             zu schwulen Männern. «Ich brachte es nicht
«Ich möchte euch erzählen, weshalb ich kei-        noch viel.» Damals war gleichgeschlechtli-            mehr über mich, in der Jungschar Andach-
ne Freundin habe.» Dominik Stamms Herz             che Liebe kein Thema. Was nicht sein durfte,          ten zu halten», erzählt er, «mich plagten sui-
klopfte, als er das Gespräch mit seinen El-        war schlicht nicht vorstellbar. Heute sei das         zidale Gedanken.» Mit 21 fasste er sich ein
tern suchte, um ihnen von seiner Homosexu-         anders, auch in frommen Kreisen: «Homose-             Herz und vertraute sich einem Freund an.
alität zu erzählen. Damals war er 25 Jahre         xuelle Menschen gibt es überall, ob man es            «Das war eine enorme Befreiung», erinnert er
alt. Heute ist er 49.                              wahrhaben will oder nicht.»                           sich, «zu merken: Ich habe es geschafft, mit

«Wir sehen den Änderungen entspannt entgegen»
Text: Katharina Meier | Foto: Screenshot UZH

Seit 1998 kennt die Evangelisch-reformier-                                                               zuerst die zivile Trauung zu vollziehen. Mit
te Kirche des Kantons St. Gallen die Seg-                                                                dieser Bescheinigung dürfen wir dann auch
nung homosexueller Paare. «Es war ein                                                                    Trauung sagen, wobei es im theologischen
zähes Ringen. Es brauchte drei, statt wie                                                                Sinne eine Segnung bleibt», so der Präsident
normalerweise zwei Synoden», erinnert sich                                                               des St. Galler Kirchenrats. Denn die Refor-
der Kirchenratsschreiber Markus Bernet.                                                                  mierten hätten schon früher die Trauung als
                                                                                                         «weltlich Ding» betrachtet. «Und selbstver-
Fortan ist die Hilfestellung für Pfarrpersonen –                                                         ständlich wird die kirchliche Trauung dann
die sogenannte «Handreichung» –, um Gottes-                                                              auch bei uns im Eheregister eingetragen», er-
dienste mit Personen in besonderen Lebenssi-                                                             gänzt Bernet, ebenso die Taufe eines Kindes,
tuationen zu feiern, in Kraft. Wer keine Schwu-                                                          sofern ein Elternteil der Kirche angehört.
len oder Lesben segnen will, hat laut St. Galler
Kirchenordnung und in Rücksprache mit dem          Sagt das Schweizer Stimmvolk Ja zur «Ehe für          KAUM MEHR EINZELPFARRÄMTER
Dekan aber das Recht, diese Amtshandlung           alle», folgt die Evangelisch-reformierte Kirche des   Ob sich ein Pfarrer weigern kann, Homosexu-
aus Gewissensgründen zu verweigern. Einen          Kantons St. Gallen der Gesetzgebung des Bundes.       elle zu trauen, darüber zerbrechen sich der-
Eintrag der Segnung ins Eheregister gibt es                                                              zeit die Juristen die Köpfe. Gemäss neuer Ras-
für das homosexuelle Paar bisher nicht.                                                                  sismusstrafnorm macht sich strafbar, wer je-
                                                   licher Paare auf nationaler Ebene bestanden,          mandem eine Leistung, die für die Allgemein-
SUBSIDIARITÄTSPRINZIP                              konnten wir vor über 20 Jahren eine eigene            heit bestimmt ist, einzig aufgrund der sexuel-
Sagt am 26. September das Schweizer Stimm-         Regelung einführen. Bei einem Ja folgen wir           len Orientierung verweigert. Die Rechtsge-
volk Ja zur «Ehe für alle», sehen der Kirchen-     jedoch dem Subsidiaritätsprinzip», so                 lehrten sehen in der kirchlichen Trauung
ratsschreiber sowie Kirchenratspräsident           Schmidt. Dies werde nicht anders sein wie             eine solche Leistung. Im Wissen um die Pro-
Martin Schmidt den rechtlichen Änderungen,         damals, als der Staat die Zivilstandsämter            blematik, bleibt Schmidt aber gelassen und
die auf die reformierte St. Galler Kirche zu-      gründete und das Führen der Kirchenbücher             pragmatisch: «Wir haben kaum mehr Einzel-
kommen könnten, entspannt entgegen. «Es            von den Katholiken und Reformierten über-             pfarrämter. Ein Teamkollege oder eine Pfarre-
entspricht unserem Staats- und Rechtsver-          nahm. «Wir werden also den rechtlichen Teil           rin aus der Nachbargemeinde könnte die
ständnis, dass, wenn neues Bundesrecht ein-        wieder ‹delegieren›. Wer als gleichgeschlecht-        Trauung vollziehen.» Und Bernet meint grund-
geführt wird, wir diesem Folge leisten. Da kei-    liches Paar kirchlich heiraten will, hat dann,        sätzlich: «Theologische Aspekte an die heuti-
ne Gesetze für die Segnung gleichgeschlecht-       wie jedes heterosexuelle Paar schon heute,            ge Zeit anzupassen ist und bleibt eine Kunst.»
Ehe für alle - Kirchenbote SG
rden»
  jemandem darüber zu reden. Er verachtet
  mich nicht.»

  SCHWIERIGE BEZIEHUNG ZUM VATER
  Stamms Eltern fielen aus allen Wolken, als er
  sich vier Jahre später auch ihnen gegenüber
  outete. Aber sie zeigten Verständnis. Die Be-
  ziehung zum Vater gestaltete sich dennoch
  schwierig, denn Vater und Sohn waren nicht
  auf einer Wellenlänge – seit Kindheit nicht.
  Der Vater war Handwerker, ein Machertyp,
  der keine Schwäche zeigte. Der Sohn hinge-
  gen war sensibel, intellektuell, musikalisch,
  ein Beziehungsmensch. Er lernte kein Hand-
  werk, sondern er machte das KV auf der
  Bank. «Oft habe ich als Kind gehört: Du hast
  zwei linke Hände, du kannst nichts», erinnert
  er sich. «Bis ich gemerkt habe: Ich muss
  nicht Bäume fällen, um etwas wert zu sein.»

  Als Stamm 44 Jahre alt war, wurde sein Vater     Dominik Stamm (49) fand den Zugang zu seinem Vater erst, als dieser schwer krank wurde.
  schwer krank. Die Krankheit verschaffte den
  beiden einen neuen Zugang zueinander. Zum
  ersten Mal sah der Sohn seinen Vater wei-        xualität in Konflikt mit ihrem Glauben steht.»      «Martin war oft dabei, als ich ihn im Spital
  nen. «Das hatte ich früher vermisst», sagt er.   Der offene Austausch habe ihm geholfen, sich        besuchte. Wie meine Eltern ihn aufgenom-
  Das Jahr bis zum Tod des Vaters sei für ihn      weiterzuentwickeln. Nur das Ziel, die sexuel-       men haben in die Familie, war schön.»
  wertvoller gewesen als alle 44 Jahre davor.      le Orientierung zu wechseln, sei mehr und
                                                   mehr in den Hintergrund gerückt. In man-            Im Ägerital (ZG), wo Dominik Stamm heute
  KURSE HOCHUMSTRITTEN                             chen frommen Kreisen bestehe die Erwar-             lebt, ist er in der reformierten Kirche aktiv.
  Nachdem sich Dominik Stamm mit 21 Jahren         tung, dass die Homosexualität irgendwann            Er ist Lektor im Gottesdienst, singt im Kir-
  einem Freund anvertraut hatte, besuchte er                                                           chenchor, gehört zur Pfarrwahlkommission.
  Kurse von Living Waters, einer evangelikalen     «Wir ringen um unsere Bezie-                        Und er engagiert sich im Besuchsdienst.
  Organisation aus den USA. Das Ziel: hetero-                                                          «Das ist mein Ein und Alles», schwärmt er,
  sexuell werden. Es waren Selbsthilfekurse        hung, wir beten miteinander,                        «älteren Menschen eine Freude zu machen.
  nach dem Prinzip «Betroffene helfen Betrof-                                                          Das habe ich als Kind schon gern getan.»
  fenen». Jahrelang nahm Stamm an den Kur-
                                                    wir weinen miteinander.»
  sen teil und leitete sie später auch selbst.                                                         «ICH WILL KEIN VORBILD SEIN»
                                                   mal – schwupp – einfach weg sei. Stamm              Manchmal erlebt Stamm heute noch Ableh-
  Angebote wie Living Waters sind hoch-            aber musste sich eingestehen: «Ich schaffe          nung. «Aber diese Leute sehen nicht, dass ich
  umstritten. Psychiatrische und psychologi-       das nicht.» So kam der Wunsch auf, eine fes-        einen jahrelangen Weg gegangen bin, mit
  sche Fachgesellschaften lehnen die soge-         te Beziehung mit einem gläubigen Mann zu            Fragen und Krisen, bevor ich mich für die
  nannten «Konversionstherapien» ab. «Solche       führen. Über ein Inserat lernte er Martin ken-      Beziehung mit Martin entschieden habe»,
  Therapieverfahren sind unethisch, men-           nen. Seit fünf Jahren sind sie ein Paar.            stellt er fest. «Wir ringen um unsere Bezie-
  schenrechtsverletzend und gesundheits-                                                               hung, wir beten miteinander, wir weinen mit-
  schädigend», schreibt etwa die Föderation        Wie hat sein Umfeld darauf reagiert? «Einige        einander.» Jede Lebensgeschichte sei indivi-
  Schweizer Psychologinnen und Psychologen.        haben schon leer geschluckt, als ich ihnen          duell. Er will auch kein Vorbild sein für ande-
                                                   Martin vorgestellt habe», sagt Stamm. Seine         re Homosexuelle aus frommen Kreisen. «Du
  Auch Stamm kennt Leute, die schlechte Er-        Schwester habe ihm gesagt, er habe aufgege-         kannst nicht sagen: Wenn Dominik das so
  fahrungen gemacht haben. Er selbst berich-       ben. «Dabei versteht sie sich heute gut mit         macht, sollen es andere auch so machen.» Es
  tet aber nur Gutes: «In den Kursen habe ich      Martin, sie machen zusammen oft Spässe»,            sei nicht an den Menschen, zu urteilen. «Wir
  gemerkt, dass ich nicht allein bin, dass es      schmunzelt er. Zum Glück habe auch sein             Menschen sehen voneinander nur die Ober-
  auch andere Menschen gibt, deren Homose-         Vater Martin noch kennenlernen können.              fläche. Gott sieht in unser Herz.»

                                                                                                                           WWW.KIRCHENBOTE-SG.CH 7
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MEINUNG

Josef, die erste Transperson der Bibel
Text: Frank Lorenz, Pfarrer der Offenen Kirche Elisabethen, Basel | Foto: Städel Museum, Frankfurt a. M.

                                                                                                           sondere in traditionell machoid geprägten Kultu-
                                                                                                           ren und Ländern Afrikas, des Nahen und Fernen
                                                                                                           Ostens oder Südamerikas.

                                                                                                           ER PASSTE NIRGENDS UND NIEMANDEM
                                                                                                           Dass Josef aller Wahrscheinlichkeit nach der
                                                                                                           erste Trans-Charakter der Bibel ist, passte na-
                                                                                                           türlich auch nicht ins Männerbild traditioneller
                                                                                                           Bibelgelehrsamkeit, nicht in die Interpretations-
                                                                                                           muster von Sonntagschule und Sonntagspre-
                                                                                                           digt, nicht in die sogenannte «christliche» Tradi-
                                                                                                           tion, und schon gar nicht ins Menschenbild der
                                                                                                           «Gläubigen». Josef passte schlicht nirgends und
                                                                                                           niemandem. Weil nicht sein konnte, was nicht
                                                                                                           sein durfte, wurde die korrekte Übersetzung un-
                                                                                                           terschlagen, so wie die Apostelin Junia im Rö-
                                                                                                           merbrief zu einem Junias mutierte.

                                                                                                           Josefs wahre Geschichte gibt allen Mut, die sich
                                                                                                           mit denjenigen identifizieren, die am Rande ste-
                                                                                                           hen. Josef könnte nicht nur für Transmenschen
                                                                                                           ermutigend sein, sondern auch für alle, die in
                                                                                                           ihrer Geschlechtsidentität wandern, suchen
Julius Schnorr von Carolsfeld: Josefs Keuschheit und der Potifar Untreue, 1852.                            oder gefunden haben; für alle, die anders leben
                                                                                                           und lieben, für alle, die Gewalt erfuhren und er-
                                                                                                           fahren, schlicht, weil sie augenfällig nicht mit
Wir kennen ihn alle, den Josef aus der Genesis.       passim» und benennt – und jetzt kommt’s – das        der Mehrheit identisch sind. Ihnen allen sagt der
Ich jedenfalls kannte seine Geschichte seit der       Kleid einer Königstochter, einer nicht verheira-     Josefsmythos: Der Ewige, die Liebende, die
Sonntagschule. Ich verstand jedoch nie, wieso         teten Prinzessin. Das Wort wird nur in diesem        Gottheit Israels und Jesu gibt Schutz und einen
seine Brüder ihn so hassten, dass sie ihn als         Sinn in der hebräischen Bibel benutzt.               sicheren Ort für Josef, Josefa oder Jo!
Sklaven verkauften, wieso sie ihn mit so viel Bru-
talität demütigten. Und wieso Josef später die        Josef, der Auserwählte des Ewigen, der das
Avancen der Frau seines ägyptischen Besitzers,        Schicksal der Stämme Israels wendete, er trug
Potifar, offenbar so brüsk zurückwies, dass die-      also Frauenkleider. Josef, der nachmalige                                       Mit Label
se Josef aus gekränkter Eitelkeit beschuldigte,       Vizekönig der antiken Weltmacht Ägypten: Er
sie vergewaltigt zu haben. Diese Geschichten          war also trans, mindestens cross dresser.                                       Als erste religiöse
wollten einfach keinen Sinn ergeben.                  Und plötzlich ergibt der unglaubliche Hass der                                  Institution ist die
                                                      jungen Männer aus dem Nahen Osten auf ihren                                     Offene Kirche
JOSEFS ROCK IST EIN FRAUENKLEID                       offenbar «anderen» Bruder Sinn: Der Bruder                                      Elisabethen (OKE)
Josef erhielt das Kleidungsstück, das der Zünd-       war trans und das gefährdete – damals wie heu-                                  in Basel im Juni
funke war für die Hassexplosion seiner Brüder,        te – heterosexuell identifizierte Männer in ihrem                                2021 mit dem
von seinem Vater. In traditionellen Bibelüberset-     Mannsein, macht aus liebevollen Brüdern plötz-          Swiss LGBTI Label (lesbisch, schwul,
zungen wird von einem «bunten» oder «vielfar-         lich gewalttätige Schläger, ja Mörder.                  bisexuell, transsexuell/transgender und
bigen Rock» gesprochen. Was aber sollte das                                                                   intersexuell) ausgezeichnet worden.
sein und wieso sollte dieses Gewand solchen An-       Aktuelle Zahlen des «trans-murder monitoring            «Es ist ein Qualitätssiegel dafür, dass
stoss erregen?                                        project» innerhalb des international tätigen            wir uns innerbetrieblich, aber auch mit
                                                      Netzwerks Transgender Europe weisen allein für          unseren Angeboten und Grundsätzen
Den Schlüssel, diese Figur und diese Geschichte       2020 weltweit 350 transphobe Morde aus. Die             für die Gleichberechtigung von LGBTI-
zu verstehen, gaben mir jüngste Interpretinnen        Spitze eines Eisberges, wie man sich vorstellen         Personen einsetzen» heisst es seitens
und Interpreten der hebräischen Bibel: Der Aus-       kann. Und die meisten dieser Gewalttaten pas-           der OKE. Sie engagiert sich für die
druck, mit dem Josefs Rock auf Hebräisch be-          sierten – neben dem Umfeld rund um Drogen               LGBTI-Community seit 28 Jahren.
schrieben wird, lautet (in Umschrift) «kethoneth      und Prostitution – innerhalb der Familie, insbe-
Ehe für alle - Kirchenbote SG
GEMEINDEN                                       IN KÜRZE

                            Talente einsetzen
                            «Gleichberechtigung. Punkt. Amen.» –                 schiede in den Fähigkeiten der Menschen
                            Auch in St. Gallen hat im Rahmen des Pro-            und den Arbeitsfeldern, doch sie hätten alle

                                                                                                                                                                                   Foto: Niklaus Seelhofer
                            jekts «Helvetia predigt» ein Gottesdienst            die gleiche Quelle göttlicher Geistkraft, so
                            zum Nationalfeiertag stattgefunden. In der           Bolt. Manchmal aber würden auch heute
                            Kirche St. Laurenzen wurden die Vielfalt in          noch die Talente der Frauen untergraben,
                            der Einheit und die unterschiedlichen                vergessen, nicht erwähnt. Helvetia aber pre-
                            Fähigkeiten der Menschen – insbesondere              dige, wenn man sie lasse und höre, «weil sie
                            der Frauen – herausgestrichen.                       es kann», so die reformierte Pfarrerin. Die
                                                                                 Zeit sei reif für die Frauen, die geschenkten
                            «Maria, du kannst gut regieren. Wofür setzt du       Talente einzusetzen.
                            dein Talent ein?» Sie verbinde Menschen und                                                               Taufe am Necker
                            gebe auch den Schwächsten eine Stimme, so            MUSIK UND NATIONALHYMNE
                            Maria Pappa, St. Galler Stadtpräsidentin.            Dieser Aufforderung folgten Imelda Natter, Or-       «Rossgump» heisst die beliebte Badestelle
                                                                                 gel; Sophie Bright, Posaune, und Inez Ellmann,       am Necker unterhalb der Aachsäge im
                            VIELE TALENTE, GLEICHE QUELLE                        Percussion. Sie begleiteten nicht nur die Lie-       Kirchkreis Mogelsberg der Kirchgemein-
                            Zusammen mit Kathrin Bolt, ref. Pfarrerin            der und die gemeinsam gesungene National-            de Unteres Neckertal. Dort empfingen
                            der Kirchgemeinde Straubenzell; Ramona               hymne, sondern begeisterten mit den instru-          Anfang Juni die 13-jährige Salome Rhyner
                            Casanova-Baumgartner, Seelsorgerin der               mentalen Einlagen. – Mit dem ökumenischen            und ihre 11-jährige Schwester Anja aus
                            Dompfarrei; Stephanie Meier, Diakonin                Gottesdienst wurde nicht nur der Geburtstag          Hoffeld ihre Taufe. Ihre Grossmutter
                            christkath. Gemeinde; Batja P. Guggenheim-           der Schweiz und die Geburtsstunde des Frau-          Elisabeth Rutz feierte als Erwachsene die
                            Ami, Co-Präsidentin jüdische Gemeinde;               enstimmrechts vor 50 Jahren, sondern auch            Tauferinnerung. Alle drei Personen er-
                            Nazlije Memeti, muslimische Seelsorgerin,            die Gleichstellung der Frauen und ihre Talen-        klärten der anwesenden Gemeinde, wes-
                            und Ortsbürgerpräsidentin Katrin Meier ge-           te unterstrichen, die mit noch mehr Selbstbe-        halb sie sich für diesen Schritt entschie-
                            staltete sie den Anlass mit. Es gebe Unter-          wusstsein gelebt werden sollen. Punkt. (meka)        den hatten. (O.G.)

                            50 Jahre Bruder-Klaus-Kapelle auf der Schwägalp
                            Der Name Bruder-Klaus-Kapelle deutet auf einen katholischen Hintergrund hin, doch dies täuscht. Bei der
                            Kapelle auf der Schwägalp handelt es sich um ein Gemeinschaftswerk der evangelischen Landeskirchen
                            St. Gallen und Appenzell Ausserrhoden sowie des katholischen Konfessionsteils St. Gallen. Vor 50 Jahren
                            wurde das Gotteshaus erbaut, am Sonntag, 11. Juli, wurde das Jubiläum der Bergkapelle gefeiert. Pfarre-
                            rin Katalin Schröder, Ennetbühl, und Pater Josef Rosenast gestalteten den Gottesdienst. Umrahmt wurde
                            er mit einem Alpsegen von Sonja Lieberherr, Ebnat-Kappel, Orgelklängen von Stefanie Rutz, Nesslau,

                                                                                                                                                                                   Foto: Pixabay
                            dem Alphorntrio Mühlrüti, dem Echo vom Gerstgarten aus Schlatt AI sowie Schellenklängen. (meka)

                                                                                                                                      Im Kleinen liegt die Kraft
                                                                                                                                      Die Kirchgemeinde Mittleres Toggenburg
                                                                                                                                      beziehungsweise ihre Umweltkommission
                                                                                                                                      kümmert sich bei der Begrünung der
                                                                                                                                      Kleinflächen um die Biodiversität und
                                                                                                                                      setzte bereits einiges um. So schmückt
                                                                                                                                      eine Wildblumenwiese den hinteren Gar-
                                                                                                                                      ten des Hauses zum Brunnen in Wattwil
Foto: christkatholisch.ch

                                                                                                                                      und in Lichtensteig steht seit diesem
                                                                                                                                      Frühling ein Hochbeet mit Kräutern, um
                                                                                                                                      die Artenvielfalt von Insekten zu fördern.
                                                                                                                                      Im Kleinen liegt die Kraft: Hummeln wie
                                                                                                                                      Bienen nutzen emsig die neue Nahrungs-
                                                                                                                                      quelle, wie es in den Gemeindemitteilun-
                                                                                                                                      gen heisst.

                                                                                                                                                     WWW.KIRCHENBOTE-SG.CH 9
Ehe für alle - Kirchenbote SG
KANTON

Stipendien seit 400 Jahren
Text: Willy Bräker, Wil, Präsident der Stipendienstiftung | Fotos: Willy Bräker, Andreas Ackermann

Die reformierten Toggenburger machten                                                                   beiden Stiftungsurkunden das Stipendium
vor 400 Jahren aus der Not eine Tugend:                 Barbara                                         nur den teilhabenden Geschlechtern zuste-
Sie gründeten eine Stipendienstiftung. Das                                                              he. Zu den eifrigen Mitgliedern dieser Zeit ge-
Stipendi ermöglicht bis heute den Nach-
                                                        Damaschke-Bösch                                 hörte auch Ulrich Bräker. In seinem Buch
kommen der Stiftergeschlechter Bösch,                                         «Dass ich mich            «Lebensgeschichte und Natürliche Ebentheu-
Bräker, Grob, Giger und Looser ein Theo-                                      in die Reihe der          er des Armen Mannes im Tockenburg»
logiestudium.                                                                 Stipendiaten              schrieb er: «Unser Geschlecht gehört zu dem
                                                                              stellen durfte,           Stipendigut. Wenn ich oder meine Nachkom-
Ab 1543 war das Toggenburg Untertanenge-                                      macht mich                men einen Sohn hätten studiren lassen, so
biet des Abtes von St. Gallen. Die evangeli-                                  sehr dankbar              hätte er 600 Gl. zu beziehen. … Ich weiss
schen Toggenburger hatten in dieser schwie-                                   und verbindet             aber noch von keinem B., der studiert hätte.»
rigen Situation keine einheimischen Pfarrer.                                  mich stark mit            1828 wurden Statuten erstellt, und es fand
Die dem Abt genehmen Pfarrer stammten                   dem Toggenburg. Mir wurde eine                  die erste Generalversammlung statt. Das ab
aus Zürich und Basel. Diese genügten den                längere Studienzeit in Greifswald an            1854 geführte Anteilhaberbuch hat noch heu-
Ansprüchen der Reformierten absolut nicht.              der Ostsee ermöglicht. Den Stiftenden           te Bestand und ist Grundlage für das aktuelle
                                                        war eine gute Ausbildung ihrer Pfarrer          Anteilhaberverzeichnis.
20. MAI 1621: STIFTUNG GEGRÜNDET                        wichtig, was auch 400 Jahre später
Deshalb beschlossen 1621 zwölf Männer und               noch aktuell ist.»                              ALS DAS VERMÖGEN SCHRUMPFTE
zwei Witwen, Kapital zu stiften, um mit den                                                             Es folgte eine lange Zeit ohne Auszahlung
Zinsen Jünglingen aus den Stiftergeschlech-                                                             eines Theologiestipendiums, jedoch wurden
tern das Theologiestudium zu ermöglichen.                                                               Spesen und Taggelder stark erhöht. Ab 1910
Das Geld sollte aber in keiner Weise sonst           lung weiterer eigener Kandidaten 41 Stipen-        bekamen auch Studenten anderer Fachrich-
verwendet werden. Diese Bestimmungen                 dien an junge Männer ausserhalb der Stifter-       tungen ein kleines Stipendium. Als in den
sind noch heute in den Statuten. Am 20. Mai          familien vergeben. Dies liess die Auffassung       Jahren 1939, 1941 und 1946 wiederum drei
1621 wurde die Urkunde unterzeichnet. Laut           aufkommen, das Stipendium sei ein allge-           Anteilhaber das Theologiestudium began-
Protokollbuch haben acht Familien 1100 Gul-          mein-toggenburgisches. Die Landsfriedliche         nen, schrumpfte das Vermögen. Die Auszah-
den Kapital für diese Stiftung zusammenge-           Commission in Zürich, welche angerufen             lung von Stipendien an nicht Theologiestu-
legt. Als erster Stipendiat wurde 1632 der           worden war, erklärte 1746, dass gemäss den         denten wurde gestoppt, und Taggelder muss-
erst 21-jährige Jost Grob zum                                                                                          ten reduziert werden.
Prädikanten von Krummenau
und Kappel ernannt, was ein                                                                                           FRAUEN GEHEN AN DIE
Entgegenkommen des Abtes                                                                                              UNIVERSITÄTEN
war. Das Stipendium begann,                                                                                           Als auch Frauen Theologie zu
seinen Stiftungszweck zu erfül-                                                                                       studieren begannen, beschloss
len. Doch bereits im dritten                                                                                          das Stipendi 1963, künftig auch
Amtsjahr mussten Jost Grob                                                                                            Töchter zu unterstützen. 2000
und später weitere Prädikanten                                                                                        konnte das erste Stipendium an
die Gemeinden wieder verlas-                                                                                          Barbara Damaschke-Bösch aus-
sen. Diese für die reformierten                                                                                       gerichtet werden. Sie ist heute
Toggenburger garstigen Zustän-                                                                                        Pfarrerin in Hemberg. Bis heute
de setzten sich das ganze Jahr-                                                                                       wurden 31 Stipendien an die
hundert fort. 1738 wurde eine                                                                                         teilhabenden Geschlechter aus-
neue Stiftungsurkunde verfasst,                                                                                       bezahlt.
die den vorhandenen Stifter-                                                                                          2002 beantragte die Verwaltung
geschlechtern und Neuerungen                                                                                          der Generalversammlung, das
angepasst war.                                                                                                        Stipendi in eine offene Stiftung
                                                                                                                      im Obertoggenburg umzuwan-
BRÄKER, BÖSCH …                                                                                                       deln. Sie sollte neben dem
Heute gehören dem Stipendi                                                                                            Theologiestudium die Ausbil-
noch mehrere Stämme aus den                                                                                           dung von kirchlichen Mitarbei-
Geschlechtern Bösch, Bräker,                                                                                          terinnen und Mitarbeitern so-
Grob, Giger und Looser an. Im                                                                                         wie sozial benachteiligte Ju-
ersten Jahrhundert der Stiftung          Stiftungsurkunde der Evangelisch-Toggenburgischen Stipendienstiftung         gendliche unterstützen.
wurden 16 Stifternachkommen              von 1621. 400 Jahre später, am 5. September, feiern die Anteilhaber das      Die Generalversammlung lehn-
ausgebildet, und in Ermange-             Jubiläum mit einem Gottesdienst und der Generalversammlung in Ennetbühl.     te das Ansinnen ab.
KANTON/SCHWEIZ/WELT                                         IN KÜRZE

                                                                                                         Drei Kirchenrats-
                                                                                                         präsidentinnen gewählt
                                                                                                         Gleich drei Kantonalkirchen haben
                                                                                                         Frauen an die Spitze ihrer Exekutive ge-
                                                                                                         wählt. Im Thurgau setzte sich Christina
                                                                                                         Aus der Au gegen Paul Wellauer durch.
                                                                                                         Die 55-jährige Theologin ist Dozentin an
                                                                                                         der PH Thurgau. Im Reformationsjahr
                                                                                                         2017 präsidierte sie den Deutschen Kir-
                                                                                                         chentag. Sie tritt im Sommer 2022 die
                                                                                                         Nachfolge von Wilfried Bührer an.

                                                                                                         Die Sommersynode der Appenzeller
                                                                                                         Landeskirche wählte Martina Taper-
                                                                                                         noux-Tanner ins Kirchenratspräsidium.
                                                                                                         Die 47-Jährige ersetzt dort den zurückge-
                                                                                                         tretenen Koni Bruderer. Zurzeit ist Taper-
Das Erfinden von Lügengeschichten passt gut in einen Märchenabend, wird aber nun offenbar salonfähig.     noux-Tanner als Pfarrerin in Heiden und
                                                                                                         am Gehörlosenpfarramt in St. Gallen tätig.

Erkennt ihr’s denn nicht?                                                                                Eva Di Fortunato heisst die neue, ein-
                                                                                                         stimmig gewählte Präsidentin der Evange-
                                                                                                         lischen Kirche Genf. Die 46-jährige Sozio-
Text: Antje Ziegler, St. Gallen | Karikatur: Lisette Brodey auf Pixabay                                  login ist Co-Präsidentin des Regionalrates
                                                                                                         Jura-Lac und Mitglied des Genfer Konsis-
«Gedenkt nicht an das Frühere und achtet               Siegeszug des schamlosen Lügens gipfelte          torialrats (Exekutive). (ref.ch/sd)
nicht auf das Vorige! Denn siehe, ich will             am 6. Januar 2021 im Sturm auf das Capitol
ein Neues schaffen, jetzt wächst es auf,               in Washington. Ich habe an diesem Abend
erkennt ihr's denn nicht? Ich mache einen              vor dem Bildschirm geweint. Geweint um
Weg in der Wüste und Wasserströme in der               den vermutlich irreversiblen Verlust der          Aufnahme afghanischer
Einöde.» – Zu den Worten in Jes 43,18-19               Wahrheit, der Toleranz und der Versöhnung.
hat die St. Galler Kirchenrätin und Juristin
                                                                                                         Flüchtlinge gefordert
Antje Ziegler das diesjährige Mandat für               MENSCHEN LEISTEN GÖTZENDIENST                     Afghanische Flüchtlinge in der Schweiz
den Bettag am 19. September verfasst.                  Als dann auch noch eine goldene Statue von        sollen mindestens vorläufig aufgenom-
                                                       Donald Trump in patriotischen Shorts am           men werden, auch der Familiennachzug
Die Pandemie bleibt bei niemandem ohne                 Kongress der Konservativen auftauchte, wa-        soll möglich sein. Dies fordert das «Bünd-
tiefgehenden Eindruck. Sie hat uns in Atem             ren die Parallelen nicht mehr zu übersehen:       nis unabhängiger Rechtsarbeit im Asylbe-
gehalten, ausser Atem oder zum Stillstand              Hier leisten Menschen Götzendienst. Wie           reich» in einem offenen Brief an den
gebracht. Ich hatte das Glück, weiterarbeiten          schön wär’s, wenn in solcher Situation ein        Bund. Angesichts der Machtübernahme
zu dürfen. Das half über die Zeit der ersten           Moses auftauchen und den rechten Pfad wei-        der Taliban bräuchten die Menschen min-
Ungewissheit hinweg. Ich hatte aber auch               sen würde! Aber das muss wohl bei einem           destens eine vorläufige Aufnahme. (ref.ch)
mehr Musse und Zeit für Spaziergänge, Fami-            selbst beginnen. Jesaja sagt: «Gedenkt nicht
lie und Medienkonsum. Interessiert verfolgte           an das Frühere und achtet nicht auf das Vo-
ich den amerikanischen Wahlkampf 2020                  rige. Denn siehe, ich will ein Neues schaffen,
und die verbalen und sonstigen Eskapaden               jetzt wächst es auf, erkennt ihr’s denn nicht?»   Iran startet islamische
des damaligen Präsidenten Trump.                       Corona hat manches Frühere beendet, aber
                                                       auch Neues geschaffen. Wir alle haben ge-
                                                                                                         Dating-Plattform
VERLUST VON CHRISTLICHEN WERTEN                        spürt, wie sich Prioritäten in der Zeit des       Die Bemühungen der iranischen Führung,
Was wir da erlebten und immer noch erleben             Lockdowns verändert haben. Die Verbun-            religiöse Kriterien im Iran umzusetzen,
müssen, ist der totale Verlust von christ-             denheit mit andern Menschen ist wichtig           scheitern laut Beobachtern seit Jahren –
lichen Werten; und von etwas im besonde-               und beglückend. Nicht Spaltung, Machtden-         auch beim Tabuthema Sex vor der Ehe.
ren Masse: der Wahrheit. Das Erfinden von              ken und Egomanie führen zur Heilung, son-         Insbesondere die Jugendlichen bevorzu-
Lügengeschichten passt gut in einen Mär-               dern Wahrheit, Versöhnung und Liebe.              gen den westlichen Lebensstil. Weil sich
chenabend, wird aber nun offenbar salonfä-                                                               viele junge Menschen keinen Wohnraum
hig für alle Gelegenheiten, insbesondere in            Und so können wir erneuert und dankbar zu-        leisten können, sinken zudem Heiratsrate
der Politik. Es geht nicht mehr darum, wer             rückfinden, als Überlebende der Pandemie,         und Bevölkerungszahl. Beides bereitet
die besseren Argumente hat, sondern wer                und erkennen, was wahr und wichtig ist: das       dem religiösen Establishment Sorgen. Die
die spannenderen Geschichten erzählt.                  behutsame und wahrhaftige Berühren des            neue Onlineplattform mit dem Namen
Storytelling im schlimmsten Gewand. Der                Mitmenschen. Der Eidgenössische Dank-,            «Hamdam» – Gefährtin/Gefährte – soll
frappierende Verlust der Wahrheit und der              Buss- und Bettag ist ein guter Anlass dafür.      nun Abhilfe schaffen. (ref.ch)

                                                                                                                        WWW.KIRCHENBOTE-SG.CH 11
EINBLICK                                       PALETTE

                                               Gottesdienste                                       Hilfe
                                               ÉGLISE FRANÇAISE DE SAINT-GALL                      FRAUENHILFE ST. GALLEN-APPENZELL
                                               Dimanche 12, 19 et 26 septembre                     Jeden Donnerstag, 16 – 18 Uhr, St. Gallen
                                               10 h Culte à Saint-Gall, église de St-Mangen        Beratung bei Krisen, Beziehungsproblemen,
                                               Dimanche 12 septembre                               Scheidung, Kündigung, Unsicherheiten im
                                               19 h Culte à Rorschach, église réformée             Umgang mit Behörden, finanzieller Not … –
                                               Dimanche 19 septembre                               info@efh-sgapp.ch
                                               19 h Culte à Rapperswil, maison de paroisse
Für Kurzentschlossene                          www.eglisefrancaise.ch
                                               Pasteur Rédouane Es-Sbanti, 078 648 27 67           Kontemplation
Diese Ausgabe des «Kirchenboten» sollte
am 3. September in den Haushaltungen           ALL SOULS PROTESTANT CHURCH                         HEILMEDITATION
sein. Geschähe dies früher, so bestünde        Jeweils am Sonntag um 12 Uhr                        Mi, 15. September, 14.30 Uhr, St. Gallen
die Möglichkeit, die öffentliche Konferenz     Kirche Rotmonten, Pfr. Scotty Williams              Offene Kirche, Böcklinstr.2, 071 333 30 38,
«Der Einsatz der Religionsgemeinschaften       Worship Service: 5. und 19. September               hedda.schurig@bluewin.ch
gegen die Armut» in St. Gallen zu besu-        www.allsouls.ch / S. Williams, 079 559 09 40
chen. Sie findet am Donnerstag, 2. Septem-                                                         HEILSINGEN IN DER GALLUSKRYPTA
ber, statt und wird von 17.30 bis 20 Uhr im    KAPELLE SCHWÄGALP                                   Do, 23. September, 18 Uhr, St. Gallen
Kantonsratssaal durchgeführt. Es reden         Jeweils am Sonntag um 9.30 Uhr                      Kathedrale, mit Hildegard Aepli
Regierungsrätin Laura Bucher zu «Armut         5.9.: Markus Grieder, Urnäsch
als aktuelle gesellschaftliche Herausforde-    12.9.: Philippe Müller, Ebnat-Kappel                NACH VIA INTEGRALIS
rung», der Soziologe Ueli Mäder, Basel, zu     19. 9.: 10.45 Uhr Pfrn. Eva B. Keller, Uetliburg    Alle Angebote in St. Gallen
«Von sichtbarer und verborgener Armut»         und kath. Seelsorgerin Annemarie Angele,            – Gabrielle Bregenzer-Ris: 071 244 32 35,
und der Theologe Odilo Noti, Zürich zum        Bühler, Appenzeller Frauestriichmusig                 gabrielle.bregenzer@hotmail.com
«Umgang und Bedeutung von Armut in             http://kapelle-schwaegalp.ch                        – Eveline Felder, eveline.felder@gmx.net,
den Religionsgemeinschaften». Auch Bei-                                                              079 269 09 39, www.meditation-sg.ch
spiele aus der Praxis von Religionsgemein-     GEDENKFEIER FÜR STERNENKINDER                       – Margrit und Charlie Wenk: 071 288 65 88,
schaften im Kanton St. Gallen werden er-       Do, 23. September, 17 Uhr, St. Gallen                 www.meditation.margritwenk.ch
örtert. Danach Podium und Apéro. (meka)        Kantonsspital, Gedenkort für Sternenkinder
                                               (hinter der Frauenklinik in Richtung Haus           SCHWEIGEMEDITATION
                                               11), ökum. Feier für Menschen, die um ein           Freitags, 12.15 – 13.15 Uhr
Aufleben nach der Krise                         Kind trauern. Kontakt: andrea.leupp@kssg.ch         Ökum. Kirche Halden. Mit Margrit Wenk

Die christliche Sozialbewegung KAB SG
organisiert am Samstag, 18. September,
von 9.30 bis 12.30 Uhr eine öffentliche
Matinée im St. Galler Pfalzkeller. Sie will
«Mutmacher» sein für persönliches und
gesellschaftliches Handeln. Denn: Corona
rückt Verborgenes ans Licht. Könnte es
sein, dass sich Stärke entwickelt aus
«Schwäche zeigen und verletzlich sein»?
Dem Vortrag der Theologin und Religions-
wissenschaftlerin Hildegund Keul, Univer-
sität Würzburg, folgt ein Podium mit Per-
sönlichkeiten mit unterschiedlichem Hin-
tergrund. Eintritt frei, Kollekte. Anmeldung
(bis 11. September): kab-sg@bluewin.ch
oder 079 342 91 50. (kab)

Buchvernissage
Am Samstag, 25. September (Türöffnung          Der Film «Zuversicht» ist in den Schweizer Kinos zu sehen
18 Uhr), findet im Raum für Literatur in der
Hauptpost St. Gallen die Vernissage des        Krebskrank und trotzdem nicht die Zuversicht verlieren? Warum gelingt es Menschen, nach Schicksals-
Buches «Mutter, mach dir keine Sorgen,         schlägen nicht zu verzweifeln? Wie bewahren Menschen in schwierigen Zeiten ihren Glauben und Le-
das ist eine ganz andere Welt» statt. Darin    bensmut? Im Film «Zuversicht» erzählen Menschen aus dem persönlichen Umfeld des Regisseurs Tho-
erzählen unbegleitete minderjährige Asyl-      mas Lüchinger (St. Gallen/Appenzellerland) während des zweiten Lockdowns, was für sie Zuversicht be-
suchende über ihr Leben in der Schweiz.        deutet und wie sie, auch in aussichtslos scheinenden Momenten, ihren Lebensmut bewahren.
PALETTE                              TIPPS DES MONATS

                                                                                                             Mit der Corona-Bibel
                                                                                                             nach Taizé reisen
                                                                                                             Vom 17. bis 20. Oktober will Pfarrer Uwe
                                                                                                             Habenicht von der Evang. Kirchgemeinde
                                                                                                             Straubenzell eine der 20 gedruckten
                                                                                                             Corona-Bibeln in Taizé übergeben und
                                                                                                             organisiert dazu eine Reise. Die Fahrt eig-
                                                                                                             net sich für Jugendliche und Erwachsene.
                                                                                                             Interessierte melden sich bei: Uwe.Habe-
                                                                                                             nicht@straubenzell.ch – 071 311 16 11.

                                                                                                             Kiriat Yearim: Schweizer
                                                                                                             Kinderdorf in Israel
                                                                                                             Das Ostschweizer Komitee des christlich-
                                                                                                             jüdischen Kinderhilfswerks Kiriat Yearim
                                                                                                             stellt das Schweizer Kinderdorf in Israel
                                                                                                             am Freitag, 17. September, von 9 bis 17
                                                                                                             Uhr an der Metzgergasse 2 (Optik Ryser)
Die Pilger – eine Installation von Johann Kralewski                                                          in St. Gallen vor und verkauft israelische
                                                                                                             Spezialitäten. Ursprünglich 1951 für Kinder
Wie Pilger sind wir unterwegs, und wie Pilger brauchen wir Pausen. Die Installation mit 17 lebensgrossen     gegründet, die dem Holocaust entkommen
Skulpturen des Künstlers Johann Kralewski lädt zum Innehalten ein. Die Ausstellung des Bildhauers und        waren, hat sich das Kinderdorf zum Ort für
Malers ist bis am 24. September in der offenen Kirche an der Böcklinstrasse 2 (Mo – Mi, 14 bis 16 Uhr) und   sozial benachteiligte und traumatisierte
vom 24. September bis am 31. Oktober in der Kirche St. Mangen (Mo – So, 11 bis 17 Uhr) in St. Gallen zu      Kinder und Jugendliche entwickelt. (meka)
sehen. Führungen sind auf Anfrage möglich (intendant@wirkraumkirche.ch, 079 554 89 36).

                                                                                                             «Requiem» von Brahms:
OFFENE MEDITATIONSABENDE                              CONCERT SPIRITUEL
                                                                                                             Der Oratorienchor singt
Do, 9. und Mo, 27. September, 18.30 – 20 Uhr          Sa, 25. September, 19.30 Uhr, Walenstadt               Mehr Trost für die Lebenden als Geden-
Ökum. Kirche Halden. Keine Anmeldung nö-              Evang. Kirche. Enrico Lavarini. Musik über             ken an die Toten – so deutet Johannes
tig. Halbstündlich ist ein Kommen und Gehen           geistliche Themen – Réflexions sur un thème            Brahms die «Requiem»-Vertonung um, die
möglich. Gabrielle Bregenzer, Margrit Wenk            de Beethoven. Ensemble Concentus rivensis.             am 26. September um 17 Uhr in der evang.
                                                      Abendkasse ab 18.30 Uhr. Vorverkauf:                   Kirche Rorschach in einer Fassung für So-
TAG DER STILLE UND EINKEHR                            www.concentus.ch.                                      li, Chor und zwei Klaviere erklingt. Isabell
Mo, 20. September, 9 – 16.30 Uhr                                                                             Marquardt, Sopran, Johannes Luchsinger,
Ökum. Kirche Halden. Mitbringen: dunkle                                                                      Bariton, sowie Claire Pasquier und Domi-
bequeme Kleidung, Picknick für den Mittag,            Rundgänge                                              nic Chamot, Klavier, heissen die Solisten.
Getränke sind vorhanden. Beitrag: Fr. 40.–                                                                   Der Oratorienchor St. Gallen, geleitet von
bis 60.– (Selbsteinschätzung). Anmeldung              UNBEKANNTE HEILIGE DER STADT                           Uwe Münch, feierte im letzten Jahr sein
und Leitung: Margrit und Charlie Wenk,                Mo, 6. September, 14.30 – 16 Uhr, St. Gallen           400-jähriges Bestehen. Eintritt frei. (pd)
mchwenk@hotmail.com)                                  Stadtrundgang mit Charlie Wenk und Walter
                                                      Frei. Treffpunkt: Türme der Kathedrale.
                                                                                                             Friedenskundgebung
Musik                                                 AUF DEN SPUREN DES KONZILS
                                                      Mi, 15. September, 14.15 – 16.15 Uhr, Konstanz         Zum UNO-Weltfriedenstag vom Samstag,
BACHKANTATE                                           Rundgang in Konstanz auf den Spuren des                18. September, kommt es in St. Gallen zu
Fr, 24. September, ab 17.30 Uhr, St. Gallen           Konzils 1414 – 1418. Start 14 Uhr beim Ausgang         einer Demonstration für den Frieden,
Olma-Halle 2.0, 17.30 Uhr Einführung, 19 Uhr          Schweizer Bahnhof Konstanz. Mit Regio- Ex-             gegen Kriege und die Umweltzerstörung.
erste Aufführung von «Du sollst Gott, deinen          press St. Gallen ab 13.15 Uhr auf Gleis 6.             Treffpunkt ist um 14.15 Uhr der St. Leon-
Herren, lieben». Tickets: www.bachstiftung.ch,                                                               hardspark. Der Demonstrationszug geht
info@bachstiftung.ch, 071 242 16 61                   ST. GALLER REFORMATOREN                                bis zum Grüningerplatz. Dort spricht ab
                                                      Di, 28. September, 14.30 – 16 Uhr, St. Gallen          15 Uhr Lea Suter, Friedensaktivistin, Präsi-
FLÜGELFESTIVAL ROTMONTEN                              Wer waren die Pfarrer an der Stadtkirche               dentin Forum für Friedenskultur, Ilanz. Es
So, 5. September, 17 Uhr, St. Gallen                  St. Laurenzen? Wer war der radikale Chris-             gibt Kurzreden zu Klimagerechtigkeit und
Evang. Kirche Rotmonten. «Ganz Beetho-                toph Schappeler, wer der Täuferprediger                zur Situation in den kurdischen Gebieten
ven», zehn Lieder, gesungen von Mélanie               Hans Krüsi, wer der Bürgermeister Joachim              der Türkei, aber auch Padma-Music,
Adami, begleitet von Rahel Cunz (Violine),            Vadian, wer der Schulrektor Johannes Kess-             indisch-europäische Rhythmen und Tanz;
Andrea Sutter (Cello), Claire Pasquier                ler? Altstadtwanderung mit Walter Frei.Treff-          mit Bettina Portmann, Bhagyashree
(Flügel). www.fluegelfestival.ch                      punkt beim Vadian-Denkmal am Marktplatz.               Jadhav und Augustin Saleem. (kbr)

                                                                                                                            WWW.KIRCHENBOTE-SG.CH 13
LESERBRIEFE

                    Was unsere Leser sagen ...
                    ... zum Kirchenboten 06-07/21: «Unbezahlbar» und zum Kirchenboten 07-8/21: «Füdliblutt»

                                                                                                                         Machen Sie bei
                                                                                                                         unserem Blog mit!
                                                                                                                         Im Frühling 2021 war es so weit: Der
                                                                                                                         Kirchenbote-Blog wurde geboren.
                                                                                                                         Und nun, nach einigen Monaten der
                                                                                                                         weiteren Verbesserung und einigen
                                                                                                                         ersten Einträgen, ist hiermit der
                                                                                                                         offizielle Startpunkt.

                                                                                                                         Wir laden Sie aufs Herzlichste ein zum
                                                                                                                         digitalen Austausch zu Themen des
Foto: SBB CFF FFS

                                                                                                                         jeweiligen Monatsheftes, aber auch
                                                                                                                         darüber hinaus.

                                                                                                                         AUF ARTIKEL REAGIEREN
                                                                                                                         Ein Blogeintrag bietet die Möglichkeit,
                                                                                                                         innerhalb kürzerer Zeit als in Form
                                                                                                                         eines Leserbriefes auf Artikel reagieren
                                                                                                                         zu können. Zusätzlich können Sie sich
                    Bei Geschenken                                      Keine Zugbegleiterin                             öffentlich sichtbar austauschen – die
                    macht man den Preis weg                                                                              Leser und Leserinnen untereinander,
                                                                        Kirchenbote 7-8/2021:                            aber auch mit den Autorinnen und
                    Kirchenbote 6-7/2021: «Unbezahlbar»                 «Uniformen machen Leute»                         Autoren der Artikel. Moderiert wird
                                                                                                                         der Blog von zwei Pfarrpersonen: von
                    Ich habe Ihre Ausführungen zur Freiwilligen-        Im Zeitalter des Klimawandels finde ich es       Friederike Herbrechtsmeier aus Gossau
                    arbeit gelesen und bin über die allerersten         unverständlich, dass im «Kirchenboten» eine      und Rolf Kühni aus Sargans. Sie können
                    Zeilen mit der Berechnung gestolpert. Mei-          Flugbegleiterin vorgestellt wird und keine       uns auch an die angegebene E-Mail-
                    nes Wissens macht man bei Geschenken den            Zugbegleiterin. Diese tragen doch auch Uni-      Adresse direkt schreiben.
                    Preis weg.                                          formen. Zugfahren ist umwelt- und damit kli-
                                                                        mafreundlicher. Aber leider ist es heute so,     Probieren Sie doch diese neue
                    Von einer unentgeltlichen Arbeit würde ich          dass Ferien meist mit Fliegen verbunden          Möglichkeit aus, miteinenander in
                    dann sprechen, wenn jemand eine professio-          wird. Sogar an Bahnhöfen erhält man immer        Kontakt zu sein, über die Grenzen
                    nelle, durchaus verrechenbare Arbeit aus-           wieder die Information «Fliegen ist billiger»,   der eigenen Kirchgemeinden hinaus.
                    führt und auf Geld und Gegenleistung expli-         selbst wenn man eine über das Internet er-       Ergreifen Sie die Gelegenheit, mit
                    zit verzichtet. Die Freiwilligenarbeit ist etwas    mittelte Zugverbindung vorlegt, leider.          anderen Menschen in Dialog zu treten,
                    anderes, eigentlich nicht fassbar, ähnlich                                                           sich gegenseitig anzuregen und
                    wie eine Spende. Sie ist ein Geschenk. Da-          Ich hoffe, dass in einem Teil zwei zum The-      herauszufordern.
                    rum ist es nicht klug, dann die virtuelle Rech-     ma «Uniformen machen Leute» weitere Uni-
                    nung zu machen. Die beeindruckenden Zah-            formierte vorgestellt werden, vielleicht so-     Wir sind gespannt auf Ihre Gedanken
                    len werden ja nicht zum Staunen vorgelegt,          gar eine Zugbegleiterin.                         und Anmerkungen.
                    sondern werden allzu oft für politische Zwe-
                    cke verwendet. Im «Idealfall» schafft sich der      Peter Spindler                                   WIE ES FUNKTIONIERT
                    oder die Freiwillige eine Arbeitsstelle oder        Heiligkreuz                                      Gehen Sie auf: www.kibo-sg.ch und
                    begründet eine Institution, die mit öffentli-                                                        schreiben Sie einen Kommentar in die
                    chen Geldern und Spenden betrieben wird.                                                             Kontaktmöglichkeit. Der Beitrag wird
                    Es ist üblich geworden, Freiwilligenarbeit                                                           anschliessend von den Moderatoren
                    medial anzuerkennen. Das ist gangbar, aber                                                           gelesen und freigeschaltet.
                    bitte ohne Hinweis auf eingesparte Kosten.
                                                                                                                         www.kibo-sg.ch
                    Heinrich Tinner
                    Sax
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