Jugend - DAS MAGAZIN DER KATH. PFARREI ST. LIUDGER MÜNSTER-WEST - St. Liudger in Münster

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Jugend - DAS MAGAZIN DER KATH. PFARREI ST. LIUDGER MÜNSTER-WEST - St. Liudger in Münster
11
6. Jahrgang
Herbst 2019

              DAS MAGAZIN DER KATH. PFARREI ST. LIUDGER   MÜNSTER-WEST

                                 Jugend
Jugend - DAS MAGAZIN DER KATH. PFARREI ST. LIUDGER MÜNSTER-WEST - St. Liudger in Münster
Vorwort
                                                       Liebe Jugendliche!

                                                       ich bin so dankbar, dass es euch gibt und     Ja: Leben, ihr seid das pure Leben! Jugend
                                                       dass ich euch durch den Paulushof ein         bedeutet: Leben, Bewegung, Leiden-
                                                       bisschen durch diese tolle Lebenszeit be-     schaft, Widerstand, Hinterfragen, Irritie-
                                                       gleiten darf. Als ich am ersten Treffen für   ren, Auflockern, Streiten, Gefühle zeigen,
                                                       dieses Heft zusammen mit Jugendlichen         Bedürfnisse äußern, Absurdes aufzeigen,
                                                       teilgenommen habe, hat es mich sehr           Lieben, Hassen, Wille, Humor und vieles
                                                       schockiert, aus welchem Blickwinkel           vieles mehr. Ich bin fasziniert von euch
                                                       einige von euch die Jugend betrachten.        und könnte stundenlang zusehen, wie ihr
                                                       Tausendmal habt ihr gehört: „Ach, die Ju-     für euch kämpft und so viel Kraft für Ver-
                                                       gend von heute ...“ Oder: „Wo soll das hin-   änderungen habt.
                                                       führen, wenn die aktuellen Jugendlichen                                                    Manon Tietmeyer,
                                                       mal groß sind ...“ Und dann beschreibt        Ich bewundere euren Mut, mit dem ihr         Leiterin des Paulushofs in
                                                       ihr den Erwachsenen euch, die Jugend,         durch die Welt geht und sagt: Nein Leu-      Mecklenbeck
                                                       genau so zurück. Ihr sagt: Jugendliche        te, so nicht! Ihr seid so mutig, das, was
                                                       sind asozial, haben keine Manieren und        euch als „Wahrheit der Weisen“ mitgege-
                                                       keinen Respekt.                               ben wurde, komplett zu hinterfragen, zu
                                                                                                     prüfen und als Startgedanken zu neuem
                                                       Ich hab euch ausreden lassen, aber in-        Wissen zu bringen. Immer wieder denke
                                                       nerlich hat es in mir geschrien, und ich      ich: Wahnsinn, wie pfiffig. Respekt. Und
                                                       hätte euch am liebsten unterbrochen           wünschte, die Gesellschaft würde euch
                                                       und gerufen: Stopp, hört auf, die Wor-        mehr zuhören und zusehen, um zu ver-
                                                       te, die ihr mal von Erwachsenen gehört        stehen, was Jugend bedeutet. Und dass
                                                       habt, zu verinnerlichen. Hört auf zu          wir nicht über Jugend hinauswachsen
                                                       glauben, die Jugend wäre eine schlimme        müssen, sondern dass wir nur dann gute
                                                       Zwischenphase, bis man dann zu einem          verantwortungsvolle „Erwachsene“ wer-
                                                       „guten“ Erwachsenen wird, eine Stufe          den, wenn wir die Jugend nicht von uns
                                                       zum Ziel oder eine Phase,
                                                       die man, wenn man könn-
                                                       te, überspringen sollte, um
            Mein TatToo steht Für meinen Glauben       möglichst schnell erwachsen
           an GotT. Ich zeige damit, wie wichtig mir   zu werden. Es macht mich
        mein Glauben ist und wie ich dazu stehe. Es    traurig und wütend, dass ihr
         gibt viele Phasen und LebensabschnitTe im     diese Zeit eigentlich so ge-
         Leben, die nicht immer einfach zu bewälti-    nießt und sie doch vor ande-
         gen sind. In dieser Zeit hat mir der Glaube   ren rechtfertigen müsst oder
            an GotT sehr geholfen. Im Gespräch mit     selbst geringschätzt.
           GotT Finde ich Zuflucht und Vertrauen.
                                                       Ich bin so unendlich glück-
           Der Satz „saved by grace“ („durch Gnade
                                                       lich, wenn ich sehe, wie ihr
         geretTet“), erinnert mich immer wieder da-
                                                       euch im Paulushof bewegt.
        ran, egal was passiert: GotT ist bei mir und   Oft komme ich abends nach
           vergibt mir. Ich stehe zu meinem Glauben    Hause und bin so froh, dass
        und habe ihn Für alle sichtbar auf meinem      es euch gibt und ihr unsere
                                      Arm verewigt.“   Gesellschaft am Leben haltet.

                         CharlotTe Goldt, 19 Jahre
2 | Lebendig                                                                                                                                             Lebendig | 3
Jugend - DAS MAGAZIN DER KATH. PFARREI ST. LIUDGER MÜNSTER-WEST - St. Liudger in Münster
„... da ich mir erhoffe, dass ich durch
                                                                                                                    „Gemeinschaft,                              dieses Sakrament meinen Glauben
                                                                                                                  schöne Momente,                                   bestärken kann und auch meine
                                                                                                              neue Leute kennenlernen,                              persönliche Perspektive auf den
               wegschieben, sondern uns ein Leben lang
               bewahren und uns immer wieder hinter-
                                                            passt und ob es sich stimmig anfühlt oder
                                                            ob es ein Startgedanke bleibt. Ein Samen,
                                                                                                               vielleicht auch, um Gott                          katholischen Glauben festigen und
               fragen. Nicht umsonst assoziiert man mit     der durch eine fruchtbare Diskussion, in                  und die Welt                                     bilden kann. Auch denke ich,
               Erwachsensein öfter, sich an Regeln zu       der Wasser genauso wichtig ist wie Licht,
               halten, ruhig zu sein, zu arbeiten, „ver-    letztendlich zu einer Frucht wird, zu ei-
                                                                                                                 mehr zu verstehen! “                                  dass ich meine Persönlichkeit
               nünftig zu sein“, sich zu benehmen, starr
               zu sein, auf Meinungen zu beharren, Wis-
                                                            nem neuen Gedankengut, zu neuer Reife,
                                                            neuer Jugendlichkeit.
                                                                                                                        Johanna                                         stärken und erfahren kann.“
               sen und Macht. Dabei habt ihr, glaub ich,
                                                                                                                                            „Um in die
               ohne dass es einem direkt bewusst sein       Also, bitte: Erhaltet euch eure Jugend!                                       Gemeinschaft
               muss, im Kern verstanden, was es heißt       Schiebt sie nicht weg, verachtet sie nicht.
               zu reifen, Gegebenes nicht hinzunehmen,      Seht sie bitte als besondere Gabe, für                                          der Kirche
               nur weil man es so macht.                    die viele Menschen zu müde geworden                                           aufgenommen                              „Weil Firmung
                                                            sind. Bitte zeigt uns mehr davon, weckt
               Ich bin so froh, wenn ihr euch traut, im     uns auf, rüttelt uns und schüttelt uns so                                      zu werden.“                              für mich das
               Paulushof euer Innerstes zu zeigen, eure     lange, bis ihr dass Gefühl habt, die Ge-
               Gefühle nach außen zu tragen und mit all     sellschaft ist auf einen guten Weg, euch                                                                              Aufnehmen in die
               euren Handlungen sagt: Manon, hör mir        eine lebens- und liebenswerte Zukunft zu                                                                              Gemeinschaft ist.“
               zu, ich hab hier etwas ganz Wichtiges zu     schaffen, die mehr auf Leben ausgerichtet               „Damit ich mit Freunden
               sagen, und wenn du mir jetzt nicht zu-       ist als auf Stillstand oder Tod.
               hörst, dann werde ich es dir auf 10 Arten,   Bleibt ... LEBENDIG!                                      und mit neuen Leuten,
               mit 100 Gefühlen und 1000 Handlungen                                                                die man durch die Firmung
               nochmal sagen, bis du mich verstehst, mir    Ich danke euch für jeden Tag mit euch
               zuhörst und eine Antwort gibst. Und die-     und werde mir alle Mühe geben, euch zu-              kennen lernt, in einer Gemein-
               se Antwort ist nicht das Ende, an dem du     zuhören und eure Anliegen zu verstehen.               schaft Zeit verbringen kann.“                                              „Ich möchte
               mir sagst, wie es läuft, sondern ein Ange-   Ich küsse eure Augen,
               bot, bei dem ich bestimme, ob es für mich                                                                          Ida                     „Weil ich                            mich Gott
                                                                                               Manon
                                                                                                                                                       an Gott glaube                      näher fühlen.“
                                                                                                                                                      und an ein Leben                                      Dilara
                                                                                                                                                       nach dem Tod.“

                                                                                                              „Weil ich Gott
                                                                                                          näher kommen möchte
                                                                                                           und meinen Glauben
                                                                                                          noch einmal auffrischen                     Jugendliche aus unserer Pfarrei St. Liudger,
                                                                                                                                              die gerade mit der Firmvorbereitung begonnen haben,
                                                                                                           und stärken möchte.“                    geben ihre persönlichen Antworten auf die Frage:
                                                                                                                                            „Warum möchtest Du Dich firmen lassen?“

                                                                                                                                                                       Eine Auswahl dieser Statements
                                                                                                                                            findet Ihr in den farbigen Kreisen, die im Heft verteilt sind.

4 | Lebendig                                                                                                                                                                                     Lebendig | 5
Jugend - DAS MAGAZIN DER KATH. PFARREI ST. LIUDGER MÜNSTER-WEST - St. Liudger in Münster
Menschen werden alt, wenn sie anfangen, immer von früher zu erzählen. Ich versuche das zu vermeiden. Subjektiv ist
                                                                                      das nämlich anders, man bleibt jung, auch wenn es in Wirklichkeit nicht so ist. In der biblischen Sprache werden Priester
                                                                                      auch als die Ältesten bezeichnet. Deshalb erlaube ich mir hier an dieser Stelle auch, wie ein Ältester zu schreiben.
                                                                                      In meiner Kindheit war vieles nicht selbstverständlich, Schule zum Beispiel. Aus meinem Dorf hatte vor mir kein Bauern-
                                                                                      sohn Abitur gemacht. Es war für meine Eltern kaum vorstellbar, den Hoferben auf das Gymnasium in der Nachbarstadt
                                                                                      zu schicken. Nebenbei musste auch noch Schulgeld gezahlt werden. Als es dann so weit war, konnten sich nicht alle
                                                                                      mit mir freuen. Und doch habe ich mich danach gesehnt, meinen Horizont zu erweitern, mehr zu sehen, zu verstehen,
                                                                                      zu lernen, zu erfahren. Das, was ich zu Hause erlebt hatte, war nicht schlecht – im Gegenteil prägt mich meine Heimat
                                                                                      und meine Familie bis heute – aber es gab so viel mehr. Irgendwann war dann in mir der Entschluss gereift, Priester zu
                                                                                      werden. Ich möchte euch an dieser Stelle nichts zum Thema Priesterberuf sagen, sondern zu dem, was dahinter steckt:
                                                                                      Ein Wort, das aus der großen Spiritualität des Heiligen Ignatius stammt, ist das Wort „magis“. Es bedeutet „mehr“. Das
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                                                                                      wollte ich: Mehr! Ich wollte das, was ich bin, was es gibt, das, was dahinter steckt, von Grund auf leben und erkennen,
                                                                                      das Leben ergreifen. Darum habe ich den gefunden, der Ursprung des Lebens und die Liebe ist: Gott! Er ist die Antwort
                                                                                      auf meine Suche nach dem MEHR gewesen – und er ist es immer noch. Jeden Tag gehe ich ein Stück tiefer in dieses
                                                                                      Leben ein. Ich habe keinen Tag bereut.
                                                                                      Später im Studium habe ich gelernt, dass viele Menschen vor mir schon diese Erfahrung gemacht haben. Einer von
                                                                                      Ihnen, der Heilige Augustinus, hat es so ausgedrückt: „Unruhig ist das Herz in mir, solange es nicht ruht in dir.“ Zuge-
                                                                                      geben klingt das wie eine Weisheit aus dem Abreißkalender eurer Urgroßeltern. Aber es ist wahr! Wir suchen nach
                                                                                      mehr, nach schneller, höher und weiter. Oder wir überdecken diesen Wunsch mit allen möglichen Dingen. Das aber
                                Bischof Dr. Felix Genn schreibt an die Jugendlichen   möchte ich euch sagen: Wer wirklich in die Tiefe des Lebens schauen will, muss sich bei dem erkundigen, der das Leben

                                        Liebe Jugendliche!
                                                                                      erfunden hat.
                                                                                      Aber gibt es IHN wirklich? Ja. Das kann ich euch versichern! Und wie findet man das heraus? Das ist ganz einfach:
                                                                                      Wenn es ihn gibt – und wenn er konkret etwas mit meinem Leben zu tun haben will, dann antwortet er mir. So habe
                                                                                      ich es erlebt, und so erlebe ich es jeden Tag.
                                                                                      Das ist das Beste, was mir passiert ist. Darauf setze ich mein ganzes Leben.
                                                                                      Eurer Bischof

                         6 | Lebendig                                                                                                                                                               Lebendig | 7
Jugend - DAS MAGAZIN DER KATH. PFARREI ST. LIUDGER MÜNSTER-WEST - St. Liudger in Münster
Effata-Kirche, Münster
                      „Kann Kirche Jugend?“ Also: Hat „die“ Kirche Jugendlichen etwas zu sagen,
                      kann sie „die“ Jugend prägen und jungen Leuten helfen, ihre Fragen an das

Kann Kirche Jugend?
                      Leben zu beantworten? Wir stellen hier mehrere Antworten auf die Frage ne-
                      beneinander, die sehr unterschiedlich sind. Was meinen Sie, was meint Ihr selbst:
                      Kann Kirche Jugend ...?

                                                                                                  C

8 | Lebendig                                                                                              Lebendig | 9
Jugend - DAS MAGAZIN DER KATH. PFARREI ST. LIUDGER MÜNSTER-WEST - St. Liudger in Münster
Kann Kirche Jugend?                                                                           Kann Kirche Jugend?
                                Johannes Wilde, Vorsitzender des BDKJ                                                         Mika Baron, Student

                                   Als ich sieben Jahre alt war, hat mei-      soll. Leider schafft unsere (Amts-) Kirche        In der heutigen Zeit hat die katholi-       reitungen für die Firmung oder im Reli-
                                ne Mama mich zu den katholischen               es auch sonst nur sehr selten, die Spra-       sche Kirche nicht den gleichen gesell-         gionsunterricht wird die Jugend geprägt
                                Pfadfindern, der Deutschen Pfadfinder-         che der (jungen) Menschen zu sprechen.         schaftlichen Wert, wie sie ihn einst ein-      und auf sie eingegangen. Diese Begeg-
                                schaft Sankt Georg (DPSG), geschickt.          Die kirchliche Sexualmoral ist nicht mehr      mal hatte. Die Jugend ist heutzutage eine      nungen junger Christen untereinander
                                Ich konnte da ins Zeltlager fahren, mit        zeitgemäß. Das kirchliche Verständnis          andere als die von vor 100 Jahren. Wir         sind ein Zeichen für das Wirken Gottes in
                                Gleichaltrigen aktiv sein und habe viele       von gleichgeschlechtlicher Liebe oder          müssen an keinem Krieg teilnehmen,             unserer Welt. Es wird sich um die Jugend
                                Freund*innen gefunden. Aber was daran          vorehelicher Partnerschaft ist wissen-         keinen Hunger leiden, wir sind fast sor-       gekümmert. Leider ist dies nicht überall
                                katholisch war, habe ich erst viel später      schaftlich überholt und weit entfernt von      genfrei. Ist das vielleicht der Grund, wie-    der Fall, vor allem in Gebieten, wo wenig
                                gemerkt. Irgendwann im Sommerlager             der Lebensrealität junger Menschen.            so sich viele junge Erwachsene von der         Studierende oder Schüler leben. Die heu-
                                habe ich mich gefragt, warum wir hier                                                         Kirche abwenden?                               tige Zeit zeigt des Weiteren, dass Mission
                                in jedem Jahr einen Gottesdienst feiern            Die Sinus-Jugendstudie (2016) hat be-                                                     angesagt ist. Nur so kann durch Gespräch
                                und warum dieser Gottesdienst mir so           stätigt, dass junge Menschen nach Spi-            Es besteht auch die Frage, ob das Pro-      und Glaubenserfahrung, vor allem durch
                                viel besser gefällt als der bei uns in der     ritualität und nach etwas sinngebendem         blem bei der Kirche selbst liegt. Meine        die Priester aber auch durch die Gemein-
                                Pfarrkirche.                                   suchen. Gleichzeitig hat die Studie auch       Erfahrungen haben mir gezeigt, dass dies       de, der Nächste zur Liebe Gottes finden
  Johannes Wilde (33) aus                                                                                                                                                                                                 Mika Baron, 19 Jahre,
                                                                               dargestellt, dass junge Menschen diese         nicht der Fall ist. Bereits Johannes Paul II   und eine Beziehung zu ihm aufbauen.
Münster ist Sozialpädagoge                                                                                                                                                                                                Finanzwirtschaftsstudent
      und seit vier Jahren
                                    Mittlerweile kenne ich die Antwort.        Dinge häufig nicht mehr in den großen          gibt durch seine „Theologie des Leibes“                                                     in Münster, gebürtig aus
     Diözesanvorsitzender       Der Gottesdienst hat in meiner Lebensre-       Religionen finden. Ich glaube auch, dass       den jungen Christen Antwort auf viele             Abschließend lässt sich sagen, dass die   Frankfurt am Main
 beim Bund der Deutschen        alität stattgefunden. Wir haben Lieder ge-     junge Menschen der Kirche in morali-           Fragen und einen klaren Weg, die Liebe         katholische Kirche auf einem guten Weg
      katholischen Jugend       sungen, die ich toll fand, Texte gehört, die   schen Fragen generell nicht mehr zuhö-         Gottes zu finden. Franziskus predigt die       zur Weltkirche ist. Er bedarf jedoch der     Meine Beziehung zu Gott
                   (BDKJ).      ich verstanden habe, und dabei gemein-         ren können, wenn sie in moralisch für          Weltkirche. Christen sollen sich auf den       Mitwirkung der gesamten Christenheit,        wurde durch Beten und
                                sam am Lagerfeuer gesessen. Auch sonst                                                        Weg machen und Missionare werden. Be-          die am Willen Gottes festhalten muss und     Gemeinschaft in der KHG
                                                                               sie so relevanten Themen wie der Sexual-
                                                                                                                                                                                                                          Darmstadt maßgeblich
                                wurden mir bei den Pfadfinder*innen            moral so weit von ihrer Realität entfernt      sonders die Jugend. Deswegen setzt sich        daran wachsen kann. Das internationale
                                                                                                                                                                                                                          geprägt und gestärkt.
                                im Alltag christliche Werte vermittelt.        antwortet.                                     Franziskus auch für uns ein, zum Beispiel      Wirken der Kirche, sowie die Teilnahme       Die katholischen Werte
                                Wir haben Gemeinschaft gelebt, haben                                                          auf dem Weltjugendtag. Er sucht die            der Bischöfe bei Jugendtreffen sind der      habe ich während meiner
                                uns über Aktionen für die Schwächeren              Wenn ich gefragt werde „ob Kirche          Nähe zu uns und unseren Gedanken, wie          Beweis, dass Kirche Jugend kann. Es gibt     Kindheit bereits durch
                                in der Gemeinde eingesetzt und uns ge-         Jugend kann?“ müsste man in meinen             wir Glauben und Kirche erleben.                Verbesserungsbedarf, jedoch sollten wir      meine Eltern vermittelt
                                sellschaftlich eingemischt. Also all das       Augen erstmal definieren, wer oder was                                                        wie in Jeremia 17,7 auf den HERRN Ver-       bekommen.
                                gemacht, was eine Gemeinde sonst auch          alles „Kirche“ ist. Ich kann sagen, dass Ju-      Spürbar wird das auch kommunal, in          trauen, er führt uns auf seinem Weg. ■
                                macht.                                         gendverbände, wie die Pfadfinder*innen         katholischen Hochschulgemeinden oder
                                                                               in meinen Augen der beste Ort in Kirche        geistlichen Treffen. Auch in den Vorbe-                                      Mika Baron
                                   Unser üblicher Gottesdienst in der          sind, an dem junge Menschen aufwach-
                                Pfarrei fand oft viel zu früh am Morgen        sen können. Die Amtskirche müsste sich
                                statt, gesprochen und gesungen wurde in        in meinen Augen in einigen elementaren
                                einer Sprache, die ich nicht spreche. Ich      Punkten weiter entwickeln, um „Jugend
                                verstehe bis heute nicht, wem das helfen       zu können“. ■
                                                                                                           Johannes Wilde

                                                                                                                              „Wie können wir diesen Kindern und Jugendlichen Christus verkünden?
                „Die Kirche ist jung. Das sieht man besonders gut auf dem                                                                        Wie einer Generation im Wandel? Wir müssen dabei sehr aufpassen,
                          Weltjugendtag. Der Herr lasse uns alle im Herzen immer jung bleiben.“                                       dass wir ihnen nicht eine ‚Impfung gegen den Glauben‘ verpassen!“
                             Papst Franziskus (* 1936) Via Twitter am 23.07.2013                                              Papst Franziskus (* 1936) bei einer Begegnung mit Ordensleuten
                                                                                                                              während der 82. Generalversammlung der Generaloberen,
                                                                                                                              Ende November 2013 im Vatikan
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Jugend - DAS MAGAZIN DER KATH. PFARREI ST. LIUDGER MÜNSTER-WEST - St. Liudger in Münster
Kann Kirche Jugend?
                          Tobias Deusch, Lehrer an der Friedensschule
                                                                                                                        An „unserer“ bischöflichen Friedens-        So wollen auch immer wieder Leh-
                                                                                                                    schule versuche ich, die Jugendlichen mit   rerinnen und Lehrer, Sozialarbeiter und
                              Die aktuelle Shell Jugendstudie vom      Kirche werden sie allerdings eher selten     ihren Fragen, Sorgen und Sehnsüchten,       Seelsorger gemeinsam und mit entspre-
                          Oktober diesen Jahres stellt fest, dass      fündig. Langweilig, skandalbehaftet, le-     mit ihrer individuellen Suche ernst zu      chender christlicher Grundhaltung dazu
                          sowohl für katholische als auch evan-        bensfremd und unerheblich nehmen viele       nehmen und auch zu hören, was sie be-       beitragen, dass sich an der Friedensschule
                          gelische Jugendliche der Glaube in den       Jugendliche die Kirche wahr. Gibt es, die    wegt. Leben und Glauben miteinander in      für jede und jeden Leben in seinen un-
                          letzten knapp 20 Jahren erheblich an         Lebenswelt der Jugendlichen berücksich-      Verbindung zu bringen, liegt mir am Her-    terschiedlichen Dimensionen entfalten
                          Bedeutung verloren hat. Nur für gut ein      tigt, für sie heute überhaupt noch Orte      zen. Den jeweiligen Menschen wahrneh-       kann – so, wie es unserem biblisch be-
                          Drittel der katholischen und knapp ein       des christlichen Glaubens? Wann und wo       men, Beziehungen schaffen und pflegen,      gründeten Glauben entspricht. Wir wol-
                          Viertel der evangelischen Jugendlichen       gibt es Berührungspunkte? Wann und           „Da-Sein“ im Alltag, in Freud und Leid,     len Begegnungsfelder schaffen, Sensibili-
                          ist der Glaube wichtig. Lediglich 18 % der   wo kann Kirche Jugend?                       ist für mich elementar. Vielleicht machen   tät für die Anliegen der jungen Menschen
                          katholischen und 13 % der evangelischen                                                   manche Jugendliche so auch eine gute Er-    zeigen und ganz einfach da sein für die
                          Jugendlichen beten mindestens einmal            Einen erheblichen Teil ihrer Lebens-      fahrung mit „jemandem von Kirche“.          Schülerinnen und Schüler.
                          pro Woche.                                   zeit verbringen die Jugendlichen in der
                                                                       Schule. Nachmittagsunterricht, Arbeits-         An der Friedensschule gibt es etliche        Wenn Kirche und Personen von Kir-
                             Was sagen diese Ergebnisse über           gemeinschaften, Förderangebote, offe-        Jugendliche, die „Kirche“ auch nur noch     che nicht realitätsfern, antiquiert und
       Pastoralreferent
                          unsere heutigen Jugendlichen aus? An-        ner Ganztag – von 8.00 bis 16.00 Uhr in      aus der Schule kennen, sie so aber ganz     rechthaberisch, so wie von Jugendlichen
 Tobias Deusch, Schul-
         seelsorger und
                          scheinend tun sich die Jugendlichen mit      der Schule, längst keine Seltenheit mehr.    ok finden. Möglichkeiten der Begegnung      oft wahrgenommen, sondern authen-
 Religionslehrer an der   Glaube und Glaubenspraktiken schwer.         Dies beeinträchtigt sicherlich so manche     und Besinnung, Gottesdienste und got-       tisch, offen und zugewandt Glaubens-
Friedensschule Münster    Dabei sind Jugendliche immer auf der         Freizeitaktivitäten, auch kirchlicher Art.   tesdienstliche Elemente mit offener und     und Lebensfragen ernst nehmen, dann
                          Suche. Dies waren sie schon immer und        Andererseits bietet es vielen Schulen die    zeitgemäßer musikalischer Gestaltung,       kann vielleicht auch Kirche Jugend. ■
                          werden es wohl auch immer sein. In der       Möglichkeit, Freiräume zu gestalten.         soziale und christliche Projekte, die be-
                                                                                                                    wegen und berühren, ein gemeinsames,                                   Tobias Deusch
                                                                                                                    die Lebenswelten der Jugendlichen be-
                                                                                                                    rücksichtigendes, Gebet – das sind Be-
                                                                                                                    rührungspunkte, die von den Jugendli-
                                                                                                                    chen mit Kirche in Verbindung gebracht
                                                                                                                    werden.

                                                                                                                         „Eine Kirche in Defensive, die die Demut verliert, das Zuhören aufgibt
                                                                                                                            und die sich nicht infrage stellen lässt, verliert die Jugendlichkeit
                                                                                                                           und verwandelt sich in ein Museum.“
                                                                                                                                        Papst Franziskus (* 1936) im seinem Apostolischen Schreiben
                                                                                                                                    „Christus vivit“ zur Jugendsynode 2018

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Jugend - DAS MAGAZIN DER KATH. PFARREI ST. LIUDGER MÜNSTER-WEST - St. Liudger in Münster
„Re-Launch“ in der
                                Jugendkirche effata [!]
                                                                                                                                                                  tigt sie? Gibt es in unserer Zeit noch die
                                                                                                                                                                  Sehnsucht, mit Glaube und Gott in Kon-
                                Was macht das Team von Hauptamtlichen einer                                                                                       takt zu kommen? Und wenn ja: in wel-
                                Jugendkirche, wenn es an einem neuen Konzept arbeitet?                                                                            cher Form?

                                                                                                                                                                     Klar, am Ende können wir nie alles
                                   „Was arbeitest du eigentlich den gan-         Aber auch die Jugend bewegt sich                                                 in den Blick bekommen, was die Jugend
                                zen Tag?“ Diese Frage ist mir in den          ständig: Neue Trends kommen auf, die                                                hier ausmacht, aber auch Ausschnitte
                                letzten Wochen immer wieder begegnet,         Lebenswirklichkeit verschiebt sich,                                                 helfen uns schon. „Die Welt ist Gottes
                                denn meine neue Stelle hat eine Beson-        unterschiedliche Werte gewinnen an                                                  voll“ hat der Jesuit Alfred Delp einmal
                                derheit: In großen Teilen arbeite ich gera-   Bedeutung … Im Laufe der Zeit ist der                                               gesagt. Das ist hier hautnah zu erleben.
                                de zusammen mit meinen Kolleg*innen           Wunsch gewachsen, noch einmal neu                                                   Gott begegnet uns mitten in dieser Welt.
                                an einem neuen Konzept für die Ju-            die Jugendlichen zu suchen, für die wir                                             Eine der schönsten Aufgaben ist es, ihn
                                gendkirche effata [!]. Diese gibt es seit     hier Kirche sein wollen. Mit ihnen wol-                                             aufzuspüren. In den Menschen, in ihrer
                                17 Jahren. Sie liegt mitten in der Stadt      len wir an einem neuen Konzept für die                                              Freude, aber auch in ihrer Traurigkeit
                                hinter dem Stadttheater. Gleich wenn          Jugendkirche schreiben. Dies war und ist                                            und ihrer Hoffnung. Schön ist es auch zu
                                man reinkommt, unterscheidet sie sich         in den nächsten Monaten unser Kernge-                                               merken, dass es viele Menschen in dieser
                                deutlich von anderen Kirchen: Die Pfei-       schäft. Wo bewegen sich Jugendliche ab                                              Stadt und in diesem Bistum gibt, die ein
                                ler sind mit LEDs beleuchtet, im Raum         14 Jahren hier in der Stadt und in unse-                                            echtes Interesse an Jugendlichen haben.
                                rund um den Altar stehen Sitzhocker           rem Bistum? Mit Hilfe des Zentrums für      sant. Es gibt mir und dem ganzen Team   Richtig so, würde ich sagen, denn als
             Franzis Niehoff    und Sitzsäcke. Je nach Thema sind die         Angewandte Pastoralforschung (ZAP) in       eine einmalige Chance zu erahnen: Was   Christin bin ich davon überzeugt, dass
   arbeitet seit August 2019
                                Wände von Jugendlichen unterschied-           Bochum gehen wir mit einem Team von         wollen Jugendliche heute? Möchten sie   auch Gott ein echtes Interesse an jedem
als Pastoralreferentin in der
     Jugendkirche effata [!]
                                lich gestaltet. Hier wurde in den letzten     Hauptamtlichen, die hier arbeiten, dieser   das, was wir vermuten? Was beschäf-     einzelnen Jugendlichen hat. ■
                                Jahren richtig was bewegt. Mit Hilfe von      Frage nach.                                                                                                   Franzis Niehoff
                                vielen Ehrenamtlichen hat die Jugend-
                                kirche viele verschiedene Angebote auf           Dabei bekommen wir die Möglich-
                                den Weg gebracht, die unter anderem           keit, ganz viele verschiedene Orte auf-
                                von Firmanden, von Schüler*innen und          zusuchen. Diese haben in der Regel
                                von einzelnen Gästen genutzt wurden.          nichts mit Kirche, aber immer etwas mit
                                                                              Jugendlichen zu tun. Wir kommen mit
                                                                              jungen Menschen in Kontakt und mit
                                                                              Menschen, die Angebote für sie schaffen.
                                                                              Das ist sehr spannend.

                                   Warum möchtest                                So habe ich beispielsweise schon mit
                                 Du Dich firmen lassen?                       einem Sozialarbeiter gesprochen, der in                   „Man muss jung sein, um grosse Dinge zu tun.“
                                                                              einem sehr großen Krankenhaus arbeitet                                Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832)
                           „Um die Geschichte der                             und mir von der Lebenswirklichkeit von
                                                                              kranken Jugendlichen erzählt hat. Einige
                            Religion näher kennen                             Tage später hatte ich ein Gespräch mit
                                  zu lernen.“                                 der Geschäftsführerin der Westfälisch
                                                                              Lippischen Landjugend. Die Liste der
                                          Maja                                Orte und Menschen, die wir besuchen
                                                                              wollen, ist lang. Jeder einzelne Besuch
                                                                              war bisher für mich wichtig und interes-

        14 | Lebendig                                                                                                                                                                                          Lebendig | 15
Jugend - DAS MAGAZIN DER KATH. PFARREI ST. LIUDGER MÜNSTER-WEST - St. Liudger in Münster
Pilgertour mit (Bischof) Heiner Wilmer
Als im April 2018 bekannt wurde, wer in meinem Heimatbistum Hildesheim zum nächsten Bi-                             Darüber, welche Glaubensthemen             guten Überblick über die verschiedensten Themenbereiche
schof geweiht wird, gab es natürlich erstmal viele Fragen. Pater Heiner Wilmer – wer ist das?                    wichtig sein sollen, über was er predigen     Glaube, Kirche und Bistum hat und sein Amt wirklich aus-
                                                                                                                 soll und über eine Bibelstelle konnte ich     füllen möchte, und als jemanden, der vor einer Antwort lie-
Was macht er gerade? Was hat er vorher gemacht? Was sind Meinungen und Einstellungen,                            mir gut Gedanken machen, aber mit den         ber zweimal nachdenkt, sich aber für keine Antwort zu scha-
die er vertritt?                                                                                                 Fragen, wie Bischof Heiner später leben,      de ist und mit dem man auch gut einen Witz machen kann.
                                                                                                                 beten oder predigen soll, war ich anfangs
   Einige dieser Fragen konnten schnell im Internet recher-        Kurze Zeit später erfuhr ich von un-          doch überfordert. Und so ging ich am             Nach der Pilgertour und der gemeinsamen Messe, in der
chiert werden. Pater Heiner Wilmer (Mitglied im Orden          serem Pfarrer Matthias Eggers, dass eine          26. August 2018 zwar mit ansteigender         Heiner Wilmer nochmal alle Anregungen zu seinen Fragen
der Herz-Jesu-Priester) ist auf einem Bauernhof im Ems-        dieser Pilgertouren durch unsere Pfarrei          Begeisterung zu der Pilgertour, hatte aber    übergeben wurden, gab es dann noch Abendessen vom Grill,
land aufgewachsen, hat katholische Religion, französische      St. Petrus (Wolfenbüttel) verlaufen sollte.       gleichzeitig noch einige Fragezeichen im      so dass der Tag gut ausklingen konnte und auch andere Ge-
Philologie und Geschichte studiert und war anschließend        Und so wurden arbeitsteilig eine Strecke          Kopf. Vor allem aber war ich gespannt         meindemitglieder noch mit dem zukünftigen Bischof reden
Lehrer im Oldenburger Land und in New York. Als er nach        ausgesucht, überlegt, welche Schriftstel-         auf den Menschen Heiner Wilmer, der           konnten.
Deutschland zurückkehrte, wurde er Schulleiter, bevor er       len geeignet sind, und dazu passende              uns begegnen würde.
zum Ordensoberen gewählt wurde und sich um Angelegen-          Impulse geschrieben. Als aus Hildesheim                                                            Gerade die eben beschriebene Bodenständigkeit und Au-
heiten seines Ordens rund um die Welt kümmerte.                die (Impuls-) Fragen/Anregungen für die               In Heiningen, wo die Pilgertour starte-   thentizität beim Pilgerweg haben in mir ein hoffnungsvolles
                                                               Gespräche mit Heiner Wilmer ankamen,              te, kam er in Hemd, Sportjacke und Trek-      Bild hinterlassen. Gleichzeitig blieb eine gewisse Skepsis,
   Aber Antworten auf die Fragen, wer er ist und welche        musste ich dann aber doch schlucken.              kingschuhen an und machte gleich einen        wie er sein Amt nun letztendlich ausfüllen würde. Waren die
Meinungen er vertritt, konnte man im Internet auf den ers-                                                       sympathischen Eindruck auf mich. Auf          Worte in Interviews und bei den Jugendlichen „nur“ Worte
ten Blick zunächst nicht finden.                                                                                 dem Weg hat sich dieser Eindruck dann         oder folgen – dann als Bischof – auch Taten?
                                                                 Die Fragen waren:                               noch gefestigt, als er wortwörtlich mit
   Wenig später erschienen dann die ersten Artikel und           ■   Mein Traum, wie Bischof Heiner              uns über Stock und Stein gegangen ist –          Bisher bin ich unglaublich froh, Heiner Wilmer als neuen
Interviews mit ihm und über ihn (katholisch.de, Vatikan-             leben soll                                  über Wege, die irgendwann aufhörten,          Bischof in Hildesheim zu haben. Er hat in meinen Augen
news, Kirchenzeitung), die ein erstes Bild vermittelten. Da-                                                     Feldwege, die nicht gemäht waren, und         bereits in seinem ersten Jahr sehr viel für das Bistum getan,
bei überraschte mich besonders sein Vorhaben, vor seiner         ■   Meine Ideen, welche Glaubensthemen          Bahngleise, an denen noch an einer Säule      viele Gespräche geführt und gerade im Bereich der Aufar-
Bischofsweihe sich mit Jugendlichen aus dem ganzen Bis-              Bischof Heiner in den Mittelpunkt stellen   nachgefragt werden musste, ob die Stre-       beitung von Missbrauchstaten einen großen Schritt getan.
tum auf den Weg zu machen und mit ihnen ins Gespräch zu              soll                                        cke frei ist. Beim Gespräch mit ihm habe      Ich wünsche mir sehr, dass er sich auch weiterhin diese Bo-
kommen. Noch vor seiner Weihe – ins Gespräch kommen              ■   Mein Ratschlag, wie Bischof Heiner          ich ihn darüber hinaus als sehr kompe-        denständigkeit und den Willen, auch schwierige Themen
– mit Jugendlichen – und nicht vorrangig mit Amtsträgern             beten soll                                  tent, dabei aber gleichzeitig bodenständig    anzugehen, beibehält. ■
und Kirchenvorständen – das ist wirklich ein Zeichen und         ■   Meine Wünsche, wie und worüber              wahrgenommen, als jemanden, der einen                                                          Niklas Grein
bei weitem keine Selbstverständlichkeit.                             Bischof Heiner predigen soll
   Und doch geht dieser Idee eine lange                          ■   Meine Bibelstelle, die ich Bischof Heiner
Tradition voraus. Bereits in der Bene-                               mit auf den Weg geben möchte
diktsregel steht, dass der Abt vor je-
der wichtigen Entscheidung auch
die Jüngsten aus dem Kloster zu
Rate ziehen soll. Und so erklärt
auch Pater Wilmer, dass die
Jugend seine Exerzitienmeis-
ter sein sollen, bevor es dann
„ernst“ wird.

16 | Lebendig                                                                                                                                                                                                    Lebendig | 17
Jugend - DAS MAGAZIN DER KATH. PFARREI ST. LIUDGER MÜNSTER-WEST - St. Liudger in Münster
MEHR                „Jugendgebetskreis“. Als Franziskus von Boeselager mich vor zweieinhalb
                                                                                                          Heyy ich bin’s:
                                                                                                          @hxnxh.9000,
                                                                                                          ihr könnt gerne
   Jugend
gebetskreis
                    Jahren zum MEHR eingeladen hat, war ich von dem Wort erstmal etwas
                    abgeschreckt. Ich verbringe meine Mittwochabende eigentlich anders als drei           auf insta vorbei-
                    Stunden Rosenkranz betend. Aber ich habe meine Schwester mitgenommen,
                    mir eine Entschuldigung zurechtgelegt, warum ich leider früher gehen muss             schauen, und ich
                    und bin dann doch bis zum Schluss geblieben.
                                                                                                          werde euch heute
                       Von diesem Abend bin ich mit drei
                    Erkenntnissen zurückgekommen. 1. Ich
                                                               beschäftigen oder die wir nicht verste-
                                                               hen. So haben wir u.a. schon über das      sagen was ich
                    bin nicht verrückt, es gibt auch andere,
                    normale Jugendliche, die an Gott glau-
                                                               Frauenpriestertum, die Dreifaltigkeit
                                                               oder die Auferstehung gesprochen, aber     über das Thema
                    ben. 2. Diese Jugendlichen denken über     auch über Leid und die Theodizeefrage,
                    das Gleiche nach, haben die gleichen An-   Homosexualität in der Kirche, den Heili-   Freundschaft
                    liegen. 3. Wir haben keinen Rosenkranz     gen Geist und Berufung. Besonders inte-
                    gebetet.                                   ressant ist der Austausch, weil wir eine
                                                               sehr gemixte Gruppe aus immer etwas
                                                                                                          weiß!
                       Das MEHR ist also weniger ein Ge-       verschiedenen Menschen sind. So gibt es
                    bets-, als ein Gesprächskreis. Wir be-     Konservative, Liberale, Jugendliche mit       „Freundschaft bezeichnet ein auf ge-
                    ginnen unsere Treffen mit einer Viertel-   viel Glaubenserfahrung und mit wenig,      genseitiger Zuneigung beruhendes Ver-
                    stunde Lobpreis, begleitet von Ukulele     Protestanten und Katholiken.               hältnis von Menschen zueinander, das
                    oder Gitarre. Dann gibt es einen Impuls,                                              sich durch Sympathie und Vertrauen
                    über den wir später diskutierten und          Wenn wir den thematischen Teil ab-      auszeichnet.“*
                    uns austauschten. Die Themen, die wir      geschlossen haben, besorgen wir Pizza
                    behandeln, suchen wir uns aus, zur Zeit    und unterhalten uns über alles, was uns       Freundschaft ist für mich, wenn man
                    halten wir die Impulse selber. Wir reden   noch so interessiert.                      sich immer auf eine bestimmte Person
                    über ganz verschiedene Themen, die uns                                                verlassen kann, wenn man sich wohl
                    selbst betreffen,                            Wir treffen uns alle zwei Wochen um      und sicher fühlt, wenn die Person
                                                                 19 Uhr im Pfarrhaus in Roxel. ■          bei einem ist. Ein Freund ist jemand,
                                                                                                          dem man alles anvertrauen kann, zu
                                                                                 Franziska Griepentrog    dem man gehen kann, wenn es einem
                                                                                                          schlecht geht. Zusammen ist man ein
                                                                                                          gutes Team.
                                        Warum möchtest
                                      Du Dich firmen lassen?
                                                                                                             Freundschaft ist etwas Gutes, da es
                                                                                                          eine Person gibt, die einen schätzt und
                            „Um vom Alltag abzuschalten                                                   auch in schwierigen Situationen für
                          und mich mit mir zu beschäftigen.                                               einen da ist. Man sollte wissen,
                                                                                                          ob Freunde einen negativ oder
                           Um weiterhin von Gott gestärkt
                           zu werden und mich näher mit                                                                                    C
                             dem Glauben auseinander-
    18 | Lebendig                   zusetzen.“                                                            * Wikipedia-Artikel „Freundschaft“
                                                                                                                                                    Lebendig | 19
Warum möchtest
      Du Dich firmen lassen?

   „Ich möchte mich                        positiv beeinflus-       Friends“, die einem die Freundschaft nur
                                           sen. Ich selber fin-     vorgespielt haben. Du dachtest, dass du
  Gott näher fühlen.“                     de Freundschaften         ihnen Vertrauen kannst und ein Teil ih-
                Marta                    mit Jungs einfacher,       res Lebens bist, doch dann hintergehen
                                        da sie meistens nicht       sie dich und du merkst, dass du ihnen
                                      so zickig sind und un-        einfach egal geworden bist oder ihnen
                                    komplizierter sind als          noch nie was bedeutet hast. Diese Tage
                                 Mädchen. Natürlich habe ich        sind dann sehr grau, man ist einfach ent-
                           auch weibliche Freunde, diese sind       täuscht und verletzt. Man hat Angst, dass
                      mir sehr wichtig, trotzdem kann ich           man diese Person für immer verliert, und
                      meistens mit meinen Problemen besser          fragt sich, wem man überhaupt trauen
                      zu meinem weltallerbesten Freund ge-          kann.
                      hen als zu meiner besten Freundin, da er
                      mich besser versteht.                            Dann gibt es Tage, wo ich mit nor-
                                                                    malen Freunden besser klar komme und
                          Ich selbst habe einen bestimmten Jun-     diese mich besser verstehen als meine
                      gen kennengelernt, den ich nicht so lange     besten Freunde. Ich finde, Freundschaf-
                      kenne, aber, naja, er ist mir schon richtig   ten sind sehr kompliziert, weil die Freun-
                      wichtig geworden, er ist mein Crush. Ich      de nicht immer wissen, wie sehr man sie
                      bin einfach froh, dass ich ihn kennenge-      in seinem Leben braucht und wie sehr
                      lernt hab. Er ist so überfürsorglich. Er      man es schätzt, dass sie ein Teil des Le-
                      ist anders als die anderen Jungs. Ich ver-    bens sind. Natürlich streite ich mich auch
                      bringe gerne Zeit mit ihm, weshalb mein       manchmal mit meiner besten Freundin,
                      weltallerbester Freund denkt, dass er mir     aber ich werde ihr immer verzeihen, da
                      nicht mehr so viel bedeutet wie zuvor,        unsere Freundschaft schon über 10 Jahre
                      da ich jetzt mehr Zeit mit meinem Crush       geht und man die gemeinsam gesammel-
                      verbringe als mit ihm. Trotzdem weiß er,      ten Erinnerungen nicht wegschmeißen
                      dass er mir wichtig ist und dass ich ihn      kann. Ich werde sie immer in meinem
                      lieb habe. Wir wissen beide, dass der an-     Herzen haben. Sie ist einfach ein Teil
                      dere immer für einen da ist, egal ob in       von mir, weil ich sie brauche. Sie ist mit
                      guten oder schlechten Zeiten. Das macht       meinem weltallerbesten Freund einer der
                      unsere Freundschaft aus!! Wenn wir            wichtigsten Mensch auf dieser Welt. Wir
                      uns aber mal streiten sollten, hält dieser    haben schon viele schöne Tage erlebt.
                      Streit nicht lange an, da wir nicht lange
                      aufeinander böse sein können, denn wir           Allgemein finde ich, dass Freund-
                      können uns beide kein Leben ohne den          schaft etwas Schönes und Wichtiges im
                      anderen vorstellen.                           Leben ist. Es kommt nicht darauf an, wie     Sei mutig und stark! Geh ans Werk!
                                                                    viele Freunde man hat, Hauptsache man        Fürchte dich nicht und verzage nicht!
                         Auch ich habe schon Tage erlebt, wo        hat wenigstens eine Person, der man in       Denn der Herr wird mit dir sein!
                      ich mich mit meinen besten Freunden           jeder Lebenslage vertrauen kann. ■
                      gestritten habe, weil sie einen hinter-                                                              Das erste Buch der Chronik 28,20
                      gangen und das Vertrauen gebrochen              Für die Leute die mir folgen möchten:
                      haben, da sie mich angelogen haben.           Wir sehen uns auf Insta.
                      Auf der anderen Seite gibt es auch „Fake
                                                                                          Eure hxnxh.9000 ☺

20 | Lebendig                                                                                                                                                 Lebendig | 21
Er kommt mit seinem riesigen Hund. Einer Mischung aus Dogge und Bernhardi-
                                   ner. Ich warte auf ihn im Park, wo sich in Münster täglich Leute wie er treffen.
                                   „Sorry, ich hab Geburtstag gefeiert“ begrüßt er mich, mit seinem Frühstück
                                   in der Hand – einer Flasche Hansa-Pils, die ihm wahrscheinlich hilft, die gute
                                   Stimmung der Party in der vergangenen Nacht noch etwas zu verlängern …

                                       Marco* ist jung. Und trotzdem sagt         auf die Idee, einfach auszusteigen? Das
                                   er, dass die meisten seiner Freunde nicht      ungemütliche Leben auf der Straße der
                                   so alt geworden sind wie er. Viele sind        Lebensform „Frau, zwei Kinder, Hund
                                   an Organversagen gestorben. Marco lebt         und Garten“ vorzuziehen? Produziert
                                   auf der Straße. Oder besetzt mit seinen        unsere Gesellschaft mit ihrem immer hö-
                                   Kumpels Häuser, so lange bis sie verjagt       heren Tempo, mit ihren ausbeuterischen
                                                                                                                              Martin Sinnhuber,
                                   werden. Er ist 30 Jahre alt und hat Maler      Tendenzen, mit dem Zwang zur Selbst-        Jahrgang 1968,

      JUGENDLICHE,
                                   und Lackierer gelernt, aber die Ausbil-        darstellung bei jungen Menschen zuneh-      ist seit 20 Jahren Priester
                                   dung geschmissen. Mit 18 Jahren ist er         mend das Gefühl: Darauf hab‘ ich keinen     und seit September 2018
                                   von zuhause weg. Das Leben in der gut-         Bock mehr!? Was ist es, was einen Marco     als Seelsorger in der
                                   bürgerlichen Kleinstadt im Münsterland         leben lässt, frage ich mich? Was ist ihm    Pfarrei St. Liudger.
                                   hat ihn nur noch genervt. Seitdem ist          wichtig? Wovon träumt er?

      DIE AUF DER STRASSE LEBEN?   er ohne feste Bleibe, holt sich regelmä-

      IN MUNSTER?!
                                   ßig seine Tagessätze im HdW (Haus der             Plötzlich steht er auf, knibbelt einen
                                   Wohnungslosen) ab und verdient sich            Aufkleber von einer Laterne und klebt
                                   ein paar Euro mit Straßenkunst. Was er         ihn mir auf meine Brieftasche, die auf
                                   mich davon sehen lässt, ist wirklich be-       der Bank liegt. „Den hab ich mit ein paar
                                   eindruckend.                                   Freunden gegründet“ sagt er stolz mit
                                                                                  Blick auf den Aufkleber, den das Logo
                                      „Für Leute wie mich gibt es in Müns-        eines Vereins ziert. „Underdogs Müns-
                                   ter keine Wohnung. Wir sind der Boden-         ter e.V.“ steht da. Vor ein paar Jahren
                                   satz der Gesellschaft.“ Ist so ein typischer   war der Hund von einer Freundin von
                                   Marco-Satz. Oder: „Ich muss hassen!            Marco krank. Tierarztkosten lagen in
                                   Nazis, meine Erzeuger, die Kirche, die         unerreichbaren Höhen. So kamen sie
                                   kranke Gesellschaft, Gott!“ Ob ihn das         auf die Idee, Konzerte in der Baracke zu
                                   glücklich mache, frage ich. Oder ob er         organisieren, T-Shirts zu bedrucken, und
                                   nicht an irgendetwas glaube, wofür es          gründeten einen Verein, um ein bisschen
                                   sich zu leben lohnt. „Was ich glaube?!         Geld für die Behandlung des Hundes
                                   – Ein gutes Stück Fleisch gibt eine gute       aufzutreiben. Den Verein gibt es immer
                                   Suppe!“ lautet die ebenso schlichte wie        noch. Die Konzerte auch. Solidarität mit
                                   nachvollziehbare Antwort. Seine Oma            Freunden, mitfühlen können, die Sehn-
                                   sei eine „krass fromme Frau“ gewesen. Er       sucht, etwas Sinnvolles zu tun, scheint
                                   habe die Bibel gelesen, von der ersten bis     in uns Menschen tief verankert zu sein.
                                   zur letzten Seite, und wollte mit der alten    Auch wenn die Lebensumstände so
                                   Dame darüber diskutieren. „Da hatte sie        gar nicht danach aussehen.
                                   mich auf einmal nicht mehr so lieb.“
                                                                                     Und ich merke, dass mich
                                      Es ist nicht leicht, sich in die Le-        mit Marco doch einiges ver-
                                   benswelt von Marco reinzudenken.               bindet, obwohl unsere Leben
                                   Wie kommt ein junger Mann, der mit             so verschieden sind … ■
                                   Realschulabschluss und Fachoberschul-
                                   reife noch locker Bankkaufmann oder                     Martin Sinnhuber
                                   IT-Dienstleister hätte werden können,

                                                                                  * Name geändert
22 | Lebendig                                                                                                                       Lebendig | 23
Musik ist Jugend
                             Als wir bei unserem ersten Redaktionstreffen mit Jugendlichen aus dem Pau-
                             lushof in Mecklenbeck zusammenkamen, wollte ich von ihnen wissen, welches               Jede Zeit hat ihre Musik, jede Gene-            Industry (IFPI), das Nutzungsverhalten
                                                                                                                 ration hat ihre Helden. Und dabei fühlen            in den weltweit wichtigsten Recorded-
                             Titelmotiv sie am meisten anspricht. Dazu zeigte ich ihnen drei Motive zur          wir uns immer in unsere Jugend, in unse-            Märkten. In der aktuellen Studie von
                             Auswahl, denn wir in der Redaktion – die wir ja nicht mehr die Jüngsten sind        re „Sturm- und Drangzeit“ des Lebens zu-            20181 sind dafür Menschen in insgesamt
                             – sahen es als vermessen an zu glauben, wir wüssten, was Jugendliche heute          rück versetzt, wenn wir bestimmte Mu-               18 Ländern befragt worden.2 Die Stu-
                             am meisten anspricht.                                                               sik hören, mit der wir bestimmte, unsere            die macht deutlich, dass sich das Hör-
                                                                                                                 Biografie prägende Erlebnisse verbinden:            verhalten der Menschen zwischen 16
                                                                                                                 unsere erste Platte, unser erster Konzert-          und 24 Jahren weltweit pro Woche fast
                                 Eindeutig hatten sich die Jugend-     Musik noch von der Kassette abgespielt    besuch, vielleicht haben wir auch an „Ju-           ausschließlich auf Audio-Streaming be-
                             lichen für das Motiv mit den AirPods      wurde und durch mehr oder weniger         gend musiziert“ teilgenommen oder im                schränkt. Die Jugend von heute hört ihre
                             ausgesprochen. Die Jugendlichen konn-     funktionierende Kabel in unsere Ohren     Jugendorchester mitgespielt bzw. im Ju-             Musik zu fast 70 % neben Radio (15 %)
                             ten mit diesem Motiv sofort etwas an-     gelangte, so war es damals doch eine      gendchor mitgesungen. Musik begleitet               über die verschiedenen Streaming-Plat-
  Philipp von Ketteler, 52   fangen. Damit waren der Skateboard-       Revolution im Musikhören – Musik für      uns durchs Leben, besonders in den jun-             formen oder über YouTube. Nur noch 14 %
Jahre und selbstständiger    fahrer sowie das Smartphone aus dem       unterwegs, ohne ein Auto zu haben, das    gen Jahren. Musik erinnert uns sogar an             dieser Altersgruppe hören Musik über
   Grafik-Designer, hört     Rennen. AirPods machen das Musikhö-       war neu.                                  unsere erste Liebe, unsere erste Verabre-           gekaufte Tonträger. Die Studie stellt aber
    Musik noch über CD.      ren (und Telefonieren) kabellos und da-                                             dung; das Lied, zu dem wir dann getanzt             auch fest, dass mit zunehmendem Al-
                             mit ganz einfach. Nicht nur die Jugend-      Noch heute erinnere ich mich daher     haben, vergessen wir nie, und wenn wir              ter die Zahl der Nutzer von Streaming-
                             lichen machen sich täglich mit AirPods    an die Musik auf diesen Kassetten, die    diese Musik wieder mal im Radio hören,              Angeboten deutlich abnimmt. Wenn Ihr
                             oder auch EarPods auf den Weg z.B.        wir mühsam aus dem Radio aufgenom-        dann denken wir unweigerlich an diese               Jugendliche dann also 50, 60 oder 70 Jah-
                             zur Schule, auch die jung gebliebenen     men und nach Wunsch auf einer Kasset-     Erlebnisse zurück.                                  re alt seid und Musik in erster Linie nur
                             Erwachsenen nutzen AirPods bei allen      te zusammengestellt hatten. Und als ich                                                       im Radio hört (nach dem „Music Consu-
                             Gelegenheiten, wenn sie unter-                     neulich Steffi Neu im WDR 2         Laut dem Bundesverband der Mu-                   mer Insight Report“1 60 %) oder vielleicht
                             wegs oder beim Sport sind.                              nach dem Titel „Don’t       sikindustrie (BVMI) verändert sich die              noch über CD (22 %), dann werdet auch
                             AirPods sind cool, und da                                 lose my number“ von       Musiknutzung rasant. Die jungen Men-                Ihr Euch wieder jung fühlen, wenn Ihr
                             Jugend nicht nur Musik                                      Phil Collins sagen      schen streamen Musik und kaufen immer               einen Song aus Eurer Zeit hört und Euch
                             ist, sondern Musik auch                                      hörte: „Musik ist      weniger CDs. Einmal im Jahr untersucht              an Eure Jugend erinnert – wie ich heute. ■
                             Jugend, passt das gut                                        Jugend“, dachte ich    der Dachverband des BVMI, die „Inter-
                             zusammen. Es gibt                                                an diese Songs     national Federation of the Phonographic                                       Philipp von Ketteler
                             mittlerweile    kaum                                               auf den Kas-
                             noch jemanden, der                                                 setten meiner
                             kein Bluetooth-fähiges                                             eigenen Walk-
                             Smartphone hat – dann                                              man-Zeit.
                             steht dem unbegrenzten                                                              Quelle: https://www.musikindustrie.de/markt-bestseller/musikindustrie-in-zahlen/musiknutzung
                             Musikhören mit AirPods                                                              1
                                                                                                                    Music Consumer Insight Report 2018, London, IFPI
                             nichts mehr im Wege.                                                                   (durchgeführt von AudienceNet im Auftrag der IFPI)
                                                                                                                 1
                                                                                                                    Ebd. Die Untersuchung wurde innerhalb einer demografisch repräsentativen Stichprobe der
                                Als vor 40 Jahren der                                                               Onlinebevölkerung zwischen 16 und 64 Jahren in den folgenden 18 Ländern durchgeführt:
                                                                                                                    Argentinien, Australien, Brasilien, Deutschland, Frankreich, Italien, Japan, Kanada, Mexiko,
                             „Walkman“ von Sony auf                                                                 Niederlande, Polen, Russland, Schweden, Spanien, Südafrika, Südkorea, UK und USA. Für jedes
                             den Markt kam, erleb-                                                                  Land wurde eine jeweils repräsentative Quotenstichprobe von 1.000 bis 2.000 Befragten in Über-
                             te ich einen ähn-                                                                      einstimmung mit der jeweiligen Größe der Onlinebevölkerung und der demografischen Struktur
                             lichen   Hype.                                                                         entsprechend dem jüngsten Zensus zusammengestellt.
                             Auch wenn die

       24 | Lebendig                                                                                                                                                                                                  Lebendig | 25
Poetry-Slam
                               Hallo. Guten Tag. Ich weiß schon, was ihr denkt,
                               Wieder so ein Irrer, der euch flüsternd seine Meinung nennt.
                               Aber falsch gedacht!
                               Ich flüstere nicht nur, ich hab das Megaphon direkt mitgebracht.
                               Also Klappe zu und Lauscher auf,
                               Ansonsten stehe ich hier ganz schnell auf.
                               Aber bevor wir hier anfangen, will ich klarstellen,
                               Ich bin kein Nazi, der nachts die Straßen erhellt,
                               Kein Problemkind, das mit Papas dickem Benz zu den Freitagsdemos fährt.
                               Kein Öko-Futzie, der sich nur noch vegan ernährt.
                               Ich bin kein Heiliger, der ständig zu Gott betet,
                               Aber ich weiß, wo Gottes Toleranz endet.                                                                                                                               Warum möchtest
                                                                                                                                                                                                  Du Dich firmen lassen?
Julian Kühne, 16 Jahre alt,
   Schüler des Gymnasium       Wo wir gerade von Gott sprechen,                                                                                                                    „Ich möchte zur Firmung
                               Ich glaube, er will sich an uns allen rächen.
 Johanneum in Ostbevern.
   Julian wohnt in Katten-     Sonst wäre diese Welt nicht so inkompetent,
                                                                                                                                                                                   gehen, weil ich hier neue
 venne, ist in der SV seiner
 Schule tätig sowie bei der
                               Sondern alle wären wenigstens etwas eloquent.                                                                                                  Leute kennenlernen kann und
                               Vom Klimawandel fang ich gar nicht erst an,
    Freiwilligen Feuerwehr.
                               Ansonsten dauert das hier mehrere Stunden lang.                                                                                                  hier in einer netten Gemein-
     Ein weiteres Hobby ist
           Handballspielen.    Doch so wie wir uns gerade alle verhalten,                                                                                                      schaft bin. Außerdem denke
                               Wird sich unsere Erde nicht lange halten.
                               Der Traum von einer heilen Welt und Kinderlachen,                                                                                              ich, dass mir auch besonders
                               Zerplatzt, wie alle morgens beim Aufwachen.                                                                                                         die Firmvorbereitung viel
                               Doch macht euch keine Sorgen, lasst es einfach sein,
                               Denn bevor die Erde untergeht, werden wir alle schon lange tot sein.                                                                              Spaß machen wird, die ich
                                                                                                                                                                                    zusammen mit Freunden
                               Sein lassen, Passivität, ein gutes Synonym für unsere Politik.                     Versteht mich nicht falsch, ich will niemanden angreifen,                          mache.“
                               Politik, ein Wort, bei dem ich schon beim Hör’n das Kotzen krieg.                  Doch manchmal muss man aufstehen, damit andere begreifen.
                               Zwei Monate den Kopf zerbrechen, ob Kinder freitags die Schule schwänzen,          Ich meine auch nicht, dass ich es besser kann,
                                                                                                                                                                                                                        Ida
                               Anstatt sich um den Frieden zu kümmern oder ein Europa ohne Grenzen.               Doch freie Meinung ist für jedermann.
                               Nein, lieber: Waffen exportieren, in Kriegsgebiete,                                Naja, zumindest für die meisten,
                               Mauern hochziehen und Immigration verbieten,                                       Ok. Na gut. Nur für die Reichen.
                               Wahlen manipulieren als diplomatischer Schachzug,                                  Die anderen müssen aufpassen, was sie sagen,
                               Die Demokratie verlieren, weil man nach dem Matt sucht.                            Ansonsten müssen sie sich selbst zur Hinrichtung tragen.
                               Auf Atomköpfen sitzen und den Macker spielen,                                      Hey! Habt ihr noch nichts von Menschenrechten gehört,
                               Und gar nicht kapieren, dass die Leute aus der Heimat fliehen.                     Ach ne, die wurden ja schon längst zerstört.
                               Regierungen und Senate sind das, wo die Leute Macht haben,                         Von denen, die sie schützen sollten,
                               Nicht zu verwechseln mit den Sanatorien, wo die Leute einen an der Waffel haben.   Und von denen, die sie haben wollten.

                                                                                                                                                                              Julian Kühne (Q1)

       26 | Lebendig                                                                                                                                                                                    Lebendig | 27
Wenn Du Dich mal verliebst ...
                                                                                     Überwältigt von den Anstrengungen des raschen körperlichen Wachstums scheint
                                                                                     es Dir plötzlich, kilometerlange Beine zu haben, schlacksige Arme und eine seltsam
                Noch bevor Albino Luciani im Jahre 1978 als Nachfolger               veränderte, krächzende Stimme. Übermächtig spürst Du den Drang, Dein Ich zu be-
                von Paul VI. zum Papst gewählt wurde und als Johannes Paul I. in     stätigen: auf der einen Seite wirst Du zur familiären und zur schulischen Umgebung
                die Geschichte einging, da er dieses Amt nur 33 Tage lang inne-      in Gegensatz geraten; auf der anderen Seite läufst Du mit fliegenden Fahnen in die
                                                                                     Gemeinschaft von Cliquen. Einerseits verlangst Du nach Unabhängigkeit von der Fa-
                hatte, bevor er am 28. September 1978 plötzlich starb, schreibt
                                                                                     milie; andererseits sehnst Du Dich danach, von den Gleichaltrigen angenommen und
                er als Patriarch von Venedig – ursprünglich für das jeden Monat      abhängig zu sein. ...
                erscheinende Pfarrblatt „Messaggero die S. Antonio“ – mehrere
                persönliche Briefe an seine „Freunde“. Neben Charles Dickens         Du hast Angst, Dich von den anderen zu unterscheiden! Wo Deine Clique hingeht,
                (1812–1870), Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832), Kai-            dort willst auch Du hin. Wo Deine Clique bleibt, da willst auch Du bleiben. Die Späße,
                                                                                     die Redensarten, die Hobbys der anderen machst Du zu den Deinen. So wie sie sich
                serin Maria Theresia von Österreich und Ungarn (1717–1780)           kleiden, kleidest auch Du Dich: einen Monat lang laufen die Jungen mit Pullover und
                schreibt Luciani auch an Jesus und sogar an Pinocchio, dem er        Blue Jeans herum; einen Monat später tragen sie Lederjacken, bunte Hosen, weiße
                auf diese Weise Ratschläge für dessen Leben als Bub und junger       Schnürsenkel in schwarzen Schuhen. Ihr lehnt es ab, Euch an gewisse Dinge anzupas-
                Mann gibt, besonders für die Zeit, wenn er in das sogenannte         sen, bei anderen seid Ihr, ohne es zu merken, völlige Konformisten. Auch die Laune
                                                                                     ist sehr wechselhaft! Heute fröhlich und sanft wie Du mit 10 Jahren warst; morgen
                „schwierige“ Alter kommt oder schon drin ist, das von 13 bis 16
                                                                                     mürrisch wie ein 60jähriger Griesgram. Heute willst Du Flieger werden, morgen bist
                Jahren geht und Pinocchio jetzt bevorsteht. So ist es ein Brief an   Du entschlossen, als Schauspieler Dein Geld zu verdienen. Heute draufgängerisch und
                alle Kinder, die auf dem Sprung zum Teenager sind, geworden.         unbefangen, morgen schüchtern und fast voll ängstlicher Unruhe. Wie viel Geduld und
                                                                                     Nachsicht, wie viel Liebe und Verständnis wird Meister Geppetto für Dich aufbringen
                                                                                     müssen!
                                                                                     Mehr noch: Du wirst Dich selbst beobachten, die Welt in Deinem Inneren betrachten
                                                                      Juni 1972      und viele neue Dinge entdecken: Du wirst melancholisch werden, mit offenen Augen

Lieber Pinocchio!
                                                                                     träumen, Dein Gemüt wird wach, aber auch die Sentimentalität. Und es kann sein, daß
                                                                                     Du Dich schon mit 14 Jahren „verknallst“. ...

                                                                                                    Man kann nicht von heute auf morgen vom völligen Gehorchen eines
                                                                                                           Kindes übergehen zur vollen Selbständigkeit des Erwach-
... Du wirst es selbst erleben: Dieses Alter                                                                         senen. Auch kann man heute nicht überall
                                                                                                                              dieselben harten Methoden anwen-

ist „schwierig“, sowohl für Dich, als auch für
Deine Erzieher. Du bist kein Kind mehr und                                           den, wie früher. Je älter Du wirst, desto

verachtest den Umgang, die Lektüre und die                                           stärker wird in Dir, Pinocchio, der Wunsch nach
                                                                                     Selbständigkeit. Das ist gut so, laß nur in Dir ... das volle
                                                                                     Bewußtsein Deiner Rechte und Pflichten wachsen; auch das Ver-
Spiele der Kleinen; Du bist aber auch noch                                           antwortungsgefühl, damit Du die ersehnte Selbständigkeit gut nützen
                                                                                     kannst, muß wachsen.

kein Mann und fühlst Dich von den Erwach-                                            Auf dem Weg zur Selbständigkeit wirst Du, lieber Pinocchio, wie
                                                                                     fast alle Jugendlichen zwischen 17 und 20 Jahren, vielleicht auf
                                                                                                                                                                                     C
senen unverstanden, ja fast zurückgestoßen.
28 | Lebendig                                                                                                                                                                 Lebendig | 29
ein hartes Riff stoßen: das Problem des Glaubens. Es werden Dir in der Schule, in der        Es zahlt sich aus, Opfer zu bringen und von Personen, Plätzen und Vergnügungen fern-
                       Fabrik, im Kino usw. Einwände gegen die Religion begegnen. Wenn Dein Glaube ein              zubleiben, die zum Schlechten verführen können. „Habt Ihr denn kein Vertrauen zu
                       Berg von gutem Getreide ist, wird sich ein Heer von Mäusen darauf stürzen. Wenn er           mir?“, fragst Du jetzt. „Sicher haben wir Vertrauen, es bedeutet doch kein Mißtrauen,
                       ein Anzug ist, werden hundert Hände versuchen, ihn Dir auszuziehen. Wenn er ein              wenn man daran erinnert, dass jeder von uns Versuchungen ausgesetzt ist; die Liebe
                       Haus ist, wird es die Spitzhacke Stück für Stück abreißen wollen. Du wirst Dich vertei-      will Dir wenigstens die unnötigen Versuchungen aus dem Weg räumen!
                       digen müssen: heute behältst Du vom Glauben nur das, was Du verteidigst.                     Denk an die Autofahrer: sie begegnen der Polizei, sie stoßen auf Ampeln, Straßenmar-
                       Auf viele Einwände gibt es eine überzeugende Antwort. Auf andere hat man noch                kierungen, Einbahnstraßen, Halteverbotsschilder, alles lästig scheinende Dinge, die auf
                       keine ausreichende Antwort gefunden. Was also tun? Wirf den Glauben nicht weg!               den ersten Blick den Eindruck erwecken, zum Nachteil des Autofahrers zu sein. Dabei
                       „Zehntausend Schwierigkeiten – sagte Newman – bilden noch keinen Zweifel.“ Und               sind sie nur zu seinem Vorteil, weil sie ihm helfen, sicherer und angenehmer zu fah-
                       dann denk an zwei Dinge.                                                                     ren!“
                       Erstens: Man muß vor jeder Gewißheit Achtung haben, auch wenn es nicht die mathe-            Wenn Du eines Tages eine Verlobte haben solltest ..., dann achte sie! Verteidige sie ge-
                       matisch abgesicherte Gewißheit ist. Daß Napoleon, Cäsar, Karl der Große gelebt haben,        gen Dich selbst! Du verlangst, daß sie rein bleibt für Dich, das ist richtig, aber Du mußt
                       ist nicht so gewiß, wie 2 + 2 = 4. Aber es ist von einer menschlichen, geschichtlichen       das gleiche für sie tun. Höre nicht auf gewisse Freunde, die sich ihrer „Heldentaten“
                       Gewissheit. Auf die gleiche Weise ist es gewiß, daß Christus gelebt hat, daß die Apostel     rühmen und sich wegen ihrer Frauenabenteuer interessant vorkommen. Interessant
                       sahen, daß er starb und dass er auferstand.                                                  und stark ist der Mann, der sich selbst erobert hat und zu der Jugend gehören will,
                       Zweitens: Dem Menschen wohnt ein Sinn für das Geheimnis inne. Pascal sagte: „Von             die sich in der Hand hat. Solange man verlobt ist, muß die Liebe vor allem in ihrer
                       nichts wissen wir alles.“ Ich weiß viel über mich, aber nicht alles; ich weiß nicht genau,   geistigen Dimension vertieft werden, was sich sehr wohl auch durch Zärtlichkeiten
                       was mein Leben eigentlich ist, meine Intelligenz, der Grad meiner Gesundheit, usw.;          ausdrücken kann, aber verantwortungsvoll, ohne die Würde zu verletzen. ...
                       wie kann ich da verlangen, alles von Gott zu verstehen und zu wissen.
                       Am häufigsten wirst Du Einwände gegen die Kirche vernehmen. Vielleicht kann Dir
                       eine Episode helfen, die Pitigilli erzählt. Im Hyde Park in London spricht ein Prediger
                       unter freiem Himmel, wird aber immer wieder von einem schmutzigen und unfrisier-               „Interessant und stark ist der Mann, der sich selbst erobert hat
                       ten Kerl unterbrochen. – „Seit 2000 Jahren gibt es die Kirche“, – schimpft der Kerl los
                       – „und die Welt ist noch immer voll von Dieben, Ehebrechern und Mördern!“                      und zu der Jugend gehören will, die sich in der Hand hat.“
                          „Ihr habt recht“, gab ihm der Prediger zur Antwort, „seit zwei Millionen von Jahr-
                                hunderten gibt es das Wasser auf der Erde, und schauen Sie, in welchem Zu-
                                     stand sich Ihr Kragen befindet!“ Anders gesagt: Es hat schlechte Päpste
                                        gegeben, schlechte Priester, schlechte Katholiken. Aber was bedeutet
Warum möchtest                             das? Daß das Evangelium gelebt wurde? Nein, im Gegenteil, in eben        Normalerweise hat das Mädchen auf dem sexuellen Gebiet eine größere Selbstbeherr-
                                             diesen Fällen ist das Evangelium nicht gelebt worden!                  schung als der Junge. Wenn der Mann körperlich stärker ist, so ist es die Frau geistig:
Du Dich firmen lassen?
                                               Mein lieber Pinocchio, über die Jugendlichen gibt es zwei ganz       Es scheint sogar, daß Gott das Gutsein des Mannes von dem der Frau abhängig sein
„Ich möchte dem Glau-                           berühmte Aussprüche. Den ersten, von Lacordaire, lege ich Dir
                                                 ans Herz: „Habt eine Meinung und setzt sie durch!“ Der andere
                                                                                                                    läßt. Morgen wird auch von dir die Haltung des Mannes und der Kinder abhängen,
                                                                                                                    heute ist es die deiner Freundinnen und deines Freundes. Deshalb musst Du gesunden
ben näher kommen, da                             ist von Clemençeau und überhaupt nicht empfehlenswert: „Er         Menschenverstand für zwei haben und fähig sein, bei gewissen Dingen nein zu sagen,
                                                  hat keine Ideen, dafür verteidigt er sie glühend!“ ...            auch wenn scheinbar alles einlädt, ja zu sagen. ...
ich das Gefühl hatte,
mich in den letzten                             Du verstehst, was ich meine: Probleme der Liebe und der             Als Kind hast Du die Fee neben Dir gehabt, meist als Schwester, dann als Mutter. Als
                                               Freundschaft, auf die auch Du Dich vorbereiten mußt, lieber          junger Mann kannst Du keine andere Fee neben Dir haben, als eine Freundin oder
Jahren zu wenig damit                         Pinocchio.                                                            Braut. Außer, Du gehst ins Kloster! Aber dazu scheinst Du mir nicht berufen! ■
beschäftigt zu haben.“                        Auf diesem Gebiet gibt es Leute, die heutzutage eine extrem
                                            freizügige Moral vorschlagen. Man muß zugeben, daß man in
Hannah                                    der Vergangenheit in einigen Punkten zu engherzig war, trotzdem
                                        dürfen die Jugendlichen diese freizügige Moral nicht annehmen. Ihre
                                     Liebe muß groß geschrieben werden, schön wie eine Blume, wertvoll              Aus: Ihr ergebener Albino Luciani. Briefe an Persönlichkeiten / Johannes Paul I.. 9. Auflage.,
                                  wie ein Edelstein und nicht gemein wie ein billiges Stück Glas.                   © München; Zürich, Wien: Verlag Neue Stadt, 1997, S. 77 ff. (Auszüge).

    30 | Lebendig                                                                                                                                                                                                    Lebendig | 31
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