Aus. Fertig. Amen 111 911 - Kirchenbote SG
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11 1 9 DER EVANGELISCH-REFORMIERTEN KIRCHE DES KANTONS ST. GALLEN www.kirchenbote-sg.ch Aus. Fertig. Amen. SEITE 6 SEITE 15 SEITE 16 Hoffen Kremieren Schmuggeln ÜBER DAS STERBEN UND DEN TOD IM ANGESICHT DES TODES IN WÜRDE UND RESPEKT IM KONFSPRUCH
EDITORIAL IM ANFANG Trost Liebe Leserin, lieber Leser Alles ist vergebens Das biblische Buch Kohelet behandelt grundsätzliche Fragen des Lebens «Was ist dein einziger Trost im Leben Text: Käthi Meier-Schwob, Pfarrerin, Goldach | Foto: Pixabay und im Sterben?» – so beginnt der Hei- delberger Katechismus, das berühmte «Ich betrachtete alle Werke, die unter der GENIESSE DAS LEBEN reformierte Bekenntnis aus dem Jahr Sonne vollbracht wurden, und siehe, alles «Auf, iss dein Brot mit Freude, und trink dei- 1563. Mich beeindruckt, wie direkt er war nichtig und ein Greifen nach Wind.» nen Wein mit frohem Herzen; denn längst hat zur Sache kommt. Das Leben ist kein (Kohelet 1,14) Gott dieses Tun gebilligt» (Koh 9,7). Der Ver- Zuckerschlecken. Sterben müssen alle. fasser des Buches Kohelet ermutigt uns da- Im Ernst – steht das wirklich so in der Bibel? zu, nichts aufzuschieben, sondern die Arbeit Wo ist da Trost? Das klingt nach einer Krise, wie sie viele ken- zu verrichten und das Gute zu geniessen, das nen: Was ist sinnvoll? Wo finde ich Halt? Gott uns schenkt. Allen Fragen, allen Zwei- Ich weiss nicht, was das Thema bei Wenn das Kosten-Nutzen-Denken ins Absur- feln, aller Ratlosigkeit zum Trotz. Ihnen auslöst. Mir jedenfalls fällt der de gesteigert wird. Wenn Gewalt nicht auf- Gedanke an den Tod nicht leicht. Ja, hört. Wenn der Klimakollaps droht. Kann ich «ALLES HAT SEINE ZEIT» Sterben macht mir Angst. Denn ich als Einzelne etwas bewirken oder ist mein Dieses Sprichwort stammt ebenfalls aus dem habe das Leben so lieb gewonnen, dass Einsatz vergebliche Mühe, ein «Greifen nach Buch Kohelet. «Eine Zeit für die Klage und mich sein absehbares Ende traurig Wind»? eine Zeit für den Tanz, eine Zeit zum Schwei- macht: Die guten Freunde, Zelten in der Das Buch Kohelet, auch «Prediger» genannt, gen und eine Zeit zum Reden.» Das hat etwas Natur, ein gepflegter Fussballmatch, ein ist das jüngste Buch im Alten Testament. Es Tröstliches: Da alles ein Windhauch ist und spannendes Buch, ein Bier an einem lohnt sich, das kleine Buch zu lesen und dem wir nichts festhalten können, müssen wir das lauschigen Sommerabend – von all Verfasser genau zuzuhören. Schöne wieder gehen lassen. Doch auch das dem Abschied zu nehmen, ist nicht Schwere zieht einmal vorbei. leicht. Tod bedeutet, dass Beziehungen WINDHAUCH-STIMMUNG Lebenskunst kann darin bestehen, zu erken- abbrechen. Einsamkeit macht mir «Nichtig und flüchtig, alles ist nichtig», so nen, welche Zeit im Moment dran ist. Ist es Angst. Wo finde ich da Trost? tönt es wie ein Refrain. Das hebräische Wort Zeit, zu schweigen oder zu reden? Die Zeit zu für «nichtig und flüchtig» heisst wörtlich trauern oder sich zu freuen? Zeit, sich zu Der Kirchenbote ist kein Katechismus. übersetzt Windhauch. Es steht für die Ver- engagieren oder das Unabänderliche hinzu- Er liefert nicht auf jede Frage eine Ant- gänglichkeit des Menschen und für die Ver- nehmen – im Vertrauen, dass Gott uns in wort. Sondern er porträtiert Menschen. geblichkeit aller Arbeiten und Anstrengun- seinen Händen hält? Menschen wie Henning Hüsemann, der gen. In Windhauch-Stimmung treffen sich die Ein Gebet von Reinhold Niebuhr drückt es so als Spitalseelsorger kranke und sterben- städtischen Kaufleute bei einem Gastmahl, aus: «Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge de Menschen begleitet (S. 6). Was hat wie es in der Antike gepflegt wird. Dazu gehö- hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den ihm, dem Pfarrer, der christliche Glau- ren Gesänge und Vorträge mit philosophi- Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, schen Weisheiten, in kritischer Auseinander- und die Weisheit, das eine vom anderen zu be zu sagen? Welche Hoffnungsbilder setzung mit dem Glauben an Gott. unterscheiden.» spenden ihm Trost? Oder Menschen wie Ursula Lauper, die im Krematorium Ver- storbene empfängt und dem Feuer über- gibt (S. 15). Wie steht sie Angehörigen in ihrer Trauer bei? Wo findet sie Trost? Im Kirchenboten lesen Sie auch von Menschen, die im Hospiz in St. Gallen ihre letzten Tage verbracht haben (S.14). Was war ihnen wichtig? Wo haben sie Trost gefunden? Liebe Leserin, lieber Leser, vielleicht geht es Ihnen ähnlich wie mir. Viel- leicht fällt Ihnen der Gedanke ans Ster- ben auch nicht leicht. Dann lesen Sie doch diesen Kirchenboten. Und stellen Sie sich dabei die Frage: «Was ist mein Trost im Leben und im Sterben?» Stefan Degen Alles ist vergänglich, ein Windhauch – so auch dieser Löwenzahn. 2 AUSGABE 11/2019
Martin Schuppli mit «seinem» Totenkopf. Er ist die akribische Nachbildung des Schädelknochens eines Menschen, der vor längerer Zeit in der Nähe von Küssnacht am Rigi gelebt hat. Auge in Auge mit dem Tod Autor Martin Schuppli will durch Gespräche dem Sterben den Schrecken nehmen Text: Martin Schuppli, Journalist BR, Walenstadt | Foto: Paolo Foschini Es ist immer zu früh, bis es zu spät ist. den. Mir wurde klar, Gespräche mit Men- licht mir mein Blog auf DeinAdieu.ch. Meine Warum das Reden über Leben und Sterben schen wie den Palliativmedizinern Roland Erkenntnis: Ich lebe meine letzten Tage. Und so wichtig ist. Dein-Adieu-Autor Martin Kunz und Markus Minder verändern mein die geniesse ich. Tag für Tag. Denn es ist im- Schuppli schwatzt und schreibt darüber. Verhältnis zum Leben, zum Sterben. Ich mer zu früh, das Leben auszukosten. Bis es tauchte ein in die Materie. Interviewte zu spät ist. Übrigens: Der letzten Tage könn- Drum sag ich’s noch einmal: Es ist immer zu Gabriel Looser, Sterbeforscher, Margareta ten es 10 000 sein. Das wären 1428 Blogs. früh, über Leben und Sterben zu reden – bis Neff, Hebamme, oder Tim Klose, Psychiater. Jede Woche einen. Gut 27 Jahre würde ich es zu spät ist. Unser Ende wird kommen, un- Um nur drei zu nennen – von über hundert noch leben. Und mit 92 die Segel streichen. ausweichlich. Heute. Morgen. Wenn dereinst Porträtierten. Es bleibt also genug Zeit für unzählige Cafés der Tage alle sind. Wenn Gevatter Tod mit und viele Gespräche. knöcherner Hand anklopft und uns abholt KAFFEE GEGEN GESPRÄCH zur Fahrt über den mystischen Fluss Styx ins Der Tod, das Sterben wurde mein Thema. Totenreich. In den Himmel, ins Paradies, ins Der selbst gewählte letzte Lebensabschnitt. Martin Schuppli nächste Leben. Exit, Freitod, Demenz. Die Verarbeitung von Trauer ebenso. Der Umgang mit Schmerz. Der Journalist und Autor Martin Schuppli KATHEDRALEN UND FRIEDHÖFE Mit Traumata. Mit Krebs. Fragt mich jemand, betreibt in Walenstadt «Schupplis Das Interesse an Themen rund um Leben warum ich darüber rede – und zwar so, wie Schreib- und Schwatzgeschäft»: Gäste und Sterben begann wohl in früher Jugend. mir der Schnabel gewachsen ist –, dann sag erhalten einen Kaffee für ein Gespräch Vaters freimaurerisches Engagement weckte ich: «Weil ich das kann.» über das Sterben und den Tod. Schuppli mein Interesse an Ritualen und grossen Fei- Und immer stehen Menschen im Mittelpunkt. hat «DeinAdieu» mit aufgebaut, ein ern. Es waren Beerdigungen, die ich erlebte. Die Menschen erzählen mir Abschnitte aus Online-Portal mit Informationen rund um In Kirchen oder Abdankungshallen. In den ihrem Leben, sie informieren mich, lassen die letzte Reise. Dort sind auch seine Ferien besuchten wir Europas Dome, Kathe- sich fotografieren. Ich frage sie an, oder sie Blogs zu finden. dralen, Kirchen. Ich wandelte über Friedhöfe. melden sich bei mir. Etwa im Schreib- und Martin Schuppli hat einen Palliative- Schwatzgeschäft. Beim Tausch Kaffee gegen Care-Kurs beim SRK absolviert und star- GEBÄREN UND STERBEN Gespräch. Mich erreichen Telefone und tet demnächst seine Ausbildung, um im Den toten Grossvater wollte ich nicht sehen. Mails, Briefe und SMS. regionalen Care-Team mitzuarbeiten. Die Geburt meiner Zwillinge erlebte ich im Gebärzimmer. Bei Vaters Tod war ich ebenso NOCH 1428 BLOGS BIS ZUM TOD www.martinschuppli.ch zugegen. Er starb palliativ versorgt im Spital Dem Sterben den Schrecken nehmen, über www.deinadieu.ch Affoltern. Des Lebens satt. Still wollte er wer- den Tod reden und schreiben, das ermög- WWW.KIRCHENBOTE-SG.CH 3
THEMA Das Unaushaltbare aushalten In Kursen lernen Angehörige und Freiwillige, wie sie Sterbende einfühlsam begleiten können Text | Fotos: Reinhold Meier, Journalist und Pfarrer, Wangs In einer Zeit, die alles in Griff bekommen kenhaus. Dies, obschon die Pflegebereit- will, erscheint der Tod als grosses Fragezei- schaft von Angehörigen hoch ist. «Wir sehen Fachstelle BILL chen. Die ökumenische Fachstelle Beglei- eine grosse Bereitschaft, die Pflege bis zum tung in der letzten Lebensphase (BILL) will Tod zu übernehmen», betont Professor Her- Die ökumenische Fachstelle Begleitung die Schwere und die Hoffnung, die darin er- bert Reschber, Autor des renommierten in der letzten Lebensphase (BILL) setzt fahrbar wird, für Betroffene fruchtbar ma- DAK-Pflegereports. Doch dafür bedürfe es sich dafür ein, dass schwer kranke und chen. Kein Job für Weicheier. verlässlicher Strukturen vor Ort. sterbende Menschen in Würde Abschied nehmen können. Sie bietet Kurse an für Mehr als zwei Drittel aller Befragten möchten NACHFRAGE STEIGT UND STEIGT Freiwillige, Angehörige und das Personal zu Hause sterben. Das geht aus mehreren Zu solch verlässlichen Strukturen bietet die von Pflegeinstitionen. Neben dem Grund- Studien hervor. Denn die gewohnte Umge- Fachstelle BILL in St. Gallen seit rund 20 Jah- kurs «Nahe sein in schwerer Zeit» hat sie bung mache das Sterben erträglicher und ren wichtige Impulse und konkrete Unter- auch den Aufbaukurs «Religiös-spirituel- bringe mehr Würde mit sich. Nur vier Pro- stützung: mit Kursen für betroffene Angehö- les Begleiten» entwickelt. Die Fachstelle zent würden ein Heim bevorzugen und gera- rige und mit Öffentlichkeitsarbeit. Die Nach- BILL wird getragen von der Evange- de mal zwei Prozent ein Spital. Die Wünsche frage ist gross: «Voriges Jahr hatten wir 60 lisch-reformierten Kirche des Kantons gehen meist nicht in Erfüllung: Tatsächlich Teilnehmende, dieses Jahr bereits 100», be- St. Gallen und dem Bistum St. Gallen. sterben drei Viertel im Heim oder im Kran- richtet Stellenleiterin Anne Heither. Deshalb www.bill-sg.ch habe man neben dem Grundkurs jetzt auch einen Aufbaukurs entwickelt. «Die Leute wol- len einfach mehr wissen», freut sie sich. Sie beobachte auch, dass ein Kurs erst nach sei- nem Abschluss richtig Wirkung entfalte. «Das sind tolle Menschen, die sich dann vor Ort engagieren, in einer Hospizgruppe zum Beispiel.» AUSTAUSCH ERMÖGLICHEN Und worum genau geht es in den Kursen? «Es geht zunächst darum, Grundwissen zu ver- mitteln», erklärt Heither. Sterbeprozess, Ab- schied, Trauer, Bedürfnisse von Schwerkran- ken und Sterbenden, aber auch Fragen der angemessenen Kommunikation, das seien «Ich habe früh erfahren, wie sensibel Schwerkranke Emotionen wahrnehmen.» Anne Heither, Stellenleiterin BILL zentrale Themen. «Wir wollen einen Raum zum Austausch unter Betroffenen schaffen», betont die junge Theologin, «und Neugierde wecken, sich mit dem Thema auseinanderzu- setzen.» DURCH DIE GROSSMUTTER GEPRÄGT Heither arbeitet auch als Spitalseelsorgerin und Supervisorin. Daher ist es kein Zufall, Nahe sein in schwerer Zeit: Anne Heither plädiert für Hoffnung beim Sterben, ohne platte Vertröstung. dass gerade sie sich dem Thema so verbun- 4 AUSGABE 11/2019
THEMA den fühlt. «Ich bin damit gross geworden», er- Wunsch bezieht sich auf die psychische Di- ren, um schliesslich loslassen zu können. innert sie sich. Ihre Grossmutter sei nach mension und lautet: «Ich möchte Dinge noch Wichtig ist auch die Hoffnung, dem Sinn des einem ärztlichen Kunstfehler pflegebedürftig zu Ende bringen dürfen.» Es geht darum, ge- eigenen Lebens und Sterbens nachgehen zu gewesen. So habe sie schon früh erlebt, wie nügend Zeit zu haben, um «letzte Dinge» können. Man braucht Menschen, die es aus- die Oma spürte, wenn ihr die Enkelin nahe noch regeln zu können, Beziehungen zu klä- halten, wenn man alles infrage stellt. gewesen sei, obschon sie nach menschli- chem Ermessen bloss bewusstlos dagelegen sei. Dasein, Aushalten, Empathie – ja, sie ha- be früh erfahren, wie sensibel Schwerkranke Stimmungen und Emotionen wahrnähmen. HOFFEN, OHNE ALLES ZU VERSTEHEN Heither redet lebhaft, aber kann auch gut zu- hören. Dabei wirkt sie nie so, als hätte sie einfache und endgültige Antworten auf das Rätsel des Todes. «Ich weiss nicht, ob ich selbst mal ruhig und sorglos sterbe oder in Panik vor dem grossen Unbekannten», er- klärt sie mit entwaffnender Ehrlichkeit. Aber sich dem zu widmen, davon sei sie gepackt. «Das Thema hat zu wenig Bedeutung.» Ja, und auch die Fachstelle würde mehr Stellen- prozente vertragen, deutet sie vorsichtig an. Der wichtigste Wunsch: nicht alleine zu sterben. Die Kirchen würden hier als «wahnsinnig un- Der Kurs half Bernhard Schraner, Silvana Schraner merkte im Kurs: terstützend» erlebt, betont sie. Sie nähmen auch mit der eigenen Krankheit umzugehen. «Ich bin nicht allein.» eine grosse gesellschaftliche Aufgabe wahr. Schliesslich habe die jüdisch-christliche Tra- dition über Jahrhunderte ein anspruchsvol- les theologisches Verständnis entwickelt, um Schrecken des Todes vergeht das Unaushaltbare auszuhalten, ohne es ein- Was Silvana und Bernhard Schraner im Grundkurs von BILL gelernt haben fach erklären zu wollen. Sie denke etwa an Interview | Fotos: Reinhold Meier die Hiobsgeschichte und an die Leidens- geschichte Jesu. «Hoffen können, ohne alles Herr Schraner, welche Erwartungen hatten Sie Frau Schraner, welche Erwartungen hatten Sie verstehen zu müssen», das sei ein Weg, Leid an den Kurs? an den Kurs? zu begegnen. Bernhard Schraner: Ich finde, das Sterben Silvana Schraner: Es war persönliches Inte- ist ein Thema, über das man nie redet. Ich resse. Ich habe vor 20 Jahren meinen Vater WAS STERBENDE WÜNSCHEN bin selbst Pfleger und war schon als junger verloren und wollte mehr darüber wissen Damit trifft Heither offenbar die Wünsche Be- Mensch damit konfrontiert. Mir war beim und besser verstehen, was damals gesche- troffener. Der wichtigste betrifft den sozialen Kurs wichtig, Rüstzeug für mich und Angehö- hen ist. Jetzt ist meine Mutter alt geworden Aspekt: «Ich möchte nicht alleine sterben», rige zu bekommen, damit man bei Betroffe- und ich muss und möchte mich damit ausei- zeigt eine Studie von 2007 auf. Der zweithäu- nen nicht hilflos ist und keine unangeneh- nandersetzen, welchen Beitrag ich leisten figste Wunsch bezieht sich auf das körperli- men Situationen entstehen. kann. Welche Erfahrungen haben Sie im Kurs ge- Welche Erfahrungen haben Sie im Kurs ge- Man braucht Menschen, macht? macht? die es aushalten, wenn man Bernhard Schraner: Mir ist bewusst gewor- Silvana Schraner: Sehr wichtig waren für alles infrage stellt. den, dass Sterben eine Lebensphase ist. Sie mich die Fallübungen, etwas loszulassen, widerspricht zwar den weithin gepflegten wenn etwas genommen wird. Ich habe auch Mustern unserer Gesellschaft. Aber ich bin grössere Gelassenheit bekommen, als ich er- selbst krank, habe Multiple Sklerose und fahren habe, was zum Sterben dazugehört. che Befinden und lautet: «Ich möchte ohne wollte auch für mich selbst in der Auseinan- Es ist ein gutes Gefühl, zu wissen, dass der Schmerzen sterben.» Dies schliesst die Hoff- dersetzung mit dem Sterben weiterkommen. Schrecken des Todes wieder vergeht. Toll nung ein, ohne körperliche Belastungen, Ich habe gutes Rüstzeug erhalten, auch war auch zu merken: Ich bin nicht allein. Des- aber auch ohne Entstellungen und geistige durch ein Rollenspiel, und weiss nun eher, halb will ich unbedingt auch den neuen Auf- Störungen sterben zu dürfen. Der dritte was zu tun ist. baukurs besuchen. WWW.KIRCHENBOTE-SG.CH 5
THEMA In welchem Zusammenhang stehen diese Hoff- nungsbilder mit der Geschichte von der Auferweckung Christi? Hüsemann: Die Auferweckung Christi steht in einem anderen Zusammenhang: Die Aufer- weckung ist das Nein Gottes gegen den Tod, den wir veranstalten. Wir Menschen können uns mit denjenigen identifizieren, die Gott nicht in dieser Welt haben wollen. Am Kar- freitag waren das die Pharisäer, die Sadduz- zäer, die römische Besatzungsmacht – also «Gott sagt: ‹Du kriegst mich nicht weg. Egal, was du machst, Mensch.›» die gesellschaftlichen Autoritäten. Sie haben sich schwer getan damit, dass da einer sagt: Spitalseelsorger Henning Hüsemann will für sterbende Menschen da sein. «In mir begegnet euch Gott, und er begegnet euch einfach so.» Das geht nicht, das stellt Autoritäten infrage. Deshalb haben sie ihn Wo ist Gott im Sterben? aus der Welt ans Kreuz gehauen. Gott aber sagt durch die Auferweckung: «Ihr könnt mich nicht aus der Welt hauen.» Wir kriegen Christlicher Glaube liefert Hoffnungsbilder im Angesicht des Todes ihn einfach nicht tot. Gott sagt: «Du kriegst Interview: Stefan Degen | Fotos: zVg / epd-bild mich nicht weg. Egal, was du machst, Mensch.» Gott ist da. Auch im Leiden und Sterben. Aber je mehr ich mich mit diesen Andeutun- Dieser Ansicht ist Spitalseelsorger gen beschäftige, desto mehr werden sie für Spült man den Tod nicht weich, wenn man ihn Henning Hüsemann. Im Interview erläutert mich zu Hoffnungsbildern. bloss als Übergang betrachtet? er, was der christliche Glaube im Angesicht Hüsemann: Wir müssen zwischen Sterben des Todes zu sagen hat. Können Sie Beispiele solcher Hoffnungsbilder und Tod unterscheiden. Sterben ist schwer. nennen? Diesen Schritt muss jeder für sich gehen. Das Herr Hüsemann, wie kann ich mich auf mei- Hüsemann: Verschiedene Stellen in der Bibel Loslassen fällt nicht leicht. nen Tod vorbereiten? reden davon, dass Gott etwas neu macht und Beim Tod gibt es in der Kirche eine lange Ge- Henning Hüsemann: Erstens: Durch eine dass Gott mir entgegenkommt. Wir haben schichte von Missverständnissen. Der Tod Vollmacht und eine Patientenverfügung. So Angst, dass wir ins Nichts fallen, wenn wir war verbunden mit dem Thema Gericht. Das können Sie bestimmen, wie weit man Sie me- sterben. Aber die Bibel sagt: Da ist jemand, hiess dann: Daumen hoch oder Daumen run- dizinisch behandeln soll und ab wann nicht der mich hält. Und dann werden da keine ter, Himmel oder Hölle. Paulus redet ganz an- mehr. Zweitens: Ich glaube, dass es eine Per- schrillen Töne mehr sein, wie Paulus es ders. Er sagt: «Alle Knie werden sich beugen spektive über das Sterben hinaus gibt, dass schön beschreibt, sondern die Engel werden vor Christus.» Das bedeutet: Ich werde neu das Sterben nur ein Übergang ist. Es gibt die Trompeten blasen. Das ist ein Bild für ausgerichtet. Das ist Gericht. Ich kann mich Hoffnungsbilder aus unserem Glauben, aus Wohlklang: Da ist nicht mehr das Gepiepse nie wieder abwenden von Gott. der Bibel. Ich meine nicht die Bilder vom auf der Intensivstation, das nervige Handy- Jüngsten Gericht, von Himmel und Hölle – so klingeln, das Donnern von Waffen, der Lärm beschreibt es die Bibel nicht. Die Bibel ist da unserer Welt. «Tod bedeutet Abbruch, eher keusch, sie macht nur Andeutungen. Ende, Aus.» Wenn der Tod nur ein Übergang ist, bin ich nach dem Sterben dann noch die gleiche Person? Henning Hüsemann Hüsemann: Nein, Sie sind ja Ihrer Körper- Auf der anderen Seite: Den Tod gibt es lichkeit entledigt. Aber es bleibt etwas «Per- schon. Auf dieser Welt, im Hier und Jetzt: Seit fünf Jahren ist Henning Hüsemann sonhaftes». Gott hat uns als Gegenüber ge- Tod in unseren Beziehungen, Tod in unserer Spitalseelsorger am Kantonsspital schaffen, keine wabernde Masse. Er will Be- Gesellschaft. Tod bedeutet Abbruch, Ende, St. Gallen. Zuvor war der gelernte Auto- ziehung. Und die beiden Emmaus-Jünger er- Aus. Tod ist der Abbruch von Beziehungen. mechaniker zehn Jahre lang Pfarrer in kennen Jesus nicht an körperlichen Merkma- Sterben bedeutet für mich: hinübergehen in Wittenbach. Er kommt aus Norddeutsch- len wie der Nase oder den Haaren. Sie erken- eine andere Welt. Wenn ich mich einübe in land und ist begeisterter Töfffahrer. nen ihn im Brotbrechen. An seinen «Perso- die Beziehung mit Gott, dann hoffe ich, dass nenmerkmalen». diese Beziehung mich auch im Sterben trägt. 6 AUSGABE 11/2019
THEMA Soll man so leben, dass man das eigene Ster- zuging, habe ich ihn eingeladen, ihr einen ben bereits im Blick hat? Segen zuzusprechen. Er hat ihr mit ausge- Ewigkeitssonntag Hüsemann: Ja. Der Theologe Thomas von strecktem Arm und nach hinten gebeugtem Kempen hat mal in Anlehnung an Mark Aurel Oberkörper – ganz hastig – ein Kreuz auf die Der Ewigkeitssonntag ist der letzte Sonn- gesagt: «Lebe so, wie du am Ende gewünscht Stirn gemacht und die Hand sogleich zurück- tag im reformierten Kirchenjahr, eine Wo- hättest zu leben.» gezogen. Dann ist er rausgerannt und hat nur che vor dem ersten Advent. In vielen Kir- noch geweint. Aber: Danach war Berührung chen werden im Gottesdienst die Namen Woher soll ich jetzt schon wissen, wie ich am wieder möglich. der Verstorbenen verlesen. Man gedenkt Ende gewünscht hätte zu leben? ihrer und zündet eine Kerze an. Henning Hüsemann: Dazu gibt es eine «einfache Auf- Hüsemann betont den Gemeinschafts- gabe». Verfass’ mal einen Nachruf auf dich! «Ich bin geliebt. Egal, was aspekt. Für viele Menschen sei es wich- So, wie du möchtest, dass die Menschen, die für einen Scheiss ich in mei- tig, zu merken: «Es gibt andere, die auch dir lieb sind, ihn verfassen sollten. Und dann nem Leben gemacht habe.» trauern. Ich bin nicht allein.» schau, dass du so lebst! Das umzusetzen ist schwierig. Ich scheitere immer wieder. Des- wegen ist es für Sterbende so wichtig, Gnade Ich singe auch oft am Krankenbett. Das hört zu spüren. Und Versöhnung. man manchmal bis auf den Flur. Hin und wie- walt wie einem Unfall begleitet ist. Da tut der feiere ich mit Sterbenden Abendmahl. sich der Himmel auf, da ist ein Stück Gegen- Erleben Sie oft Versöhnung am Sterbebett? Und auch die Beichte ist wichtig: loswerden, wart Gottes. Ich kann das nicht anders be- Hüsemann: Immer wieder. Manchmal muss was mir auf dem Herzen liegt. Luther hat die schreiben. ich auch etwas nachhelfen. Dann rufe ich An- Beichte einmal das «halbe Sakrament» ge- gehörige an und sage deutlich: «Jetzt aber: nannt. Aber Leid gehört auch zum Sterben? Hierhin!» Nur manchmal geht das auch nicht. Wichtig ist auch der Zuspruch von Verge- Hüsemann: Ja. Wenn jemand daliegt, in die Niemand muss versöhnt sterben. bung. Nach Paulus kann nichts und niemand Luft greift und nach Halt sucht. Ich mache mich von der Liebe Gottes trennen. Nicht Angehörigen dann immer wieder Mut: «Neh- Gibt es Rituale, die beim Sterben helfen? mal ich selbst schaffe das. Wie wichtig es für men Sie die Hand. Wenn die sterbende Per- Hüsemann: Ja. Katholiken nennen es «die manche Menschen ist, das nochmals zu son loslässt, dann lassen Sie auch wieder Letzte Ölung». Wir Reformierten sprechen hören: Ich bleibe ein geliebtes Wesen. Egal, los.» Wenn Menschen weinen, obschon sie von «Krankensegnung» oder «Krankensal- was für einen Scheiss ich in meinem Leben schon lange nicht mehr ansprechbar sind. bung». Der Ursprung ist biblisch. «Ist jemand gemacht habe. Loslassen kann leidtun. unter euch krank, so rufe er die Ältesten der Gemeinde zu sich. Die sollen ihn im Namen Kann Sterben schön sein? Wo ist Gott im Sterben? des Herrn mit Öl salben und über ihm beten» Hüsemann: Sterben hat etwas Heiliges, finde Hüsemann: Gott hat in der jüdischen Traditi- (Jak 5,14). Ich beziehe häufig Angehörige mit ich. Wenn ein Mensch stirbt und ich bin der on einen Namen: JHWH. Das heisst: «Ich bin ein. Einzige im Zimmer, dann klingele ich nicht da.» Und wenn ich glaube, dass Gott das Le- Ich habe einmal einen Mann begleitet, der sofort. Dann warte ich zehn oder zwanzig ben geschaffen hat – nicht in sieben Tagen, hat seine Frau nicht mehr berührt, seit sie an Minuten. Ich erlebe Sterben häufig als etwas so ist der Schöpfungsbericht auch gar nicht Krebs erkrankt war. Als es auf das Sterben Friedliches, wenn es nicht von äusserer Ge- gemeint – aber wenn ich glaube, dass er An- fang und Ende umfängt, dann ist Gott auch «Sterben hat etwas Heiliges. Da tut sich der Himmel auf, da ist Gegenwart Gottes.» da, wenn ich sterbe. Das ist für mich ganz wichtig. Es stirbt niemand allein. Man kann sehr einsam sterben, aber nicht allein. Ob ich dann den Mund so voll nehme, wenn es bei mir so weit ist, weiss ich nicht. Aber ich hoffe, dass Menschen mir dann stellvertre- tend etwas von Gottes Dasein mit ihrer Nähe zeigen. Deswegen empfinde ich es als Privi- leg, wenn ich Menschen beim Sterben beglei- ten darf. Nicht, weil ich wichtig bin, sondern weil vielleicht etwas durchscheinen kann von Gottes Dasein. Berührung hilft – Sterbenden und Angehörigen. WWW.KIRCHENBOTE-SG.CH 7
IN KÜRZE PANORAMA GEMEINDEN Start geglückt: Schreib- Foto: Sylvia Baumann service Sarganserland Wer kennt sie nicht, die Angst, ein For- mular falsch auszufüllen, die Mühe, die richtigen Worte beim Bewerbungsschrei- ben zu finden? Seit knapp einem Jahr unterstützt der Schreibservice Sarganser- land unsichere Menschen beim Formu- lieren. Und: Laut einer Mitteilung ist der Betrieb gut angelaufen, die Kapazitäten sind aber noch nicht ausgeschöpft. Das Projekt der Caritas Regionalstelle Sargans und der Frauen-Arbeitsgemeinschaft Sarganserland steht der gesamten Bevöl- kerung zur Verfügung. Der Service an der St. Gallerstrasse 16 (Caritas) ist jeweils dienstags von 9 bis 11 Uhr offen. www.schreibservice-sarganserland.ch 150 Jahre gemeinnütziger Frauenverein Berneck-Heerbrugg 1869 eröffneten die Engländer den Suezkanal, Wyoming gab als erster US-amerikanischer Staat den Frauen das Wahlrecht, die Margarine wurde als Butterersatz erfunden und Berneck gründete den evangelischen Neues Leben im Garten Frauenverein, um zu helfen, Not zu lindern, Betagte und Kranke zu besuchen. Grund genug, das Bestehen des Vereins seit 150 Jahren gebührend zu feiern mit geselligem Beisammensein, Reden und Showeinlagen. Gegenüber der reformierten Kirche Watt- wil, auf der andern Seite der Wilerstrasse, ist im Garten des Hauses zum Brunnen gebaggert, betoniert, geschraubt und ein- gerichtet worden. Dank Freiwilligen ist ein schattenspendender Platz mit Grillstelle, Paritätisch genutzt Tisch und Bänken, Tischtennisanlage und Eine Kirche, zwei Konfessionen: ein Modell mit Erfolg im St. Galler Riethüsli Schaukel entstanden. Er steht allen zum Verweilen und Spielen zur Verfügung, wie Mitte August haben rund 140 Menschen sah für fünf Jahre vor, dass die evangelische die Kirchgemeinde Mittleres Toggenburg die Eröffnung respektive einen neuen Ab- Kirche und weitere Räume sowie der katholi- schreibt. Auf dass der Garten neu belebt schnitt der paritätisch genutzten Kirche im sche Pavillon und die katholische Kirche ge- werde. (kgmt/meka) Riethüsli, St. Gallen Centrum, gefeiert. Die meinsam genutzt werden. Dieser Beschluss Katholiken und Reformierten sind aber wurde 2019 nun inhaltlich vertieft und für schon viel länger gemeinsam unterwegs. eine Laufzeit von weiteren zehn Jahren von beiden Verwaltungen verabschiedet. Eine Be- Was die rund 80 Riethüslerinnen und Riethüs- triebskommission regelt personelle, finanziel- ler an einem Begegnungsabend 2012 noch als le und bauliche Fragen. Mitglieder der Kirch- Vision auf einem Flipchart-Blatt festhielten, kreiskommission und jene des Pfarreirats ist in diesem Sommer Alltag geworden. Der wachsen zu einem Gremium zusammen, das Vertrag der beiden Kirchgemeinden von 2013 sich derzeit konstituiert. (ew/meka) Fresh-X-Projekt gestartet Stiftung eingerichtet Kirche erfrischend anders: Die Kirchge- nicht wie üblich die Leute auffordern, sie mö- meinde Altstätten geht zu den Menschen. gen doch die kirchlichen Angebote besuchen. Die evangelische Kirchgemeinde Altstät- Sie hat vor Kurzem ihr Fresh-X-Projekt ge- In England habe die anglikanische Kirche mit ten hat die Stiftung Wiitblick gegründet startet. Es soll drei Jahre dauern und ist «Fresh X» gute Erfahrungen gemacht und und im Handelsregister eingetragen. mit 50-Stellenprozenten dotiert. neue Gemeinschaften gründen können, heisst Ziel der Stiftung ist die Finanzierung es in der Gemeindemitteilung. Fresh X gibt es von Projekten, die nicht im ordentlichen Inne hat sie Thomas Beerle, ehemaliger Pfar- auch in andern Kantonalkirchen. Vertreten ist Budget Platz finden. Es können sowohl rer der Nachbargemeinde Sennwald. Er wird auch das Zentrum für Kirchenentwicklung gemeinnützige Projekte wie auch solche mit «Fresh Expressions of Church» (oder auf der Universität Zürich. mit Kultuszweck gefördert werden, heisst Deutsch: «Neue Ausdrucksformen der Kir- es in der Gemeindemitteilung. che») als Kirche zu den Menschen gehen und www.freshexpressions.ch 8 AUSGABE 11/2019
PANORAMA KANTON BUCHTIPP I Spass, Spiel und Suppe Ich muss Ihnen schreiben Die Flawilerin Helga S. Giger und der Treffpunkt der Kinder, aber auch Kirchgemeinden im Refresh-Camp in Wildhaus St. Galler Peter Gross haben einen Mail- Text: meka/sd | Fotos: sd roman geschrieben und lassen die Figu- ren darin über grosse Themen des Lebens Diese Woche im kantonalen Refresh-Camp mensen und abwechslungsreichen Pro- nachdenken: über die Liebe, das Älterwer- in Wildhaus war mehr als nur Spass und gramm, das für die Kids zusammengestellt den und den Tod. Der Text entstand, als Spiel. Die 40 Kinder zwischen sechs und wurde. Täglich konnten die Eltern von zu sich der Soziologe Peter Gross von einer zwölf Jahren schlossen Freundschaften Hause aus den Blog mitverfolgen, der ange- schweren Krankheit erholte. Er solle doch über die Kirchgemeindegrenzen hinaus, ent- reichert war mit vielen Fotos. das tun, was er am liebsten tue, nämlich deckten Neues und waren voll des Lobes. schreiben, fand die Kulturschaffende WERTVOLLE ZUSAMMENARBEIT Helga S. Giger und begann ihrerseits, ihm Einer von ihnen war Christoph aus Lichten- Ursula Schelling von der Arbeitsstelle Fami- zu schreiben. Dabei übernahm sie den steig. Er war besonders angetan von der lien und Kinder freute sich besonders auf Part der Celine, er dachte sich in Thomas Lagerverpflegung: «Die Suppe am Abend den Abschlussgottesdienst in der Kirche ein. Thomas und Celine sind fiktive war fantastisch», erzählt er. «Ich habe mir Wildhaus, zu dem auch die Eltern eingeladen Personen. Und doch prägen persönliche den Bauch vollgeschlagen.» Auch Selina aus waren. Schelling hat das Refresh-Camp für Erfahrungen der Autorin und des Autors Trübbach gefiel die Lagerwoche: «An einem Kids mitorganisiert. Die Leiterinnen und Lei- die Charaktere. Mit wachem Geist teilen Abend haben wir getanzt, das war lustig.» Die ter kamen aber aus den einzelnen Kirchge- die Protagonisten ihre Gedanken, denken Vorfreude auf einen Discoabend war leicht meinden. «Die Zusammenarbeit ist wertvoll», schriftlich nach über das, was in der Welt getrübt, denn dummerweise hatte sie das betont sie. So könne man voneinander lernen geschieht, was sie erleben und was sie Fussgelenk verstaucht. Doch sie liess sich und der administrative Aufwand für die beschäftigt. die gute Laune nicht nehmen. Beim Ausflug Kirchgemeinden sei kleiner. 2018 fand das am Dienstag zu den Thurfällen wurde sie in Refresh-Camp zum ersten Mal statt. Damals orte Verlag, 130 x 200 mm, 116 Seiten, einer Schubkarre gestossen. richtete es sich an Jugendliche ab zwölf Jah- Fr. 28.– ISBN 978-3-85830-263-2 ren. Über 300 nahmen daran teil. «Wir möch- BOULDERN UND TÄGLICHER BLOG ten abwechseln: ein Jahr Refresh Camp für BUCHTIPP II Doch nicht nur Wanderungen, sondern auch Kids, ein Jahr für Jugendliche», erklärt Schel- Bouldern, Basteln, das Erleben der Elemente ling. «Nächstes Jahr geht es nach Spanien – und das Spiel mit ihnen, das Fördern der Kre- wir hoffen auf 500 Anmeldungen.» Im Mai. Am Montag. ativität, Filzen, Rätsel, Andachten und das Besteigen einer Kanzel gehörten zu dem im- Mehr Fotos: www.refresh-camp.ch/kidscamp Auch die St. Gallerin Christine Fischer hat sich mit Vergänglichkeit, Einsamkeit und Angst beschäftigt. Obschon Alter und Be- schwerden den Körper im Griff haben, schwingt sich der Geist zu Höhenflügen auf, öffnet alle Sinne für seine Umgebung. In prägnanten Sätzen entsteht eine Welt- sicht, die trotz Schwierigkeiten Zuver- sicht weckt. Das Leben ist, wie es ist. Es kommt allein darauf an, wie der einzelne Mensch es sieht und deutet. orte Verlag, 105 x 170 mm, 168 Seiten, Fr. 26.– ISBN 978-3-85830-260-1 Wirtschaftsethik wird Pflichtfach an der HSG Ab nächstem Jahr müssen alle Studieren- den der Hochschule St. Gallen das Fach Wirtschaftsethik belegen. Das hat Schwei- zer Radio SRF im «Echo der Zeit» gemel- det. Das Interesse an Wirtschaftsethik sei seit den 1990er-Jahren im Steigen begriffen, erklärte Florian Wettstein, Co- Leiter des Instituts für Wirtschaftsethik. Die Schubkarre im Refresh-Camp sorgte für Spass und Hilfe zugleich. Selina hatte den Fuss verstaucht und Die Ethikvorlesungen seien immer gut wurde kurzerhand huckepack getragen. belegt. (kath.ch) WWW.KIRCHENBOTE-SG.CH 9
PANORAMA SCHWEIZ Da Vincis «Abendmahl» an der Olma Sie ist die grösste Publikumsmesse der Schweiz: die Olma. Am Stand der Evangelisch-reformierten Kirche des Kantons St. Gallen inszenierten Besucherinnen und Besucher Da Vincis «Abendmahl» neu. Sie waren eingeladen zu Most und Brot. Wenn die Plätze besetzt waren, gab es ein Bild – ein Bild, das an die Bedeutung des Abendmahls erinnert: zu glauben, zu leben und zu teilen. (sd) Basler Theologin erhält Marga-Bührig-Preis Kirche ausgegraben Die reformierte Theologin Evelyne In St-Maurice haben Archäologen eine frühmittelalterliche Kirche freigelegt Zinsstag aus Basel erhält zusammen Text: ref.ch mit der Wienerin Milena Heussler den Marga-Bührig-Preis für feministische In St-Maurice haben Forschende die Über- zum Ziel von Wallfahrern entwickelte. In der Befreiungstheologie. Sie legte anhand der reste einer frühmittelalterlichen Begräb- gleichen Epoche entstand auch die Begräb- Biografie von drei Frauen den Aufbruch niskirche und eines Friedhofs ausgegraben. niskirche. Bei Ausgrabungen seit April diesen der Frauenbewegung in den 1950er Jah- Die Funde geben neue Einblicke in die An- Jahres wurden nun die Überreste der Kirche ren dar. Die Auszeichnung ist mit je 5000 fänge des Christentums im Wallis. und des Friedhofs freigelegt. Franken dotiert. (ref.ch) St-Maurice erlangte bereits im Frühmittel- EIN BAU VON BEDEUTUNG alter grosse Bedeutung. Grund war die Ent- Es sei zu vermuten, dass die skizzierten Räu- wicklung eines Märtyrerkults um eine Legion me einen Säulengang bildeten, teilte die Knatsch um Basler der römischen Armee, die der Legende nach Staatskanzlei des Kantons Wallis mit. Die Kirchenrätin ausschliesslich aus christlichen Soldaten be- Bauweise lasse auf die Bedeutung des Sakral- stand. Da sich die Männer weigerten, gegen baus schliessen. Das Mauerwerk sei von her- Die neue Basler Kirchenrätin Christine christliche Glaubensbrüder zu kämpfen, star- vorragender Machart und die Wände seien Dietrich geriet vor einigen Wochen ben sie den Märtyrertod. Im Jahr 515 wurde wahrscheinlich mit bemaltem Verputz ge- wegen Verbindungen ins rechtsextreme in St-Maurice eine Abtei gegründet, die sich schmückt gewesen. Milieu in die Kritik. Laut «Schweiz am Wochenende» fiel die Pfarrerin in der Vergangenheit durch islamophobe Äusserungen auf. So verfasste sie Beiträge für den islamfeindlichen und offenbar vor allem bei Rechtsextremen Müller wiedergewählt beliebten Blog «Politically Incorrect». Die Die Synode der reformierten Zürcher Landes- Amtszeit gesetzt, bekam er Anfang Juni über- aktuelle Situation sei sehr unangenehm, kirche hat Michel Müller im Amt des Kirchen- raschend Konkurrenz. Ein Komitee, das weit- sagte Kirchenratspräsident Lukas ratspräsidenten bestätigt. Müller setzte sich gehend anonym blieb, schlug Pfarrerin Gina Kundert gegenüber Radio SRF. Es sei dabei gegen zwei Herausforderer durch. Die Schibler aus Volketswil und Pfarrer Marcus seine Aufgabe, dafür zu sorgen, dass sich Wahl hatte im Vorfeld für Aufregung gesorgt: Maitland aus Hittnau als Gegenkandidaten die Kirche nicht spalte. «Diese Geschichte Hatte es lange so ausgesehen, als wäre Amts- vor. Müller erhielt 67 Stimmen bei einem hat aber das Potenzial dazu.» (ref.ch) inhaber Michel Müller bereits für eine dritte absoluten Mehr von 59 Stimmen (ref.ch) 10 AUSGABE 11/2019
PANORAMA WELT IN KÜRZE Amazonas-Synode Malta-Papier nicht mehrheitsfähig? Im Vatikan wird über eine Priesterweihe für verheiratete Männer diskutiert Bundesrätin Karin Keller-Sutter glaubt Text: kath.ch nicht, dass das im Malta-Papier vor- gesehene Umverteilungssystem von Bei der im Vatikan tagenden Amazonas- KEINE KATHOLIKEN ZWEITER KLASSE Flüchtlingen schon mehrheitsfähig ist. Synode ist über eine mögliche Priester- Dafür brauche es Antworten, damit keine Es sei noch mit Mängeln behaftet, sagte weihe für verheiratete Männer gesprochen «Katholiken erster und zweiter Klasse» sie in Luxemburg kurz vor Beginn eines worden. Thema waren auch neue Dienste entstünden, geteilt durch die regelmässige EU-Innenministertreffens. Sie gehe davon und Ämter für Frauen. Ein Bischof sprach Möglichkeit der Eucharistie. Bei den bereits aus, dass «eine breite Diskussion über sich unter Beifall für eine Form weiblicher angedachten Lösungen geht es um bessere die verschiedenen Migrationsrouten und Diakone aus. Ausbildungen für Laien, mehr Anstrengungen Modelle stattfinden wird». in der Werbung geistlicher Berufe, stärkere Die Schweiz befürworte grundsätzlich die Ausgangspunkt sei stets das Problem, dass Einbeziehung von Ordensleuten, insbeson- Einführung eines Umverteilungsmecha- viele Katholiken viel zu selten die Messe mit- dere von Frauen, sowie um mehr ständige nismus. Doch wenn ein solcher eingeführt feiern können oder Sakramente gespendet Diakone, unter anderem für Taufe und Ehe- werde, müsse er nachhaltig sein und vor bekommen, sagte der Leiter der vatikani- schliessung. allem jene Länder berücksichtigen, die schen Kommunikationsbehörde, Paolo am stärksten von Migration betroffen Ruffini. Die Haltungen der einzelnen Redner MENSCHENWÜRDE INDIGENER VÖLKER seien. «Das ist im Moment Griechenland», seien naturgemäss sehr unterschiedlich, Neben ökologischen Problemen des Amazo- sagte die Vorsteherin des Eidgenössi- so der peruanische Kardinal Pedro Ricardo nas-Gebietes sei es an der Synode auch um schen Justiz- und Polizeidepartements. Barreto. Die geringe Zahl der Priester im indigene Kulturen und Traditionen gegangen, Laut der Internationalen Organisation für Verhältnis zu den riesigen Gebieten, die sie so Ruffini. Kardinal Barreto sagte, er selbst Migration (IOM) sind seit Jahresbeginn zu betreuen haben, werde von allen Rednern sei durch seine Begegnungen mit Indigenen mindestens 1071 Menschen beim Versuch als Problem gesehen. weiter evangelisiert und bekehrt worden. einer illegalen Einreise nach Europa er- trunken.(kath.ch) Holocaustleugnung ist kein Menschenrecht Der Europäische Gerichtshof für Men- schenrechte in Strassburg hat eine Be- schwerde des rechtsextremen Politikers Udo Pastörs gegen einen Schuldspruch in Deutschland abgewiesen. Der frühere Fraktionschef der NPD im Landtag des Bundeslands Mecklenburg-Vorpommern war 2012 zu acht Monaten Haft auf Bewährung und 6000 Euro Geldbusse Einweihung der Strasse zu Ehren von Pastor Fidel Gutiérrez verurteilt worden. Pastörs hatte in einer Landtagsrede im Ja- Strasse für Pastor nuar 2010 vom «sogenannten Holocaust» und einer «Auschwitzprojektion» durch demokratische Parteien gesprochen. Die andalusische Stadt Rota widmet evangelischem Pastor eine Strasse Eine Gedenkveranstaltung für die Opfer Text: Markus Baumgartner, Dienstagsmail | Foto: zVg kritisierte er als «Betroffenheitstheater» und das Andenken an die Toten als «ein- Die andalusische Stadt Rota hat den spiel für die kulturelle Vielfalt und Pluralität seitigen Schuldkult». Pastor Fidel Gutiérrez für seinen 32-jähri- der Stadt und als Zeichen der Toleranz ge- gen Dienst mit der Widmung einer Strasse genüber anderen Glaubensrichtungen. Fidel Die Strassburger Richter urteilten, geehrt. Gutiérrez sei ein ausharrender, unterstüt- Pastörs habe «absichtlich die Unwahrheit zender Mann, der sich für die am stärksten gesagt, um Juden zu diffamieren». Seine Die spanische Stadt Rota hat Fidel Gutiérrez Benachteiligten einsetze und das Wort Got- Äusserungen fielen nicht unter den eine Strasse gewidmet, wie die lokale Zeitung tes predige. Die evangelische Gemeinschaft Schutz der Meinungsfreiheit, weil sie «den «Rota al Dia» berichtet. Der evangelische Pas- «Puerta del Cielo» («Tür des Himmels») helfe Werten der Konvention selbst entgegen- tor diente der andalusischen Stadt während in Krisenzeiten vielen Familien in Rota mit stehen». Deshalb sei seine Verurteilung 32 Jahren. In einem Akt würdigte der Stadtrat direkter Unterstützung, wenn die staatliche kein Verstoss gegen die Menschenrechts- von Rota die Arbeit von Gutiérrez als Bei- Hilfe nicht komme. konvention. (ref.ch) WWW.KIRCHENBOTE-SG.CH 11
TIPPS PALETTE Podium: «Der steinige Weg der Integration» Am Donnerstag, 14. November, um 19.30 Uhr führt die Initiativgruppe Begegnung und Dialog Region Rorschach im evang. Kirchgemeindezentrum an der Rorscha- cher Signalstrasse 34 ein Podiumsge- spräch durch. Zum Thema «Der steinige Weg der Integration» reden die Rorscha- cher Stadträtin für Soziales Ariane Thür Wenger; Felix Baumgartner, Integrations- beauftragter der Stadt Wil, Toni Ziltener, Projektleiter «Lern etwas», Rorschach; Rana Al Khozoz, Flüchtling aus Syrien, Verdi-Dolmetscherin, und Teilnehmer von «Lern etwas», dem Integrationsprojekt. Es Lieder- und Geschichtenabend in Flawil moderiert Pfarrer Pius F. Helfenstein. Bereichert wird der Anlass vom Chor Am Samstag, 9. November, um 20 Uhr gastieren mit dem deutschen Liedermacher Jürgen Werth und ohne Grenzen Arbon. Mit Aperitif. (pd) dem spanischen Pantomimen Carlos Martinez zwei Grandseigneurs der christlichen Kunst im Flawiler Lindensaal. Veranstaltet von der evangelischen Kirchgemeinde Flawil und der Arbeitsstelle populäre Musik der Kantonalkirche bringen die beiden ihr treffend betiteltes Programm «Und die Ohren werden Augen machen» auf die Bühne. Details unter der Agenda www.kirchenbote-sg.ch oder www.ref-flawil.ch (ah) Pilgergottesdienst Führungen Gottesdienste Der Verein Pilgerherberge St. Gallen führt am Freitag, 8. November, 19.30 Uhr, einen ökumenisch offenen Pilgergottesdienst zum Dank für die Pilgersaison durch. Der AUF DEN SPUREN: RASSISMUS ÉGLISE FRANÇAISE DE SAINT-GALL Gottesdienst in der Schutzengelkapelle Sa, 2. November, 10 – 11.30 Uhr, St. Gallen Dimanche 10, 17 et 24 (cène) novembre am Klosterplatz in St. Gallen dreht sich Anhand von Gebäudegeschichten stellt His- 10 h Culte à Saint-Gall, église de St-Mangen um das Thema «Schmerzen auf dem toriker Hans Fässler wenig bekannte Zusam- Dimanche 10 novembre Pilgerweg». menhänge im Kontext von Kolonialrassismus 19 h Culte à Rorschach, église réformée und Antisemitismus her. Treff: Vadiandenkmal Dimanche 17 novembre 19 h Culte à Rapperswil, maison de paroisse HUMOR IST, WENN MAN TROTZDEM LACHT www.eglisefrancaise.wordpress.com Fr, 8. November, 14.30 – 16 Uhr, St. Gallen Pasteur Rédouane Es-Sbanti, 071 801 96 02 Lustige und komische Episoden, Ereignisse und Personen in vergangener und heutiger ALL SOULS PROTESTANT CHURCH Zeit. Stadtwanderung mit dem Theologen Jeweils am Sonntag um 12 Uhr Charlie Wenk. Treff: Talstation Mühleggbahn Anlässe der englischsprachigen Kirche mit Pfr. Scotty Williams in der Kirche Rotmonten: GESCHICHTEN VON ST. GALLER JUDEN Worship Service: 1. und 10. November Sa, 16. November, 14.30 – 16 Uhr, St. Gallen Table Talk: 3., 17. und 24. November Hausierer, Textilgeschäfte, Warenhaus. Aber www.allsouls.ch / Scotty Williams, 079 559 09 40 auch Architekt Hauser und Maler Varlin, der Solarkirche Buechen- Judenretter Paul Grüninger. Stadtwanderung FEIER FÜR VERSTORBENE KINDER Staad – Information mit Theologe Walter Frei. Treff: Spisertor Sa, 9. November, 17 Uhr, St. Gallen Kath. Kirche St. Peter und Paul, Rotmonten Pfarrer Klaus Steinmetz absolviert den ST. GALLER FÜRSTÄBTE: GELD & GEIST CAS-Diakonie-Entwicklung. Sein Projekt Di, 19. November, 14.30 – 16 Uhr, St. Gallen LICHTFEIER FÜR VERSTORBENE heisst «Solarkirche Buechen-Staad» und Wie passen weltliche Herrschaft und bene- Sa, 16. November, Kantonsspital St. Gallen sieht den Bau einer Solaranlage auf dem diktinische Spiritualität zusammen? Wande- 17 Uhr, Haus 21, Spitalkapelle Dach des Kirchgemeindehauses in rung rund um die Kathedrale mit Theologe Buechen vor, finanziert durch Fundraising. Charlie Wenk. Treff: Gallusplatz WORT & MUSIK IN DER SPITALKAPELLE Der Erlös aus dem späteren Stromverkauf Mi, 20. November, Kantonsspital St. Gallen soll dem Berner Hilfswerk «Solafrica» zugu- HUGENOTTENFLÜCHTLINGE 16.15 bis 16.45 Uhr, Haus 21, Spitalkapelle tekommen. Eine erste von mehreren Aktio- Do, 28. November, 14.30 – 16 Uhr, St. Gallen nen des Teams «Solarkirche» ist die Infor- 1683 – 1699: Reiche Hugenotten aus Frankreich QUEERGOTTESDIENST AM WELTAIDSTAG mationsveranstaltung vom 22. November, gern aufgenommen, Arme weitergeschickt ... So, 1. Dezember, 18 Uhr, St. Gallen von 19 bis 21 Uhr im KGH Buechen. Inte- Stadtwanderung mit Theologe Walter Frei. Offene Kirche, Böcklinstr. 2. 19 Uhr Teilete. ressierte sind herzlich willkommen. Treff: Eingang Katharinen (Nähe Marktplatz) 20 – 24 Uhr Disco mit DJ Naurasta Selecta 12 AUSGABE 11/2019
PALETTE TIPPS DES MONATS Jung und frisch Meditation Göttliche Liturgie – mit dem Zürcher Bach Chor CHILLIGE CHURCHNIGHT HEILMEDITATION IN OFFENER KIRCHE Sa, 9. November, 19.30 Uhr, Wittenbach Mi, 13. November, 14.30 Uhr, St. Gallen Sergei Rachmaninoff vertonte 1910 die Kirche Vogelherd, danach Bar und Feuerschale Böcklinstr. 2, mit hedda.schurig@bluewin.ch göttliche Liturgie des heiligen Johannes Chrysostomus. Nun widmet sich der GO2BE – MUSIKALISCH HEILSINGEN IN DER GALLUSKRYPTA Zürcher Bach Chor unter der Leitung von So, 10. November, 18.30 Uhr, Buchs Do, 21. November, 18 – 18.30 Uhr Andreas Reize zum zweiten Mal einer Evang. Kirche. Ein musikalischer Gottesdienst St. Galler Dom, Eingang rechtes Chorgitter. grossen kirchlichen Komposition von für junge Erwachsene, mit Jürg Birchmeier Lieder, Gebet, Lesung, Stille, Zuspruch und Se- Rachmaninoff und tritt am Samstag, gen. Mit Hildegard Aepli und Marianne Kundt 9. November, 19.30 Uhr, in der kath. Stadt- SPOTLIGHT – FÜR 16- BIS 35-JÄHRIGE pfarrkirche St. Johann in Rapperswil mit Fr, 15. November, 19.45 – 22.30 Uhr KONTEMPLATION NACH VIA INTEGRALIS dem Werk auf. Seine Klanglichkeit begeis- miteinander – erleben – reden – sein im KGH Angebote in St. Gallen tert, zugleich ist die altslawische Sprache Wittenwis, Neuchlenstr. 38, 9200 Gossau – Gabrielle Bregenzer-Ris: 071 244 32 35, eine Herausforderung. Mit Pavel Daniluk gabrielle.bregenzer@hotmail.com und Mirko Christoff stehen dem Bach GOKARTFAHREN UND SPASS HABEN – Eveline Felder: 079 269 09 39, Chor zwei russischsprachige Sänger zur Sa, 16. November, 18 – 23 Uhr, KGH Thal www.meditation-sg.ch Seite. Es wird eine Kollekte erhoben. Farbmülistr. 2, mit Pascal Stadler – Margrit und Charlie Wenk: 071 288 65 88, www.meditation.margritwenk.ch LIGHTS IN THE NIGHT IN ST. GALLEN Fr, 29. November, 20 Uhr, St. Maria Neudorf MEDITATIVES TANZEN Kerzen, Lieder, Stille in der Taizé-Spiritualität – Krisztina Sachs-Szakmàry: 071 288 31 92, www.meditatives-tanzen.ch Konzerte Reisen BENEFIZKONZERT MUSIK & WORT So, 24. November, 17 Uhr, St. Gallen BEGEGNUNGSREISE NACH CHILE Pfarreisaal St. Fiden. Texte und Lieder mit Vom 14. bis 25. November 2020 Caecilia van de Laak (Gesang), Ursula Affol- Die Arbeitsstelle «Weltweite Kirche» der ter (Texte), Alexander Sennhauser (Klavier). St. Galler Kantonalkirche organisiert eine Reise nach Chile. Neben landschaftlichen I Quattro bringen GOSPELMESSE MIT GOSPEL&MORE- und kulturellen Sehenswürdigkeiten stehen Glanzlichter und Gäste BISCHOFSZELL UND BAND Besuche bei Projekten von Mission 21 auf Fr, 22. November, 20 Uhr, Chrischona Wattwil dem Programm. «Die vier Schweizer Tenöre» gastieren am Sa, 23. November, 19 Uhr, FEG Heerbrugg Anmeldeschluss: 31. Dezember 2019. 28. November, 19.30 Uhr, in der St. Galler Freier Eintritt, freiwillige Kollekte Mehr unter: Kirche Linsebühl. Das diesjährige Jubilä- www.ref-sg.ch/veranstaltung/chile.html umsprogramm besteht aus den schönsten Liedern der letzten zehn Jahre: eine Aus- wahl aus den erfolgreichen CDs «Passio- ne», «Emozione», «Deheim», «Movie Clas- sics» sowie die beliebtesten Advents- und Weihnachtslieder. Spezialgast ist der Jugendchor Amazonas. www.kirchenbote-sg.ch/agenda Italienisches Potpourri Das Flügelfestival Rotmonten wartet am Sonntag, 17. November, um 17 Uhr mit dem letzten Konzert dieses Jahres auf: Ein Homo migrans. Zwei Millionen Jahre unterwegs italienisches Potpourri über Motive aus Oper, Film und Jazz/Klassik-Crossover, ge- Seit es Menschen gibt, sind sie unterwegs. Die Ausstellung im historischen Museum Bern vom 7. November spielt vom Soloflötisten im Sinfonieorches- 2019 bis 28. Juni 2020 schlägt einen Bogen von den ersten Menschen in Afrika bis in die Gegenwart der ter St. Gallen, dem Sizilianer Gianluca Cam- Schweiz. Die Geschichten zeugen von der ersten Besiedlung der Schweiz bis zur Suche nach einem besseren po, natürlich begleitet von Claire Pasquier Leben in Übersee. Von verfolgten Glaubensgemeinschaften bis zu aufgenommenen Geflüchteten. Von Ar- am Flügel. Der Eintritt in die evang. Kirche beitsmigration bis zur multikulturellen Schweizer Fussballnationalmannschaft. Rotmonten, St. Gallen, ist frei. WWW.KIRCHENBOTE-SG.CH 13
AKTUELL KURZ Umzug in Villa Jacob Das Hospiz an der Waldstrasse 3 in St. Gallen ist ein Provisorium und wurde im Februar 2018 eröffnet. Es sind sieben Zimmer eingerichtet. Sobald die Villa Jacob am St. Galler Rosenberg fertig umgebaut ist, wird das Hospiz umziehen – die Villa Jacob ist dann der definitive Standort. Der Betrieb ist aufwendig: Rund 65 Prozent der Kosten werden durch die Bewohner, die öffentliche Hand und die Krankenkassen getragen. Deshalb ist das Hospiz auf Spenden angewiesen. Es muss jährlich rund eine halbe Million Franken an Spendengeldern aufbringen, damit die Institution längerfristig betrieben werden kann. (rb) Hospiz St. Gallen, Waldstr. 3, 9008 St. Gallen, IBAN CH77 8000 5000 0533 6840 1 oder www.hospizstgallen.ch/aktuell Der Bewohner (†) fühlte sich bei Pflegefachfrau Nadja Heierli in guten Händen. «Hier ist es fast wie daheim» Das Hospiz St. Gallen – Die etwas andere Wohngemeinschaft mit familärer Atmosphäre Text: Rita Bolt | Foto: Miranda Outon Das Hospiz an der Waldstrasse 3 in haben eine Aus- oder Weiterbildung und Er- TAGESABLAUF GIBT ES NICHT St. Gallen gleicht einer Wohngemeinschaft. fahrung in Palliative Care. Beim Eintritt wer- Nicht geregelt im Bewohnervertrag wird der Schwer kranke Menschen verbringen ihre den in einem Erstgespräch die Bedürfnisse Tagesablauf. «Wir sind hier an keine festen letzten Tage oder Wochen zusammen und des Patienten abgeklärt. «Uns ist eine ganz- Strukturen gebunden», sagt die Leiterin Pfle- werden in familiärer Atmosphäre auf ihrem heitliche Pflege wichtig», sagt Daniela Palacio, ge. «Unsere Bewohner bestimmen selbst, wie letzten Weg begleitet. Leiterin Pflege. Das heisse, es würden nicht sie den Tag verbringen wollen. Sie dürfen auf- nur Medikamentenlisten besprochen, sondern stehen, wann sie wollen, essen, wann sie Hun- Nichts deutet von aussen darauf hin, dass in auch pflegerische oder seelsorgerliche Wün- ger haben, ein Schläfchen machen, wenn sie diesem Haus unheilbar kranke Menschen sche erfasst. «Je nach Bedürfnis werden ande- müde sind, im Garten sitzen, wenn sie wollen. leben, sich auf den Tod vorbereiten und in re Berufsgruppen hinzugezogen, dabei spielt Jeder und jede hat ihren eigenen Rhythmus.» Ruhe Abschied von ihren Angehörigen neh- die Seelsorge bei vielen eine wichtige Rolle.» Der 34-jährigen Leiterin Pflege liegt eine men. Denn oft ist fröhliches Lachen aus den offene und empathische Gesprächskultur Zimmern oder den Stübli zu hören. «Im Hos- sehr am Herzen. piz finde ich den notwendigen Abstand, den «Wir sind hier an keine ich brauche, um Abschied zu nehmen», sagte festen Strukturen gebunden.» TOD IST NICHT IMMER IM ZENTRUM Verena Wohlfender kurz vor ihrem Tod. Wich- «Das Hospiz ist wie eine Wohngemeinschaft», tig sei für sie gewesen, dass ihr Ehemann und sagt Franz Keel. Seine Schwester hat vier die Familie entlastet wurden. Sie sagte: «Hier Palacio hat schon einige Eintrittsgespräche Wochen im Hospiz gewohnt und ist schliess- ist es familiär, fast wie daheim.» Für jeden ver- geführt. Medikamente, Pflege oder Therapie lich gestorben. «Die schwerst kranken Men- storbenen Bewohner, jede verstorbene Be- seien nur drei Themen, ein anderes sei der schen sind hier nicht isoliert in ihren Zim- wohnerin ziert ein bunter Schmetterling die Bewohnervertrag, der zusammen Punkt für mern. Ich habe es geschätzt, dass meine Wand beim Eingang. «Eine schöne Erinnerung Punkt durchgegangen werde. Beispielsweise kranke Schwester mit mir zusammen und mit an jene Menschen, die wir begleiten und die wird darin geregelt, dass der Verstorbene dem Personal die Mahlzeiten an einem gros- bei uns sterben durften», sagt Roland drei Tage im Zimmer aufgebahrt wird und die sen Tisch einnehmen durfte und wir uns aus- Buschor, Geschäftsführer im Hospiz. Angehörigen in Ruhe Abschied nehmen kön- tauschen konnten.» Der Tod sei zwar allge- nen. Da erlebe man verschiedene Situationen, genwärtig. Aber er sei nicht immer Ge- SEELSORGE SPIELT WICHTIGE ROLLE sagt Palacio. «Auch haben Kinder schon ein sprächsstoff. Seine Schwester habe die letz- Im Hospiz ist eine 24-Stunden-Pflege gewähr- Haustier mitgenommen», erzählt sie. Das Pfle- ten Tage in behüteter und familiärer Atmo- leistet. Im Bereich Pflege arbeiten 16 Perso- gepersonal unterstütze die Hinterbliebenen sphäre verbringen dürfen. «Dafür bin ich nen. Alle Diplomierten – es sind 5,4 Stellen – bei der Trauerarbeit. dankbar.» 14 AUSGABE 11/2019
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