Ein Festakt im Zeichen des Gemeinwesens - 20 Jahre ASH Berlin im Bezirk Marzahn-Hellersdorf Vier Grußworte zum Jubiläum
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20 Jahre ASH Berlin im Bezirk Marzahn-Hellersdorf Ein Festakt im Zeichen des Gemeinwesens. Vier Grußworte zum Jubiläum
20 JAHRE ALICE SALOMON HOCHSCHULE BERLIN IN MARZAHN-HELLERSDORF Seit 20 Jahren befindet sich die Alice Salomon Hochschule Berlin am Standort Marzahn-Hellersdorf. Der Umzug aus Schöneberg war umstrit- ten, doch heute ist die Hochschule angekommen. Sie engagiert sich in zahl- reichen Projekten gemeinsam mit dem Bezirk und unabhängigen Trägern. Außerdem steht ein Neubau an, um bis 2022 tausend Studierende mehr aufzunehmen. Gemeinsam mit Michael Müller, Regierender Bürgermeister von Berlin, Dagmar Pohle, Bezirksbürgermeisterin von Marzahn-Hellers- dorf, und dem Wissenschaftssenator a.D. Prof. Dr. Manfred Erhardt wurde dies am 22. Oktober 2018 festlich gewürdigt. Ihre Grußworte stellen wir hier mit Freude über das Erreichte und voller Zuversicht für alles Zukünf- tige zum Nachlesen zur Verfügung. 3
Begrüßung durch Prof. Dr. Bettina Völter, Rektorin der Alice Salomon Hochschule Berlin Mitwirken an solidarischer Stadt Ohne die schwierigen Anfänge zu beschönigen, veranschaulichte die Rektorin der ASH Berlin an vielfältigen Beispielen die lebendige Partnerschaft zwischen Hochschule und Bezirk. 4
S ehr geehrte Vizepräsidentin des Deutschen damals geprägte Satz „Hellersdorf ist nicht Sibiri- Bundestages, liebe Petra Pau, sehr geehrter en“ hat uns eine ganze Weile begleitet. Ich denke, Regierender Bürgermeister von Berlin und heute sind wir sehr froh, hier zu sein. Senator für Wissenschaft und Forschung, lieber Ja, das Gebäude war damals schon zu eng und Michael Müller, sehr geehrte Frau Bezirksbürger- die Mensa wurde vergessen, und heute werden meisterin, liebe Dagmar Pohle, und sehr geehrter wir nach wie vor um eine räumliche Erweiterung Professor Dr. Manfred Erhardt, ehemaliger Sena- zu ringen haben, weil wir uns ständig hier am tor für Wissenschaft und Forschung, dem wir den Standort weiter entwickeln, neue Studiengänge Umzug mit zu verdanken haben, auch sehr geehr- kommen dazu, neue Studierende. ter Herr Professor Wolff, der damalige Rektor, der Ja, es war damals eine sehr gute Entscheidung an der Entscheidung beteiligt war, sehr geehrte die ASH Berlin hier in diesem Bezirk anzusiedeln, Frau Labonté-Roset, auch Rektorin während der und ja, es war ein sehr langer Weg, auf dem diese Zeit der Entscheidung. Partnerschaft sich entwickelt hat. Sehr geehrte hochschulpolitische Sprecher_in- Alle, die diesen Weg begleitet haben – Frau nen der Parteien, liebe Vertreter und Vertrete- Labonté nickt – wissen, dass es nicht ganz ein- rinnen der Partnerhochschulen in Berlin, der fach war und zunächst einmal viele Vorbehalte Präsidien, wir freuen uns sehr, dass Sie auch zu da waren. Gerd Koch, damals Professor an der uns gekommen sind. Verehrte Gäste, liebe Ko- Hochschule, war einer der Pioniere, die hier The- operationspartnerinnen und Kooperationspart- aterprojekte zum Beispiel mit der Peter-Weiss-Bi- ner und natürlich liebe Hochschulangehörige, es bliothek gemacht haben, und die Straßennamen, ist mir eine große Ehre und vor allem auch eine die uns umgeben, Peter-Weiss-Gasse, Janusz- wirklich riesengroße Freude, dieses Jubiläum Korczak-Straße, Alice-Salomon-Platz natürlich, heute mit Ihnen und Euch zu feiern, im Audimax Kokoschkaplatz, ins Bewusstsein gerufen hat und der Alice Salomon Hochschule, und Sie begrüßen damit auch für eine Belebung dieser Partnerschaft zu dürfen. zwischen der Hochschule und ihren Nachbarn Ja, die Alice Salomon Hochschule liegt direkt gesorgt hat. Zur Hundertjahrfeier, gleichzeitig die an der U5, bald verbunden mit dem Bundestag 10-Jahr-Feier der ASH Berlin am Standort Hel- und dem Kanzleramt - und jetzt schon verbunden lersdorf, da war ich gerade ein Jahr frisch beru- direkt mit dem Roten Rathaus. fen hier an der ASH Berlin, war immer noch eine Ja, es ist weit, hier herauszufahren, aber je öfter „Eiszeit“, wie der jetzige Jugendamtsleiter Heiko man die Strecke fährt, das kann ich versichern, Tille das einmal nannte: Im Bezirk hieß es, es sei desto kürzer wird sie. eine „Eiszeit“ zwischen dem Bezirk und der Alice Ja, wir haben einen wunderbaren Weitblick, Salomon Hochschule, und wir haben das gespürt. leider heute etwas neblig, aus dem Audimax und Gisela Peter, ich freue mich, dass Sie hier sind. vielen unserer Büros, und sehen die Seilbahn der Sie als Akteurin der Peter-Weiss-Bibliothek, Sie Gärten der Welt. wissen es, einige Hochschulangehörige und eine Ja, Hellersdorf ist nicht Sibirien, wie der da- Reihe von Personen aus dem Bezirk, wir waren malige Bausenator Nagel auf dem Höhepunkt zusammengesessen, haben diesen Film „Hellers- der Kontroverse um die Frage meinte, ob es den dorf ist nicht Sibirien“ angeschaut, den zwei Stu- Angehörigen der Alice Salomon Hochschule zu- dentinnen aus meinem Seminar damals gemacht zumuten sei, von dem lauschigen Kiez in Schö- und gezeigt haben, mit Zeitzeugen und Zeitzeu- neberg hier in die – damals noch Brache und ginnen des Umzugs. Wir haben überlegt, wie Baugrube – zu ziehen. Ob es ihnen zuzumuten können wir eigentlich dieses Eis brechen? Und sei, das wurde bekanntlich heftig diskutiert. Der da war es sehr wichtig, Vertrauen zu schaffen. 5
20 JAHRE ALICE SALOMON HOCHSCHULE BERLIN IN MARZAHN-HELLERSDORF Wir haben damals das „Kooperationsforum ASH also wenn man jetzt die angrenzenden Gebiete Berlin – Bezirk Marzahn-Hellersdorf “ gegründet, auch noch einbezieht. Also auch hier eine inter- das sehr niedrigschwellig gearbeitet hat, bewusst essante Mischung. informell. Es funktioniert bis heute, und es ist ein Seit 2016 haben wir eine Bürgermeisterin der wichtiger Ort geworden, wo Vertrauen über ge- Linken hier im Bezirk, und die zweitstärkste Kraft meinsames Tun immer wieder geschaffen wird. ist die AfD. Auch hier ein Spannungsverhältnis, Ein Ort, um sich regelmäßig zu treffen, Informa- mit dem wir umzugehen haben und was genau tionen auszutauschen und dabei auch Projekte für unsere Hochschule auch ein wichtiges Feld zu entwickeln. Zum Beispiel das Projekt „Spa- ist, hier tatsächlich auch fachgerecht damit um- zierblicke“, das explizit dazu da ist, die Vorurteile zugehen. wechselseitig abzubauen, bei dem Leute, die hier Was sind die Qualitätsmerkmale, die die ASH im Bezirk leben, Akteurinnen und Akteure des Berlin über die Jahre in ihrer sozialräumlichen Bezirks, auch manchmal Hochschulangehörige, Arbeit am Standort Hellersdorf entwickelt hat? Spaziergänge leiten, anleiten, und man also die Ich möchte Ihnen einige nennen: Vielfalt des Bezirkes aus ganz unterschiedlichen Zuerst möchte ich sagen, wir haben natürlich Erfahrungsperspektiven kennenlernen kann. eine ganze Reihe Transferbeziehungen bundes- Diese Widersprüche und diese Vielfalt sind für weit. Wir machen Third Mission in Berlin be- uns wirklich ein Eldorado, wollte ich sagen, ein zirksübergreifend und auch im Bundesgebiet ganz fruchtbarer Boden, als Hochschule für So- und sogar international. Wir haben einen großen ziale Arbeit, Gesundheit und Bildung und Erzie- Schwerpunkt in Lateinamerika, wir haben sehr hung im Kindesalter Projekte zu entwickeln und viel mit der Türkei gearbeitet, und so weiter und tatsächlich das auszuprobieren, was wir hier auch so fort. Also das ist ganz klar, dafür steht die ASH unterrichten. Berlin. Wir haben aber auch – und darauf sind wir Ich nenne mal drei interessante Widersprüche, sehr stolz und das passt zum heutigen Tag – eine die für den Bezirk sehr prägnant sind und die ihn wirklich sehr gut strukturierte Campus-Gemein- in sozialwissenschaftlicher Hinsicht für eine SA- wesen-Partnerschaft mit dem uns umgebenden GE-Hochschule sehr interessant machen (SAGE Bezirk. Da danke ich speziell dem Stifterverband, steht für Soziale Arbeit, Gesundheit, Erziehung der uns als eine von sechs Hochschulen in den Jah- und Bildung im Kindesalter; Anm. d. Red.): ren 2015 bis 2017 gefördert hat, als eine von sechs Wenn man die kleinsten sozialräumlichen Hochschulen bundesweit, zwei Fachhochschulen Einheiten Berlins ansieht, dann werden ja regel- waren dabei. Professor Dr. Oliver Fehren, den sie mäßig die zehn reichsten und die zehn ärmsten schon kennengelernt haben, Professorin Dr. Co- im Stadtgebiet ermittelt. Marzahn-Hellersdorf rinna Schmude aus dem Studiengang Erziehung hat tatsächlich vier von den zehn einkommens- und Bildung im Kindesalter und Heidi Höppner, schwächsten LORs in Berlin („Lebensweltlich Professorin im Bereich Ergo- und Physiothera- orientierte Räume“; Anm. d. Red.) auf seinem pie, haben gemeinsam mit Elène Misbach und Terrain versammelt, gleichzeitig aber auch die Urte Böhm, auch Frau Pohle und Herrn Komoß drei einkommensstärksten. Also ein interessanter im Beirat, ein Projekt aufgelegt, P.F.o.r.t.E., das Widerspruch, der auf die Bevölkerungsmischung sehr, sehr produktiv war und diese Campus-Ge- hier im Bezirk hinweist. meinwesen-Arbeit noch einmal weiterentwickelt Ein zweiter interessanter Widerspruch ist der, hat. Im Steuerkreis waren sowohl die genannten dass zwei Drittel der Bevölkerung hier in der Hochschulangehörigen, als auch Vertreter_innen größten europäischen Hochhaussiedlung leben unterschiedlicher Träger hier aus dem Bezirk. und gleichzeitig ein Drittel der Bevölkerung in Es sind Handlungsempfehlungen entstanden, es Deutschlands größtem Einfamilienhausgebiet, sind die Campus-Gemeinwesen-Tage in einer 6
Vorfassung aufgelegt worden, heute Nachmittag Wir haben ein weiteres Merkmal: Kooperations- findet ja einer statt, es gab eine Vernetzung im partnerschaften mit der Gesundheits- und Sozial- Bundesgebiet mit besonders aktiven Hochschulen wirtschaft hier im Bezirk. Wir sind aber natürlich und Universitäten im Hochschul-Gemeinwesen- auch mit der Verwaltung und auch mit gemein- Bereich, und wir konnten auch die Arbeit auf der nützigen Organisationen und freien Trägern, die Website und in Form von Wissenschaft-Praxis- hier im Übrigen in Marzahn-Hellersdorf exemp- Partnerschaften sichtbarer machen. larisch sehr gut arbeiten, im Kontakt, versuchen, Ein zweites Merkmal: Wir verbinden loka- Praktika zu vermitteln und gemeinsame Projekte les und internationales Engagement. Viele von zu realisieren. ihnen kennen das Kinderforscher*zentrum Ein weiteres Merkmal: Wir versuchen, Projekte HELLEUM – und bald wird es ja auch ein dialogisch und partizipativ anzulegen. Ich nenne Jugendforscher*zentrum geben. Es wird unter- zum Beispiel das Projekt ElfE der Professorinn- nen Dr. Gesine Bär und Dr. Theda Borde in Ko- operation mit Gesundheit Berlin-Brandenburg „Wir engagieren e. V. Es untersuchte die Zusammenarbeit von El- tern mit Fachkräften, an der es manchmal hapert. uns lokal, aber holen Hier wurden Eltern gebeten, selbst zu forschen, auch internationales das heißt, sie wurden ermächtigt, selbst zu for- Publikum hierher.“ schen über ihre eigenen Belange: Wie kommt es eigentlich zu diesen Schwierigkeiten der Elternar- beit in Kitas? Und in der zweiten Etappe wird jetzt ein vom BMBF (Bundesministerium für Bildung und Forschung; Anm. d. Red.) gefördertes Pro- jekt „ElfE²“ aufgelegt, mit dem Ziel, Eltern an der bezirklichen Entwicklungs- und Bedarfsplanung stützt durch das Land Berlin, durch S.T.E.R.N., teilhaben zu lassen, sodass die Eltern jetzt sogar Gesellschaft der behutsamen Stadterneuerung auch auf Bezirksebene bei der Planung gehört mbH, durch die Technologiestiftung, durch werden. Hier arbeitet die ASH Berlin u. a. mit die ASH Berlin natürlich und auch durch den dem Bezirk Marzahn-Hellersdorf, dem Jugend- Bezirk. Durch Professor Dr. Wedekind ins Le- werk Aufbau Ost JAO gGmbH, mitforschenden ben gerufen und stark gemacht und durch den Eltern, Vertreter_innen der kommunalen Verwal- Studiengang EBK (Erziehung und Bildung im tung, der lokalen Fachkräfte sowie Elternbeiräten Kindesalter; Anm. d. Red.) begleitet, löste die- zusammen. ses Kinderforscher*zentrum unter anderem in Ein anderes Projekt ist die „Dialogische Qua- China und Taiwan solche Begeisterung aus, dass litätsentwicklung in den frühen Hilfen und im Elemente daraus bereits nachgebaut wurden. Zu Kinderschutz“ von Professorin Dr. Regina Rätz, einer der Qualitäten unserer sozialräumlichen Ar- da geht es auch um die Förderung von Teilha- beit als Hochschule gehört es, dass wir uns lokal be – ich nenne diese Projekte exemplarisch, weil engagieren, aber auch internationales Publikum sie mich auch selber begeistern: Es kam Frau hierher holen und versuchen, in internationalen Haacke, Regionalleiterin hier vom Regionalen Kooperationen unsere lokalen Themen und Er- Sozialen Dienst, und sagte, wir haben Schwierig- fahrungen einzubringen und umgekehrt Inter- keiten mit den Kriseninterventionsteams, kann nationales ins Lokale zu bringen, das haben wir die ASH uns unterstützen? Die Teams arbeiten in z. B. auch in vielen unserer lateinamerikanischen der schlimmen Krise, Eltern wird gesagt, mögli- Projekte gemacht. cherweise müssen wir ihre Kinder aus der Familie 7
20 JAHRE ALICE SALOMON HOCHSCHULE BERLIN IN MARZAHN-HELLERSDORF nehmen. Auch hier wird versucht, dialogisch zu terkunft abhalten konnten, und damit auch in arbeiten, also nicht einfach über die Eltern hin- direkten Kontakt zu den Bewohnerinnen und wegzugehen, sondern tatsächlich gemeinsam mit Bewohnern der Unterkunft kommen konnten. den Fachkräften ein Konzept zu entwickeln, mit Frau Pohle und ich haben uns dann, als es mit den der Idee, dass man bis zu den letzten Möglichkei- Betreibern gar nicht mehr ging, auch an den da- ten im Dialog bleibt mit den Kindern und den maligen Senator Czaja gewandt und gesagt, hier Eltern und gleichzeitig auch an die Arbeitsbedin- werden Qualitätsstandards nicht eingehalten. Wir gungen der Mitarbeiter_innen denkt. Auch das ist haben daraufhin neue Formate entwickelt, soziale sehr typisch für die ASH Berlin, und dafür, wie Innovationen auch geschaffen, wie zum Beispiel wir versuchen, im Bezirk qualitätvoll zu arbeiten diskutiert über ein Beschwerdemanagement, über mit den Akteuren und Akteurinnen des Bezirks ein Gewaltschutzkonzept, und haben eine ganze zusammen. Fokuswoche organisiert mit verschiedenen Ak- Wir gehen – ein weiteres Merkmal – aktuelle teur_innen zu dem Thema, und ein Papier entwi- sozialpolitische Themen gemeinsam an: ein Pro- ckelt, das die Qualitätsstandards für die Arbeit in jekt, das der ehemalige Bürgermeister Stefan Ko- Gemeinschaftsunterkünften formuliert und das moß stark mit angestoßen hat, finanziert von der bundesweit von sehr vielen Professorinnen und Lotto-Stiftung, das Professor Dr. Heinz Stapf-Finé Professoren unterschrieben wurde. und Professor Dr. Michael Brodowski hier initi- Schließlich und nicht zuletzt möchte ich als iert haben, das Projekt „Demokratieferne Auffas- Qualitätsmerkmal nennen, dass die ASH Berlin sungen in einer Kommune als Herausforderung sehr gerne mit dem Bezirk arbeitet, sehr gerne für sozialräumliche Demokratieentwicklung“. mit den Akteurinnen und Akteuren hier im Be- Wie der Titel sagt, geht es hier darum, zu schauen, zirk, und gleichzeitig auch immer versucht und, was sind hier eigentlich Handlungsstrategien un- ich denke, es auch so macht, ihre Eigenständig- terschiedlicher Gruppen der Bevölkerung? Was keit bewahrt, z. B. indem wir immer noch ein sind Grundhaltungen, die sich ausgebildet ha- eigenes antirassistisches Register hier haben, wo ben? Und vor allem: Wie kann man Kindern und wir sammeln, welche Gewaltvorfälle im rassisti- Jugendlichen im frühkindlichen Bereich bereits schen und fremdenfeindlichen Bereich im Bezirk oder auch in der Schule Partizipation beibringen, vorkommen, auch eine Zeitschrift haben „Dun- indem man sie tatsächlich auch teilhaben lässt kelziffer unbekannt“ von unserem Arbeitskreis und damit eben zu Menschen entwickeln lässt, Rechte Gewalt, die manchmal im Bezirk auch auf die Demokratie von früh auf gelernt haben? Widerstand stößt. Wir haben eigene Umgangsfor- Ein weiteres Merkmal, Frau Pohle weiß darum men mit der AfD zum Teil, die auch nicht immer Bescheid: Wir haben auch in Krisensituationen ganz liebsam sind, und wir haben die Fassaden- dem Bezirk ab und zu geholfen oder uns wech- debatte gehabt, davon wissen Sie, da sind wir selseitig abgestimmt. Zum Beispiel 2013, als es immer bemüht, auch unseren Weg zu gehen, ge- die große Bewegung „Nein zum Heim“ gab, also mäß unseres Leitbilds, und manchmal ecken wir eine rassistisch motivierte Bewegung um die Un- da selbstverständlich auch an und haben unsere terkunft in der Carola-Neher-Straße, wo Studie- kleinen Auseinandersetzungen. rende und Kolleg_innen dann auch Mahnwache Ich wünsche mir nun, dass unsere Beziehung gesessen sind nachts und wir mit dem LaGeSo mit dem Bezirk und seinen Akteurinnen und (Berliner Landesamt für Gesundheit und Sozia- Akteuren weiterhin so lebendig und produktiv les; Anm. d. Red.) in Absprache einen Raum in streitbar bleibt wie bisher. Ich wünsche mir, dass der Unterkunft haben konnten über lange Zeit, wir noch deutlicher einen dritten Ort schaffen auf Initiative unserer damaligen Rektorin, Pro- können, zwischen Bezirk und ASH Berlin, eine fessorin Dr. Theda Borde, Seminare in der Un- Vermittlungsstelle praktisch, die Campus- und 8
„Ich wünsche mir, dass unsere Beziehung mit dem Bezirk so wieder ein guter Anlass ist und eine gute Mög- lebendig und produktiv streitbar lichkeit, soziale Innovationen und Interventionen hervorzubringen, etwas Neues, was es in der Pra- bleibt wie bisher.“ xis bisher noch nicht gibt, das Wege aufzeigt, die im Praxisalltag noch nicht gesehen werden. Ich wünsche mir, dass auch Drittmittelgeber hier ein Bewusstsein entwickeln, dass so etwas zu fördern sein könnte, weil es sich lohnt. Und: Gemeinwesen-Arbeit beitreibt, ein Institut viel- Ja, wir warten dringend auf unseren Neubau leicht, vielleicht auch im Zusammenhang unseres und auf eine Mensa, um den Zuwachs von tau- Verbundes. Herr Professor Dr. Semlinger (Prä- send Studierenden, die wir ja in den nächsten vier sident der HTW; Anm. d. Red.) hatte einmal die Jahren bekommen werden, bewältigen zu kön- Idee eines LocalLab, was wir im Antrag hatten nen. Wir möchten gerne einen Beitrag leisten für für die „Innovative Hochschule“ (Förderinitiative das Land Berlin und gegen den Fachkräfteman- des Bundes, auf die sich alle sechs Berliner Hoch- gel. Wir wollen das aber qualitätvoll machen und schulen im Verbund beworben haben; Anm. d. dazu brauchen wir mehr und passende Räume. Red.). Das hat ja in der ersten Instanz jetzt nicht Schließlich: geklappt, aber mein Wunsch wäre, dass man so Ja, wir versprechen, dass wir als Alice Salomon etwas hier aufbaut und dann vielleicht in den Hochschule Berlin weiterhin mitwirken werden Bezirken wandern lässt, wo unsere Partnerhoch- bei der Belebung des Bezirks Marzahn-Hellers- schulen angesiedelt sind. dorf und bei einer Entwicklung hin zu einer soli- Ich wünsche mir, dass es ein Bewusstsein gibt darischen Stadt. auf der hochschulpolitischen Ebene, dass eine sol- che Campus-Gemeinwesen-Arbeit auch immer Vielen Dank. 9
Grußwort des Regierenden Bürgermeisters von Berlin, Michael Müller Engagiert in gesellschaftspolitischen Diskussionen Der Regierende Bürgermeister von Berlin würdigte das Lebenswerk Alice Salomons und die zukunftsweisende Bedeutung des Profils der ASH Berlin. 10
I ch freue mich sehr, heute zu Ihnen zu spre- viel dafür, die Berufe in diesen Bereichen zu pro- chen. Wir feiern das 20-jährige Standort-Ju- fessionalisieren und ihnen mehr Anerkennung zu biläum der Alice Salomon Hochschule Berlin verschaffen. hier in Hellersdorf. Soziales, Gesundheit und Erziehung: Die Beru- Zwanzig Jahre: Das kann je nach Perspektive fe in diesen Bereichen galten früher als „Frauen- eine kurze oder auch eine lange Zeit sein. berufe“. Es ist maßgeblich auch dem Wirken von Im Leben einer Hochschule sind zwei Jahr- Institutionen wie der Alice Salomon Hochschule zehnte oft keine sehr große Spanne und sie bilden zu verdanken, dass solche Klischees hinterfragt auch in der Geschichte der Alice Salomon Hoch- wurden und ein Umdenken einsetzen konnte. schule Berlin nur den jüngsten Abschnitt. Deshalb knüpft die Hochschule auch an eine gute Denn die Wurzeln dieser Institution reichen Tradition an, wenn sie nun einen neuen Bachelor- mehr als ein Jahrhundert zurück. Ihre Historie studiengang im Bereich Pflege einrichtet und die spiegelt viele der zahlreichen Umbrüche und Akademisierung der Gesundheitsberufe weiter Wendungen der Geschichte Berlins und der Wis- vorantreibt. senschaft in unserer Stadt. Das ist wichtig, denn die Felder Pflege, Ge- Als Alice Salomon 1908 die „Soziale Frauen- sundheit und Erziehung werden noch weiter an schule“ als Vorgängereinrichtung der heutigen Bedeutung gewinnen. Und diese Entwicklung Hochschule gründete, war dies eine echte Pio- wollen wir in Berlin politisch mitgestalten: nierleistung. Die Geschichte der Hochschule ist Der Senat ist entschlossen, Berlin zu einer welt- eng mit der Entwicklung der Modernen Sozialar- weit führenden Gesundheitsstadt zu entwickeln. beit und der Sozialreform verbunden. Sie ist ein Hier liegen – so wie im gesamten Bereich von herausragendes Beispiel dafür, dass die Entwick- Wissenschaft und Forschung – die größten Po- lung der vielfältigen Berliner Wissenschafts- und tenziale für die Zukunft unserer Stadt. Forschungslandschaft durch bewundernswertes Ein Beitrag dazu, diese Potenziale zu heben, Engagement aus der Gesellschaft heraus wichtige sind die neuen Hochschulverträge. Mit den Ver- Impulse erfahren hat. trägen haben wir deutliche Schwerpunkte für Heute ist die Alice Salomon Hochschule Ber- Investitionen im Bereich Wissenschaft und For- lin mit rund 3.700 Studierenden und 54 haupt- schung gesetzt. Für die Alice Salomon Hochschu- beruflichen Professorinnen und Professoren die le wird der Landeszuschuss bis zum Jahr 2022 von bundesweit größte staatliche Hochschule in ih- heute rund 15 Millionen Euro gemäß dem derzei- rem Bereich. Gerne würde man Alice Salomon tigen Hochschulvertrag auf etwa 21,5 Millionen fragen, ob sie vor 110 Jahren mit dieser großarti- Euro steigen. Damit sowie mit dem Neubau, der gen Entwicklung gerechnet hätte. Sicher scheint bis 2022 fertiggestellt wird, können die Studien- mir: Sie, die auch die Terrorherrschaft und das kapazitäten deutlich ausgeweitet werden. Bis zu Unrecht der nationalsozialistischen Diktatur 5.000 Studierende können hier künftig ihre Aus- erleben musste, würde sich heute sehr über das bildung absolvieren. Fortbestehen ihres Werkes freuen. Dieses Wachstum ist etwas, was auch die ge- Die Alice Salomon Hochschule Berlin verfügt samte Berliner Wissenschafts- und Forschungs- über ein Profil, dessen Bedeutung für die Zukunft landschaft erlebt. Sicher wird es einer der unseres Zusammenlebens kaum unterschätzt Faktoren sein, die die kommenden zwanzig Jahre werden kann. Als Ausbildungs- und Forschungs- der Alice Salomon Hochschule prägen werden. einrichtung für Soziales, Gesundheit und Erzie- Und damit kommen wir zu einer anderen Per- hung ist sie schon längst unverzichtbar dafür, spektive auf dieses 20-jährige Standortjubiläum. den Fachkräftemangel zu bewältigen. Seit ihrer Denn die letzten 20 Jahre stehen auch für eine lan- Gründung leistet die Alice Salomon Hochschule ge Zeit – jedenfalls für zwei bewegte Jahrzehnte. 11
20 JAHRE ALICE SALOMON HOCHSCHULE BERLIN IN MARZAHN-HELLERSDORF „Alice Salomon würde sich heute sehr über das Fortbestehen ihres Werkes freuen.“ Seit 1998 hat sich vieles in Berlin verändert. Der In den zwanzig Jahren an ihrem neuen Standort Umzug von Bundestag und Bundesregierung hat sich die Hochschule hier fest verankert. Da- nach Berlin, die Jahre harter Sparmaßnahmen, für steht auch die Art und Weise, in der die Alice rasante bauliche Veränderungen überall im Salomon Hochschule Berlin eine Aufgabe wahr- Stadtbild. Und in den letzten Jahren ein regel- nimmt, die im Hochschulbereich immer mehr rechter Boom, Berlin als Sehnsuchtsort von Frei- an Bedeutung gewinnt: Die Kooperationen mit heit und Vielfalt für Menschen in aller Welt, die regionalen Akteurinnen und Akteuren sowie die Ansiedlung einer lebendigen Gründerszene und vielfältigen Verbindungen in das Umfeld und zu vieler spannender Institutionen im Bereich von den Menschen vor Ort. Das Schlagwort „Drit- Forschung und Innovation. te Mission“ steht für diesen Anspruch, Brücken Für mich von besonderer Bedeutung: Berlin ist zwischen Lehre und Forschung einerseits und heute ein international herausragender Ort der der Zivilgesellschaft andererseits zu schlagen. Wissenschaft, und das ist entscheidend für die Das kann bedeuten, dem Nachwuchs Wis- zukünftigen Perspektiven unserer Stadt. Dafür senschaft und Forschung näherzubringen, zu stehen nicht etwa nur vereinzelte Leuchttürme. Strukturen beizutragen, die Innovationen beför- Nein, dass wir in einer Stadt von Forschung und dern und bei der Bewältigung verschiedenster Wissenschaft leben, ist wirklich überall zu spüren Herausforderungen in der eigenen Umgebung und zu sehen. Von Dahlem bis Buch, von Char- zu helfen. lottenburg bis Adlershof. Und eben auch in Hel- Ob es dabei um die Unterstützung für geflüch- lersdorf, wo die Alice Salomon Hochschule nun tete Menschen oder um andere Anliegen geht: fest verankert ist. Die Alice Salomon Hochschule Berlin lebt diese Es ist ganz klar: Die Alice Salomon Hochschu- „Dritte Mission“ in vorbildlicher Weise: Unter le Berlin hat von ihrem neuen Standort und den anderem besteht das Kooperationsforum zwi- damit verbundenen Möglichkeiten profitiert. Der schen der Hochschule und dem Bezirk Marzahn- Umzug im Jahr 1998 war natürlich auch ein wich- Hellersdorf schon seit 2008. tiges Signal mit Blick auf das erneute Zusammen- Viele Partnerschaften verbinden Campus und wachsen unserer über viele Jahre geteilten Stadt. Kieze und zeigen, dass die Alice Salomon Hoch- Klar ist auch: schule nicht nur im Bezirk angekommen ist, son- Die Alice Salomon Hochschule ist von größter dern das Leben vor Ort aktiv und auf vielfältige Bedeutung für Hellersdorf und für den gesamten Weise mitgestaltet. Auch der heutige „Campus- Bezirk. Gemeinwesen-Tag“ ist dafür ein gutes Beispiel. 12
Gerade aufgrund des spezifischen Profils dieser von Gleichberechtigung treffen da oft auf einen Hochschule ist das von großer Bedeutung für un- reflexhaften, irrationalen und manchmal gar ag- sere Stadt und auch ein großer Gewinn für den gressiven Widerspruch. Gerade deshalb ist die Bezirk. Und es passt auch zu Tradition und Geist Art von Hochschulkultur, die hier gelebt wird, dieser Hochschule. besonders wertvoll. Über die Bezirks- und Stadtgrenzen hinaus ist Ob früher in Schöneberg oder heute in Hel- deutlich spürbar, dass Studierende, Dozentinnen lersdorf. Ob in Forschung und Lehre oder bei und Dozenten, Leitung und Beschäftigte die Ali- ce Salomon Hochschule Berlin nicht nur als Aus- bildungsstätte oder gewöhnlichen Arbeitsplatz sehen. Sie bilden eine vielfältige und spannende Gemeinschaft, die sich auch engagiert in gesell- schaftspolitische Diskussionen einbringt. Eine Gemeinschaft von Menschen, die etwas verän- dern wollen und die im Ringen um weiteren ge- sellschaftlichen Fortschritt auch die Kontroverse nicht scheuen. Das haben wir auch prominent im Rahmen der Debatte um die Fassadengestaltung der Hoch- schule erlebt. Für mich ist völlig klar: Gleichbe- rechtigung und die Bekämpfung von Sexismus sind wichtige politische Ziele. In diesem Rahmen ist es nötig, sich auch mit der Wirkung von Sprache und Symbolen ausein- anderzusetzen – und genau das ist an der Alice Salomon Hochschule passiert. Ich möchte an die- ser Stelle vor allem den Beteiligten an der Hoch- ihrem Wirken in die Gesellschaft hinein: Die schule meinen Respekt dafür aussprechen, wie sie Ideale, die für ihre Gründung maßgebend waren, diese Debatte insgesamt geführt haben. Nämlich prägen die Alice Salomon Hochschule bis heute. ernsthaft, offen und im Sinne demokratischer Sie ist ein ganz besonderer Teil der Berliner Wis- Mitbestimmung. senschaftslandschaft und heute können wir mit Wir erleben Zeiten, die von Polarisierung und Freude feststellen: Sie ist aus Hellersdorf nicht rechtspopulistischer Gefahr geprägt sind. Fe- mehr wegzudenken. minismus und Vorschläge zur Verwirklichung Ich bin mir deshalb sicher, dass von der Alice Salomon Hochschule auch in den kommenden 20 Jahren viele wichtige Impulse ausgehen werden. „Sie bilden eine Gemeinschaft Hervorragende Forschung und Lehre, Offenheit, Mitbestimmung, Engagement und ein kritischer von Menschen, die etwas verändern Geist: Das alles kennzeichnet die Alice Salomon wollen und die im Ringen um gesell- Hochschule Berlin. Und genau das sind auch die schaftlichen Fortschritt auch die Eigenschaften, mit denen die kommenden Jahre zur Fortsetzung einer tollen Erfolgsgeschichte Kontroverse nicht scheuen.“ werden. Herzlichen Dank! 13
Grußwort von Prof. Dr. iur. Dr. h. c. Manfred Erhardt, Senator a. D. Nicht alle waren einverstanden Der ehemalige Senator für Wissenschaft Manfred Erhardt erinnerte an die Hintergründe zur Wahl des Standorts Hellersdorf. Im Hinblick auf den geplanten Ausbau der ASH Berlin wandte er sich direkt an den Regierenden Bürgermeister. 14
S ehr geehrter Herr Bürgermeister, sehr ge- ich erfahren, wie sehr Hochschulen die Lebens- ehrte Frau Rektorin, meine lieben Lehren- qualität einer Stadt verbessern und auf deren kul- den, Forschenden und Studierenden, meine turelle Entwicklung ausstrahlen. So war es auch sehr verehrten Damen und Herren! Ziel des ersten Gesamtberliner Senats nach der Die ASH Berlin kann in diesem Jahr gleich Wende, solche Impulsgeber vor allem auch im zwei Jubiläen feiern: erstens ihre Gründung im Osten der Stadt anzusiedeln. Die ASH Berlin Jahre 1908, also vor 110 Jahren, als Deutsch- aber nistete, räumlich beengt zwar, im gutbür- lands erste interkonfessionelle Bildungsstätte für gerlichen Schöneberg, fernab von allen sozialen soziale Hilfsberufe und als höchst erfolgreiche Brennpunkten, wie sie besonders auch in Hel- Wegbereiterin der tertiären Ausbildung in den lersdorf anzutreffen waren. Was lag da näher, als Bereichen Sozialarbeit und Sozialpädagogik. diese Hochschule mit der sozialen Wirklichkeit Zweitens, wie es ja besonders in der Einladung zu konfrontieren und sie mit einem geräumigen zum Ausdruck kommt, feiern wir heute den Um- Neubau gerade dort zu beglücken, wo Theorie zug der ASH Berlin von Schöneberg nach Hel- und Praxis in Forschung und Lehre eine beider- lersdorf vor 20 Jahren. Bei wikipedia findet sich seits fruchtbare Rolle spielen und entsprechende dazu folgender Text: Verbindungen eingehen konnten? Als Sohn eines „Nach dem Fall der Mauer erhielt die Hoch- Vaters, der Direktor des Jugendamtes der Stadt schule 1991 unter dem nun zuständigen Senat Stuttgart war, war mir die große Bedeutung und von Berlin ihren ursprünglichen Namen nach vor allem die humanitäre Rolle der Sozialarbeit Alice Salomon zurück. Im Jahr 1998 zog die Fachhochschule in einen Neubau im damaligen Bezirk Hellersdorf um. Der Umzug an den öst- „Ich war nicht ohne lichen Berliner Stadtrand war umstritten. Der Senat als Träger der Einrichtung hatte ihn gegen Verständnis für die Proteste den Willen der Hochschule beschlossen.“ der Betroffenen.“ Wie konnte der Senat sich anmaßen, sich die- sem einhelligen Widerstand aller Statusgruppen, ja aller von der Rektorin bis hin zum Pförtner, zu widersetzen? Alle waren sie dagegen und ha- ben Resolutionen, Proteste und Demonstratio- nen dann auch aufgeführt. Wie konnte der Senat dann diesen Widerstand brechen, und dies, ob- durchaus geläufig. Unterstützung bekam ich von wohl die ASH Berlin wegen ihrer Qualität und meinem Kollegen Bausenator Nagel, dem ein- ihres Rufes bei dem – wie Sie meinem Slang an- leuchtete, dass wir den Finanzsenator leichter hören – aus Baden-Württemberg stammenden gewinnen würden, wenn wir eine entsprechende Wissenschaftssenator in hohem Ansehen stand? Empfehlung des Wissenschaftsrats und damit Zwei Motive will ich nennen, ein politisches und auch eine hälftige Mitfinanzierung des Bundes ein persönliches: Als Amtschef des baden-würt- aus Bundesfördermitteln bekommen würden tembergischen Wissenschaftsministeriums hatte und auch vorweisen konnten. 15
20 JAHRE ALICE SALOMON HOCHSCHULE BERLIN IN MARZAHN-HELLERSDORF Dass wir heute diesen Umzug feiern, ehrt die „Ihre Qualität hat die ASH Hochschulleitung. Wer will denn schon zugeste- Berlin nach dem Umzug nicht hen, vorher anderer Meinung gewesen zu sein? Übrigens war ich nicht ohne Verständnis für nur gehalten, sondern geradezu die Proteste der Betroffenen, zumal mir derselbe vorbildlich gesteigert.“ Widerstand auch bei der Verlegung der Natur- wissenschaften der Humboldt-Universität nach Adlershof entgegenschlug. Auch dort wird heute in jedem Jubeljahr gefeiert, dass man die besten Labore erhalten hat und zu den besten, den welt- weit besten Standorten für die Zusammenarbeit von Wirtschaft und Wissenschaft gehört. Ihre Auch das Land hat allen Grund mitzufeiern und Qualität und ihr Renommee hat die ASH Berlin stolz zu sein auf diese, seine wichtigste Partne- nach dem Umzug nicht nur gehalten, sondern in rin in den von mir soeben genannten Bereichen. allen Bereichen von Lehre, von Forschung, Pra- Ohne einen gewaltigen Ausbau der Studienplätze xisbezug und Weiterbildung geradezu vorbildlich ist der Fachkräftemangel keineswegs zu behe- gesteigert. Im Bereich dieses Sozialwesens, aber ben oder wenigstens zu lindern. Deshalb darf es auch im Bereich der Gesundheit, aber auch im nicht nur bei Dank und bei Anerkennung blei- Bereich der Bildung hat diese Fachhochschule ben. Dem Regierenden Bürgermeister und Wis- Glänzendes geleistet. Wenn ich jetzt auf die Stu- senschaftssenator der Stadt sei ans Herz gelegt, dienbewerber gucke, aber auch auf die sonstigen die finanziellen und räumlichen Kapazitäten Hochschulen für Sozialwesen in Deutschland, der aus allen Nähten platzenden ASH Berlin zur dann muss man sagen, es ist die beste ihrer Art Chefsache zu machen und zügig auszubauen. und die von den Studienbewerbern am meisten nachgefragte aufgrund ihrer Attraktivität. Glückauf! 16
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Grußwort von Dagmar Pohle, Bezirksbürgermeisterin von Marzahn-Hellersdorf Nachbarschaftlich verbunden Als Bezirksbürgermeisterin stellte Dagmar Pohle das (selbst-)kritische Engagement der Hochschule heraus sowie die enge Zusammenarbeit in beispielhaften Projekten. 18
S ehr geehrter Herr Regierender Bürgermeis- nur damals für den Bezirk Hellersdorf, sondern ter, sehr geehrte Frau Rektorin, liebe Pet- dann später auch für den fusionierten, wieder ra Pau, meine sehr verehrten Damen und fusionierten Bezirk Marzahn-Hellersdorf gut. Herren! Und ich glaube, es war vor allen Dingen für die Zuallererst gestatten Sie mir, Ihnen die herz- Hochschule gut. lichsten Grüße des Bezirksamtes Marzahn- Hellersdorf zu überbringen. Wir sind nicht nur Warum? Nachbarn im räumlichen Sinne, sondern – es ist schon gewürdigt und sehr ausführlich dargestellt Sie haben sich auf den Weg gemacht und noch- worden von Frau Professorin Völter – enge Nach- mal – 110 Jahre ist ja auch gesagt worden – noch- barn im inhaltlichen Sinne. Es ist auch schon mal ein ganz neues Betätigungs- und Blickfeld reflektiert worden, dass es Ihnen vor zwanzig auf soziale Entwicklungen gewonnen in dem Jahren oder vor mehr als zwanzig Jahren sehr Zusammenwirken einer vor völlig neue Heraus- schwer gefallen ist, sich auf den Weg aus der Mit- forderungen gestellten Region, die sich aus der te der Stadt hierher nach Hellersdorf zu machen. Wiedervereinigung von Ost- und Westberlin er- Ich habe diesen Weg persönlich über all die Jah- geben hatte, aber damit auch von sozialen Verän- re in ganz unterschiedlicher Art und Weise be- derungen, die in tiefgreifender Art und Weise hier gleitet. Denn in den Neunzigerjahren war ich als vor Ort nicht nur zu betrachten, zu untersuchen, Mitglied des Abgeordnetenhauses auch Mitglied wissenschaftlich zu begleiten waren, sondern wo des Kuratoriums der damaligen Fachhochschu- auch deutlich wurde, dass das die Themenfelder le, und ich kann mich noch gut an die Diskus- sein werden in dem wiedervereinigten Berlin, sionen in Schöneberg erinnern, wie eng es wäre, in die dann Ihre Studierenden eintreten sollten dass man unbedingt doch neue Räumlichkeiten nach einem erfolgreichen Studienabschluss. Ich bräuchte, man aus allen Nähten platzte. Als dann weiß noch – und es war bestimmt nicht einfach, die Entscheidung gefallen war, mit dem Neubau denn die Helle Mitte war ja nicht fertig, sie war der Hellen Mitte hier auch die Hochschule an- komplett im Entstehen, als die Helle Mitte ge- zusiedeln – dann war es gar nicht mehr so eng. plant worden ist, war sie Brachland, quasi, um- Dann konnte man ja vielleicht doch lieber in geben von neuen Wohnblöcken, ersten sozialen Schöneberg bleiben, und die ganze Hochschule Gemeinbedarfseinrichtungen – als die politische machte sich auf den Weg, Alternativstandorte in Wende kam, war Hellersdorf als Bezirk noch gar der Mitte der Stadt zu suchen, den Abgeordneten nicht fertig. Entstanden 1986 aus der Trennung anzupreisen, und da war es ganz egal, ob die Ab- entlang der Wuhle, weil der Wohnungsbau so ra- geordneten von der Regierung oder der Opposi- sant voranging, dass der damalige Magistrat und tion waren: Jede Stimme zählte. Dass – und Herr die Stadtverordnetenversammlung von Berlin- Professor Erhardt hat es dargelegt – der Senat an Ost meinten, dass ein Bezirk, wo man damals da- der Stelle auch gemeinsam mit dem Abgeordne- von ausgegangen ist, dass vielleicht bis zu 350.000 tenhaus – auch da gab es heftige Debatten dazu Einwohnerinnen und Einwohner wohnen sollten, – bei seiner Entscheidung geblieben ist, war nicht gar nicht mehr als ein Bezirk beherrschbar war, 19
20 JAHRE ALICE SALOMON HOCHSCHULE BERLIN IN MARZAHN-HELLERSDORF „Heute besteht ein großes Interesse an einer intersektora- len Zusammenarbeit und feiern. Auch wir sind nach wie vor sehr jung hier der gemeinsamen Bewältigung an diesem Standort, denn davor waren wir Lich- tenberg und ein Stückchen Weißensee, und sind von Zukunftsaufgaben.“ eben jetzt Marzahn-Hellersdorf. Heute besteht sowohl von Seiten der Hochschu- le als auch von Seiten der bezirklichen Akteurin- nen und Akteure der Einrichtungen ein großes Interesse an einer intersektoralen Zusammenar- und deshalb 1986 diese Teilung passierte. Inso- beit und der gemeinsamen Bewältigung von Zu- fern ist es lustig, dass auch heute nach 20 Jahren kunftsaufgaben in den Bereichen Jugend, Soziales, manchmal noch von „Hellersdorf“ gesprochen Gesundheit und Pflege, in der Stadtentwicklung wird, als wäre es ein eigener Stadtbezirk, oder und der Stadtteil- und Gemeinwesen-Arbeit. Ich von „Hellersdorf-Marzahn“. Bei der Fusion der brauche all die Beispiele, Frau Professorin Völter, Bezirke im Jahre 2000 konnten sich Marzahn nicht zu wiederholen, Sie haben sie genannt. Aber und Hellersdorf nicht einigen, den alten Bezirks- besonders hervorheben möchte ich zwei Dinge: namen „Marzahn“ wieder anzunehmen, und so Das ist einmal die außerordentlich intensive und heißen wir seitdem „Marzahn-Hellersdorf“. Die- auch kritische und auch selbstkritische Beglei- ser Bezirk wird im nächsten Jahr – insofern sind tung und Zusammenarbeit, als 2013 und dann wir in guter Gesellschaft – seinen 40. Geburtstag 2015 sehr viele Menschen neu in unseren Bezirk 20
„ Dass wir heute neben Lichtenberg der Bezirk sind, kamen. Menschen mit Fluchterfahrung, oftmals der die meisten Menschen mit hochtraumatisiert, vor allen Dingen Kinder, Ju- Fluchterfahrung untergebracht gendliche, junge Erwachsene, die hier ein neues Zuhause, erst mal ein Dach über dem Kopf finden hat und sie hier nicht nur ein wollten, und wo es grade auch 2013 – Sie haben Dach über dem Kopf haben, es beschrieben – viel Widerstand gab. Aber es gab sondern zunehmend hier auch eben auch viel Willkommen, viel Unterstützung von den Bewohnerinnen und Bewohnern dieses integriert werden können und Bezirkes Marzahn-Hellersdorf, aber auch von den sich integrieren können, ist Studierenden, von den Lehrenden, die uns bei auch Ihnen und Ihrem dieser Aufgabe begleitet haben, auch kritisch be- gleitet haben, und mit uns auch die Auseinander- Engagement zu verdanken.“ setzung mit denen geführt haben, die hier Hass und Angst verbreitet haben. Dass wir heute neben Lichtenberg der Bezirk sind, der die meisten Men- schen mit Fluchterfahrung untergebracht hat und sie hier nicht nur ein Dach über dem Kopf haben, sondern zunehmend hier auch integriert werden können und sich integrieren können, dass wir hier eine intensive Begleitung dieser Menschen Sie haben es gesagt – der weit über die Grenzen bei uns haben, dass es inzwischen viele Kontakte unseres Bezirkes ausstrahlt und der uns gemein- in diesem Bereich gibt, ist auch Ihnen und Ihrem sam ermuntert, solch eine besondere Bildungs- Engagement zu verdanken. Dafür möchte ich einrichtung auch für die schon etwas älteren herzlich hier auch nochmal Dankeschön sagen. Kinder und Jugendlichen zu schaffen. Und ich möchte exemplarisch ein zweites Beispiel Dass wir sehnsüchtig – mit „wir“ meine ich nennen: das HELLEUM. Das HELLEUM, sozu- wirklich uns gemeinsam – auf den Neubau für sagen eines der Leuchtturmprojekte, an dem ganz die Hochschule warten, ist schon gesagt worden, viele Partner beteiligt waren und sind, und an der vor allen Dingen eben auch, um die wachsende Stelle will ich ein ganz herzliches Dankeschön an Zahl der Studierenden, die unbedingt hier an die- Professor Wedekind sagen. se Hochschule wollen, fassen zu können. Aber, ich sage es auch aus der Sicht des Bezirkes, wir warten Warum gerade an ihn? auch sehnsüchtig auf diesen Neubau, weil es ein Stück weiterer Aufwertung dieses Stadtteilzent- Er ist ein Hochschullehrer, wie, ich glaube, sich rums für den Stadtteil Hellersdorf und für un- jeder Studierende, sich jede Studierende nur wün- seren Bezirk Marzahn-Hellersdorf ist. Weil sich schen kann. Jemand, der so mit beiden Beinen im damit sozusagen die Helle Mitte noch ein Stück Leben steht und weiß, was – und das ist sozusa- weiter auch profilieren kann und Baulücken, gen ja sein Forschungs- und Lehrfeld gewesen – die mit dem Aufbau der Hellen Mitte nicht ge- Kinder und Jugendliche zu einem gesunden und füllt werden konnten und worden sind, weil die bildungsreichen Aufwachsen brauchen, das eben wirtschaftliche Situation, die bauliche Situation nicht nur an Elternhaus, an Schule, an Freizeit- damals nicht so war, und damit natürlich auch einrichtungen schlechthin geknüpft ist, sondern ein bisschen Platz geblieben ist, dass die Hoch- das ganz eng verbunden ist mit einer vielfältigen schule wachsen kann. Das ist jetzt so, und ja, Herr Form von Bildungsangeboten. Dass wir mit die- Regierender Bürgermeister, Baubeginn soll 2020 sem HELLEUM hier einen Leuchtturm haben – jetzt nach den derzeitigen Planungen sein, dann 21
20 JAHRE ALICE SALOMON HOCHSCHULE BERLIN IN MARZAHN-HELLERSDORF hoffen wir mal, dass es wirklich in zwei Jahren zu machen, wie wichtig Gleichstellung, Gleichbe- gelingt, dass wir 2022 diese Hochschule in ihrem rechtigung, der Schutz auch feministischer Ideen Erweiterungsbau eröffnen können. in unserem Bezirk mit Ihnen gemeinsam ist, dass Letztlich möchte ich auch ein herzliches Dan- Sie das hier auch nochmal gewürdigt haben, dafür keschön sagen an Sie, Herr Regierender Bür- danke ich Ihnen sehr, denn diese Diskussion war, germeister, für Ihre Ausführungen, die Sie zur glaube ich, für die Hochschule und für den Bezirk Fassadendiskussion gemacht haben. Auch ich nicht so ganz einfach. habe es außerordentlich geschätzt, wie intensiv Abschließend lassen Sie mich sagen: Ich gehe die Hochschule aus einer scheinbaren Idee heraus, davon aus, dass auch die nächsten Jahre von ei- die, ja, Studierende, die wahrhaft auf der U-Bahn- ner engen Zusammenarbeit im Rahmen unserer Station stehen, für sich erstmal entwickelt haben. Campus-Gemeinwesen-Aktivitäten gekennzeich- Für uns war diese Diskussion deshalb wichtig, net sein werden, und ich darf Ihnen versichern, weil wir sofort eben diese antifeministischen, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Be- reaktionären, rechten Diskutanten als Trittbrett- zirksamtes, der Bezirksverwaltung, das politische fahrer hatten, die diese Diskussion an der Hoch- Bezirksamt, aber auch viele Einrichtungen, freie schule genutzt haben, ihr Süppchen zu kochen. Träger, Wohnungsunternehmen, all diejenigen, Dass es Ihnen und uns gemeinsam – wir hatten die mit Ihnen eng zusammenarbeiten, freuen sich auch dazu heftige Debatten in der Bezirksverord- auf diese Zusammenarbeit und wünschen uns ge- netenversammlung – gelungen ist, genau deutlich meinsam viel Erfolg dabei. 22
Herausgeber: Das Rektorat und der Kanzler der Alice Salomon Hochschule Berlin Redaktion: Laura Haber, Christiane Schwausch Fotos: ASH Berlin Grafik: Willius Design, Berlin Druck: Druckerei Laserline, Berlin 11/2018
Alice Salomon Hochschule Berlin Hochschule für Soziale Arbeit, Gesundheit, Erziehung und Bildung Alice-Salomon-Platz 5 D-12627 Berlin Telefon: +49 (0) 30 992 45 - 0 Telefax: +49 (0) 30 992 45 - 245 www.ash-berlin.eu
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