Ein Kreuz für Gesundheit - aok-bw-presse.de

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1/2021
AOK BADEN­-WÜRTTEMBERG
                                                      w

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                         Ein Kreuz für
                         Gesundheit
                         Im März wird in Baden-Württemberg gewählt. Welche Themen Priorität
                         auf der gesundheitspolitischen Agenda haben, steht schon fest

22 ALTER & Das »stambulante« Wohnen in                       29 STUTTGART Das Omnibusgesetz GVWG soll
   PFLEGE Wyhl will in die Regelversorgung                      & BERLIN  am Ende der Legislatur alles richten
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Seite 2            INHALT

08                                    16                                       20
                                                                                                                                         04     TREFFPUNKT
                                                                                                                                                Nachrichten, Positionen, Meinungen
                                                                                                                                                aus dem Gesundheitswesen

                                                                                                                                         08     SEISMOGRAF
                                                                                                                                                In der nächsten Legislaturperiode
                                                                                                                                                muss Gesundheit in den Fokus

                                                                                                                                         12     GESUNDHEIT & VERSORGUNG
                                                                                                                                                In Calw entsteht ein leuchtendes
                                                                                                                                                Beispiel für die Zusammenarbeit 2.0

Landtagswahl: Ein Kreuz                 Digitalisierung: Die Selbst-            Vorreiter DiGA: Seit Oktober
für die Gesundheit                      verwaltung will Fortschritt             gibt es Apps auf Rezept
                                                                                                                                         14     HIER & JETZT
                                                                                                                                                Modellprojekte und Erfahrungen
                                                                                                                                                aus Baden-Württemberg

                                                                                                                                         16     STANDPUNKT
                                                                                                                                                Der Verwaltungsrat der AOK Baden-
                                                                                                                                                Württemberg bezieht Stellung

                                                                                                                                         18     PRÄVENTION & INNOVATION
                                                                                                                                                Mit gezielten Maßnahmen gegen
                                                                                                                                                die Volkskrankheit Rückenschmerz
                                    ZAHL DER AUSGABE
                                                                                                                                         20     VERSORGUNG & IT
                                                                                                                                                Digitale Gesundheitsanwendungen
                                                                                                                                                gibt es jetzt auf Rezept

                                                                                                                                         22     ALTER & PFLEGE
                                                                                                                                                Das „stambulante“ Wohnen in Wyhl
                                                                                                                                                will in die Regelversorgung

                              Erstwählerinnen                                                                                            24     RECHT & GESUNDHEIT
                               und Erstwähler                                                                                                   Die EU hat für vieles Strategien –
                                                                                                                                                auch für die Arzneimittelversorgung
                  Zur Neuwahl des 17. Landtags am 14. März
                  sind nach einer Schätzung des Statistischen
                                                                                                                                         26     REDE & ANTWORT
                       Landesamtes voraussichtlich rund
                                                                                                                                                Medizinethikerin Dorothee Dörr will
                 7,7 Millionen Baden-Württembergerinnen und
                                                                                                                                                mehr Rechtssicherheit für die Triage
                     Baden-Württemberger wahlberechtigt.
                    Diesmal sind in den 70 Wahlkreisen rund
                 500.000 Erstwählerinnen und Erstwähler auf-                                                                             28     GESUNDHEIT & WIRTSCHAFT
                  gerufen, ihre Stimme einem der rund 120 zu                                                                                    Der Mittelabfluss aus dem Südwesten
                       wählenden Abgeordneten zu geben.                                                                                         durch das GKV-FKG ist enorm

                                                                                                                                         30     WEBSNACKS & TERMINE
                                                                                                                                                Was macht eigentlich das ECDC und
                                                                                                                                                welche Gesundheitsapps trenden?

                                                                                                                                         31     AUS & EINSICHT
                                                                                                                                                Dajana Radovanlija ist überzeugte
                                                                                                                                                Nutzerin der App„Meine AOK“

IMPRESSUM
Herausgeber und verantwortlich für den Inhalt: AOK Baden-Württemberg, Presselstraße 19, 70191 Stuttgart; Verlag: ­KomPart ­Verlagsgesellschaft
mbH & Co. KG, Rosen­t haler Straße 31, 10178 Berlin; Geschäftsführer: Frank Schmidt, Martin Gosen; ­C reative ­D irector: Sybilla Weidinger;
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22011 121; Redaktion: Anette Frisch (af), Stephan Funk (stef), Grit Horn (gh), Ines Körver (ink), Michael Lang (ml), Fabian Obergföll (fob),
Stefan Rösch (srö), Anja Schnake (as); Grafisches Konzept und Umsetzung: Katharina Doering; Nachdruck oder Weiterverwendung von
Inhalten nur mit Genehmigung des Herausgebers. Der Redaktionsschluss für die Ausgabe 01/2021 war der 12. Januar 2021.
Nächster Redak­t ionsschluss: 12. März 2021. Adressänderungen per E-Mail an agendagesundheitmagazin@bw.aok.de               IDENT.-NR . 21- 0055

                                                                                                             1/2021
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                                                                                              Se                                 KE
Bild: Privat mit Genehmigung des Zentralen Impfzentrums Heidelberg

                                                                     Dame sticht   Anke Gaber übernimmt Verantwortung. Die AOK-Mitarbeiterin ist gelernte Arzthelferin und
                                                                                   hat sich freiwillig zum Einsatz im Zentralen Impfzentrum Heidelberg gemeldet. Neben ­ihrem

                                                                     Virus         Vollzeitjob beim Arztpartnerservice der AOK Baden-Württemberg trägt sie in zwei ­Schichten
                                                                                   die Woche feiertags und an den Wochenenden ihren Teil dazu bei, den Vormarsch der
                                                                                   Corona­viren im Südwesten zu bremsen.

                                                                                                                          1/2021
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Seite 4        TREFFPUNKT

                                                           MENSCH MIT MISSION
                                                                                                                                 S P Ä TA U S L E S E

                      »Medizin nach Maß«
                                                                                                                                 UNZENSIERTER
                                                                                                                                  GEDANKEN

                      Immer mehr Patienten werden mit individuell abgestimmten Therapien behandelt.
                      Die Folge sind höhere Heilungschancen und weniger Nebenwirkungen

                                                                                                                                  »Der Klima­
                           »Das                              Die personalisierte Medizin hat einen ­Paradigmenwechsel          wandel ist schon
                      herkömmliche                           eingeleitet. Im klinischen Alltag geht es nicht mehr dar-
                                                                                                                                seit Alexander
                                                             um, jede Patientin und jeden Patienten mit der gleichen Di-
                       Konzept, ein
                       Medikament
                                                             agnostik und Therapie für eine bestimmte Erkrankung zu
                                                                                                                                von Humboldt
                                                             behandeln. Im Mittelpunkt steht vielmehr, wie auf die in-
                         oder eine                           dividuellen Gegebenheiten und insbesondere auf die gene-           bekannt. Doch
                      Chemotherapie                          tischen Prädispositionen eingegangen werden kann. Jeder
                                                                                                                                    wirklich
                                                             soll dabei die passende Therapie zum bestmöglichen Zeit-
                          für alle
                      Patienten, geht
                                                             punkt und mit der optimalen Dosierung erhalten. In der             getan hat sich
                                                             personalisierten Medizin ist die Therapie „­tailormade“, al-
                        nicht mehr                           so auf den Einzelfall zugeschnitten. Die Folge sind höhe-            im Bewusst­
                            auf«                             re Heilungschancen und weniger Nebenwirkungen. Ihren
                                                                                                                                sein eigentlich
                                                             Ursprung hat die personalisierte Medizin in der Onkolo-

                          Professor Nisar Malek
                                                             gie. „Tumore haben, genetisch betrachtet, häufig sehr un-         nichts. Erst seit
                                                             terschiedliche Ursachen. Daher sind unterschiedliche The-
                               Ärztlicher Direktor
                          der Abteilung Innere Medizin       rapieansätze notwendig“, sagt Professor Nisar Malek. Der          die Zusammen­
                        am Universitätsklinikum Tübingen
                                                             Ärztliche Direktor der Abteilung für Gastroenterologie, He-       hänge zwischen
                                                             patologie und Infektionskrankheiten des Universitätsklini-
                                                             kums Tübingen leitet auch das Zentrum für Personalisier-            Klimawandel
                                                             te Medizin (ZPM), ein Zusammenschluss der Universitäten
                                                             Tübingen, Freiburg, Heidelberg und Ulm. Malek ergänzt:
                                                                                                                               und Gesundheit
                                                             „Die Prinzipien der personalisierten Medizin werden bei              immer deut­
                                                             immer mehr Krankheitsbildern angewandt, beispielsweise
                                                             bei immunologisch bedingten Erkrankungen wie Rheuma                licher werden,
                                                             oder chronisch entzündlichen Darmerkrankungen.“ In Tü-
                                                                                                                               schaffen wir es,
                                                             bingen wurden sogenannte molekulare Tumorboards etab-
                                                             liert: In den interdisziplinären Meetings besprechen Exper-        die Menschen
                                                             tinnen und Experten aus Molekularbiologie, Humangenetik
                                                                                                                                 zu erreichen«
Bild: Verena Müller

                                                             und Bioinformatik spezifische Therapien für einzelne Pati-
                                                             enten. Etwa auf Basis des genetischen Tumorprofils. Das
                                                                          bedeutet neue therapeutische Möglichkeiten
                                                                                                                                  Dr. Robin Maitra
                                                                          für die Patienten, bei denen früher die Therapie
                                                                                                                                   Mitglied der Allianz
                                                                          ausgereizt war. srö      medizin.uni-tuebingen.de       Klimawandel und
                                                                                                                                      Gesundheit

                                                               Prof. Dr. Nisar Malek
                                                                   Nisar Malek ist seit 2011 Ärztlicher Direktor der
                                                                      Abteilung Innere Medizin I am Uniklinikum Tü-
                                                                        bingen. Er promovierte am Institut für Mole-
                                                                         kularbiologie der Medizinischen Hochschule
                                                                         Hannover (MHH). Nach Forschungsjahren am
                                                                           Fred Hutchinson Cancer Research Center in
                                                                            Seattle kehrte er 2001 zurück und folgte
                                                                              2008 einem Ruf der MHH auf die Profes-
                                                                                                                                                          Bild: K. Doering

                                                                               sur für Zellproliferationskontrolle.

                                                                                                        1/2021
Ein Kreuz für Gesundheit - aok-bw-presse.de
Seite 5                                                     TREFFPUNKT

 UMFRAGE            WAS BRAUCHT DAS LAND FÜR EINE BESSERE GESUNDHEITSVERSORGUNG?

Baden-Württemberg steht kurz vor der Landtagswahl. Das vergangene Jahr hat Stärken und Schwächen des Gesund-
heitswesens offenbart. Welche gesundheitspolitischen Themen sollen im neuen Landtag im Mittelpunkt stehen?

                                                   Die Ausbildung muss sich ändern                                                                                                       Wichtig ist der Strukturerhalt
                                                   Die Schulgeldfreiheit an privaten Phy-                                                                                                Oberste Priorität hat die Erhaltung und
                                                   siotherapieschulen in Baden-Württem-                                                                                                  Stärkung der regionalen Versorgungs-
                        Bild: Physio-Deutschland

                                                   berg ist längst überfällig, auch aufgrund                                                                                             strukturen mit vertragspartnerschaftli-

                                                                                                                                                                          Bild: KZV BW
                                                   des Fachkräftemangels. Parallel sollte die                                                                                            chen Lösungen und einer baden-würt-
                                                   hochschulische Ausbildung ausgebaut                                                                                                   tembergischen Landesaufsicht. Wichtig
                                                   werden, um eine evidenzbasierte Patien-                                                                                               sind auch der Erhalt freiberuflicher Struk-
       Hannah                                      tenversorgung zu ermöglichen. Als Lan-                                                          Dr. Ute Maier                         turen, die Stärkung der Selbstverwaltung
    Krappmann                                                                                                                                  Vorstandsvorsitzende der
      Vorsitzende
                                                   desverband setzen wir uns weiterhin für                                                                                               und die Fortführung des jetzigen Sys-
                                                                                                                                                Kassenzahnärztlichen
Physio-Deutschland BW                              eine Physiotherapeutenkammer ein.                                                               Vereinigung BW                        tems ohne Einheitsversicherung.

Arztpraxen brauchen Förderung                                                                                                                  Bürgernähe bleibt unersetzlich
Die ambulante Versorgung hat sich gerade                                                                                                       Wir gehen davon aus, dass auch die

                                                                                                                                                                                                                                       Bild: LAV Baden-Württemberg
in der Pandemie bewährt. Die Menschen                                                                                                          neue Landesregierung die gute, dezent-
                                                                                                                        Bild: Medi-Verbund

mussten nicht in die Klinikambulanzen,                                                                                                         rale und flächendeckende Versorgungs-
sondern wurden in den Praxen aufgefan-                                                                                                         struktur im Gesundheitswesen trotz al-
gen. Doch gab es weder e­ ine strukturel-                                                                                                      ler Digitalisierung erhält und stärkt. Nicht
le finanzielle Unterstützung für die Praxen                                                                                                    erst in der Pandemie hat sich gezeigt,
noch für die Medizinischen Fachangestell-                                    Dr. Werner                                                        wie unersetzlich bürgernahe Versorgung                             Tatjana Zambo
                                                                           Baumgärtner                                                                                                                            Vizepräsidentin des
ten. Mehr Wertschätzung und Förderung                                    Vorstandsvorsitzender
                                                                                                                                               ist und welche wichtige Rolle dabei auch
                                                                                                                                                                                                               Landesapothekerverbands
wären deshalb erwünscht.                                                MEDI Baden-Württemberg                                                 den Vor-Ort-Apotheken zukommt.                                  Baden-Württemberg e. V.

          FALSCH                                   NACHRICHTEN
                                                                                                                       Verändert der mRNA-Impfstoff
                                                                                                                       unser Erbgut?
                                                                                                                       Derlei irreführende Behauptungen werden in den sozialen
                                                                                                                       Medien verbreitet. Ein Blick auf die Fakten gibt Entwarnung

                                                                                                                       Bereits eine ganze Weile bevor Edith Kwoizalla am 26. Dezember als
                                                                                                                       erste Deutsche gegen Corona geimpft wurde, tauchten im Netz krude
                                                                                                                       Thesen über das Vakzin auf, das auf der mRNA-Technologie basiert. Es
                                                                                                                       greife ins menschliche Erbgut ein, behauptet etwa ein Dr. med. Micha-
                                                                                                                       el Spitzbart auf Facebook. Dem widerspricht der AOK-Experte Dr. Jür-
                                                                                                                       gen Bleil klar: „Warnungen vor Erbgutschäden sind unbegründet und
                                                                                                                       verursachen unnötig Ängste.“ Die Abkürzung mRNA steht für mes-
                                                                                                                       senger-Ribonukleinsäure, die auch als Boten-RNA bezeichnet wird.
                                                                                                                       mRNA-Impfstoffe bestehen aus der genetischen Information für einen
                                                                                                                       oder mehrere bestimmte Bestandteile der Viren. Im Fall des Coronavi-
                                                                                                                       rus ist es das Spike-Protein oder Teile davon. Bei der Impfung werden
                                                                                                                       diese Erbinformationen in die menschlichen Zellen eingeschleust – al-
                                                                                                                       lerdings nur in das Zellplasma. Die mRNA des Impfstoffs und die DNA
                                                                                                                       des Zellkerns kommen dabei gar nicht miteinander in Kontakt. Ist die
                                                                                        Bild: iStock.com © Abscent84

                                                                                                                       mRNA in den menschlichen Zellen angekommen, können diese dank
                                                                                                                       des darauf gespeicherten Plans das Virus-Protein nachbauen und dem
                                                                                                                       Immunsystem präsentieren. Nach Ausführung der „Bauanleitung“ wird
                                                                                                                       die RNA wieder vollständig im Körper abgebaut.        gh

                                                                                                                                                    1/2021
Ein Kreuz für Gesundheit - aok-bw-presse.de
Seite 6       TREFFPUNKT

                         KREUZVERHÖR
                                                                                                                           TAT E N & TAT S A C H E N

        KREUZ VERHÖR
Hat unser   Gesundheitswesen
                                                                                                                                    Das Tabu durchbrechen
die richtige Finanzierungsbasis?                                                                                                    Burnout ist noch immer ein

Zweifel daran werden laut                                                                                                           ­Tabu. Viele Unternehmer glau-
                                                                                                                                     ben, so etwas gebe es bei ihnen
Jetzt bringt auch Rainer Schlegel den Umstieg auf ein                                                                                nicht. Dabei, so Internist Gün-
steuerfinanziertes Gesundheitssystem ins Spiel                                                                                       ther Limberg, haben sich die be-
                                                                                                                                     trieblichen Fehlzeiten wegen
                                                                    Sie sprechen sich für ein                                        psychischer Erkrankungen inner-
                                                                 steuerfinanziertes Gesund-                                          halb von zehn Jahren verdop-
                                                                 heitssystem aus. Warum?
                                                                                                                Dr. Günther          pelt. Ursache sei oft der Druck
                                                                                                                   Limberg
                                    Wir sollten erstens darüber nach-                                                                am Arbeitsplatz. Limberg ist Vor-
                                                                                                              Facharzt für Innere
                                    denken, wie man mit dem gegen-                                               Medizin in Bad      sitzender der Initiative Burnout
                                                                                                                 Wildbad und
                                    wärtigen Mitteleinsatz bei guter                                                                 IBO, die Betroffene und Betriebe
                                Bild: BSG/PicturePeople Kassel

                                                                                                                Vorsitzender der
                                    medizinischer Qualität und ho-                                             Initiative Burnout    über Burnout informiert.
                                    her Arbeitszufriedenheit des Ge-                                                                	 burnout-ibo.de
                                    sundheitspersonals dauerhaft aus-
                                    kommt. Zweitens erleben wir
  »Wir brauchen derzeit, dass die Beitragsmittel                                                              Neue Facharzt-Qualifikation
  zukunftsfähige nicht ausreichen werden, wenn der                                                            Kerstin Kunz ist eine der ersten
                                    Gesamtsozialversicherungsbeitrag                                          „Klinischen Akut- und Notfallme-
     Strukturen«                    40 Prozent nicht übersteigen soll.                                        dizinerinnen“ in Baden-Württem-
                                    Drittens ist kaum jemandem zu er-                                         berg. Die spezielle Facharztwei-
     Prof. Dr. Rainer Schlegel
                                    klären, weshalb die Krankenkas-                                           terbildung ist künftig für Leiter
             Präsident des
         Bundessozialgerichts       sen bei ihren Versicherten Beiträge                                       einer Notaufnahme verpflichtend,
                                    nach der Höhe ihres Arbeitsent-                                           die Teil des Notfallstufenkonzepts
gelts oder ihrer Rente erheben, das Geld dann in einen Topf – den                                             sind. Chefärztin Kunz: „Das St.
Gesundheitsfonds – werfen, um Zuweisungen nach der Morbiditäts-                                               Elisabethen-Klinikum an der Ober-            Dr. Kerstin
                                                                                                                                                                Kunz
struktur ihrer Versicherten zu erhalten. Viertens halte ich eine Steuer-                                      schwabenklinik in Ravensburg er-
                                                                                                                                                        Chefärztin der Not-
finanzierung nach Maßgabe der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit                                             füllt mit der umfassenden Notfall-        aufnahme der Ober-
                                                                                                                                                         schwabenklinik am
aller natürlichen und juristischen Personen für gerechter.                                                    versorgung die Anforderungen
                                                                                                                                                        St. Elisabethen-Klini-
                                                                                                              der höchsten Stufe.“                       kum in Ravensburg
   Lautet die Lektion nicht eher: mehr Augenmaß bei den
finanziellen Effekten von Gesetzen?
Die Flut an Gesetzen im Bereich Gesundheit und Soziales auch aus                                                                    Schutz für Risikogruppen
der Zeit vor Corona überfordert mittlerweile selbst Fachleute. Man                                                                  Im Kampf gegen das Coronavirus
kommt schlicht nicht mehr mit. Wer laut ruft, wird bedient und er-                                                                  geht Tübingen seit dem Frühjahr
hält sein Gesetz. Nachhaltigkeit der Finanzierung spielt offenbar kei-                                                              vergangenen Jahres einen Son-
ne Rolle. Die Sache sähe anders aus, wenn die Krankenkassen tat-                                                                    derweg: Um vulnerable Grup-
sächlich über eine nennenswerte Autonomie verfügten, wenn die                                                                       pen zu schützen, verschickte die
Verantwortung und Gestaltungsmacht für die Einnahmen wie die                                                                        Stadt unter anderem kostenlo-
Ausgaben in einer Hand läge und man von einem echten Kassen-                                                                        se FFP2-Masken an alle Senioren.
wettbewerb reden könnte.                                                                                                            Auch möglichst flächendecken-
                                                                                                                   Dr. Lisa         de Testungen gehören mit zum
  Bräuchten wir nach Ihren Vorstellungen eine Einheits-                                                           Federele
                                                                                                                                    Tübinger Weg. Lisa Federle, die
kasse und die private Krankenversicherung würde nur                                                           Leitende Notärztin
                                                                                                               und Pandemie-        das Konzept der Stadt maßgeb-
noch das Zusatzgeschäft machen?                                                                                beauftragte des
                                                                                                                                    lich mitgestaltet hat, ist mit einer
                                                                                                                  Landkreises
                                                                                                                                                                                 Bilder: Initiative Burnout IBO , Felix Kästle, DRK

Mir geht es nicht um die Zerschlagung der Strukturen. Ich sehe aber                                                Tübingen         mobilen Schnellteststation des
nicht, dass unter den gesetzlichen Kassen ein Wettbewerb stattfin-                                                                  DRKs fünf Tage die Woche insbe-
det, der diese Bezeichnung wirklich verdient, oder dass der Wettbe-                                                                 sondere in den Alten- und Pfle-
werb für den hohen qualitativen Stand unserer Gesundheitsversor-                                                                    geheimen unterwegs.
gung verantwortlich wäre. Wir müssen überlegen, welche Strukturen
nicht mehr zeitgemäß und welche zukunftsfähig sind. ink

                                                                                                     1/2021
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Seite 7         TREFFPUNKT

                   ZEITSPRUNG

        Kostenbremse und Zankapfel:
        Das AMNOG wird zehn Jahre
        Erinnert sich noch jemand an ei-
        nen Bundesgesundheitsminister
        Philipp Rösler? Vermutlich nicht
        sehr viele, obwohl die gesetzli-
        che Krankenversicherung (GKV)
        dem drahtigen Niedersachsen
                                             Bild: K. Doering

        eines der weltweit am meisten
        bewunderten Gesundheitsge-
        setze verdankt: das Arzneimit-
        telmarkt-Neuordnungsgesetz                         antritt im Oktober 2009 nahm       so waren es 2019 bereits 3,15      dazu. Zankapfel ist aber immer
        (AMNOG). Das feierte kürzlich                      sich Rösler unter großem Pro-      Milliarden Euro. Hersteller ha-    noch das erste Jahr: In dem
        zehnten Geburtstag. Am 1. Ja-                      test der Pharmaindustrie den       ben bei Einführung eines neu-      darf der Hersteller für sein Me-
        nuar 2011 trat es in Kraft. In                     Medikamentenbereich vor.           en Medikaments dem Gemein-         dikament einen selbst gewähl-
        den Neunziger- und Nullerjah-                      Mit zwei Sparpaketen dämm-         samen Bundesausschuss ein          ten Preis aufrufen. Da in dieser
        ren war die Welt noch eine an-                     te er den Ausgabenanstieg          Dossier vorzulegen. Ergibt das     Zeit viele Hersteller extrem ho-
        dere. Freude am Nachkriegs-                        ein. Während in der GKV zu-        Bewertungsverfahren einen Zu-      he, teils sechsstellige Summen
        wachstum machte zunehmend                          nächst Röslers Preismoratorium     satznutzen, sollen GKV-Spit-       verlangen (Stichwort: Zolgens-
        der Sorge vor der Unbezahl-                        eine starke Wirkung entfalte-      zenverband und Hersteller          ma), fordert die AOK einen In-
        barkeit des medizinischen Fort-                    te, ist es nun auch das mit dem    einen angemessenen Preis aus-      terimspreis, der sich an der
        schritts Platz. Kostenexplosio-                    AMNOG eingeführte Preisbil-        handeln. Zeigt es keinen Zu-       Vergleichstherapie orientiert
        nen wurden ausgemacht, auch                        dungsverfahren. Sparten die        satznutzen, gilt ein Festbetrag.   und nach der Preisverhandlung
        im Arzneimittelsektor. Weni-                       Krankenkassen 2013 lediglich       Alle Beteiligten lernen im AM-     rückwirkend durch den Erstat-
        ge Monate nach seinem Amts-                        114 Millionen Euro dadurch,        NOG-Verfahren kontinuierlich       tungspreis ersetzt wird. ink

                                                                                  PRO           KONTRA

                              Klaus Mugele                         Ist Massentierhaltung                                        Dr. Felix Prinz
                                                                                                                                zu Löwenstein
                                                                     noch vertretbar?
                              Vizepräsident des
                           Landesbauernverbandes                                                                             Vorsitzender des Bundes
                                                                                                                            Ökologische Lebensmittel-
                                                                                                                              wirtschaft e.V. (BÖLW)                Bild: BÖLW
Bild: LBV

             »Tierschutzstandards sind hoch«                                                   »Mit Bio gelingt der Umbau«
            Wie wichtig eine regionale Lebensmittelversorgung ist, hat uns                     Nutztierhaltung, die mit Nährstoffüberschüssen Trink-
                die Coronakrise schonungslos gezeigt. Dazu gehört auch die                     wasser und Öko-Systeme schädigt, auf Soja-Futter aus
            Versorgung mit hochwertigen tierischen Produkten wie Fleisch,                      dem Urwald angewiesen ist, die Klimakrise anheizt und
            Milch und Eiern. Nirgendwo auf der Welt sind die Umwelt- und                       Tiere wie industrielle Werkstücke behandelt, ist nicht
               Tierschutzstandards so hoch wie in Deutschland. Das spiegelt                    mehr vertretbar. Auch ein Konsum, der billigste Produk-
                 sich etwa in den Haltungsbedingungen unserer Tiere wider,                     te verlangt und mehr Fleisch verzehrt als gesund ist, muss
                die wir in den vergangenen Jahren weiter verbessert haben.                     aufhören. Mit Bio gelingt der Umbau an beiden Stellen.
             Wir stellen uns auch künftig den Wünschen der Konsumenten.                        Denn Öko-Bauern halten ihre Tiere artgerecht mit Aus-
               Daher fordern wir von der Politik, mit uns Bauern ein System                    lauf und Platz – und nur so viele Tieren pro Land wie ihre
              zu entwickeln, um die Wünsche nach niedrigen Lebensmittel-                       Flächen auch Futter hergeben. Weil diese Qualität Kun-
              preisen und gleichzeitig mehr Tierwohl nachhaltig wirtschaft-                    den überzeugt, sind sie bereit, deutlich höhere Preise zu
             lich für unsere Bauernfamilien in Einklang zu bringen. Nur mit                    akzeptieren. Und die sind auch die Bedingung für einen
              Schlagworten wie ‚Gute Lebensmittel zu fairen Preisen‘ lassen                    Umbau der Tierhaltung, der den Bauernfamilien eine Zu-
                                 sich diese Herausforderungen nicht lösen.                     kunft gibt.

                                                                                                    1/2021
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   Ein Kreuz
für Gesundheit
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                          Im März wird in Baden-Württemberg gewählt.
           Für die AOK und ihre Partner steht fest, was in der neuen Legislaturperiode
                  für die Themen Gesundheit und Pflege getan werden muss

     W
                          ie die Wahl auch     tenwissen generieren zu können“, sagt                   Kliniksektor zu verbessern, müssten Quali-
                          ausgeht, eines       Nadia Mussa, AOK-Krankenhaus-Expertin.                  tät und Patientenbedürfnisse im Vorder-
                          steht jetzt schon    Die Kernaufgaben der stationären Versor-                grund stehen. Eine Schlüsselrolle spiele die
                          fest: Um das Ni-     gung sollten in großen, fachlich breit auf-             Entwicklung der Grundversorgung, bei der
                          veau der Gesund-     gestellten Hochleistungszentren liegen. In              ambulante Fach- und Hausärzte mit der
heitsversorgung im Land weiterzuentwi-         der Fläche werden wohnortnahe Angebote                  pflegerischen Akutversorgung gut zusam-
ckeln, braucht es starkes Engagement. Die      der Grundversorgung gebraucht.                          menarbeiten sollten. Mussa: „Um die sek-
Coronapandemie hat nicht nur gezeigt,              „Wir wollen eine qualitativ hochwertige,            torenübergreifende Versorgung möglich zu
wie leistungsfähig das Gesundheitswesen        flächendeckende und effiziente Patienten-               machen, muss die Politik den rechtlichen
im Südwesten ist, sondern auch die Prob-       versorgung, die mit ausreichend Personal                Rahmen schaffen.“ Auch die Digitalisierung
leme veranschaulicht. Für die AOK Baden-­      sowie zeitgemäßer medizinischer Ausstat-                braucht eine übergeordnete Strategie. Die
Württemberg und ihre Partner stehen die        tung der Krankenhäuser sichergestellt                   politischen Weichen müssten auf Bundes-
Prioritäten fest:                              wird“, sagt Piepenburg. Für die AOK be-                 wie auf Landesebene richtig gestellt wer-
                                               deutet das: zentralisierte Strukturen mit Kli-          den, so Detlef Piepenburg: „Vor allem je-
PERSPEKTIVEN FÜR KRANKENHÄUSER                 niken, die sich bei komplexen Eingriffen                doch braucht es Einigkeit zwischen Kassen
Über die Kliniklandschaft in Baden-­           stärker spezialisieren. „Größere Einrichtun-            und Kliniken.“
Württemberg wird seit Langem disku-            gen können auch besser auf Krisen, wie
tiert. Das Land hat einen Reformkurs einge-    jetzt die Coronapandemie, reagieren und                 RETTUNGSDIENST DIGITAL

schlagen und ist damit, nach Einschätzung      sind meist besser ausgestattet als kleine               „Der Rettungsdienst von morgen muss ef-
der AOK-Baden-Württemberg, prinzipi-           Generalisten“, so Mussa. Um Strukturen im               fizient organisiert und digitalisiert werden“,
ell auf dem richtigen Weg. Die Coronapan-                                                              fordert AOK-Fachmann Marc Steigerwald.
demie hat den Druck noch einmal erhöht.                                                                Derzeit gebe es in Baden-Württemberg mit
Denn das Virus verschärft die bekannten                                                                34 Integrierten Leitstellen sehr viel Infra-
Probleme: „Die Krankenhäuser leiden un-                                                                struktur. Eine Leitstelle mit zentralem Ser-
ter fehlendem Personal, der unzureichen-                                                               versystem, das in ein digitalisiertes Netz-
                                                                                        Bild: © BWKG

den Finanzierung ihrer Kosten und einer                                                                werk mit dezentralen Arbeitsplätzen für die
überbordenden Bürokratie“, bestätigt Det-                                                              Disponenten eingebunden ist, könnte die
lef Piepenburg, Vorstandsvorsitzender der                                                              Voraussetzung für eine flexible, standort-
Baden-Württembergischen Krankenhaus­                                                                   unabhängige und ausfallsichere Leitstellen-
gesellschaft.                                                                                          struktur bieten. Aus Sicht der AOK sollte
    Aus Sicht der Gesundheitskasse sind mit                                                            das neue Leitstellengesetz daher keine ein-
55.678 Betten zwar genügend Kapazitäten              »Die Kliniken                                     schränkenden Vorgaben enthalten, die ei-
vorhanden, die Strukturen sind jedoch                 leiden unter                                     ner zukunftsfähigen Leitstellenstruktur ent-
nicht durchweg zukunftsfähig – gerade mit                                                              gegenstehen, indem etwa eine bestimmte
                                                 fehlendem Personal
Blick auf die Vielzahl kleiner Kliniken im                                                             Anzahl von Leitstellen oder auch der Auf-
Land. Auch beim Einsatz neuer Technolo-
                                                 und unzureichender                                    enthalt von Disponenten „in einem Raum“
gien kommen die Kliniken nicht schnell ge-          Finanzierung«                                      verbindlich vorgeschrieben wird.
nug voran. „Eine gute Versorgung bemisst                                                                   Dort, wo neue Rettungswachen errich-
sich nicht nach der Anzahl der Kranken-                     Detlef Piepenburg                          tet werden, müsse das Land ausreichende
                                                          Vorstandsvorsitzender der
häuser. Viel wichtiger sind sinnvolle Struk-                                                           Fördermittel bereitstellen. Für die Kranken-
                                                          Baden-Württembergischen
turen und Leistungsbündelung, um Exper-                    Krankenhausgesellschaft                     kassen ist es nur schwer möglich, zusätzlich

                                                                               1/2021
Ein Kreuz für Gesundheit - aok-bw-presse.de
Seite 10         SEISMOGRAF

                                                           Krankenhäuser entlastet. „Das muss die                    terstützung der Ärzte durch Delegation an
                                                           neue Landesregierung berücksichtigen                      medizinische Fachangestellte stellen die Se-
                                                           und die Förderprogramme für den nie-                      lektivverträge dar. Die AOK Baden-Würt-
                                                           dergelassenen Bereich weiterführen oder                   temberg bietet seit über zehn Jahren die
                                                           auch die Ausweitung der Studienplätze                     Hausarztzentrierte Versorgung als Alternati-

                                             Bild: © DRK
                                                           konsequent sichern“, sagt Norbert Metke,                  ve zur Regelversorgung an und befördert
                                                           Vorsitzender des Vorstands der Kassenärzt-                damit auch die Digitalisierung, da sich die
                                                           lichen Vereinigung Baden-Württemberg.                     teilnehmenden Mediziner elektronisch ver-
                                                               Die demografische Entwicklung stellt die              netzen. Über 1,7 Millionen AOK-Versicherte
                                                           ärztliche Versorgung vor eine große He­                   haben sich bis dato in den Selektivvertrag
                                                           rausforderung. Ein Drittel aller Hausärzte                eingeschrieben. „Der hausärztliche Beruf
   »Die Finanzierung                                       verabschiedet sich in den kommenden fünf                  muss attraktiver werden. Wie das unter an-
   der erforderlichen                                      Jahren in den Ruhestand und bereits heute                 derem gehen könnte, zeigen die Ergebnisse
  Infrastruktur muss                                       kann nicht mehr jede frei werdende Stelle                 der Selektivverträge“, bestätigt Metke. Ne-
                                                           besetzt werden. Und bei den Fachärzten                    ben einer adäquaten Vergütung müssten
     an der Realität
                                                           sieht es bei vielen Gruppen kaum besser                   für den KV-Vorsitzenden andere Rahmen-
   ausgerichtet sein«                                      aus. „Die Landesregierung geht mit der                    bedingungen der Anstellung von Ärztinnen
                                                           Landarztquote und der Einrichtung zusätzli-               und Ärzten und der Gründerbefugnis von
               Barbara Bosch
                                                           cher Studienplätze und eines entsprechen-                 Medizinischen Versorgungszentren her.
                 Präsidentin des
      Deutschen-Roten-Kreuz-Landesverbands                 den Studienprofils in die richtige Richtung“,             Auch die AOK spricht sich für Primärversor-
             Baden-Württemberg e.V.                        sagt AOK-Experte Jürgen Graf,„aber es                     gungszentren als Baustein für die Versor-
                                                           braucht ein großes Gesamtpaket.“ Die                      gung der Zukunft aus. Gelungenes Beispiel
zu den Vorhalte- und Betriebskosten des                    Strukturen müssten auf die geänderten Be-                 dafür sei der Gesundheitscampus, der gera-
Rettungsdienstes bestehende Förderlücken                   dürfnisse junger Mediziner angepasst wer-                 de in Calw entsteht (siehe Seite 12).
zu kompensieren. Barbara Bosch, Präsiden-                  den. Dazu gehörten mehr Möglichkeiten zu
tin des DRK-Landesverbands Baden-Würt-                     Festanstellungen und zur Zusammenarbeit                   ANSCHUB FÜR DIE PFLEGE

temberg, formuliert es so: „Die Finanzie-                  mit Kollegen. Die Berufsgruppe klagt vor al-              Bundesweit gibt es in Baden-Württemberg
rung der erforderlichen Infrastruktur muss                 lem über steigende Bürokratie – auch mit                  die höchste Lebenserwartung und nur 3,6
an der Realität ausgerichtet sein.“                        Blick auf die Digitalisierung im Gesund-                  Prozent der Bevölkerung sind pflegebedürf-
    Die AOK spricht sich zudem für neue                    heitswesen. Eine Option für bessere Ver-                  tig. Das ist zwar ein im Vergleich geringer
und landesweit einheitliche Planungsgrö-                   zahnung bei der Behandlung oder die Un-                   Anteil, bedeutet dennoch, dass im Südwes-
ßen aus, die die Prozess- und Ergebnisqua-                                                                           ten aktuell 400.000 Menschen Unterstüt-
lität des Rettungsdienstes berücksichtigen.                                                                          zungs- oder Pflegebedarf haben. Eine gro-
„Die Hilfsfrist als alleiniges Planungskriteri-                                                                      ße Herausforderung für die Familien, für die
um ist ungeeignet, da sie nur die Anfahrts-                                                                          Pflegenden und die gesamte Gesellschaft –
zeit zum Notfallort umfasst, aber nichts                                                                             vor allem vor dem Hintergrund der demo-
                                                                                                     Bild: © KV BW

zum Therapieergebnis oder der Zustands-                                                                              grafischen Entwicklung.
veränderung des Patienten aussagt“,                                                                                      Die Stärkung der Pflegekräfte ist ei-
begründet Steigerwald. Auch dürfe die Pla-                                                                           ne wichtige Aufgabe. Dazu gehören auch
nung nicht an den Stadt- oder Landkreis­­-                                                                           Hilfs-, Hauswirtschafts- und Betreuungs-
grenzen aufhören, sondern müsse regione-                                                                             kräfte, die am Gesamtsetting Pflege betei-
nübergreifend erfolgen. Nur so kann                                                                                  ligt sind. „Professionell Pflegende müssen
gewährleistet werden, dass die Rettungs-                                                                             entlastet werden, sie brauchen unbedingt
wagen auch wirklich dort sind, wo sie die
                                                             »Der ­Hausarztberuf                                     mehr Zeit für die Pflege. Das erreichen
größtmögliche Wirkung erzielen.                                muss attraktiver                                      wir durch eine angemessene Personal-
                                                               werden. Wie das                                       ausstattung und indem wir mehr Ausbil-
ARZTBERUF IM WANDEL
                                                                unter anderem                                        dungsplätze fördern. Insbesondere jun-
In der Coronapandemie haben sich die                                                                                 ge Menschen müssen motiviert werden,
                                                            ­gehen könnte, zeigen
ambulanten Strukturen als das Rückgrat                                                                               in die Pflege zu gehen“, sagt Annette Ho-
der Versorgung erwiesen. So haben die
                                                              die Ergebnisse der                                     luscha-Uhlenbrock, Vorstandsvorsitzende
niedergelassenen Ärzte in Baden-Würt-                         Selektivverträge«                                      der Liga der freien Wohlfahrtspflege in Ba-
temberg im ersten Halbjahr 2020 knapp                                                                                den-Württemberg. AOK-Pflege-Expertin
eine halbe Million Patienten mit Infekt bei                         Dr. med. Norbert Metke                           Britta March unterstreicht: „Dem Mangel
                                                                    Vorsitzender des Vorstands der
Covidverdacht und 80 Prozent der Co-                                                                                 an Pflegefachkräften kann mit einem Fach-
                                                                     Kassenärztlichen Vereinigung
vid-Positiven versorgt und dadurch die                                   Baden-Württemberg                           und Skill-Mix, Kompetenzkonzepten und

                                                                                            1/2021
Seite 11         SEISMOGRAF

­ eniger Überregulierung effektiv begegnet
w                                                                            onären Pflege geplant. Das bedeutet bei                           S TA N D P U N K T
werden – da müssen wir endlich ran.“                                         der derzeitigen „All-inclusive-Leistungs-
   Natürlich steht immer auch die Finan-                                     inanspruchnahme“ steigende Kosten für
zierung im Fokus. In der angekündigten                                       die Pflegeversicherung. March warnt: „Die
Pflegereform ist die Deckelung des Eigen-                                    Pflegeversicherung ist ein höchst komplexes

                                                                                                                                                                          Bild: AOK
anteils für Pflegebedürftige in der stati-                                   Sozialversicherungssystem, das nicht noch          Johannes Bauernfeind
                                                                             unübersichtlicher werden darf.“ Dabei be-           Vorstandsvorsitzender der
                                                                                                                                 AOK Baden-Württemberg
                                                                             stünde in vielen Bereichen Handlungsbe-
                                                                             darf. Dass das Kurzzeitpflegeangebot er-
                                                                             weitert werden muss, stehe außer Frage
                                           Bild: © Uta Rometsch Fotografie

                                                                             – aber nicht, ohne die Zusammenhänge mit
                                                                             Leistungen wie Verhinderungspflege zu be-
                                                                                                                                    Gesundheit ist
                                                                             trachten. „Wir wollen die bestmögliche Ver-              regional
                                                                             sorgung und haben den Anspruch, Prä-
                                                                             ventions- und Reha-Angebote auszubauen              Gesundheit ist ein hohes Gut. Sie zu
                                                                             – unbedingt auch in Pflegesettings“, so             erhalten, ist für jeden Menschen exis-
                                                                             March. Autonomie, Selbstbestimmtheit und            tenziell. Umso wichtiger sind gute
 »Insbesondere junge                                                         Teilhabe seien alternativlos. Drei Viertel aller    Programme zur Gesundheitsvorsor-
                                                                                                                                 ge und beste Strukturen in der Be-
  Menschen müssen                                                            Pflegebedürftigen wohnen zu Hause. „Die
                                                                             Quartiere – also Stadtteile oder Gemeinden          handlung. Die Pandemie hat die Leis-
 motiviert werden, in                                                        – müssen sich in einer Weise entwickeln,            tungsfähigkeit und Flexibilität des
 die Pflege zu gehen«                                                        dass alle Altersgruppen in ihrer Vielfalt ein-      baden-württembergischen Gesund-
                                                                             gebunden werden“, sagt Holuscha-Uhlen-              heits- und Pflegewesens und seiner
    Dr. Annette Holuscha-Uhlenbrock                                          brock. Nicht zuletzt habe die Coronakrise           Akteure unter Beweis gestellt. Das
            Vorstandsvorsitzende der
                                                                             gezeigt, wie unerlässlich Digitalisierungs­         von der Landesregierung vor zwei
        Liga der freien Wohlfahrtspflege
             in Baden-Württemberg                                            prozesse in der Pflege sind. awa, as, af, ml        Jahren initiierte Forum Gesundheits-
                                                                                                                                 standort Baden-Württemberg erlangt
                                                                                                                                 vor diesem Hintergrund eine ganz
                                                                                                                                 neue politische Dimension. Versor-
   Das fordert die AOK Baden-Württemberg                                                                                         gung passiert eben regional. Und des-
                                                                                                                                 halb ist es wichtig, gerade bei Land-
     Das Gesundheitswesen muss resilienter gegen Pandemien­­w   ­ erden. Das von                                                 tagswahlen darauf zu achten, was in
   der Landesregierung initiierte Forum Gesundheitsstandort Baden-­Württemberg                                                   der Gesundheitspolitik geplant ist.
   hat wichtige Weichen gestellt. Regionale, vernetzte Strukturen sollten noch                                                      Die AOK Baden-Württemberg
   stärker fokussiert werden.                                                                                                    wird jede vom Land eröffnete Mög-
                                                                                                                                 lichkeit nutzen, die Versorgungs-
     Die Coronakrise zeigt: Telemedizin ist eine sinnvolle Ergänzung zu bisherigen                                               strukturen voranzubringen. Mit
   Behandlungsmöglichkeiten. Digitalisierung muss Bestandteil einer übergeordne-                                                 unserer Hausarztzentrierten Ver-
   ten Versorgungsstrategie werden. Das Ziel sind aufeinander aufbauende Versor-                                                 sorgung und den angeschlossenen
   gungsstrukturen, kein Flickenteppich an Kleinstlösungen.                                                                      Facharztverträgen leisten wir schon
                                                                                                                                 lange einen wichtigen Beitrag, um
     Die Reform der Krankenhauslandschaft gilt es fortzusetzen. Große Kliniken                                                   beispielsweise auch die Versorgung
   mit verschiedenen Fachgebieten können mehr Qualität in der Patientenversor-                                                   im ländlichen Raum sicherzustellen.
   gung bieten. Die Weiterentwicklung sollte nach Versorgungsstufen ausgerichtet                                                 Im Bereich Telemedizin, der elektro-
   und Qualität als messbares Planungsinstrument eingeführt werden.                                                              nischen Arztvernetzung oder bei der
                                                                                                                                 Pflege und ihrer Verknüpfung mit
     In der ambulanten Versorgung sind verlässlich wohnortnahe und bedarfs-                                                      Rehabilitation und Prävention sind
   orientierte Strukturen sicherzustellen. Die Attraktivität des Hausarztberufs muss                                             wir und unsere Partner Impulsgeber
   erhöht werden, etwa durch die Unterstützung von Selektivverträgen.                                                            im Land. In diese Richtung muss es
                                                                                                                                 für uns weitergehen, denn Gesund-
     Pflegeleistungen müssen den Pflegebedürftigen und ihren Familien mehr                                                       heit bedeutet, nah bei den Men-
   Lebensqualität und Teilhabe sichern. Sie sollten künftig unabhängig vom Wohnort                                               schen und ihren Realitäten vor Ort
   erbracht werden – Schluss mit ambulant und stationär. Pflege muss weiter                                                      zu sein.
   entbürokratisiert, vernetzt und intelligent unterstützend digitalisiert werden.

                                                                                                             1/2021
Seite 12       GESUNDHEIT & VERSORGUNG

                                                                                                                                                       Bild: Medizinkonzept Landkreis Calw
Vereint: Ambulante und stationäre
Versorgung auf einem Campus

                  Ein Leuchtturmprojekt für
                    den ländlichen Raum
   Der Gesundheitscampus Calw soll 2023 eröffnet werden. Im Mittelpunkt steht die
       sektorenübergreifende Zusammenarbeit der beteiligten Gesundheitsakteure

     A
                        lbrecht Reusch, De-   ­ ausärztliches ­Primärversorgungszentrum,
                                              h                                            a­ nderem mit der Abordnung von Gisela
                        zernent im Land-       ein Kardiologe, Kinderärzte, Physiothera-    Daul, Projektleiterin Kommunale Gesund-
                        ratsamt in Calw,      pie, eine Diabetes- und Wundambulanz,         heitsprojekte von der AOK-Hauptverwal-
                        ist vom Erfolg des    ein Pflegestützpunkt sowie ein AOK-Ge-        tung, ins Projektteam. „Es ist ein sehr wich-
                        Gesundheitscam-       sundheitszentrum angesiedelt werden.          tiges Zeichen, das in Calw gesetzt wird“,
pus überzeugt. In der Kreisstadt im Nord-                                                   sagt Bauernfeind. „Für eine wohnortnahe
schwarzwald entsteht auf einer 6,5 Hektar         »Wir schaffen ein                        Versorgung im ländlichen Raum brauchen
großen Fläche im Stammheimer Feld III ein                                                  wir mehr solcher patientenorientierter und
innovatives Medizinkonzept. Das 100 Mil-
                                                  interdisziplinäres                       sektorenübergreifender Initiativen“, erläu-
lionen Euro schwere Bauprojekt mit Kran-             und fachlich                          tert der AOK-Chef mit Blick auf die bevor-
kenhaus und momentan vier weiteren vor-             hochwertiges                           stehende Landtagswahl.
gesehenen Gesundheitseinrichtungen                  medizinisches                              Im September letzten Jahres informier-
mit den Schwerpunkten Psychosomatik/                                                       te sich Manfred Lucha, Landesminister für
                                                      Angebot«
Psychiatrie, Nephrologie, Kurzzeitpfle-                                                    Soziales und Integration, vor Ort zum ak-
ge und dem Haus der Gesundheit gilt                                                        tuellen Stand. Lucha ist sich sicher, dass al-
                                                           Helmut Riegger
schon jetzt als Beispiel für eine zukunfts-            Landrat des Landkreises Calw
                                                                                           le Beteiligten des Gesundheitscampus in
fähige Gesundheitsversorgung im länd-                                                      die Kategorie „Überzeugungstäter“ fallen.
lichen Raum. Im Mittelpunkt steht eine        Anfragen von weiteren Fachärzten liegen      Diese brauche es auch, um ein Projekt in
patientenzentrierte und intersektorale Zu-    vor. „Mit dem Gesundheitscampus schaf-       dieser Größenordnung stemmen zu kön-
sammenarbeit. „Ambulante und statio-          fen wir ein herausragendes medizinisches     nen. Bei seinem Besuch sagte er außer-
näre Versorgung, Gesundheitsförderung,        Angebot, bei dem alle Akteure zum Woh-       dem eine erste Förderrate des Landes für
Pflege, Rehabilitation, Arzneimittelversor-   le der Patientinnen und Patienten inten-     den Neubau des Krankenhauses in Höhe
gung und soziale Angebote sollen über         siv zusammenarbeiten“, sagt der Calwer       von vier Millionen Euro zu. stef
gemeinsame Versorgungspfade und Digi-         Landrat Helmut Riegger. Dem stimmt Jo-
talisierung vernetzt werden“, erläutert Al-   hannes Bauernfeind, Vorstandsvorsitzen-      WEITERE INFORMATIONEN:
                                                                                           Projektleiter Albrecht Reusch, albrecht.reusch@­
brecht Reusch, der das Gesamtprojekt lei-     der der AOK Baden-Württemberg, zu.
                                                                                           kreis-calw.de, und Gisela Daul, Projektleiterin Kommunale
tet. Im Haus der Gesundheit sollen ein        Die AOK unterstützt das Vorhaben, u ­ nter   Gesundheitsprojekte, gisela.daul@bw.aok.de

                                                                              1/2021
Seite 13           GESUNDHEIT & VERSORGUNG

Kompetenz für Krisenzeiten                                                                                                                    S TA N D P U N K T

Einen Sozialen Dienst kennen viele nur aus der Klinik. Doch die AOK
Baden-Württemberg hat auch einen. Der ist nun sogar Satzungsleistung

                                                                                                                                                                         Bild: privat
                                                                                                                              Thorsten Kapitzki-Nagler

 H
            and aufs Herz: Sich im               AOK-Datensystems planen und orga-                                            Experte für den Sozialen Dienst
                                                                                                                              und Case Management bei der
            deutschen Gesundheits-               nisieren wir eine hochwertige und be-                                          AOK Baden-Württemberg
            wesen zurecht zu finden,             darfsgerechte Versorgung. Ob die Versi-
ist nicht immer leicht. Das System ist           cherten sich direkt an unseren Sozialen
                                                                                                                                          SOZIALER DIENST
einfach zu komplex. Schlägt sich eine            Dienst wenden oder über Netzwerke
Patientin oder ein Patient mit einem             wie zum Beispiel Hausärzte oder Kran-
stark belastenden Problem herum, fühlt           kenhäuser vermittelt werden, ist dabei                                                   Reden und
sie oder er sich schnell auf verlorenem          unwesentlich“, erläutert Elisa Kirschner,
Posten: Welche Optionen gibt es, was ist         Kommunikationsbeauftragte des Refe-                                                       handeln
die beste für mich, was muss ich dabei           rats Sozialer Dienst und Case Manage-
beachten? Sich hier einen Überblick zu           ment bei der AOK.                                                              Vor einigen Tagen erhielten wir
verschaffen, kostet Kraft und Zeit, die              Die AOK Baden-Württemberg geht –                                           einen Anruf. Eine vom Sozialen
man in der Situation einfach nicht hat.          und das ist bundesweit bislang einma-                                          Dienst betreute ältere, chronisch
Was fehlt, ist eine kompetente, helfende         lig – inzwischen noch einen Schritt wei-                                       kranke und bewegungseingeschränk-
Hand, die die Möglichkeiten mit einem            ter als andere Krankenkassen: Sie hat                                          te Dame sei zum Facharzt überwie-
durchgeht – egal, ob es um eine Krebs-           den Sozialen Dienst als Satzungsleis-                                          sen worden. Dieser sei 25 Kilometer
erkrankung, eine Depression oder eine            tung verankert. Seit dem 14. November                                          entfernt, es gebe keine Busverbin-
Pflegebedürftigkeit geht.                        2019 haben alle AOK-Versicherten einen                                         dung und die Kasse bezahle ja keine
    Die AOK Baden-Württemberg hat                Rechtsanspruch auf Leistungen des Sozi-                                        Taxis. Solle man nun den Facharztter-
dies schon vor Jahren erkannt und einen          alen Dienstes. „Das ganze Jahr 2020 ha-                                        min absagen oder die Dame aus dem
Sozialen Dienst aufgebaut. Er hat 200            ben wir die Prozesse, Methoden und Zu-                                         Programm streichen? „Weder noch“,
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus             gangswege angepasst. Im Januar 2021                                            lautete meine Antwort. „Wenn die
den Disziplinen Sozialpädagogik und              haben wir komplett auf das Konzept So-                                         Dame es will, ruft sie jemand vom So-
Sozialarbeit mit staatlicher Anerken-            zialer Dienst 2.0 umgestellt. Wir freu-                                        zialen Dienst an, der mit ihr die Op-
nung. „Zusammen mit den Kundinnen                en uns darauf, unsere Versicherten noch                                        tionen bespricht und einen Weg fin-
und Kunden, unseren Netzwerkpart-                zielgerichteter unterstützen zu können“,                                       det.“ Fälle wie dieser zeigen: Wir als
nerinnen und -partnern und mithilfe des          so Elisa Kirschner. ink                                                        AOK lassen unsere Versicherten nicht
                                                                                                                                allein, besonders dann nicht, wenn es
                                                                                             Bild: iStock.com © shapecharge

                                                                                                                                schwierig wird. Wir verstehen uns als
                                                                                                                                Versorgerkasse. Voraussetzung für
                                                                                                                                den Erfolg unseres Sozialen Diens-
                                                                                                                                tes sind eine überdurchschnittliche
                                                                                                                                Kenntnis der örtlichen Strukturen
                                                                                                                                und eine bedingungslose Ressour-
                                                                                                                                cenorientierung. Wir schauen uns al-
                                                                                                                                so an: Was will der Versicherte, was
Beratung zu Hause: Der Soziale Dienst hilft Lösungen zu finden                                                                  kann er physisch und psychisch, wel-
                                                                                                                                che Hilfen gibt es im Umfeld?
                                                                                                                                Übrigens: Im Gespräch mit der al-
    Wenn es zu kompliziert wird                                                                                                 ten Dame fanden unsere Mitarbei­
                                                                                                                                terinnen heraus, dass es einen Neffen
    Ihren Sozialen Dienst hat die AOK Baden-Württemberg seit ihrem Gründungs-                                                   gibt, der seine Tante dann und wann
    jahr 1994 Jahr auf- und stetig ausgebaut. Gedacht ist er vornehmlich für Ver-                                               zu Terminen fährt und der dies auch
    sicherte mit leistungs- und trägerübergreifendem Bedarf sowie für Menschen,                                                 in diesem Fall machen kann. Dem Be-
    die immer wieder Hilfestellung benötigen, beispielsweise chronisch Kranke,                                                  such beim Facharzt steht nun nichts
    Menschen mit Beeinträchtigung durch Krankheit, Pflegebedürftige und de-                                                     mehr im Wege.
    ren Angehörige. Angesprochen werden sollen auch interne und externe Netz-
    werkpartnerinnen und -partner sowie Partner im Gesundheitswesen.

                                                                               1/2021
Seite 14      HIER & JETZT

  MELDUNGEN               MODELLPROJEKTE & ERFAHRUNGEN
                                                                                                                Neue Versorgung
                                                                                                                kommt gut an
                                                                                                                Facharztvertrag. Mehr als neun von zehn
                                                                                                                Patienten fühlen sich seit Beginn der Teil-
                                                                                                                nahme am FacharztProgramm von AOK Ba-
                                                                                                                den-Württemberg und Bosch BKK kardiolo-
                                                                                                                gisch besser versorgt. In einer wissenschaft-
                                                                                                                lichen Befragung von 800 herzkranken Teil-
                                                                                                                nehmern gaben mehr als 95 Prozent an,
                                                                                                                ausreichend über ihre Herzerkrankung, die
                                                                                                                Behandlungsmöglichkeiten und den weiteren
                                                                                                                Verlauf informiert zu sein. Die Wissenschaft-
                                                                                                                ler führen die positiven Ergebnisse maßgeb-
                                                                                                                lich darauf zurück, dass Kardiologen in der
                                                                                                                selektiv­vertraglichen Versorgung mehr Zeit für
                                                                                                                ihre Patienten haben, um sie umfangreicher
                                                                                                                beraten und intensiver behandeln zu können.

                                                                                        Bild: © Verena Müller
                                                                                                                Mit dem MEDI-Verbund arbeitet die AOK wei-
                                                                                                                ter am Ausbau der Facharztverträge. Versi-
                                                                                                                cherte können voraussichtlich ab dem zweiten
Mehr Zeit, mehr Qualität: Herzpatienten werden
                                                                                                                             Halbjahr von dem neuen Facharzt-
im FacharztProgramm nachweislich besser betreut
                                                                                                                             vertrag Pneumologie profitieren.
                                                                                                                                     aok.de/bw/facharztprogramm

Hilfe für                                               Weiterer Forschungsstandort
digitale Helfer                                         Krebs. Um die Behandlung krebskranker Menschen zu verbessern, arbeiten in
                                                        den beiden Nationalen Centren für Tumorerkrankungen (NCT) in Heidelberg und
Kompetenzzentrum. Für eine gute pflegeri-               Dresden zahlreiche Wissenschaftler und Forschergruppen daran, Ansatzpunkte
sche Begleitung von Patientinnen und Patien-            für neue Behandlungsmöglichkeiten zu finden. Jetzt soll die Krebsforschung im
ten gewinnen digitale Angebote immer mehr               Südwesten mit einem zweiten NCT-Standort in Baden-Württemberg weiter ge-
an Bedeutung. Mit dem Landeskompetenzzen-               stärkt werden. Die Universität Tübingen setzte sich mit den Partnern, Uniklinikum
trum für Pflege und Digitalisierung hat das So-         Ulm und Robert-Bosch-Krankenhaus Stuttgart, beim Wettbewerb für deutsch-
zialministerium in Tübingen eine landesweite            landweit vier neue Standorte durch. Die neuen NCT-Standorte in Berlin, Köln/Es-
Anlauf-, Beratungs- und Vernetzungsstelle für           sen, Tübingen/Stuttgart-Ulm und Würzburg/Erlangen-Regensburg-Augsburg wer-
digitale Innovationen in der Pflege eingerichtet.       den voraussichtlich im Jahr 2022 ihre Arbeit aufnehmen. In den NCT arbeiten
Dort sollen technische sowie digitale Assistenz         Ärzte mit Forschenden auch eng zusammen, um die Versorgung der Betroffenen
und menschliche Zuwendung sinnvoll kombi-               und die Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses voranzubringen.
niert werden. Laut Sozialminister Manfred Lu-
cha hilft die Digitalisierung der Pflege dabei, re-
ale zwischenmenschliche Begegnungen ver-
stärkt zu ermöglichen, indem zeitintensive Vor-         Klinik in Neuenbürg als Vorreiter
gänge in der Arbeitsorganisation, Dokumen-              Hausärztemangel. Niedergelassene Ärzte, die in den Ruhestand gehen, su-
tation oder Abrechnung vereinfacht würden.              chen in ländlichen Regionen händeringend Nachfolger. Da es auch für Bürger in
Auch die AOK Baden-Württemberg spricht sich             Neuenbürg und Umgebung immer schwerer wird, einen Arzt zu finden, hat das
für digitale und technische Unterstützungssys-          RKH-Krankenhaus in Neuenbürg im Enzkreis ein Medizinisches Versorgungs-
teme in der Pflege aus und wünscht sich für             zentrum (MVZ) gegründet. Es bietet Patienten neben einer hausärztlichen, wohn-
die kommende Legislatur­periode noch mehr               ortnahen Versorgung auch spezialisierte Behandlungsmöglichkeiten im Bereich
Initiativen in dieser Richtung. Sie können zur          der Rheumatologie. Durch die gemeinsame Trägerschaft von Arztpraxis und Kli-
Stärkung der Gesundheitskompetenz, zu mehr              nik ermöglicht das neue MVZ den Patienten im Falle einer komplexen Erkrankung
             Selbstbestimmung und höherer               einen nahtlosen Übergang zwischen ambulanter und stationärer Versorgung.
             Lebenserwartung beitragen.                 Gleiche Ansprechpartner und die enge interdisziplinäre Zusammenarbeit gewähr-
                                pflegedigital-bw.de    leisten schnelle und patientenorientierte Lösungen.

                                                                             1/2021
Seite 15         HIER & JETZT

                                                                                              Bessere Luft im Süden
                                                                              3,5 Millionen Deutsche leiden unter einem medikamentös behandelten Asthma.
                                                                                         Menschen in Baden-Württemberg sind seltener betroffen

                                                                       Regionale Unterschiede: Die Baden-­Württemberger leiden
                                                                       seltener an Asthma bronchiale als die Einwohner der meisten
                                                                       anderen Bundesländer. Nur die Menschen in Mecklenburg-­
                                                                                                                                                   SCHLESWIG-HOLSTEIN
                                                                       Vorpommern sind noch seltener betroffen.
                                                                       Laut dem aktuellen Gesundheitsatlas Asthma des
                                                                                                                                                       4,04 %
                                                                       ­W issenschaftlichen Instituts der AOK sind Groß-                                              MECKLENBURG-VORPOMMERN
                                                                                                                                        BREMEN
                                                                        städter tendenziell häufiger betroffen als Men-                                                       3,39 %
                                                                        schen im ländlichen Raum. Möglicherweise lässt
                                                                                                                                      3,97  %
                                                                                                                                                     HAMBURG
                                                                        sich dies durch die Luftqualität erklären. Im
                                                                        Vergleich zu anderen deutschen Großstäd-                                     3,85  %                          BERLIN

                                                                        ten ab 500.000 Einwohnern hat Stuttgart                                                                     4,09    %
                                                                        den niedrigsten Anteil an Asthmapatienten                               NIEDERSACHSEN
                                                                        (3,7 Prozent). Unter allen                                                4,44 %
                                                                        401 Kreisen und kreisfreien Städ-
                                                                                                                                                                                       BRANDENBURG
                                                                        ten in Deutschland ist Heidel-
                                                                        berg mit 2,9 Prozent die Region                                                        SACHSEN-ANHALT            3,95 %
                                                                                                                    NORDRHEIN-WESTFALEN
                                                                        mit dem geringsten Anteil an
                                                                                                                        4,68 %                                    3,89 %
                                                                        Asthmatikern.
                                                                            Wichtige Einflussfaktoren
                                                                        sind auch Alter und Geschlecht.                                                                              SACHSEN
                                                                        So sind Jungen bis 14 Jahre                                                        THÜRINGEN                4,14 %
                                                                                                                                         HESSEN
                                                                        deutlich häufiger von Asthma
                                                                                                                                       4,04 %              4,55   %
                                                                        betroffen als Mädchen. Mit
                                                                                                               RHEINLAND-PFALZ
                                                                        zunehmendem Alter
                                                                        tritt die Krankheit dagegen               3,96 %
                                                                        häufiger bei Frauen als bei         SAARLAND                                                              Asthmahäufigkeit:
                                                                                                                                                                                  In Baden-Württemberg
                                                                        Männern auf.                        4,58 %                                                                liegt die Häufigkeit von
                                                                                                                                                                                        Asthma unter dem Bundes-
                                                                                                                                                                                        schnitt von 4,2 Prozent

                                                                                                                                                                 BAYERN

                                                                                                                             BADEN-WÜRTTEMBERG
                                                                                                                                                                4,00 %
                                                                                                                                 3,72 %
Quelle: Gesundheitsatlas Deutschland – Asthma bronchiale © WIdO 2020

                                                                               ASTHMA BRONCHIALE IN DER BUNDESDEUTSCHEN WOHNBEVÖLKERUNG: PATIENTENVERTEILUNG NACH ALTER
                                                                         8%
                                                                                                   FRAUEN     MÄNNER
                                                                         6%

                                                                         4%

                                                                         2%

                                                                         0%
                                                                                     0 – 14         15 – 24        25 – 34          35 – 44        45 – 59
                                                                                                                                                   1/2021      60 – 69        70 – 79          80 und älter
Seite 16                                     STANDPUNKT

                                                      D I G I TA L I S I E R U N G

             Den Fortschritt beschleunigen
      Jede Legislaturperiode bietet Chancen, neue Akzente zu setzen. Das gilt insbesondere
              für die Digitalisierung. Die Prozesse sind vom Menschen her zu denken

                                                                                               der Versorgung sowie die Finan-        ­Anwendung Telescan in der elek-
                                                                                               zierung von Digitalen Pflege-          tronischen Arztvernetzung im
                                                                                               anwendungen (DiPAs) durch die          Rahmen des HausarztProgramms.
                                                                                               soziale Pflegeversicherung vor.         Jetzt ist es wichtig, dass es der
                                                                                               Außerdem sollen die Möglich-            Koordinierungsstelle Telemedizin
                                                                                               keiten und Vorteile der elektro-        Baden-Württemberg (KTBW) als
                                                                                               nischen Patientenakte ausgebaut         zentraler Institution für alle Belan-
                                                                                               und weitere Anwendungsfälle in          ge der digitalen Medizin im Land
                                                                                               diese integriert werden.                noch besser gelingt, die Akteure
                                                                                                   Das ist zu begrüßen. Die Co-        weiter zu vernetzen und als Kata-
                                                                                               ronakrise hat gezeigt, dass die         lysator für Projekte zu wirken.
                                                                                               Telemedizin eine sinnvolle Er-              Künstliche Intelligenz (KI) im
                                                                                               gänzung zu den bisherigen Be-           Gesundheitswesen wird immer
                                                                                               handlungsmöglichkeiten sein             bedeutender. Das ist nur folge-
                                                                                               kann. Auch in Baden-Württem-            richtig. Effizientere Datenauswer-
                                                                                               berg werden die Chancen ge-             tung und -organisation ermög-
                                                                                               nutzt. Das Thema Digitalisie-           lichen bessere Diagnosen und
                                                              Bilder: (c) Matthias Schmiedel

                                                                                               rung spielt eine herausragende          unterstützen damit eine qualitativ
                                                                                               Rolle beim Forum Gesundheits-           hochwertige Versorgung für die
                                                                                               standort Baden-Württemberg.             Patientinnen und Patienten. Auch
                                                                                               Die Ausgangslage im Länd-               hierauf sollte das Land noch stär-
                                                                                               le ist dabei – bis auf eine allseits    ker den Fokus legen und für eine

                                 E
                                           s tut sich was                                      schnelle Internetverbindung –           entsprechende Vernetzung über
                                           in Deutschland,                                     hervorragend. Wir haben eine            die KTBW sorgen.
    »Wir                                   jedenfalls was die                                  ausgeprägte und lösungsorien-               Zudem sollte es weiterhin
 brauchen                      Digitalisierung im Gesund-                                      tierte Dialogkultur zwischen allen      Projekte anstoßen und fördern.
 ein digital                   heitswesen betrifft: Das dritte                                 Akteuren im Gesundheitswesen.           Aber es ist ebenfalls eine Erhö-
                               Digitalisierungsgesetz steht                                    Beispiele hierfür sind die Haus-        hung der Investitionen der An-
   weiter-                     jetzt in den Startlöchern – ein                                 arztzentrierte Versorgung mit           bieter von Gesundheitsdienst-
entwickeltes                   Vorhaben der Bundesregierung,                                   den dazugehörigen Facharztver-          leistungen in Gesundheits-IT
Gesundheits-                   mit dem bereits bestehende                                      trägen und die damit verbundene         und E-Health-Anwendungen nö-

system, aber                   Regelungen aus dem Digita-                                      elektronische Arztvernetzung.           tig. Dazu gehört auch, dass die
                               le-Versorgung-Gesetz (DVG)                                                                              Landesregierung bei Investitio-
    keine                      und dem Gesetz zum Schutz                                       DER STANDORT IST SPITZE                 nen in Krankenhäusern weiter-
 gläsernen                     elektronischer Patientendaten                                   In Baden-Württemberg treffen            hin verstärkt in eine bessere di-
 Patienten«                    (PDSG) weiterentwickelt und                                     Spitzenmedizin und -forschung           gitale Infrastruktur investiert.
                               angepasst werden sollen. So                                     sowie innovative Gesundheits-               Bei allen Chancen, die digita-
                               sieht das geplante Gesetz zur                                   wirtschaft aufeinander. Viele Ak-       le Innovationen bieten, hat der
   Peer-Michael Dick           Digitalen Modernisierung von                                    teure im Land engagieren sich           verantwortungsvolle Umgang
 Alternierender Vorsitzender
  des Verwaltungsrates der
                               Versorgung und Pflege (DVPMG)                                   mit Projekten und Aktivitäten           mit Daten höchste Priorität.
 AOK Baden-Württemberg,        unter anderem den Ausbau der                                    für die Digitalisierung des Ge-         Denn was wir brauchen, ist ein
      Arbeitgeberseite
                               Telemedizin, die weitere Ver-                                   sundheitswesens – die AOK Ba-           digital weiterentwickeltes Ge-
                               ankerung von Digitalen Gesund-                                  den-Württemberg unter ande-             sundheitssystem, aber keine glä-
                               heitsanwendungen (DiGAs) in                                     rem mit der telemedizinischen           sernen Patienten.

                                                                                                         1/2021
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                                                      S E L B S T V E R WA LT U N G

Mitbestimmung als Erfolgsgarant
 Für die Selbstverwaltung der GKV war die Amtszeit von Jens Spahn bisher alles andere
    als ein Spaziergang – auch weil der Bundesminister sie zu schwächen versucht

   A
              uf der Homepage         ist, dass Kassen und Beitragszah-    scheidungen treffen zu können,
              des Bundesgesund-       ler nicht zu reinen Zahlern de-      benötigen die Mitglieder der
              heitsministeriums       gradiert, sondern ihnen vielmehr     Selbstverwaltung ein umfassen-        »In demo-
steht es schwarz auf weiß: In         Gestaltungsmöglichkeiten für ei-     des Wissen über das Gesund-           kratische
Deutschland gilt das Prinzip der      ne hochwertige gesundheitliche       heitswesen und müssen dabei         Organe sollte
Selbstverwaltung. Das heißt,          und pflegerische Versorgung er-      auch politische Rahmenbedin-
dass der Staat zwar die gesetz-       öffnet werden.                       gungen und deren Entwicklun-
                                                                                                                 nicht nach
lichen Rahmenbedingungen                                                   gen im Blick haben. Grundlage          eigenem
vorgibt, die Träger des Gesund-       ZENTRALISMUS IST SACKGASSE           dafür ist eine enge Zusammen-          Interesse
heitswesens sich aber selbst          Zentralistische Strukturen und       arbeit mit dem Vorstand und ei-
organisieren, um in eigener           willkürliche Eingriffe sind je-      ne kontinuierliche Berichterstat-
                                                                                                                oder politi-
Verantwortung die Gesundheits-        denfalls der falsche Weg und         tung, auch im Hinblick auf die       scher Groß-
versorgung zu gewährleisten.          bremsen die gut funktionieren-       Interessen der Versicherten. Ich     wetterlage
Leider wurde dieses Subsidiari-                                            wünsche mir, dass die politi-
tätsprinzip in dieser Legislaturpe-                                        schen Entscheidungsträger den
                                                                                                               eingegriffen
                                        »Corona zeigt:                                                            werden«
riode durch die Bundesregierung                                            Wert der Selbstverwaltung mehr
stark strapaziert. Immer wieder
                                         Wir sind gut                      wertschätzen und anerkennen.
wurde versucht, den Einfluss der         aufgestellt«                      In bewährte demokratische Or-         Monika Lersmacher
Selbstverwaltung stark einzu-                                              gane sollte nicht nach eigenem      Alternierende Vorsitzende des
                                                                                                                   Verwaltungsrates der
schränken – zum Teil mit Erfolg.      den Steuerungsprozesse im Ge-        Interesse oder aktueller politi-
                                                                                                                AOK Baden-Württemberg,
    Auch wenn sich Gesundheits-       sundheitswesen in vielen Fällen      scher Großwetterlage eingegrif-            Versichertenseite
minister Jens Spahn während           aus. Das müsste eigentlich auch      fen werden.
seiner Amtszeit zunächst als an-      Herrn Spahn einleuchten. Ein Be-
geblich großer Fan der Selbst-        such im Verwaltungsrat der AOK
verwaltung darstellte, war seine      Baden-Württemberg würde ihn
Interpretation einer funktionie-      jedenfalls eines Besseren beleh-
renden Selbstverwaltung sehr          ren. Dieses wichtige Organ mit
von seinen persönlichen Zielen        seinen 30 ehrenamtlichen Mit-
geprägt: Es gäbe noch zu vie-         gliedern, das sich aus Versicher-
le Debatten in den entsprechen-       ten- und Arbeitgebervertretern
den Gremien, die über Jahre hin-      zusammensetzt, bestimmt mit
weg in Endlosschleifen geführt        seiner Arbeit seit Jahrzehnten
und nie zu einer Entscheidung         die sozial- und unternehmens-
gebracht wurden, so Spahn.            politische Ausrichtung der AOK
    Eine fragwürdige Grundlage        Baden-Württemberg maßgeb-
für die gravierenden Maßnah-          lich mit. Es ist zuständig für al-
men. Zu nennen sind dabei ins-        le Entscheidungen von grund-
besondere Gesetzgebungsver-           sätzlicher Bedeutung für das
fahren wie das Gesetz für einen       Unternehmen. Dazu gehören
fairen Kassenwettbewerb in der        die Wahl des Vorstands, der Be-
gesetzlichen Krankenversiche-         schluss des Haushalts sowie die
rung sowie das MDK-Reform-            Entlastung des Vorstands bei der
gesetz. Dabei zeigt doch gerade       Jahresrechnung. Um unterneh-
die Coronakrise, wie wichtig es       menspolitische Grundsatzent-

                                                                             1/2021
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