MV Forstkammer & FFH-Sammel

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MV Forstkammer & FFH-Sammel
E 3044 E

 Mitgliederzeitschrift der Forstkammer Baden-Württemberg e. V.             2 / 2018

  FFH-Sammel-               MV Forstkammer &               Sonderteil Berichte
verordnung für BW              FORST live                   aus FBGs & Co.
MV Forstkammer & FFH-Sammel
:LUVLQGGDEHL

 Stand: S3.29            Stand: S3.35

  Frei-
 gelände
  Mitte          Stand: M4.21                 Stand: BA1.51

                                                                                     Stand: BA1.57
        Stand: M4.51
                                                    Stand: BA1.65
                                           Frei-                     & W5.09
                                          gelände
       Baden-Arena                                                             Freigelände
                                           Nord
                                                                                   West

                                             Stand: N2.30
                                                                                Stand: W5.84

                                              Stand: N2.10
                 Stand: BA1.32

                                                                                           © Messe Offenburg
MV Forstkammer & FFH-Sammel
EDITORIAL

Resilienz in Wald und Forst                                                                FORSTPOLITIK
                                                                                           Zu Guttenberg: Neue Bundes-
                                                                                           regierung muss sich für Stärkung
                                             klar wäre, dass es zukünftig ausschließ-      der Waldbewirtschaftung stark
                                                                                           machen                           4
                                             lich trockener wird, wäre der Umbau mit
                                             trockenheitsresistenten Baumarten aus-        Weitere Ergebnisse aus den
                                                                                           Sitzungen des Lenkungsaus-
                                             reichend, um die Wälder zu klimastabil        schusses                                5
                                             zu machen. Da aber noch nicht sicher          Kommentar zu den Ergebnissen

                                                                                                                                       I N H A LT
                                             ist, wie sich die Niederschläge zukünf-       des Lenkungsausschusses                 7
                                             tig genau verteilen und welche sonsti-        Gemeinsames Positionspapier von
                                             gen Folgen noch eintreten (Schädlinge),       LBV, BLHV und Forstkammer zum
                                                                                           Thema Förderung                 8
                                             ist die Baumartenmischung die erfolg-
                                             versprechendere Alternative. Dann kann        Verordnungen für die FFH-Gebiete
                                                                                           in Baden-Württemberg – Das
                                             sich der Wald anpassen und bleibt ins-        Beteiligungsverfahren beginnt
                                             gesamt erhalten.                              am 9. April                       9
                                                Was für Wälder gilt, kann auch für         Kommentar zu den
                                             forstliche Organisationen eine durchaus       FFH-Sammelverordnungen           11
                                             sinnvolle Strategie sein – gerade für die     HOLZMARKT
                                             forstlichen Strukturen heute in Baden-
                                                                                           Rundholzmärkte im Südwesten
                                             Württemberg. Mit dem Ende der Einheits-       von Sturmkalamitäten unbeein-
                                             forstverwaltung steuert die Forstwirtschaft   druckt                                 12
                                             hierzulande auf eine Situation zu, die es     Langholztransport – neuer
Resilienz – so heißt seit einiger Zeit ein   so noch nicht gegeben hat. Schließlich ist    Lösungsansatz – Umsetzbarkeit
Zauberwort für dauerhaft erfolgreiche        diese Organisationsform älter als das Bun-    noch offen                             13
Strukturen und Systeme in den unter-         desland selbst. Die weitere Entwicklung       DER FORSTBETRIEB
schiedlichsten Bereichen. Im Gegensatz       entscheidender Rahmenbedingungen ist
                                                                                           Der neue Leitplankenprotektor          13
zur Resistenz, der Fähigkeit sich gegen-     damit unklar: wie werden der Holzmarkt
                                                                                           Interview zur Sicherheitsfäll-
über äußeren Einfluss unantastbar zu         und die Holzkunden auf die Veränderun-        technik mit der DGUV                   17
machen, geht es bei der Resilienz dar-       gen reagieren; wer wird zukünftig wel-
                                                                                           Die richtige Fällhilfe                 20
um, sich an Veränderungen anzupas-           che Dienstleistungen anbieten und zu
sen, ohne das eigene Wesen aufzugeben.       welchen Preisen; welche Kooperations-         VERBANDSGESCHEHEN
  Im Wald spielt Resilienz bei der An-       modelle werden sich durchsetzen? Auf          Sitzung des Forstkammer-Ausschus-
passung an den Klimawandel eine gro-         der Suche nach der richtigen forstlichen      ses am 20. 02. 2018            22
ße Rolle. Wälder sollen sich an den Klima-   Organisationsstruktur sollte daher eine       Anpassungen des Forstkammer-
wandel anpassen und gleichzeitig Wald        Eigenschaft besonders beachtet werden:        Mitgliedsbeitrags            22
bleiben. Junge Wälder sind in der Regel      die Beweglichkeit – bzw. die Flexibilität,    Mitgliederversammlung der
                                                                                           Forstkammer                            23
resilienter als alte Wälder. Standortge-     sich an neue Herausforderungen und bis-
rechte Bäume sind resilienter als solche,    lang nicht absehbare Rahmenbedingun-          Rege Diskussionen bei den ersten
                                                                                           Kommunal.Wald.Gesprächen         24
die sich an einem bestimmten Fleck oh-       gen anzupassen. Damit steigen die Chan-
                                                                                           Forst live
nehin schon nicht wohl fühlen.               cen, dass das Wesen der Forstwirtschaft       Experten stellen sich Ihren Fragen
  Die Resilienz erscheint besonders dann     erhalten werden kann.                         rund um den Forstbetrieb           24
wichtig, wenn noch nicht klar ist, welchen
                                                                                           BERICHTE AUS FBGS
Einflüssen ein System in Zukunft ausge-        Ihr
setzt sein wird. Gegen einen klar defi-        Jerg Hilt
                                                                                           & CO.                                  26

nierten Störfaktor kann man sich wapp-         Geschäftsführer                             KURZ UND BÜNDIG                        32
nen und damit resistent machen. Wenn                                                       PERSÖNLICHES                           33
                                                                                           TERMINE                                34
                                                                                           NA SOWAS!                              35

                                                                                                                Frühjahrsgrün
                                                                                                                © Ulrike Staudt

2 / 2018                                                                                                                                    3
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FORSTPOLITIK

Bundespolitik

Zu Guttenberg: Neue Bundesregierung muss
sich für Stärkung der Waldbewirtschaftung
stark machen
Philipp zu Guttenberg, Präsident der
AGDW – Die Waldeigentümer, for-
derte, dass sich die neue Bundesre-
gierung für eine Verbesserung der
nachhaltigen Waldbewirtschaftung
in Deutschland stark macht. „Wer
die Klimaschutz- und Nachhaltig-
keitsziele ernsthaft umsetzen will,
muss die Mobilisierung des Rohstof-
fes Holz ganz oben auf die Agenda
setzen“, sagte zu Guttenberg. Dazu
zähle eine entschiedene Unterstüt-
zung des Kleinprivatwaldes. Dieser
mache das Gros der Waldbesitzer in
Deutschland aus und stehe mit Blick
auf das Kartellverfahren vor dem
größten Strukturwandel seit Grün-
dung der Bundesrepublik.
     ine gute Voraussetzung sei die neue
E    Spitze im Ressort Landwirtschaft:
Zu Guttenberg freut sich darüber, dass                                                                    © AGDW – Die Waldeigentümer

mit Julia Klöckner eine kompetente und
durchsetzungsfähige Fachministerin die-     über eine große Expertise und großarti-        Ein positives Signal sei, dass ein Kom-
ses Ressort führen wird. „Aufgrund ih-      ge Erfolge bei der nachhaltigen Bewirt-     petenzzentrum Wald und Holz in den Koa-
rer jahrzehntelangen politischen Erfah-     schaftung und Pflege der Wälder“, sagte     litionsvertrag von CDU, CSU und SPD auf-
rung auf Bundes- und Landesebene und        der AGDW-Präsident. Daher müssten die       genommen wurde. Dieses Zentrum müsse
als Winzertochter mit engem Bezug zum       Waldeigentümer bei den Gesetzen einbe-      jetzt mit Leben gefüllt werden. „Wir er-
ländlichen Raum ist Frau Klöckner prä-      zogen werden, die ihre Flächen betreffen.   warten, dass die Stärkung und Förderung
destiniert für dieses Ministerium“, sag-      Das gelte auch für die Entschädigungs-    der vielen Forstbetriebsgemeinschaften
te der AGDW-Präsident. Darüber hinaus       praxis beim Netzausbau: Auch hier müs-      oberste Priorität in diesem Zentrum haben
stehe sie mit ihrem Sachverstand und ih-    se es zu einer Änderung bei den Rege-       wird“, forderte zu Guttenberg. „Sie sorgen
rem lebendigen Politikstil für den Gene-    lungen kommen. „Wer über unsere Köpfe       für die Wälder, und sie sind ein wichtiger
rationenwechsel in der Bundesregierung.     hinweg entscheidet, hängt den ländlichen    Wirtschafts- und Beschäftigungsfaktor
  Zu den zentralen Forderungen des Ver-     Raum ab“, sagte zu Guttenberg. Natur-       auf dem Land.“ Vor dem Hintergrund des
bandes zählt – so zu Guttenberg – ein Um-   schutz und Energiewende dürften nicht       Kartellverfahrens wird in Zukunft die in-
denken bei der Naturschutzpolitik, die in   weiterhin ohne Einbeziehung der betrof-     direkte Förderung wegfallen. Daher wird
den vergangenen Jahren im ländlichen        fenen Bevölkerung ausgestaltet werden.      eine direkte Förderung gebraucht, die zu
Raum zu starken Kollisionen mit Wald-       Zu Guttenberg hoffe, dass die neue Bun-     einer Professionalisierung der Strukturen
eigentümern und Landnutzern geführt         desregierung an dieser Stelle einen Kurs-   im Kleinprivatwald führt.
hat. „Als Waldeigentümer verfügen wir       wechsel vollzieht.                                        AGDW – Die Waldeigentümer

4                                                                                                                          2 / 2018
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FORSTPOLITIK

Forstneuorganisation in Baden-Württemberg

Weitere Ergebnisse aus den Sitzungen des
Lenkungsausschusses
     m 5. Februar und 12. März 2018 fan-     perschaftswald wurden die Inhalte des       Vergleichsfaktoren in Bezug auf die Flä-
A    den die dritte und vierte Sitzung des
Lenkungsausschusses im Projekt Forst-
                                             staatlichen Betreuungsangebotes im Rah-
                                             men der Wirtschaftsverwaltung im Kör-
                                                                                         che des Wirtschaftswaldes, den Hiebs-
                                                                                         satz und weitere örtliche Einflussgrö-
neuorganisation 2019 statt. „Wir sind ei-    perschaftswald und der Betreuung im Pri-    ßen, wie Laub- und Nadelholzanteile,
nen guten Schritt vorangekommen. Die         vatwald vorgestellt. Folgende Änderungen    Zerstreutlage, Lage im Raum / Verdich-
Inhalte des zukünftigen staatlichen Be-      sind vorgesehen: Die Wirtschaftsverwal-     tungsraum, Natura2000-Schutzgüter,
treuungsangebotes und die Rahmenbe-          tung soll Module umfassen (u. a. Holzver-   Befahrbarkeit etc. hinsichtlich ihres Ar-
dingungen für die Eigenbewirtschaftung       kauf < 100 ha, Logistikdienstleistungen,    beitsvolumens in einem engen Rahmen
durch die privaten und kommunalen Wald-      Vermarktung von Nebennutzungen, Be-         objektiv vergleichbar. Die Flächengrößen
besitzer zeichnen sich nun immer deutli-     schaffungen etc.), denen Bezugsgrößen       schwanken entsprechend zwischen rund
cher ab. Die Forsteinrichtung im öffent-     für die Abrechnung zu Gestehungskosten      13.000 und 20.000 ha forstlicher Betriebs-
lichen Wald wird weiterhin das zentrale      zugeordnet sind. Daran lehnt sich auch      fläche (d. h. Wirtschaftswald, Nichtwirt-
Instrument der Nachhaltigkeitssicherung      die Betreuung im Privatwald an. Die In-     schaftswald und Nicht-Holzbodenfläche),
sein. Auch die AöR für die Bewirtschaf-      halte der Privatwaldverordnung werden       der Hiebssatz zwischen rund 83.000 und
tung des Staatswaldes bekommt durch          entsprechend der gegenwärtig geleisteten    150.000 Fm/Jahr.
die Abgrenzung der Betriebsteile wei-        Tätigkeiten erweitert und das Angebot
ter Kontur“, sagte Minister Peter Hauk       für die fallweise Betreuung auf Betriebs-     Die vierte Sitzung des Lenkungsaus-
MdL im Nachgang zur Februar-Sitzung.         größen bis 500 ha ausgedehnt.               schusses ergab folgende Ergebnisse:

 Folgende Ergebnisse wurden im Rah-          3. Gesetzliche Verankerung des Be-          1. Umsetzung der Eckpunkte zur
men der dritten Sitzung erzielt:             treuungsangebots                            Waldpädagogik
                                             Das im Baden-Württemberg-Modell vor-        Die Waldpädagogik beruht bei der Anstalt
1. Standards der Forsteinrichtung:           gesehene staatliche Betreuungsangebot       des öffentlichen Rechts für den Staatswald
Die inhaltlichen Standards der Forst-        führt zu Änderungen des Landeswald-         (AöR) und der Landesforstverwaltung
einrichtung im Staats- und im Körper-        gesetzes. So sind zum Beispiel die Tä-      (LFV) auf einem gemeinsamen Bildungs-
schaftswald sind gleich. Die Verfahren       tigkeiten der früheren forsttechnischen     verständnis. Maßgebliches quantitatives
zur Sicherstellung des Standards kön-        Betriebsleitung im hoheitlichen Bereich     Ziel soll sein, dass künftig ein Drittel der
nen sich jedoch unterscheiden. Die Pflicht   und der forstlichen Betriebsleitung im      Schüler/-innen in ihrem Schulleben durch
für die Erstellung von Forsteinrichtun-      wirtschaftlichen Bereich zu definieren.     LFV und AöR die Möglichkeit erhalten,
gen geht vom Land auf die Waldeigentü-       Der jährliche Betriebsplan eines körper-    zweimal an einer waldpädagogischen Ver-
mer über, diese können neben dem Land        schaftlichen Forstbetriebes soll zukünf-    anstaltung und einmal an einem mehr-
auch sachkundige Dienstleister mit der       tig durch die untere Forstbehörde ge-       tägigen Projekt teilnehmen zu können.
Erstellung von FE-Werken beauftragen.        nehmigt werden. Gleichzeitig soll eine        Die im Ministerratsbeschluss vorgese-
In Betrieben < 30 ha besteht zukünftig       forstfachliche Beratung auch im körper-     hene Stärkung der Waldpädagogik macht
keine Verpflichtung mehr, eine Forstein-     schaftlichen Waldbesitz erfolgen. Die Re-   eine Steigerung der waldpädagogischen
richtung anzufertigen und bei Betriebs-      gelungen zu (gemeinschaftlichen) körper-    Veranstaltungstage von derzeit rund 8.600
größen zwischen 30 und 100 ha kann der       schaftlichen Forstämtern bedürfen einer     auf zukünftig etwa 10.900 Tage im Jahr
Forsteinrichtungszeitraum auf 20 Jahre       weiteren Ausgestaltung.                     notwendig.
verlängert werden. Im Körperschaftswald
in Betrieben über 100 ha Größe soll eine     4. Abgrenzung der AöR-Betriebsteile         2. Übersicht zur Förderung in ande-
Betriebsinventur als staatliche Aufgabe      Auf der Lenkungsausschusssitzung vom        ren Ländern und Stand des Beihil-
durchgeführt werden, um auf der Grund-       20. Dezember 2017 wurde die Methode         fe-Gutachtens
lage dieser Daten eine unabhängige Prü-      zur Abgrenzung von Betriebsteilen im        Um einen bundesweiten Überblick über
fung zur Nachhaltigkeitssicherung vor-       Staatswald beschlossen. Das Ergebnis        Fördermaßnahmen zu erhalten, wurde
nehmen zu können.                            wurde nun vorgestellt (siehe Karte, S.      eine entsprechende Abfrage in ande-
                                             6). Bei der unterstellten Führungsspan-     ren Ländern durchgeführt. Im Ergebnis
2. Wirtschaftsverwaltung im Kör-             ne von 1 : 10 ergeben sich 21 Betriebs-     ist festzuhalten, dass Baden-Württem-
perschaftswald und Betreuung im              teile, deren Grenzen sich maßgeblich an     berg im bundesweiten Vergleich sehr
Privatwald                                   den Naturräumen 3. Ordnung orientie-        gut aufgestellt ist und eine breite Palet-
Ergänzend zur forstlichen Betriebsleitung    ren. Die jetzt festgelegten Betriebstei-    te an Fördertatbeständen abdeckt. Einen
und zum forstlichen Revierdienst im Kör-     le sind auf der Basis der beschlossenen     Gemeinwohlausgleich als Anerkennung

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der besonderen Allgemeinwohlverpflich-        FOKUS-Module gegen Entgelt an. Den           5. Nachhaltigkeitssicherung in der
tung des Körperschaftswaldes gibt es          unteren Forstbehörden, körperschaft-         AöR
nur in Bayern.                                lichen Forstämtern und Zusammen-             Die Nachhaltigkeitssicherung von ForstBW
   In den Bereichen Beratung sowie Betreu-    schlüssen, die auch hoheitliche Aufga-       erfolgt heute auf der Grundlage des stra-
ung des Körperschaftswalds gibt es bis-       ben wahrnehmen, werden die Module            tegischen Nachhaltigkeitsmanagements,
lang allerdings keine direkte, sondern nur    und Modulbestandteile für die hoheitli-      der sogenannten SBSC (Sustainability
eine indirekte Förderung, was mit Blick auf   che Aufgabenerledigung kostenfrei zur        Balanced ScoreCard). Die SBSC enthält
den vorliegenden Beschluss des Oberlan-       Verfügung gestellt. Module für die Be-       18 ökonomische, ökologische und sozia-
desgerichts Düsseldorf in Frage gestellt      treuung durch die unteren Forstbehör-        le Ziele, die mit Indikatoren beschrieben
ist. Um die hohen Standards der nachhal-      den im Baden-Württemberg-Modell wer-         werden. Die AöR wird auf diesen Grund-
tigen multifunktionalen Waldbewirtschaf-      den zu Gestehungskosten bereitgestellt.      lagen aufbauen.
tung in Baden-Württemberg aufrechter-         Abrechnungsmodalitäten, Höhe der Ge-
halten zu können, ist auch weiterhin eine     stehungskosten für Drittkunden für die       Die nächsten Sitzungen des Len-
entsprechende Unterstützung der priva-        Betreuung durch die untere Forstbehör-       kungsausschusses finden wie folgt
ten und körperschaftlichen Waldbesitzer       den sowie die Forsteinrichtung werden        statt:
notwendig. Möglichkeiten hierfür werden       derzeit ermittelt.                           • Dienstag, den 17. April 2018: Schwer-
derzeit mit Unterstützung eines Rechts-                                                      punkte werden u. a. die Themen Perso-
gutachtens zur Beihilfe ausgearbeitet.        4. Sachkundeanforderung für die                nal-/Stellenbesetzungsverfahren und
                                              forstliche Betriebsleitung                     gesetzlichen Regelungen sein.
3. Konzeption zur IT-Trennung und             Der Aufgabenkatalog für die zukünftige       • Montag, den 11. Juni 2018: Soweit ge-
IT-Dienstleistungen                           forstliche Betriebsleitung als wirtschaft-     genwärtig absehbar, werden u. a. die
Entsprechend der Eckpunkte zur Forst-         licher Bestandteil der früheren forsttech-     Einsatzmöglichkeiten für nicht in der
neuorganisation wird die Informations-        nischen Betriebsleitung wurde bereits          Holzernte einsetzbare Forstwirte so-
technologie (IT) für die AöR und die LFV      im Lenkungsausschuss am 21. Dezem-             wie das Arbeits- und Gesundheitsma-
maßgeblich aus kartellrechtlichen Grün-       ber 2017 vorgestellt. Für diese Tätigkeit      nagement thematisiert.
den getrennt.                                 ist es erforderlich, die Sachkundeanfor-
  Die LFV bietet den langjährigen und         derungen gesetzlich zu definieren.                                         gekürzt aus:
künftigen Drittkunden (körperschaftliche         In diesem Punkt hat der Lenkungs-                      ForstBW – Interner Newsletter
Zusammenschlüsse, kommunale / priva-          ausschuss noch keine Einigung erzielen                            01/2018 und 02/2018
te Forstbetriebe und Forsteinrichtungs-       können. Das Thema wird auf der nächs-
unternehmen) weiterhin die bewährten          ten Sitzung erneut behandelt.

 Kommentar zu den Ergebnissen des Lenkungsausschusses
      angsam aber sicher wird das Bild        wird, dann werden die Abläufe zumin-         schon am Verhandlungstag am 10. Ap-
 L    der zukünftigen Forststrukturen in
 Baden-Württemberg klarer. Die zahlrei-
                                              dest im ersten Schritt selten einfacher.
                                              Teilweise liegt die sich abzeichnende Re-
                                                                                           ril 2018. Kaum klarer geworden sind in
                                                                                           den vergangenen Wochen aber auch die
 chen Menschen, die derzeit mit viel En-      gelungsdichte aber auch in einem aus-        finanziellen Seiten der künftigen Struk-
 gagement und unter großem Zeitdruck          geprägten Bedürfnis, auch in den zu-         turen. Wieviel die Waldbesitzer zukünf-
 die Details der Forstreform erarbeiten,      künftigen Strukturen den staatlichen         tig für welche Leistungen zahlen müs-
 liefern Ergebnisse.                          Einfluss hoch zu halten. Durch hoheitli-     sen und wie die Gemeinwohlleistungen
    Nicht jeder Beschluss des Lenkungs-       che Kontrolle und Vorschriften, wie ins-     gefördert werden, dazu fehlen weiter-
 ausschusses ist schon so konkret wie         besondere der Körperschaftswald zu or-       hin die entscheidenden politischen Be-
 beispielsweise die Vorstellungen zur         ganisieren ist, soll der Wald vor Schaden    schlüsse. Das betrifft alle Waldbesitzer
 Forsteinrichtung im Körperschaftswald.       bewahrt werden. Es bleibt nur zu hoffen,     und nicht zuletzt die kleinen. Ganz egal,
 Und nicht alle Vorschläge aus dem Re-        dass die Wälder künftig auch tatsächlich     wer sich zukünftig um die enorm gro-
 formprozess überzeugen bislang mit           noch bewirtschaftet und nicht nur noch       ße Gruppe der Klein(privat)waldbesit-
 dem gleichen Maß an Praktikabilität.         verwaltet werden.                            zer kümmern wird, Umfang und Kosten
 Das liegt teilweise an den Rahmenbe-           Einige wichtige Teile des oben genann-     der Dienstleistung werden unmittelbar
 dingungen. Wenn eine Organisation in         ten Bildes verbergen sich noch hinter ei-    von der staatlichen Kofinanzierung ab-
 mindestens zwei (Anstalt öffentlichen        nem dichten Schleier. Das betrifft zum ei-   hängen. Wenn der Politik die Unter-
 Rechts und Landesforstverwaltung), ggf.      nen immer noch die zulässigen Grenzen        stützung der Waldbesitzer tatsächlich
 auch deutlich mehr (private und kom-         staatlicher Dienstleistungen im Wald. Hier   wichtig ist, dann wird es Zeit, bei den
 munale Bewirtschaftungs- und Ver-            wird hoffentlich der Bundesgerichtshof       Finanzen Farbe zu bekennen.
 marktungsorganisationen), aufgeteilt         bald für Klarheit sorgen, vielleicht sogar                               Forstkammer

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Gemeinsames Positionspapier von LBV, BLHV
und Forstkammer zum Thema Förderung
    ie Förderung des Privatwaldes wird       band in Baden-Württemberg (LBV) und         in einem Positionspapier die Politik auf,
D   in Zukunft eine zentrale Rolle bei
der Unterstützung der Waldbesitzer sein.
                                             dem Badischen Landwirtschaftlichen
                                             Hauptverband (BLHV) fordert die Forst-
                                                                                         im Zuge der Forstreform die Weichen für
                                                                                         eine unbürokratische und sinnvolle För-
Gemeinsam mit dem Landesbauernver-           kammer Baden-Württemberg deshalb            derung zu stellen:

 Sicherstellung der Waldpflege im Privatwald nach der Forstreform
 Gemeinsames Forderungspapier der Forstkammer Baden-Württemberg, des Landesbauernverbandes in
 Baden-Württemberg und des Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverbandes zur künftigen Ausgestaltung
 der Förderung des Privatwaldes in Baden-Württemberg.
 Die Umsetzung der politischen Zusage ei-     • Die Förderung dient der Qualitätssi-         tungen (EU-notifiziert und kartell-
 ner direkten Förderung des Privatwaldes        cherung, d. h. der Privatwaldbesit-          rechtskonform).
 als Kompensation der wegfallenden insti-       zer kann so kostengünstig qualifi-
 tutionellen Förderung (zusätzlich zu der       ziertes Personal mit der Waldpflege        2. Für Kleinprivatwald zwischen 2,5 ha
 bereits vorhandenen Förderung im Wald)         beauftragen.                                  bis zu 200 ha direkte Förderung al-
 hat praxisnah und effizient zu erfolgen.                                                     ler Maßnahmen der Waldpflege. Der
 Ziel der Förderung ist es, eine Vernach-     • Gefördert werden alle Maßnahmen der           Privatwaldbesitzer beantragt ent-
 lässigung der Waldpflege und damit auch        Waldpflege sowohl in Eigenleistung            weder die Förderung direkt oder per
 der Waldwege zu verhindern, die auch die       als auch durch qualifizierte Dienst-          Sammelantrag über Forstbetriebs-
 Erholungsnutzung der Wälder nachhaltig         leister.                                      gemeinschaften. Die Umsetzung
 beeinträchtigen würde. Sie dient damit                                                       der geförderten Waldpflegemaß-
 dem Gemeinwohlausgleich für öffentli-        • Antragsberechtigt sind sowohl der             nahmen erfolgt in Eigenleistung
 che Leistungen des Privatwaldes, auch          einzelne Privatwaldbesitzer als auch          oder über entsprechend qualifizier-
 im Rahmen des Betretungsrechtes. Das           Forstbetriebsgemeinschaften. Nur              te Dienstleister.
 Fördervolumen muss sich an dem Um-             durch einen niederschwelligen Zu-
 fang der bisherigen institutionellen För-      gang zu dieser Förderung wird sie          3. Werden vom Privatwald über die
 derung (zuletzt für die Betreuung insge-       beim Klein- und Kleinstprivatwald             Waldpflege und Bewirtschaftung
 samt mindestens 39 Mio €) orientieren.         Akzeptanz finden. Dazu muss der An-           hinaus weitere Standards eingefor-
                                                tragsaufwand aus Sicht der Waldbe-            dert, müssen diese auch projektbe-
 I. Fördergrundsätze                            sitzer und nicht aus Sicht der Verwal-        zogen zusätzlich gefördert werden.
                                                tung so gering wie möglich gehalten           (Zusätzlicher Gemeinwohlausgleich)
    • Nur derjenige, der seinen Wald be-        und auf die sonst übliche Vorgehens-          – Beispiele: Erhöhung des Totholz-
      wirtschaftet oder bewirtschaften          weise bei Förderanträgen verzichtet           anteiles, Artenschutzmaßnahmen
      lässt, hat Anspruch auf die neue          werden.                                       oder besondere Erholungseinrich-
      Förderung.                                                                              tungen.
                                              • Unabhängig von der Förderung ist die
    • Die direkte Förderung setzt Anrei-        umfassende und kostenlose Offizial-        4. Gewährleistung und Förderung des
      ze und unterstützt die Waldbesitzer       beratung jedes Privatwaldbesitzers            vergünstigten Zugangs der Privat-
      deshalb dabei, ihre Wälder dauer-         weiterhin zu gewährleisten.                   waldbesitzer zur forstpraktischen
      haft zu bewirtschaften, auch um die                                                     Aus- und Fortbildung in staatlichen
      o. g. Gemeinwohleffekte zu erzielen.   II. Umsetzung der Förderung                      Ausbildungseinrichtungen zur Si-
      Analog zur bisherigen institutionel-                                                    cherstellung des hohen Niveaus in
      len Förderung sind darüberhinaus-       1. Für Kleinstprivatwald bis 2,5 ha             der Waldbewirtschaftung in Baden-
      gehende Bewirtschaftungsinhalte            (Stichtag 01. 01. 2018) gibt es wei-         Württemberg.
      Gegenstand ergänzender Förder-             terhin eine institutionelle Förderung
      programme (z. B. Waldbiotoppflege)         durch subventionierte Dienstleis-

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Verordnungen für die FFH-Gebiete in Baden-
Württemberg – Das Beteiligungsverfahren
beginnt am 9. April
Zum Schutz der Fauna-Flora-Habi-
tat-Gebiete (FFH-Gebiete) erlässt das
Land Baden-Württemberg Rechtsver-
ordnungen. Ziel des Verordnungs-
verfahrens ist die rechtsverbindli-
che Abgrenzung der FFH-Gebiete
im Maßstab 1 : 5.000 sowie die Festle-
gung der Erhaltungsziele für die be-
treffenden Lebensräume und Pflan-
zen- und Tierarten. Beides wird durch
Sammelverordnungen der vier Re-
gierungspräsidien erfüllt werden.
Im Rahmen des Verfahrens werden
weder neue FFH-Gebiete ausgewie-
sen noch sogenannte Ge- und Verbo-
te formuliert. Im Zuge der öffentli-
chen Auslegung können betroffene
Bürgerinnen und Bürger Anregun-
gen und Bedenken vorbringen.

Vertragsverletzungsverfahren
der EU

Die Europäische Kommission fordert, die
Ausweisung der gemeldeten FFH-Gebie-
te als besondere Schutzgebiete (Artikel 4
Abs. 4 der FFH-Richtlinie). Sie hat des-
halb im Jahr 2015 gegen Deutschland und
andere Mitgliedsstaaten ein sogenann-       Buchen-Laubbaum-Mischwald auf der Ostalb. Der Erhalt einzelner Bäume mit Höhlen, Spalten
tes „Vertragsverletzungsverfahren“ ein-     und Totholz in der Krone (sog. Habitatbäume) ist Bestandteil des FFH-Erhaltungsmangements.
                                                                                                                            © FVA, 2015
geleitet. Die nun eingeleitete rechtliche
Sicherung ist Voraussetzung dafür, dass
die Europäische Kommission das Vertrags-    ken jeweils eine separate Sammelverord-       Neue Verpflichtungen oder
verletzungsverfahren gegen Deutschland      nung erlassen. Dabei werden die im Maß-       Einschränkungen sind nicht
einstellt. Bei einer Fortführung des Ver-   stab 1 : 25.000 festgelegten FFH-Gebiete      zu erwarten
tragsverletzungsverfahrens drohen eine      in den Maßstab 1 : 5.000 übertragen. Da-
Verurteilung durch den Europäischen Ge-     mit verbunden ist die Anpassung der Au-       Wichtig ist, dass die FFH-Verordnungen
richtshof und damit erhebliche Strafzah-    ßengrenzen an vorhandene Schutzgebiets-       zu keiner Verschärfung der bestehenden
lungen und eine Blockade von EU-Agrar-      grenzen und nachvollziehbare Linien wie       Regelungen zu den FFH-Gebieten und
und Strukturfördermitteln, also auch die    Flurstückgrenzen und Wege. Berücksich-        damit zu keinen zusätzlichen Verpflich-
Blockierung von Finanzmitteln in der ers-   tigt werden auch klar erkennbare Struk-       tungen für die betroffenen Bürgerinnen
ten und zweiten Säule der Agrarförderung.   turen in der Landschaft wie Wasserläufe       und Bürger führen, die über die bereits
                                            oder Waldränder sowie die natürliche Aus-     seit Jahren bestehenden Anforderungen
Grenzen werden konkretisiert,               dehnung der Lebensräume. Mit der Präzi-       des Bundesnaturschutzgesetzes hinaus-
Erhaltungsziele festgelegt                  sierung soll die Auffindbarkeit im Gelände    gehen. Denn das Verschlechterungsver-
                                            erleichtert und somit die Rechtssicher-       bot und die FFH-Verträglichkeitsprüfung
Um die Forderung der Kommission auch        heit erhöht werden. Zum anderen werden        (§§ 33, 34 und 36 Bundesnaturschutzge-
in Baden-Württemberg zu erfüllen, wer-      die Erhaltungsziele für alle FFH-Lebens-      setz) sind bereits geltendes Recht. Auch
den die vier Regierungspräsidien für die    räume und für die Tier- und Pflanzenar-       bei der Bewirtschaftung von FFH-Lebens-
FFH-Gebiete in ihren Regierungsbezir-       ten der einzelnen FFH-Gebiete festgelegt.     raumtypen oder Lebensräumen für FFH-

2 / 2018                                                                                                                             9
MV Forstkammer & FFH-Sammel
FORSTPOLITIK

 Arten waren die nunmehr aufgenommenen
 Erhaltungsziele bislang schon zu beach-                FFH-Gebiete – Hintergrund
 ten. Weitergehende Ge- und Verbote sind
 in den FFH-Verordnungen nicht enthalten.               Die Staaten der Europäischen Union ha-      räume und Arten in den FFH-Gebiete
                                                        ben sich bereits im Jahr 1992 mit der       erhalten werden. Innerhalb der FFH-Ge-
 Zudem gilt:                                            FFH-Richtlinie die Erhaltung der bio-       biete liegen rund 270.000 Hektar Wald,
  • Die bisherige land-, forst- und fische-             logischen Vielfalt in Europa zum Ziel       das sind 11,6 % der Gesamtwaldfläche.
    reiwirtschaftliche Nutzung im Rahmen                gesetzt und den Aufbau eines zusam-           Schutzgüter sind zum einen zahlrei-
    der guten fachlichen Praxis ist weiter-             menhängenden Netzes europäischer            che Tierarten wie z. B. Spechte, Eulen,
    hin möglich, wenn sie dem günstigen                 Schutzgebiete angestoßen. Seit 25 Jah-      Amphibien, Fledermäuse oder Holzkä-
    Erhaltungszustand nicht entgegensteht.              ren sichert die Richtlinie den Bestand      fer. Hinzu kommen sogenannte ‚Lebens-
  • Im Rahmen der FFH-Verordnungen                      unseres ökologischen Kapitals und un-       raumtypen‘ innerhalb und außerhalb des
    werden weder neue FFH-Gebiete aus-                  serer schönen Landschaften und Arten.       Waldes wie beispielsweise Buchen- und
    gewiesen noch bestehende FFH-Ge-                      Die Europäische Kommission hat die        Eichenwälder, Mähwiesen, Fließgewäs-
    biete um neue Gebietsteile erweitert.               FFH-Gebiete 2007 festgelegt. Das Land       ser oder Moore.
  • Erhaltungsmaßnahmen sind nicht Ge-                  muss nun dafür sorgen, dass die Lebens-
    genstand der FFH-Verordnungen. Sie
    sind Gegenstand der Management-
    pläne.                                             und Anregungen und Bedenken vorge-             • auf den Internetseiten der Regierungs-
                                                       bracht werden. Hierzu werden die Verord-         präsidien veröffentlicht und
 Anregungen und Bedenken                               nungsentwürfe einschließlich der dazuge-       • bei den Naturschutzbehörden der
                                                       hörigen Anlagen im Zeitraum vom 9. April         Stadt- und Landkreise elektronisch
 Im Zuge der öffentlichen Auslegung kön-               2018 bis 8. Juni 2018                            zur Einsichtnahme bereitgestellt.
 nen die Verordnungsentwürfe und deren                   • bei den Regierungspräsidien während
 Anlagen (Karten mit den Gebietsabgren-                    der Sprechzeiten in Papierform öffent-     Im Rahmen der Internet-Präsentation
 zungen und Erhaltungsziele) eingesehen                    lich ausgelegt,                          der Regierungspräsidien können Beden-

                                                                                                                        Connecting Global Competence

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Forsttechnik mit wissenschaftlichen Veranstaltungen
und Sonderschauen

interforst.com
FORSTPOLITIK

ken und Anregungen auch online, unter        gensätzliche Interessen darstellen. Den      rer Gebietsteile über die konkretisierten
https://ffh-bw.de, vorgebracht werden.       Waldbewirtschaftenden wird eine zen-         Gebietsgrenzen hinaus.
                                             trale Rolle eingeräumt, die für sie rele-      Zum anderen wurden gemeinsam mit
Rolle der unteren Forstbehörden              vanten FFH-Erhaltungsziele aufzugreifen      der Naturschutzverwaltung die Erhal-
und von ForstBW                              und umsichtig in ihrer Betriebsführung       tungsziele zu den FFH-Lebensraumtypen
                                             zu berücksichtigen.                          und -arten im Wald erarbeitet. Im Fokus
Baden-Württembergs Wälder sind auf-            Der Landesbetrieb Forst Baden-Würt-        lagen hierbei die naturschutzfachlichen
grund ihrer Großflächigkeit, ihrer hohen     temberg (ForstBW) begleitet vor diesem       Voraussetzungen zum Erhalt der Schutz-
natürlichen Vielfalt und naturnahen Be-      Hintergrund die FFH-Verordnungen kon-        güter, dies aber auch mit Blick auf die In-
wirtschaftung Lebensraum und Rück-           struktiv und war sowohl bei der Konkre-      tegrierbarkeit der Ziele in die betrieblichen
zugsstätte für zahlreiche Tier- und Pflan-   tisierung der Gebietsabgrenzungen als        Abläufe der Waldbewirtschaftung. Kom-
zenarten. Drei Viertel der Waldfläche wird   auch bei der Erstellung der Erhaltungs-      munale wie auch private Waldbesitzende
daher als naturschutzrelevant eingestuft     ziele mit Waldbezug beteiligt.               können auf das Beratungs- und Betreu-
(LUBW 2015). In enger Verzahnung mit           Der besondere Fokus hinsichtlich der       ungsangebot von ForstBW zurückgreifen.
dem Offenland bildet der Wald einen, das     Abgrenzung lag auf der Festlegung von
ganze Land überziehenden Lebensraum-         im Gelände leicht auffindbaren Gebiets-      Weitere Informationen
verbund. In Baden-Württemberg gibt es        grenzen. Dies führt zu einer leichteren
aktuell 212 FFH-Gebiete. Es überrascht       Handhabbarkeit in der täglichen Praxis       Die Internetauftritte der Regierungspräsi-
nicht, dass rund zwei Drittel der Fläche     und zu mehr Rechtssicherheit für die         dien gehen detailliert auf alle dargestell-
dieser Gebiete bewaldet sind. Dies zeigt,    Waldbesitzenden. Die Konkretisierung         ten Aspekte ein. Die Informationen sind
dass die bisherige multifunktionale Wald-    der Gebietsgrenzen ist als Fortsetzung       abrufbar unter https://ffh-bw.de.
bewirtschaftung zu ökologisch wertvol-       des bekannten Vorgehens bei der Erstel-
len Wäldern geführt hat.                     lung der Managementpläne für FFH-Ge-                                     Carsten Hertel,
  Natura 2000 löst sich bewusst von dem      biete zu verstehen. Der Prozess führt zu                  Referent für Landespflege am
Gedanken, dass der Schutz der Natur          keiner Neuausweisung von FFH-Gebie-               Ministerium für Ländlichen Raum und
und die Landnutzung von Grund auf ge-        ten und zu keiner Neuaufnahme weite-            Verbraucherschutz Baden-Württemberg

Kommentar zu den FFH-Sammelverordnungen
      eim Thema FFH-Sammelverordnun-         satz zu den Verordnungen nicht direkt all-   keine Verschärfung darstellen, weil kei-
B     gen macht es sich die Verwaltung
 nicht leicht. Vier Sammelverordnungen
                                             gemeinverbindlich sind.
                                               Die Mindestumsetzung schränkt aller-
                                                                                          ne neuen Einschränkungen für die Be-
                                                                                          wirtschaftung eingeführt würden. Das
 wird es geben, pro Regierungsbezirk         dings die Erfolgsaussichten von grund-       Verschlechterungsverbot nach § 33 Bun-
 eine. Landesweit finden derzeit Infor-      sätzlichen Einwendungen im Verordnungs-      desnaturschutzgesetz gelte schließlich
 mationsveranstaltungen statt, bei de-       verfahren ein. Beispielsweise weißt die      schon heute. Das ist grundsätzlich rich-
 nen Betroffene und Interessierte ihre       Verwaltung bereits jetzt darauf hin, dass    tig. Dennoch stellt eine für alle verbind-
 Fragen, Sorgen und Meinungen einbrin-       es eine Streichung von ganzen FFH-Ge-        liche Verordnung prinzipiell eine andere
 gen können. Auch online wird man sich       bieten nicht geben wird. Auch die Erhal-     Rechtssituation dar als bisher. Auch die
 ab 09. April informieren und beteiligen     tungsziele sind in erster Linie abhängig     Tatsache, dass die EU bei Zuwiderhand-
 können. Diese breit angelegte Informa-      von den laut Kartierung vorhandenen Ar-      lung massive Strafen gegen Deutschland
 tionspolitik ist lobenswert und hoffent-    ten und Lebensraumtypen und gleichen         angedroht hat, erweckt nicht den Ein-
 lich beispielgebend auch für zukünftige     sich über die Gebiete hinweg. Entschei-      druck, dass es sich bei den FFH-Sam-
 naturschutzpolitische Prozesse im Land.     dend kann im Einzelfall hingegen die Kon-    melverordnungen um reine Formalien
    Sinnvoll ist auch, dass sich das Land    kretisierung der Gebietsgrenzen sein, da     handelt. Welche konkreten Auswirkun-
 bei den Inhalten der Verordnungen laut      hier definiert wird, ob ein Flurstück tat-   gen die Verordnungen haben, wird de-
 Ankündigung auf das beschränken wird,       sächlich im FFH-Gebiet liegt oder nicht.     ren Umsetzung zeigen. Dass FFH kei-
 was die EU den Mitgliedsstaaten vor-        Daher sollten sich die betroffenen Eigen-    ne nennenswerten Auswirkungen für
 schreibt: Name und Lage des jeweiligen      tümer den geplanten Grenzverlauf ge-         die Eigentümer hat, wurde seit Beste-
 Gebiets, die konkreten Gebietsgrenzen,      nau ansehen und sich ggf. entsprechend       hen dieses Schutzsystems immer wie-
 die nach FFH geschützten Arten und Le-      einbringen. So ist die Erweiterung von       der behauptet. Oft genug haben sich
 bensraumtypen und die Erhaltungszie-        FFH-Gebieten (Änderungen über 50 m)          diese Prognosen nicht bewahrheitet.
 le. D.h. Erhaltungs- oder Entwicklungs-     ggf. an die Zustimmung der Eigentü-          Umso wichtiger wäre es, auch hier mit
 maßnahmen werden die Verordnungen           mer gebunden (siehe Waldwirt-Ausga-          offenen Karten zu spielen und bei den
 den Flächenbewirtschaftern nicht vor-       be 2 / 2017, S. 13).                         Betroffenen keine falschen Erwartun-
 schreiben. Dies bleibt Gegenstand der         Die Verwaltung betont, dass die FFH-       gen zu wecken.
 FFH-Managementpläne, die im Gegen-          Sammelverordnungen für die Betroffenen                                    Forstkammer

2 / 2018                                                                                                                            11
HOL ZMARK T

Rundholzmärkte im Südwesten
von Sturmkalamitäten unbeeindruckt
Forstbetriebe mit überwiegend guter Geschäftslage – Ende der Laubholz-Einschlagssaison in Sicht

     ie allgemeine Geschäftslage der Forst-
D    betriebe in Baden-Württemberg hat
sich zuletzt leicht verschlechtert, bleibt
                                               ZƵŶĚŚŽůnjŵćƌŬƚĞŝŶĂĚĞŶͲtƺƌƚƚĞŵďĞƌŐ
                                               ŝĞĂůůŐĞŵĞŝŶĞ'ĞƐĐŚćĨƚƐůĂŐĞŝŵĞƌŝĐŚƚƐnjĞŝƚƌĂƵŵǁĂƌ͙                                                                  ϲϵй              ϯϭй     ŐƵƚ
                                                                                                                                                                                                    &ĞďƌƵĂƌϮϬϭϴ
                                                                                                                                                                                                            ďĞĨƌ͘ ƐĐŚůĞĐŚƚ

                                                                                                DĂƌŬƚǀĞƌůĂƵĨŝŶĚĞƌĞƌŝĐŚƚƐnjĞŝƚ                                 ^ͬďƐĐŚŶŝƚƚĞ                    ϯϴй            ϰϲй    ϭϱй            Ϯϯй            ϳϳй                  ϭϰй             ϴϲй                        ϵϯй
schäftslage, Ende Februar sind es „nur“             WĂůĞƚƚĞŶŚŽůnj                     Ϯϵй             ϲϰй                                ϴϲй                                  ϴϲй                         ϴϲй
                                                    WĂƉŝĞƌŚŽůnj                          ϱϳй              ϰϯй               Ϯϱй             ϳϱй                   ϯϴй              ϲϮй                     ϵϮй
noch knapp 70 %. Alle übrigen Betriebe              /ŶĚƵƐƚƌŝĞŚŽůnj&ͬ<               ϮϮй              ϳϴй                               ϭϬϬй                                  ϳϴй                        ϴϵй
                                               ŽƵŐůĂƐŝĞ
melden eine befriedigende Geschäftsla-              ^ƚĂŵŵŚŽůnjůĂŶŐ                      ϱϬй             ϱϬй                              ϴϴй                             ϭϬϬй                            ϭϬϬй
ge. Die Stürme „Burglind“ und „Friede-              >^ͬďƐĐŚŶŝƚƚĞ                    ϯϴй             ϲϯй                              ϭϬϬй                              ϭϬϬй                            ϭϬϬй
                                                    /ŶĚƵƐƚƌŝĞŚŽůnj                    Ϯϱй             ϳϱй                   Ϯϱй            ϳϱй                   Ϯϱй         ϳϱй                          ϭϬϬй
rike“ zeigen – zumindest bislang – kei-        ^ͬďƐĐŚŶŝƚƚĞ                                 ϴϵй                                  ϴϵй                              ϳϱй                            ϴϴй
Holzmärkte im Südwesten. Zwar versu-                /ŶĚƵƐƚƌŝĞŚŽůnj                    Ϯϵй             ϳϭй                  ϭϰй           ϴϲй                    ϭϳй         ϴϯй                           ϭϬϬй
                                               ƵĐŚĞ
chen einige Holzabnehmer die Preise                 ^ƚĂŵŵŚŽůnj                             ϲϰй              ϯϲй                        ϵϭй                      ϭϴй  ϯϲй            ϰϱй                ϳϯй            Ϯϳй
                                                    /ŶĚƵƐƚƌŝĞŚŽůnj                      ϰϬй              ϲϬй                        ϴϵй                                ϳϬй             ϮϬй                ϴϬй
mit Verweis auf „billiges“ Sturmholz aus            &ĂƐĞƌŚŽůnj                                    ϭϬϬй                               ϭϬϬй                             ϴϯй              ϭϳй               ϭϬϬй
dem mittleren Bundesgebiet zu drücken,              ƌĞŶŶŚŽůnj                             ϱϬй           ϰϮй                           ϵϮй                       Ϯϳй    ϰϱй           Ϯϳй      ϭϴй          ϴϮй

dringen damit jedoch kaum durch, weil          Im Auftrag der Forstkammer Baden-Württemberg:
                                               Franz-Josef Lückge / Forst Holz Markt Consulting / Bachstraße 7 / 79235 Vogtsburg / Telefon 07662-2264990 / foka@holzmarktbericht.de

die Auslieferungen der Forstbetriebe fast
durchweg auf bestehende Verträge erfol-
gen. Zudem werden durch Umsetzungen                 Preisindex Fichtenstammholz steigt seit September 2017 ununterbrochen: Monatlich um rund 0,5 %.
                                                    Preisindex Buchenstammholz liegt in den letzten Monaten knapp unter seinem Vorjahresniveau.
von Maschinen in die Hauptschadensge-               Preisindex Rundholz im Staatswald Baden-Württemberg
                                                    In Prozent (2010 = 100 %)
biete die Arbeitskapazitäten in Baden-
Württemberg und damit das Holzange-                 Fichtenstammholz                                                                              Buchenstammholz
bot verringert. Marktteilnehmer berichten                                                                                                                                               133

beispielsweise, dass die Abnehmer von         116
                                                    117
                                                                                                                                            116                                                                       118
                                                                                                                                 110
Papierholz weiterhin knapp bevorratet                                               105                                            Ż 100 % Ź            104

sind und neben den bestehenden Lang-
fristverträgen am Spotmarkt nach Zusatz-
mengen suchen. Leichte Preisaufschläge
zu den vielfach vertraglich vereinbarten                    2015                     2016                      2017        Feb '2018                    2015                     2016           2017            Feb '2018

42 bis 44 Euro/Fm sind am Spotmarkt                 Industrieholz                                                                                 Buchenbrennholz
                                                                       136                                                                        136
möglich. Auch bei den übrigen Indust-         132
                                                                                                                                            129
                                                                                                                                                                                                                      135

rieholzsortimenten scheint der Tiefpunkt
                                                                                                                                 109
der Marktentwicklung überschritten zu                                                                               105            Ż 100 % Ź
                                                                                                                                                                                                      108

sein. In Abhängigkeit von der Holzart be-
richten zwischen 20 % und 40 % der Mel-
debetriebe über eine aktuell anziehende
Nachfrage.                                                  2015                     2016                      2017
                                                    Quelle: ZS-ForstBW Berechnung/Darstellung: Franz-Josef Lückge
                                                                                                                           Feb '2018                    2015                     2016           2017            Feb '2018

   Auch Stammholz sämtlicher Holzar-
ten ist gesucht. Dies gilt insbesondere
für Douglasienstammholz und Buchen-           wird im Leitsortiment derzeit vielfach                                                             Marktverhältnisse. Beim Laubholz kommt
stammholz. Die Auslieferungen von Bu-         zwischen 93 und 95 Euro/Fm vermark-                                                                allmählich das Ende der Einschlagssaison
chen- bzw. allgemein Laubstammholz            tet. Abschnitte liegen 2 bis 3 Euro/Fm                                                             in Sicht. Gleiches gilt für das hochwertige
bleiben weiterhin in vielen Fällen hin-       darunter. Lang ausgehaltenes C-Holz er-                                                            Kiefernstammholz. Die Nachfrage nach
ter den ursprünglichen Lieferplänen zu-       löst 77 bis 80 Euro/Fm. Kiefernabschnitte                                                          Fichtenstammholz wird unverändert bis
rück. Entsprechend hoch ist der Druck         normaler Qualität werden in den Stärke-                                                            leicht steigend sein. Grundlegende Preis-
bei den Laubholzsägern in der Stamm-          klassen von 2b bis 3b zu 67 bis 70 Euro/                                                           änderungen sind voraussichtlich nicht zu
holzbeschaffung. Weil es sich aber um         Fm gehandelt.                                                                                      erwarten. Papierholz wird von den Abneh-
(rückständige) Auslieferungen auf beste-         Die Verantwortlichen in den Meldebe-                                                            mern weiterhin gesucht bleiben.
hende Verträge handelt, sind Preissteige-     trieben prognostizieren für die kommen-                                                                                                    Dr. Franz-Josef Lückge
rungen nicht möglich. Fichtenstammholz        den Monate weitgehend unveränderte

12                                                                                                                                                                                                              2 / 2018
HOL ZMARK T

Langholztransport – neuer Lösungsansatz –
Umsetzbarkeit noch offen
     ie angekündigte Beschränkung der        mit unnötige Bürokratie vermindert und            kehrsministerium am 13.03. wurden den
D    Langholztransporte auf Stammlängen
von 19,5 Metern (siehe Waldwirt-Ausga-
                                             Wettbewerbsgleichheit gewährleistet
                                             werde. Vermehrte Unfallzahlen mit Be-
                                                                                               Branchenvertretern unter Beteiligung der
                                                                                               Forstkammer Einzelheiten des strecken-
be 1/2018) sorgt weiterhin für Diskussio-    teiligung von Langholzfahrzeugen führ-            bezogenen Lösungsvorschlags vorgestellt.
nen im Land. Am 01.02.2018 machte der        te der Minister nicht als Argument an.            Ob dieser Ansatz aber tatsächlich eine
Abgeordnete Hr. Dr. Bullinger, FDP/DVP,        Nachdem von Seiten der Forst- und               praktikable Lösung für den Rundholzab-
in der 54. Plenarsitzung in einer mündli-    Holzwirtschaft zunehmender Unmut ge-              satz der Waldbesitzer darstellt, lässt sich
chen Anfrage an Verkehrsminister Her-        gen die geplanten Beschränkungen laut             noch nicht abschließend beurteilen. Das
mann auf die Folgen der Beschränkung         wurde, ist man auf politischer Ebene der-         Ministerium hat die zeitnahe Bereitstel-
der Fahrzeuglängen auf 25 m aufmerk-         zeit auf der Suche nach einer Kompro-             lung eines schriftlichen Verfahrensent-
sam. Der Verkehrsminister betonte, dass      misslösung. Das Verkehrsministerium               wurfs zugesagt. Die Forstkammer wird
die Anpassung der bisherigen Regelun-        schlägt vor, bestimmte, konkret benannte          diesen Entwurf dann einer genauen Prü-
gen aufgrund von Änderungen in der           Strecken nach verkehrstechnischer und             fung unterziehen. Nur wenn das geän-
Verwaltungsvorschrift der Straßenver-        -rechtlicher Prüfung für längere Fahrzeu-         derte Verfahren eine substanzielle Ver-
kehrsordnung des Bundes erfolgen müs-        ge zu genehmigen. Für diese Strecken              besserung für die Forstbetriebe darstellt,
se. Dabei sollen in Baden-Württemberg,       müsste dann nicht mehr jede einzelne              macht es aus Sicht des Verbandes Sinn,
Bayern, Hessen, Saarland und Rheinland-      Fahrt genehmigt werden. Im Rahmen                 diesen Weg weiterzuverfolgen.
Pfalz die gleichen Regelungen gelten, da-    einer Informationsveranstaltung im Ver-                                           Forstkammer

DER FORSTBE TRIEB

Der neue Leitplankenprotektor
Bei Forstarbeiten entlang leitplankenbewährter Straßen mussten bislang oft teure Beschädigungen der Leit-
planken in Kauf genommen werden. Neu entwickelte Protektoren schützen die Leitplanken und machen die
Arbeit zügiger.
    traßen, die durch Waldgebiete füh-
S   ren, wachsen zu. Es ist ganz natür-
lich, dass sich die Bäume dem Lichtraum
zuwenden, also sich über die Straße nei-
gen. In gebirgigen Gegenden, wie z. B.
dem Schwarzwald, geht es oft an einer
Seite der Straße steil bergauf, an der an-
deren Seite steil bergab. Daher sind die-
se Straßen vielfach mit Leitplanken be-
währt. Gut für die Autofahrer. Aber ein
Problem, wenn man die bis 40 m hoch ge-
wachsenen Bäume beidseits der Straße
fällen muss, um Gefahren durch Sturm-
schäden von den Autofahrern fern zu
halten. Beim Fällen der Bäume sind die
Leitplanken einfach im Wege. Denn die-
se halten die Wucht fallender Bäume in
keinster Weise aus.

So war es bisher

Bisher gab es für dieses Problem nur zwei    Bild 1: Ein Welte-Forstspezialschlepper hat die hangseitigen Bäume gefällt. Der Protektor (rechts
Alternativen: Zum einen konnte man je-       im Bild) hat die fallenden Bäume von den Leitplanken fern gehalten.

2 / 2018                                                                                                                                   13
DER FORSTBE TRIEB

Bilder 2 und 3: Diese Zerstörungen stammen      Bild 4a und 4b: a) Konstruktionszeichnung, b) Ausführung
aus einem Hieb ohne Leitplankenprotektor.

den Baum einzeln mit einer schweren             Es geht auch anders                             wald. Enge, zugewachsene Bergstraßen
Forstmaschine greifen, dann motorma-                                                            sieht er jeden Tag. Daher kann er Ideen
nuell den Fällschnitt anlegen, und dann         Statt Kosten erst zu verursachen und            für eine Geräteentwicklung geben, neu
vorsichtig über die Leitplanke heben. Das       sich nachher darüber zu streiten, müsse         entwickelte Geräte selbst in der harten
ist sehr aufwändig. Zudem stehen viele          es doch einen Weg geben, die anfallen-          Praxis erproben, und ggf. Tipps zu wei-
zu fällende Gefährdungsbäume weiter             den Kosten wegen der Schäden an Leit-           teren Verbesserungen geben.
als 10 m von der Straße weg.                    planken drastisch zu senken oder ganz             Georg Behringer ist Mitinhaber und
  Zum anderen musste die Straßenbau-            zu vermeiden, so dachten die Herren Jo-         Geschäftsführer der ART Engineering
verwaltung die Leitplanken vor dem Hieb         hannes und Georg Behringer, und gin-            GmbH in Freiburg, einer Entwicklungs-
abmontieren und nach dem Hieb wie-              gen der Sache nach.                             und Konstruktionsfirma mit besonde-
der zusammenbauen. Das ist teuer. Ca.             Johannes Behringer ist Forstrevier-           ren Kenntnissen im sicherheitsrelevan-
20.000 € Kosten und mehr sind für das           leiter in Herrischried im Hochschwarz-          ten Maschinenbau. Er kann mit seiner
Ab- und Anmontieren von nur einem Ki-
lometer Leitplanken im Gespräch.
  Und wenn man sich gar nicht um die
Leitplanken beim Hieb kümmert, dann
sehen die Leitplanken nach dem Hieb
so aus wie auf den Bildern 2 und 3 oder
noch viel schlimmer. Man spricht im Süd-
westen über einen Fall, bei dem nach ei-
nem Hieb 60.000 € für die Reparatur der
Leitplanken zwischen Straßenbauver-
waltung, Waldbesitzer und Rückeunter-
nehmer strittig waren.

Bild 5a und 5b: Der Leitplankenprotektor mit Prallkörper. a) Konstruktionszeichnung, b) Ausführung

14                                                                                                                             2 / 2018
DER FORSTBE TRIEB

                                                                                           Aufprallenergie direkt in den Straßenun-
                                                                                           tergrund leitet. Im vorliegenden Fall hat
                                                                                           man den Prallkörper praktischerweise
                                                                                           aus einem kräftigen Baumstamm gebil-
                                                                                           det. Wie groß die Aufprallenergie ist, kann
                                                                                           man an Bild 5b abschätzen. Ein fallender
                                                                                           Baum hat sogar diesen großen Prallkör-
                                                                                           per gespalten. Die Leitplanke blieb aber
                                                                                           unversehrt.
                                                                                             Prallkörper aus einem oder mehreren
                                                                                           Baumstämmen haben viele praktische
                                                                                           Vorteile: Man hat sie vor Ort zur Verfü-
                                                                                           gung, und wenn weite Umsetzfahrten
                                                                                           erforderlich sind, kann man sie vor Ort
                                                                                           zu Brennholz weiter verarbeiten, nur das
                                                                                           Stahlgestell transportieren und sich am
                                                                                           neuen Einsatzort neue Prallbäume suchen.

Firma also Ideen in Maschinen und Ge-
räte umsetzen.
  Ein dritter, wichtiger Akteur bei der
Erprobung war Martin Müller, Inhaber
der gleichnamigen Forstunternehmung
in Häg-Ehrsberg. Die Firma Müller ist
für ihre qualitativ hochwertige Forstar-
beit bekannt. Zudem ist Martin Müller
neuen Methoden und Geräten gegen-
über immer aufgeschlossen.
  In der guten Zusammenarbeit dieser
drei Fachleute entstanden das Verfah-
ren und das Gerät „Leitplankenprotek-
tor“. Die ART Engineering GmbH ist im
Besitz eines Schutzrechtes bezüglich des    Bilder 6 und 7: Die Umsetzung der Leitplankenprotektoren geht einfach und schnell. Der ge-
Leitplankenprotektors und hält alle dies-   samte Protektor wird bewegt, indem man einfach den Prallkörper greift.
bezüglichen Rechte. Der Leitplankenpro-
tektor wird auch von der ART Engineering    A Stahlträger direkt über der Leit-            C Manipulierbarkeit (Bilder 6 und 7)
laufend in Details weiterentwickelt, wenn      planke (Bilder 4a und 4b)                     Diese ist ein zentraler Punkt des Ver-
Hinweise dazu in der Praxis anfallen.         Ein mobiles Gestell mit einem Stahl-         fahrens. Im vorliegenden Fall sind die
                                            träger wird an der Leitplanke so abge-         einzelnen Leitplankenprotektoren 6 m
Bewährung in der Praxis                     stellt, dass ein Stahlträger genau über        lang. Die Prallbäume sind mit dem Ge-
                                            der Leitplanke zu liegen kommt. Dieser         stell durch Spannketten fest verbunden.
Forst BW hat die ersten Protektoren be-     schützt dann die Leitplanke gegen grö-         So braucht der Forstmaschinenfahrer
reits gekauft und setzt diese laufend bei   ßere Äste und auch kleinere Bäume. Wie         nur den Prallbaum mit seinem normalen
Fällarbeiten entlang leitplankenbewehr-     nötig dieser Stahlträgerschutz ist, sieht      Forstgreifer zu fassen, und schon kann
ter Straßen ein. So musste Ende 2017        man auf Bild 4b: Ein nicht allzu starker       er den kompletten Leitplankenprotektor
eine Straße im Steinatal wieder frei ge-    Baum hat den Schutzstahlträger verbo-          mit allem drum und dran anheben und
fällt werden, die zuzuwachsen drohte.       gen. Die teure Leitplanke darunter blieb       manipulieren.
Aus diesem Hieb stammen die hier ge-        aber unbehelligt.
zeigten Bilder.                                                                            D Der Schutz wandert mit der Bau-
                                            B Prallkörper auf dem festen Stra-                stelle mit (Bild 6)
So funktioniert es                            ßenuntergrund (Bilder 5a und 5b)               Im Steinatal waren 4 Protektoren à 6 m
                                              Auch der Stahlträger könnte aber die         Länge hintereinander an der Leitplanke
Der Protektor gewährleistet einen zwei-     Wucht fallender Bäume nicht aufneh-            entlang aufgestellt. Diese boten ausrei-
fachen Schutz (siehe A und B) und hat       men, die hier bis zu 60 cm Durchmes-           chende Sicherheitslänge, auch wenn die
darüber hinaus praktische Vorzüge (sie-     ser in Brusthöhe haben. Dazu ist ein Ge-       Bäume einmal nicht genauso in die Rich-
he C und D):                                stell mit einem Prallkörper nötig, das die     tung fallen sollten, die beabsichtigt war.

2 / 2018                                                                                                                            15
DER FORSTBE TRIEB

                                                                                        Bäume. Fällen, auf den Protektor krachen
                                                                                        lassen, wegräumen, die Arbeit geht zü-
                                                                                        gig von der Hand.
                                                                                          „Wir haben diesen Auftrag nur erhal-
                                                                                        ten, weil wir diese Leitplankenprotekto-
                                                                                        ren einsetzen, und weil wir gezeigt haben,
                                                                                        dass wir mit den Leitplankenprotektoren
                                                                                        auch umgehen können“, bemerkt Martin
                                                                                        Müller. Und J. Behringer fügt hinzu: „Wir
                                                                                        haben die Leitplankenprotektoren jetzt
                                                                                        schon auf über 10 km Straßenlänge ein-
                                                                                        gesetzt. Die Einsparungen gegenüber
                                                                                        der Arbeit ohne Leitplankenprotektoren
                                                                                        sind enorm.“
                                                                                          So haben alle etwas davon: Die Straßen-
                                                                                        verwaltung, weil kaum noch Schäden an
                                                                                        den Leitplanken auftreten. Die Waldbesit-
                                                                                        zer, weil das Verfahren zügig vonstatten
                                                                                        geht und das Risiko etwaiger Haftungsan-
                                                                                        sprüche minimiert wird. Und Forstunter-
                                                                                        nehmer Müller, weil er ein höchst interes-
                                                                                        santes Verfahren beherrscht. Kein Wunder,
                                                                                        dass dauernd Besichtigungsteams zu ihm
                                                                                        kommen, um sich mit diesem Verfahren
                                                                                        vertraut zu machen. Auch die Forstfach-
                                                                                        zeitschrift Forst & Technik hat in der Aus-
                                                                                        gabe 1.2018 schon über dieses neue Ver-
                                                                                        fahren berichtet.

                                                                                        Weiterführende Informationen:
                                                                                        www.artengineering.de

                                                                                                        Dr.-Ing. Johannes Sebulke
                                                                                        Berater und Fachjournalist für Forsttechnik

Bilder 8 und 9: Umstürzende und liegende Bäume am Leitplankenprotektor. Man beachte
den Größenvergleich mit dem Forstfahrzeug.

Wenn der Hieb nun fortschreitet, dann        nen Maschinenführer Willi Wasmer und
fasst das Forstspezialfahrzeug einfach       seinem Team schon zur Routine gewor-
den letzten Protektor und setzt ihn vorn     den. Voraus fährt Müller selbst mit sei-
wieder an. So braucht man nur wenige         nem Welte mit einem Fällgreifer Bio Jack
Protektoren für im Prinzip endlos lange      400 Kombi. Diesen hat Müller in Sonder-
Baustellen. Das ist ein wichtiger Punkt      ausführung sowohl mit einem Fällmes-           Weiß GmbH Holzentrindung
für die Wirtschaftlichkeit des Verfahrens    ser als auch mit einer Fällsäge ausstat-             Harlachweg 15
mit Leitplankenprotektoren.                  ten lassen. Dadurch kann er Gestrüpp                 72229 Rohrdorf
                                                                                                 Tel. 0 74 52 / 9 30 80
                                             und kleinere Bäume kappen, aber auch
                                                                                                Fax 0 74 52 / 9 30 82
Die Routine                                  Baumkronen und mittlere Baumdurch-
                                                                                           weiss@weissholzentrindung.de
                                             messer bearbeiten.
Die Arbeit an der Straße mit den Leitplan-     Der Trupp mit den Leitplankenprotek-       www.weissholzentrindung.de
kenprotektoren ist für Martin Müller, sei-   toren kümmert sich dann um die großen

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DER FORSTBE TRIEB

Interview zur Sicherheitsfälltechnik mit der DGUV
  n der Branche ist der Eindruck ent-         Waldarbeiter im Stehen durchtrennt, be-      3. Warum wollen Sie im Frühjahr
I standen, dass die Deutsche Gesetzli-
che Unfallversicherung (DGUV) die im
                                              vor er den Rückzugsort aufsucht. Durch
                                              das Sicherheitsband wird wie bei der
                                                                                           ein Positionspapier zur Sicherheits-
                                                                                           fälltechnik veröffentlichen?
Januar 2017 eingeführten neuen Durch-         Stütz- oder Haltebandtechnik die Stand-      Die Diskussion um die Sicherheitsfäll-
führungsanweisungen zu den Vorschrif-         sicherheit des Baumes gewährleistet.         technik führt zu einer Verunsicherung
ten für Sicherheit und Gesundheitsschutz      Erst nach Durchtrennen des Sicherheits-      unserer Versicherten und zu unnötigen
Forsten (VSG 4.3) nicht zur Gänze mit-        bandes kann der Baum fallen. Der Mo-         Bedenken. Deshalb halten wir es für ge-
trägt1. Das gilt zumindest für die Sicher-    torsägenführer hat keinen Zeitdruck          boten, nicht auf die regelmäßige Überar-
heitsfälltechnik, die von der Sozialversi-    beim Anlegen des Fällschnitts und kann       beitung unseres Regelwerks zu warten,
cherung für Landwirtschaft, Forsten und       den Fallbereich wirksam absichern. Bei       sondern proaktiv Stellung zu beziehen.
Gartenbau (SVLFG) als Regelfälltechnik        so vielen Vorteilen haben wir natürlich
festgelegt wurde. Wir haben darüber           eine positive Haltung zur Sicherheits-       4. Was wird darin inhaltlich stehen?
mit Christian Grunwaldt, dem stellver-        fälltechnik. Viele unserer versicherten      Die kontrollierte Fällung eines Baumes
tretenden Leiter des Sachgebiets „Stra-       Forstverwaltungen und -betriebe wen-         ist Voraussetzung für Sicherheit und
ße, Gewässer, Forsten Tierhaltung“ der        den die Sicherheitsfälltechnik bereits als   Gesundheit der Beschäftigten. Baum-
DGUV, gesprochen.                             Selbstverständnis an – also auch ohne        teile oder herabfallende Äste dürfen sie
                                              Vorgabe im Regelwerk.                        nicht gefährden. Bei normal gewachse-
1. Herr Grunwaldt, könnten Sie uns                                                         nen und ausreichend dimensionierten
bitte schildern, welche Haltung die           2. Trägt die DGUV die Durchfüh-              Bäumen werden diese Ziele durch die
DGUV zum Thema Sicherheitsfäll-               rungsanweisung der SVLFG voll mit?           Sicherheitsfälltechnik mit Belassen ei-
technik hat?                                  Ihr Regelwerk erlassen die Unfallversi-      nes Sicherheitsbandes erreicht.
Mit dem Begriff „Sicherheitsfälltechnik“      cherungsträger jeweils für ihren Versi-        Sie stellt derzeit die sicherste Fälltech-
wird ein Verfahren zur motormanuellen         chertenkreis. Die Initiative der SVLFG       nik dar und wird vorrangig angewandt,
Fällung eines Baumes bezeichnet, das          zur Sicherheitsfälltechnik ist hier sicher   außer eine konkrete Situation lässt dies
sinngemäß auch als Stütz- oder Halte-         wegweisend, wenngleich die Vorschrif-        nicht zu. Bei Schwachholz (BHD
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