EINE INTERAKTIVE INSTALLATION - AM LAGERPLATZ WINTERTHUR - MUSEUMSCHAFFEN.CH - Museum Schaffen
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SYSTEM
RESET
EINE INTERAKTIVE
INSTALLATION
WERKZEUGE
FÜR EINE
BESSERE
ARBEITSWELT
AM LAGERPLATZ
WINTERTHUR
23.1.–
28.8.21
MUSEUM
SCHAFFEN
WINTERTHUR
MUSEUMSCHAFFEN.CH
EINE INITIATIVE DES HISTORISCHEN VEREINS WINTERTHURTHE PANDEMIC REPRESENTS A RARE BUT NARROW WINDOW OF OPPORTUNITY TO REFLECT, REIMAGINE, AND RESET OUR WORLD. KLAUS SCHWAB, FOUNDER AND EXECUTIVE CHAIRMAN, WORLD ECONOMIC FORUM
EDITORIAL
3
GESCHICHTE MIT ZUKUNFT – Nun eröffnen wir unseren ersten, hunderts, hat einst treffend formu-
AM LAGERPLATZ festen Standort am Lagerplatz mit liert: «Die Zukunft kommt uns nicht
In der Krise offenbaren sich nicht nur «System Reset – Werkzeuge für entgegen, sie liegt nicht vor uns,
Lücken, Schwachstellen und Hand- eine bessere Arbeitswelt». Die sondern sie strömt von hinten über
lungsbedarf, wir gewinnen auch Installation erweitert unsere Aus- unser Haupt.»
wertvolle Erkenntnisse, entdecken stellung «Eins, Zwei, Drei, 4.0» Wir freuen uns, zusammen mit
neue Perspektiven, suchen kreative und nimmt sich der aktuellen Krise dem Historischen Verein Winterthur,
Lösungen, mobilisieren ungeahnte sowie unserer Suche, unserer der Stadt Winterthur, dem Kanton
Kräfte. Auch das Team vom Museum Sehnsucht nach Zukunft an. Und Zürich, dem Arealverein Winterthur
Schaffen sah sich in den ersten sie setzt das, was uns heute betrifft und weiteren, wertvollen Partner*-
Wochen des Lockdowns 2020 ge- und beschäftigt, in einen histori- innen und Förder-Institutionen wie
zwungen, umzuplanen: Wir mussten schen Kontext. der SKKG sowie den Besucher*innen
die angedachte Wechselausstellung Die Auseinandersetzung mit der Geschichte zu schreiben.
verschieben und haben im Eiltempo Vergangenheit kann bei aktuellen
ein neues Projekt lanciert, welches Herausforderungen und Frage- Das Team von Museum Schaffen
sich trotz aller Unsicherheiten stellungen erhellend sein. Rahel
umsetzen liess – und diese Unsicher- Varnhagen, Schriftstellerin und
heiten auch gleich zum Thema macht. Salonnière des ausgehenden 18. Jahr-
AUSSTELLUNGEN Installation weitet das Blickfeld zu- EINS, ZWEI,
SYSTEM RESET dem mit historischen Schlaglichtern.
INTERAKTIVE INSTALLATION Sie präsentiert lokale Beispiele von
DREI, 4.◊
Im Frühjahr 2020 trifft Covid-19 eine Innovationen, die aus vergangenen HISTORISCHE AUSLEGEORDNUNG
Welt, die globalisiert, verflochten, Krisen hervorgegangen sind. Und Eine Geschichte revolutionärer Um-
extrem arbeitsteilig und mobil ist. sie leitet die Besucher*innen letztlich und Aufbrüche lädt zum Eintauchen
Die Pandemie fordert die Wirtschaft vom Wissen ins Wollen, führt vom in den Wandel der Arbeit ein: Mit
heraus, die Gesellschaft, den Wollen ins Wirken in der Werkstatt. «Eins, Zwei, Drei, 4.0» präsentiert
Menschen. Wie alle Krisen legt sie Museum Schaffen eine historische
23.1. – 28.8.21
Bruchstellen offen, die sich in voran- Auslegeordnung im Kontext der
gegangenen Entwicklungen heraus- ERÖFFNUNGSWOCHENENDE 23./24.1. industriellen Revolutionen. Ausge-
gebildet haben. Wunde Punkte im WEITERE INFOS: MUSEUMSCHAFFEN.CH
hend von Thesen zu «Arbeit 4.0»
Privaten genauso wie bei der Arbeit. VERMITTLUNGSANGEBOTE –> S. 9 skizziert die Ausstellung bedeut-
Und jetzt? Jetzt haben wir die Wahl! ÖFFNUNGSZEITEN, ANREISE, same Um- und Aufbrüche, welche
TICKETS –> S. 1◊
Wir können vom Anknüpfen an unsere Eltern, Grosseltern und
die vertraute Vorkrisenzeit träumen, weitere Generationen vor ihnen
von alter «Normalität». Oder wir erlebt haben – in der Arbeiterstadt
wählen den Blick nach vorne und Winterthur und darüber hinaus.
fragen uns: Was wäre eine bessere
23.1. – 28.8.21
Arbeitswelt – und welche Tools
braucht es, um Zukunft zu schaffen? ÖFFENTLICHE HISTORISCHE
FÜHRUNGEN MIT HEINZ LOOSER,
«System Reset» lädt dazu ein, VERENA ROTHENBÜHLER,
Schlagzeilen und Beiträge aus der ADRIAN KNOEPFLI
Corona-Zeit zu betrachten und neu SO 28.2. 25.4. 27.6.
JEWEILS 15–16 UHR
zu ordnen: von der Frage, wer die
Spargeln sticht, wenn die Polen PRIVATE FÜHRUNGEN AUF ANFRAGE
weg sind, bis zu schmutzigen Tricks ÖFFNUNGSZEITEN, ANREISE,
TICKETS –> S. 1◊
fürs Homeoffice. Die interaktivebefördert vom sich durchsetzenden Kapitalis- gründet. Wie die ersten Maschinen im 19. die weltweit höchste Computerdichte aufwies. die zahlreichen neuen Selbstständigen, viele
mus und vom technologischen Fortschritt». Jahrhundert – beim Brand von Uster zerstörten In der Winterthurer Industrie ging Rieter zur privat rekrutierte Putzfrauen und die Pflegerin-
Wobei die grosse Mehrheit schlicht arbeiten 1832 Kleinfabrikanten und Handweber eine neu Bewältigung des betrieblichen Rechnungs- nen aus Osteuropa waren schlecht abgesichert.
4
Vom historischen Referat über live vertonte,
lebt wurden, der Vergangenheit angehören.
Bühne und heutigen Sehnsuchtsbildern eine
aus dem Verein Diesel Motoren Winterthur
Optimistisch. Fantastisch. Ideal. Sir Thomas
Nico Feer, von der Science-Fiction-Bücher-
Gemeinschaften, die in der Zukunft liegen.
ecke bis hin zu geballter, geforderter Pracht,
DAMPF- UND DIESELGESCHICHTEN
Zeitzeugen der Winterthurer Industrialisie-
More hat im Roman «Utopia» bereits 1516
vom Matinée-Film im Cameo bis hin zum
Gewitter am Horizont. Alles da. Alles drin.
musste, wenn sie nicht verhungern wollte. erbaute mechanische Spinnerei und Weberei – wesens 1959 als erste Maschinenfabrik der Derweil wird in den weniger prekären
Volk» geben wir historischen Utopien eine
geschichten» von ehemaligen Monteuren
KULTURMAGAZIN, KINO CAMEO, KRAFTFELD,
Eben auch in Zukünften, die längst durch-
Ferne, Wunschbilder von fortschrittlichen
HISTORISCHE FÜHRUNGEN ZUR AUSSTELLUNG
Schwere Maschinen und unterhaltsame
schrieben. Mit dem Festival «Utopia fürs
Plattform. Wir präsentieren Glanz in der
die vor vielen Jahrzehnten oder wenigen
Technik-Geschichte: Im Dampfzentrum
DIE EINZELNEN VERANSTALTUNGEN, INFOS
einen Idealzustand der Gesellschaft be-
rung entdecken und danach im Museum
Winterthur unter fachkundiger Führung
Wochen in Manifeste gegossen wurde,
Nach 1730 nahm die Bevölkerung wieder zu. stiess auch der Taylorismus bei den Arbeitern Schweiz zur elektronischen Datenverarbeitung Gefilden rege diskutiert, ob nun tatsächlich das
Schaffen den abenteuerlichen «Diesel-
futuristische Comics mit dem Musiker
ZU TICKETS ETC. SIND AB APRIL 2◊21
Und, ja, auch Dystopien finden Platz.
Die Protoindustrie entstand, und die von James auf Widerstand. So insbesondere das neue für kommerzielle Aufgaben über, nachdem Ende des Büros kommt. «Gelegentliches Ar-
KOOPERATIONSPARTNER*INNEN COUCOU
DAMPFZENTRUM WINTERTHUR, VEREIN
«EINS, ZWEI, DREI, 4.◊» –> S. 3
Watt erfundene Dampfmaschine revolutionierte Akkordsystem nach Charles Bedaux. «Alles in man seit 1948 mit Lochkarten gearbeitet hatte. beiten von zu Hause aus kann den Arbeitsalltag
RADIO STADTFILTER, ZAPPA DOING
START 1◊ UHR IM DAMPFZENTRUM
die Arbeit. Im 19. und 20. Jahrhundert, nach allem bedeutet dieses Verfahren eine Leis- Durch die Reduktion der Arbeitszeit und die flexibilisieren, aber wer nur noch im Home-
WINTERTHUR AM LAGERPLATZ 27
dem Ende der feudal-ständischen Ordnung im tungssteigerung in wesentlichem Ausmass bei Gewährung zusätzlicher Ferienwochen gewann office sitzt, wird allmählich vereinsamen und
DIESEL MOTOREN WINTERTHUR
Ausflirren bis ins Kraftfeld.
Zuge der Französischen Revolution, verengte kleinerem Lohn», kritisierte die Gewerkschaft die Freizeit an Bedeutung. Die Automobili- verkümmern», stellte Peter A. Fischer Ende
FESTIVAL
UTOPIA FÜRS VOLK
sich der zuvor breitere Arbeitsbegriff auf die SMUV in einer Broschüre mit dem Titel «Die sierung breiterer Kreise, wofür der VW Käfer Juli 2020 in der NZZ fest. Andere Stimmen
KOOPERATIONSPARTNER
Erwerbsarbeit, der Arbeitsplatz wurde vom Schraube ohne Ende». Beim breiten Publikum (und Ferien in Rimini) als Symbole standen, sprechen bereits von der Auflösung der her-
FR 4.6. – SO 6.6.
Heim getrennt. Arbeit im Haus und für die ist der Taylorismus durch den Film «Modern vergrösserte tendenziell die Distanz zwischen kömmlichen Lohnarbeit und von der Tätigkeits-
Familie, vornehmlich von Frauen wahrgenom- Times» (1936) von Charlie Chaplin bekannt Wohnort und Arbeitsplatz. gesellschaft statt der Arbeitsgesellschaft. Wenn
men, fiel nicht (mehr) unter den Arbeitsbegriff, geworden, der die Unmenschlichkeit des getak- sich aber die Formen der Arbeit verändern,
lauschen.
SA 27.3.
und mit dem Entstehen der bürgerlichen Welt teten Arbeitssystems mit poetischen Mitteln müssen diese auch institutionell abgesichert
ONLINE.
begann die Abwertung dieser Arbeit. kritisiert. CHF 22 werden, zumal sich funktionierende Institutio-
NOCH MEHR ANGEBOTE UND WEITERE INFOS DAZU GIBT’S AUF UNSERER WEBSEITE MUSEUMSCHAFFEN.CH.
Wie die Fabrikarbeit war auch die Arbeit nen gerade in der Corona-Krise als zentral
im Büro starken Veränderungen unterworfen. erwiesen haben. Homeoffice darf auf keinen
«Das starke Wachstum der Verwaltungen Fall heissen, dass wir die Gesamtarbeitsverträge
in Industrie und Dienstleistungen ging einher unterlaufen und zu den Arbeitsbedingungen
FENSTER AUF UND FRISCHE BLICKE
sertation zur trotzkistischen Bewegung in der Schweiz
Mit: MA Lucas Federer, wissenschaftlicher Mitarbei-
Input-Vortrag zum System «Kommunismus»
innen von alternativen Lebenssystemen und
Input-Vortrag zum System «Anarchismus»,
wir daraus? Expert*innen unterschiedlicher
Die Pandemie hat ein Fenster aufgerissen –
Perspektive und laden zum Austausch ein.
ter am Historischen Seminar der Universität Zürich.
Freiburg (Schweiz) zur Geschichte des Anarchismus
EINTRITT CHF 1◊, HVW-MITGLIEDER GRATIS
mit beschleunigter Arbeitsteilung, Formali- GLOBALISIERUNG, DEREGULIERUNG, des 19. Jahrhunderts mit Heimarbeit und Tag-
aus Perspektive des Trotzkismus mit loka-
tion versammelten Zeitungsartikel, Bilder,
Er studierte in Zürich Geschichte, Soziologie und
anschliessendes Gespräch mit Vertreter*-
und zur Rolle von Musik in der politischen Mobili-
Gymnasialpädagogik und hat kürzlich seine Dis-
Disziplinen betrachten die in der Installa-
Mit: Dr. Florian Eitel, Kurator für Geschichte am
in den 1950er- und 1960er-Jahren abgeschlossen.
weiten den Blick betreffend Bruchstellen
und Chancen in der Arbeitswelt mit ihrer
VERANSTALTET VOM HISTORISCHEN VEREIN
was sehen wir? Welche Schlüsse ziehen
PROGRAMM
sierung der betrieblichen Abläufe und periodi- löhnerei zurückkehren. In weiten Teilen der
Neuen Museum Biel. Er forschte und lehrte im
OUTSOURCING
MEHR INFORMATIONEN ZUM HISTORISCHEN
Studienbereich Zeitgeschichte der Universität
Cartoons, Zitate aus der Corona-Zeit,
schen Wellen der Rationalisierung», schrieb Die Folgen des zehnprozentigen Beschäfti- Welt herrschen noch derartige Arbeitsbedin-
WINTERTHUR, START JEWEILS 19 UHR
VEREIN WINTERTHUR (HVW) -> S. 1◊
VOM HEIM IN DIE FABRIK Mario König im «Historischen Lexikon der gungsrückgangs in der Krise Mitte der 1970er- gungen. Es ist deshalb unabdingbar, dass wir die
CHF 12/9 INKL. MUSEUMSEINTRITT
DIALOGISCHE FÜHRUNGEN
In der Schweiz verliehen im frühen 19. Jahrhun- Schweiz». Schreib-, Additions- und Buchhal- Jahre hatten vor allem die Ausländer und Diskussionen über die Zukunft der Arbeit nicht
dert die Napoleonischen bzw. Koalitionskriege tungsmaschinen hielten im grossen Stil Einzug. die Frauen zu tragen. Weil lediglich 18 % der auf die entwickelten Länder beschränken,
FÜHRUNGEN
der Industrialisierung Schub. Die von Napoleon Bereits in den 1930er Jahren kamen Gross- Beschäftigten gegen Arbeitslosigkeit versichert sondern im globalen Rahmen führen. Und es
verhängte Kontinentalsperre hatte zur Folge, raumbüros auf. Bei den kaufmännischen und waren, wurde die Arbeitslosenversicherung darf nicht vergessen gehen, dass auch bei uns
MI 1◊.2. 14.4. 9.6.
dass von England keine Maschinen mehr auf verwaltenden Angestellten wuchs der Anteil 1976 obligatorisch erklärt. Dank dieser Neue- immer noch ein beträchtlicher Teil der Beschäf-
JEWEILS 17–18 UHR
den Kontinent gelangten, was eine einhei- der Frauen markant, wobei die besonders
KOMMUNISMUS rung war es in der Strukturkrise der 1990er- tigten täglich, ohne grosse individuelle Ge-
ANARCHISMUS
mische Maschinenindustrie entstehen liess. belastenden und monotonen Routinearbeiten Jahre nicht mehr möglich, die Frauen einfach staltungsmöglichkeiten, harte «konventionelle»
Expert*innen.
Angesichts eines Produktivitätssprungs von häufig den weiblichen Mitarbeiterinnen zu- nach Hause zu schicken. Sie konnten nun Arbeit in «normalen» Lohnverhältnissen ver-
lem Bezug.
MI 24.3.
MI 21.4.
1:100 hatten die Heimspinner gegen die neuen gewiesen wurden. ebenfalls stempeln. Die durch einen Immo- richtet: auf dem Bau, in den Fabriken, in den
sierung.
Maschinen keine Chance. Langsamer verlief biliencrash – die Preise waren zuvor ins Spitälern, bei der Kehrichtabfuhr, am Steuer des
der Prozess in der Heimweberei. 1850 waren Unermessliche gestiegen – ausgelöste Krise Lastwagens und an der Kasse des Supermarkts.
nach wie vor 75 % der rund 200 000 industriell veränderte die Wirtschaft massiv. Es kam
Erwerbstätigen in der Heimindustrie beschäf- zu Betriebsschliessungen und Entlassungen,
tigt, 1880 noch gut die Hälfte. In der Grossen wobei es die Zentren der Maschinen- und
einer Veranstaltungstrilogie und spannenden
Klassiker geworden, die auf der ganzen Welt
der Universität Zürich. Er forscht u. a. zur Geschichte
Abenden vertieft mit den unterschiedlichen
Der Historische Verein Winterthur lädt mit
Depression der 1870er-Jahre gerieten auch die Metallindustrie besonders hart traf. Die
Mit: Dr. Matthieu Leimgruber, ausserordentlicher
Jazz-Standards. Gelesen werden Texte von
Input-Vortrag zum System «Kapitalismus»
er reif fürs Museum: Am Sonntag unseres
Sting hat als Musiker unzählige Konzert-
die damaligen, heutigen und zukünftigen
der sozialen Sicherheit und zur Geschichte inter-
Professor an der Forschungsstelle für Sozial- und
bekannt sind und gehört werden. Nun ist
Bauern und Handwerker unter Druck. Erstere Globalisierung machte die Welt zum Dorf,
Wirtschaftsgeschichte am Historischen Seminar
Systemen und ihren Auswirkungen auf
hallen gefüllt. Seine Songs sind zeitlose
ungewöhnlich besetzte Band die neue
interpretiert Sting-Titel in der Art von
Museumshalle musikalisch ein – und
durch die Integration grosser neuer Agrar- Arbeitsplätze insbesondere in der Produktion
Eröffnungswochenendes weiht eine
SWISS FRIENDS OF THE USA
MUSIKER RAFFAELE LUNARDI UND BAND
Redner*innen dazu ein, sich an drei
CHF 15/12 INKL. MUSEUMSEINTRITT
flächen (USA, Argentinien, Australien) in den An der Weltwirtschaftskrise der 1930er-Jahre wurden in Billiglohnländer verlagert. Man
VERANSTALTET VON WINTERTHURER
Weltmarkt und die massive Senkung der Trans- war neu, dass sie auch den Kern der Fabrik- produzierte Just-in-time, Lager galten nur noch
mit Ausblick auf die Zukunft.
portkosten durch die Eisenbahn und im Schiffs- arbeiterschaft traf, der sich bereits einen be- als Kostenfaktor. Der Computer hielt auch in
Arbeitswelten zu befassen.
verkehr, letztere durch die Konkurrenz der scheidenen Wohlstand erarbeitet hatte. Die den Fabrikhallen und auf dem Bau vermehrt
REFERATE
standardisierten Industrieprodukte. Der Ab- Schweiz reagierte auf die Krise mehr oder Einzug. Die Jahrzehnte zuvor noch gescheiterte
nationaler Organisationen.
KONZERT
stieg endete häufig in der Auswanderung. Nach weniger konventionell: mit Protektionismus, Vorfabrikation setzte sich insbesondere im ADRIAN KNOEPFLI
KAPITALISMUS
der Dampfmaschine, die sich im 19. Jahrhun- Personalabbau, staatlichen Arbeitsbeschaf- Holzbau durch. Outsourcing und der Einsatz Der Wirtschaftshistoriker verfasste, allein oder im Team,
MUSEUMSKONZERTE
1◊.3◊–11.3◊ UHR
dert auf breiter Basis durchsetzte, bewirkte fungsprogrammen, Schutz des Gewerbes von Subunternehmern machten die Wirtschaft u. a. eine Reihe von Unternehmensgeschichten (zum
Sting-Liedern.
Beispiel Alusuisse, Saurer, Georg Fischer, Feller Horgen,
die Einführung der Elektrizität ab den 1880er- (z. B. Verbot der Errichtung und Erweiterung zunehmend arbeitsteiliger. Der Neoliberalis-
Rossi Thalwil, Sulzer Vorsorgeeinrichtung SVE, Zürcher
Jahren eine zweite industrielle Revolution. von Warenhäusern) und schliesslich – am mus führte zu einer Deregulierung auch der
SO 24.1.
MI 17.2.
Hallenstadion), und er ist Mitautor der Stadtgeschichte
STING
Dass Energie transportierbar wurde, ermög- wirksamsten – der Abwertung des Schweizer Arbeitsbedingungen mit einer Zunahme von Winterthur, der Stadtgeschichte Stein am Rhein und des
lichte neue Fabrikstandorte abseits von Flüssen, Frankens. Nach dem Muster des New Deal Temporärarbeit und prekären Arbeitsverhält- Wirtschaftskapitels der Schaffhauser Kantonsgeschichte.«SYSTEM RESET» – WAS MACHEN KRISEN MIT UNSERER ARBEIT?
5
VON ADRIAN KNOEPFLI und die Elektromotoren erlaubten eine bessere in den USA wurde in der Folge der Wohlstand nissen. Mit der Wende (1989) stand in Ost-
Nichts werde mehr sein wie vorher, Fraktionierung der zur Verfügung stehenden vor allem mit Sozialreformen besser abgesi- europa zudem ein neues Reservoir an billigen
sagen die allwissenden Prognostiker. Kraft. Ein weiterer technologischer Sprung war chert. Im Zweiten Weltkrieg nahm die Frauen- Arbeitskräften zur Verfügung, was den Lohn-
Angesprochen sind damit vor allem mit dem Ersten Weltkrieg verbunden, der die arbeit wiederum zu, weil die Männer im Ak- druck zusätzlich verschärfte.
noch junge Motorisierung entscheidend vor- tivdienst waren. Frauen leisteten zu Hause Das erste Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts
die Digitalisierung und das Home- antrieb. Zudem brachte der Erste Weltkrieg eine doppelte Arbeit, sprangen in Männerberufen war vom Platzen der Dotcom-Blase (2000)
office, die durch die Corona-Krise starke Zunahme der Frauenarbeit. Frauen ein und übernahmen an allen Fronten Verant- und der Finanzkrise (2008) geprägt. Das waren
einen gewaltigen Schub erfahren ersetzten die Männer, die im Krieg und Aktiv- wortung. Honoriert wurde der Einsatz auch wichtige Zäsuren, aber sie haben die Arbeits-
haben. «Adieu, liebes Büro!», über- dienst waren, auch in bisher klar männerdomi- diesmal nicht: Weder wurde die Frauenarbeit bedingungen nie, zumindest nicht kurzfristig,
schrieb Claudia Mäder einen witzigen nierten Branchen wie der Maschinen- und aufgewertet, noch erhielten die Frauen das derart verändert wie jetzt die Corona-Krise.
Metallindustrie. Was die Gewerkschaften gar Frauenstimmrecht. Vielmehr dienten die Es lassen sich auch nicht alle einschneidenden
Text in der «Neuen Zürcher Zeitung», nicht freute. «Was von der Arbeiterschaft schon weiblichen Beschäftigten immer wieder als Neuerungen auf eine Krise zurückführen. Die
und die Zeitung fragte im Anriss des lange befürchtet wurde, ist leider zur Tatsache «Konjunkturpuffer», indem man sie bei Einführung des Self Scanning durch die grossen
Artikels: «Wie integriert man den geworden», hiess es im Jahresbericht des Ar- Arbeitsmangel als Erste nach Hause schickte. Detailhändler entsprang zum Beispiel ganz
Bürostuhl ins Stubenmobiliar, und beitersekretariats Schaffhausen. «Die Frauen- Viele der in der Zwischenkriegszeit unter «normalen» Profitmaximierungsüberlegungen.
wie kann man leerstehende Firmen- arbeit hat nun auch in der Schaffhauser Metall- dem Schlagwort Taylorismus bekannt gewor- Insgesamt sind im Detailhandel in den letzten
industrie ihren Einzug gehalten. Es wäre zu denen Konzepte wurden in Europa erst nach zehn Jahren 30 000 Stellen verloren gegangen.
gebäude zu Erholungsoasen umgestal- wünschen, dass mit Schluss des Weltkrieges dem Zweiten Weltkrieg wirklich umgesetzt. Die Die vor einiger Zeit in Mode gekommenen
ten?» Wird die Sache wirklich so heiss diese ‹Errungenschaft› wieder verschwinden USA waren nun das grosse Vorbild. Für junge Grossraumbüros ohne feste Arbeitsplatzzutei-
gegessen? Wie haben denn Kriege, würde, denn die Verhältnisse haben durch Schweizer aus der Ober- und Mittelschicht lung haben zum Ziel, Büroflächen zu redu-
Wirtschaftskrisen und Seuchen die den Eintritt der Frau in die sogenannte Schwer- war es beinahe ein Muss und für die berufliche zieren, und sie sollen wohl auch die Flexibilität
Arbeit früher verändert? industrie keine Verbesserung erfahren.» Ge- Karriere auf jeden Fall von Vorteil, eine Zeit der Mitarbeitenden fördern. Parallel zur zu-
meint war damit, «dass in den Abteilungen, wo lang im dynamischen Musterland USA gearbei- nehmenden Bedeutung des Dienstleistungs-
Frauen beschäftigt sind, das Durchschnitts- tet und dort Erfahrungen gesammelt zu haben. sektors stieg die Erwerbsquote der Frauen
SKLAVEN, BAUERN, BÜRGER lohneinkommen (auch der Männer) gesunken Die Gesellschaft Swiss Friends of the USA bei den 25- bis 39-Jährigen seit 1991 von 72 %
UND ARBEITER ist». Das Rad wurde nach Kriegsende tatsäch- (SFUSA) organisierte für Schweizer Manager auf 88 %, bei den 55- bis 64-Jährigen von 44
Heute definieren wir uns in erster Linie über lich weitgehend zurückgedreht. spezielle US-Tours. Weil die Schweiz nach dem auf 69 %, wobei Frauen viel häufiger Teilzeit
die Arbeit. In der Antike hingegen herrschte Krieg mit ihrem unversehrten Produktions- arbeiten. Die unbezahlte Care-Arbeit wird
«eine skeptische Einschätzung der Arbeit vor, apparat einen Startvorteil besass, geriet sie bei immer noch zu wenig anerkannt, doch hat
jedenfalls der körperlichen und der kommer- der Rationalisierung aber anfänglich in Rück- deren Thematisierung zumindest den seit dem
ziellen», schreibt Jürgen Kocka in seinem stand. Die in den zerstörten Ländern neu 19. Jahrhundert streng auf die Erwerbsarbeit
ESSAY
Aufsatz «Thesen zur Geschichte und Zukunft aufgestellten Anlagen waren moderner. Richtig beschränkten Arbeitsbegriff wieder aufgeweicht.
der Arbeit». In Ägypten und im Römischen vorangetrieben wurde die Rationalisierung
Reich wurde die Arbeit vorwiegend von Sklaven dann in der Hochkonjunktur durch die wieder-
geleistet. Später traten in Europa an deren Stelle SCHRAUBE OHNE ENDE erstarkte ausländische Konkurrenz und die
leibeigene Bauern. Die Bauern insgesamt In den 1920er-Jahren, die nicht nur golden, zunehmende Ressourcenknappheit (zum Bei-
machten lange etwa 90 Prozent der Bevölke- sondern auch von der schweren Krise 1920/1921 spiel Beschränkung der Anzahl Fremdarbeiter).
rung aus: Arbeit war bäuerliche Arbeit. Nach- geprägt waren und schliesslich in die Weltwirt- In der Industrie hielten computergesteuerte
dem sich die Bevölkerung zwischen dem 10. schaftskrise der 1930er-Jahre mündeten, setzte Maschinen Einzug, und auch die Landwirtschaft
und dem 14. Jahrhundert etwa verdoppelt hatte, auch in der Schweiz die Verwissenschaftlichung wurde mechanisiert. ARBEIT GLOBAL DISKUTIEREN
führten Missernten und die grosse Pest von der Arbeit ein, bekannt geworden unter dem War der Anteil des Dienstleistungssektors Der Lockdown im März 2020 traf eine Welt, die
1348 bis 1351 zu einem massiven Bevölkerungs- Namen Taylorismus. Der US-amerikanische am Total der Erwerbstätigen 1950 mit 36 % globalisiert, verflochten, extrem arbeitsteilig
rückgang und zur Landflucht. In der europäi- Ingenieur Frederick W. Taylor, auf den der noch gleich gross wie 1930, so wuchs er an- und mobil ist. Corona legte, wie alle Krisen,
schen Stadt des Mittelalters und der Frühen Begriff zurückgeht, glaubte an den «one best schliessend rasant auf 55 % 1980 und 69 % im Bruchstellen offen, die sich in der vorhergehen-
Neuzeit gewann die Arbeit, wie Kocka schreibt, way», sezierte die Arbeitsabläufe in der Indus- Jahre 2000. Er überholte den Zweiten Sektor den Entwicklung herausgebildet hatten. So
zentrale Bedeutung: Ehrbare Arbeit war mit trie in einzelne Schritte und optimierte sie. (Handwerk und Industrie), während die wurde offensichtlich, dass sich der informelle
Freiheit und Stadtbürgerrecht positiv verknüpft. Mit dieser ersten Amerikanisierungswelle im Landwirtschaft, was die Beschäftigtenzahlen Sektor, also jener Teil der Volkswirtschaft,
Im 17. und 18. Jahrhundert schliesslich Bereich der Produktionsmethoden (Fliess- angeht, schon längst marginalisiert war. Das dessen Tätigkeiten nicht in der Statistik erfasst
kam es, so nochmals Kocka, «nachgerade zur bandarbeit u. a.) bürgerte sich der Begriff der Wachstum des Dienstleistungssektors kam sind, als Folge des Neoliberalismus auch in der
emphatischen Aufwertung der Arbeit als Quelle wissenschaftlichen Betriebsführung (Scientific auch darin zum Ausdruck, dass die Schweiz 1985, Schweiz stark vergrössert hat. Sans-Papiers
von Eigentum, Reichtum und Zivilität bzw. als Management) ein. An der ETH Zürich wurde als IBM den ersten, noch sehr voluminösen mussten plötzlich für Essenspakete anstehen,
Kern menschlicher Selbstverwirklichung (…), 1929 das betriebswirtschaftliche Institut ge- Personal Computer auf den Markt brachte, weil ihre Arbeit nicht mehr benötigt wurde, und◊1 ◊2 ◊5 ◊6 ◊9 1◊ 13 14
WAS WIR ARBEIT
NENNEN, IST
NICHT VOM HIMMEL
GEFALLEN,
SONDERN HAT SICH
IM LAUF
DER GESCHICHTE
STETIG
ENTWICKELT UND
VERANDERT –
WIR DURFEN UND
SOLLEN ES DARUM
IMMER WIEDER
NEU DENKEN.
NADJA SCHNETZLER, GENERATION PURPOSEWERKZEUG
FREIRAUM-SCHNIPP-SCHNAPP – DIESER PROTOTYP EINES WERKZEUGS FÜR EINE BESSERE ARBEITSWELT IST
IM ZUGE DER PROJEKTENTWICKLUNG ENTSTANDEN, INSPIRIERT VON ANTWORTEN AUS DEM PARTIZIPATIVEN
PROZESS MIT DER LAGERPLATZ-NACHBARSCHAFT. DAS FREIRAUM-SCHNIPP-SCHNAPP IST FRECH, LÄSST DICH
NICHT AUSREDEN UND TRIGGERT DEINE GEDANKEN. MIT SEINEN FRAGEN BRINGT ES DICH DAZU, WÄHREND
DEINER ARBEITSZEIT KURZ INNEZUHALTEN. AUSSCHNEIDEN UND AUSPROBIEREN.
HIER ABTRENNEN UND GEMÄSS ANLEITUNG FALTEN
MEINE ZEIT?
WANN KOMMT
BEQUEM?
1
4
SITZE
ICH
FRÜHER
NEIN. WAR’S
BESSER.
GEHT DAS AUCH BIN ICH
ONLINE? BEREIT?
DOCH
JETZT!
SCHON.
PRINZIP
WAS?
FÜR
ÄHM...
...
NÖ.
IM
ALLES.
NIX.
HMMM...
OFFICE!
HOME-
INS BÜRO? FREIHEIT! JA.
OFFICE ODER SICH ÄNDERN?
HEUTE HOME- WAS SOLLTE
WOHLSTAND JA.
UNSERN
ZU SCHÜTZEN?
WAS GILT ES
3
2
KAFFEE?
NOCH ’N◊3 ◊4 ◊7 ◊8 11 12 15 16
befördert vom sich durchsetzenden Kapitalis- gründet. Wie die ersten Maschinen im 19. die weltweit höchste Computerdichte aufwies. die zahlreichen neuen Selbstständigen, viele
mus und vom technologischen Fortschritt». Jahrhundert – beim Brand von Uster zerstörten In der Winterthurer Industrie ging Rieter zur privat rekrutierte Putzfrauen und die Pflegerin-
Wobei die grosse Mehrheit schlicht arbeiten 1832 Kleinfabrikanten und Handweber eine neu Bewältigung des betrieblichen Rechnungs- nen aus Osteuropa waren schlecht abgesichert.
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musste, wenn sie nicht verhungern wollte. erbaute mechanische Spinnerei und Weberei – wesens 1959 als erste Maschinenfabrik der Derweil wird in den weniger prekären
Nach 1730 nahm die Bevölkerung wieder zu. stiess auch der Taylorismus bei den Arbeitern Schweiz zur elektronischen Datenverarbeitung Gefilden rege diskutiert, ob nun tatsächlich das
Die Protoindustrie entstand, und die von James auf Widerstand. So insbesondere das neue für kommerzielle Aufgaben über, nachdem Ende des Büros kommt. «Gelegentliches Ar-
Watt erfundene Dampfmaschine revolutionierte Akkordsystem nach Charles Bedaux. «Alles in man seit 1948 mit Lochkarten gearbeitet hatte. beiten von zu Hause aus kann den Arbeitsalltag
die Arbeit. Im 19. und 20. Jahrhundert, nach allem bedeutet dieses Verfahren eine Leis- Durch die Reduktion der Arbeitszeit und die flexibilisieren, aber wer nur noch im Home-
dem Ende der feudal-ständischen Ordnung im tungssteigerung in wesentlichem Ausmass bei Gewährung zusätzlicher Ferienwochen gewann office sitzt, wird allmählich vereinsamen und
Zuge der Französischen Revolution, verengte kleinerem Lohn», kritisierte die Gewerkschaft die Freizeit an Bedeutung. Die Automobili- verkümmern», stellte Peter A. Fischer Ende
sich der zuvor breitere Arbeitsbegriff auf die SMUV in einer Broschüre mit dem Titel «Die sierung breiterer Kreise, wofür der VW Käfer Juli 2020 in der NZZ fest. Andere Stimmen
Erwerbsarbeit, der Arbeitsplatz wurde vom Schraube ohne Ende». Beim breiten Publikum (und Ferien in Rimini) als Symbole standen, sprechen bereits von der Auflösung der her-
Heim getrennt. Arbeit im Haus und für die ist der Taylorismus durch den Film «Modern vergrösserte tendenziell die Distanz zwischen kömmlichen Lohnarbeit und von der Tätigkeits-
Familie, vornehmlich von Frauen wahrgenom- Times» (1936) von Charlie Chaplin bekannt Wohnort und Arbeitsplatz. gesellschaft statt der Arbeitsgesellschaft. Wenn
men, fiel nicht (mehr) unter den Arbeitsbegriff, geworden, der die Unmenschlichkeit des getak- sich aber die Formen der Arbeit verändern,
und mit dem Entstehen der bürgerlichen Welt teten Arbeitssystems mit poetischen Mitteln müssen diese auch institutionell abgesichert
begann die Abwertung dieser Arbeit. kritisiert. werden, zumal sich funktionierende Institutio-
Wie die Fabrikarbeit war auch die Arbeit nen gerade in der Corona-Krise als zentral
im Büro starken Veränderungen unterworfen. erwiesen haben. Homeoffice darf auf keinen
«Das starke Wachstum der Verwaltungen Fall heissen, dass wir die Gesamtarbeitsverträge
in Industrie und Dienstleistungen ging einher unterlaufen und zu den Arbeitsbedingungen
mit beschleunigter Arbeitsteilung, Formali- GLOBALISIERUNG, DEREGULIERUNG, des 19. Jahrhunderts mit Heimarbeit und Tag-
sierung der betrieblichen Abläufe und periodi- OUTSOURCING löhnerei zurückkehren. In weiten Teilen der
schen Wellen der Rationalisierung», schrieb Die Folgen des zehnprozentigen Beschäfti- Welt herrschen noch derartige Arbeitsbedin-
VOM HEIM IN DIE FABRIK Mario König im «Historischen Lexikon der gungsrückgangs in der Krise Mitte der 1970er- gungen. Es ist deshalb unabdingbar, dass wir die
In der Schweiz verliehen im frühen 19. Jahrhun- Schweiz». Schreib-, Additions- und Buchhal- Jahre hatten vor allem die Ausländer und Diskussionen über die Zukunft der Arbeit nicht
dert die Napoleonischen bzw. Koalitionskriege tungsmaschinen hielten im grossen Stil Einzug. die Frauen zu tragen. Weil lediglich 18 % der auf die entwickelten Länder beschränken,
der Industrialisierung Schub. Die von Napoleon Bereits in den 1930er Jahren kamen Gross- Beschäftigten gegen Arbeitslosigkeit versichert sondern im globalen Rahmen führen. Und es
verhängte Kontinentalsperre hatte zur Folge, raumbüros auf. Bei den kaufmännischen und waren, wurde die Arbeitslosenversicherung darf nicht vergessen gehen, dass auch bei uns
dass von England keine Maschinen mehr auf verwaltenden Angestellten wuchs der Anteil 1976 obligatorisch erklärt. Dank dieser Neue- immer noch ein beträchtlicher Teil der Beschäf-
den Kontinent gelangten, was eine einhei- der Frauen markant, wobei die besonders rung war es in der Strukturkrise der 1990er- tigten täglich, ohne grosse individuelle Ge-
mische Maschinenindustrie entstehen liess. belastenden und monotonen Routinearbeiten Jahre nicht mehr möglich, die Frauen einfach staltungsmöglichkeiten, harte «konventionelle»
Angesichts eines Produktivitätssprungs von häufig den weiblichen Mitarbeiterinnen zu- nach Hause zu schicken. Sie konnten nun Arbeit in «normalen» Lohnverhältnissen ver-
1:100 hatten die Heimspinner gegen die neuen gewiesen wurden. ebenfalls stempeln. Die durch einen Immo- richtet: auf dem Bau, in den Fabriken, in den
Maschinen keine Chance. Langsamer verlief biliencrash – die Preise waren zuvor ins Spitälern, bei der Kehrichtabfuhr, am Steuer des
ESSAY
der Prozess in der Heimweberei. 1850 waren Unermessliche gestiegen – ausgelöste Krise Lastwagens und an der Kasse des Supermarkts.
nach wie vor 75 % der rund 200 000 industriell veränderte die Wirtschaft massiv. Es kam
Erwerbstätigen in der Heimindustrie beschäf- zu Betriebsschliessungen und Entlassungen,
tigt, 1880 noch gut die Hälfte. In der Grossen wobei es die Zentren der Maschinen- und
Depression der 1870er-Jahre gerieten auch die Metallindustrie besonders hart traf. Die
Bauern und Handwerker unter Druck. Erstere Globalisierung machte die Welt zum Dorf,
durch die Integration grosser neuer Agrar- SWISS FRIENDS OF THE USA Arbeitsplätze insbesondere in der Produktion
flächen (USA, Argentinien, Australien) in den An der Weltwirtschaftskrise der 1930er-Jahre wurden in Billiglohnländer verlagert. Man
Weltmarkt und die massive Senkung der Trans- war neu, dass sie auch den Kern der Fabrik- produzierte Just-in-time, Lager galten nur noch
portkosten durch die Eisenbahn und im Schiffs- arbeiterschaft traf, der sich bereits einen be- als Kostenfaktor. Der Computer hielt auch in
verkehr, letztere durch die Konkurrenz der scheidenen Wohlstand erarbeitet hatte. Die den Fabrikhallen und auf dem Bau vermehrt
standardisierten Industrieprodukte. Der Ab- Schweiz reagierte auf die Krise mehr oder Einzug. Die Jahrzehnte zuvor noch gescheiterte
stieg endete häufig in der Auswanderung. Nach weniger konventionell: mit Protektionismus, Vorfabrikation setzte sich insbesondere im ADRIAN KNOEPFLI
der Dampfmaschine, die sich im 19. Jahrhun- Personalabbau, staatlichen Arbeitsbeschaf- Holzbau durch. Outsourcing und der Einsatz Der Wirtschaftshistoriker verfasste, allein oder im Team,
dert auf breiter Basis durchsetzte, bewirkte fungsprogrammen, Schutz des Gewerbes von Subunternehmern machten die Wirtschaft u. a. eine Reihe von Unternehmensgeschichten (zum
Beispiel Alusuisse, Saurer, Georg Fischer, Feller Horgen,
die Einführung der Elektrizität ab den 1880er- (z. B. Verbot der Errichtung und Erweiterung zunehmend arbeitsteiliger. Der Neoliberalis-
Rossi Thalwil, Sulzer Vorsorgeeinrichtung SVE, Zürcher
Jahren eine zweite industrielle Revolution. von Warenhäusern) und schliesslich – am mus führte zu einer Deregulierung auch der Hallenstadion), und er ist Mitautor der Stadtgeschichte
Dass Energie transportierbar wurde, ermög- wirksamsten – der Abwertung des Schweizer Arbeitsbedingungen mit einer Zunahme von Winterthur, der Stadtgeschichte Stein am Rhein und des
lichte neue Fabrikstandorte abseits von Flüssen, Frankens. Nach dem Muster des New Deal Temporärarbeit und prekären Arbeitsverhält- Wirtschaftskapitels der Schaffhauser Kantonsgeschichte.PROGRAMM
9
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Generation Purpose. Seit September Meinungsäusserung mit Protestplakaten. schen, denen der Eintritt in die Berufs-
schreiten Nadja Schnetzler und Laurent welt noch bevorsteht. Unsere Ausstellung
12.3◊–17.3◊ UHR
Burst mit Expert*innen verschiedener MIT LEA BACHMANN UND JANUS BOEGE, bietet sich an, um den Themenkomplex
Disziplinen und im virtuellen Raum zur Tat. KULTURVERMITTLER*INNEN ZHDK der industriellen Revolutionen zu erarbeiten
Den Abschluss der Reihe gibt’s nun zeit- FÜR JUNGE ERWACHSENE
und zu erfassen. Das dazugehörige Arbeits-
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gleich vor Ort, im Museum selbst, und im ANMELDUNG BIS 19.2. AN heft stützt sich auf den Lehrplan 21.
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Arbeitswelt von morgen brauchen wir unter Event-Bereich auch an Dritte und bieten
anderem die «Future Skills» Kreativität ein inspirierendes Ambiente für neues
und Kollaboration! Daher tauchen wir in Arbeiten, Workshops, Apéros und Events.
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unterschiedliche freie Formen des Spiels SEKRETARIAT@MUSEUMSCHAFFEN.CH
und des Lernens ein. WEITERE INFOS UNTER
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1◊
ÖFFNUNGSZEITEN MIT DEM AUTO Vor dem Museum DANK KOOPERATIONSPARTNER
MI 12–18 UHR gibt es keine Besucher*innen- Zum guten Schluss: Wir danken dem
DO/FR/SA 1◊–18 UHR Parkplätze. Das nächstgelegene Historischen Verein Winterthur
SO 1◊–17 UHR Parkhaus ist die Halle 53. (HVW) und seinen Mitgliedern
MIT DEM BUS Die nächstgelegene sowie allen anderen Partner*innen,
EINTRITT Station ist «Wylandbrücke». Von Sponsor*innen und Unterstützer*-
CHF 12 / CHF 9 dort geht es über eine kleine Brücke innen, die unsere Arbeit überhaupt
Kostenloser Eintritt für Jugendliche zum Lagerplatz. erst möglich machen. Wir danken
unter 16 Jahren und Mitglieder der Stiftung Abendrot und dem
des Historischen Vereins Winterthur CORONAVIRUS – BETTER Arealverein Winterthur dafür, dass MEDIENPARTNER
SAFE THAN SORRY! wir mit der Halle am Lagerplatz 9
ADRESSE Die aktuellen Angaben zum Schutz- unseren ersten festen Standort sowie
MUSEUM SCHAFFEN konzept, allfällige Einschränkungen gute Gesellschaft haben. Und wir
LAGERPLATZ 9 der Öffnungszeiten sowie Hinweise danken dem Bau- und Baudienstleis-
84◊◊ WINTERTHUR zur Durchführbarkeit von Events tungsunternehmen Implenia dafür,
und Workshops sind auf der Webseite dass wir vorgängig in Zwischen-
ANREISE zu finden: museumschaffen.ch. nutzungen in der Halle Rapide sowie
ZU FUSS Der Lagerplatz 9 in Winter- Bei Unsicherheiten und/oder neuen der Halle Draisine erste Ausstellun- MIT UNTERSTÜTZUNG VON
thur ist vom Bahnhof her in 10 Covid-19-Verordnungen empfehlen gen, Veranstaltungen und Workshops
Minuten erreichbar – am besten via wir, online die immer aktualisierten realisieren durften.
Unterführungsausgang «Einkaufs- Informationen zu überprüfen.
zentrum Neuwiesen» (Rudolfstrasse),
dem Fussweg an den Gleisen ent- WEITERE INFOS
lang bis zum Café/Restaurant Portier, museumschaffen.ch
von dort sind es nur noch wenige facebook.com/museumschaffen TRÄGERSCHAFT
Schritte. instagram.com/museum_schaffen
twitter.com/museumschaffen
HISTORISCHER VEREIN MUSEUM SCHAFFEN BETRIEBSBÜRO HISTORISCHE INHALTE
WINTERTHUR Museum Schaffen / Villa Lindengut Karin Briner, Adrian Knoepfli
Das Museum Schaffen ist ein mo- Römerstrasse 8, 8400 Winterthur VIRTUELLE WERKSTATTGESPRÄCHE
Der Historische Verein Winterthur dernes historisches Museum in 052 550 51 28 HOSTS Laurent Burst, Nadja
(HVW) wurde 1874 gegründet und ist Winterthur, das vom Historischen sekretariat@museumschaffen.ch Schnetzler (Generation Purpose)
Initiator sowie Träger vom Museum Verein Winterthur (HVW) getragen GÄSTE Erika Hebeisen, Adrian
Schaffen. Mit dem Ziel, Geschichte wird. Es rückt den Menschen als IMPRESSUM Knoepfli, Nina Kunz, Van Bo
abwechslungsreich und lebendig Schaffenden in den Mittelpunkt und REDAKTION Le-Mentzel
zu vermitteln, organisiert er Vorträge widmet sich dem Thema Arbeit in Museum Schaffen / Kommunikation, SPÄHER*INNEN /
und Exkursionen und fördert Publi- Geschichte, Gegenwart und Zukunft. Andrea Keller, Melanie Mock MITARBEIT SAMMELGUT
kationen zur Geschichte Winterthurs. Dabei setzt es auf die Teilhabe der ESSAY Martin Hohn, Bernadette Höller,
Zudem betreut er die Villa Lindengut Bevölkerung sowie auf unterschied- Adrian Knoepfli Andrea Keller, Carlo Knöpfli, Karin
sowie die Mörsburg. liche Kooperationen. Dank multi- KORREKTORAT Landolt, Roman Lauffenburger,
funktionaler Räume und nieder- Barbara Moll, Claudia Scherrer Stefano Mengarelli, Melanie Mock,
JETZT MITGLIED WERDEN! schwelliger Vermittlungsangebote BASTELBOGEN Barbara Moll, Matthias Morgenthaler,
«Geschichtsgwundrige» sind herzlich erlaubt es einen vielgestaltigen Melanie Mock Doris Strütt, Laura Tsialkagaras u. a.
eingeladen, dem Verein beizutreten Zugang zum Thema – sei es in Form PROGRAMM-KURATION MITARBEIT WERKZEUGE
und von abwechslungsreichen von Wechselausstellungen oder Andrea Keller, Stefano Mengarelli, Ein herzliches Dankeschön an alle
Angeboten zu profitieren: Veranstaltungsangeboten. Zusätzlich Melanie Mock Nachbar*innen vom Lagerplatz,
• Einladungen zu allen HVW- bietet es Raum für Workshops und FOTOS/BILDER die bei unserer Online-Befragung,
Veranstaltungen. Arbeitsplätze. Seit Herbst 2017 S. 1: Alex Bowie, Getty Images / beim Kick-off und/oder den
• Alle Ausstellungen im Museum gastierte das Museum Schaffen in unsplash / IWM, Getty Images / Workshops mitgemacht haben.
Schaffen sind für Mitglieder verschiedenen Zwischennutzungen Kazuhiro Nogi, Getty Images TEXTE
gratis. in der Lokstadt. Mit der Halle auf S. 3/11: YouTube Karin Briner, Andrea Keller,
• Bei diversen Museumsevents gelten dem Lagerplatz bespielt es nun seinen S. 4: Gertrud Vogler, Adrian Knoepfli
vergünstigte Eintritte. ersten, festen Standort. Schweizerisches Sozialarchiv / LEKTORAT/KORREKTORAT
• Kostenloser Eintritt in die Villa Schweizerisches Sozialarchiv Anna-Pierina Godenzi,
Lindengut sowie die Mörsburg. TEAM S. 6/7: Studio Malta Barbara Moll, Claudia Scherrer
• Als weiteres Extra gibt’s das Fürs Museum Schaffen sind zahlreiche S. 9: Gertrud Vogler, Schweizerisches SZENOGRAFIE
Winterthurer Neujahrsblatt Menschen im Einsatz – im Betriebs- Sozialarchiv / Intrinsic Lab Melanie Mock
geschenkt. team, als Vorstandsmitglieder beim S. 12: Schweizerisches Sozialarchiv VERMITTLUNG
HVW, im Ausschuss und Beirat vom GESTALTUNG Melanie Mock
Ab CHF 30/Jahr. Museum Schaffen, im Rahmen der Studio Malta GRAFIK
Weitere Infos und Anmeldung: Organisation oder Durchführung von DRUCK Studio Malta, Fabienne Schmidli,
historischer-verein-winterthur.ch Events, des Work Labs oder auch als Druckerei Odermatt, Dallenwil Pascale Zindel
Gastgeber*innen und Mitanpackende LICHT-TECHNIK
vor Ort an der Kasse und/oder hinter MITWIRKENDE «SYSTEM RESET» Boris Knorpp
der Bar. Namen, Funktionen und KONZEPT MULTIMEDIA-TECHNIK
Gesichter finden Interessierte auf der Andrea Keller, Melanie Mock Roger Sommer, SoundRig
Webseite. Und wer als Freiwillige*r KURATION SCHREINERARBEITEN
mitanpacken möchte: Unbedingt Andrea Keller, Stefano Mengarelli, Martin Lanz
melden. Arbeit gibt es bei uns genug. Melanie Mock DRUCKPRODUKTION
Capa Nägeli GmbH, FrauenfeldIM MAI 2◊2◊ ZERSTÖRT DER ITALIENER GIAN MARIO FENU SEINE PIZZERIA MIT DER WUCHT EINES MENSCHEN, DER KEINE WAHL HAT. ER ZERTRÜMMERT DEN OFEN UND SCHREIT: «GRAZIE, COVID-19!». AUCH GESCHLOSSEN KOSTE IHN DAS LOKAL 3’◊◊◊ EURO IM MONAT. MUSEUMSCHAFFEN.CH/VIDEO
ÖFFNUNGSZEITEN MI 12–18 UHR DO/FR/SA 1◊–18 UHR SO 1◊–17 UHR EINTRITT CHF 12 / CHF 9 ADRESSE MUSEUM SCHAFFEN LAGERPLATZ 9 84◊◊ WINTERTHUR WEITERE INFOS MUSEUMSCHAFFEN.CH
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