Einsatz in den Bergen - Ferien einmal anders - Pfarreiblatt der Bistumskantone Schaffhausen und Thurgau - forumKirche

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Einsatz in den Bergen - Ferien einmal anders - Pfarreiblatt der Bistumskantone Schaffhausen und Thurgau - forumKirche
Nummer 14
8. bis 28. Juli 2018
3 Wochen

                               Pfarreiblatt der Bistumskantone Schaffhausen und Thurgau

                       Ferien einmal anders
                       Einsatz in den Bergen
Einsatz in den Bergen - Ferien einmal anders - Pfarreiblatt der Bistumskantone Schaffhausen und Thurgau - forumKirche
Bergwaldprojekt

                                                                                    Editorial                                       Zurück zur Natur
                                                                                    Eine Freundin von mir weilt gerade für          Anpacken im Unterholz
                                                                                    zwei Monate auf einer abgelegenen Alp
                                                                                    im Berner Oberland, um einer Bergbau-

                                                                                                                                                                                                                                   Bilder: Sarah Stutte
                                                                                    ernfamilie tatkräftig unter die Arme zu
                                                                                    greifen. Als sie von ihrem Vorhaben er-
                                                                                    zählte – ein Projekt der Caritas – fingen ih-
                                                                                    re Augen an zu leuchten. Der Hauch von
                                                                                    Abenteuer umwehte sie und hüllte auch
                                                                                    mich einen Moment lang ein. Den Som-
                                                                                    mer einmal anders verbringen, statt sich
                                                                                    im Liegestuhl am Meer auszuruhen oder
                                                                                    wild fotografierend durch schwüle Städte
                                                                                    zu hetzen. Etwas Lohnenswertes und
                                                                                    Dankbares machen, statt nur an sich
                                                                                    selbst und die eigene Erholung zu
                                                                                    denken.

                                                                                    Immer mehr Menschen in der Schweiz
                                                                                    verbringen auf diese Art und Weise ihre
                                                                                    wohlverdienten Ferien. Junge und ältere
                                                                                    freiwillige Helferinnen und Helfer, die für
                                                                                    ein paar Wochen den Alltag hinter sich
                                                                                    lassen wollen und dabei eine andere Welt
                                                                                    kennenlernen. Sie treffen neue Menschen
                                                                                    und machen wichtige Erfahrungen, die sie        Die Äxte kommen bei der Jungwaldpflege zum Einsatz.
                                                                                    für ihr weiteres Leben prägen werden. Sie
                                                                                    lernen sich selber und die eigenen Gren-
                                                                                    zen besser kennen. Sie schätzen ihre Um-        Seit gut zwanzig Jahren leistet das bünd-       sprünglich geplant, noch ein ganz anderes
                                                                                    gebung und die Natur noch mehr, als sie         nerische Bergwaldprojekt mit vielen Frei-       Projekt im Tessin zu unterstützen», erklärt
                                                                                    es vielleicht zuvor schon taten. So eine        willigen Grosses in den Schweizer Schutz-       Alejandro Koella. Der 22-jährige Berner
                                                                                    Wirkung hat auch das Bergwaldprojekt auf        wäldern. Um die Landschaft zu schützen,         nimmt zum ersten Mal am Bergwaldprojekt
                                                                                    seine engagierten Teilnehmer. Die private       die uns vor Naturkatastrophen und ver-          teil, einer privaten Bündner Initiative, die
                                                                                    Initiative entstand 1987 im Kanton Grau-        schmutzter Luft bewahrt. Und um die             1987 ins Leben gerufen wurde. Damals
                                                                                    bünden unter dem Motto: «Alle reden vom         Öffentlichkeit für den Bergwald zu sensi-       fand in Malans das erste einwöchige Pro-
                                                                                    Wald, wir gehen hin!» Die verschiedenen         bilisieren.                                     jekt statt. Die Idee, Freiwillige unter Auf-
                                                                                    Schutzwaldaktionen in der ganzen                                                                sicht eines erfahrenen Projektleiters und
                                                                                    Schweiz umfassen Arbeiten wie Wege-             «Ich habe meinen Einsatz extra noch um          des lokalen Forstdienstes Jungwaldpflege
                                                                                    oder Zaunbau, Waldpflege, Biotop-Pflege,        eine Woche verlängert, weil es mir hier so      verrichten zu lassen, stiess auf reges
                                                                                    Pflanzungen, Schlagräumung oder Wild-           gut gefallen hat. Eigentlich hatte ich ur-      Interesse.
Titelbild: Freiwilligeneinsatz bei Soazza GR im Mai 2018. Bild: © Bergwaldprojekt

                                                                                    schutzmassnahmen.

                                                                                    Ein unterstützenswertes Vorhaben, das
                                                                                    nicht nur unserem heimischen Wald zu-           Inhalt
                                                                                    gute kommt. Es lässt auch den Hut zie-
                                                                                    hen vor soviel Herzblut-Engagement vieler       Ausflugtipp                                 7
                                                                                    naturverbundener Menschen in einem              Auf den Spuren der Schaffhauser Täufer
                                                                                    Verbund, der sich selbsttragend finan-          Der Täuferweg (1): Von Hemmental zum Zelgli
                                                                                    ziert. Nach dem neutralen Besuch eines
                                                                                    solchen Projektes im wunderschön ge-            Kirche ohne Grenzen – Polnisch             10
                                                                                    legenen Calfeisental steht für mich fest:       Die Realität, manchmal absurd und grausam
                                                                                                                                    Die Lasten eines bolivianischen Kinderheims
                                                                                    Ich würde mich sofort für einen Einsatz
                                                                                    anmelden. Am liebsten im Oberwallis.
                                                                                                                                    Ausstellung                                13
                                                                                    Doch dort gibt es bisher kein Projekt.          Wasser als Lebenselixier
                                                                                    Noch nicht…                                     Ittingen und seine Wasserbewirtschaftung

                                                                                                                                    Kurse · Tagungen                           14

                                                                                                                                    Gottesdienste an den Wochenenden           15

                                                                                                                                    Kalenderblatt · Zum Schluss                16   Blick aus dem Wald auf den Gigerwaldsee.

                                                                                    2   forumKirche | 14-2018
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Bergwaldprojekt

                                                                                                        News
                                                                                                           Diakone fordern Frauendiakonat
                                                                                                        Die Diakone des Bistums St. Gallen for-
                                                                                                        dern in einem Positionspapier das Diako-
                                                                                                        nat für Frauen. Die Zulassung von Frauen
                                                                                                        zum Diakonat sei «überfällig», heisst es in
                                                                                                        dem Papier, das am 15. Mai verabschie-
                                                                                                        det wurde. Theologisch betrachtet seien
                                                                                                        die Argumente für die Zulassung von Frau-
                                                                                                        en zum Diakonat «stichhaltig und theolo-
                                                                                                        gisch fundiert», schliesslich werde seit 50
                                                                                                        Jahren darüber geforscht. «Leider fällt die
                                                                                                        kirchliche Realität hinter ihre eigene Theo-
                                                                                                        logie zurück», betonen die Diakone.

                                                                                                           Handreichung ist kein offizielles
                                                                                                           Dokument
                                                                                                        Die deutschen Bischöfe haben am 25. Juli
                                                                                                        den Text ihrer umstrittenen Handreichung
Der 22-jährige Berner Alejandro Koella hilft, einen Wanderweg zu bauen.                                 zur Kommunion veröffentlicht. Sie er-
                                                                                                        scheint aber nicht als Dokument der
                                                                                                        Bischofskonferenz, sondern als Orientie-
So rege, dass weitere Projekte dieser Art         regionale Verpflegung wird von der Stiftung           rungshilfe, die nun «in der Verantwortung
und viele Freiwillige folgten. Die Idee, die      gezahlt, die sich vor allem durch Spenden             der einzelnen Bischöfe» liege, heisst es in
Erhaltung, Pflege und den Schutz des              finanziert. Gegen einen Unkostenbeitrag               einer Erklärung. Bei diesem Thema gehe
Waldes sowie der Kulturlandschaft und             werden auch spezielle Projekte für Fami-              es «auch um eine weltkirchliche Dimen-
Artenvielfalt im Berggebiet zu fördern, ex-       lien, Schulen oder Firmen organisiert. Be-            sion». Das Papier betont, evangelische
pandierte inzwischen nach Deutschland,            sondere Vorkenntnisse sind nicht vonnö-               Ehepartner könnten im Einzelfall und
Österreich, dem Fürstentum Liechtenstein          ten. Freude an der Natur, am Wald und                 unter bestimmten Voraussetzungen die
und Katalonien. In der Schweiz organisiert        daran, handwerklich tätig zu sein, sollte je-         Kommunion empfangen.
die gemeinnützige Stiftung mit Sitz in Trin       der Interessierte aber mitbringen. Zudem
                                                                                                           Neue Bischofskirche im Bau
rund dreissig solcher Einsätze im Jahr in         muss er sich bewusst sein, dass die Tage
                                                                                                        Im islamischen Königreich Bahrain haben
zahlreichen Kantonen. Männer und Frauen           lang und streng sind. Oft bewohnt er mit ei-
                                                                                                        die Bauarbeiten für eine katholische
von 18 bis 88 Jahren können sich auf der          ner Gruppe von zehn bis zwölf Personen ei-
                                                                                                        Bischofskirche begonnen. Die Grundstein-
Internetseite für ein geeignetes, jeweils ein-    ne Alphütte ohne Strom und Warmwasser.
                                                                                                        legung erfolgte Mitte Juni in der Klein-
wöchiges Projekt anmelden. Dazu gehört            Um sechs Uhr wird geweckt und nach dem
                                                                                                        stadt Awali, rund 30 Kilometer südlich der
auch eine halbtägige Exkursion mit dem            Frühstück gearbeitet. Abgesehen von klei-
                                                                                                        Hauptstadt Manama. Die Kathedrale soll
ortsansässigen Förster, die ihnen den hei-        neren Pausen und dem Mittagessen ist
                                                                                                        das Patronat «Unsere Liebe Frau von
mischen Wald näherbringen soll. Die An-           man bis zum frühen Abend auf den Beinen
                                                                                                        Arabien» tragen und geistliches Zentrum
reise geht auf eigene Kosten, die meist           und auf dem Waldgrund. Spätestens um
                                                                                                        für mehr als zwei Millionen Katholiken
                                                  10 Uhr abends fallen die Helferinnen und
                                                                                                        des Apostolischen Vikariats Nördliches
                                                  Helfer dann todmüde ins Bett.
                                                                                                        Arabien sein. Dazu gehören auch die Golf-
                                                                                                        staaten Kuwait und Saudi-Arabien.
                                                  Eine Woche Traumwelt
                                                  Doch zurück zu Alejandro, der Landschafts-               Sozialdienst-Leiter soll Kardinal sein
                                                  architektur in Rapperswil studiert und die            Papst Franziskus will den Chef des vatika-
                                                  Erfahrung als Schutzwaldhelfer spannend               nischen Sozialdienstes künftig regelmäs-
                                                  und wertvoll erachtet. Seinen ersten Berg-            sig mit dem höchsten Rang der katholi-
                                                  waldeinsatz leistet er im wild-romantischen           schen Hierarchie auszeichnen. Der Leiter
                                                  Calfeisental, am südlichsten Zipfel des               des Almosenamts und der Präfekt der
                                                  Kantons St. Gallen. Hier, oberhalb der ehe-           Glaubenskongregation seien «die beiden
                                                  maligen Walsersiedlung St. Martin, ist die            langen Arme des Papstes» und verdienten
                                                  aus acht Männern und zwei Frauen beste-               daher beide die Kardinalswürde, sagte
                                                  hende Gruppe um Leiter Thomas Löffel                  Franziskus. Am 26. Juni wurden die aktuel-
                                                  gerade mit dem Bau eines Wanderweges                  len Amtsinhaber, Almosenmeister Konrad
                                                  beschäftigt. Der Auftrag hierzu kam direkt            Krajewski und Glaubenspräfekt Luis
                                                  vom Verein «Pro Walsersiedlung St. Martin             Ladaria, zusammen mit zwölf weiteren
                                                  und Calfeisental». Dieser hat sich das Ziel           Kandidaten zu Kardinälen erhoben.
                                                  gesetzt, die kulturhistorische Verankerung
                                                  des Walsertums im Gebiet zu erhalten und                                            kath.ch/Red.
                                                                          (Fortsetzung nächste Seite)

                                                                                                                          forumKirche | 14-2018      3
Einsatz in den Bergen - Ferien einmal anders - Pfarreiblatt der Bistumskantone Schaffhausen und Thurgau - forumKirche
Bergwaldprojekt · Papstbesuch

                                                                                               Wie ein lieben
                                                                                               Eindrücke vom Gottesdienst m

                                                                                               Am 21. Juni besuchte Papst Franziskus
                                                                                               den Weltkirchenrat in Genf. Am Abend
                                                                                               feierte er mit über 40‘000 Gläubigen eine
                                                                                               Eucharistiefeier in der Palexpo-Halle.
                                                                                               Von Schaffhausen aus hatte sich eine
                                                                                               45-köpfige Gruppe nach Genf aufgemacht.
                                                                                               forumKirche fragte zwei der Mitreisenden
                                                                                               nach ihren Eindrücken: Simone Ullmann
                                                                                               (27) aus Eschenz und Marc Rütimann
                                                                                               (45) aus Thayngen.

                                                                                               Sie haben eine lange Reise auf sich
                                                                                               genommen, um an einem Gottesdienst
                                                                                               mit Papst Franziskus teilzunehmen.
                                                                                               Was hat Sie dazu motiviert?
                                                                                               Simone Ullmann: Es ist schön, wenn man
                                                                                               mit so vielen Menschen einen Gottesdienst
                                                                                               feiern kann. Und es hat mich fasziniert,
                                                                                               dass 40‘000 Menschen wegen einem
                                                                                               Mann nach Genf pilgern. Da wollte ich auch
                                                                                               gern dabei sein. Schliesslich war der letzte
                                                                                               Papst vor vierzehn Jahren in der Schweiz
                                                                                               und man weiss nicht, wann es wieder einen
                                                                                               Besuch eines Papstes geben wird. Papst
                                                                                               Franziskus interessiert mich aber vor allem
                                                                                               auch als Person. Es beeindruckt mich,
                                                                                               dass er sich so für die Einheit der Christen
Gute Laune trotz anstrengender Arbeit.                                                         einsetzt.
                                                                                               Marc Rütimann: Es ist nicht oft der Fall,
(Fortsetzung von Seite 3)                                                                      dass ein Papst in die Schweiz kommt. Aus-
die wunderschöne Ecke auch touristisch          jährige Thomas Spielmann aus Spiez ar-         serdem interessiert mich Papst Franziskus
attraktiv zu machen. Es ist das erste Mal,      beitet schon das zehnte Mal in einem           selber, weil er meinen Wertvorstellungen
dass das Bergwaldprojekt hier im Einsatz        Schutzwald. «Die Durchmischung im Team         entsprechend kommuniziert und handelt.
ist. Laut Thomas Löffel wird man auch im        ist spannend und die Arbeit sinnvoll. Ges-     Mir gefällt seine Bescheidenheit und die
nächsten Jahr wieder hier oben arbeiten,        tern haben wir Bäume gefällt, um zu ver-       Themen, die er anspricht, sein Einsatz für
so lange, bis der Weg erstellt ist. «Der Wan-   hindern, dass eine Weide nicht einwächst»,     die Ärmsten und für die Bewahrung der
derweg ist anspruchsvoll, weil er über Fels     erzählt er. Denn auch solche Aufgaben sind     Schöpfung. Er bringt die Dinge auf den
führt. Unser Qualitätsanspruch ist hoch,        Teil der Projektwoche. «Die Natur ist sehr     Punkt. Und drittens wollten wir als Familie
damit die Route die nächsten Jahrzehnte         dominant. Wenn man nichts unternimmt,          dorthin gehen. Meine Frau hat dazu den
bestehen kann», erklärt Löffel. Der gelernte    erobert der Wald sein Gebiet wieder zu-        Anstoss gegeben. Sie ist erst im Januar
Förster ist schon seit Jahren für die Bünd-     rück», erklärt Thomas Löffel. Darum sei        zum Katholizismus konvertiert. Unsere
ner Stiftung tätig und fasst die Faszination    gerade die Schutzwaldpflege ein wichtiger      Familie ist grösstenteils reformiert. Wenn
für das Projekt so zusammen: «Der Alltag        Arbeitsbereich. An einem dicht bewaldeten      der Papst nun den Weltkirchenrat besucht
wird durchbrochen, man kann sich und die        Hang oberhalb des Rastlagers fällt ein Teil    und damit ein Zeichen setzt, wollten wir
Natur durch die körperliche Arbeit spüren       der Gruppe gerade mit Zweimann-Sägen           auch dabei sein und den Gottesdienst mit
und sieht direkt das Resultat. Das beflü-       und Äxten schwache Bäume zugunsten von         ihm feiern. Der Papst schliesst ja keine
gelt, macht stolz und zufrieden.» Eine Wo-      starken. Die Bäume landen krachend im          Religion aus, sucht den Kontakt zu ihnen.
che Traumwelt, trotz starker Anstrengung,       Geäst. An der Säge zieht auf einer Seite       Das ist uns auch ein wichtiges Anliegen,
in der nicht nur Städter abschalten können.     auch die 22-jährige Anja Weber aus Land-       dass wir als Einheit mit dem gleichen Gott
                                                quart. «Wenn ich in zehn Jahren auf dem        unterwegs sind.
Sinnvoll und nachhaltig                         Wanderweg hier hochlaufe, kann ich sagen,
Deshalb gibt es nicht nur Neulinge, son-        dass ich daran mitgearbeitet habe. Oder        Wie haben Sie Papst Franziskus erlebt?
dern auch viele «Wiederholungstäter». Ein       dass ich geholfen habe, den Waldbestand        Simone Ullmann: Auf der einen Seite merk-
solcher ist der älteste Teilnehmer im Feld,     zu sichern. Das ist ein tolles Gefühl», sagt   te man, dass er ein älterer Herr ist. Er wirk-
der 68-jährige Deutsche Gottfried Conrad,       sie.                                           te etwas erschöpft. Was ja verständlich ist,
der bereits zum dritten Mal für einen Ein-                                                     nach so einem anstrengenden Tag. Einmal
satz extra aus Bonn anreiste. Auch der 52-                                     Sarah Stutte    wäre er fast von der Treppe gestürzt, wenn

4   forumKirche | 14-2018
Einsatz in den Bergen - Ferien einmal anders - Pfarreiblatt der Bistumskantone Schaffhausen und Thurgau - forumKirche
Papstbesuch

der Vater
it Papst Franziskus

                                                                                                               Bild: Hans Hug
    ihn nicht jemand gehalten hätte. Auf der       um miteinander Gottesdienst zu feiern. Als
    anderen Seite erlebte ich ihn, als er mit      störend habe ich empfunden, dass viele
    seinem Papamobil durch die Menge fuhr,         mit ihren Handys fotografiert haben, als der
    als herzlichen Mann mit einer wahnsinni-       Papst an ihnen vorbeifuhr, oder dass einige
    gen Ausstrahlung. Man hatte das Gefühl,        während des Gottesdienstes in den Gän-
    er würde am liebsten die ganze Welt umar-      gen herumliefen. Es schien mir, als ginge
    men. Er hatte den Blick eines liebenden        es ihnen nur darum, den Papst gesehen zu
    Vaters. Trotz Müdigkeit war es ihm wichti-     haben und weniger darum, miteinander
    ger, die Liebe von Jesus weiterzutragen.       Gottesdienst zu feiern.
    Marc Rütimann: Ich hatte den Eindruck,         Marc Rütimann: Ich fand es schön, dass
    dass Papst Franziskus müde gewesen ist.        eine normale Werktagmesse gefeiert
    Aber trotzdem hat er die Menschen er-          wurde. Diese kann auch feierlich sein.
    reicht. Es ging ein Vibrieren durch die Men-   Beeindruckend ist, wie die ganze Halle am
    ge, als er durchfuhr. Die Predigt habe ich     Gottesdienst teilgenommen hat, wie die
    erst später im Fernsehen gehört. In der        Menschen ruhig wurden. Hier war man –
    Halle war die Akustik sehr schlecht. Er ist    anders als im Alltag – von vielen umgeben,
    auf jeden Fall ein Mann der klaren Worte.      die aus dem Glauben heraus leben.
    Er weiss, was er will. Man merkt, dass sei-
    ne Botschaft ihm ein Herzensanliegen ist.      Welche Bedeutung hat Ihrer Meinung nach
                                                   Papst Franziskus für die katholische Kirche
    Was hat Sie bei dem Gottesdienst am            und darüber hinaus?
    meisten angesprochen? Was war eher             Simone Ullmann: Ich habe das Gefühl,
    enttäuschend?                                  dass er für die Kirche sehr wichtig ist, weil
    Simone Ullmann: Es hat mir gefallen, dass      er Stellvertreter von Jesus ist. Man spürt,
    es ein ganz normaler Gottesdienst war und      dass er dies auch leben möchte. Er hält
    dass der Papst in seiner Predigt auf das       sich nicht an das Protokoll und geht hin zu
    Evangelium eingegangen ist und nicht auf       den Menschen, weil sie ihm wichtiger sind                                    Simone Ullman auf dem Weg nach Genf
    irgendwelche aktuellen Themen. Bei der         als seine Stellung als Papst. Er sieht sich
    Predigt hat mich vor allem seine Aussage       als liebenden Vater, der sich um die Men-
    beeindruckt, dass wir alle keine Einzel-       schen, seine Kinder, sorgt. Auch für die                                     oder darin, dass er niemanden aus-
    kinder, sondern Brüder und Schwestern im       Welt hat er eine grosse Bedeutung, nicht                                     schliesst. Dadurch hat sein Wort Bedeu-
    Glauben sind – wir sind eine Einheit. Der      unbedingt in seiner Funktion als Papst,                                      tung. Es ist die einzige «Waffe», die er hat.
    Papst legte uns damit ans Herz, uns für die    sondern als Mensch, der sich für andere                                      Es tut gut, zu sehen, dass jemand, der so
    Menschen und nicht die virtuellen Dinge,       einsetzt, als Vorbild für andere.                                            angesehen und mächtig ist, auch solche
    die wir auf dem Handy haben, zu entschei-      Marc Rütimann: Papst Franziskus nennt die                                    Werte leben kann. Das ermutigt mich, eine
    den, denn die Nächstenliebe geht über          Probleme der Kirche beim Namen. Werte,                                       solche Haltung auch in meinen Alltag zu
    alles. Faszinierend fand ich ausserdem,        die ihm wichtig sind – wie soziale Gerech-                                   integrieren, zum Beispiel in meiner Füh-
    dass im gleichen Raum verschiedene             tigkeit – verkündet er nicht nur, sondern er                                 rungsrolle im Beruf.
    Nationen und Kulturen mit ihren unter-         lebt sie auch. Sie kommen in seiner                                          Auf der anderen Seite bin ich Realist: Der
    schiedlichen Sprachen anwesend waren,          schlichten Lebensweise zum Ausdruck                                          Papst kann nicht kommen und alles um-
                                                                                                                                stellen. In der Kurie gibt es zum Beispiel
                                                                                                                                auch Leute, die – anders als er – eher nach
                                                                                                   Bild: zVg

                                                                                                                                Macht und Reichtum streben. Die kann er
                                                                                                                                nicht einfach auf die Strasse setzen. Aber
                                                                                                                                mit seinen Zeichen hinterfragt er andere
                                                                                                                                und rüttelt sie wach. Wenn Menschen sich
                                                                                                                                irgendwann darauf einlassen, wird es Aus-
                                                                                                                                wirkungen haben. Wahrscheinlich wird
                                                                                                                                Papst Franziskus aber die Reformen, die er
                                                                                                                                angestossen hat, nicht mehr selber ab-
                                                                                                                                schliessen. Das bleibt einem Nachfolger
                                                                                                                                vorbehalten. Auch beim Treffen mit dem
                                                                                                                                Weltkirchenrat gab es keine grossen Er-
                                                                                                                                gebnisse. Aber lieber kleine Schritte gehen
                                                                                                                                und dafür stetig etwas bewegen.

    Marc Rütimann und seine Frau Tanja vor dem Plakat zum Papstbesuch                                                                               Interview: Detlef Kissner

                                                                                                                                                   forumKirche | 14-2018    5
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Bangladesch

Flüchtlinge ohne Perspektiven
Über die Situation der Rohingya in Bangladesch

Mit dem Beginn des Monsuns haben sich          wiederholt heftiger Regen. Stündlich droht                                             des Caritas-Netzes kommen mehr als
die Lebensbedingungen der Rohingya-            den Menschen eine Katastrophe, je nach                                                 250‘000 Menschen zugute. Doch die Be-
Flüchtlinge in den Flüchtlingscamps in         Ausmass der Monsunregenfälle und der                                                   dürfnisse sind und bleiben immens. Bei der
Bangladesch drastisch verschlechtert.          Stärke der befürchteten Zyklone. Und wie                                               Flucht haben die Rohingya all ihr Hab und
Umfassende Nothilfe ist unabdingbar, um        geht es danach weiter? Um die Bedingun-                                                Gut zurückgelassen. Ohne Unterstützung
Leben retten zu können. Dringlich wäre         gen im Flüchtlingslager zu verbessern, rich-                                           können sie kaum die dringlichsten Bedürf-
auch eine politische Lösung für die            tet die Regierung von Bangladesch Unter-                                               nisse decken. Es fehlt ihnen an Lebens-
Situation der Flüchtlinge, doch eine           bringungsmöglichkeiten für Flüchtlinge auf                                             mitteln, Wasser, Wohnraum, medizinischer
solche ist zurzeit nicht absehbar.             der Insel Bhasan Char ein, gegenüber von                                               Versorgung, den wichtigsten Alltags- und
                                               Chittagong im Golf von Bengalen. Einige                                                Koch-Utensilien, Hygieneartikeln und
Durch die Flucht von 700‘000 Rohingya          100‘000 Flüchtlinge könnten bald auf die-                                              Latrinen. Viele Kinder können keine Schule
aus Myanmar nach Bangladesch explodier-        se Insel gesondert von der heimischen                                                  besuchen.
te die Bevölkerung des Flüchtlingscamps        Bevölkerung umgesiedelt werden. Eine
Kutupalong. Heute leben hier nach offiziel-    Integration der Rohingya schliesst Bangla-                                             Eine grosse Stadt ohne Infrastruktur
len Angaben 623‘000 Menschen. Auf dem          desch, das weltweit zu den ärmsten Län-                                                Man stelle sich eine innerhalb von wenigen
Gelände von Kutupalong, das einst ein          dern zählt und bezüglich der Bevölkerungs-                                             Monaten aus dem Boden gestampfte Stadt
Naturschutzgebiet war, steht kein einziger     dichte den Spitzenplatz einnimmt, aus.                                                 ohne jegliche Infrastruktur vor! Die wenigen
Baum mehr. Im Distrikt Cox‘s Bazar im äus-     Doch in absehbarer Zukunft ist auch eine                                               Sandpisten sind immer wieder überflutet
sersten Südosten von Bangladesch gibt es       Rückkehr nach Myanmar kaum denkbar.                                                    und drohen bei jedem schwer beladenen
noch weitere Camps. Dort sind schätzungs-      Viele Rohingya möchten erst dann zurück-                                               Lastwagen einzubrechen. Der Monsun wird
weise weitere 277‘000 Menschen unterge-        kehren, wenn ihre Sicherheit garantiert ist.                                           über die hoffnungslos überfüllten Camps in
bracht. Zudem leben rund 15‘000 Flüchtlin-                                                                                            der hügeligen Landschaft hinwegfegen.
ge in den umliegenden Dörfern gemeinsam        Gefahr durch Monsun                                                                    Besiedelte Abhänge geraten ins Rutschen,
mit der einheimischen Bevölkerung.             Schon seit Wochen befinden sich das                                                    Schlammlawinen reissen auf ihrem Weg
                                               Flüchtlingskommissariat der Vereinten                                                  alles mit und die Notunterkünfte aus Bam-
Verlagerung auf eine Insel                     Nationen (UNHCR), die Internationalen                                                  bus und Plastikplanen werden zum Spiel-
Die Behörden Bangladeschs waren be-            Migrationsbehörde (IOM), Dutzende von                                                  ball der Sturmböen. Das Regenwasser
müht, dem unablässigen Flüchtlingsstrom        lokalen und internationalen NGOs und die                                               mischt sich mit dem Abwasser aus den
gerecht zu werden. Doch welche Zukunft         Lagerbevölkerung angesichts der Gefahren                                               schlecht positionierten Latrinen und konta-
haben die fast eine Million Rohingya, die      durch den Monsun in einem Rennen gegen                                                 miniert das Trinkwasser der Flüchtlinge, mit
auf dem schmalen Landstreifen zwischen         die Zeit. Caritas Schweiz beteiligt sich ge-                                           einem hohen Risiko für tödliche Epidemien.
Fluss, Meer und der Grenze zu Myanmar          meinsam mit Caritas Internationalis und                                                Gemäss Schätzungen befinden sich gegen
leben müssen? Seit dem 11. Juni fällt          Caritas Bangladesch. Die Hilfsleistungen                                               200‘000 Menschen in Hochrisikozonen.
                                                                                                                                      Für sie gibt es kaum Aussicht auf eine
                                                                                              Bild: © Arifur Rahman,Caritas Schweiz

                                                                                                                                      Umsiedlung in sichere Lagen.

                                                                                                                                      Jung, aber ohne Zukunft
                                                                                                                                      Die Resilienz (Widerstandsfähigkeit) der
                                                                                                                                      Flüchtlinge ist bewundernswert. Obwohl sie
                                                                                                                                      in vollständiger Abhängigkeit leben, arbei-
                                                                                                                                      ten sie unablässig, um ihre Lebensbedin-
                                                                                                                                      gungen zu verbessern. Sie verstärken ihre
                                                                                                                                      Unterkünfte, reparieren Strassen und Ab-
                                                                                                                                      wassersysteme, befestigen Böschungen,
                                                                                                                                      die durch den Monsun einzubrechen dro-
                                                                                                                                      hen. Die Freude, mit der die Kinder in den
                                                                                                                                      ihnen zugewiesenen Bereichen spielen, ist
                                                                                                                                      ergreifend. Sie werden von jungen Frauen
                                                                                                                                      betreut, die mit ihnen spielen und pädago-
                                                                                                                                      gische Angebote durchführen. Aber viel zu
                                                                                                                                      Wenige haben Zugang zu Schulbildung. Sie
                                                                                                                                      brauchen so schnell als möglich Perspekti-
                                                                                                                                      ven. Mehr als die Hälfte der Flüchtlinge
                                                                                                                                      sind unter 18 Jahre alt.

                                                                                                                                              Fabrice Boulé, Caritas Schweiz/Red.
Neuankömmlinge im Flüchtlingslager Kutupalong (Mai 2018)

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Einsatz in den Bergen - Ferien einmal anders - Pfarreiblatt der Bistumskantone Schaffhausen und Thurgau - forumKirche
Ausflugtipp

Auf den Spuren der Schaffhauser Täufer
Der Täuferweg (1): Von Hemmental zum Zelgli

                                                Karte: © Regionaler Naturpark Schaffhausen
Der Schaffhauser Täuferweg über den
Randen verbindet die Gemeinden Hem-
mental, Merishausen und Schleitheim.
Alle drei Wege führen zum Zelgli in der
Nähe des Schleitheimer Randenturms.
Die Geschichte der Täufer wird auf den
Wanderungen erlebbar und an einigen
historischen Stellen sichtbar. Hiermit
beginnt eine dreiteilige Sommerserie
über die drei Wanderrouten mit ihrer
Geschichte der Täufer im Randengebiet.

Am Ende des Dorfes Hemmental weisen
grüne Schilder zum Täuferweg in den Wald.
Mit einem Moosteppich unter den Wander-
schuhen und vielen Wildblumen am Weg-
rand beginnt die Wanderung zum Täufer-
stieg. Haben die Täufer diese Idylle vor fast
fünfhundert Jahren genauso empfunden,
oder suchten sie einfach den Schutz des
Waldes? Wer waren diese Christen?

Schweizer Täufer                                                                             Übersichtskarte zum Täuferweg mit Sehenswürdigkeiten
Sie stammten aus dem Kreis Huldrych
Zwinglis in der Frühzeit der reformatori-
schen Bewegung Zürichs. Die neugeschaf-                                                      wert!) zu ihren Gottesdiensten gelangen.         Täufer teilweise angepasst und unauffällig
fenen Bibellesekreise waren ihre Keimzel-                                                    Nach diesem Aufstieg erreicht der Wanderer       auf dem Land zu leben und sich im Wald für
len, wo sie Neues hörten, diskutierten und                                                   das grosse, artenreiche Schutzgebiet «Unte-      heimliche Treffen zu versammeln.
Erkenntnisse gewannen. Sie strebten da-                                                      res Mösli». Viele Schmetterlinge begleiten
nach, ihr religiöses Leben, ihren Alltag und                                                 einen entlang der blühenden, weitreichen-        Gottesdienst auf dem Zelgli
ihre sozialen Beziehungen konsequent                                                         den Wildwiesen. Auf dem Mösli liegt auch         Nicht weit vom Täuferstein entfernt erreicht
nach der Bibel auszurichten. Sehr bald                                                       der Täuferstein von 2004. Er gilt als Versöh-    man das Zelgli. Es bildet mit seinem wei-
lösten sie sich von den Reformatoren, die                                                    nungszeichen für die Schaffhauser Täufer         ten, leicht geneigten Wiesenflächen das
ihnen nicht radikal genug waren. Anstoss                                                     von 1525 bis 1680, denen viel Unrecht an-        Zentrum des Randens. Mit Lagerwiese,
ihrer Glaubenshaltung war ihr anderes                                                        getan wurde.                                     schöner Feuerstelle und einer gedeckten
Tauf-, Abendmahl- und Predigtverständnis,                                                                                                     Schutzhütte lädt es zu einer ausgiebigen
daraus resultierte ihre Verweigerung des                                                     Warum gab es Täufer im Randengebiet?             Rast ein. Bereits die Täufer nutzten diesen
aufgezwungenen Kirchenbesuchs. Ihre Ab-                                                      Im Jahr 1525 wurden viele führende Zürcher       speziellen Platz für ihre Gottesdienste un-
lehnung, einen Eid abzulegen, sowie ihre                                                     Täufer und ihre Anhänger festgenommen            ter freiem Himmel. Ihre Gottesdienste be-
Kriegsdienstverweigerung galten als bürger-                                                  oder ausser Landes gewiesen. Schaffhau-          standen aus Gebet, Predigt und Abendmahl
licher Ungehorsam. Die Obrigkeit und der                                                     sen gehörte zu den nächsten nicht übermäs-       und je nach Anlass fanden auch Taufen,
Klerus fürchteten die Täufer als rebellische                                                 sig täuferfeindlichen Gebieten. Der Täufer       Eheschliessungen und Beerdigungen statt.
Sekte und sahen ihre Autorität in Gefahr.                                                    Johannes Brötli emigrierte nach Hallau und       Der Täuferprediger wurde von der Gemein-
Durch Verfolgung, Gefangenschaft, Folte-                                                     gründete dort eine Täufergemeinde. «Die          de beziehungsweise von den verantwort-
rung, Enteignung, schliesslich durch Lan-                                                    Bevölkerung schätzte ihn bald als guten          lichen Täufer-Brüdern gewählt. Damit be-
desverweis oder sogar Todesstrafe ver-                                                       Prediger», so der Historiker Urs B. Leu,         absichtigten sie, wieder zur frühchristlichen
suchten die Magistraten ihre Kontrolle über                                                  «und war sogar bereit, ihn mit Waffengewalt      Kirche zurückzukehren. Es sollte eine
die Täufer zu behalten.                                                                      vor dem obrigkeitlichen Zugriff zu schützen.»    bruderschaftliche Gemeinschaft der Gläubi-
                                                                                             Ebenso flüchteten der Schleitheimer Martin       gen sein, ohne dass sich ein besonderer
Täuferstieg und Täuferstein                                                                  Weninger und sein Weggefährte Michael            Klerikerstand herausbildet.
Wenn man sich diesen Wald dichter und                                                        Sattler, der spätere Autor der weltbekannten
ungepflegter vorstellt, mag er als guter                                                     «Schleitheimer Artikel», in den Norden. Urs                                      Judith Keller
Schutz für geheime Versammlungen der                                                         Leu stellte fest, dass viele Zürcher Täufer in
Täufer gedient haben. Hier konnten die Ver-                                                  Grenzregionen lebten, «weil sie sich so dem
folgten unerkannt über den steilen, damals                                                   Zugriff der kantonalen Obrigkeit besser ent-       Nähere Infos:
wohl eher wildbewachsenen Täuferstieg                                                        ziehen konnten». Die Lage des Kantons            www.natourpark.ch/tour/taeuferweg/ und
(Wanderschuhe und -stöcke empfehlens-                                                        Schaffhausen war also prädestiniert, als         www.reformation-sh.ch/taeuferweg/

                                                                                                                                                                 forumKirche | 14-2018     7
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Kirche Schweiz · Thurgau mit Nachbarschaft

Multireligiöses Gebet                                                       Porträt einer Frau mit Herz
Finale des Konzilsjubiläums                                                 Fernsehbeitrag gewinnt «Good News»-Preis

Vier Jahre lang feierte die Stadt Konstanz das Jubiläum «600                Der in der Westschweiz verliehene «Good News»-Preis ging diese
Jahre Konstanzer Konzil» und erinnerte mit einer Vielzahl von               Jahr an Emmanuel Tagnard und Aline Bachofner von der West-
Veranstaltung an die (kirchen-)politisch bedeutsamen Ereignisse             schweizer Fernsehsendung «RTSreligion». Der Preis für ihren
und Beschlüsse von damals. Nun wird das Jubiläum mit einem                  Beitrag «Faut pas croire» über Lotti Latrous wurde ihnen vom
Friedensgebet beendet, das von unterschiedlichen Religionen                 Medienbischof Alain de Raemy überreicht. Latrous engagiert sich
mitgetragen wird.                                                           für Benachteiligte an der Elfenbeinküste.

Das am 5. November 1414 eröffnete Konzil wurde notwendig, weil              Bernard Litzler, Direktor von Cath-info, lobte den preisgekrönten
das untragbare Nebeneinander dreier konkurrierender Päpste den              Beitrag über die aussergewöhnliche Persönlichkeit von Lotti
Frieden gefährdete. Es konnte am 22. April 1418 beendet werden,             Latrous. Diese widmete ihr ganzes Leben dem Dienst benachteilig-
nachdem sich die Konzilsväter auf einen einzigen Papst – Papst              ter Kinder in den Slums von Abidjan, an der Elfenbeinküste. Als
Martin V – verständigt hatten. «Den Konzilsteilnehmern gelang es            Ehefrau eines Nestlé-Direktors hatte sie einige Jahre lang das luxu-
damals, in kriegerischen Zeiten friedlich miteinander nach Lösun-           riöse Leben von Expats gekostet. Sie lebte mit ihrer Familie an der
gen zu suchen. Das ist bis heute Vorbild und Ansporn», beschreibt           Elfenbeinküste und entdeckte die Realität der Slums von Abidjan.
Dekan Mathias Trennert-Helwig, Mitglied der ökumenischen Pro-               Statt passiv zu bleiben, gründete sie 1999 ihre eigene Apotheke,
jektgruppe Konzilsjubiläum, die Bedeutung dieser Zusammenkunft.             um den Ärmsten zu helfen. Als ihr Mann nach Kairo versetzt wurde,
Dem Frieden soll auch das multireligiöse Gebet dienen, zu dem die           blieb sie mit seiner Zustimmung an der Elfenbeinküste. Lotti
ökumenische Projektgruppe zusammen mit der türkisch-islami-                 Latrous vertraute der Preisgewinnerin Aline Bachofner an: «Ich traf
schen, der alt-katholischen, der jüdischen und der rumänisch-               Gott in Afrika. Im Gebet einer Rebellin. Im Vertrauen Gottes
orthodoxen Gemeinde, sowie dem buddhistischen Zentrum Prajna                herrscht Freude, was uns erlaubt, voranzukommen.» Medien-
einladen. Es findet am 22. Juli im Rahmen der Festlichkeiten zum            bischof Alain de Raemy wagte den Vergleich mit Niklaus von Flüe,
Abschluss des Jubiläums im Konstanzer Stadtgarten statt und                 der seine Familie verliess, um sich Gott und dem Dienst für die
beginnt um 18 Uhr. Mit dem Gebet möchten die Veranstalter ein               Nächsten zu widmen.
Zeichen für den Frieden setzen und zeigen, dass die Zukunft der
                                                                            Spirituelles Engagement
Solidarität, dem Dialog, der Vielfalt und der Toleranz gehört.
                                                                            Emmanuel Tagnard, Produzent dieser Fernsehsendung, sagte, dass
                                                                            es ihn berühre, in der heutigen Welt doch noch «gute Nachrichten»
                                                         Detlef Kissner
                                                                            bringen zu können. Dafür noch belohnt zu werden, sei eine starke
                                                                            Ermutigung, so Tagnard. Viele der Menschen im Film seien inzwi-
                                                                            schen verstorben, was aber die Hoffnungsbotschaft nicht tilge. Für
                                                                            Aline Bachofner sei es eine sehr bereichernde Erfahrung gewesen,

Zertifikate überreicht                                                      ein so starkes Engagement mit spirituellen Wurzeln erleben zu
                                                                            dürfen. Der Preis belohne auch die Arbeit des ganzen Fernseh-
                                                                            teams. Der Film wurde von den Internetnutzern auf cath.ch mit
Katechetinnen schliessen ihre Ausbildung und                                75,6 Prozent der Stimmen gewählt.
Berufseinführung ab
                                                                                                                                   kath.ch/Red.
Nach drei- bzw. vierjähriger Ausbildung schlossen Erika Schäfli,
Katja Schätti und Karin Schmid ihre Ausbildung zur Katechetin ab.
Im Anschluss an diese Ausbildung folgt nun eine zweijährige
Berufseinführung, in der sie selbstständig Lektionen erteilen, in                                                                                  Bild: Christine Brügger
vier Unterrichtsbesuchen pro Jahr dazu Feedback erhalten und
sich regelmässig zu gegenseitiger kollegialer Beratung treffen.
Diese Einführung hat der vorangegangene Ausbildungskurs vor kur-
zem beendet. Zu diesem Kurs gehören Rita Beerli, Urs Hofstetter,
Judith Jöhl, Jeanette Sax und Egle Zanardelli.
In einem Festakt überreichte Daniel Ritter, Leiter der Fachstelle
Katechese, den drei frischgebackenen Katechetinnen ihren Fach-
ausweis und den fünf praxiserprobten Lehrkräften ihre Bestätigung
der Berufseinführung. Im Anschluss an diese feierliche Übergabe
folgte in Zusammenarbeit mit Margrith Mühlebach, Regionalver-
antwortliche der Bistumsregion St. Viktor, eine kleine Segensfeier
in der Kapelle des Klösterlis von Frauenfeld.

                                                         Detlef Kissner

                               Die drei frischgebackenen Katechetinnen:
                            Katja Schätti, Karin Schmid und Erika Schäfli

8   forumKirche | 14-2018
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Redewendungen aus der Bibel

                                                                                                                                           Bild: Alina Martin
                                          Aus seinem
                                          Herzen (k)eine
                                          Mördergrube
                                          machen

                                          Die Redewendung «Aus seinem Herzen               Haus soll ein Haus des Gebetes sein. Ihr
Wer endlich darüber reden kann, was ihn   eine Mördergrube machen» meint, Belas-           aber macht daraus eine Räuberhöhle!»
bedrückt, was er zu einer bestimmten      tendes und Ärgerliches nicht auszuspre-          poltert Jesus bei der Tempelreinigung.
Angelegenheit denkt oder was er darüber   chen, sondern für sich zu behalten. Ich
weiss, was andere vielleicht nicht        muss offen zugeben: Mir passiert das im-         Jeremia und Jesus beziehen sich auf den
wissen, der macht aus seinem Herzen       mer wieder. Genau, ich mache aus meinem          Tempel als der «Wohnstatt Gottes», dem
keine Mördergrube.                        Herzen eine Mördergrube: «Höflich» kann          Ort höchster kultischer Reinheit und grösst-
                                          man dieses Verhalten vielleicht nennen,          möglicher Gottesnähe. Paulus, der gegen-
                                          aber auch «konfliktscheu» und «harmonie-         über dem Jerusalemer Tempel auf Distanz
                                          bedürftig». Es geht um das Grummeln im           ging, sprach schon anders: «Ihr seid der
                                          Magen, das man zwar vernimmt, ihm aber           Tempel Gottes», schrieb er an seine Ge-
                                          nicht weiter nachgeht. Dieses Grummeln –         meinde in Korinth, und «Euer Leib ist ein
                                          es besteht aus Verärgerung, Verletzungen         Tempel des Heiligen Geistes». Die Gemein-
                                          und Irritationen – soll gefälligst bleiben, wo   schaft der Christen, aber auch der einzelne
                                          es ist. Im Magen. Und da biblisch gedacht        Christ und die einzelne Christin, in ihrer
                                          dem Herzen eine grössere Bedeutung zu-           ganz eigenen Leiblichkeit – das ist der Ort
                                          kommt als dem Magen, bleibt das Grum-            der Gottespräsenz wie auch der Gottes-
                                          meln eben im Herzen. Es wird nicht aus-          erfahrung. Wer streitet, so Paulus,
                                          gesprochen, sondern macht das Herz zur           schwächt den «Leib» der Gemeinde, wer
                                          Mördergrube.                                     sündigt, verdirbt den «Tempel Gottes».
                                                                                           Und hier wird der Bogen zu unserer Rede-
                                          Diese Wendung ist nicht auf den ersten           wendung geschlagen: All der Ärger und
                                          Blick als biblisches Zitat erkennbar. In den     Groll, den wir einfach herunterschlucken,
                                          heutigen modernen Übersetzungen taucht           nicht thematisieren oder aussprechen –
                                          «Mördergrube» weder im Alten noch im             der schädigt den Leib als «Tempel Gottes»
                                          Neuen Testament auf. Ein Blick ins Bibli-        und macht ihn zur Mördergrube. In diesem
                                          sche Reallexikon von 1794 zeigt, dass            Sinne: Raus damit! Und aussprechen, was
                                          «Mördergrube» eigentlich «Räuberhöhle»           im Magen grummelt.
                                          meint. Und von einer solchen spricht die
                                          Bibel an mindestens zwei Stellen: «Ist denn                   Ann-Katrin Gässlein, Theologin
                                          in euren Augen dieses Haus, über dem                          bei der Cityseelsorge St. Gallen
                                          mein Name ausgerufen ist, eine Räuber-
                                          höhle geworden?» schimpft der Prophet
                                          Jeremia. Und «In der Schrift steht: Mein

                                                                                                             forumKirche | 14-2018    9
Einsatz in den Bergen - Ferien einmal anders - Pfarreiblatt der Bistumskantone Schaffhausen und Thurgau - forumKirche
Ethik · Kirche ohne Grenzen – Polnisch

Gegen Waffenexporte                                                                                                    «Die Realität,
Kirchliche Stimmen kritisieren Bundesratsentscheid                                                                     Die Lasten und Sorgen eines b

Waffenexporte in Krisenländer sollen               schung kund, sondern schämt sich für die                            Das Kinderheim «Hogar de la Esperanza»
künftig wieder möglich sein. Das hat der           eigene Regierung: «Wir sind nicht nur fas-                          in Santa Cruz wird von Seraphinerinnen
Bundesrat Mitte Juni entschieden. Nicht            sungslos und grenzenlos enttäuscht über                             geführt und ist ein Zufluchtsort für Kinder
nur verschiedene Politiker kritisieren den         Ihren Entscheid», so die Zeilen im offenen                          von Kriminellen, die ihre Strafe absitzen
Entscheid, sondern auch kirchliche Akteu-          Brief, «sondern wir schämen uns für ihn!»                           müssen. Sonst müssten die Sprösslinge
re wie Justitia et Pax und die Basisgruppen-       Auch die BG verweist auf Papst Franziskus’                          das Los von tausenden anderen boliviani-
Bewegung Schweiz.                                  Aussage, dass Wirtschaft töte. Für sie sei                          schen Kindern teilen: im kaum bewach-
                                                   nämlich klar, dass der neue Beschluss es                            ten, korrumpierten Umfeld eines Gefäng-
Bis jetzt war Export von Waffen in Krisen-         «konkret möglich mache», dass Bürger-                               nisses aufzuwachsen. Kirche ohne
länder verboten. Jetzt hat es sich der             kriege künftig mit «Schweizer Beteiligung                           Grenzen hat sich dazu mit Schwester
Bundesrat anders überlegt und will das             geführt werden können».                                             Bonaventura unterhalten.
Verbot auflösen. Die Kritik liess nicht lange
auf sich warten. Die Kommission der                Profit vor Sicherheit                                               Welche Kinder sind bei Ihnen?
Schweizer Bischofskonferenz Justitia et Pax        Vor allem eins wird im Brief kritisiert: Die                        Das Kinderheim beherbergt hauptsächlich
zeigte sich in einer Mitteilung «zutiefst ent-     Schweiz stelle den Profit über die Sicher-                          Kinder von Häftlingen. In Bolivien leben
täuscht von der Landesregierung». Mit die-         heit und Unversehrtheit der Menschen. Die                           ganze Familien in Haftanstalten, und die
sem Entscheid bestätige der Bundesrat              Schweiz mache damit mit Kriegsmaterial-                             Kleinen werden dort oft für den Drogen-
«auf erschreckende Weise, was Papst                export in Konflikt- und Kriegsherde «Kas-                           schmuggel missbraucht und zur Prostitu-
Franziskus in ‹Evangelii Gaudium› gesagt           se». Und das, so die Absender, obwohl die                           tion gezwungen. Wir möchten verhindern,
hatte: ‹Diese Wirtschaft tötet›».                  Schweiz eines «der reichsten Länder der                             dass jemand unter solch schrecklichen
                                                   Welt» sei. Die Kritik, die Anpassung des                            Bedingungen aufwachsen muss. Alle
Wirtschaft «angespannt»                            Gesetzes sei menschenrechtswidrig, weist                            unsere Kinder wurden sexuell, körperlich
Als Grund für den Entscheid des Bundes-            der Bundesrat zurück. Die «Anpassungen                              und psychisch missbraucht.
rates wird einerseits die «angespannte»            sind mit den völkerrechtlichen Verpflichtun-                        Sie benötigen Therapien, weswegen wir
wirtschaftliche Situation in der Wehrtech-         gen der Schweiz vereinbar», schreibt er am                          auch eine festangestellte Psychologin im
nikindustrie angegeben und andererseits            15. Juni. Damit werden das Neutralitäts-                            Haus haben. Die Stadtbehörden unter-
sei die «sicherheitsrelevante Technologie-         recht und der internationale Vertrag über                           stützen uns für die medizinische Versor-
und Industriebasis der Schweiz gefährdet»,         den Waffenhandel gewährleistet.                                     gung jährlich mit fünfzig Bolivianos pro
schreibt der Bundesrat (15. Juni). Für die                                                                             Kind. Das ist eine lächerliche Summe.
SBK-Komission habe der Entscheid jedoch                                            kath.ch/Red.                        Daher sind wir auf freiwillige Spenden
nichts mit Sicherheit zu tun. Sie schrieb                                                                              angewiesen – ohne diese ist es uns fast
bereits 2017 an die beratende Ständerats-                                                                              unmöglich weiterzumachen.
kommission: «Waffenlieferungen in Kriegs-            «Die Berufung auf die humanitäre Tradition
länder und Gegenden mit Bürgerkriegen                und christliche Werte, die auch der Bun-                          Wann haben Sie die Führung des Heims
machen die Welt nicht sicherer und auch              desrat immer wieder – auch international                          übernommen?
nicht friedlicher!»                                  – anführt, verliert mit diesem Entscheid                          Die kolumbianischen Schwestern, die es
                                                     ihre Glaubwürdigkeit. Dem Bundesrat sind                          von Beginn an geführt hatten, mussten
«Wir schämen uns für ihn.»                           eigene wirtschaftliche Interessen wichtiger                       es im Jahr 2014 aufgeben. Ein Bischof hier
Der Kritik schliesst sich nun die Basisgrup-         als die fundamentale Sorge um die Sicher-                         ist polnischer Herkunft und machte gerade
pen-Bewegung Schweiz (BG) an. Dies tut               heit von Menschen in Krisengebieten.»                             Ferien in der Heimat. Weil seit langer Zeit
sie mit einem offenen Brief an den Bundes-           Aus dem Mediencommuniqué von Justitia                             kein Ersatz für die Schwestern gefunden
rat. Das Bündnis christlicher Gruppen und            et Pax Schweiz vom 20.06.2018                                     werden konnte, fragte er in unserem Orden
Gemeinschaften tut nicht nur seine Enttäu-                                                                             nach, ob wir diese Arbeit vielleicht an-
                                                                                                                       nehmen würden.
                                                                                                   Bild: pixabay.com

                                                                                                                       Obwohl wir kein Missionshaus in Süd-
                                                                                                                       amerika haben, entschied unsere Ordens-
                                                                                                                       mutter, drei Schwestern dorthin zu
                                                                                                                       schicken. Sie wollte damit ein Zeichen
                                                                                                                       der Dankbarkeit für die Seligsprechung
                                                                                                                       der Gründerin unserer Kongregation,
                                                                                                                       Malgorzata Szewczyk, setzen. Es war uns
                                                                                                                       aber natürlich überhaupt nicht klar, dass
                                                                                                                       wir auch die gesamte Administration über-
                                                                                                                       nehmen mussten, mitsamt der Ver-
                                                                                                                       schuldung. Und der Zustand des Heims
                                                                                                                       war für uns erschreckend.
Schweizer Unternehmen ist es erlaubt, Waffen in Kriegsgebiete zu liefern.

10 forumKirche | 14-2018
Kirche ohne Grenzen – Polnisch

manchmal absurd und grausam»
olivianischen Kinderheimes

                                                                                                      Bild: Schwester Bonaventura
                                                                                                                                    Nadzieja na lepszą
                                                                                                                                    przyszłość
                                                                                                                                    Katolicki Dom Dziecka w
                                                                                                                                    Santa Cruz
                                                                                                                                    Kiedy polskie siostry Serafinki zostały 4
                                                                                                                                    lata temu poproszone o przejęcie opieki
                                                                                                                                    nad Domem Dziecka w Santa Cruz, na-
                                                                                                                                    wet przez myśl im nie przeszło jak trud-
                                                                                                                                    nego wyzwania się podjęły.

                                                                                                                                    «Hogar de la Esperanza» zaostał założony
                                                                                                                                    z myślą o potomstwie przestępców
                                                                                                                                    odsiadujących wyroki. Trudno to sobie
                                                                                                                                    wyobrazić, ale w Boliwii tysiące dzieci
                                                                                                                                    musi dorastać w skorumpowanym i
                                                                                                                                    brutalnym środowisku więziennym, gdzie
                                                                                                                                    są często wykorzystywane do prostytucji
                                                                                                                                    lub przemytu narkotyków. Dzieci, które
                                                                                                                                    trafiają do tego domu są bez wyjątku
                                                                                                                                    straumatyzowane jako ofiary przemocy
                                                                                                                                    fizycznej, psychicznej i seksualnej. Gdy
                                                                                                                                    trzy polskie siostry dotarły na miejsce,
                                                                                                                                    zastał je chaos, brud oraz ponad setka
                                                                                                                                    głodnych i zaniedbanych dzieci oraz
                                                                                                                                    długi. Wychowawcy spóźniali się po kilka
                                                                                                                                    godzin lub nie przychodzili wcale,
                                                                                                                                    sytuacja była podbramkowa.
                                                                                                                                    Od tego czasu wiele się zmieniło. Siostry
    Die Kinder in «Hogar de la Esperanza» werden liebe- und verantwortungsvoll betreut.                                             krok po kroku wysprzątały ośrodek,
                                                                                                                                    wprowadziły jasne reguły funkcjonowania,
                                                                                                                                    a biskup wydał przychylne zarządzenie,
    Was war so schwierig?                              Zuerst machten sie alles immer nur kaputt.                                   że mogą przyjmować maksymalnie 50
    Das war ein pures Chaos. Als wir ankamen,          Sie hatten noch nie im Leben wirklich ge-                                    dzieci. Nie chodzi bowiem tylko o to, by
    waren hier über hundert Kinder unterge-            spielt – sie mussten es zuerst lernen. Der                                   dać im dach nad głową i kromkę chleba,
    bracht. Sie waren hungrig und ungepflegt.          Weihbischof hat die Handänderung auch                                        lecz by ofiarować podopiecznym wysokiej
    Überall herrschte nur Dreck und Unord-             dazu benutzt, um neue Regeln einzuführen.                                    jakości opiekę i nadzieję, że już nigdy nie
    nung. Die Erzieher erschienen oft gar nicht        Seither nehmen wir maximal fünfzig Kinder                                    wrócą na meandry kryminalnego świata.
    zur Arbeit oder kamen ein paar Stunden zu          auf, weil wir eine qualitativ gute Erziehung                                 Przyszłość ośrodka, jest jednak bardzo
    spät. Die Kinder wurden dann einfach al-           und gute Verhältnisse schaffen wollen. Es                                    zależna od ofiarności ludzi dobrej woli,
    leine gelassen. Das war inakzeptabel. Das          geht schlussendlich nicht nur darum, den                                     gdzyż potrzeby są ogromne, a funduszy
    war zu viel für uns, wir machten viele Nacht-      Kindern ein Dach über dem Kopf und eine                                      niewiele.
    schichten – und es hat uns schliesslich in         Scheibe Brot zu geben. Wir möchten die-
    totale Verzweiflung gestürzt.                      sen traumatisierten Kindern eine bessere
                                                       Zukunft ermöglichen. Sonst landen sie
                                                                                                                                                                                  Bild: zVg

    Was hat sich seitdem verändert?                    wieder auf der Strasse in den kriminellen                                    Monika Freund Schoch (36)
    Die ersten Monate haben wir damit ver-             Kreisen, wo sie herkommen. Glücklicher-                                      ist Soziologin polnischer
    bracht, wieder Ordnung und Sauberkeit ins          weise hat Bolivien in der Zwischenzeit end-                                  Herkunft. Sie spezialisierte
    Haus zu bringen. Beim Putzen und Sortie-           lich auch Kinderrechte gesetzlich verankert                                  sich auf Internationale
    ren fanden wir sehr viele Dinge. Wir konn-         und so wird unsere Arbeit nun auch                                           Beziehungen, Diversity-
    ten viele alte Kleider verkaufen und uns           gesetzlich unterstützt.                                                      und Integrationsmanagement. Seit zehn
    von dem Erlös ernähren. Es tauchten auch                                                                                        Jahren lebt sie mit ihrem Mann und zwei
    viele Spielsachen auf, aber die Kinder                                 Interview & Übersetzung:                                 Kindern in Schwellbrunn (AR).
    wussten gar nicht, wie man sie benutzt.                                  Monika Freund Schoch

                                                                                                                                                     forumKirche | 14-2018 11
Schaffhausen

Freude über 50 Jahre Anerkennung
Synode der Landeskirche Schaffhausen

                                                                                                 Bild: Detlef Kissner
                                                                                                                        für die Eingabe der Inhalte und die Pflege
                                                                                                                        der Webseite müssten diese selbst tragen.
                                                                                                                        Als wichtigsten Grund für die Teilnahme an
                                                                                                                        diesem Projekt führte er die Erneuerung
                                                                                                                        der in die Jahre gekommenen Webseite der
                                                                                                                        Landeskirche an: «Sie muss Smartphone
                                                                                                                        tauglich werden.» Die Versammlung sprach
                                                                                                                        sich daraufhin für die Beteiligung am Pro-
                                                                                                                        jekt aus und genehmigte den damit verbun-
                                                                                                                        den Kostenbeitrag von 30‘000 Franken.

                                                                                                                        Auswahl von Entwicklungsprojekten
                                                                                                                        Die Rechnung 2017 mit einem Ertragsüber-
                                                                                                                        schuss von 5362 Franken gab keinen An-
                                                                                                                        lass zur Diskussion. Sie wurde einstimmig
                                                                                                                        angenommen. Es folgte der Antrag der
                                                                                                                        Kommission Entwicklungsprojekte zur Ver-
                                                                                                                        gabe eines Förderbeitrages von 20‘000
                                                                                                                        Franken. Wolfgang Lendl stellte dafür zwei
                                                                                                                        Projekte vor, die von der Missionsgruppe
                                                                                                                        des Pastoralraumes Neuhausen-Hallau und
Thomas Binotto dankte mit Blumen allen, die sich schon lange für die katholische Kirche und                             von der Kirchgemeinde Ramsen eingereicht
gelebte Integration einsetzen.                                                                                          wurden. Zum einen wurde vorgeschlagen,
                                                                                                                        mit den Mitteln die Renovation eines Wohn-
Die 112. Sitzung der Synode stand ganz            und scheinbare Gewissheiten aufzugeben.                               heims für behinderte Kinder im Nordosten
im Zeichen des Jubiläums der römisch-             Im Blick auf die Zukunft ist er überzeugt,                            Polens zu ermöglichen. Zum anderen
katholischen Landeskirche Schaffhausen.           dass sich die Probleme unserer Welt nur                               sollen für ein Spital in Tiruvalla (Südwest-
Mit einem Gottesdienst und einem Fest-            gemeinsam lösen lassen. «Die Welt                                     Indien) fünf Dialysegeräte angeschafft wer-
vortrag von Thomas Binotto feierte sie in         braucht die Menschen guten Willens – egal                             den, die vor allem ärmeren Patienten zur
der Kirche von Ramsen ihr 50-jähriges             wie sie ins Boot gekommen sind. Dieses                                Verfügung stehen. Die Anwesenden stimm-
Bestehen. Danach genehmigten die Syno-            Boot kann nie voll genug sein!»                                       ten dem Antrag zu, den beiden Projekten je
dalen unter anderem die Beteiligung an                                                                                  die Hälfte des Zuschusses zu gewähren.
der Kommunikationsplattform der katho-            Digitale Zukunft
lischen Landeskirche Thurgau und ver-             Nach diesem Festakt wechselten die Syno-                              Neuwahl und Abschied
abschiedete die Rechnung 2017.                    dalen in die Pfarrscheune, wo ihnen Hans                              Nach längerer Vakanz eines Sitzes im
                                                  Hug das von der Landeskirche Thurgau in-                              Synodalrat konnte ein geeigneter Kandidat
In seinem Vortrag beleuchtete Thomas              itiierte Projekt «Kommunikationsplattform»                            gefunden werden. Dominik Brasser aus
Binotto, ehemaliger Präsident des Synodal-        näher vorstellte. Herzstück der Plattform                             Schleitheim stellte sich zur Wahl und wurde
rates, die Geschichte der katholischen            ist eine zentrale Datenbank, auf der Infor-                           von der Synode bestätigt. Da Pfarrer Hans
Kirche im Kanton Schaffhausen unter dem           mationen aus unterschiedlichen Quellen                                Zünd im Sommer seine Stelle wechseln
Gesichtspunkt der Integration. Er zeigte          gespeichert werden. Diese Informationen                               wird, entsteht im Synodalrat bald eine neue
auf, wie Anfang des 19. Jahrhunderts durch        stehen verschiedenen Webseiten zur Ver-                               Lücke. Synodalratspräsident Andreas Text-
Zuzug aus der Innerschweiz die Zahl der           fügung. Vorgesehen sind die Webseiten der                             or bezeichnete den Geistlichen als «Gewis-
Katholiken im Kanton Schaffhausen wuchs,          beiden Landeskirchen Thurgau und Schaff-                              sen» des Rates, lobte seine Fähigkeit, gut
wie die Gründung einer katholischen Ge-           hausen, von forumKirche und einzelner                                 zuzuhören und wichtige pastorale Projekte
nossenschaft erfolgte, zahlreiche katholi-        Pfarreien. Ausserdem ist geplant, dass die                            anzustossen, und dankte ihm für sein En-
sche Verein entstanden und um den Bau             eingegebenen Daten gleichzeitig für Er-                               gagement im Synodalrat, dem er seit 2010
einer eigenen Kirche gerungen wurde. «Mit         stellung der Pfarreiseiten in forumKirche                             angehörte. Ausserdem informierte Textor
diesem Bestreben nach Integration und             genutzt werden können. Ein Redaktions-                                darüber, dass die Seelsorgestelle im
Anerkennung sorgt der Aufbau einer katho-         system soll helfen eine ungefähre Voran-                              Psychiatriezentrum Schaffhausen vakant
lischen Parallelgesellschaft für neue Sepa-       sicht der Pfarreiseiten zu ermöglichen.                               ist und dass man sich mit dem Züricher
ration», so Binotto. Die Anerkennung als          «Die Landeskirche stellt damit Pfarreien,                             Synodalrat darauf verständigte, zukünftig
Landeskirche hingegen habe die Abgren-            Pastoralräumen und kirchennahen Verei-                                auf gegenseitige Ausgleichszahlungen zu
zung «Katholisch-Schaffhausen» aufge-             nen kostenlos ein Gefäss zur Verfügung,                               verzichten.
weicht und Integration ermöglicht. Integra-       das ihnen einen eigenen Webauftritt er-
tion bedeutet für ihn, immer wieder               möglicht», fasste Adrian Fristschi, Mitglied                                                        Detlef Kissner
Abschied zu nehmen, Vielfalt auszuhalten          des Synodalrates, zusammen. Die Kosten

12 forumKirche | 14-2018
Ausstellung

Wasser als Lebenselixier
Das Kloster Ittingen und seine vielfältige Wasserbewirtschaftung

Für die Kartäuser war die Wasserversor-       Lebensader des Klosters». Doch die                                  Klösterlicher Weinhandel
gung innerhalb der ordensgemeinschaft-        historische Reise führt auch hinaus zu den                          Die verschiedenen Brunnen auf dem Gelän-
lichen Mauern von enormer Wichtigkeit.        Brunnen, Kanälen und Mühlen der klöster-                            de wurden nahe der Küche, im Garten des
Diese stellten sie mit einem ausgeklügel-     lichen Anlage. Denn die Kartäuser nutzten                           grossen Kreuzgangs bei den Mönchszellen,
ten Kanalsystem sicher, das dem Kloster       ihr profundes Wissen, um einerseits die                             im Wirtschaftshof oder an der Aussenmau-
zu Wohlstand verhalf und bis heute Be-        Wasserversorgung aber auch die integrale                            er des Klosters konzipiert. Der herrschaft-
stand hat. Eine Ausstellung im Ittinger       Latrinenbewirtschaftung zu perfektionieren.                         lichste von ihnen, der Laurentiusbrunnen,
Museum vermittelt noch bis im Dezember        Ein komplexes System unterirdisch ver-                              steht heute im Aussenbereich des Restau-
interessante Einblicke.                       laufender und speziell gemauerter                                   rants. Auf dem früheren Wirtschaftshof der
                                              Bewässerungskanäle wurde angelegt und                               Kartause hatte der Brunnen eine solch
Schon das Alte Testament wusste um die        mit Druckleitungen versehen. Mit der Zeit                           grosse Öffentlichkeitswirkung, wie sie
Bedeutung des Wassers als Symbol der in-      und über Generationen hinweg konnten so                             sonst zu jener Zeit nur in Städten anzutref-
neren und äusseren Reinheit, auch eine        zahlreiche Brunnen realisiert werden, ein                           fen war. «Das ist auf die Weinproduktion
wundertätige Heilkraft wurde dem Element      Waschhaus, eine Pferdeschwemme und                                  der Kartäuser zurückzuführen, die ihnen im
zugesprochen. Die Liturgie kennt das Sa-      zwei verschieden grosse Fischgehalter.                              18. Jahrhundert zu grossem Reichtum ver-
krament der Taufe, mit dem der Mensch in      Diese waren den Kartäusermönchen be-                                half. Dadurch herrschte auf dem Hof ein
die christliche Gemeinschaft aufgenommen      sonders wichtig, weiss Felix Ackermann:                             grosser Publikumsverkehr durch die Händ-
wird, das Weihwasser oder die Messfeier,      «Da die Kartäuser sich fleischlos ernähr-                           ler», berichtet Felix Ackermann. Aus diesem
bei der das Wasser zum Wein kommt. Auch       ten, war die Versorgung mit frischem Fisch                          Grund verfügten natürlich auch die Keller-
das Händewaschen ist Bestandteil der          für sie unabdingbar.» Die Fischgehalter                             gewölbe, wo die Lagerfässer gewaschen
kirchlichen Zeremonie, wofür früher teil-     waren Gebäude mit Steinsockel und einem                             wurden, über verschiedene Wasserzugän-
weise eigene Einrichtungen vorgesehen wa-     durchlüftetem Aufbau aus Holz. Um die                               ge. Um die Versorgung der Brunnen mit
ren, so etwa für den Priester vor der Messe   Fische am Leben zu halten, war der Durch-                           sauberem Trinkwasser durch ein Drucklei-
und für die Mönche vor dem Eintreten ins      fluss von Frischwasser nötig. «In dieser                            tungssystem zu gewährleisten, wurden bis
Refektorium.                                  Tradition bezieht das Restaurant heute                              ins 19. Jahrhundert sogenannte Deuchel
Für die Ittinger Kartäusermönche war das      noch die eigens gezüchteten Regenbogen-                             eingesetzt, Nadelholzstämme, die in grü-
Wasser aber, über die spirituelle Essenz      forellen bei der Quellfassung am Fuss des                           nem Zustand der Länge nach durchbohrt
hinaus, eine lebensspendende Versor-          Weinbergs», erklärt der Kurator. Auch die                           wurden. In Wasser eingelegt und in Lehm
gungsgrundlage, die sie in ihrer Autonomie    Brunnen der Klosteranlage werden nach                               eingebettet, konnten sie so lange erhalten
stärkte. Es galt, innerhalb (und auch         altem Prinzip direkt aus der Brunnstube                             bleiben. Ein aussergewöhnlich grosser
ausserhalb) der Klostermauern Trinkwasser     versorgt, ohne dass eine Druckerhöhung                              Deuchelbohrer, mit dem die Stämme aus-
für Mensch und Tier bereitzustellen, Anla-    durch eine Pumpe notwendig wäre.                                    gehöhlt wurden, ist erhalten geblieben und
gen zur Wasserkraftnutzung für die Bewirt-                                                                        in der Ausstellung zu sehen.
                                                                                             Bild: Sarah Stutte

schaftung der zahlreichen Gebäude, Gärten
und Felder sowie Abwasseranlagen zu be-                                                                           Mit dem Kauf der Kartause Ittingen durch
treiben. Denn neben den Mönchen lebten                                                                            die Familie Fehr 1867 gab es noch einmal
auch Angestellte dauerhaft im Kloster und                                                                         einschlägige Veränderungen. Zwar betrieb
zahlreiche Händler hielten sich mit ihren                                                                         Sohn Victor die historischen Brunnen wei-
Nutztieren oft mehrere Tage lang auf dem                                                                          ter, ersetzte aber die Deuchel durch Guss-
Gelände auf. Das Areal vieler Klosteranla-                                                                        eisenrohre. Zudem wandelte er das vor-
gen wurde deshalb schon bei der jeweiligen                                                                        mals sumpfige Thurgebiet rund um das
Gründung der Ordensgemeinschaften auf                                                                             ehemalige Kloster durch Drainagen (die bis
die topografischen Begebenheiten hin ge-                                                                          heute in der Brauchli Ziegelei in Berg her-
prüft. Gab es eine Quelle oder einen natür-                                                                       gestellt werden) in nutzbares Ackerland um
lichen Wasserlauf in der unmittelbaren Um-                                                                        und liess ein neues Mühlrad für die Korn-
gebung, der genutzt werden konnte?                                                                                mühle herstellen. Durch die Verlegung
                                                                                                                  höherer Druckleitungen konnte fliessendes
Frischer Fisch                                                                                                    Wasser in allen bewohnten Gebäuderäum-
«Beides war in Warth bereits vorhanden,                                                                           lichkeiten ermöglicht werden und somit
als der vormalige Adelssitz im 12. Jahrhun-                                                                       auch ein weiterer Schritt in die Moderne:
dert in ein Kloster umgewandelt wurde.                                                                            Der Einbau einer Wassertoilette mit
Auch eine Mühle gab es schon vor der                                                                              Spülfunktion.
Übernahme der Kartäuser im Jahr 1461»,
erklärt Kurator Felix Ackermann. In einem                                                                                                        Sarah Stutte
Raum des Ittinger Museums liefert er den
interessierten Besuchern spannende Fak-       Kurator Felix Ackermann vor dem historischen                          Nähere Infos: www.kunstmuseum.ch
ten zur laufenden Ausstellung «Wasser –       Laurentiusbrunnen

                                                                                                                                    forumKirche | 14-2018 13
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