EISENERZ 20.-22.AUGUST2 - DOKUMENTATION - Rostfest

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EISENERZ 20.-22.AUGUST2 - DOKUMENTATION - Rostfest
DAS FESTIVAL FÜR REGIONALE IMPULSE
20.-22.AUGUST
EISENERZ                      2015

    DOKUMENTATION
EISENERZ 20.-22.AUGUST2 - DOKUMENTATION - Rostfest
MIT FREUNDLICHER UNTERSTÜTZUNG VON:

Mit Unterstützung von:
EISENERZ 20.-22.AUGUST2 - DOKUMENTATION - Rostfest
EINFÜHRUNG ZUM ROSTFEST

WAS IST DAS ROSTFEST?

Beim ROSTFEST handelt es sich um eines der innovativsten Festivals Österreichs.
In einer Region, die geprägt ist von Wandel, Leerständen, Abwanderung der Ju-
gend und den damit in Verbindung stehenden sozialen und ökonomischen Prob-
lemfeldern, werden mit innovativen neuen Formaten zukunftsweisende regiona-
le Impulse gesetzt.

Die wirtschaftliche Krise, die seit 20 Jahren in der Region rund um den Erzberg
spürbar ist, hat mittlerweile weite Teile Europas erfasst und lässt uns über eine
                                                                                                  Das Rostfest wird vom Team
Post-Wachstums-Gesellschaft nachdenken. Es stellen sich Fragen nach dem Wo-          Elisa Rosegger-Purkrabek, Franz Lammer,
                                                                                     und Rainer Rosegger seit 2012 umgesetzt.
hin, Wie und Warum. Eisenerz ist deswegen für uns ein Ort, wo wir über solche
Fragen im aktiven Tun mittels Kunst und Kultur nachdenken.                                                     Franz Lammer
                                                                                        Musik, Infrastruktur, Kommunikation,
                                                                                                         Projektmanagement
Nachhaltigkeit soll hier also nicht nur drauf stehen, sondern ein integraler Be-
                                                                                                             Rainer Rosegger
standteil der Vorgehensweise sein. Wie wollen wir die Zukunft und den ländlichen      Kunst und Diskurs, Projektmanagement

Raum, in dem wir (noch) leben, gestalten? Wie funktioniert das Zusammenleben                       Elisa Rosegger-Purkrabek
und wie können wir uns gegenseitig unterstützen? Welche Perspektiven gibt es         Nachbarschaftliches und Urban Camping,
                                                                                                         Projektmanagement
für junge Menschen am Land und welche Ressourcen verbergen sich?
Das Image der Region um den Erzberg mag „angerostet“ sein. Das Wesen hinter
diesen gesellschaftlichen Bildern ist aber anders: Wunderbare Natur die zum in-
tensiven Erleben einlädt, der Tagebau als beeindruckende, surreal erscheinende
Skulptur und offene Menschen, die trotz aller Widrigkeiten und entgegen der glo-
balen Logik hier an diesem Ort geblieben sind.

Das Festival fand letztes Jahr nun zum vierten Mal statt. Immer geht es uns dar-
um, auf eine lustvolle Art mit den gegebenen Problemen und Herausforderungen
umzugehen. Leerstehende Räume werden geöffnet und mit Leben gefüllt: Rad-
rennen im leeren Einkaufszentrum, Kunstinterventionen im öffentlichen Raum,
Musikbühnen an unterschiedlichen Plätzen und gecampt wird in leerstehenden
Wohnungen. Die gesamte Stadt mit ihren Bewohnern und den vielen Besuchern
vereint sich. Es wird gemeinsam gestaltet, diskutiert und vor allem auch gefeiert!

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ROSTFEST - HERAUSFORDERUNGEN UND BEGEGNUNGEN

Jedes Jahr ist es eine besondere organisatorische und finanzielle Herausforderung
das Festival auf die Beine zu stellen.

Entsprechend unserem Grundprinzip wollen wir während des Festivals die Innen-
stadt von Eisenerz nicht privatisieren und nur mehr über Kontrollpunkte zugängig
machen. Deswegen verzichten wir bewusst auf den Verkauf von Eintrittskarten
und Festivalpässen, um allen Menschen und Bevölkerungsgruppen die Möglich-
keit zu geben, Teil dieses Festivals zu sein. Nur so können wir dem generationen-,
kulturen- und genreübergreifenden Ansatz gerecht werden. Deswegen sind wir
auf finanzielle Unterstützung angewiesen. Während wir in diesem Jahr auf deut-
lich mehr Sponsoring durch Unternehmen zurückgreifen konnten, stellte sich die
Unterstützung durch die öffentliche Hand als schwierig dar. In einer „totgesagten
Region“ ist es schwer, die notwendige Unterstützung für ein solches Vorhaben
zu erhalten. Es erscheint effizienter, öffentliche Mittel in boomende Regionen zu
investieren. Dazu kommt, dass es in diesem Jahr eine allgemeine Kürzung von
Kulturförderungsmittel, vor allem für Initiativen im ländlichen Raum, in der Steier-
mark gegeben hat. Davon war auch unser Festival betroffen. Bis zwei Wochen vor
Veranstaltungsbeginn war noch nicht gewiss, wie und in welcher Form die Veran-
staltung durchgeführt werden kann. Diese fehlende Planungssicherheit erfordert
viel Fleixibilität in der Durchführung, aber auch immer wieder eine Gradwande-
rung zwischen kalkulierbarem Risiko und einem Arbeiten im Prekariat.

Aber das ROSTFEST hat von Beginn an den Anspruch trotz aller Schwierigkeiten
mit einer positiven Grundausrichtung das Bestmögliche aus den Gegebenhei-
ten zu machen. Und so ist es uns auch in diesem Jahr gelungen, mit zahlreichen
Programmpunkten an vielen unterschiedlichen Orten KünstlerInnen, Beteiligte
und BesucherInnen zu begeistern. Gemeinsam haben wir die Verantwortung in
die Hand genommen. Über die ROSTANTEILE haben sich zahlreiche Menschen
an der Finanzierung des Festivals beteiligt. Viele haben selbst Hand angelegt und
die Vielfalt des Festivals kreiiert. KünstlerInnen haben oft für ein „Gulasch und ein
Bier“ sowie der Abdeckung von Spesen spannende Inhalte geschaffen. Weiters
haben sich noch zuletzt einzelne öffentliche Institutionen mit einer substantiellen
Unterstützung beteiligt, wodurch eine Umsetzung des Vorhabens möglich war.
Dank dem Einsatz von vielen konnte auch dieses Jahr rund 6.000 Besuchern ein
spannendes und abwechslungsreiches Programm geboten werden.

Das ROSTFEST zeichnet sich durch die einzigartige Mischung von Musik und Ac-
tion, Kunst und Kultur, Diskurs und Belebung, Natur und Technik, Soziales und

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EISENERZ 20.-22.AUGUST2 - DOKUMENTATION - Rostfest
BAUSTEINE ROSTFEST

Ökonomie sowie Mensch und Maschine aus. Räume, sei es der Leerstand, der öf-
fentliche Raum oder die Natur, werden damit bespielt und temporär wieder einer
Nutzung zugeführt. Hier vereinen sich Menschen und legen dabei konventionelle
Vorstellungen von dem was “zu sein hat” ab. Netzwerke formieren und beteiligen
sich und schaffen dadurch das Format ROSTFEST mit neuen Möglichkeiten, wie
etwas “sein kann”.

RESSOURCEN RAUM

    Die Zwischennutzung leerstehender Substanz ist ein integraler Bestandteil
    des Festivals und aus den ersten beiden Jahren sind auch Erfolge für dauer-
    hafte Nutzungen entstanden. Auch das Kernteam verwandelt jedes Jahr das
    leerstehende ehemalige Geschäftslokal „Forum“ zum Festivalzentrum. Bei
    unserem mittlerweile als „Publikumsschlager“ bezeichneten Urban Camping
    werden 60 leerstehende Wohnungen in der Siedlung Münichtal von rund
    500 FestivalbesucherInnen bewohnt und wiederbelebt, zur Freude der Besu-
    cher als auch der Bewohner in der Siedlung.

    INTERVENTIONEN & PERFORMATIVES
    Künstler/innen(kollektive) arbeiteten in und rund um leerstehende Gebäude,
    beleben Plätze, zeigen auf, provozieren, denken über Vergangenes nach, be-
    handeln die Zukunft, verändern Perspektiven und Fragen nach Handlungs-
    strategien. Performances schaffen Spielräume, die zum Nachdenken anre-
    gen, neue Perspektiven aufzeigen oder einfach zum Mitmachen inspirieren.

    MUSIK
    Musik bildet beim ROSTFEST die programmatische Klammer zur Schaffung
    von Verbindungen zwischen unterschiedlichen (sub)kulturellen Gruppen,
    Milieus und Generationen. Speziell für das ROSTFEST hat es wieder Produk-
    tion aus unterschiedlichen Genres gegeben. Gerade in der Heimatstadt un-
    seres Kooperationspartners, dem international erfolgreichen Musiklabels
    „Napalm-Records“, sehen wir das als spannende Herausforderung.

    SPORT UND INTERAKTION
    Durch originelle sportliche Programmpunkte in Leerständen oder im einzig-
    artigen Naturraum von Eisenerz wird ein noch breiteres Publikum angespro-
    chen. Bevölkerung und Besucher treten dadurch in Interaktion. Gemeinsame
    Projekte wie das Kaffeekränzchen oder das Kinderprogramm vereinen unter-
    schiedliche Generationen und gemeinsame Interessen.

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EISENERZ 20.-22.AUGUST2 - DOKUMENTATION - Rostfest
HINTERGRUND UND DISKURS

Wir leben in einer Zeit starker Veränderungen. Eine Herausforderung ist die Ab-
wanderung vieler junger Menschen aus dem ländlichen Raum und das starke
Bevölkerungswachstum in den Städten. Seit Jahren wird versucht Maßnahmen
umzusetzen, um dem entgegen zu wirken. Wirklich messbare Erfolge dabei gibt
es nicht. Dies liegt wohl zum Teil an den Methoden, die nach wie vor sehr stark
konzeptionell wirtschaftsorientiert sind. Hier gelingt es oft nicht, mit Leitbildern
und SWOT-Analysen wirklich zu den Menschen vorzudringen und am Boden der
gesellschaftlichen Realitäten anzukommen. Zum anderen jedoch werden politi-
sche und gesellschaftsrelevante Maßnahmen von den EntscheidungsträgerInnen
nur positiv bewertet, wenn sich schnell messbare Erfolge ableiten lassen.

Eine gesellschaftliche Entwicklung in den Regionen hin zu neuen Formen des
Wirtschaftens und Zusammenlebens braucht Zeit und Passion. Das ROSTFEST
wurde im letzten Jahr mit dem Innovationspreis für ländliche Entwicklung im Be-
reich Kultur und Soziales ausgezeichnet und will durch innovative Zugänge Nach-
haltigkeit in der Region generieren.

In diesem Prozess lassen sich folgende Entwicklungsphasen festmachen:                  Preisverleihung des Innovationspreis von
                                                                                                                Netzwerk Land

                                  IMPULSE

                 IMPLEMENT                       COLLABORATE

                        PERFORM             LOCATE

Ausgehend von schrägen, experimentellen und innovativen Impulsen (Impulse),
die immer eine konkrete Aktivität verfolgen geht es um die gemeinschaftliche
Aktivität (Collaborate). Diese Aktivitäten gilt es in bestimmten Räumen festzuma-
chen (Locate). Dadurch werden Spielräume geschaffen (Perform), innerhalb derer
ein Ausdruck des gemeinschaftlichen Experiments entsteht. Innovative und zu-
kunftsfähige Ideen werden aufgegriffen und eine weitere Umsetzung bzw. dauer-
hafte Implementierung (Implement) angestrebt.

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EISENERZ 20.-22.AUGUST2 - DOKUMENTATION - Rostfest
BETEILIGUNG - COLLABORATE

Das ROSTFEST will sich abseits von Flip-Charts und klassischen Partizipationsme-
thoden durch unmittelbare Aktivitäten mit verschiedenen Menschen in Verbin-
dung setzen und dadurch konkrete Erfolge erzielen.

Bereits Monate vor dem Festival werden Stammtische in Eisenerz abgehalten, an
denen sich das ROSTFEST-Team mit Bürger/innen aus Eisenerz und der Region
vernetzt um gemeinsam Ideen zu entwickeln, Ressourcen zu bündeln und Her-
ausforderungen zu begegnen. Durch die Vernetzungstreffen wird über das ganze
Jahr ein Rahmen geschaffen, der im August im Festival kumuliert.
Durch Kooperationen, wie zB. mit unterschiedlichen Instituten der TU-Graz,
können Themen vertieft und auf eine breitere Basis gehoben werden. So wurde
beispielweise mit Architekturstudierenden an temporären und dauerhaften Nut-
zungskonzepten für das Forum sowie die Münichtalsiedlung in Eisenerz gearbei-
tet.

Eine wesentliche Rolle spielt beim ROSTFEST die Freiwilligenarbeit. Sogenannte
Helping Hands sind wesentlich für die Durchführung des Festivals. Viele Men-
schen bringen sich mit ihren Möglichkeiten in die gemeinsame Umsetzung ein.
Auch die Beteiligung der BesucherInnen steht hoch im Kurs. Es stellt sich die Fra-
ge: Können wir gemeinsam die Verantwortung übernehmen, Impulse für die Re-
gion zu setzen?
Grundsätzlich kann festgestellt werden, dass Kultur eine wichtige Rolle in der Ent-
wicklung der Regionen spielt - Entsprechend einer Studie im Auftrag der Euro-
päischen Union, die der Frage nachgeht, welchen Beitrag Kultur für lokale und
regionale Entwicklung leisten kann, werden folgende Aspekte genannt :

• Kultur kommt eine entscheidende Rolle zu, um die Regionen zu attraktivieren
   und die Lebens- und Arbeitsqualität zu steigern.
• Kulturelle Aktivitäten und Institutionen sind entscheidend für die
   infrastrukturelle Entwicklung der Regionen. Speziell ehemalige Industrieregio-
   nen können eine positive Entwicklung über den Faktor Kultur erlangen.
• Die Interaktion zwischen landschaftlichem und kulturellem Kapital ist speziell
   für den ländlichen Raum von besonderer Bedeutung. Das kulturelle Erbe spielt
   hierbei eine wesentliche Rolle.
• Kultur kann einen wesentlichen Beitrag für die Entwicklung eines nachhaltigen
   und hoch-qualitativen Tourismus spielen. (vgl. Centre for Strategy & Evaluation
   Services: Study on the Contribution of Culture to Local and Regional
   Development - Evidence from the Structural Funds. 2010)

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LAGEPLAN

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PROGRAMM 2015

KUNST & KULTUR:

Cell City
Dieter Puntigam
Forum EG
Wie eine lebende Zelle, die wächst, sich teilt und stirbt, wurde die CellCity inner-
halb des Festivalzentrums zu einem Ort, der sich manifestiert, entwickelt und auf
dem Höhepunkt wieder verschwindet. Es blieben Erinnerung und Erzählungen.
Umgebungen und Möglichkeiten schaffen ein Mikroklima, das Wachstum zu-
lässt oder verhindert. Die Zelle wird und vergeht, sie pulsiert und ist doch Ver-
mittler in einer imaginären Stadt mit amorphem Charakter. So wurde die Cell-
City Habitat unterschiedliche Darstellungen, Aufführungen und Performances.

rost
Bara Mankai                                                                                       Cell City
Forum EG
Barka Mankai ist eine Gruppe von vier Tänzern. Bestehend aus Eva-Maria Klauser-
Herrmann, Fabio Coutinho, Flora Schanda und Dimitrije Wentner.
Butoh ist ein Ausdruckstanz, entstanden im Japan der 50er Jahre. Wörtlich über-
setzt heißt Butoh „Tanz der Finsternis“ und in der Tat düster muten, die langsamen
und grotesken Bewegungen und die weiß getünchte Haut an, wenn sie dem Zu-
schauer vor Augen geführt werden. Die Cell City in Eisenerz bot dazu eine ebenso
groteske, wie vielschichtige Kulisse.

The Marampa Project / das Marampa Projekt
Juma Hauser
Forum EG
In Eisenerz gibt es seit 30 Jahren ein kleines Pub mit dem Namen „Marampa“. Der
Name bezieht sich auf ein ehemals britisch-koloniales Eisenerzbergwerk in Maram-
pa in Sierra Leone. In den 1980er Jahren wurde die Mine von einer Tochterfirma des
österreichischen Stahlproduzenten VOEST übernommen - zahlreiche Eisenerzer
Familien ließen sich zwischen 1980 und 1985 vorübergehend in Marampa, Sierra
Leone, nieder. Die bildende Künstlerin Juma Hauser hat über mehrere Jahre nach
Spuren jener Episode gesucht, um diese Geschichte zu rekonstruieren. Im Rahmen
des Rostfests 2015 wurden Teile dieses Projekts - mit Fokus auf die Bezüge der Stadt
Eisenerz zu Marampa - vorgestellt. Dies erfolgte durch historisches und aktuelles
Bildmaterial ebenso wie durch einen Lichtbildvortrag mit Interviewauszügen.

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EISENERZ 20.-22.AUGUST2 - DOKUMENTATION - Rostfest
House No. 3: The Final Stage of Outbreak
COI & NOISE TRANSMISSION
House Nr. 3
Der Körper ist Ausgangspunkt der künstlerischen Arbeit von COI, Medium und
Kunstobjekt zugleich. Am Beginn standen Kokons aus Nylon und Vlies, die
im „House No.3“ räumlich inszeniert wurden. Noise Transmission begegnete
ihnen mit elektronisch verfremdeten Synth-Sounds, druckvollen Gitarren und          House Nr.3: The Final Stage of Outbreak

eindringlichen Textpassagen. Greifbar und ungreifbar wurde auf diese Weise
der ganze Stock des leerstehenden Hauses hinter dem Forum bespielt. Töne die
das Stiegenhaus durchdrangen und in der Installation ihre Form fanden liesen
Außenstehende nur ahnen, was drinnen geschah!

4270
Miriam Raneburger & Gregor Schlatte                                                                                   4270
Forum EG

Im Zentrum der Arbeit steht der nach außen gerichtete Blick der Eisenerzer, da-
mit setzen die beiden Fotografen die im Vorjahr begonnene Serie fort und brin-
gen, in Form von Portraits, die Gesichter der Stadt an Wände und in Schaufenster.
Das Innere der Stadt, ihre Menschen werden gezeigt und damit greifbar.
4270, der Titel der Arbeit zeigt, wie schon im Vorjahr, die Zahl der in Eisenerz
lebenden Menschen. Das sind um fast 150 Leute weniger als im Vorjahr, wo der
Titel noch 4418 lautete.

Karawane Schabernack Oswaldirücken
Jimi Lend, Matthias Ohner, Columbush, Gebrüder Jakob, Sed
Erzberg
Im Jahr 2015 wurde die bereits zuvor bestehende Kooperation zwischen Voest-
Alpine Erzberg mit dem ROSTFEST ausgebaut. Mit der Bespielung des Oswaldirü-
ckens in Form eines Rundgangs mit spontanen Darbietungen in Musik, Lesun-
gen, Tanz und Performance konnte durch Interventionen an unterschiedlichen
Orten eine Achse zwischen der Innenstadt und „dem Berg“ geschaffen werden.
Der Oswaldirücken sollte nach diesem erfolgreichen Testlauf zu einer fixen
ROSTFEST-Location werden.

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ZVK - Zentrum für veraltete Kommunikationsformen
GDS
Urban Camping / Münichtal
Das Kollektiv GDS arbeitete 2015 an der Verbindung der BewohnerInnen unterei-
nander beim Festival. Briefleitungen und Schnurtelephone wurden zwischen den
Wohnungen und der ZVK- Zentrale installiert. Jeder Besucher/Bewohner hatte die
Möglichkeit, nach Abgabe eines Kommunikationsgesuchs (Formular XT3), seine
Unterkunft mit anderen zu verbinden.
Eine Unsinnigkeit in Zeiten von Mobiltelephon und Internet, jedoch wird es so
möglich die „virtuellen Räume“, die solche Kommunikationsformen herstellen,
sichtbar zu machen.

SYMPOSIUM: 10 Jahre „re-design Eisenerz“                                                                                ZVK
Forum EG / Schichtturm
Anlässlich des 10 jährigen Jubiläums des viel beachteten Stadtumbauprogramms
„re-design Eisenerz“ zogen wir eine Zwischenbilanz. In diesem Zeitraum konnten
in Eisenerz zahlreiche Entwicklungserfolge erzielt werden, die vor einigen Jahren
noch unmöglich erschienen: Umfassende Sanierungen und Schaffung eines funk-
tionierenden Wohnungsmarktes, Umzüge in die Innenstadt, Alpinressort Eisen-
erz, Ausbau des nordischen Ausbildungszentrums, Start für das Zentrum am Berg,
neue Impulse im Bereich Gewerbe und Gastronomie. Im Rahmen des Mini-Sym-
posium wurden Fragen nach dem Gelungenen, dem Gescheiterten sowie dem
künftig Möglichen als auch Wünschenswerten erörtert.

Ton, Holz, Bild
Jasmin Abfalter & Mario Rampitsch                                                      Symposium 10 Jahre re-design Eisenerz

Forum EG
Die Arbeiten entstehen aus der Perspektive des Handwerks. Unromantisiert und
real, so wie es ist. Man sitzt da, Ton, Hände, Sinn und ein bisschen etwas von einem
selbst, das man steuern darf aber nicht muss. Man beginnt zu formen und der Rest
ist so wenig und so viel zugleich.
Die Ausstellung zeigt die den Versuch die menschliche Aufgabe zu meistern, auf
die Intuition zu hören, den Fügungen zu folgen, zu schöpfen, in vollen Zügen zu
atmen und sich dankbar Schritt für Schritt ums Kleinste hingebungsvoll zu küm-                                Ton, Holz, Bild

mern als wäre es das Größte. Das Arbeiten mit Ton lockt für die Künstler, wie sonst
kaum etwas, das Innen fließend in die Hände um es in das Außen zu transportie-
ren.
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visuals
ochoresotto
Eisenerz Ortszentrum
Von OchoReSotto (Stefan Sobotka-Grünewald, Volker Paul Sernetz, Lia Rädler)
werden jedes Jahr im Rahmen vom ROSTFEST Eisenerzer Häuserfassaden in
neues Licht getaucht. Die ProjektionskünstlerInnen, RaumgestalterInnen und
ExperimentalfilmerInnen mit Homebase in Graz verfeinerten und erweiterten
auch dieses Jahr ihre Installationen in Eisenerz und brachten den Ortskern wieder
zum leuchten.

Verwertungen
Kunstverein Roter Keil
                                                                                    OchoReSotto
Schatztruhe Forum Innenhof
Nachdem der Kunstverein aus Graz bereits im 2014 den Vorplatz des Alten Forums
bespielte, wird auch dieses Jahr wieder ein Teil von Eisenerz durch den Roten
Keil belebt. Das erfolgreiche Format aus dem Vorjahr, in dem die KünstlerInnen
Material aus der unmittelbaren Umgebung zu Neuem transformieren, wird von
den Mitgliedern des Vereins beim diesjährigen Rostfest ausgebaut.

Rostcamp - Abschlusspräsentation                                                       Roter Keil

Rostcamp
Werkstatt im „Reiter“
Die im Zuge des ROSTCAMPs entstandenen Projekte werden von den beteiligten
TeilnehmerInnen und KünstlerInnen präsentiert. Mit: Sheila Basic / Jonathan
Gamperl / Gasthaus zum Laserkeks / Lukas Guschlbauer / Fritz Holzer / Hannes
Hubner / Katrin Nora Kober / Lena Langitz / Clemens Plank-Bachselten / Sascha
Pseiner / Moritz Scheer / Nicolas Wimmer
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Gasthaus „Zur Requisite II“
Forum EG
Eines hatten die verschiedenen Bestandteile dieser Kneipe gemeinsam: Sie
haben allesamt vor ihrem Einsatz in Eisenerz bereits in irgendeinem Rahmen
performt. So hatte das Mobiliar schon über zehn Jahre Grazer Bühnengeschichte
hinter sich. Geboren wurde das Konzept der Requisite spät nachts auf einem Bal-
kon in der Grazer Innenstadt. In Folge dessen wurden Freundinnen und Freunde
mobilisiert und schlussendlich pilgerte man mit Sack und Pack nach Eisenerz.           Requisite

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MUSIK:

Open-Air Bergmannplatz
Freitag
Rakede
Klumzy Tung
Facelift
Salomon‘s Wrong Choice
Iron Oa Allstars

Samstag
Slapshot
Gnackwatschn
Tschebberwooky
Sweet Joiner
Wetter
Aus Trio

Cell City / Gasthaus zur Requisite II
Donnerstag
Iron Heart Mothers
Papiermusik

Freitag
Lambda
Killa Marilla
Pale
Numavi Filmpräsentation

Samstag
Hertzinger
Bara Mankai mit „Rost“ & Nica&19Hertz
Bronco Jedson

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Schlagergarten Gloria
Samstag
Francois La Mer
Toni Talwärts
Teddy Gold
Poetry Slam

Eule Floor im Forum Innenhof & 1.OG
Freitag
FM4 La Boum Deluxe Recording Session: Sebastian Schlachter (FM4 LaBoum
Deluxe), Puschmann (Hausboot Rec.), Monique Fessl
Klestijl
Pfau Teifl
Markus E. Müller aka Lyxe Dark
The Bongo Adventure Train
Adriana Celentana

Samstag
Prasselbande feat. Cid Rim, Amblio, Bolek, Jboony Rave Rabbit
Club Paradiso & Special Guests: The Reboot Joy Confession, Summer of Tobsen,
Kalifornia Kurt, Monsieur Brokkoli

Numavi Stage
Freitag
Dead End Friends
Zentralheizung of Death
Monsterheart
Lonesome Hot Dudes / Esrap
Baguette

Samstag
Jayden
I am superape
Maneki Nekoc
Franz Strosuk
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Kooperationspartner:

      URBAN CAMPING

Leerstandsnutzung durch Indoor-Camping im Münichtal
Das bereits seit dem ersten Jahr existierende „Urban Camping“ wurde zu einem
Publikumsschlager und einem einzigartigem Happening in Europa: Als verrückte
Idee in den (leeren) Raum gestellt haben bereits im ersten Jahr an die 100 Men-
schen das Campieren in leerstehenden Wohnungen genutzt. Ohne Warmwasser
und Strom wohnen und schlafen hat mittlerweile eine eingeschworene Fange-
meinde: Im Jahr 2015 wurden über 80 leerstehende Wohnungen in der Siedlung
Münichtal von rund 850 Festivalbesucher/innen bewohnt – somit konnten wir
rund 1.700 Nächtigungen an einem Wochenende verzeichnen. Für die Bewoh-
ner/innen der Siedlung ist diese Zeit immer ein Höhepunkt im Kalenderjahr:
Viele neue Mitbewohner/innen sorgen für ein buntes Treiben und lustiges
Aufeinandertreffen in Münichtal. Dabei handelt es sich um ein Experiement und
Kunst im Sinne einer sozialen Skulptur. Auch vor 60 Jahren blühte das Leben in
der Münichtalsiedlung: 4000 Menschen lebten einst hier, 200 sind es heute noch.
Aus mangelnder Perspektive verließen die Bewohner die Arbeiter-Siedlung; nach
zog meistens niemand. Im Jahr 2014 ist das einfacher. Wohnungen sind genü-
gend frei. Die Camper stellten dort für die Tage des Campens eine alternative
Lebensweise auf Probe.

Gemeinsam mit der Steirischen Eisenstraße wird aber auch geprüft, ob solche
Übernachtungsformate (touristisch) dauerhaft angeboten werden können. Dazu
fanden auch zwei Lehrveranstaltung der TU-Graz statt, in denen Architekturstu-
dentInnen Konzepte und Pläne für ein Urban Camping Hotel entwarfen.

In den letzten Jahren entwickelte sich die Siedlung zu einem Ort, in dem unter-
schiedlichste Aktivitäten neben der reinen Wohn- und Übernachtungsfunktion
entstanden. So wurde Urban Camping zu einem kleinen Festival im Festival und
damit zu einer kleinen Stadt in der Stadt.

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URBAN CAMPING                                                                       Kooperationspartner:

PROJEKTE beim URBAN CAMPING

Zweieintopf: Nukleus
Im Jahr 2013 wurde vom Künstlerduo eine Skulptur aus dem Gestänge bau-
marktüblicher weißer Partyzelten erstellt und auf der Wiese neben der Siedlung
positioniert. Die fragile Konstruktion, die in ihrer alltäglichen Nutzung meist
spätestens nach dem ersten Windstoß im Müll landet, stellt einen klaren Gegen-
satz zur wuchtigen Masse des Erzberges dar, der nach hunderten von Jahren die
Wünsche und Bedürfnisse nach immer neuen Produkten immer noch speist.

Numavi Tonstudio
Numavi Records eröffnete 2014 ein Tonstudio in einer leerstehenden Wohnung.
Junge Bands aus dem Raum Eisenerz und Bands des Grazer Labels nahmen im
eigens dafür eingerichteten Recording Studio Songs aus deren Repertoire auf. Es
wurde gleich vor Ort gemixed und die Sessions wurden von den Grazer Visual-
Artists OchoReSotto mit drei beweglichen Kameras im Liveschnitt videodoku-
mentiert und anschließend in Eisenerz im Zuge des Rostfests als Serie präsen-
tiert. Mittlerweile wurde der Sampler auf dem Label released.

Trockenschiss und Waschlappen - Symposium/Intervention
Kurt Weckel und Günter Miklenic vom Verein Symposion Lindabrunn machten
mit ihrem Hack-Bus 2014 in Münichtal halt. Experimentelle Laboratorien sind
Ausgangspunkt der Planung, Errichtung und des Betriebes alternativer und
resilienter Lebensformen parallel und in friedlicher Koexisenz zur Monokultur
des globalen Ökonomismus. Im Urban-Camping-Areal wurde ein Social-Design-
Happening in Form des Campus einer nomadischen “Universaluniversität der
Lebenskunst” konzipiert. Eine Woche wurden alternative Lebensformen im
Münichtal diskutiert und gelebt und mit Beteiligung der Öffentlichkeit alternati-
ve Ver- und Entsorgungssysteme theoretisch und praktisch umgesetzt. Vor allem
die Kooperation mit Bewohnern der Siedlung stellte sich als besonders berei-
chernd dar.

Kommunikationsformen (ZVK)
Das Kollektiv GDS arbeitete 2015 an der Verbindung der BewohnerInnen unter-
einander beim Festival. Briefleitungen und Schnurtelephone wurden zwischen
den Wohnungen und der ZVK- Zentrale installiert. Jeder Besucher/Bewohner
hatte die Möglichkeit, nach Abgabe eines Kommunikationsgesuchs (Formular
XT3), seine Unterkunft mit anderen zu verbinden.
Eine Unsinnigkeit in Zeiten von Mobiltelephon und Internet, jedoch wird es so
möglich die „virtuellen Räume“, die solche Kommunikationsformen herstellen,
sichtbar zu machen.

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SPONSOREN / KOOPERATIONEN / TEAM

SPONSOREN / KOOPERATIONEN
Energie Steiermark, Abenteuer Erzberg, Neuroth, Land Steiermark (Kultur),
Land Steiermark (Bildung, Familie, Frauen und Jugend), Kunst im öffentlichen
Raum Steiermark, Steirische Eisenstraße 2012 - Tu was, dann tut sich was,
Steirische Eisenstraße, eisenerZ*ART, Eisenerz Stadtgemeinde, Jägermeister,
Grawe, J.Hornig, Eule Koffeinbier, Ochoresotto, Numavi Records, Elevate Festival,
Makava, Napalm Records, Austromechana, Alpin Resort Erzberg Eisenerz,
Hackbus, Komm.st, Radio FM4, bkdat.net, Fahrleitner, RM Obersteiermark Ost,
Marampa Pub, Jugendzentren Eisenerz & Trofaiach, Schloss Leopoldstein,
Pfarre Eisenerz, TV Erlebnisregion Erzberg, Schichtturm Eisenerz, VA-Erzberg,
Erzhoamat, Verein Wir für Uns, Jägerdamen, Innerberger Forum, Prima
Eisenerz, GIWOG, WSV Eisenerz, SG Eisenerz, Waldgenossenschaft Eisenerz,
ESV Leopoldstein, R2, Lokale Gastronomie, Lokale Beherberungsbetriebe,
Meisterwelten Steiermark, Kombüse, en garde, Lupi Spuma, Genusswerk Pur,
Theater im Bahnhof, Vorstadt Theater, oiXplorer, Das Voyeur, Monochrom,
Lendwirbel, Creativ Industries Styria, TU Graz, FH Joanneum, Bauer Spirits

TEAM
Rainer Rosegger, Elisa Rosegger-Purkrabek, Franz Lammer
Julia Kocher, Bettina Puntigam, Katrin Kober, Patricia Wess, Lisa Obermayer,
Christoph Purkrabek, Marc Pechmann, Manuel Schöndorfer, Hans-Christian
Golob, Gernot Weber, Tom Zwanzger, Christian Sundl, Lukas Matzinger, Adrian
Engel, Anna Lampl, Ines Göringer, Kerstin Huber, Fabian Hammer, Yvonne
Furtner, Kathrin Lichtscheid, Corinna Berger, Sarah Steyrleitner, Lena Giermair,
Andreas Perner, Jasmin Abfalter, Lisa Dietersdorfer, Eva Garcia, Toni Krisper, Joris
Narath, Kinderbetreuung Julia Pichler und Christina Russ
Fotografen: Birgit Bauernfeind, Otmar Lichtenwörther, Lupi Spuma

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PRESSE

              Kleine Zeitung , 09.August 2015

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vom 22.08.2015, 09:55 Uhr                                                   Update: 24.08.2015, 15:23 Uhr

Rostfest

Alte Liebe rostet nicht
Von Adrian Engel

      Ein Fest bringt Leben in eine sterbende Stadt.

                                                                                                            Euro­Förderung vom Bundesland wurde den Bewohnern der Randlagen
         Eisenerz in der Steiermark hat den Ruf einer sterbenden Stadt. Ein
                                                                                                            angeboten, in die Stadt zu ziehen.
         urbanes Fest bespielt Leerstände und trägt damit zu einem
         Imagewandel bei.
                                                                                                            In ihnen werden nun großteils Ferienwohnungen errichtet. Am Erzberg
                                                                                                            wird ein Tunnelforschungszentrum entstehen, das Ausbildungszentrum
         Oliver Ortner wischt sich eine Träne aus dem Augenwinkel. Er erzählt
                                                                                                            für die Nordischen bekommt eine neue Sprungschanzen­Anlage. Die
         von einer Szene eines Dokumentarfilms über den Erzberg. Wenn da
                                                                                                            Eisenerzer sehen ihr Schicksal mittlerweile als Chance. "Wir waren in
         die Kamera über ehemalige Arbeiterwohnungen direkt neben dem
                                                                                                            Österreich eine der ersten Städte, die ein Umsiedlungsprojekt dieser
         Bergwerk schwenkt, muss er immer weinen, sagt er. "In Dachluken
                                                                                                            Größenordnung durchgeführt haben", erzählt Thomas Iraschko, der in
         und Kellern haben sie gewohnt." Arbeitende Helden. Heldenhafte
                                                                                                            der Gemeinde Eisenerz die Abteilung für Wirtschafts­ und
         Arbeiter.
                                                                                                            Bauangelegenheiten leitet.

         "Du Fredi, du warst doch einmal verschüttet", fordert Oliver seinen
                                                                                                            Eisenerz war eine der ersten Städte, die von einem österreichweiten
         Onkel im Vereinslokal des Eisenerzer Eisstockvereins auf, seine
                                                                                                            Phänomen betroffen sind: Landflucht. In den Landeshauptstädten
         Überlebensgeschichte zu erzählen. "Jaja, und ich war sogar
                                                                                                            wachsen die Bevölkerungszahlen, das Land dünnt immer mehr aus.
         bewusstlos", sagt der Mann im extraweiten Jogginganzug zu seinem
                                                                                                            Den größten Zuwachs durch Wanderung verzeichneten Innsbruck (1,7
         39­jährigen Neffen. Die Blütezeit des Bergbaus hat er verpasst.
                                                                                                            Prozent), Graz (1,4 Prozent) und Klagenfurt bzw. Wien (1,3 Prozent).
                                                                                                            Die Revitalisierungsmaßnahme in Eisenerz beginnt langsam zu Greifen.
         Heute braucht es nicht mehr viele Leute, um am Erzberg abzubauen.
                                                                                                            "Ich bin im Vorjahr wieder hierher gezogen", erzählt Lena Giermaier.
         Wegen der fehlenden Arbeitsplätze hat sich die Stadt im Laufe der
                                                                                                            Sie ist 22 Jahre alt, studiert in Graz und wird "wahrscheinlich in Graz
         Jahre um rund zwei Drittel verkleinert. 13.000 Leute wohnten 1961 in
                                                                                                            arbeiten" ­ aber wohnen möchte sie hier am Land. Damit sei sie nicht
         Eisenerz. Heute sind es 4261. Eisenerz ist eine der am schnellsten
                                                                                                            die Einzige. Zwei Freundinnen von ihr wohnen ebenfalls wieder hier.
         schrumpfenden Städte Österreichs. Und mittlerweile ist sie mit einem
                                                                                                            Und auch die wirtschaftliche Besiedlung des Zentrums funktioniert,
         Durchschnittsalter von 53,1 Jahren die älteste Stadt Österreichs.
                                                                                                            erzählt sie: "Ein Lokal, das eine Zeit lang geschlossen war, hat wieder
                                                                                                            aufgemacht. Es gibt einen neuen Frisörladen und bald wird ein
         "Fast alle meine Freunde wohnen nicht mehr hier in Münichtal", erzählt
                                                                                                            Lebensmittelladen aufmachen." Die Eisenerzer Vorreiterrolle hat einen
         Oliver. Doch er zieht nicht weg von der ehemaligen Arbeitersiedlung
                                                                                                            wesentlichen Vorteil: "Hier beschäftigt man sich nicht mehr mit den
         im Norden von Eisenerz. Hier haben seine Verwandten und Nachbarn
                                                                                                            Ursachen, sondern mit den Alternativstrategien", sagt Rainer
         Geschichten geschrieben. Und von Donnerstag bis Sonntag ist auch
                                                                                                            Rosegger.
         wieder etwas los in der Stadt. Zum vierten Mal kommt das Rostfest
         hierher.
                                                                                                            Das Programm des Rostfests wurde im Voraus bei Stammtischen mit
                                                                                                            den Bewohnern zusammengestellt. Neben vielen urban­hippen
         Wie kann man diese gebeutelte Stadt nachhaltig fördern? Diese Frage
                                                                                                            Programmpunkten gibt es auch traditionelle Feiermomente wie ein
         stellen sich Elisa Rosegger­Purkrabek, Franz Lammer und Rainer
                                                                                                            Tanz­ und Kaffekränzchen. Das Frühstück für die Urban Camper
         Rosegger. Sie veranstalten das Rostfest, das, wie sie es nennen,
         "Festival für regionale Impulse". In den vielen leerstehenden                                      bereitet der Eisstockverein in seiner Hütte zu. Oliver Ortner, der –
         Wohnungen, Lokalen und Geschäften gibt es Kunstinstallationen,                                     ebenfalls in vereinsinternem Jogging­Anzug ­ beim Servieren hilft, hat
         Konzerte und Mitmach­Sportevents. Im verfallenen Erdgeschoss des                                   "eine Riesenfreude". Es tut sich wieder etwas in der Siedlung. So wie
         Festivalzentrums, das früher einmal das Einkaufszentrum einer der                                  früher jedes Wochenende.
         reichsten Städte Österreichs war, haben junge Grazer das Gasthaus
         "Zur Requisite" eingerichtet.                                                                      Auch deshalb möchte Oliver nicht wegziehen. Er findet als Tischler
                                                                                                            keine Anstellung, sondern reinigt Wege und Wiesen für eine
         Ein aus alten Holzplatten zusammengeschusterter Bartresen, ein alter                               Dienstleistungsfirma. Manchmal ist ihm langweilig, denn seine Freunde
         Luster auf einer Stehlampe, drei ältere Herren auf schwachen                                       sind ja weggezogen. "Aber ich kann wenigstens die Geschichten von
         Holzsesseln – beim Rostfest feiern junge urbane Menschen mit der                                   früher erzählen", sagt er. Beim Rostfest werden 10000 Leute erwartet.
         betagten Eisenerzer Dorfcommunity. Im Eck spielen Bands, daneben                                   Oliver hat sich freigenommen.
         und im verwinkelten Hinterraum stehen und hängen Bilder, kleine
         Skulpturen und Installationen. Im ersten Stock tanzen die
                                                                                               URL: http://www.wienerzeitung.at/nachrichten/oesterreich/chronik/770120_Alte­Liebe­rostet­nicht.html
         Festivalbesucher in den Nächten auf dem Boden eines alten
         Kleidergeschäfts zu elektronischer Musik.                                                                                                                                  © 2017 Wiener Zeitung

         Geschlafen wird in der Münichtalsiedlung. In den verlassenen
         Wohnungen gibt es keinen Strom oder fließendes Wasser. Urban
         Camping nennt sich dieser alternative Wohnstil. Der Charme des
         Postindustriellen hat eine große Anziehungskraft. Alle 60 Wohnungen
         sind seit letzter Woche ausgebucht.

         Ein Imagewandel, der den Bewohnern ein neues Selbstbewusstsein
         verschafft hat. "Früher haben viele Leute gesagt: 'Es ziehen alle weg,
         hier funktioniert nichts.' Heute sind sie viel positiver eingestellt", sagt
         Elisa Rosegger. Entstanden ist das Rostfest im Fahrwasser des Projekts
         "redesign Eisenerz 2021". Vor zehn Jahren entwickelten der Soziologe
         Rainer Rosegger und der Architekt Werner Nussmüller ein
         Maßnahmenprogramm, mit dem Eisenerz bis 2021 wieder eine
         attraktive Stadt werden soll. Die Stadt soll auf ihr Zentrum
         komprimiert und der Tourismus ausgebaut werden. Mit einer 220.000­

                                                                                                                                                                        Wiener Zeitung, 22.August 2015

                                                                                             19
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EISENERZ

Erstmals Jugendcamp beim Rostfest
Erstmals ndet im Rahmen des Rostfestes in Eisenerz das Rostcamp statt. Jugendliche können in Workshops ihre
Kreativität entdecken. Von Maria Schaunitzer
15.12 Uhr, 17. Juli 2015

Das Rostfest in Eisenerz kümmert sich jetzt quasi auch aktiv um den Künstler-
Nachwuchs: Denn heuer findet im Rahmen des Kulturfestivals erstmals das
sogenannte Rostcamp, eine Kreativwoche für Jugendliche 14 Jahren bis 22
Jahren, statt. Fünf Tage lang sollen die Nachwuchskünstler mit Experten für
Grafik, Foto, Video und Visuals werken. Von innovativ bis schräg – alles ist erlaubt.
„Das Ziel ist es, den Jugendlichen, vor allem aus der Obersteiermark,
verschiedene Kunst-Formate vorzustellen und ihnen auch Berufsperspektiven
aufzuzeigen“, erzählt Elisa Rosegger-Purkrabek vom Rostfest-Organisationsteam.
„Die Jugendlichen sollen auch lernen, wie sie ihre eigenen Ideen und Projekte
umsetzen können“, so Rosegger-Purkrabek weiter. Unterstützung bekommen sie
dabei von namha�en Künstlern, wie vom Fotografenkollektiv Lupi Spuma oder                    In Workshops zu den Themen Grafik, Foto, Video und Visuals können
den Visual-Künstlern von Ochoresotto – allesamt bereits seit Jahren Fixstarter               Jugendliche ihre Kreativität ausleben © Schaunitzer
beim Rostfest.

  INFOS ZUM ROSTCAMP

  Das Rostcamp findet im Rahmen des Rostfestes statt und ist ein Kreativcamp für Jugendliche. Von 17. bis 21. 8. leiten Experten für Grafik,
  Foto, Video und Visuals Workshops.

  Ergebnisse werden beim Rostfest präsentiert.

  Infos und Anmeldung unter www.rostfest.at/rostcamp-2015/ (http://www.rostfest.at/rostcamp-2015/). Ermäßigung mit Checkit Card.

                                                                                                                                  Kleine Zeitung, 17.Juli 2015

(https://logs128.xiti.com/go.ad?xts=548095&atc=INT-1113-
[open::steiermark]&type=AT&&url=http://st029rz5.edis.at/leadad/2017/adventtest/lead_webhook.php)

In Projekte eintauchen

„Es war immer schon eines unserer Ziele, Jugendliche der Region verstärkt einzubinden, bisher scheiterte das Rostcamp an der Finanzierung.
Heuer hat es endlich geklappt“, freut sich Rosegger-Purkrabek. An den ersten beiden Tagen wird es eine Art Orientierungsphase geben, an
denen die Jugendlichen die verschiedenen Sparten genau unter die Lupe nehmen können. An den beiden darau�olgenden Tagen können sie
sich dann ein Projekt aussuchen, in das tiefer eingetaucht wird. Die Ergebnisse werden am Erö�nungstag des Rostfestes ö�entlich präsentiert.
Plätze sind noch zu haben.

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EISENERZ

Eisenerz rastet und rostet keineswegs
Jugendliche aus ganz Österreich griffen bei dem ersten Rostcamp in Eisenerz ganz tief in die kreative Trickkiste –
in verschiedenen Workshops rund um Gra k, Foto, Video und Visuals.KATARINA JELICIC
14.10 Uhr, 22. August 2015

Diese Woche ging das Rostcamp in Eisenerz in die erste Runde. Teilnehmer aus
allen Regionen Österreichs im Alter von zwölf bis 22 Jahre nahmen an
verschiedensten Workshops teil. Hauptorganisatorin Katrin Nora Kober nutzte die
vielen Leerstände in der Stadt Eisenerz, um vorübergehend mit den sieben
Teilnehmern in eines dieser Gebäude einzuziehen.

Hauptintention

Die Hauptintention des ersten Rostcamps war es, den Jugendlichen eine
Möglichkeit zu geben, in verschiedene Berufsbereiche hineinzuschnuppern und
mithilfe von Kreativworkshops selbst Projekte auf die Beine zu stellen. Durch
                                                                                      Die jungen Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Rostcamps waren
solche Projekte solle den Jugendlichen auch mitgegeben werden, dass es in der         sichtlich mit viel Spaß bei der kreativen Sache © Katarina Jelicic
Heimat doch am schönsten sei – falls sie diese für eine Ausbildung verlassen,
meint Kober.

Es gab mehrere Highlights für die Teilnehmer. Von einer Haulyfahrt mit Fotosafari über das Bedrucken von T-Shirts bis hin zum Bemalen einer
Wand mit Gra�itis konnten die Teilnehmer unvergessliche Momente genießen.

Gelegenheit genützt

Die meisten von ihnen wurden durch ihre Mütter auf das Rostcamp aufmerksam und nutzten die Gelegenheit. „Ich habe hier so tolle
Freundscha�en geschlossen, und mache nächstes Jahr auf jeden Fall wieder mit“, meint Sheila Basic aus Trofaiach.

Wegen vieler positiver Rückmeldungen, die Katrin Kober zurückbekam, möchte sie sie das Rostcamp im kommenden Jahr auf alle Fälle
wiederholen. „Vielleicht scha�en wir es auch, dass das Rostcamp zu einer Tradition für Eisenerz wird, wie schon das Rostfest selbst“, sagt
Kober.

Hannes Hubner aus Mautern erzählt, dass der Videodreh zu seinen persönlichen Highlights zähle. Dabei habe man sich in kleineren Gruppen
zusammengeschlossen und einen Dokumentationsfilm gedreht. Die Filmer haben mehrere Menschen zum Thema Rostfest und Rostcamp in
Eisenerz befragt und nur positives Feedback bekommen.

Zu den absoluten Höhepunkten von Lena Langitz aus Wien zählte das Gestalten von Gra�itis. Hier wurde ebenfalls in einer Kleingruppe
gearbeitet. Die Jugendlichen dur�en mit selbstentworfenen Designs eine Hauswand verschönern. Die sieben Teilnehmer wollen das
Rostcamp mit einem Besuch am Rostfest ausklingen lassen.

Am Smstag gibt es noch die Möglichkeit, bei freiem Eintritt mehrere Veranstaltungen zu besuchen, oder verschiedenen Musikacts zu lauschen.
Dann geht das vierte Rostfest in Eisenerz zu Ende und man wartet mit Spannung auf eine Fortsetzung im kommenden Jahr.

Die meist gelesenen Geschichten aus der Steiermark
                                                                                                                             Kleine Zeitung, 22.August 2015
                   SÜD & SÜDWEST
              Tunnelbohrmaschine muss freigesprengt werden
              (http://www.kleinezeitung.at/steiermark/suedsuedwest/5326077/index.do)
(http://www.kleinezeitung.at/steiermark/suedsuedwest/5326077/index.do)

                   LEOBEN
                                                             21
                   Enge Zusammenarbeit: Montanuni und Landstreitkräfte
                   (http://www.kleinezeitung.at/steiermark/leoben/5326994/index.do)
Österr
                                                                                                                                                                                               Arbeit
                                                                                                                                                                                               schwe

                                                                                                  © Florian Supé

profil.at › Kultur                                                                                          //shortlist

Rostfest: Ein Schuss Kultur in                                                                                 1
                                                                                                 Besonders wichtigArzt-Urteil
                                                                                                                   ist der Organisatorin
                                                                                                                 Parlament
                                                                                                 Regionalentwicklung
                                                                                                                              landet im und Projektmanagerin für Stadt- und
                                                                                                                     das urbane junge Publikum für die Bevölkerung nicht als Fremdkörper
                                                                                                                   Das Urteil im Fall des                                                      Österr

die Adern des Erzberges
                                                                                                 erscheinen zu lassen.  Diese Arztes
                                                                                                                  steirischen Absicht   zeigt Wirkung, das Festival überwindet
                                                                                                                                     sorgt                                                     Der Ve
                                                                                                                 weiter für
                                                                                                 Generationenbarrieren  und Wirbel.
                                                                                                                             verbindet Menschen mit unterschiedlichen Lebensentwürfen.         Stiwol
                                                                                                                                            mehr ►
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Von Florian Supé ( 25. 8. 2015 )
                                                                                                               2    Koalition: Die
                                                                                                 zeigen, ihre Stadt selbst zu gestalten.
                                                                                                                    bisherigen Ergebnisse
                                                                                                                   Schwarz-Blau rasch einig bei
                                                                            1 Kommentar                           Asyl, Migration, Sicherheit
                                                                                                 Viele Eisenerzer waren  zunächst skeptisch, „kamen aber einmal schauen“. Inzwischen ist
                                                                                                                   und Polizei – ...
                                                                                                 das Rostfest für sie nicht mehr wegzudenken,
                                                                                                                                      mehr ► mit ihrer Billigung verwandelt sich die Stadt

                                                                                                               3
                                                                                                 für ein Wochenende
                                                                                                                 WGinstatt
                                                                                                 Besucherzahlen lassen
                                                                                                                      ein Mekka  der Alternativszene.
                                                                                                                           Pflegeheim
                                                                                                                       sich aufgrund
                                                                                                                 Wie Senioren         der offenen Struktur und des freien Eintritts schwer
                                                                                                                              und Studenten
                                                                                                                   sich einen Haushalt teilen.
                                                                                                 messen, doch die Organisatorin spricht von
                                                                                                                                     mehr ►
                                                                                                                                            geschätzten 3000 Menschen bei der ersten
                                                                                                 Ausgabe 2012. Nach einer Umfrage unter Einwohnern und treuen Rostfest-Fans steht fest,        Meinu
                                                                                                 dass es zumindest subjektiv jährlich mehr werden.                                             Martin
                                                                                                                                                                                               Katego

                                                                                                 VON DER GEISTERSIEDLUNG ZUM HIPPIECAMP
                                                                                                 Auch bei den Schlafplätzen wurde darauf geachtet, Leerstände zu bespielen, es wird in einer
                                                                                                 Wohnsiedlung außerhalb des Stadtkerns gecampt. Die „Hitlerbauten“ im Münichtal boten
                                                                                                 nach dem Zweiten Weltkrieg Platz für über 3000 Menschen, viele davon Arbeiter am
                                                                                                 Erzberg. Heute stehen die meisten Wohnungen leer, zögerlich wird renoviert. An diesem
                                                                                                 Wochenende haben jedoch tausende Festival-BesucherInnen in den biederen, unmöblierten
                                                                                                 Zimmern mit muffigen Tapeten und 70er Jahre-Flair ihre Schlafsäcke aufgeschlagen.
                                                                                                                                                                                               Kultur
                                                                                                                                                                                               "Histo
 © Florian Supé                                                                                                                                                                                Gemäl

In Eisenerz, ehemals Industriestandort mit rund 11.000 Einwohnern,                                                                                                                              Neue
                                                                                                                                                                                                (yach
treten die wirtschaftlichen Herausforderungen der Obersteiermark
                                                                                                                                                                                                 Codi
symptomatisch hervor. Gerade hier, in einer von Bevölkerungsschwund                                                                                                                              (e-m

geprägten Gegend, siedelt sich eine Kreativszene an, die mit dem                                                                                                                                 Zahn
                                                                                                                                                                                                 (lusta
Rostfest bereits zum vierten Mal einen kulturellen Höhepunkt setzt.

Die Festivalzentrale, eingerichtet in einer ausrangierten Arztpraxis im Ortszentrum, wird
                                                                                                                                                                                                 Hend
von Kaffeegeruch, Kabelsalat und in Organisation begriffenen Menschen dominiert. Viel Zeit                                                                                                       (gust
hat Elisa Rosegger-Purkrabek nicht, und auch mit ihrer strapazierten Stimme muss sie
sparsam umgehen. Ein wenig von beidem opfert die junge Grazerin dennoch, um vom
Konzept des Festivals zu erzählen, das sie 2012 gemeinsam mit Franz Lammer und Rainer                                                                                                            Lebe
Rosegger aus der Taufe gehoben hat.                                                                                                                                                              (tren
Leerstände bespielen und Leben in die Stadt bringen, lautet die Devise. Die Auftritte der
Bands finden nicht in einem abgezäunten Gelände statt, sondern mitten im Zentrum.
Abschreckend wirkende leere Häuser, an denen die Bewohner für gewöhnlich vorbeigehen,
                                                                                                                                                                                                 führt
werden zu Locations umfunktioniert und in Szene gesetzt.                                                                                                                                         (tv-m

                                                                                                                                                                                                 Vign
                                                                                                                                                                                                 (auto
                                                                                                 Die Münichtalsiedlung vor dem Fest                                © Florian Supé

                                                                                             Es herrscht Betrieb auf den Zufahrtsstraßen, vor den Häuserzeilen reiht sich Auto an Auto.          (new

                                                                                             Da wird Gitarre gespielt, Kaffee gekocht, Bier getrunken. Wie eine moderne Hippie-
                                                                                             Kommune wirkt die Siedlung, Reihenhausidylle paart sich mit dem Charme der großen
                                                                                             Freiheit.

                                                                                             Das „Zentrum für veraltete Kommunikation“ verlegt auf Wunsch Bechertelefonleitungen,
                                                                                             alte Frauen in Schürzen servieren dreadgeschmückten Menschen glücklich selbstgemachten
                                                                                             Kuchen. Man genießt die Natur und den aufgeklarten Himmel, die Kreativität sprüht
                                                                                             Funken. Durch den Schleier der temporären kitschigen Situation hindurch bekommt man
                                                                                              Österreich
                                                                                             eine Ahnung, wie lebendig
                                                                                              Arbeiterkammer:   Rudolf das Münichtal
                                                                                                                       Kaske geht infrüher gewesen sein muss.
                                                                                                 schweren Zeiten von Bord

  © Florian Supé

                                                                                                                                                                    Profil, 25.August 2015
                                                                                            22
Besonders wichtig ist der Organisatorin und Projektmanagerin für Stadt- und
Regionalentwicklung das urbane junge Publikum für die Bevölkerung nicht als Fremdkörper
Das „Zentrum für veraltete Kommunikation“ verlegt auf Wunsch Bechertelefonleitungen,
alte Frauen in Schürzen servieren dreadgeschmückten Menschen glücklich selbstgemachten
Kuchen. Man genießt die Natur und den aufgeklarten Himmel, die Kreativität sprüht
Funken. Durch den Schleier der temporären kitschigen Situation hindurch bekommt man                  © Florian Supé

eine Ahnung, wie lebendig das Münichtal früher gewesen sein muss.

                                                                                                    ZUSAMMENRÄUMEN VERBINDET
                                                                                                    Sonntag Mittag ist es in Eisenerz still, die Bühne steht bizarr wie ein Alien am
                                                                                                    menschenleeren Bergmannplatz. Hier und da sind gedämpft Aufräumungsarbeiten im
                                                                                                    Gange. Die Sonne strahlt, ein böiger Wind zerrt an herumliegendem Flitter und anderen
                                                                                                    Überbleibseln der Nacht. Man muss ein wenig suchen, bis man ein geöffnetes Café findet.
                                                                                                    Ein paar letzte Rostfestler sitzen auf den Klappsesseln, aber der Ausnahmezustand ist
                                                                                                    vorbei. Die Schlafsäcke im Münichtal werden zusammengerollt, auf der Hauptstraße treiben
                                                                                                    Fahrgemeinschaften den städtischen Ballungszentren entgegen.

                                                                                                    Übrig bleibt eine Stadt, die zu groß ist für ihre wenigen Menschen. Eine Stadt die viel bietet,
                                                                                                    nur keine Arbeitsplätze. Weniger als 4500 Einwohner und Einwohnernnen müssen hier die
                                                                                                    Infrastruktur für 11.000 erhalten.

                                                                                                    Bürgermeisterin Christine Holzweber (SPÖ), seit 2009 im Amt und kürzlich wiedergewählt,
                                                                                                    strahlt jedoch Zuversicht aus. „Das Eingekesselt-Sein bringt gewisse Vorteile. Man kann
                                                                                                    ruhig leben, aber gleichzeitig vieles erleben.“ Es sei viel los, vom Erzbergrodeo bis zum
                                                                                                    Rostfest, vom Wandern zum Bergsteigen. „Hoffentlich kann das noch lange finanziert
 Der Bergmannplatz verwandelte sich in eine große                 © Florian Supé
                                                                                                    werden.“
 Tanzfläche

Ein Bewohner erzählt von seiner Kindheit unter rund 100 Gleichaltrigen, zeigt dann auf
Nachbarhäuser und nennt die Vornamen der letzten Menschen, die in seiner Nähe wohnen.
wegzuziehen. Dennoch ist er zuversichtlich, was die Zukunft betrifft. „Da unten werden
Ins Zentrum ziehen will er nicht, zu viel Geld hat er in die Renovierung gesteckt. Es gäbe
Wohnungen     renoviert,in
zwar viel Infrastruktur  und  wenn da
                           Eisenerz, einkeiner hinziehen
                                         Krankenhaus,     will,
                                                      viele     würden
                                                            Schulen, diesie das ja nicht machen!“
                                                                         Schisprungschanze.
Doch keiner weiß wie lange noch, die fehlende Arbeit zwinge die meisten Jungen,

TANZEN IM SCHATTEN DES ERZBERGES
Gegen Nachmittag bewegt sich die Menschenmasse mittels Shuttlebussen ins Ortszentrum.
Beim „Schlagergarten Gloria“ tanzt eine Menge ausgelassener Alternativlinge zu jenen Hits
der 50er und 60er, die ihre Eltern vermutlich peinlich fänden, ein Poetry Slam mit
formidablem Line-Up macht Geschmack auf performte Literatur, Kunstinstallationen, Sport
und Koffeinbier lassen
keine Wünsche offen.

Das Publikum ist deutlich älter als bei den Großveranstaltungen des Festivalsommers, die
zeitgleich stattfindenden Highlights Frequency und Lake Festival haben die Besucherzahlen
augenscheinlich wenig beeinflusst. Das Groß der Angereisten ist in seinen 20ern und
festivalerfahren, die sauberen Sanitäranlagen werden genauso goutiert wie das vorhandene             © Florian Supé

Kinderprogramm.
Freitag bringen Klumzy Tung und Rakede das Publikum Open Air zum Kochen, Samstag die
                                                                                                    Am Erzberg, dem die Stadt ihre wirtschaftliche Blüte in der frühen Neuzeit verdankte, wird
Lokalhelden Gnackwatschn und die harten Bostoner Burschen von Slaphot. Musik für jeden
                                                                                                    auch heute noch Erz abgebaut. „Mehr als je zuvor“, wie Holzweber festhält, jedoch mit
Geschmack wird in verschiedenen leerstehenden Häusern aufgetischt, die BewohnerInnen                weitaus weniger Menschen. Knapp 200 sind noch in der Sparte beschäftigt, einst waren es
des Zentrums nehmen die Zwangsbeschallung gelassen.                                                 3000. Schätzungen zufolge kann in Eisenerz noch bis mindestens 2030 wirtschaftlich Metall
                                                                                                    abgebaut werden, für die Zeit danach wird bereits vorgesorgt.

                                                                                                    „Der Tourismus ist ein zartes Pflänzchen, das wir aufziehen müssen. Wir geben zu, wir
                                                                                                    müssen das erst lernen.“
                                                                                                    Ob man die zahlreichen Leerstände nicht nützen könnte, um Flüchtlinge aufzunehmen?
                                                                                                    „Wir haben bereits seit längerer Zeit Kontakt mit dem Land aufgenommen, und wenn die
                                                                                                    Anzahl verträglich ist, werden wir sicher Asylwerber aufnehmen.“
                                                                                                    Auch Elisa Rosegger-Purkrabek sieht die Zukunft positiv. Die Rostfest-Organisatorin glaubt,
                                                                                                    dass es generell wieder attraktiver wird, auf das Land zu ziehen. „Räume und Ressourcen
                                                                                                    sind da“. Sie müssen nur genützt werden.

                                                                                                                         Jetzt profil JAHRESABO &
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 © Florian Supé
                                                                                                    Kommentar verfassen
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                                                                                              23
ZUSAMMENRÄUMEN VERBINDET
Sonntag Mittag ist es in Eisenerz still, die Bühne steht bizarr wie ein Alien am
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Rostfest: Leerstand feiern in Eisenerz                                                                Rostfest: Leerstand feiern in Eisenerz
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                                                                                                      VIDEO                                                                   meisten
                                                                                                                                                                           POSTINGS
21. August 2015, 19:00                                                                                21.Besucher
                                                                                                          August 2015,kommen
                                                                                                                       19:00 wegen der entspannten Atmosphäre nach Eisenerz, wegen
Das Festival bespielt bis Samstag leerstehende Räume in Eisenerz und                                    der
                                                                                                      Das   Nähe bespielt
                                                                                                          Festival  zu den Einheimischen   und dem Urban
                                                                                                                            bis Samstag leerstehende RäumeCamping,   dem
                                                                                                                                                           in Eisenerz undCampen in
thematisiert regionale Entwicklungsmöglichkeiten                                                        leerstehenden
                                                                                                      thematisiert       Wohnungen.
                                                                                                                   regionale Entwicklungsmöglichkeiten
               Immobilien, die zu Ihnen passen, finden Sie auf derStandard.at/Immobilien.
Meistens ist es recht ruhig in Eisenerz. Seit Jahrzehnten kämpft die einst stolze                        Urban ist
                                                                                                      Meistens    Camping
                                                                                                                     es recht ruhig in Eisenerz. Seit Jahrzehnten kämpft die einst stolze
steirische Bergbaustadt mit Abwanderung, Leerstand und Überalterung. Wenn                             steirische Bergbaustadt mit Abwanderung, Leerstand und Überalterung. Wenn
aber 800 vorwiegend junge Menschen die leerstehenden Arbeiterwohnungen                                   Sechs
                                                                                                      aber        bis zehn Personen
                                                                                                            800 vorwiegend               können die
                                                                                                                               junge Menschen     gemeinsam    eine Wohnung
                                                                                                                                                      leerstehenden               mieten, kleinere
                                                                                                                                                                     Arbeiterwohnungen
im Münichtal am Eisenerzer Stadtrand beziehen, dann ist für ein paar Tage                             imGruppen
                                                                                                         Münichtaloder      Einzelpersonen
                                                                                                                      am Eisenerzer           teilen
                                                                                                                                       Stadtrand     sich ihre
                                                                                                                                                  beziehen,    Unterkunft
                                                                                                                                                             dann ist für einmit anderen.
                                                                                                                                                                              paar Tage Nebenan
etwas los. Dann ist Rostfest.                                                                            wohnen
                                                                                                      etwas         vielleicht
                                                                                                              los. Dann        andere Festivalbesucher, vielleicht auch eine Eisenerzer
                                                                                                                          ist Rostfest.
                                                                                                          Familie, die seit 30 Jahren in der Siedlung lebt. "Letztes Jahr hat eine Frau aus
                                                                                                          der Siedlung mit einem Kinderwagen kleine Schnapsflaschen an die Camper
                                                                                                          verteilt", erinnert sich Festivalbesucher Georg Plank, der zu seinem zweiten
                                                                                                          Rostfest drei Tage lang zu Fuß gepilgert ist.

                                                                                                                                            

internal                                                                                              internal

"Zuerst waren wir skeptisch", sagt eine der wenigen Anrainerinnen aus der                             "Zuerst waren wir skeptisch", sagt eine der wenigen Anrainerinnen aus der
Siedlung über ihre temporären Nachbarn. "Aber so sind die Eisenerzer:                                 Siedlung über ihre temporären Nachbarn. "Aber so sind die Eisenerzer:
gegenüber Neuem zuerst immer negativ. Dabei gibt es überhaupt keine                                   gegenüber Neuem zuerst immer negativ. Dabei gibt es überhaupt keine
Probleme, das sind alles so brave, freundliche junge Leute."                                          Probleme, das sind alles so brave, freundliche junge Leute."

Festival für regionale Impulse                                                                        Festival für regionale Impulse

Mittlerweile hat sich das Rostfest bei der ansässigen Bevölkerung einen guten                         Mittlerweile   hat sich das Rostfest bei der ansässigen Bevölkerung einen guten
                                                                                                         foto: sarah brugner
Ruf erarbeitet. Das dreitägige "Festival für regionale Impulse" findet zum vierten                    Ruf erarbeitet. Das dreitägige "Festival für regionale Impulse" findet zum vierten
Mal statt und bespielt die Stadt mit Konzerten, Ausstellungen, Performances,                          Mal   statt und
                                                                                                         Alfred        bespielt
                                                                                                                  Haider         dieEisenerzer
                                                                                                                           ist ein   Stadt mit Konzerten,
                                                                                                                                                Urgestein,Ausstellungen,
                                                                                                                                                            hat 40 Jahre amPerformances,
                                                                                                                                                                               Erzberg gearbeitet
Lesungen und vielen weiteren Programmpunkten, die sich mit der Region und                             Lesungen     und vielen
                                                                                                         und schenkt            weiteren Programmpunkten,
                                                                                                                         im Vereinslokal                      die sich mit
                                                                                                                                            des Eisschützenvereins         der Regionaus,
                                                                                                                                                                        Leopoldstein  und das
ihren Herausforderungen beschäftigen.                                                                 ihren  Herausforderungen
                                                                                                         direkt                      beschäftigen.
                                                                                                                  neben dem Urban­Camping­Areal          liegt. "Die letzten zehn Jahre waren
                                                                                                          traurige Jahre hier in Eisenerz, es hat sich nicht mehr viel getan", sagt er.
Häkeln für den guten Zweck, ein künstlerischer Rundgang am Erzberg und ein                            Häkeln für den guten Zweck, ein künstlerischer Rundgang am Erzberg und ein
Tanzkränzchen mit Oldies, Schlagern und Discokugel gehören genauso dazu
                                                                                                         "Durch das Rostfest ist wieder ein bisschen Leben in die Gegend gekommen.
                                                                                                      Tanzkränzchen mit Oldies, Schlagern und Discokugel gehören genauso dazu
wie Diskussionsrunden, die Open­Air­Bühne auf dem Bergmannplatz und                                   wieEs tut sich wieder was,
                                                                                                          Diskussionsrunden,  die überall ist was los,
                                                                                                                                  Open­Air­Bühne    aufdas
                                                                                                                                                        demist wie bei einemund
                                                                                                                                                             Bergmannplatz
spätabendliche Clubabende.                                                                               Ameisenhaufen.
                                                                                                      spätabendliche      Wunderschön!"
                                                                                                                      Clubabende.

Freier Eintritt                                                                                         Samstag
                                                                                                      Freier       ist der letzte Tag des diesjährigen Rostfests, dann wird es wieder
                                                                                                             Eintritt
                                                                                                          ruhig in Eisenerz. (Video: Sarah Brugner & Michael Luger, 21.8.2015)
"Wir bespielen vor allem leerstehende Räume und wollen gemeinsam mit der                              "Wir bespielen vor allem leerstehende Räume und wollen gemeinsam mit der
Bevölkerung Projekte umsetzen und die Einwohner mit Gästen von außen                                  Bevölkerung
                                                                                                         Link        Projekte umsetzen und die Einwohner mit Gästen von außen
vernetzen.", sagt Elisa Rosegger­Purkrabek vom Rostfest­Organisationsteam.                            vernetzen.", sagt Elisa Rosegger­Purkrabek vom Rostfest­Organisationsteam.
Um möglichst viele Leute nach Eisenerz zu locken, findet das Festival bei                             UmRostfest
                                                                                                           möglichst viele Leute nach Eisenerz zu locken, findet das Festival bei
freiem Eintritt statt. Die Besucher – im vergangenen Jahr waren es etwa 5000 –                        freiem Eintritt statt. Die Besucher – im vergangenen Jahr waren es etwa 5000 –
können aber Rostanteile erwerben und die Veranstaltung so unterstützen.                               können aber Rostanteile erwerben und die Veranstaltung so unterstützen.

 © STANDARD Verlagsgesellschaft m.b.H. 2017
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foto: sarah brugner                                                                                   foto: sarah brugner

Das Rostfest ist kein Festival, das Publikum mit bekannten Bands, viel                                Das Rostfest ist kein Festival, das Publikum mit bekannten Bands, viel
Spektakel und Massenerlebnis anzieht. Es ist so etwas wie ein Gegenentwurf                            Spektakel und Massenerlebnis anzieht. Es ist so etwas wie ein Gegenentwurf

                                                                                                                                                               derStandard, 21.August 2015
                                                                                                     24
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