EISENERZ 20.-22.AUGUST2 - DOKUMENTATION - Rostfest
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EINFÜHRUNG ZUM ROSTFEST WAS IST DAS ROSTFEST? Beim ROSTFEST handelt es sich um eines der innovativsten Festivals Österreichs. In einer Region, die geprägt ist von Wandel, Leerständen, Abwanderung der Ju- gend und den damit in Verbindung stehenden sozialen und ökonomischen Prob- lemfeldern, werden mit innovativen neuen Formaten zukunftsweisende regiona- le Impulse gesetzt. Die wirtschaftliche Krise, die seit 20 Jahren in der Region rund um den Erzberg spürbar ist, hat mittlerweile weite Teile Europas erfasst und lässt uns über eine Das Rostfest wird vom Team Post-Wachstums-Gesellschaft nachdenken. Es stellen sich Fragen nach dem Wo- Elisa Rosegger-Purkrabek, Franz Lammer, und Rainer Rosegger seit 2012 umgesetzt. hin, Wie und Warum. Eisenerz ist deswegen für uns ein Ort, wo wir über solche Fragen im aktiven Tun mittels Kunst und Kultur nachdenken. Franz Lammer Musik, Infrastruktur, Kommunikation, Projektmanagement Nachhaltigkeit soll hier also nicht nur drauf stehen, sondern ein integraler Be- Rainer Rosegger standteil der Vorgehensweise sein. Wie wollen wir die Zukunft und den ländlichen Kunst und Diskurs, Projektmanagement Raum, in dem wir (noch) leben, gestalten? Wie funktioniert das Zusammenleben Elisa Rosegger-Purkrabek und wie können wir uns gegenseitig unterstützen? Welche Perspektiven gibt es Nachbarschaftliches und Urban Camping, Projektmanagement für junge Menschen am Land und welche Ressourcen verbergen sich? Das Image der Region um den Erzberg mag „angerostet“ sein. Das Wesen hinter diesen gesellschaftlichen Bildern ist aber anders: Wunderbare Natur die zum in- tensiven Erleben einlädt, der Tagebau als beeindruckende, surreal erscheinende Skulptur und offene Menschen, die trotz aller Widrigkeiten und entgegen der glo- balen Logik hier an diesem Ort geblieben sind. Das Festival fand letztes Jahr nun zum vierten Mal statt. Immer geht es uns dar- um, auf eine lustvolle Art mit den gegebenen Problemen und Herausforderungen umzugehen. Leerstehende Räume werden geöffnet und mit Leben gefüllt: Rad- rennen im leeren Einkaufszentrum, Kunstinterventionen im öffentlichen Raum, Musikbühnen an unterschiedlichen Plätzen und gecampt wird in leerstehenden Wohnungen. Die gesamte Stadt mit ihren Bewohnern und den vielen Besuchern vereint sich. Es wird gemeinsam gestaltet, diskutiert und vor allem auch gefeiert! 3
ROSTFEST - HERAUSFORDERUNGEN UND BEGEGNUNGEN Jedes Jahr ist es eine besondere organisatorische und finanzielle Herausforderung das Festival auf die Beine zu stellen. Entsprechend unserem Grundprinzip wollen wir während des Festivals die Innen- stadt von Eisenerz nicht privatisieren und nur mehr über Kontrollpunkte zugängig machen. Deswegen verzichten wir bewusst auf den Verkauf von Eintrittskarten und Festivalpässen, um allen Menschen und Bevölkerungsgruppen die Möglich- keit zu geben, Teil dieses Festivals zu sein. Nur so können wir dem generationen-, kulturen- und genreübergreifenden Ansatz gerecht werden. Deswegen sind wir auf finanzielle Unterstützung angewiesen. Während wir in diesem Jahr auf deut- lich mehr Sponsoring durch Unternehmen zurückgreifen konnten, stellte sich die Unterstützung durch die öffentliche Hand als schwierig dar. In einer „totgesagten Region“ ist es schwer, die notwendige Unterstützung für ein solches Vorhaben zu erhalten. Es erscheint effizienter, öffentliche Mittel in boomende Regionen zu investieren. Dazu kommt, dass es in diesem Jahr eine allgemeine Kürzung von Kulturförderungsmittel, vor allem für Initiativen im ländlichen Raum, in der Steier- mark gegeben hat. Davon war auch unser Festival betroffen. Bis zwei Wochen vor Veranstaltungsbeginn war noch nicht gewiss, wie und in welcher Form die Veran- staltung durchgeführt werden kann. Diese fehlende Planungssicherheit erfordert viel Fleixibilität in der Durchführung, aber auch immer wieder eine Gradwande- rung zwischen kalkulierbarem Risiko und einem Arbeiten im Prekariat. Aber das ROSTFEST hat von Beginn an den Anspruch trotz aller Schwierigkeiten mit einer positiven Grundausrichtung das Bestmögliche aus den Gegebenhei- ten zu machen. Und so ist es uns auch in diesem Jahr gelungen, mit zahlreichen Programmpunkten an vielen unterschiedlichen Orten KünstlerInnen, Beteiligte und BesucherInnen zu begeistern. Gemeinsam haben wir die Verantwortung in die Hand genommen. Über die ROSTANTEILE haben sich zahlreiche Menschen an der Finanzierung des Festivals beteiligt. Viele haben selbst Hand angelegt und die Vielfalt des Festivals kreiiert. KünstlerInnen haben oft für ein „Gulasch und ein Bier“ sowie der Abdeckung von Spesen spannende Inhalte geschaffen. Weiters haben sich noch zuletzt einzelne öffentliche Institutionen mit einer substantiellen Unterstützung beteiligt, wodurch eine Umsetzung des Vorhabens möglich war. Dank dem Einsatz von vielen konnte auch dieses Jahr rund 6.000 Besuchern ein spannendes und abwechslungsreiches Programm geboten werden. Das ROSTFEST zeichnet sich durch die einzigartige Mischung von Musik und Ac- tion, Kunst und Kultur, Diskurs und Belebung, Natur und Technik, Soziales und 4
BAUSTEINE ROSTFEST Ökonomie sowie Mensch und Maschine aus. Räume, sei es der Leerstand, der öf- fentliche Raum oder die Natur, werden damit bespielt und temporär wieder einer Nutzung zugeführt. Hier vereinen sich Menschen und legen dabei konventionelle Vorstellungen von dem was “zu sein hat” ab. Netzwerke formieren und beteiligen sich und schaffen dadurch das Format ROSTFEST mit neuen Möglichkeiten, wie etwas “sein kann”. RESSOURCEN RAUM Die Zwischennutzung leerstehender Substanz ist ein integraler Bestandteil des Festivals und aus den ersten beiden Jahren sind auch Erfolge für dauer- hafte Nutzungen entstanden. Auch das Kernteam verwandelt jedes Jahr das leerstehende ehemalige Geschäftslokal „Forum“ zum Festivalzentrum. Bei unserem mittlerweile als „Publikumsschlager“ bezeichneten Urban Camping werden 60 leerstehende Wohnungen in der Siedlung Münichtal von rund 500 FestivalbesucherInnen bewohnt und wiederbelebt, zur Freude der Besu- cher als auch der Bewohner in der Siedlung. INTERVENTIONEN & PERFORMATIVES Künstler/innen(kollektive) arbeiteten in und rund um leerstehende Gebäude, beleben Plätze, zeigen auf, provozieren, denken über Vergangenes nach, be- handeln die Zukunft, verändern Perspektiven und Fragen nach Handlungs- strategien. Performances schaffen Spielräume, die zum Nachdenken anre- gen, neue Perspektiven aufzeigen oder einfach zum Mitmachen inspirieren. MUSIK Musik bildet beim ROSTFEST die programmatische Klammer zur Schaffung von Verbindungen zwischen unterschiedlichen (sub)kulturellen Gruppen, Milieus und Generationen. Speziell für das ROSTFEST hat es wieder Produk- tion aus unterschiedlichen Genres gegeben. Gerade in der Heimatstadt un- seres Kooperationspartners, dem international erfolgreichen Musiklabels „Napalm-Records“, sehen wir das als spannende Herausforderung. SPORT UND INTERAKTION Durch originelle sportliche Programmpunkte in Leerständen oder im einzig- artigen Naturraum von Eisenerz wird ein noch breiteres Publikum angespro- chen. Bevölkerung und Besucher treten dadurch in Interaktion. Gemeinsame Projekte wie das Kaffeekränzchen oder das Kinderprogramm vereinen unter- schiedliche Generationen und gemeinsame Interessen. 5
HINTERGRUND UND DISKURS Wir leben in einer Zeit starker Veränderungen. Eine Herausforderung ist die Ab- wanderung vieler junger Menschen aus dem ländlichen Raum und das starke Bevölkerungswachstum in den Städten. Seit Jahren wird versucht Maßnahmen umzusetzen, um dem entgegen zu wirken. Wirklich messbare Erfolge dabei gibt es nicht. Dies liegt wohl zum Teil an den Methoden, die nach wie vor sehr stark konzeptionell wirtschaftsorientiert sind. Hier gelingt es oft nicht, mit Leitbildern und SWOT-Analysen wirklich zu den Menschen vorzudringen und am Boden der gesellschaftlichen Realitäten anzukommen. Zum anderen jedoch werden politi- sche und gesellschaftsrelevante Maßnahmen von den EntscheidungsträgerInnen nur positiv bewertet, wenn sich schnell messbare Erfolge ableiten lassen. Eine gesellschaftliche Entwicklung in den Regionen hin zu neuen Formen des Wirtschaftens und Zusammenlebens braucht Zeit und Passion. Das ROSTFEST wurde im letzten Jahr mit dem Innovationspreis für ländliche Entwicklung im Be- reich Kultur und Soziales ausgezeichnet und will durch innovative Zugänge Nach- haltigkeit in der Region generieren. In diesem Prozess lassen sich folgende Entwicklungsphasen festmachen: Preisverleihung des Innovationspreis von Netzwerk Land IMPULSE IMPLEMENT COLLABORATE PERFORM LOCATE Ausgehend von schrägen, experimentellen und innovativen Impulsen (Impulse), die immer eine konkrete Aktivität verfolgen geht es um die gemeinschaftliche Aktivität (Collaborate). Diese Aktivitäten gilt es in bestimmten Räumen festzuma- chen (Locate). Dadurch werden Spielräume geschaffen (Perform), innerhalb derer ein Ausdruck des gemeinschaftlichen Experiments entsteht. Innovative und zu- kunftsfähige Ideen werden aufgegriffen und eine weitere Umsetzung bzw. dauer- hafte Implementierung (Implement) angestrebt. 6
BETEILIGUNG - COLLABORATE Das ROSTFEST will sich abseits von Flip-Charts und klassischen Partizipationsme- thoden durch unmittelbare Aktivitäten mit verschiedenen Menschen in Verbin- dung setzen und dadurch konkrete Erfolge erzielen. Bereits Monate vor dem Festival werden Stammtische in Eisenerz abgehalten, an denen sich das ROSTFEST-Team mit Bürger/innen aus Eisenerz und der Region vernetzt um gemeinsam Ideen zu entwickeln, Ressourcen zu bündeln und Her- ausforderungen zu begegnen. Durch die Vernetzungstreffen wird über das ganze Jahr ein Rahmen geschaffen, der im August im Festival kumuliert. Durch Kooperationen, wie zB. mit unterschiedlichen Instituten der TU-Graz, können Themen vertieft und auf eine breitere Basis gehoben werden. So wurde beispielweise mit Architekturstudierenden an temporären und dauerhaften Nut- zungskonzepten für das Forum sowie die Münichtalsiedlung in Eisenerz gearbei- tet. Eine wesentliche Rolle spielt beim ROSTFEST die Freiwilligenarbeit. Sogenannte Helping Hands sind wesentlich für die Durchführung des Festivals. Viele Men- schen bringen sich mit ihren Möglichkeiten in die gemeinsame Umsetzung ein. Auch die Beteiligung der BesucherInnen steht hoch im Kurs. Es stellt sich die Fra- ge: Können wir gemeinsam die Verantwortung übernehmen, Impulse für die Re- gion zu setzen? Grundsätzlich kann festgestellt werden, dass Kultur eine wichtige Rolle in der Ent- wicklung der Regionen spielt - Entsprechend einer Studie im Auftrag der Euro- päischen Union, die der Frage nachgeht, welchen Beitrag Kultur für lokale und regionale Entwicklung leisten kann, werden folgende Aspekte genannt : • Kultur kommt eine entscheidende Rolle zu, um die Regionen zu attraktivieren und die Lebens- und Arbeitsqualität zu steigern. • Kulturelle Aktivitäten und Institutionen sind entscheidend für die infrastrukturelle Entwicklung der Regionen. Speziell ehemalige Industrieregio- nen können eine positive Entwicklung über den Faktor Kultur erlangen. • Die Interaktion zwischen landschaftlichem und kulturellem Kapital ist speziell für den ländlichen Raum von besonderer Bedeutung. Das kulturelle Erbe spielt hierbei eine wesentliche Rolle. • Kultur kann einen wesentlichen Beitrag für die Entwicklung eines nachhaltigen und hoch-qualitativen Tourismus spielen. (vgl. Centre for Strategy & Evaluation Services: Study on the Contribution of Culture to Local and Regional Development - Evidence from the Structural Funds. 2010) 7
PROGRAMM 2015 KUNST & KULTUR: Cell City Dieter Puntigam Forum EG Wie eine lebende Zelle, die wächst, sich teilt und stirbt, wurde die CellCity inner- halb des Festivalzentrums zu einem Ort, der sich manifestiert, entwickelt und auf dem Höhepunkt wieder verschwindet. Es blieben Erinnerung und Erzählungen. Umgebungen und Möglichkeiten schaffen ein Mikroklima, das Wachstum zu- lässt oder verhindert. Die Zelle wird und vergeht, sie pulsiert und ist doch Ver- mittler in einer imaginären Stadt mit amorphem Charakter. So wurde die Cell- City Habitat unterschiedliche Darstellungen, Aufführungen und Performances. rost Bara Mankai Cell City Forum EG Barka Mankai ist eine Gruppe von vier Tänzern. Bestehend aus Eva-Maria Klauser- Herrmann, Fabio Coutinho, Flora Schanda und Dimitrije Wentner. Butoh ist ein Ausdruckstanz, entstanden im Japan der 50er Jahre. Wörtlich über- setzt heißt Butoh „Tanz der Finsternis“ und in der Tat düster muten, die langsamen und grotesken Bewegungen und die weiß getünchte Haut an, wenn sie dem Zu- schauer vor Augen geführt werden. Die Cell City in Eisenerz bot dazu eine ebenso groteske, wie vielschichtige Kulisse. The Marampa Project / das Marampa Projekt Juma Hauser Forum EG In Eisenerz gibt es seit 30 Jahren ein kleines Pub mit dem Namen „Marampa“. Der Name bezieht sich auf ein ehemals britisch-koloniales Eisenerzbergwerk in Maram- pa in Sierra Leone. In den 1980er Jahren wurde die Mine von einer Tochterfirma des österreichischen Stahlproduzenten VOEST übernommen - zahlreiche Eisenerzer Familien ließen sich zwischen 1980 und 1985 vorübergehend in Marampa, Sierra Leone, nieder. Die bildende Künstlerin Juma Hauser hat über mehrere Jahre nach Spuren jener Episode gesucht, um diese Geschichte zu rekonstruieren. Im Rahmen des Rostfests 2015 wurden Teile dieses Projekts - mit Fokus auf die Bezüge der Stadt Eisenerz zu Marampa - vorgestellt. Dies erfolgte durch historisches und aktuelles Bildmaterial ebenso wie durch einen Lichtbildvortrag mit Interviewauszügen. The Marampa Project 9
House No. 3: The Final Stage of Outbreak COI & NOISE TRANSMISSION House Nr. 3 Der Körper ist Ausgangspunkt der künstlerischen Arbeit von COI, Medium und Kunstobjekt zugleich. Am Beginn standen Kokons aus Nylon und Vlies, die im „House No.3“ räumlich inszeniert wurden. Noise Transmission begegnete ihnen mit elektronisch verfremdeten Synth-Sounds, druckvollen Gitarren und House Nr.3: The Final Stage of Outbreak eindringlichen Textpassagen. Greifbar und ungreifbar wurde auf diese Weise der ganze Stock des leerstehenden Hauses hinter dem Forum bespielt. Töne die das Stiegenhaus durchdrangen und in der Installation ihre Form fanden liesen Außenstehende nur ahnen, was drinnen geschah! 4270 Miriam Raneburger & Gregor Schlatte 4270 Forum EG Im Zentrum der Arbeit steht der nach außen gerichtete Blick der Eisenerzer, da- mit setzen die beiden Fotografen die im Vorjahr begonnene Serie fort und brin- gen, in Form von Portraits, die Gesichter der Stadt an Wände und in Schaufenster. Das Innere der Stadt, ihre Menschen werden gezeigt und damit greifbar. 4270, der Titel der Arbeit zeigt, wie schon im Vorjahr, die Zahl der in Eisenerz lebenden Menschen. Das sind um fast 150 Leute weniger als im Vorjahr, wo der Titel noch 4418 lautete. Karawane Schabernack Oswaldirücken Jimi Lend, Matthias Ohner, Columbush, Gebrüder Jakob, Sed Erzberg Im Jahr 2015 wurde die bereits zuvor bestehende Kooperation zwischen Voest- Alpine Erzberg mit dem ROSTFEST ausgebaut. Mit der Bespielung des Oswaldirü- ckens in Form eines Rundgangs mit spontanen Darbietungen in Musik, Lesun- gen, Tanz und Performance konnte durch Interventionen an unterschiedlichen Orten eine Achse zwischen der Innenstadt und „dem Berg“ geschaffen werden. Der Oswaldirücken sollte nach diesem erfolgreichen Testlauf zu einer fixen ROSTFEST-Location werden. Karawane Schabernack 10
ZVK - Zentrum für veraltete Kommunikationsformen GDS Urban Camping / Münichtal Das Kollektiv GDS arbeitete 2015 an der Verbindung der BewohnerInnen unterei- nander beim Festival. Briefleitungen und Schnurtelephone wurden zwischen den Wohnungen und der ZVK- Zentrale installiert. Jeder Besucher/Bewohner hatte die Möglichkeit, nach Abgabe eines Kommunikationsgesuchs (Formular XT3), seine Unterkunft mit anderen zu verbinden. Eine Unsinnigkeit in Zeiten von Mobiltelephon und Internet, jedoch wird es so möglich die „virtuellen Räume“, die solche Kommunikationsformen herstellen, sichtbar zu machen. SYMPOSIUM: 10 Jahre „re-design Eisenerz“ ZVK Forum EG / Schichtturm Anlässlich des 10 jährigen Jubiläums des viel beachteten Stadtumbauprogramms „re-design Eisenerz“ zogen wir eine Zwischenbilanz. In diesem Zeitraum konnten in Eisenerz zahlreiche Entwicklungserfolge erzielt werden, die vor einigen Jahren noch unmöglich erschienen: Umfassende Sanierungen und Schaffung eines funk- tionierenden Wohnungsmarktes, Umzüge in die Innenstadt, Alpinressort Eisen- erz, Ausbau des nordischen Ausbildungszentrums, Start für das Zentrum am Berg, neue Impulse im Bereich Gewerbe und Gastronomie. Im Rahmen des Mini-Sym- posium wurden Fragen nach dem Gelungenen, dem Gescheiterten sowie dem künftig Möglichen als auch Wünschenswerten erörtert. Ton, Holz, Bild Jasmin Abfalter & Mario Rampitsch Symposium 10 Jahre re-design Eisenerz Forum EG Die Arbeiten entstehen aus der Perspektive des Handwerks. Unromantisiert und real, so wie es ist. Man sitzt da, Ton, Hände, Sinn und ein bisschen etwas von einem selbst, das man steuern darf aber nicht muss. Man beginnt zu formen und der Rest ist so wenig und so viel zugleich. Die Ausstellung zeigt die den Versuch die menschliche Aufgabe zu meistern, auf die Intuition zu hören, den Fügungen zu folgen, zu schöpfen, in vollen Zügen zu atmen und sich dankbar Schritt für Schritt ums Kleinste hingebungsvoll zu küm- Ton, Holz, Bild mern als wäre es das Größte. Das Arbeiten mit Ton lockt für die Künstler, wie sonst kaum etwas, das Innen fließend in die Hände um es in das Außen zu transportie- ren. 11
visuals ochoresotto Eisenerz Ortszentrum Von OchoReSotto (Stefan Sobotka-Grünewald, Volker Paul Sernetz, Lia Rädler) werden jedes Jahr im Rahmen vom ROSTFEST Eisenerzer Häuserfassaden in neues Licht getaucht. Die ProjektionskünstlerInnen, RaumgestalterInnen und ExperimentalfilmerInnen mit Homebase in Graz verfeinerten und erweiterten auch dieses Jahr ihre Installationen in Eisenerz und brachten den Ortskern wieder zum leuchten. Verwertungen Kunstverein Roter Keil OchoReSotto Schatztruhe Forum Innenhof Nachdem der Kunstverein aus Graz bereits im 2014 den Vorplatz des Alten Forums bespielte, wird auch dieses Jahr wieder ein Teil von Eisenerz durch den Roten Keil belebt. Das erfolgreiche Format aus dem Vorjahr, in dem die KünstlerInnen Material aus der unmittelbaren Umgebung zu Neuem transformieren, wird von den Mitgliedern des Vereins beim diesjährigen Rostfest ausgebaut. Rostcamp - Abschlusspräsentation Roter Keil Rostcamp Werkstatt im „Reiter“ Die im Zuge des ROSTCAMPs entstandenen Projekte werden von den beteiligten TeilnehmerInnen und KünstlerInnen präsentiert. Mit: Sheila Basic / Jonathan Gamperl / Gasthaus zum Laserkeks / Lukas Guschlbauer / Fritz Holzer / Hannes Hubner / Katrin Nora Kober / Lena Langitz / Clemens Plank-Bachselten / Sascha Pseiner / Moritz Scheer / Nicolas Wimmer Rostcamp Gasthaus „Zur Requisite II“ Forum EG Eines hatten die verschiedenen Bestandteile dieser Kneipe gemeinsam: Sie haben allesamt vor ihrem Einsatz in Eisenerz bereits in irgendeinem Rahmen performt. So hatte das Mobiliar schon über zehn Jahre Grazer Bühnengeschichte hinter sich. Geboren wurde das Konzept der Requisite spät nachts auf einem Bal- kon in der Grazer Innenstadt. In Folge dessen wurden Freundinnen und Freunde mobilisiert und schlussendlich pilgerte man mit Sack und Pack nach Eisenerz. Requisite 12
MUSIK: Open-Air Bergmannplatz Freitag Rakede Klumzy Tung Facelift Salomon‘s Wrong Choice Iron Oa Allstars Samstag Slapshot Gnackwatschn Tschebberwooky Sweet Joiner Wetter Aus Trio Cell City / Gasthaus zur Requisite II Donnerstag Iron Heart Mothers Papiermusik Freitag Lambda Killa Marilla Pale Numavi Filmpräsentation Samstag Hertzinger Bara Mankai mit „Rost“ & Nica&19Hertz Bronco Jedson 13
Schlagergarten Gloria Samstag Francois La Mer Toni Talwärts Teddy Gold Poetry Slam Eule Floor im Forum Innenhof & 1.OG Freitag FM4 La Boum Deluxe Recording Session: Sebastian Schlachter (FM4 LaBoum Deluxe), Puschmann (Hausboot Rec.), Monique Fessl Klestijl Pfau Teifl Markus E. Müller aka Lyxe Dark The Bongo Adventure Train Adriana Celentana Samstag Prasselbande feat. Cid Rim, Amblio, Bolek, Jboony Rave Rabbit Club Paradiso & Special Guests: The Reboot Joy Confession, Summer of Tobsen, Kalifornia Kurt, Monsieur Brokkoli Numavi Stage Freitag Dead End Friends Zentralheizung of Death Monsterheart Lonesome Hot Dudes / Esrap Baguette Samstag Jayden I am superape Maneki Nekoc Franz Strosuk Empty 14
Kooperationspartner: URBAN CAMPING Leerstandsnutzung durch Indoor-Camping im Münichtal Das bereits seit dem ersten Jahr existierende „Urban Camping“ wurde zu einem Publikumsschlager und einem einzigartigem Happening in Europa: Als verrückte Idee in den (leeren) Raum gestellt haben bereits im ersten Jahr an die 100 Men- schen das Campieren in leerstehenden Wohnungen genutzt. Ohne Warmwasser und Strom wohnen und schlafen hat mittlerweile eine eingeschworene Fange- meinde: Im Jahr 2015 wurden über 80 leerstehende Wohnungen in der Siedlung Münichtal von rund 850 Festivalbesucher/innen bewohnt – somit konnten wir rund 1.700 Nächtigungen an einem Wochenende verzeichnen. Für die Bewoh- ner/innen der Siedlung ist diese Zeit immer ein Höhepunkt im Kalenderjahr: Viele neue Mitbewohner/innen sorgen für ein buntes Treiben und lustiges Aufeinandertreffen in Münichtal. Dabei handelt es sich um ein Experiement und Kunst im Sinne einer sozialen Skulptur. Auch vor 60 Jahren blühte das Leben in der Münichtalsiedlung: 4000 Menschen lebten einst hier, 200 sind es heute noch. Aus mangelnder Perspektive verließen die Bewohner die Arbeiter-Siedlung; nach zog meistens niemand. Im Jahr 2014 ist das einfacher. Wohnungen sind genü- gend frei. Die Camper stellten dort für die Tage des Campens eine alternative Lebensweise auf Probe. Gemeinsam mit der Steirischen Eisenstraße wird aber auch geprüft, ob solche Übernachtungsformate (touristisch) dauerhaft angeboten werden können. Dazu fanden auch zwei Lehrveranstaltung der TU-Graz statt, in denen Architekturstu- dentInnen Konzepte und Pläne für ein Urban Camping Hotel entwarfen. In den letzten Jahren entwickelte sich die Siedlung zu einem Ort, in dem unter- schiedlichste Aktivitäten neben der reinen Wohn- und Übernachtungsfunktion entstanden. So wurde Urban Camping zu einem kleinen Festival im Festival und damit zu einer kleinen Stadt in der Stadt. 15
URBAN CAMPING Kooperationspartner: PROJEKTE beim URBAN CAMPING Zweieintopf: Nukleus Im Jahr 2013 wurde vom Künstlerduo eine Skulptur aus dem Gestänge bau- marktüblicher weißer Partyzelten erstellt und auf der Wiese neben der Siedlung positioniert. Die fragile Konstruktion, die in ihrer alltäglichen Nutzung meist spätestens nach dem ersten Windstoß im Müll landet, stellt einen klaren Gegen- satz zur wuchtigen Masse des Erzberges dar, der nach hunderten von Jahren die Wünsche und Bedürfnisse nach immer neuen Produkten immer noch speist. Numavi Tonstudio Numavi Records eröffnete 2014 ein Tonstudio in einer leerstehenden Wohnung. Junge Bands aus dem Raum Eisenerz und Bands des Grazer Labels nahmen im eigens dafür eingerichteten Recording Studio Songs aus deren Repertoire auf. Es wurde gleich vor Ort gemixed und die Sessions wurden von den Grazer Visual- Artists OchoReSotto mit drei beweglichen Kameras im Liveschnitt videodoku- mentiert und anschließend in Eisenerz im Zuge des Rostfests als Serie präsen- tiert. Mittlerweile wurde der Sampler auf dem Label released. Trockenschiss und Waschlappen - Symposium/Intervention Kurt Weckel und Günter Miklenic vom Verein Symposion Lindabrunn machten mit ihrem Hack-Bus 2014 in Münichtal halt. Experimentelle Laboratorien sind Ausgangspunkt der Planung, Errichtung und des Betriebes alternativer und resilienter Lebensformen parallel und in friedlicher Koexisenz zur Monokultur des globalen Ökonomismus. Im Urban-Camping-Areal wurde ein Social-Design- Happening in Form des Campus einer nomadischen “Universaluniversität der Lebenskunst” konzipiert. Eine Woche wurden alternative Lebensformen im Münichtal diskutiert und gelebt und mit Beteiligung der Öffentlichkeit alternati- ve Ver- und Entsorgungssysteme theoretisch und praktisch umgesetzt. Vor allem die Kooperation mit Bewohnern der Siedlung stellte sich als besonders berei- chernd dar. Kommunikationsformen (ZVK) Das Kollektiv GDS arbeitete 2015 an der Verbindung der BewohnerInnen unter- einander beim Festival. Briefleitungen und Schnurtelephone wurden zwischen den Wohnungen und der ZVK- Zentrale installiert. Jeder Besucher/Bewohner hatte die Möglichkeit, nach Abgabe eines Kommunikationsgesuchs (Formular XT3), seine Unterkunft mit anderen zu verbinden. Eine Unsinnigkeit in Zeiten von Mobiltelephon und Internet, jedoch wird es so möglich die „virtuellen Räume“, die solche Kommunikationsformen herstellen, sichtbar zu machen. 16
SPONSOREN / KOOPERATIONEN / TEAM SPONSOREN / KOOPERATIONEN Energie Steiermark, Abenteuer Erzberg, Neuroth, Land Steiermark (Kultur), Land Steiermark (Bildung, Familie, Frauen und Jugend), Kunst im öffentlichen Raum Steiermark, Steirische Eisenstraße 2012 - Tu was, dann tut sich was, Steirische Eisenstraße, eisenerZ*ART, Eisenerz Stadtgemeinde, Jägermeister, Grawe, J.Hornig, Eule Koffeinbier, Ochoresotto, Numavi Records, Elevate Festival, Makava, Napalm Records, Austromechana, Alpin Resort Erzberg Eisenerz, Hackbus, Komm.st, Radio FM4, bkdat.net, Fahrleitner, RM Obersteiermark Ost, Marampa Pub, Jugendzentren Eisenerz & Trofaiach, Schloss Leopoldstein, Pfarre Eisenerz, TV Erlebnisregion Erzberg, Schichtturm Eisenerz, VA-Erzberg, Erzhoamat, Verein Wir für Uns, Jägerdamen, Innerberger Forum, Prima Eisenerz, GIWOG, WSV Eisenerz, SG Eisenerz, Waldgenossenschaft Eisenerz, ESV Leopoldstein, R2, Lokale Gastronomie, Lokale Beherberungsbetriebe, Meisterwelten Steiermark, Kombüse, en garde, Lupi Spuma, Genusswerk Pur, Theater im Bahnhof, Vorstadt Theater, oiXplorer, Das Voyeur, Monochrom, Lendwirbel, Creativ Industries Styria, TU Graz, FH Joanneum, Bauer Spirits TEAM Rainer Rosegger, Elisa Rosegger-Purkrabek, Franz Lammer Julia Kocher, Bettina Puntigam, Katrin Kober, Patricia Wess, Lisa Obermayer, Christoph Purkrabek, Marc Pechmann, Manuel Schöndorfer, Hans-Christian Golob, Gernot Weber, Tom Zwanzger, Christian Sundl, Lukas Matzinger, Adrian Engel, Anna Lampl, Ines Göringer, Kerstin Huber, Fabian Hammer, Yvonne Furtner, Kathrin Lichtscheid, Corinna Berger, Sarah Steyrleitner, Lena Giermair, Andreas Perner, Jasmin Abfalter, Lisa Dietersdorfer, Eva Garcia, Toni Krisper, Joris Narath, Kinderbetreuung Julia Pichler und Christina Russ Fotografen: Birgit Bauernfeind, Otmar Lichtenwörther, Lupi Spuma 17
PRESSE Kleine Zeitung , 09.August 2015 18
vom 22.08.2015, 09:55 Uhr Update: 24.08.2015, 15:23 Uhr Rostfest Alte Liebe rostet nicht Von Adrian Engel Ein Fest bringt Leben in eine sterbende Stadt. EuroFörderung vom Bundesland wurde den Bewohnern der Randlagen Eisenerz in der Steiermark hat den Ruf einer sterbenden Stadt. Ein angeboten, in die Stadt zu ziehen. urbanes Fest bespielt Leerstände und trägt damit zu einem Imagewandel bei. In ihnen werden nun großteils Ferienwohnungen errichtet. Am Erzberg wird ein Tunnelforschungszentrum entstehen, das Ausbildungszentrum Oliver Ortner wischt sich eine Träne aus dem Augenwinkel. Er erzählt für die Nordischen bekommt eine neue SprungschanzenAnlage. Die von einer Szene eines Dokumentarfilms über den Erzberg. Wenn da Eisenerzer sehen ihr Schicksal mittlerweile als Chance. "Wir waren in die Kamera über ehemalige Arbeiterwohnungen direkt neben dem Österreich eine der ersten Städte, die ein Umsiedlungsprojekt dieser Bergwerk schwenkt, muss er immer weinen, sagt er. "In Dachluken Größenordnung durchgeführt haben", erzählt Thomas Iraschko, der in und Kellern haben sie gewohnt." Arbeitende Helden. Heldenhafte der Gemeinde Eisenerz die Abteilung für Wirtschafts und Arbeiter. Bauangelegenheiten leitet. "Du Fredi, du warst doch einmal verschüttet", fordert Oliver seinen Eisenerz war eine der ersten Städte, die von einem österreichweiten Onkel im Vereinslokal des Eisenerzer Eisstockvereins auf, seine Phänomen betroffen sind: Landflucht. In den Landeshauptstädten Überlebensgeschichte zu erzählen. "Jaja, und ich war sogar wachsen die Bevölkerungszahlen, das Land dünnt immer mehr aus. bewusstlos", sagt der Mann im extraweiten Jogginganzug zu seinem Den größten Zuwachs durch Wanderung verzeichneten Innsbruck (1,7 39jährigen Neffen. Die Blütezeit des Bergbaus hat er verpasst. Prozent), Graz (1,4 Prozent) und Klagenfurt bzw. Wien (1,3 Prozent). Die Revitalisierungsmaßnahme in Eisenerz beginnt langsam zu Greifen. Heute braucht es nicht mehr viele Leute, um am Erzberg abzubauen. "Ich bin im Vorjahr wieder hierher gezogen", erzählt Lena Giermaier. Wegen der fehlenden Arbeitsplätze hat sich die Stadt im Laufe der Sie ist 22 Jahre alt, studiert in Graz und wird "wahrscheinlich in Graz Jahre um rund zwei Drittel verkleinert. 13.000 Leute wohnten 1961 in arbeiten" aber wohnen möchte sie hier am Land. Damit sei sie nicht Eisenerz. Heute sind es 4261. Eisenerz ist eine der am schnellsten die Einzige. Zwei Freundinnen von ihr wohnen ebenfalls wieder hier. schrumpfenden Städte Österreichs. Und mittlerweile ist sie mit einem Und auch die wirtschaftliche Besiedlung des Zentrums funktioniert, Durchschnittsalter von 53,1 Jahren die älteste Stadt Österreichs. erzählt sie: "Ein Lokal, das eine Zeit lang geschlossen war, hat wieder aufgemacht. Es gibt einen neuen Frisörladen und bald wird ein "Fast alle meine Freunde wohnen nicht mehr hier in Münichtal", erzählt Lebensmittelladen aufmachen." Die Eisenerzer Vorreiterrolle hat einen Oliver. Doch er zieht nicht weg von der ehemaligen Arbeitersiedlung wesentlichen Vorteil: "Hier beschäftigt man sich nicht mehr mit den im Norden von Eisenerz. Hier haben seine Verwandten und Nachbarn Ursachen, sondern mit den Alternativstrategien", sagt Rainer Geschichten geschrieben. Und von Donnerstag bis Sonntag ist auch Rosegger. wieder etwas los in der Stadt. Zum vierten Mal kommt das Rostfest hierher. Das Programm des Rostfests wurde im Voraus bei Stammtischen mit den Bewohnern zusammengestellt. Neben vielen urbanhippen Wie kann man diese gebeutelte Stadt nachhaltig fördern? Diese Frage Programmpunkten gibt es auch traditionelle Feiermomente wie ein stellen sich Elisa RoseggerPurkrabek, Franz Lammer und Rainer Tanz und Kaffekränzchen. Das Frühstück für die Urban Camper Rosegger. Sie veranstalten das Rostfest, das, wie sie es nennen, "Festival für regionale Impulse". In den vielen leerstehenden bereitet der Eisstockverein in seiner Hütte zu. Oliver Ortner, der – Wohnungen, Lokalen und Geschäften gibt es Kunstinstallationen, ebenfalls in vereinsinternem JoggingAnzug beim Servieren hilft, hat Konzerte und MitmachSportevents. Im verfallenen Erdgeschoss des "eine Riesenfreude". Es tut sich wieder etwas in der Siedlung. So wie Festivalzentrums, das früher einmal das Einkaufszentrum einer der früher jedes Wochenende. reichsten Städte Österreichs war, haben junge Grazer das Gasthaus "Zur Requisite" eingerichtet. Auch deshalb möchte Oliver nicht wegziehen. Er findet als Tischler keine Anstellung, sondern reinigt Wege und Wiesen für eine Ein aus alten Holzplatten zusammengeschusterter Bartresen, ein alter Dienstleistungsfirma. Manchmal ist ihm langweilig, denn seine Freunde Luster auf einer Stehlampe, drei ältere Herren auf schwachen sind ja weggezogen. "Aber ich kann wenigstens die Geschichten von Holzsesseln – beim Rostfest feiern junge urbane Menschen mit der früher erzählen", sagt er. Beim Rostfest werden 10000 Leute erwartet. betagten Eisenerzer Dorfcommunity. Im Eck spielen Bands, daneben Oliver hat sich freigenommen. und im verwinkelten Hinterraum stehen und hängen Bilder, kleine Skulpturen und Installationen. Im ersten Stock tanzen die URL: http://www.wienerzeitung.at/nachrichten/oesterreich/chronik/770120_AlteLieberostetnicht.html Festivalbesucher in den Nächten auf dem Boden eines alten Kleidergeschäfts zu elektronischer Musik. © 2017 Wiener Zeitung Geschlafen wird in der Münichtalsiedlung. In den verlassenen Wohnungen gibt es keinen Strom oder fließendes Wasser. Urban Camping nennt sich dieser alternative Wohnstil. Der Charme des Postindustriellen hat eine große Anziehungskraft. Alle 60 Wohnungen sind seit letzter Woche ausgebucht. Ein Imagewandel, der den Bewohnern ein neues Selbstbewusstsein verschafft hat. "Früher haben viele Leute gesagt: 'Es ziehen alle weg, hier funktioniert nichts.' Heute sind sie viel positiver eingestellt", sagt Elisa Rosegger. Entstanden ist das Rostfest im Fahrwasser des Projekts "redesign Eisenerz 2021". Vor zehn Jahren entwickelten der Soziologe Rainer Rosegger und der Architekt Werner Nussmüller ein Maßnahmenprogramm, mit dem Eisenerz bis 2021 wieder eine attraktive Stadt werden soll. Die Stadt soll auf ihr Zentrum komprimiert und der Tourismus ausgebaut werden. Mit einer 220.000 Wiener Zeitung, 22.August 2015 19
(//www.kleinezeitung.at) Startseite Steiermark Leoben EISENERZ Erstmals Jugendcamp beim Rostfest Erstmals ndet im Rahmen des Rostfestes in Eisenerz das Rostcamp statt. Jugendliche können in Workshops ihre Kreativität entdecken. Von Maria Schaunitzer 15.12 Uhr, 17. Juli 2015 Das Rostfest in Eisenerz kümmert sich jetzt quasi auch aktiv um den Künstler- Nachwuchs: Denn heuer findet im Rahmen des Kulturfestivals erstmals das sogenannte Rostcamp, eine Kreativwoche für Jugendliche 14 Jahren bis 22 Jahren, statt. Fünf Tage lang sollen die Nachwuchskünstler mit Experten für Grafik, Foto, Video und Visuals werken. Von innovativ bis schräg – alles ist erlaubt. „Das Ziel ist es, den Jugendlichen, vor allem aus der Obersteiermark, verschiedene Kunst-Formate vorzustellen und ihnen auch Berufsperspektiven aufzuzeigen“, erzählt Elisa Rosegger-Purkrabek vom Rostfest-Organisationsteam. „Die Jugendlichen sollen auch lernen, wie sie ihre eigenen Ideen und Projekte umsetzen können“, so Rosegger-Purkrabek weiter. Unterstützung bekommen sie dabei von namha�en Künstlern, wie vom Fotografenkollektiv Lupi Spuma oder In Workshops zu den Themen Grafik, Foto, Video und Visuals können den Visual-Künstlern von Ochoresotto – allesamt bereits seit Jahren Fixstarter Jugendliche ihre Kreativität ausleben © Schaunitzer beim Rostfest. INFOS ZUM ROSTCAMP Das Rostcamp findet im Rahmen des Rostfestes statt und ist ein Kreativcamp für Jugendliche. Von 17. bis 21. 8. leiten Experten für Grafik, Foto, Video und Visuals Workshops. Ergebnisse werden beim Rostfest präsentiert. Infos und Anmeldung unter www.rostfest.at/rostcamp-2015/ (http://www.rostfest.at/rostcamp-2015/). Ermäßigung mit Checkit Card. Kleine Zeitung, 17.Juli 2015 (https://logs128.xiti.com/go.ad?xts=548095&atc=INT-1113- [open::steiermark]&type=AT&&url=http://st029rz5.edis.at/leadad/2017/adventtest/lead_webhook.php) In Projekte eintauchen „Es war immer schon eines unserer Ziele, Jugendliche der Region verstärkt einzubinden, bisher scheiterte das Rostcamp an der Finanzierung. Heuer hat es endlich geklappt“, freut sich Rosegger-Purkrabek. An den ersten beiden Tagen wird es eine Art Orientierungsphase geben, an denen die Jugendlichen die verschiedenen Sparten genau unter die Lupe nehmen können. An den beiden darau�olgenden Tagen können sie sich dann ein Projekt aussuchen, in das tiefer eingetaucht wird. Die Ergebnisse werden am Erö�nungstag des Rostfestes ö�entlich präsentiert. Plätze sind noch zu haben. MEHR ZUM THEMA KULTUR Ganz Eisenerz wird zur Bühne (/steiermark/leoben/4719227/KULTUR_Ganz-Eisenerz-wird-zur-Buehne) Die meist gelesenen Geschichten aus der Steiermark 20
(//www.kleinezeitung.at) Startseite Steiermark Leoben EISENERZ Eisenerz rastet und rostet keineswegs Jugendliche aus ganz Österreich griffen bei dem ersten Rostcamp in Eisenerz ganz tief in die kreative Trickkiste – in verschiedenen Workshops rund um Gra k, Foto, Video und Visuals.KATARINA JELICIC 14.10 Uhr, 22. August 2015 Diese Woche ging das Rostcamp in Eisenerz in die erste Runde. Teilnehmer aus allen Regionen Österreichs im Alter von zwölf bis 22 Jahre nahmen an verschiedensten Workshops teil. Hauptorganisatorin Katrin Nora Kober nutzte die vielen Leerstände in der Stadt Eisenerz, um vorübergehend mit den sieben Teilnehmern in eines dieser Gebäude einzuziehen. Hauptintention Die Hauptintention des ersten Rostcamps war es, den Jugendlichen eine Möglichkeit zu geben, in verschiedene Berufsbereiche hineinzuschnuppern und mithilfe von Kreativworkshops selbst Projekte auf die Beine zu stellen. Durch Die jungen Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Rostcamps waren solche Projekte solle den Jugendlichen auch mitgegeben werden, dass es in der sichtlich mit viel Spaß bei der kreativen Sache © Katarina Jelicic Heimat doch am schönsten sei – falls sie diese für eine Ausbildung verlassen, meint Kober. Es gab mehrere Highlights für die Teilnehmer. Von einer Haulyfahrt mit Fotosafari über das Bedrucken von T-Shirts bis hin zum Bemalen einer Wand mit Gra�itis konnten die Teilnehmer unvergessliche Momente genießen. Gelegenheit genützt Die meisten von ihnen wurden durch ihre Mütter auf das Rostcamp aufmerksam und nutzten die Gelegenheit. „Ich habe hier so tolle Freundscha�en geschlossen, und mache nächstes Jahr auf jeden Fall wieder mit“, meint Sheila Basic aus Trofaiach. Wegen vieler positiver Rückmeldungen, die Katrin Kober zurückbekam, möchte sie sie das Rostcamp im kommenden Jahr auf alle Fälle wiederholen. „Vielleicht scha�en wir es auch, dass das Rostcamp zu einer Tradition für Eisenerz wird, wie schon das Rostfest selbst“, sagt Kober. Hannes Hubner aus Mautern erzählt, dass der Videodreh zu seinen persönlichen Highlights zähle. Dabei habe man sich in kleineren Gruppen zusammengeschlossen und einen Dokumentationsfilm gedreht. Die Filmer haben mehrere Menschen zum Thema Rostfest und Rostcamp in Eisenerz befragt und nur positives Feedback bekommen. Zu den absoluten Höhepunkten von Lena Langitz aus Wien zählte das Gestalten von Gra�itis. Hier wurde ebenfalls in einer Kleingruppe gearbeitet. Die Jugendlichen dur�en mit selbstentworfenen Designs eine Hauswand verschönern. Die sieben Teilnehmer wollen das Rostcamp mit einem Besuch am Rostfest ausklingen lassen. Am Smstag gibt es noch die Möglichkeit, bei freiem Eintritt mehrere Veranstaltungen zu besuchen, oder verschiedenen Musikacts zu lauschen. Dann geht das vierte Rostfest in Eisenerz zu Ende und man wartet mit Spannung auf eine Fortsetzung im kommenden Jahr. Die meist gelesenen Geschichten aus der Steiermark Kleine Zeitung, 22.August 2015 SÜD & SÜDWEST Tunnelbohrmaschine muss freigesprengt werden (http://www.kleinezeitung.at/steiermark/suedsuedwest/5326077/index.do) (http://www.kleinezeitung.at/steiermark/suedsuedwest/5326077/index.do) LEOBEN 21 Enge Zusammenarbeit: Montanuni und Landstreitkräfte (http://www.kleinezeitung.at/steiermark/leoben/5326994/index.do)
Österr Arbeit schwe © Florian Supé profil.at › Kultur //shortlist Rostfest: Ein Schuss Kultur in 1 Besonders wichtigArzt-Urteil ist der Organisatorin Parlament Regionalentwicklung landet im und Projektmanagerin für Stadt- und das urbane junge Publikum für die Bevölkerung nicht als Fremdkörper Das Urteil im Fall des Österr die Adern des Erzberges erscheinen zu lassen. Diese Arztes steirischen Absicht zeigt Wirkung, das Festival überwindet sorgt Der Ve weiter für Generationenbarrieren und Wirbel. verbindet Menschen mit unterschiedlichen Lebensentwürfen. Stiwol mehr ► Ziel ist es auch, die Kreativität der Ansässigen anzukurbeln und ihnen Möglichkeiten zu Von Florian Supé ( 25. 8. 2015 ) 2 Koalition: Die zeigen, ihre Stadt selbst zu gestalten. bisherigen Ergebnisse Schwarz-Blau rasch einig bei 1 Kommentar Asyl, Migration, Sicherheit Viele Eisenerzer waren zunächst skeptisch, „kamen aber einmal schauen“. Inzwischen ist und Polizei – ... das Rostfest für sie nicht mehr wegzudenken, mehr ► mit ihrer Billigung verwandelt sich die Stadt 3 für ein Wochenende WGinstatt Besucherzahlen lassen ein Mekka der Alternativszene. Pflegeheim sich aufgrund Wie Senioren der offenen Struktur und des freien Eintritts schwer und Studenten sich einen Haushalt teilen. messen, doch die Organisatorin spricht von mehr ► geschätzten 3000 Menschen bei der ersten Ausgabe 2012. Nach einer Umfrage unter Einwohnern und treuen Rostfest-Fans steht fest, Meinu dass es zumindest subjektiv jährlich mehr werden. Martin Katego VON DER GEISTERSIEDLUNG ZUM HIPPIECAMP Auch bei den Schlafplätzen wurde darauf geachtet, Leerstände zu bespielen, es wird in einer Wohnsiedlung außerhalb des Stadtkerns gecampt. Die „Hitlerbauten“ im Münichtal boten nach dem Zweiten Weltkrieg Platz für über 3000 Menschen, viele davon Arbeiter am Erzberg. Heute stehen die meisten Wohnungen leer, zögerlich wird renoviert. An diesem Wochenende haben jedoch tausende Festival-BesucherInnen in den biederen, unmöblierten Zimmern mit muffigen Tapeten und 70er Jahre-Flair ihre Schlafsäcke aufgeschlagen. Kultur "Histo © Florian Supé Gemäl In Eisenerz, ehemals Industriestandort mit rund 11.000 Einwohnern, Neue (yach treten die wirtschaftlichen Herausforderungen der Obersteiermark Codi symptomatisch hervor. Gerade hier, in einer von Bevölkerungsschwund (e-m geprägten Gegend, siedelt sich eine Kreativszene an, die mit dem Zahn (lusta Rostfest bereits zum vierten Mal einen kulturellen Höhepunkt setzt. Die Festivalzentrale, eingerichtet in einer ausrangierten Arztpraxis im Ortszentrum, wird Hend von Kaffeegeruch, Kabelsalat und in Organisation begriffenen Menschen dominiert. Viel Zeit (gust hat Elisa Rosegger-Purkrabek nicht, und auch mit ihrer strapazierten Stimme muss sie sparsam umgehen. Ein wenig von beidem opfert die junge Grazerin dennoch, um vom Konzept des Festivals zu erzählen, das sie 2012 gemeinsam mit Franz Lammer und Rainer Lebe Rosegger aus der Taufe gehoben hat. (tren Leerstände bespielen und Leben in die Stadt bringen, lautet die Devise. Die Auftritte der Bands finden nicht in einem abgezäunten Gelände statt, sondern mitten im Zentrum. Abschreckend wirkende leere Häuser, an denen die Bewohner für gewöhnlich vorbeigehen, führt werden zu Locations umfunktioniert und in Szene gesetzt. (tv-m Vign (auto Die Münichtalsiedlung vor dem Fest © Florian Supé Es herrscht Betrieb auf den Zufahrtsstraßen, vor den Häuserzeilen reiht sich Auto an Auto. (new Da wird Gitarre gespielt, Kaffee gekocht, Bier getrunken. Wie eine moderne Hippie- Kommune wirkt die Siedlung, Reihenhausidylle paart sich mit dem Charme der großen Freiheit. Das „Zentrum für veraltete Kommunikation“ verlegt auf Wunsch Bechertelefonleitungen, alte Frauen in Schürzen servieren dreadgeschmückten Menschen glücklich selbstgemachten Kuchen. Man genießt die Natur und den aufgeklarten Himmel, die Kreativität sprüht Funken. Durch den Schleier der temporären kitschigen Situation hindurch bekommt man Österreich eine Ahnung, wie lebendig Arbeiterkammer: Rudolf das Münichtal Kaske geht infrüher gewesen sein muss. schweren Zeiten von Bord © Florian Supé Profil, 25.August 2015 22 Besonders wichtig ist der Organisatorin und Projektmanagerin für Stadt- und Regionalentwicklung das urbane junge Publikum für die Bevölkerung nicht als Fremdkörper
Das „Zentrum für veraltete Kommunikation“ verlegt auf Wunsch Bechertelefonleitungen, alte Frauen in Schürzen servieren dreadgeschmückten Menschen glücklich selbstgemachten Kuchen. Man genießt die Natur und den aufgeklarten Himmel, die Kreativität sprüht Funken. Durch den Schleier der temporären kitschigen Situation hindurch bekommt man © Florian Supé eine Ahnung, wie lebendig das Münichtal früher gewesen sein muss. ZUSAMMENRÄUMEN VERBINDET Sonntag Mittag ist es in Eisenerz still, die Bühne steht bizarr wie ein Alien am menschenleeren Bergmannplatz. Hier und da sind gedämpft Aufräumungsarbeiten im Gange. Die Sonne strahlt, ein böiger Wind zerrt an herumliegendem Flitter und anderen Überbleibseln der Nacht. Man muss ein wenig suchen, bis man ein geöffnetes Café findet. Ein paar letzte Rostfestler sitzen auf den Klappsesseln, aber der Ausnahmezustand ist vorbei. Die Schlafsäcke im Münichtal werden zusammengerollt, auf der Hauptstraße treiben Fahrgemeinschaften den städtischen Ballungszentren entgegen. Übrig bleibt eine Stadt, die zu groß ist für ihre wenigen Menschen. Eine Stadt die viel bietet, nur keine Arbeitsplätze. Weniger als 4500 Einwohner und Einwohnernnen müssen hier die Infrastruktur für 11.000 erhalten. Bürgermeisterin Christine Holzweber (SPÖ), seit 2009 im Amt und kürzlich wiedergewählt, strahlt jedoch Zuversicht aus. „Das Eingekesselt-Sein bringt gewisse Vorteile. Man kann ruhig leben, aber gleichzeitig vieles erleben.“ Es sei viel los, vom Erzbergrodeo bis zum Rostfest, vom Wandern zum Bergsteigen. „Hoffentlich kann das noch lange finanziert Der Bergmannplatz verwandelte sich in eine große © Florian Supé werden.“ Tanzfläche Ein Bewohner erzählt von seiner Kindheit unter rund 100 Gleichaltrigen, zeigt dann auf Nachbarhäuser und nennt die Vornamen der letzten Menschen, die in seiner Nähe wohnen. wegzuziehen. Dennoch ist er zuversichtlich, was die Zukunft betrifft. „Da unten werden Ins Zentrum ziehen will er nicht, zu viel Geld hat er in die Renovierung gesteckt. Es gäbe Wohnungen renoviert,in zwar viel Infrastruktur und wenn da Eisenerz, einkeiner hinziehen Krankenhaus, will, viele würden Schulen, diesie das ja nicht machen!“ Schisprungschanze. Doch keiner weiß wie lange noch, die fehlende Arbeit zwinge die meisten Jungen, TANZEN IM SCHATTEN DES ERZBERGES Gegen Nachmittag bewegt sich die Menschenmasse mittels Shuttlebussen ins Ortszentrum. Beim „Schlagergarten Gloria“ tanzt eine Menge ausgelassener Alternativlinge zu jenen Hits der 50er und 60er, die ihre Eltern vermutlich peinlich fänden, ein Poetry Slam mit formidablem Line-Up macht Geschmack auf performte Literatur, Kunstinstallationen, Sport und Koffeinbier lassen keine Wünsche offen. Das Publikum ist deutlich älter als bei den Großveranstaltungen des Festivalsommers, die zeitgleich stattfindenden Highlights Frequency und Lake Festival haben die Besucherzahlen augenscheinlich wenig beeinflusst. Das Groß der Angereisten ist in seinen 20ern und festivalerfahren, die sauberen Sanitäranlagen werden genauso goutiert wie das vorhandene © Florian Supé Kinderprogramm. Freitag bringen Klumzy Tung und Rakede das Publikum Open Air zum Kochen, Samstag die Am Erzberg, dem die Stadt ihre wirtschaftliche Blüte in der frühen Neuzeit verdankte, wird Lokalhelden Gnackwatschn und die harten Bostoner Burschen von Slaphot. Musik für jeden auch heute noch Erz abgebaut. „Mehr als je zuvor“, wie Holzweber festhält, jedoch mit Geschmack wird in verschiedenen leerstehenden Häusern aufgetischt, die BewohnerInnen weitaus weniger Menschen. Knapp 200 sind noch in der Sparte beschäftigt, einst waren es des Zentrums nehmen die Zwangsbeschallung gelassen. 3000. Schätzungen zufolge kann in Eisenerz noch bis mindestens 2030 wirtschaftlich Metall abgebaut werden, für die Zeit danach wird bereits vorgesorgt. „Der Tourismus ist ein zartes Pflänzchen, das wir aufziehen müssen. Wir geben zu, wir müssen das erst lernen.“ Ob man die zahlreichen Leerstände nicht nützen könnte, um Flüchtlinge aufzunehmen? „Wir haben bereits seit längerer Zeit Kontakt mit dem Land aufgenommen, und wenn die Anzahl verträglich ist, werden wir sicher Asylwerber aufnehmen.“ Auch Elisa Rosegger-Purkrabek sieht die Zukunft positiv. Die Rostfest-Organisatorin glaubt, dass es generell wieder attraktiver wird, auf das Land zu ziehen. „Räume und Ressourcen sind da“. Sie müssen nur genützt werden. Jetzt profil JAHRESABO & VIGNETTE* sichern um nur € 182,90 statt € 288,75! Hier bestellen ► *Zur Auswahl: Klebe- oder Digitale Vignette. © Florian Supé Kommentar verfassen Profil, 25.August 2015 23 ZUSAMMENRÄUMEN VERBINDET Sonntag Mittag ist es in Eisenerz still, die Bühne steht bizarr wie ein Alien am
derStandard.at › Kultur Rostfest: Leerstand feiern in Eisenerz Rostfest: Leerstand feiern in Eisenerz VIDEO 46 POSTINGS zum zeitgleich stattfindenden FrequencyFestival in St. Pölten.46Die VIDEO meisten POSTINGS 21. August 2015, 19:00 21.Besucher August 2015,kommen 19:00 wegen der entspannten Atmosphäre nach Eisenerz, wegen Das Festival bespielt bis Samstag leerstehende Räume in Eisenerz und der Das Nähe bespielt Festival zu den Einheimischen und dem Urban bis Samstag leerstehende RäumeCamping, dem in Eisenerz undCampen in thematisiert regionale Entwicklungsmöglichkeiten leerstehenden thematisiert Wohnungen. regionale Entwicklungsmöglichkeiten Immobilien, die zu Ihnen passen, finden Sie auf derStandard.at/Immobilien. Meistens ist es recht ruhig in Eisenerz. Seit Jahrzehnten kämpft die einst stolze Urban ist Meistens Camping es recht ruhig in Eisenerz. Seit Jahrzehnten kämpft die einst stolze steirische Bergbaustadt mit Abwanderung, Leerstand und Überalterung. Wenn steirische Bergbaustadt mit Abwanderung, Leerstand und Überalterung. Wenn aber 800 vorwiegend junge Menschen die leerstehenden Arbeiterwohnungen Sechs aber bis zehn Personen 800 vorwiegend können die junge Menschen gemeinsam eine Wohnung leerstehenden mieten, kleinere Arbeiterwohnungen im Münichtal am Eisenerzer Stadtrand beziehen, dann ist für ein paar Tage imGruppen Münichtaloder Einzelpersonen am Eisenerzer teilen Stadtrand sich ihre beziehen, Unterkunft dann ist für einmit anderen. paar Tage Nebenan etwas los. Dann ist Rostfest. wohnen etwas vielleicht los. Dann andere Festivalbesucher, vielleicht auch eine Eisenerzer ist Rostfest. Familie, die seit 30 Jahren in der Siedlung lebt. "Letztes Jahr hat eine Frau aus der Siedlung mit einem Kinderwagen kleine Schnapsflaschen an die Camper verteilt", erinnert sich Festivalbesucher Georg Plank, der zu seinem zweiten Rostfest drei Tage lang zu Fuß gepilgert ist. internal internal "Zuerst waren wir skeptisch", sagt eine der wenigen Anrainerinnen aus der "Zuerst waren wir skeptisch", sagt eine der wenigen Anrainerinnen aus der Siedlung über ihre temporären Nachbarn. "Aber so sind die Eisenerzer: Siedlung über ihre temporären Nachbarn. "Aber so sind die Eisenerzer: gegenüber Neuem zuerst immer negativ. Dabei gibt es überhaupt keine gegenüber Neuem zuerst immer negativ. Dabei gibt es überhaupt keine Probleme, das sind alles so brave, freundliche junge Leute." Probleme, das sind alles so brave, freundliche junge Leute." Festival für regionale Impulse Festival für regionale Impulse Mittlerweile hat sich das Rostfest bei der ansässigen Bevölkerung einen guten Mittlerweile hat sich das Rostfest bei der ansässigen Bevölkerung einen guten foto: sarah brugner Ruf erarbeitet. Das dreitägige "Festival für regionale Impulse" findet zum vierten Ruf erarbeitet. Das dreitägige "Festival für regionale Impulse" findet zum vierten Mal statt und bespielt die Stadt mit Konzerten, Ausstellungen, Performances, Mal statt und Alfred bespielt Haider dieEisenerzer ist ein Stadt mit Konzerten, Urgestein,Ausstellungen, hat 40 Jahre amPerformances, Erzberg gearbeitet Lesungen und vielen weiteren Programmpunkten, die sich mit der Region und Lesungen und vielen und schenkt weiteren Programmpunkten, im Vereinslokal die sich mit des Eisschützenvereins der Regionaus, Leopoldstein und das ihren Herausforderungen beschäftigen. ihren Herausforderungen direkt beschäftigen. neben dem UrbanCampingAreal liegt. "Die letzten zehn Jahre waren traurige Jahre hier in Eisenerz, es hat sich nicht mehr viel getan", sagt er. Häkeln für den guten Zweck, ein künstlerischer Rundgang am Erzberg und ein Häkeln für den guten Zweck, ein künstlerischer Rundgang am Erzberg und ein Tanzkränzchen mit Oldies, Schlagern und Discokugel gehören genauso dazu "Durch das Rostfest ist wieder ein bisschen Leben in die Gegend gekommen. Tanzkränzchen mit Oldies, Schlagern und Discokugel gehören genauso dazu wie Diskussionsrunden, die OpenAirBühne auf dem Bergmannplatz und wieEs tut sich wieder was, Diskussionsrunden, die überall ist was los, OpenAirBühne aufdas demist wie bei einemund Bergmannplatz spätabendliche Clubabende. Ameisenhaufen. spätabendliche Wunderschön!" Clubabende. Freier Eintritt Samstag Freier ist der letzte Tag des diesjährigen Rostfests, dann wird es wieder Eintritt ruhig in Eisenerz. (Video: Sarah Brugner & Michael Luger, 21.8.2015) "Wir bespielen vor allem leerstehende Räume und wollen gemeinsam mit der "Wir bespielen vor allem leerstehende Räume und wollen gemeinsam mit der Bevölkerung Projekte umsetzen und die Einwohner mit Gästen von außen Bevölkerung Link Projekte umsetzen und die Einwohner mit Gästen von außen vernetzen.", sagt Elisa RoseggerPurkrabek vom RostfestOrganisationsteam. vernetzen.", sagt Elisa RoseggerPurkrabek vom RostfestOrganisationsteam. Um möglichst viele Leute nach Eisenerz zu locken, findet das Festival bei UmRostfest möglichst viele Leute nach Eisenerz zu locken, findet das Festival bei freiem Eintritt statt. Die Besucher – im vergangenen Jahr waren es etwa 5000 – freiem Eintritt statt. Die Besucher – im vergangenen Jahr waren es etwa 5000 – können aber Rostanteile erwerben und die Veranstaltung so unterstützen. können aber Rostanteile erwerben und die Veranstaltung so unterstützen. © STANDARD Verlagsgesellschaft m.b.H. 2017 Alle Rechte vorbehalten. Nutzung ausschließlich für den privaten Eigenbedarf. Eine Weiterverwendung und Reproduktion über den persönlichen Gebrauch hinaus ist nicht gestattet. · · · · · foto: sarah brugner foto: sarah brugner Das Rostfest ist kein Festival, das Publikum mit bekannten Bands, viel Das Rostfest ist kein Festival, das Publikum mit bekannten Bands, viel Spektakel und Massenerlebnis anzieht. Es ist so etwas wie ein Gegenentwurf Spektakel und Massenerlebnis anzieht. Es ist so etwas wie ein Gegenentwurf derStandard, 21.August 2015 24
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