FORUM Nr. 1 | 2018 - Menschenrechte stärken Jahresthema 2018 - Der Paritätische NRW

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FORUM Nr. 1 | 2018 - Menschenrechte stärken Jahresthema 2018 - Der Paritätische NRW
FORUM                                                                Nr. 1 | 2018
                                                                     Zeitschrift des Paritätischen
                                                                     Wohlfahrtsverbandes NRW

Jahresthema 2018

Menschenrechte stärken
Gegen Rechts | Kinder und Familie | Teilhabe | Fördermittel | Selbsthilfe
FORUM Nr. 1 | 2018 - Menschenrechte stärken Jahresthema 2018 - Der Paritätische NRW
2   Inhalt

               3    Editorial

               4    Menschenrechte
                    Mensch, du hast Recht!
                    Frauenrechte sind Menschenrechte
                    Traumatisiert und vergessen?

               8    Gegen Rechts
                    Normalisierung von Hass ist gefährlich

             10     Aktuelles

             14     Kinder und Familie
                    NRW gleicht Flickenteppich
                    Freie Träger – starke Partner!

             17     Lauter Leute

             18     Stiftungs- und Fördermittel
                    Projekte ins Rollen bringen

             20     Kurz notiert

             22     Politik im Gespräch

             23     Bundesteilhabegesetz

             		 Gleiches Recht für alle!

             24     Selbsthilfe

             26     Initiativenpreis

             27     Neu im Paritätischen | Impressum
FORUM Nr. 1 | 2018 - Menschenrechte stärken Jahresthema 2018 - Der Paritätische NRW
Editorial           3

                        Liebe Leserinnen und Leser!
                        „Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren.“ Oft gehört,
                        oft zitiert und unterschreiben würden wir den ersten Satz der Allgemeinen Erklä-
                        rung der Menschenrechte auch alle sofort. Aber mit unserer Arbeit hat das ja nix
                        zu tun? Sehen wir anders!

                        Zum 70. Geburtstag der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte widmen
                        wir uns dem Thema auf besondere Weise, haben es uns gemeinsam mit dem
                        Gesamtverband und den anderen Landesverbänden des Paritätischen für 2018
Elke Schmidt-Sawatzki   als Jahresthema gesetzt. Aus gutem Grund.

                        Menschenrechte sind angeboren, unveräußerlich, universell und unteilbar. Und
                        doch werden sie tagtäglich verletzt. Auch bei uns in Deutschland, auch bei uns
                        in NRW.

                        Sei es die Debatte um den Familiennachzug geflüchteter Menschen, die Sanktions-
                        praxis in Hartz IV oder der Schutz vor sexueller und häuslicher Gewalt. Der Mangel
                        an bezahlbarem Wohnraum und die steigende Zahl von Obdachlosen. Oder der
                        entwürdigende Umgang mit den ehemaligen Heimkindern der Nachkriegszeit,
                        um nur einige der Themen zu nennen, die uns nicht erst seit 2018 beschäftigen.
                        Wir bleiben dran, machen uns gegenüber Politik und Kostenträgern stark für die
                        Menschen, die keine Lobby haben.

                        Zugleich wollen wir 2018 auch den Blick auf uns selbst richten, uns als Verband und
                        unsere Mitgliedsorganisationen sensibilisieren. Wie steht es denn mit den Men-
                        schenrechten in der sozialen Arbeit? Beispiel Selbstbestimmung: In Deutschland
                        wird das Recht auf Selbstbestimmung vor allem durch Artikel 2 des Grundgesetzes
                        geschützt. Jedem Menschen wird darin das Recht auf die „freie Entfaltung seiner
                        Persönlichkeit“ garantiert.

                        Doch was ist mit Menschen, die aufgrund ihrer Pflegebedürftigkeit, psychischen
                        Erkrankung oder Behinderung soziale Dienste in Anspruch nehmen? Wie steht
                        es um ihr Recht auf ein selbstbestimmtes Leben? Sie sind angewiesen auf eine
                        Umgebung, die sie aktiv dabei unterstützt und ermutigt. Hier sind wir gefordert.
                        Und nehmen die Herausforderung an.

                        Packen wir es gemeinsam an!

                        Elke Schmidt-Sawatzki
                        Landesvorsitzende
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4        Menschenrechte

    Mensch, du hast Recht!
    Immer noch werden die Menschenrechte verletzt. Auch in Deutschland, auch im sozialen
    Bereich. Daher hat der Paritätische die Kampagne „Mensch, du hast Recht!“ gestartet.

    Auch 70 Jahre nach Verabschiedung             seine Mitgliedsorganisationen setzen        noch werden sie viel zu oft verletzt,
    der Erklärung der Menschenrechte              sich in ihrer alltäglichen Arbeit für die   ganz alltäglich und hier bei uns. Diese
    durch die Vereinten Nationen muss ihr         Menschenrechte ein, auch wenn diese         Menschenrechtsverletzungen sind dem
    Schutz immer wieder neu eingefordert          nicht immer im Vordergrund stehen.          Paritätischen und seinen Mitgliedsorga-
    werden. Der Paritätische Wohlfahrtsver-       So kann beispielsweise jede Kita ein Ort    nisationen ein Dorn im Auge. Deswegen
    band möchte deshalb im Rahmen der             sein, an dem die Kinderrechte gestärkt      steht das Jahr 2018 unter dem Thema
    Kampagne „Mensch, du hast Recht!“ das         werden. Und die zahlreichen Orga-           „Mensch, du hast Recht!“. An dieser bun-
    Thema Menschenrechte in der Öffent-           nisationen im Themenfeld Migration          desweiten Kampagne beteiligen sich der
    lichkeit präsenter machen.                    kämpfen seit langem für die Rechte von      Paritätische Gesamtverband sowie die
                                                  Menschen mit Migrationshintergrund in       Landesverbände und etliche Mitgliedsor-
    Zivilgesellschaftliches Engagement und        Deutschland.                                ganisationen.
    Menschenrechte hängen eng zusammen.
    Denn da, wo grundlegende Rechte ver-          Im Kleinen wie im Großen                    Was sind die Ziele der Kampagne?
    letzt werden, schließen sich Menschen         Gemeinsam arbeiten viele Akteure dar-       Die Kampagne „Mensch, du hast Recht!“
    zusammen, gründen Vereine und Organi-         an, die Menschenrechte im Kleinen wie       möchte die Menschenrechte in die
    sationen und kämpfen dafür, den Status        im Großen durchzusetzen. Nun werden         öffentliche Diskussion bringen und so die
    quo zu verändern. Der Paritätische und        diese Menschenrechte 70, doch immer         Wahrnehmung schärfen für nach wie vor

    Zur Kampagne „Mensch, du hast Recht!“ gibt es insgesamt 14 Plakatmotive.
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                                                                                                                                     ©iStockphoto.com/PeopleImages
                                          Die Menschenrechte in den Fokus rücken, das ist das Ziel der Kampagne des Paritätischen.

bestehende Menschenrechtsverletzun-       bundesweit. Sei es der Politische Ascher-
gen. Des weiteren möchte der Verband      mittwoch der Kreisgruppe Bonn zum
über Menschenrechte informieren und       Recht auf Wohnen und Teilhabe oder
Menschenrechtsverletzungen benen-         das Queer-Treffen des Arbeiter-Samari-
nen. Zusätzlich soll die Bedeutung von    ter-Bundes (ASB): Erste Beispiele finden
Menschenrechten für die soziale Arbeit    sich bereits auf den folgenden Seiten in
hervorgehoben werden.                     diesem Heft. Auf der Internetseite www.               Mitmachen ist einfach!
                                          mensch-du-hast-recht.de finden Inter-
                                                                                                Auf der Internetseite zur Kampa-
Um welche Rechte geht es genau?           essierte einen interaktiven Veranstal-
                                                                                                gne stehen neben zahlreichen
Im Fokus von „Mensch, du hast Recht!“     tungskalender. Der Verband freut sich,                Infos unter dem Menüpunkt „Mit-
stehen sechs Menschenrechte, für die      wenn Mitgliedsorganisationen ihre Ver-                machen“ viele Materialien zum
der Paritätische besonderen Handlungs-    anstaltungen ebenfalls unter das Thema                Download bereit.
bedarf sieht. Dies sind die Rechte auf:   „Menschenrechte“ stellen und sich mit                 www.mensch-du-hast-recht.de >
                                          Hilfe des Kampagnenlogos oder durch                   Mitmachen
 Wohnen
„„                                        Aufhängen der Plakate als Teil der Kam-
 Gesundheit
„„                                        pagne präsentieren.                                   Mitgliedsorganisationen des Pari-
 Bildung
„„                                                                                              tätischen NRW finden darüber
 Selbstbestimmung
„„                                        Was passiert im Netz?                                 hinaus im Extranet alle relevanten
 Teilhabe
„„                                        Familiennachzug für geflüchtete Men-                  Links sowie zusätzliche Grafiken
 Schutz
„„                                        schen, Diskriminierung auf dem Woh-                   für den Einsatz im Internet.
                                          nungsmarkt oder Erwerbsarbeit als                     www.extranet.paritaet-nrw.org
Viele Menschen sind auch in Deutsch-      Schlüssel zur gesellschaftlichen Teilhabe:            > Verbandliche Informationen >
land davon betroffen, dass ihre Rechte    Auf der Internetseite zur Kampagne gibt               Mensch, du hast Recht!
in diesen Bereichen nicht vollständig     es außerdem den Menschenrechts-Blog.
geachtet werden.                          Erste Beiträge sind online, weitere wer-
                                          den folgen. Und wer das Thema in den
Was ist geplant?                          sozialen Netzwerken sucht: Verabredet
Im Rahmen der Kampagne sind auf allen     ist der Hashtag #Menschenrechte, um
Ebenen zahlreiche Veranstaltungen         Beiträge auch für Außenstehende leicht
geplant – vor Ort in den Quartieren und   auffindbar zu machen.
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6        Menschenrechte

                                                                                                                                © Schankz - stock.adobe.com
                                     Beinahe jede dritte Frau in Deutschland hat mindestens einmal in ihrem Leben Gewalt erfahren.

                                     Frauenrechte sind Menschenrechte
                                     Im Februar 2018 trat die Istanbul-Konvention in Kraft. Und
                                     wie sieht es mit der Umsetzung in NRW aus?

                                     Fast jede dritte Frau in Deutschland hat       abhängig. Hier sei der Bund gefragt,
                                     mindestens einmal in ihrem Leben kör-          Schutz und Hilfe gesetzlich zu verankern,
                                     perliche oder sexuelle Gewalt erfahren.        so Pallmann.
                                     Damit kann und will der Paritätische
                                     NRW sich nicht abfinden. Anlässlich des        Schwere Verletzungen der Frauenrechte
                                     Internationalen Frauentags am 8. März          Im Februar 2018 trat die Istanbul-Kon-
                                     forderte der Verband erneut Schutz,            vention zur Verhütung und Bekämpfung
                                     Beratung und Unterstützung für alle            von Gewalt gegen Frauen und häuslicher
                                     von Gewalt betroffenen Frauen, Mäd-            Gewalt in Kraft und die Wiener Menschen-
                                     chen und ihre Kinder.                          rechtskonferenz jährt sich im Juni zum 25.
                                                                                    Mal. „Letztere gilt als Meilenstein: Erstmals
                                     „Weit in andere Länder muss man nicht          wurde in aller Deutlichkeit formuliert,
                                     schauen: Auch in Nordrhein-Westfalen           dass die Menschenrechte von Frauen
                                     ist Gewalt gegen Frauen und Mädchen            und minderjährigen Mädchen ein unver-
                                     nach wie vor ein Thema, vor allem              äußerlicher, integraler und untrennbarer
                                     im häuslichen Bereich“, so Iris Pall-          Bestandteil der allgemeinen Menschen-
                                     mann, Fachreferentin für Frauen- und           rechte sind“, so Pallmann. Doch auch heu-
                                     Mädchen­organisationen beim Paritäti-          te noch werden weltweit Frauenrechte
                                     schen NRW.                                     schwer verletzt, muss ihr Schutz immer
    Iris Pallmann                                                                   wieder neu eingefordert werden.
    Fachreferentin                   Von kommunaler Kassenlage abhängig
    Frauen- und                      Die Finanzierung von Frauen- und Mäd-          Aktiv in der Anti-Gewalt-Arbeit
    Mädchenorganisationen            chenberatungsstellen, Frauenhäusern            Zum Paritätischen NRW gehören 18 Frau-
    Der Paritätische NRW             oder Einrichtungen gegen sexualisierte         enhäuser und 55 Frauenberatungsstellen.
    Kreisgruppe Dortmund             Gewalt ist noch immer eine freiwillige         Von insgesamt 113 Frauen- und Mäd-
    Telefon: 0231 18 99 89 43        Leistung und damit von Kassenlage und          chenorganisationen sind rund 90 in der
    iris.pallmann@paritaet-nrw.org   Wohlwollen der einzelnen Kommune               Anti-Gewalt-Arbeit aktiv.
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Ehemalige Heimkinder berichteten der Opferschutzbeauftragten (re.) von ihren Erfahrungen.

Traumatisiert und vergessen?
Opferschutzbeauftragte des Landes besucht 1. Community                                      Ehemalige Heimkinder NRW
der ehemaligen Heimkinder NRW.                                                              In der 1. Community haben sich
                                                                                            ehemalige Heimkinder aus NRW
Es waren bewegende Lebensgeschich-             sierungen durch unwürdige Antragsver-        zusammen­ geschlossen, die in der
ten, von denen rund 20 ehemalige Heim-         fahren.“ Zudem müssten die wichtigen         Nachkriegszeit in Kinderheimen und
kinder der Nachkriegszeit der NRW-Op-          Aufgaben wie Beratung, Begleitung und        Erziehungsanstal­ten, Behinderten-
                                                                                            heimen oder auch in der Psychiatrie
ferschutzbeauftragten Elisabeth Auch-          Aufarbeitung des Erlebten, die der Verein
                                                                                            aufgewachsen sind.
ter-Mainz berichteten. Seelische, sexua-       ehrenamtlich leistet, dringend finanziell
lisierte und körperliche Gewalt gehörten       gefördert werden. „Wir haben uns den
                                                                                            Wichtigstes Anliegen ist der Einsatz
damals zur Tagesordnung. Hilfen gab es         Kampf für die Menschenrechte auf die
                                                                                            für die Anerkennung des Schmerzes
nach der Zeit im Heim in den seltensten        Agenda geschrieben. Hier wird mir wie-
                                                                                            und des Unrechtes, welches ihnen
Fällen.                                        der schmerzlich bewusst, wie nötig das
                                                                                            zugefügt wurde: sei es durch kör-
                                               auch 2018 noch ist”, so Kanne.
                                                                                            perliche und seelische Misshand­
„Das Schlimmste wäre, wenn unsere Miss-
                                                                                            lung, durch sexuellen Missbrauch
handlungs-Erfahrungen geleugnet und wir     Als Überlebende anerkannt werden
                                                                                            oder die Gabe von Medikamenten,
Opfer dieses Unrechts vergessen werden.     Die Opferschutzbeauftragte hat es sich
                                                                                            die zu Versuchszwecken und Ruhig-
Genau das geschieht im Moment“, so die      zum Ziel gesetzt, die Arbeit des Vereins        stellung verabreicht wurden.
erschütternde Bilanz von Uwe Werner, Vor-   und die dort tätigen Menschen und ihre
sitzender der 1. Community – Ehemalige      Schicksale kennenzulernen und ihnen             Die Mitgliedsorganisation des Pari-
Heimkinder NRW.                             zuzuhören. „Auch bin ich interessiert dar-      tätischen NRW hat sich 2015 mit 32
                                            an, über Ihre aktuellen Lebenssituationen       Mitgliedern gegründet. Mittlerweile
Menschenrechte verletzt                     informiert zu werden, und zu erfahren,          zählt sie rund 100 Mitglieder in drei
In der Mitgliedsorganisation des Paritä- welche konkrete Unterstützung Sie sich             Ortsgruppen.
tischen haben sich Betroffene zusam- wünschen“, so Auchter-Mainz. Die Ant-
mengeschlossen, um für ihre Rechte zu wort war eindeutig: Sie möchten mit ihrem             www.deutschlands-heimkinder.de
streiten. Sie dürften nicht weiter allein Leid als Überlebende anerkannt werden.
gelassen werden, fordert Barbara Kanne, Eine einheitliche Rente über 300 Euro für
Referentin für Opferhilfe. „Sie müssen ihre alle ehemaligen Heimkinder, wie es sie in
verbleibende Lebenszeit in Würde gestal- Österreich gibt, wäre ein wichtiges Zei-
ten können, ohne weitere Retraumati- chen der Politik, dass man sie ernst nimmt.
FORUM Nr. 1 | 2018 - Menschenrechte stärken Jahresthema 2018 - Der Paritätische NRW
8        Gegen Rechts

    Normalisierung von Hass ist gefährlich
    Hetze, Angstmache und eine gespaltene Gesellschaft. FORUM sprach mit Christian Woltering
    und Ute Fischer über rechtspopulistische Tendenzen. Und die Haltung des Paritätischen.

     FORUM: Wo stehen wir derzeit, welche
    „„                                            Woltering: Nehmen Sie als Beispiel
                                                 XX                                           ment Ausfallbürge für den Staat. Denn
    Stimmungslage nehmen Sie wahr?               die unsägliche Debatte um die Tafel          staatliche Leistungen reichen für viele
    XX Christian Woltering: Ich glaube, dass     Essen. Ich glaube nicht, dass rassistische   Menschen, die arbeitslos sind oder eine
    wir aktuell in einer unruhigen Zeit leben,   Motive im Vordergrund standen bei der        geringe Rente beziehen, wohnungslos,
    mehr noch als auf dem Höhepunkt von          Entscheidung, vorübergehend keine            alleinerziehend oder prekär beschäftigt
    PEGIDA und Co vor ein paar Jahren. Ich       Ausländer mehr neu in die Kartei auf-        sind, oft einfach nicht aus. Aus gutem
    finde es sehr beunruhigend, wie sehr wir     zunehmen. Aber es muss allen klar sein,      Grund fordern wir gemeinsam mit der
    uns schon wieder an die AfD gewöhnt          dass diese Handlungsweise Wasser auf         Nationalen Armutskonferenz einen aus-
    zu haben scheinen. Der Gedanke dar-          die Mühlen der Rechtspopulisten war.         reichenden Regelsatz in der Grundsiche-
    an, eine rassistische Partei in unseren      Ob das so gewollt, in Kauf genommen          rung und regelmäßige, angemessene
    Parlamenten zu haben, sollte uns jeden       oder unbeabsichtigt war, spielt hinterher    Anpassung der Kosten der Unterkunft.
    Tag aufs Neue zum Nachdenken brin-           keine Rolle mehr. Wenn die AfD einem         Viele Menschen fühlen sich abgehängt,
    gen. Die Normalisierung von Hass und         applaudiert, hat man irgendetwas ver-        haben Existenzängste. Ein idealer Nähr-
    Aus­grenzung ist meines Erachtens viel       kehrt gemacht. Auch wenn die Gründe          boden, um die Neiddebatte weiter zu
    gefährlicher als die platten Parolen von     im Kern ganz woanders liegen.                schüren und die Spaltung der Gesell-
    früher.                                                                                   schaft voran zu treiben.
                                                  Wo liegen die wahren Gründe?
                                                 „„
     „Zu viele Menschen wer-                      Woltering: Unter anderem im armuts­
                                                 XX                                            Was bedeutet das für die Politik?
                                                                                              „„
     den abgehängt von sozia-                    politischen Versagen der Politik. Die Zahl    Fischer: Ein Annähern der demokra­
                                                                                              XX
                                                 der Tafeln steigt immer weiter. Sie unter-   tischen Parteien an vermeintliche Ant-
     ler Teilhabe.“
                                                 stützen etwa 1,5 Millionen Menschen,         worten und dumpfe Parolen der Popu-
     Woher kommt das?
    „„                                           sind mit ihrem ehrenamtlichen Engage-        listen kann nicht die Lösung sein. Im
     Ute Fischer: Was sich heute nicht
    XX
    nur in Deutschland, sondern in vielen
    Teilen Europas zeigt, sind die Gefahren
    sozialer Spaltung von Gesellschaften.
    Zu viele Menschen werden abgehängt
    von sozialer Teilhabe oder fühlen sich
    angesichts der raschen Folge globaler
    Entwicklungen und Krisen irritiert. Mehr
    als 25 Prozent der Menschen in Nord-
    rhein-Westfalen haben eine Einwande-
    rungsgeschichte. Viele Menschen tun
    sich offenbar schwer damit, die Reali-
    täten der Einwanderungsgesellschaft           Ute Fischer                                  Christian Woltering
    anzuerkennen. Rechtspopulisten nutzen         Der Paritätische NRW                         Der Paritätische NRW
    das für ihre dumpfe Hetze, treiben die        Geschäftsbereichsleiterin                    Landesgeschäftsführer
    Spaltung der Gesellschaft voran. Es muss      Kinder, Jugend, Frauen, Migration,
    uns gelingen, den gesellschaftlichen          soziale Hilfen, Arbeit                       Telefon: 0202 28 22 423
    Zusammenhalt und das Zusammenle-                                                           christian.woltering@paritaet-nrw.org
    ben unabhängig von der Herkunft von           Telefon: 0202 28 22 252
    Menschen positiv zu gestalten.                ute.fischer@paritaet-nrw.org
FORUM Nr. 1 | 2018 - Menschenrechte stärken Jahresthema 2018 - Der Paritätische NRW
9

                                                                                                                                              © freshidea - stock.adobe.com
                                              Soziale Spaltung von Gesellschaften: Der Paritätische macht sich stark für mehr Zusammenhalt.

Gegenteil: Was Jens Spahn oder Horst          mehr Sorgen machen als Wahlergebnis-           spielsweise den „Frauenmarsch gegen
Seehofer derzeit betreiben, ist gefährlich.   se einzelner Parteien. Machen wir uns          Gewalt“ in Bottrop gilt es zu entlarven
Stattdessen braucht es eine offensive         nichts vor: Es gibt Gruppierungen, die         und sich mit lauter Stimme dagegen zu
und kreative Sozialpolitik und eine klu-      wollen gesellschaftliche Institutionen         wehren.
ge Gestaltung von Integration. Wir soll-      der Demokratie schlicht abschaffen.
ten verlorene Chancen der Integration                                                         Fischer: Seit Jahrzehnten engagieren
                                                                                             XX
der Zuwanderer der 1950er und 1960er           „Es ist an der Zeit, für unse-                wir und unsere Mitglieder uns in Bünd-
Jahre, die zu oft letztlich als „Gastarbei-    re offene Gesellschaft und                    nissen gegen Rechts, sind Träger von
ter“ und „Ausländer“ behandelt wurden,                                                       Antidiskriminierungsbüros oder Bera-
                                               Demokratie aufzustehen.“
nicht wiederholen, eine Zurschaustel-                                                        tungsstellen für Opfer rechter Gewalt.
lung von Hass und Gewalt ist letztlich         Was muss nun passieren?
                                              „„                                             Interkulturelle Projekte bringen Jugend-
auch Ausdruck eines Versagens der             u Woltering: Das Wichtigste: Politik darf      liche unterschiedlicher Herkunft zusam-
Mehrheitsgesellschaft.                        nicht länger auf Kosten der Schwächeren        men, Bildungsarbeit und viele Aktivitäten
                                              gehen, muss alle mitnehmen. Und wir, die       mehr leisten einen Beitrag für ein demo-
 Die AfD ist gesellschaftlich mehr und
„„                                            Stimmen der Zivilgesellschaft, müssen          kratisches und friedliches Gemeinwesen.
mehr akzeptiert, zieht ein in unsere Parla-   uns laut und unmissverständlich gegen          Heute ist diese Arbeit wichtiger denn je,
mente: Fluch und Segen der Demokratie?        jede Form von Rassismus und Ausgren-           wir müssen sie intensivieren. Die Lan-
u Fischer: Demokratie bedeutet nicht          zung positionieren. Jede und jeder Einzel-     desregierung wird das 2016 verabschie-
immer die Regierung der Besten. Aber sie      ne muss sich fragen, was sie oder er selbst    dete Handlungskonzept gegen Rechts-
bietet die Möglichkeit, gewählte Parteien     tun kann. Es ist an der Zeit, für unsere       extremismus und Rassismus auch 2018
friedlich wieder abzuwählen. Demokratie       offene Gesellschaft und unsere Demokra-        fort­führen. Das Landesnetzwerk gegen
hat die Aufgabe, Pluralität und Verschie-     tie aufzustehen. Das gilt auch für uns als     Rechtsextremismus, dem wir über die Freie
denheit zu organisieren, Räume dafür zu       Verband. Wir sind nicht irgendein beliebi-     Wohlfahrtspflege angehören, hat hier eine
schaffen und diese auch zu verteidigen.       ger sozialer Dienstleister. Wir wollen eine    beratende Funktion. Ein Schwerpunkt
Ein gleichgültiges Nebeneinander reicht       offene, tolerante und vielfältige Gesell-      liegt 2018 auch auf Aktivitäten gegen Hate
da nicht. Ein feindseliges Gegeneinander      schaft und dafür kämpfen wir auch. Nicht       Speech in den sozialen Medien. Was das
führt schon gar nicht zu konstruktiven        zuletzt mit unserer Kampagne „Vielfalt         bedeutet, sehen wir in trauriger Regelmä-
Lösungen. Wenn es einen nennenswer-           ohne Alternative!“ haben wir uns nach-         ßigkeit, wenn wir auf der Facebook-Seite
ten Vertrauensverlust in gesellschaftliche    drücklich positioniert. Und werden auch        des Verbandes Stellung für Vielfalt und
Institutionen gibt, die auch Wächter der      weiterhin genau hinschauen. Verdeckte          gegen Rechts beziehen. Langweilig wird
Demokratie sind, dann sollte uns das          Aktionen der Rechtspopulisten, wie bei-        uns 2018 also sicher nicht...
FORUM Nr. 1 | 2018 - Menschenrechte stärken Jahresthema 2018 - Der Paritätische NRW
10     Aktuelles

 Recht auf Wohnen                                 Rucksäcke für Obdachlose
                                                                                                    Rucksäcke, füllt diese mit Bedarfsge-
                                                                                                    genständen und sorgt dafür, dass sie
                                                                                                    an Bedürftige verteilt werden. Auch in
                                                                                                    Nordrhein-Westfalen wurden in Koope-
                                                                                                    ration mit Mitgliedsorganisationen des
                                                                                                    Paritätischen NRW Rucksäcke verteilt.

                                                                                                    Rucksack voller nützlicher Dinge
                                                                                                    Die Rucksäcke sind gefüllt mit Arti-
                                                                                                    keln, die wohnungslosen Menschen
                                                                                                    das Leben auf der Straße erleichtern
 Der Paritätische Aschermittwoch reihte sich in   Die Brichbags sind gefüllt mit allerlei Dingen,   sollen, zum Beispiel warme Socken,
 die Kampagne „Mensch, du hast Recht!“ ein.       die für Obdachlose nützlich sind.                 löslicher Kaffee oder Desinfektions-
                                                                                                    mittel. Aber auch der Rucksack selbst
 Der Alternative Paritätische Aschermitt-         Obdachlosen Menschen fehlt es oft                 ist nützlich für Obdachlose. In der sta-
 woch in Bonn drehte sich in diesem Jahr          an grundlegenden Alltagsprodukten.                bilen Tasche können sie ihre Habselig-
 um das Thema Wohnen. Am 13. März                 Hier will die Augsburger Textilunter-             keiten verstauen und transportieren.
 2018 trafen sich im BaseCamp in Bonn             nehmerin Sina Trinkwalder mit ihrem               Die „Brichbags“ sind nicht nur geräu-
 interessierte Bürgerinnen und Bürger             Projekt Brichbag helfen. In ihrem                 mig, sondern auch wasserdicht und
 sowie Mitgliedsorganisationen des Pari-          Unternehmen Manomama näht sie aus                 witterungsbeständig.
 tätischen vor Ort mit Vertreterinnen und         Resten der Markisenindustrie stabile              www. brichbag.de
 Vertretern der Politik, um gemeisam zum
 Thema „Recht auf Wohnen und Teilhabe“
 zu diskutieren.

 Wohnen ist ein Menschenrecht
                                                  Gefahr für die Demokratie
 Bezahlbarer Wohnraum ist in Bonn wie                                                               und Autor Olaf Sundermeyer, dessen
 in vielen anderen Großstädten in Nord­                                                             Einschätzung warnend ausfällt: Die AfD
 rhein-Westfalen rar. Vor allem Men-                                                                sei zutiefst fremdenfeindlich und lei-
 schen mit niedrigem Einkommen haben                                                                der nur der parlamentarische Arm einer
 Schwierigkeiten, an eine geeignete Woh-                                                            größeren Bewegung. Als problematisch
 nung zu kommen. In Deutschland steigt                                                              schätzt er auch den großen Vorsprung
 die Zahl der Wohnungslosen stetig an:                                                              ein, den die AfD in sozialen Netzwerken
 Im Jahr 2016 hatten laut Schätzung der                                                             gegenüber anderen Parteien hat.
 BAG Wohnungslosenhilfe 860 000 Men-
 schen keine eigene Wohnung, 52 000                                                                 Gemeinsam gegen rechte Parolen
 mussten ohne jede Unterkunft auf der                                                               Der Paritätische positioniert sich klar
 Straße leben. Der Paritätische Ascher-           Um Rechtspopulismus ging es beim Paritäti-
                                                                                                    gegen jegliche Fremdenfeindlichkeit
 mittwoch reihte sich dieses Mal in die           schen im Märkischen Kreis.                        und hat hierzu 2017 eine Kampagne
 Kampagne „Mensch, du hast Recht!“                                                                  gestartet, in der die Argumente der
 ein. Der Paritätische sieht es als Verstoß       Der Paritätische im Märkischen Kreis              Rechtspopulisten entkräftet werden.
 gegen die Menschenrechte an, wenn                widmete sich bei seiner Aschermitt-               Auf der Internetseite der Kampagne
 beispielsweise Menschen aufgrund                 wochs-Veranstaltung der Partei Alter-             „Vielfalt ohne Alternative“ stehen die
 steigender Mietpreise ihr gewohntes              native für Deutschland und diskutier-             entkräfteten Vorurteile und Tipps zum
 Umfeld verlassen müssen oder Geflüch-            te unter dem Motto „Populismus und                Umgang mit Stammtischparolen und
 teten der Zugang zum Wohnungsmarkt               Rechtsextremismus – Gefahren für                  Alltagsrassismus.
 lange verwehrt bleibt.                           Deutschland?“. Zu Gast war Journalist             www.vielfalt-ohne-alternative.de
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Vielfalt beim ASB                                                                                                 Neuer Betriebsrat
Der Arbeiter-Samariter-Bund Nord­
rhein-Westfalen, Mitglied im Paritäti-
schen NRW, hat sich im Rahmen sei-
nes LSBTTI*-Netzwerktreffens im März
2018 in Köln zur Kampagne „Mensch, du
hast Recht!“ des Paritätischen bekannt.
Die Rechte von Mitgliedern der LSBT-

                                                                                          © ASB NRW/Frank Hoyer
TI*-Community werden weltweit regel-
mäßig verletzt, oft sind sie Anfeindun-
gen und Diskriminierung ausgesetzt.

Diversity beim ASB                            Der ASB NRW macht mit bei der Kampagne                              Der neue Betriebsrat des Paritätischen NRW
Der ASB veranstaltete das LSBTTI*-Netz-       „Mensch, du hast Recht!“.                                           nach seiner konstituierenden Sitzung.
werktreffen bereits zum fünften Mal.
Teilgenommen hatten Vertreterinnen            innerhalb des ASB. In den Fokus genom-                              Seit März 2018 hat der Paritätische
und Vertreter aus sechs ASB-Landes-           men werden deshalb nicht nur sexuelle                               NRW einen neuen Betriebsrat. Er setzt
verbänden; ein Grußwort sprach unter          und geschlechtliche Identität, sondern                              sich zusammen aus neun Mitgliedern.
anderem Reinhard Klenke, Vorstands-           zum Beispiel auch Alter, Nationalität und                           Mitglied im Betriebsrat sind aktuell (von
mitglied des Paritätischen NRW. Das           Behinderung.                                                        links): Martin Debener, Beate Preiß, Erkan
Netzwerk „Vielfalt im ASB“ sieht sich als     www.asbnrw.de >                                                     Yilmaz, Dorothée Schackmann, Andrea
Teil eines größeren Diversity-Prozesses       Projekte & Kampagnen > Diversity                                    Multmeier (Vorsitzende), Anita Petter
                                                                                                                  (stv. Vorsitzende), Thomas Malzkorn,
                                                                                                                  Birgit Klewinghaus und Udo Haack.

Patientenbeauftragte zu Besuch                                                                                    Was macht der Betriebsrat?
                                                                                                                  Der Betriebsrat vertritt die Interessen der
Die Arbeitsgemeinschaft der Krebs-                                                                                Arbeitnehmer/-innen in kollektiven Ange-
Selbsthilfeorganisationen in NRW (AKS                                                                             legenheiten. Er ist Ansprechpartner in Ein-
Krebs) hat sich mit Claudia Middendorf,                                                                           zelfragen für alle Mitarbeitenden. Arbeit-
der Beauftragten der Landesregierung                                                                              geber und Betriebsrat arbeiten beim Pari-
für Menschen mit Behinderung sowie für                                                                            tätischen NRW vertrauensvoll zusammen.
Patientinnen und Patienten, getroffen.                                                                            Der Betriebsrat gestaltet betriebliche
Der AKS Krebs trifft sich drei mal im Jahr.                                                                       Regelungen und Vereinbarungen mit,
Für die Zukunft wurde vereinbart, dass                                                                            wie beispielsweise Arbeitszeit/-Urlaubs-
der Austausch mit der Patientenbeauf-                                                                             regelung, Vergütungsvereinbarung und
                                                                                          © AKS Krebs

tragten regelmäßig stattfinden soll. Mid-                                                                         die Vereinbarung zum Gesundheitsma-
dendorf betonte, dass ihr der Kontakt zu                                                                          nagement. Bei Personalangelegenheiten
den Betroffenen sehr wichtig sei.             Die Patientenbeauftragte besucht die                                wird er mit einbezogen und er stellt eine
                                              Krebs-Selbsthilfe des Paritätischen NRW.                            Schwerbehindertenvertretung. Jährlich
Austausch zwischen den Akteuren                                                                                   organisiert er eine Betriebsversamm-
Im Bild zu sehen sind die Vertreter/-in-      NRW), Bernd Troche (Prostatakrebs                                   lung für alle Kolleginnen und Kollegen.
nen des AKS Krebs sowie die Patien-           SH NRW). Unten von links: Petra Kunz                                Die Betriebsversammlungen finden zu
tenbeauftragte. Oben von links: Harald        (Frauenselbsthilfe NRW), Claudia Mid-                               wechselnden Themen statt, beispiels-
Kemper (ILCO NRW), Joachim Weier (BV          dendorf (Patienten-und Behinderten-                                 weise Alterszeitmodelle oder Gesundheit
Blasenkrebs), Friedhelm Möhlenbrock           beauftragte NRW), Rita Januschewski                                 am Arbeitsplatz. Im Rahmen der Betriebs-
(Arbeitskreis der Pankreatektomierten),       (Koordinatorin der Gesundheitsselbst-                               versammlung legt der Betriebsrat seinen
Reiner Pott (Non-Hodgkin-Lymphom              hilfe NRW im Paritätischen).                                        Rechenschaftsbericht ab.
12     Aktuelles

 HIV Kontrovers                                                                     Benachteiligte Jugendliche fördern
                                                                                                                                                                   werde an der falschen Stelle gespart.
                                                                                                                                                                   Die Kürzungsabsichten treffen nach
                                                                                                                                                                   Einschätzung der Wohlfahrtspflege
                                                                                                                                                                   viele der Jugendlichen, die durch die
                                                                                                                                                                   Regelsysteme der Sozialgesetzbücher
                                                                                                                                                                   II und III nicht erreicht oder dort nicht

                                                  © Aidshilfe NRW, Markus Schmidt
                                                                                                                                                                   ausreichend gefördert werden können.
                                                                                                                                                                   Dies seien Jugendliche, die die Schule
                                                                                                                                                                   verweigerten, eine Ausbildung abbrä-
                                                                                                                                                                   chen oder nicht schafften und schon
                                                                                                                                                                   viele Misserfolge erlebt hätten.
 Auf der Fachtagung HIV Kontrovers diskutierten                                     Bei der Berufsförderung benachteiligter
 Fachleute und Betroffene.                                                          Jugendlicher stehen massive Kürzungen an.Weniger Hilfe für junge Erwachsene
                                                                                                                             Das Programm „Werkstattjahr neu“
 Im Februar bot die Fachtagung HIV Kont-                                            Das Land NRW will 1 200 Plätze in der etwa muss demnächst mit 1 600 statt
 rovers die Möglichkeit, unter Fachleuten                                           Berufsförderung für benachteiligte wie bisher 2 800 Plätzen auskommen.
 zum Thema HIV-Infektion und Aids zu                                                Jugendliche abschaffen. Die nord­ Das Programm „Jugend in Arbeit plus“,
 diskutieren. Die Fachtagung richtet sich                                           rhein-westfälischen Wohlfahrtsverbän- das sich an ältere Jugendliche und jun-
 an Ärztinnen und Ärzte sowie Expertin-                                             de warnen: Vor allem ältere Jugendliche ge Erwachsene richtet, soll Ende 2018
 nen und Experten aus Aidshilfen, Positi-                                           drohen auf der Strecke zu bleiben und ganz eingestellt werden.
 ven-Selbsthilfe, Prävention, öffentlichem                                          dauerhaft in Hartz IV abzurutschen. Hier www.freiewohlfahrtspflege-nrw.de
 Gesundheitswesen, ambulanter und sta-
 tionärer Versorgung, Politik und Verwal-
 tung sowie an Menschen mit HIV und
 Aids. Rund 180 Besucher/-innen kamen
 zur Fachtagung.
                                                                                    Qualifikation von Arbeitslosen
                                                                                                                                                                   beruflichen Aus- und Weiterbildun-
 Gegen Stigmatisierung vorgehen                                                                                                                                    gen sind geringqualifizierte Arbeits-
 Veranstalterinnen waren die Deutsche                                                                                                                              lose weitgehend ausgeschlossen.
 AIDS-Gesellschaft (DAIG) und die Aidshil-                                                                                                                         Obwohl rund 70 Prozent der arbeits-
 fe NRW, Mitglied im Paritätischen NRW.                                                                                                                            losen Hartz-IV-Empfänger/-innen kei-
 Arne Kayser, Landesvorsitzender der                                                                                                                               ne Ausbildung haben, werden ihnen
                                                                                                                                   © Thomas Reimer - Fotolia.com

 Aidshilfe NRW, erklärte, wieso die Fach-                                                                                                                          Bewerbungstrainings und andere akti-
 tagung so wichtig sei: „Bei HIV Kontro-                                                                                                                           vierende Maßnahmen angeboten. Nur
 vers blicken wir in die Zukunft und grei-                                                                                                                         jede 16. Fördermaßnahme im Hartz-
 fen Inhalte auf, denen wir uns individuell                                                                                                                        IV-System entfiel 2017 auf Maßnahmen
 und als Gesellschaft stellen müssen“, so                                                                                                                          zur Berufsbildung oder beruflichen
 Kayser. „Die Entwicklungen im medizini-                                            Um Qualifikation und Weiterbildung geht es                                     Weiterbildung.
 schen Bereich und der wissenschaftliche                                            im aktuellen Arbeitslosenreport der LAG NRW.
 Fortschritt einerseits und die nach wie                                                                                                                           Mittel zur Qualifizierung erhöhen
 vor gesellschaftlichen Vorbehalte gegen                                            Je besser qualifiziert Arbeitslose sind,                                       Die Wohlfahrtsverbände in NRW fordern,
 Menschen mit HIV andererseits verpflich-                                           desto leichter finden sie zurück auf                                           mehr in die Qualifizierung von un- und
 ten uns zum Dialog und zum kontinu-                                                den Arbeitsmarkt. Doch wer Hartz IV                                            angelernten Arbeitslosen zu investie­
 ierlichen Engagement aller Beteiligten,                                            bezieht, profitiert kaum von berufli-                                          ren. Aus- und Weiterbildung seien ein
 gegen Vorurteile und Stigmatisierung                                               chen Weiterbildungsangeboten. Das                                              wichtiger Schlüssel zu gesellschaftlicher
 vorzugehen.“                                                                       belegt der aktuelle Arbeitslosenreport                                         Teilhabe.
 www.hiv-kontrovers.de                                                              der Wohlfahrtsverbände in NRW. Von                                             www.freiewohlfahrtspflege-nrw.de
13
Die neue Rolle der Kommunen                                                                Komm mit!
Die Lösungen für Teilhabe und Versor-
gung Älterer liegen vor Ort: Mit der Rol-
le der Kommunen beschäftigte sich die
mit rund 120 Personen ausgebuchte
Fachtagung des Paritätischen NRW am
1. März in Gelsenkirchen.

Sorgende Gemeinschaften

                                                                                                                                              © Artem - Fotolia.com
Pflegestärkungsgesetze II und III und
Landespflegerecht sehen für die Kom-
munen eine starke Rolle in der Planung
und Gestaltung von Hilfe- und Unterstüt-     Wohlfahrtspflege, Wissenschaft und Kommu-     Geflüchtete Kinder haben ein Recht auf die Teil-
zungsangeboten vor; der 7. Altenbericht      nen sprachen über die Versorgung Älterer.     nahme an Ferienfreizeiten.
der Bundesregierung nennt sie „sorgen-
de Gemeinschaften“. Was das bedeutet         Hunsteger-Petermann, Oberbürger-              Das Paritätische Jugendwerk NRW ruft
und welche Chancen und Risiken der           meister der Stadt Hamm und stellver-          gemeinsam mit der Aktionsgemeinschaft
Paritätische und seine Mitglieder hier       tretender Vorsitzender des Städtetages        Junge Flüchtlinge in NRW zur Mitnahme
sehen, wurde bei der Fachtagung hin-         NRW, sowie Professor Andreas Kruse,           von Flüchtlingskindern in Ferienfreizeiten
terfragt. Wie nehmen Kommunen selbst         Direktor des Instituts für Gerontologie       auf. Die Träger der Kinder- und Jugend­
ihre Rolle wahr? Was sind gute Beispiele?    der Uni Heidelberg und Vorsitzender der       arbeit bemühen sich vielerorts, Fahrten
Anstöße zur Diskussion gaben Thomas          Siebten Altenberichtskommission.              ins In- und Ausland zu ermöglichen. Ihre
                                                                                           Arbeit wird jedoch häufig von asylrecht­
                                                                                           lichen Regelungen erschwert.

Bottrop ist bunt statt braun                                                               Residenzpflicht kann gelockert werden
                                                                                           Angebote für geflüchtete Kinder müs-
Das Bottroper Bündnis gegen Rechts rief                                                    sen, wie für alle jungen Menschen, auch
für den 4. März zur Kundgebung unter                                                       außerhalb ihres zugewiesenen Aufent­
dem Titel “Für Frauenrechte – gegen                                                        haltsbereiches möglich sein und dürfen
Rassismus” auf. Anlass war die für die-                                                    nicht am Status des Asylverfahrens schei­
sen Tag angekündigte Veranstaltung                                                         tern. Die Residenzpflicht für geflüchtete
„Mütter gegen Gewalt“. Nach Einschät-                                                      junge Menschen in Kommunen mit einer
zung des Bündnisses, zu dem auch der                                                       Aufenthaltsgestattung zur Durchführung
Paritätische Bottrop gehört, handelte es                                                   eines Asylverfahrens kann nach § 58 AsylG
sich hierbei um eine Tarnveranstaltung                                                     gelockert werden. Die Aktionsgemein-
rechter Gruppierungen und von Einzel-                                                      schaft fordert daher alle kommunalen
personen des rechten Spektrums.                                                            Aus­länderbehörden auf, im Rahmen eine­r
                                             Vielfalt ohne Alternative: Der Paritätische   Ermessensentscheidung die Erlaubnis
Gegen rassistische Vorurteile                Bottrop bezog Stellung gegen Rechts.          zu erteilen, an einer Fahrt teilzunehmen.
Gewalt gegen Frauen, Frauenrechte oder                                                     Zudem ermuntert die Aktionsgemein-
auch Gleichstellung seien ohne Frage         tel eines ‚Frauenbündnisses‘ ver­breitet      schaft die Praxis der Kinder- und Jugend­
auch 2018 noch dringliche Themen, so die     werden sollten. Ein klares Zeichen gegen      hilfe ausdrücklich, geflüchtete Kinder und
Einschätzung von Cornelia Kavermann,         Rechts setzten neben dem Oberbürger-          Jugendliche in den Kommunen aufzusu-
die als Kreisgruppen-Vorsitzende Position    meister Bernd Tischler auch das Frauen­       chen, in ihre Aktivitäten einzubeziehen
bezog. Doch es sei unerträglich, dass hier   zentrum Courage, weitere soziale Orga­        und so eine Teilhabe am kulturellen und
rassistische Vorurteile und diskriminiere­   nisationen und die evangelische und           sozialen Leben zu ermöglichen.
nde Propaganda unter dem Deckman-            katholische Kirche.                           www.pjw-nrw.de
14    Kinder und Familie

                                          NRW gleicht Flickenteppich
                                          Alle loben die Schulsozialarbeit. Doch landesweite Standards
                                          und Planungssicherheit fehlen in NRW nach wie vor.

                                          Unabdingbarer Bestandteil einer moder-     Flickenteppich. Und längst nicht jede
                                          nen Schule und unverzichtbar, um Bil-      Schule in NRW kommt überhaupt in den
                                          dungschancen für alle Kinder zu eröff-     Genuss von Schulsozialarbeiterinnen/-so-
                                          nen: Die Rede ist von der Schulsozial-     zialarbeitern. „Es ist der schwarz-gel-
                                          arbeit, die im März im Landtag auf der     ben Landesregierung ebenso wie ihren
                                          Tagesordnung stand. Und eins wurde         rot-grünen Vorgängerregierungen hoch
                                          im Vorfeld deutlich: Die vier im Landtag   anzurechnen, dass sie mit befristeten Lan-
                                          vertretenen demokratischen Parteien        desprogrammen in die Bresche gesprun-
                                          waren sich selten so einig wie bei diesem  gen sind, als sich der Bund 2013 nach Aus-
                                          Thema. Und doch gleicht NRW einem          laufen des Bildungs- und Teilhabepaketes
                                          Flickenteppich, sind die Schulen sehr      aus der Verantwortung geschlichen hat“,
                                          unterschiedlich ausgestattet. Wenn sie     so die Einschätzung Wolterings. „Doch so
                                          denn überhaupt Schulsozialarbeiter/-in-    kann es nicht weitergehen. Schluss mit
                                          nen haben.                                 dem Ping-Pong-Spiel, Schluss mit den
                                                                                     ewigen Befristungen. Schulsozialarbeit
 Schulsozialarbeit                        „Alle loben die Schulsozialarbeit. Doch braucht Planungssicherheit.“
                                          gibt es weder landesweite Qualitäts-
 Schulsozialarbeit ist eine sehr enge     standards noch eine Perspektive für die Schluss mit den Kettenverträgen
 Form der Kooperation von Jugendhil-      Finanzierung“, so Christian Woltering, Stichwort Befristungen: neben den nicht
 fe und Schule und bietet in ihrer prä-   Landesgeschäftsführer des Paritätischen vorhandenen landesweiten Mindest-Stan-
 ventiv ausgerichteten Arbeit leicht      NRW. „Nun haben die Landtagsfraktionen dards eines der Kern-Probleme. Denn die
 zugängliche Hilfs-, Unterstützungs-      die Chance, jenseits von parteipolitischen Träger können nicht planen, müssen – ob
 und Beratungsangebote für einzelne       Spielchen gemeinsam ein tragfähiges sie wollen oder nicht – fortlaufend befris-
 Schüler/-innen ebenso wie gruppen-       Konzept für die Schulsozialarbeit zu ent- tete Arbeitsverträge abschließen. Denkbar
 bezogene Angebote.                       wickeln. Es ist höchste Zeit!“             schlecht aus pädagogischer Sicht. Denn
                                                                                     Schulsozialarbeit ist Beziehungsarbeit,
 Unter dem Dach des Paritätischen         Das Ping-Pong-Spiel beenden                funktioniert nur über eine persönliche
 NRW sind rund 50 Jugendhilfeträger       Hier eine kommunal finanzierte Teil- Vertrauensbasis. Häufige Wechsel bei den
 organisiert, die Schulsozialarbeit an    zeit-Stelle, dort eine befristete aus dem Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sind da
 über 200 Schulstandorten in NRW          Landesprogramm zur Förderung der sozi- naturgemäß Gift, führen zu Unsicherhei-
 gestalten.                               alen Arbeit an Schulen: NRW gleicht einem ten bei Kindern und ihren Familien ebenso
15

                                              Beratung und Unterstützung für alle: Schulsozialarbeit sorgt für mehr Chancengerechtigkeit.

wie bei den Lehrkräften. Und nicht zuletzt:   und verhilft Kindern, Jugendlichen und
„Es ist schlicht schwierig, gute Leute zu     ihren Familien zu mehr Bildungs- und
finden, wenn ich nur einen befristeten        Chancengerechtigkeit.“
Vertrag bieten kann. Schulsozialarbei-
ter/-innen wissen oft nicht, ob es ihre       Sachkosten transparent gestalten
Stelle im nächsten Schuljahr noch geben       „Schulsozialarbeit ist ein wichtiger Netz-
wird“, so Marion Gebauer, Fachreferentin      werkpartner bei der Entwicklung eines
Offene Ganztagsgrundschule / Schulsozi-       Gesamtkonzeptes der Bildung, Erziehung
alarbeit beim Paritätischen NRW . „In vie-    und Betreuung an Schulen. Sie sollte
len Fällen wurden die Stellen seit 2011       daher als fester Bestandteil in Konzep-
nur befristet fortgeführt. Dass weder wir     ten von Schulen und Ganztagsangeboten
als Paritätischer noch unsere Mitgliedsor-    sowie in der kommunalen Bildungsland-
ganisationen hinter diesen unsäglichen        schaft verankert sein“, fordert Gebauer.
Kettenverträgen stehen, brauche ich wohl      Und gibt zu bedenken: Für ihre Arbeit
nicht zu betonen. Doch die fehlende Pla-      brauchen Schulsozialarbeiter/-innen
nungssicherheit lässt uns keine andere        feste Räume an jeder Schule, die für Kin-
Wahl.“                                        der und Jugendliche uneingeschränkt
                                              zugänglich sind. Sie benötigen aber auch
Bildungs- und Chancengerechtigkeit            eine geschützte Atmosphäre für Beratun-
Durch niederschwellige, vertrauliche          gen, für Einzelfallhilfen und Gruppenar-
Einzel- und Gruppenangebote, Hausbe-          beit. Das schließt auch ein transparentes
suche, Elterncafés oder die Begleitung        Sachkostenbudget ein, um Räume ange-
bei Elternsprechtagen finden Schulsozi-       messen ausstatten zu können, etwa mit
alarbeiter/-innen Zugänge zu Kindern,         Schreibtisch und abschließbaren Schrän-
Jugendlichen und deren Familien. „Sie         ken zur Aufbewahrung von Dokumenten,               Marion Gebauer
helfen Berührungsängste ab- und neue          Gesprächsergebnissen und pädagogi-                 Fachreferentin
Kontakte aufzubauen, begleiten bei            schen Materialien. „Klingt selbstverständ-         Schulsozialarbeit
Behördengängen oder geben Tipps               lich – ist es aber derzeit keineswegs. Auch        Der Paritätische NRW
beim Ausfüllen von Anträgen“, erläutert       hier muss das Land dringend ran, muss              Landesgeschäftsstelle
Gebauer. „Damit schließt Schulsozialar-       landesweite Standards definieren“, so              Telefon: 0202 28 22 257
beit eine Lücke in der Präventionskette       Gebauer.                                           marion.gebauer@paritaet-nrw.org
16    Kinder und Familie

                                          Gemeinsam für mehr Qualität im Ganztag: öffentliche und freie Jugendhilfe im Gespräch.

                                          Freie Träger – starke Partner!
                                          Ein Schulterschluss von öffentlicher und freier Jugendhilfe
                                          im Ganztag: Ein Fachtag mit dem LVR machte den Auftakt.

                                          Etwa 80 Prozent der Offenen Ganztags-          Gebauer, die als Fachreferentin Offene
                                          schulangebote (OGS) in NRW werden              Ganztagsschule beim Paritätischen NRW
                                          von Freien Trägern gestaltet: Diese            den Fachtag organisiert hatte.
                                          Form der Kooperation von Jugend­hilfe
                                          und Schule ist einmalig. Die Probleme          Fortsetzung folgt?!
                                          der Träger sind es leider nicht, wie der       Das eigene Profil als Jugendhilfeträger
                                          mit 85 Anmeldungen ausgebuchte                 schärfen und die Möglichkeiten nutzen,
                                          Fachtag von Paritätischem NRW und              die das Kinder- und Jugendhilfegesetz
                                          LVR-Landesjugendamt Rheinland am               SGB VIII für aktive Mitsprache und Mitent-
                                          20. März in Köln zeigte.                       scheidung bietet: Dieter Göbel, Leiter des
                                                                                         Fachbereichs Jugend beim LVR-Landes-
                                          Ziel des Fachtages war es, gemeinsam mit       jugendamt Rheinland, ermunterte die
                                          dem Landesjugendamt Handlungspers-             OGS-Vertreter/-innen vor Ort, selbstbe-
 Offener Ganztag in NRW                   pektiven für die Freien Träger der Jugend-     wusst aufzutreten. Es gelte, die kommu-
 Rund 100 Organisationen unter dem        hilfe zu entwickeln, um den Ganztag qua-       nale Steuerung der OGS – und hier insbe-
 Dach des Paritätischen NRW gestal-       litativ zu stärken.                            sondere die verantwortliche Mitwirkung
 ten den Offenen Ganztag an über 300                                                     der Jugendämter anzuregen und zu för-
 Grund- und Förderschulen in ganz         Wildwuchs in NRW                               dern. In der durch den Paritätischen ange-
 Nordrhein-Westfalen.     Die Träger-     Landesweite personelle und räumliche           stoßenen Tagung sah Göbel eine Chance:
 landschaft gestaltet sich dabei sehr     Standards? Eine auskömmliche Finanzie-         Sie könnte ein möglicher Auftakt zu einer
 vielfältig: vom eingetragenen Verein     rung? Gesetzliche Verankerung? Leider          zukünftigen Trägerkonferenz Ganztags-
 bis zur gGmbH, von der Elterninitiati-   noch immer Fehlanzeige für den Ganz-           bildung sein. Damit rannte er offene Türen
 ven bis zum Förderverein.                tag in NRW. „Und das bleibt nicht ohne         ein: Vernetzung, eine landesweite Quali-
                                          Folgen: Der Fachtag heute hat wieder           tätsdebatte und ein Schulterschluss von
 Über 25 000 Kinder nutzen die An-        gezeigt, dass es vielerorts in NRW die-        öffentlicher und freier Jugendhilfe? Auch
 gebote der Mitgliedsorganisationen       selben Probleme gibt. Die Landes­politik       die Vertreter/-innen der Träger waren sich
 des Paritätischen NRW.                   muss hier dringend ran“, so Marion             einig: Fortsetzung erwünscht!
Lauter Leute/Jubiläen                                                                                                            17
Magdalena Böhm wechselte zum Januar         Dieter Brans erhält für sein Engage-        André Burkhardt ist seit November 2017
           2018 von der Paritätischen                  ment im Blinden- und                        als betriebswirtschaftlicher
           Akademie zum Paritätischen                  Sehbehindertenverein für                    Berater bei PariDienst tätig.
           Landesverband und ist in                    Moers und Umgebung die                      Sein Dienstsitz ist die Lan-
           Düsseldorf Fachreferentin                   goldene Ehrennadel des                      desgeschäftsstelle in Wup-
           „Tagesangebote für Kinder“.                 Paritätischen NRW.                          pertal.

Christoph Eckhardt unterstützt seit         Elisabeth Heese erhält für ihr Engage-      Dr. Isabel-Marie Höppner ist seit Janu-
           März 2018 das Projekt                        ment im Mütterzentrum                       ar 2018 Fachreferentin für
           welcome@healthcare                           Beckum und im Vorstand                      Grundsatzfragen beim Pari-
           NRW als Fachreferent für                     der Kreisgruppe Waren-                      tätischen NRW. Ihr Dienst-
           den Bereich Arbeit und                       dorf die goldene Ehren-                     sitz ist die Landesgeschäfts-
           Beschäftigung.                               nadel des Verbandes.                        stelle in Wuppertal.

Heinz-Ulrich Keller erhält für sein         Sabrina Koschack hat im Februar 2018        Pia Ney hat im Januar 2018 ihre Tätigkeit
           Engagement im Vorstand                       ihre Tätigkeit als Fachkraft                 als Fachreferentin für Kinder-
           der AIDS-Hilfe im Kreis                      für die Selbsthilfe-Kontakt-                 und Jugendeinrichtungen
           Unna die goldene Ehrenna-                    stelle im Kreis Mettmann                     im Paritätischen in Düssel-
           del des Paritätischen Wohl-                  aufgenommen und folgt                        dorf angetreten. Ihr Dienst-
           fahrtsverbandes NRW.                         auf Edith Wolf.                              sitz ist in Düsseldorf.

Ursula Pötters hat im Januar 2018 ihre      Maike Rock hat zum Dezember 2017 die        Petra Rosen hat im März 2018 ihre Tätig-
            Tätigkeit als Fachkraft in                  Bereichsleitung „Stiftungs-                 keit als Fachreferentin „Hil-
            der Selbsthilfe-Kontakt-                    und Fördermittel“ in Nach-                  fen zur Erziehung“ aufge-
            stelle im Kreis Wesel ange-                 folge von Ute Fischer beim                  nommen. Ihr Dienstsitz ist
            treten. Ihr Dienstsitz ist in               Landesverband übernom-                      die Kreisgruppe Duisburg
            Moers.                                      men.                                        des Paritätischen.

Marie Sackschewski ist nach ihrer erfolg-   Katharina Sauerland ist seit Januar­2018    Yvonne Stamm hat zum Januar 2018 ihre
            reich abgeschlossenen Aus-                  als Fachreferentin im Bereich              Tätigkeit als Fachreferentin
            bildung beim Paritätischen                  „Offene Behindertenhilfe­                  „Tagesangebote für Kinder“
            NRW als Sachbearbeiterin in                 und Betreuungsrecht“ mit                   angetreten. Dienstsitz ist
            der Paritätischen Geldbera-                 Dienstsitz in Mönchenglad-                 die Kreisgruppe Wesel in
            tung tätig.                                 bach tätig.                                Moers.

Stefan János Wágner hat zum Novem-          Cord Wellhausen, ehem. Vorstandsvorsit-
            ber 2017 seine Tätigkeit als                zender und Ehrenvorsitzen-
            Fachkraft in den Kontakt-                   der des Paritätischen NRW,
            büros Pflegeselbsthilfe in                  ist mit der Verdienstpla-
            Bonn und im Rhein-Sieg-                     kette der Stadt Meerbusch
            Kreis aufgenommen.                          ausgezeichnet worden.
18   Stiftungs- und Fördermittel

                                        Projekte ins Rollen bringen
                                        Der Bereich Stiftungs- und Fördermittel des Paritätischen
                                        NRW blickt auf ein erfolgreiches Jahr 2017 zurück.

                                        Neue Partner, signifikante Steigerungen:     schnell in die soziale Arbeit fließen. Neben
                                        Der Bereich Stiftungs- und Fördermit-        der Unterstützung bei Stiftungsanträgen
                                        tel zieht Bilanz und ist insgesamt sehr      bearbeiten und verwalten wir auch noch
                                        zufrieden. Die Mitgliedsorganisationen       die sogenannten Durchleitemittel. Das
                                        profitieren immer mehr von den mit           sind Mittel aus verschiedenen öffentlichen
                                        Hilfe des Verbandes beantragten und          Töpfen, z. B. für Träger aus dem Bereich
                                        später bewilligten Stiftungsmitteln.         der Migrationsarbeit, der Suchtkranken-
                                        FORUM sprach mit Maike Rock, Leiterin        oder Straffälligenhilfe, aber auch Mittel
                                        des Bereichs, über das vergangene Jahr.      nach dem Sonderurlaubsgesetz und der
                                                                                     Bundes­stiftung Mutter und Kind.
                                        n FORUM: Was genau macht der Bereich
                                        Stiftungs- und Fördermittel?                  „Wir hören genau zu und
                                        u Rock: Mitgliedsorganisationen kön-          helfen, die passenden För-
                                        nen sich bei uns melden, wenn sie ein         derer auszusuchen.”
                                        Projekt planen, das sie nicht ohne weite-
 Maike Rock                             res finanziell stemmen können. Das sind      n FORUM: Wie sehen die Zahlen für 2017
 leitet seit 1. Dezember 2017 den Be-   unterschiedliche Vorhaben. Manchmal ist      im Vergleich zum Vorjahr aus?
 reich Stiftungs- und Fördermittel      es etwa der Neubau eines Gebäudes oder       u Maike Rock: Von den durch uns bear-
 beim Paritätischen NRW. Der Bereich    ein barrierefreier Eingang, ein Sinnesgar-   beiteten Anträgen wurden in 2017 insge-
 unterstützt Mitgliedsorganisationen    ten für eine Tagespflege oder ein Fahr-      samt 1 116 Anträge von 330 Mitgliedern
 des Paritätischen NRW dabei, die       zeug für Freizeitaktivitäten. Oder es geht   in Höhe von 22 Mio. bewilligt. Das ist im
 passenden Förderer und Förderpro-      um inhaltliche Aktionen, zum Beispiel,       Vergleich zum Vorjahr eine Erhöhung um
 gramme zu finden, und begleitet sie    wenn ein Modellprojekt zur Selbstbe-         4,4 Prozentpunkte. Keiner der begleiteten
 von der Idee über die Antragstellung   stimmung in der Pflege oder der Kinder-      Anträge wurde im letzten Jahr abgelehnt.
 bis hin zur Finanzierung.              und Jugendhilfe vorangebracht werden         Darauf können wir alle stolz sein.
                                        soll. Wir hören genau zu, was geplant ist,
 Bereichsleiterin                       und helfen gemeinsam mit den jeweils         n FORUM: In welchen Förderbereichen
 Stiftungs- und Fördermittel            zuständigen Fachreferentinnen/-referen-      wurden in diesem Jahr mehr Anträge
 Der Paritätische NRW                   ten dabei, die passenden Förderer auszu-     gestellt und wieso?
 Telefon: 0202 28 22 198                suchen. Bei der Antragsstellung unterstüt-   u Rock: Bei einzelnen Stiftungen gab es
 maike.rock@paritaet-nrw.org            zen wir gerne, damit die Gelder möglichst    deutliche Zuwächse, und zwar vor allem
19

                                                                                                                                         © unsplash.com/alternateskate
Projekte müssen angestoßen werden, damit sie ins Rollen kommen. Förderungen von Stifungen sind da eine willkommene Finanzspritze.

bei der Kämpgen-­Stiftung. Hier gab es        möchte einen Beitrag dazu leisten, die
2017 einen satten Zuwachs von über 43         Lebensbedingungen und die Lebens-
Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das         qualität von Kindern und Jugendlichen
Spektrum der geförderten Vorhaben ist         im Großraum Köln zu verbessern, die bei-
über die Jahre immer vielfältiger gewor-      spielsweise krank oder elternlos sind.
den, weil die einzelnen Förderbereiche
der Stiftung besser wahrgenommen wer-         n FORUM: In welchem Förderbereich lief
den. Aber auch bei der Aktion Mensch          es außerdem gut, was lässt sich Außerge-
und der Stiftung Wohlfahrtspflege             wöhnliches berichten?                               Stiftungs- und Fördermittel
wurden wieder viele Anträge bewilligt,        u Rock: Die Stiftung Wohnhilfe hat in
                                                                                                  Mitgliedsorganisationen des Pari-
zusammen rund 15,8 Mio Euro. Die Mittel       2017 bei sechs Anträgen eine höhere
                                                                                                  ­tätischen NRW finden im Extranet
flossen primär in investive Vorhaben. Bei     Summe als beantragt bewilligt, insge-
                                                                                                   weitere Informationen zum Bereich
der Stiftung Deutsches Hilfswerk konn-        samt über 43 000 Euro. Hinzu kommen
                                                                                                   Stiftungs- und Fördermittel. Dort
ten in den letzten Jahren neben den           weitere sechs 100-Prozent-Förderungen.
                                                                                                   werden auch die einzelnen Stif-
Personal- und Sachkostenförderungen           Gefördert wurden Fahrzeuge, Immobilien
                                                                                                   tungen porträtiert.
zunehmend auch Bau- und Ausstattungs-         für ambulant betreutes bzw. stationäres
anträge erfolgreich platziert werden.         Wohnen und Gebäude im Rahmen der                    www.extranet.paritaet-nrw.org>
                                              Offenen Hilfen sowie der Tagesbetreuung.            Stiftungs- und Fördermittel
 „Unsere Arbeit ist ein exklu-
 siver Service für Mitglieds­                 n FORUM: Wer darf sich alles beim

 organisationen.”                             Bereich Stiftungs- und Fördermittel mel-
                                              den, um die Dienstleistung in Anspruch
n FORUM: Es sind aber auch noch zwei          zu nehmen?
neue Stiftungen hinzugekommen.                u Rock: Unsere Arbeit ist ein exklusiver
u Rock: Richtig, die Deutsche Postcode        Service für Mitgliedsorganisationen des
Lotterie und die Hans-Günther-Adels-          Paritätischen NRW. Eine Mitgliedschaft
Stiftung sind neue Partner. Die Deutsche      im Spitzenverband kann sich also auch               Auch das Team steht für Rück-
Postcode Lotterie fördert Projekte in den     finanziell lohnen, weil wir dabei helfen,           fragen gerne zur Verfügung, v. li.
Bereichen Chancengleichheit, Natur- und       in der zum Glück vielfältigen Förderland-           vorn: Heike Jaeger, Maike Rock,
Umweltschutz sowie sozialer Zusammen-         schaft in Deutschland den Durchblick zu             Jan-Steffen Passelat, v. li. hinten:
halt. Die Hans-Günther-Adels-Stiftung         behalten.                                           Kerstin Huhn, Eva Hajok.
20    Kurz notiert

                                                                                                                KINDER UND KULTUR

                                                                                                                Tolles Theater
                                                                                                                Woher weiß ich, ob ein Mensch wirklich
                                                                                                                arm ist? Wie erkennt man Reichtum? Mit
                                                                                                                diesen Fragen setzten sich kürzlich Kinder
                                                                                                                aus dem Nachbarschaftsheim Wuppertal,
                                                                                                                Mitgliedsorganisation des Paritätischen
                                                                                                                NRW, und der Wuppertaler Grundschu-
                                                                                                                le Mirker Bach auseinander. Im Rahmen
                                                                                                                des Projekts „Mein Quartier – mittendrin
                                                                                                                statt außen vor“ entstand so das Thea-
                                                                                                                terstück „Rich/Poor“ zum Thema Armut
                                                                                                                und Reichtum. Bei der Aufführung wur-
                                                                                                                de auch das Publikum zu einem Teil des
                                                                                                                Stücks. Es wurde in zwei Lager aufgeteilt:
                                                                                                                Auf der einen Seite saßen die Armen, auf
                                                                                                                der anderen Seite die Reichen. Am Ende
                                                                                                                des Stücks wurde diese Aufteilung wieder
                                                                                                                aufgelöst und die Kinder kamen zu dem
                                                                                                                Schluss: „Wer arm und reich erfunden hat,
                                                                                                                ist einfach bekloppt.“
                                                                                                                www.nachbarschaftsheim-wuppertal.de

 PREISVERLEIHUNG                                                 SCHWANGERSCHAFT UND GEBURT                           WOHLFAHRTSMARKEN

 Durchblick im Netz                                              Hebammenzentrale                                     Post vom Froschkönig
                                            © Steffie Behrmann

                                                                                                          © Pixabay

                                                                                                                                                                 © BAGFW

 Das Projekt „Durchblick im Netz“ des                            In Bochum gibt es jetzt eine Hebam-                  Die Wohlfahrtsmarken 2018 sind erschie-
 Bielefelder Vereins EigenSinn, Mit-                             menzentrale. Sie hat zum Ziel, schwan-               nen. Diesmal ist es mit dem „Froschkö-
 gliedsorganisation im Paritätischen                             gere Frauen beziehungsweise Wöch-                    nig“ nach „Hänsel und Gretel“ (2014),
 NRW, macht Jugendliche mit und ohne                             nerinnen mit Hebammen zusammen-                      „Dornröschen“ (2015), „Rotkäpp­chen“
 Behinderung stark für einen sorgsamen                           zubringen und so die Suche nach einer                (2016) und den „Bremer Stadtmusikan-
 Umgang mit Onlinemedien. Es richtet                             Hebamme zu erleichtern. Denn durch                   ten” (2017) erneut ein Motiv aus Grimms
 sich vor allem an Jugendliche mit För-                          den zunehmenden Hebammenmangel                       Märchen. Die Wohlfahrtsmarken gibt
 derbedarf im Bereich der kognitiven                             können längst nicht mehr alle Frauen                 es mittlerweile seit fast 70 Jahren. Die
 Entwicklung und mit Hörbehinderun-                              nach ihren Wünschen betreut werden.                  zusätzlichen Erlöse der Sonderbrief-
 gen. Dafür erhielt der Verein den Dieter                        Die Hebammenzentrale Bochum ist eine                 marken fließen in soziale Projekte der
 Baacke Preis, der herausragende medi-                           Kooperation der Stadt Bochum und vom                 Wohlfahrtsverbände, auch an den Pari-
 enpädagogische Projekte und Metho-                              ASB Bochum, Mitgliedsorganisation im                 tätischen NRW mit seinen rund 3 100
 den würdigt.                                                    Paritätischen NRW.                                   Mitgliedsorganisationen.
 www.eigensinn.org                                               www.hebammenzentrale-bochum.de                       www.wohlfahrtsmarken.de
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