Entwicklung der Nachhaltigkeits indikatoren für den Aspekt der lebensqualität - EFGS 2021
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umwelt Entwicklung der Nachhaltigkeitsindikatoren für den Aspekt der Lebensqualität Auszug aus dem Indikatorenbericht zur nachhaltigen Entwicklung in Deutschland 20121 Zu den Aufgaben des Statistischen Bundesamtes gehört es zur Entwicklung der Nachhaltigkeitsindikatoren vorgelegt seit vielen Jahren, die Bundesregierung bei der Erstellung hat. Er greift Indikatoren heraus, die die nationale Nach ausgewählter Berichte in verschiedenen Politikfeldern zu haltigkeitsstrategie vornehmlich für bestimmte Aspekte der unterstützen. So ist dem Statistischen Bundesamt zum Bei Lebensqualität ausgewählt hat. Dies schließt aber nicht aus, spiel seit dem Jahr 2006 die statistische Auswertung und dass auch Indikatoren aus anderen Feldern (zum Beispiel Beschreibung der Entwicklung der Indikatoren im Rahmen aus dem Feld „Sozialer Zusammenhalt“ die Indikatoren zur der Nachhaltigkeitsberichterstattung übertragen. Anhand Erwerbstätigenquote, zur Ganztagsbetreuung von Kindern, dieser Indikatoren werden alle zwei Jahre die Erfolge der zum Verdienstabstand zwischen Männern und Frauen und von der Bundesregierung im Jahr 2002 vorgelegten natio andere) auf ihre Weise ebenfalls Aussagen zur Lebensqua nalen „Strategie für nachhaltige Entwicklung“ gemessen lität machen können. Die Indikatoren der themenübergrei und dokumentiert. Die Inhalte der Strategie, die Indikatoren fenden Nachhaltigkeitsstrategie sollten daher möglichst in und die Zielwerte werden dabei von der Bundesregierung ihrer Gesamtheit gelesen werden. festgelegt, während das Statistische Bundesamt die Indika torenberichterstattung mit der Bereitstellung von Daten und Die Broschüre „Nachhaltige Entwicklung in Deutschland statistischen Analysen übernimmt, den Grad der Zielerrei – Indikatorenbericht 2012“ steht zusammen mit weiterem chung ermittelt und die Bundesregierung in Methodenfra Datenmaterial zur nachhaltigen Entwicklung im Internet gen berät. angebot des Statistischen Bundesamtes (www.destatis.de) im Bereich Zahlen & Fakten › Indikatoren › Nachhaltigkeits Die Nachhaltigkeitsstrategie ist umfassend angelegt und indikatoren zur Verfügung. Die Darstellung macht auch deckt die Bereiche Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft ab. anhand von Symbolen Aussagen darüber, inwieweit die Indi Sie umfasst derzeit 38 ausgewählte Indikatoren, die vier katoren die vorgegebenen Ziele erreichen. wesentlichen Zielfeldern einer nachhaltigen Entwicklung zu geordnet sind: der Generationengerechtigkeit, dem Erhalt der Lebensqualität, dem sozialen Zusammenhalt und der Wirtschaftliche Leistungsfähigkeit: internationalen Verantwortung. Der nachfolgende Beitrag ist im Wesentlichen ein Auszug aus dem im Frühjahr die Bruttoinlandsprodukt je Einwohner ses Jahres erschienenen Indikatorenbericht 2012, mit dem Wirtschaftsleistung umwelt- und sozial das Statistische Bundesamt die vierte Bestandsaufnahme verträglich steigern 1 Der Indikatorenbericht 2012 zur nachhaltigen Entwicklung in Deutschland wurde ver- Das Bruttoinlandsprodukt ist Ausdruck der gesamten im fasst von Dipl.-Ing. Michael Deggau, Dipl.-Geografin Christine Flachmann, Dipl.-Bio- Inland entstandenen wirtschaftlichen Leistung. Es wird login Regina Hoffmann-Müller, Dipl.-Volkswirtin Ursula Lauber und Dipl.-Volkswirtin Irina Piradashvili aus der Gruppe Umwelt, Umweltökonomische Gesamtrechnungen als wichtiger Indikator für Konjunktur und Wachstum einer des Statistischen Bundesamtes. Volkswirtschaft angesehen. Zwischen der Entwicklung Statistisches Bundesamt, Wirtschaft und Statistik, Juni 2012 515
Umwelt Schaubild 1 Bruttoinlandsprodukt1 je Einwohner in 1 000 EUR 30 29 25 20 15 10 5 0 1991 92 93 94 95 96 97 98 99 2000 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 1 Preisbereinigt, in Preisen von 2005. 2012 - 01 - 0412 des Bruttoinlandsprodukts und den anderen Themen der erholte sich die wirtschaftliche Leistung 2010, die Industrie Nachhaltigkeitsstrategie gibt es vielfältige Beziehungen. konnte jedoch das Produktionsniveau von 2008 noch nicht So spielen soziale Faktoren wie die Bevölkerungsstruk- wieder erreichen. Während die Industrie 1991 noch einen tur, das Arbeitskräfteangebot, das Bildungssystem sowie Anteil von 30,2 % an der gesamten Bruttowertschöpfung (in der soziale Zusammenhalt in der Gesellschaft eine wich- jeweiligen Preisen) erwirtschaftete, ging dieser bis 2010 auf tige Rolle für die internationale Wettbewerbsfähigkeit der 24,7 % zurück. Der Anteil der Dienstleistungen erhöhte sich Wirtschaft. Eine steigende Wirtschaftsleistung ist unter dagegen von 62,5 % (1991) auf 70,1 % (2010). 73,9 % aller Wohlfahrtsgesichtspunkten erstrebenswert. Ausreichendes Erwerbstätigen waren 2010 in den Dienstleistungsberei- Wirtschaftswachstum kann Strukturwandel ermöglichen, chen tätig, 24,5 % im Produzierenden Gewerbe, 1,6 % in der Arbeitsplätze sichern und neue schaffen sowie die Sozial- Land- und Forstwirtschaft. Die Veränderung der Wirtschafts- systeme vor dem Hintergrund der „alternden Gesellschaft“ struktur – mit zunehmender Bedeutung der Dienstleistun und der anzustrebenden Generationengerechtigkeit stabili- gen und abnehmender Bedeutung von Industrie, Bergbau sieren. Auf der anderen Seite wirkt ein steigendes Brutto- und Baugewerbe – trug mit zu einer Entkopplung von Wirt- inlandsprodukt tendenziell umweltbelastend. Die weitere schaftswachstum und Umweltbelastungen bei. Entkoppelung von Wirtschaftswachstum und Umweltbelas- tung ist deshalb eine wichtige Voraussetzung für ein nach- Die wirtschaftliche Leistung entwickelte sich auch regional haltiges Wirtschaften. unterschiedlich. Die neuen Bundesländer (ohne Berlin) konnten die Wirtschaftsleistung je Einwohner zwischen Zwischen 1991 und 2010 hat sich das Bruttoinlandsprodukt 1991 und 2010 mehr als verdoppeln (+ 105 %). Das Brutto- je Einwohner preisbereinigt um insgesamt 23,7 % erhöht. inlandsprodukt erhöhte sich um 81 %, während die Einwoh- Nach einem kräftigen Wachstum des Bruttoinlandsprodukts nerzahl um 11,9 % (1,5 Millionen Personen) abnahm. In den im Zeitraum 2005 bis 2008 um durchschnittlich 2,8 % je alten Bundesländern (ohne Berlin) erhöhte sich das Brutto- Jahr ist das Bruttoinlandsprodukt je Einwohner 2009 infolge inlandsprodukt je Einwohner bis 2010 lediglich um 17,1 %, der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise im Vergleich bei einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts insgesamt um zum Vorjahr um 4,9 % gesunken. 2010 erholte sich die wirt- 23,9 % und der Einwohnerzahl um 5,7 %. Trotz des höheren schaftliche Leistung und das Bruttoinlandsprodukt erreichte Wachstums liegen die neuen Bundesländer beim Brutto mit durchschnittlich 29 000 Euro je Einwohner fast wieder inlandsprodukt je Einwohner 2010 weiterhin um rund 31 % das Niveau von 2008. Das Bruttoinlandsprodukt je Einwoh- hinter den alten Ländern zurück. ner ist in den letzten fünf Jahren um durchschnittlich 1,4 % je Jahr gestiegen. Die Zahl der Erwerbstätigen hat in Deutschland zwischen 1991 und 2010 um insgesamt rund 1,9 Millionen Personen Das wirtschaftliche Wachstum verlief nach Branchen sehr zugenommen. Trotzdem sind Teile der Bevölkerung nach unterschiedlich. Die preisbereinigte Bruttowertschöpfung in wie vor armutsgefährdet. Die Erhebung der Europäischen der Industrie (Produzierendes Gewerbe ohne Bau) wies zwi- Union (EU) „LEBEN IN EUROPA“ stellt für 2008 eine Armuts- schen 1991 und 2010 ein reales Wachstum von nur 7,4 % gefährdung für 15,3 % der Bevölkerung in Deutschland fest. auf. Die Dienstleistungsbereiche zeigten einen sehr viel stär- Im Jahr 2005 lag die Quote noch bei 12,3 %. Da es sich um keren Anstieg von 46,1 %. 2009 erfolgte in der Industrie ein einen relativen Wert handelt, ist der Fortbestand von Armut starker Rückgang der wirtschaftlichen Leistung um 17,9 % auch bei steigendem Bruttoinlandsprodukt je Einwohner gegenüber dem Vorjahr. Der Rückgang bei den Dienstleis- möglich. Deutschland liegt im europäischen Vergleich unter tungen war dagegen mit – 1,1 % sehr viel niedriger. Zwar dem EU-Durchschnitt von 16,5 %. Einen im europäischen 516 Statistisches Bundesamt, Wirtschaft und Statistik, Juni 2012
umwelt Vergleich überdurchschnittlich hohen Wert weist Deutsch- schaftskrise. Dies erklärt auch den leichten Anstieg des land bei der Anzahl der Personen auf, die in Haushalten mit durchschnittlichen Energieverbrauchs je Tonnenkilometer, sehr geringer Erwerbstätigkeit leben. Dies waren 2008 12 % während der Gesamtenergieverbrauch zurückging. Mit der aller Personen im Alter von 0 bis 59 Jahren. Der EU-Durch- wirtschaftlichen Erholung stieg im Jahr 2010 auch die Güter- schnitt betrug hier 9 %. beförderungsleistung wieder an und lag um rund 25 % über dem Niveau von 1999. Damit ging auch eine Erhöhung des Energieverbrauchs insgesamt einher, der im Jahr 2010 um Mobilität: 3 % über dem Verbrauch von 1999 lag. Gleichzeitig ging der Gütertransportintensität Energieverbrauch je Tonnenkilometer zurück: Er belief sich im Jahr 2010 auf 82,1 % des Ausgangswertes von 1999. Mobilität sichern – Umwelt schonen Neben den vermutlich kurzfristigen Auswirkungen der Wirt- Die Bundesregierung beobachtet die Nachhaltigkeit der schaftskrise beeinflussten im Betrachtungszeitraum 1999 Güterverkehrsentwicklung anhand des Indikators Güter- bis 2009 langfristige Effekte die Entwicklung der Transport- transportintensität. Die Intensität wird gemessen als Güter- intensität. Die Fertigungstiefe der Unternehmen hat sich beförderungsleistung des Straßenverkehrs, des Schienen- verringert, was in der Regel mit einem erhöhten Transport verkehrs, der Binnenschifffahrt, der Rohrleitungen und der aufkommen verbunden ist, weil die Unternehmen verstärkt Luftfahrt im Inland in Tonnenkilometern in Relation zum Vorprodukte von Zulieferern aus dem In- und Ausland bezie- preisbereinigten Bruttoinlandsprodukt. Ziel der Bundesre- hen. Diese sogenannte sachliche Arbeitsteilung kann nähe- gierung ist es, die Intensität gegenüber dem Basiswert des rungsweise durch die Relation des gesamten Güteraufkom- Jahres 1999 bis zum Jahr 2010 um 2 % und bis zum Jahr mens (im Inland produzierte sowie importierte Waren und 2020 um weitere 3 Prozentpunkte zu vermindern. Dienstleistungen) zum Bruttoinlandsprodukt ausgedrückt werden. Demnach trug dieser Faktor rechnerisch mit 10,0 Zwischen 1999 und 2010 entwickelte sich die Gütertrans- portintensität entgegen der Zielrichtung und stieg um Prozentpunkten zum Anstieg der Transportintensität bei. 10,6 % an. Das für 2010 gesetzte Ziel wurde verfehlt. Die Darüber hinaus stiegen die Entfernungen zwischen dem Ort Entwicklung des Indikators in den vergangenen fünf Jahren der Produktion und dem Ort der Verwendung der Güter im zeigt keinen statistisch signifikanten Trend. Durchschnitt an, was die Transportintensität zusätzlich um 10,0 Prozentpunkte erhöhte. Diesen Effekten steht ein Wan- Nur im Jahr 2009 bewegte sich der Indikator in Richtung des del der Nachfragestruktur hin zu weniger materialintensiven angestrebten Ziels. Dies war aber hauptsächlich auf den Gütern (zum Beispiel steigender Anteil von Dienstleistun- Rückgang der wirtschaftlichen Leistung (Bruttoinlandspro- gen) gegenüber. Die daraus resultierende Veränderung bei dukt, preisbereinigt) zurückzuführen. Im gleichen Jahr war der Zusammensetzung des Güteraufkommens verminderte ein vergleichsweise starker Einbruch bei der Güterbeförde- die Transportintensität rechnerisch um 11,9 Prozentpunkte. rungsleistung (Tonnenkilometer) zu beobachten, der zum In der Summe ergeben die beschriebenen Faktoren einen Teil bedingt war durch eine geringere Fahrzeugauslastung Anstieg der Gütertransportintensität um 8,1 % zwischen insbesondere im Straßengüterverkehr aufgrund der Wirt- 1999 und 2009. Schaubild 2 Gütertransportintensität 1999 = 100 140 130 125,1 120 113,1 110 110,6 103,0 100 Ziel: 95 Ziel: 98 90 82,1 80 70 1999 2000 01 02 03 04 05 06 07 08 09 102 2020 Bruttoinlandsprodukt Energieverbrauch je Gütertransportintensität Güterbeförderungsleistung Energieverbrauch1 (preisbereinigt) Tonnenkilometer1 1 Daten ohne Flugverkehr, Rohrleitungen und leichte Nutzfahrzeuge (< 3,5 t zulässiges Gesamtgewicht). 2 Vorläufige Daten. Quelle: Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, Umweltbundesamt 2012 - 01 - 0413 Statistisches Bundesamt, Wirtschaft und Statistik, Juni 2012 517
Umwelt Der Indikator zur Güterbeförderungsleistung bezieht sich Die Nachhaltigkeit der Personenverkehrsentwicklung wird definitionsgemäß auf die Transporte im Inland. Deshalb durch den Indikator Personentransportintensität gemessen spiegelt er die Einflüsse der zunehmenden Auslandsver- (Personenbeförderungsleistung in Personenkilometern in flechtung (Globalisierung) der deutschen Wirtschaft mit den Relation zum preisbereinigten Bruttoinlandsprodukt). Ziel auch außerhalb Deutschlands erzeugten erheblichen Ver der Bundesregierung ist es, die Personentransportintensität kehrsströmen nur unzureichend wider. Im Ausland wurden bis zum Jahr 2010 um 10 % gegenüber 1999 und bis zum 2008 deutsche Import- und Exportgüter mit einem Gesamt- Jahr 2020 um weitere zehn Prozentpunkte zu verringern. gewicht von 960 Millionen Tonnen befördert bei einer Trans- portleistung von 2 855 Milliarden Tonnenkilometern (ein- Nach einer längeren Periode günstiger Entwicklung stieg schließlich Seeverkehr und Transport mit Pipelines). Zum der Indikator im Jahr 2009 im Vergleich zum Vorjahr stark Vergleich: Die Gütertransportleistung im Inland belief sich an. Das war jedoch nicht auf eine entsprechende Zunahme im Jahr 2009 auf 583 Milliarden Tonnenkilometer bei einem des Faktors Personenbeförderungsleistung zurückzufüh- Transportvolumen von 3 702 Millionen Tonnen.2 ren, sondern auf den Einbruch der wirtschaftlichen Leis- tung (Bruttoinlandsprodukt, preisbereinigt) im Zuge der Wirtschaftskrise der Jahre 2008/2009. Mit der wirtschaftli- Mobilität: chen Erholung bewegte sich der Indikator 2010 wieder in die angestrebte Richtung, verfehlte jedoch das für 2010 Personentransportintensität gesetzte Ziel. Bezogen auf 1999 ist der Indikator lediglich Mobilität sichern – Umwelt schonen um 5,6 % zurückgegangen. Für die vergangenen fünf Jahre zeigt sich kein statistisch signifikanter Trend. Die Verfügbarkeit ausreichender, flexibler und kostengüns- tiger Personentransportmöglichkeiten ist sowohl unter Trotz der Zunahme der Personenbeförderungsleistung zwi- Wohlfahrtsgesichtspunkten (insbesondere persönliche Mo- schen 1999 und 2010 um 6,7 % war der Energieverbrauch bilität) als auch für das Funktionieren und die internatio- insgesamt rückläufig. Bezogen auf alle Verkehrsträger sank nale Wettbewerbsfähigkeit einer modernen arbeitsteiligen der Energieverbrauch je Personenkilometer um 10,5 % auf Volkswirtschaft von Bedeutung. Personenverkehrsaktivitä- 1,75 MJ/Pkm (Megajoule je Personenkilometer). Dieser ten können aber auch zu erheblichen Umweltbelastungen Rückgang wurde insbesondere durch die Effizienzsteige- führen, vor allem durch den Verbrauch fossiler Energieträ- rung im motorisierten Individualverkehr erreicht, da auf ihn ger, durch Luftemissionen, durch die Inanspruchnahme von der größte Anteil an der gesamten Personenbeförderungs- Flächen und durch Lärmbelästigungen. Die Bundesregie- leistung und somit an der verbrauchten Energie im Perso- rung verfolgt deshalb das Ziel, das Wirtschaftswachstum, nenverkehr entfällt. die Zunahme von Personentransportleistungen und die Entwicklung verkehrsbedingter Umweltbelastungen zu ent- Die Beförderungsleistung des motorisierten Individualver- koppeln. kehrs erhöhte sich seit 1999 mit 4,4 % verhältnismäßig gering. Dagegen nahm die Personenbeförderungsleistung 2 Eine ausführliche Analyse der Entwicklung des Güterverkehrs unter umweltökonomi- der Eisenbahnen und des öffentlichen Straßenpersonen- schen Aspekten bietet der Beitrag auf Seite 503 ff. in diesem Heft – Ergänzung der Redaktion. verkehrs (bis 2003 nur Unternehmen mit mindestens sechs Schaubild 3 Personentransportintensität 1999 = 100 120 115 113,1 110 106,7 105 100 94,6 95 94,4 Ziel: 90 90 89,5 85 Ziel: 80 80 1999 2000 01 02 03 04 05 06 07 08 09 20101 2020 Personenbeförderungs- Bruttoinlandsprodukt Energieverbrauch Personentransportintensität Energieverbrauch leistung (preisbereinigt) je Personenkilometer 1 Vorläufige Daten. Quelle: Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, Umweltbundesamt 2012 - 01 - 0413 518 Statistisches Bundesamt, Wirtschaft und Statistik, Juni 2012
umwelt Kraftomnibussen) zusammen um 7,7 % zu. Die Leistung des Die gesamte binnenländische Güterbeförderungsleistung Inlandsluftverkehrs erhöhte sich um 21,2 %. ist im Zeitraum 1999 bis 2010 um 27,9 % auf 595,0 Milliar- den Tonnenkilometer angestiegen. Der Marktanteil der Bahn Der motorisierte Individualverkehr hatte im Jahr 2010 einen hat sich von 16,5 % auf 18,0 % leicht verbessert, aber noch Anteil von 80,2 % an der gesamten Personenbeförderungs- nicht signifikant erhöht. Der Anteil der Binnenschifffahrt leistung. Er dient verschiedenen Zwecken. Der Freizeitver- hat sich sogar von 13,5 % auf 10,5 % vermindert. Betrach- kehr hatte im Jahr 2009 mit 35,3 % mit Abstand den größten tet man die absoluten Werte zwischen 1999 und 2010, Anteil an den Beförderungsleistungen. Der Anteil des Berufs- so hat sich die Güterbeförderungsleistung des Schienen- verkehrs belief sich auf 19,4 %, gefolgt vom Einkaufsverkehr verkehrs von 76,8 Milliarden Tonnenkilometern auf 107,3 mit 17,9 % und vom Geschäftsverkehr mit 13,9 %. Diese Milliarden Tonnenkilometer erhöht. Hingegen hat sich die Anteile blieben über die Jahre hinweg nahezu konstant. Güterbeförderungsleistung der Binnenschifffahrt mit 62,3 Milliarden Tonnenkilometern im Jahr 2010 gegenüber 62,7 Zwischen 1999 und 2009 verminderte sich der Kraftstoff- Milliarden Tonnenkilometern im Jahr 1999 kaum verändert. verbrauch je Kilometer bei Personen- und Kombinations- Trotz positiver Entwicklung ist beim Schienenverkehr eine kraftwagen um 11,8 %. Ursachen sind vor allem technische Zielerreichung zum vorgegebenen Zeitpunkt angesichts der Verbesserungen und der steigende Anteil von Dieselfahr- durchschnittlichen Veränderungsrate der letzten fünf Jahre zeugen. nicht absehbar. Die Entwicklung des Indikators bei der Bin- nenschifffahrt lässt erkennen, dass das vorgegebene Ziel der Bundesregierung nicht erreicht werden kann. Mobilität: Gemessen an der Transportleistung im Inland (im Straßen- Anteile des Schienenverkehrs und verkehr ohne ausländische Lastkraftfahrzeuge) konnte der Schienenverkehr im Jahr 2009 seinen Marktanteil bei den der Binnenschifffahrt meisten Güterarten vergrößern. Das gilt sowohl für solche Güter, bei denen er einen hohen Anteil an der Transportleis- Mobilität sichern – Umwelt schonen tung besitzt, zum Beispiel Kohle, Erze und Eisen, als auch für die Mehrzahl der anderen Gütergruppen. Besonders Der Transport von Gütern mit der Bahn oder mit Binnenschif- deutlich stiegen die Anteile der Bahn im Zeitraum 1999 bis fen ist mit deutlich weniger Umweltbelastungen je Tonnen- 2009 bei Erdöl (von 12 % auf 22 %), bei Steinen (von 8 % kilometer verbunden als der Lufttransport oder der Trans- auf 13 %) und bei Erzen (von 37 % auf 43 %). port auf der Straße. Die Bundesregierung strebt deshalb an, den Anteil der Verkehrsträger Bahn und Binnenschiff an der Der Anteil der ausländischen Lastkraftfahrzeuge an der Güterbeförderungsleistung im Inland deutlich zu erhöhen. Güterbeförderungsleistung wuchs im Zeitraum 1999 bis Ziel ist es, bis zum Jahr 2015 den Anteil des Schienenver- 2009 von 19 % auf 24 %. Gemessen an der gesamten kehrs auf 25 % und den Anteil der Binnenschifffahrt auf jeweiligen Transportleistung dürften die Marktanteilsge- 14 % zu steigern. winne der Bahn dementsprechend geringer ausgefallen Schaubild 4 Anteile des Schienenverkehrs und der Binnenschifffahrt an der Güterbeförderungsleistung in % 30 Ziel: 25 25 20 18,0 16,5 Ziel: 15 14 13,5 10,5 10 5 0 1999 2000 01 02 03 04 05 06 07 08 09 20101 2015 Schienenverkehr Binnenschifffahrt Ohne Nahverkehr deutscher Lastkraftwagen (bis 50 km). 1 Vorläufige Daten. Quelle: Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung 2012 - 01 - 0415 Statistisches Bundesamt, Wirtschaft und Statistik, Juni 2012 519
Umwelt sein. Angaben über die Straßengüterbeförderungsleistung genutzter Fläche je Jahr. Der Stickstoffindikator ergibt sich der ausländischen Transporteure nach Güterarten sind rechnerisch aus der Gegenüberstellung von Stickstoffzufuhr nicht verfügbar. und Stickstoffabfuhr. Es werden Stickstoffzufuhren mit Dün- gemitteln, aus atmosphärischer Deposition, biologischer Im Unterschied zur Bahn musste die Binnenschifffahrt zwi- Stickstofffixierung, Saat- und Pflanzgut sowie Futtermitteln schen 1999 und 2009 insbesondere bei solchen Güterarten, aus der inländischen Erzeugung und aus Importen berück- bei denen sie traditionell einen relativ hohen Anteil an der sichtigt. Die Stickstoffabfuhr findet über pflanzliche und tie- Transportleistung besitzt, Marktanteilsverluste hinnehmen. rische Produkte statt. Der Gesamtsaldo wird nach dem Prin- Zum Beispiel verringerte sich der Anteil bei chemischen zip der „Hoftor-Bilanz“ berechnet, das heißt Stickstoffflüsse Erzeugnissen (einschließlich Düngemitteln) von 19 % auf im innerwirtschaftlichen Kreislauf werden – mit Ausnahme 15 %, bei Erdöl von 27 % auf 21 % und bei Erzen von 41 % der inländischen Futtermittelerzeugung – nicht ausgewie- auf 34 %. sen. Die ermittelten Überschüsse dürfen nicht pauschal mit Verlusten in die Umwelt gleichgesetzt werden, da eine Die Güterbeförderungsleistung der Binnenschifffahrt sank gewisse Stickstoffmenge für den Erhalt der Bodenfruchtbar- zwischen 1999 und 2009 um 7,0 Milliarden Tonnenkilome- keit notwendig ist. Dennoch können die bilanzierten Über- ter. Ein kurzfristig stärkerer Rückgang war durch die Wirt- schüsse als Maß für die Umweltbelastung durch Stickstoff schaftskrise der Jahre 2008/2009 bedingt. Die Güterbeför- herangezogen werden. derungsleistung insgesamt nahm zwischen 1999 und 2009 zu. Übertragen auf die Binnenschifffahrt hätte dies eine Die Methodik zur Berechnung des Stickstoffindikators wurde Zunahme der Transportleistung um rechnerisch 6,1 Milliar- auf Bundesebene erneut überarbeitet und die Daten für den Tonnenkilometer bedeutet. Dem wirkten jedoch zwei den gesamten Berichtszeitraum wurden auf dieser Grund- längerfristige Entwicklungen entgegen. Zum einen verän- lage neu berechnet. Als maßgebliche Zeitreihe dient das derte sich die Zusammensetzung der beförderten Güter. Es gleitende Dreijahresmittel, bezogen auf das jeweils mitt- mussten zunehmend Güter transportiert werden, die für die Beförderung auf dem Wasserweg weniger geeignet waren, lere (Kalender-)Jahr. Durch die Mittelwertbildung werden sodass andere Verkehrsträger eingesetzt wurden. Dadurch zum Beispiel die nicht zu beeinflussenden witterungs- und fiel der Anstieg bei der Güterbeförderungsleistung der Bin- marktabhängigen jährlichen Schwankungen in der Darstel- nenschifffahrt um 5,1 Milliarden Tonnenkilometer geringer lung ausgeglichen. aus. Darüber hinaus dämpften die oben erwähnten Markt- anteilsverluste bei einzelnen Gütergruppen die Entwicklung Die Düngeverordnung von 2007 limitiert insbesondere den um weitere 8,0 Milliarden Tonnenkilometer. Dies erklärt den Stickstoffeinsatz. Die Bundesregierung hatte das Ziel, die genannten Rückgang der Güterbeförderungsleistung der landwirtschaftlichen Stickstoffüberschüsse bis zum Jahr Binnenschifffahrt um 7,0 Milliarden Tonnenkilometer. 2010 auf 80 Kilogramm Stickstoff je Hektar und Jahr zu reduzieren. Seit 1991 ist der Saldo (Dreijahresmittel) von 131 kg je Hektar und Jahr auf 98 kg je Hektar und Jahr im Landbewirtschaftung: Jahr 2008 (– 25%) zurückgegangen. Bei Fortsetzung der bis- herigen Entwicklung würden bis zum Zieljahr 71 % der erfor- Stickstoffüberschuss derlichen Wegstrecke zurückgelegt sein. In unseren Kulturlandschaften Der deutliche Rückgang des Stickstoffindikators zu Beginn umweltverträglich produzieren des Berichtszeitraums resultiert aus einem reduzierten Dün- Stickstoff ist einer der wichtigsten Pflanzennährstoffe. In der gemittelabsatz und abnehmenden Tierbeständen in den Landwirtschaft wird Stickstoff durch Düngung auf die Nutz- neuen Bundesländern. Die im weiteren Verlauf der Zeitreihe flächen ausgebracht, um die mit der Produktion verbrauch- nur noch schwache weitere Abnahme seit 1993 beruht auf ten Nährstoffe zu ersetzen und die Erträge, die Qualität von einem leichten Rückgang des Einsatzes mineralischer Dün- Ernteprodukten sowie die Bodenfruchtbarkeit zu sichern. ger und der Erhöhung der Erntemengen aufgrund von ver- Aus ökologischen und ökonomischen Gründen kommt es änderten Fruchtfolgen der angebauten Kulturen (effizientere dabei besonders auf die effiziente Ausnutzung des Nähr- Stickstoffdüngung) sowie höherer Futterverwertung bei den stoffes an. Auch weitere Quellen (zum Beispiel Tierproduk- Nutztieren. Im Jahr 2008 (alle Werte als gleitendes Dreijah- tion, Verkehr, Haushalte, biologische Stickstofffixierung) resmittel) bildete der Düngereintrag mit 54 % (102 kg je tragen über den Luftpfad zum Eintrag von Stickstoff auf die Hektar) weiterhin die wichtigste Komponente der Stickstoff- Fläche bei. Im Übermaß in die Umwelt eingetragener Stick- zufuhr zur Gesamtbilanz. Futtermittel aus dem Inland trugen stoff führt zu weitreichenden Problemen: zur Verunreini- mit knapp 21 %, Futtermittelimporte mit knapp 14 %, die gung des Grundwassers, zur Überdüngung (Eutrophierung) biologische N-Fixierung trug mit 6 %, die atmosphärische von Binnengewässern, Meeren und Landökosystemen, zur Deposition aus nicht landwirtschaftlichen Quellen mit 5 % Entstehung von Treibhausgasen und versauernden Luft- und Saat- und Pflanzgut mit knapp 1 % zur Gesamtbilanz bei. schadstoffen mit ihren Folgen für Klima, Artenvielfalt und Während die Stickstoffzufuhr zwischen 1991 und 2008 nur Landschaftsqualität. um 6 % (auf 189 kg je Hektar) zurückging, ist die Stickstoff abfuhr seit 1991 um 30 % (auf 91 kg je Hektar) angestiegen. Der Stickstoffindikator für die Landwirtschaft in Deutsch- Dabei haben im Jahr 2008 gut drei Viertel des Stickstoffaus land nennt die Stickstoffüberschüsse der Gesamtbilanz trags den Sektor mit pflanzlichen, knapp ein Viertel hat ihn für Deutschland in Kilogramm je Hektar landwirtschaftlich mit tierischen Marktprodukten verlassen. 520 Statistisches Bundesamt, Wirtschaft und Statistik, Juni 2012
umwelt Landbewirtschaftung: liche Nutzfläche der einzelnen EU-27-Länder werden für 2009 die höchsten Anteile der Ökolandbaufläche für Öster- Ökologischer Landbau reich (18,5 %) und Schweden (12,8 %) angegeben. In unseren Kulturlandschaften Im Ökolandbau in Deutschland hat die Produktion beson- umweltverträglich produzieren dere Schwerpunkte: Der Anteil der Getreideanbauflächen ist geringer, der für Futterpflanzen und Hülsenfrüchte höher Ökologischer Landbau ist besonders auf Nachhaltigkeit als im konventionellen Anbau. Nach Daten der amtlichen ausgelegt. Er erhält und schont die natürlichen Ressourcen Statistik wurden im Jahr 2010 45,4 % der Flächen im Öko- in besonderem Maße, hat vielfältige positive Auswirkungen landbau als Äcker bewirtschaftet, während das Ackerland auf Natur und Umwelt und dient der Erzeugung qualitativ bei der gesamten landwirtschaftlich genutzten Fläche aller hochwertiger Lebensmittel. Darüber hinaus leistet er einen Betriebe mit 70,9 % einen weitaus höheren Stellenwert Beitrag zur Pflege und zum Erhalt der Kulturlandschaft hatte. Ihrem hohen Anteil an Dauergrünland entsprechend und zur Sicherung der Beschäftigung im ländlichen Raum. hielten 74,8 % der Betriebe mit ökologischer Tierhaltung im Zu den Anbauregeln gehören insbesondere möglichst Jahr 2010 (Öko-)Rinder, 17,5 % hielten (Öko-)Schafe. Öko- geschlossene Betriebskreisläufe, der Verzicht auf leichtlös- Hühnerhaltung gab es in 28,8 % und Öko-Schweinehaltung liche mineralische Düngemittel und chemisch synthetische in 15,1 % der Betriebe mit ökologischer Tierhaltung. Im Pflanzenschutzmittel sowie auf gentechnisch veränderte Ökolandbau war die landwirtschaftlich genutzte Fläche im Organismen. Ökonomisch betrachtet werden die geringe- Jahr 2010 mit durchschnittlich 59,3 Hektar etwas größer als ren Produktionsmengen je Flächeneinheit teilweise durch im Durchschnitt der Gesamtheit der landwirtschaftlichen höhere Preise für Ökoprodukte und durch Agrarumweltzah- Betriebe (55,8 Hektar) und dabei in den neuen Bundeslän- lungen aufgefangen. dern mit 226,8 Hektar besonders groß. Der Indikator nennt die landwirtschaftlich genutzte Fläche Der Umsatz von Bioprodukten in Deutschland stieg zwischen ökologisch wirtschaftender Betriebe, die dem Kontroll- 2000 und 2010 von 2,1 Milliarden Euro auf 5,9 Milliarden verfahren der EU-Rechtsvorschriften für den ökologischen Euro [nach Angaben der Agrarmarkt Informations-Gesell- Landbau3 unterliegen, als Anteil an der gesamten land- schaft mbH (AMI)] und hat sich damit fast verdreifacht. Die wirtschaftlich genutzten Fläche in Deutschland. Er umfasst Zunahme des Ökolandbaus in Deutschland reicht nicht aus, sowohl die voll auf Ökolandbau umgestellten als auch die um den heimischen Bedarf an Bio-Lebensmitteln zu befrie- noch in der Umstellung befindlichen Flächen. Die Entschei- digen. Die Nachfrage muss zunehmend über Importe aus dung über den Einstieg in den ökologischen Landbau liegt anderen EU-Ländern oder Drittländern gedeckt werden, im beim einzelnen Betrieb. Die Bundesregierung begrüßt die Jahr 2010 schätzungsweise zu 50 %. unter Umwelt- und Nachfragegesichtspunkten wünschens- werte Umstellung von Betrieben und beabsichtigt, die Rah- menbedingungen für den Umstieg so zu gestalten, dass in den nächsten Jahren ein Flächenanteil von 20 % beim Öko- Luftqualität: landbau erreicht werden kann. Schadstoffbelastung der Luft Von 1994 bis 2010 stieg der Flächenanteil des ökologischen Gesunde Umwelt erhalten Landbaus an der landwirtschaftlichen Nutzfläche von 1,6 % auf 5,9 % (990 702 Hektar). Gegenüber dem Vorjahr nahm Im Schutz der menschlichen Gesundheit hatte der Umwelt- die Ökolandbaufläche im Jahr 2010 um 4,6 % zu. Die 2010 schutz seinen Ausgangspunkt. Erkrankungen der Atemwege neu hinzu gekommene Fläche umfasste 43 587 Hektar, waren schon früh mit Luftschadstoffen in Zusammenhang das waren gut 4 200 Hektar mehr als der Zuwachs im Jahr gebracht worden. Zunächst konzentrierten sich daraufhin zuvor. Bei gleichbleibender Entwicklung der bisher moderat die Schutzmaßnahmen auf eine Verringerung der Schadstoff verlaufenen Umstellung auf den Ökolandbau würden noch emissionen. Luftverunreinigungen beeinträchtigen aber viele Jahre bis zum Erreichen des Zielwerts benötigt. auch Ökosysteme und Artenvielfalt, insbesondere durch Versauerung und Überdüngung (Eutrophierung) der Böden. Nach Angaben des Statistischen Amtes der Europäischen Die in Deutschland freigesetzten Emissionen konnten seit Gemeinschaften (Eurostat) (März 2011) wurde in den 27 EU- den 1980er-Jahren durch den Einbau von Entschwefelungs- Mitgliedstaaten (EU-27) im Jahr 2009 eine Fläche von insge- und Entstickungsanlagen in Kraftwerken und die Verbreitung samt 8,6 Millionen Hektar im Ökolandbau bewirtschaftet; der Katalysatortechnik in Ottomotoren erheblich reduziert das waren 0,8 Millionen Hektar mehr als im Vorjahr. An werden. Dennoch sind weitere Anstrengungen erforder- der landwirtschaftlichen Nutzfläche der EU-27 hatte die im lich. Im Indikator „Schadstoffbelastung der Luft“ der nati- Ökolandbau bewirtschaftete Fläche einen Anteil von 4,7 % onalen Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung sind (geschätzt). Die vier Länder Spanien (mit 18,6 %), Italien vier wesentliche Schadstoffe zusammengefasst. Es handelt (mit 12,9 %), Deutschland (mit 11,0 %) und das Vereinigte sich um Schwefeldioxid (SO2), Stickstoffoxide (NOX), Ammo- Königreich (mit 8,4 %) trugen allein 51 % zur gesamten Öko- niak (NH3) und die flüchtigen organischen Verbindungen landbaufläche der EU bei. Bezogen auf die landwirtschaft (NMVOC). 3 Verordnung (EG) Nr. 834/2007des Rates vom 28. Juni 2007 über die ökologische/ Ziel der Bundesregierung ist es, den Ausstoß dieser Luft- biologische Produktion und die Kennzeichnung von ökologischen/biologischen Erzeugnissen und zur Aufhebung der Verordnung (EWG) Nr. 2092/91 (Amtsblatt der schadstoffe insgesamt bis zum Jahr 2010 um 70 % gegen- EU Nr. L 189, Seite 1) und Durchführungsvorschriften. über dem Basisjahr 1990 zu reduzieren. Die Schadstoff Statistisches Bundesamt, Wirtschaft und Statistik, Juni 2012 521
Umwelt Schaubild 5 Schadstoffbelastung der Luft Index 1990 = 100 120 100 100 80 60 40 Ziel: 30 43,6 20 0 1990 91 92 93 94 95 96 97 98 99 2000 01 02 03 04 05 06 07 08 09 2010 Luftschadstoffe insgesamt NH3 NOx NMVOC SO2 Schwefeldioxid (SO2), Stickstoffoxide (NOx), Ammoniak (NH3) und flüchtige organische Verbindungen (NMVOC), gemittelter Index der Messzahlen. Quelle: Umweltbundesamt 2012 - 01 - 0416 belastung der Luft ging bis zum Jahr 2009 um 56,4 % Die Emissionen von Stickstoffoxiden haben sich bis 2009 zurück. Damit entwickelte sich der Indikator in die ange- kontinuierlich vermindert, mit – 53,5 % (2009: – 3,3 Prozent- strebte Richtung. Deutliche Rückgänge gab es in der ersten punkte gegenüber dem Vorjahr) um über die Hälfte gegen- Hälfte der 1990er-Jahre. Bis zum Jahr 2000 hatte sich der über 1990, werden den Zielwert voraussichtlich aber nicht Ausstoß von Luftschadstoffen nahezu halbiert (– 48 %). In erreichen. Die Emissionen im Jahr 2009 wurden zu 12,0 % den letzten fünf betrachteten Jahren verringerte sich der durch das Verarbeitende Gewerbe und zu 18,5 % durch die Index im Durchschnitt nur noch geringfügig um rund 1,5 % Energiewirtschaft verursacht. Der Anteil der Verkehrsdienst- je Jahr. Dieses Entwicklungstempo reicht nicht aus, um das leistungen belief sich auf 23,4 % und der Konsum der priva- für das Jahr 2010 gesetzte Ziel zu erreichen: Der Indikator ten Haushalte trug 15,7 % zu den NOX-Emissionen bei. Aus würde damit im Zieljahr 82 % des erforderlichen Wegs zum der Landwirtschaft stammten 12,0 % der Stickstoffoxide. Zielwert zurückgelegt haben. Bei Kraftwerken konnte durch den verstärkten Einsatz von Rauchgasentstickungsanlagen über die Jahre ein deutlicher Die einzelnen Emissionsarten trugen in unterschiedlichem Rückgang der Emissionen erreicht werden. Maße zu der Entwicklung im Zeitraum von 1990 bis 2009 bei. Am stärksten konnten mit 91,6 % (2009: – 1,1 Pro- Die Emissionen von Ammoniak, die weiterhin zu rund 95 % zentpunkte gegenüber dem Vorjahr) die Schwefeldioxid aus der Landwirtschaft stammen, verharren auf hohem emissionen vermindert werden. Eine Reduktion um 70 % Niveau. Sie verminderten sich gegenüber 1990 nur um wurde hier bereits seit Mitte der 1990er-Jahre erreicht und 14,7 % und lagen im Jahr 2009 um 1,9 Prozentpunkte höher seitdem deutlich überschritten. Seit dem Jahr 2000 war die als im Vorjahr. Der anfängliche Rückgang ist insbesondere weitere Absenkung nur noch marginal. Zur Entwicklung tru- auf die Verkleinerung der Tierbestände in den neuen Bun- gen die Entschwefelung der Kraftwerksabgase, der teilweise desländern nach 1990 zurückzuführen. Die Ammoniak Ersatz von stark schwefelhaltiger einheimischer Braun- emissionen sind vor allem in Zusammenhang mit dem kohle durch schwefelärmere Brennstoffe sowie gesetzliche Umfang der Milch- und Fleischproduktion zu sehen. Begrenzungen für Schwefelgehalte in flüssigen Brennstof- fen bei. Gesundheit und Ernährung: Die Emissionen von flüchtigen organischen Verbindungen ohne Methan (NMVOC) konnten bis 2009 ebenfalls deut- Vorzeitige Sterblichkeit lich um 65,8 % (2009: – 0,3 Prozentpunkte gegenüber dem Länger gesund leben Vorjahr) reduziert werden. Damit ist eine Reduktion von 70 % nahezu erreicht. 2009 entstammten 79,1 % dieser Gesundheit und Lebenserwartung werden von einer Vielzahl Emissionen aus der Wirtschaft, 20,9 % verursachten die von Faktoren beeinflusst. Dazu gehören die soziale Lage, privaten Haushalte. Der zunehmende Einsatz der Kataly- das Bildungsniveau, Lebensstil und Lebensgewohnheiten satortechnik bei den Personenkraftwagen war bestimmend (Tabakkonsum, Alkohol, körperliche Betätigung, Ernäh- für eine starke Minderung der NMVOC-Emissionen im Ver- rung), Arbeitsbedingungen, Umweltfaktoren, medizinische kehrsbereich. Vorsorgemaßnahmen und Versorgung. Treten in einer Bevöl- 522 Statistisches Bundesamt, Wirtschaft und Statistik, Juni 2012
umwelt kerung gehäuft Todesfälle in einem Alter auf, das deutlich eine wichtige Rolle für die Sterblichkeit. Die Ausgaben für unter der durchschnittlichen Lebenserwartung liegt, ist dies Gesundheit beliefen sich im Jahr 2009 auf insgesamt 278 ein Hinweis auf erhöhte Gesundheitsrisiken, die vermieden Milliarden Euro, das waren 13,8 Milliarden Euro oder 5,2 % werden können. Die Nachhaltigkeitsstrategie der Bundes- mehr als im Jahr 2008. Die Ausgaben im Jahr 2009 entspra- regierung hat zum Ziel, dass die vorzeitige Sterblichkeit chen 11,6 % des Bruttoinlandsprodukts (2008: 10,7 %) bis zum Jahr 2015 bei Männern bei höchstens 190 und bei oder 3 400 Euro je Einwohner (2008: 3 220 Euro). Frauen bei höchstens 115 Todesfällen je 100 000 Einwoh- ner liegt. Der Indikator weist die Todesfälle der unter 65-Jährigen Gesundheit und Ernährung: in Deutschland aus. Die Werte beziehen sich auf 100 000 Raucherquote von Jugendlichen und Einwohner der Bevölkerung von 1987 unter 65 Jahren. Die Erwachsenen Berechnungsmethode berücksichtigt die Tatsache, dass es durch die demografische Entwicklung in Deutschland immer Länger gesund leben mehr ältere Menschen über 65 Jahre gibt und liefert eine über die Jahre vergleichbare Zeitreihe. Das Rauchen von Tabakprodukten kann zu erheblichen Gesundheitsschäden und frühzeitigem Tod führen. Von Die vorzeitige Sterblichkeit ging zwischen 1991 und 2009 Schäden betroffen sind nicht nur die Raucher selbst. Auch kontinuierlich zurück, und zwar bei den Männern (– 38,4 %) Nichtraucher, die dem Tabakrauch ausgesetzt sind, wer- mehr als bei den Frauen (– 31,7 %). Der geschlechterspezifi- den nicht nur vom Rauch belästigt, sondern können davon sche Abstand bei der vorzeitigen Sterblichkeit von Männern erkranken. Bei Jugendlichen ist zu beobachten, dass sie sich und Frauen hat sich weiter leicht verringert. Der Berechnung in ihrem Raucherverhalten an gesellschaftlichen Vorbildern entsprechend starben im Jahr 2009 234 Männer und 137 orientieren, um erwachsener zu wirken. Die beiden Teilindi- Frauen je 100 000 Einwohner vorzeitig, das heißt bevor sie katoren zum Raucherverhalten geben an, wie viel Prozent das 65. Lebensjahr erreichten. Wegen des abgeschwächten der Befragten im Alter zwischen 12 und 17 Jahren und im Rückgangs würden die Zielwerte im Jahr 2015 bei gleich- Alter von 15 und mehr Jahren gelegentlich oder regelmäßig bleibender Entwicklung bei beiden Geschlechtern leicht rauchen. Die Bundesregierung verfolgt das Ziel, den Anteil verfehlt. der Raucher bei den Kindern und Jugendlichen bis zum Jahr 2015 auf unter 12 % und den Anteil der Raucher ab 15 Jah- Die Lebenserwartung in Deutschland ist weiter angestiegen. ren auf unter 22 % zu senken. Im Durchschnitt der Jahre 2008 bis 2010 betrug die mittlere Lebenserwartung für neugeborene Mädchen 82,6 Jahre und In der Gruppe der Jugendlichen zwischen 12 und 17 Jahren für Jungen 77,5 Jahre. Im Durchschnitt der Jahre 2007 bis stieg der Anteil der Raucher von 24 % (1995) auf 28 % (1997 2009 waren es erst 82,5 beziehungsweise 77,3 Jahre. und 2001) an, ging dann aber bis 2010 auf 13 % (14 % bei Heute 60-jährige Frauen können statistisch gesehen mit Jungen, 12 % bei Mädchen) zurück (Daten der Bundeszen- 24,9 weiteren Lebensjahren rechnen, gleichaltrige Männer trale für gesundheitliche Aufklärung). Die Raucherquoten mit weiteren 21,2 Jahren. Im früheren Bundesgebiet ohne von Mädchen und Jungen zeigen keine signifikanten Unter- Berlin-West ist die Lebenserwartung nach wie vor etwas schiede. Von der Gesamtbevölkerung ab 15 Jahren gaben höher als in den neuen Bundesländern ohne Berlin-Ost: Bei im Jahr 2009 insgesamt 26 % an, gelegentlich oder regel neugeborenen Jungen beträgt der Abstand weiterhin 1,3 mäßig zu rauchen (Daten aus dem Mikrozensus). In den Jahre, bei Mädchen 0,2 Jahre. Jahren 1995 und 1999 hatten 28 % geraucht. Damit war die Raucherquote bei Erwachsenen nur leicht rückläufig. Zur Generell betrachtet waren im Jahr 2009 Erkrankungen des Erreichung des Ziels bei den Erwachsenen (ab 15 Jahren) Herz- und Kreislaufsystems die häufigste Todesursache bedarf es verstärkter Anstrengungen aller Akteure. Bei den (41,7 %), gefolgt von bösartigen Neubildungen (25,3 %), Jugendlichen (12 bis 17 Jahre) dagegen würde der Zielwert Krankheiten des Atmungssystems (7,4 %), des Verdauungs- erreicht, wenn sich die Entwicklung der letzten Jahre in glei- systems (4,9 %) sowie Todesfälle aufgrund äußerer Ursa- cher Weise fortsetzte. chen (3,7 %). Die Bedeutung der Todesursachen variiert nach Alter und Geschlecht. Während Herz-Kreislauf-Erkran- 22 % aller Befragten ab 15 Jahren zählten sich im Jahr 2009 kungen vor allem bei Älteren die meisten Sterbefälle verur- zu den regelmäßigen Rauchern, 4 % rauchten gelegentlich. sachen, sind es bei den 40- bis 64-Jährigen die bösartigen Mit einem Anteil von 31 % rauchten Männer deutlich mehr Neubildungen (Krebserkrankungen). Die meisten Todesfälle als Frauen mit 21 %. Während der Anteil bei den Männern bei den 1- bis 39-Jährigen waren auf nicht natürliche Ursa- seit 1995 um 5 Prozentpunkte sank, blieb er bei den Frauen chen zurückzuführen (Verletzungen und Vergiftungen). Trotz nahezu unverändert. Für das individuelle Gesundheitsri- großer Fortschritte in der Unfallbekämpfung standen Unfälle siko ist die Menge des Tabakkonsums bedeutsam. 2009 bei den 18- bis 25-Jährigen weiterhin an vorderster Stelle bevorzugten 96 % der befragten Raucher Zigaretten. 14 % der Todesursachenstatistik. der regelmäßigen Zigarettenraucher (1995: 17 %) waren mit mehr als 20 Zigaretten am Tag den starken Rauchern zuzu- Neben Faktoren wie zum Beispiel dem Gesundheitsver- rechnen, 80 % rauchten 5 bis 20 Zigaretten am Tag. Auch halten (siehe auch die Indikatoren zur Raucherquote oder bei der täglich gerauchten Menge von Zigaretten gab es zur Fettleibigkeit) spielt auch die medizinische Versorgung geschlechtsspezifische Unterschiede. Statistisches Bundesamt, Wirtschaft und Statistik, Juni 2012 523
Umwelt Schaubild 6 Raucherquote Anteil in % der Befragten 40 Männer (ab 15 Jahre) 35 30 insgesamt (ab 15 Jahre) 26 Ziel: 25 unter 22 Frauen (ab 15 Jahre) 20 Jugendliche (12 bis 17 Jahre) Ziel: 15 unter 12 13 10 5 0 1995 96 97 98 99 2000 01 02 03 04 05 06 07 08 09 2010 2015 Quellen: Statistisches Bundesamt, Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung 2012 - 01 - 0417 Jeder sechste der regelmäßigen Zigarettenraucher (17 %), Gesundheit und Ernährung: aber nur jede zehnte Raucherin (10 %) rauchte stark. Neben der verbrauchten Menge wird das Gesundheitsrisiko vom Anteil der Menschen mit Adipositas Zeitpunkt des Rauchbeginns beeinflusst. Innerhalb der (Fettleibigkeit) letzten 50 Jahre hat sich das Einstiegsalter entscheidend vermindert. Im Jahr 2009 gaben die zum Zeitpunkt der Länger gesund leben Befragung 65- bis 69-jährigen Männer an, im Alter von 18,5 Jahren mit dem Rauchen angefangen zu haben, die gleich- Übergewicht ist maßgeblich an der Entstehung von Zivili- altrigen Frauen im Alter von 21,9 Jahren. 15- bis 19-jährige sationskrankheiten, wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Dia- männliche Jugendliche gaben dagegen 15,6 Jahre, weib betes oder Gelenkschäden, beteiligt. Es wird unmittelbar liche Jugendliche 15,2 Jahre als Einstiegsalter an. verursacht durch unausgewogene Ernährung und Bewe- gungsmangel, ist mittelbar aber auch in Zusammenhang Mit steigendem Haushaltsnettoeinkommen nimmt der An mit sozialen Ursachen, wie zum Beispiel dem Bildungshin- teil der Raucher ab. 33 % der Befragten in Haushalten mit tergrund oder der sozialen Integration, zu sehen. Neben einem monatlichen Einkommen bis zu 1 300 Euro gaben im den gesundheitlichen Folgen wirkt sich Übergewicht auch Jahr 2009 an zu rauchen. In Haushalten mit 2 600 bis 4 500 in volkswirtschaftlicher und sozialer Hinsicht belastend Euro monatlichem Haushaltsnettoeinkommen waren es aus. Die Einstufung als übergewichtig ergibt sich aus dem noch 24 % und in Haushalten mit einem monatlichen Haus- Body-Mass-Index (BMI), das heißt dem Verhältnis von Kör- haltsnettoeinkommen über 4 500 Euro 19 % der Befragten. pergewicht in Kilogramm zum Quadrat der Körpergröße in Rauchen birgt ein hohes und gleichwohl vermeidbares Metern. Menschen mit einem BMI ab 25 gelten nach der Gesundheitsrisiko. Eine verminderte Raucherquote würde Klassifikation der Weltgesundheitsorganisation als über- zur Absenkung der vorzeitigen Sterblichkeit beitragen. gewichtig (wobei alters- und geschlechtsspezifische Unter- schiede unberücksichtigt bleiben). Wenn das Übergewicht Im Jahr 2009 waren 5,1 % aller Sterbefälle (43 638 Perso- ein bestimmtes Maß (BMI ab 30) übersteigt, wird es als Adi- nen, davon 30 373 Männer und 13 265 Frauen) auf eine für positas (Fettleibigkeit) bezeichnet und ist in der Regel mit Raucher symptomatische Erkrankung (Lungen-, Kehlkopf- gesundheitlichen Beeinträchtigungen verbunden. und Luftröhrenkrebs) zurückzuführen. Im Vergleich zum Jahr 2000 ist dies eine Steigerung um 7,6 %, die vor allem Ziel der Bundesregierung ist es, dass der Anteil der Men- durch eine Zunahme der Zahl der Frauen unter den Gestor- schen mit Adipositas in Deutschland bis zum Jahr 2020 benen getragen wurde. Ihr Anteil stieg seit 2000 um 5,7 zurückgeht. Im Jahr 2009 konnten 14,7 % der Bevölkerung Prozentpunkte von 24,7 % auf 30,4 %. Das durchschnitt- Deutschlands ab 18 Jahren als adipös eingestuft werden. liche Alter der an Lungen-, Kehlkopf- und Luftröhrenkrebs 1999 lag der Anteil noch bei 11,5 %. Die Fettleibigkeit in der Gestorbenen lag 2009 bei 70,1 Jahren und war damit um Bevölkerung entwickelte sich seit 1999 stetig gegenläufig sieben Jahre niedriger als das der Gestorbenen insgesamt zum Ziel der Nachhaltigkeitsstrategie. (77,1 Jahre). Mit 15,7 % war der Anteil der adipösen Männer höher als Abgesehen von individuellem Leid führen die durch Tabak- der der adipösen Frauen (13,8 %). Als übergewichtig galten konsum verursachten Erkrankungen und vorzeitigen Todes- im Jahr 2009 51,4 % der Bevölkerung ab 18 Jahren. Dabei fälle gesamtwirtschaftlich betrachtet zu einer hohen Belas- war der Anteil bei den Männern mit 60,1 % größer als bei tung der Sozial- und Gesundheitssysteme. den Frauen mit 42,9 %. 524 Statistisches Bundesamt, Wirtschaft und Statistik, Juni 2012
umwelt Schaubild 7 Anteil der Menschen mit Adipositas wicht betroffen als Männer (1 %). Junge Frauen im Alter von (Fettleibigkeit) 18 bis 19 Jahren waren sogar zu 12,5 % untergewichtig, 20- in % der Erwachsenen (ab 18 Jahre) bis 24-Jährige noch zu 9,4 %. 18 16 Kriminalität: 14,7 14 Straftaten 11,5 Persönliche Sicherheit weiter erhöhen 12 Ein sicheres Umfeld, in dem die Bürger eines Staates ohne 10 Angst vor Willkür und Kriminalität leben können, ist eine 8 wesentliche Voraussetzung für das Funktionieren sozialer Systeme und für soziale Nachhaltigkeit. Der bisherige Indi- 6 kator „Wohnungseinbruchsdiebstahl“ stellte eine spezifi- sche Straftat in den Mittelpunkt der Betrachtung. Er wurde 4 jetzt durch den Indikator „Straftaten“ mit Blick auf die Kri- 2 minalitätsentwicklung insgesamt ersetzt. Dieser Indikator ist als Maßstab für die persönliche Sicherheit umfassender 0 und erlaubt es, ergänzend noch auf Einzelstraftaten einzu- 1999 2003 2005 2009 gehen und damit die Perspektive gezielt zu erweitern. Adipöse insgesamt adipöse Männer adipöse Frauen Der Indikator erfasst alle bei der Polizei angezeigten und in 2012 - 01 - 0418 der Polizeilichen Kriminalstatistik erfassten Straftaten. Als Ziel wurde festgelegt, dass die Zahl der erfassten Fälle je 100 000 Einwohner (Häufigkeitszahl) bis zum Jahr 2020 auf Der Anteil der Menschen mit Adipositas steigt mit zuneh- unter 7 000 sinken soll. mendem Lebensalter, erst bei den älteren Ruheständlern geht er deutlich zurück. Im Jahr 2009 hatten 2,6 % der 18- bis Die Anzahl der Straftaten je 100 000 Einwohner hat zwi- 20-jährigen Frauen Adipositas. Bei den 30- bis 35-jährigen schen 1993 und 2010 um insgesamt 13 % abgenommen Frauen waren es bereits 8 % und bei den 50- bis 55-Jähri (von 8 337 auf 7 253 Fälle je 100 000 Einwohner). Dabei gen 15,2 %. Der höchste Anteil wurde in der Altersgruppe handelte es sich jedoch nicht um eine kontinuierliche Ent- der 70- bis 75-jährigen Frauen mit 21,6 % erreicht, danach wicklung. Sie wurde unterbrochen durch zwischenzeitliche fielen die Werte stark ab. Anstiege der Fallzahlen. Im Durchschnitt der letzten fünf Jahre entwickelte sich der Indikator allerdings in die richtige Bei Männern sind die 30- bis 35-Jährigen bereits zu 11,5 % Richtung, sodass bei einer Fortsetzung dieses Trends das fettleibig, den höchsten Anteil an Adipösen erreichten für 2020 gesetzte Ziel erreicht werden kann. Männer bereits in der Altersgruppe der 60- bis 65-Jährigen (22,3 %). Im Vergleich zu 1999 fällt die Verschiebung des Im Jahr 2010 betrug die Anzahl der Straftaten insgesamt Anteils der Adipösen im höheren Alter auf: 1999 waren rund rund 5,9 Millionen. Betrachtet man unterschiedliche Teilbe- 16 % der 70- bis 75-jährigen Frauen fettleibig, 2009 waren reiche, so entfielen zum Beispiel 2,0 % der durch die Polizei es 21,6 %. registrierten Delikte auf den Wohnungseinbruchsdiebstahl, 16 % auf Fälle von Betrug und 2,4 % auf gefährliche und Der Kinder- und Jugendgesundheitssurvey 2007 (Robert schwere Körperverletzung. Letztere umfasst gut zwei Drittel Koch-Institut) lieferte altersspezifische Ergebnisse für 3- bis der registrierten Gewaltkriminalität. 17-Jährige. Danach waren im Zeitraum 2003 bis 2006 2,9 % der 3- bis 6-Jährigen adipös, bei den 7- bis 10-Jährigen Während der Wohnungseinbruchsdiebstahl zwischen 1993 6,4 % und bei den 14- bis 17-Jährigen sogar 8,5 %. Deut- und 2010 um 47 % zurückging, nahmen die Betrugsfälle um liche Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen waren 83 %, die Fälle von gefährlicher und schwerer Körperver- nicht erkennbar. Ein erhöhtes Risiko für Übergewicht und letzung um 63 % zu. Richtet man den Blick ausschließlich Adipositas wurde bei Kindern aus Familien mit niedrigem auf die Entwicklung der letzten fünf betrachteten Jahre, so Sozialstatus und bei Kindern, deren Mütter ebenfalls über- weicht diese beim Wohnungseinbruchsdiebstahl und bei gewichtig waren, festgestellt. Gründe für die zunehmende der gefährlichen Körperverletzung von der zuvor geschil- Verbreitung von Fettleibigkeit sind unter anderem in zu kalo- derten Tendenz ab. Bei Wohnungseinbrüchen war seit 2005 rienreicher Ernährung und zu geringer körperlicher Betä- zunächst eine Stagnation, zwischen 2008 und 2010 jedoch tigung zu suchen. Zu Adipositas bei Kindern und Jugend- wieder ein Anstieg um insgesamt 12,1 % zu verzeichnen. Die lichen liegt noch keine fortlaufende Zeitreihe vor, sodass Fälle von gefährlicher und schwerer Körperverletzung gingen keine Entwicklung dargestellt werden kann. zwischen 2007 und 2010 um insgesamt 7,7 % zurück. Untergewicht, das heißt ein BMI kleiner als 18,5, ist ein Veränderungen in der Polizeilichen Kriminalstatistik lassen gegenteiliges Phänomen zur Fettleibigkeit. Es stellt eben- allerdings nicht immer auf tatsächliche Veränderungen bei falls eine erhebliche gesundheitliche Gefährdung dar. den Fallzahlen schließen: Die Statistik erfasst nur das soge- Frauen waren 2009 wesentlich häufiger (3 %) von Unterge- nannte Hellfeld – also die der Polizei bekannt gewordene Statistisches Bundesamt, Wirtschaft und Statistik, Juni 2012 525
Umwelt Kriminalität. Aufgrund fehlender statistischer Daten kann das sogenannte Dunkelfeld – die der Polizei nicht bekannt gewordene Kriminalität – in der Polizeilichen Kriminalsta- tistik nicht abgebildet werden. Wenn sich zum Beispiel das Anzeigeverhalten der Bevölkerung oder die Verfolgungsin- tensität der Polizei ändert, kann sich die Grenze zwischen Hell- und Dunkelfeld verschieben, ohne dass damit eine Änderung des Umfangs der tatsächlichen Kriminalität ver- bunden sein muss. Im Jahr 2010 betrug die Aufklärungsquote aller durch die Polizei registrierten Delikte rund 56 %. Dabei gibt es deut- liche Unterschiede je nach Art der Straftat. So lag die Auf- klärungsquote beim Wohnungseinbruchsdiebstahl lediglich bei 16 %. Bei Betrugsdelikten wurden dagegen 80 % und bei gefährlicher und schwerer Körperverletzung 82 % aller Straf- taten aufgeklärt. Die vergleichsweise geringe Aufklärungs- quote beim Wohnungseinbruchsdiebstahl hängt einerseits mit einer hohen Anzeigebereitschaft beziehungsweise einem geringen Dunkelfeld zusammen: Die Anzeige einer solchen Straftat bei der Polizei ist in der Regel Vorausset- zung, um Ansprüche an Versicherungen geltend machen zu können. Andererseits gibt es nur selten konkrete Anhalts- punkte für die Täter. Dies steht in deutlichem Gegensatz zur Situation bei Betrugs- und Körperverletzungsdelikten. Diese Straftaten weisen eine hohe Aufklärungsquote auf, weil der Polizei die Tatverdächtigen meist bereits bei der Anzeigen erstattung bekannt werden. 526 Statistisches Bundesamt, Wirtschaft und Statistik, Juni 2012
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