Entwicklung der Nachhaltigkeits indikatoren für den Aspekt der lebensqualität - EFGS 2021

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umwelt

Entwicklung der
Nachhaltigkeits­indikatoren für
den Aspekt der Lebensqualität
Auszug aus dem Indikatorenbericht zur nachhaltigen
Entwicklung in Deutschland 20121

Zu den Aufgaben des Statistischen Bundesamtes gehört es                                   zur Entwicklung der Nachhaltigkeitsindikatoren vorgelegt
seit vielen Jahren, die Bundesregierung bei der Erstellung                                hat. Er greift Indikatoren heraus, die die nationale Nach­
ausgewählter Berichte in verschiedenen Politikfeldern zu                                  haltigkeitsstrategie vornehmlich für bestimmte Aspekte der
unterstützen. So ist dem Statistischen Bundesamt zum Bei­                                 Lebensqualität ausgewählt hat. Dies schließt aber nicht aus,
spiel seit dem Jahr 2006 die statistische Auswertung und                                  dass auch Indikatoren aus anderen Feldern (zum Beispiel
Beschreibung der Entwicklung der Indikatoren im Rahmen                                    aus dem Feld „Sozialer Zusammenhalt“ die Indikatoren zur
der Nachhaltigkeitsberichterstattung übertragen. Anhand                                   Erwerbstätigenquote, zur Ganztagsbetreuung von Kindern,
dieser Indikatoren werden alle zwei Jahre die Erfolge der                                 zum Verdienstabstand zwischen Männern und Frauen und
von der Bundesregierung im Jahr 2002 vorgelegten natio­                                   andere) auf ihre Weise ebenfalls Aussagen zur Lebensqua­
nalen „Strategie für nachhaltige Entwicklung“ gemessen                                    lität machen können. Die Indikatoren der themenübergrei­
und dokumentiert. Die Inhalte der Strategie, die Indikatoren                              fenden Nachhaltigkeitsstrategie sollten daher möglichst in
und die Zielwerte werden dabei von der Bundesregierung                                    ihrer Gesamtheit gelesen werden.
festgelegt, während das Statistische Bundesamt die Indika­
torenberichterstattung mit der Bereitstellung von Daten und                               Die Broschüre „Nachhaltige Entwicklung in Deutschland
statistischen Analysen übernimmt, den Grad der Zielerrei­                                 – Indikatorenbericht 2012“ steht zusammen mit weiterem
chung ermittelt und die Bundesregierung in Methodenfra­                                   Datenmaterial zur nachhaltigen Entwicklung im Internet­
gen berät.                                                                                angebot des Statistischen Bundesamtes (www.destatis.de)
                                                                                          im Bereich Zahlen & Fakten › Indikatoren › Nachhaltigkeits­
Die Nachhaltigkeitsstrategie ist umfassend angelegt und                                   indikatoren zur Verfügung. Die Darstellung macht auch
deckt die Bereiche Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft ab.                                anhand von Symbolen Aussagen darüber, inwieweit die Indi­
Sie umfasst derzeit 38 ausgewählte Indikatoren, die vier                                  katoren die vorgegebenen Ziele erreichen.
wesentlichen Zielfeldern einer nachhaltigen Entwicklung zu­­
geordnet sind: der Generationengerechtigkeit, dem Erhalt
der Lebensqualität, dem sozialen Zusammenhalt und der                                     Wirtschaftliche Leistungsfähigkeit:
internationalen Verantwortung. Der nachfolgende Beitrag
ist im Wesentlichen ein Auszug aus dem im Frühjahr die­
                                                                                          Bruttoinlandsprodukt je Einwohner
ses Jahres erschienenen Indikatorenbericht 2012, mit dem                                  Wirtschaftsleistung umwelt- und sozial­
das Statistische Bundesamt die vierte Bestandsaufnahme
                                                                                          verträglich steigern

 1 Der Indikatorenbericht 2012 zur nachhaltigen Entwicklung in Deutschland wurde ver-
                                                                                          Das Bruttoinlandsprodukt ist Ausdruck der gesamten im
   fasst von Dipl.-Ing. Michael Deggau, Dipl.-Geografin Christine Flachmann, Dipl.-Bio-   Inland entstandenen wirtschaftlichen Leistung. Es wird
   login Regina Hoffmann-Müller, Dipl.-Volkswirtin Ursula Lauber und Dipl.-Volkswirtin
   Irina Piradashvili aus der Gruppe Umwelt, Umweltökonomische Gesamtrechnungen
                                                                                          als wichtiger Indikator für Konjunktur und Wachstum einer
   des Statistischen Bundesamtes.                                                         Volkswirtschaft angesehen. Zwischen der Entwicklung

Statistisches Bundesamt, Wirtschaft und Statistik, Juni 2012                                                                                      515
Umwelt

Schaubild 1 Bruttoinlandsprodukt1 je Einwohner
                     in 1 000 EUR

30
                                                                                                                                                29

25

20

15

10

 5

 0
      1991      92       93        94    95   96   97   98   99   2000   01   02    03     04     05       06       07        08       09       10

1 Preisbereinigt, in Preisen von 2005.
                                                                                                                                         2012 - 01 - 0412

des Bruttoinlandsprodukts und den anderen Themen der                     erholte sich die wirtschaftliche Leistung 2010, die Industrie
Nachhaltigkeitsstrategie gibt es vielfältige Beziehungen.                konnte jedoch das Produktionsniveau von 2008 noch nicht
So spielen soziale Faktoren wie die Bevölkerungsstruk-                   wieder erreichen. Während die Industrie 1991 noch einen
tur, das Arbeitskräfteangebot, das Bildungs­system sowie                 Anteil von 30,2 % an der gesamten Bruttowertschöpfung (in
der soziale Zusammenhalt in der Gesellschaft eine wich-                  jeweiligen Preisen) erwirtschaftete, ging dieser bis 2010 auf
tige Rolle für die internationale Wettbewerbsfähigkeit der               24,7 % zurück. Der Anteil der Dienstleistungen erhöhte sich
Wirtschaft. Eine steigende Wirtschaftsleis­tung ist unter                dagegen von 62,5 % (1991) auf 70,1 % (2010). 73,9 % aller
Wohlfahrtsgesichtspunk­ten erstrebenswert. Ausreichendes                 Erwerbstätigen waren 2010 in den Dienstleistungsberei-
Wirtschafts­wachstum kann Strukturwandel ermögli­chen,                   chen tätig, 24,5 % im Produzierenden Gewerbe, 1,6 % in der
­Arbeitsplätze sichern und neue schaffen sowie die Sozial-               Land- und Forstwirtschaft. Die Veränderung der Wirtschafts-
 systeme vor dem Hintergrund der „alternden Gesellschaft“                struktur – mit zunehmender Bedeutung der Dienstleis­tun­
 und der anzustrebenden Generationengerechtigkeit stabili-               gen und abnehmender Bedeutung von Industrie, Bergbau
 sieren. Auf der anderen Seite wirkt ein steigendes Brutto-              und Baugewerbe – trug mit zu einer Entkopplung von Wirt-
 inlandsprodukt tendenziell umweltbelastend. Die weitere                 schaftswachstum und Umweltbelastungen bei.
 Entkoppe­lung von Wirtschaftswachstum und Umweltbelas-
 tung ist deshalb eine wichtige Voraussetzung für ein nach-              Die wirtschaftliche Leistung entwickelte sich auch regional
 haltiges Wirtschaften.                                                  unterschiedlich. Die neuen Bundesländer (ohne Berlin)
                                                                         konnten die Wirtschaftsleistung je Einwohner zwischen
Zwischen 1991 und 2010 hat sich das Bruttoinlandsprodukt                 1991 und 2010 mehr als verdoppeln (+ 105 %). Das Brutto-
je Einwohner preisbereinigt um insgesamt 23,7 % erhöht.                  inlandsprodukt erhöhte sich um 81 %, während die Einwoh-
Nach einem kräftigen Wachstum des Bruttoinlandsprodukts                  nerzahl um 11,9 % (1,5 Millionen Personen) abnahm. In den
im Zeitraum 2005 bis 2008 um durchschnittlich 2,8 % je                   alten Bundesländern (ohne Berlin) erhöhte sich das Brutto-
Jahr ist das Bruttoinlandsprodukt je Einwohner 2009 infolge              inlandsprodukt je Einwohner bis 2010 lediglich um 17,1 %,
der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise im Vergleich                 bei einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts insgesamt um
zum Vorjahr um 4,9 % ­gesunken. 2010 erholte sich die wirt-              23,9 % und der Einwohnerzahl um 5,7 %. Trotz des höheren
schaftliche Leis­tung und das Bruttoinlandsprodukt erreichte             Wachstums liegen die neuen Bundesländer beim Brutto­
mit durchschnittlich 29 000 Euro je Einwohner fast wieder                inlandsprodukt je Einwohner 2010 weiterhin um rund 31 %
das Niveau von 2008. Das Bruttoinlandsprodukt je Einwoh-                 hinter den alten Ländern zurück.
ner ist in den letzten fünf Jahren um durchschnittlich 1,4 %
je Jahr gestiegen.                                                       Die Zahl der Erwerbstätigen hat in Deutsch­land zwischen
                                                                         1991 und 2010 um insge­samt rund 1,9 Millionen Personen
Das wirtschaftliche Wachstum verlief nach Branchen sehr                  zugenommen. Trotzdem sind Teile der Bevölker­ung nach
unterschiedlich. Die preisbereinigte Bruttowertschöpfung in              wie vor armutsgefährdet. Die Erhebung der Europäischen
der Industrie (Produzierendes Gewerbe ohne Bau) wies zwi-                Union (EU) „LEBEN IN EUROPA“ stellt für 2008 eine Armuts-
schen 1991 und 2010 ein reales Wachstum von nur 7,4 %                    gefährdung für 15,3 % der Bevölkerung in Deutschland fest.
auf. Die Dienstleistungsbereiche zeigten einen sehr viel stär-           Im Jahr 2005 lag die Quote noch bei 12,3 %. Da es sich um
keren Anstieg von 46,1 %. 2009 erfolgte in der Industrie ein             einen relativen Wert handelt, ist der Fortbe­stand von Armut
starker Rückgang der wirtschaftlichen Leistung um 17,9 %                 auch bei steigendem Bruttoinlandsprodukt je Einwohner
gegenüber dem Vorjahr. Der Rückgang bei den Dienstleis-                  möglich. Deutschland liegt im europäischen Vergleich unter
tungen war dagegen mit – 1,1 % sehr viel niedriger. Zwar                 dem EU-Durchschnitt von 16,5 %. Einen im europäischen

516                                                                                         Statistisches Bundesamt, Wirtschaft und Statistik, Juni 2012
umwelt

Vergleich überdurchschnittlich hohen Wert weist Deutsch-                                           schaftskrise. Dies erklärt auch den leichten Anstieg des
land bei der Anzahl der Personen auf, die in Haushalten mit                                        durchschnittlichen Energieverbrauchs je Tonnenkilometer,
sehr geringer Erwerbstätigkeit leben. Dies waren 2008 12 %                                         während der Gesamtenergieverbrauch zurückging. Mit der
aller Personen im Alter von 0 bis 59 Jahren. Der EU-Durch-                                         wirtschaftlichen Erholung stieg im Jahr 2010 auch die Güter-
schnitt betrug hier 9 %.                                                                           beförderungsleistung wieder an und lag um rund 25 % über
                                                                                                   dem Niveau von 1999. Damit ging auch eine Erhöhung des
                                                                                                   Energieverbrauchs insgesamt einher, der im Jahr 2010 um
Mobilität:                                                                                         3 % über dem Verbrauch von 1999 lag. Gleichzeitig ging der
Gütertransportintensität                                                                           Energieverbrauch je Tonnenkilometer zurück: Er belief sich
                                                                                                   im Jahr 2010 auf 82,1 % des Ausgangswertes von 1999.
Mobilität sichern – Umwelt schonen
                                                                                                   Neben den vermutlich kurzfristigen Auswirkungen der Wirt-
Die Bundesregierung beobachtet die Nachhaltigkeit der                                              schaftskrise beeinflussten im Betrachtungszeitraum 1999
Güterverkehrsentwicklung anhand des Indikators Güter-                                              bis 2009 langfristige Effekte die Entwicklung der Transport-
transportintensität. Die Intensität wird gemessen als Güter-                                       intensität. Die Fertigungstiefe der Unternehmen hat sich
beförderungsleistung des Straßenverkehrs, des Schienen-                                            verringert, was in der Regel mit einem erhöhten Transport­
verkehrs, der Binnenschifffahrt, der Rohrleitungen und der                                         aufkommen verbunden ist, weil die Unternehmen verstärkt
Luftfahrt im Inland in Tonnenkilometern in Relation zum                                            Vorprodukte von Zulieferern aus dem In- und Ausland bezie-
preisbereinigten Bruttoinlandsprodukt. Ziel der Bundesre-
                                                                                                   hen. Diese sogenannte sachliche Arbeitsteilung kann nähe-
gierung ist es, die Intensität gegenüber dem Basiswert des
                                                                                                   rungsweise durch die Relation des gesamten Güteraufkom-
Jahres 1999 bis zum Jahr 2010 um 2 % und bis zum Jahr
                                                                                                   mens (im Inland produzierte sowie importierte Waren und
2020 um weitere 3 Prozentpunkte zu vermindern.
                                                                                                   Dienstleistungen) zum Bruttoinlandsprodukt ausgedrückt
                                                                                                   werden. Demnach trug dieser Faktor rechnerisch mit 10,0
Zwischen 1999 und 2010 entwickelte sich die Gütertrans-
portintensität entgegen der Zielrichtung und stieg um                                              Prozentpunkten zum Anstieg der Transportintensität bei.
10,6 % an. Das für 2010 gesetzte Ziel wurde verfehlt. Die                                          Darüber hinaus stiegen die Entfernungen zwischen dem Ort
Entwicklung des ­Indikators in den vergan­genen fünf Jahren                                        der Produktion und dem Ort der Verwendung der Güter im
zeigt keinen statistisch signifikanten Trend.                                                      Durchschnitt an, was die Transportintensität zusätzlich um
                                                                                                   10,0 Prozentpunkte erhöhte. Diesen Effekten steht ein Wan-
Nur im Jahr 2009 bewegte sich der Indika­tor in Richtung des                                       del der Nachfragestruktur hin zu weniger materialintensiven
angestrebten Ziels. Dies war aber hauptsächlich auf den                                            Gütern (zum Beispiel steigender Anteil von Dienstleistun-
Rückgang der wirtschaftlichen Leistung (Bruttoinlandspro-                                          gen) gegenüber. Die daraus resultierende Veränderung bei
dukt, preisbereinigt) zurückzuführen. Im gleichen Jahr war                                         der Zusammensetzung des Güteraufkommens verminderte
ein vergleichsweise starker Einbruch bei der Güterbeförde-                                         die Transportintensität rechnerisch um 11,9 Prozentpunkte.
rungsleistung (Tonnenkilometer) zu beobachten, der zum                                             In der Summe ergeben die beschriebenen Faktoren einen
Teil bedingt war durch eine geringere Fahrzeugauslastung                                           Anstieg der Gütertransportintensität um 8,1 % zwischen
insbesondere im Straßengüterverkehr aufgrund der Wirt-                                             1999 und 2009.

Schaubild 2 Gütertransportintensität
                     1999 = 100

140

130
                                                                                                                                                    125,1
120
                                                                                                                                                   113,1

110                                                                                                                                                 110,6

                                                                                                                                                    103,0
100                                                                                                                                                                    Ziel: 95
                                                                                                                                                Ziel: 98
 90

                                                                                                                                                   82,1
 80

 70
         1999         2000           01           02           03          04           05           06           07           08        09      102                     2020

                                                                                      Bruttoinlandsprodukt                                                 Energieverbrauch je
       Gütertransportintensität              Güterbeförderungsleistung                                                      Energieverbrauch1
                                                                                      (preisbereinigt)                                                     Tonnenkilometer1
1 Daten ohne Flugverkehr, Rohrleitungen und leichte Nutzfahrzeuge (< 3,5 t zulässiges Gesamtgewicht). 2 Vorläufige Daten.
Quelle: Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, Umweltbundesamt

                                                                                                                                                                   2012 - 01 - 0413

Statistisches Bundesamt, Wirtschaft und Statistik, Juni 2012                                                                                                                 517
Umwelt

Der Indikator zur Güterbeförderungsleis­tung bezieht sich                                       Die Nachhaltigkeit der Personenverkehrs­entwicklung wird
definitionsgemäß auf die Transporte im Inland. Deshalb                                          durch den Indikator Personentransportintensität gemessen
spiegelt er die Einflüsse der zunehmenden Auslandsver-                                          (Personenbeförderungsleistung in Personenkilometern in
flechtung (Globalisierung) der deutschen Wirtschaft mit den                                     Relation zum preisbereinigten Bruttoinlandsprodukt). Ziel
auch außerhalb Deutschlands erzeugten erheblichen Ver­                                          der Bundesregierung ist es, die Personentransportintensität
kehrsströmen nur unzureichend wider. Im Ausland wurden                                          bis zum Jahr 2010 um 10 % gegenüber 1999 und bis zum
2008 deutsche Import- und Exportgüter mit einem Gesamt-                                         Jahr 2020 um weitere zehn Prozentpunkte zu verringern.
gewicht von 960 Millionen Tonnen befördert bei einer Trans-
portleistung von 2 855 Milliarden Tonnenkilometern (ein-                                        Nach einer längeren Periode günstiger Entwicklung stieg
schließlich Seeverkehr und Transport mit Pipelines). Zum                                        der Indikator im Jahr 2009 im Vergleich zum Vorjahr stark
Vergleich: Die Gütertransportleistung im Inland belief sich                                     an. Das war jedoch nicht auf eine entsprechende Zunahme
im Jahr 2009 auf 583 Milliarden Tonnenkilometer bei einem                                       des Faktors Personenbeförderungsleistung zurückzufüh-
Transportvolumen von 3 702 Millionen Tonnen.2                                                   ren, sondern auf den Einbruch der wirtschaftlichen Leis-
                                                                                                tung (Bruttoinlandsprodukt, preisbereinigt) im Zuge der
                                                                                                Wirtschaftskrise der Jahre 2008/2009. Mit der wirtschaftli-
Mobilität:                                                                                      chen Erholung bewegte sich der Indikator 2010 wieder in
                                                                                                die angestrebte Richtung, verfehlte jedoch das für 2010
Personentransportintensität                                                                     gesetzte Ziel. Bezogen auf 1999 ist der Indikator lediglich
Mobilität sichern – Umwelt schonen                                                              um 5,6 % zurückgegangen. Für die vergangenen fünf Jahre
                                                                                                zeigt sich kein statistisch signifikanter Trend.
Die Verfügbarkeit ausreichender, flexibler und kostengüns-
tiger Personentransportmöglichkeiten ist sowohl unter                                           Trotz der Zunahme der Personenbeförderungsleistung zwi-
Wohlfahrtsgesichtspunkten (insbesondere persönliche Mo-                                         schen 1999 und 2010 um 6,7 % war der Energieverbrauch
bilität) als auch für das Funktionieren und die internatio-                                     insgesamt rückläufig. Bezogen auf alle Verkehrsträger sank
nale Wettbewerbsfähig­keit einer modernen arbeitsteiligen                                       der Energieverbrauch je Personenkilometer um 10,5 % auf
Volkswirtschaft von Bedeutung. Personenverkehrsaktivitä-                                        1,75 MJ/Pkm (Megajoule je Personenkilometer). Dieser
ten können aber auch zu erheblichen Umweltbelastungen                                           Rückgang wurde insbesondere durch die Effizienzsteige-
führen, vor allem durch den Verbrauch fossiler Energieträ-                                      rung im motorisierten ­Individualverkehr erreicht, da auf ihn
ger, durch Luftemissionen, durch die Inanspruchnahme von                                        der größte Anteil an der gesamten Personenbeförderungs-
Flächen und durch Lärmbelästigungen. Die Bundesregie-                                           leistung und somit an der verbrauchten Energie im Perso-
rung verfolgt deshalb das Ziel, das Wirtschaftswachstum,                                        nenverkehr entfällt.
die Zunahme von Personentransportleistungen und die
Entwicklung verkehrsbedingter Umweltbelastungen zu ent-                                         Die Beförderungsleistung des motorisierten Individualver-
koppeln.                                                                                        kehrs erhöhte sich seit 1999 mit 4,4 % verhältnismäßig
                                                                                                gering. Dagegen nahm die Personenbeförderungsleistung
 2 Eine ausführliche Analyse der Entwicklung des Güterverkehrs unter umweltökonomi-             der Eisenbahnen und des öffentlichen Straßenpersonen-
   schen Aspekten bietet der Beitrag auf Seite 503 ff. in diesem Heft – Ergänzung der
   Redaktion.                                                                                   verkehrs (bis 2003 nur Unternehmen mit mindestens sechs

Schaubild 3         Personentransportintensität
                    1999 = 100

120

115
                                                                                                                                              113,1
110
                                                                                                                                              106,7
105

100
                                                                                                                                          94,6
 95                                                                                                                                            94,4
                                                                                                                                           Ziel: 90
 90
                                                                                                                                          89,5
 85
                                                                                                                                                                 Ziel: 80
 80
        1999         2000          01          02           03           04             05       06        07     08          09         20101                      2020

                                                Personenbeförderungs-                   Bruttoinlandsprodukt                                          Energieverbrauch
      Personentransportintensität                                                                                 Energieverbrauch
                                                leistung                                (preisbereinigt)                                              je Personenkilometer
1 Vorläufige Daten.
Quelle: Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, Umweltbundesamt

                                                                                                                                                                2012 - 01 - 0413

518                                                                                                                Statistisches Bundesamt, Wirtschaft und Statistik, Juni 2012
umwelt

Kraftomnibussen) zusammen um 7,7 % zu. Die Leistung des                       Die gesamte binnenländische Güterbeförderungsleistung
Inlandsluftverkehrs erhöhte sich um 21,2 %.                                   ist im Zeitraum 1999 bis 2010 um 27,9 % auf 595,0 Milliar-
                                                                              den Tonnenkilometer angestiegen. Der Marktanteil der Bahn
Der motorisierte Individualverkehr hatte im Jahr 2010 einen                   hat sich von 16,5 % auf 18,0 % leicht verbessert, aber noch
Anteil von 80,2 % an der gesamten Personenbeförderungs-                       nicht signifikant erhöht. Der Anteil der Binnenschifffahrt
leistung. Er dient verschiedenen Zwecken. Der Freizeitver-                    hat sich sogar von 13,5 % auf 10,5 % vermindert. Betrach-
kehr hatte im Jahr 2009 mit 35,3 % mit Abstand den größten                    tet man die absoluten Werte zwischen 1999 und 2010,
Anteil an den Beförderungsleistungen. Der Anteil des Berufs-                  so hat sich die Güterbeförderungsleistung des Schienen-
verkehrs belief sich auf 19,4 %, gefolgt vom Einkaufsverkehr                  verkehrs von 76,8 Milliarden Tonnenkilometern auf 107,3
mit 17,9 % und vom Geschäftsverkehr mit 13,9 %. Diese                         Milliarden Tonnenkilometer erhöht. Hingegen hat sich die
Anteile blieben über die Jahre hinweg nahezu konstant.                        Güterbeförderungsleistung der Binnenschifffahrt mit 62,3
                                                                              Milliarden Tonnenkilometern im Jahr 2010 gegenüber 62,7
Zwischen 1999 und 2009 verminderte sich der Kraftstoff-                       Milliarden Tonnenkilometern im Jahr 1999 kaum verändert.
verbrauch je Kilometer bei Personen- und Kombinations-                        Trotz positiver Entwicklung ist beim Schienenverkehr eine
kraftwagen um 11,8 %. Ursachen sind vor allem technische                      Zielerreichung zum vorgegebenen Zeitpunkt angesichts der
Verbesserungen und der steigende Anteil von Dieselfahr-                       durchschnittlichen Veränderungsrate der letzten fünf Jahre
zeugen.                                                                       nicht absehbar. Die Entwicklung des Indikators bei der Bin-
                                                                              nenschifffahrt lässt erkennen, dass das vorgegebene Ziel
                                                                              der Bundesregierung nicht erreicht werden kann.

Mobilität:                                                                    Gemessen an der Transportleistung im Inland (im Straßen-
Anteile des Schienenverkehrs und                                              verkehr ohne ausländische Lastkraftfahrzeuge) konnte der
                                                                              Schienenverkehr im Jahr 2009 seinen Marktanteil bei den
der Binnenschifffahrt                                                         meisten Güterarten vergrößern. Das gilt sowohl für solche
                                                                              Güter, bei denen er einen hohen Anteil an der Transportleis-
Mobilität sichern – Umwelt schonen                                            tung besitzt, zum Beispiel Kohle, Erze und Eisen, als auch
                                                                              für die Mehrzahl der anderen Gütergruppen. Besonders
Der Transport von Gütern mit der Bahn oder mit Binnenschif-                   deutlich stiegen die Anteile der Bahn im Zeitraum 1999 bis
fen ist mit deutlich weniger Umweltbelastungen je Tonnen-                     2009 bei Erdöl (von 12 % auf 22 %), bei Steinen (von 8 %
kilometer verbunden als der Lufttransport oder der Trans-                     auf 13 %) und bei Erzen (von 37 % auf 43 %).
port auf der Straße. Die Bundesregierung strebt deshalb an,
den Anteil der Verkehrsträger Bahn und Binnenschiff an der                    Der Anteil der ausländischen Lastkraftfahrzeuge an der
Güterbeförderungsleistung im Inland deutlich zu erhöhen.                      Güterbeförderungsleistung wuchs im Zeitraum 1999 bis
Ziel ist es, bis zum Jahr 2015 den Anteil des Schienenver-                    2009 von 19 % auf 24 %. Gemessen an der gesamten
kehrs auf 25 % und den Anteil der Binnenschifffahrt auf                       jeweiligen Transportleistung dürften die Marktanteilsge-
14 % zu steigern.                                                             winne der Bahn dementsprechend geringer ausgefallen

Schaubild 4 Anteile des Schienenverkehrs und der Binnenschifffahrt an der Güterbeförderungsleistung
                     in %

30

                                                                                                                                Ziel: 25
25

20                                                                                                             18,0
      16,5                                                                                                                              Ziel:
15                                                                                                                                      14
             13,5
                                                                                                                   10,5
10

  5

  0
        1999         2000          01           02             03   04   05   06       07       08       09     20101               2015

        Schienenverkehr                    Binnenschifffahrt

Ohne Nahverkehr deutscher Lastkraftwagen (bis 50 km).
1 Vorläufige Daten.
Quelle: Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung
                                                                                                                                2012 - 01 - 0415

Statistisches Bundesamt, Wirtschaft und Statistik, Juni 2012                                                                               519
Umwelt

sein. Angaben über die Straßengüterbeförderungsleistung           genutzter Fläche je Jahr. Der Stickstoffindikator ergibt sich
der ausländischen Transporteure nach Güterarten sind              rechnerisch aus der Gegenüberstellung von Stickstoffzufuhr
nicht verfügbar.                                                  und Stickstoffabfuhr. Es werden Stickstoffzufuhren mit Dün-
                                                                  gemitteln, aus atmosphärischer Deposition, biologischer
Im Unterschied zur Bahn musste die Binnenschifffahrt zwi-         Stickstofffixierung, Saat- und Pflanzgut sowie Futtermitteln
schen 1999 und 2009 insbesondere bei solchen Güterarten,          aus der inländischen Erzeugung und aus Importen berück-
bei denen sie traditionell einen relativ hohen Anteil an der      sichtigt. Die Stickstoffabfuhr findet über pflanzliche und tie-
Transportleistung besitzt, Marktanteilsverluste hinnehmen.        rische Produkte statt. Der Gesamtsaldo wird nach dem Prin-
Zum Beispiel verringerte sich der Anteil bei chemischen           zip der „Hoftor-Bilanz“ berechnet, das heißt Stickstoffflüsse
Erzeugnissen (einschließlich Düngemitteln) von 19 % auf           im innerwirtschaftlichen Kreislauf werden – mit Ausnahme
15 %, bei Erdöl von 27 % auf 21 % und bei Erzen von 41 %          der inländischen Futtermittelerzeugung – nicht ausgewie-
auf 34 %.                                                         sen. Die ermittelten Überschüsse dürfen nicht pauschal
                                                                  mit Verlusten in die Umwelt gleichgesetzt werden, da eine
Die Güterbeförderungsleistung der Binnenschifffahrt sank
                                                                  gewisse Stickstoffmenge für den Erhalt der Bodenfruchtbar-
zwischen 1999 und 2009 um 7,0 Milliarden Tonnenkilome-
                                                                  keit notwendig ist. Dennoch können die bilanzierten Über-
ter. Ein kurzfristig stärkerer Rückgang war durch die Wirt-
                                                                  schüsse als Maß für die Umweltbelastung durch Stickstoff
schaftskrise der Jahre 2008/2009 bedingt. Die Güterbeför-
                                                                  herangezogen werden.
derungsleistung insgesamt nahm zwischen 1999 und 2009
zu. Übertragen auf die Binnenschifffahrt hätte dies eine
                                                                  Die Methodik zur Berechnung des Stickstoffindikators wurde
Zunahme der Transportleistung um rechnerisch 6,1 Milliar-
                                                                  auf Bundesebene erneut überarbeitet und die Daten für
den Tonnenkilometer bedeutet. Dem wirkten jedoch zwei
                                                                  den gesamten Berichtszeitraum wurden auf dieser Grund-
längerfristige Entwicklungen entgegen. Zum einen verän-
                                                                  lage neu berechnet. Als maßgebliche Zeitreihe dient das
derte sich die Zusammensetzung der beförderten Güter. Es
                                                                  gleitende Dreijahresmittel, bezogen auf das jeweils mitt-
mussten zunehmend Güter transportiert werden, die für die
Beförderung auf dem Wasserweg weniger geeignet waren,             lere (Kalender-)Jahr. Durch die Mittel­wertbildung werden
sodass andere Verkehrsträger eingesetzt wurden. Dadurch           zum Beispiel die nicht zu beeinflussenden witterungs- und
fiel der Anstieg bei der Güterbeförderungsleistung der Bin-       marktabhängigen jährlichen Schwankungen in der Darstel-
nenschifffahrt um 5,1 Milliarden Tonnenkilometer geringer         lung ausgeglichen.
aus. Darüber hinaus dämpften die oben erwähnten Markt-
anteilsverluste bei einzelnen Gütergruppen die Entwicklung        Die Düngeverordnung von 2007 limitiert insbesondere den
um weitere 8,0 Milliarden Tonnenkilometer. Dies erklärt den       Stickstoffeinsatz. Die Bundesregierung hatte das Ziel, die
genannten Rückgang der Güterbeförderungsleistung der              landwirtschaftlichen Stickstoffüberschüsse bis zum Jahr
Binnenschifffahrt um 7,0 Milliarden Tonnenkilometer.              2010 auf 80 Kilogramm Stickstoff je Hektar und Jahr zu
                                                                  reduzieren. Seit 1991 ist der Saldo (Dreijahresmittel) von
                                                                  131 kg je Hektar und Jahr auf 98 kg je Hektar und Jahr im
Landbewirtschaftung:                                              Jahr 2008 (– 25%) zurückgegangen. Bei Fortsetzung der bis-
                                                                  herigen Entwicklung würden bis zum Zieljahr 71 % der erfor-
Stickstoffüberschuss                                              derlichen Wegstrecke zurückgelegt sein.
In unseren Kulturlandschaften
                                                                  Der deutliche Rückgang des Stickstoffindikators zu Beginn
umweltverträglich produzieren                                     des Berichtszeitraums resultiert aus einem reduzierten Dün-
Stickstoff ist einer der wichtigsten Pflanzennährstoffe. In der   gemittelabsatz und abnehmenden Tierbeständen in den
Landwirtschaft wird Stickstoff durch Düngung auf die Nutz-        neuen Bundesländern. Die im weiteren Verlauf der Zeitreihe
flächen ausgebracht, um die mit der Produktion verbrauch-         nur noch schwache weitere Abnahme seit 1993 beruht auf
ten Nährstoffe zu ersetzen und die Erträge, die Qualität von      einem leichten Rückgang des Einsatzes mineralischer Dün-
Ernteprodukten sowie die Bodenfruchtbarkeit zu sichern.           ger und der Erhöhung der Erntemengen aufgrund von ver-
Aus ökologischen und ökonomischen Gründen kommt es                änderten Fruchtfolgen der angebauten Kulturen (effizientere
dabei besonders auf die effiziente Ausnutzung des Nähr-           Stickstoffdüngung) sowie höherer Futterverwertung bei den
stoffes an. Auch weitere Quellen (zum Beispiel Tierproduk-        Nutztieren. Im Jahr 2008 (alle Werte als gleitendes Dreijah-
tion, Verkehr, Haushalte, biologische Stickstofffixierung)        resmittel) bildete der Düngereintrag mit 54 % (102 kg je
tragen über den Luftpfad zum Eintrag von Stickstoff auf die       Hektar) weiterhin die wichtigste Komponente der Stickstoff-
Fläche bei. Im Übermaß in die Umwelt eingetragener Stick-         zufuhr zur Gesamtbilanz. Futtermittel aus dem Inland trugen
stoff führt zu weitreichenden Problemen: zur Verunreini-          mit knapp 21 %, Futtermittelimporte mit knapp 14 %, die
gung des Grundwassers, zur Überdüngung (Eutrophierung)            biologische N-Fixierung trug mit 6 %, die atmosphärische
von Binnengewässern, Meeren und Landökosystemen, zur              Deposition aus nicht landwirtschaftlichen Quellen mit 5 %
Entstehung von Treibhausgasen und versauernden Luft-              und Saat- und Pflanzgut mit knapp 1 % zur Gesamtbilanz bei.
schadstoffen mit ihren Folgen für Klima, Artenvielfalt und        Während die Stickstoffzufuhr zwischen 1991 und 2008 nur
Landschaftsqualität.                                              um 6 % (auf 189 kg je Hektar) zurückging, ist die Stickstoff­
                                                                  abfuhr seit 1991 um 30 % (auf 91 kg je Hektar) angestiegen.
Der Stickstoffindikator für die Landwirtschaft in Deutsch-        Dabei haben im Jahr 2008 gut drei Viertel des Stickstoffaus­
land nennt die Stickstoffüberschüsse der Gesamtbilanz             trags den Sektor mit pflanzlichen, knapp ein Viertel hat ihn
für Deutschland in Kilogramm je Hektar landwirtschaftlich         mit tierischen Marktprodukten verlassen.

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umwelt

Landbewirtschaftung:                                                                liche Nutzfläche der einzelnen EU-27-Länder werden für
                                                                                    2009 die höchsten Anteile der Ökolandbaufläche für Öster-
Ökologischer Landbau                                                                reich (18,5 %) und Schweden (12,8 %) angegeben.
In unseren Kulturlandschaften
                                                                                    Im Ökolandbau in Deutschland hat die Produktion beson-
umweltverträglich produzieren                                                       dere Schwerpunkte: Der Anteil der Getreideanbauflächen
                                                                                    ist geringer, der für Futterpflanzen und Hülsenfrüchte höher
Ökologischer Landbau ist besonders auf Nachhaltigkeit
                                                                                    als im konventionellen Anbau. Nach Daten der amtlichen
ausgelegt. Er erhält und schont die natürlichen Ressourcen
                                                                                    Statistik wurden im Jahr 2010 45,4 % der Flächen im Öko-
in besonderem Maße, hat vielfältige positive Auswirkungen
                                                                                    landbau als Äcker bewirtschaftet, während das Ackerland
auf Natur und Umwelt und dient der Erzeugung qualitativ
                                                                                    bei der gesamten landwirtschaftlich genutzten Fläche aller
hochwertiger Lebensmittel. Darüber hinaus leistet er einen
                                                                                    Betriebe mit 70,9 % einen weitaus höheren Stellenwert
Beitrag zur Pflege und zum Erhalt der Kulturlandschaft
                                                                                    hatte. Ihrem hohen Anteil an Dauer­grünland entsprechend
und zur Sicherung der Beschäftigung im ländlichen Raum.
                                                                                    hielten 74,8 % der Betriebe mit ökologischer Tierhaltung im
Zu den Anbauregeln gehören insbesondere möglichst
                                                                                    Jahr 2010 (Öko-)Rinder, 17,5 % hielten (Öko-)Schafe. Öko-
geschlossene Betriebskreisläufe, der Verzicht auf leichtlös-
                                                                                    Hühnerhaltung gab es in 28,8 % und Öko-Schweinehaltung
liche mineralische Düngemittel und chemisch synthetische
                                                                                    in 15,1 % der Betriebe mit ökologischer Tierhaltung. Im
Pflanzenschutzmittel sowie auf gentechnisch veränderte
                                                                                    Ökolandbau war die landwirtschaftlich genutzte Fläche im
Organismen. Ökonomisch betrachtet werden die geringe-
                                                                                    Jahr 2010 mit durchschnittlich 59,3 Hektar etwas größer als
ren Produktionsmengen je Flächeneinheit teilweise durch
                                                                                    im Durchschnitt der Gesamtheit der landwirtschaftlichen
höhere Preise für Ökoprodukte und durch Agrarumweltzah-
                                                                                    Betriebe (55,8 Hektar) und dabei in den neuen Bundeslän-
lungen aufgefangen.
                                                                                    dern mit 226,8 Hektar besonders groß.
Der Indikator nennt die landwirtschaftlich genutzte Fläche
                                                                                    Der Umsatz von Bioprodukten in Deutschland stieg zwischen
ökologisch wirtschaften­der Betriebe, die dem Kontroll-
                                                                                    2000 und 2010 von 2,1 Milliarden Euro auf 5,9 Milliarden
verfahren der EU-Rechtsvorschriften für den ökologischen
                                                                                    Euro [nach Angaben der Agrarmarkt Informations-Gesell-
Landbau3 unter­liegen, als Anteil an der gesamten land-
                                                                                    schaft mbH (AMI)] und hat sich damit fast verdrei­facht. Die
wirtschaftlich genutzten Fläche in Deutschland. Er umfasst
                                                                                    Zunahme des Ökolandbaus in Deutschland reicht nicht aus,
sowohl die voll auf Ökolandbau umgestellten als auch die
                                                                                    um den heimischen Bedarf an Bio-Lebensmitteln zu befrie-
noch in der Umstellung befindlichen Flächen. Die Entschei-
                                                                                    digen. Die Nachfrage muss zunehmend über Importe aus
dung über den Einstieg in den ökologischen Landbau liegt
                                                                                    anderen EU-Ländern oder Drittländern gedeckt werden, im
beim einzelnen Betrieb. Die Bundesregierung begrüßt die
                                                                                    Jahr 2010 schätzungsweise zu 50 %.
unter Umwelt- und Nachfragegesichtspunkten wünschens-
werte Umstellung von Betrieben und beabsichtigt, die Rah-
menbedingungen für den Umstieg so zu gestalten, dass in
den nächsten Jahren ein Flächenanteil von 20 % beim Öko-                            Luftqualität:
landbau erreicht werden kann.                                                       Schadstoffbelastung der Luft
Von 1994 bis 2010 stieg der Flächenanteil des ökologischen                          Gesunde Umwelt erhalten
Landbaus an der landwirtschaftlichen Nutzfläche von 1,6 %
auf 5,9 % (990 702 Hektar). Gegenüber dem Vorjahr nahm                              Im Schutz der menschlichen Gesundheit hatte der Umwelt-
die Ökolandbaufläche im Jahr 2010 um 4,6 % zu. Die 2010                             schutz seinen Ausgangspunkt. Erkrankungen der Atemwege
neu hinzu gekommene Fläche umfasste 43 587 Hektar,                                  waren schon früh mit Luftschadstoffen in Zusammenhang
das waren gut 4 200 Hektar mehr als der Zuwachs im Jahr                             gebracht worden. Zunächst konzentrierten sich daraufhin
zuvor. Bei gleichbleibender Entwicklung der bisher moderat                          die Schutzmaßnahmen auf eine Verringerung der Schadstoff­
verlaufenen Umstellung auf den Ökolandbau würden noch                               emissionen. Luftverunreinigungen beeinträchtigen aber
viele Jahre bis zum Erreichen des Zielwerts benötigt.                               auch Ökosysteme und Artenvielfalt, insbesondere durch
                                                                                    Versauerung und Überdüngung (Eutrophierung) der Böden.
Nach Angaben des Statistischen Amtes der Europäischen                               Die in Deutschland freigesetzten Emissionen konnten seit
Gemeinschaften (Eurostat) (März 2011) wurde in den 27 EU-                           den 1980er-Jahren durch den Einbau von Entschwefelungs-
Mitgliedstaaten (EU-27) im Jahr 2009 eine Fläche von insge-                         und Entstickungsanlagen in Kraftwerken und die Verbreitung
samt 8,6 Millionen Hektar im Ökolandbau bewirtschaftet;                             der Katalysatortechnik in Ottomotoren erheblich reduziert
das waren 0,8 Millionen Hektar mehr als im Vorjahr. An                              werden. Dennoch sind weitere Anstrengungen erforder-
der landwirtschaftlichen Nutzfläche der EU-27 hatte die im                          lich. Im Indikator „Schadstoffbelastung der Luft“ der nati-
Ökolandbau bewirtschaftete Fläche einen Anteil von 4,7 %                            onalen Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung sind
(geschätzt). Die vier Länder Spanien (mit 18,6 %), Italien                          vier wesentliche Schadstoffe zusammengefasst. Es handelt
(mit 12,9 %), Deutschland (mit 11,0 %) und das Vereinigte                           sich um Schwefeldioxid (SO2), Stickstoffoxide (NOX), Ammo-
Königreich (mit 8,4 %) trugen allein 51 % zur gesamten Öko-                         niak (NH3) und die flüchtigen organischen Verbindungen
landbaufläche der EU bei. Bezogen auf die landwirtschaft­                           (NMVOC).

 3 Verordnung (EG) Nr. 834/2007des Rates vom 28. Juni 2007 über die ökologische/    Ziel der Bundesregierung ist es, den Ausstoß dieser Luft-
   biologische Produktion und die Kennzeichnung von ökologischen/biologischen
   Erzeugnissen und zur Aufhebung der Verordnung (EWG) Nr. 2092/91 (Amtsblatt der
                                                                                    schadstoffe insgesamt bis zum Jahr 2010 um 70 % gegen-
   EU Nr. L 189, Seite 1) und Durchführungsvorschriften.                            über dem Basisjahr 1990 zu reduzieren. Die Schadstoff­

Statistisches Bundesamt, Wirtschaft und Statistik, Juni 2012                                                                                521
Umwelt

Schaubild 5 Schadstoffbelastung der Luft
                     Index 1990 = 100

120

       100
100

 80

 60

 40
                                                                                                                                                                               Ziel: 30
                                                                                                                                                                        43,6
 20

   0
       1990     91       92      93       94      95       96      97      98       99     2000      01      02       03      04      05       06       07      08       09      2010

       Luftschadstoffe insgesamt               NH3           NOx            NMVOC              SO2

Schwefeldioxid (SO2), Stickstoffoxide (NOx), Ammoniak (NH3) und flüchtige organische Verbindungen (NMVOC), gemittelter Index der Messzahlen.

Quelle: Umweltbundesamt
                                                                                                                                                                          2012 - 01 - 0416

belastung der Luft ging bis zum Jahr 2009 um 56,4 %                                             Die Emissionen von Stickstoffoxiden haben sich bis 2009
zurück. Damit entwickelte sich der Indikator in die ange-                                       kontinuierlich vermindert, mit – 53,5 % (2009: – 3,3 Prozent-
strebte Richtung. Deutliche Rückgänge gab es in der ersten                                      punkte gegenüber dem Vorjahr) um über die Hälfte gegen-
Hälfte der 1990er-Jahre. Bis zum Jahr 2000 hatte sich der                                       über 1990, werden den Zielwert voraussichtlich aber nicht
Ausstoß von Luftschadstoffen nahezu halbiert (– 48 %). In                                       erreichen. Die Emissionen im Jahr 2009 wurden zu 12,0 %
den letzten fünf betrachteten Jahren verringerte sich der                                       durch das Verarbeitende Gewerbe und zu 18,5 % durch die
Index im Durchschnitt nur noch geringfügig um rund 1,5 %                                        Energiewirtschaft verursacht. Der Anteil der Verkehrsdienst-
je Jahr. Dieses Entwicklungstempo reicht nicht aus, um das                                      leistungen belief sich auf 23,4 % und der Konsum der priva-
für das Jahr 2010 gesetzte Ziel zu erreichen: Der Indikator                                     ten Haushalte trug 15,7 % zu den NOX-Emissionen bei. Aus
würde damit im Zieljahr 82 % des erforderlichen Wegs zum                                        der Landwirtschaft stammten 12,0 % der Stickstoffoxide.
Zielwert zurückgelegt haben.                                                                    Bei Kraftwerken konnte durch den verstärkten Einsatz von
                                                                                                Rauchgasentstickungsanlagen über die Jahre ein deutlicher
Die einzelnen Emissionsarten trugen in unterschiedlichem                                        Rückgang der Emissionen erreicht werden.
Maße zu der Entwicklung im Zeitraum von 1990 bis 2009
bei. Am stärksten konnten mit 91,6 % (2009: – 1,1 Pro-                                          Die Emissionen von Ammoniak, die weiterhin zu rund 95 %
zentpunkte gegenüber dem Vorjahr) die Schwefel­dioxid­                                          aus der Landwirtschaft stammen, verharren auf hohem
emissionen vermindert werden. Eine Reduktion um 70 %                                            Niveau. Sie verminderten sich gegenüber 1990 nur um
wurde hier bereits seit Mitte der 1990er-Jahre erreicht und                                     14,7 % und lagen im Jahr 2009 um 1,9 Prozentpunkte höher
seitdem deutlich überschritten. Seit dem Jahr 2000 war die                                      als im Vorjahr. Der anfängliche Rückgang ist insbesondere
weitere Absenkung nur noch marginal. Zur Entwicklung tru-                                       auf die Verkleinerung der Tierbestände in den neuen Bun-
gen die Entschwefelung der Kraftwerksabgase, der teilweise                                      desländern nach 1990 zurückzuführen. Die Ammoniak­
Ersatz von stark schwefelhaltiger einheimischer Braun-                                          emissionen sind vor allem in Zusammenhang mit dem
kohle durch schwefelärmere Brennstoffe sowie gesetzliche                                        Umfang der Milch- und Fleischproduktion zu sehen.
Begrenzungen für Schwefelgehalte in flüssigen Brennstof-
fen bei.
                                                                                                Gesundheit und Ernährung:
Die Emissionen von flüchtigen organischen Verbindungen
ohne Methan (NMVOC) konnten bis 2009 ebenfalls deut-
                                                                                                Vorzeitige Sterblichkeit
lich um 65,8 % (2009: – 0,3 Prozentpunkte gegenüber dem                                         Länger gesund leben
Vorjahr) reduziert werden. Damit ist eine Reduktion von
70 % nahezu erreicht. 2009 entstammten 79,1 % dieser                                            Gesundheit und Lebenserwartung werden von einer Vielzahl
Emissionen aus der Wirtschaft, 20,9 % verursachten die                                          von Faktoren beeinflusst. Dazu gehören die soziale Lage,
privaten Haushalte. Der zunehmende Einsatz der Kataly-                                          das Bildungsniveau, Lebensstil und Lebensgewohnheiten
satortechnik bei den Personenkraftwagen war bestimmend                                          (Tabakkonsum, Alkohol, körperliche Betätigung, Ernäh-
für eine starke Minderung der NMVOC-Emissionen im Ver-                                          rung), Arbeitsbedingungen, Umweltfaktoren, medizinische
kehrsbereich.                                                                                   Vorsorgemaßnahmen und Versorgung. Treten in einer Bevöl-

522                                                                                                                         Statistisches Bundesamt, Wirtschaft und Statistik, Juni 2012
umwelt

kerung gehäuft Todesfälle in einem Alter auf, das deutlich     eine wichtige Rolle für die Sterblichkeit. Die Ausgaben für
unter der durchschnittlichen Lebenserwartung liegt, ist dies   Gesundheit beliefen sich im Jahr 2009 auf insgesamt 278
ein Hinweis auf erhöhte Gesundheitsrisiken, die vermieden      Milliarden Euro, das waren 13,8 Milliarden Euro oder 5,2 %
werden können. Die Nachhaltigkeitsstrategie der Bundes-        mehr als im Jahr 2008. Die Ausgaben im Jahr 2009 entspra-
regierung hat zum Ziel, dass die vorzeitige Sterblichkeit      chen 11,6 % des Bruttoinlandsprodukts (2008: 10,7 %)
bis zum Jahr 2015 bei Männern bei höchstens 190 und bei        oder 3 400 Euro je Einwohner (2008: 3 220 Euro).
Frauen bei höchstens 115 Todesfällen je 100 000 Einwoh-
ner liegt.

Der Indikator weist die Todesfälle der unter 65-Jährigen
                                                               Gesundheit und Ernährung:
in Deutschland aus. Die Werte beziehen sich auf 100 000        Raucherquote von Jugendlichen und
Einwohner der Bevölkerung von 1987 unter 65 Jahren. Die        Erwachsenen
Berechnungsmethode berücksichtigt die Tatsache, dass es
durch die demografische Entwicklung in Deutschland immer       Länger gesund leben
mehr ältere Menschen über 65 Jahre gibt und liefert eine
über die Jahre vergleichbare Zeitreihe.                        Das Rauchen von Tabakprodukten kann zu erheblichen
                                                               Gesundheitsschäden und früh­zeitigem Tod führen. Von
Die vorzeitige Sterblichkeit ging zwischen 1991 und 2009
                                                               Schäden betroffen sind nicht nur die Raucher selbst. Auch
kontinuierlich zurück, und zwar bei den Männern (– 38,4 %)
                                                               Nichtraucher, die dem Tabakrauch ausgesetzt sind, wer-
mehr als bei den Frauen (– 31,7 %). Der geschlechterspezifi-
                                                               den nicht nur vom Rauch belästigt, sondern können davon
sche Abstand bei der vorzeitigen Sterblichkeit von Männern
                                                               erkranken. Bei Jugendlichen ist zu beobachten, dass sie sich
und Frauen hat sich weiter leicht verringert. Der Berechnung
                                                               in ihrem Raucherverhalten an gesellschaftlichen Vorbildern
entsprechend starben im Jahr 2009 234 Männer und 137
                                                               orientieren, um erwachsener zu wirken. Die beiden Teilindi-
Frauen je 100 000 Einwohner vorzeitig, das heißt bevor sie
                                                               katoren zum Raucherverhalten geben an, wie viel Prozent
das 65. Lebensjahr erreichten. Wegen des abgeschwächten
                                                               der Befragten im Alter zwischen 12 und 17 Jahren und im
Rückgangs würden die Zielwerte im Jahr 2015 bei gleich-
                                                               Alter von 15 und mehr Jahren gelegentlich oder regelmäßig
bleibender Entwicklung bei beiden Geschlechtern leicht
                                                               rauchen. Die Bundesregierung verfolgt das Ziel, den Anteil
verfehlt.
                                                               der Raucher bei den ­Kindern und Jugendlichen bis zum Jahr
                                                               2015 auf unter 12 % und den Anteil der Raucher ab 15 Jah-
Die Lebenserwartung in Deutschland ist weiter angestiegen.
                                                               ren auf unter 22 % zu senken.
Im Durchschnitt der Jahre 2008 bis 2010 betrug die mittlere
Lebenserwartung für neugeborene Mädchen 82,6 Jahre und
                                                               In der Gruppe der Jugendlichen zwischen 12 und 17 Jahren
für Jungen 77,5 Jahre. Im Durchschnitt der Jahre 2007 bis
                                                               stieg der Anteil der Raucher von 24 % (1995) auf 28 % (1997
2009 waren es erst 82,5 beziehungsweise 77,3 Jahre.
                                                               und 2001) an, ging dann aber bis 2010 auf 13 % (14 % bei
Heute 60-jährige Frauen können statistisch gesehen mit         Jungen, 12 % bei Mädchen) zurück (Daten der Bundeszen-
24,9 weiteren Lebensjahren rechnen, gleichaltrige Männer       trale für gesundheitliche Aufklärung). Die Raucherquoten
mit weiteren 21,2 Jahren. Im früheren Bundesgebiet ohne        von Mädchen und Jungen zeigen keine signifi­kanten Unter-
Berlin-West ist die Lebenserwartung nach wie vor etwas         schiede. Von der Gesamtbe­völkerung ab 15 Jahren gaben
höher als in den neuen Bundesländern ohne Berlin-Ost: Bei      im Jahr 2009 insgesamt 26 % an, gelegentlich oder regel­
neugeborenen Jungen beträgt der Abstand weiterhin 1,3          mäßig zu rauchen (Daten aus dem Mikrozensus). In den
Jahre, bei Mädchen 0,2 Jahre.                                  Jahren 1995 und 1999 hatten 28 % geraucht. Damit war die
                                                               Raucherquote bei Erwachsenen nur leicht rückläufig. Zur
Generell betrachtet waren im Jahr 2009 Erkrankungen des        Erreichung des Ziels bei den Erwachsenen (ab 15 Jahren)
Herz- und Kreislaufsys­tems die häufigste Todesursache         bedarf es verstärkter Anstrengungen aller Akteure. Bei den
(41,7 %), gefolgt von bösartigen Neubildungen (25,3 %),        Jugendlichen (12 bis 17 Jahre) dagegen würde der Zielwert
Krankheiten des ­Atmungssystems (7,4 %), des Verdauungs-       erreicht, wenn sich die Entwicklung der letzten Jahre in glei-
systems (4,9 %) sowie Todesfälle aufgrund äußerer Ursa-        cher Weise fortsetzte.
chen (3,7 %). Die Bedeutung der Todesursachen variiert
nach Alter und Geschlecht. Während Herz-Kreislauf-Erkran-      22 % aller Befragten ab 15 Jahren zählten sich im Jahr 2009
kungen vor allem bei Älteren die meisten Sterbefälle verur-    zu den regelmäßigen Rauchern, 4 % rauchten gelegentlich.
sachen, sind es bei den 40- bis 64-Jährigen die bösartigen     Mit einem Anteil von 31 % rauchten ­Männer deutlich mehr
Neubildungen (Krebserkrankungen). Die meisten Todesfälle       als Frauen mit 21 %. Während der Anteil bei den Männern
bei den 1- bis 39-Jährigen waren auf nicht natürliche Ursa-    seit 1995 um 5 Prozentpunkte sank, blieb er bei den Frauen
chen zurückzuführen (Verletzungen und Vergiftungen). Trotz     nahezu unverändert. Für das individuelle Gesundheitsri-
großer Fortschritte in der Unfallbekämpfung standen Unfälle    siko ist die Menge des Tabakkonsums bedeutsam. 2009
bei den 18- bis 25-Jährigen weiterhin an vorderster Stelle     bevorzugten 96 % der befragten Raucher Zigaretten. 14 %
der Todes­ursachenstatistik.                                   der regelmäßigen Zigarettenraucher (1995: 17 %) waren mit
                                                               mehr als 20 Zigaretten am Tag den starken Rauchern zuzu-
Neben Faktoren wie zum Beispiel dem Gesundheitsver-            rechnen, 80 % rauchten 5 bis 20 Zigaretten am Tag. Auch
halten (siehe auch die Indikatoren zur Raucherquote oder       bei der täglich gerauchten Menge von Zigaretten gab es
zur Fettleibigkeit) spielt auch die medizinische Versorgung    geschlechtsspezifische Unterschiede.

Statistisches Bundesamt, Wirtschaft und Statistik, Juni 2012                                                             523
Umwelt

Schaubild 6 Raucherquote
                    Anteil in % der Befragten
40
                                  Männer (ab 15 Jahre)
35

30
                                                                             insgesamt (ab 15 Jahre)
                                                                                                                                              26                       Ziel:
25                                                                                                                                                                   unter 22
                                  Frauen (ab 15 Jahre)

20
                                                                                           Jugendliche (12 bis 17 Jahre)                                               Ziel:
15                                                                                                                                                                   unter 12
                                                                                                                                                        13
10

5

0
       1995       96        97        98        99      2000       01        02      03       04       05      06          07     08        09      2010                 2015

Quellen: Statistisches Bundesamt, Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung
                                                                                                                                                                   2012 - 01 - 0417

Jeder sechste der regelmäßigen Zigaretten­raucher (17 %),                                    Gesundheit und Ernährung:
aber nur jede zehnte Raucherin (10 %) rauchte stark. Neben
der verbrauchten Menge wird das Gesundheitsrisiko vom                                        Anteil der Menschen mit Adipositas
Zeitpunkt des Rauchbeginns beeinflusst. Innerhalb der                                        (Fettleibigkeit)
letzten 50 Jahre hat sich das Einstiegsalter entscheidend
vermindert. Im Jahr 2009 gaben die zum Zeitpunkt der                                         Länger gesund leben
Befragung 65- bis 69-jährigen Männer an, im Alter von 18,5
Jahren mit dem Rauchen angefangen zu haben, die gleich-                                      Übergewicht ist maßgeblich an der Entstehung von Zivili-
altrigen Frauen im Alter von 21,9 Jahren. 15- bis 19-jährige                                 sationskrankheiten, wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Dia-
männliche Jugendliche gaben dagegen 15,6 Jahre, weib­                                        betes oder Gelenkschäden, beteiligt. Es wird unmittelbar
liche Jugendliche 15,2 Jahre als Einstiegs­alter an.                                         verursacht durch unausgewogene Ernährung und Bewe-
                                                                                             gungsmangel, ist mittelbar aber auch in Zusammenhang
Mit steigendem Haushaltsnettoeinkommen nimmt der An­­                                        mit sozialen Ursachen, wie zum Beispiel dem Bildungshin-
teil der Raucher ab. 33 % der Befragten in Haushalten mit                                    tergrund oder der sozialen Integration, zu sehen. Neben
einem monatlichen Einkommen bis zu 1 300 Euro gaben im                                       den gesundheitlichen Folgen wirkt sich Übergewicht auch
Jahr 2009 an zu rauchen. In Haushalten mit 2 600 bis 4 500                                   in volkswirtschaftlicher und sozialer Hinsicht belastend
Euro monatlichem Haushaltsnettoeinkommen waren es                                            aus. Die Einstufung als übergewichtig ergibt sich aus dem
noch 24 % und in Haushalten mit einem monatlichen Haus-                                      Body-Mass-Index (BMI), das heißt dem Verhältnis von Kör-
haltsnettoeinkommen über 4 500 Euro 19 % der Befragten.                                      pergewicht in Kilogramm zum Quadrat der Körpergröße in
Rauchen birgt ein hohes und gleichwohl vermeidbares                                          Metern. Menschen mit einem BMI ab 25 gelten nach der
Gesundheitsrisiko. Eine verminderte Raucherquote würde                                       Klassifikation der Weltgesundheitsorganisation als über-
zur Absenkung der vorzeitigen Sterblichkeit beitragen.                                       gewichtig (wobei alters- und geschlechtsspezifische Unter-
                                                                                             schiede unberücksichtigt bleiben). Wenn das Übergewicht
Im Jahr 2009 waren 5,1 % aller Sterbefälle (43 638 Perso-                                    ein bestimmtes Maß (BMI ab 30) übersteigt, wird es als Adi-
nen, davon 30 373 Männer und 13 265 Frauen) auf eine für                                     positas (Fettleibigkeit) bezeichnet und ist in der Regel mit
Raucher symptomatische Erkrankung (Lungen-, ­Kehlkopf-                                       gesundheitlichen Beeinträchtigungen verbunden.
und Luftröhrenkrebs) zurückzuführen. Im Vergleich zum
Jahr 2000 ist dies eine Steigerung um 7,6 %, die vor allem                                   Ziel der Bundesregierung ist es, dass der Anteil der Men-
durch eine Zunahme der Zahl der Frauen unter den Gestor-                                     schen mit Adipositas in Deutschland bis zum Jahr 2020
benen getragen wurde. Ihr Anteil stieg seit 2000 um 5,7                                      ­zurückgeht. Im Jahr 2009 konnten 14,7 % der Bevölkerung
Prozentpunkte von 24,7 % auf 30,4 %. Das durchschnitt-                                        Deutschlands ab 18 Jahren als adipös eingestuft werden.
liche Alter der an Lungen-, Kehlkopf- und Luftröhrenkrebs                                     1999 lag der Anteil noch bei 11,5 %. Die Fettleibigkeit in der
Gestorbenen lag 2009 bei 70,1 Jahren und war damit um                                         Bevölkerung entwickelte sich seit 1999 stetig gegenläufig
sieben Jahre niedriger als das der Gestorbenen insgesamt                                      zum Ziel der Nachhaltigkeitsstrategie.
(77,1 Jahre).
                                                                                             Mit 15,7 % war der Anteil der adipösen Männer höher als
Abgesehen von individuellem Leid führen die durch Tabak-                                     der der adipösen Frauen (13,8 %). Als übergewichtig galten
konsum verursachten Erkrankungen und vorzeitigen Todes-                                      im Jahr 2009 51,4 % der Bevölkerung ab 18 Jahren. Dabei
fälle gesamtwirtschaftlich betrachtet zu einer hohen Belas-                                  war der Anteil bei den Männern mit 60,1 % größer als bei
tung der Sozial- und Gesundheitssysteme.                                                     den Frauen mit 42,9 %.

524                                                                                                                  Statistisches Bundesamt, Wirtschaft und Statistik, Juni 2012
umwelt

Schaubild 7 Anteil der Menschen mit Adipositas                                        wicht betroffen als Männer (1 %). Junge Frauen im Alter von
            (Fettleibigkeit)                                                          18 bis 19 Jahren waren sogar zu 12,5 % untergewichtig, 20-
                     in % der Erwachsenen (ab 18 Jahre)                               bis 24-Jährige noch zu 9,4 %.
18

16                                                                                    Kriminalität:
                                                               14,7
14
                                                                                      Straftaten
      11,5
                                                                                      Persönliche Sicherheit weiter erhöhen
12
                                                                                      Ein sicheres Umfeld, in dem die Bürger eines Staates ohne
10
                                                                                      Angst vor Willkür und Kriminalität leben können, ist eine
8                                                                                     wesentliche Voraussetzung für das Funktionieren sozialer
                                                                                      Systeme und für soziale Nachhaltigkeit. Der bisherige Indi-
6                                                                                     kator „Wohnungseinbruchsdiebstahl“ stellte eine spezifi-
                                                                                      sche Straftat in den Mittelpunkt der Betrachtung. Er wurde
4
                                                                                      jetzt durch den Indikator „Straftaten“ mit Blick auf die Kri-
2
                                                                                      minalitätsentwicklung insgesamt ersetzt. Dieser Indikator
                                                                                      ist als Maßstab für die persönliche Sicherheit umfassender
0                                                                                     und erlaubt es, ergänzend noch auf Einzelstraftaten einzu-
           1999                 2003                 2005         2009                gehen und damit die Perspektive gezielt zu erweitern.
        Adipöse insgesamt                adipöse Männer        adipöse Frauen
                                                                                      Der Indikator erfasst alle bei der Polizei angezeigten und in
                                                                   2012 - 01 - 0418   der Polizeilichen Kriminalstatistik erfassten Straf­taten. Als
                                                                                      Ziel wurde festgelegt, dass die Zahl der erfassten Fälle je
                                                                                      100 000 Einwohner ­(Häufigkeitszahl) bis zum Jahr 2020 auf
Der Anteil der Menschen mit Adipositas steigt mit zuneh-
                                                                                      unter 7 000 sinken soll.
mendem Lebensalter, erst bei den älteren Ruheständlern
geht er deutlich zurück. Im Jahr 2009 hatten 2,6 % der 18- bis                        Die Anzahl der Straftaten je 100 000 Einwohner hat zwi-
20-jährigen Frauen Adipositas. Bei den 30- bis 35-jährigen                            schen 1993 und 2010 um insgesamt 13 % abgenommen
Frauen waren es bereits 8 % und bei den 50- bis 55-Jähri­                             (von 8 337 auf 7 253 Fälle je 100 000 Einwohner). Dabei
gen 15,2 %. Der höchste Anteil wurde in der Altersgruppe                              handelte es sich jedoch nicht um eine kontinuierliche Ent-
der 70- bis 75-jährigen Frauen mit 21,6 % erreicht, danach                            wicklung. Sie wurde unterbrochen durch zwischenzeitliche
fielen die Werte stark ab.                                                            Anstiege der Fallzahlen. Im Durchschnitt der letzten fünf
                                                                                      Jahre entwickelte sich der Indikator allerdings in die richtige
Bei Männern sind die 30- bis 35-Jährigen bereits zu 11,5 %                            Richtung, sodass bei einer Fortsetzung dieses Trends das
fettleibig, den höchsten Anteil an Adipösen erreichten                                für 2020 gesetzte Ziel erreicht werden kann.
Männer bereits in der Altersgruppe der 60- bis 65-Jährigen
(22,3 %). Im Vergleich zu 1999 fällt die Verschiebung des                             Im Jahr 2010 betrug die Anzahl der Straf­taten insgesamt
Anteils der Adipösen im höheren Alter auf: 1999 waren rund                            rund 5,9 Millionen. Betrachtet man unterschiedliche Teilbe-
16 % der 70- bis 75-jährigen Frauen fettleibig, 2009 waren                            reiche, so entfielen zum Beispiel 2,0 % der durch die Polizei
es 21,6 %.                                                                            registrierten Delikte auf den Wohnungseinbruchsdiebstahl,
                                                                                      16 % auf Fälle von Betrug und 2,4 % auf gefährliche und
Der Kinder- und Jugendgesundheitssurvey 2007 (Robert                                  schwere Körperverletzung. Letztere umfasst gut zwei Drittel
Koch-Institut) lieferte altersspezifische Ergebnisse für 3- bis                       der registrierten Gewaltkriminalität.
17-Jährige. Danach waren im Zeitraum 2003 bis 2006 2,9 %
der 3- bis 6-Jährigen adipös, bei den 7- bis 10-Jährigen                              Während der Wohnungseinbruchsdiebstahl zwischen 1993
6,4 % und bei den 14- bis 17-Jährigen sogar 8,5 %. Deut-                              und 2010 um 47 % zurückging, nahmen die Betrugsfälle um
liche Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen waren                                  83 %, die Fälle von gefährlicher und schwerer Körperver-
nicht erkennbar. Ein erhöhtes Risiko für Übergewicht und                              letzung um 63 % zu. Richtet man den Blick ausschließlich
Adipositas wurde bei Kindern aus Familien mit niedrigem                               auf die Entwicklung der letzten fünf betrachteten Jahre, so
Sozialstatus und bei Kindern, deren Mütter ebenfalls über-                            weicht diese beim Wohnungseinbruchsdiebstahl und bei
gewichtig waren, festgestellt. Gründe für die zunehmende                              der gefährlichen Körperverletzung von der zuvor geschil-
Verbreitung von Fettleibigkeit sind unter anderem in zu kalo-                         derten Tendenz ab. Bei Wohnungseinbrüchen war seit 2005
rienreicher Ernährung und zu geringer körperlicher Betä-                              zunächst eine Stagnation, zwischen 2008 und 2010 jedoch
tigung zu suchen. Zu Adipositas bei Kindern und Jugend-                               wieder ein Anstieg um insgesamt 12,1 % zu verzeichnen. Die
lichen liegt noch keine fortlaufende Zeitreihe vor, sodass                            Fälle von gefährlicher und schwerer Körperverletzung gingen
keine Entwicklung dargestellt werden kann.                                            zwischen 2007 und 2010 um insgesamt 7,7 % zurück.

Untergewicht, das heißt ein BMI kleiner als 18,5, ist ein                             Veränderungen in der Polizeilichen Kriminalstatistik lassen
gegenteiliges Phänomen zur Fettleibigkeit. Es stellt eben-                            allerdings nicht immer auf tatsächliche Veränderungen bei
falls eine erhebliche gesundheitliche Gefährdung dar.                                 den Fallzahlen schließen: Die Statistik erfasst nur das soge-
Frauen waren 2009 wesentlich häufiger (3 %) von Unterge-                              nannte Hellfeld – also die der Polizei bekannt gewordene

Statistisches Bundesamt, Wirtschaft und Statistik, Juni 2012                                                                                     525
Umwelt

Kriminalität. Aufgrund fehlender statistischer Daten kann
das sogenannte Dunkelfeld – die der Polizei nicht bekannt
gewordene Kriminalität – in der Polizeilichen Kriminalsta-
tistik nicht abgebildet werden. Wenn sich zum Beispiel das
Anzeigeverhalten der Bevölkerung oder die Verfolgungsin-
tensität der Polizei ändert, kann sich die Grenze zwischen
Hell- und Dunkelfeld verschieben, ohne dass damit eine
Änderung des Um­fangs der tatsächlichen Kriminalität ver-
bunden sein muss.

Im Jahr 2010 betrug die Aufklärungsquote aller durch die
Polizei registrierten Delikte rund 56 %. Dabei gibt es deut-
liche Unterschiede je nach Art der Straftat. So lag die Auf-
klärungsquote beim Wohnungseinbruchsdiebstahl lediglich
bei 16 %. Bei Betrugsdelikten wurden dagegen 80 % und bei
gefährlicher und schwerer Körperverletzung 82 % aller Straf-
taten aufgeklärt. Die vergleichsweise geringe Aufklärungs-
quote beim Wohnungseinbruchsdiebstahl hängt einerseits
mit einer hohen Anzeigebereitschaft beziehungsweise
einem geringen Dunkelfeld zusammen: Die Anzeige einer
solchen Straftat bei der Polizei ist in der Regel Vorausset-
zung, um Ansprüche an Versicherungen geltend machen zu
können. Andererseits gibt es nur selten konkrete Anhalts-
punkte für die Täter. Dies steht in deutlichem Gegensatz zur
Situation bei Betrugs- und Körperverletzungsdelikten. Diese
Straftaten weisen eine hohe Aufklärungsquote auf, weil der
Polizei die Tatverdächtigen meist bereits bei der Anzeigen­
erstattung bekannt werden.

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