ENVIRONMENTS ACTIVISTS - Ältere Menschen als Fürsprecher*innen für eine altersfreundliche Lebenswelt - Ein Trainings-Handbuch - isis ...
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AGE-FRIENDLY ENVIRONMENTS ACTIVISTS Ältere Menschen als Fürsprecher*innen für eine altersfreundliche Lebenswelt – Ein Trainings-Handbuch
DIE PARTNER*INNENSCHAFT Die folgenden Personen und Organisationen haben zu diesem Trainings-Handbuch beigetragen: Europäische Koordination und Umsetzung in LITAUEN Asociacija “Senjorų iniciatyvų centras”. Edita Šatienė, Marija Bagdanavičienė, Nijolė Malaškevičienė rasyk@senjoru-centras.lt www.senjoru-centras.lt ÖSTERREICH queraum. kultur- und sozialforschung Anita Rappauer, Michael Stadler-Vida, Susanne Dobner, rappauer@queraum.org www.queraum.org DEUTSCHLAND ISIS GmbH – Sozialforschung, Sozialplanung, Politikberatung Karin Stiehr, Welela Samson stiehr@isis-sozialforschung.de www.isis-sozialforschung.de ITALIEN Lunaria Angela Pagano, Sergio Andreis andreis@lunaria.org www.lunaria.org DIE NIEDERLANDE AFEdemy Willeke van Staalduinen, Javier Ganzarain willeke@afedemy.eu javier@afedemy.eu www.afedemy.eu Impressum Dieses AFE-Trainings-Handbuch ist ein Intellektueller Output des Erasmus+-Projekts „Age-friendly Environments Activists“ (Schlüsselaktion 2: Zusammenarbeit für Innovation und den Austausch bewährter Verfahren. Strategische Partner*innenschaften im Bereich der allgemeinen und beruflichen Bildung und Jugend). Projekt-ID: 2018-1-LT01-KA204-046947 Projekt-Website: www.afe-activists.eu Herausgegeben von: Asociacija "Senjorų iniciatyvų centras", 2020 Design: Vaiva Valeikienė Unser besonderer Dank und unsere Anerkennung gilt den Projekt-Teilnehmer*innen und Kooperations-Part- ner*innen, die ihre Zeit und ihr Fachwissen eingebracht und mit ihrem Engagement einen wertvollen Beitrag zu einer altersfreundlicheren Lebenswelt geleistet haben. Die Unterstützung der Europäischen Kommission für die Erstellung die- ser Veröffentlichung stellt keine Billigung der Inhalte dar, die nur die An- sichten der Autoren widerspiegeln, und die Kommission kann nicht für die Verwendung der darin enthaltenen Informationen verantwortlich ge- macht werden.
INHALTSVERZEICHNIS Über dieses Handbuch 4 Über das Projekt 5 Das Konzept altersgerechter Lebenswelten 6 Bewusstsein, Aktivismus, Interessenvertretung 7 Wer sind AFE-Fürsprecher*innen? 9 Wer waren die Teilnehmer*innen des AFE-Trainings? 10 Das AFE-Fürsprecher*innen-Training 10 Ausbildungsziele 11 Beispielhafte Struktur des Trainings 11 Grundlegender Zugang und Durchführung des Trainings 13 Trainer*innen 13 Trainingsort 14 Zeitrahmen des Trainings 14 Erfahrungslernen durch Studienbesuche in altersfreundlichen Städten 15 Geplante und durchgeführte Pilotprojekte 16 Bereiche und Themen 16 Sitzgelegenheiten im öffentlichen Raum 16 Körperliche Einschränkungen älterer Konsument*innen 17 3 Barrieren für Ältere bei der Teilnahme an kulturellen Veranstaltungen 17 Begehungen 17 Sicherheit zu Hause, auf der Straße und in Geschäften 17 Beobachtung und Berichterstattung über die Qualität kommunaler Dienstleistungen 18 Verstärktes bürgerschaftliches Engagement älterer Menschen 18 Nicht bekannte Rechte älterer Bürger*innen 18 Entwurf von Richtlinien zur Förderung der Teilhabe älterer Menschen an der Sozialpolitik des Stadtbezirks II 19 Kooperationen 19 Schlussfolgerungen und Empfehlungen 20 Methodenbox 21 Reflexions- und Evaluationsworkshop Feedback-Formular 35 Endnoten 38
ÜBER DIESES HANDBUCH Dieses Handbuch ist ein praktisches Hilfsmittel für Erwachsenenbildner*in- nen, die ältere Menschen in der nachberuflichen Lebensphase dabei unterstüt- zen möchten, sich als Fürsprecher*innen für eine altersfreundliche Lebenswelt (Age-friendly Environments – AFE) einzusetzen. Für eine altersfreundliche Le- benswelt ist es ganz wesentlich, dass die Infrastrukturen und Dienstleistungen in der Kommune an die unterschiedlichen Fähigkeiten, Lebenswelten und Bedürfnis- se aller Generationen angepasst sind. AFE-Fürsprecher*innen bringen daher ihre Ideen für eine altersgerechte Gestaltung des öffentlichen Raums und von Dienst- leitungen ein und setzen diese gemeinsam mit lokalen Akteur*innen um. Dieses Handbuch wurde im Erasmus+ Projekt Age-friendly Environments Acti- vists entwickelt und beinhaltet Lehrmethoden und -materialien, die von den Pro- jektpartner*innen entwickelt und in Pilottrainings in Den Haag (NL), Hanau (DE), Kaunas (LT), Rom (IT) und Wien (AT) verwendet wurden. Sie wurden an die Bedürf- nisse der Teilnehmer*innen und die jeweiligen lokalen Kontexte angepasst. Auf Basis der Erfahrungen in den Partnerländern wurde schließlich ein gemein- sames europäisches Konzept für die Fortbildung älterer Menschen zu AFE-Für- sprecher*innen entwickelt. Senior*innen werden befähigt, ihre eigene Umgebung unter dem Gesichtspunkt der Altersfreundlichkeit zu bewerten und ihre Ideen und Erfahrungen einzubringen, wie die Lebenswelt für alle Generationen attraktiver und zugänglicher gestaltet werden kann. Mit diesem Handbuch möchten wir Trainer*innen in der Erwachsenenbildung ein Instrument für die Arbeit mit älteren Menschen bieten, die mehr über alters- freundliche Lebenswelten und soziale Partizipation von älteren Menschen erfahren möchten. Wir laden die Benutzerinnen und Benutzer dieses Handbuchs ganz herz- lich dazu ein, die vorgestellte Struktur und die Materialien an ihre eigenen Bedürf- 4 nisse und Rahmenbedingungen anzupassen! Das Handbuch kann gemeinsam mit den anderen Produkten des AFE-Acti- vists-Projekts verwendet werden. Den AFE Erfahrungsbericht und das Compendi- um of Good Practices (auf Englisch) finden Sie auf der Projekt-Website: www.afe-activists.eu. Die Veröffentlichungen des WHO-Regionalbüros für die Europäische Region, Age-friendly environments in Europe. A handbook of domains for policy action,1 Age-friendly Environments in Europe: Indicators, monitoring and assessments2 und Global Age-friendly Cities: A Guide3 , legen wir Ihnen zusammen mit den anderen in der Bibliografie angeführten Dokumenten zudem ganz besonders ans Herz.
ÜBER DAS PROJEKT Das Projekt Age-friendly Environments Activists Senior Initiatives Centre, Kaunas, Litauen (Projekt- wurde durch das Erasmus+-Programm der Europäi- koordinator) ist ein Verband älterer Menschen, der schen Kommission finanziert und von 2018 bis 2020 in Kaunas, Litauen, tätig ist. Der Verband organisiert von Partnerorganisationen in Österreich, Deutschland, soziale Aktivitäten für seine Mitglieder und entwickelt Italien, Litauen und den Niederlanden umgesetzt. und implementiert Angebote für lebenslanges Lernen Das Konzept der altersfreundlichen Lebenswelten für ältere Menschen durch Partnerschaften mit inter- gewinnt in Europa und weltweit zunehmend an Sicht- nationalen, nationalen und lokalen Institutionen. barkeit. Generationenfreundliche Umgebungen sind AFEdemy, eine Akademie für altersfreundliche Um- eines der wirksamsten Mittel zur Förderung eines gebungen in Europa, ist eine Gesellschaft mit be- gesunden und aktiven Alterns. Eine Stadt generatio- schränkter Haftung mit Sitz in Gouda, Niederlande. nenfreundlich zu machen ist ein zweiseitiger Prozess. Ihre Aufgabe besteht darin, lokalen, regionalen und Nicht nur Kommunen, Stadtplaner*innen sowie öf- nationalen Akteur*innen Möglichkeiten zum Kompe- fentliche und private Einrichtungen müssen die altern- tenzerwerb in der Gestaltung generationenfreund- de Bevölkerung in ihren politischen Strategien, Maß- licher Lebenswelten zu bieten. Zu den Akteur*innen nahmen und Programmen berücksichtigen. Sondern gehören auch ältere Erwachsene. Die Methoden um- auch die Betroffenen selbst müssen Initiativen zu al- fassen Schulungen, Workshops, Austauschprogram- tersfreundlichen Lebenswelten starten und umsetzen. me und Studienbesuche. Ältere Menschen, die aktiv werden wollen, brauchen ISIS ist ein privates sozialwissenschaftliches For- dafür spezifisches Know-how. schungs-, Ausbildungs- und Beratungsinstitut. Es Dieses Know-how kann ohne Lernen und Wissens- wurde 1991 gegründet; der Hauptsitz befindet sich erwerb nicht aufgebaut werden. Verständnis und Wis- in Frankfurt am Main, Deutschland. Das Institut ist in sen ermutigen die Menschen dazu, Verantwortung für den Bereichen Sozialgerontologie, Gender, Migration, lokale Themen zu übernehmen und sich „ihre“ Orte an- Zivilgesellschaft, Bildung und Gesundheit tätig. Die zueignen. Zielgruppen sind sozial benachteiligte oder margina- Die Hauptziele unseres Projekts waren daher: lisierte Personen, die von sozialer Ausgrenzung be- troffen oder bedroht sind. 5 ••Sensibilisierung von älteren und hochaltrigen Men- schen, öffentlich Bediensteten, lokalen Entschei- Lunaria hat den Hauptsitz in Rom, Italien. Diese ge- dungsträger*innen und lokalen und nationalen meinnützige NGO wurde 1992 gegründet und ist Mit- Interessenvertreter*innen für generationenfreund- glied der Allianz der Organisationen des Europäischen liche Lebenswelten Freiwilligendienstes. Sie ist im Bereich der interna- ••Ältere Menschen dazu anzuregen, sich zu informie- tionalen Freiwilligentätigkeit und des internationalen ren und sich aktiv für ihre Interessen einzusetzen Austauschs tätig, einschließlich – in den letzten zehn ••Ältere Lernende bei der Umsetzung konkreter Ak- Jahren – der Freiwilligentätigkeit älterer Menschen tivitäten zur Mitgestaltung einer altersfreundlichen und intergenerationeller Freiwilligenarbeit, der Aus- Lebensumwelt auf lokaler Ebene zu unterstützen bildung und der Aktionsforschung. Unsere Ziele wurden erreicht durch: queraum ist ein privates Forschungsbüro, das 2004 ••Sammeln, Analysieren und Präsentieren inspirie- in Wien, Österreich, gegründet wurde. Das Team von render Initiativen im Bereich generationenfreund- queraum beschäftigt sich in europäischen und na- liche Lebenswelten tionalen Projekten mit der Entwicklung altersfreund- ••Entwurf und Erprobung eines Lehrplans für licher Umgebungen sowie den Themen Aktives Altern nicht-formales, erfahrungsorientiertes und projekt- und Soziale Teilhabe älterer Menschen. basiertes Lernen ••Transnationale Lernmobilität, um ausgewählten Teilnehmer*innen die Möglichkeit zu geben, in Den Haag, einem Mitglied des WHO-Netzwerks alters- freundlicher Städte, aus erster Hand Erfahrungen mit einem generationenfreundlichen Umfeld zu sammeln ••Einbeziehung von Expert*innen, öffentlich Bediens- teten und verschiedenen anderen Akteur*innen in die Projektaktivitäten ••Verbreitung der Projektergebnisse auf Konferenzen und öffentlichen Veranstaltungen Die folgenden Organisationen haben dieses Projekt durchgeführt:
DAS KONZEPT ALTERSGERECHTER LEBENSWELTEN Anfang 2018 lebten 101,1 Millionen ältere Menschen (65 und älter) in der EU-28; dies entspricht fast einem Fünftel (19,7%) der Gesamtbevölkerung. Während der nächsten drei Jahrzehnte wird die Zahl der älteren Menschen in der Europäischen Union voraussichtlich steigen und 2050 mit 149,2 Millionen Menschen einen Höchststand erreichen; der relative Anteil älterer Menschen an der Gesamtbe- völkerung wird ebenfalls zunehmen und 2050 voraussichtlich 28,5% erreichen.4 Einerseits wird vermutet, dass die Alterung der Bevölkerung einen Abwärts- druck auf das Wirtschaftswachstum ausüben, das Arbeitskräfteangebot verrin- gern, zu höheren (altersbedingten) Sozialkosten führen und sich auf die Nach- haltigkeit der Staatsfinanzen auswirken wird 5 . Andererseits wird argumentiert, dass die Alterung der Bevölkerung das Wirtschaftswachstum nicht behindern müsse und dass sie stattdessen einen Anreiz für die Entwicklung neuer Güter und Dienstleistungen bieten könne, z.B. Wohnungen oder Verkehrsmittel, die an die Bedürfnisse einer alternden Bevölkerung angepasst sind, oder auch neue So- zial- und Pflegedienstleistungen.6 Aktives Altern ist eine Politik der Europäischen Kommission und darauf aus- gerichtet, den älteren Menschen dabei zu helfen, ihr Leben so lange wie möglich selbst in die Hand zu nehmen und, wenn möglich, einen Beitrag zu Wirtschaft und Gesellschaft zu leisten. Aktives und gesundes Altern ist ohne eine generationenfreundliche Lebens- welt jedoch nicht möglich. „Altersfreundliche Lebenswelten fördern Gesundheit und Wohlbefinden und die Teilhabe der Menschen im Alter. Sie sind zugänglich, gerecht, integrativ, sicher und unterstützend. Sie fördern die Gesundheit und verhindern oder verzögern Er- krankungen und Funktionseinbußen. Sie bieten personenzentrierte Dienste und 6 Unterstützung, um die Genesung zu ermöglichen oder den Funktionsverlust aus- zugleichen, damit die Menschen weiterhin die Dinge tun können, die ihnen wich- tig sind“.7 (WHO)
BEWUSSTSEIN, AKTIVISMUS, INTERESSENSVERTRETUNG Nur eine Gruppe von Menschen weiß wirklich, worauf es ankommt, wenn es um Al- tersfreundlichkeit geht: ältere Menschen. Die Gruppe älterer Menschen ist jedoch sehr heterogen – nicht nur in Bezug auf ihren Gesundheitszustand, ihren sozialen Status, ihren Bildungsstand und ihre Interessen. Die Älteren unterscheiden sich auch darin, wie gut sie sich über soziale und politische Fragen informiert fühlen oder wie gut sie in der Lage sind, einen Beitrag zu ihrer Gemeinschaft zu leisten. In der Regel sind gut ausgebildete ältere Menschen, die in ihrem Leben höhere Posi- tionen innegehabt haben, in der Lage, ihre Interessen zu äußern und sich für sie einzusetzen, während andere, insbesondere Angehörige benachteiligter Gruppen, sich nicht trauen, sich Gehör zu verschaffen oder ihre Sichtweisen einzubringen. Daher nehmen Expert*innen, Fachleute und/oder Politiker*innen häufig eine für- sorgliche Haltung „von oben“ ein und entscheiden, welche Politiken, Systeme und Dienstleistungen gut für ältere Menschen sind. Altersdiskriminierung ist die am häufigsten erlebte Form der Diskriminierung. Ältere Menschen leisten u.a. als Konsument*innen, pflegende Angehörige und Freiwillige wichtige Beiträge für unsere Gemeinschaften. Trotzdem werden die de- mografischen Veränderungen, d.h. die wachsende ältere Bevölkerung, oft als ein soziales Problem mit globalen Auswirkungen gesehen. Das Alter gilt vielen als In- dikator für Fähigkeiten, Kompetenzen, Fertigkeiten, Erfahrungen und den Gesund- 7 heitszustand8 . Es gibt Hinweise darauf, dass Altersdiskriminierung die am häufigsten erlebte Form der Diskriminierung ist.9 Während es als inakzeptabel gilt, jemanden auf- grund von Geschlecht oder Hautfarbe zu diskriminieren, führen Altersgrenzen, die alle über 65-Jährige in politischen Programmen als „Ältere“ konzeptualisieren, zu Problemen bei der Arbeitssuche und legen Obergrenzen fest, um sich z.B. für bestimmte Positionen zu qualifizieren, Vorsorgeuntersuchungen in Anspruch zu nehmen und Versicherungen abschließen zu können. Ziel ist es, stereotype Vor- stellungen vom Alter mit neuen Ansätzen wie dem des positiven und erfolgreichen Alterns zu kontrastieren. Alle Menschen haben die Fähigkeit und das Potenzial, un- abhängig vom Alter einen gesellschaftlichen Beitrag zu leisten. Aber oft schränken altersdiskriminierende Einstellungen ihre Möglichkeiten ein. Immer mehr Menschen leben mit verschiedenen Arten von altersbedingten Krankheiten und Einschränkungen, einschließlich Demenz. Da die Zahl der älteren Erwachsenen steigt, gibt es immer mehr Menschen mit al- tersbedingten Krankheiten und Einschränkungen, darunter auch Demenz. Demenz ist nach den Daten des WHO-Regionalbüros für Europa die Hauptursache für Ab- hängigkeit und Behinderung bei älteren Menschen in der Europäischen Region der WHO.10 Gegenwärtig sind rund zehn Millionen Menschen in Europa von Demenz betroffen; das Auftreten der Krankheit wird sich bis 2030 voraussichtlich verdop- peln. Alters- und demenzfreundliche Gemeinschaften sind die Antwort auf diese
8 neue Realität weltweit. Die Autor*innen der Vergleichenden Analyse von alters- und demenzfreundlichen Gemeinschaften kommen zum Schluss, dass Kommunen von Anfang an die beiden Ansätze integrieren sollten.11 Die Anwaltschaft für Demenz- kranke wird als vierte wichtige Etappe des in der WHO-Publikation Demenz: Eine Priorität für die öffentliche Gesundheit12 vorgestellten Demenz-Akzeptanzmodells hervorgehoben. Barrieren im Lebensumfeld und Einsamkeit gehören für ältere Menschen zu den größten Herausforderungen. Barrieren im Lebensumfeld und Einsamkeit gehören für ältere Menschen und deren Familien oft zu den größten Herausforderungen. Sie können mit mehr Be- wusstsein, Verantwortung und Aktivismus angegangen werden, um unsere Städte, Gemeinden und Nachbarschaften generationenfreundlicher zu gestalten. Ältere Menschen haben viel zu geben und können wertvolle Ideen und Erfahrungen ein- bringen, wie das soziale Leben und öffentliche Räume für alle Altersgruppen at- traktiver und zugänglicher gestaltet werden können. Der Trainingsansatz und die Materialien in diesem Handbuch zielen darauf ab, ältere Menschen dabei zu unter- stützen, sich in verschiedenen altersbezogenen Bereichen zu engagieren. Mit Be- wusstseinsbildung und Schulungen können Kompetenzen aufgebaut werden, die notwendig sind, damit Menschen sich organisieren, ihren eigenen Bedürfnissen folgen und sich bei anderen Gehör verschaffen.
WER SIND AFE-FÜRSPRECHER*INNEN? "Wir können Politiker*innen überzeugen, wenn wir deutlich machen, dass auch sie, wenn sie Glück haben, alt werden." Teilnehmer aus Rom AFE-Fürsprecher*innen sind ältere Menschen, die Kove. Kilburn Older Voices Exchange ist eine kom- sich für altersgerechte Lebenswelten interessieren und munale Aktionsgruppe älterer Menschen in Kilburn, als Fürsprecher*innen für andere ältere Menschen auf- Großbritannien, die das Ziel verfolgt, die Lebensquali- treten wollen. Sie starten Initiativen an der Basis, um zu tät älterer Menschen zu verbessern, indem sie sowohl einer Sensibilisierung beizutragen und das Thema der Aktivitäten organisiert als auch Kampagnen zu The- generationenfreundlichen Lebenswelt voranzubringen. men durchführt, die ältere Menschen betreffen. Kove Das Training spricht Einzelpersonen an, die dar- möchte ihre soziale Isolation überwinden und den an interessiert sind, zu lernen und/oder ihr Wissen Einfluss älterer Menschen auf lokal relevante Themen über generationenfreundliche Lebenswelten und bür- erhöhen. gerschaftliches Engagement weiterzuentwickeln. OMAS GEGEN RECHTS wurde von österreichischen AFE-Fürsprecher*innen sind daran interessiert, ihre Großmüttern gegründet, um die jüngeren Genera- Initiativen allein oder in Teams umzusetzen. tionen die Gefahren rechtsextremer Ideologien nicht Zu den Fähigkeiten und Kompetenzen von AFE-Für- vergessen zu lassen. Da sich der Rechtspopulismus sprecher*innen gehören persönliche Fähigkeiten, so- in ganz Europa ausbreitet, sind für sie ihre Warnun- ziale Kompetenzen und berufliche Fertigkeiten. gen heute dringender denn je. Sie gehen mit jungen AFE-Fürsprecher*innen sind oder werden in ver- Menschen zu Demonstrationen gegen Extremismus schiedenen Bereichen und auf verschiedenen Ebenen und beteiligen sich an verschiedenen Aktionen für ein aktiv – je nach ihren Fähigkeiten und Interessen sowie solidarisches Miteinander. Die OMAS GEGEN RECHTS den Bedürfnissen ihres Lebensumfelds und ihrer Ge- wollen verhindern, dass sich die Geschichte wieder- meinschaften. Zahlreiche Beispiele für mögliche Tätig- holt. Inzwischen hat die Bewegung auch in Deutsch- keitsbereiche werden im Compendium of Good Prac- land Fuß gefasst. tices of Advocacy in Age-friendly Environments (auf Englisch) vorgestellt. Dieses Kompendium zeigt ein "Wir wissen über den Zweiten Weltkrieg 9 breites Spektrum an inspirierenden Möglichkeiten auf, Bescheid; wir wissen, was mit unseren Groß- das Bewusstsein für generationenfreundliche Lebens- eltern passiert ist, und wir erzählen jungen welten zu schärfen und in relevanten Bereichen aktiv Menschen davon." zu werden. Einige Beispiele finden Sie auch hier: Monika Salzer, Die Bürgerinitiative Age Friendly Wonen (Alters- Gründerin von OMAS GEGEN RECHTS freundliches Wohnen), eine von drei älteren Menschen in Amsterdam gegründete Stiftung, hat zum Ziel, ältere The Curtain Up Players ist eine Amateurtheatergrup- Menschen dabei zu unterstützen, in ihren eigenen vier pe von über 50 Personen unter der Leitung von Ron Wänden zu leben. Altersfreundliches Wohnen bedeutet, Wiener in Huddersfield (England). Die Gruppe führt in Bedingungen zu schaffen, die es physisch möglich ma- Gemeindezentren, Pflegeheimen, und Mittagsclubs chen, so lange wie möglich unabhängig an dem Ort zu soziale Improvisationstheaterstücke über Demenz leben, an dem man sozial verankert ist. Barrierefreiheit und andere altersbedingte Probleme auf. Die Gruppe ist für die Stiftung das Schlüsselwort für das Alter(n) in verwendet dabei die Soziodrama-Methode. Diese hilft der Gemeinschaft: Ohne physische Zugänglichkeit gibt den Menschen, ihre Situation besser zu verstehen und es keine soziale Zugänglichkeit. Die Stiftung entwickelt – bei Bedarf – auch zu verändern. Die Gruppenmit- Pilotprojekte zur Adaption bestehender Wohnungen für glieder schreiben die Theaterstücke selbst. Diese Stü- ältere Menschen und macht Kommunen, Wohnbauge- cke beziehen sich auf reale Aspekte des Umgangs mit sellschaften, Immobilienentwickler und den Gesund- Demenz, wie sie reale Menschen erleben. Mitreißende heitssektor auf diese Projekte aufmerksam, um den Aufführungen lösen sinnvolle Diskussionen aus. Ähn- Amsterdamer Altbaubestand dauerhaft für ältere Be- liche Gruppen wurden in weiteren öffentlichen Biblio- wohner*innen besser zugänglich zu machen. theken in England und den USA gegründet. "Die (...) Stadträtin war von unseren Ideen so "Ich mag es, mit anderen zusammen zu begeistert, dass wir durch ihre Vermittlung sein und gemeinsam zu lachen. Ich weiß die bald ein Gespräch mit einem Abgeordneten der Unterstützung zu schätzen. Wir sind ein konservativ-liberalen Partei VVD aus der Zwei- bisschen wie eine Familie. Wir sind ten Kammer des Parlaments haben werden." füreinander da." Dick van Alphen, Mitbegründer von Stichting Kath Ogden, ein langjähriges Mitglied der Age Friendly Wonen Curtain Up Players
WER WAREN DIE TEILNEHMER*INNEN DES AFE-TRAININGS? "Wir Senior*innen müssen aktiv bleiben und In Kaunas, Litauen, gehörten zu den Teilnehmer*innen uns engagieren. Wenn wir es nicht tun, wird es Mitglieder des Senior Initiatives Centre, Mitglieder eines niemand für uns tun." Seniorenclubs der Gemeinde, ein Mitglied des Senioren- Teilnehmerin aus Hanau rats und eine Person im Ruhestand auf der Suche nach sinnvollen Aktivitäten. In der Pilotphase wurden 75 AFE-Fürsprecher*innen In Rom, Italien, waren die Teilnehmer*innen des Pilot- in fünf Ländern ausgebildet. trainings Mitglieder zweier Senioren-Sozialzentren des Stadtbezirks II, in denen ältere Freiwillige und Mitarbei- In Hanau, Deutschland, waren die meisten Trainings- ter*innen des Stadtbezirks II die Aktivitäten der Sozial- teilnehmer*innen erfahrene Freiwillige im sozialen oder zentren unterstützen. politischen Bereich, darunter ein Mitglied des Stadtrats und fünf Mitglieder des Seniorenrats. Eine Teilnehmerin In Wien, Österreich, hatten die Teilnehmenden unter- schult ältere Menschen in Mobilitätsfragen, wie z.B. in schiedliche berufliche Hintergründe. Einige waren be- Sturzprävention, zwei weitere Teilnehmer sind Mobili- reits erfahrene Freiwillige oder engagierten sich auf täts-Scouts, die sich für eine verbesserte Verkehrssi- lokal-politischer Ebene. Manche Teilnehmerinnen und cherheit engagieren. Zwei Teilnehmerinnen waren neu Teilnehmer waren noch erwerbstätig und betrachteten in der Stadt und an Lobbyarbeit für die Belange älterer die Ausbildung als wertvollen Input und Impuls für ihre Menschen interessiert. Arbeit (z.B. Besuchsdienst für ältere Erwachsene). An- dere hatten aufgrund ihrer Erfahrungen mit Mobilitäts- In Den Haag, Niederlande, fand die Schulung für äl- barrieren und/oder dem Wunsch, ihre Zeit für wertvolle tere Menschen niederländischer und hindustanischer Tätigkeiten zu nutzen, Interesse an den Workshops. Herkunft statt, die in der Nachbarschaft von Transvaal wohnen und an den Aktivitäten des Gemeindezentrums Mandelaplein teilnehmen. Das Pilottraining unterstützte "Ältere Menschen brauchen eine Stimme. Sie die Initiative des Den Haager Seniorenrats, Dialoge mit werden oft missverstanden." Bewohner*innen in verschiedenen Stadtvierteln aufzu- Teilnehmerin aus Hanau nehmen. 10 DAS AFE-FÜRSPRECHER*INNEN-TRAINING Das Fürsprecher*innen-Training kann auf viele Ar- te zwischen den Workshops. Die thematischen Work- ten und für verschiedene Gruppen durchgeführt wer- shops bestanden aus Informationsvermittlung und den, z.B. für Mitglieder von Seniorenräten, öffentliche praxisorientierten Einheiten. In diesen Treffen wurden Bedienstete, lokale Projektgruppen, Freiwillige oder die Teilnehmer*innen dabei unterstützt, ihre individuel- Migrant*innen. le Rolle und ihre Teamrolle als AFE-Fürsprecher*innen Das im Rahmen des AFE Activists-Projekts getes- zu finden. In diesen Rollen setzten die Fürsprecher*in- tete Pilottraining umfasste eine Einführungsveranstal- nen Pilotprojekte in die Praxis um. tung, drei thematische Workshops und einen Refle- Das Training endete mit einer Reflexionssitzung, in xions-Workshop. Verfolgt wurde dabei der Ansatz des der die Teilnehmer*innen den Kurs und ihre eigenen erfahrungs- und projektbasierten Lernens. Die „Feld- Leistungen bewerteten. forschung“ und die Arbeit an den Pilotprojekten erfolg- Eine schematische Darstellung des Trainings: Eifüh- WS1 Pilot- WS2 Pilot- Pilot- Reflexion Weiterführung rungs- WS3 3–4 h Aktivitäten 3–4 h Aktivitäten 3–4 h Aktivitäten - Sitzung der Pilot- Sitzung Aktivitäten
Ausbildungsziele ••Sensibilisierung von älteren und hochaltrigen Men- Nach dem Training sollen die Teilnehmer*innen: schen, öffentlich Bediensteten, lokalen Entscheidungs- ••das Wesen und die wichtigsten Aspekte einer alters- träger*innen und lokalen und nationalen Interessenver- gerechten Lebenswelt kennen treter*innen für generationenfreundliche Lebenswelten ••Werkzeuge kennen und anwenden, um die Bedürf- ••Entwicklung von Kompetenzen für den Umgang mit re- nisse älterer Menschen hinsichtlich ihres Lebens- levanten Interessensgruppen umfeldes zu identifizieren ••Aneignung von Fähigkeiten zur Entwicklung und Um- ••die Fähigkeit besitzen, identifizierte Bedürfnisse zu setzung von Initiativen für eine generationenfreundliche kommunizieren und Erkenntnisse an wichtige Inte- Lebenswelt ressenvertreter*innen und Entscheidungsträger*in- ••Wissensvermittlung zu Beispielen einer guten Praxis, nen weiterzugeben wie man die Entscheidungsfindung von oben nach un- ••Pilotprojekte zur generationenfreundlicheren Ge- ten und die Anwaltschaft von unten nach oben verbindet staltung der Umwelt in ihrer Kommune entwickeln Beispielhafte Struktur des Trainings Einführungsworkshop: Einführung in das Konzept der altersgerechten Lebenswelten (3–4 Std.) Ziel des Einführungsworkshops ist es, einen allgemeinen Überblick über das Konzept altersgerechter Lebenswel- ten zu geben. Themen des Workshops: ••Das Konzept einer generationenfreundlichen Umgebung (Aktivität 1 in der Methodenbox weiter hinten in diesem Hand- buch) ••Bedürfnisse älterer Menschen in ihrem Lebensumfeld (Aktivitäten 2, 3 und 4 in der Methodenbox) ••Lokalpolitik und Entscheidungsfindung: gesetzliche Befugnisse und Pflichten der lokalen Behörden und kommunalen Einrichtungen, Entscheidungsträger*innen und lokalen Unternehmen Am Ende dieses Workshops sind die Teilnehmer*innen dazu in der Lage, 11 ••die wichtigsten AFE-Bereiche in ihrer Nachbarschaft zu identifizieren, ••ihre Nachbarschaft auf ihre Altersfreundlichkeit hin zu überprüfen, ••die Bedürfnisse älterer Menschen zu erheben und ••mögliche Kooperationspartner*innen zu identifizieren. Der Workshop endet mit einer Reflexions- und Feedback-Übung und gibt dem Trainer bzw. der Trainerin Hinweise für die Planung der folgenden Workshops. Schwerpunkt Interessenvertretung: 3 Workshops (3–4 Std.) uur) Workshop 1 Thematische Sitzung Praxisübungen Wie man auf dem Gebiet der altersfreundlichen ••„Eisbrecher“-Übungen Lebenswelt aktiv werden kann ••Brainstorming zu lokalen Pilotprojekten oder Prä- sentation von innovativen Beispielen (z.B. aus dem ••Altersdiskriminierung und Stereotypen im Zu- Kompendium) sammenhang mit dem Alter (Aktivitäten 4, 5 und 6 in der Methodenbox) ••Projektgruppen bilden ••Einführung in Möglichkeiten der Fürsprache (Ak- ••Verbindung von Projektideen und möglichen Rollen tivität 7 in der Methodenbox) in der Interessenvertretung: Wie würde ich gerne ak- tiv werden und meine Stimme zu Fragen bezüglich ••Persönliches Engagement (Aktivitäten 8 und 9 in AFE erheben? (Aktivität 10 in der Methodenbox) der Methodenbox – Linse Bürgerbeteiligung) Am Ende des Workshops werden die Teilnehmer*innen ••die Rolle von Vertreter*innen (Advocacy) und Fürsprecher*innen verstehen, ••wissen, wie das öffentliche Bewusstsein für ein Thema geschärft werden kann und ••sich stärker für bürgerschaftliches Engagement interessieren. Feldforschung und Pilotaktivitäten zwischen den Workshops (Aktivität 11 in der Methodenbox)
Workshop 2 Thematische Einheit Praxisübungen Wie man unterschiedliche Bedürfnisse älterer Men- ••Teilnahme an einer Umfrage (Aktivität 12 in der Me- schen erkennt thodenbox ••Überblick über die verschiedenen Erhebungsmethoden ••Interessengruppen identifizieren (Aktivität 13 in der ••Ausführlicher Input zu einer Methode Methodenbox) ••Präsentation von praktischen Beispielen ••Ausarbeitung eines Aktionsplans (Aktivität 14 in der Methodenbox) Am Ende des Workshops werden die Teilnehmer*innen ••verschiedene Erhebungsinstrumente kennen, ••den Wert der in Umfragen gesammelten Daten verstehen, ••wissen, wie man Interessenvertreter*innen identifiziert und ••n der Lage sein, einen Aktionsplan vorzubereiten. Feldforschung und Pilotprojekte (Aktivität 15 in der Methodenbox) Workshop 3 Thematische Einheit Praxisübungen Wie man Informationen von älteren Menschen an Wie schaffe ich öffentliches Bewusstsein? Interessensgruppen weitergibt ••Überblick über die verschiedenen Kommunika- ••Überblick über Kommunikationsformate und Kom- tionsmedien und ihre Verwendung (Aktivität 16 in munikationsbarrieren der Methodenbox) ••Ausführlicher Input zu einem Format ••Erreichung der Zielgruppen (online, offline, etc.) ••Präsentation von praktischen Beispielen ••Abschließende Vorbereitung zur Durchführung der Aktivität (z.B. Öffentlichkeitsarbeit/Werbung) Am Ende des Workshops werden die Teilnehmer*innen ••grundlegende Kommunikationsarten und Medien kennen, 12 ••Kommunikationsbarrieren und ihren eigenen Kommunikationsstil verstehen und ••in der Lage sein, geeignete Medien und Kommunikationsmethoden zur Übermittlung ihrer eigenen Botschaft zu wählen. Feldforschung und Pilotprojekte Reflexion und Bewertung (3–4 Std.) Der abschließende Workshop zielt darauf ab, über das gesamte Training nachzudenken, Lernziele und Ergebnisse zusammenzufassen und das Erreichte zu feiern. Das Feedback der Teilnehmenden zum Training und die Ein- schätzung der neuen bzw. weiterentwickelten Kompetenzen werden mithilfe eines Evaluationsbogens oder eines halbstrukturierten Interviews (siehe Methodenbox) gesammelt. Das AFE-Fürsprecher*innen-Training richtet sich an Lernende in der nachberuflichen Phase; eine formale Bewertung der erworbenen Kompetenzen wird daher nicht vorgenommen. Die Teilnehmenden können jedoch auf dem Evaluationsbogen ihre Leistungen bewerten und ihre Wissenslücken oder ihren Weiterbildungsbedarf benennen. Am Ende des Workshops werden die Teilnehmer*innen ••über ihre eigenen Lernerfahrungen reflektieren können, ••die eigenen Kompetenzen und Leistungen kennen und ••in der Lage sein, ihre Wissenslücken und Weiterbildungsbedürfnisse zu artikulieren.
Grundlegender Zugang und Die Trainer*innen Durchführung des Trainings Die Trainer*innen unterstützen und coachen die älte- Die Grundlage des Trainings, das im Projekt AFE-Ac- ren Lernenden, indem sie auf ihre eigenen Erfahrungen tivists entwickelt und getestet wurde, ist das Konzept zurückgreifen und so die praktische Anwendung des Ge- des erfahrungs- und projektbasierten Lernens. Die lernten ermöglichen. Die Teilnehmer*innen steigen im Lernmotivation älterer Erwachsener ergibt sich haupt- Verlauf des Trainings in die Vermittlung der Inhalte mit sächlich aus der praktischen Anwendung und den ein und werden so zu Ko-Produzent*innen des Trainings. konkreten Wirkungen des Gelernten. Der persönliche Idealerweise leiten zwei Trainer*innen den Kurs – eine Bezug ist wesentlich für ihre Motivation und ihr Enga- Person, die mit den Inhalten vertraut ist, und eine andere gement im lebenslangen Lernen. Die Lernumgebung Person, die über gute Moderationsfähigkeiten verfügt. sollte eine Mischung aus Expert*inneninputs, Aus- Gastvortragende mit Fachkenntnissen zu bestimmten tausch vorhandenen Wissens und Diskussionen zwi- AFE-Themen, z.B. Zuständige in Behörden, Expert*innen schen Trainer*innen und Teilnehmer*innen darstellen. für Barrierefreiheit, Bürgermeister*innen, Interessenver- treter*innen, werden eingeladen, um über relevante The- "Man sollte genau zuhören, wenn ältere men, Prozesse und Methoden zu informieren. Menschen ihre Lebensgeschichte erzählen. Sie haben so viel zu sagen." Teilnehmer aus Hanau ANPASSUNG AN LOKALE GEGEBENHEITEN Folgende Methoden wurden bei der Durchführung In Hanau hielt Lothar Hain aus dem Amt für des AFE-Fürsprecher*innen-Trainings angewandt, um Stadtentwicklung einen Vortrag über Lobby- die spezifischen Ziele zu erreichen: und Öffentlichkeitsarbeit für die Belange älte- ••„Eisbrecher“-Übungen zur Förderung des Kennenler- rer Menschen. In diesem Bereich sind vertiefte nens und der Kommunikation Kenntnisse der Entscheidungsprozesse und ••InteraktiveVorträge für die Vermittlung von Infor- Methoden zur Präsentation eines Falles erfor- mationen. Die Inputs sollen in kurzen Einheiten ver- derlich. mittelt werden, um zwischendurch die Möglichkeit Von der Universität Wien stellten Viktoria zu geben, Fragen zu stellen bzw. zu diskutieren und Parisot und Vera Gallistl, Forscherinnen der Erfahrungen zu teilen. Sozialgerontologie, ihr Forschungsprojekt 13 ••Praktische Fallstudien, gefolgt von halbstrukturier- über Barrieren für ältere Erwachsene beim Be- ten Diskussionen mit Leitfragen, zur Inspiration und such kultureller Veranstaltungen, z.B. Theater Förderung der Ideenentwicklung. oder Konzerte, und unterschiedliche kulturelle ••Gruppenarbeit und Plenumsdiskussion für das ge- Lebensstile von älteren Erwachsenen in Wien, meinsame Verständnis und zur Zusammenfassung vor. der Ergebnisse. In Kaunas, Litauen, referierten der Architekt ••Projektarbeit zur Förderung von Zusammenarbeit, Linas Tuleikis, Kristina Visagurskienė, Leiterin Vernetzung und Entscheidungsfindung. der Nationalen Gesundheitsvereinigung, und ••Reflexionsübungen, um Feedback geben und Leis- Danutė Čibirauskaitė, Spezialistin für Soziale tungen würdigen zu können. Arbeit, zu den Themen altersfreundlicher Le- benswelten: Universal Design, gesundes Al- tern und soziale Pflegedienste für ältere Men- schen. In Rom bezogen sich die Themen auf ein al- tersfreundliches Umfeld zum guten Umgang mit Alzheimer (durch den Experten Marco Zummo, Präsident von Karol Health Structu- res) sowie auf gesundes Altern und Bewegung im späteren Leben (durch die Expert*innen Salvatore Grammatico, Caritas; Giulia Vettori, Universität La Sapienza und Francesca Brian- za, UISP Sports for All). Weitere Themen waren Dienstleistungen für ältere Menschen, unaus- gesprochene Rechte und die Vermeidung von kostspieligen Krediten (Expert*innen: Gabriel- la Venezia, SPI CGIL Rentnergewerkschaft, Rechtsanwalt Luigi Ciatti, Ambulatorio Anti- usura und Notar Antonella Caridi) sowie Inter- netsicherheit und Datenschutz (Experte: Mar- cello Pistilli, Digital World Foundation).
Trainingsort Zeitrahmen des Trainings Der Trainingsraum sollte groß genug sein, um Grup- Das in diesem Handbuch vorgestellte Trainings- penarbeiten in einem angemessenen Abstand zu er- konzept wurde für die Pilottrainings verwendet. Va- möglichen. Flipcharts für Gruppensitzungen und Platz riationen des in diesem Handbuch beschriebenen zum Aufhängen der Plakate müssen vorhanden sein. Ansatzes sind – je nach Themen, Vorkenntnissen Obst, Nüsse und Gemüse eignen sich besser als zucker- der Teilnehmer*innen, lokalem Umfeld und den von haltige Snacks. den Teilnehmer*innen geplanten Initiativen – natür- Der Schulungsort kann gleichbleiben oder für je- lich möglich. den Workshop wechseln. Ein permanenter Schulungs- ort hat gewisse Vorteile: Ältere Menschen bevorzugen vertraute Orte, die leicht zu finden sind. Sie kennen den Weg und die Zeit, die sie dafür benötigen. Sie können auf dem gleichen Sitzplatz Platz nehmen und wissen zum Beispiel, wo die Kaffeetassen aufbewahrt werden. Ein Workshop in einem spezifischen Rahmen kann hin- gegen unmittelbare praktische Erfahrungen vermitteln und zu neuen Ideen inspirieren. ANPASSUNG AN LOKALE GEGEBENHEITEN In Hanau fand der Einführungsworkshop in Form einer Informationsveranstaltung statt und zog eine breite Öffentlichkeit an. Es folgten drei thematische Workshops mit einer Dauer von je vier Stunden. In Den Haag entsprach die Struktur des Trainings dem modellhaft entworfenen ANPASSUNG AN LOKALE GEGEBENHEITEN Ausbildungskonzept. Für die Mitglieder des In Den Haag, Kaunas, Rom und Wien fanden Gemeindezentrums Mandelaplein wurden alle Workshops an den gleichen Orten statt: vier Workshops von je drei Stunden Dauer im Sitzungssaal des Gemeindezentrums angeboten. 14 Mandelaplein, in einem modernen Klassen- In Litauen bestand die Einführungs- zimmer der Litauischen Sportuniversität, im sitzung aus vier einstündigen Expert*in- Gemeinde-II-Tagungszentrum und im Be- nen-Vorträgen über spezifische Aspekte sprechungsraum des Forschungsbüros que- generationenfreundlicher Lebenswelten. raum. In Kaunas mischten sich die Teilneh- Auf die Einführungssitzung folgten drei mer*innen vor dem Training besonders gerne thematische Workshops von je drei Stun- unter die Universitätsstudent*innen. den, einschließlich Kaffeepausen. Die drei- In Hanau fand die Einführungsveranstaltung stündigen Workshops fanden jeden zwei- im Rathaus statt, um eine breite Öffentlichkeit ten Montag am Nachmittag statt. anzusprechen, während die thematischen In Rom wurden nach sechs Arbeitssit- Workshops in Sitzungsräumen in unter- zungen von fünf ehrenamtlichen AFE-Für- schiedlichen Nachbarschaften stattfanden. sprecher*innen – zwei aus der Verwaltung In Wien wurde zu Beginn der Workshop-Rei- des Stadtbezirks II und drei aus den Senio- he eine gemeinsame Exkursion zu einer Aus- ren-Sozialzentren des Stadtbezirks II – drei stellung zur Geschichte der Mobilität und Workshops abgehalten, die zur Steuerung Stadtentwicklung durchgeführt. Dieser ge- des gesamten Ausbildungsprozesses bei- meinsame Ausflug bot einen passenden Rah- trugen. men für das gegenseitige Kennenlernen und In Wien wurden – im Abstand von 5-6 den informellen Austausch. Wochen – jeweils vormittags fünf themati- In Kaunas fand die Sitzung zur Interessen- sche Workshops von je drei Stunden Dauer vertretung in der Gemäldegalerie des M. K. abgehalten. Die Teilnehmer*innen waren Čiurlionis Museums statt, genauer gesagt in bereits mit dem Konzept der alternsfreund- einer Ausstellungshalle, die den Gemeinden lichen Lebenswelt vertraut. gewidmet ist.
ERFAHRUNGSLERNEN DURCH STUDIEN- BESUCHE IN ALTERSFREUNDLICHE STÄDTEN Die Trainings im Rahmen des Projekts wurden durch ••Verbesserte Motivation der Mitarbeiter*innen Studienbesuche in altersfreundliche Städte ergänzt. ••Knüpfung internationaler Beziehungen Diese Studienbesuche waren als transnationale Lehr- ••Schärfung des Profils in der Kommune veranstaltungen geplant mit dem Ziel, Beispiele guter ••Möglichkeit der Präsentation ihrer Tätigkeiten Praxis in Den Haag und Udine kennenzulernen. Der für Anfang März 2020 geplante Studienauf- Am Studienbesuch in Den Haag nahmen zwei ausge- enthalt in Udine wurde eine Woche vor der Abreise wählte Lernende pro Partnerland (drei aus Deutschland) aufgrund von Covid-19 abgesagt. Altersfreundliche teil. Die Teilnehmer*innen hatten folgende Aufgaben: Initiativen in Udine wurden jedoch in den AFE-Erfah- ihre Aktivitäten im Themenbereich altersfreundliche rungsbericht aufgenommen, der von der Projektweb- Lebensumgebung zu präsentieren, bewährte Initiati- site heruntergeladen werden kann. ven und Projekte in den Städten zu besuchen, über das Im Projekt ermöglichten Studienbesuche den Blick Gelernte zu reflektieren und ihre Erfahrungen mit den über den nationalen Tellerrand. Falls es in Ihren Trai- Kolleg*innen „zu Hause“ zu teilen. nings nicht möglich ist, internationale Studienbesu- Studienbesuche haben eine positive Wirkung so- che anzubieten, empfehlen wir, interessante Initiati- wohl für die Teilnehmer*innen als auch auf die betei- ven in der Umgebung zu besuchen. ligten Organisationen. Lernergebnisse für die Teilneh- mer*innen waren zum Beispiel: "Ich fand die Ergebnisse und Erfahrungen auf ••Verbesserte Team- und Kommunikationsfähigkei- unserer Studienreise sehr beeindruckend. Das ten möchte ich in meinem Umfeld fortsetzen." ••Verbesserte interkulturelle Kompetenzen ••Verbessertes Einfühlungsvermögen und Verständ- Teilnehmerin aus Hanau nis für neue Perspektiven ••Mehr Motivation "Ich fand die Vielfalt der Diskussionen auf ••Ein breiteres Verständnis der Gesellschaft(en) der unserer Studienreise beeindruckend. Wir Europäischen Union haben eine Menge Ideen für unsere Arbeit Als Vorteile für Organisationen wurden genannt: bekommen." 15 ••Möglichkeit zum Aufbau von Netzwerken Teilnehmerin aus Hanau
GEPLANTE UND DURCHGEFÜHRTE PILOTPROJEKTE Bereiche und Themen Die Pilotprojekte, die von den Teilnehmer*innen geplant bzw. durchgeführt wurden, sind thematisch sehr vielseitig und umfassen folgende Bereiche altersfreundlicher Lebenswelten: AFE-Bereiche Themen ••Bürgerschaftliches Engagement ••Zu wenig Sitzgelegenheiten im öffentlichen Raum ••Öffentlicher Raum und Gebäude ••Fehlende Räume für gemeinschaftliche Ver- ••Soziale Inklusion anstaltungen ••Soziale Teilhabe ••Barrieren für Ältere bei der Teilnahme an ••Kommunikation und Information kulturellen Veranstaltungen ••Mangelndes Bewusstsein im Einzelhandel für kör- perliche Einschränkungen von älteren Kund*innen ••Wenig bürgerschaftliches Engagement älterer Menschen Im Folgenden werden ausgewählte Pilotprojekte vorgestellt: 16 Sitzgelegenheiten im öffentlichen Raum Für mehr Sitzgelegenheiten im öffentlichen Raum AFE-Fürsprecher*innen in Zukunft vermehrt aktiv in setzten sich AFE-Fürsprecher*innen in Den Haag, Neugestaltungs- und Planungsprozesse einbringen. Kaunas und Wien ein: Die Teilnehmer*innen des Ge- Auch die AFE-Initiative „Nimm Platz“ (ähnlich wie meindezentrums Mandelaplein erkannten den Bedarf die Initiative „Take a Seat“ in Nottingham, Großbri- an mehr Bänken auf der Straße und in Mehrparteien- tannien) in Wien zielt darauf ab, das Bewusstsein häusern, um etwa gut auf das Taxi oder den Fahrten- für mehr öffentliche Sitzgelegenheiten zu schärfen. dienst warten zu können. Sie wandten sich direkt an Um mehr Sitzgelegenheiten zu schaffen, nahmen die Geschäfte und fragten nach, ob deren Sitzgelegen- AFE-Fürsprecher*innen aus Wien Kontakt mit einer heiten der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt wer- großen Supermarktkette sowie den öffentlichen Ver- den könnten. Zudem regten sie eine Wohnungsbau- kehrsbetrieben auf und machten konkrete Vorschläge genossenschaft an, Sitzgelegenheiten in der Halle für zusätzliche Sitzgelegenheiten. Die Teilnehmer*in- des Hauptgebäudes aufzustellen. nen schickten Briefe mit detaillierten Beschreibun- Die Teilnehmer*innen in Kaunas brachten ihre Ent- gen, Fotos und Ideen für zusätzliche Sitzplätze. Ein täuschung über die renovierten städtischen Parks persönliches Treffen zwischen der AFE-Fürspre- zum Ausdruck. Keiner der drei kürzlich renovierten cher*innengruppe und einem Vertreter von SPAR Parks in den am dichtesten besiedelten Stadtvierteln Wien hat bereits stattgefunden. Die diskutierten Vor- mit den meisten älteren Einwohner*innen verfügt über schläge werden nun konzernintern besprochen. eine Freiluftbühne mit Sitzbänken für das Publikum. Dennoch gibt es bei vielen Gemeindeveranstaltungen "Früher dachte ich, dass altersbedingte körper- zahlreiche Open-Air-Aufführungen. Leider waren die liche Einschränkungen mein Problem sind. Jetzt Bewohner*innen nicht in die Renovierungsprojekte sehe ich, dass das Problem in einer altersun- einbezogen, und Sitzplätze waren bisher kein Thema. freundlichen Umgebung liegt, nicht in mir." Sensibilisiert durch das Training, möchten sich die Teilnehmer aus Kaunas
Museen. Die Teilnehmerin kontaktierte verantwortli- che Personen und arrangierte persönliche Treffen mit dem Museumspersonal. Sie entwarf zudem ein Vor- trags- und Workshop-Konzept für eine Veranstaltung von ICOM (International Council of Museums). Neben Gesprächen und einer gemeinsamen Bege- hung mit Museums- und Sicherheitspersonal ist ein Workshop über barrierefreie Museen im Rahmen ei- ner Veranstaltung des ICOM im Herbst 2020 in Wien geplant. Eine weitere Projektidee in Wien dreht sich um einen Freiwilligendienst bzw. eine Freiwilligenplatt- form, um Ältere mit Mobilitätseinschränkungen bei der Teilnahme an kulturellen Veranstaltungen (wie Museen, Konzerte, Oper) zu unterstützen. Die AFE-Fürsprecher*innen kooperieren dabei mit dem Wiener Hilfswerk, das über langjährige Erfahrungen in der Freiwilligenarbeit verfügt. Ein erstes Konzept für das Projekt ist entworfen und der Kontakt zu Kul- tureinrichtungen wurde bereits aufgenommen. Zu- dem wurden mögliche Finanzierungsmöglichkeiten diskutiert. Körperliche Einschränkungen Begehungen älterer Konsument*innen Zwei Teilnehmer*innen des AFE-Fürsprecher*in- nen-Trainings in Kaunas entwickelten die Ideen, Nor- Eine weitere Initiative, ebenfalls in Zusammen- dic-Walking-Aktivitäten mit Begehungen zur Über- 17 arbeit mit SPAR Wien, befasst sich mit den körper- prüfung der Altersfreundlichkeit von Stadtvierteln lichen Einschränkungen von älteren Konsument*in- zu verbinden: Eine Gruppe älterer Frauen aus der Ge- nen. Um das Bewusstsein für die Herausforderungen, meinde Petrašiūnai trainiert seit 15 Jahren im örtli- denen sich ältere Besucher*innen von Supermärkten chen Gemeindezentrum. Als das Gemeindezentrum gegenübersehen, zu steigern, haben drei AFE-Für- jedoch geschlossen wurde, entschlossen sich die sprecher*innen eine Kooperation zwischen der Frauen, sich regelmäßig zum Nordic Walking zu tref- SPAR-Akademie (Ausbildungsinstitut für künftige fen. Gemeinsam mit einer bestehenden Nordic Wal- Mitarbeiter*innen der Supermarktkette) und Privat- king Gruppe aus einem anderen Bezirk kamen sie auf personen, die einen gerontologischen Alterungs- die Idee, ihre Sporteinheiten zu nutzen, um die Barrie- simulationsanzug (GERT) zur Verfügung stellen, refreiheit des öffentlichen Raums entlang ihrer Wal- ins Leben gerufen. Aufgrund des Engagements der king-Strecke zu erheben. AFE-Fürsprecher*innen wird die Supermarktkette ab Herbst 2020 eine Trainingsreihe mit dem GERT Anzug für zukünftige Mitarbeiter*innen der Super- marktkette anbieten. Sicherheit zu Hause, auf der Straße und in Geschäften Barrieren für Ältere bei der Teilnahme an kulturellen Während des AFE-Fürsprecher*innen-Trainings in den Niederlanden machten die Teilnehmer*innen re- Veranstaltungen gelmäßig auf das Thema Sicherheit (zu Hause, auf der Straße und in den Geschäften) aufmerksam. Die Lei- Eine Teilnehmerin des AFE-Fürsprecher*in- terin, Marije Talstra, des Gemeindezentrums Mande- nen-Trainings in Wien arbeitet als Freiwillige für das laplein versprach der Gruppe, ein thematisches Tref- Museum im Belvedere. Angeregt durch das AFE-Acti- fen zum Thema Sicherheit zu organisieren. Aufgrund vists-Projekt startete sie verschiedene Initiativen zur der Covid-19-Situation musste das Treffen jedoch auf Sensibilisierung für Fragen der Barrierefreiheit von Herbst 2020 verschoben werden.
darüber geben, welche Themen und Rahmenbedin- Beobachtung und gungen das bürgerschaftliche Engagement älterer Berichterstattung über Menschen fördern könnten. die Qualität kommunaler Die Umfrage wurde auf städtischer Ebene durch- geführt. 150 ältere Menschen nahmen an der Umfra- Dienstleistungen ge teil. Die Ergebnisse wurden analysiert und bei der öffentlichen Abschlussveranstaltung des AFE-Acti- Die Teilnehmer*innen aus Den Haag identifizierten vists-Projekts den Zuständigen auf politischer und ein weiteres herausforderndes Problem: die schlech- administrativer Ebene präsentiert. Der Projektpartner, te Qualität der lokalen Taxidienste für Menschen mit ein Sozialforschungsinstitut, half bei der Gestaltung Behinderungen. Die Taxis bringen die Menschen zu der Umfrage, die von zwölf älteren Freiwilligen mit Arzt- oder Krankenhausterminen und bietet die Mög- Hilfe von zwei Beamt*innen über einen Zeitraum von lichkeit, Freund*innen, Verwandte oder kulturelle sechs Monaten durchgeführt wurde. Veranstaltungen zu besuchen. Die Gemeinde vergibt nach einer Ausschreibung einen 5-Jahres-Vertrag an ein Unternehmen. Der gegenwärtige Taxidienst ist "Es ist mir wichtig, dass unsere seit einem Jahr aktiv. Viele Menschen beschweren Umfrage analysiert wird und dass die Ergeb- sich jedoch über seinen schlechten Service: Warte- nisse den Ausschüssen berichtet werden." zeiten von über 60 Minuten, Verspätungen bei Spi- talsterminen oder kulturellen Veranstaltungen und Teilnehmer aus Hanau unfreundliches Personal. Die Stadtverwaltung bietet den Benutzer*innen die Möglichkeit, sich online zu beschweren. Menschen, die über keinen Internet- zugang verfügen, können im Rathaus Beschwerde- formulare in Papierform erhalten. Die Gruppe der AFE-Fürsprecher*innen sammelte im ersten Quartal 2020 Beschwerden von Nutzer*innen und reichte diese gesammelt ein. 18 Verstärktes bürgerschaftliches Engagement älterer Menschen In Hanau bestand das Ziel, dass ältere Bürgerinnen und Bürger in der Koproduktion altersgerechter Le- benswelten aktiver werden. AFE-Fürsprecher*innen entwarfen dazu eine Umfrage. Sie sollte Aufschluss Nicht bekannte Rechte älterer Bürger*innen Hier geht es um bestehende Rechte, die viele Bür- ger*innen aber nicht kennen. Insbesondere benachtei- ligte ältere Bürger*innen fordern ihre Rechte auf Renten
und spezifische Leistungen nicht ein, weil sie kein Wis- Kooperationen sen darüber haben. Während eines AFE-Fürsprecher*innen Workshops Durch die intensive Lobby- und Vernetzungsarbeit in Rom wurde die Idee entwickelt, einen Informati- der AFE-Fürsprecher*innen in den Partnerregionen ons- und Beratungsschalter speziell für die Anliegen war bzw. ist eine Reihe von Personen, Organisationen und Fragen von älteren Menschen einzurichten. Die und Institutionen an den Pilotprojekten beteiligt. Unter Verantwortlichen im Stadtbezirk II unterstützen diese anderem konnten die AFE-Fürsprecher*innen Koope- Idee und möchten im Herbst 2020 mit der Umsetzung rationen mit folgenden Akteur*innen aufbauen bzw. starten. Der Informations- und Beratungsschalter wird intensivieren: ••zweimal wöchentlich zwei Stunden geöffnet sein, um Seniorenbeirat; Seniorenbüro; Freiwilligenagentur; ältere Bürger*innen über ihre Rechte, insbesondere Abteilung für Demografie der Stadtverwaltung; im Zusammenhang mit Rentenleistungen, zu infor- SPAR Supermarkt; Wiener Linien, ein Anbieter öf- mieren und sie bei den Formalitäten zu unterstützen fentlicher Verkehrsmittel in Wien; Museum Belvedere; und ICOM, Hilfswerk Wien; Museen, Theater und Oper; So- ••von drei Mitgliedern der SPI – CGIL, Italiens größter zialpolitische Abteilung des Stadtbezirks Rom II; Cari- Gewerkschaft der Pensionist*innen, und von Mit- tas; UISP Sport für alle; Italiens SPI - CGIL, die Gewerk- arbeiter*innen der Sozialzentren für ältere Menschen schaft der Rentner*innen; die Anti-Wucher-Koalition des Stadtbezirks II betreut werden. Die Personalkos- und die Digital World Foundation, Polizei, Rotes Kreuz, ten und andere anfallende Kosten werden von der Geschäfte und Wohnungsgenossenschaften, Abtei- Gewerkschaft und von den Seniorenzentren über- lung für Stadtentwicklung. nommen. "Ich habe von unbekannten Rechten er- fahren und werde auch meine Rente noch einmal überprüfen". Teilnehmer aus Rom 19 Entwurf von Richtlinien zur Förderung der Teilhabe älterer Menschen an der Sozialpolitik des Stadtbezirks II Angeregt vom AFE-Activists-Projekt kündigte der Rat für Sozialpolitik in Rom an, gemeinsam mit älteren Bür- ger*innen Richtlinien für die Festlegung sozialpolitischer Prioritäten zu erarbeiten. In einem ersten Schritt werden die Bedürfnisse und Anregungen älterer Menschen gesammelt. Auf Basis dieser Sammlung werden – in einem direkten Austausch mit älteren Menschen und Interessensvertretungen (u.a. Mitglieder des Sozialzentrums für Senior*innen des Be- zirks sowie Vertreter*innen des Dienstleistungssektors und der Gewerkschaften der Rentner*innen) – konkrete Richtlinien für einen altersfreundlicheren Stadtbezirk II erarbeitet. "Im Rat werde ich vorschlagen, mehr Fahrradwege einzurichten, sogar Bereiche nur für Fahrräder: Radfahren ist gut für mei- ne Gesundheit, nicht nur wegen der geringe- ren Luftverschmutzung." Teilnehmer aus Rom
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