Menschen begeistern! Mitgliedergewinnung für Ihre Lebenshilfe-Vereinigung - aktualisierte Auflage April 2021 - Bundesvereinigung Lebenshilfe eV
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Menschen begeistern! Mitgliedergewinnung für Ihre Lebenshilfe-Vereinigung aktualisierte Auflage April 2021 Bundesvreinigung Lebenshilfe e. V. | Ratgeber Mitgliedergewinnung 100
Impressum Bundesvereinigung Lebenshilfe e.V. Raiffeisenstraße 18 35043 Marburg Tel. 06421 491-0, Fax 06421 491-167 Hermann-Blankenstein-Straße 30 10249 Berlin Tel. 030 206411-0, Fax 030 206411-204 Bundesvereinigung@Lebenshilfe.de www.lebenshilfe.de www.facebook.com/lebenshilfe Gestaltung: Marion Schwoch Titelfoto & Bilder: ©David Maurer | Fotoarchiv der Lebenshilfe Copyright: Bundesvereinigung Lebenshilfe e.V. Nachdruck, Vervielfältigung oder Einspeicherung in Medien aller Art, auch auszugsweise, sind nur mit ausdrücklicher Genehmigung und Nennung des Herausgebers zulässig. April 2021 Bundesvreinigung Lebenshilfe e. V. | Ratgeber Mitgliedergewinnung
Inhalt Menschen begeistern – Ein Vorwort der Bundesvorsitzenden Ulla Schmidt ........................................... 1 Mitgliedergewinnung – kurz gefasst ................................................................................................................. 2 1.) Wie ich anfange.................................................................................................................................................. 3 a) Tipps zur Organisation der Aktivitäten zur Mitgliedergewinnung.......................................................... 3 b) Tipps zur Finanzierung der Aktivitäten zur Mitgliedergewinnung ......................................................... 6 2.) Wie ich meine Ziele erreiche .......................................................................................................................... 7 Eine Konzeption zur Umsetzung Ihrer Aktivitäten zur Mitgliedergewinnung........................................... 7 3.) Warum es attraktiv ist, Mitglied der Lebenshilfe zu sein ......................................................................... 10 a) Für Eltern ......................................................................................................................................................... 10 b) Für Menschen mit Behinderungen ............................................................................................................. 10 c) Für Geschwister, Großeltern, Angehörige .................................................................................................. 13 d) Für Familien mit Migrationshintergrund .................................................................................................... 15 e) Für Fachleute .................................................................................................................................................. 15 f) Für Freunde und Förderer............................................................................................................................. 16 Tipps für Ihre guten Argumente ...................................................................................................................... 16 4.) Was Mitglieder erwarten ................................................................................................................................ 19 a) Service ............................................................................................................................................................. 19 b) Betätigungsfelder .......................................................................................................................................... 20 c) Anerkennung .................................................................................................................................................. 20 5.) Wo und wie ich neue Mitglieder anspreche ................................................................................................ 23 a) Erste Kontakte zu betroffenen Familien ..................................................................................................... 23 b) Über Dienste und Einrichtungen ................................................................................................................. 24 c) Bei freiwillig Engagierten/In Elterngruppen ............................................................................................... 25 d) Überall ............................................................................................................................................................. 26 e) Ein Blick in die Praxis – gute Beispiele vor Ort .......................................................................................... 26 6.) Welche Instrumente der Öffentlichkeitsarbeit sich anbieten ................................................................. 28 a) Die Medienlandschaft – gute Gründe für aktive Pressearbeit ............................................................... 29 b) Internet und Soziale Medien – die digitalen Kanäle.................................................................................. 29 c) Präsentationsmöglichkeiten – Festivals, Stadtfeste, Konzerte und mehr ............................................. 31 7.) Service ................................................................................................................................................................. 34 a) Muster einer Beitrittserklärung und eines Fragebogens für Mitglieder ............................................... 34 b) Beratung, Informationen und Starthilfe von der Bundesvereinigung Lebenshilfe ............................. 35 Muster Beitrittserklärung ................................................................................................................................. 36 Fragebogen für neue Mitglieder ...................................................................................................................... 37 Bundesvreinigung Lebenshilfe e. V. | Ratgeber Mitgliedergewinnung
Menschen begeistern Ein Vorwort der Bundesvorsitzenden Ulla Schmidt Sehr geehrte Damen und Herren, An dieser Tradition, die so viel bewegen kann, soll- liebe Freundinnen und Freunde in unseren ten wir festhalten und sie immer wieder mit neuen Orts- und Kreisvereinigungen! Ideen und auch neuen Zielgruppen bereichern. Die Lebenshilfe braucht alle Menschen, um für Inklusion Die Lebenshilfe ist ohne aktive Mitglieder nicht denk- und Gleichberechtigung einzutreten: Fachleute und bar. Freiwillige, Eltern und Geschwister, engagierte Unter- nehmen und Förderer, eingewanderte Familien und Es waren engagierte Bürger und Fachleute und vor Menschen mit Behinderung selbst. allem Eltern von Kindern mit geistiger Behinderung, die in den 50er Jahren all ihren Mut und ihre Kraft Möge unser frisch aktualisierter Ratgeber zur Mitglie- zusammennahmen – um etwas zu bewegen für dergewinnung Ihnen helfen, Menschen zu begeistern ihre Töchter und Söhne und für die Teilhabe aller fürs Mitmachen in der Lebenshilfe! Die Broschüre Menschen in unserer Gesellschaft. So entstand die ist auch als kostenloser Download in unserem Lebenshilfe. Lebenshilfe-Intranet zu finden. Und sprechen Sie uns gerne an, wenn Sie Fragen haben oder uns Ihre Seither ist die in jeder Hinsicht „entscheidende“ Erfahrungen schildern möchten. Wir freuen uns Mitwirkung der Mitglieder zentral für unsere Arbeit. darauf. Sie ist unsere Grundlage und unser wichtigster Erfolgsfaktor. An ihr erkennt man uns – die Marke Lebenshilfe –, denn es gibt nicht viele andere große Verbände der Behindertenhilfe, die so sehr auf Ulla Schmidt, MdB u. Bundesministerin a. D. Bürgerengagement und Selbsthilfe setzen wie wir! Bundesvorsitzende der Lebenshilfe Bundesvreinigung Lebenshilfe e. V. | Ratgeber Mitgliedergewinnung 1
Mitgliedergewinnung – kurz gefasst 1) Verstehen Sie Mitgliedergewinnung als Werbung nie funktioniert und wird auch jetzt nicht gehen“. neuer Mitglieder und als „Pflege“ vorhandener Eigene Erfahrungen motivieren mehr als Beleh- Mitglieder, die immer wieder für die Lebenshilfe rungen. Stehen Sie aber bereit, wenn Fragen auf- „gewonnen“ werden möchten. tauchen und geben sie dann Ihre Erfahrungen weiter. 2) Mitglieder sind unsere Stärke! Lebenshilfe-Ver- eine setzen sich aus ganz unterschiedlichen Men- 7) Seien Sie für Ihre Mitglieder attraktiv, zum schen zusammen. Alle bringen Lebenserfahrung Beispiel durch die Organisation interessanter und unterschiedliche berufliche Werdegänge ein, Mitgliedertreffen. Bieten Sie Beratung, Kontakte, aber alle haben das gleiche Ziel. Werben Sie in Ihrer Austausch und Möglichkeiten zur Mitgestaltung Lebenshilfe-Vereinigung dafür, dass Mitglieder an. als wertvoll wahrgenommen werden. Über ihre Mitgliedsbeiträge hinaus sind sie oft gerne bereit 8) Erstellen Sie ansprechende Werbematerialien, für ehrenamtliche Tätigkeiten, Spenden, bis hin z.B. mit Vorlagen der Bundesvereinigung, die zu Zustiftungen und Nachlässen. auf die jeweiligen Zielgruppen – Eltern, Men- schen mit Behinderung, Förderer und Freunde 3) Verdeutlichen Sie überall, dass Lebenshilfe nicht – zugeschnitten sind, und setzen Sie sie bei allen vom Himmel fällt oder eine garantierte staatliche Gelegenheiten ein. Veranstaltung ist, sondern durch eine breite und aktive Mitgliedschaft so geworden ist, wie sie 9) Suchen Sie sich Verbündete für das Thema heute geschätzt wird. Mitgliedergewinnung in Ihrer Lebenshilfe-Vereini- gung aus allen Vereinsebenen. Gründen Sie ein 4) Laden Sie Familien, die Ihre Dienste und Einrich- „Aktionsteam Mitgliedergewinnung“ und tungen nutzen, gezielt und regelmäßig zu einer beziehen Sie dort ruhig Fachverstand von außen Mitgliedschaft ein. Menschen möchten gefragt – zum Beispiel einen Werbefachmann oder einen werden. Journalisten – mit ein. Machen Sie das Thema Mitgliedergewinnung zu einem ständigen 5) Gewinnen Sie Ihre hauptamtlichen Mitarbeiter Aktionsfeld Ihrer Lebenshilfe-Vereinigung. dafür, auch als „Botschafter der Lebenshilfe“ Machen Sie Anliegen und Arbeit Ihres „Aktions- aufzutreten und – wo es angebracht erscheint – teams“ transparent und sorgen Sie für „Bestäti- auf eine Lebenshilfe-Mitgliedschaft aufmerksam gungen“, zum Beispiel durch die Mitgliederver- zu machen. sammlung. 6) Bieten Sie Projekte an, zeitlich und inhaltlich 10) Organisieren Sie Mitgliedergewinnung. Legen überschaubar; das motiviert eher als gleich das Sie Verantwortlichkeiten fest, halten Sie Ihre ganze Vereinsprogramm. Nehmen Sie Anre- Vorhaben in schriftlichen Arbeitsplänen fest, stel- gungen junger Eltern und neuer Mitglieder auf, len Sie ein Budget zur Verfügung. Setzen Sie sich lassen Sie sie etwas ausprobieren und erschlagen konkrete Ziele und lernen Sie daraus, wenn Sie die Sie sie nicht mit dem Argument, „Das hat noch gesteckten Ziele nicht auf Anhieb erreicht haben. Bundesvreinigung Lebenshilfe e. V. | Ratgeber Mitgliedergewinnung 2
1) Wie ich anfange a) Tipps zur Organisation der verständlich und berechtigt. Doch ärgern und insbe- sondere schimpfen auf die anderen hilft nicht weiter. Aktivitäten zur Mitglieder- gewinnung Die Frage in einer solchen Situation lautet: „Was können wir jetzt tun?“. Stellen Sie sich vor, Sie sitzen nach einem gelunge- nen und gut besuchten Sommerfest der Lebenshilfe Wenn der Leidensdruck, sprich, eine stetig zurückge- zusammen und entdecken plötzlich, dass Ihre hende Zahl von Mitgliedern, groß genug ist und diese Lebenshilfe-Vereinigung trotz des großen Interesses Frage energisch gestellt wird, folgt der erste Fehler auf kein einziges neues Mitglied gewonnen hat. Dabei dem Fuße: Mit einem Schlag soll alles besser werden lagen die Gelegenheiten buchstäblich auf der Straße. und das möglichst sofort. Die Folge: Auch beim besten Eltern bedankten sich für die gute Betreuung ihrer Willen überhebt man sich und lässt die ganze Sache in Kinder; Geschwister staunten über die Lebendigkeit der Folge wieder auf sich beruhen. und Aufgeschlossenheit der Lebenshilfe-Mitarbeite- rinnen und Mitarbeiter; Geschäftsleute freuten sich Daher: Bitte klein anfangen. Das Machbare organi- über die engagierte und effektive Arbeit zugunsten sieren. Schritt für Schritt vorgehen. Die Bundesver- behinderter Menschen. Alles gute Gelegenheiten einigung bietet – u.a. in dieser Broschüre – Bausteine für Ansprachen bezüglich einer Mitgliedschaft in der bzw. Module für erste Maßnahmen zur Mitglieder- Lebenshilfe. gewinnung an, die in kürzester Zeit umsetzbar sind. Jedoch können diese Bausteine nur den Beginn Doch wo war der Informationstisch mit ansprechen- darstellen. Mittel- bis langfristig ist eine sorgfältig den Broschüren? Wo waren vorbereitete Beitritts- geplante Konzeption notwendig. erklärungen? Und wo waren die Lebenshilfe-Mitglie- der, die interessierten Gästen mit Informationen und beratend zur Seite standen? – Alles Fehlanzeige! Oder? Für die Art und Weise, wie eine erfolgreiche Konzep- tion erstellt und funktionieren kann, gibt es keine Wir hoffen sehr, dass dieses erfundene Szenario weit Patentrezepte. Zu unterschiedlich sind die Strukturen, an der Wirklichkeit vorbeigeht... Handlungsfelder und die Kapazitäten der einzelnen Lebenshilfe-Vereinigungen. Wir können nur Anregun- Aber einmal angenommen, es spielt sich so oder so gen geben, wie eine sinnvolle Verortung der Mitglie- ähnlich ab. Dass sich die Beteiligten am Ende des dergewinnung in das Vereinsleben gelingen kann: Tages über eine solche verpasste Chance ärgern, ist Notizen Bundesvreinigung Lebenshilfe e. V. | Ratgeber Mitgliedergewinnung 3
1.) Verankern Sie Aktivitäten zur Mitgliedergewinnung Es ist nicht notwendig, dass in einem solchen Aus- als strukturellen Bestandteil in Ihr Vereinsleben. schuss möglichst viele Leitungskräfte mitwirken. Im Vordergrund stehen die Motivation und die Ob das Thema Mitgliedergewinnung dabei ein Bereitschaft, ein gewisses Pensum an Zeit ein- eigenes Aufgabengebiet ist oder dem Aufgaben- zubringen (genau hieran hapert es oftmals bei gebiet Öffentlichkeitsarbeit zugeordnet wird, ist Führungskräften). Allerdings ist es nicht von Nach- Ihre Entscheidung, die von den Strukturen und teil, zumindest eine Führungskraft für die Mitarbeit Kapazitäten Ihres Vereins abhängt. Falls Sie jedoch in einem solchen Ausschuss zu gewinnen. Viele das Thema Mitgliedergewinnung der Öffentlich- Dinge lassen sich dann erfahrungsgemäß einfa- keitsarbeit zuordnen, achten Sie darauf, dass die cher und schneller transportieren, entscheiden Mitgliedergewinnung unter den vielen Aspekten und umsetzen. der Öffentlichkeitsarbeit nicht untergeht, sondern als Querschnittsthema einen Schwerpunkt bildet. Von Vorteil kann es darüber hinaus sein, einen „Profi von außen“ für die ehrenamtliche Mitwir- 2.) Sorgen Sie dafür, dass dieses Thema in Ihrem kung in einem solchen Ausschuss zu gewinnen: Verein das ihm zustehende Gewicht bekommt. Etwa eine Journalistin der ortsansässigen Tages- zeitung oder vielleicht auch einen Mitarbeiter einer Verschiedene Lebenshilfe-Vereinigungen haben örtlichen Werbeagentur. gute Erfahrungen damit gemacht, zunächst einmal verschiedene am Thema Mitgliedergewinnung Ist die Besetzung des Ausschusses geregelt und hat interessierte Menschen an einen Tisch zusammen- das erste Treffen stattgefunden, kann die Arbeit zubringen. Eltern, geistig behinderte Menschen beginnen. selbst, ehrenamtliche Vorstandsmitglieder, Mit- arbeiterinnen und Mitarbeiter der Lebenshilfe. Die 3.) Fangen Sie an! Besetzung einer solchen Gruppe, nennen wir sie mal „Ausschuss Mitgliedergewinnung“, sollte das Sind all diese Voraussetzungen geklärt, stellt sich gesamte Vereinsleben so komplett wie möglich die Frage: Wo fangen wir an? Der Beantwortung abbilden. dieser Frage kann man sich auf vielfältige Weise nähern. Ein solcher Ausschuss sollte sich zu Beginn der Konzeption regelmäßig zusammensetzen: Monat- Einige Beispiele: Da ist zunächst die Betrachtung lich, alle zwei Monate oder einmal im Vierteljahr. des „Ist-Zustandes“, die sogenannte Ist-Analyse: Wie Später – wenn die Pläne umgesetzt werden – sind sieht die Mitgliedsentwicklung der vergangenen halbjährliche Treffen zumeist ausreichend. Jahre aus? Wie hat sich die Altersstruktur im Ver- Notizen Bundesvreinigung Lebenshilfe e. V. | Ratgeber Mitgliedergewinnung 4
ein geändert? Wo gelingt es am besten, neue muss dafür geworben werden, dass die Arbeitsvor- Mitglieder zu gewinnen? Wo tut sich die Lebenshilfe haben mit getragen werden. Denn wenn es starke am schwersten? Darüber hinaus kann jedes Aus- Gruppen in einem Verein gibt, die mit dem Thema schussmitglied darüber berichten, wie es die Mitgliedergewinnung nichts anfangen können, ist derzeitige Situation sieht und bewertet. Was ist die beste Aktion in diesem Sinne zum Scheitern erreicht worden? Was müsste erreicht werden? Wo verurteilt. drückt der Schuh? Also: Bitte großen Wert auf die Erstellung von Dem Ausschuss obliegt die Ist-Analyse, Vorschläge aussagekräftigen Aktionsplänen legen, die ohne zu für Zielvorgaben, die Aufstellung von Aktionsplä- großen zeitlichen Abstand zu den Sitzungen an die nen, Arbeitsverteilung und Erfolgskontrolle. Dabei Teilnehmer und darüber hinaus verteilt werden. arbeitet ein solcher Ausschuss gewöhnlich Hand Am besten übernimmt es jedes Ausschussmit- in Hand mit den Entscheidungsgremien des glied darüber hinaus, die Ergebnisse der Treffen Vereins, gemeinhin der Geschäftsführung und dem persönlich in den eigenen Lebenshilfe-Bezügen zu Vorstand. Gerade Vorstand und Geschäftsführung erläutern und dafür zu werben. sollten von den Aktivitäten wissen, in sie einbezogen werden und sie mittragen. 5.) Nehme Sie den Anspruch, „Mitglieder zu gewinnen“ wörtlich! Der Ausschuss Mitgliedergewinnung oder der Ausschuss Öffentlichkeitsarbeit inklusive Mitglie- Ein solcher Ausschuss nimmt die Vokabel Mitglieder dergewinnung gehören so bald zum festen und „gewinnen“ wörtlich. Es geht ihm nicht darum, neue anerkannten Bestandteil des Vereinslebens. Ihre Mitglieder lediglich zu werben und sie dann in Ruhe Berichte gehören genauso zur Jahreshauptver- zu lassen, sondern darum, sie für die Lebenshilfe sammlung wie der Bericht des Schatzmeisters und und ihre Aufgaben und Ziele zu gewinnen. Und der Kassenprüfer. dass ist dann ein Prozess, der allen Mitglie- dern, auch denen, die schon jahrelang im Verein 4.) Leisten Sie Überzeugungsarbeit in Ihrem Verein! organisiert sind, zugute kommt. Jetzt gilt es, die Notwendigkeit von Mitgliederge- Mitgliedergewinnung und -pflege ist in diesem winnung in den eigenen Verein hineinzutragen. Sinne kein zeitlich begrenztes Projekt, sondern eine Das heißt zunächst: Existenz und Aufgabe des kontinuierliche Schwerpunktaufgabe des Vereins Ausschusses müssen bekannt gemacht werden. Es Lebenshilfe. Notizen Bundesvreinigung Lebenshilfe e. V. | Ratgeber Mitgliedergewinnung 5
b) Tipps zur Finanzierung der • Mitgliedsnadel und Mitgliedskarte Aktivitäten zur Mitglieder- • Eventuell ein Begrüßungsgeschenk (vielleicht aus einer WfbM) gewinnung • Eventuell Personal- und Nebenkosten. Bei der Vorbereitung von Aktivitäten zur Mitglieder- Um die Kosten für diese Aktivitäten möglichst gering zu gewinnung sollte von vornherein die Finanzierung mit halten, sollte daran gedacht werden, bestimmte Firmen bedacht werden. und Unternehmen um finanzielle Unterstützung zu bitten. Sei es durch die Unterstützung durch Sach- Die Finanzplanung sollte dabei Bestandteil einer mittel und Sachleistungen (z.B. den kostenfreien bzw. Konzeption zur Mitgliedergewinnung sein. kostengünstigen Druck von Werbematerialien), sei es als Sponsoren, die als Gegenleistung für Ihre Spende Dabei wird sich die Höhe der Investitionen an den in der Öffentlichkeit als Unterstützer der Aktion gesteckten Zielen orientieren und mit ihnen in einem genannt werden. nachvollziehbaren Verhältnis stehen müssen. Zur Finanzplanung zählt außerdem die fortlaufende Um Geldmittel zur Finanzierung der Aktion zu erhalten, Kontrolle, ob die Aktion erfolgreich ist, was die Zahl ist es erforderlich, dem Vorstand, der Geschäfts- der gewonnenen Mitglieder und ihre Relation zu den führung und/oder der Mitgliederversammlung der entstandenen Kosten angeht. Lebenshilfe-Vereinigung ein realistisches Konzept nachvollziehbar und stimmig zu präsentieren. Im Zuge der Finanzplanung für die Kampagne Mitglie- dergewinnung ist auch die jährliche Beitragshöhe zu Dabei lohnt es sich, sehr deutlich zu machen, dass die diskutieren. Die Jahresbeiträge, die von den Orts- und Gewinnung von Mitgliedern eine lohnende Investition Kreisvereinigungen erhoben werden, schwanken für in die Zukunft darstellt, die weit über die Mitgliedsbei- die Einzelmitgliedschaft zwischen 13 und 100 Euro. träge und/oder eventuelle Spenden hinausgeht. Fast überall werden diese Beiträge als Mindestbeitrag definiert, der durch eine regelmäßige Spende beliebig Auf jeden Fall ist es zunächst einmal notwendig, aus erhöht werden kann. Eigenmitteln des Vereins die ersten Investitionen zu decken. Meist sind dies Druckerzeugnisse. Bei den Mitgliedsbeiträgen für Menschen mit geistiger Behinderung werden in den einzelnen Lebenshilfe- Darüber hinaus sollte überlegt werden, wie viel Geld Vereinigungen individuelle Lösungen praktiziert. Dabei in die Gewinnung eines Mitgliedes investiert werden wird Wert darauf gelegt, dass sich der Mitgliedsbeitrag soll. Als grobe Richtlinie sei an dieser Stelle ein Jahres- behinderter Menschen an deren finanziellen Mög- beitrag empfohlen. lichkeiten orientiert. Gleichzeitig wird jedoch darauf geachtet, dass auch geistig behinderte Menschen die Daraus können und sollten finanziert werden: Möglichkeit haben, als „normale“ und „gleichwertige“ Mitglieder ihren eigenen Beitrag zur Mitgliedschaft in • Allgemeine Werbemaßnahmen der Lebenshilfe leisten. • Informationsmaterialien für das neue Mitglied Notizen Bundesvreinigung Lebenshilfe e. V. | Ratgeber Mitgliedergewinnung 6
2) Wie ich meine Ziele erreiche Eine Konzeption zur Umsetzung Orientierungspunkte zur Erstellung eines solchen Ihrer Aktivitäten zur Konzeptes haben wir im Folgenden aus der Werbe- wirtschaft entlehnt. Diese Hinweise können Sie auch Mitgliedergewinnung für die Vorbereitung und Durchführung zahlreicher anderer öffentlichkeitswirksamer Aktivitäten nutzen. Bereits bei unseren Hinweisen zur Organisation von Bitte variieren Sie die Inhalte dieser Orientierungs- Aktivitäten zur Mitgliedergewinnung haben wir darauf hilfen entsprechend der Strukturen und Bedürfnisse hingewiesen, dass es sich dabei um möglichst gut Ihres Vereins. durchdachte und geplante Aktivitäten handelt. Diesem Vorbereitungsschritt kommt aus mehreren Lassen Sie sich von den hier gemachten Vorschlägen Gründen besondere Bedeutung zu: nicht davon abhalten, sich überhaupt auf den Weg zur Mitgliedergewinnung für Ihre Lebenshilfe-Vereinigung Nur mit Hilfe eines durchdachten und überzeugenden zu machen. Oftmals kann es genügen, die hier gege- Konzeptes können Sie benen Informationen „im Hinterkopf“ zu behalten, um Ideen für das weitere Vorgehen zu sammeln oder • die Verantwortlichen im Verein (Vorstand, um Fehler zu vermeiden. Wichtig ist, dass Sie die Geschäftsführung, Mitgliederversammlung, u. a.) Aktivitäten zur Mitgliedergewinnung mit den Ihnen zur überzeugen und deren Zustimmung zu den Plänen Verfügung stehenden Möglichkeiten organisieren und bewirken durchführen. Nur wer sich nicht überfordert fühlt, • eine ausreichende Zahl von Mitwirkenden und mit Freude und mit dem Herzen dabei ist, hat letztend- Helfern finden lich Erfolg. • eine wirkungsvolle und sparsame Vorbereitung und Durchführung der Aktivitäten sicherstellen Die im Folgenden gemachten Anregungen sollen dazu • die notwendigen finanziellen Mittel zusammen- beitragen, dass Sie Tipps zur Organisation und Struktur bringen erhalten und gerade dadurch die Freude an der Sache • die Erfolge kontrollieren und vorzeigen (oder die behalten und vor manch unliebsamen Überraschun- Ursachen für einen Misserfolg begründet darlegen) gen geschützt werden. Bundesvreinigung Lebenshilfe e. V. | Ratgeber Mitgliedergewinnung 7
Im Folgenden stellen wir Ihnen ein 7-stufiges Konzep- Phase 2: Die Betrachtung des Ist-Zustandes, die Ist- tionsmodell vor: Analyse Phase 1: Sensibilisierung In dieser Phase können Sie eine Ist-Analyse erstellen. Als ersten Schritt können Sie verschiedene Aspekte • Das Bild des Vereins in der Öffentlichkeit und Ihrer Lebenshilfe-Vereinigung hinterfragen. innerhalb der Lebenshilfe. • Die Betrachtung der Leistungen und Angebote des • Welches Selbstverständnis, welche Identität hat Vereins. unser Orts-/Kreisverein? Wie unterscheiden wir • Lage der Finanzierung des Vereins, (direkte, indi- uns von anderen? Was sind unsere unverwechsel- rekte Gegenleistungen), zusätzliche Finanzquellen? baren Eigenschaften? • Existierende eigene Kommunikationsmittel und • Welche generelle Zielsetzung hat unser Verein? -wege. Welche aktuellen Ziele verfolgen wir? • Zusammensetzung des Mitgliederbestands: Wer • Was ist der Anlass für die Entwicklung einer ist Mitglied? Eintritte – Austritte. Wie und wo sind Konzeption, einer Aktion? die Mitglieder geworben worden? Entwicklung der • Ist die Aufgabe neu, oder wer hat sie bisher wie letzten Jahre. wahrgenommen? Welche Zielsetzung hatte der • Wie sind diese Entwicklungen für die Zukunft des Verein bisher im Aufgabenfeld der Mitgliederge- Vereins zu bewerten? winnung? • Sind diese Entwicklungen mit vergleichbaren Ten- • Welche Zielgruppen wurden angesprochen? denzen in der Gesellschaft/mit anderen Vereini- Welche Inhalte wurden transportiert? gungen vergleichbar? • Welche Meinungen bestehen in der Öffentlichkeit • Welche Schlüsse können daraus gezogen werden? zum Verein, seinen Leistungen, seinen Zielsetzun- gen und zu seinen Aktivitäten? Aufgrund der gewonnenen Antworten und Daten • Wie beeinflusst die derzeitige gesellschaftliche und können Sie Informationen erhalten, die Ihnen ein Bild politische Situation die Arbeit? der Stärken und Schwächen präsentieren sollte. Aus der Phase 1 ergibt sich eine vorläufige Einschät- zung der Aufgabe, die im Folgenden weiter konkre- tisiert wird. Die Fragen weisen auch auf mögliche Informationslücken hin, die durch die genaue Analyse geschlossen werden. Notizen Bundesvreinigung Lebenshilfe e. V. | Ratgeber Mitgliedergewinnung 8
Phase 3: Erstellung von Soll-Daten/Verständigung Phase 6: Durchführung auf diese Daten Alle Kommunikationsmaßnahmen sind vor der Durch- Ausgehend von der vorangegangenen Ist-Analyse führung intern abzustimmen. In der Planung der (Stärken-Schwächen-Analyse) werden im Folgenden Realisation sind folgende Punkte wichtig: Soll-Daten (Ziele) erarbeitet und definiert. • Kommunikationsmittel herstellen (Produktion) und • Welche allgemeinen Ziele kann sich der Verein für vertreiben (Distribution) die nächsten Jahre setzen? • Einsatzpläne erstellen für Events, Aktionen usw. • In welchem Verhältnis stehen dazu die Aktivitäten (technisch, personell, logistisch) der geplanten konkreten Aktion? Stimmt die Einordnung der geplanten konkreten Aktion in die allgemeinen Zielsetzungen des Vereins Phase 7: Kontrolle hinsichtlich Priorität, Kapazität, Finanzvolumen? • Welche konkreten Ziele der angestrebten Aktion Die Erfolgskontrolle der Aktion oder Kampagne orien- sollen in welchem Zeitraum verwirklicht werden? tiert sich an den Soll-Daten (Phase 3), auf die man sich • Herbeiführung eines Einverständnisses über die vor der Kampagne verständigt hat. Die Bewertung Durchführung der geplanten Aktivitäten. des Erfolges einer entsprechenden Aktion setzt sich dadurch zusammen, in welchem Maße die gesteckten Ziele erreicht worden sind und in welchem Verhältnis sie Phase 4: Zielbildung und Strategie: zu den Kosten und zum betriebenen Aufwand stehen. Jetzt können Sie Ihre Zielsetzung formulieren. Am • Quantitative Kontrolle: Zahl der neu gewonnenen besten schriftlich. Mitglieder, Besucherzahlen bei Veranstaltungen, Anzeigen – Coupon-Rücksendungen, usw. • Strategie festlegen: An welche Personen/Zielgrup- • Qualitative Kontrolle: Einstellungs-, Meinungs-, Ver- pen sollen welche Inhalte im Rahmen welcher haltensänderungen, Abbau von Vorurteilen usw. Aktionen von welchen Menschen und mit welchen • Dokumentation erstellen als Mittel der inhaltlichen Kosten vermittelt werden? Auswertung und als Bezugspunkt für zukünftige • Welche Marketing-Maßnahmen werden realisiert? Aktionen. • Das Kampagnenprofil festlegen: Wie positioniert • Kostenkontrolle: Haben sich die Kosten im Rahmen sich der Verein und wie kommuniziert er? des im Finanzplan vereinbarten Budgets bewegt? • Finanzvolumen klären: Gesamtetat und Einzeletats Im Falle von Abweichungen: u.a. für Personal-, Sach-, Produktions-, Schaltkos- Wodurch sind diese Abweichungen entstanden? ten usw. Gibt es Ansatzpunkte für eventuelle Reklamatio- • Zeitplan erstellen, auf der die einzelnen Aktionen nen, Schadensersatzforderungen, u. ä.? im zeitlichen Überblick aufgeführt sind. Welche Konsequenzen sind aus den Abweichun- • Erfolgskontrolle: Methoden festlegen, um den gen für zukünftige Aktionen zu ziehen? Erfolg der Maßnahmen zu messen. • Aufwandskontrolle: Konnte die Aktion im geplan- ten Zeitraum mit dem eingeplanten Aufwand (Personalkapazität intern und extern, ...) verwirklicht Phase 5: Vorbereitung werden? Falls nein: Welche Gründe gibt es für diese Abweichungen? Welche Konsequenzen sind • Konkrete Maßnahmen festlegen, mit denen die daraus für ähnliche und weitere Aktivitäten in der Ziele erreicht werden sollen: Zukunft zu ziehen? • Kommunikations- oder Werbemittel entwickeln und die konkrete Medienauswahl treffen. Bundesvreinigung Lebenshilfe e. V. | Ratgeber Mitgliedergewinnung 9
3) Warum es attraktiv ist, Mitglied der Lebenshilfe zu sein Die Lebenshilfe-Vereinigungen leben durch ihre • Jeder von uns will „etwas Gutes tun“ – warum nicht Mitglieder. Sie sind ihr pulsierendes Element. Gerade bei der Lebenshilfe? Eltern und Angehörige behinderter Menschen und be- • Kinder mit Behinderung brauchen kompetente hinderte Menschen selbst sind eine besonders wich- Menschen, die sich aus eigener Erfahrung für ihre tige Zielgruppe bei der Mitgliedergewinnung: Sie sind Belange einsetzen! – auch heute – das A und O des Selbsthilfegedankens • Zitat(e) von Eltern, die bereits Mitglied sind: im Verband Lebenshilfe. „Ich erlebe die Lebenshilfe eine starke Bürgerinitia- tive und Solidargemeinschaft.“ Auch heute muss es unsere Motivation sein, das Bild „Wir vertreten unsere Elterninteressen und die un- der Lebenshilfe als eine starke Solidargemeinschaft serer behinderten Kinder wirkungsvoll nach innen nach innen und außen zu prägen – als eine Vereini- und außen.“ gung, die sich von anderen Organisationen markant „Meine Meinung ist bei den hauptamtlichen Mit- dadurch unterscheidet, dass sie Dienste und Ein- arbeiter(inne)n gefragt, denn nur gemeinsam richtungen für Menschen mit Behinderung und ihre können wir die gute Arbeit der Frühförderstelle Angehörigen zusammen mit ihnen aufbaut, begleitet (Beispiel) noch besser machen.“ und fortentwickelt. „Ich melde mich in der Lebenshilfe zu Wort, denn ich möchte, dass mein Kind später all die notwen- Glaubwürdigkeit ist das Gebot jeder erfolgreichen dige Unterstützung erhält, die es zu einer selbstän- Aktion zur Mitgliedergewinnung! Nur so können große digen Lebensführung braucht.“ Versprechungen verhindert werden, die sich hinterher als Mogelpackung herausstellen. b) Menschen mit Behinderung Die Zielgruppen im Einzelnen „Ohne die Mitwirkung bzw. Mitgliedschaft von Men- a) Eltern schen mit geistiger Behinderung in der Lebenshilfe b) Menschen mit Behinderungen werden wir dem Wunsch und Anspruch von vielen c) Geschwister, Großeltern, Angehörige unserer geistig behinderten Söhnen und Töchtern d) Familien mit Migrationshintergrund nicht gerecht, die mitreden und mitgestalten wollen, e) Fachleute wenn es um ihre Lebenshilfe geht.“ f) Freunde und Förderer Diese Worte einer Mutter sind inzwischen Wirklichkeit in der Lebenshilfe. a) Eltern Bei allen Aktivitäten einer Lebenshilfe-Vereinigung zur Für die Ansprache von Eltern behinderter Menschen Mitgliedergewinnung sollte der Aspekt „Mitgliedschaf- selbst haben wir Ihnen einige Vorschläge zusammen- ten von Menschen mit geistiger Behinderung“ daher gestellt: Wählen Sie selbst anhand ihres örtlichen mit bedacht werden. Lebenshilfe-Profils diejenigen aus, von denen sie meinen, dass sie Ihre Botschaft am besten vermitteln. Das fängt damit an, dass die Werbe- und Informations- materialien möglichst in einfacher und verständlicher • Sind sie eigentlich schon Mitglied in der Lebenshilfe? Sprache gehalten sind und dass sie natürlich den • Unterstützen Sie uns und werden Sie Mitglied! Aspekt der Mitgliedschaft behinderter Menschen mit • Nutzen Sie die Gelegenheit, Lebenshilfe aktiv mit berücksichtigen. zu gestalten! • Unterstützen Sie die gute Arbeit der Lebenshilfe! Dazu ist es erforderlich, im Vorfeld Vereinbarungen Bundesvreinigung Lebenshilfe e. V. | Ratgeber Mitgliedergewinnung 10
darüber getroffen zu haben, welche Beitragsregelung Selbstbewusstsein „Selbstvertreter“. Damit prägen für behinderte Menschen gewählt werden soll. Sie immer mehr den Verein und seinen Auftritt nach außen. Außerdem sollte überlegt werden, welche konkreten Angebote die Lebenshilfe dem Mitglied mit Behinde- Die Bundesvereinigung Lebenshilfe informiert auch rung anbieten kann. auf ihrer Webseite zum Thema Selbstvertretung über die Mitwirkung von Menschen mit geistiger Da ist zunächst einmal das kostenlose Magazin in- Behinderung in Lebenshilfe-Vereinen. Sie finden Infor- nerhalb der Lebenshilfe-Zeitung, das sich in Leichter mationen auf www.lebenshilfe.de unter Mitmachen/ Sprache direkt an Menschen mit geistiger Behinde- Aktiv werden. rung wendet. Aktionen und Aktivitäten zur Gewinnung geistig Darüber hinaus sollten die Angebote der Lebenshilfe- behinderter Mitglieder lassen sich hervorragend mit Vereinigung zusammengestellt werden, die besonders Beteiligung geistig behinderter Menschen vorbereiten für Menschen mit geistiger Behinderung attraktiv sind. und durchführen. Auf diese Art und Weise gibt es viele Anregungen und neue Ideen, aber auch Hinweise, was Schließlich sollte man offen darüber informieren, zu schwierig ist oder was man besser machen kann. welche Mitwirkungsmöglichkeiten es für Menschen mit geistiger Behinderung in der Lebenshilfe-Vereini- Im Folgenden haben wir beispielhaft einen Text gung gibt oder welche in Zukunft angestrebt sind. Von formuliert, der sich zur Ansprache für Menschen mit der Einrichtung beratender Beiräte bis hin zur Mitar- geistiger Behinderung eignen kann. Sicherlich sind beit im Vorstand. dabei die besonderen Gegebenheiten des jeweiligen Lebenshilfe-Vereins zu berücksichtigen. Viele Erwachsene mit Behinderung, die in der Lebens- hilfe mitwirken, nennen sich inzwischen mit großem Notizen Bundesvreinigung Lebenshilfe e. V. | Ratgeber Mitgliedergewinnung 11
Textvorschlag für die Ansprache von Menschen mit Behinderung für eine Mitgliedschaft in der Lebenshilfe Die Lebenshilfe ist ein Verein. Notizen Wie ein Fußball-Verein. Oder wie ein Taubenzüchter-Verein. In einem Verein kann man Mitglied werden. Dann kann man auf der Mitglieder-Versammlung seine Meinung sagen. Mitglieder können auch den Vorstand wählen. Der trifft wichtige Entscheidungen im Verein. In vielen Lebenshilfe-Vereinen arbeiten Vorstand und Geschäftsführung eng zusammen. Die Geschäftsführung macht das, was der Vorstand möchte. Für Menschen mit Behinderung ist der Verein Lebenshilfe sehr wichtig. Die Lebenshilfe trifft viele Entscheidungen. Die haben eine große Bedeutung für Menschen mit Behinderung. Deshalb ist es wichtig, dass Sie Mitglied bei der Lebenshilfe werden. Sie können Ihre Meinung sagen. Die Lebenshilfe nimmt Ihre Wünsche und Bedürfnisse wahr. Sie setzt sie in Entscheidungen um. Es macht Spaß, Vereins-Mitglied zu sein. Im Verein kann man andere Menschen treffen. Dort gewinnt man oft neue Freunde. Man lernt viele neue Dinge. Und man kann stark werden. Sie möchten Mitglied werden? Rufen Sie uns an: Telefon ... Mitglied im Verein Lebenshilfe zu sein, kostet Geld. Fragen Sie bitte nach, wenn es für Sie zu viel Geld ist! In besonderen Fällen kann eine Mitgliedschaft günsti- ger werden. Als Vereins-Mitglied bekommen Sie regelmäßig die Lebenshilfe-Zeitung und das Magazin zugeschickt. Einen Ausweis als Vereins-Mitglied bekommen Sie auch. Wir freuen uns, wenn Sie Mitglied werden! Bundesvreinigung Lebenshilfe e. V. | Ratgeber Mitgliedergewinnung 12
c) Geschwister, Großeltern, Angehörige Das GeschwisterNetz Sprechen Sie gezielt erwachsene Geschwister von Nicht nur vor Ort können Geschwister von der Menschen mit Beeinträchtigung an und öffnen Sie sich Lebenshilfe profitieren. Die Lebenshilfe will dieser Zielgruppe. Geschwister sind unter besonderen Geschwistern von Menschen mit Behinderung eine Bedingungen groß geworden und fühlen sich oft für Online-Plattform bieten. 2016 hat die Bundesver- ihren Bruder oder ihre Schwester verantwortlich. Der einigung Lebenshilfe daher das digitale soziale Beitrag, den sie zur sozialen Teilhabe ihrer Geschwis- Netzwerk GeschwisterNetz gemeinsam mit erwach- ter mit Behinderung leisten, ist enorm. Sie stehen mit senen Geschwistern entwickelt. 2020 wurde das Rat und Tat zur Seite, treffen sich zum Eis essen oder von mehr als 600 Mitgliedern genutzte Netzwerk kümmern sich um finanzielle und rechtliche Belange. angepasst und erweitert. Sie selbst und ihre eigenen Bedürfnisse werden jedoch oft nicht wahrgenommen – nicht in der Öffentlichkeit, Das GeschwisterNetz ist ein geschützter und exklu- nicht in der Politik. siver Raum für Geschwister ab 14 Jahren. Sie sollen sich in einem eigenen sozialen Netzwerk austauschen Vorsichtig geschätzt haben bundesweit etwa 550.000 und verbinden können. Gleichzeitig sollen Informatio- erwachsene Menschen Schwestern oder Brüder, die nen angeboten und ausgetauscht werden, Themen Eingliederungshilfe empfangen. Viele kennen die sind hier z. B. Versorgung, Betreuung, Inklusion oder Lebenshilfe schon von klein auf: Als Organisation, Sozialrecht. Der Kontakt zu anderen Geschwistern die für ihre Geschwister mit Behinderung da ist, als kann helfen, eigene Herausforderungen zu bewälti- Verein ihrer Eltern. Für die allermeisten ist die gen und zu merken: Andere haben das auch schon Lebenshilfe bisher jedoch ihr Verein. erlebt. Das GeschwisterNetz bietet aber auch Raum für die vielen schönen Dinge und ermöglicht das Dieser Erfahrungsschatz und das große Engage- Teilen von schönen Momenten, Erinnerungen und ment eignen sich hervorragend, die Lebenshilfe wichtigen Erfahrungen. Für ein persönliches Kennen- „ins Spiel“ zu bringen. Das muss nicht sofort die Ein- lernen können die Geschwister über die Plattform ladung zu einer Mitgliedschaft sein. Zeigen Sie den Treffen mit anderen Geschwistern in der Nähe Geschwistern, dass die Lebenshilfe nicht nur der organisieren. Geschwister, die dem GeschwisterNetz Verein ihrer Eltern oder ihrer Brüder und Schwestern mit beitreten möchten, können dies unkompliziert und Beeinträchtigung ist. Bieten Sie Informationsabende kostenfrei unter https://geschwisternetz.de/ tun. für erwachsene Geschwister an, zum Betreuungs- Aktuelle Informationen für Geschwister finden Sie unter recht etwa. Laden Sie Geschwister ein, die Räume https://www.lebenshilfe.de/geschwister. Ihrer Lebenshilfe für ein Austauschtreffen oder einen Geschwister-Stammtisch zu nutzen. Geschwistergruppe der Lebenshilfe Essen e.V. Machen Sie Angebote für Geschwisterkinder: So erle- ben diese, dass die Lebenshilfe auch ihnen etwas zu Die Lebenshilfe Essen e.V. hat mit ihrer Geschwister- bieten hat. Viele Lebenshilfen veranstalten Seminare, Gruppe einen passenden Zugang zu Geschwistern von bei denen auch Freizeit und Erholung nicht zu kurz Menschen mit Behinderung gefunden. Die Gruppe kommen. trifft sich monatlich samstags und verbringt gemein- sam den Tag, der in zwei Hälften geteilt ist. Während Verwenden das „Lebenshilfe für Geschwister“-Logo der ersten Hälfte arbeiten die teilnehmenden Kinder für diese Angebote. So können Geschwister auf einen und Jugendlichen inhaltlich zu der Geschwisterthe- Blick erkennen: „Hier bin ich gemeint. Die Lebenshilfe matik. Für die zweite Tageshälfte steht eine von den ist für mich da.“ Das Logo finden Sie – nach Anmeldung Geschwistern bestimmte Aktivität auf der Agenda, wie – im internen Bereich von Lebenshilfe.de. Zwei Ange- etwa das Gestalten von Jutebeuteln. Austauschgesprä- bote für Geschwister stellen wir Ihnen nachfolgend che, Gruppenspiele und Aktionen stehen im Fokus der vor. Treffen. Die Geschwisterkinder erfahren von Beginn Bundesvreinigung Lebenshilfe e. V. | Ratgeber Mitgliedergewinnung 13
volle Aufmerksamkeit und bauen durch das spieleri- Unterm Strich: Kümmern Sie sich auch um die sche Kennenlernen Hürden ab, sodass eine vertrau- Geschwister behinderter Angehöriger. Sie verdienen ensvolle Basis für den Erfahrungsaustausch entsteht. es, bei allem, was sie leisten. Sie stehen auf der Seite Die Bastelaktionen sorgen für Spaß und Entspan- behinderter Menschen und können dazu beitragen, nung und bieten ausreichend Raum für Gespräche ein junges und modernes Gesicht der Lebenshilfe zu untereinander. prägen. Die Geschwister teilen nicht nur Erfahrungen und Neben Geschwister spielen auch die Großeltern und Herausforderungen; auch wertvolle Tipps für den weitere Angehörige wie Tanten, Onkel und andere Alltag zuhause und für die gemeinsame Zeit mit den liebe Menschen aus einen Patchwork-Umfeld eine Geschwistern mit Behinderung rücken automatisch in ganz wichtige Rolle für Menschen mit Behinderung, den Fokus. Somit sind die Weichen für einen Transfer und nicht nur für sie. bis in die Familien gestellt und die Arbeit der Lebens- hilfe zeigt ihre Wirkung über die Geschwister-Gruppe Auch innerhalb der (Groß-) Familie gilt: Gegenseitige hinaus. Die Geschwister nehmen wertvolle Tipps Achtung, Respekt und Begegnungen auf Augenhöhe und Handlungsempfehlungen mit nach Hause, was sind ein ganz wichtiges Pfund. Das Gefühl der zu einer Entlastung der gesamten Familie im Alltag Geborgenheit, wahrgenommen zu werden und ange- führt. Das Gefühl, jemandem einen wertvollen Rat- nommen zu sein, ist ein ganz wichtiges Sprungbrett schlag vermittelt zu haben, stärkt die Persönlichkeit in die Welt, zu anderen Menschen. Viele erwachsene des Geschwisterkindes, das mit einem guten Gefühl Menschen mit Behinderung sagen, eigentlich bereuen nach Hause geht und das Gehörte im eigenen Umfeld oder vermissen sie nur das, was sie nicht gewagt anwendet. Die Geschwister-Gruppe der Lebenshilfe haben. Angehörige sind liebevolle Begleiter, die Zutrau- Essen richtet sich an Kinder und Jugendliche von 8-15 en gehen und immer da sind, wenn immer er ansteht, Jahren, je nach Bedarf ist die Altersgrenze anpassbar. der Sprung ins Ungewisse, in die bunte Welt. Und das Um einen Austausch auf Augenhöhe zu ermöglichen, nicht nur einmal im Leben, sondern jeden Tag. empfiehlt es sich, Geschwister aus stark unterschied- lichen Altersgruppen mit jeweils eigenen Angeboten anzusprechen. © Lebenshilfe Essen Bundesvreinigung Lebenshilfe e. V. | Ratgeber Mitgliedergewinnung 14
d) Familien mit Migrationshintergrund Die Bevölkerung in Deutschland ist vielfältig. Neben unterschiedlichen Lebensformen, sexuellen, religiö- sen oder weltanschaulichen Orientierungen, unter- scheiden sich die Menschen unter anderem auch in Seit mehr als drei Jahren fördert daher die Bundes- ihrer Herkunft. Mehr als ein Viertel der Bevölkerung vereinigung Lebenshilfe die Stärkung der Selbsthilfe ist entweder selbst nach Deutschland eingewandert von Angehörigen von Menschen mit Behinderung und oder hat zumindest einen Elternteil, der im Ausland Migrationshintergrund. Dafür wurde 2018 die Tür- geboren wurde. kisch-Deutsche Selbsthilfeplattform www.kendimiz.de gestartet. Dort heißt es: „Die Menschen hier verste- Die Zusammensetzung der Bevölkerung in Deutsch- hen Dich, ohne dass Du viel erklären musst. Wir teilen land zeigt sich auch in den Diensten und Einrichtungen unsere schönen Momente und Fragen. Wir helfen uns der Lebenshilfe: In den Bereichen Frühförderung, Kita gegenseitig.“ und Ambulante Familienhilfe machen eingewanderte Familien mit Kindern mit Behinderung einen erhebli- Daneben sind kultursensible Selbsthilfegruppen in chen Teil der Kunden aus. Diese tendenziell steigende Ortsverbänden der Lebenshilfe entstanden, die nicht Entwicklung hat unterschiedliche Auswirkungen für nur in unterschiedlichen Sprachen durchgeführt wer- die Lebenshilfe als Selbsthilfeverband. Auswirkungen den, sondern sich auch auf den besonderen Informa- auf die Angebote und die Mitgliederzusammenset- tionsbedarf der Menschen mit Migrationshintergrund zung. (beispielsweise aufenthaltsrechtliche Fragen bei Nut- Damit gilt es sich konzeptionell mit dem Thema der zung der Angebote und Hilfsmöglichkeiten) einstellen. Vielfalt und Teilhabe von allen Menschen zu beschäf- tigen. In der Praxis bedeutet das Ideen zu entwickeln, Familien mit Migrationshintergrund und mit Angehö- um Menschen mit Migrationshintergrund in ihren rigen mit Behinderung gehören heute selbstverständ- unterschiedlichen Rollen und Funktionen zu erreichen lich zur Lebenshilfe. Ihre individuellen Bedürfnisse und die Selbsthilfe von Menschen mit Migrationshin- in den Blick zu nehmen, gehört zu den alltäglichen tergrund zu stärken. Dabei ist ein Perspektivwechsel Herausforderungen, die gemeistert werden. Die auf Menschen mit Migrationshintergrund mit und Lebenshilfe lädt alle Familien/Menschen mit Migra- ohne Behinderung unerlässlich. Ein Perspektivwechsel tionshintergrund zum freiwilligen Engagement und weg vom ausschließlichen Hilfesuchenden hin zum auch zur Mitgliedschaft in der Lebenshilfe ein. Werden Helfenden zum aktiv Mitwirkenden. Sie Mitglied und bringen Sie sich und ihre Ideen in der Vereinsarbeit mit ein. Vorhandene Selbsthilfestrukturen für Angehörige von Menschen mit Behinderung und Migrationshinter- grund zu öffnen und damit offen für eine interkultu- e) Fachleute relle Zusammensetzung der Teilnehmenden zu sein, ist wichtig, aber es reicht nicht aus. Denn neben den Die Selbsthilfevereinigung Lebenshilfe ist seit ihrer gut integrierten und sprachgewandten Menschen mit Gründung auf allen ihren Ebenen von großer fachlicher Migrationshintergrund gibt es auch jene, die neu zu- Kompetenz geprägt. Diese fachliche Kompetenz trägt wandern oder aus anderen Gründen nicht über die dazu bei, dass sich die Hilfen und Angebote für behin- bestehenden Angebote erreicht werden. Sprachbar- derte Menschen und für ihre Familien ständig in deren rieren, Informationslücken, Scham und unterschied- Sinne weiter entwickeln. liche Ängste können Angehörigen von Menschen mit Behinderung und Migrationshintergrund den Zugang Große fachliche Kompetenz geht dabei von den direkt zu bereits vorhandenen Angebotsstrukturen erschwe- Betroffenen aus: Von den behinderten Menschen ren. Für diese Personengruppe bedarf es, spezifische selbst und von ihren Eltern und Angehörigen. Diese Formen der Selbsthilfe zu konzipieren und durchzu- Kompetenz prägt die Lebenshilfe als Selbsthilfe- und führen. Elternvereinigung. Bundesvreinigung Lebenshilfe e. V. | Ratgeber Mitgliedergewinnung 15
Um auch dem Anspruch eines Fachverbandes gerecht f) Freunde und Förderer zu werden, ist in der Lebenshilfe auch die Mitwirkung von Fachleuten auf den unterschiedlichsten Gebieten Es gibt viele Menschen, die geistig behinderten Men- erwünscht. schen und der Arbeit der Lebenshilfe aufgeschlossen gegenüberstehen. Oder es fehlt nur ein kleiner Anstoß Ohne qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu einem Sinneswandel in diese Richtung. wäre die Arbeit in den mehr als 4.300 Diensten und Einrichtungen und im „Verein“ der Lebenshilfe nicht Leistungsorientierte Menschen entdecken auf einmal, denkbar. Daher setzt sich die Lebenshilfe schon im- dass das Streben nach immer mehr Besitztümern und mer vehement für gute fachliche Ausbildungen und Statussymbolen nicht das Einzige im Leben ist. Das für Kompetenz ihrer Mitarbeiter ein. Aufgrund der dazu auch das Miteinander und das Mitgefühl mit Notwendigkeit, Fachleute für die Lebenshilfe zu gewin- anderen Menschen gehören. nen, gilt es, diese Fachleute auch per Mitgliedschaft langfristig an die Lebenshilfe zu binden. Das eigene Leben wird reicher und interessanter durch das Engagement oder die Mitgliedschaft in der Natürlich kann es dabei auch zu Interessenskonflikten Lebenshilfe. kommen. Dem kann durch einen offenen und fairen Meinungsaustausch und durch Regelungen in Satzung Dieses sind Antriebsfedern, die Menschen, die nicht in und Geschäftsordnung Rechnung getragen werden. ihrem familiären Umfeld selbst betroffen sind, dazu bewegen, bei der Lebenshilfe mitzumachen. Festzuhalten bleibt, dass es immer ein Gewinn ist, wenn sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Lebens- An der berechtigten Frage eines Nichtbetroffenen hilfe-Einrichtungen und Dienste mit der Lebenshilfe „Was hat Lebenshilfe mit mir zu tun?“ setzt die „Gewin- und ihren Zielen identifizieren und sie offensiv mit- nung“ dieses Menschen an. Der Begriff „Gewinnung“ tragen. Schon dafür ist es angebracht und notwendig, ist dabei wörtlich zu nehmen. Denn es geht nicht auch diese Personengruppe für die Lebenshilfe zu darum, sich den Jahresmitgliedsbeitrag zu sichern und gewinnen und sie zu pflegen. einen neuen Namen in der Kartei zu führen. Beides kommt einem guten Verhältnis aller in der Menschen ohne behinderte Angehörige sollen im Lebenshilfe wirkenden Gruppen zugute und dient besten Sinne des Wortes betroffen gemacht werden, nicht nur einer guten Atmosphäre, sondern auch der indem sie in die Anliegen und Gedanken, die Aufgaben Zukunft der Lebenshilfe und vor allem den Menschen und Ziele der Lebenshilfe mit einbezogen werden. mit geistiger Behinderung selbst. Aus der Position „Mitglied“ können derart einbezogene Tipps für Ihre guten Argumente Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hervorragende Botschafter der Lebenshilfe und damit auch Mitglie- Sicherlich sind es gute Argumente, mit einer Mitglied- derwerber sein oder werden. schaft dazu beizutragen, dass Menschen mit geistiger Behinderung gut gefördert und begleitet werden. Fachleute von außen können zudem neues Wis- sen und Anregungen in den Verein tragen. Aus dem Für die Bereitschaft für ein solches Engagement ist wissenschaftlichen Bereich genauso wie aus den darüber hinaus eine emotionale Komponente sehr Bereichen Organisation und Medien. wichtig. Jahrelang wurde Emotion gleichgesetzt mit „Mitleid“ (mit dem Schicksal dieser „armen Geschöpfe“). Die Mitgliedschaft auch von Fachleuten und Heute haben wir uns (glücklicherweise) weitestgehend Mitarbeitern trägt bei Offenheit, Toleranz und guter von dieser Art des Mitleids emanzipiert und sprechen Organisation dazu bei, dass die Lebenshilfe auch in viel lieber von „Mitgefühl“. Zukunft eine erfolgreiche und wirkungsvolle Vereini- gung bleibt, als Selbsthilfevereinigung, Eltern-, Träger- Potentielle neue Mitglieder sollen sich als Botschafter und Fachverband. der Lebenshilfe fühlen oder sich zumindest in diese Richtung entwickeln. Das heißt, sie treten für die Rechte Bundesvreinigung Lebenshilfe e. V. | Ratgeber Mitgliedergewinnung 16
geistig behinderter Menschen und damit allgemein den Verein eingebunden sind, entfällt schnell der für die Menschenrechte in Erscheinung. Letztlich also vermeintliche Gegensatz zu Eltern und Angehörigen ein Einsatz für eine menschlichere Welt, die auch den und Menschen mit Behinderung selbst innerhalb der neuen Mitgliedern persönlich zugute kommt. Lebenshilfe. Um Menschen, die sich für und in der Lebenshilfe Auch die sogenannten „Nichtbetroffenen“ bringen engagieren, „aufzuspüren“, eignet sich am besten der Ideen, Engagement und Farbe mit in die Lebenshilfe. persönliche Kontakt, die Begegnung. Abgesehen vom finanziellen Nutzen, der gut und gerne auch über den Mindestjahresbeitrag hinaus- Oder, um einen Begriff aus der Marketing-Branche gehen kann, bringen solche Mitglieder oft gesuchte zu verwenden: Der persönliche Verkauf. Dies be- Kenntnisse oder Beziehungen mit ein. So kann z. B. ein schreibt nichts anderes, als dass zwei Menschen sich Finanzfachmann als Schatzmeister im ehrenamtlichen treffen. Der „Verkäufer“ überzeugt im persönlichen Vorstand wichtige Impulse geben. Gespräch den „Endkunden“ von seinem Produkt. Hier heißt dies, ein Lebenshilfe-Mitglied überzeugt eine Und nicht zuletzt gehört es auch zum Erfolg einer andere Person auch Mitglied der Lebenshilfe zu wer- lebendigen Lebenshilfe, dass sie sich in den örtlichen den – mit Argumenten, die Sie in dieser Broschüre Bezügen so attraktiv darstellt, dass man es sich viel- und im Flyer „Seien Sie dabei – Werden Sie Mitglied!“ leicht gar nicht leisten mag, nicht dabei zu sein. finden, mit ganz persönlichen Gründen und vor allem mit der Glaubwürdigkeit, selbst Mitglied zu sein. Auch im Zeitalter des Internets ist der persönliche Noch mehr gute Gründe Verkauf immer noch das stärkste und erfolgreichste Instrument. Die besten Poster, Postkarten, Anzeigen, Das spricht für Ihre Mitgliedschaft in der Broschüren und Arbeitspapiere sind nie so erfolgver- Lebenshilfe! sprechend wie ein überzeugendes Gespräch. Es ist wichtig, Menschen anzusprechen, Menschen münd- In der Lebenshilfe treffen Sie auf gleichgesinnte Men- lich zu überzeugen, Menschen im direkten Gespräch schen, denen wie Ihnen selbst die Verbesserung der zu begeistern. Lebenssituation geistig behinderter Menschen und ihrer Familien am Herzen liegt und die sich aktiv dafür Und das Interesse an einem längerfristigen und re- einsetzen. Sie bilden eine starke Lebenshilfe-Gemein- gelmäßigen Kontakt zu bekunden, um nicht nur schaft, die dadurch in der Lage ist, ihre gesteckten anzuklopfen, „wenn es irgendwo brennt“. Ziele auch praktisch umzusetzen. Mit einem Rundbrief der Lebenshilfe (vielleicht 4 x im Diese Ziele und deren Verwirklichung können Sie mit- Jahr und verbunden mit der Beilage eines Zahlscheins) bestimmen: kann ein solcher Kontakt zu einem Interessenten oder neuem Mitglied zum Beispiel gut gehalten und • Schaffung von Förder- und Betreuungsangeboten, gepflegt werden. auf deren Gestaltung Sie aktiv Einfluss nehmen können Gefestigt wird ein solches Interesse oder eine neue • Erfahrungs- und Informationsaustausch zwischen Mitgliedschaft vor allem durch Begegnungen, auch mit allen beteiligten Gruppen: den behinderten Men- behinderten Menschen selbst. Je näher das Mitglied in schen, den Familienangehörigen, den Betreuern, die Vereinswirklichkeit einbezogen ist, je mehr wird es den ehrenamtlich Tätigen, den Freunden. Ein Mit- sich mit der Lebenshilfe auch längerfristig identifizieren. einander, das nicht nur stark macht, sondern auch die Gewissheit gibt, nicht alleine zu sein mit seinen Dazu gehört auch, diese Mitgliedschaften zu pflegen, Anliegen und Problemen. z.B. durch Geburtstagsbriefe, jährliche Aufmerksam- • Wirkungsvolle Vertretung der Interessen geistig keiten oder Symbole wie Ehrennadeln zu Jubiläen. behinderter Menschen und ihrer Familien gegen- über Politik, Gesetzgeber, Verwaltung, Wirtschaft Gerade bei „nichtbetroffene“ Mitgliedern, die so in und Öffentlichkeit. Bundesvreinigung Lebenshilfe e. V. | Ratgeber Mitgliedergewinnung 17
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