Erdwärmenutzung in Hessen - Leitfaden für Erdwärme-sondenanlagen zum Heizen und Kühlen
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Hessisches Landesamt für Umwelt und Geologie Erdwärmenutzung in Hessen Leitfaden für Erdwärme- sondenanlagen zum Heizen und Kühlen 4., überarbeitete Auflage
Erdwärmenutzung in Hessen Leitfaden für Erdwärmesondenanlagen zum Heizen und Kühlen 4., überarbeitete Auflage Wiesbaden, 2011
Impressum ISBN 978-3-89026-366-3 Erdwärmenutzung in Hessen Leitfaden für Erdwärmesondenanlagen zum Heizen und Kühlen 4., überarbeitete Auflage Fachliche Bearbeitung: Dr. Sven Rumohr GIS: Michaela Hoffmann Layout: Nadine Monika Lockwald Bildnachweis: Titelbild: rechts: Bundesverband WärmePumpe (BWP) e. V. links unten: Viessmann Werke GmbH & Co KG, Allendorf (Eder) Abb. 2: Bundesverband WärmePumpe (BWP) e. V. Abb. 3: Frank GmbH, Mörfelden-Walldorf Abb. 4: Bundesverband WärmePumpe (BWP) e. V. Abb. 5: Bundesverband WärmePumpe (BWP) e. V. Herausgeber, © und Vertrieb: Hessisches Landesamt für Umwelt und Geologie Rheingaustraße 186 65203 Wiesbaden Telefon: 0611 69 39-111 Telefax: 0611 69 39-555 E-Mail: vertrieb@hlug.hessen.de www.hlug.de Der Herausgeber übernimmt keine Gewähr für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Angaben sowie für die Beachtung privater Rechte Dritter. Nachdruck – auch auszugsweise – nur mit schriftlicher Genehmigung des Herausgebers.
Inhalt Vorwort.............................................................................................................................................................5 Einleitung..........................................................................................................................................................6 1. Erdwärme......................................................................................................................................................7 2. Erschließung und Nutzung der oberflächennahen Erdwärme..........................................................................8 3. Dimensionierung und Abstände von Erdwärmesonden.................................................................................12 4. Grundlagen und Ablauf des Erlaubnisverfahrens...........................................................................................14 5. Standortbeurteilung.....................................................................................................................................17 6. Technische Anforderungen an Bauausführung und Betrieb...........................................................................25 7. Erlaubnisverfahren.......................................................................................................................................29 8. Literatur...................................................................................................................................................... 31 Formulare: Antrag auf Erlaubnis einer Erdwärmenutzung mittels Erdwärmesonden.........................................33 Anzeige von Bohrung(en)..............................................................................................................35 Zurzeit gängige Wärmeträgermittel, die ohne zusätzlichen Nachweis verwendet werden dürfen.......................36 Ansprechpartner..............................................................................................................................................37
Erdwärmenutzung in Hessen Vorwort Die Wärmepumpe hat tigen Schutz und zur Erhaltung dieses wertvollen sich zu einem auf Reservoirs sind daher vorsorgliche Regelungen für breiter Basis aner- die Erschließung und Gewinnung der Erdwärme kannten Heizsystem notwendig. Das Hessische Landesamt für Umwelt entwickelt. Sie ist und Geologie, zu dessen Aufgaben seit Jahrzehnten heute das in Hessen die Erschließung und der Schutz des Grund- und im Neubau nach der Trinkwassers zählen, ist somit auch die zentrale Erdgasheizung am Anlaufstelle für Fragen zur Erdwärmenutzung in zweithäufigsten ein- Hessen geworden. gesetzte Heizsystem. Die interessanteste Die vierte Auflage dieses Leitfadens berücksichtigt Wärmequelle für die neben geänderten rechtlichen Grundlagen auch die Wärmepumpe ist die in den vergangenen Jahren gesammelten Erfah- Erdwärme. Sie steht rungen der Wasser- und Bergbehörden und neue überall und jederzeit, unabhängig von Wind, Wetter Erkenntnisse aus der Forschung. Ich freue mich und Sonneneinstrahlung zur Verfügung. Ihre Er- daher, Ihnen einen vollständig überarbeiteten und schließung ist grundsätzlich auf jedem Grundstück aktualisierten Leitfaden vorlegen zu können. möglich und sie kann zur Beheizung und zur Kühlung von kleinen Einfamilienhäusern bis hin zu großen Bürogebäuden genutzt werden. Erdwärmenutzungen sind regelmäßig mit einem Eingriff in das Grundwasser verbunden, aus dem in Dr. Thomas Schmid Hessen über 90 Prozent des Trinkwassers der öffent- Präsident des Hessischen Landesamtes für Umwelt und Geologie lichen Versorgung gewonnen wird. Zum nachhal- 5
Hessisches Landesamt für Umwelt und Geologie Einleitung Der vorliegende Leitfaden richtet sich an Bauherren, Gebiete bedeutet allerdings nicht, dass in diesen Ge- Planungsbüros, Fachfirmen und Behörden. Er erläu- bieten die Erdwärmenutzung besonders einfach und tert die fachlichen Grundlagen des vom Hessischen wirtschaftlich ist. Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft und Ver- braucherschutz herausgegebenen Erlasses „Anforde- Die dem Leitfaden beigefügten Vordrucke unterstüt- rungen des Gewässerschutzes an Erdwärmesonden“ zen den Antragsteller / die Antragstellerin bei der Zu- vom 25. August 2011. Es werden Gebiete benannt, sammenstellung der erforderlichen Unterlagen für die bei Einhaltung bestimmter Auflagen an Bauaus- das wasserrechtliche Genehmigungsverfahren. Der führung und Betrieb von Erdwärmesonden als Leitfaden, dazugehörige Detailkarten und Vordrucke hydrogeologisch und wasserwirtschaftlich günstig zu können im Internet unter http:\www.hlug.de beurteilen sind. In diesen günstigen Gebieten sind Geologie Erdwärme eingesehen und herunter- für die wasserrechtliche Erlaubnis lediglich ver geladen werden. einfachte Antragsunterlagen erforderlich. Günstige 6
Erdwärmenutzung in Hessen 1. Erdwärme Als Erdwärme wird die unterhalb der Oberfläche der festen Erde vorhandene thermische Wärmeenergie bezeichnet. Diese beruht im Wesentlichen auf der von der Sonne eingestrahlten Wärmeenergie und dem vom Erdinneren zur Erdoberfläche gerichteten terrestrischen Wärmestrom. Die von der Sonne ein- gestrahlte und die von der Erdoberfläche an die Atmosphäre abgegebene Wärmeenergie sind hierbei maßgebend für die Temperaturen in den ober flächennahen Schichten bis zu einer Tiefe von etwa 10–20 m. In den tieferen Schichten ist zunehmend der terrestrische Wärmestrom maßgebend. Die Quel- len des terrestrischen Wärmestroms sind u. a. die bei 20 m der Erdentstehung frei gewordene Energie und die 10 °C durch den Zerfall radioaktiver Isotope frei gesetzte Energie. Unterhalb des Einflussbereichs der Sonneneinstrah- lung, d. h. unterhalb etwa 10–20 m, steigt die Tem- peratur in der Regel kontinuierlich an. Die auf eine lotrechte Strecke (z. B. 100 m) bezogene mittlere Temperaturzunahme wird hierbei als geothermischer Gradient bezeichnet. In Deutschland beträgt der durchschnittliche geothermische Gradient 3 °C pro 100 m (Abb. 1). 120 m 13 °C Bis zu einer Tiefe von 400 m spricht man von ober- flächennaher Erdwärme. Da die Temperatur bis zu dieser Tiefe in der Regel auf nicht mehr als rd. 20 °C ansteigt, ist die Nutzung der oberflächennahen Erdwärme zu Heizzwecken grundsätzlich nur durch den Einsatz einer Wärmepumpe möglich. 220 m Beispiel: 16 °C Unter der Annahme einer mittleren Untergrund- temperatur von 10 °C in 20 m Tiefe ist bei einem geothermischen Gradienten von 3 °C pro 100 m 350 m eine Untergrundtemperatur von 13 °C in ca. 120 m 20 °C Tiefe, von 16 °C in ca. 220 m Tiefe und von 20 °C in ca. 350 m Tiefe zu erwarten. Abb. 1: Einflussbereiche des solaren und terrestrischen Wärmestroms. Im Einflussbereich des terrestrischen Wärmestroms steigt die Temperatur im Schnitt um 3 °C pro 100 m Tiefe. Hier ist die Temperatur keinen jahreszeitlichen Schwankungen unterworfen. 7
Hessisches Landesamt für Umwelt und Geologie 2. Erschließung und Nutzung der oberflächennahen Erdwärme Erschließung Seltener sind die aus nur einer Rohschleife bestehen- den Einfach-U-Sonden und die aus Innen- und Au- Zur Erschließung der oberflächennahen Erdwärme ßenrohr bestehenden Koaxialsonden. Als Rohrmate- stehen die nachfolgend beschriebenen Systeme (Wär- rial kommen fast ausschließlich die Kunststoffe meübertrager) zur Verfügung. Welches System für PE-HD, PE-RC und PE-X (PE = Polyethylen) zum ein Vorhaben die beste Eignung aufweist, muss in je- Einsatz. dem Einzelfall unter Berücksichtigung der standört- lichen und haustechnischen Gegebenheiten geprüft Die Erdwärmesonden enthalten eine Wärmeträger- und entschieden werden. flüssigkeit, die Wärme aus dem Untergrund auf- nimmt und zu der im Gebäude stehenden Wärme- Erdwärmesonden werden in Bohrungen mit Tiefen pumpe transportiert (Abb. 2). Im Kühlfall gibt die von meist weniger als 100 m, teils aber auch von Erdwärmesonde Wärme an den Untergrund ab. über 200 m Tiefe eingebaut. Der häufigste Sonden- typ, die Doppel-U-Sonde, besteht aus paarweise ge- Bisher nur selten werden die aus flexiblem Kupfer- bündelten U-förmigen Rohrschleifen (Abb. 2 und 3). oder Edelstahlrohr bestehenden Verdampfer- sonden bzw. Wärmerohre errichtet, in denen der Wärme- transport durch verdampfendes CO2 oder Propan erfolgt. Der nach Einbau der Erdwär- mesonden im Bohrloch zwi- schen Sonde und der Bohrloch- wand verbleibende Hohlraum (Ringraum) wird mit einer speziellen Zement-Bentonit- Suspension hohlraumfrei ver- füllt. Diese wasserundurchläs- sige Verfüllung ist unabdingbar zur Verhinderung einer hydrau- lischen Verbindung zweier oder mehrerer Grundwasserstock- werke sowie eines Eintrags von Oberflächenwasser in den Un- tergrund. Gleichzeitig wird durch die Verfüllung eine gute thermische Anbindung der Son- den an den Untergrund erreicht. Ein Spezialfall der Erdwärme- sonden stellen die sog. Ener- giepfähle dar. Es handelt sich hierbei um Gründungspfähle Abb. 3: Sondenfuß einer Erdwärme (Bohr- oder Rammpfähle), die sonde. mit innen liegenden Kunststoff- Abb. 2: Erdwärmesonden. rohren als Wärmetauscher aus- 8
Erdwärmenutzung in Hessen gestattet sind. Energiepfähle kommen i. d. R. nur Der Anschluss der vorgenannten Wärmeübertrager beim Bau von großen Gebäuden zum Einsatz, die an die im Haus befindliche Wärmepumpe erfolgt eine Pfahlgründung erfordern. über frostfrei verlegte Sammelleitungen. Bei Erdwärmekollektoren werden die Wärme Weitere erd- oder grundwassergekoppelte Wärme- übertragerrohre in einer Tiefe von max. 2 m unter pumpen-Systeme sind solche mit Direktverdamp- Gelände horizontal verlegt (Abb. 4). Sie funktionie- fung und Geothermische Brunnenanlagen. Diese ren nach dem gleichen Prinzip wie Erdwärmesonden, Systeme bedürfen ebenfalls einer wasserrechtlichen werden jedoch aufgrund ihres großen Flächenbedarfs Erlaubnis. Für das Erlaubnisverfahren kann der Erlass von bis zur zweifachen Größe der zu beheizenden „Anforderungen des Gewässerschutzes an Erdwärme- Fläche seltener eingesetzt. Erdwärmekollektoren sonden“ sinngemäß herangezogen werden. nutzen die von der Sonne überwiegend im Sommer eingestrahlte Wärmeenergie. Bei der Direktverdampfung, die nur bei Erdwärme- kollektoren eingesetzt wird, sind Kollektor- und Spiralsonden, Schneckensonden und Erdwärme Wärmepumpenkreislauf nicht voneinander getrennt, körbe sind Mischformen von Sonden und Kollek- sondern vereint. toren mit geringeren Einbautiefen als übliche Sonden (meist < 6 m) und einem gegenüber Kollektoren Bei Geothermischen Brunnenanlagen wird etwas kleineren Flächenbedarf. Grundwasser, das über einen oder mehrere eigens hierzu errichtete Brunnen gefördert wird, der Wärmepumpe zugeführt und die Wär- meenergie des Wassers über einen Wärme- tauscher auf den Arbeitsmittelkreislauf der Wärmepumpe übertragen. Anschließend wird das thermisch genutzte Wasser über einen zweiten oder mehrere Brunnen in das Grundwasserstockwerk zurückgeführt, aus dem es entnommen wurde. Bei Nut- zung des obersten Grundwasserstock- werkes kann die Rückführung des Wassers auch mittels Sickerschacht erfolgen. Gebäudekühlung Mit Ausnahme der auf Verdampfung bzw. Direktverdampfung basierenden Wärme übertrager-Typen können alle Systeme auch zum Eintrag von Wärme in den Un- tergrund und damit zur Gebäudekühlung genutzt werden. Unterschieden wird hier- bei die aktive Kühlung unter Zuhilfenahme der Wärmepumpe von der passiven bzw. freien Kühlung ohne Einsatz der Wärme- pumpe. Abb. 4: Erdwärmekollektoren. 9
Hessisches Landesamt für Umwelt und Geologie Funktionsweise und Effizienz der flüssiger einströmende Kältemitteldampf verflüssigt Wärmepumpenanlage sich unter Abgabe von Wärme an das Heizungs system. Noch immer unter hohem Druck stehend, Die Wärmepumpe ermöglicht es, Umweltwärme aus wird das flüssige Kältemittel im Entspannungsventil Luft, Wasser oder Erdreich durch den Einsatz mecha- entspannt, wodurch es wieder abkühlt. Anschlie- nischer oder thermischer Antriebsenergie von einem ßend wird es wieder dem Verdampfer zugeleitet, so niedrigen Temperaturniveau (z. B. 0–10 °C) auf ein dass der Kreislauf von neuem beginnt. zum Heizen und zur Warmwasserbereitung nutz- bares Temperaturniveau (z. B. 35–55 °C) anzuheben. Auch der in jedem Haushalt vorhandene Kühlschrank basiert auf diesem Prinzip: Dem Innenraum des Die Hauptkomponenten einer Wärmepumpe sind Kühlschranks (= Erdreich) wird Wärme entzogen, Verdampfer, Verdichter, Verflüssiger und Entspan- die dann auf ein höheres Temperaturniveau an nungsventil (Abb. 5). Sie werden in einem stetigen gehoben und an der Rückseite des Kühlschranks Kreislauf von einem Kältemittel durchströmt: Flüs- (= Heizungssystem) an die Umgebungsluft abge siges, kaltes Kältemittel strömt in den Verdampfer, geben wird. wo es bei niedrigem Druck unter Aufnahme von Umweltwärme (z. B. aus der Erdwärmesonde) ver- Die von der Wärmepumpe abgegebene Heizwärme dampft. Der Kältemitteldampf wird vom Verdichter setzt sich somit aus der aufgenommenen Umwelt- angesaugt und unter Zuführung mechanischer wärme (z. B. aus der Erdwärmesonde) und der zum Antriebsenergie komprimiert. Druck und Temperatur Antrieb des Wärmepumpen-Verdichters benötigten des gasförmigen Kältemittels steigen bei diesem Vor- Energie zusammen, die ebenfalls in Wärme umge- gang an. Der dann unter hohem Druck in den Ver- wandelt wird. Als Verdampferleistung wird dabei die 2 Der Verdichter komprimiert das dampfförmige Arbeitsmittel unter Verbrauch mechanischer oder elektrischer Energie (W), wobei sich dieses weiter erwärmt. Verdichter Verdampfer W Verflüssiger 1 3 Im Verdampfer nimmt Q ab Im Verflüssiger gibt das das kalte flüssige erwärmte dampfförmige Arbeitsmittel Energie Arbeitsmittel thermische (Qzu) aus der Erd- Energie (Qab) an das Heiz- wärmesonde auf und verdichten system ab und kondensiert verdampft. (d. h. es wird wieder verdampfen flüssig), wodurch seine Temperatur abnimmt. verflüssigen Q zu entspannen Entspannungsventil 4 Am Entspannungsventil dehnt sich das flüssige Arbeits- mittel aus, seine Temperatur nimmt weiter ab. Im Verdampfer beginnt der Kreislauf von neuem. Abb. 5: Funktionsschema einer Wärmepumpe. 10
Erdwärmenutzung in Hessen Leistung bezeichnet, mit welcher der Verdampfer der pflichtiger elektrischer Energie (Strom) aufzuwenden, Wärmepumpe Umweltwärme aufnehmen kann. Die die restlichen 3/4 werden mit kostenfreier Umwelt- Summe aus Verdampferleistung und Antriebsleistung wärme (z. B. Erdwärme) bereitgestellt. (= Stromaufnahme) entspricht hierbei der Heizleis tung der Wärmepumpe. Durch verschiedene Maßnahmen kann die Jahres arbeitszahl bzw. Effizienz einer Wärmepumpen- Das Verhältnis aus bereitgestellter Heizwärme und Anlage positiv beeinflusst werden: Antriebsenergie des Wärmepumpen-Verdichters be- schreibt die Effizienz einer Wärmepumpe. Das für Senkung der Vorlauftemperatur des Heiz einen definierten Betriebspunkt bestimmte Verhältnis systems wird als Leistungszahl bzw. COP (= Coefficient of Die Vorlauftemperatur des Heizsystems sollte 35 °C Performance) bezeichnet1. Die Leistungszahl ist ver- möglichst nicht überschreiten. Dies erfordert in der gleichbar mit dem Wirkungsgrad eines Heizkessels. Regel den Einsatz von Fußboden- oder Wandflächen- Anhand der Leistungszahl lassen sich Wärmepumpen heizungen. Bodenfliesen ermöglichen bei Fußboden- vergleichen: je höher desto besser! Moderne Wärme- heizung geringere Vorlauftemperaturen als Teppich- pumpen erreichen bei optimalen Bedingungen boden. Leistungszahlen bis zu 6. Erhöhung der Temperatur der Wärmequelle Für die Bewertung der Wirtschaftlichkeit der Heiz- Durch den Entzug von Wärme aus dem Erdreich, und Nutzwärmebereitstellung mittels Wärmepum- z. B. mittels Erdwärmesonden, kühlt sich dieses wäh- penanlage ist die Leistungszahl jedoch kein geeig- rend der Heizperiode zunehmend ab, wodurch auch netes Maß, da die Temperatur der Wärmequelle (z. B. die Temperatur der in den Sonden zirkulierenden der Erdwärmesonde) und die Vorlauftemperatur des Wärmeträgerflüssigkeit und letztlich die Leistung der Heizungssystems variieren. Zudem wird neben der Sonden sinkt. Durch Erhöhung der Gesamtlänge Antriebsenergie für den Wärmepumpenverdichter aller Erdwärmesonden einer Anlage reduziert sich auch Antriebsenergie für z. B. das Umwälzen der die Abkühlung, was – relativ betrachtet – einer Erhö- Sole in der Erdwärmesonde und des Wassers in der hung der Temperatur der Wärmequelle entspricht. Heizungsanlage benötigt. Einsatz von Wärmepumpen mit hoher Ein geeignetes Maß für die Wirtschaftlichkeit des Be- Leistungszahl triebs einer Wärmepumpenanlage ist die Jahresar- Da die Jahresarbeitszahl einer Wärmepumpenanlage beitszahl (JAZ), die dem Verhältnis der über ein stets kleiner als die Leistungszahl der Wärmepumpe Jahr bereitgestellten Heizwärme inkl. Warmwasser ist, sollte bereits bei der Wahl der Wärmepumpe auf zu sämtlichen für die Bereitstellung aufgewendeten eine möglichst hohe Leistungszahl geachtet werden. Energien innerhalb dieses Jahres (Antriebsenergie Wärmepumpe, Umwälzpumpen, evtl. Heizstab) ent- Hersteller-unabhängige Informationen zu Wärme- spricht. Die Jahresarbeitszahl der Wärmepumpen pumpen-Leistungszahlen stellt das akkreditierte anlage ist stets kleiner als die Leistungszahl der Wärmepumpenzentrum Buchs (Schweiz) auf seiner Wärmepumpe. Moderne Wärmepumpenanlagen Homepage www.ntb.ch/ies/waermepumpen- können im gut gedämmten Neubau bei einer auf den testzentrum-wpz.html zur Verfügung. Heizwärmebedarf und die geothermische Standort situation optimal angepassten Wärmequellenanlage Elektroheizstab / Brauchwassererwärmung Jahresarbeitszahlen ≥ 4 erreichen. In Wärmepumpen sind teilweise Elektroheizstäbe integriert, die im Falle zu geringer Wärmequellen- Bei einer Jahresarbeitszahl von 4 ist lediglich ein 1/4 temperaturen unterstützen sollen. Dies erhöht den der benötigten Heizenergie in Form von kosten- Stromverbrauch der Anlage. Wärmequellen (Erdwär- 1 Für die in Kombination mit Erdwärmesonden eingesetzten Sole/Wasser-Wärmepumpen wird der COP in der Regel für eine Quelltem- peratur von 0 °C und eine Heiztemperatur von 35 °C bzw. 55 °C angegeben. 11
Hessisches Landesamt für Umwelt und Geologie mesonden) sollten daher so bemessen werden, dass Stromverbrauch. Dies sollte daher bereits bei der der Einsatz von Heizstäben nicht erforderlich ist. Wahl von Sonden- und Heizleitungsrohren sowie auch Umwälzpumpen beachtet werden. Die Erwärmung von Brauchwasser sollte mittels Wärmepumpe und nicht ausschließlich mittels Heiz- Tipps zum richtigen Einsatz von Wärmepumpen stab erfolgen. geben die Broschüre Energie sparen durch Wärme- pumpenanlagen vom Informationszentrum Energie Senkung des Strombedarfs der Hilfsantriebe des Wirtschaftsministeriums Baden-Württemberg2 (Umwälzpumpen) sowie die Checkliste Wärmepumpe von der Verbrau- Überdimensionierte Umwälzpumpen oder Druckver- cherzentrale Energieberatung3. Eine gute Darstel- luste in den Erdwärmesonden oder der Heizungsan- lung, wie sich verschiedene Randbedingungen auf lage, z. B. durch zu kleine Rohrquerschnitte oder die Jahresarbeitszahl auswirken gibt Hönig (2008). zahlreiche Rohrbögen führen zu einem höheren 3. Dimensionierung und Abstände von Erdwärmesonden Bei der Dimensionierung wird die Anzahl und mit 25–30 Jahren angesetzt wird, soll die technische Tiefe der Erdwärmesonden einer Anlage unter Funktionsfähigkeit der Wärmepumpenanlage und die Berücksichtigung des Bedarfs an Heizwärme und langfristig wirtschaftliche Wärmeversorgung aus dem Heizleistung, der (hydro-) geologischen und geother- Untergrund sicherstellen. mischen Gegebenheiten sowie weiterer Rand bedingungen (geothermische Kühlung, Abstände der Bei den vorgenannten Temperaturgrenzen wird von Sonden untereinander, wasserwirtschaftliche Vor einer mittleren Untergrundtemperatur von 11 °C gaben etc.) ermittelt. ausgegangen. Im Heizfall soll die Temperatur des aus der Wärmepumpe in die Sonde strömenden Wärme- In Deutschland erfolgt die Dimensionierung von Erd- trägermittels im Wochenmittel somit eine Tempera- wärmesonden überwiegend nach der VDI-Richtlinie tur von 0 °C nicht unterschreiten. Im Einzelwert (bei 4640-2, nach der das wesentliche Kriterium der Spitzenlast) soll die Temperatur des in die Sonde Dimensionierung die Einhaltung bestimmter Tempe- strömenden Wärmeträgermittels -6 °C nicht unter- raturgrenzen für das in den Erdwärmesonden zirku- schreiten. lierende Wärmeträgermittel ist: „Die Temperatur des zu der/den Erdwärmesonde(n) zurückkehrenden Da die Leistung einer erdgekoppelten Wärmepum- Wärmeträgermediums soll im Dauerbetrieb penanlage wesentlich vom spezifischen Heizwärme- (Wochenmittel) den Grenzbereich von ± 11 K Tem- und Heizleistungsbedarf des zu beheizenden Gebäu- peraturänderung gegenüber der ungestörten Erd- des sowie der jeweiligen hydrogeologischen und reichtemperatur nicht überschreiten; bei Spitzenlast geothermischen Situation abhängt, muss die Dimen- soll ± 17 K Temperaturänderung nicht überschritten sionierung stets auf den Einzelfall abgestimmt wer- werden“. Die Einhaltung dieser Grenzen während den. Nur bei guter Kenntnis aller Randbedingungen der gesamten Betriebsdauer, die in der Planung meist sind die vorgenannten Ziele – die technische Funk 2 Download: www.wm.baden-wuerttemberg.de 3 Download: www.verbraucherzentrale-energieberatung.de 12
Erdwärmenutzung in Hessen tionsfähigkeit und die langfristige wirtschaftliche Bohrtiefen ≤ 50 m bzw. mindestens 6 m für Bohrtie- Wärmeversorgung – zu erreichen. fen > 50 m haben. Größere Abstände wirken sich dabei positiv auf die Leistung der Sonden aus. Für Erdwärmesondenanlagen mit einer Heizleistung bis zu 30 kW kann die Bemessung gemäß VDI 4640- Erdwärmesonden benachbarter Anlagen können sich 2 bei Einhaltung der o. g. Temperaturgrenzen anhand bei zu geringem Abstand gegenseitig thermisch be- sog. spezifischer Entzugsleistungen erfolgen, die für einflussen, wodurch sich z. B. im Heizfall niedrigere unterschiedliche Gesteine vorliegen. Die spezifischen Untergrundtemperaturen sowie niedrigere Wärme- Entzugsleistungen und die für deren Anwendung trägermittel-Temperaturen in den Sonden einstellen erforderlichen Voraussetzungen können der VDI als dies bei einer Anlage ohne Nachbaranlage der Fall 4640-2 entnommen werden. wäre. Daher sollte der Abstand von Erdwärmesonden zu Nachbargrundstücken gemäß VDI 4640-1 so groß Für Erdwärmesondenanlagen mit einer Heizleistung wie möglich gewählt und zur Vermeidung negativer größer 30 kW oder solchen, bei denen die Vorausset- Einflüsse ein Mindestabstand von 10 m zwischen zungen für eine Anwendung der spezifischen Ent- Erdwärmesonden benachbarter Anlagen eingehalten zugsleistungen nicht gegeben sind, muss die korrekte werden. Dimensionierung der Erdwärmesonden gemäß VDI 4640-2 durch Berechnungen nachgewiesen werden. Zur Abschätzung einer möglichen ein- oder gegensei- Dies erfolgt üblicherweise durch die Bestimmung der tigen thermischen Beeinflussung zweier benachbar- effektiven Wärmeleitfähigkeit des Untergrundes mit- ter Erdwärmesonden sollte die Fließrichtung und tels Thermischen Response Test (TRT) und der Fließgeschwindigkeit des Grundwassers berücksich- Simulation des Betriebs der geplanten Erdwärmeson- tigt werden. denanlage mittels Spezialsoftware. Da bei einem zu geringen Abstand von benachbarten Nicht anwendbar sind die spezifischen Entzugs Erdwärmesondenanlagen zudem von einer Aufsum- leistungen gemäß VDI 4640-2 bei einer größeren mierung der thermischen Auswirkungen auf das Anzahl kleiner Anlagen auf einem begrenzten Are- Grundwasser auszugehen ist, sollte auch aus Sicht al, z. B. in Neubaugebieten. Auch für einen frost- des Grundwasserschutzes ein Abstand zwischen freien Betrieb von Erdwärmesonden, wie er in Hes- Sonden benachbarter Anlagen von 10 m eingehalten sen für bestimmte Gebiete gefordert wird, sind die werden (vgl. Abschnitt 4). Voraussetzungen für eine Dimensionierung anhand der spezifischen Entzugsleistungen der VDI 4640-2 Neben dem Abstand zwischen Erdwärmesonden ist nicht gegeben. auch der Abstand der Sonden zur Grundstücksgren- ze zu beachten. Beträgt dieser weniger als 5 m, muss durch die Bergaufsicht geprüft werden, ob eine ther- Aufgrund einer gegenseitigen thermischen Beeinflus- mische Beeinflussung von Nachbargrundstücken sung ist der Abstand zwischen Erdwärmesonden vorliegt. Ist dies der Fall, ist eine bergrechtliche Ge- eine wichtige Planungsgröße. Hierbei muss zwischen winnungsberechtigung erforderlich (vgl. Abschnitt 4). dem Abstand der Sonden innerhalb einer Anlage und der Sonden zweier oder mehrerer benachbarter An- lagen unterschieden werden. Bis zu einer Heizleistung von 30 kW sollte der Min- destabstand von Erdwärmesonden daher 5 m zur Die Erdwärmesonden einer Anlage sollten gemäß Grundstücksgrenze bzw. 10 m zur nächstgelegenen VDI 4640-2 einen Abstand von mindestens 5 m für Anlage betragen. 13
Hessisches Landesamt für Umwelt und Geologie 4. Grundlagen und Ablauf des Erlaubnisverfahrens Wasserrecht Anforderungen des Gewässer schutzes an Erdwärmesonden Zum Schutz der Gewässer als Bestandteil des Natur- haushalts, als Lebensgrundlage des Menschen, als In Hessen wird das für Erdwärmesonden erforder- Lebensraum für Tiere und Pflanzen sowie als nutz- liche Erlaubnisverfahren durch den Erlass Anforde- bares Gut, fordert das Wasserhaushaltsgesetz (WHG) rungen des Gewässerschutzes an Erdwärmesonden die nachhaltige Bewirtschaftung der Gewässer. Zu vom 25. August 2011 (StAnz. 40/2011, S. 1228) diesen Gewässern zählt auch das Grundwasser, aus geregelt4.Dieser fasst die sich aus den vorgenannten dem in Hessen über 90 % des Trinkwassers der Gesetzen und anderen Regelungen, z. B. zum Um- öffentlichen Versorgung gewonnen wird. gang mit wassergefährdenden Stoffen ergebenden Anforderungen an die Errichtung und den Betrieb Das WHG verpflichtet jede Person, bei Maßnah- von Erdwärmesonden zusammen und regelt den men, mit denen Einwirkungen auf das Grundwasser Ablauf des Genehmigungsverfahrens. Im Hinblick auf verbunden sein können, die nach den Umständen die Neuregelung des Bundesrechtes ist die Geltungs- erforderliche Sorgfalt anzuwenden, um u.a. eine dauer des Erlasses bis zum 31. Dezember 2011 nachteilige Veränderung der Grundwassereigenschaf- befristet. Die Verlängerung der Regelung in weitge- ten zu vermeiden. hend unveränderter Form bis zum 31. Dezember ist vorgesehen. Änderungen gegenüber der bisherigen Für Erdwärmesonden stellt z.B. die Bohrtätigkeit und Regelung vom 8. Juni 2004 (StAnz. 26/2004, das Einbringen von Stoffen bei der Bohrlochverfül- S. 2159) beruhen auf Änderungen der gesetzlichen lung eine Benutzung dar (§ 9 Abs. 1 Nr. WHG). Die Vorgaben, z. B. des WHG sowie auf Erfahrungen und Verwendung von Bohrspülzusätzen, das Verbinden neuen Erkenntnissen, z. B. zum Verhalten von Ver- verschiedener Grundwasserstockwerke und das füllbaustoffen bei Frost-Tauwechseln. Durchbohren von schützenden Grundwasserdeck- schichten stellen Maßnahmen dar, die geeignet sind, Die Anforderungen des Gewässerschutzes an Erd- dauernd oder in einem nicht nur unerheblichen Aus- wärmesonden gelten für Erdwärmesonden-Anlagen maß nachteilige Veränderungen der Wasserbeschaf- mit einer Wärmepumpenheizleistung bis 30 kW und fenheit herbeizuführen und stellen eine Benutzung für solche, die zur Gebäudekühlung genutzt werden. dar (§ 9 Abs. 2 Nr. 2 WHG). Alle diese Maßnahmen Sie gelten nicht für Erdwärmekollektoren, bei denen bedürfen einer Erlaubnis oder Bewilligung (§ 8 dem Erdreich Wärme entzogen oder zugeführt wird WHG). Beim Betrieb einer Erdwärmesonde kann der und bei denen die Kollektoren mindestens 1 m über Wärmeentzug oder -eintrag oder das Auslaufen eines dem höchsten Grundwasserstand liegen. Weiter gel- wassergefährdenden Wärmeträgermittels aus der ten sie nicht für sog. Erdwärmekörbe, Spiral- oder Erdwärmesonde im Falle von Undichtigkeiten zu Schneckensonden, sofern eine maximale Einbautiefe einer nachteiligen Veränderung der Beschaffenheit von 3 m nicht überschritten wird. Es wird davon aus- des Grundwasser führen. Bei der Bohrtätigkeit ist gegangen, dass diese Anlagen nur geringe Auswir- § 49 WHG als Spezialnorm zu beachten. kungen auf das Grundwasser haben und demnach keine Benutzung nach § 9 WHG vorliegt. Bei größe- Die Errichtung und der Betrieb von Erdwärmeson- ren Einbautiefen oder bei einem Abstand von weni- den sind nach dem Wasserhaushaltsgesetz (WHG) ger als 1 m zum höchsten Grundwasserstand werden grundsätzlich erlaubnispflichtig. diese Anlagen wie Erdwärmesonden behandelt. 4 auch als Download unter: www.hmuelv.hessen.de > Umwelt > Gewässerschutz > Anlagen- und stoffbezogener Gewässerschutz > Erdwärmesonden oder www.hlug.de > Geologie > Erdwärme 14
Erdwärmenutzung in Hessen Mit der Festlegung des Gültigkeitsbereichs der Anfor- werden könnten, sind Erdwärmesonden nur frostfrei derungen auf Anlagen mit einer Heizleistung bis 30 zu betreiben. Ein frostfreier Betrieb ist gewährleistet, kW wird der Unterscheidung der VDI-Richtlinie wenn die Erdwärmesonden mit Wasser als Wärme- 4640 zwischen „kleinen Anlagen“ mit einer Heiz trägermittel betrieben werden. Bei der Verwendung leistung bis 30 kW und „großen Anlagen“ mit einer von zulässigen wassergefährdenden Wärmeträger- Heizleistung über 30 kW gefolgt. Kleine Anlagen flüssigkeiten (WGK 1) muss der frostfreie Betrieb der zeichnen sich nach der VDI-Richtlinie zudem durch Erdwärmesonde(n) in vorgenannten Gebieten durch in der Regel max. 2 400 Jahresbetriebsstunden aus. einen nicht manipulierbaren „Frostwächter“ nach- Als weiteres Kennzeichen kleiner Anlagen im Sinne weislich sichergestellt werden. der VDI 4640 eignet sich daher auch die im Laufe eines Betriebsjahres von der Wärmepumpe bereit gestellte Wärmemenge, die 72 MWh/a nicht über- Bergrecht schreiten sollte. Erdwärme ist gemäß § 3 Abs. 3 Nr. 2b des Bundes- berggesetzes (BBergG) ein „bergfreier Bodenschatz“. Kennzeichen „kleiner Anlagen“ im Sinne der VDI- Dies bedeutet, dass Grundstückseigentum nicht zur Richtlinie 4640: Erdwärmegewinnung berechtigt. Vielmehr ist für die > Heizleistung: max. 30 kW Erdwärmegewinnung grundsätzlich eine bergrecht- > Jahresbetriebsstunden: max. 2 400 h liche Gewinnungsberechtigung (Bewilligung gemäß > Heiz- und Brauchwärme: max. 72 MWh/a § 8 BBergG) erforderlich. Keine Erdwärmegewin- nung ist aber nach § 4 Abs. 2 Nr. 1 BBergG die Erd- Zudem wird aufgrund des umfangreichen Eingriffs wärmeentnahme in einem Grundstück aus Anlass in den Untergrund seitens des HLUG ab einer Ge- oder im Zusammenhang mit dessen baulicher oder samtlänge aller Erdwärmesonden einer Anlage sonstiger städtebaulicher Nutzung. Bei einer Erdwär- ≥ 750 m von einer großen Anlage ausgegangen. meentnahme im Rahmen dieser Ausnahmeregelung darf benachbarten Grundstücken keine Erdwärme Bei Einhaltung der in den Anforderungen des Ge- entzogen werden (Abb. 6). wässerschutzes an Erdwärmesonden genannten Voraussetzungen kann das Erlaubnisverfahren bei Bei der Beurteilung der Frage, ob eine Beeinflussung Erdwärmesondenanlagen bis 30 kW Heizleistung in von Nachbargrundstücken vorliegt, wird fachlich „günstigen Gebieten“ mit vereinfachten Antragsun- davon ausgegangen, dass die Erdwärmeentnahme terlagen durchgeführt werden (Abschnitt 7). dann in einem Grundstück im Zusammenhang mit dessen baulicher Nutzung erfolgt, wenn die Heiz Für große Erdwärmesondenanlagen mit einer Heiz- leistung der Geothermieanlage 30 kW nicht über- leistung von mehr als 30 kW sind die Anforderungen schreitet sowie zwischen Erdwärmebohrung und des Gewässerschutzes an Erdwärmesonden als den Grundstücksgrenzen jeweils ein Abstand von Mindestanforderungen zu berücksichtigen. Die 5 m eingehalten wird. Davon abweichende Fälle Standortbeurteilung (Abschnitt 5) ist aufgrund des erfordern eine genauere Betrachtung. Entweder kann umfangreicheren Eingriffs in das Grundwasser und auf Grund von Projektbesonderheiten, wie Erdwär- den Boden auf diese Anlagen nicht übertragbar. menutzung im geringen Umfang, geringfügige Unter- schreitung des Abstands von 5 m oder Entzug von In wasserwirtschaftlich ungünstigen Gebieten und in Erdwärme über einen großen Tiefenbereich ange- hydrogeologisch ungünstigen Gebieten (Abschnitt 5), nommen werden, dass lediglich das Grundstück des wenn bei letzteren durch Bohrungen die Grundwas- Bauherrn betroffen ist. Oder aber es handelt sich um serüberdeckung durchbohrt und Grundwasserleiter Erdwärmegewinnung, die nur nach Erteilung einer mit unterschiedlichen Druckniveaus oder unter- bergrechtlichen Gewinnungsberechtigung zulässig schiedlicher Beschaffenheit miteinander verbunden ist. Der Inhaber einer bergrechtlichen Gewinnungs- 15
Hessisches Landesamt für Umwelt und Geologie Grundstück A Grundstück B Keine Gewinnung gemäß § 4 BBergG Keine bergrechtliche Bewilligung erforderlich Einflussbereich Einfl fluussb bereich Grundstück A Grundstück B Gewinnung gemäß § 4 BBergG Bergrechtliche Bewilligung erforderlich Einflussbereich Ein nfl fluussb bere be eich Abb. 6: Abhängigkeit der bergrechtlichen Genehmigungsvoraussetzung vom Einflussbereich. berechtigung kann Erdwärme aus allen Grund Bergaufsicht ist auch der Bohrunternehmer gegen- stücken entziehen, die innerhalb des zur Berechti- über der Bergbehörde direkt verantwortlich und wird gung gehörenden Feldes liegen. aufgrund seiner Fachkunde auch erster Ansprech- partner sein. Bei Bohrungen bis 100 m Tiefe verblei- Unabhängig hiervon unterliegen nach § 127 BBergG ben die Pflichten allein bei den Bauherren. alle Bohrungen, die mehr als 100 m in den Boden eindringen sollen, der Bergaufsicht. Nach § 127 BBergG sind Beginn und Einstellung der Bohr Lagerstättengesetz arbeiten mindestens zwei Wochen vorher der Berg- behörde anzuzeigen. Im Regelfall wird für diese Boh- Gemäß § 4 des Lagerstättengesetzes, zuletzt geändert rungen kein Betriebsplan gefordert. Bei allen am 10.11.2001, sind alle Bohrungen vom Bohrun- Bohrungen über 100 m ist die „Bergverordnung für ternehmen zwei Wochen vor Beginn der Arbeiten Tiefbohrungen, Tiefspeicher und für die Gewinnung dem Hessischen Landesamt für Umwelt und Geolo- von Bodenschätzen durch Bohrungen (Tiefbohrver- gie anzuzeigen (Vordruck siehe Anlage 2). Nach Ab- ordnung)“ zu beachten. Nur für die Bohrungen unter schluss der Bohrung ist das Bohrergebnis mitzuteilen. 16
Erdwärmenutzung in Hessen 5. Standortbeurteilung In Abhängigkeit von der hydrogeologischen Situation Die Standortbeurteilung erfolgt ausschließlich im eines Standortes können Eingriffe in den Untergrund, Hinblick auf eine mögliche Grundwassergefähr- z. B. Bohrungen für Erdwärmesonden, unterschied- dung. Sie ist keine Beurteilung der technischen liche und auch nachteilige Auswirkungen auf das Durchführbarkeit eines Vorhabens oder des geo- Grundwasser haben. Daher können in Gebieten, die thermischen Potenzials. zum Wohl der Allgemeinheit als Wasser- oder Heil- quellenschutzgebiete festgesetzt oder vorgesehen Das Ergebnis der hydrogeologischen und wasserwirt- sind, bestimmte Handlungen, wie z. B. Bohrungen, schaftlichen Beurteilung ist beispielhaft in Abb. 10, verboten oder nur eingeschränkt zulässig sein das der wasserwirtschaftlichen Beurteilung in (§§ 50 bis 53 WHG i. V. m. Wasser- und Heilquellen- Abb. 11 wiedergegeben. Die jeweils aktuelle Abgren- schutzgebietsverordnungen, Verordnung über Anla- zung dieser Gebiete ist in Kartenform unter www. gen zum Umgang mit wassergefährdenden Stoffen hlug.de für alle hessischen Landkreise und kreis- und über Fachbetriebe (VAwS)). Daneben können freien Städte veröffentlicht. Diese Karten sind für die auch spezielle hydrogeologische Untergrundgege- Zuordnung eines Standortes zu verwenden. Ist eine benheiten Verbote und Einschränkungen erforderlich sichere Zuordnung eines Standortes nicht möglich, machen. gibt die zuständige Wasserbehörde oder das HLUG auf Anfrage Hilfestellung. Diese standörtlichen Randbedingungen werden im Genehmigungsverfahren für Erdwärmesonden durch eine vom HLUG für Hessen fortlaufend aktualisierte 5.1 Hydrogeologische Standort hydrogeologische und wasserwirtschaftliche Stand- beurteilung Grundlagen ortbeurteilung berücksichtigt. Die Standortbeur teilung unterscheidet zwischen hydrogeologisch Die thermische Beanspruchung des Untergrundes günstigen und ungünstigen Gebieten sowie wasser- und des Grundwassers durch einzelne Erdwärme- wirtschaftlich günstigen, ungünstigen und unzu sondenanlagen mit einer Heizleistung bis 30 kW ist lässigen Gebieten. Die Grundlagen für diese Beurtei- aus hydrochemischer Sicht als unerheblich zu be lung werden in den folgenden Abschnitten erläutert. trachten. Auswirkungen auf die Grundwasserfauna sind bei diesen Anlagen nach heutigem Kenntnis- Durch die Verschneidung dieser Gebiete ergibt sich stand vernachlässigbar. Die hydrogeologische Be die für das Genehmigungsverfahren maßgebende urteilung kleiner Erdwärmesondenanlagen erfolgt Unterteilung der Landesfläche Hessens in drei Ge- daher im Hinblick auf eine mögliche Beeinflussung bietstypen (siehe Kasten). des Grundwassers durch die Bohrarbeiten und durch den Ausbau der Bohrung. Aufgrund des umfang reicheren Eingriffs in den Unter- grund ist diese Beurteilung nur günstige Gebiete: bedingt auf große Anlagen mit Hydrogeologische und wasserwirtschaftliche Situation günstig. einer Heizleistung über 30 kW Keine gesonderte Beurteilung des Vorhabens erforderlich. übertragbar. ungünstige Gebiete: Abhängig von der jeweiligen Hydrogeologische und/oder wasserwirtschaftliche Situation ungünstig. geologisch/hydrogeologischen Gesonderte Beurteilung des Vorhabens erforderlich. Situation ergeben sich in diesem Zusammenhang folgende hydro unzulässige Gebiete: geologische Beurteilungen: Die Errichtung von Erdwärmesonden ist aufgrund der wasserwirt- schaftlichen Situation unzulässig. 17
Hessisches Landesamt für Umwelt und Geologie Hydrogeologisch günstig sind – bei Einhaltung Hohe Wasserdurchlässigkeit: der in Abschnitt 6 formulierten Anforderungen – Insbesondere in hoch durchlässigen Kluft- und Karst- Gebiete mit mittlerer bis geringer Wasserdurchlässig- grundwasserleitern mit in der Regel sehr hohen keit der Gesteine und keiner wesentlichen Grund- Fließgeschwindigkeiten weist die durch eine Boh- wasserstockwerkstrennung. Unter einer wesent- rung verursachte Trübung des Grundwassers eine lichen Stockwerkstrennung ist gemäß LAWA (2002) hohe Reichweite auf. Erreicht die Trübung eine Was- eine weiträumig wirksame Stockwerkstrennung zu sergewinnungsanlage oder ein Oberflächengewässer, verstehen, die zu deutlich unterschiedlichen Grund- so können diese zeitweilig beeinträchtigt werden. wasserständen bzw. hydraulischen Druckhöhen oder Eine Gegenmaßnahme kann hier z. B. das Mitführen Grundwasserbeschaffenheiten der einzelnen Stock- einer Hilfsverrohrung beim Bohren sein. werke führt (Abb. 7). Darüber hinaus sind Probleme mit der Verpressung Hydrogeologisch ungünstig sind Gebiete mit der Bohrlöcher beim Antreffen großer Klüfte bzw. nennenswerten Grundwasser-, Mineralwasser- oder Karsthohlräume möglich. Es ist deshalb nicht sicher- Heilwasservorkommen, die durch eine Grundwasser gestellt, dass eine Bohrung in diesem Fall überhaupt überdeckung geschützt werden. Ungünstig sind auch ordnungsgemäß vollständig und dauerhaft wasser- Gebiete mit hoher Wasserdurchlässigkeit der Ge- dicht verpresst werden kann. steine, einer wesentlichen, d. h. weiträumigen Stock- werkstrennung, mit Aufstiegszonen von CO2 oder Eine Besonderheit sind in diesem Zusammenhang hoch mineralisierten Wässer oder mit artesisch Gebiete des Altbergbaus. Fährt eine Erdwärmeboh- gespannten Grundwasservorkommen sowie mit Tie- rung einen Hohlraum eines untertägigen Grubenge- fengrundwasserleitern (insbesondere im Festgestein), bäudes an, kann eine solche Bohrung nicht mit ver- die nicht angefahren oder durchteuft werden sollten. tretbarem Aufwand gegen die häufig wassergefüllten Ungünstig sind zudem Gebiete mit quellfähigen Hohlräume zuverlässig und dauerhaft abgedichtet Gesteinen, wie Anhydrit und bestimmten Tonen. werden. In solchen Gebieten ist daher eine Voran Humus Sand und Kies oberes Grundwasserstockwerk Grundwasser Ton und Lehm (Grundwassernichtleiter) Sand und Kies unteres Grundwasserstockwerk Grundwasser Ton und Lehm (Grundwassernichtleiter) Abb. 7: Schematische Darstellung eines Grundwasserstockwerksbaus. 18
Erdwärmenutzung in Hessen frage bei der Bergbehörde unabdingbar. Bei der oberes hydrogeologischen Standortbeurteilung wurden die Grundwasser- Gebiete des Altbergbaus nicht berücksichtigt. stockwerk Grundwasserstockwerksbau und artesische Druckverhältnisse: Grundwasser Wird durch eine Erdwärmebohrung eine hydrau- lische Verbindung zweier ansonsten weiträumig Grundwassernichtleiter getrennter Grundwasserstockwerke verursacht, so kann dies bei unterschiedlichen hydraulischen unteres Druckhöhen und einer unzureichenden Abdichtung Grundwasser- stockwerk des Bohrlochs zu einem Übertritt von Wasser aus einem in das andere Stockwerk führen (Abb. 8). Bei unterschiedlichen Beschaffenheiten der Grund- Grundwasser wässer oder vorhandenen Grundwasserverun reinigungen ist eine solche Stockwerksverbindung kritisch. Die Schaffung derartiger hydraulischer Ver- Grundwassernichtleiter bindungen kann zu Schädigungen führen, die eine Abb. 8: Unzureichend abgedichtete Erdwärmebohrung. spätere Nutzung der betroffenen Stockwerke, z. B. Grundwasser strömt in diesem Beispiel von einem zur Trinkwassergewinnung, nicht mehr zulassen. höheren in ein tieferes Grundwasserstockwerk. Bei einem höheren Druckniveau im tieferen Stockwerk Besonders kritisch ist das Erschließen von artesisch (gespanntes Grundwasser) kann auch ein Aufstieg gespanntem Grundwasser, das unter so hohem Druck des Grundwassers in das obere Stockwerk oder sogar bis zur Geländeoberfläche stattfinden. steht, dass es frei aus dem Bohrloch zutage tritt. Treten in einem solchen Fall große Wassermengen zutage, kann es zu er- heblichen Problemen bei der Abdich- tung der Bohrung kommen. Zeigen sich bereits bei den Bohrar- beiten für eine Erdwärmesonde große Druckunterschiede, muss das Bohrloch daher bis zur Basis des oberen Grund- wasserstockwerks wasserdicht rückver- füllt und die Erdwärmenutzung auf das obere Stockwerk beschränkt werden. In diesen Fällen ist die Genehmigungs- behörde zu informieren. Bohrfirmen müssen aus diesem Grund stets ausrei- chend Material und die erforderliche Technik für eine Beherrschung hoher Wasserdrücke im Bohrloch und für eine vollständige Verpressung an der Bohr- stelle vorhalten. Durch eine ordnungsgemäße Abdich- tung von Bohrungen können dauer- Abb. 9: Verpresste Sondenbohrung. 19
Übersichtskarte Hydrogeologische und wasserwirtschaftliche Standortbeurteilung für die Errichtung von Erdwärmesonden in Hessen Bearbeitung: S. RUMOHR 0 15 30 km Kassel Korbach Die vorliegende Karte dient nur der Übersicht; eine differenzierte Standortbeurteilung ermöglichen die im Internet unter www.hlug.de Eschwege veröffentlichten Karten. Die dargstellte Standortbeurteilung setzt die Einhaltung der in diesem Leitfaden aufgeführten Homberg technischen Anforderungen an Bauausführung und Betrieb voraus. Gebiete innerhalb kontaminierter Bereiche von Altlasten, schädlichen Boden- veränderungen oder Grundwasser- veränderungen sowie mit Alt- Bad Hersfeld bergbau sind in der vor- Marburg liegenden Karte nicht berücksichtigt. Lauterbach Gießen Fulda Wetzlar
Limburg Friedberg Bad Homburg Bad Schwalbach Frankfurt a.M. Hanau Hofheim Offenbach Wiesbaden Standortbeurteilung Wasserwirtschaftlich und hydrogeologisch günstig Gebiete mit mittlerer bis geringer Wasserdurchlässigkeit ohne eine Groß-Gerau wesentliche Stockwerkstrennung und ohne Vorkommen von höher mine- Darmstadt ralisierten Grundwässern bzw. CO2- Aufstiegszonen bei gleichzeitiger Lage außerhalb von Wasser- und Heilquellenschutzgebieten oder in Die dargestellten Trinkwasser- und Heil- deren weiteren qualitativen Schutzzonen WSG IIIB und HQSG III/2 quellenschutzgebietszonen entsprechen einer für diese Fragestellung interpretierten Form und Wasserwirtschaftlich und/oder hydrogeologisch ungünstig stellen den Bearbeitungsstand des Hessischen Gebiete in den Zonen WSG III und IIIA sowie HQSG III, III/1 und B sowie Landesamtes für Umwelt und Geologie Gebiete mit nennenswerten Grundwasser-, Mineralwasser- oder Heil- (HLUG) vom 5.7.2011 dar. Erbach wasservorkommen, die durch eine Grundwasserüberdeckung geschützt Es wird darauf hingewiesen, dass durch Heppenheim werden. Ungünstig sind auch Gebiete mit hoher Wasserdurchlässigkeit diese Interpretation einzelne Zonen nicht der Gesteine, einer wesentlichen, d.h. weiträumigen Stockwerkstrennung, dargestellt werden. Somit stellen diese mit Aufstiegszonen von CO2 oder hoch mineralisierten Wässer oder mit hier vorgelegten Abgrenzungen keine Über- artesisch gespannten Grundwasservorkommen sowie Tiefengrundwasser- sicht der Trinkwasser- und Heilquellenschutz- leiter (insbesondere im Festgestein), die nicht angefahren oder durchteuft gebiete dar. werden sollten. Ungünstig sind zudem Gebiete mit quellfähigen Gesteinen, wie Anhydrit und bestimmten Tonen. Eine solche Übersicht kann im HLUG gesondert angefordert werden. Wasserwirtschaftlich unzulässig Gebiete in den Zonen WSG I, II und HQSG I, II sowie HQSG A Topographische Grundlage: ATKIS® DLM1000; © Bundesamt für Kartographie und Geodäsie, 2006 Hessisches Landesamt für Umwelt und Geologie
Hessisches Landesamt für Umwelt und Geologie hafte hydraulische Verbindungen zweier oder mehre- Die hydrogeologische Beurteilung wird wesentlich rer Grundwasserstockwerke in der Regel mit hoher durch die geologische und somit auch hydrogeolo- Sicherheit ausgeschlossen werden. Die Erfahrung gische Situation bestimmt. Im Einzelnen werden z. B. zeigt jedoch, dass es insbesondere in Gebieten mit die südlich von Korbach und Marburg vorkom- deutlicher Verkarstung oder Zerklüftung des Unter- menden Karbonatgesteine aufgrund ihrer hohen grundes oder beim Vorkommen stark gespannter Grundwasserdurchlässigkeiten oder die Sulfatge- Grundwässer zu einer unzureichenden Verpressung steine im Richelsdorfer Gebirge als hydrogeologisch von Bohrlöchern kommen kann. ungünstig beurteilt. Die Bereiche von Bad Vilbel, Friedberg, Bad Wildungen, Ebersburg, Bad Zwesten, Aufgrund der vorgenannten Risiken sollte die Erd- Selters u. a. werden aufgrund des Vorkommens von wärmenutzung gemäß den Anforderungen des Mineralwasser und CO2-Aufstiegszonen als hydroge- Gewässerschutzes an Erdwärmesonden auf den ologisch ungünstig beurteilt. Grundwasserstock- obersten, ungespannten Grundwasserleiter be- werksbau mit unterschiedlichen Druckpotenzialen schränkt werden. und Beschaffenheiten sowie das Vorhandensein arte- sisch gespannter Wässer sind Gründe für die ungüns tige Beurteilung z. B. von Teilen des Stadtgebietes von Frankfurt a. M. Vorkommen von höher mineralisierten Grund wässern oder CO2: Die Erfahrungen zeigen, dass Mineralwasser- und Erdwärmekollektoren, Erdwärmekörbe insbesondere die häufig damit verbundenen CO2- Erdwärmekollektoren und Erdwärmekörbe erreichen Vorkommen sensibel auf hydraulische Eingriffe wie aufgrund der geringen Einbautiefe das Grundwasser Bohrungen reagieren. Insbesondere in Fällen, bei i. d. R. nicht. Der Bodeneingriff ist dann vergleichbar denen die Grundwasserströmung durch Gaslift (Auf- mit der Errichtung eines unterkellerten Gebäudes. stieg des Grundwassers durch das Vorkommen von Eine etwaige Reduzierung der Niederschlagsver gasförmigem CO2) beeinflusst ist, können auch kurz- sickerung durch die Vereisung des Oberbodens im fristige Eingriffe zu nachhaltigen Veränderungen der Winter ist aufgrund der relativ kleinen Flächen im Fließsysteme führen. Hinblick auf die Grundwasserneubildung zu vernachlässigen. Die horizontale Reichweite der Temperaturveränderung ist geringer als bei Erdwär- Ergebnis mesonden. Eine hydrogeologische Beurteilung sole- betriebener Kollektoranlagen ist daher bei Beachtung Vorhaben zur Erdwärmenutzung in ungünstigen der VDI-Richtlinie 4640 nicht erforderlich. Gebieten mit den vorgenannten hydrogeologischen Gegebenheiten sind erst nach einer Einzelfallprüfung Die landesweite hydrogeologische Beurteilung und teilweise nur mit weitergehenden Auflagen, z. B. findet daher für Erdwärmekollektoren keine An- der Beschränkung der Bohrtiefe oder Einbau einer wendung. Hilfsverrohrung möglich. Kann die hydrogeologische Situation aufgrund fehlender Daten nicht ausrei- chend beurteilt werden, ist gegebenenfalls eine Erkundung der Situation vor Durchführung des Vor- habens erforderlich. 22
Erdwärmenutzung in Hessen 5.2 Wasserwirtschaftliche Beur schutzgebieten in den entsprechenden Zonen teilung (siehe unten), • in Einzugsgebieten öffentlicher Trinkwasserge- winnungen ohne festgesetzte Schutzzonen und Grundlagen • innerhalb des kontaminierten Bereichs einer Alt- In Einzugsgebieten von Trinkwassergewinnungs last, einer schädlichen Bodenverunreinigung oder anlagen und Heilquellen besteht eine Schutzbedürf- einer Grundwasserverunreinigung. tigkeit des Grundwassers, die über den allgemeinen, flächendeckenden Grundwasserschutz hinausgeht. Wasserwirtschaftlich unzulässig sind Gebiete Neben der hydrogeologischen Beurteilung einer Erd- • in den Schutzzonen I und II von festgesetzten wärmenutzung erfolgt daher noch eine weitere Trinkwasserschutzgebieten. „wasserwirtschaftliche Beurteilung“. • in den Schutzzonen I und II (qualitativ) und A (quantitativ) von Heilquellenschutzgebieten. Die wasserwirtschaftliche Beurteilung einer ge- In diesen Gebieten sind Erdwärmesonden planten Erdwärmenutzung erfolgt anhand der generell verboten. relativen Lage eines Vorhabensstandortes zu Was- sergewinnungsanlagen und deren festgesetzten Die unabhängig vom Einzelfall durchgeführte was- oder im Festsetzungsverfahren befindlichen Schutz- serwirtschaftliche Beurteilung ergibt sich somit auch gebieten oder deren Einzugsgebiet. Darüber hinaus aus den unterschiedlichen Schutzzonen der festge- wird die Lage zu kontaminierten Bereichen von setzten oder im Festsetzungsverfahren befindlichen Altlasten, schädlichen Bodenveränderungen oder Trinkwasser- und Heilquellenschutzgebiete. Die Lage Grundwasserverunreinigungen berücksichtigt. kontaminierter Bereiche von Altlasten, schädlichen Bodenveränderungen oder Grundwasserverunreini- Je nach Lage ergeben sich in diesem Zusammenhang gungen kann hingegen nur im Einzelfall im Rahmen folgende Beurteilungen gemäß den Anforderungen der Antragstellung durch die Genehmigungsbehörde des Gewässerschutzes an Erdwärmesonden: geprüft werden. Diese Bereiche, die den Wasserbe- hörden in der Regel bekannt sind, sind daher nicht Wasserwirtschaftlich günstig sind Gebiete auf der Karte der Standortbeurteilung dargestellt. • außerhalb von Wasser- und Heilquellenschutz- gebieten oder in deren weiteren qualitativen Abb. 11 zeigt beispielhaft das Ergebnis der wasser- Schutzzonen WSG IIIB oder HQSG III/2, wirtschaftlichen Beurteilung für die Umgebung der • außerhalb der Einzugsgebiete öffentlicher Trink- Stadt Idstein. Im Internet kann die Lage der Trink- wassergewinnungsanlagen oder staatlich aner- wasser- und Heilquellenschutzgebiete bzw. der kannter Heilquellen ohne festgesetzte bzw. im wasserwirtschaftlich günstigen, ungünstigen und un- Verfahren befindliche Schutzgebiete und zulässigen Gebiete unter www.hlug.de in hoher • außerhalb des kontaminierten Bereichs einer Alt- Auflösung für die Landkreise und kreisfreien Städte last, einer schädlichen Bodenverunreinigung oder eingesehen werden, so dass die Zuordnung eines einer Grundwasserverunreinigung. Vorhabensstandortes zu den wasserwirtschaftlich un- terschiedlich beurteilten Gebieten (bzw. Trink- und Wasserwirtschaftlich ungünstig sind Gebiete Heilquellenschutzzonen) relativ genau durchgeführt • in den weiteren Schutzzonen III bzw. IIIA von werden kann. Bestehen dennoch Schwierigkeiten bei Wasserschutzgebieten, der Zuordnung, geben die jeweils zuständige Untere • in den weiteren Schutzzonen III bzw. III/1 Wasserbehörde (Adressen siehe Anhang) oder das (qualitativ) und B (quantitativ) von Heilquellen HLUG Hilfestellung. schutzgebieten bzw. bei älteren Heilquellen- 23
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