Erfahrungsbericht Universität Genf - Rechtswissenschaftliche ...

 
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Erfahrungsbericht Universität Genf
                                                 K.M.

Nach dem vierten Semester meines Jurastudiums an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg habe ich
für zwei Semester im Rahmen des SEMP (Swiss-European Mobility Programme) an der Universität Genf
studiert. Meine universitären Betreuungspersonen waren Simone Bemmann und Susanne Hofmann aus
Freiburg, sowie Arnaud Waeber in Genf.

Durch diesen Bericht würde ich gerne einen Einblick in meine Erfahrungen während dieser Zeit
verschaffen.

                                           Vorbereitung
Zugegebenen Maßen war Genf nicht meine erste Wahl für mein Auslandsjahr. Zwar war mir das
außerordentlich schöne Flair der Stadt aus einem Tag, den ich einige Jahre zuvor in der Stadt verbracht
hatte, noch gut in Erinnerung und reizte mich, jedoch schreckte mich Rang 5 auf der Liste der teuersten
Städte der Welt ein wenig ab. Dass ich letztendlich hier angenommen wurde war wohl das Beste was
mir passieren konnte. Die Stadt ist wunderschön, sehr international und hat nicht nur kulturell
unglaublich viel zu bieten – für Studenten auch viel kostenlos. Zudem ermöglicht einem das SEMP nicht
nur Kurse an der Universität Genf, sondern auch am GSI („Global Studies Institute“) oder am
renommierten (und normalerweise teuren) Graduate Institute zu belegen. Zusätzlich zu diesen
akademisch sehr ansprechenden und facettenreichen Optionen, ist besonders für Jurastudenten die
Möglichkeit, parallel zu den Kursen in Genf, an der Uni Lausanne deutsche Rechtsvorlesungen zu
besuchen und u.a. den großen Zivil- und Ö-Rechtsschein zu erwerben, sehr interessant.

Was die Anmelde- & Einschreibeformalitäten an der Uni Genf angeht, kann ich nur Lob äußern – sowohl
auf der Website als auch in den vorbereitenden E-Mails sowie später in den
Einführungsveranstaltungen, war alles sehr gut strukturiert und organisiert. Die meisten Informationen
werden nicht nur auf Französisch, sondern auch auf Englisch bereitgestellt. Persönliche Fragen wurden
stets schnell und freundlich beantwortet. Durch die E-Mails der Uni erfährt man von Wohn-
Möglichkeiten über Bankkonten-Eröffnung und Anmelde-Formalitäten so ziemlich alles was man wissen
muss.

                                                Sprache
Für die Bewerbung gab es – zumindest vonseiten Freiburgs – die Anforderung ein gewisses (nicht allzu
hohes) Niveau an Französischkenntnissen nachzuweisen. An der Universität und in der Stadt allgemein
ist es zwar hilfreich Französisch(grund)kenntnisse zu haben, jedoch wird es kaum erwartet. Aufgrund
der Internationalität der Stadt kann so gut wie Jeder Englisch sprechen. Dies kann natürlich auch als
Nachteil angesehen werden, denn der Druck, durch den Aufenthalt seine Sprachkenntnisse in
Französisch zu verbessern, fehlt dadurch ein wenig.

                                              Versicherung
Wer eine gesetzliche Krankenversicherung und auf der Karte „Europäische Krankenversicherung“
stehen hat, braucht sich in dieser Hinsicht nicht extra zu versichern. Bei privaten Krankenkassen kann
das anders sein. Wie auch in vielen andern Bereichen, hilft einem auch hier die Mobility-Koordination
sehr gut bei Fragen und beim Ausfüllen der Formulare.

                                                Wohnen
In den vorbereitenden E-Mails der Uni wurden u.a. die Bewerbungsformulare für das Wohnheim „Cité
universitaire de Genève“ („Cité“) sowie für das „Bureau des logements“ („BLRU“) zungesandt. Ich habe
mich bei beiden beworben und bin dann – zu meinem großen Glück – in der „Résidence Les Épinettes“
(über das BLRU) angenommen worden. Diese liegt sehr zentral: nur 3 Straßenbahnstationen bzw. 10
Gehminuten von dem Gebäude „Uni Mail“ (in welchem 90% meiner Kurse stattfanden) entfernt. Viele
andere Austauschstudenten wohnten in der Cité. Dort fanden auch einige sehr coole, vom Wohnheim
organisierte Partys statt. Die Gebäude A und B überzeugen zwar nicht unbedingt was Modernisierung
und Sauberkeit angeht, bieten von den oberen Stockwerken jedoch einen wunderbaren Blick auf die
umliegende Natur. Die Zimmer/WGs in den Gebäuden C und D sind deutlich moderner, jedoch auch ein
bisschen teurer. Das Wohnheim „Tambourine“ ist zwar etwas weiter vom Stadtzentrum entfernt,
jedoch liegt es im sehr charmanten Stadtteil Carouge.

Viele Leute haben jedoch keinen Wohnheimsplatz bekommen und daher zum „Sondertarif“ im Airbnb-
Zimmer (kann gut > 1000 CHF/Monat kosten) oder bei Gastfamilien gewohnt. Diese war z.T. mit der
Betreuung der Kinder verbunden, wodurch sich Kosten & Logie erspart werden konnten.

Es hat alles seine Vor- und Nachteile. Ich war sehr froh mit 3 Schweizer Studentinnen zusammen zu
wohnen. Auch finanziell ist ein Wohnheimpatz das Beste, was einem passieren kann. Die Gesamtmiete
für mein Zimmer (15qm in 4er WG mit 2 kompletten Bädern) betrug 445 CHF/Monat – durch das
Stipendium iHv. 440 CHF/Monat war die Miete somit fast komplett gedeckt. Es empfiehlt sich grds.
frühzeitig mit der Wohnheim-Suche zu beginnen. Das Gerücht, ein (oder 3) persönlicher Anruf bei der
Wohnheims-Leitung könne die Chance, auf der Warteliste plötzlich an oberster Stelle zu stehen,
deutlich begünstigen, hat sich in einigen Fällen als stichhaltig erwiesen.

                                              Konto
Um die SEMP-Förderung zu erhalten, ist es notwendig, ein Schweizer Konto zu haben. Ein solches zu
eröffnen ist mit der Bestätigung, dass man Gast an der Universität Genf ist, problem- und kostenlos
möglich. Je nachdem, welche Fremdwährungs-Gebühren bei der jeweiligen Bank in Deutschland
anfallen, ist ein Schweizer Konto ohnehin empfehlenswert. Ich habe mich für die Crédit Suisse
entschieden. Die Kontoeröffnung ging sehr schnell und ich hatte keine Probleme. Viele andere
Studierende eröffneten ein Konto bei der UBS.

                                       Lebenshaltungskosten
Die Lebenshaltungskosten sind in Genf wohl fast doppelt so hoch wie in Deutschland. Die Punkte an
denen man wohl am meisten sparen kann sind Wohnen und Ausgehen. Wenn man es schafft, einen
Platz im Wohnheim zu finden, dann liegt man mit dem deutlich gehobenen Mietpreisniveau in Freiburg
wohl ähnlich auf. Es gibt zwar viele Angebote für Studenten, die es einem ermöglichen an
Veranstaltungen und Sportangeboten teilzunehmen, jedoch sind die Lebensmittelpreise, aber vor allem
die Preise in Restaurants, Bars, Cafés und auch der Mensa hier deutlich höher, als man es aus
Deutschland gewohnt ist.

                                            Erreichbarkeit
Ich habe mich entschieden, bei meinem deutschen Telefonanbieter zu bleiben. In der Uni, im Wohnheim
und bei Freunden hatte ich stets WLAN und abgesehen davon bedurfte es nicht zwangsläufig einer
ständigen Internetverbindung oder Inlandstelefonaten. Viele andere haben sich jedoch eine Schweizer
SIM-Karte zugelegt. Die Kosten für eine Internetflatrate im Basistarif lagen meines Wissens nach dafür
um die 20-30 CHF/Monat. Wichtig ist grds. zu beachten, dass die Schweiz kein EU-Mitgliedsstaat und
man somit nicht den entsprechenden Verbraucherschutz in der Mobilen Datennutzung genießt, ehe
man sich versieht können schnell hohe Kosten anfallen. Jeder muss für sich abwägen, ob es sich eher
lohnt beim deutschen Mobilfunkanbieter zu bleiben, oder auf eine Schweizer Nummer umzusteigen.

                                           Anmeldung
Wenn man in Genf ankommt, muss man sich beim OCPM („Office cantonal de la population et des
migrations“) anmelden, um seinen Schweizer „Ausländerausweis“ zu bekommen. Die Prozedur und ob
man etwas zahlen muss oder nicht, erschien mir sehr verwirrend und undurchsichtig. Glücklicherweise
stellen die Mobility-Koordinatoren der Uni für jegliche Vorgänge detaillierte Beschreibungen und
Anweisungen zusammen und sind gerne bereit, einem weiter zu helfen.

                                      Öffentliche Verkehrsmittel
Die öffentlichen Verkehrsmittel in Genf und in der restlichen Schweiz sind sehr zuverlässig. In der Stadt
bin ich meistens mit dem Fahrrad gefahren, aber auf den Fernstrecken, die ich häufig per Zug
zurückgelegt habe, ist es kein einziges Mal passiert, dass ein Zug verspätet war oder es sonstige
Probleme gegeben hätte. Die Verbindungen sind auch sehr gut. Für Strecken über die Stadtgrenze
hinaus empfiehlt es sich immer online und nicht am Tag selbst erst zu kaufen, da die Preise dann
drastisch teurer sein können. Wer vor hat, viel mit Bus und Bahn unterwegs zu sein, für den lohnt es
sich, ein „HALBTAX ABO“ von der SBB zu erwerben. Im Sonderangebot kann man dies für 100 CHF für
ein Jahr erwerben und erhält während dieses Zeitraums auf alle Fahrten 50% Preis-Nachlass. Nach
Chamonix oder Lyon kommt man am besten und sehr preiswert mit dem Flixbus.

                                     Belegte Veranstaltungen
Ich belegte hauptsächlich Masterkurse, an welchen mir die Teilnahme durch meine Anmeldung für das
CDT/CTL („Certificat de droit transnational“/“Certificate of Transnational Law“) möglich war. Dieses
kann man sich in einigen Universitäten (bspw. Berlin) als Schwerpunkt anrechnen lassen, in Freiburg ist
dies jedoch bisher nicht möglich. Dennoch ist es eine gute Möglichkeit an interessanten Kursen im
internationales Recht, oder auch studiengangsübergreifenden Vorlesungen (bspw. Theories and Issues
of Global Justice) teilzunehmen und daher persönlich als auch im Lebenslauf „nice to have“. Die
Masterkurse finden zudem meistens mit einer deutlich geringeren Studentenanzahl statt, als die
Bachelorkurse, bringen mehr ECTS-Punkte und sind zumeist auf Englisch (was zugegebenermaßen
deutlich einfacher zu verstehen ist).

Grundsätzlich ist nicht zu unterschätzen, welchen Aufwand an Vor- und Nachbearbereitung die Kurse
(im Vergleich zu deutschen Vorlesungen) erfordern. Vor allem in den Masterkursen, die häufig explizit
interaktiv ausgelegt sind, sollte man sich mit den entsprechenden Course-Readern den Anweisungen
entsprechend auf jede Vorlesung vorbereiten. Dies bereitet zwar ein hohes Pensum an Arbeitsaufwand
außerhalb der Vorlesung, das ganze Semester hindurch, bietet jedoch auch einige Vorteile: dadurch,
dass ein gewisses Maß an Vorkenntnissen vorausgesetzt wird, kann man in den Kursen deutlich tiefer
ins Detail eintauchen. Durch die weiterführenden Fragen, die einem ggf. während der Vorbereitung
entstehen sowie die explizit gewünschte Interaktion von Professor und Studenten schafft eine sehr
spannende Atmosphäre, in der man gerne lernt und teilnimmt. In einigen Kursen besteht die
Möglichkeit, sich für die „active participation“ anzumelden und dadurch einen Notenbonus zu erlangen.

                                           Wintersemester
Im Wintersemester absolvierte ich in folgenden Kursen Klausuren:

                        Droit de l’Union européenne bei Prof. Christine Kaddous
Die einzige französischsprachige Vorlesung, in der ich in diesem Semester letztendlich eine Klausur
geschrieben habe war im Europarecht. Professor Kaddous hat dadurch überzeugt, in sehr angenehmem
Tempo und sehr deutlich zu sprechen, so dass es gut möglich war, ihr sprachlich zu folgen. Inhaltlich
konnte man jedoch nur folgen, wenn man sich im Vorhinein mit den zu lesenden Gerichtsurteilen aus
dem Kurs-Reader bzw. den mit ihnen zusammenhängenden Prinzipien auseinandergesetzt hatte. Ich
war sehr froh, einerseits ein deutsches Lehrbuch mitgenommen zu haben und andererseits über die
Möglichkeit, sämtliche Rechtsprechung im Internet auch auf Deutsch zu finden (bestenfalls gab es eine
Zusammenfassung mit zusätzlicher Erläuterung der daraus abgeleiteten Prinzipe auf Wikipedia). Es
handelt sich bei dieser Vorlesung um einen Bachelor-Kurs. Die Anzahl der zu erreichenden ECTS ist so
geringer, die zugelassenen Hilfsmittel in der Klausur waren strenger. Es hat mich ein wenig geärgert, wie
sehr drauf beharrt wurde, als einzige zulässige französische Gesetzessammlung jene von der Professorin
herausgegebene zu verwenden. Da die Leihe in der Bibliothek nicht möglich war und mir die
Beschaffungskosten von über 80 CHF vor allem für Austauschstudierende etwas unverhältnismäßig
schienen, war ich sehr froh darüber, über eine Anfrage in einem der Masterkurse das Buch einer
Masterstudentin ausleihen zu können. Zudem wurde den deutschen Studenten nach einigen
Nachfragen erlaubt, ihre deutschen Gesetzestexte in der Klausur zur Hilfe mitzubringen. Trotz einiger
Hürden habe ich die Klausur letztendlich als fair gestellt und gut zu bewältigen empfunden.

               Comparative Methodology: Contract Law bei Prof. Thomas Kadner Graziano
Comparative Methodology: Contract Law bei Professor Kadner war ein sehr angenehmer Kurs. Vielleicht
lag es daran, dass mir die behandelten Grundlagen des Zivilrechts durch die deutschen Vorlesungen
bereits bekannt waren und ich somit leichter den Zugang gefunden haben, vielleicht lag es daran dass
Prof. Kadner Deutscher ist und die Art zu lehren somit vertrauter, vielleicht lag es auch an dem unfassbar
gut strukturierten Kursbuch und der mitreißend motivierten Art von Herrn Kadner... In jeder Vorlesung
wurde anhand eines Fallbeispiels aufgezeigt und verglichen wie in verschiedenen Ländern mit den
behandelten Zivilrechtlichen Standard-Problematiken umgegangen wird. Alle benötigten Unterlagen
sowie Übersichten über die Lösungswege waren in einem Fallbuch zusammengetragen, mit dem auch
die Vorlesungen vorzubereiten waren. Persönlich habe ich es als erfrischend gefunden, neben den super
interessanten Vorlesungen u.a. im Völkerrecht auch einen Kurs zu belegen, in dem die besprochenen
Fälle im zivilrechtlichen Bereich und somit etwas näher am persönlichen Alltag lagen. Da der Kurs
obligatorisch für das Erlangen des CTL ist, haben so gut wie alle Austauschstudierenden im Fachbereich
Jura an der Vorlesung teilgenommen und dem Vergleich der internationalen Rechtsnormen durch
persönliche Ergänzungen und Hintergrundwissen noch mehr Tiefe und Bezug gegeben.

                    Practice of International Humanitarian Law bei Prof. Marco Sassòli
Der Kurs bei Professor Sassòli umfasste die detailreiche Besprechung der interessantesten Fälle des
humanitären Völkerrechts. Dies stellte den Reiz der Vorlesung dar, aber auch die größte Schwierigkeit.
„Practice of IHL” bedeutet “Übung im humanitären Völkerrecht”. Das hätte ich mir vorher ein wenig
bewusster machen sollen, denn ohne dies getan zu haben ging ich ohne jegliche Vorkenntnisse im
Völkerrecht ein wenig naiv direkt in die Fortgeschrittenenübung. Ich bin daher sehr froh, mich nicht für
die „active participation“ gemeldet zu haben, denn die Anforderungen sowie der Schwierigkeitsgrad des
Professors, der eine Karriere beim ICRC hinter sich hat, waren recht hoch. Dennoch bin ich sehr froh,
den Kurs belegt zu haben, denn er gab mir Anreiz dazu, mehr über das Völkerrecht sowie die politischen
und historischen Hintergründe zu den behandelten Fällen zu erfahren.

                      Comparative Human Rights bei Prof. Maya Hertig Randall
Professor Randalls Kurs beinhaltete den internationalen Vergleich von Rechtsprechung zu
verschiedenen Menschenrechten. Das Wissen, das man durch die „Grundrechte“-Vorlesung von
Menschenrechten hat, war in diesem Fall glücklicherweise ausreichend. Zur Vorbereitung waren jede
Woche mehrere Urteile zu lesen und Leitfragen zu beantworten, welche dann – neben Erläuterungen
zu (rechts-) philosophischen und historischen Hintergründen – während der Vorlesung besprochen
wurden. Die Atmosphäre war stets freundlich und die Inhalte regten oftmals zu Gesprächen über die
Kulturen der anderen internationalen Studierenden an.

In den ersten beiden der Kurse fanden die Klausuren schriftlich, in den letzten beiden mündlich statt.
Sommersemester
Im Sommersemester belegte die folgenden Fächer – zum Teil an der Universität Genf, zum Teil am
Global Studies Institute:

                          Comparative Methodology: Tort Law bei Prof. Kadner
Dieser Kurs stellt das Pendant zur Vorlesung „Comparative Methodology: Contract Law“ dar, nur dass
er sich mit „Tort Law“, also mit Deliktsrecht befasst.

             Contemporary Challenges in Public International Law bei Prof. Gloria Gaggioli
Der Kurs bei Professorin Gaggioli war einer der interessantesten und vielfältigsten Kurse. Wie der Name
es schon sagt, wurden alle möglichen aktuellen Problematiken in der internationalen Politik aus der
Sichtweise des Internationalen Öffentlichen Rechts thematisiert. Dadurch wurden die verschiedenen
politischen Themen und Konflikte näher unter die Lupe genommen und parallel dazu die Kenntnisse in
den entsprechenden Feldern des IÖR aufgefrischt und vertieft. Zur Vorbereitung gab es immer eine
Übersicht mit „News“ zum Thema sowie Leitfragen zur spezifischen Situation sowie der IÖR-
Problematik. Den Inhalt einer Stunde durften wir frei wählen und so kamen wir spontan dazu, COVID19
aus Sicht des IÖR zu betrachten. Auch sonst ist die Professorin sehr sympathisch und flexibel auf Fragen
der Studierenden eingegangen.

                           Droit pénal international bei Prof. Sévane Garibian
Der Kurs zum Internationalen Strafrecht war auch inhaltlich sehr interessant. Um die Professorin
verstehen zu können, war ich jedoch sehr froh, auf der Seite des AED auf ein Skript zu ihrer Vorlesung
gestoßen zu sein, da sie doch recht schnell geredet hat. Die Klausur war sehr fair gestellt.

                    International Environmental Law bei Prof. Makane Moïse Mbengue
Herr Mbengue ist ein äußerst sympathischer, charismatischer und lustiger Professor, was ich vor allem
in den Vorlesungen genossen habe, die noch in persona stattgefunden haben. Die Vorlesung zum
Internationalen Umweltrecht wird vom Global Studies Institute angeboten. Ein bisschen ungewohnt
war, nicht ganz so technisch über das Recht zu reden wie etwa in „Contemporary Challenges of PIL“
(dies ist wohl auch dem Gebiet geschuldet, welches auf internationaler Ebene vor allem „soft law“
war/ist). Erfreulich war, dass man für diesen Kurs (im Vergleich zu den meisten anderen Fächern) wenig
vor- oder nachbereiten musste und auch der Lernaufwand für die Klausur überschaubarer ausfiel.

                      Theories and Issues of Global Justice bei Prof. Nicolas Levrat
Ich bin sehr froh, den Kurs „Theories and Issues of Global Justice“ belegt zu haben – noch einmal mehr
in Zeiten einer globalen Pandemie. Die Note beruht zu 100% auf der aktiven Mitarbeit für welche es
jede Woche der Lektüre von 80-90 Seiten philosophischer Texte bedurfte. Der Aufwand hat sich auf
jeden Fall gelohnt. Es schadet wohl nicht, sich während des Studiums des Rechts auch mal auf
philosophischer Ebene mit Gerechtigkeit auseinanderzusetzen – persönlich und akademisch. Der Kurs
war dadurch geprägt, dass er fast ausschließlich interaktiv stattfand und zudem Studierende aus allen
möglichen Studienfächern daran teilnahmen, was sehr bereichernd war.

                                        Universität Lausanne
Zudem nahm ich ihm Sommer die Möglichkeit wahr, in der Universität Lausanne, welche eine
Verbindung mit der rechtswissenschaftlichen Fakultät der Uni Heidelberg hat, meinen Schein in der
Übung für Fortgeschrittene im Zivilrecht zu machen. Durch die Kooperation „Triangle Azur“ zwischen
den Universitäten Genf, Lausanne und Neuchâtel ist es möglich, als eingeschriebener Student einer der
Universitäten, ergänzend Kurse an den jeweils anderen Unis zu belegen. Wenn man die Tickets für die
Fahrten mit dem Halbtax-Tarif gekauft hat, kann man sich die Anfahrtskosten zurück erstatten lassen.
Aufgrund der geringen Teilnehmeranzahl schien mir die Übung in Lausanne sehr hilfreich. Zudem ist der
Campus der Uni Lausanne direkt am Genfer See gelegen und bietet somit ein zauberhaftes Flair! Leider
konnte ich bevor der durch COVID19 bedingten Schließung der Präsenzveranstaltungen an der Uni
lediglich an zwei Veranstaltungen teilnehmen. Aufgrund der Ausnahmesituation wurde die Abgabefrist
für die Hausarbeit um drei Monate verlängert, die Vorlesungen von Professor Kern eingesprochen und
auf der Lernplattform Moodle hochgeladen. Insgesamt werden drei Klausuren angeboten, von denen –
zusammen mit der Hausarbeit – eine bestanden werden muss, um den Schein zu erhalten. Die
Schwerpunkte der Klausuren sind dem Inhalt der Übung angepasst: Schuldrecht, Sachenrecht,
Immobiliarsachenrecht. Die letzten beiden Klausuren fanden online in der Form statt, dass uns zur
vorgesehenen Zeit ein Sachverhalt per E-Mail zugesendet wurde und wir das Gutachten innerhalb der
darauffolgenden drei Stunden per E-Mail zurücksenden sollten. Zudem war eine Erklärung anzuhängen,
dass die Kommunikation mit anderen Schreibenden sowie Dritten während der Bearbeitungszeit
unterlassen wurde. Zur Evaluation der Klausur erhielt jeder eine ausführliche Rückmeldung, auf Inhalt
und Qualität des Gutachtens bezogen.

                                                Corona
Die Umstellung auf Online-Vorlesungen dürfte für die Uni Genf ein kleineres Problem dargestellt haben,
als für Freiburg. Die meisten Vorlesungen wurden bereits während der vorherigen Semester stets
aufgezeichnet und auf dem Mediaserver der Uni zur Verfügung gestellt. Einige Professoren griffen daher
auf die Aufzeichnungen aus vorherigen Semestern zurück, andere hielten ihre Vorlesung über Zoom ab.
Grundsätzlich ist das Bereitstellen von Aufzeichnungen meines Erachtens nach äußerst sinnvoll, da man
sich zur Klausurvorbereitung, zur Vervollständigung der Mitschrift oder auch wenn man einmal nicht
anwesend sein konnte, alles noch einmal anhören kann, mitsamt beschleunigter oder verlangsamter
Geschwindigkeit, Vorspulen usw. Dass einige Professoren während des Corona-bedingten Fernstudiums
auf persönliche Vorlesungen verzichteten ist insofern schade als dass es teilweise sehr unpersönlich war
und eigene Fragen z.T. nicht gestellt wurden, bzw. man nicht von den per Mail gestellten Fragen anderer
Studierender und den entsprechenden Antworten, profitieren konnte.

Die eine Hälfte der Klausuren war ohnehin mündlich angelegt und wurde dann auf Zoom abgehalten.
Die andere Hälfte wurde durch eine Entscheidung der rechtswissenschaftlichen Fakultät auf eine
Bearbeitungsdauer von einer Stunde reduziert, wodurch einige Professoren die Klausuren in kleine
Hausarbeiten ummünzten um den Studierenden mehr Möglichkeiten zu geben ihr Wissen anzuwenden,
als dies in einer Stunde möglich gewesen wäre.

                                Anrechnung von Studienleistungen
Ich habe nicht versucht den Ö-Recht Schein hier zu machen, also hoffe ich hauptsächlich darauf, mir die
Übung im Zivilrecht für Fortgeschrittene, welche ich in Lausanne belegt habe, anrechnen lassen zu
können.

                         Universitäres und kulturelles Rahmenprogramm
Sowohl universitär als auch kulturell hat Genf unheimlich viel zu bieten, was ich leider durch Corona nur
ein Semester lang genießen konnte. Empfehlenswert ist es, Sonntag nachts bis Mitternacht wach zu
bleiben und einen Blick auf die Website „UNIGE Culture“ zu werfen. Dort kann man zu der Zeit kostenlos
Tickets zu sämtlichen Kulturveranstaltungen (Theater, Konzerte, Kino etc.) und sogar ab und zu für Clubs
wie „l’Usine“ oder „La Gravière“ (neben „Audio“, „Parfumerie“ und den „Motel Campo“-
Veranstaltungen Empfehlungen zum Techno feiern) erwerben. Auch sonst gab es einige Möglichkeiten,
kostenlos an Kultur teilzuhaben, bspw. durch öffentliche Proben des Staatsballetts oder Konzerte auf
dem Plan de Planpalais. Am besten lassen sich derartige Events über Facebook finden.
Freizeitgestaltung
Der Unisport biete ein sehr vielfältiges Angebot zu fairen Preisen (ebenso wie beim Freiburger
Hochschulsport gibt es auch kostenlose Angebote (u.a. „Condition Physique“) und man muss schnell
sein bei der Buchung (z.B. „Condition Physique Boxe“ ist sehr beliebt). Im Winter bietet die Uni
Skifreizeiten und eintägige Ausfahrten in diverse Skigebiete an. Es gibt in unmittelbarer Nähe zu UniMail
ein Indoorschwimmbad, „Piscine les Vernets“ - für nur 10CHF/30 Tage kann man dort so oft schwimmen
wie man will und eine kleine Sauna gibt es auch.

Die „Bains de Paquis“ am Genfer See bieten das ganze Jahr um viel: Fondue und Sauna (es gibt auch
immer Frauentage etc.) im Winter, Schwimmen und Sonnenaufgangs-Konzerte oder Stand-Up Paddle
Verleih im Sommer. Es empfiehlt sich sehr auf den Mont-Salève hoch zu fahren oder zu wandern und
die Aussicht zu genießen. Carouge sollte man sich anschauen, aber auch viele andere Stadtteile sowie
die diversen Parks und der Botanische Garten laden zu Spaziergängen ein. Neben den schickeren
Lokalitäten, die man mit Genf assoziiert, kann man aber auch gut alternativ feiern gehen (s.o.) und
beispielsweise an der „Pont de Jonction“ chillen vor einer Kulisse aus glasklarem Flusswasser und Graffiti
viele junge Leute.

Für Ausflüge in diverse Städte aber auch Partys und Fondue-Abende oder ähnliches bietet der
Studentenverein ESN („Erasmus Student Network“) reichlich Angebote. Ansonsten lohnen sich Ausflüge
in umliegende Städte – sei es nach Chamonix zum Wandern, nach Montreux zum Weihnachtsmarkt
oder zur Weinwanderung, oder nach Lyon zum Party-Wochenende.

                                                  Fazit
Wer nach Genf kommt, sollte zwar bereit und fähig sein, etwas mehr Geld auszugeben und viel für die
Uni zu arbeiten, kann sich aber auch sicher sein, in dieser vielfältigen und wunderschönen Stadt in
allerlei Hinsichten mit Sicherheit auf seine Kosten zu kommen und persönlich und akademisch
bereichert zu werden!
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