Ernst Ruska-Centrum Mikroskopie und Spektroskopie mit Elektronen - Forschungszentrum Jülich
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Ernst Ruska-Centrum Mikroskopie und Spektroskopie mit Elektronen RHEINISCH- WESTFÄLISCHE TECHNISCHE Forschungszentrum Jülich HOCHSCHULE in der Helmholtz-Gemeinschaft AACHEN
Auf einen Blick Betreiber Forschungszentrum Jülich und RWTH Aachen Mission Mit dem ER-C betreiben das Forschungszentrum Jülich und die RWTH Aachen ein Kompetenzzentrum für atomar auflösende Elektronenmikroskopie und -spektroskopie auf international höchstem Niveau. Das ER-C entwickelt wissenschaftlich-technische Infrastruktur und Methoden für die Materialforschung von heute und morgen. Das ER-C ist zugleich das erste nationale Nutzerzentrum für höchstauflösende Elektronenmikroskopie. Es gewährleistet Forschern aus Wissenschaft und Industrie den Zugang zu den leistungsfähigsten Elektronenmikroskopen unserer Zeit und ist Garant für kompetente Betreuung. Namensgeber Ernst Ruska (1906 – 1988), Nobelpreisträger für Physik und Entwickler des ersten Elektronenmikroskops Gründung 27. Januar 2004 Standort Forschungszentrum Jülich Direktoren Prof. Knut Urban, Forschungszentrum Jülich Prof. Joachim Mayer, RWTH Aachen Nutzung 50 Prozent Betreiber und 50 Prozent externe Nutzer aus Universitäten, Forschungseinrichtungen und Industrie Vergabe von Nach wissenschaftlichen Kriterien durch ein Gutachtergremium. Messzeiten Einzelheiten – auch zur Antragstellung – finden sich in der gesondert erhältlichen Nutzer- und Gebührenordnung. Ausstattung Höchstleistungselektronenmikroskope des Typs Titan 80-300, die eine Ortsauflösung von 80 Pikometern und eine Energieauflösung von 0,1 Elektronvolt erlauben; Einrichtungen zur Datenanalyse und Probenvorbereitung, wie moderne „Focussed Ion Beam“- und Niedrigspannungsionendünnungs-Anlagen; konventionelle Transmissions- und Rasterelektronenmikroskope zur Voruntersuchung elektronenmikroskopischer Proben Forschungs- Das ER-C erarbeitet mit seinen Kooperationspartnern Grundlagen für die Weiter- schwerpunkte entwicklung der Elektronenmikroskopie und -spektroskopie und schafft damit eine Voraussetzung für die Innovationsfähigkeit anderer Technologiezweige. Hausinterne Forschungsarbeiten konzentrieren sich auf die Physik der kondensierten Materie sowie auf Materialien für die Informations- und Nanotechnologie. Kontakt Dr. Karsten Tillmann (k.tillmann@fz-juelich.de), Ernst Ruska-Centrum für Mikroskopie und Spektroskopie mit Elektronen, Forschungszentrum Jülich GmbH, 52425 Jülich Netzpräsenz www.er-c.org 2–3 Forschungszentrum Jülich • Ernst Ruska-Centrum
Inhalt Auf einen Blick 2 Vorworte 4 Das Ernst Ruska-Centrum: Mission und Profil 6 Für eine scharfe Sicht: Aberrationskorrektur in der Elektronenmikroskopie 8 Aberrationskorrigierte Elektronenoptik: Erfolgreich in Wissenschaft und Industrie 10 Forschung im Grenzbereich: Spitzentechnologie braucht Fachkompetenz 12 Über uns 14 Impressum 15 Links: Höchstauflösendes Elektronenmikroskop der neusten Generation vom Typ Titan 80-300 Mitte: Gitterabbildung des komplexen Oxids Ca0,28Ba0,72Nb2O6(CBN-28); die grünen Kreisflächen entsprechen den Sauerstoffatomen Rechts: Phasenplatte, gemessen mit Hilfe der ATLAS-Software (S. 11) bei der Justierung eines aberrationskorrigierten Elektronenmikroskops Ernst Ruska-Centrum • RWTH Aachen 2–3
STO auf DSO STO Substrat Intensität 452 454 456 458 460 462 464 468 ⌬E (eV) Vorwort Von der Nanotechnologie bis zu neuen Die herausragenden wissenschaftlichen Werkstoffen, von der Elektronik bis zur Auto- Ergebnisse, die in der kurzen Zeit seit der mobiltechnik – überall erfordert die Fähigkeit zur Gründung erzielt wurden, unterstreichen ein- Innovation gezielte Einsichten in die atomare drucksvoll den Erfolg und die Bedeutung des Welt, denn das Zusammenspiel einzelner Atome ER-C für Wissenschaft und Industrie in Deutsch- bestimmt die Eigenschaften von Materialien land und Europa. Dabei steht das ER-C in und Bauelementen. Konkurrenz mit anderen großen Nutzerzentren, insbesondere in Japan und den USA, die die in Das Forschungszentrum Jülich, die TU Darmstadt Deutschland entwickelte Technik als Basis ihrer und das Forschungslabor EMBL in Heidelberg Forschung nutzen. Das Forschungszentrum entwickelten deshalb in den 1990er Jahren eine Jülich wird mit seinen Partnern weiter im neue Elektronenoptik, die mikroskopische Bilder Bereich der Elektronenmikroskopie forschen, einer bis dahin nicht gekannten Auflösung und um auch in Zukunft neue Maßstäbe zu setzen. Schärfe lieferte. Dieser Qualitätssprung hat sich heute als weltweiter Standard in der Elektronen- mikroskopie etabliert und ermöglicht, unser Verständnis des Zusammenspiels der Atome stetig zu verbessern. Die effiziente Nutzung der komplexen elektronenoptischen Techniken setzt eine hohe Qualifikation der beteiligten Wissenschaftler voraus. Um diesem Anspruch gerecht zu werden, haben im Januar 2004 das Forschungszentrum Jülich und die RWTH Aachen die erste nationale Kompetenzplattform für Elektronenmikroskopie gegründet, das Ernst Ruska-Centrum für Mikroskopie und Spektro- skopie mit Elektronen (ER-C). Das ER-C bietet Universitäts- und Industrieforschern einen welt- weit einmaligen Zugang zur atomaren Welt. In der RWTH Aachen hat das Forschungszentrum Jülich einen exzellenten Partner gefunden, mit dem das ER-C paritätisch und partnerschaftlich betrieben wird. Die gute Zusammenarbeit diente auch als Basis für die Gründung der Jülich Aachen Research Alliance (JARA) im August 2007, deren innovatives Konzept in der Zusammenarbeit zwischen Universität und Großforschung in Deutschland Vorbildcharakter Prof. Achim Bachem, besitzt. Vorstandsvorsitzender des Forschungszentrums Jülich 4 –5 Forschungszentrum Jülich • Ernst Ruska-Centrum
In Multischichtsystemen komplexer Oxide lassen sich Rechts: Der charakteristische Energieverlust ⌬E der Gitterspannungen zur Erhöhung der Polarisierbarkeit L-Kantenanregung des Titans zeigt eine chemische der Materialien nutzen. Links: Chemisch sensitive Verschiebung im Strontiumtitanat innerhalb des „Z-Kontrast“-Abbildung eines Schichtsystems aus Schichtsystems, die aus einer Verzerrung der Titan- Dysprosiumscandat (DSO) und Strontiumtitanat (STO). Sauerstoff-Bindungen resultiert. Vorwort Forschungsleistung verändert die Welt von Die Aachener Hochschule – mit ihrem Schwer- morgen. Die Ergebnisse der Grundlagen- punkt in den Ingenieur- und Naturwissen- forschung finden wir häufig binnen kurzer schaften – hat seit Jahrzehnten mit dem Zeit in den Produkten des Alltags. Forschungszentrum Jülich bereits in vielen Fragestellungen der Zukunftstechnologien Am Ernst Ruska-Centrum für Mikroskopie und erfolgreich agiert. Die Zusammenarbeit fand Spektroskopie mit Elektronen (ER-C) haben dabei in unterschiedlichen Formen statt. Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen jetzt Neben Projekten in den Sonderforschungs- die exzellente technische Ausstattung, die sie für beziehungsweise Transferbereichen wurden ihre Arbeit benötigen. Das Forschungszentrum beispielsweise das „Aachen Institute for Jülich und die RWTH Aachen haben mit diesem Advanced Study in Computational Engineering Zentrum einen weiteren Baustein in ihrer erfolg- Science“ und die „German Research School reichen Zusammenarbeit gelegt. for Simulation Science“ eingerichtet. Mit JARA – der Jülich Aachen Research Alliance – wurde kürzlich die Partnerschaft zwischen universitärer und außeruniversitärer Forschung auf eine neue Basis gestellt. Ziel der Zusammenarbeit ist stets die Stärkung der Wissens- und Technologieregion Aachen und ihrer Forschungseinrichtungen. Prof. Burkhard Rauhut, Rektor der RWTH Aachen Ernst Ruska-Centrum • RWTH Aachen 4–5
Das Ernst Ruska-Centrum: Der rasante Fortschritt auf dem Gebiet der Innovative Nanomaterialien müssen auf einer Informations- und Kommunikationstechnologien stetig kleiner werdenden Längenskala verstanden fußt auf der fortschreitenden Miniaturisierung werden, denn jeder atomare Fehler oder jede der Bauelemente. In den Computerchips der Verzerrung der Anordnung der Atome kann nächsten Generation wird es Strukturen geben, die Eigenschaften einzelner Bauelementkompo- die kleiner sind als 45 Nanometer. Das entspricht nenten beeinflussen. Um dies zu untersuchen etwa 200 aneinandergereihten Siliziumatomen. und innovative Hochleistungswerkstoffe zu Entscheidend für das Verständnis der Funktions- entwickeln, bedarf es höchstauflösender mechanismen stetig kleiner werdender Strukturen mikroskopischer Techniken, die es gestatten, sind leistungsfähige Mikroskope und Geräte, die nanoskalige Systeme in atomaren Dimensionen die Eigenschaften der Nanowelt offen legen. exakt zu kontrollieren. Die internationalen Anstrengungen, neue Kooperation Forschungszentrum Forschungsbereiche in der Welt der Nanodimen- Jülich und RWTH Aachen sionen zu erschließen und daraus innovative Mit der Gründung des Ernst Ruska-Centrums für Anwendungen abzuleiten, führen unmittelbar Mikroskopie und Spektroskopie mit Elektronen zu atomistischen Konzepten. Nanophysik, Nano- (ER-C) haben das Forschungszentrum Jülich und elektronik und Nanotechnologie bedeuten die die Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Synthese und Herstellung in quasi-atomaren (RWTH) Aachen exzellente Voraussetzungen Maßstäben. dafür geschaffen, zukünftige Anforderungen an die atomar auflösende Elektronenmikroskopie so früh wie möglich zu erkennen und damit instrumentelle und methodische Entwicklungen an vorderster Forschungsfront maßgeblich vor- anzutreiben. Das ER-C mit Sitz in Jülich wurde im Januar 2004 als erstes nationales Kompetenz- zentrum für höchstauflösende Elektronenmikro- skopie und -spektroskopie gegründet und hat im Mai 2006 formal seinen Betrieb aufgenommen. Das eingehende Verständnis der atomaren Ursachen makroskopischer Materialeigenschaften bildet die Basis, um Materialien der modernen Informations- technologie problemspezifisch maßschneidern zu können. 6–7 Forschungszentrum Jülich • Ernst Ruska-Centrum
Galliumarsenid (GaAs) wird für Hochfrequenz- Transmissionselektronenmikroskop erstellt und zeigt anwendungen und für die Umwandlung von einen extrinsischen Stapelfehler, der in Bauelementen elektrischen in optische Signale verwendet. zu einem Kurzschluss auf atomarer Ebene führen Links: Die hochauflösende Mikrographie von GaAs würde. Rechts: quantitative Analyse der zugrunde (16,3 Millionen Mal vergrößert) wurde am ER-C liegenden Gitterverzerrungen. mit dem weltweit ersten aberrationskorrigierten Mission und Profil Eine Gründungsvereinbarung regelt die Zu- 50 Prozent externe Nutzung sammenarbeit der gleichberechtigten Partner Eine enge Zusammenarbeit des ER-C mit der Forschungszentrum Jülich und RWTH Aachen. Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) stellt Die beteiligten Institute, das Institut für Fest- eine universitätsnahe und anwendungsorientierte körperforschung in Jülich und das Gemein- Ausrichtung des Zentrums sicher. Die DFG war schaftslabor für Elektronenmikroskopie der bereits in die Gespräche zur Gründung des RWTH Aachen, gewährleisten die wissenschaft- ER-C eingebunden, sie ist im Kuratorium der liche und technische Kompetenz des Zentrums. Einrichtung vertreten und hat eines der beiden Beide Einrichtungen verfügten bereits vor Höchstleistungsmikroskope des ER-C finanziert. Gründung des ER-C über eine umfangreiche In Absprache mit der DFG wurde festgelegt, elektronenmikroskopische Ausstattung. Darüber dass 50 Prozent der Nutzungszeit Universitäten, hinaus forscht am Jülicher Institut eine der Forschungseinrichtungen und der Industrie zur weltweit wenigen theoretischen Arbeitsgruppen Verfügung gestellt wird. Diese Zeit wird von auf dem Gebiet der Elektronenoptik. Mit der einem von der DFG benannten Gutachter- Zielvorgabe, die ultimativen Grenzen elektronen- gremium nach Prüfung der Qualität der Anträge mikroskopischer Abbildungstechniken auszu- vergeben. Die verbleibende Zeit teilen sich die reizen, fällt dieser mehrfach ausgezeichneten RWTH Aachen und das Forschungszentrum Arbeitsgruppe eine Schlüsselfunktion im inter- Jülich. Mit dem Betrieb des ER-C erfüllt das nationalen Wettbewerb in Grundlagenforschung Forschungszentrum Jülich eine seiner zentralen und elektronenoptischer Industrie zu. Aufgaben, die in der Mission der Helmholtz- Gemeinschaft deutscher Forschungszentren definiert sind: Die Bereitstellung kostenintensiver und betreuungsaufwendiger Infrastruktur, welche die Möglichkeiten einzelner wissen- schaftlicher Einrichtungen übersteigt. Einweihung des ER-C am 18. Mai 2006 mit Angehörigen des Namensgebers, von links: Klaus Ruska, RWTH-Rektor Prof. Burkhard Rauhut, Irmela Ruska, Dr. Jürgen Ruska , Prof. Joachim Treusch (Vorstands- vorsitzender des Forschungszentrums Jülich bis Oktober 2006) sowie die Direktoren des ER-C Prof. Knut Urban (Jülich) und Prof. Joachim Mayer (Aachen) Ernst Ruska-Centrum • RWTH Aachen 6–7
Sr Ti O ° 1A Für eine scharfe Sicht: Die Bildentstehung in einem hochauflösenden mechanismus erhöhte zudem den Bildkontrast Transmissionselektronenmikroskop (TEM) ist deutlich. grundlegend vergleichbar mit der Phasenkon- trastabbildung in einem Lichtmikroskop. Jedoch Mit dem in Jülich in Betrieb genommenen ermöglicht die kürzere Wellenlänge der zur Prototypen eines solchen aberrationskorrigierten Abbildung genutzten hochenergetischen Elektro- Elektronenmikroskops waren die Jülicher Forscher nen – verglichen mit den Lichtwellen eines Licht- erstmalig in der Lage, einzelne Reihen überein- mikroskops – eine wesentlich höhere Auflösung. anderliegender leichter Sauerstoffatome in der Umgebung schwerer Atome abzubilden und so- TEMs arbeiten mit elektromagnetischen Linsen, gar deren lokale Konzentrationsschwankungen die den Elektronenstrahl bündeln, ihn auf die zu in atomaren Dimensionen präzise zu messen. untersuchende Probe lenken und schließlich die Objektstruktur vergrößern. Elektromagnetische Softwarelösung „Made in Jülich“ Rundlinsen besitzen allerdings, wie ihre Gegen- Doch die Forscher am ER-C gingen noch einen stücke aus Glas, eine nachteilige Eigenschaft, die entscheidenden Schritt weiter. Beim Blick in das Auflösungsvermögen der Elektronenmikro- Nanodimensionen gelten nämlich die Regeln der skope über Jahrzehnte deutlich einschränkte, die Quantenphysik. Praktisch bedeutet dies, dass die so genannte „sphärische Aberration“. Elektro- visuelle Bildinterpretation nicht mehr ausreicht, nen, die die strahlformende Kondensor- oder wenn man sich den physikalischen Auflösungs- die bildgebende Objektivlinse fern der optischen grenzen nähert. Was dann wie ein Bild im kon- Achse, also in der Nähe der jeweiligen Linsen- ventionellen Sinne aussieht, ist in Wirklichkeit ein ränder durchdringen, werden dabei zu stark verschlüsseltes Ergebnis der quantenphysikali- abgelenkt. Das Resultat sind „unscharfe“ Bilder schen Wechselwirkung der Elektronenwellen mit mit entsprechend verringerter Auflösung. den Atomen der Probe. Deshalb entwickelten die Wissenschaftler ein softwarebasiertes Verfahren, Brille für Elektronenmikroskope das die zuverlässige Auswertung der höchstauf- In Lichtmikroskopen wurde dieses Problem gelösten Bilddaten erst ermöglichte. Aus einer schon früh durch die Verwendung zusätzlicher Serie sukzessive aufgenommener Abbildungen Zerstreuungslinsen gelöst, doch die Zerstreuung kann mit Hilfe numerischer Rechnungen so die des Elektronenstrahls bereitete lange Zeit von der Probe ausgehende Objektwellenfunktion Probleme. Erst in den 1990er Jahren gelang rekonstruiert werden (mehr Informationen zur einer Forschergruppe der TU Darmstadt, des Software „TrueImage“: Seite 10 /11). EMBL Heidelberg und des Forschungszentrums Jülich, gefördert von der VolkswagenStiftung, Forscher am ER-C konnten mithilfe der ausge- der Durchbruch mit der Entwicklung eines klügelten Sehhilfen für ihre Mikroskope mittler- speziell geformten magnetischen Linsensystems, weile atomare Abstände auf wenige Pikometer des so genannten „Hexapol“-Korrektors. Eine genau vermessen, eine Größe, die etwa dem zusätzliche Umkehr des Kontrastübertragungs- Zehntel eines Atomdurchmessers entspricht. 8–9 Forschungszentrum Jülich • Ernst Ruska-Centrum
Strontiumtitanat – links im unkorrigierten Elektronen- Elektronenmikroskopen direkt abzubilden, eröffnet mikroskop, rechts im aberrationskorrigierten Mikro- neue Möglichkeiten zur Erforschung von Oxiden, skop. Nur die rechte Abbildung zeigt die atomare einer wichtigen Materialklasse in der Informations- Struktur. Die Möglichkeit, erstmals Sauerstoff mit technologie. Aberrationskorrektur in der Elektronenmikroskopie Sphärische Aberration: das Problem der Randablenkung Beim Lichtmikroskop sorgt eine Zerstreuungslinse Ein komplexes System aus elektromagnetischen Linsen, dafür, dass die Randablenkung der Sammellinse der so gennante Hexapol-Korrektor, kompensiert die korrigiert wird. Randablenkung beim Elektronenmikroskop. Ernst Ruska-Centrum • RWTH Aachen 8–9
-2 % 2 Aberrationskorrigierte Elektronenoptik: Die Entwicklung aberrationskorrigierter Elek- Industriepartner ER-C tronenmikroskope hat zu einem einzigartigen Das ER-C arbeitet auf der Basis einer Koopera- Aufschwung im Bereich der elektronenoptischen tionsvereinbarung mit der Firma FEI zusammen, Industrie geführt. Seit Markteinführung der einem der innovativsten Unternehmen in der neuesten Gerätegeneration im Jahr 2004, die Elektronenmikroskopie-Branche. An FEI wurde teilweise nicht nur einen Abbildungskorrektor, Software lizenziert, die Schlüsselfunktionen in sondern auch einen Korrektor im Strahl- der atomar auflösenden Elektronenmikroskopie formierungssystem sowie Monochromatoren leistet. So entwickelten Jülicher Forscher eine und Elektronenspektroskopie besitzt, wurden Technik zur computerbasierten Rekonstruktion bis Ende 2006 etwa 100 Geräte geordert. Das entspricht je nach Ausrüstung einem der quantenmechanischen Objektwellenfunktion Auftragsvolumen von jeweils 3 bis 4 Millionen aus Fokusserien, die unentbehrlich für Arbeiten Euro. im Grenzbereich der Elektronenmikroskopie ist. Das Ergebnis dieser Forschungsarbeiten, ein Einen großen Teil der Korrektoren für die Elek- umfangreiches Softwareprodukt für quanten- tronenmikroskope der neuen Generation liefert mechanisch-optische Bildanalysen, wird unter oder lizensiert die CEOS GmbH in Heidelberg. der Bezeichnung „TrueImage“ vertrieben und Dieses Unternehmen wurde nach dem erfolg- weltweit angewendet. Das jüngste Produkt reichen Abschluss des Jülich-Darmstadt-Heidel- ist die Diagnostiksoftware „ATLAS“, die eine berger Projektes (Seite 8) von Dr. Maximilian schnelle und hochpräzise Analyse elektronen- Haider, einem der Projektverantwortlichen, optischer Restaberrationen ermöglicht und da- gegründet. mit eine Voraussetzung für deren anschließende Korrektur ist. Von Nanotechnologie bis Automobilbau Die wissenschaftlichen Anwendungsmöglich- keiten der höchstauflösenden Elektronenmikro- skopie sind vielfältig. Das Zusammenspiel von Atomen bestimmt die Eigenschaften von Mate- rialien und Bauelementen; ein Verständnis dieser grundlegenden Prozesse ist die entscheidende Basis für die Entwicklung neuer Werkstoffkom- binationen für Anwendungen in der Nanotech- nologie über die Computerindustrie bis hin zur Automobiltechnik. Ausgewählte Ergebnisse von Das ER-C ermöglicht Forschern aus Wissenschaft und Industrie den Zugang zu den leistungsfähigsten Forschungsprojekten des ER-C finden sich jeweils Elektronenmikroskopen unserer Zeit. oben auf den Doppelseiten dieser Broschüre. 10 – 11 Forschungszentrum Jülich • Ernst Ruska-Centrum
Die Effizienz von Laserstrukturen aus Indiumgallium- hexagonalem InGaN mit den benachbarten indium- nitrid (InGaN) wird durch Gitterspannungen und Fluktua- dotierten Galliumatomsäulen und Stickstoffsäulen. tion der Indiumkonzentration in den Quantenkanälen Die Indiumkonzentration innerhalb des acht Atom- beeinflusst. Das Phasenbild einer rekonstruierten Elek- lagen dicken Quantengrabens wird durch Vermessen tronenwellenfunktion (links) zeigt die Gitterstruktur von des lokalen Gitterparameters (rechts) bestimmt. Erfolgreich in Wissenschaft und Industrie ATLAS© Truelmage© Am ER-C entwickelte Software-Pakete: Restaberrationen lassen sich durch Verwendung des ATLAS ermöglicht die präzise Vermessung des elektro- TrueImage-Pakets zur Rekonstruktion der Objektwellen- nenoptischen „Ist-Zustands“ des Elektronenmikroskops funktion ⌿(r) aus einer Fokusserie hochaufgelöster aus der Analyse von Zemlin-Tableaus. Werden die so Gitterabbildungen vollständig eliminieren. gemessenen Aberrationen gezielt in die Steuerung Beide Pakete in Kombination entschlüsseln – erstmals des Hexapol-Korrektors eingekoppelt, lassen sich die in der Geschichte der hochauflösenden Elektronen- Transfereigenschaften des Instruments weitgehend mikroskopie – direkt die „wahre“ Struktur des unter- optimieren. suchten Präparats. Ernst Ruska-Centrum • RWTH Aachen 10 – 11
dKontakt≈10µm Abh. v. Lebensdauer u. Geschwindigkeit SiO2 p+ p+ Si n+ n+ SiO2 Band- p+ p+ Si n+ n+ abstand Ag SiO2 EG1 p+ p+ Si n+ n+ SiO2 p+ p+ Si n+ n+ Stromfluss SiO2 Band- Ag p+ p+ p+ p+ p+ p+ p+ p+ p+ p+ abstand Al EG2 p+ p+ p+ p+ p+ p+ p+ p+ p+ p+ Forschung im Grenzbereich: Die Anwendung modernster Methoden der Kritischer Schritt: höchstauflösenden Elektronenmikroskopie Die Probenpräparation erfordert spezielles Fachwissen und Erfahrung – nur so können verwertbare Resultate im Grenz- Die Präparation elektronentransparenter Proben bereich der Elektronenmikroskopie erzielt werden. stellt einen besonders kritischen Arbeitsschritt Deshalb bietet das ER-C Spitzentechnologie der Elektronenmikroskopie dar. Insbesondere gilt gemeinsam mit international herausragender dies im Grenzbereich der atomaren Auflösung; Fachkompetenz. Dieses weltweit einmalige An- so darf das Probenmaterial eine maximale gebot garantiert eine effiziente und zielgerichtete Präparatdicke von üblicherweise fünf Nano- Nutzung der wertvollen Gerätschaften. metern nur unwesentlich überschreiten. Im ER-C ergänzen sich die wissenschaftliche Deshalb verfügt das ER-C über modernste Expertise des Instituts für Festkörperforschung Einrichtungen der Probenvorbereitung, etwa am Forschungszentrum Jülich und des Gemein- über „Focussed Ion Beam“(FIB)- und Niedrig- schaftslabors für Elektronenmikroskopie der spannungsionendünnungs-Anlagen mit RWTH Aachen optimal. Auf dem Gebiet der integriertem Rasterelektronenmikroskop sowie höchstauflösenden Elektronenmikroskopie und über konventionelle Transmissionselektronen- -spektroskopie arbeiten die beiden Einrichtungen mikroskope, welche im Bedarfsfall zur Über- im ER-C zusammen, im Nutzerbetrieb bietet das prüfung der Probenqualität den Subångström- ER-C jedoch nicht nur elektronenoptische Untersuchungen vorgeschaltet werden können. Spitzengeräte, sondern auch Einrichtungen zur Probenpräparation und zur Voruntersuchung Mikroskope der neuesten elektronenmikroskopischer Präparate sowie Generation eine umfassende Betreuung bei der Analyse Das Herz der Geräteausstattung des ER-C bilden von Messdaten. zwei aberrationskorrigierte Titan 80-300 Mikro- skope der Firma FEI mit 300 Kilovolt Beschleuni- gungsspannung: Das abbildende TITAN 80-300 bietet ein Primärauflösungsvermögen von 80 Pikometern und erlaubt Messungen mit einer Genauigkeit unterhalb von 5 Pikometern bei der Bestimmung von Atompositionen. Probenvorbereitung: Eine mittels FIB-Technologie präparierte, etwa 10 Mikrometer lange Probenlamelle (Mitte) wird an einem Trägernetzchen (oben) angeschweißt. Unten: die Spitze des Manipulators. 12 – 13 Forschungszentrum Jülich • Ernst Ruska-Centrum
Neue hocheffiziente Solarzellen lassen sich auf der werden SiO2-Schichten als Barriere eingebracht. Basis von Silizium(Si)-Nanostrukturen realisieren. In der Im Elementverteilungsbild (rechts) unterscheiden sich Entwicklung sind Multischichtsysteme (links), in denen SiO2-Schichten (grün) von reinem Silizium (rot) durch das Absorptionsvermögen durch Variation der Dicke ihren Sauerstoffgehalt. Das Energieverlustsignal der Si-Schichten eingestellt wird. Zwischen diesen wird mit einem abbildenden Energiefilter erfasst. Spitzentechnologie braucht Fachkompetenz Das TITAN 80-300 Rastertransmissionsselektro- Herausforderung: Die Auswertung nenmikroskop (STEM) erreicht spektroskopisch Elektronen „sehen“ anders, als das menschliche mit einem Gatan Imaging Filter eine Energie- Auge dies aus der Lichtoptik gewohnt ist. Elek- auflösung von weniger als 0,1 Elektronvolt tronenmikroskopische Abbildungen liefern ver- sowie eine Ortsauflösung von 0,1 Nanometern. schlüsselte Information über das interatomare Potential. Daraus strukturelle und element- Betreute Nutzung spezifische Information abzuleiten, erfordert ein Externe Nutzer erfahren betreuende Unterstüt- quantenphysikalisches Verständnis des gesamten zung durch die Wissenschaftler und Ingenieure bildgebenden Prozesses zuzüglich der Wechsel- des ER-C, die sie während der anspruchsvollen wirkung der Elektronen mit dem atomaren mikroskopischen Untersuchungen begleiten. Objekt selbst. Eine elektronenmikroskopische Für diese Betreuung auf höchstem wissenschaft- Abbildung ist deshalb, von wenigen Grenzfällen lichem Niveau bringt das ER-C 50 Prozent seiner abgesehen, selten direkt und intuitiv zu inter- Wissenschaftlerkapazität ein. pretieren. In der Praxis sind deshalb computer- gestützte Analysen zur Auswertung primärer Messdaten notwendig. Das ER-C bietet die effiziente Auswertung in enger Kooperation mit der hauseigenen Methodik- und Theoriegruppe an, um externen Nutzern zu ermöglichen, ein Maximum an ver- wertbarer Information aus experimentellem Datenmaterial zu gewinnen. Dieser Art einer umfassenden Nutzerbetreuung kommt eine Schlüsselfunktion in der Beurteilung der Belastbarkeit von Messergebnissen zu. Exzellente Nutzerbetreuung bildet neben modernster Ausstattung die Basis für erfolgreiche Spitzenforschung am ER-C. Ernst Ruska-Centrum • RWTH Aachen 12 – 13
Über uns Forschungszentrum Jülich RWTH Aachen Das Forschungszentrum Jülich leistet wesent- Über 30.000 Studierende sind in den 92 Studien- liche Beiträge zu den großen gesellschaftlichen gängen der RWTH Aachen eingeschrieben. Der Herausforderungen auf den Gebieten Gesund- Schwerpunkt der RWTH Aachen liegt in den heit, Energie & Umwelt sowie Informations- Ingenieur- und Naturwissenschaften. Die Hoch- technologie. Basis seiner Arbeit sind zwei schule ist Arbeitgeberin für 6.700 Beschäftigte: Schlüsselkompetenzen: die in Jülich traditions- 400 Professoren, 2.000 Wissenschaftliche reiche Physik und die zukunftsträchtige Disziplin und 2.000 Nichtwissenschaftliche Mitarbeiter, der Simulation Sciences. In Jülich werden sowohl über 1.700 Drittmittelbedienstete sowie mittelfristig angelegte Grundlagenforschung 711 Auszubildende und Praktikanten. Damit betrieben als auch konkrete technologische An- ist die RWTH die größte Arbeitgeberin und wendungen erarbeitet. Das Forschungszentrum Ausbilderin der Region. Ihr Jahresetat liegt bei Jülich ist Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft über 558 Millionen Euro. Über 140 Millionen und gehört mit einem Jahresbudget von rund Euro davon kommen in die Hochschule als 360 Millionen Euro und seinen rund 4.400 Mit- sogenannte Drittmittel – Zuwendungen für arbeiterinnen und Mitarbeitern zu den größten Forschungsprojekte von öffentlichen und Forschungseinrichtungen Europas. industriellen Auftraggebern. Damit nimmt die RWTH eine Spitzenstellung bei den bundes- deutschen Hochschulen ein. Ernst Ruska-Centrum Das ER-C ist das erste gemeinsam von einem Forschungszentrum und einer Universität betrie- bene Kompetenzzentrum für höchstauflösende Mikroskopie und Spektroskopie mit Elektronen. Es gewährleistet externen Nutzern aus Wissen- schaft und Industrie Zugang zu den leistungs- fähigsten Elektronenmikroskopen unserer Zeit. Das ER-C erarbeitet mit seinen Kooperations- partnern Grundlagen für die Weiterentwicklung der Elektronenmikroskopie und schafft damit eine entscheidende Voraussetzung für die Inno- vationsfähigkeit anderer Technologiezweige, Seit 1970 veranstaltet das Institut für Festkörperfor- etwa der Nanotechnologie. Eigenständige schung jährlich eine Ferienschule zu einem aktuellen Forschungsarbeiten am ER-C konzentrieren Thema der Physik der kondensierten Materie. Nach- wuchswissenschaftler aus der ganzen Welt nutzen die sich einerseits auf die Entwicklung elektronen- Chance, in Jülich von den Besten ihres Fachs zu lernen. optischer Technologien und Methoden sowie 14 – 15 Forschungszentrum Jülich • Ernst Ruska-Centrum
Die Reorientierung atomarer Bindungen an Grenz- zwischen Strontiumtitanat und Lanthankuprat. Zur flächen zwischen komplexen Oxidmaterialien kann Einhaltung der Ladungsneutralität bildet sich eine ungewöhnliche elektronische Eigenschaften auf sauerstoffdefiziente, perovskitische Lanthankupfer- wenigen Atomlagen erzwingen. Das Beispiel zeigt die oxidphase aus, die eine elektronisch eigene Zwischen- atomare Struktur der Grenzfläche (grün hinterlegt) lage darstellt. Impressum andererseits auf die Untersuchung festkörper- Herausgeber: physikalischer Phänomene mit einem Schwer- Forschungszentrum Jülich GmbH punkt im Bereich der Informationstechnolgie. 52425 Jülich Diese Arbeiten bilden eine solide Basis für die Internet: www.fz-juelich.de Entwicklung neuer Konzepte in der Mikro- und Nanoelektronik. Redaktion und Texte: Angela Wenzik Durch Organisation und Ausrichtung von Dr. Karsten Tillmann Tagungen und Ferienschulen beteiligt sich das Dr. Martina Luysberg ER-C an der Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Beispiele sind der „European Bilder: Microscopy Congress 2008“ in Aachen oder Forschungszentrum Jülich GmbH die „IFF-Ferienschule 2007“ in Jülich zum CEOS GmbH, Heidelberg: S. 9 unten Thema „Probing the Nanoworld“. FEI Company, Eindhoven: S. 11 Mitte RWTH Aachen: S. 5, S. 12 alle, S. 15 rechts Die Forschungsgebiete der externen Nutzer sind vielfältig und reichen von grundlegenden Layout: Untersuchungen der strukturellen und elektro- aligator-kommunikation GbR, Unkel am Rhein nischen Eigenschaften innerer Grenzflächen bis zu Analysen zur Beurteilung von Funktions- Druck: mechanismen in Bauelementprototypen. Druck & Medienagentur Gehler, Düren September 2007 Die Direktoren des ER-C: Prof. Knut Urban (Jülich, links) und Prof. Joachim Mayer (Aachen, rechts) Ernst Ruska-Centrum • RWTH Aachen 14 – 15
Ernst Ruska-Centrum für Mikroskopie und Spektroskopie mit Elektronen Forschungszentrum Jülich GmbH 52425 Jülich Telefon: 02461 61-4274 Telefax: 02461 61-6444 Internet: www.er-c.org
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