ERFOLGREICHE IOT-GESCHÄFTSMODELLE - CHANCEN IM INTERNET DER DINGE UND DER INDUSTRIE 4.0 NUTZEN
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White Paper Erfolgreiche IoT-Geschäftsmodelle Chancen im Internet der Dinge und der Industrie 4.0 nutzen © 2017 tresmo GmbH. All rights reserved.
Autor Jan Rodig tresmo GmbH Bahnhofstraße 5 86150 Augsburg mit freundlicher Unterstützung durch Thilo Wolter, tresmo GmbH Jan Kotzorek, IoT Analytics GmbH Knud Lasse Lueth, IoT Analytics GmbH Der Text dieses Whitepapers ist in ähnlicher Form auch als Beitrag „Erfolgreiche IoT-Geschäftsmodelle in der Industrie“ des Autors im Fachbuch „Industrie 4.0 – Potenziale erkennen und umsetzen“ enthalten. (Vogel Business Media, Hrsg. Thomas Schulz, ISBN: 978-3-8343-3394-0)
Inhalt 1. Kontext: Wellen der Digitalisierung 4 1.1 Rückblick: Die ersten zwei Wellen der Digitalisierung 4 1.2 IoT als dritte Welle der Digitalisierung 5 2. Geschäftsmodell: Verwendete Definition 7 3. Gestaltungsmöglichkeiten: Auswirkungen des IoT auf Geschäftsmodelle 9 3.1 Angebots- und Marktpositionierung: Bislang vor allem bestehende Kundengruppen im Fokus 9 3.2 Wertschöpfungskette: Vom Produkt zum Service 11 3.2.1 Einfluss auf primäre Unternehmensaktivitäten 11 3.2.2 Einfluss auf sekundäre Unternehmensaktivitäten 13 3.3 Erlösmodell: Vom einmaligen zum nutzungs- und zeitabhängigen Erlös 13 3.3.1 Gegenstand der Monetarisierung 14 3.3.2 Erlösstrom 15 3.3.3 Erlösbeziehung 16 3.3.4 Dynamische und personalisierte Preismechanismen 16 3.4 Fazit & Ausblick 16 4. Anhang: Branchenbeispiele 17 4.1 Maschinen- und Anlagenbau: thyssenkrupp MAX 19 4.2 Langlebige Konsumgüter: Oral-B Genius Zahnbürste 21 4.3 Handel: Amazon Dash Button 23 4.4 Energiebranche: FreeWire Technologies Ladestationen 25 4.5 Versicherungsbranche: Progressive Snapshot Programm 27 Über tresmo 28 © 2017 tresmo GmbH. All rights reserved.
1. Kontext: Wellen 1.1 Rückblick: Die ersten zwei der Digitalisierung Wellen der Digitalisierung Die erste digitale Welle setzte in den 1970er Jahren durch die zunehmende Verbreitung von Computern in der Berufswelt ein, I nformationstechnologie hat in den vergangenen fünfzig Jahren die Geschäftswelt massiv transformiert – zunächst einzelne Funktionsbereiche innerhalb von Unternehmen welche die Teil- oder Vollautomatisierung bislang manueller Unternehmensaktivitäten ermöglichte, beispielsweise beim Auftragseingang, in der industriellen Ressourcenplanung oder („erste Welle“), später zunehmend auch bereichs- und unter- beim Produktdesign. Dadurch entstanden neue Märkte und nehmensübergreifende Wertschöpfungsprozesse sowie den globale Konzerne, unter anderem in den Bereichen Standard- Handel („zweite Welle“). Diejenigen Unternehmen, die das software (z.B. SAP, Gründung 1972 und Microsoft, Gründung gewaltige ökonomische Potenzial dieser Umbrüche erkannten 1975) und Computerherstellung (z.B. Apple, Gründung 1976 und sich konsequent anpassten, profitierten enorm – und Dell, Gründung 1984). viele andere hingegen gingen dramatisch unter. Zugleich entstanden innovative Startups, die erfolgreich neue Märkte schufen und besetzten. Das Internet vernetzt PCs und Laptops Mit dem Internet der Dinge (nachfolgend: IoT) rollt gegenwärtig In den 1990er Jahren begann mit der Verbreitung des die dritte digitale Welle heran. Ihre Auswirkungen werden Internets die zweite Welle der Digitalisierung. Der Informati- gewaltig sein – sowohl für unseren Alltag als auch für onsaustausch zwischen Mitarbeitern und Unternehmensbe- zahlreiche Branchen, die von der disruptiven Kraft der reichen sowie mit Zulieferern und Kunden wurde beschleunigt digitalen Transformation bislang weitgehend verschont und damit die betriebliche Koordination erleichtert. wurden. Dementsprechend groß sind die Herausforderungen, vor denen die meisten größeren Unternehmen aktuell Auch der Vertrieb, von der „ersten Welle“ noch kaum stehen: den komplexer werdenden Wettbewerb verstehen, betroffen, wurde nun zunehmend digitalisiert. Der damit neue digitale Technologien aneignen, bestehende Angebote beginnende Siegeszug des eCommerce, geprägt z.B. durch „smart“ machen sowie neue Leistungen entwickeln, die den Online-Riesen Amazon (Gründung 1994), dauert noch Produktion vernetzen, riesige Datenmengen effizient heute an und ist längst nicht abgeschlossen. Auch andere analysieren und funktionsfähige Organisationen aufbauen, mittlerweile milliardenschwere Geschäftsmodelle wie der die all das vorantreiben. Marktplatz eBay (Gründung 1995), digitale Services wie Skype (Gründung 2003) oder soziale Netzwerke wie Facebook Eine der schwierigsten Fragestellungen in diesem Kontext (Gründung 2004) wurden zu dieser Zeit etabliert. ist jedoch für viele Unternehmen, wie sie ihr bestehendes Geschäftsmodell weiterentwickeln bzw. erfolgreiche neue Geschäftsmodelle etablieren können. Im vorliegenden Das Smartphone verändert die Internetnutzung Whitepaper haben wir unsere langjährigen Projekter- fahrungen in diesem Bereich zusammengefasst und mit zahl- Die durch Apples iPhone im Jahr 2007 geschaffene neue reichen Praxisbeispielen ergänzt. Im Anhang werden zudem Geräteklasse des Smartphones macht digitale Dienste orts- fünf Fallstudien noch einmal detaillierter betrachtet. unabhängig nutzbar und erweitert damit massiv die Anwen- dungsmöglichkeiten des Internets. Neue, vornehmlich mobil basierte App-Geschäftsmodelle wie beispielsweise WhatsApp (Gründung 2009) entstanden. Die Internetnutzung nahm Begriffsbestimmung: explosionsartig zu und wird inzwischen von mobilen Geräten wie Smartphones und Tablets dominiert, welche zunehmend Internet der Dinge PCs und Notebooks verdrängen.1 Dementsprechend verfolgen (Englisch: Internet of Things, Kurzform: IoT) viele Unternehmen wie z.B. Microsoft,2 Google oder Facebook Das Internet der Dinge beschreibt die Einbettung von mittlerweile eine “Mobile First”-Strategie, d.h. ihre Produkte Sensoren (z.B. GPS-Sensor), Prozessorleistung (z.B. und Services werden zunächst mit ausschließlichem Fokus Raspberry Pi) und Konnektivität (z.B. WLAN) in physische auf mobile Endgeräte entwickelt. Objekte (“Dinge”), so dass diese über das Internet Daten mit ihrer Umwelt – z.B. einem Smartphone, einem Datacenter oder mit anderen smarten Objekten – austauschen können. Hinweis: Der vor allem in Deutschland gebräuchliche Begriff Vgl.1 Searchengineland.com (2015): It’s official: Google says more Industrie 4.0 bezeichnet nach gängigen Definitionen die searches now on mobile than on desktop, http://searchengineland.com/its-official-google-says-more-sear- Anwendung des IoT auf die betrieblichen Funktionsbereiche ches-now-on-mobile-than-on-desktop-220369 Produktion und Supply Chain, ist also ein Teilbereich des IoT. Vgl.2 Tecchannel.de (2015): Microsoft Strategie: Mobile First, Cloud First, http://www.tecchannel.de/a/ microsofts-strategie-mobile-first-cloud-first,2062722 4 © 2017 tresmo GmbH. All rights reserved.
Anzahl internetfähiger Geräte und Wellen der Digitalisierung (vernetzte PCs, Smartphones, Tablets und andere Objekte in Milliarden) 25 Dritte digitale Welle Smarte, vernetzte Produkte und Wertschöpfungsprozesse 20 15 10 Zweite digitale Welle Digitale Integration der Wertschöpfungskette durch das Internet und E-Commerce 5 Erste digitale Welle Digitalisierung einzelner Unternehmensfunktionen 1970 1980 1990 2000 2010 2020 Jahre Grafik 1: Wellen der Digitalisierung und Anzahl weltweit vernetzter Objekte (Quelle: Adaptiert von BI Intelligence 3) 1.2 IoT als dritte Welle Gegenstände – vom Apfelbaum oder T-Shirt über die Bohr- der Digitalisierung maschine und Heizung bis hin zum Auto und kompletten Produktionsanlagen. IT wird somit integraler Bestandteil aller „Dinge“, bei denen das sinnvoll erscheint. Gegenwärtig stehen wir nun am Anfang der dritten großen Digitalisierungswelle, dem sogenannten Internet der Dinge Die grundlegende Funktionsweise ist dabei wie folgt: (IoT). Es wird in einigen Studien sogar als die potenziell Sensoren an und in den physischen „Dingen“ erfassen Daten, einflussreichste Entwicklung für die Menschheit bezeichnet die über das Internet transportiert und dann – häufig in und auf ein aggregiertes Wertschöpfungspotenzial von bis der Cloud – analysiert, weiterverarbeitet und gespeichert zu 11 Billionen US-Dollar über die nächsten zehn bis fünfzehn werden. Auch eine Steuerung oder sonstige Beeinflussung Jahre taxiert. 4 der „Dinge“ über das Internet ist möglich, ebenso die Vernetzung mehrerer „Dinge“. Vorher nicht vernetzte Dabei sind die meisten Technologien für das IoT im Gegenstände können somit durch IoT-Technologien viel- Wesentlichen schon lange bekannt. Doch erst massiv gefallene fältige neue Funktionen erhalten – dementsprechend groß Preise der immer leistungsfähiger werdenden Sensoren, ist die Bandbreite der Einsatzmöglichkeiten des IoT. Diese Prozessoren und sonstiger Informationstechnologie sowie umfassen beispielsweise: die zunehmende kostengünstige Verfügbarkeit des Internets ermöglichen mittlerweile die Vernetzung fast aller physischen • mit Sensoren ausgestattete Mandelbäume in der Landwirtschaft, die den Wasserbedarf der Vgl.3 BI Intelligence (2014): The Internet of Everything 2014, Pflanzen in Echtzeit ermitteln, über eine vernetzte http://www.businessinsider.com/ the-internet-of-everything-2014-slide-deck-sai-2014-2?IR=T Bewässerungsanlage automatisch eine optimale Vgl.4 McKinsey (2015): The internet of things - Mapping the value beyond Wasserzufuhr sicherstellen und damit gegenüber the hype, https://mckinsey.de/internet-der-dinge-kann-2025-welt- weit-bis-zu-11-billionen-dollar-mehrwert-schaffen 5 © 2017 tresmo GmbH. All rights reserved.
herkömmlichen Bewässerungssystemen den Wasserverbrauch um ca. 20% senken 5 • T-Shirts, welche mittels integrierten EKG-Elektroden und weiteren Sensoren (bspw. zur Erfassung der Körpertemperatur) vor einem möglichen Herzinfarkt des Trägers warnen • „Smart Home“-Lösungen, welche im Zusammenspiel verschiedener Datenquellen (bspw. Wetter, Entfernung des Bewohners von seinem Haus) und Geräte (bspw. Heizung, Lampen) jederzeit eine optimale und energieeffiziente Beheizung und Beleuchtung sicherstellen • Industrieroboter, die aufgrund der permanenten Erfassung und Auswertung von Daten zum Zustand ihrer Elektromotoren (bspw. Laufwiderstand und Feuchtigkeit) bereits vor einem drohenden Ausfall gewartet werden können, so dass teure Produktionsstillstände vermieden werden • komplett autonom gesteuerte Produktionsanlagen, welche eine Fertigung in Losgröße 1 ermöglichen • selbstfahrende Autos und LKWs. Eine in 2016 durchgeführte Befragung von 1096 Managern aus 17 Ländern ergab, dass 76% der Unternehmen aus den Branchen Handel, Industrie, Energie, Medizintechnik, Transport und Logistik sowie Automotive das Internet der Dinge als kritisch für ihren Erfolg betrachten und 89% in den letzten zwölf Monaten ihr IoT-Budget erhöht haben.6 41% gaben an, neue smarte und vernetzte Produkte oder Services entwickeln zu wollen. Bis 2020 sollen laut Gartner 25 Milliarden Gegenstände mit dem Internet verbunden sein, was etwa sechs bis sieben vernetzten Objekten pro Person in der industriellen Welt entspricht.7 Bevor wir uns in Kapitel 3 nun der Frage widmen, was all das für die Geschäftsmodelle von Unternehmen bedeutet, wird im nächsten Kapitel zunächst kurz die nachfolgend verwendete Geschäftsmodelldefinition vorgestellt. Vgl.5 Economist.com (2016): Technology Quarterly: The future of agriculture – Factory Fresh, http://www.economist.com/ technology-quarterly/2016-06-09/factory-fresh Vgl.6 Vodafone (2016): Vodafone IoT Barometer 2016, http://www.internet-of-things-research.eu/pdf/Vodafone%20IoT%20 Barometer%202016.pdf Vgl.7 Gartner (2014): In 2020, 25 Billion Connected „Things“ Will Be in Use, http://www.gartner.com/newsroom/id/2905717 6 © 2017 tresmo GmbH. All rights reserved.
2. Geschäftsmodell: Ziele des Zusammenwirkens der oben genannten drei Elemente eines Geschäftsmodells sind die Schaffung von Verwendete Definition Kundennutzen und Wettbewerbsvorteilen.12 Eine echte Geschäftsmodellinnovation liegt erst dann vor, wenn sich die Angebots- und Marktpositionierung zusammen O bwohl der Begriff des Geschäftsmodells bereits vor rund 20 Jahren geprägt wurde,8 hat sich aus der Vielzahl der teilweise sehr unterschiedlichen Definitionen in der Fachli- mit mindestens einem der beiden anderen Elemente (also Konfiguration der Wertschöpfungskette oder Erlösmodell) verändert. Das vorliegende Whitepaper betrachtet übrigens teratur bislang kein einheitlicher Ansatz herausgebildet.9 Wir keine reinen internen Effizienzprojekte mittels IoT-Tech- lehnen uns im Folgenden an die Definition von Zollenkop an, nologien (obwohl diese gegenwärtig mit rund 60% noch den nach der das Geschäftsmodell eines Unternehmens aus drei überwiegenden Anteil aller IoT-Projekte ausmachen).13 Elementen besteht:10 • Angebots-/ Marktpositionierung Sie definiert den Umfang und die Art des erbrachten Leistungsangebots (Produkte und/ oder Dienstleistungen), die bedienten Zielgruppen (z.B. Landwirte in der DACH-Region) und die Art der Transaktionsbeziehung mit dem Kunden (z.B. B2B, B2C, 1. Angebots- / B2B2C oder öffentliche Verwaltung). Marktpositionierung • Konfiguration der Wertschöpfungskette Sie beschreibt die Eigenleistungs- und Fremdbezugsanteile A B in den einzelnen Wertschöpfungsschritten des C Unternehmens sowie die Anordnung der wertschöpfenden Aktivitäten innerhalb und zwischen den verschiedenen 2. Konfiguration der 3. Erlösmodell Standorten eines Unternehmens.11 Wertschöpfungskette • Erlösmodell Es erläutert die unterschiedlichen Ertragsquellen, aus denen der Umsatz eines Unternehmens gebildet wird und lässt sich anhand der drei Dimensionen a) Gegenstand der Monetarisierung, b) Erlösbeziehung und c) Erlösstrom differenzierter analysieren. Veränderung von 1. und 2. Veränderung von 1. und 3. Veränderung von 1., 2. und 3. Grafik 2: Die drei Geschäftsmodellelemente nach Zollenkop Vgl.8 Eine der ersten Definitionen eines Geschäftsmodelles findet sich in: Timmers, Paul (1998): Business Models for Electronic Markets, (Quelle: Adaptiert von Zollenkop, M.10) European Commission, Directorate General III, Vol. 8, Nr. 2, S. 3-8. Vgl.9 Der Business Model Canvas erfreut sich großer Beliebtheit in der Praxis. Obwohl die Autoren des vorliegenden Whitepapers diesen Ansatz sehr schätzen, haben sie u.a. aus Gründen einer besseren Übersichtlichkeit - das Business Model Canvas besteht aus neun Geschäftsmodellelementen - für eine deutlich einfacher strukturierte Geschäftsmodelldefinition entschieden: Osterwalder, Alexander; Pigneur, Yves (2010): Business Model Generation: A Handbook for Visionaries, Game Changers and Challengers. Hoboken, New Jersey: John Wiley and Sons Inc. Vgl.12 Knyphausen-Aufseß, Dodo zu; Meinhardt, Yves (2002): Revisiting Strategy: Ein Ansatz zur Systematisierung von Geschäftsmodellen, in: Vgl.10 Zollenkop, Michael (2006): Geschäftsmodellinnovation: Initiierung Bieger, Thomas; Bickhoff, Nils; Caspers, Rolf; Knyphausen-Aufseß, eines systematischen Innovationsmanagements für Geschäftsmodelle Dodo zu; Reding, Kurt (Hrsg.): Zukünftige Geschäftsmodelle. Konzept auf Basis lebenszyklusorientierter Frühaufklärung, Springer Verlag, und Anwendung in der Netzökonomie. S. 63-89 S.48ff Vgl.13 Vodafone (2016): Vodafone IoT Barometer 2016, Vgl.11 Porter, Michael E. (2000): Wettbewerbsvorteile. Spitzenleistungen http://www.internet-of-things-research.eu/pdf/Vodafone%20IoT%20 erreichen und behaupten, campus Verlag, 6. Auflage 2010, S. 61ff Barometer%202016.pdf 7 © 2017 tresmo GmbH. All rights reserved.
Beispiel für eine IoT-Geschäftsmodellinnovation: Das klassische Modell: Daimler produziert PKWs für eine spezifische Zielgruppe, die den Individualverkehr bevorzugt. Einfluss des IoT: Daimler bietet mit dem Carsharing-Service Car2Go grundsätzlich fast allen Stadtbewohnern solche Dienstleistungen im Nahverkehrsmarkt an (Veränderung sowohl des Angebots als auch der Zielgruppe), wird damit vom reinen Hersteller nun auch zum Betreiber (neue Positionierung in der Wertschöpfungskette) und verändert das Erlösmodell hin zu nutzungsabhängiger Bezahlung pro gefahrener Minute. Im folgenden Kapitel wird nun ausführlich der Einfluss des IoT auf die drei Elemente von Geschäftsmodellen betrachtet und typische Ausprägungen vorgestellt. 8 © 2017 tresmo GmbH. All rights reserved.
3. Gestaltungsmöglichkeiten: 3.1 Angebots- und Auswirkungen des IoT Marktpositionierung: Bislang vor allem bestehende auf Geschäftsmodelle Kundengruppen im Fokus N achdem wir in den vergangenen zwei Kapiteln die Bedeutung des IoT sowie die für dieses Dokument verwendete Geschäftsmodelldefinition kennen gelernt Anhand der Angebots- und Markt-Matrix14 können die gene- rischen IoT-Wachstumsstrategien von Unternehmen katego- risiert werden.15 Wir haben auf Basis einer Datenbank von über haben, sollen nachfolgend die Gestaltungsmöglichkeiten 600 bereits realisierten IoT-Projekten weltweit untersucht, von Geschäftsmodellen vor dem Hintergrund des IoT welche Ansätze dabei jeweils verfolgt werden. aufgezeigt werden. Dabei untersuchen wir nacheinander die drei Elemente von Geschäftsmodellen – die Angebots- Marktdurchdringung: Bei 31% der analysierten IoT-Projekte und Marktpositionierung, die Wertschöpfungskette und werten Unternehmen ihre bestehenden Produkte durch das Erlösmodell. zusätzliche digitale Services auf (bspw. durch Bereitstellung einer Anwendung zur Überwachung der Maschinennut- zungsdaten von einem PC, Laptop, Tablet oder Smartphone Markt aus), monetarisieren diese jedoch nicht. Ein wesentliches Ziel ist dabei häufig primär die bessere Neuer Markt Marktentwicklung Diversifikation Vermarktung der bestehenden Angebote (bspw. Maschine oder Anlage) durch die Schaffung zusätzlicher Differenzie- Bestehender rungsmerkmale gegenüber dem Wettbewerb. Da sich die Marktdurchdringung Angebotsentwicklung Markt „Hardware“ vieler Hersteller zunehmend angleicht und somit die Differenzierung im angestammten Geschäft schwieriger Bestehendes Produkt Neues Angebot Angebot wird, werden solche ergänzenden digitalen Angebote rund um das physische Kernprodukt zukünftig stark an Bedeutung Grafik 3: Angebots-Markt-Matrix (Quelle: Adaptiert von Ansoff, H.I.14) gewinnen. Die typischen Stoßrichtungen solcher Inno- vationen sind im B2B-Bereich beispielsweise eine größere Transparenz (z.B. Condition Monitoring), eine höhere Effizienz (z.B. Predictive Maintenance) oder eine einfachere Integration des Geräts bzw. der Anlage oder Maschine in die Arbeits- bzw. Erklärung: Produktionsumgebung des Kunden. Gerade letzteres schafft Marktdurchdringung: Mit einem bestehenden Angebot im für die Anbieter oft attraktive Möglichkeiten, um sich bei ihren bestehenden Markt wachsen (z.B. durch Absatzförderung Kunden tiefer in den Wertschöpfungsprozessen zu verankern, oder ein neues Erlösmodell). als dies mit bloßer „Hardware“ möglich wäre. Marktentwicklung: Mit einem bestehenden Angebot in neuen Märkten wachsen (z.B. durch Erschließung neuer Zielgruppen Häufig sind solche kostenlosen Angebote jedoch auch in bestehenden Regionen oder Adressierung neuer geogra- lediglich ein „trojanisches Pferd“ für traditionelle Industrieun- phischer Regionen). ternehmen, um Zugriff auf die Betriebsdaten ihrer Produkte bei ihren Kunden zu erlangen. Eine Bedingung für die Nutzung Angebotsentwicklung: Mit einem neuem Angebot im bestehenden Markt wachsen (z.B. mit neuen Produkten oder der digitalen Dienste durch den Kunden ist daher in der Regel neuen Services, welche – im Gegensatz zur Marktdurch- die Zustimmung zur Datennutzung auch durch den Anbieter. dringung – zusätzliche Erlöse generieren). Weiterhin sind IoT-Services im Bereich der Marktdurchdringung Diversifikation: Mit einem neuen Angebot in einem neuen häufig auch ein erster Schritt auf dem Weg zur Angebotsent- Markt wachsen (z.B. mit neuen Produkten in einem bisher wicklung, bei dem später neue monetarisierbare IoT-Produkte nicht adressierten Marktsegment – grundsätzlich der riskanteste Ansatz). oder -Services geschaffen werden. Als „Testballon“ können so bereits erste Erfahrungen mit digitalen Angeboten gesammelt, die Kundenbedürfnisse besser verstanden und die technischen Voraussetzungen für die spätere Abrechnung geschaffen werden. Vgl.14 In Anlehnung an Ansoff, H.I. (1965): Checklist for Competitive and Competence Profiles, Corporate Strategy, Seiten 98-99. New York: McGraw-Hill Vgl.15 Bei Interesse finden Sie eine kurze generelle Erläuterung der Ange- bots- und Markt-Matrix in der Infobox auf dieser Seite. 9 © 2017 tresmo GmbH. All rights reserved.
Beispiel: Kone, ein finnischer Anbieter von Kran- und Beispiel: Das Werbeunternehmen Midamerica Hebesystemen, bietet Kunden die kostenlose Nutzung des Advertising bietet beleuchtete Outdoor-Werbeflächen an, eigenen webbasierten Serviceportals YourKoneCranes und die z.B. an Autobahnen aufgestellt werden. Die Wartung (v.a. des Zusatzservices TrueConnect an, um damit Service- und die regelmäßige Überprüfung defekter Glühbirnen/ LEDs) Nutzungsdaten seiner Kunden gebündelt einsehen zu können.16 setzte bislang voraus, dass die Werbeflächen regelmäßig von Servicemitarbeitern überprüft werden können – somit konnten viele entlegene oder schwer zugängliche Regionen aus wirtschaftlichen Gründen nicht bedient werden. Seit Ende 2015 kann das Unternehmen die Glühbirnen/ LEDs Angebotsentwicklung: Der mit 51% größte Anteil der unter- in seinen Werbeflächen mit Hilfe von IoT-Technologien suchten IoT-Projekte zielt auf die Schaffung neuer mone- online überwachen und somit auch in den bislang nicht tarisierbarer Services oder Produkte für die bisher bereits erschließbaren Regionen aktiv werden.18 adressierten Zielgruppen, um zusätzliche Erlösquellen zu erschließen. Dabei wird entweder das bestehende Produkt zusammen mit den smarten Services insgesamt teurer verkauft (Paketangebot) oder die ergänzenden Dienst- Diversifikation: Der aus unternehmerischer Sicht riskanteste leistungen (z.B. ein Ferndiagnose-Service) werden zusätzlich Wachstumsansatz, die Adressierung neuer Märkte mit optional angeboten. neuen Produkten oder Services, wird bislang lediglich von 11% der untersuchten IoT-Projekte angewendet. Während diese Angebotsentwicklung oft erst nach der In diesem Segment sind gegenwärtig insbesondere Einführung kostenloser digitaler Zusatzleistungen (Markt- High-Tech-Unternehmen aktiv. durchdringung) erfolgt, lässt sich auch der umgekehrte Weg beobachten: Zunächst als Premium-Services angebotene digitale Services werden durch zunehmenden Wettbe- werbsdruck mehr und mehr zu Standard-Funktionen, die Beispiel: Ein Beispiel liefert der Suchmaschinen-Gigant vom Kunden kostenfrei erwartet werden. Nicht jeder neu Google mit der Einführung des TV-Sticks Chromecast. Das geschaffene digitale Service wird also zu einem nachhaltigen, für Preise von 39 € bzw. 79 € angebotene Produkt ermöglicht dem Nutzer, Inhalte per WLAN vom Laptop auf den Fernseher monetarisierbaren Wettbewerbsvorteil führen – der Innova- zu übertragen. Damit schafft Google ein Angebot nicht nur tionswettlauf findet nun lediglich zusätzlich noch auf einer für bestehende Nutzer der Google-Services, sondern für weiteren Ebene des Angebotes (Software) statt. praktisch jeden, der einen Fernseher und Laptop besitzt. Beispiel: Der Kaffeemaschinenhersteller Bunn vernetzt bestehende und neue Kaffeemaschinen mit der 11 % sogenannten Solaire Cloud. Damit erzielt er Zusatzerlöse über einen Fernüberwachungs- bzw. Fernwartungsservice 7% 31 % (Remote Monitoring und Maintenance Service) und senkt die Prozesskosten um ca. 15%.17 Marktdurchdringung 17 Angebotsentwicklung Marktentwicklung Marktentwicklung: Mit einem Anteil von nur 7% an den betrachteten IoT-Projekten ist die Marktentwicklung, also Diversifikation die Erschließung neuer Zielgruppen durch IoT-Innovationen, bislang der am wenigsten verbreitete Wachstumsansatz. Dies überrascht kaum, schließlich möchten die meisten traditi- 51 % onellen Unternehmen zunächst einmal erste Erfahrungen mit den neuen Möglichkeiten und Technologien des IoT sammeln Grafik 4: IoT-Projekte nach Wachstumsstrategien – mehr als die Hälfte sind Angebotsentwicklungen (Quelle: Eigene Darstellung) – dabei liegt der Fokus üblicherweise auf bestehenden Ziel- gruppen, da im Gegensatz dazu das wirtschaftliche Risiko der Erschließung neuer Märkte deutlich höher ist. Vgl.16 Konekranes (2016): Konecranes launcht webbasiertes Serviceportal Yourkonecranes, http://www.konecranes.de/resources/media/ releases/2016/industrie-40-ganz-praktisch-konecranes-launcht-web- basiertes-serviceportal-yourkonecranes Vgl.17 Solaircorporate (2016): Case Study Rancilio Group, https://www.solaircorporate.com/wp-content/uploads/2016/03/ Vgl.18 Mid-America Advertising (2015): SmartLink Technology, http://mida- Case-Study-Rancilio-Group-full.pdf mericaadvertising.com/ma-news-1.html 10 © 2017 tresmo GmbH. All rights reserved.
Unternehmensinfrastruktur Sekundäre Aktivitäten Personalwirtschaft Forschung & Entwicklung Beschaffung Marketing Eingangslogistik Produktion Ausgangslogistik Service / Vertrieb Primäre Aktivitäten Grafik 5: Anpassung der relativen Wertschöpfung – IoT führt häufig zu mehr Wertschöpfung im Service (Quelle: Adaptiert von Porter, M.19) 3.2 Wertschöpfungskette: Produktion Vom Produkt zum Service Unter dem Stichwort „Industrie 4.0“ steht die Produktion neben der Logistik am Industriestandort Deutschland IoT wird auf fast alle Aktivitäten der Wertschöpfungskette besonders im Fokus des IoT-Interesses. Selbst wenn die voll- mittelfristig enormen Einfluss haben. Auch wenn eine automatisierte Produktion bislang nur in wenigen Fabriken detaillierte Betrachtung jedes betrieblichen Funktions- Einzug gehalten hat, ist das Interesse an relativ einfachen bereichs den Umfang dieses Whitepapers sprengen würde, IoT-Anwendungsszenarien wie beispielsweise Condition wollen wir nachfolgend exemplarisch einige der Gestaltungs- Monitoring (d.h. permanente bzw. regelmäßige Erfassung optionen in den einzelnen Bereichen aufzeigen.19 physikalischer Daten zum Zustand einer Maschine oder Anlage) oder Predictive Maintenance (d.h. vorausschauende Wartung von Maschinen oder Anlagen auf Basis laufend erfasster Daten) mittlerweile branchenübergreifend hoch. 3.2.1 Einfluss auf primäre In letzter Konsequenz führt IoT zur selbstorganisierten Unternehmensaktivitäten Produktion, d.h. das cyberphysische Produktionssystem trifft eigenständig Entscheidungen und erledigt seine Aufgaben weitestgehend autonom – menschliche Eingriffe sind nur Eingangs- und Ausgangslogistik noch bei Wartungen, Störungen oder Neukonfigurationen erforderlich. „Mass Customization“, d.h. die kundenindi- Durch die übergreifende Vernetzung der gesamten viduelle Produktion von Gütern bis hin zur Losgröße 1, wird Lieferkette, also auch bisher nicht „smarter“ Güter und durch IoT-Technologien wesentlich effizienter und damit in Transportvehikel, kann die Logistik leichter und kostenef- vielen Einsatzbereichen wirtschaftlich sinnvoll. Insgesamt fizienter als früher koordiniert, überwacht und optimiert lässt sich jedoch festhalten, dass der Anteil der Produktion an werden. Das Spektrum der Anwendungsfälle reicht von der Gesamtwertschöpfung in den meisten Industriebranchen virtuellen Dashboards zur datengestützten Optimierung sinken wird – zu Gunsten softwarebasierter Dienstleistungen der Routenplanung mit Echtzeit-Informationen an jedem rund um das Kernprodukt. beliebigen Ort über die smarte Lagerbestandsverwaltung bis hin zu (teil-)autonom fahrenden LKWs und Lieferdrohnen. Industrieunternehmen werden zukünftig immer stärker in Marketing & Vertrieb die entsprechenden neuen Technologien investieren oder prüfen müssen, ob es ggf. sinnvoller sein kann, bestimmte Ein Kernaspekt des IoT ist die Gewinnung und Auswertung von Logistikfunktionen an spezialisierte externe Dienstleister Daten – insbesondere auch zum Produktnutzungsverhalten auzulagern. Die Logistikbranche ist dementsprechend auch der Kunden. Dieser „Datenrückfluss“ von vernetzten eine der am stärksten vom IoT betroffenen Branchen. Produkten stellt die Hersteller einerseits vor enorme Heraus- forderungen bzgl. Datenverarbeitung sowie -analyse. Er bietet ihnen andererseits jedoch auch bislang ungeahnt detaillierte (Echtzeit-)Einblicke in den Alltag und die Bedürfnisse ihrer Kunden sowie den Einsatz ihrer Produkte. Somit können deutlich schneller und differenzierter als bisher Kunden- Vgl.19 Porter, Michael E. (2000): Wettbewerbsvorteile. Spitzenleistungen segmente identifiziert und Kunden gezielt auf Basis konkreter erreichen und behaupten, campus Verlag, 6. Auflage 2010, S. 61ff 11 © 2017 tresmo GmbH. All rights reserved.
Daten angesprochen werden. Zusatzverkäufe, Querverkäufe Die schon seit längerem stattfindende Transformation zahl- sowie Möglichkeiten für Neugeschäft werden unterstützt reicher Produkthersteller zu Lösungsanbietern und Dienst- und die Kundenbindung gestärkt. Am Beispiel des Amazon leistungsunternehmen beschleunigt sich durch das IoT. Dash wird deutlich, dass mit Hilfe intelligenter IoT-Ansätze Viele Unternehmen gehen jedoch noch weit darüber hinaus auch Kaufentscheidungsprozesse vollständig transformiert und schaffen digitale Plattformen bzw. Ökosysteme: Um ihre werden können. Aus organisatorischer Sicht birgt das IoT Kunden während des gesamten Kundenlebenszyklus optimal für den Marketing- und Vertriebsbereich insbesondere die begleiten und sie umfassend bei deren Wertschöpfung unter- Herausforderung, die Mitarbeiter auf den zunehmenden stützen zu können, verzahnen sie alle ihre Produkte und Vertrieb von Software und Serviceleistungen einzustellen und Dienstleistungen so tief miteinander, dass der Kunde ihre die Inzentivierungssysteme an die entsprechend veränderten „Welt“ im Idealfall nicht mehr verlassen muss. Die Öffnung Zahlungsströme anzupassen. des Ökosystems für die Produkte und Anwendungen externer Wertschöpfungspartner (bspw. anderer Hersteller oder auch freier App-Programmierer) schafft weiteren signifikanten Service Mehrwert für die Kunden. Solche integrierten „Systeme von Systemen“ machen branchenübergreifende Kooperationen Den mit Abstand tiefgreifendsten Wandel und eine signi- und strategische Allianzen erforderlich, in welchen die indivi- fikante Aufwertung bringt das IoT für die Servicefunktion duellen Fähigkeiten der Partner intelligent zu ganzheitlichen mit sich. Während die Möglichkeiten der Differenzierung für Lösungen kombiniert werden. Hersteller bei physischen Gütern immer weiter schwinden und die entsprechenden Margen sinken, eröffnen sich Ein Beispiel dafür ist ein Agrar-Ökosystem eines Landwirt- durch IoT-Technologien vielfältige neue Differenzierungs- schaftsmaschinen-Herstellers: Bislang verkaufte er seinen möglichkeiten durch softwarebasierte Dienstleistungen. Kunden (Landwirte) Traktoren, Mähdrescher und Pflanz- Beispiele dafür sind datengetriebene Wartungs- und Instand- maschinen. Durch die Vernetzung der Maschinen und die haltungsservices, Online-Dashboards zur Optimierung der Einführung einer übergreifenden, cloudbasierten Service- Maschineneffizienz, Apps zur Steuerung des Smart Home plattform können die Maschinen vorausschauend gewartet und Plattformen zur übergreifenden Vernetzung der Geräte und Aussaat- sowie Ernteprozesse aufeinander abgestimmt des Herstellers mit Geräten von Drittanbietern. In besonderen und optimiert werden – ein enormer zusätzlicher Mehrwert Fällen kann sogar das gesamte Produkt selbst als Service- für den Landwirt. Indem der Hersteller die Plattform für leistung angeboten werden: Es wird dann nicht mehr verkauft, Drittanbieter öffnet und Schnittstellen zu Produkten und sondern die Abrechnung erfolgt auf Basis der Nutzungsdauer Anwendungen wie Bewässerungssystemen (z.B. Feuch- oder ähnlichen Parametern (Product-as-a-Service). Es tigkeits- und Temperatursensoren im Boden) sowie Wetterda- entstehen somit zunehmend „hybride Produkte“, in denen tensystemen (z.B. Wind- und Niederschlagssensoren) schafft, das physische Produkt und die Dienstleistung untrennbar kann der Mehrwert für den Landwirt noch einmal erheblich miteinander verbunden sind. Die relative Wertschöpfung gesteigert werden, da er damit die Gesamtperformance seines von Industrieunternehmen verschiebt sich – weg von der landwirtschaftlichen Betriebs ganzheitlich optimieren kann. Produktion hin zum Service. Dies impliziert auch, dass fast jedes größere Unternehmen, egal in welcher Branche, mittel- fristig zu einem Softwareanbieter wird – oder untergeht. Einige führende Produzenten erzielen bereits 50% ihrer Gewinne mit nachgelagerten Kundenservices.20 Beispiel: Kärcher, Hersteller von Reinigungsgeräten, verkauft mittlerweile nicht mehr nur seine Produkte als solche, sondern vernetzt diese gleichzeitig mit einer Servicecloud.21 Käufer der Reinigungsgeräte und Fahrzeug- flotten können damit ihre Produkte in einem übersichtlichen Dashboard verorten, Unterauslastung vermeiden und über den Batteriestatus die Laderhythmen besser steuern. Nur Basisfunktionen sind dabei kostenlos, Premiumfunktionen hingegen in der Serviceplattform zubuchbar. 21 Vgl.20 IDC (2014): The rise of product-as-a-service in manufacturing and some other technology impacts, https://idc-community.com/manu- facturing/manufacturing-value-chain/the_rise_of_product_as_a_ser- vice_in_manufacturing_and_some_of_the_te Vgl.21 Kärcher (2016): Kärcher Fleet - Die innovative Flottenmanagementlö- sung, https://www.kaercher.com/de/professional/connected-clea- ning/kaercher-fleet.html 12 © 2017 tresmo GmbH. All rights reserved.
3.2.2 Einfluss auf sekundäre traditionell langen Produktlebenszyklen erfordert dies auch Unternehmensaktivitäten einen grundlegenden Mentalitätswandel, um den Perfek- tionismus in der „Hardware“-Entwicklung durch schnelle, Wenngleich Geschäftsmodellinnovationen insbesondere agile Innovations- und Entwicklungsmethoden für die die primären Unternehmensaktivitäten transformieren, Software zu ergänzen. werden der Vollständigkeit halber nachfolgend auch kurz ausgewählte IoT-Anwendungsfälle in zwei sekundären Funk- tionsbereichen vorgestellt. 3.3 Erlösmodell: Vom Unternehmensinfrastruktur einmaligen zum nutzungs- Zwei typische IoT-Anwendungsfälle in diesem Bereich sind und zeitabhängigen Erlös smarte Betriebsgebäude und vernetzte Dienstwagenflotten. In smarten Bürogebäuden und -Produktionshallen erfassen zahlreiche Sensoren Daten zu Temperatur, Luftqualität, Eine der größten Herausforderungen für Unternehmen ist Lärm oder Licht und steuern auf dieser Basis die Heizung, nach unserer Erfahrung die Anpassung ihres Erlösmodells Klimaanlage, Beleuchtung, Jalousien usw. Somit kann die an die Besonderheiten des IoT. Welche Stellhebel gibt es Qualität des Arbeitsumfelds für die Mitarbeiter deutlich in diesem Bereich und welche Ausprägungen sind möglich? verbessert und der Energieverbrauch gesenkt werden. In unserer Beratungspraxis haben wir einen einfachen Mit Hilfe einer vernetzten Dienstwagenflotte kann deren „Baukasten“ zur Gestaltung von Erlösmodellen anhand von Auslastung optimiert und die Kontrolle sowie Wartung drei Dimensionen entwickelt: vereinfacht werden. • Gegenstand der Monetarisierung (Welche Leistung wird vergütet?) Forschung- und Entwicklung • Erlösstrom Für den F&E-Bereich ergeben sich durch das IoT gravierende (Woran bemessen sich die Zahlungen im Zeitablauf?) Veränderungen. Zum einen können nun auf Basis von (Echtzeit-)Daten enorm detaillierte Erkenntnisse zum • Erlösbeziehung realen Produktnutzungsverhalten der Kunden gewonnen (Wer bezahlt die Leistung?). werden. Damit eröffnen sich für Ingenieure und Produktent- wickler vielfältige neue Möglichkeiten für die Optimierung Im Folgenden betrachten wir diese drei Dimensionen mit ihren bestehender sowie die Entwicklung neuer Produkte. Zum jeweiligen Ausprägungen im Detail. anderen beschleunigen sich durch die Software-Kom- ponente cyberphysischer Systeme die Produktlebenszyklen „hybrider Produkte“ enorm, da sich die softwarebasierten Features deutlich schneller entwickeln und über das Internet zur Verfügung stellen lassen. Gerade im B2B-Umfeld mit Gegenstand der Monetarisierung Erlösstrom Erlösbeziehung Physisches Produkt einmalig direkt Traditioneller Service pro Zeit indirekt Digitaler Service pro Nutzung zukünftig deutlich wichtiger Kundenzugang pro Erfolg zukünftig deutlich weniger wichtig unverändert Daten Grafik 6: Erlösmodellveränderungen durch das IoT am Beispiel von Industrieunternehmen (Quelle: Eigene Darstellung) 13 © 2017 tresmo GmbH. All rights reserved.
3.3.1 Gegenstand der Monetarisierung einer großen und attraktiven Nutzerbasis einer IoT-Lösung – auch über Werbemodelle Erlöse generieren, indem die Es gibt grundsätzlich fünf verschiedene Leistungen, welche Werbung beispielsweise direkt auf das Display oder die monetarisiert werden können. In der Regel bestehen zugehörige App gespielt wird. Besonders interessant für IoT-Angebote aus einer Kombination mehrerer dieser Werbetreibende ist dabei die reichhaltige Basis an Nutzer- Leistungen. So wird beispielsweise der smarte Tennisschläger und Nutzungsdaten (bspw. Location, Nutzungskontext etc.), von Babolat zusammen mit einer App zur Analyse des Spiels welche ein genaues Targeting erlaubt. Ein Beispiel für eine (Kraft, Ausdauer, Technik) und einem Trainerservice aus der solche Monetarisierung des Kundenzugangs ist das Google Ferne vertrieben.22 Car: Dieses gegenwärtig entwickelte autonom fahrende „Taxi“ soll seine Fahrgäste kostenlos befördern. Werbeein- Physisches Produkt: Die traditionelle Leistung von Indust- spielungen, die während der Fahrt auf Displays im Wagen rieunternehmen, welche auch bei IoT-Lösungen in der Regel gezeigt werden, sollen den Service komplett finanzieren.23 den Kern des „smarten“ Gesamtangebots bildet. Ganz über- wiegend wird das physische Produkt (bspw. ein Gerät, eine Maschine oder Anlage) weiterhin per Verkauf monetarisiert, 4% 8% jedoch durch zusätzliche Erlösquellen ergänzt. einmalig Traditioneller Service: Viele herkömmliche Dienstleistungen 11 % werden durch das IoT nicht obsolet, sondern verändern einmalig + pro Zeit sich lediglich. So findet beispielsweise die Inspektion einer pro Nutzung Maschine durch einen Techniker dank vorausschauender 54 % Wartung (Predictive Maintenance) nicht mehr regelmäßig nach pro Zeit einer festgelegten Anzahl Betriebsstunden statt, sondern nur einmalig + pro Nutzung noch, wenn die Algorithmen einen entsprechenden Bedarf 23 % ermitteln (beispielsweise wenn durch die Sensoren unge- wöhnliche Vibrationen oder Laufwiderstände erfasst werden). Grafik 7: Anteile von Erlösmodellen in IoT Projekten – mehr als die Digitaler Service: Softwarebasierte digitale Dienstleistungen Hälfte sind einmalige Erlöse, ungefähr ein Viertel Erlöskombinationen bieten für klassische Unternehmen in der Regel das höchste (Quelle: Eigene Darstellung) zusätzliche Erlöspotenzial im Rahmen von IoT-Angeboten, zum Beispiel in Form von kostenpflichtigen Predictive Maintenance-Anwendungen. Dies erfordert auch neue Kompetenzen hinsichtlich der Monetarisierung, da Software Daten: Schließlich können auch die Daten selbst monetarisiert im Gegensatz zu den meisten traditionellen Leistungen über- werden, wenngleich eine Abgrenzung zu den zwei letztge- wiegend als Lizenz veräußert wird. Dabei sind vielfältige nannten Leistungen oft nicht einfach ist. Grundsätzlich geht es Ausgestaltungsvarianten möglich, angefangen von unbe- dabei um den direkten Verkauf der Daten an Dritte, d.h. keine fristeten, benutzer- oder rechnergebundenen Lizenzen über mittelbare Nutzung für die Ausspielung von Werbung oder Abonnement- und nutzungsbasierte Abrechnungsansätze bis in verarbeiteter Form in bestimmten Softwareanwendungen hin zu komplexen Modellen für zahlreiche Nutzer(gruppen) im Rahmen der IoT-Lösung. Eng begrenzt wird das Potenzial mit optionalen Features und differenzierten Laufzeiten. Die solcher Ansätze natürlich einerseits durch den Datenschutz Herausforderungen in der Umsetzung liegen vor allem in der und andererseits vor allem im B2B-Bereich durch die Verhand- Schaffung einer kundenfreundlichen, optimal in das Produkt lungsmacht der Unternehmenskunden, welche mittlerweile integrierten Lösung, die mit wachsenden Nutzerzahlen und größtenteils den Wert und die strategische Bedeutung ihrer einer komplexer werdenden Software skaliert und zugleich Daten erkannt haben. So kauft beispielsweise McDonalds bestmöglich gegen Hacking abgesichert ist. von einem Frittierautomatenhersteller IoT-Daten. Diese geben der Schnellrestaurantkette Einblicke darüber, welche Frit- Kundenzugang: Dabei gibt es zwei wesentliche Ansätze: tierölmengen und welche Frittierölqualität einzelne Franchi- Erstens – analog zum Apple App Store – durch Umsatzpro- senehmer einsetzen. McDonalds kontrolliert damit einzelne visionen auf den Verkauf komplementärer Software-An- Restaurant bezüglich deren Einhaltung von Qualitätstandards wendungen an die Nutzer der IoT-Lösung durch unabhängige und vorgeschriebenen Prozessen.24 Softwareentwickler und Partnerunternehmen über einen digitalen „Marktplatz“ (wie bspw. der Predix Industrial App Marketplace von General Electric). Ein positiver Nebeneffekt davon sind die oben schon beschriebenen Vorteile eines Vgl.23 Onlinemarketing.de (2015): Google präsentiert Geschäftsmodell – solchen „Ökosystems“ für die Kunden der IoT-Lösung. Selbstfahrende Autos gratis?, http://onlinemarketing.de/news/google-geschaeftsmodell-selbstfah- Zweitens lassen sich bei entsprechender Reichweite – d.h. rende-autos-gratis (abgerufen am 15.09.2016) Vgl.24 Telit (2016): Telit‘s Remote Monitoring IoT Solution for Restaurant Technologies, ab 1:20 Minute, Vgl.22 Babolat (2016): Babolat Play, http://en.babolatplay.com https://www.youtube.com/watch?v=utqSvJ4L-4M 14 © 2017 tresmo GmbH. All rights reserved.
3.3.2 Erlösstrom Erlöshöhe Die Ausgestaltung des Erlösstroms determiniert, woran sich die Vergütung im Zeitablauf bemisst. Dabei gibt es vier wesentliche Ausprägungen, die – im Einklang mit den verschiedenen möglichen Bestandteilen eines IoT-Leistungs- bündels – auch in Kombination verwendet können. Einmalige Erlösströme: Dies ist die „klassische“ Variante des Erlösstroms, bspw. bei einem Verkauf eines physischen Produktes. Unter den von uns untersuchten IoT-Projekten liegt bei 54% ein rein einmaliger Erlösstrom zugrunde. Beginn der Zeit Ende der Kundenbeziehung Kundenbeziehung Pro Zeit: Zeitabhängige Erlösströme gibt es im Zusam- menhang mit Lizenz-, Abonnement- und Leasingmodellen schon seit langem. Das IoT macht es jedoch nun zunehmend Erlösmodelle einfacher, die zeitliche Bereitstellung physischer Produkte zu kontrollieren und abzurechnen. So kann beispielsweise Einmaliger Erlös das Leasing einer vernetzten Maschine per Klick ausgesetzt werden, indem Funktionen abgestellt oder wichtige Updates Nutzungsabhängiger Erlös über das Internet eingestellt werden. Weiterhin gewinnt die zeitabhängige Abrechnung im Zusammenhang mit soft- Grafik 8: Einmaliger vs. nutzungsabhängiger Erlös – statt sofortiger warebasierten IoT-Services an Bedeutung, zum Beispiel beim Einmaleinnahme unregelmäßige Erlöse über den gesamten Zeitraum Abonnement einer Plattform zur Einsicht der Maschinennut- der Kundenbeziehung (Quelle: Eigene Darstellung) zungsdaten oder einer Musik-App für das Auto. Pro Nutzung: Eine nutzungsabhängige Vergütung hat für den Pro Erfolg: Im B2B-Umfeld beginnen erste Unternehmen, Kunden viele Vorteile – sie ist flexibel, erfordert keine Erstin- die Vergütungshöhe für ihre Produkte variabel an vorher vestition, vermeidet das Auslastungsrisiko, bietet Transparenz vereinbarte Kennzahlen zu knüpfen, welche direkt mit und wird daher häufig als besonders fair empfunden. Bezahlt dem Mehrwert für den Kunden korrelieren. Beispielsweise wird nur in dem Umfang, in dem das Produkt oder der bepreisen einige Maschinen- und Anlagenbauer ihre IoT-ba- Service tatsächlich verwendet wird. Die Nutzung kann dabei sierten Services zur vorausschauenden Wartung anhand der an bestimmten Mengeneinheiten (bspw. Datenvolumen, jeweiligen Anlagenverfügbarkeit. Eine Vergütung ist dabei gefahrene Kilometer oder Produktionsvolumen einer Maschine) nur fällig, wenn ein bestimmter Mindestwert erreicht wird. Es oder auch der Nutzungsdauer (Sonderfall der vorgenannten wird also dabei letztendlich weder ein Produkt noch dessen Abrechnungsvariante) bemessen werden. Während dieses Nutzung verkauft, sondern ein klar quantifizierbarer Beitrag Abrechnungsmodell besonders durch cloud-basierte Soft- zum Unternehmensergebnis des Kunden. Das kann für alle wareangebote populär wurde, kommt es durch das IoT auch Parteien von Vorteil sein, da das Risiko gestreut wird und der zunehmend bei physischen Gütern zur Anwendung, da dabei Lösungsanbieter bei Erfolg überdurchschnittlich mitverdient Produktnutzungsdaten in Echtzeit erfasst werden können (zum Beispiel 20% an den erreichten Einsparungen). Die und die Kosten für die entsprechenden Technologien massiv Herausforderungen hinsichtlich des Qualitätsmanagements, gefallen sind. Beispiele dafür sind Car-Sharing-Angebote (kilo- der Transparenz der Geschäftspartner, der Kalkulation des metergenaue Abrechnung), das „Air-as-a-Service“-Angebot des Business Case und der Definition der Messgröße sind jedoch Kompressorenherstellers Käser (Abrechnung pro Kubikmeter hoch. Dementsprechend verlaufen die ersten Implemen- Luft) oder auch das schon lange existierende „Power-by- tierungen nicht ohne Probleme – so musste ein Anbieter einer the-Hour“-Modell des Flugzeugtriebwerkbauers Rolls-Royce smarten Paket-Tracking Lösung feststellen, dass es schlicht zu (Abrechnung pro Betriebsstunde). viele Einflussfaktoren gab, um den Effizienzgewinn zweifellos auf den Einsatz seiner IoT-Lösung zurückzuführen. Besonders herausfordernd für industrielle Anbieter nutzungs- basierter Abrechnungsmodelle ist deren veränderte Cash Flow-Struktur: Während beim klassischen Verkauf ein einmaliger (und seiner Höhe nach fest determinierter) Erlös erzielt wurde, finanzieren die Hersteller nun faktisch ihre Produkte für ihre Kunden über deren Nutzungszeitraum, wobei sich die Höhe der Einnahmen im Zeitablauf ändern kann. Der Hersteller wird somit teilweise zur Bank – er stellt die Finanzierung und muss die Geschäftsmodelle und Risiken seiner Kunden genau verstehen. 15 © 2017 tresmo GmbH. All rights reserved.
3.3.3 Erlösbeziehung 3.4 Fazit & Ausblick Als dritte Dimension eines Erlösmodells sollen nachfolgend noch kurz die zwei Ausprägungen der Erlösbeziehung Das IoT ist ein entscheidender Treiber für Geschäftsmodel- vorgestellt werden. linnovationen. Zahlreiche traditionelle Branchen können sich mit Hilfe des IoT neu erfinden – und einige müssen dies Direkte Erlösbeziehungen: Diese allgemein vorherrschende auch unbedingt. Ausprägung der Erlösbeziehung zeichnet sich dadurch aus, dass der Anbieter für den Kunden eine Leistung erbringt Wie wir gesehen haben, bietet das IoT für alle der hier (Lieferung eines Produktes oder Erbringung einer Dienst- betrachteten Geschäftsmodellelemente vielfältige leistung) und der Kunde ihn im Gegenzug dafür vergütet. Gestaltungsmöglichkeiten: Direkte Erlösbeziehungen bleiben auch in IoT-Projekten das wichtigste Modell. • Die Angebots- und Marktpositionierung kann mit Hilfe des IoT in jegliche Richtung verändert werden. Während Indirekte Erlösbeziehungen: Sie sind dadurch gekenn- gegenwärtig der Schwerpunkt der Aktivitäten noch stark zeichnet, dass der Empfänger der Hauptleistung („Kunde“) auf der Marktdurchdringung sowie der Entwicklung entweder gar keine oder nur eine untergeordnete Rolle für die neuer Angebote für bestehende Zielgruppen liegt, sind Monetarisierung des Leistungsanbieters spielt. Stattdessen zukünftig deutlich stärker auch Marktentwicklungs- und kommen dritte Parteien für die Vergütung der (subventio- Diversifikationstendenzen zu erwarten. Branchengrenzen nierten) Hauptleistung auf. Beispiele dafür sind auf Werbefi- verschwimmen zusehends (Branchenkonvergenz), nanzierung, Datenverkauf oder Provisionseinnahmen (bspw. Wettbewerb findet auf neuen Ebenen statt. über den App-Store eines vernetzten Autos) beruhende Geschäftsmodelle. Solche Erlösbeziehungen nehmen durch • Überall in der Wertschöpfungskette gibt es zahlreiche das IoT stark zu, wenngleich mit höchst unterschiedlicher Ansatzpunkte für Effizienzsteigerungen. Bei den primären Verbreitung in einzelnen Branchen. Aktivitäten werden mittelfristig v.a. Produktion und Logistik durch das IoT stark transformiert werden. Die Servicefunktion wird branchenübergreifend eine herausgehobene Bedeutung erhalten, da zunehmend 3.3.4 Dynamische und personalisierte alle größeren Unternehmen auch zu Softwareanbietern Preismechanismen werden. Einige schaffen zudem digitale Plattformen und offene Ökosysteme um ihre Produkte herum, welche Hat man einmal anhand der oben erläuterten drei Dimensionen Drittanbieter integrieren. ein für die spezifischen Charakteristika der jeweiligen Branche sowie des Unternehmens geeignetes Erlösmodell entwickelt, • Mit Blick auf das Erlösmodell werden insbesondere gibt es in manchen Fällen noch weitere Gestaltungsmög- die Monetarisierung von Daten und digitalen Services lichkeiten durch das IoT. deutlich wichtiger, ebenso die Erschließung indirekter Vergütungsformen über Dritte (beispielsweise Einerseits ermöglicht das IoT eine dynamische Preisge- mit Werbung oder Umsatzprovisionen). Physische staltung. Ein Beispiel dafür ist der digitale Taxi-Anbieter Uber, Güter werden seltener klassisch verkauft, sondern dessen Wagen per Smartphone geortet und gebucht werden zunehmend über nutzungs-, zeit- und erfolgsbasierte können. Der Fahrpreis für eine Fahrt kann durch die Nachfrage Vergütungsmodelle abgerechnet. Darüber hinaus eröffnen zu bestimmten Tageszeiten, Wetterlagen oder Großevents die reichhaltigen IoT-(Echtzeit-)Daten neue Möglichkeiten bestimmt werden. der dynamischen und individualisierten Preisgestaltung. Andererseits ergibt sich auf Basis der genauen Nutzer- und Etablierte Marktteilnehmer und neue digitale Wettbewerber Nutzungsdaten von IoT-Lösungen für die Anbieter auch die werden in allen Märkten versuchen, über Geschäftsmodel- Möglichkeit einer kundenindividuellen Preisgestaltung, linnovationen Marktanteile zu gewinnen, sowie attraktive wenngleich entsprechende Ansätze in der Praxis bislang erst neue Marktsegmente zu schaffen und zu besetzen. Jedes sehr vorsichtig getestet werden. Unternehmen sollte daher beizeiten eine Bestandsaufnahme machen, ob sein bestehendes Geschäftsmodell vor dem Hintergrund des IoT noch zukunftsfähig ist und welche Potenziale sich durch gezielte Anpassungen erschließen lassen. Die strategischen, technologischen und organisato- rischen Herausforderungen sind insbesondere für Industrie- unternehmen enorm – die Chancen jedoch ebenfalls. 16 © 2017 tresmo GmbH. All rights reserved.
4. Anhang: Branchenbeispiele D ass sich die Transformation zu IoT-Geschäftsmodellen lohnt, zeigt das Vodafone IoT-Barometer 2016: Demnach erzielen Unternehmen mit IoT-gestützten Angeboten durch- schnittlich 20% höhere Umsätze als vergleichbare “tradi- tionelle” Unternehmen.25 Auch wenn sich viele IoT-Initiativen noch in einem frühen Stadium befinden,26 kristallisieren sich bereits einige branchentypische Muster für erfolgver- sprechende IoT-Geschäftsmodelle heraus. Um den Umfang dieses Whitepapers nicht zu sprengen, wird im Folgenden aus fünf Branchen jeweils ein interessantes Beispiel anhand des oben eingeführten Untersuchungsrahmens vorgestellt. Vgl.25 Vodafone (2016): Vodafone IoT Barometer 2016, https://www.vodafo- ne.de/business/firmenkunden/loesungen/iot-barometer.html Vgl.26 IBM (2016): The Business of Things – Designing Business Models to Handel: win the cognitivie IoT, http://www-01.ibm.com/common/ssi/cgi-bin/ ssialias?subtype=XB&infotype=PM&htmlfid=GBE03725USEN&at- Amazon Dash Button tachment=GBE03725USEN.PDF Seite 22 - 23 Maschinen- und Anlagenbau: Energiebranche: FreeWire thyssenkrupp MAX Technologies Ladestationen Seite 18 - 19 Seite 24 - 25 Langlebige Konsumgüter: Versicherungsbranche: Oral-B Genius Zahnbürste Progressive Snapshot Programm Seite 20 - 21 Seite 26 - 27 17 © 2076 tresmo GmbH. All rights reserved.
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