Erfolgsfaktoren von Spin-offs aus Forschungseinrichtungen

 
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Erfolgsfaktoren von Spin-offs aus Forschungseinrichtungen
Erfolgsfaktoren von Spin-offs aus Forschungseinrichtungen

                                  Überblick                                          (vgl. Werner 2000). Als Ziele lassen sich
,,Kleine Gelegenheiten            Ausgründungen (Spin-offs) ehemaliger               hier beispielsweise berufliche Selbstver-
  sind oft der Anfang             Mitarbeiter von Forschungseinrichtun-              wirklichung, Selbstbestätigung durch
                                  gen verfügen im Vergleich zu sonstigen             Umsetzung eigener Ideen oder auch die
  großer Unterneh-                technologieorientierten Gründungen über            persönliche Unabhängigkeit identifizieren.
                                  einzigartige Start- und Entwicklungsbedin-         Diese Indikatoren erlauben nur eine recht
  mungen.“                        gungen. Als meist technologieorientierte           einseitige Einschätzung des Erfolges, da
                                  Unternehmensgründungen verwerten sie               sie auf der subjektiven Beurteilung der an
     Demothenes, griech. Redner
                                  Methoden und Know-how ihrer Mutterinsti-           der Unternehmensentwicklung maßgeblich
                                  tute und können in vielen Fällen gleichzeitig      beteiligten Personen beruhen. Deshalb
                                  von umfangreichen Unterstützungsleis-              kommen sie aus betriebswirtschaftlicher
                                  tungen ihrer Mutterinstitute profitieren.           Sicht nur dann in Betracht, wenn sie als
                                  Was sind jedoch weitere entscheidende              Substitute für ökonomische Erfolgsgrößen
                                  Erfolgsfaktoren, die das Wachstum dieser           geeignet erscheinen, die sich nicht oder
                                  Spin-offs befördern?                               nur schwer erheben lassen (vgl. Schmidt
                                                                                     2002, Hemer & Göthner 2005).
                                  Zunächst sollte Erfolg bei der Betrachtung
                                  eines Spin-offs nicht allein im ökono-             Im Gegensatz zu den außerökonomischen
                                  mischen Sinne, beispielweise anhand der            Erfolgsindikatoren basieren quantitative
                                  Rentabilität gemessen werden, sondern              Erfolgsmaße auf messbaren Werten und
                                  sehr viel breiter als die positive Wirkung         entziehen sich daher der subjektiven Ein-
                                  bzw. Folge von Entscheidungen oder Hand-           schätzung der Beurteilenden (vgl. Brüderl
                                  lungen definiert werden. Eine Einschätzung          et al. 1998, Hemer & Göthner 2005).
                                  des Erfolgs von Spin-Offs muss daher an-           Viele der in der betriebswissenschaftli-
                                  hand verschiedener Indikatoren erfolgen.           chen Literatur bekannten Kennzahlen
                                  Diese können abhängig von ihrer Art den            sind jedoch in der empirischen Forschung
                                  qualitativen oder den quantitativen Erfolgs-       zu neu gegründeten Unternehmen nur in
                                  maßen zugeordnet werden (vgl. Schmidt              begrenztem Maße anwendbar. Da die i. d.
                                  2002, Hemer & Göthner 2005).                       R. kleinen Unternehmen einer reduzierten
                                                                                     Publikationspflicht unterliegen, liegen diese
                                  Qualitative und quantitative Erfolgsmaße
                                                                                     Kennzahlen nicht vor bzw. sind nicht ableit-
                                  Wichtiges qualitatives Erfolgsmaß ist
                                                                                     bar. Auch im Rahmen von Befragungen
                                  das Überleben eines neu gegründeten
                                                                                     werden sie nur ungern preisgegeben (vgl.
                                  Unternehmens als Minimalkriterium
                                                                                     Schmidt 2002). Zusätzlich sind bedeu-
                                  unternehmerischen Erfolgs – wobei dies
                                                                                     tende Rentabilitätsmaße wie beispielsweise
                                  nicht grundsätzlich mit ökonomischem
                                                                                     der Return on Invest (ROI) oder der
                                  Erfolg gleichzusetzen ist (vgl. Brüderl
                                                                                     Return on Equity (ROE) nur in geringem
                                  et al. 1998). Schwer zu erfassen sind
                                                                                     Maß zur Erfolgsbeurteilung neu gegründe-
                                  außerökonomische Erfolgsindikatoren,
                                                                                     ter Unternehmen empfehlenswert, da sie
                                  die zum Beispiel hinsichtlich der mit der
                                                                                     den Gewinn ins Verhältnis zum eingesetz-
                                  Gründung verbundenen Gründerziele

20                                  Performance Deutschland - Österreich - Schweiz
Erfolgsfaktoren von Spin-offs aus Forschungseinrichtungen
ten Kapital bzw. zum Eigenkapital setzen.      Situation des Unternehmens ermöglicht              1. Personenbezogene Faktoren
Der Gewinn ist jedoch besonders bei neu        (vgl. Brüderl et al. 1998).                        Besonders bei neugegründeten Unterneh-
gegründeten Betrieben kein zuverlässiger                                                          men sind die Person des Gründers oder der
                                               Da jedoch in der Regel davon ausgegangen
Erfolgsindikator, da diese in den ersten                                                          Gründer und personenbezogene Faktoren
                                               werden kann, dass ein neu gegründetes
Jahren häufig aufgrund verschiedener An-                                                           von wesentlicher Bedeutung für den Erfolg,
                                               Unternehmen Umsatz und Beschäftigten-
laufinvestitionen Verluste erzielen. Zudem                                                         da sich in der Gründungsphase gravierende
                                               zahl nur dann erhöhen wird, wenn der
lässt sich durch Höhe und Form der Abs-                                                           Schwächen des Gründers direkt auf den
                                               Eintritt in den Markt gelungen ist und sich
chreibungender Gewinn manipulieren (vgl.                                                          Erfolg des Unternehmens auswirken und
                                               die Auftragslage positiv entwickelt, macht
Schulte & Ostermann 2002). Einen                                                                  trotz einer sonst einwandfreien Unterneh-
                                               die gemeinsame Betrachtung von Umsatz
 weiteren Kritikpunkt stellen die verschie-                                                       mensgründung zu deren Scheitern führen
                                               und Beschäftigtenanzahl in ihrer zeitlichen
denen Verfahren zur Gewinnberechnung                                                              können (vgl. Szyperski & Nathusius 1999,
                                               Entwicklung einen wirklichen Erkenntnis-
dar, da diese abhängig von der jeweiligen                                                         Hemer & Göthner 2005).
                                               gewinn in Bezug auf den Unternehmenser-
Rechtsform der Unternehmen sind (vgl.
                                               folg möglich. Darüber hinaus korrelieren           Demografische Merkmale wie das Alter,
Brüderl et al. 1998). Der Cashflow gibt die
                                               beide Indikatoren relativ deutlich mit an-         das persönliche Umfeld, der familiäre
in einer Periode erwirtschaftete Finanzkraft
                                               deren komplexeren Wachstumskennziffern             Hintergrund, genetische Veranlagung
als Differenz zwischen einzahlungswirks-
                                               (vgl. Brüderl et al. 1998), sodass sie sich        sowie die Konfession haben einen Einfluss
amen Erträgen und auszahlungswirksamen
                                               als die zwei wesentlichen Indikatoren zur          auf die Wahrscheinlichkeit, dass ein poten-
Aufwendungen an und ist in geringerem
                                               Erfolgsbeurteilung neu gegründeter Un-             zieller Gründer ein Unternehmen gründet,
Maße durch bilanzpolitische Maßnahmen
                                               ternehmen herauskristallisiert haben.              jedoch ist bisher kein Einfluss dieser Merk-
manipulierbar, jedoch spiegelt auch er in
                                                                                                  male auf den Erfolg der Spin-offs belegt
keinem Fall den wirklichen Periodengewinn      Erfolgsfaktoren von Spin-offs
                                                                                                  worden (vgl. Roberts 1991, ADT 1998,
eines Unternehmens wider (vgl. Hemer &         Faktoren, die den Erfolg von neu gegründe-
                                                                                                  Kriegsmann 2000).
Göthner 2005). Der Umsatz zeichnet sich        ten Unternehmen beeinflussen, lassen sich
durch seine leichte Erhebbarkeit und gerin-    in drei Ebenen unterteilen (vgl. Brüderl et        Persönlichkeitseigenschaften und Motive
ge Manipulationsmöglichkeiten aus, ist         al. 1998):                                         der Gründer beeinflussen laut zahlrei-
jedoch an sich ein nicht unproblematisches                                                        cher Studien die Gründungswahrschein-
                                               1. personenbezogene Faktoren, d. h.
Erfolgsmaß, da dieser einerseits den zur                                                          lichkeit (vgl. Roberts 1991, ADT 1998,
                                                  Faktoren, die auf Merkmale und Verh-
Umsatzerzielung erforderlichen Aufwand                                                            Kriegesmann 2000, Egeln et al. 2003),
                                                  altensweisen der Person des Unterneh-
nicht betrachtet und anderseits branchen-                                                         jedoch sind die Ergebnisse bezüglich eines
                                                  mensgründers abzielen
abhängig ist (vgl. Schulte & Ostermann                                                            Zusammenhangs mit dem Erfolg neu
2002). Die Beschäftigtenanzahl ist             2. betriebsbezogene Faktoren, d. h.                gegründeter Unternehmen eher rar. Einzig
ebenfalls eine leicht erhebbare Größe, die        Faktoren, die sich auf Merkmale des             für die Leistungsmotivation und die interne
nur geringen Manipulationsmöglichkeiten           Unternehmens zum Gründungszeit-                 Kontrollüberzeugung ist ein positiver
vonseiten der Unternehmung unterliegt.            punkt beziehen                                  Zusammenhang zum Erfolg der Gründun-
Kritisch bei deren Verwendung als Erfolgs-                                                        gen nachgewiesen worden (vgl. Roberts
                                               3. umfeldbezogene Faktoren, d. h.
maß ist, dass sie ebenfalls stark branchen-                                                       1991, Schulte & Ostermann 2002).
                                                  Faktoren, die das lokale, branchenspe-
abhängig ist sowie vom Produktionsge-
                                                  zifische und gesamtwirtschaftliche               Die unternehmerische Motivation bein-
genstand beeinflusst wird (vgl. Schulte
                                                  Umfeld des Unternehmens zum Grün-               haltet u. a. das Streben nach Unabhän-
& Ostermann 2002) und keinen direkten
                                                  dungszeitpunkt spezifizieren.                    gigkeit, Selbstverwirklichung oder einem
Rückschluss auf die betriebswirtschaftliche
                                                                                                  höheren Einkommen sowie das Nutzen von

                                                 Performance Deutschland - Österreich - Schweiz                                            21
Möglichkeiten für bessere Karrieremög-         den Erfolg von Gründungen ist belegt               Akademische Spin-offs entstehen häufig
lichkeiten oder die Umgehung drohender         (vgl. Brüderl et al.1998, Colombo &                als Teamgründungen und verfügen im
Arbeitslosigkeit. All diese Motive haben       Grilli, 2005).                                     Vergleich zu sonstigen Gründungen über
einen Einfluss auf die Gründungswahr-                                                              eine um 40 % höhere Beschäftigtenanzahl
                                               2. Betriebsbezogene Faktoren
scheinlichkeit (vgl. Roberts 1991, Egeln                                                          (inkl. Gründer) im Gründungsjahr, wobei
                                               Aufgrund der Tatsache, dass die anfangs
et al. 2003). Jedoch nur bei Aussicht auf                                                         diese als ein Indikator für ein schnelleres
                                               festgelegten Basismerkmale eine gewisse
bessere Karrieremöglichkeiten und bei Nut-                                                        Wachstum und größeren Erfolg angesehen
                                               Stabilität vorweisen, kommt den betriebs-
zung von Möglichkeiten kann ein Zusam-                                                            wird (vgl. Egeln et al. 2003, Scholten
                                               bezogenen Erfolgsfaktoren eine bedeu-
menhang mit dem Erfolg der Spin-offs                                                              2006). Die funktionale Ausgewogenheit
                                               tende Rolle zu (vgl. Brüderl et al. 1998).
festgestellt werden (vgl. Egeln et al. 2003,                                                      des Teams ist dabei ein weiterer Erfolgs-
Hemer et al. 2006).                            Mit der Wahl der Rechtsform legen                  faktor. Idealerweise ergänzen sich die
                                               Gründer unter anderem den haftungsrecht-           Qualifikations- und Humankapitalprofile der
Den individuellen Fähigkeiten der Gründer
                                               lichen Status ihres Unternehmens fest. Fir-        Gründer und verbreitern dadurch die ge-
bzw. ihrer (Aus-)Bildung – ihrem Human-
                                               men, die sich in einer haftungsbeschränk-          meinsame Wissensbasis. Jedoch steigt mit
kapital – wird häufig ein Einfluss auf den
                                               ten Rechtsform befinden, tendieren dazu,            wachsender Anzahl von Firmengründern
Erfolg eines Unternehmens zugeschrieben.
                                               riskantere Projekte zu verfolgen, die im           gleichzeitig auch das Risiko von Unstimmig-
Zwischen dem Bildungsniveau der Gründer
                                               Erfolgsfall zu hohen Erträgen führen. Es           keiten innerhalb des Gründerkreises (vgl.
und dem Erfolg der von ihnen gegründe-
                                               zeigt sich, dass diese Firmen signifikant           Brüderl et al 1998, Szyperski & Nathusius
ten Unternehmen findet sich jedoch kein
                                               höhere Wachstumsraten aber auch ein                1999).
eindeutiger Zusammenhang. Die Studien
                                               signifikant höheres Insolvenzrisiko besitzen
liefern positive, negative wie auch nicht-                                                        Die strategische Ausrichtung des Spin-offs
                                               (vgl. Hemer & Göthner 2005)
signifikante Ergebnisse (vgl. Roberts                                                              ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor:
1991, Egeln et al. 2003). Die bisherige        Die Gründungsgröße hat einen positiven             Es gilt als erwiesen, dass produktorien-
Berufserfahrung der Gründer hat allerdings     Einfluss auf den Erfolg der Gründungen              tierte Spin-offs erfolgreicher sind als
einen positiven Einfluss auf den Erfolg der     und die Wirkung gilt als empirisch bestätigt.      dienstleistungsorientierte. Dienstleistungs-
Spin-offs (vgl. Scholten 2006). Unspezi-       Gängige Kennzahlen der Gründungsgröße              orientierte Spin-offs können häufig schon
fisches Wissen beeinflusst die Gründungs-        sind die Höhe des Startkapitals, die Be-           von Beginn ihrer Gründung Einkünfte
neigung (vgl. ADT 1998, Kriegesmann            schäftigtenanzahl im Gründungsjahr oder            generieren. Produktorientierte Spin-offs
2000). Einen Einfluss dieses Wissens auf        der erste Jahresumsatz (vgl. Brüderl et al.        brauchen häufig mehrere Jahre, um ihr
den späteren Erfolg ist teilweise nachge-      1998, Egeln et al. 2003).                          Produkt auf dem Markt zu etablieren, kön-
wiesen (vgl. Roberts 1991, Scholten                                                               nen dann jedoch die komplette Wertschöp-
                                               Eine Startfinanzierung in ausreichender
2006, Colombo & Grilli 2005). Die Position                                                        fungskette abdecken und höhere Gewinne
                                               Höhe erhöht die Wahrscheinlichkeit,
der Gründer in ihrer vorherigen Anstellung                                                        realisieren. Eine Kombination der beiden
                                               kritische Entwicklungsphasen zu überste-
hat keinen Einfluss auf den Erfolg der Spin-                                                       Modelle stellt eine ebenso Erfolg verspre-
                                               hen und zufällige Umweltschocks wie den
offs und zwischen Gründungserfahrung                                                              chende Strategie dar. Durch Dienstleis-
                                               Markteintritt eines starken Wettbewerbers
und Erfolg besteht kein eindeutiger Zusam-                                                        tungen lassen sich in der Gründungsphase
                                               oder den Konkurs eines Kunden oder auch
menhang (vgl. Scholten 2006). Vorhan-                                                             früh Umsätze erzielen und gleichzeitig
                                               Lieferanten zu bewältigen und somit die
dene Branchenerfahrung gilt als eine der                                                          Markterfahrungen sammeln, die in die
                                               Überlebenschance eines Spin-offs(vgl.
wichtigsten Komponenten des Human-                                                                parallel verlaufende Produktentwicklung
                                               Brüderl et al. 1998, Hemer & Göthner
kapitals der Gründer und ihr Einfluss auf                                                          einfließen können (vgl. Hemer & Göthner
                                               2005).

22                                               Performance Deutschland - Österreich - Schweiz
2005). Bei Berücksichtigung der geringen      entwickelt, die bestehende Kundenbedürf-           (vgl. Beer 2000, Nicolaou & Birley 2003,
finanziellen Ressourcen gilt eine Nischen-     nisse befriedigen (Demand Pull). In bereits        Hemer & Göthner 2005). Inwieweit diese
marktstrategie als Erfolg versprechend.       erschlossenen Märkten, müssen sie sich             Unterstützungsleistungen einen Einfluss
                                              jedoch gegenüber Wettbewerbern mithilfe            auf den Erfolg haben, ist anhand bestehen-
Hierbei können schnell Marktanteile gewon-
                                              von Kosten- oder auch Leistungsvorteilen           der Literatur nicht immer eindeutig be-
nen werden und lassen diesen für Konkur-
                                              durchsetzen. Besonders günstige Erfolgs-           stimmbar, jedoch besitzen sie aus Sicht der
renten mangels Größe uninteressant er-
                                              bedingungen liegen vor, wenn Innovatio-            Unternehmen teilweise einen sehr hohen
scheinen. Durch eine Fokussierung auf ein
                                              nen sowohl Push- als auch Pull-Charakter           Stellenwert (vgl. Helm & Mauroner 2007,
enges Produkt- oder Leistungsspektrum,
                                              haben (vgl. Werner 2000).                          Hemer et al. 2007).
lassen sich schnell Skaleneffekte erzielen,
woraus eine günstige Wettbewerbsposi-         Absatzpolitischen Faktoren ist ebenfalls           Die Gründung von Spin-offs beruht häufig
tion resultiert. Jedoch kann auch eine        ein großer Einfluss auf die Schaffung von           auf Forschungsergebnissen in Form von
Diversifizierung in verwandte Märkte eine      komparativen Konkurrenzvorteilen und               neuen Technologien oder Innovationen der
erfolgversprechende Strategie darstellen,     damit den Erfolg eines Spin-offs beizumes-         MI. In diesem Fall bilden sie das Fundament
um für Veränderungen auf dem etablierten      sen. Marketingaktivitäten durchdringen             der Geschäftstätigkeit für die Spin-offs
Markt gewappnet zu sein (vgl. Werner          alle Lebenszyklen der Unternehmen.                 (vgl. Hemer & Göthner 2005). Auch Wis-
2000).                                        Leitlinien sind hierbei Kunden-, Wachs-            sen und Erfahrungen aus der vorherigen
                                              tums- und Ertragsorientierung sowie der            Anstellung sind häufig die Basis für die
Hochinnovative Produkte haben keinen
                                              Fokus auf Wettbewerbsvorteile gegenüber            Gründung eines Spin-offs. Die Ergebnisse
Einfluss auf den Erfolg. Sie ermöglichen
                                              der Konkurrenz (vgl. Beer 2000). Durch             in Bezug auf den Erfolg der Spin-offs sind
zwar eine Abgrenzung von Wettbewerbern,
                                              kundennahe Vertriebsaktivitäten können             jedoch widersprüchlich (vgl. Roberts
erhöhen jedoch gleichzeitig das technische
                                              zusätzliche Informationen über Kunden-             1991, Egeln et al. 2003). Aus ihrer ehe-
Risiko sowie den Planungsaufwand zur
                                              probleme und -anforderungen erschlossen            maligen Anstellung erhalten die Gründer
Umsetzung. Dagegen gelten kontinuierlich
                                              werden, um die Produkte zu entwickeln, die         auch Know-how in Bereichen wie beispiels-
durchgeführte Forschung und Entwick-
                                              zum Unternehmenserfolg beitragen (vgl.             weise der Personalführung und dem
lung (F&E) und die Neuentwicklung von
                                              Werner 2000).                                      Projektmanagement und können zusätzlich
Produkten als wichtige Erfolgsfaktoren
                                                                                                 von weitreichenden Aus-, Weiter- und
(vgl. Werner 2000, Egeln et al. 2003).        3. Umfeldbezogene Faktoren
                                                                                                 Fortbildungsmaßnahmen profitieren.
Werden Technologien entwickelt, die auf       Umfeldbezogene Erfolgsfaktoren sind Fak-
                                                                                                 Somit haben die MI einen wesentlichen
völlig neuen Gebieten zum Einsatz kommt,      toren, die das lokale, branchenspezifische
                                                                                                 Einfluss auf Wissen, Erfahrungen und auch
besteht anfangs noch keine unmittelbare       und gesamtwirtschaftliche Umfeld des
                                                                                                 Persönlichkeit ihrer Mitarbeiter (vgl. Beer
Marktnachfrage (Technology Push).             Unternehmens zum Gründungszeitpunkt
                                                                                                 2000).
Einerseits konkurrieren die Produkte nicht    spezifizieren (vgl. Brüderl et al. 1998).
mit bestehenden Produkten, wodurch                                                               Durch den fortlaufenden Kontakt mit den
                                              Die Mutterinstitute (MI) der Spin-
sich hohe Pioniergewinne realisieren                                                             MI haben die Spin-offs stets Zugang zu
                                              offs haben eine bedeutende Rolle im
lassen, andererseits entsteht ein erheb-                                                         aktuellen Forschungsergebnissen, wodurch
                                              mikrosozialen Umfeld der Gründungen.
licher Aufwand für die Aufklärung und                                                            innovative Impulse für die Geschäftstätig-
                                              Erfolgt die Gründung der Spin-offs im Ein-
Information des Marktes. Im Gegensatz zu                                                         keit entstehen können und Spin-offs früher
                                              vernehmen mit dem MI, können Spin-offs
diesen Push-Innovationen stehen Pull-                                                            als Konkurrenten über neue Problem-
                                              auf weitreichende Unterstützungsleistun-
Innovationen. Hierbei werden Produkte                                                            lösungstechniken verfügen (vgl. Beer
                                              gen („Entrepreneurial Support“) bauen

                                                Performance Deutschland - Österreich - Schweiz                                            23
2000). In diesem Prozess des Technolo-         tion ihrer MI profitieren, da deren posi-           Es wird vermutet, dass sich ein hohes
gietransfers spielt die Schutzrechtspolitik    tives Image dieser auch mit den Spin-offs          Marktwachstum positiv auf die Erfolg-
der MI eine bedeutende Rolle. Die Verfü-       assoziiert wird (vgl. Beer 2000). Durch            saussichten der Spin-offs auswirkt. Denn
gung über alleinstehende Schutzrechte          die Verbindung mit den MI erhalten die             Wachstumsmärkte entstehen häufig
gilt für die meisten Spin-Offs als entschei-   Spin-offs außerdem Zugang zu pozentiel-            aufgrund einer starken Nachfrage (Pull-
dender Faktor, um rasch Markteintrittsbar-     len neuen Mitarbeitern und können auch             Märkte), wodurch die Möglichkeit besteht,
rieren zu überwinden und Marktanteile zu       hierbei von der Reputation der Mutterinsti-        höhere Gewinnspannen zu realisieren.
gewinnen. Exklusive Lizenzen oder die          tute profitieren (vgl. Werner 2000, Hemer           Gleichzeitig reduziert das Branchenwachs-
Übertragung der Patente erlauben Spin-         et al. 2007). Die Möglichkeit zur Nutzung          tum die Rivalität zwischen den Unterneh-
offs die alleinige Nutzung einer Erfindung      von Infrastruktur der MI − in Form von             men, da Unternehmen, die expandieren
und erhalten dadurch die Alleinstellungspo-    Labor- oder auch Produktionsflächen − hat           wollen, nicht so intensiv um Marktanteile
sition der Spin-offs am Markt. Die Erlas-      für technologieorientierte Spin-offs eine          konkurrieren müssen (vgl. Hemer &
sung von Lizenzgebühren, die im Gegenzug       besondere Bedeutung, da Spin-offs diese            Göthner 2005).
zu einer Beteiligung am Spin-off erfolgt,      zur Weiterentwicklung der übertragenen
                                                                                                  Bei einer niedrigen Marktkonzentration
kann zu einer Win-win-Situation für Spin-      Technologien und zur Startproduktion
                                                                                                  sind die zu erwartenden Abwehrmaßnah-
offs und MI führen (vgl. Beer 2000, Hemer      benötigen, aber aufgrund ihrer finanziellen
                                                                                                  men etablierter Unternehmen gering und
et al. 2006).                                  Ressourcen anfangs nicht die Möglichkeit
                                                                                                  die Erfolgsaussichten für die neu in den
                                               haben sie selbst aufzubauen (vgl. Beer
Häufig kommt es zu engen Kooperationen                                                             Markt eintretenden Unternehmen (Hemer
                                               2000).
zwischen den MI und den Spin-offs. Die                                                            & Göthner 2005). Jedoch steigen mit
MI vergeben Aufträge an die Spin-offs,         Die Branche determiniert wesentliche               zunehmender Konzentration die realisier-
beantragen gemeinsame Forschungspro-           Parameter des Umfelds der Spin-offs, wie           baren Gewinnspannen und nach Auffas-
jekte oder bieten F&E-Dienstleistungen         Kunden und Lieferanten, aber auch Wett-            sung von Brüderl et al. (1998) sind die
an und dienen nicht nur als Wissensliefe-      bewerber und Kapitalgeber:                         neu gegründeten Betriebe aufgrund ihrer
rant, sondern ermöglichen den Spin-offs                                                           Innovativität, Anpassungsfähigkeit und
                                               Eine hohe Profitabilität wirkt sich positiv
zusätzlich kontinuierliche Einnahmen (vgl.                                                        Flexibilität in der Lage, rasch auf sich
                                               auf die Erfolgschancen neuer Unternehmen
Hemer et al. 2006). Durch Pilotaufträge                                                           verändernde Marktbedingungen zu reagie-
                                               aus. Sie ermöglicht eine schnelle Amor-
der MI kann ein anfänglicher Auftrags-                                                            ren. Dadurch können sie Marktlücken und
                                               tisation getätigter Investitionen und eine
mangel überbrückt werden. Zusätzlich ist                                                          -nischen schneller bedienen und müssen
                                               Konsolidierung der Kapitalbasis. Allerdings
der Imageaufbau hierbei für die Spin-offs                                                         nur in Ausnahmefällen mit etablierten Fir-
                                               besteht für die etablierten Unternehmen
von herausragender Bedeutung. Denn neu                                                            men um Kunden konkurrieren.
                                               ein großer Anreiz, ihre Marktposition zu
gegründeten Unternehmen mangelt es
                                               verteidigen und durch entsprechende                Die optimale Betriebsgröße der Branche
häufig aufgrund ihrer Unbekanntheit am
                                               Maßnahmen den Markteintritt neuer Un-              spielt bei Neugründungen eine wichtige
Markt an Vertrauen und Reputation. Spin-
                                               ternehmen zu unterbinden (vgl. Brüderl et          Rolle. Ist diese vergleichsweise gering,
offs können hierbei häufig von der Reputa-
                                               al. 1998, Werner 2000).                            profitieren die bestehenden Unternehmen

24                                               Performance Deutschland - Österreich - Schweiz
in geringerem Maße von Skaleneffekten         regionale Konzentration von Spin-offs Im-
und die Chancen für Neugründungen stei-       plikationen für Venture-Capital-Geber und
gen (vgl. Hemer & Göthner 2005).              Unternehmensgründer. Meist erfolgt eine
                                              geografische Spezialisierung je nach tech-
Bei akademischen Spin-offs spielen klas-
                                              nologischer Kompetenz der Mutterinstitute.
sische Standortfaktoren wie eine aus-
                                              Dies sollte Venture-Capital-Geber ermun-
gezeichnete Verkehrsinfrastruktur oder ein
                                              tern, verstärkt das Umfeld von Mutterinsti-
guter regionaler Nachfragemarkt eine eher
                                              tuten zu beobachten. Die Auswirkung auf
untergeordnete Rolle. Viel bedeutender
                                              andere Unternehmensgründer hängen von
sind regionale Faktoren wie die Verfüg-
                                              der Offenheit der Region beim Wissensaus-
barkeit von qualifiziertem Personal, die
                                              tausch aus; je größer die Offenheit der Spin-
Nähe zum Mutterinstitut und möglichen
                                              offs, desto höher die Wahrscheinlichkeit,
F&E-Partnern oder die Ansiedelung in einer
                                              von Spill-overs zu profitieren.
innovativen, dynamischen Region (vgl.
Hemer et al. 2007).
Fazit                                                                                        Autoren
                                                      Dr. Dirk Fornahl, wissenschaftlicher Leiter des
Die Erfolgsbeurteilung neu gegründeter              BAW Instituts für regionale Wirtschaftsforschung
Unternehmen ist im Vergleich zu etablier-
ten Unternehmen komplex. Auch wenn                      Markus Gerhart, Universität Karlsruhe (TH)

eine Beurteilung anhand einer Reihe von                Prof. Dr. Florian Täube, Forschungsdirektor
Indikatoren, die dieser Komplexität gerecht         Wachstumsmanagement, Strascheg Institute for
werden, wünschenswert wäre, muss sie                              Innovation and Entrepreneurship,
                                                                          European Business School
häufig anhand des Beschäftigten- und Um-
satzwachstums approximiert werden.
Vor allen Dingen der Entrepreneurial Sup-
port der Mutterinstitute differenziert die
Spin-offs von anderen Gründungen und
ermöglicht ihnen überdurchschnittliche
Startbedingungen und Wachstumschancen.
Auch wenn für viele Faktoren die Erfolgs-
wirkung noch nicht eindeutig bestimmt
werden konnte, kann jedoch vermutet
werden, dass diese hiervon profitieren kön-
nen und die Erwartungen der Politik erfüllt
werden. Weiterhin ergeben sich durch die

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