Erfolgsfaktoren von Spin-offs aus Forschungseinrichtungen
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Erfolgsfaktoren von Spin-offs aus Forschungseinrichtungen Überblick (vgl. Werner 2000). Als Ziele lassen sich ,,Kleine Gelegenheiten Ausgründungen (Spin-offs) ehemaliger hier beispielsweise berufliche Selbstver- sind oft der Anfang Mitarbeiter von Forschungseinrichtun- wirklichung, Selbstbestätigung durch gen verfügen im Vergleich zu sonstigen Umsetzung eigener Ideen oder auch die großer Unterneh- technologieorientierten Gründungen über persönliche Unabhängigkeit identifizieren. einzigartige Start- und Entwicklungsbedin- Diese Indikatoren erlauben nur eine recht mungen.“ gungen. Als meist technologieorientierte einseitige Einschätzung des Erfolges, da Unternehmensgründungen verwerten sie sie auf der subjektiven Beurteilung der an Demothenes, griech. Redner Methoden und Know-how ihrer Mutterinsti- der Unternehmensentwicklung maßgeblich tute und können in vielen Fällen gleichzeitig beteiligten Personen beruhen. Deshalb von umfangreichen Unterstützungsleis- kommen sie aus betriebswirtschaftlicher tungen ihrer Mutterinstitute profitieren. Sicht nur dann in Betracht, wenn sie als Was sind jedoch weitere entscheidende Substitute für ökonomische Erfolgsgrößen Erfolgsfaktoren, die das Wachstum dieser geeignet erscheinen, die sich nicht oder Spin-offs befördern? nur schwer erheben lassen (vgl. Schmidt 2002, Hemer & Göthner 2005). Zunächst sollte Erfolg bei der Betrachtung eines Spin-offs nicht allein im ökono- Im Gegensatz zu den außerökonomischen mischen Sinne, beispielweise anhand der Erfolgsindikatoren basieren quantitative Rentabilität gemessen werden, sondern Erfolgsmaße auf messbaren Werten und sehr viel breiter als die positive Wirkung entziehen sich daher der subjektiven Ein- bzw. Folge von Entscheidungen oder Hand- schätzung der Beurteilenden (vgl. Brüderl lungen definiert werden. Eine Einschätzung et al. 1998, Hemer & Göthner 2005). des Erfolgs von Spin-Offs muss daher an- Viele der in der betriebswissenschaftli- hand verschiedener Indikatoren erfolgen. chen Literatur bekannten Kennzahlen Diese können abhängig von ihrer Art den sind jedoch in der empirischen Forschung qualitativen oder den quantitativen Erfolgs- zu neu gegründeten Unternehmen nur in maßen zugeordnet werden (vgl. Schmidt begrenztem Maße anwendbar. Da die i. d. 2002, Hemer & Göthner 2005). R. kleinen Unternehmen einer reduzierten Publikationspflicht unterliegen, liegen diese Qualitative und quantitative Erfolgsmaße Kennzahlen nicht vor bzw. sind nicht ableit- Wichtiges qualitatives Erfolgsmaß ist bar. Auch im Rahmen von Befragungen das Überleben eines neu gegründeten werden sie nur ungern preisgegeben (vgl. Unternehmens als Minimalkriterium Schmidt 2002). Zusätzlich sind bedeu- unternehmerischen Erfolgs – wobei dies tende Rentabilitätsmaße wie beispielsweise nicht grundsätzlich mit ökonomischem der Return on Invest (ROI) oder der Erfolg gleichzusetzen ist (vgl. Brüderl Return on Equity (ROE) nur in geringem et al. 1998). Schwer zu erfassen sind Maß zur Erfolgsbeurteilung neu gegründe- außerökonomische Erfolgsindikatoren, ter Unternehmen empfehlenswert, da sie die zum Beispiel hinsichtlich der mit der den Gewinn ins Verhältnis zum eingesetz- Gründung verbundenen Gründerziele 20 Performance Deutschland - Österreich - Schweiz
ten Kapital bzw. zum Eigenkapital setzen. Situation des Unternehmens ermöglicht 1. Personenbezogene Faktoren Der Gewinn ist jedoch besonders bei neu (vgl. Brüderl et al. 1998). Besonders bei neugegründeten Unterneh- gegründeten Betrieben kein zuverlässiger men sind die Person des Gründers oder der Da jedoch in der Regel davon ausgegangen Erfolgsindikator, da diese in den ersten Gründer und personenbezogene Faktoren werden kann, dass ein neu gegründetes Jahren häufig aufgrund verschiedener An- von wesentlicher Bedeutung für den Erfolg, Unternehmen Umsatz und Beschäftigten- laufinvestitionen Verluste erzielen. Zudem da sich in der Gründungsphase gravierende zahl nur dann erhöhen wird, wenn der lässt sich durch Höhe und Form der Abs- Schwächen des Gründers direkt auf den Eintritt in den Markt gelungen ist und sich chreibungender Gewinn manipulieren (vgl. Erfolg des Unternehmens auswirken und die Auftragslage positiv entwickelt, macht Schulte & Ostermann 2002). Einen trotz einer sonst einwandfreien Unterneh- die gemeinsame Betrachtung von Umsatz weiteren Kritikpunkt stellen die verschie- mensgründung zu deren Scheitern führen und Beschäftigtenanzahl in ihrer zeitlichen denen Verfahren zur Gewinnberechnung können (vgl. Szyperski & Nathusius 1999, Entwicklung einen wirklichen Erkenntnis- dar, da diese abhängig von der jeweiligen Hemer & Göthner 2005). gewinn in Bezug auf den Unternehmenser- Rechtsform der Unternehmen sind (vgl. folg möglich. Darüber hinaus korrelieren Demografische Merkmale wie das Alter, Brüderl et al. 1998). Der Cashflow gibt die beide Indikatoren relativ deutlich mit an- das persönliche Umfeld, der familiäre in einer Periode erwirtschaftete Finanzkraft deren komplexeren Wachstumskennziffern Hintergrund, genetische Veranlagung als Differenz zwischen einzahlungswirks- (vgl. Brüderl et al. 1998), sodass sie sich sowie die Konfession haben einen Einfluss amen Erträgen und auszahlungswirksamen als die zwei wesentlichen Indikatoren zur auf die Wahrscheinlichkeit, dass ein poten- Aufwendungen an und ist in geringerem Erfolgsbeurteilung neu gegründeter Un- zieller Gründer ein Unternehmen gründet, Maße durch bilanzpolitische Maßnahmen ternehmen herauskristallisiert haben. jedoch ist bisher kein Einfluss dieser Merk- manipulierbar, jedoch spiegelt auch er in male auf den Erfolg der Spin-offs belegt keinem Fall den wirklichen Periodengewinn Erfolgsfaktoren von Spin-offs worden (vgl. Roberts 1991, ADT 1998, eines Unternehmens wider (vgl. Hemer & Faktoren, die den Erfolg von neu gegründe- Kriegsmann 2000). Göthner 2005). Der Umsatz zeichnet sich ten Unternehmen beeinflussen, lassen sich durch seine leichte Erhebbarkeit und gerin- in drei Ebenen unterteilen (vgl. Brüderl et Persönlichkeitseigenschaften und Motive ge Manipulationsmöglichkeiten aus, ist al. 1998): der Gründer beeinflussen laut zahlrei- jedoch an sich ein nicht unproblematisches cher Studien die Gründungswahrschein- 1. personenbezogene Faktoren, d. h. Erfolgsmaß, da dieser einerseits den zur lichkeit (vgl. Roberts 1991, ADT 1998, Faktoren, die auf Merkmale und Verh- Umsatzerzielung erforderlichen Aufwand Kriegesmann 2000, Egeln et al. 2003), altensweisen der Person des Unterneh- nicht betrachtet und anderseits branchen- jedoch sind die Ergebnisse bezüglich eines mensgründers abzielen abhängig ist (vgl. Schulte & Ostermann Zusammenhangs mit dem Erfolg neu 2002). Die Beschäftigtenanzahl ist 2. betriebsbezogene Faktoren, d. h. gegründeter Unternehmen eher rar. Einzig ebenfalls eine leicht erhebbare Größe, die Faktoren, die sich auf Merkmale des für die Leistungsmotivation und die interne nur geringen Manipulationsmöglichkeiten Unternehmens zum Gründungszeit- Kontrollüberzeugung ist ein positiver vonseiten der Unternehmung unterliegt. punkt beziehen Zusammenhang zum Erfolg der Gründun- Kritisch bei deren Verwendung als Erfolgs- gen nachgewiesen worden (vgl. Roberts 3. umfeldbezogene Faktoren, d. h. maß ist, dass sie ebenfalls stark branchen- 1991, Schulte & Ostermann 2002). Faktoren, die das lokale, branchenspe- abhängig ist sowie vom Produktionsge- zifische und gesamtwirtschaftliche Die unternehmerische Motivation bein- genstand beeinflusst wird (vgl. Schulte Umfeld des Unternehmens zum Grün- haltet u. a. das Streben nach Unabhän- & Ostermann 2002) und keinen direkten dungszeitpunkt spezifizieren. gigkeit, Selbstverwirklichung oder einem Rückschluss auf die betriebswirtschaftliche höheren Einkommen sowie das Nutzen von Performance Deutschland - Österreich - Schweiz 21
Möglichkeiten für bessere Karrieremög- den Erfolg von Gründungen ist belegt Akademische Spin-offs entstehen häufig lichkeiten oder die Umgehung drohender (vgl. Brüderl et al.1998, Colombo & als Teamgründungen und verfügen im Arbeitslosigkeit. All diese Motive haben Grilli, 2005). Vergleich zu sonstigen Gründungen über einen Einfluss auf die Gründungswahr- eine um 40 % höhere Beschäftigtenanzahl 2. Betriebsbezogene Faktoren scheinlichkeit (vgl. Roberts 1991, Egeln (inkl. Gründer) im Gründungsjahr, wobei Aufgrund der Tatsache, dass die anfangs et al. 2003). Jedoch nur bei Aussicht auf diese als ein Indikator für ein schnelleres festgelegten Basismerkmale eine gewisse bessere Karrieremöglichkeiten und bei Nut- Wachstum und größeren Erfolg angesehen Stabilität vorweisen, kommt den betriebs- zung von Möglichkeiten kann ein Zusam- wird (vgl. Egeln et al. 2003, Scholten bezogenen Erfolgsfaktoren eine bedeu- menhang mit dem Erfolg der Spin-offs 2006). Die funktionale Ausgewogenheit tende Rolle zu (vgl. Brüderl et al. 1998). festgestellt werden (vgl. Egeln et al. 2003, des Teams ist dabei ein weiterer Erfolgs- Hemer et al. 2006). Mit der Wahl der Rechtsform legen faktor. Idealerweise ergänzen sich die Gründer unter anderem den haftungsrecht- Qualifikations- und Humankapitalprofile der Den individuellen Fähigkeiten der Gründer lichen Status ihres Unternehmens fest. Fir- Gründer und verbreitern dadurch die ge- bzw. ihrer (Aus-)Bildung – ihrem Human- men, die sich in einer haftungsbeschränk- meinsame Wissensbasis. Jedoch steigt mit kapital – wird häufig ein Einfluss auf den ten Rechtsform befinden, tendieren dazu, wachsender Anzahl von Firmengründern Erfolg eines Unternehmens zugeschrieben. riskantere Projekte zu verfolgen, die im gleichzeitig auch das Risiko von Unstimmig- Zwischen dem Bildungsniveau der Gründer Erfolgsfall zu hohen Erträgen führen. Es keiten innerhalb des Gründerkreises (vgl. und dem Erfolg der von ihnen gegründe- zeigt sich, dass diese Firmen signifikant Brüderl et al 1998, Szyperski & Nathusius ten Unternehmen findet sich jedoch kein höhere Wachstumsraten aber auch ein 1999). eindeutiger Zusammenhang. Die Studien signifikant höheres Insolvenzrisiko besitzen liefern positive, negative wie auch nicht- Die strategische Ausrichtung des Spin-offs (vgl. Hemer & Göthner 2005) signifikante Ergebnisse (vgl. Roberts ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor: 1991, Egeln et al. 2003). Die bisherige Die Gründungsgröße hat einen positiven Es gilt als erwiesen, dass produktorien- Berufserfahrung der Gründer hat allerdings Einfluss auf den Erfolg der Gründungen tierte Spin-offs erfolgreicher sind als einen positiven Einfluss auf den Erfolg der und die Wirkung gilt als empirisch bestätigt. dienstleistungsorientierte. Dienstleistungs- Spin-offs (vgl. Scholten 2006). Unspezi- Gängige Kennzahlen der Gründungsgröße orientierte Spin-offs können häufig schon fisches Wissen beeinflusst die Gründungs- sind die Höhe des Startkapitals, die Be- von Beginn ihrer Gründung Einkünfte neigung (vgl. ADT 1998, Kriegesmann schäftigtenanzahl im Gründungsjahr oder generieren. Produktorientierte Spin-offs 2000). Einen Einfluss dieses Wissens auf der erste Jahresumsatz (vgl. Brüderl et al. brauchen häufig mehrere Jahre, um ihr den späteren Erfolg ist teilweise nachge- 1998, Egeln et al. 2003). Produkt auf dem Markt zu etablieren, kön- wiesen (vgl. Roberts 1991, Scholten nen dann jedoch die komplette Wertschöp- Eine Startfinanzierung in ausreichender 2006, Colombo & Grilli 2005). Die Position fungskette abdecken und höhere Gewinne Höhe erhöht die Wahrscheinlichkeit, der Gründer in ihrer vorherigen Anstellung realisieren. Eine Kombination der beiden kritische Entwicklungsphasen zu überste- hat keinen Einfluss auf den Erfolg der Spin- Modelle stellt eine ebenso Erfolg verspre- hen und zufällige Umweltschocks wie den offs und zwischen Gründungserfahrung chende Strategie dar. Durch Dienstleis- Markteintritt eines starken Wettbewerbers und Erfolg besteht kein eindeutiger Zusam- tungen lassen sich in der Gründungsphase oder den Konkurs eines Kunden oder auch menhang (vgl. Scholten 2006). Vorhan- früh Umsätze erzielen und gleichzeitig Lieferanten zu bewältigen und somit die dene Branchenerfahrung gilt als eine der Markterfahrungen sammeln, die in die Überlebenschance eines Spin-offs(vgl. wichtigsten Komponenten des Human- parallel verlaufende Produktentwicklung Brüderl et al. 1998, Hemer & Göthner kapitals der Gründer und ihr Einfluss auf einfließen können (vgl. Hemer & Göthner 2005). 22 Performance Deutschland - Österreich - Schweiz
2005). Bei Berücksichtigung der geringen entwickelt, die bestehende Kundenbedürf- (vgl. Beer 2000, Nicolaou & Birley 2003, finanziellen Ressourcen gilt eine Nischen- nisse befriedigen (Demand Pull). In bereits Hemer & Göthner 2005). Inwieweit diese marktstrategie als Erfolg versprechend. erschlossenen Märkten, müssen sie sich Unterstützungsleistungen einen Einfluss jedoch gegenüber Wettbewerbern mithilfe auf den Erfolg haben, ist anhand bestehen- Hierbei können schnell Marktanteile gewon- von Kosten- oder auch Leistungsvorteilen der Literatur nicht immer eindeutig be- nen werden und lassen diesen für Konkur- durchsetzen. Besonders günstige Erfolgs- stimmbar, jedoch besitzen sie aus Sicht der renten mangels Größe uninteressant er- bedingungen liegen vor, wenn Innovatio- Unternehmen teilweise einen sehr hohen scheinen. Durch eine Fokussierung auf ein nen sowohl Push- als auch Pull-Charakter Stellenwert (vgl. Helm & Mauroner 2007, enges Produkt- oder Leistungsspektrum, haben (vgl. Werner 2000). Hemer et al. 2007). lassen sich schnell Skaleneffekte erzielen, woraus eine günstige Wettbewerbsposi- Absatzpolitischen Faktoren ist ebenfalls Die Gründung von Spin-offs beruht häufig tion resultiert. Jedoch kann auch eine ein großer Einfluss auf die Schaffung von auf Forschungsergebnissen in Form von Diversifizierung in verwandte Märkte eine komparativen Konkurrenzvorteilen und neuen Technologien oder Innovationen der erfolgversprechende Strategie darstellen, damit den Erfolg eines Spin-offs beizumes- MI. In diesem Fall bilden sie das Fundament um für Veränderungen auf dem etablierten sen. Marketingaktivitäten durchdringen der Geschäftstätigkeit für die Spin-offs Markt gewappnet zu sein (vgl. Werner alle Lebenszyklen der Unternehmen. (vgl. Hemer & Göthner 2005). Auch Wis- 2000). Leitlinien sind hierbei Kunden-, Wachs- sen und Erfahrungen aus der vorherigen tums- und Ertragsorientierung sowie der Anstellung sind häufig die Basis für die Hochinnovative Produkte haben keinen Fokus auf Wettbewerbsvorteile gegenüber Gründung eines Spin-offs. Die Ergebnisse Einfluss auf den Erfolg. Sie ermöglichen der Konkurrenz (vgl. Beer 2000). Durch in Bezug auf den Erfolg der Spin-offs sind zwar eine Abgrenzung von Wettbewerbern, kundennahe Vertriebsaktivitäten können jedoch widersprüchlich (vgl. Roberts erhöhen jedoch gleichzeitig das technische zusätzliche Informationen über Kunden- 1991, Egeln et al. 2003). Aus ihrer ehe- Risiko sowie den Planungsaufwand zur probleme und -anforderungen erschlossen maligen Anstellung erhalten die Gründer Umsetzung. Dagegen gelten kontinuierlich werden, um die Produkte zu entwickeln, die auch Know-how in Bereichen wie beispiels- durchgeführte Forschung und Entwick- zum Unternehmenserfolg beitragen (vgl. weise der Personalführung und dem lung (F&E) und die Neuentwicklung von Werner 2000). Projektmanagement und können zusätzlich Produkten als wichtige Erfolgsfaktoren von weitreichenden Aus-, Weiter- und (vgl. Werner 2000, Egeln et al. 2003). 3. Umfeldbezogene Faktoren Fortbildungsmaßnahmen profitieren. Werden Technologien entwickelt, die auf Umfeldbezogene Erfolgsfaktoren sind Fak- Somit haben die MI einen wesentlichen völlig neuen Gebieten zum Einsatz kommt, toren, die das lokale, branchenspezifische Einfluss auf Wissen, Erfahrungen und auch besteht anfangs noch keine unmittelbare und gesamtwirtschaftliche Umfeld des Persönlichkeit ihrer Mitarbeiter (vgl. Beer Marktnachfrage (Technology Push). Unternehmens zum Gründungszeitpunkt 2000). Einerseits konkurrieren die Produkte nicht spezifizieren (vgl. Brüderl et al. 1998). mit bestehenden Produkten, wodurch Durch den fortlaufenden Kontakt mit den Die Mutterinstitute (MI) der Spin- sich hohe Pioniergewinne realisieren MI haben die Spin-offs stets Zugang zu offs haben eine bedeutende Rolle im lassen, andererseits entsteht ein erheb- aktuellen Forschungsergebnissen, wodurch mikrosozialen Umfeld der Gründungen. licher Aufwand für die Aufklärung und innovative Impulse für die Geschäftstätig- Erfolgt die Gründung der Spin-offs im Ein- Information des Marktes. Im Gegensatz zu keit entstehen können und Spin-offs früher vernehmen mit dem MI, können Spin-offs diesen Push-Innovationen stehen Pull- als Konkurrenten über neue Problem- auf weitreichende Unterstützungsleistun- Innovationen. Hierbei werden Produkte lösungstechniken verfügen (vgl. Beer gen („Entrepreneurial Support“) bauen Performance Deutschland - Österreich - Schweiz 23
2000). In diesem Prozess des Technolo- tion ihrer MI profitieren, da deren posi- Es wird vermutet, dass sich ein hohes gietransfers spielt die Schutzrechtspolitik tives Image dieser auch mit den Spin-offs Marktwachstum positiv auf die Erfolg- der MI eine bedeutende Rolle. Die Verfü- assoziiert wird (vgl. Beer 2000). Durch saussichten der Spin-offs auswirkt. Denn gung über alleinstehende Schutzrechte die Verbindung mit den MI erhalten die Wachstumsmärkte entstehen häufig gilt für die meisten Spin-Offs als entschei- Spin-offs außerdem Zugang zu pozentiel- aufgrund einer starken Nachfrage (Pull- dender Faktor, um rasch Markteintrittsbar- len neuen Mitarbeitern und können auch Märkte), wodurch die Möglichkeit besteht, rieren zu überwinden und Marktanteile zu hierbei von der Reputation der Mutterinsti- höhere Gewinnspannen zu realisieren. gewinnen. Exklusive Lizenzen oder die tute profitieren (vgl. Werner 2000, Hemer Gleichzeitig reduziert das Branchenwachs- Übertragung der Patente erlauben Spin- et al. 2007). Die Möglichkeit zur Nutzung tum die Rivalität zwischen den Unterneh- offs die alleinige Nutzung einer Erfindung von Infrastruktur der MI − in Form von men, da Unternehmen, die expandieren und erhalten dadurch die Alleinstellungspo- Labor- oder auch Produktionsflächen − hat wollen, nicht so intensiv um Marktanteile sition der Spin-offs am Markt. Die Erlas- für technologieorientierte Spin-offs eine konkurrieren müssen (vgl. Hemer & sung von Lizenzgebühren, die im Gegenzug besondere Bedeutung, da Spin-offs diese Göthner 2005). zu einer Beteiligung am Spin-off erfolgt, zur Weiterentwicklung der übertragenen Bei einer niedrigen Marktkonzentration kann zu einer Win-win-Situation für Spin- Technologien und zur Startproduktion sind die zu erwartenden Abwehrmaßnah- offs und MI führen (vgl. Beer 2000, Hemer benötigen, aber aufgrund ihrer finanziellen men etablierter Unternehmen gering und et al. 2006). Ressourcen anfangs nicht die Möglichkeit die Erfolgsaussichten für die neu in den haben sie selbst aufzubauen (vgl. Beer Häufig kommt es zu engen Kooperationen Markt eintretenden Unternehmen (Hemer 2000). zwischen den MI und den Spin-offs. Die & Göthner 2005). Jedoch steigen mit MI vergeben Aufträge an die Spin-offs, Die Branche determiniert wesentliche zunehmender Konzentration die realisier- beantragen gemeinsame Forschungspro- Parameter des Umfelds der Spin-offs, wie baren Gewinnspannen und nach Auffas- jekte oder bieten F&E-Dienstleistungen Kunden und Lieferanten, aber auch Wett- sung von Brüderl et al. (1998) sind die an und dienen nicht nur als Wissensliefe- bewerber und Kapitalgeber: neu gegründeten Betriebe aufgrund ihrer rant, sondern ermöglichen den Spin-offs Innovativität, Anpassungsfähigkeit und Eine hohe Profitabilität wirkt sich positiv zusätzlich kontinuierliche Einnahmen (vgl. Flexibilität in der Lage, rasch auf sich auf die Erfolgschancen neuer Unternehmen Hemer et al. 2006). Durch Pilotaufträge verändernde Marktbedingungen zu reagie- aus. Sie ermöglicht eine schnelle Amor- der MI kann ein anfänglicher Auftrags- ren. Dadurch können sie Marktlücken und tisation getätigter Investitionen und eine mangel überbrückt werden. Zusätzlich ist -nischen schneller bedienen und müssen Konsolidierung der Kapitalbasis. Allerdings der Imageaufbau hierbei für die Spin-offs nur in Ausnahmefällen mit etablierten Fir- besteht für die etablierten Unternehmen von herausragender Bedeutung. Denn neu men um Kunden konkurrieren. ein großer Anreiz, ihre Marktposition zu gegründeten Unternehmen mangelt es verteidigen und durch entsprechende Die optimale Betriebsgröße der Branche häufig aufgrund ihrer Unbekanntheit am Maßnahmen den Markteintritt neuer Un- spielt bei Neugründungen eine wichtige Markt an Vertrauen und Reputation. Spin- ternehmen zu unterbinden (vgl. Brüderl et Rolle. Ist diese vergleichsweise gering, offs können hierbei häufig von der Reputa- al. 1998, Werner 2000). profitieren die bestehenden Unternehmen 24 Performance Deutschland - Österreich - Schweiz
in geringerem Maße von Skaleneffekten regionale Konzentration von Spin-offs Im- und die Chancen für Neugründungen stei- plikationen für Venture-Capital-Geber und gen (vgl. Hemer & Göthner 2005). Unternehmensgründer. Meist erfolgt eine geografische Spezialisierung je nach tech- Bei akademischen Spin-offs spielen klas- nologischer Kompetenz der Mutterinstitute. sische Standortfaktoren wie eine aus- Dies sollte Venture-Capital-Geber ermun- gezeichnete Verkehrsinfrastruktur oder ein tern, verstärkt das Umfeld von Mutterinsti- guter regionaler Nachfragemarkt eine eher tuten zu beobachten. Die Auswirkung auf untergeordnete Rolle. Viel bedeutender andere Unternehmensgründer hängen von sind regionale Faktoren wie die Verfüg- der Offenheit der Region beim Wissensaus- barkeit von qualifiziertem Personal, die tausch aus; je größer die Offenheit der Spin- Nähe zum Mutterinstitut und möglichen offs, desto höher die Wahrscheinlichkeit, F&E-Partnern oder die Ansiedelung in einer von Spill-overs zu profitieren. innovativen, dynamischen Region (vgl. Hemer et al. 2007). Fazit Autoren Dr. Dirk Fornahl, wissenschaftlicher Leiter des Die Erfolgsbeurteilung neu gegründeter BAW Instituts für regionale Wirtschaftsforschung Unternehmen ist im Vergleich zu etablier- ten Unternehmen komplex. Auch wenn Markus Gerhart, Universität Karlsruhe (TH) eine Beurteilung anhand einer Reihe von Prof. Dr. Florian Täube, Forschungsdirektor Indikatoren, die dieser Komplexität gerecht Wachstumsmanagement, Strascheg Institute for werden, wünschenswert wäre, muss sie Innovation and Entrepreneurship, European Business School häufig anhand des Beschäftigten- und Um- satzwachstums approximiert werden. Vor allen Dingen der Entrepreneurial Sup- port der Mutterinstitute differenziert die Spin-offs von anderen Gründungen und ermöglicht ihnen überdurchschnittliche Startbedingungen und Wachstumschancen. Auch wenn für viele Faktoren die Erfolgs- wirkung noch nicht eindeutig bestimmt werden konnte, kann jedoch vermutet werden, dass diese hiervon profitieren kön- nen und die Erwartungen der Politik erfüllt werden. Weiterhin ergeben sich durch die Performance Deutschland - Österreich - Schweiz 25
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