Ergo: Der Trend zum "grünen" Bürogebäude - ENERGIEEFFIZIENZ - EWMR

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Ergo: Der Trend zum "grünen" Bürogebäude - ENERGIEEFFIZIENZ - EWMR
Magazin für Menschen mit Energie • 2/2009

   ergo:
                                                                   ENERGIEEFFIZIENZ

                                                                    Der Trend
                                                                    zum „grünen“
                                                                     Bürogebäude

K U N D E N P O RT R Ä T                 VERSORGUNGSSICHERHEIT
Ein Jahrhundert Erfolg: Matratzen        So funktioniert der Gasspeicher
von Schlaraffia in Wattenscheid          der Stadtwerke in Epe
Ergo: Der Trend zum "grünen" Bürogebäude - ENERGIEEFFIZIENZ - EWMR
Ergo: Der Trend zum "grünen" Bürogebäude - ENERGIEEFFIZIENZ - EWMR
ergo:                                                                                                  Ausgabe 2/2009

4    IMPULSE
     Editorial • Gewinnen Sie Karten für das Grönemeyer-
     Konzert • Biogas aus Olivenkern & Co. • Solarzellen vor
     neuem Boom • 3 Fragen an Hildegard Müller, BDEW, zur
     Sicherheit der Gasversorgung in Deutschland • E-News

6    BRENNPUNKT
     Das Null-Energie-Büro: Energiefressende Bürogebäude
     schaden nicht nur der Umwelt – sie kosten auch laufend
     viel Geld und werden sich künftig schlecht verkaufen las-
     sen. Dabei sind schon heute Technologien verfügbar, die
     den Energieverbrauch auf ein Minimum reduzieren

10   MARKT
     Wie man sich bettet: In Wattenscheid feiert Schlaraffia
     seinen 100. Geburtstag – und steht noch immer für
     höchsten Schlafkomfort
     Das Problem – die Lösung: Stadtwerke Bochum bieten
     Wartung von 10-kV-Stationen
     Leserbefragung: Viel Lob für die ergo:
     Glasfasertechnik: TMR bietet Geschäftskunden schnelle
     und sichere Vernetzung

14   TRENDS
     Tiefergelegte Versorgungssicherheit: So funktioniert
     ein Gasspeicher
     Urbane Visionäre: Ökostadt-Projekte im nahen und fer-
     nen Osten trotzen der Krise

18   KURZ & GUT
     Berdis Business: Qualität kommt von Qual … • Mitarbei-
     ter-Idee optimiert Stadtwerke-Anlage • Erfinderische        6 Effizient vom Dach bis zum Keller: Wie Gebäude fit werden
     Energie: Der Dynamo • Datenspeicher: Riskanter              für eine effiziente Zukunft.
     Gedächtnisschwund • Impressum

                                                                                   10 Noch immer steht auf dem Firmengelände
                                                                                   in Wattenscheid eine Dampfwalze. Sie steht für
                                                                                   die robuste Qualität, die Schlaraffia seit einem
                                                                                   Jahrhundert auszeichnet.

                                                                             16 Sauber, futuristisch und riesig groß:
                                                                             In Abu Dhabi und in China sollen künftig
                                                                             Zehntausende Menschen in perfekten
                                                                             Ökostädten leben.
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4 IMPULSE

                         EDITORIAL

Zehn Jahre und kein bisschen öde –
dieses Fazit können wir nach Auswertung
aller Rücksendungen unserer Leserbefra-
gung ziehen, die der letzten Ausgabe der
ergo: beilag (siehe auch S. 12). Pünktlich
                                                Grönemeyer
zum runden Geburtstag des Magazins hat-
ten wir Sie nach Ihrer Meinung gefragt,
und sowohl Ihre rege Teilnahme als auch
                                                kommt!
die Noten, die Sie „Ihrer“ ergo: gegeben ha-
ben, freuen uns sehr!

Dass die ergo: viele treue Leser hat, se-
hen wir auch daran, dass die Antwortfaxe
immer wieder rege genutzt werden. Auch
in Zukunft werden wir natürlich alles da-
ran setzen, Ihnen eine unterhaltsame und
informative Mischung an Themen für
Menschen mit Energie zu präsentieren.

Sie können uns dabei helfen. Teilen Sie
uns bitte auch weiterhin auf dem Antwort-      „Ich bin Bochumer. Der VfL ist Teil meines Lebens. Das ist so, und das bleibt so.“
fax Ihre Wünsche und Anregungen mit –          Herbert Grönemeyer ist ein Freund klarer Worte. Und diesen Worten lässt er jetzt wie-
damit uns auch künftig gelingt, was ein Be-    der einmal Taten folgen. Am 6. Juni tritt er in der Heimstatt des VfL Bochum, dem
fragungsteilnehmer schrieb: „Gute Rubri-       rewirpower-Stadion an, um ein neues Stück Bochum zu unterstützen: den geplanten
ken, gutes Layout!“                            Bau der Bochumer Philharmonie. Gemeinsam mit den Symphonikern und ihrem Ge-
                                               neralmusikdirektor wird er im Stadion auftreten. Alle Künstler verzichten auf ihre Ga-
Viel Vergnügen mit der neuen Ausgabe des       ge, der Erlös soll allein der Symphonie zugute kommen.
Magazins wünscht Ihnen
                                               ergo: verlost exklusiv unter ihren Lesern 1 x 2 Konzertkarten, die Ihnen zugleich den Zutritt
Ihre ergo:-Redaktion                           zur rewirpower-Lounge ermöglichen. Füllen Sie schnell das beiliegende Antwortfax aus. Ein-
                                               sendeschluss ist bereits der 29. Mai!

                                                    Blauer Turm erzeugt
                                                    grünen Strom
                                                     E
                                                           ine neuartige Technologie zur Biovergasung soll ab 2010 rund 12.000 Haus-
                                                           halte in Herten CO2-neutral mit Strom versorgen: der Blue Tower. Das Be-
                                                           sondere: Unter großer Hitze setzt der Turm nahezu beliebige Bioabfälle in
                                                      sogenanntes Blue Gas um. Dieses mit Wasserstoff angereicherte Brenngas wird
                                                      ein Blockheizkraftwerk befeuern, das Strom erzeugt. „Prinzipiell kommen für
                                                      die Vergasung auch Olivenkerne in Frage oder Abfälle, die in herkömmlichen
                                                      Biomassekraftwerken übrig bleiben“, erläutert Sven Moormann, Pressesprecher
                                                      des Betreibers Solar Millennium AG. Der 42 Meter hohe Hertener Turm wird
                                                       vor allem mit Straßenbegleitgrün gefüttert – Holzabfälle, die beim Beschnei-
                                                       den von Büschen und Bäumen entlang von Straßen entstehen.

                                                       Statt Strom zu erzeugen, ließe sich das Blue Gas auch in das Erdgasnetz ein-
                                                       speisen, oder es könnte Motoren antreiben. Ein Teil des in Herten produzier-
                                                       ten Gases kommt Wasserstoff-Anwendungen zugute, die seit einigen Jahren
                                                       dort erprobt werden. Am selben Standort hat eine Pilotanlage von 2001 bis
                                                       2006 die technische Machbarkeit des Blue-Gas-Verfahrens bewiesen. Der neue
                                                       Blue Tower soll nun die Marktreife belegen.                                «

                                                                                                                                   ergo: 2/09
Ergo: Der Trend zum "grünen" Bürogebäude - ENERGIEEFFIZIENZ - EWMR
IMPULSE 5

Sonnenstrom günstig wie nie
Die Solarenergie steht vor einem neuerlichen Boom. Der
Grund: Solaranlagen werden noch einmal deutlich günstiger. Son-
nenstrom wird es daher Experten zufolge sogar möglicherweise
schon bald mit Energie aus Kohle und Atom aufnehmen kön-
nen.
                                                                              3          Fragen an …
                                                                              … Hildegard Müller, Vorsitzende der Hauptgeschäfts-
    Um acht Prozent sind die Preise für Fotovoltaik-Anlagen ge-               führung des Bundesverbandes der Energie- und Was-
genüber dem vergangenen Jahr bereits gesunken. Damit, so der                  serwirtschaft (BDEW), zur Sicherheit der Gasversorgung
Bundesverband Solarwirtschaft (BSW), ist der auf diesem Wege er-              in Deutschland.
zeugte Ökostrom so günstig zu haben wie noch nie. Hauptgrund
für den Preisrückgang sind Produktionserweiterungen und tech-
nische Fortschritte bei der Herstellung, so der BSW. Eine schlüs-
                                                                              „Deutschland ist sicher versorgt“
selfertige Anlage mit einer Leistung von einem Kilowatt kostet der-           Der russisch-ukrainische Gasstreit zum Jahreswechsel hat in Teilen
zeit rund 4.000 Euro inklusive Montage. Die aktuellen Anschaf-                Süd- und Südosteuropas für kalte Heizungen gesorgt. Wie groß ist die
fungskosten sind nach 14 Jahren eingespielt, den Rest der derzeit             Gefahr, dass auch Deutschland in einer ähnlichen Situation das Gas
20-jährigen staatlichen Förderung wirft die Anlage Gewinne ab.                ausgehen könnte?
                                                                              Die deutschen Erdgasversorger gewährleisten eine sichere Versor-
Die Rendite einer Fotovoltaik-Anlage, die je nach Standort                    gung und sorgen für den Fall möglicher Lieferreduzierungen vor.
und Typ variiert, liegt bei durchschnittlich sechs Prozent. Seit 2006         Die Unternehmen greifen hierfür auf eine Vielzahl unterschied-
sind die Preise für Solarstromanlagen übrigens um insgesamt rund              licher und erprobter Instrumente zurück, die sich gerade wäh-
20 Prozent gesunken.                                                «         rend des Gasstreits Anfang des Jahres bestens bewährt haben.

                                                                              Über welche wesentlichen Bausteine stellt die Gaswirtschaft hierzu-
                                                                              lande sicher, dass es immer einen „Plan B“ gibt?
                                                                              Die Unternehmen beziehen Erdgas aus verschiedenen Lieferlän-
                                                                              dern, sie können Schwankungen bei traditionellen Lieferanten
                                                                              zum Teil durch höhere Lieferungen aus anderen Ländern oder
                                                                              über andere Transportwege ausgleichen. Außerdem hat Deutsch-
                                                                              land die höchste Erdgas-Speicherkapazität in Europa.

                                                                              Gibt es angesichts des jüngsten Gasstreites weitere Bestrebungen, die
                                                                              Sicherheit der Versorgung noch weiter auszubauen?
                                                                              Wichtige Projekte sind in Angriff genommen worden: die Gas-
                                                                              pipeline durch die Ostsee, die Gaspipeline in Südosteuropa. Mit
                                                                              dem Aufbau von weiteren Versorgungsketten für verflüssigtes Erd-
                                                                              gas, das in speziellen Tankschiffen transportiert werden kann,
                                                                              wird die Erdgasversorgung um eine immer wichtiger werdende
Der Preisverfall bei Solaranlagen macht die Fotovoltaik zuneh-                Variante erweitert.
mend konkurrenzfähig.

                                                                                                                                       E-NEWS
Wasserstoffkonferenz im Ruhrgebiet              Prozent des gesamten Strombedarfs. Ins-       grund der guten Auslastung der Industrie
Ist Wasserstoff ein wesentlicher Energie-       gesamt wurden 93 Milliarden Kilowatt-         sogar gestiegen waren.
träger der Zukunft? Dieser Frage wird im        stunden erzeugt (2007: 87,9 kWh). Vor al-
kommenden Jahr die 18. Weltwasserstoff-         lem dank staatlicher Förderung hat            250.000 Elektroautos für NRW
konferenz nachgehen. Sie findet vom 16.         Deutschland damit das von der EU für          Nach dem Willen Nordrhein-Westfalens
bis zum 21. Mai statt – diesmal ganz in der     2010 gesteckte Ziel von 12,5 Prozent be-      sollen bis zum Jahr 2020 etwa 250.000
Nähe: in Essen. Rund 2.000 Teilnehmer           reits deutlich übertroffen.                   Elektroautos auf den Straßen zwischen
aus dem In- und Ausland werden unter                                                          Rhein und Ruhr rollen. Bis zu 60 Millio-
anderem politische Perspektiven, Techno-        Konjunktur dämpft Energieverbrauch            nen Euro wolle man dafür bereitstellen,
logien, mobile Anwendungen und Sicher-          Die Rezession macht sich auch im Ener-        sagte ein Sprecher des Düsseldorfer Wirt-
heitsaspekte diskutieren. Weitere Infos:        gieverbrauch hierzulande bemerkbar: Zu-       schaftsministeriums. Die Bundesregie-
www.whec2010.com                                sammen mit einem gewachsenen Energie-         rung strebt bis
                                                bewusstsein der Verbraucher sorgte sie        2020 rund eine
Mehr als 15 Prozent Ökostrom                    2008 für einen Rückgang um 0,3 Prozent        Million Elek-
Die Produktion von Ökostrom legt in             gegenüber dem Vorjahr. Dies ist vor allem     troautos in
Deutschland immer weiter zu. 2008 deck-         deshalb bemerkenswert, weil die Verbräu-      Deutschland
te die saubere Energie bereits mehr als 15      che noch in den ersten drei Quartalen auf-    an.

ergo: 2/09
Ergo: Der Trend zum "grünen" Bürogebäude - ENERGIEEFFIZIENZ - EWMR
6 BRENNPUNKT

Auf dem Weg zum
Null-Energie-Büro
In Zukunft werden Bürogebäude zunehmend danach beurteilt,

wie „grün“ sie sind. Denn die Politik will auch Nichtwohngebäude

einer strengeren Energiekontrolle unterwerfen. Unternehmer, die

intelligent in energieeffiziente Systeme investieren, können nicht

nur langfristig eine Menge Geld sparen, sie erfüllen auch problem-

los die neuen Anforderungen.

D
        as Streben nach Energieeffizienz muss    le jedoch, dass Verkäufer von Büroimmobi-
       ja nicht gleich Ausmaße wie in Japan      lien weltweit Schwierigkeiten bekommen
       annehmen. Im Land der aufgehenden         werden, wenn die Energiebilanzen ihrer Ob-       dann ihre Energiebilanz um durchschnittlich
Sonne soll die Energiebilanz mit einer Art       jekte nicht mindestens den neuesten Ener-        30 Prozent verbessern. Statt umgerechnet 20
„Feinripp-Verordnung“ verbessert werden: Ei-     giebestimmungen gerecht werden.                  Liter Heizöl pro Quadratmeter und Jahr dürf-
nige asiatische Chefs fordern neuerdings von          Denn die Politik baut zunehmend Druck       ten Büros dann für Heizung, Warmwasser, Be-
ihren Angestellten, im Winter mit dicken Un-     auf, mehr Energie einzusparen. Die Argumen-      leuchtung, Lüftung und Klimatisierung ledig-
terhemden ins Büro zu kommen. Dann               te liegen auf der Hand: Der absehbare Ölman-     lich etwas mehr als 14 Liter verbrauchen.
müssten die Heizungen nicht mehr über 20         gel und die Verpflichtung zur Reduktion des      Käufer können anhand der bereits eingeführ-
Grad aufgedreht werden. Mit der Initiative       Treibhausgas-Ausstoßes erfordern ein Um-         ten Energieausweise sämtliche relevanten Da-
„CoolBiZ“ hat das Land pro Jahr geschätzte       denken. In der EU sind die 160 Millionen Ge-     ten abrufen. Bei so viel Transparenz müssen
1,14 Millionen Tonnen CO2-Emissionen             bäude für etwa die Hälfte des Energieverbrau-    die Immobilienbesitzer etwas tun, sonst blei-
eingespart.                                      ches verantwortlich und verursachen 44 Pro-      ben sie auf ihren Energiefressern sitzen.
    Ob das auch in Deutschland durchzuset-       zent der Emissionen. Der ökologische Fuß-
zen wäre, ist fraglich. Fest steht mittlerwei-   abdruck des Gebäudebestandes hinterlässt al-     Immobilienexperten warnen nämlich
                                                            so tiefe Spuren. Um die zu besei-     davor, dass Gebäude mit schlechter Energie-
                                                            tigen, sind neue Ideen gefragt.       bilanz in Zukunft nicht mehr zu vermieten
                                                                Deutschland begegnet diesem       sein werden. „Wir kaufen keine Gebäude mit
                                                            Szenario unter anderem mit der        schlechter Energieperformance“, sagt Martin
                                                            überarbeiteten Energieeinsparver-     Sabelko, Immobilienmakler bei der ING
                                                            ordnung 2009 (EnEV), die im           Real Estate Investment Management. Das be-
                                                            Herbst in Kraft treten soll. Darin    deutet: Nachhaltigkeit und Effizienz sind rea-
                                                                werden auch Nichtwohnge-          le Handelswaren geworden. Und so haben
                                                                         bäude einer stärkeren    sich Dämmwerte, Heizungsleistungen,
                                                                         Energiekontrolle un-     Stromverbrauch-Bilanzen und Einsatzmög-
                                                                         terworfen. Sie müssten   lichkeiten regenerativer Energien zu einer Art
                                                                                                  Währung dieses Handels entwickelt. Markt-
                                                                                                  analysten prognostizieren, grüne Immobilien
                                                                                                  würden sich zum Standard entwickeln und
                                                                                                  in absehbarer Zeit einen Erste-Klasse-Markt
                                                                                                  bilden – Ökologie und Ökonomie in unge-
                                                                                                  wohnter Eintracht.
                                                                                                      Die Gründe für diese neue Entwicklung
                                                                                                  sind vielfältig, sie haben ihre Wurzeln in
                                                                                                  Wirtschaft, Politik, Architektur und Stadtpla-
                                                                                                  nung. In Zeiten der Finanzkrise steht das The-
                                                                                                  ma Geld an erster Stelle. Kein Unternehmer
                                                                                                  möchte unnötig Bares zum Fenster hinaus-

                                                                                                                                        ergo: 2/09
Ergo: Der Trend zum "grünen" Bürogebäude - ENERGIEEFFIZIENZ - EWMR
werfen. Genau das würde er aber langfristig      es um drohende Energieverluste
tun, wenn er nicht auf Energieeffizienz setzt.   geht. Auch das Innenleben des Bü-
Bei steigenden Rohstoffpreisen kann ein          ros sollte in Zukunft einen schlan-
schlecht gedämmtes Büro mit ineffizienter        ken Energie-Auftritt hinlegen. Strom
Office-Technik zu einer wahren Kostenfalle       sparende Rechner, bessere Auslastung
werden. Wer hier intelligent investiert, hat     der Server, effektiveres Licht, Anschaf-
oft schon nach vier bis fünf Jahren seine Kos-   fung von Multifunktionsgeräten – die
ten wieder eingespart. Architekten und Bau-      Möglichkeiten Stromkosten zu sparen,
ingenieure, Techniker und Forscher stehen        sind immens. Die Deutsche Energie-
in den Startlöchern. Denn Lösungen sind          Agentur (dena) spricht von einem
längst verfügbar.                                Einsparpotenzial von 75 Pro-
    So ist es möglich, Bürogebäude mit gu-       zent – alles andere als ein Pap-
ter Wärmedämmung und alternativen Wär-           penstiel.
megewinnungssystemen auf ein Passivhaus-             „Bei uns mehren sich die
Niveau zu bringen. Das heißt, hier können        Anfragen von Unternehmen, die ein
die Angestellten dann ohne konventionelle        Gesamtkonzept für Strom sparende
Heizung in angenehmem Klima arbeiten. Das        Arbeitsplätze haben wollen“, berichtet
entspricht einem Energie-Einsparpotenzial        Steffen Joest, dena-Bereichsleiter Ener-
von 80 bis 90 Prozent gegenüber konventio-       gieeffiziente Stromnutzung. Auf dem
nellen Systemen (siehe Infografik auf der        Vormarsch sieht er auch das Thema
   nächsten Seite).                              Leuchtdioden (LED) im Bü-
                                                 roalltag. „Die Tech-
           „Ein gutes Passiv-Bürohaus er-        nologie hat Zu-
   zielt man schon mit wenigen Maßnah-           kunft“, sagt der
men. Man sollte Fenster mit Dreifachvergla-      Stromexperte. Die ex-
sung einsetzen, gute Jalousien benutzen, luft-   trem energiesparenden Leuchtdioden
dichte Baustoffe und etwa 20 Zentimeter di-      sind bisher jedoch noch selten als Tischleuch-   bis 30 Pro-
cke Fassaden verwenden sowie eine Lüftungs-      te am Arbeitsplatz anzutreffen, da sie lange     zent mehr als eine ver-
anlage mit hocheffektiver Wärmerückgewin-        nicht genug Leuchtkraft für große Flächen        gleichbare konventionelle Leuchte aus
nung einbauen“, sagt Andreas Nordhoff, Ex-       boten.                                           dem gleichen Hause. Doch würde sich der
perte beim Büro IBN Passivhaus-Technik in            Das Stuttgarter Unternehmen Nimbus           höhere Anschaffungspreis durch die deutlich
Köln. „Das Thema Passiv-Büro wird zuneh-         hat mit der „Office Air LED“ eine Leuchte        geringeren Betriebs- und Wartungskosten in
mend eine Rolle spielen. Spätestens, wenn        entwickelt, die genau das kann: genug            weniger als einem Jahr amortisieren.
die Energiepreise wieder steigen“, sagt der      Leuchtkraft für große Flächen produzieren.
Passivhaus-Berater. Der Bauingenieur erinnert    Damit dürften große Leuchtmittelhersteller       Das gilt generell für viele Anschaffungen,
sich: „Bei der letzten Preisspitze stand unser   wie Osram und Philips hellhörig werden.          ob im oder am Gebäude: Oft sind die Inves-
Telefon nicht mehr still.“ Jeder habe wissen     Denn auch dort wird kräftig am effektiven        titionen zunächst höher, aber die Mehrkos-
wollen, wie er am Gebäude Energie sparen         Licht der Zukunft geforscht.                     ten sind recht schnell durch die hohen Ener-
könne.                                               Nimbus setzt auf Design und Nachhaltig-      gie-Einsparmöglichkeiten wieder hereinge-
    Auch deshalb forschen Einrichtungen wie      keit. Durch den Einsatz dieser LED-Leuchten      holt. Und langfristig sparen solche grünen
Fraunhofer-Institute und Chemieunterneh-         ließen sich laut Nimbus bis zu 70 Prozent der    Immobilien sehr viel Geld. Wer nicht inves-
men wie BASF an neuen Dämmtechnologien.          Energiekosten einsparen, die sonst für Be-       tieren will, dem bleibt nur die japanische Me-
Besonders dünne, aber sehr effektive Dämm-       leuchtung anfallen würden. Zwar koste der-       thode: mehr anziehen. Sein Gebäude aber
stoffe könnten in Zukunft hoch im Kurs ste-      zeit eine derartige LED-Leuchte noch etwa 20     wird er wohl erst mal nicht los …           «
hen. Denn in Metropolen ist der Baugrund
teuer, da zählt jeder Zentimeter. Wer hier ei-
nen Büroturm hochzieht, der will Platz spa-
ren – auch bei der Dämmung von Wänden.                                                                                 L E S E R S E RV I C E
Sogenannte VIP-Technologien, das sind Va-
kuum-Isolations-Paneele, bieten eine extrem                                                       Strom sparen mit
hohe Dämmwirkung und verbrauchen sehr
wenig Platz.                                                                                      Gewinn!
    „Der Dämmschutz geht weit über die ge-
setzlichen geforderten Werte hinaus“, sagt                                                        Ganz unabhängig von technischen und bauli-
Steffen Knoll, Verkaufsleiter beim Kemptener                                                      chen Maßnahmen lässt sich in jedem Büro ganz
Unternehmen „Prorextherm“. Das Unterneh-                                                          erheblich Energie einsparen: indem jeder Mit-
men erforscht zusammen mit einer Reihe von                                                        arbeiter gewisse Regeln befolgt, die bares Geld
Wissenschaftlern die Dämmwirkungen und                                                            Wert sind. Exklusiv für ergo:-Leser haben wir
Einsatzmöglichkeiten der VIP-Technologie                                                          einen kleinen Leitfaden erstellt.
und hat schon einige Produkte erfolgreich auf
den Markt gebracht.                                                                               Füllen Sie einfach unser Antwortfax aus – wir
    Nicht nur Gebäudehülle und -technik                                                           schicken Ihnen den Leitfaden kostenlos zu!
sind zunehmend unter Beobachtung, wenn

ergo: 2/09
Ergo: Der Trend zum "grünen" Bürogebäude - ENERGIEEFFIZIENZ - EWMR
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 Das
 energieeffiziente
 Büro Die Technik ist schon heute verfügbar
Ergo: Der Trend zum "grünen" Bürogebäude - ENERGIEEFFIZIENZ - EWMR
BRENNPUNKT 9

Bauliche Maßnahmen, Bürotechnik, individuelles Verhalten der Mitarbeiter – mit einer klugen Mischung von

Maßnahmen lässt sich der Energieverbrauch in Bürogebäuden auf ein Minimum reduzieren.

Neubau/Modernisierung                                   5 Heizung                                            10 Virtualisierung der Server
                                                      Eine Wärmepumpenheizung ist sehr wirtschaft-           Pro Softwareapplikation ein Server – diese Glei-
                                                      lich, wenn der Zusatzheizbedarf in einem Gebäu-        chung ist überholt. MitHilfe der sogenannten Vir-
 1 Dämmung                                            de nicht allzu groß ist. Dies trifft auf viele Büro-   tualisierung lassen sich mehrere Anwendungen
Eine effektive Isolierung der Wände ist mit Wär-      gebäude zu. Sie entzieht der Umwelt (Luft,             auf ein und demselben Server installieren. Ergeb-
medämmverbundsystemen möglich. Hochmoder-             Grundwasser oder Erdreich) Wärmenergie und             nis: Die Server sind besser ausgelastet, und es
ne Materialien sind hier auf dem Vormarsch. Sehr      hebt diese mittels einer Wärmepumpe auf ein ver-       müssen weniger Zentralrechner betrieben werden
effektiv sind zum Beispiel Vakuum-Isolations-Pa-      wertbares höheres Temperaturniveau an, um da-          – der Stromverbrauch sinkt enorm. Denn etwa die
neele (VIP-Technologie). Die dünnen, silbernen        mit Gebäude beheizen zu können. Je nach Wär-           Hälfte der in diesem Bereich eingesetzten Ener-
Platten haben eine extrem hohe Dämmwirkung.           mequelle stammen drei Viertel der Jahresenergie        gie wird für die Kühlung der Maschinen benö-
Eine zwei Zentimeter dicke VIP-Platte hat die glei-   aus der gespeicherten Sonnenwärme und nur ein          tigt. Läuft alles auf einem Gerät, muss auch nur
che Isolierbilanz wie 20 Zentimeter bei gängigen      Viertel aus der elektrischen Antriebsenergie.          eines gekühlt werden. Insgesamt, so Experten, las-
Dämmmaterialien. Eine Dämmung auf Passiv-                                                                    sen sich durch die Virtualisierung bis zu 80 Pro-
haus-Niveau kann bis zu 90 Prozent der Heizkos-        6 Solaranlage                                         zent der Stromkosten von Servern einsparen.
ten sparen.                                           Eine Solaranlage kann den Anteil an der Heizener-
                                                      gie für die Warmwasser-Erzeugung im Jahresmit-         11 Beleuchtung
2   Dachkühlung                                       tel um bis zu 60 Prozent verringern. Den Rest          Spiegelrasterleuchten gelten als sparsam und ef-
Im Sommer heizen sich Flachdächer mit einer           steuert eine Heizungsanlage (siehe Wärmepum-           fizient. Ein modernes Vorschaltgerät in oder an
schwarzen Bitumenschicht sehr schnell auf und         penheizung) bei.                                       der Lampe ist Bares wert. Ein solches Gerät ist
geben ihre Hitze in das Gebäude weiter. Ein Her-                                                             generell notwendig, um den Betrieb von Leucht-
steller hat mittlerweile eine reflektierende Bitu-      7 Fenster                                            stofflampen aufrechtzuerhalten. Alte Vorschalt-
menbahn entwickelt. Dank weißer Acrylschicht          Dreifach verglaste Fenster aus Wärmeschutzglas         geräte verbrauchen allerdings bis zu 20 Prozent
kann sie bis zu 80 Prozent der Sonnenstrahlen re-     sind kleine Energiesparwunder. Sie haben sehr gu-      des Stroms eines Lampensystems.
flektieren. Die Erwärmung des inneren Gebäudes        te Wärmeenergie-Werte (so genannte U-Werte).
kann um bis zu fünf Grad reduziert werden. Es         Je niedriger der U-Wert, umso besser die Isolier-       12 Lichtsteuerung
verringert den Energiebedarf von Klimaanlagen         wirkung. Dreifachverglasungen mit Wärmeschutz          Wer hier moderne Systeme nutzt und dazu noch
um bis zu zwei Euro pro Quadratmeter jährlich.        können einen U-Wert von 0,5 erreichen, gesetz-         in bestimmten Bereichen wie Flur oder Treppen-
                                                      lich gefordert werden künftig weniger als 1,3.         haus auf Präsenzmelder und dimmbare, auf Ta-
 3 Lüftung                                            Energieeinsparungen bis 20 Prozent sind möglich.       geslicht reagierende Leuchten zurückgreift, kann
Effektiv gedämmte Räume sollten durch Lüftungs-       Sonnenschutz und Tageslichtlenkung können wei-         insgesamt bis zu 75 Prozent sparen.
anlagen kontrolliert mit Frischluft versorgt wer-     tere fünf bis zehn Prozent einsparen.
den. Moderne Anlagen arbeiten mit Wärmerück-                                                                 13 Licht der Zukunft
gewinnung und sparen so bis zu 20 Prozent Ener-       8    Gebäudeleittechnik                                Die LED-Technologie ist auf dem Vormarsch. Neu-
gie. Beim Neubau ist es sinnvoll, Lüften und Hei-     Eine firmenneutrale Gebäudeleittechnik erlaubt         este Arbeitsplatzleuchten besitzen genug Strahl-
zen direkt miteinander zu verbinden, zum Beispiel     es, sämtliche technische Prozesse im Gebäude zu        kraft und sind auch noch intelligent: Präsenz- und
durch eine zentrale Lüftungsanlage mit Wärme-         überwachen und intelligent aufeinander abzu-           Tageslichtsteuerung (PDLS) bewirkt, dass sich die
rückgewinnung, Heizung und zentraler Warm-            stimmen. Eine Software regelt zum Beispiel, wann       Leuchten bei Anwesenheit einschalten und je
wasserbereitung.                                      Rollos an den Fenstern bewegt werden, wann die         nach Umgebungshelligkeit die Lichtstärke auto-
                                                      Lüftungsanlage laufen soll, wann die Heizung           matisch regeln. LED leuchten mindestens fünf-
 4 Grundklima                                         zum Einsatz kommt. Alle Prozesse sind transpa-         mal länger als zum Beispiel eine Leuchtstoffröh-
Wasserrohrsysteme in Decken sind eine effekti-        rent am Computer nachzuvollziehen und optimal          re. Das Einsparpotenzial liegt bei mindestens 70
ve Methode zum Kühlen und Erwärmen von Ge-            aufeinander abgestimmt. Energieeinsparpoten-           Prozent der Beleuchtungskosten.
bäuden. In den Betonteilen (Decken) werden            zial je nach Gebäude etwa zehn Prozent.
Rohrsysteme eingebaut, in denen Wasser zirku-
liert, das je nach Temperatur Wärme aus der De-                                                              Nutzerverhalten
cke aufnimmt oder abgibt. Die Kühlenergie kann        Bürotechnik
zu 80 Prozent der Zeit aus einer geothermischen                                                              14 Beim Energiesparen im Büro können Mitar-
Quelle bezogen werden. Um das Wasser an sehr          9   Geräte                                             beiter oft mehr tun, als viele denken. Worauf zu
kalten Tagen aufzuwärmen, muss ein zusätzliches       Wer sein Büro mit energieeffizienten Geräten aus-      achten ist, welche Möglichkeiten es gibt – darü-
Heizsystem angekoppelt werden, z. B. eine Wär-        stattet, kann bis zu 75 Prozent der Stromkosten        ber informieren wir umfassend in unserem Leser-
mepumpe oder eine Solaranlage.                        für Bürogeräte einsparen. Das zeigen Berechnun-        service (siehe Kasten auf S. 7).
                                                      gen der Initiative Energie Effizienz. Maßnahmen
                                                      sind z. B.: Einzelgeräte wie Fax, Scanner und Dru-
                                                      cker durch Multifunktionsgeräte ersetzen und
                                                      energiearme Computer nutzen, die man mit pra-
                                                      xisgerechten Energiesparfunktionen laufen lässt.

ergo: 2/09
Ergo: Der Trend zum "grünen" Bürogebäude - ENERGIEEFFIZIENZ - EWMR
Nicht plattzuwalzen –
und das seit 1909
Schlaraffia Qualität und Komfort – dafür steht Schlaraffia

wie kaum eine andere Matratzenmarke. Und das seit

mittlerweile 100 Jahren. Damit die Kunden auch in Zukunft

ruhig schlafen können, setzt der Hersteller vor allem auf

eins: das Gütesiegel „Made in Germany“.

Das Markenzeichen: Die blaue
Dampfwalze steht auf dem Fabrik-
gelände in Wattenscheid.
MARKT Kundenporträt 11

U
        nermüdlich verschlingt die Maschine       tung.“ Schließlich habe jeder Körper andere       geschäumt, sondern aus anderen Werken des
        den dunklen Draht, presst daraus Fe-      Ansprüche. Zudem sind die Preisspannen im         belgischen Mutterkonzerns Recticel zugelie-
        dern und schweißt diese in weißes Po-     Matratzengeschäft, an dem Schlaraffia in          fert. Seit 1990 gehört Schlaraffia zu dem
lyestervlies ein, um sie schließlich wie an ei-   Deutschland einen Anteil von etwa 25 Pro-         11.000 Mitarbeiter zählenden Unterneh-
ner Perlenschnur aufgereiht auszuwerfen. Die      zent hat, enorm groß. „Gerade im preissen-        men. Etwa 1.000 von ihnen sind in Deutsch-
Arbeiter in der Halle schützen sich mit Ohr-      siblen deutschen Markt will der Käufer genau      land beschäftigt, allein 350 zählt das Watten-
stöpseln vor dem Lärm. Bei diesem Geräusch-       wissen, was er für sein Geld bekommt.“            scheider Werk.
pegel fällt es schwer, sich vorzustellen, dass        Unter anderem erhält er dafür hochwer-
hier gerade die Grundlage für ruhigen und         tige Bezüge, die in der Halle direkt neben der    Vor einigen Jahren entschied sich Schlaraf-
erholsamen Schlaf entsteht: Taschenfederker-      Federkernfertigung gesteppt werden. „Beim         fia bewusst dafür, dem Ruhrgebiet trotz re-
ne für Qualitätsmatratzen.                        Steppen“, sagt Werbeleiter Prätzel, „steht der    lativ hoher Lohnkosten die Treue zu halten.
    „Wir stellen die Kerne in unterschied-        Komfort im Vordergrund, doch auch für die         „Während die Konkurrenz ins Ausland
lichsten Größen und Drahtstärken her, um          Optik lassen wir einige Nähte einfließen. Da-     ging“, sagt Markus Veutgen, „haben wir uns
den verschiedenen Schlafansprüchen gerecht        mit der Kunde sieht, wo sich welche Matrat-
zu werden“, erklärt Burkhard Prätzel, Leiter      zenzonen befinden.“
der Schlaraffia-Werbeabteilung. Es schwingt           Oder damit er sofort erkennt, dass es sich
Stolz in der Stimme des Wattenscheiders mit,      um eine Schlaraffia-Matratze handelt. Denn
während er die Matratzenherstellung in sei-       immer wieder verlangen Kunden nach „der
nem Heimatort erklärt.                            mit der Dampfwalze“. Das berühmte Firmen-
    Ihren Ursprung hat die Traditionsmarke        logo geht auf das Jahr 1932 zurück und ist
allerdings nicht in dem Bochumer Stadtteil,       auf jeder Matratze eingesteppt. Regelmäßig
sondern an der Wupper und in Frankreich.          fuhr damals eine Zehn-Tonnen-Walze am
Während einer Geschäftsreise lernte der           Wuppertaler Werk vorbei. Da kam dem Schla-
Wuppertaler Gustav Hüser 1909 in der Nä-          raffia-Chef die Idee zu einem besonderen Be-
he von Orleans Jules Etot und seine beein-        lastungstest: Er ließ die Walze über die Mat-
druckende Erfindung kennen: Weil er unter         ratze fahren – und keine der elastischen Fe-      Einfach bequem: Markus Veutgen beim
Rheuma litt, hatte der Franzose eine Matrat-      dern brach. Neben dem Namen Schlaraffia,          „Probeliegen“ im Ausstellungsraum.
ze mit Federn entwickelt, um bequemer zu
liegen.                                                                                             für eine Risikostrategie entschieden.“ Und die
    „Der eine hatte die Idee und der andere                                                         ist voll aufgegangen. Denn für eine qualita-
das Geld für die Produktion. Also taten sie                                                         tiv hochwertige Matratze sind die Kunden be-
sich vor genau 100 Jahren zusammen und                                                              reit, einen entsprechenden Preis zu bezahlen.
schlossen einen Vertrag über die Patent-                                                            Zwischen 199 und 849 Euro kostet eine
rechtsnutzung“, so Prätzel. Hüser baute eine                                                        Schlaraffia-Matratze mit dem Siegel „Made in
Produktion in Wuppertal auf, in der sechs                                                           Germany“. Auf dem Spitzenmodell mit Gel-
Frauen täglich jeweils bis zu sechs Federn von                                                      Einlage kommt übrigens sogar ein Weltmeis-
Hand herstellten.                                                                                   ter zur Ruhe: Handball-Bundestrainer Heiner
                                                                                                    Brand.                                       «
Heute fertigt eine Maschine das halbe
Dutzend in wenigen Minuten. Die Schlaraf-         Um eine hohe Qualität gewährleisten zu
fia-Mitarbeiter müssen hellwach sein, um die      können, ist viel Handarbeit gefragt.
„Perlenschnüre“ dann zum richtigen Zeit-
      punkt abzuschneiden, auf einen Trans-       den Matratzenverkäufer Carl Kritzmann in
       portwagen abzulegen und zur nächsten       Anlehnung an das wunderbare Schlaraffen-
       Station zu fahren: Hier werden die lan-    land bereits 1910 ersann, hatte die Firma jetzt
gen Bänder auf die gewünschte Matratzen-          auch ein unverwechselbares Logo.
länge und -breite abgeschnitten und maschi-           Bis heute lassen die Matratzen Belastungs-
nell in einem Stecksystem – ohne Klammern         tests über sich ergehen, die es in sich haben.
oder Kleber – miteinander verbunden. Ist die      Allerdings müssen sie „nur“ eine Walze mit
richtige Größe erreicht, prüft eine Mitarbei-     140 Kilogramm Druck aushalten – das aber
   terin den Rohling und legt ihn beiseite.       60.000 Mal. Auch danach sind sie immer            Ganz ohne Maschinen geht es dennoch
         Dass sie bei der Arbeit beobachtet       noch in Form und außerdem bequem. Denn            nicht, wie Burkhard Prätzel anhand der
      wird, stört sie nicht. Denn Besuche in      bevor sie verpackt werden, feiern die Taschen-    Steppmuster erklärt.
        der Produktion gehören zum Alltag,        federkernmatratzen „Hochzeit“: Zwei Mitar-
        regelmäßig sind Matratzenhändler          beiterinnen veredeln sie oben und unten mit
        im Werk zu Gast. „Schulungen von          Polsterauflagen, um ihnen anschließend                                            K O N TA K T
        Fachverkäufern“, erklärt Marketinglei-    perfekt gesteppte und passend genähte Be-         Recticel Schlafkomfort GmbH
        ter Markus Veutgen, „sind die Basis       züge überzuziehen.                                Burkhard Prätzel
        unseres Erfolgs. Denn der Kunde ist ab-       Pro Jahr feiern knapp eine Million Mat-       Schlaraffiastraße 1 - 10
                   hängig von einer kompe-        ratzen aus dem Hause Schlaraffia das „Hoch-       44867 Bochum
                               tenten Bera-       zeitsfest“. Dazu zählen inzwischen sogar          Tel.: (02327) 325168
                                                  mehr Schaumstoff- als Federkernmatratzen.         praetzel.burkhard@schlaraffia.de
                                                  Die werden allerdings nicht in Wattenscheid       www.schlaraffia.de
12 MARKT Service

                                                                             Viel Lob für
                                                                             die ergo:
                                                                             Ein großes Feedback haben wir auf

                                                                             die ergo:-Leserbefragung von Ihnen

                                                                             erhalten. Sie haben dem Magazin

                                                                             Top-Noten gegeben – und einige

                                                                             sehr gute Anregungen gemacht!

                                                                             E
                                                                                   in bisschen stolz sind wir schon auf die
                                                                                   Ergebnisse: In Ausgabe 1/09 hatten wir

DAS PROBLEM:                                                                       Sie nach Ihrer Meinung zur ergo: ge-
                                                                             fragt. Der Rücklauf war riesig – und die No-
                                                                             ten, die Sie „Ihrem“ Magazin gegeben haben,
Können die Stadtwerke Bochum GmbH Unternehmenskunden die erfor-              sind ganz hervorragend. Die überwältigen-
derliche elektrische Leistung aus dem Niederspannungsnetz nicht bereit-      de Mehrheit der Befragungsteilnehmer fin-
stellen, werden eigene Mittelspannungsstationen notwendig. Insgesamt         det, dass das Heft eine interessante Themen-
378 Bochumer Industrie-, Gewerbe- oder Handwerksfirmen sind Besitzer         mischung bietet, die Texte gut geschrieben
und Betreiber einer 10-kV-Mittelspannungsstation. „Die Anlagen werden        sind und das Magazin gut gestaltet ist. Und
gebaut, und viele Betreiber vergessen sie dann“, erläutert Detlef Meklen-    die Infos und Abrufservices helfen vielen Le-
burg, Leiter der Betriebsabteilung Strom. Allerdings sind Besitzer und Be-   sern weiter.
treiber einer solchen 10-kV-Station nach der berufsgenossenschaftlichen          Besonders gut kommen der örtliche Be-
Verordnung (BGV) und den Bestimmungen des Verbandes Elektrotech-             zug des Magazins an, seine Aktualität und sei-
nik (VDE) für den betriebs- und personensicheren Zustand der Anlagen         ne Themenvielfalt sowie die informative und
verantwortlich. „Die Verordnung der Berufsgenossenschaft fordert hier        verständliche Aufbereitung der Themen.
einen Anlagenverantwortlichen. Oft fehlt in den Betrieben aber diese fach-       Und was können wir künftig noch bes-
liche Voraussetzung“, weiß Detlef Meklenburg.                                ser machen? „Meiner Meinung nach:
                                                                             Nichts!“, schreibt ein Leser, und viele ande-
                                                                             re äußern sich ähnlich.
                                                                                 Auf die Frage nach Wunschthemen gibt

DIE LÖSUNG:                                                                  es eine ganze Reihe von Antworten, die ei-
                                                                             ne noch ausführlichere Berichterstattung
                                                                             über Energieeffizienz, Energiesparen und re-
Wartung von 10-kV-Stationen. Die Betriebsabteilung Strom der Stadt-          generative Energien anregen. Diesem
werke bietet eine elektrotechnische Prüfung von 10-kV-Anlagen an. Hier-      Wunsch wollen wir gern nachkommen – und
bei werden sowohl der bauliche als auch der technische Zustand aller An-     haben es in dieser Ausgabe der ergo: bereits
lagenteile und der Betriebsmittel geprüft. Aus den gesammelten Daten         getan.
ermittelt die Betriebsabteilung Strom die notwendigen Instandsetzungs-            Allen Leserinnen und Lesern, die sich an
maßnahmen, die sie dem Kunden in einem persönlichen Gespräch er-             der Befragung beteiligt haben, an dieser Stel-
läutern. Selbstverständlich erhält der Kunde einen detaillierten Kosten-     le noch einmal ein ganz herzliches Danke-
voranschlag der durchzuführenden Maßnahmen. Auf Wunsch schreiben             schön!                                      «
die Stadtwerke die Arbeiten auch aus. Auch für nachfolgende Wartungs-
und Instandhaltungszyklen der Trafostation stehen die Stadtwerke Bochum          Das Feedback der Leser
zur Verfügung. Hierfür bieten die Stadtwerke langfristige Wartungsverträ-        trifft voll/teilweise zu (in Prozent)
ge an.
                                                                                 Interessante Themenmischung
                                                              K O N TA K T       Texte gut geschrieben/verständlich
Detlef Meklenburg
Leiter Betriebsabteilung Strom                                                   Magazin gut gestaltet
Tel.: (0234) 960-2900
                                                                                 Infos/Abrufservices helfen mir weiter
detlef.meklenburg@stadtwerke-bochum.de
www.stadtwerke-bochum.de
                                                                             0            20           40           60   80          100
                                                                                                                              ergo: 2/09
M A R K T Te l e k o m m u n i k a t i o n 1 3

    Mit FttB „Fiber to the Business“ ebnet TMR Unter-

    nehmenskunden den Weg zu einer schnellen und

    hoch ausfallsicheren digitalen Vernetzung.

    Vertriebsleiter Jörg Borowycz und Ingo

    Totzauer, Leiter Übertragungsnetze,

    über die Vorteile der Glasfaser-

    technologie und besondere

    Konditionen.

Hochsicherer Datenexpress
Daten so schnell wie das Licht übertragen – das   Totzauer: Ein weiterer großer Vorteil auf         gen. Der Kunde muss dann sozusagen nur
klingt verlockend. Was genau steckt dahinter?     technischer Seite ist, dass wir als TMR die so-   noch den Stecker einstecken – und los geht’s.
Borowycz: Die Bandbreite des Glasfasernet-        genannte letzte Meile mit eigenen Glasfaser-
zes ist tatsächlich nach oben offen. Das Netz     leitungen realisieren und nicht über Dritte       Ab wann können Kunden das Angebot nutzen?
ist aber nicht nur hoch leistungsfähig, es        anmieten. Somit gibt es für alle Fragen – für     Borowycz: Schon jetzt. Wir haben bereits
bringt auch eine sehr viel höhere Ausfallsi-      die Leitungen selbst, aber auch für alle an-      mehrere Gewerbegebiete in Bochum, Herne
cherheit. Datenverbindungen ins Internet, zu      deren benötigten Dienste wie Internet oder        und Witten erschlossen und Unternehmen
Filialen oder zu Geschäftspartnern sind heu-      Daten-Outsourcing – nur einen Ansprech-           auf unser Glasfasernetz aufgeschaltet. Auf der
te unternehmenskritisch, soll heißen: Fällt       partner.                                          Kostenseite achten wir darauf, den Netzzu-
die Verbindung aus, entstehen Probleme, die       Borowycz: Letzterer ist bei TMR übrigens aus      gang zu marktüblichen Preisen zu realisieren.
sich wirtschaftlich negativ auswirken kön-        Fleisch und Blut und an 365 Tagen im Jahr         Und wer sich früh für Glasfaser entscheidet,
nen. Wessen Geschäfte von Datenverbindun-         24 Stunden erreichbar.                            dem können wir besondere Konditionen an-
gen abhängen, für den ist eine Datenüber-                                                           bieten.                                      «
tragung über Glasfaser die weit bessere           Wie muss man sich das Anbinden an das Glas-
Wahl. „Fiber to the Business“ ist somit ein       fasernetz vorstellen?                                                                   K O N TA K T
Konzept, das es unseren Unternehmenskun-          Totzauer: Als Tochter kommunaler Versor-          Jörg Borowycz, Vertriebsleiter
den ermöglicht, ihre digitalen Transaktionen      ger können wir auf ein bestehendes Glasfa-        Tel.: (0234) 960-3850
auf ein leistungsstarkes und sicheres Funda-      sernetz zurückgreifen, dessen Bau die Stadt-      Fax: (0234) 960-3819
ment zu stellen.                                  werke in den 1990er-Jahren begonnen ha-           j.borowycz@tmr.net
                                                  ben. Die ersten Nutzer waren Sparkassen, die      www.tmr.net
                                                  dann schnell und sicher immense Daten-
                                                  mengen austauschen konnten. Seitdem bie-
                                                  ten wir auch Unternehmenskunden den Zu-
                                                  gang zu diesem Netz an. TMR kann hier al-
                                                  so zum einen eine sehr gut ausgebaute In-
                                                  frastruktur nutzen, die wir stetig erweitern;
                                                  zum anderen haben wir uns gegenüber Wett-
                                                  bewerbern klare Vorteile erarbeitet, gerade
                                                  auch was die technische Expertise angeht.
                                                  Der Vorgang der Anbindung lässt sich recht
                                                  simpel zusammenfassen: Die Lichtwellenlei-
                                                  ter laufen in speziellen Rohren im Boden, die
                                                  wir bis in das einzelne Unternehmen verle-

                                                  Sehen in der Glasfasertechnologie eine gro-
                                                  ße Chance für TMR-Kunden: Jörg Borowycz
                                                  (l.) und Ingo Totzauer.

ergo: 2/09
14 TRENDS Gasversorgung

Die Vorratskammer unter
der Erde
                                                                                   A
                                                                                            ls Russland im vergangenen Winter
                                                                                           den Gashahn für Wochen zudrehte,
                                                                                           da zeigten sich viele Regierungschefs
                                                                                   mit tiefen Sorgenfalten auf der Stirn. Die Ab-
                                                                                   hängigkeit von den großen Förderländern
                                                                                   war plötzlich ein ganz konkretes Problem.
                                                                                   Staaten, deren Gasversorgung sich ganz
                                                                                   oder hauptsächlich aus einer Quelle speist –
                                                                                   zum Beispiel in Ost- und Südosteuropa –, ge-
                                                                                   rieten in arge Bedrängnis.
                                                                                       Deutschland ist aus dem Gasstreit ohne
                                                                                   merkliche Versorgungsengpässe hervorgegan-
                                                                                   gen. Ein Grund dafür sind die diversifizier-
                                                                                   ten Bezugsstrukturen hierzulande. Es gibt ak-
                                                                                   tuell sechs verschiedene direkte Lieferquel-
                                                                                   len – mehr als in jedem anderen EU-Land.
                                                                                   Das bedeutet: Fällt eine Quelle zeitweise aus,
                                                                                   kann die Versorgung über die anderen auf-
                                                                                   rechterhalten werden.
                                                                                       Außerdem haben die deutschen Versor-
                                                                                   ger früh begonnen, umfangreiche Speicher-
                                                                                   kapazitäten aufzubauen. In keinem anderen
                                                                                   europäischen Land wird mehr Erdgas einge-
                                                                                   lagert als in Deutschland.
Ein Blick auf das Gelände des Erdgasspeichers in Epe.
                                                                                   Auch die Stadtwerke Bochum, Herne und
                                                                                   Witten tragen mit ihrer Beteiligung an der
                                                                                   Trianel Gasspeichergesellschaft Epe zu mehr
So funktioniert ein Gasspeicher                                                    Versorgungssicherheit bei. Der Erdgasspeicher
                                                                                   in Epe, nahe der niederländischen Grenze,
 1 Messung                                                                         wurde im Oktober vergangenen Jahres in Be-
Das Gas, das gespeichert werden soll, wird per Pipeline antransportiert. Vor der   trieb genommen.
Speicherung wird die entnommene Gasmenge gemessen.                                     In einem ehemaligen Salzbergwerk wer-
                                                                                   den sogenannte Kavernen genutzt. Sie sind
 2 Verdichtung                                                                     bei der Salzgewinnung entstanden und lie-
In der Gasstation wird das Erdgas auf einen Druck von bis zu 220 bar verdichtet    gen in rund in 1.200 Metern Tiefe. Sie sind
und gekühlt.                                                                       hervorragend geeignet zur Speicherung von
                                                                                   Erdgas, denn ihre Wände sind sehr dicht.
 3 Einspeichern/ausspeichern                                                           Der Epe-Gasspeicher ist so groß, dass der
Das Gas wird durch die Feldleitungen in die Kavernen gepumpt, die etwa             Kölner Dom darin Platz hätte. Er besteht aus
1.200 Meter unter der Erdoberfläche liegen.                                        drei Kavernen und kann etwa 130 Millionen
                                                                                   Kubikmeter Erdgas aufnehmen. Damit könn-
 4 Vorwärmen und entspannen                                                        te man mehr als 100.000 Haushalte ein Jahr
Nach der Ausspeicherung wird das Gas in der Entspannungsanlage auf Leitungs-       lang versorgen. Die Gesamtinvestitionen be-
druck entspannt. Dabei kühlt es extrem ab und könnte so die Armaturen verei-       trugen rund 120 Millionen Euro.
sen. Deshalb wird das Erdgas zusätzlich vorgewärmt.                                    Wegen der großen Nachfrage nach Spei-
                                                                                   cherkapazitäten beteiligt sich Trianel an ei-
 5 Trocknung                                                                       nem weiteren Ausbau der Anlage. Der Bau
Das entspannte Gas strömt dann in eine Trockenanlage, um mitgeführte Feuch-        der vierten Kaverne hat bereits begonnen, sie
tigkeit zu entfernen, die sonst Schäden an der Pipeline anrichten würde.           soll im Herbst in Betrieb gehen.            «

                                                                                                                        ergo: 2/09
TRENDS Gasversorgung 15

                 5       4

             1       2

                             3

ergo: 2/09
16 TRENDS Infrastruktur

Die saubersten Städte der
Trotz Wirtschaftskrise glauben Chi-                re, das so gar nicht in diese Szenerie passt:    Haus befördert. Die Pumpen werden von
                                                   In den Vereinigten Emiraten bei Abu Dhabi        Windkraftanlagen angetrieben. Das Meerwas-
nesen und Araber an den Boom von                   soll die perfekte Ökostadt entstehen. Kein ge-   ser wird durch eine Entsalzungsanlage ge-
                                                   ringerer als Stararchitekt Norman Foster hat     schickt und als Trinkwasser in die City ge-
großen Ökostädten. Sie planen mit-                 die Planung übernommen. Auch in der Nä-          pumpt. Natürlich gibt es dort auch Regen-
                                                   he von Shanghai entwerfen chinesische Ar-        wasser-Gewinnungsanlagen, jede Ressource
ten in der Wüste und auf einer Insel               chitekten eine Ökostadt der Superlative.         wird genutzt. Der erste Bewohner soll 2016
                                                   Kaum Abgase, nur erneuerbare Energien im         hier einziehen. 20.000 sollen ihm folgen.
gigantische Stadtprojekte, die prak-               Einsatz, die Nahrungsmittel wachsen auf den
                                                   Feldern direkt vor der Stadt.                    Visionär geht es auch anderswo zu: in
tisch ohne CO2-Emissionen auskom-                       Schon der Name des arabischen Projek-       China, nicht weit von Shanghai. Auf der In-
                                                   tes klingt nach Verheißung: Masdar City, wo-     sel Chongming soll eine Mega-Stadt entste-
men sollen.                                        bei Masdar übersetzt Quelle heißt. Wer hier      hen, die es in sich hat. Sie ist größer ange-
                                                   irgendwann mal an der Quelle wohnt, der          legt als die in Abu Dhabi und soll den Na-
                                                   wird ein sauberes Leben führen. Eines, bei       men Dongtan erhalten. Der Entwurf sieht ei-

E
      igentlich steht die Bauwelt am Persi-        dem er in staatliche Elektromobile steigt, um    ne 86 Quadratkilometer große Ökostadt vor,
      schen Golf gerade ziemlich still. Seit Be-   in der 700 Hektar großen Ökostadt herum-         die nicht nur kaum Emissionen produziert
      ginn der Finanzkrise im vergangenen          zukommen. Er wird seine Kühlenergie von          und sämtliche alternativen Energien nutzt –
Jahr haben Investoren vielen Projekten eine        einem solarthermischen Kraftwerk beziehen,       sie soll sich auch weitgehend selbst mit Le-
Absage erteilt. Insgesamt sollen dort laut Me-     sein Strom wird von einer Zehn-Megawatt-         bensmitteln versorgen, die auf Ackerflächen
dienberichten Bauvorhaben im Wert von 450          Fotovoltaikanlage erzeugt.                       rund um die Stadt heranwachsen sollen.
Milliarden Euro gestoppt worden sein. Von               Seine Räume wird der Masdar-Bewohner            Ein Dongtan-Bürger wird sich mit
Aufbruchstimmung kann derzeit keine Rede           angenehm kühlen, indem er in der Erde ge-        schwimmenden Taxen oder Bussen über
sein. Wenn da nicht ein Mammutprojekt wä-          speicherte Kälte mithilfe von Pumpen in sein     Wasserstraßen bewegen können. Die Mitfahr-

                                                                                                                                         ergo: 2/09
Architektur-
                                                                                                                           entwürfe von
                                                                                                                           Gebäuden der
                                                                                                                           Wüstenstadt
                                                                                                                           Masdar City, in
                                                                                                                           der ab 2016
                                                                                                                           20.000 Menschen
                                                                                                                           leben sollen.

Welt

                                                Ein virtueller Blick auf Dongtan – wie so vieles in China gleich in ganz großen Dimensionen
                                                geplant: Die Öko-Stadt soll nicht nur emissionsfrei funktionieren, sondern sich auf giganti-
                                                schen 86 Quadratkilometern auch gleich noch weitgehend selbst mit Nahrung versorgen.

gelegenheiten sollen über Brennstoffzellen      giegewinnung Windräder zum Einsatz. Ein         Dass diese Mega-Projekte nicht ganz dem
angetrieben werden. Die nötige Energie für      großer Windpark soll am Rande der Stadt auf-    Rotstift zum Opfer fallen, mag in Zeiten glo-
die Stadt kommt aus der Verbrennungswär-        gestellt werden, aber auch im Kern der City     baler wirtschaftlicher Turbulenzen vielleicht
me von Reishülsen. Diese entstehen als Ab-      sollen kleine Windräder auf Energiefang ge-     ein wenig trotzig wirken. Für Schwellenlän-
fallprodukt der Reismühlen in der Region.       hen.                                            der wie China oder für arabische Staaten sind
Die Verbrennung gilt als klimaneutral, da das       80.000 Einwohner sollen in das grüne Pa-    sie allerdings so etwas wie Visitenkarten für
Material dabei nicht mehr CO2 freisetzt, als    radies vor Shanghai einziehen. Erste Umzugs-    die Zukunft. Sie möchten damit beweisen,
es vorher aus der Atmosphäre gebunden hat.      kisten könnten 2020 ausgepackt werden. So       dass sie in der Lage sind, zukunftsfähige Städ-
    Auf vielen Dächern der Stadt sind Solar-    die Vision. Noch aber hat die chinesische Re-   te zu errichten und ökologische Standards
zellen geplant, ebenso kommen bei der Ener-     gierung einige Genehmigungen nicht erteilt.     großflächig umzusetzen.                       «

ergo: 2/09
18 KURZ & GUT

                                              Mitarbeiter-Idee sorgt für
        BERDIS BUSINESS
                                              effizienten Rundumschlag
Qualität kommt
                                              Weniger Wartungsaufwand war das Ziel             falls mit Gas“, erläutert Wilfried Schiller. Ge-
von Qual …                                    der Stadtwerke-Techniker Wilfried Schiller       meinsam mit Michael Breitenstein erdachte
… das ist sachlich na-                        und Michael Breitenstein – was herauskam,        er eine effektivere Möglichkeit: Fernwärme.
türlich falsch, gefühlt                       ist eine Idee, die den Stadtwerken Bochum        Ergebnis: „Die Anlage kommt mit weniger
aber absolut richtig. Natür-                  in den kommenden fünf Jahren rund eine           Wartung aus, hat einen höheren Wirkungs-
lich stammt das Wort vom                      halbe Million Euro einspart.                     grad, die Temperatur lässt sich genauer jus-
Lateinischen „qualitas“                           Ort der zündenden Mitarbeiter-Idee ist ei-   tieren und sie ist umweltfreundlicher“, sagt
(Beschaffenheit, Merkmal).                    ne sogenannte Gas-Übernahmestation in Bo-        Michael Breitenstein.
Doch jeder, der Produkte oder Dienst-         chum-Hiltrop. Aus fernen Landen kommend,              Der äußerst effiziente Rundumschlag
leistungen formt, weiß es genau. Es ist       wird hier der Druck des Erdgases gemindert.      war den Stadtwerken natürlich eine Prämie
eine Qual. 80 Prozent Leistung bekommt        Bei dieser Druckminderung kühlt das Gas          Wert.                                         «
man locker hin, aber diese verflixten letz-   stark ab. Deshalb muss es
ten Meter, diese paar Prozent, die ein        vorher erwärmt werden,
Angebot für den Kunden erst so richtig        damit die Leitungen nicht
interessant machen? Hartes Brot.              einfrieren.
                                                  „Bislang wurde das kal-
Aber das ist der Punkt, gerade jetzt,         te Gas wie in einem Durch-
in einer Zeit, in der das Verkaufen im-       lauferhitzer auf Temperatur
mer schwieriger wird. Nah dran an den         gebracht, und zwar eben-
wahren Bedürfnissen sein, besser als die
Konkurrenz, kurz markt- und kunden-                Stadtwerker Wilfried
orientiert bis ins Extrem. Solche Unter-            Schiller und Michael
nehmen kommen auch in schweren Zei-               Breitenstein in „ihrer“
ten klar. Das zeigt zum Beispiel der klei-     neuen Fernwärmestation.
ne Landwirtschaftsverlag in Münster, der
mit seiner Sensationszeitschrift „Land-
lust“ dem negativen Branchentrend
trotzt und etablierte Großverlage ins
Staunen bringt.                                                                                 ERFINDERISCHE ENERGIE

Oder Volkswagen: Krise hin, Krise              Der Dynamo                                      greifen. Je mehr Wicklungen die Spule hat,
her – VW will in absehbarer Zeit Toyo-                                                         je stärker der Magnet ist und je schneller bei-
ta als weltgrößten Autobauer ablösen.          Vielleicht sollten wir beim Fahrradfahren öf-   de bewegt werden, desto stärker ist der flie-
Die Voraussetzungen sind gut. Die              ter an Werner von Siemens denken. Denn          ßende Strom. Die Aufrechterhaltung dieses
Wolfsburger wurden gerade von der Uni          dass die Fahrradleuchte durch den Tritt in      Magnetfeldes erforderte vor 1866 immer ei-
Bremen und der Beratungsfirma BBDO             die Pedale mit Strom versorgt wird, ist auch    ne externe Stromquelle.
Consulting als „marktorientiertestes“          ein Verdienst des deutschen Ingenieurs.
Unternehmen Deutschlands identifi-                 1866 kam der Naturwissenschaftler           Die geniale Idee des Werner von Siemens:
ziert.                                         Werner von Siemens auf die Idee, durch ei-      Er führte einen Teil des vom Generator er-
                                               nen Generator mechanische Energie direkt        zeugten Stroms in den Elektromagneten zu-
Es gilt halt jener Spruch, den der             in elektrische Energie umzuwandeln. Damit       rück, wodurch sich dessen Magnetismus ver-
Radfahrer Udo Bölts einst auf der Tour         formulierte er das „dynamoelektrische Prin-     stärkte, was einen höheren Strom lieferte,
de France seinem Kollegen Jan Ullrich zu-      zip“. Demzufolge braucht ein Elektromag-        bis der Elektromagnet seine maximale Feld-
raunzte und den Bernd M. Michael, Prä-         net keine fremde Stromquelle, sondern           stärke erreichte.
sident des Deutschen Marketing-Verban-         kann sein Magnetfeld selbst dauerhaft erzeu-        Der Wissenschaftler ließ sich 1867 die
des (DMV) kürzlich zur Jahreslosung sei-       gen. Ein derartiger Generator wird als Dy-      dynamoelektrische Maschine (Bild) paten-
nes Berufsstandes erhob: „Quäl dich, du        namo bezeichnet.                                                  tieren. Er erkannte die
Sau!“ Und Sie können nicht mal dopen!              Die wichtigsten Teile                                         Tragweite seiner Erfin-
                                               eines Generators sind ei-                                         dung sofort: Durch Ver-
Christoph Berdi, Chefredakteur der             ne Spule, also ein mehr-                                          bindung seines Dyna-
„absatzwirtschaft – Zeitschrift für            fach gewickelter Draht,                                           mos mit einer Dampfma-
Marketing“.                                    und ein Magnet. Wird                                              schine erzeugte er große
             www.absatzwirtschaft.de           der Magnet oder die Spu-                                          Mengen Gleichstrom,
                                               le bewegt, dann kann                                              der ideal war, um die da-
                                               man an der Spule einen                                            mals üblichen Lampen
                                               elektrischen Strom ab-                                            mit Energie zu versorgen.

                                                                                                                                      ergo: 2/09
Kaum ein heute verfügbares
                                                                                                              Speichermedium kann Daten
                                                                                                              dauerhaft konservieren –
                                                                                                              schon gar nicht die selbst
                                                                                                              gebrannte CD. Lebensdauer:

Digitale Amnesie
                                                                                                              fünf bis zehn Jahre.

Immer neue Speichermedien und                          Für den Privatanwender ist ein Datenver-
                                                   lust ärgerlich, aber verschmerzbar. Für öffent-
unzuverlässige Datenträger bescheren               liche Archive und auch Unternehmen mit ih-
                                                   ren immensen Datenmengen hingegen bedeu-
dem Informationszeitalter riskante                 tet er nicht selten eine Katastrophe. Das regel-
                                                   mäßige Überspielen sämtlicher Datenbestän-
Gedächtnislücken.                                  de auf neue Trägermedien ist jedoch sehr auf-
                                                   wendig und damit kostspielig. Deshalb unter-                             IMPRESSUM
                                                   bleibt es oft – wenn denn die Datenbesitzer sich
                                                   der Notwendigkeit überhaupt bewusst sind.          ergo:
                                                                                                      Magazin für Menschen mit Energie

F
      ast schienen die Daten der Apollo-Missi-
      on für immer verloren. Vor 40 Jahren spei-   Es droht der finale Datenschwund. Deshalb          Herausgegeben von der Stadtwerke Bochum
      cherte die NASA Daten ihrer Mondflüge        haben Wissenschaftler die Langzeitarchivie-        GmbH, Ostring 28, 44787 Bochum,
auf Magnetbändern, doch als man sie vor Kur-       rung zu einer der größten Herausforderungen        Internet: www.stadtwerke-bochum.de
zem wieder auslesen wollte, fehlte ein geeig-      des 21. Jahrhunderts erkoren. Sie suchen nach
                                                                                                      Verantwortlich: Ingo Adam
netes Laufwerk. Erst die Leihgabe eines aus-       Wegen aus der Amnesie-Falle. Eine Methode          Tel.: (0234) 960-3030
tralischen Computermuseums machte die Da-          führt zurück in die Vergangenheit: Mikrofilm.      Fax: (0234) 960-3039
ten wieder lesbar.                                 Einst zur Konservierung von Büchern erdacht,       ingo.adam@stadtwerke-bochum.de
    Die peinliche Panne ist kein Einzelfall: Was   werden Daten aller Art per Laser in Filme ein-     Redaktions-Team Stadtwerke: Ingo Adam,
heute gespeichert wird, ist morgen schon nicht     gebrannt und das Wissen, wie man sie ausliest,     Peter Bax, Dr. Ulrich Grebhofer, Martin Nooß,
mehr lesbar. Längst passé etwa sind die Zeiten     gleich dazu. Das Problem: Muss schnell auf ge-     Heike Paplewski, Thomas Schönberg, Christian
der 5,25-Zoll-Floppy-Disks, und selbst das         speicherte Daten zugegriffen werden, ist die       Seger, Ralf Wienkotte

nachfolgende Format mit 3,5 Zoll ist heute         Methode kaum geeignet.                             Redaktionelle Mitarbeit, Grafik, Layout:
kaum mehr angesagt.                                    Ein anderer Weg: Hologramme. Per Laser         SeitenPlan GmbH,
    Da scheint es nur ein Frage der Zeit, wann     werden Daten in mehreren Dimensionen in            Stockholmer Allee 32 b, 44269 Dortmund
DVDs oder auch USB-Sticks ausgemustert und         Kristalle gebrannt, die so gut wie ewig haltbar
                                                                                                      Fotomitarbeit: Jens Sundheim
durch neue Technik ersetzt werden. Obendrein       sind. Allerdings ist die Technik bislang nicht
sind die Speichermedien längst nicht so halt-      marktreif. Bis es so weit ist, sollten Unterneh-   Abb. S. 3 u.: Foster & Partners, 4 u.: Solar Mil-
bar wie gedacht: Ob Festplatten, Silberscheiben    men dem Rat des IT-Branchenverbandes Bit-          lennium, 5 o.r.: BDEW, 5 u.: smart, 14: Trianel
                                                                                                      Gasspeichergesellschaft Epe mbH & Co. KG,
oder Flash-Speicher – je nach Beanspruchung        kom folgen und bei ihrer Archivierungsstrate-      16/17: Arup, 18: Siemens
kann schon nach wenigen Jahren das Ende            gie eine regelmäßige Migration, sprich das Um-
drohen.                                            stellen auf neue Technik, fest einplanen.      «

ergo: 2/09
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