Erneuerbare Energien - SSES
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Erneuerbare 12 HEIZUNG Auch Rohre und Zuleitungen Energien dämmen lohnt sich. 20 STROMALLMEND So könnte die neue Strom- versorgung aussehen. 22 INVESTMENT Wer investieren will, sollte darauf achten, dass im Fonds die richtigen Energieträger enthalten sind. Nr. 2 April 2016 Eine Publikation der SSES in Zusammenarbeit mit Swissolar NEUE MODULE HABEN GROSSES POTENZIAL SEITE 8
PUBLIREPORTAGE AQUAPUR Frischwassertechnik von SOLTOP – für höchste Ansprüche an Hygiene und Energieeffizienz Seit 1. Januar 2015 ist die SIA-Norm 385/2 in Kraft. AQUAPUR Systeme bieten eine bestechend einfache und wirtschaftliche Lösung, welche die neuen Anforderungen an Energie-Effizienz und Hygiene bei der Trinkwassererwärmung nicht nur erreicht, sondern klar übertrifft. Ein klein dimensionierter Edelstahl- Trinkwasserbehälter, welcher in modulierendem Betrieb über einen externen Wärmetauscher arbeitet, verhindert erfolgreich die Bildung von Legionellen und Kalk. Ein schnelles Ansprechverhalten, hohe Leistungsbreite, modernstes Regelungsmanagement und kompakte Bauweise zeichnen AQUA- PUR Systeme aus. Der mehrfache tägliche Durchsatz des gesamten Boilervolumens garantiert eine optimale Trinkwasserqualität. Der in den Systemen verbaute, hocheffiziente 3 Pass-Wärme- tauscher bietet hohe Turbulenz und Wär- mestromdichte. Zirkulationsverluste und kleine Warmwasser-Bezüge werden über einen integrierten Glattrohrwärmetauscher gedeckt. Die hohe Anpassung an den rea- len Energiebedarf zur Warmwasserberei- tung führt zu einer geringen Aufnahmeleis- tung im gesamten Betriebszeitraum, was viel Primärenergie einspart. AQUAPUR Systeme von SOLTOP sind die perfekte Lösung für Mehrfamilienhäuser und Anwendungen mit erhöhtem Hygiene- bedarf (Altersheime, Spitäler, Schwimmbä- der etc). Die bestechend einfache Technik ist äussert servicefreundlich und einfach auszulegen. Gerne unterstützen und be- gleiten wir Sie in der Planungs- und Pro- jektphase kompetent und zuverlässig. AQUAPUR Systeme von Weitere Informationen : SOLTOP sind die perfekte SOLTOP Schuppisser AG Lösung für Mehrfamilien- St. Gallerstrasse 3+5a, CH-8353 Elgg häuser und Anwendungen Telefon +41 52 397 77 77 mit erhöhtem Hygiene- info@soltop.ch, www.soltop.ch bedarf. 2 Erneuerbare Energien Nr. 6 Dezember 2015 001_002 dt_Titelseite_und_UG_2.indd 2 12.04.16
EDITORIAL INHALT AUTONOMER NACHVOLLZUG Aktuell 4 Schwerpunkt Integrierte PV: Das Potenzial der gebäude- Vor bald fünf Jahren beschloss die Schweizer Landes- integrierten Photovoltaik ist noch längst regierung, aus der Atomtechnologie auszusteigen nicht ausgeschöpft. 8 und den Ausbau der erneuerbaren Energien voranzu- treiben. Seither hat sich viel bewegt – in den Köpfen Sonne und auch real. Dennoch ist der Weg noch lang – und soll der Atomstrom dereinst ganz mit neuen erneuer- Thermie: Die Dämmung von Leitungen baren Energiequellen ersetzt werden, bleibt noch eine und Rohren wird oft vernachlässigt – Menge zu tun. Bedauerlich ist, dass sich die Politik auf das ist ein Fehler. 12 halbem Weg zu verabschieden scheint und die an- fängliche Aufbruchstimmung in Sachen Energie- Solar Decathlon USA: Ein Westschweizer Ingrid Hess wende unter der Last der ewig Mutlosen in sich zu- Team tritt an. 14 Redaktionsleitung sammengefallen ist. Doch, was auch immer die Politik El Hierro: Eine Insel versorgt sich aus- macht, aufhalten wird sie den Ausbau der erneuerba- schliesslich mit erneuerbarer Energie. 16 ren Energien nicht. Inzwischen geht ein Grossteil des jährlich weltweit im Energiesektor investierten Kapi- Rückspeisetarif: Untersuchung zeigt tals an die erneuerbaren Energien (Seite 22). Fast enorme Differenzen. 18 täglich treffen Meldungen über neue Wirkungsgrad- rekorde oder neue massenmarkttaugliche Entwick- Forschung lungen im Bereich der Energieeffizienz und der Ener- gieproduktion ein (Seite 7). Die neu entwickelten Flexible Module: biegsame, leuchtende biegsamen, leuchtenden Module zum Beispiel, die Module, die wie eine Zeitung im Roll-to- wie eine Zeitung im Roll-to-Roll-Verfahren gedruckt Roll-Verfahren gedruckt werden 19 werden können und damit kostengünstige Solarzellen und LED-Leuchtflächen auf den Markt bringen Politik und Wirtschaft (Seite 19). Richtungsweisend sind auch neue Ansätze im Gebäudebau, die an Schönheit und Energieeffi- Stromversorgung: Das Beispiel Strom- zienz nichts zu wünschen übrig lassen (Seite 8), oder allmend zeigt, wie die künftige Strom- die Initiativen für neue Strukturen von Energiepro- versorgung auch aussehen könnte. 20 duktion und -konsum. Die Stromallmend in Bern ist Investment: Immer mehr Investoren hierfür ein Beispiel (Seite 20). Eine grosse Zahl an verzichten auf Investitionen in CO2- Menschen ist mutig und entschlossen am Werk. In- lastige Anlagen. 22 vestoren vertrauen heute den erneuerbaren Energien und nicht mehr den fossilen oder nuklearen. Wer will Erneuerbare Energien das stoppen? Die Politik wird das nicht schaffen. Sie wird früher oder später, wie so oft, mutlos nachvoll- Power to Gas: Die Forschung läuft ziehen, was ohne sie bereits entstanden ist. auf Hochtouren. 24 Damit, liebe Leserinnen und Leser der «Erneuerbaren Ener- Flash 27 gien », verabschiede ich mich von Euch. Ich verlasse die Zeit- schrift mit dieser Ausgabe, um mich neuen Herausforderun- SSES: Zentralsekretär Beat Gerber gen zu stellen. Ich möchte mich bei Euch bedanken für Eure geht in den Ruhestand Aufmerksamkeit und Euer Engagement – im Wissen, dass sich dieses nicht stoppen lässt! Cartoon Ingrid Hess Agenda 28 Liebe Mitglieder Branchenverzeichnis 29 Die elektronische Version der «Erneuerbaren Energien» finden Sie auf der Website der SSES: www.sses.ch. Sie erhalten an dieser Stelle jeweils das Passwort für die Impressum 31 aktuelle Ausgabe. Benutzername: ee/er_abo Passwort: Gqh-d9B!6 Titelbild: Mobiliar Erneuerbare Energien Nr. 2 April 2016 3 003_003 dt_Editorial_Inhaltsverz.indd 3 12.04.16
AKTUELL PELLETPREISE MÜHLEBERG: AM März 2016 bis März 2016 20.12.2019 IST Pelletpreise in CHF/t (inkl. MwSt. und Lieferung) BETRIEBSENDE Die BKW hat Ende Februar dem Eidgenös- sischen Nuklearsicherheitsinspektorat ENSI fristgerecht mitgeteilt, dass sie am 20. De- zember 2019 den Leistungsbetrieb des Kernkraftwerks Mühleberg endgültig ein- stellen wird. Ab diesem Datum wird im Kernkraftwerk kein Strom mehr produziert. Dies unter der Voraussetzung, dass die notwendigen rechtlichen Rahmenbedin- gungen für einen verzugslosen Rückbau Grafik: www.pelletpreis.ch vorliegen. (MM) «DIE REISE ZUM SICHERSTEN ORT Der Index ist ein Durchschnittspreis, der sich aus den Preisangaben verschiedener Pelletlieferanten DER ERDE» zusammensetzt. In den letzten 60 Jahren haben sich rund © www.pelletpreis.ch, jeden Monat die aktuellen Pelletpreise um die Welt mehr als 350 000 Tonnen hochradioaktive Atomabfälle angesammelt, die für Tausende von Jahren an einem sicheren Ort, sprich für Mensch und Um- welt unschädlich, endgelagert werden müssen. Doch ein Endlager existiert bis PROJEKT ZUR SOLARISIERUNG heute nicht, und die Produktion von ato- marem Restmüll wird ungebrochen fortge- GRIECHENLANDS GESTARTET setzt. Der in der Schweiz lebende Nuklear- Griechenland ist zurzeit von Armut, Arbeitslosigkeit und exorbitanten Energierechnungen physiker und international renommierte geschüttelt. Greenpeace startete deshalb ein Crowdfunding für die Solarisierung Griechen- Endlagerexperte Charles McCombie und lands. Diesen Februar sind Greenpeace-Mitarbeitende und Schüler auf Rhodos zur Tat ge- einige seiner wichtigsten Weggefährten schritten. Dank der grosszügigen finanziellen Unterstützung der Spender konnten dort zwei geben dem Regisseur Edgar Hagen Einblick Solarsysteme installiert werden – ein erster kleiner Schritt in die Energieunabhängigkeit. in ihr hartnäckiges Ringen, den dereinst Greenpeace veranstaltete vor Ort Workshops und Trainings zum Thema Solarsysteme und sichersten Ort der Erde zu finden, um das installierte mithilfe von Schülern Photovoltaikanlagen auf den Dächern von mittellosen Fa- fatale Dilemma zu beheben. «Die Reise milien. Die Teilnehmer/Innen lernten die Grundlagen von Solarenergie und Energiepolitik zum sichersten Ort der Erde» wurde erfolg- kennen, bauten ihre eigenen Solarlampen und kochten mit Solarenergie. (GP) reich in Kinos und auf Filmfestivals vorge- führt. Nun ist der Film auf DVD erschienen. www.diereisezumsicherstenortdererde.ch HAUSHALTE MESSEN SICH BEIM ENERGIESPAREN Rund 60 Winterthurer Haushalte versu- chen bis Ende April spielerisch ihren Strom- verbrauch zu reduzieren – entweder ge- meinsam innerhalb der Gruppe oder im Wettbewerb mit Tessiner Haushalten. Beim Stromsparen können sie per App Punkte sammeln, am Quiz teilnehmen und sich untereinander austauschen. Ob ein solches Bild: Greenpeace Vorgehen hilft, den Stromverbrauch zu re- duzieren, erforscht ein interdisziplinäres Team der ZHAW zusammen mit dem Stadt- werk Winterthur. (MM) 4 Erneuerbare Energien Nr. 2 April 2016 004_005 dt Aktuell.indd 4 12.04.16
AKTUELL VIEL WIND, WENIGE ANLAGEN WINDENERGIE AUF RÄDERN 2015 produzierten die Windenergieanlagen in der Schweiz 110 Mil- lionen Kilowattstunden Strom. Das sind aufgrund guter Windver- hältnisse 9% mehr als 2014. Damit können rund 30 000 Haushalte versorgt werden. Leider konnten keine neuen Anlagen zugebaut werden. Das ist umso bedauerlicher, da Windenergie in Europa wie auch weltweit auf dem Weg ist, ein Hauptpfeiler der Stromversor- gung zu werden. (MM) SCHWEIZER HOPSOL AG BAUT SOLARPARK IN NAMIBIA Bild: Uhligtec Die Schweizer HopSol AG hat für den Bau des namibischen Otjo- zondjupa-Solarparks First Solar seine Hochleistungs-Dünnschicht- module ausgewählt. Die Anlage, die sich in der Nähe von Grootfon- tein befindet, wird im Juni 2016 in Betrieb genommen. Mit einer Das Ingenieurbüro Uhligtec in Genf hat eine transportable Windan- Kapazität von fünf Megawatt AC entsteht hier die grösste netz- lage entwickelt. Es handelt sich um eine kleine Windkraftanlage, die gekoppelte Photovoltaikanlage Namibias und entspricht damit auf einem speziellen Anhänger montiert ist. Dieser speichert den einem Prozent der gesamten Stromerzeugung des Landes. Das Strom, wenn er nicht gerade gebraucht wird. Die Windanlage PV-Kraftwerk wurde von HopSol Africa entwickelt, einer Tochterge- Uhligtec-EOL05 kann auch in Serie installiert werden. Sie wird nach sellschaft des in Zürich ansässigen Unternehmens. Insgesamt ist der Mass fabriziert, um die Wetterbedingungen und Windstärke jeder Einsatz von 52 000 First-Solar-Modulen geplant, die zusammen Region sowie lokale Strombedürfnisse zu berücksichtigen. Wolf- 14 000 Megawattstunden Strom pro Jahr an das staatliche Energie- gang Uhlig ist ein Pionier der Elektromobilität: 1975/76 brachte er versorgungsunternehmen NamPower liefern werden. (MM) als einer der Ersten ein Elektroauto auf den Schweizer Markt. SOLARMARKTTRENDS: SONNIGER START IN DEN FRÜHLING Die Internationale Agentur für Erneuerbare über 4 GW. Dies entspräche einem Wachs- Energien (IRENA) hat Mitte März ihre neu- tum von 50% gegenüber den 2,6 GW von este Roadmap für eine Zukunft mit erneu- 2015. Auch in Japan erwartet der PV-Ver- erbaren Energien veröffentlicht. Die wich- band JPEA dieses Jahr noch einmal ein tigste Aussage darin ist, dass eine Verdopp- Wachstum auf rund 14 GW (2015: lung des Anteils der erneuerbaren Energien 10 GW). Ab 2017 könnte der Neubau aber am globalen Energiemix bis zum Jahr 2030 deutlich schwächer ausfallen, da die Ein- möglich sei. «Eine Verdopplung ist nicht speisevergütung um 11% gesenkt wird. nur machbar, sie ist letzten Endes auch Das deutsche Bundeswirtschaftsministe- Dr. Matthias Fawer Balazs Magyar [volkswirtschaftlich] günstiger», so Adnan rium hat seine Pläne für eine Neufassung Z. Amin, Generaldirektor der IRENA. Ver- des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) gasnetz eingespeist wird. In Spanien hat schiedene Empfehlungen sollen helfen, den angepasst und konkretisiert. Dabei geht es der Stromversorger Endesa bei einer Solar- Anteil erneuerbarer Energien von heute um den Systemwechsel fort von festen Ein- stromauktion 410 GWh Solarstrom zu 18% auf 36% im Jahr 2030 zu erhöhen. speisetarifen und hin zu Ausschreibungs- 39,6 EUR/MWh ersteigert. Schon im Juli Kaum sind erste fundierte Daten zu den modellen. Solche Auktionen sollen für An- 2015 hatte Endesa Quartalsauktionen für PV-Installationen für das Jahr 2015 verfüg- lagen über 1 MW gelten. Auf die Photovol- Solarstromproduzenten angeregt. Sie wer- bar, wagen sich die Experten schon an taik sowie andere erneuerbare Energien den nun von der unabhängigen portu- neuste Prognosen für das laufende Jahr kommen demnach einige Herausforderun- giesisch-spanischen Energie-Terminbörse 2016. Gemäss einem Bericht zum US-So- gen zu. Bis zum Sommer soll das neue EEG OMIP organisiert und überwacht. Langfris- larmarkt von GTM Research und dem Bran- durch den Bundestag verabschiedet wer- tig sollen solche Strombezugsvereinbarun- chenverband SEIA könnte der PV-Zubau den. Es wird jedoch vermutet, dass es nicht gen zu einem Festpreis die Finanzierung er- dieses Jahr 16 GW betragen. Die ITC-Ver- widerspruchsfrei abgesegnet wird. leichtern und Investitionen in erneuerbare längerung hat in den USA auch langfristig Ökostrom ist nun auch bei E.ON angekom- Energien anregen. Im April reiht sich ein eine Marktsicherheit gebracht. Die Installa- men. Von 2013 bis 2016 verzeichnete der weiterer Schweizer Energieversorger – die tionspreise fielen schon 2015 um 10–17%, Energieversorger ein Nachfrageplus von IBAarau – in die Gilde der Solarakquisiteure und auch für 2016 und darüber hinaus rund 50%. Das Angebot an Ökotarifen ein. Sie hat per 1. April 2016 80% an der rechnet GTM mit weiteren Preissenkungen. wurde ständig ausgedehnt. Ein ökologi- Holinger Solar AG in Bubendorf übernom- Der von der Mercom Capital Group veröf- scher Erdgastarif enthält dabei zum Beispiel men. fentlichte Bericht zum indischen Solarmarkt 15% Wasserstoff, der mittels Elektrolyse Dr. Matthias Fawer und Balazs Magyar, rechnet für 2016 mit einem Zubau von aus Windstrom erzeugt wurde und ins Erd- Nachhaltigkeits-Research, Vescore AG Erneuerbare Energien Nr. 2 April 2016 5 004_005 dt Aktuell.indd 5 12.04.16
AKTUELL GLOBALSTRAHLUNG (W/m 2) ANOMALIE (W/m 2) März 2016 März 2016 Grafiken: MeteoSchweiz HÄUSER DER LESER DER «ERNEUERBAREN WELTWEIT ENERGIEN»: DER PEB DER ZOLLINGER 310 GIGAWATT? Das Haus der Familie Zollinger-Santos ist ein Holzelementbau. Er steht in Schaffhausen und Das amerikanische Beratungsunternehmen wurde in einen Steilhang eingebaut. Die Zollingers waren die Bauherren und hatten den IHS Inc. prognostiziert für Ende 2016 eine Bau eines modernen klimafreundlichen Wohnhauses zum Ziel, das den Minergiestandard weltweit installierte Photovoltaikleistung erfüllt. Für die Holzelementbauweise entschieden sie sich, weil diese sich durch eine hohe von 310 Gigawatt. Die grössten Anteile da- Dämmstärke und eine kurze Bauzeit kennzeichnet. Allein durch die verwendeten 60 Kubik- ran hätten China (23%), die USA (14%), meter Holz werden etwa 65 Tonnen CO2 zwischengespeichert. Das entspricht etwa 21 000 Japan (14%), Deutschland (13%) und Ita- Litern Heizöl. lien (6%). Nach IHS-Einschätzung könnten Der Holzelementbau der Familie Zollinger-Santos verfügt über eine 10 kW starke PV-Dach- anlage mit einer Jahresproduktion von 13 300 kWh. In die Südfassade ist eine 15 Quadrat- meter grosse thermische Anlage vorbildlich integriert. Sie versorgt das Haus zusammen mit dem Kachelofen ganzjährig mit Wärmeenergie. Der wassergeführte Kachelofen liefert in der kalten Jahreszeit zusätzlich Wärme für den Wohnbereich. Dabei werden zwei bis drei Ster Holz im Jahr eingefeuert. Im Bereich Warmwasser und Heizung ist das Sunnehus somit komplett unabhängig von aussen. Theoretisch könnte dies auch für die Stromproduktion gelten. Die Solaranlagen bilden den solaraktiven Gebäudebestandteil des Plusenergiebaus (PEB), der 229% des Energiebedarfs deckt. (IH) allein in diesem Jahr rund 63 Gigawatt neu installiert werden, ein Plus von 17% ge- genüber 2015 mit 59 Gigawatt. «Die an- haltende Stagnation der grossen europäi- schen PV-Märkte hat in Europa den Zu- wachs verlangsamt, doch die globale Nach- frage bleibt stark», sagt Josefin Berg, Solarmarktexpertin beim IHS. Aufgrund der starken Nachfrage werde der Modulpreis um 5% sinken. www.ihs.com (MM) WIND ÜBERHOLT KOHLE Zwischen Nordsee und Alpen steigerte sich die Produktion der Windenergie 2015 um 66% auf 85,4 Milliarden Kilowattstunden (kWh). Allein im Dezember erzeugte Deutschland, das mit 45% Bild: Solaragentur den höchsten Windanteil Europas ausweist, dank Sturmtief Bjarni 12,7 Mrd. kWh. Damit überholte Wind erstmals die Braunkohle als wichtigste Ener- giequelle in Deutschlands Strommix. (ANNA) 6 Erneuerbare Energien Nr. 2 April 2016
AKTUELL GB: GRÖSSTER OFFSHORE- MINIMODUL ERZIELT MIT WINDPARK DER WELT 43,4% DEN WELTREKORD Anfang Februar hat die DONG Energy GmbH bestätigt, dass die In- Konzentrierende Pho- vestitionen für den Offshorewindpark Hornsea One gesichert sind. tovoltaiksysteme Der Windpark mit 174 Turbinen soll weit draussen im Meer, 75 Mei- (CPV) erreichen die len vor der Küste von Yorkshire entstehen und 1,2 Gigawatt Leis- höchsten Wirkungs- tung bringen, die eine Million Haushalte in Grossbritannien mit grade für die direkte Strom versorgen können. Er wird damit der weltweit grösste Wind- Umwandlung von park auf See sein. Für die Errichtung werden 2000 Stellen geschaf- Sonnenlicht in Strom. fen und für den Betrieb und Unterhalt 300. Die Siemens AG wird in Das Fraunhofer Insti- Hull nahe der Küste bis Ende Jahr eine Fabrik für die Konstruktion tut (ISE) kann nach der Rotorblätter errichten. Hornsea One soll planmässig im Jahr einem Zellweltrekord 2020 die Stromproduktion aufnehmen. Die Ministerin für Energie vor zwei Jahren nun und Klimawandel, Amber Rudd, äussert sich begeistert zu dem auch auf der Module- neuen Windpark: «Das Projekt schafft sichere, saubere Energie für bene einen Höchst- das Land und bringt Jobs und finanzielle Sicherheit für Arbeiter und wert verkünden. Ein ihre Familien.» (IH) Minimodul auf der Basis von Vierfach- GB: mehr als neun Gigawatt installierte solarzellen erzielte ei- Photovoltaikleistung nen bestätigten Wir- Bild: ISE Ende Januar waren in Grossbritannien 863 692 Photovoltaikanlagen kungsgrad von 43,4%. mit einer Leistung von insgesamt 9069 Megawatt installiert. Nach «Das ist ein neuer Angaben des britischen Energieministeriums ist dies ein Zuwachs Meilenstein für die CPV-Technologie und zeigt das Potenzial für die von 66% gegenüber Januar 2015. Mehr als die Hälfte der Anlagen industrielle Umsetzung», freut sich Dr. Andreas Bett, stellvertreten- stammen aus Solarkraftwerken mit Leistungen von mehr als fünf der Institutsleiter und Bereichsleiter Materialien – Solarzellen und Megawatt, rund ein Viertel der installierten Leistung wurden als Technologie am ISE. (MM) kleine Anlagen mit bis zu vier Kilowatt gebaut. Den grössten Zubau der letzten zwölf Monate verzeichnet das Ministerium mit rund 25 Meter hoch ist der neue Photovoltaikturm in Berlin- 2000 Megawatt im März 2015. Davon stammten 92% aus Gross- Adlershof anlagen oberhalb von fünf Megawatt. Grund für diesen Zubau war Die konvexe Fassade des Turms besteht aus 7776 Solarzellen. Die das RO-Fördersystem, das am 31. März beendet wurde. Module liefern 30 Megawattstunden Solarstrom pro Jahr. Der Pylon © PHOTON mit einer Gesamtoberfläche von etwa 270 Quadratmetern deckt damit den kompletten Strombedarf des Porsche-Zentrums im Ge- D: 30 Millionen Euro für das neue Speicherprogramm werbegebiet Adlershof, das im Frühjahr 2017 eröffnet wird. Besu- Am 1. März ist das neue Förderprogramm für Photovoltaikspeicher cher können dann über eine Ladesäule kostenlos Strom laden. Der gestartet. Für die bis Ende 2018 laufende Speicherförderung sollen Vorsitzender bei Porsche Deutschland, Jens Puttfarcken, sieht den insgesamt 30 Millionen Euro bereitgestellt werden. Das bisher gel- Pylon als ein klares Bekenntnis zur Elektromobilität und ein Symbol tende Programm endete planmässig am 31. Dezember 2015. Es für nachhaltige Investitionen. Mission E ist der erste rein mit Batterie wurde nun modifiziert: Das Bundeswirtschaftsministerium BMWi angetriebene Flitzer von Porsche. Der Wagen wurde im September fordert eine «stärkere Systemverantwortung der erneuerbaren 2015 auf der IAA vorgestellt, soll aber erst Ende dieses Jahrzehnts in Energien sowie eine systemdienliche Speicherentwicklung bei der Serie gehen. © PHOTON Industrie». Um Netze zu entlasten und höhere Standards bei Batte- riespeichern zu setzen, dürfen geförderte Anlagen künftig lediglich die Hälfte der Spitzenleistung einer Solarstromanlage ins Netz spei- sen, der Rest kann in der Batterie zwischengespeichert werden. © PHOTON Daimler investiert 500 Millionen Euro in den Bau einer neuen Batteriefabrik Daimler baut seine Aktivitäten rund um die Elektromobilität konse- quent aus und investiert rund 500 Millionen Euro in den Bau einer neuen Batteriefabrik. Die Produktionskapazitäten für Lithium- Ionen-Batterien der Deutschen ACCUMOTIVE im sächsischen Ka- menz werden dadurch deutlich erweitert. In der neuen Fabrik sollen Batterien für Elektro- und Hybridfahrzeuge der Marken Mercedes- Benz und Smart produziert werden. «Eine leistungsstarke Batterie ist die Schlüsselkomponente für das emissionsfreie Fahren», sagt Dieter Zetsche, Vorsitzender des Vorstands der Daimler AG und Lei- ter Mercedes-Benz Cars. (MM) Erneuerbare Energien Nr. 2 April 2016 7
SCHWERPUNKT ARCHITEKTUR DIE PHOTOVOLTAIK SICH UNSICHTBAR TEXT: BENEDIKT VOGEL PV-Modulen in Grün-, Gold-, Blau- und Grautönen ver- kleidet. «Dank den matten Oberflächen merken viele Die Idee ist so einfach wie bestechend: Ein Bauteil erfüllt Leute gar nicht, dass es sich bei den Fassadenelementen bei einem Gebäude die Funktion eines Wandelements um PV-Module handelt», schildert Kerstin Müller vom oder eines Dachziegels – und produziert gleichzeitig So- Baubüro in situ ihre bisherigen Erfahrungen. Die mehr- larstrom. Diese «gebäudeintegrierte Photovoltaik» ist farbig verglasten, monokristallinen Solarzellen waren heute Realität: 2015 wurde die Vollglasfassade eines von der ETH Lausanne entwickelt worden und werden Mobiliar-Gebäudes in Bern im Zuge der Sanierung mit nun von der Swissinso SA (Lausanne) vermarktet. Glaslamellen ergänzt, welche die Versicherungsmitarbei- Das Potenzial der gebäudeintegrierten Photovoltaik ist ter vor Sonne schützen und zugleich mit Dünnschicht- noch längst nicht ausgeschöpft, sagt Dr. Stefan Nowak, solarzellen Strom produzieren. Auch im Basler Gundel- Leiter des BFE-Forschungsprogramms Photovoltaik: dinger-Quartier produzieren Fassadenelemente seit eini- «Trotz faszinierenden Einzelprojekten ist die gebäude- gen Monaten Strom. Dort wurde das Kohlesilo einer integrierte Photovoltaik bisher nicht Mainstream.» Um ehemaligen Maschinenfabrik während des Umbaus mit den Durchbruch zu schaffen, müssten die stromprodu- 8 Erneuerbare Energien Nr. 2 April 2016 008_011 dt_Gebaeudeintegr_PV.indd 8 12.04.16
SCHWERPUNKT K MACHT JE BESSER PHOTOVOLTAIKMODULE IN FARB GEBUNG UND ABMESSUNG DEN ERWARTUNGEN VON BAUHERREN UND ARCHITEKTEN ENTSPRECHEN, DESTO ÖFTER WERDEN SIE IN BESTEHENDEN UND NEUEN GEBÄUDEN VERBAUT. DIESER LEITIDEE FOLGEND HAT DAS ANWENDUNGSORIENTIERTE FORSCHUNGSZENTRUM CSEM (NEUENBURG) ZUSAMMEN MIT AKADEMISCHEN INSTITUTIONEN TERRACOTTAFARBENE UND WEISSE PV-MODULE ERFORSCHT UND MIT INDUSTRIELLEN PARTNERN ZUR MARKTREIFE ENTWICKELT. JETZT KOMMEN DIE ERSTEN PRODUKTE IN DEN HANDEL. Foto: Viridén + Partner AG Im Zuge des laufenden Umbaus eines Mehrfamilienhauses aus den 1980er-Jahren in Zürich wird eine hinterlüftete Fassadenkonstruktion mit PV-Bekleidung angebracht. Die graugrüne Farbgebung harmoniert mit dem städte- baulichen Kontext. Visualisierung: Viridén+Partner AG. zierenden Gebäudeteile noch günstiger werden, zumal dieser Zielsetzung erforschte das CSEM gemeinsam mit ihr Energieertrag häufig geringer ausfällt als bei klassi- Partnern der ETH Zürich und Lausanne sowie der Empa schen PV-Modulen. Wichtig seien praxistaugliche Pro- in Dübendorf neue Lösungen für gebäudeintegrierte dukte. Diese müssen den architektonischen Anforderun- Photovoltaik. Aus dem Projekt mit dem Namen Archin- gen genügen und dabei die Normen des Bauwesens wie Solar gingen im Herbst 2014 Prototypen für drei markt- auch jene für elektrotechnische Produkte erfüllen. gerechte Produkte hervor: ein PV-Modul mit einer Rück- seite aus Verbundwerkstoff, das sich in Form und Farbe PRODUKTE FÜR DEN MARKT an den herkömmlichen Dachziegeln orientiert; ein vor- Wenn gebäudeintegrierte Photovoltaik den Erfordernis- fabriziertes Hybridpanel zur Produktion von Strom und sen des Marktes entspricht, besteht für sie eine grosse Warmwasser und schliesslich ein terrakottafarbenes Nachfrage. Markttaugliche Produkte müssen unter ande- PV-Modul. Alle drei Prototypen beruhen auf der Dünn- rem breitere Möglichkeiten der Farb- und Formgebung filmtechnologie. Diese in der Herstellung kostengünstige aufweisen, damit sie den ästhetischen Anforderungen für PV-Technologie ist vom Institut für Mikroelektronik der das jeweilige Gebäude angepasst werden können. Mit Universität Neuenburg entwickelt worden. Erneuerbare Energien Nr. 2 April 2016 9 008_011 dt_Gebaeudeintegr_PV.indd 9 12.04.16
Auf einem Gebäu- de in der Neuen- burger Gemeinde Corcelles-Cor- mondrèche wur- den farbige PV- Module verbaut, die dem Farb- eindruck terra- cotta-farbener Dachziegel nach- empfunden sind. Foto: ÜserHuus Im aktuellen PV-Markt mit seiner starken Preiserosion ist lichkeit. «Der Wirkungsgrad der Module liegt mit 6% es nicht einfach, mit innovativen Produkten zu reüssie- zwar deutlich unter jenem klassischer Siliziummodule. ren. Trotz dem schwierigen Marktumfeld steht der dritte Die Module verwerten aber auch indirekte Strahlung, Prototyp – das terrakottafarbene PV-Modul – heute kurz was den Energieertrag bei Bewölkung erhöht. Zudem vor der Marktreife. Verantwortlich für seine Industriali- werden sie in der Herstellung günstiger sein als klassi- sierung ist die Technologietransferfirma ÜserHuus AG sche PV-Module», sagt Dr. Laure-Emmanuelle Perret- (Hergiswil NW), gemeinsam mit dem CSEM. Auf einer Aebi, Leiterin der Abteilung PV-Module und -Systeme Liegenschaft in der Neuenburger Gemeinde Corcelles- beim CSEM. Cormondrèche beweisen die auf Dünnfilmtechnologie beruhenden Solarzellen (vgl. Textbox) ihre Praxistaug- MODULE IN NEUTRALEM WEISS Terracottafarbene PV-Module empfehlen sich insbeson- dere für den Einsatz auf Dachflächen in denkmal- AUS BLAU MACH ZIEGELROT ODER WEISS geschützten Kontexten. Dort ist die Installation der klas- Sonnenlicht besteht aus Strahlen unterschiedlicher Wellenlänge. Die sischen PV-Module aus ästhetischen Gründen uner- Strahlungsenergie soll in einem PV-Modul umfassend absorbiert wer- wünscht bzw. verboten. Für den Einsatz an Fassaden den, damit die Stromausbeute möglichst hoch wird. Je nach Beschaf- halten die CSEM-Forscherinnen und -Forscher eine fenheit der Oberfläche des PV-Modules wird ein kleinerer oder grösse- zweite Innovation parat: weisse PV-Module. Diese beru- rer Teil der Strahlung reflektiert – und erweckt beim Betrachter abhän- hen auf klassischer Siliziumtechnologie. Die weisse Optik gig von den reflektierten Wellenlängen einen bestimmten Farbeindruck. erzielen die Wissenschaftler durch eine Folie mit speziel- Damit möglichst wenig Sonnenstrahlung reflektiert wird, haben die len Reflexionseigenschaften (vgl. Textbox). Auch mit klassischen Siliziummodule an der Oberfläche eine antireflektorische diesen Modulen macht sich die Photovoltaik quasi un- Schicht aus Siliziumnitrat. Wegen ihr nimmt unser Auge diese Module sichtbar. als blauschwarz wahr. Mit der Reflexion des sichtbaren Lichts geht zwangsläu- Um die farbliche Wirkung eines PV-Moduls zu verändern, gibt es ver- fig ein Teil der Energie verloren: Der Wirkungsgrad der schiedene Wege. Üblicherweise wird auf der sonnenzugewandten Seite Zellen sinkt um rund 40% von 18 auf 11%. Für CSEM- der photoaktiven Schicht eine Folie (Interferenzfilter) aufgebracht, die Forscherin Perret-Aebi kein Grund zur Sorge: «Weisse gewisse Wellenlängen aus dem sichtbaren Spektrum reflektiert und da- Module sind für Gebäude gemacht, wo klassische Mo- mit den gewünschten Farbeffekt erzeugt. Das CSEM in Neuenburg hat dule nicht eingesetzt werden können. Wir verlieren also eine andere Methode entwickelt: Hier wird der Farbeindruck verändert, nichts, sondern erschliessen mit den weissen Modulen indem auf der sonnenabgewandten Seite der photoaktiven Schicht eine ganz neue Anwendungsgebiete für die Photovoltaik.» Lage aus gefärbtem Polymer aufgetragen wird. Das hat nach Auskunft Das Start-up Solaxess SA arbeitet gegenwärtig an der der CSEM-Forscherinnen und -Forscher den Vorzug, dass der Farbein- druck bei einer Änderung des Betrachtungswinkels konstant bleibt und die Herstellungskosten tiefer sind. Mit diesem Verfahren lassen sich orange, braune und schwarze Farbtöne erzeugen. Auch die im Haupt- text erwähnten terrakottafarbenen PV-Module beruhen auf dieser Technologie. Illustration: CSEM Die Farbmodule des CSEM nutzen Siliziumsolarzellen, die im Dünn- schichtverfahren hergestellt wurden. Die ebenfalls vom CSEM entwi- ckelten weissen Module beruhen auf klassischen (Dickschicht-)Sili- ziumzellen. Der weisse Eindruck entsteht hier durch eine Folie, die auf Wirkprinzip eines farbigen PV-Moduls: Wellenlängen des ein- das Modul aufgebracht wird. Die Folie verfügt über einen komplexen fallenden Sonnenlichts aus dem sichtbaren Spektrum werden re- Aufbau aus mehreren Lagen. Sie ist durchlässig für Infrarotstrahlung, flektiert und erwecken beim Betrachter einen farbigen Eindruck. reflektiert aber sichtbares Licht. Durch Diffusion erscheinen die Module Die Infrarotstrahlung durchdringt die Oberflächenschicht und weiss. BV wird für die Produktion von Sonnenstrom genutzt. 10 Erneuerbare Energien Nr. 2 April 2016 008_011 dt_Gebaeudeintegr_PV.indd 10 12.04.16
Kommerzialisierung der weissen PV-Module. Zusammen Das CSEM hat mit einem deutschen Partner produziert die Neuenburger PV-Module in verschiedenen Firma die Folie, die den weissen Farbeindruck erzeugt, Farbtönen ent- und vertreibt sie an Modulhersteller. Zurzeit werden Sta- wickelt. bilität und Verlässlichkeit der Folie optimiert und Pro- duktionslinien entwickelt. Ein Demonstrationsprojekt in Neuenburg ist in Planung. Im Frühjahr 2016 soll die Fo- lie auf den Markt kommen. LEUCHTTÜRME ENTSTEHEN Gebäudeintegrierte Photovoltaik wird mehr und mehr Realität. Zum Beispiel bei der laufenden Erneuerung einer Liegenschaft mit 28 Wohnungen und zwei Büros in der Stadt Zürich. Mit einem umfassenden Energiekonzept soll hier bis zum Spätsommer 2016 ein Plusenergiege- bäude entstehen, das die Anforderungen der 2000-Watt- Gesellschaft übertrifft. Teil des Konzepts ist eine hinterlüftete Fassadenkonstruktion mit PV-Bekleidung (1550 m2, 170 kWp). Die PV-Module im graugrünen Farbspektrum sollen mit dem städtebaulichen Kontext harmonieren und für den Passanten nicht als PV-Fläche erkennbar sein. «Für den Bestandbau brauchen wir 18 verschiedene Modulgrössen, da helfen uns Standard- module nicht weiter», nennt Andreas Büsser, Mitinhaber des Planungsbüros Viridén + Partner AG (Zürich), eine Herausforderung des Projekts. Bei der Auswahl der Mo- dule, die zurzeit läuft, achten die Planer auch auf eine hinreichende Leistung. Die Fassade soll nämlich gerade während der Übergangszeit im Frühling und im Herbst einen wesentlichen Beitrag zum Strombedarf leisten. Der Foto: CSEM Bau wird im Rahmen eines BFE-Leuchtturmprojekts mit einer umfassenden Messkampagne begleitet. Ziel ist die Entwicklung eines Systems für gebäudeintegrierte Pho- tovoltaik, das anschliessend auch anderen Bauherren zur Solarmodulen erzeugt und ihre Auswirkungen unter- Verfügung steht. sucht. «Wir wollen der gebäudeintegrierten Photovoltaik Innovativ gebaut wird zurzeit auch in einem Wohngebiet alle erdenklichen individuellen Strukturen und Sujets der Zürcher Gemeinde Brütten. Dort erstellt der Unter- erschliessen – beispielsweise die Imitation von Holz- nehmer und Energiepionier Walter Schmid bis Frühjahr oder Steinstrukturen, aber auch farbige und bildliche 2016 ein Mehrfamilienhaus, das in seiner Energieversor- Darstellungen», sagt Markus Bloch, Inhaber der raumweg gung 100% autark ist und weder über einen Anschluss gmbh. Während des Projekts, das der Gewerbeverband ans Strom- noch ans Gasnetz verfügt. Den Strom und die Basel-Stadt als Partner unterstützt, wird bis 2016 der Wärme (via Boiler bzw. Wärmepumpe) beziehen die Be- Einfluss der Oberflächenbearbeitung auf den Energieer- wohner von den PV-Panels auf dem Dach (80 kWp) und trag geprüft und mit Modellmodulen einem Praxistest an der Fassade (47 kWp). Die Fassade ist durchgehend unterzogen. (500 m2) mit Standardmodulen und günstig zugeschnit- tenen Sondergrössen bedeckt, die durch Aufrauen der Schlussbericht zum Projekt ArchinSolar: http://bit.ly/Archin Glasoberfläche eine matte, anthrazitfarbene Tönung er- halten haben. «Unsere ersten Messungen zeigen, dass die PV-Module trotz der Oberflächenbehandlung keine Ener- gieeinbussen verzeichnen», sagt Eric Langenskiöld vom Ingenieur- und Planungsbüro Basler & Hofmann AG. Grafik: Schlussbericht ArchinSolar SUCHE NACH GEEIGNETEN OBERFLÄCHEN Die Oberflächenbearbeitung von PV-Modulen könnte in Zukunft neue Wege für die gebäudeintegrierte Photo- voltaik eröffnen. Diese Stossrichtung hat denn auch ein vom BFE unterstütztes Pilotprojekt mit lokalen KMU un- ter der Leitung des Architekturbüros raumweg gmbh (Muttenz). Im Rahmen des Projekts (siehe www. Aufbau der vom CSEM entwickelten Farbzelle: Auf der sonnenabgewandten Seite der solarglaslabor.ch) werden mittels Glasbearbeitungstech- photoaktiven Schicht wird ein eingefärbtes Polymer eingefügt, welches der Solarzelle niken verschiedenartige Strukturen auf marktgängigen einen orangen, braunen oder schwarzen Farbton verleiht. Erneuerbare Energien Nr. 2 April 2016 11 008_011 dt_Gebaeudeintegr_PV.indd 11 12.04.16
SCHWERPUNKT HEIZUNG UNTERSUCHUNGEN ZEIGEN: VON 100 GEPRÜFTEN WARMWASSER- UND HEIZUNGSANLAGEN ERFÜLLEN ÜBER 50 ANLAGEN DIE ENERGIEVORSCHRIFTEN DER KANTONE AN DIE WÄRME- DÄMMUNG DER ROHRLEITUNGEN NICHT. DIE MINDESTANFORDERUNGEN AN EINE ROHR- LEITUNGSDÄMMUNG SIND SCHWEIZWEIT EINHEITLICH IN DEN MUSTERVORSCHRIFTEN DER KANTONE GEREGELT. JETZT DEN DÄMMERZUSTAND BEENDEN TEXT: ANDREA BECK sind zulässig im Temperaturbereich von –40 ■ Verlangen Sie schriftlich vor Auftrags- bis +120 °C. Für höhere Temperaturen, so erteilung eine Dämmung, mit der die Nicht durchgängige Dämmung und zu ge- auch für die Rohrleitungen der thermischen Mindestvorgaben der Energievorschrif- ringe Dämmstärke bei den Rohrleitungen Solaranlage, muss Mineralwolle eingesetzt ten der Kantone (MuKEn, vgl. Kasten) führen zu höheren, monetär wirksamen werden. Mineralwolle hat mit 0,034 W/(mK) eingehalten werden. Energieverlusten. Diese kumulieren sich eine etwas schlechtere Wärmeleitfähigkeit. ■ Zu eng aneinanderliegende Leitungen, über die gesamte Lebensdauer der Hei- Um die gleiche Dämmwirkung zu erzielen, zu geringer Abstand zur Decke und zu zungs- bzw. Solaranlage. Die Mindestan- fällt die Dämmstärke bei gleichem Nenn- anderen Begrenzungen verunmöglichen forderungen an eine Rohrleitungsdäm- durchmesser des Rohres etwas höher aus. eine vorschriftskonforme Dämmstärke. mung sind schweizweit einheitlich in den Für schwierig zu dämmende Stellen eig- Weisen Sie den Heizungsinstallateur da- Mustervorschriften der Kantone im Ener- nen sich universell einsetzbare Zell-Kaut- rauf hin, dass er die Rohrleitungen so giebereich (MuKEn) geregelt. Die Entwick- schukmaterialen. Sie weisen eine sehr verlegt, dass danach eine vorschriftskon- lung der Energiepreise und der zwingend grosse Temperaturspanne auf und lassen forme Dämmung möglich ist. erforderliche, schonende Umgang mit sich einfach verarbeiten. Sie sind langle- ■ Wenn Sie es einrichten können, seien Energieressourcen rechtfertigen bereits big und UV-beständig. Sie während der Dämmarbeiten vor Ort. heute Dämmdicken, die weit über diese Werfen Sie ab und zu einen Blick in den Mindestanforderungen hinausgehen. Meist TIPPS FÜR HAUSBESITZER Heizungskeller, und lassen Sie sich werden für die Dämmung vorgefertigte Auch Nichtfachleute können offensichtli- bestätigen, dass die vorgeschriebene Hartschaumschalen eingesetzt. Die Wärme- che Mängel entdecken: Schauen auch Sie Dämmstärke eingehalten wird. Ist die leitfähigkeit beträgt bei diesem Material genau hin – schliesslich geht es um Ihre Dämmung erst einmal fertiggestellt, ist rund 0,028 W/(mK). Diese Dämmschalen Heizung und um Ihr Geld. es für Laien schwer und für Fachleute müssen gegen äussere Einwirkungen ge- ■ Verlangen Sie Antworten auf Ihre Fra- aufwändig, die Dämmstärke zu über- schützt werden. Deshalb werden Sie mit gen, und zwar so, dass Sie verstehen, prüfen oder nachzubessern. PVC-Mantel umhüllt. Hartschaumschalen wofür Sie Ihr Geld ausgeben. ■ Lassen Sie es gleich richtig machen: Be- stehen Sie darauf, dass gealtertes, «brö- seliges» Dämmmaterial durch neues DIE VORSCHRIFTEN – MUKEN Material ersetzt wird. Schliesslich wol- Die Energievorschriften der Kantone men Stichleitungen ohne Begleitheizun- len Sie den Aufwand für die nächsten basieren auf der MuKEn (Mustervor- gen zu einzelnen Zapfstellen 20–30 Jahre erledigt wissen. schriften der Kantone im Energiebe- c) Warmwasserleitungen von Zirkulati- ■ In begründeten Fällen, z. B. bei Rohr- reich). Die Vorschriften der Rohrlei- onssystemen oder Warmwasserleitun- kreuzungen, Wand- und Deckendurch- tungsdämmung sind schweizweit ein- gen mit Begleitheizungen in unbe- brüchen, bei maximalen Vorlauftempe- heitlich in der MuKEn, Ausgabe 2008, heizten Räumen raturen von 30 °C und bei Armaturen, Art. 1.15, umgesetzt. d) Warmwasserleitungen vom Speicher Pumpen etc. können die Dämmstärken Auszug aus MuKEn 2008, Art. 1.15 bis zum Verteiler (inkl. Verteiler). reduziert werden (MuKEn). Die angege- 2 Folgende neue oder im Rahmen eines 3 In begründeten Fällen wie z. B. bei benen Dämmstärken gelten für Betriebs- Umbaus neu erstellte Installationen in- Kreuzungen, Wand- und Deckendurch- temperaturen bis 90 °C, bei höheren Be- klusive Armaturen und Pumpen sind brüchen, bei maximalen Vorlauftempe- triebstemperaturen sind die Dämmstär- durchgehend mindestens mit den raturen von 30 °C und bei Armaturen, ken angemessen zu erhöhen. Verlangen Dämmstärken gemäss Anhang 3 gegen Pumpen etc. können die Dämmstärken Sie, im Vorfeld auf Ausnahmen hinge- Wärmeverluste zu dämmen: reduziert werden. Die angegebenen wiesen zu werden. a) Verteilleitungen der Heizung in unbe- Dämmstärken gelten für Betriebstempe- ■ Sie müssen nicht auf Dämmung ver- heizten Räumen und im Freien raturen von 90 °C, bei höheren Betriebs- zichten: Stellen (beispielsweise Rück- b) Warmwasserleitungen in unbeheizten temperaturen sind die Dämmstärken an- schlagklappen), die zugänglich sein Räumen und im Freien, ausgenom- gemessen zu erhöhen. sollten, werden mit abnehmbaren Man- 12 Erneuerbare Energien Nr. 2 April 2016 012_013 dt_Sonnenhaeuser.indd 12 12.04.16
SCHWERPUNKT schetten gedämmt. Gute Isoleure sind FALSCH RICHTIG Spezialisten für gute Lösungen im Be- reich der Dämmtechnik. ■ Wenn Komponenten mit Dämmmaterial verdeckt werden, sollte eine Beschrif- tung auf der Oberfläche des Dämmma- terials darauf hinweisen. ■ Das Dämmmaterial muss für die auftre- tenden Temperaturen geeignet sein. Hohe Temperaturen treten beispiels- Es fehlt die Dämmung auf der linken Seite. Die Stichleitung zum Expansionsgefäss darf nicht weise in Rohrleitungen von thermi- gedämmt werden, alles andere muss gedämmt werden schen Solaranlagen auf. Mineralwolle hält die höheren Temperaturen aus. ■ Leitungen, die im Aussenbereich verlegt werden, müssen UV- und witterungsbe- ständig beständig und vor Kleintierver- biss geschützt werden. NEHMEN SIE DIE FERTIG- GESTELLTE ARBEIT AB UND Viel besser, PRÜFEN SIE: aber selbst hier ■ Sind die Dämmungen der Rohrleitun- gibt es noch gen durchgehend angebracht? Wurde Dämmung nicht Optimierungs- auch um Einbauten herum gedämmt durchgehend. möglichkeiten. oder hinter Geräten und an schwerer zugänglichen Stellen? Übrigens: Ein In- diz für eine nicht optimale Rohrlei- tungsdämmung ist es auch, wenn der Heizungskeller viel zu warm ist. ■ Ist die Dämmung hinter der umhüllen- den PVC-Folie durchgehend? Hier hilft ein Abtasten der PVC-Folie mit leich- tem Druck. Sind Hohlräume erfühlbar (auch die Rohrleitungsbögen dürfen keine Hohlräume aufweisen)? ■ Nicht gedämmt sein sollten: die Stich- Anlegethermometer ohne Abstandssockel: Anlegethermometer mit Sockel ermöglichen die Es konnte nicht gedämmt werden, die Stellen durchgehende Dämmung. Die Mehrkosten sind leitungen zum Expansionsgefäss und blieben ausgespart. marginal. Gasleitungen. ■ Dämmungen werden häufig von Subak- kordanten ausgeführt. Lassen Sie sich nicht hin- und herschieben: Ihre An- sprechpartner sind die Personen derje- nigen Firma, der Sie den Auftrag erteilt haben. KOSTENBEISPIEL Beim einem jährlichen Gasbedarf in einem Einfamilienhaus mit rund vier Personen ist davon auszugehen, dass die Gasversorgung Altes bröseliges Dämmaterial mit neuer Bei Kreuzungen können nach MuKEN die für den Zeitraum von 25 Jahren für Heizung PVC-Umhüllung – so nicht! Dämmstärken reduziert werden. und Warmwasser rund CHF 63 000.– kostet (ohne Energiepreissteigerung), vorausge- setzt die Rohrleitungsdämmung wurde vor- schriftskonform ausgeführt. Dem gegenüber stehen Energieverlustkosten wegen mangel- hafter Dämmung von rund CHF 13 050.– bei 20 m Rohrleitung (10 m für Heizung und 10 m für Warmwasser) über eine Lebensdauer von 25 Jahren gesehen. Dämmert es Ihnen? Mit richtiger Dämmung spüren Sie die Wärme der Heizung und nicht die Kosten! Dick und durchgehend eingepackt Vorbildlich gedämmter Siphon. Erneuerbare Energien Nr. 2 April 2016 13 012_013 dt_Sonnenhaeuser.indd 13 12.04.16
SCHWERPUNKT SOLAR DECATHLON EIN TEAM VON SCHWEIZER STUDIERENDEN KANN ZUM US-SOLARDECATHLON 2017 ANTRETEN. DAS TEAM AUS DER WESTSCHWEIZ WIRD ZUSAMMEN MIT 15 ANDEREN TEAMS AM WELTWEITEN HOCHSCHULWETTBEWERB DES SOLAREN BAUENS TEILNEHMEN. ZIEL IST, DAS BESTE WOHNGEBÄUDE ZU REALISIEREN, DAS ALS EINZIGE ENERGIEQUELLE DIE SONNE NUTZT. SWISS LIVING CHALLENGE «Die wichtigste Frage, die wir uns stellen, ist die, wie das Gebäude dazu beitragen kann, unser Verhalten zu ändern und nach- haltigere Lebensweisen anzuregen», sagt Jessica Ruffieux, Studentin aus dem Schweizer Team. «Der Lebensraum soll vor allem ein Ort für die Gemeinschaft und für den Austausch sein, indem er zum Beispiel ein Repair Café miteinschliesst. Recycling, Reparatur, Wiederverwendung, Energiepro- duktion, intelligenter Energieverbrauch und intelligentes Energiemanagement ge- hören zu den Prinzipien, die wir umsetzen, zeigen und vermitteln wollen», erklärt Jes- sica Ruffieux. Der Solarprototyp soll auch den Langsamverkehr fördern, indem die nötigen Infrastrukturen ins Gebäude integ- riert werden. «Auch die Biodiversität wol- len wir berücksichtigen. Die Aussenberei- che werden so gestaltet, dass sie die An- siedlung heimischer Pflanzen und Tiere fördern», fügt Axelle Marchon, eine weitere Bild: zVg Studentin, hinzu. EIN MEHRFACH Das Schweizer Team geht mit seinem Projekt Swiss Living Challenge in die USA. AUSGERICHTETES DACH Der Prototyp befindet sich noch in der «Wir stellen sie uns als 100% produktiv für Technik und Architektur Freiburg Konzeptionsphase, doch verschiedene vor, besonders was die Solarenergie be- (HEIA-FR/HES-SO), der Universität Frei- Ideen werden bereits umgesetzt. Das Team trifft, aber auch als eine mögliche Nah- burg (UNIFR) und der Hochschule für möchte ein architektonisches Projekt ent- rungsmittelquelle dank angepflanzten Kunst und Design Genf (HEAD/HES-SO). wickeln, das von Anfang an technische Flächen.» Das Team wurde von der US-amerikani- Aspekte integriert. Das Dach zum Beispiel schen Energiebehörde (DOE) im Februar wird so geneigt sein, dass eine möglichst SWISS LIVING CHALLENGE nominiert, um am Solar Decathlon mitzu- gleichmässige Energieproduktion über Das Schweizer Team entschied sich dafür, machen, der 2017 in den USA stattfinden den Tag hinweg erfolgen kann. «Der An- sein Projekt Swiss Living Challenge zu wird (Datum und Ort sind noch unbe- spruch, ein mehrfach ausgerichtetes Dach nennen, in Anlehnung an das smart living kannt). Der Wettbewerb wird seit 2002 ab- zu bauen, wird die architektonische Form lab, das neue Forschungszentrum für gehalten und umfasst zehn Prüfungsdiszi- des Gebäudes beeinflussen», erklärt Stu- Wohnen in der Zukunft, an dem EPFL, plinen, daher auch der Name Decathlon dent Matias Cesari. HEIA-FR und UNIFR beteiligt sind. Der (Zehnkampf). Um den Wettbewerb zu ge- Als Material für den Bau des Prototyps Prototyp wird in der Halle für Versuche winnen, muss das Schweizer Team in zehn wurde Holz gewählt. «Holz ist ein in der des smart living lab gebaut, am Standort Disziplinen so viele Punkte wie möglich Schweiz verfügbarer Rohstoff, der eher der blueFactory, eines Innovationsparks sammeln, darunter Architektur, Komfort, leicht ist und sich dadurch einfacher be- in Freiburg. Ingenieurwesen, Energiemanagement und arbeiten und transportieren lässt. Er er- Im Team arbeiten Studierende aus ver- die Fähigkeit des Prototyps, Werte und laubt auch viel Gestaltungsfreiheit», sagt schiedenen universitären Instituten mit: Ideen zu vermitteln. (RED.) Student Baptiste Gex. Ausserdem wird die der Eidgenössischen Technischen Hoch- Gebäudehülle in ihrer Gesamtheit genutzt. schule Lausanne (EPFL), der Hochschule www.swiss-living-challenge.ch 14 Erneuerbare Energien Nr. 2 April 2016 014_014 dt Solardecathlon.indd 14 12.04.16
PUBLIREPORTAGE Photovoltaik-Katalog 2016/2017 IHR PARTNER FÜR PHOTOVOLTAIK-PROJEKTE SEIT DEM LETZTEN HERBST SEHEN SIE AUF DEM DACH UNSERES NEUEN STANDORTES IN ROTHENBURG DIE FACHKOMPETENZ UNSERES TEAMS ERNEUERBARE ENERGIEN. Es war ein Prestigeprojekt, das er sich nicht nehmen liess, gleich selber zu planen. Jean-Luc Zimmermann, technischer Sachbear- beiter unseres Teams Erneuerbare Energien, übernahm die Pro- jektleitung der 176-kWp-leistungsstarken Photovoltaik-Anlage für unseren neuen Standort in Rothenburg. «Seit einem Jahr sind wir als Team Erneuerbare Energien unterwegs und beraten un- sere Kunden umfassend beim Bau einer Photovoltaik-Anlage», Publireportage erzählt er. «Da war es für mich selbstverständlich, dass wir un- sere eigene Anlage auch selber planen.» Problemloser Bau 1/2 hoch Seine Arbeiten umfassten die Projektierung und Planung der ge- samten Anlage, die Auslegung der Module, Berechnung des Winterhalter Montagesystems sowie der Ballastierung und die Berechnung der Wechselrichter. «Diese Dienstleistungen bieten wir auch un- seren Kunden an», fährt er fort. dt Bei der Bestellung des Materials griff er ebenfalls auf die eigenen Dienstleistungen zurück. «Alle verwendeten Produkte, Module, Wechselrichter, Montagesystem, Solarkabel und Zubehör führen wir bei uns im Sortiment.» Die Produkte finden Sie in unserer Mobile App, im Webshop oder übersichtlich dargestellt im gedruckten Katalog, den Sie auf unserer Website bestellen können. Mehr Informationen über das Team Erneuerbare Energien finden Sie auf unserer Website unter www.w-f.ch, per E-Mail unter photovoltaik@w-f.ch oder per Telefon unter 044 839 59 59. Erneuerbare Energien Nr. 2 April 2016 15 015_015 dt Inserate.indd 15 12.04.16
SONNE EL HIERRO EINE KLEINE, DÜNN BESIEDELTE UND WEIT IM ATLANTIK DRAUSSEN LIEGENDE KANARENINSEL SCHREIBT ZUM ZWEITEN MAL GESCHICHTE: SIE IST DIE WELTWEIT ERSTE BEWOHNTE INSEL, DIE IHREN STROM KOMPLETT MIT WINDKRAFT UND ETWAS PHOTOVOLTAIK ERZEUGT. ENERGIEWENDE AM ENDE DER WELT TEXT: RETO MILONI* Die kleine, dünn besiedelte und weit im 100 PROZENT ERNEUERBARER Atlantik draussen liegende Kanareninsel STROM Im Jahre 1492 ankerte Christoph Kolum- schreibt heute zum zweiten Mal Ge- Javier Morales gelang das Kunststück, die bus auf der kleinen Kanareninsel El schichte: Statt Strom aus Dieselkraftwer- Bewohner El Hierros zu überzeugen, die Hierro. Er tankte dort Frischwasser und ken – übel für das Klima und zudem Regierung der Kanaren für seine Pläne zu Proviant und wartete auf günstige Passat- teuer – zu erzeugen, setzte man in El gewinnen, die notwendigen Gelder aufzu- winde, die ihn auf seiner abenteuerlichen Hierro eine Vision des lokalen Ingenieurs treiben und die kniffligen technisch-logis- Reise in die «Neue Welt» bringen sollten. Javier Morales in die Tat um. Er machte tischen Hürden beim Bau leistungsstarker Später verbannte das spanische König- aus dem abgelegenen Eiland die weltweit Windgeneratoren und Pumpspeicherwerke reich während Jahrhunderten Sträflinge erste Insel, die ihren Strom komplett mit zu überwinden. Auch werden auf der Insel auf die 1458 Kilometer vom spanischen Windkraft und etwas Photovoltaik er- praktisch sämtliche Strassenlaternen mit Festland entfernte Atlantikinsel, auf der zeugt. Flauten werden überbrückt, indem Solarmodulen, Batteriespeichern und erloschene Vulkane, Lorbeerwälder, steil man Wasser turbiniert und über vier Ge- Stromsparleuchten netzunabhängig be- abfallende Küsten und vom Aussterben neratoren Strom erzeugt. Zuvor wurde mit trieben. Es ist genug Ökostrom vorhanden bedrohte Rieseneidechsen auf bloss überschüssiger Windenergie entsalztes für mehrere Meerwasserentsalzungsanla- 268 Quadratkilometern eine erstaunliche Meerwasser in einen mit Teichfolien abge- gen, ohne die ein Leben auf der Insel nicht Vielfalt bilden. dichteten ehemaligen Vulkankrater hoch- möglich wäre. Seit Ptolemäus dachte man, die Erde wäre gepumpt. Bläst kein Wind oder übersteigt El Hierro ist es gelungen, eine autarke eine Scheibe und hier in El Hierro sei der Strombedarf die aktuelle Leistung der ökologische Stromerzeugung zu installie- das Ende der Welt. Ptolemäus hatte den fünf grossen Windrotoren, reicht die ren, die auch dem Charakter dieses von Nullmeridian im Jahre 150 n. Chr. auf Energie aus diesem Pumpspeicherkraft- der UNESCO zum Biosphärenreservat er- El Hierro gelegt, die fortan La Isla del werk für die Stromversorgung auf der klärten Naturparadieses wohl ansteht. Meridiano genannt wurde. Erst 1884 ganzen Insel. Als Back-up steht die an- Dank der Kraft des Windes und der Sonne wurde der Nullmeridian als Basis des sonsten nicht mehr benötigte, thermisch stellen Bauern, Fischer, Geschäftsleute, internationalen Koordinatensystems nach angetriebene Dieselgeneratorengruppe Ingenieure, Touristen und Wissenschaftler Greenwich bei London verschoben. weiterhin zur Verfügung. ihre Stromversorgung und Meerwasser- 16 Erneuerbare Energien Nr. 2 April 2016 016_017 dt Hierro.indd 16 12.04.16
SONNE entsalzung ohne Öl, Kohle, Gas oder Atom kostengünstig und umweltfreundlich si- cher. DIE MORAL DES HERRN MORALES Weltweit leben rund 600 Mio. Einwohner auf weit vom Festland entfernt liegenden Inseln, die über lange Seekabel nicht wirt- schaftlich an Stromnetze anschliessbar sind. Noch wird dort Strom zumeist mit thermischen Kraftwerken (Diesel oder Kohle) erzeugt, wobei Unmengen von klimaschädlichen Treibhausgasen und Schadstoffen in eine ansonsten intakte Umwelt ausgestossen werden und sich un- nötig viele harte Devisen für fossile Ener- gien in CO2 und Kilowattstunden auflösen. Auch in der Schweiz beginnen Stromver- sorger nach Fukushima und nach dem Ausschaltentscheid von Mühleberg umzu- denken und umzuschwenken. So besitzen Axpo, Alpiq, BKW, Repower & Co. im Ausland bereits Windkraftanlagen mit mehr als 2500 MW Leistung und über 5 TWh jährlicher Stromproduktion. Pi- kanterweise fehlen aber zur Übertragung des Stroms in die Schweiz ein paar Tau- send Kilometer Netze und erst noch ein Brüssel unter Verweis auf ungeklärte ins- «OFFSHORE» IN DER NORDSEE gültiges Stromabkommen. titutionelle Fragen sistiert worden ist, STATT «MOUNTAINTOP» Nachdem das provisorische Stromabkom- dürften notwendige Netzausbauten im IN SWITZERLAND? men mit der EU als Folge der Annahme Ausland wie Stromabkommen nicht so Die Parallele zu Vulkankratern und Wind- unserer SVP-Überfremdungsinitiative von schnell in trockene Tücher kommen! kraftwerken auf den Kanaren könnten Pumpspeicher und Freiflächenphotovol- taik in Schweizer Alpentälern darstellen. Schliesslich stehen auch in der Schweiz ZAHLEN UND FAKTEN 25 Jahre nach dem AKW-Moratorium und ■ Windkraftanlagen: 5 ENERCON E 70 mit je 2,3 MW Leistung endlosen Grabenkämpfen um aufge- ■ Turbinen: 4 Pelton-Gruppen mit je 2,83 MW Leistung hübschte, abzuschaltende oder neue AKW ■ Speichervolumen: 380 000 m3 im Krater gelungene systemtechnische Kombinatio- ■ Ausgleichsbecken: 150 000 m3 im unteren Becken nen für die Energieerzeugung mit erneu- ■ Höhenunterschied: 715 m erbaren und speicherbaren Energieträgern ■ Investitionskosten: 65 Mio. im Vordergrund. Noch fehlt in der Schweiz ■ Bisherige Dieselleistung: 11,36 MW der Wille zum forcierten Zubau von ■ Bisheriger Stromverbrauch: 35 GWh/Jahr Windkraft und Photovoltaik in der Nähe ■ Erzeugung Hydro-Wind-Plant: 48 GWh/Jahr bestehender Pumpspeicher- und Netzka- ■ Treibstoffeinsparung: ca. 2 Mio. Liter Diesel pro Jahr pazitäten im Alpenraum. Dabei sollten ■ CO2-Einsparung: ca. 19 000 Tonnen pro Jahr auch in der Schweiz Windkraft- und So- ■ Fläche der Insel: 278 km2 laranlagen lieber im Binnenland mit ■ Bevölkerung: 10 700 Einwohner nationalem Netzverbund statt offshore im ■ Besitzerin: Gorona del Viento El Hierro S. A. Ausland ausgebaut werden. Die Gesellschaft Gorona del Viento El Hierro S. A. bezweckt die Entwicklung, Promo- tion und Konstruktion sowie den Betrieb und Unterhalt der hydro-elektrisch-äolischen * Reto P. Miloni ist dipl. Architekt ETH SIA und Energieproduktion auf El Hierro. Sie macht sich die Diversifizierung der verfügbaren Swissolar-Profi. erneuerbaren Energieträger zunutze und verteilt diese an alle Einwohner von El Hierro. Im Rahmen des staatlichen Handelns und der Kostensenkung haben die energetische Diversifikation durch Ausschöpfung erneuerbarer Energieträger und der Respekt vor der Umwelt hohe Priorität. Innovative und beispielhafte Projekte wie die Förderung von Gorona del Viento erlau- ben die praktische Umsetzung eines ungemein replizierbaren Hidroeléctrica-eólica- Modells für integrierte Stromproduktion auf anderen Inseln. Erneuerbare Energien Nr. 2 April 2016 17 016_017 dt Hierro.indd 17 12.04.16
Sie können auch lesen