Milan Vogel des Jahres 2018: der Wanderfalke - Birdlife Aargau
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Impressum / Editorial Impressum Liebe Leserin, lieber Leser milan Mitteilungsblatt BirdLife Aargau Der Naturschutzverein Aare-Rhein (NAR) umfasst die Gemeinden Böttstein, Erscheint 4x pro Jahr Döttingen, Full-Reuenthal, Klingnau, Leibstadt und Leuggern. Nachdem zuvor in Abonnementspreis: Fr. 30.– fast allen Gemeinden seit Jahrzehnten eigenständige Natur- und Vogelschutzverei- Auflage: 3000 Exemplare ne bestanden, schlossen sich die Sektionen 2008 zu einem gemeinsamen Verein zusammen. Ziel dieser Fusion war es, die Ressourcen zu bündeln und die regional wertvollen Lebensräume zwischen Aare, Rhein und rund um den Klingnauer Stausee grenzübergreifend zu schützen. Das Landschaftsbild dieses am Jurarand gelegenen Gebietes zeichnet sich einerseits aus durch intensiv bewirtschaftetes Kulturland, naturnahe Wälder, Streuobstwiesen Herausgeber: mit wertvollen Hochstammobstbäumen und Trockenwiesen. Andererseits ist das BirdLife Aargau Pfrundweg 14, 5000 Aarau Wasser prägendes Element, durch die Flussläufe von Aare und Rhein und ihren PC 50-99-3 Auen sowie dem einst zur wirtschaftlichen Nutzung angelegten Klingnauer Stausee – heute ein Vogelschutzgebiet von internationaler Bedeutung. BirdLife Aargau-Präsidium: Gertrud Hartmeier In diesem Umfeld bemüht sich der NAR seit bald 10 Jahren, mit diversen Projekten Vorstadt 29, 5200 Brugg aktiven Naturschutz zu betreiben. So betreut ein Team an verschiedenen Standor- Telefon 056 442 37 70 ten Nistkästen für Turmfalken, Dohlen und Schleiereulen – mit erfreulichen gertrud.hartmeier@birdlife-ag.ch Brutergebnissen. Handfeste Arbeit wird auf den Kiesinseln des Stausees geleistet, Redaktion: die jährlich gemäht und instand gehalten werden. Auf Gemeindeebene sind Christine Huovinen (chu) Vorstandsmitglieder in verschiedenen Kommissionen involviert. Auf grosses Hofstrasse 19, 7270 Davos Platz Telefon 081 413 52 38 Interesse in der Bevölkerung stossen die Vorträge und Exkursionen, die der Verein christine.huovinen@birdlife-ag.ch jedes Jahr anbietet und damit für Biodiversität, bedrohte Arten und ökologische Themen sensibilisiert. Sehr beliebt sind die jahreszeitlichen Vogelexkursionen mit Satz, Gestaltung, Produktion: Simone Mosch gezieltem Stimmtraining. Kappelen 5, 5706 Boniswil Aktueller Schwerpunkt der Vereinsarbeit ist die Mithilfe bei der Realisierung eines Telefon 079 820 50 21 modernen, attraktiven Naturzentrums am Klingnauer Stausee. Im Gegensatz zu simone.mosch@gmx.ch ähnlichen Naturzentren der Schweiz liegt dieses direkt am Spazierweg rund um Druck: den Stausee. Damit lassen sich auch Leute erreichen, die nicht extra in ein Natur- Effingerhof AG zentrum fahren. Feuchtgebietsschutz, Auen, Fliessgewässer und Flora und Fauna Druck – Verlag – Neue Medien Storchengasse 15, 5201 Brugg AG des Stausees und seiner Umgebung können hier den Besuchenden und der lokalen Telefon 056 460 77 77 Bevölkerung optimal präsentiert werden. Seitdem sich das Projekt in der konkreten Umsetzungsphase befindet, ist auch der NAR involviert mit Aufklärungsarbeit bei Papier: Cocoon Preprint/Offsetpapier, Recycling, der Bevölkerung, Werbung und Einbezug von lokaler Politik und Wirtschaft. weiss, matt, 80 gm2 (hergestellt aus 100% Der NAR freut sich sehr, Sie am Samstag, 24. März, zur Delegiertenversammlung entfärbtem Altpapier, ausgezeichnet mit dem von BirdLife Aargau nach Kleindöttingen/Böttstein einladen zu dürfen. Schade, EU-Ecolabel, ist FSC-zertifiziert und 100% FSC-Recycling) können wir Sie noch nicht ins fertige Naturzentrum führen, aber gerne informieren wir Sie über alles, was Sie darüber wissen möchten. Geschäftsstelle: BirdLife Aargau – Natur- und Vogelschutz Kathrin Hochuli Pfrundweg 14, 5000 Aarau Telefon 062 844 06 03 Herbert Kalt, Präsident Foto: Thea Kalt www.birdlife-ag.ch, info@birdlife-ag.ch Naturschutzverein Aare-Rhein Telefonische Ansprechzeiten: Mo, Di, Do, von 08.00–12.00 Uhr Adressänderungen: Bitte direkt BirdLife Aargau melden. Danke. Nachdruck mit Quellenangaben e rwünscht, Beleg an die Redaktion Redaktions- und Inserateschluss: Nr. 2_ 2018: 31. März 2018 Titelbild: Wanderfalke Foto: Erich Oberkircher 2 Milan 1_ 2018
Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis Editorial, Impressum 2 Foto: Maarten Hogenkamp Inhaltsverzeichnis 3 Schwerpunkt: – Gefahren der Lichtverschmutzung 4 BirdLife Aargau: – Verbandstätigkeit 9 – 36. Delegiertenversammlung 12 – Naturschutzgebiet Eriwis: 12.7 ha grosses Naturjuwel 14 – Projekt «Neophytenbekämpfung» 17 – Junior Birdrace: Sponsorenlauf für das neue Naturzentrum 18 – Jahresbericht BirdLife Aargau 2017 19 4-7 Lichtverschmutzung – schädlich für Mensch und Natur Im Mittelland gibt es seit 1996 keinen Ort mehr, wo es nachts ganz dunkel ist. Was Aktuell: bedeutet das für uns Menschen und für die Natur? – Wanderfalke: Vogel des Jahres 10 Foto: Markus Schuhmacher – Der Rotmilan im Fricktal 24 – Kindernachmittag: Auf Feldhasen- spuren mit dem NVV Würenlos 26 – Werken für die Natur mit Kindern und Eltern 27 – Ich, das Längimoos: Ein spezieller Waldstandort in Lengnau 28 – Gipf-Oberfrick: 11 junge Familien bauen eine Trockenmauer 29 – Einführung in die Vogelkunde mit den 24-25 Markierte Rotmilane NVVs Niederrohrdorf und Stetten 30 im Fricktal – Dank Flügel- – Freiwillige in Sektionen gesucht, die markierungen wissen wir, lokale Seglernistplätze finden 31 woher die im Fricktal gesich- teten Rotmilane stammen Kanton Aargau: und wo sie überwintern. – Naturoasen im Siedlungsraum: Inter- essierte Gemeinden sind gefragt 32 Foto: Willi Müller BirdLife Schweiz: – Begrünte Dächer und Fassaden 34 – Zum Jagd- und Schutzgesetz 34 Diverses, Veranstaltungen: – Buchtipp: Flora amabilis 35 – Wohler Naturmärt 36 – Leserwettbewerb 36 28 Das Längimoos – ein speziel- – BirdLife Aargau Veranstaltungen 37 ler Wald in Lengnau – Naturama Veranstaltungen 39 Das Längimoos beherbergt nicht nur einen seltenen Waldtyp, – Jahresprogramm 2018 40 sondern auch eine alte Streuwiese. Ein Besuch lohnt sich zu jeder Jahreszeit. Milan 1_ 2018 3
Schwerpunkt «Lichtverschmutzung» Rheintal, vom Gonzen aus. Foto: Maarten Hogenkamp Die Gefahren der Lichtverschmutzung Die Nacht ins rechte Licht rücken In der ersten Ausgabe 2018 greift der Schweiz natürlicherweise ganz dunkel, haft die Anzahl der Leuchtquellen zunahm MILAN nach den Sternen. Doch mit 2009 nur noch auf 18 %. Wie das Bundes- – und damit auch die Lichtverschmutzung. mässigem Erfolg: Die Hälfte der amt für Umwelt (BAFU) und die Eidgenös- Einwohner Westeuropas kann von sische Forschungsanstalt für Wald, Schnee Kunstlicht bringt Mensch und Tier aus ihrem Wohnort aus die Milchstrasse und Landschaft (WSL) in ihrem im Juni dem Takt nicht sehen; zu stark erhellt Kunstlicht 2017 veröffentlichten Bericht «Wandel der Erst langsam beginnen Wissenschaftler zu den Nachthimmel. Das ist nicht nur Landschaft» schreiben, gibt es im Mittel- verstehen, wie sich das Verschwinden der schade, sondern schädlich – für land seit 1996 keinen Ort mehr, wo kein Nacht auf die menschliche Gesundheit Mensch, Natur und Landschaft. Licht die Nacht durchdringt. und unsere Ökosysteme auswirkt. «Die Ein Forscherteam um Christopher Kyba belebte Welt hat sich seit jeher auf natür- Flutlichter, Strassenlaternen, Leuchtrekla- vom Deutschen Geoforschungszentrum in liche Hell-Dunkel-Zyklen eingestellt», er- men, Kugelleuchten – die Nacht wird Potsdam bestätigt diese Entwicklung welt- klärt Franz Hölker vom Leibniz-Institut für heute immer mehr zum Tag. Diese oft weit. Zwar hofften die Forscher, dass der Gewässerökologie und Binnenfischerei schräg montierten und nicht genug abge- Übergang von Natriumdampfdrucklam- (IGB) in Berlin. «Aus evolutionärer Perspek- schirmten Lichtquellen erhellen insbeson- pen auf umweltschonende weisse Leucht- tive ist Kunstlicht ein erst seit sehr kurzer dere in Siedlungsnähe den Nachthimmel dioden (LED) in der Aussenbeleuchtung Zeit auftretender Stressor. Viele Organis- zu einer Lichtglocke. Hauptgrund für die den Sternenhimmel zurückzubringt. Die men haben nicht genug Zeit gehabt, sich Zunahme der Lichtverschmutzung – die neuen Satellitendaten zeigen jedoch einen anzupassen. Die natürlichen Lichtzyklen Durchdringung unseres Lebensraumes mit klassischen Bumerangeffekt: Zahlreiche werden folglich durch die Einführung von künstlichem Licht – ist die stetig wach- Städte und Gemeinden und mit ihnen Kunstlicht erheblich gestört.» sende Siedlungsfläche und die fortschrei- auch Unternehmen oder Privatleute rüste- Wie alle tagaktiven Wesen ist auch der tende Zersiedelung der Landschaft. Damit ten im Zeitraum 2012 bis 2016 zwar auf Mensch auf Ruhephasen angewiesen, die breitet sich auch das künstliche Licht aus: LED um. Das preiswerte und langlebige durch den Tag-Nacht-Rhythmus vorgege- 1994 war es auf 28 % der Fläche der Produkt sorgte jedoch dafür, dass gesamt- ben werden. Licht zur falschen Zeit stört 4 Milan 1_ 2018
Schwerpunkt «Lichtverschmutzung» Lichtemissionen in der Schweiz 1992–1994 und 2010–2012. Lichtverschmutzung bedroht die Bestäubung von Pflanzen. Foto: Uni Bern/Eva Knop Quelle: BAFU; Landschaftsbeobachtung Schweiz LABES diesen Rhythmus und damit das Wohlbefinden, die Leistungsfä- Pflanzen sind weniger fruchtbar higkeit und die Gesundheit. Chronobiologen und Schlafforscher Dass künstliches Licht nachtaktive Insekten irritiert und dadurch warnen speziell vor blauanteiligem Kunstlicht, einem Spektralbe- die Bestäubung von Pflanzen behindert, hat eine aktuelle Studie reich, der in LEDs einen grossen Anteil einnimmt. Denn Messun- von Schweizer Forschern der Universität Bern gezeigt. Sie unter- gen im Schlaflabor zeigen: Schon kleine Mengen von Blaulicht suchten Wiesen, die bisher nicht von künstlichem Licht betroffen kurz vor dem Schlafgehen führen dazu, dass die Produktion des waren. Sieben Flächen bestrahlten die Wissenschaftler mit LED- wichtigen Schlaf- und Ruhehormons Melatonin gestört wird. Licht typischer Schweizer Strassenlaternen. Sieben weitere Flächen Doch nicht nur die Menschen machen die Nacht zum Tag. Etwa blieben als Kontrollgruppe dunkel. Das Ergebnis: Insekten be- ein Drittel aller Wirbeltiere und zwei Drittel der wirbellosen Tiere suchten die beleuchteten Wiesen um 62 % weniger als die dunk- sind nachtaktiv. Ihre Reaktionen auf nächtliches Kunstlicht sind len. In einem weiteren Schritt prüften die Forscher den Einfluss unterschiedlich und vielfältig: Die einen werden von Licht ange- auf die Fruchtbarkeit der Pflanzen. Als Untersuchungsobjekt zogen, die anderen fliehen davor. Nächtliches Kunstlicht beein- wählten sie Kohldisteln. Die Pflanze ist sowohl bei Tag- als auch flusst Verhaltensmuster und die Orientierung von Tieren, verän- bei Nachtbestäubern wie verschiedenen Nachtfalterarten als Fut- dert ihren Aktionsradius, zerschneidet Lebensräume und redu- terquelle beliebt. Die Forscher verteilten 100 Disteln auf fünf be- ziert das Nahrungsangebot. Das ist vor allem von Frühling bis leuchtete und fünf unbeleuchtete Flächen. Und auch hier war das Herbst ein Problem, in der Zeit der Fortpflanzung und der damit Ergebnis deutlich: Die beleuchteten Pflanzen trugen rund 13 % verbundenen grösseren Aktivität für die Futtersuche und Auf- weniger Früchte. Das ist ein Hinweis darauf, dass die Tagbestäuber zucht der Jungen. das Fehlen der Nachtbestäuber nur schlecht ausgleichen können. Die störenden Einflüsse von künstlichem Licht sind inzwischen bei zahlreichen Arten oder Organismengruppen zu Wasser und zu Auswirkungen auf Lebensräume und Artenvielfalt nicht Land nachgewiesen. Betroffen sind Fledermäuse, Vögel, Reptilien, eindeutig Amphibien, Fische und Insekten. Eine Aussage darüber, welche Künstliches Licht wirkt sich aber noch auf andere Weise auf unsere Beleuchtungssituationen oder -intensitäten Tiere generell gefähr- Lebensräume und deren Biodiversität aus. Verkehrswege, Sied- den, ist aber nicht möglich. Belegt ist insbesondere, dass eine lungs- und Industriegebiete bilden am Tag Barrieren im Biotop- hohe Zahl von Insekten, besonders Nachtfalter, durch künstliche verbund, aber vielleicht sogar noch mehr in der Nacht, wenn sie Lichtquellen zugrunde geht. Ein Effekt, der eine Kettenreaktion beleuchtet sind. Ausserdem verstärkt künstliches Licht die Homo- nach sich zieht. Denn Vögeln, Fledermäusen, Fischen und Frö- genisierung, die heute in der natürlichen Umwelt herrscht: Die schen fehlen diese Insekten als Nahrung, vielen Pflanzen fehlen häufigsten Arten werden noch häufiger und die seltenen Arten sie als Bestäuber. immer seltener. Lichttolerante Arten passen sich an künstliche Milan 1_ 2018 5
Schwerpunkt «Lichtverschmutzung» Beleuchtungen an oder profitieren davon, lichtscheue Arten hingegen leiden darunter. Lichtverschmutzung ist jedoch nur einer von vielen Faktoren, die sich auf die Biodi- versität auswirken. Deshalb ist ihr tatsäch- licher Einfluss schwierig zu bewerten. Das BAFU schreibt dazu schon 2012: «Oft sind nicht die Lichtemissionen alleine für das Verschwinden einer Art an einem bestimm- ten Ort verantwortlich. In der Summe der Auswirkungen ist es aber möglicherweise der Faktor, der den Ausschlag gibt.» Gestörtes Natur- und Landschaftserleben Die Landschaft hat von Natur aus zwei Seiten: Die helle Taglandschaft und die dunkle Seite der Nachtlandschaft, die nur vom natürlichen Licht von Sonne, Mond und Sternen beleuchtet ist. Durch die Lichtverschmutzung verändert sich nun dieses Erscheinungsbild und die Land- schaft lässt sich nicht mehr gleich erleben. In der Fachliteratur wird deshalb ange- mahnt, den Schutz der nächtlichen Land- schaft als Teil eines umfassenden Land- schaftsschutzes zu begreifen. Landschaft- liche Bereiche sollten möglichst von nächtlichem Kunstlicht bewahrt und städ- tische Nachtlandschaften hingegen be- wusster beleuchtet werden. Das zunehmende nächtliche Kunstlicht bringt es ausserdem mit sich, dass die obere Hälfte unserer Umwelt – der Ster- nenhimmel – einem Grossteil der Bevölke- rung nach und nach unzugänglich wird. Astronomische Phänomene wie die Milch- strasse, Sternschnuppen oder helle Kome- ten lassen sich schon heute nur mehr Empfehlungen zur Vermeidung von unerwünschten Lichtemissionen. Auszug aus Norm SIA 491. © SIA Zürich fernab der Städte beobachten, und dies im- mer schlechter, weil die Lichterflut auch vor Natur und Landschaft nicht zu stark bein- «die dauerhafte Installation und der regel- ländlichen Gegenden nicht Halt macht. Die trächtig, z. B. das Umweltschutzgesetz mässige Betrieb von Anlagen, die im Freien zunehmende Aufhellung des Nachthim- (USG), das Natur- und Heimatschutzgesetz Licht- oder Lasereffekte erzeugen, oder mels vernichtet das Firmament als eine der oder das Jagd- oder Fischereigesetz. Im ähnlicher künstlicher, himmelwärts gerich- ältesten Inspirationsquellen des Menschen Kanton Aargau gilt ausserdem das Einfüh- teter Lichtquellen verboten sind.» Auch – nicht nur für Romantiker. rungsgesetz zur Bundesgesetzgebung über «der vorübergehende Betrieb von Anlagen, den Schutz von Umwelt und Gewässer (EG die im Freien Licht- oder Lasereffekte erzeu- Rechtliche Grundlagen, planerische Umweltrecht, EG UWR). Dort heisst es u. a.: gen, darf keine für Tiere und Pflanzen Massnahmen, SIA-Normen «Beleuchtungsanlagen, die Aussenberei- schädlichen Immissionen verursachen. Er Verschiedene gesetzliche Grundlagen neh- che erhellen oder Kulturgüter beleuchten, bedarf einer Bewilligung durch die zustän- men sich heute in der Schweiz dem Thema sind so einzurichten, dass sie ausserhalb dige Gemeindebehörde.» Lichtverschmutzung an und sollten dafür ihres Bestimmungsbereichs keine stören- Neben den gesetzlichen Grundlagen des sorgen, dass das künstliche Licht Mensch, den Immissionen verursachen.» Und dass Bundes und des Kantons werden in der 6 Milan 1_ 2018
Schwerpunkt «Lichtverschmutzung» Schweiz bei der Planung und Beurteilung von Gartenteichen, Bäumen und Sträu- im Aussenraum wirklich erforderlich ist. von Beleuchtungsanlagen verschiedene chern verzichtet werden. Denn eines ist klar: Dunklere Nächte wären Normen angewendet, wie die 2013 veröf- Technische Massnahmen wie Abschirmun- für fast alle besser. fentlichte SIA-Norm 491 «Vermeidung un- gen oder Spiegel und Reflektoren in den nötiger Lichtemissionen im Aussenraum». Leuchtengehäusen können das Licht dahin Die Norm verzichtet darauf, Richtwerte lenken, wo es dem eigentlichen Beleuch- Ursula Philipps festzulegen, welche die Schädlichkeit oder tungszweck dient. Je niedriger die Leuchten Kanton Aargau, Abteilung Landschaft Lästigkeit von abstrahlendem Licht beur- montiert werden, desto besser kann die und Gewässer teilen. Lediglich in den SN-EN-Normen Fernwirkung des Lichts reduziert werden, (Schweizer Norm, Europäische Norm) und es werden weniger Insekten angelockt. «Sportstättenbeleuchtung» und «Beleuch- Es sollten Leuchtkörper verwendet werden, tung von Arbeitsstätten im Freien» werden die einen möglichst geringen Anteil an Grenzwerte für diese spezifischen Beleuch- kurzwelligem blauem Licht aussenden. tungsanwendungen ausgewiesen. Natriumdampf-Hochdrucklampen und vor allem Natrium-Niederdrucklampen sind re- Wie können wir unerwünschte lativ insektenverträglich und zeichnen sich Lichtemissionen vermeiden? durch einen niedrigen Energieverbrauch Foto: Alex Bösch Gesetze und Normen sind wichtig, wenn es aus. Auch sind die Beleuchtungsstärke und darum geht, unsere Umwelt vor Lichtver- Beleuchtungsdichte dem Zweck der Be- schmutzung zu schützen. Doch das alleine leuchtung anzupassen. reicht nicht. Wir alle müssen dazu beitra- Nicht zuletzt erleichtern Zeitschaltuhren gen, dass Licht nur dahin gelangt, wo es und Bewegungsmelder die optimale Steue- der Mensch auch braucht. Bei der Planung rung und sparen Energie und Geld. Leuch- von Aussenbeleuchtungen ist daher immer ten sollten nur so lange brennen, wie dies erst zu fragen, ob die Beleuchtung tatsäch- aus Sicherheitsgründen nötig ist. Sinnvoll Der Milan widmet sich 2018 in allen vier lich erforderlich ist (Notwendigkeit, siehe ist es, das Zeitmanagement mit dem Nacht- Ausgaben dem Schwerpunkt «Licht- Abbildung auf S. 6). Jede Leuchte sollte ruhephase von 22.00 Uhr bis 6.00 Uhr zu verschmutzung». Verschiedene Auto- grundsätzlich zum Boden hin gerichtet sein. synchronisieren (wie beim Lärmschutz). ren werden das Thema jeweils von ei- Optimal sind abgeschirmte «Full-Cut-Off»- Zum Schutz unserer Umwelt und für die nem anderen Blickwinkel aus beleuch- Leuchten. Geschlossene Lampenkörper Gesundheit der Menschen ist ein bewuss- ten. In dieser Nummer ist es Ursula verhindern das Eindringen von Insekten terer und nachhaltiger Umgang mit Licht Philipps. Sie ist Geografin und arbeitet und Spinnen. Sensible Gebiete wie Wald- erforderlich. Städte und Gemeinden, aber bei der Abteilung Landschaft und Ge- ränder, Uferzonen und Naturschutzgebiete auch jeder Einzelne kann darüber nachden- wässer des Kantons Aargau als Projekt- sind vor unnötigem Licht zu schützen. Im ken und entsprechend handeln, wo, wann leiterin für Natur und Landschaft. eigenen Garten sollte auf die Beleuchtung und in welcher Intensität eine Beleuchtung Inserat Gute Naturbücher sind eine Hauptsache Informationen und Online-Leseproben auf www.haupt.ch Hauptsache Naturbuecher.indd 1 11.01.2017 11:10:19 Milan 1_ 2018 7
Schwerpunkt «Lichtverschmutzung» Im Gespräch mit Priska Meier «Eine sorgfältige Planung vermeidet unnötige Lichtemissionen» Priska Meier aus Turgi plant und Und dass die öffentliche Beleuchtung, ins- projektiert seit vielen Jahren Be- besondere die des Strassen- und Wegnet- leuchtungsanlagen – zum Beispiel zes, erkennbaren, hierarchischen Regeln den «Plan Lumière Rheinfelden». folgt – und trotzdem den Charakter ver- schiedener Orte und die Atmosphäre unter- Frau Meier, Sie waren als Lichtplanerin schiedlicher Quartiere unterstützt bzw. her- verantwortlich für den «Plan Lumiére» vorhebt. in Rheinfelden. Was zeichnet denn die- sen Plan aus? Natur- und Umweltschützer üben im- Ein «Plan Lumière» ist ein seit ca. 10 Jahren mer wieder Kritik an Beleuchtungs- in verschiedenen Städten und Gemeinden konzepten, weil künstliches Licht die angewendetes mittel- und langfristiges Pla- Nachtruhe der Tiere störe. Was sagen nungsinstrument. Ziel einer solchen Pla- Sie zu diesem Vorwurf? nung ist es, das nächtliche Erscheinungsbild Generell auf Kunstlicht verzichten möchte der Stadt und Landschaft bewusst zu ge- unsere Gesellschaft ja nicht. Es braucht stalten und die Atmosphäre eines Ortes her- deshalb in jedem Projekt eine sorgfältige vorzuheben. Speziell in Rheinfelden war, Güterabwägung. Wo sollen die Bedürfnisse Priska Meier, Lichtplanerin und Gemeinderätin dass grenzüberschreitend gearbeitet wurde. moderner Menschen und wo der Natur- aus Turgi. Foto: a-z Gmbh Da der Plan Lumière gleichzeitig für beide schutz höher gewichtet werden? Nutzlos Städte Rheinfelden CH und Rheinfelden D in den Himmel abgestrahltes Licht gilt es Beleuchtungskonzepte werden ja nicht erarbeitet wurde, rückten der gemeinsame in jedem Fall zu vermeiden, darin sind sich nur durch die Gemeinden entwickelt, Flussraum und die alte Zollbrücke ins Zent- alle Experten einig. sondern auch durch Private. Was kann rum des Interesses. jeder Einzelne tun, um Lichtverschmut- Können Sie aus Ihrer praktischen Arbeit zung zu reduzieren? Und was empfeh- Im vorherigen Artikel wurden beson- ein konkretes Beispiel nennen, wo Sie len Sie insbesondere Gewerbetreiben- ders die Schattenseiten von übermässig die Beleuchtungsverhältnisse zuguns- den? viel Kunstlicht im Aussenraum themati- ten von Natur und Landschaft verbes- Wie im öffentlichen Bereich sollen auch siert. Nächtliche Beleuchtung hat aber sern konnten? bei privaten Anlagen die Fragen nach dem auch viele positive Aspekte. Welche sind Da sich meine Projekte immer in städtischen Nutzen und der Notwendigkeit im Vorder- aus Ihrer Sicht als Lichtplanerin die oder urbanen Gebieten befinden, sind po- grund stehen. Intensität und Betriebszeiten wichtigsten? sitive Effekte für Natur und Landschaft wohl könnten vielerorts noch stark eingeschränkt Wir beleuchten v. a., damit wir uns auch eher klein. Das Wichtigste in allen Projekten werden, ohne dass dadurch den Betrei- nachts sicher im öffentlichen Raum aufhal- ist jedoch, mit geeigneten Leuchten nur jene bern Nachteile entstehen. ten und bewegen können. Das rechtzei- Flächen zu beleuchten, die auch beleuchtet tige Erkennen von Hindernissen und die werden sollen. Mit einer sorgfältigen Pla- Gesichtserkennung bei Passanten vermit- nung können die geltenden Sicherheitsnor- Interview: Ursula Philipps teln uns Sicherheit. Das reicht jedoch men erfüllt werden, ohne dass dabei zusätz- nicht, um sich wohl zu fühlen. Man liche übermässige Emissionen entstehen. braucht auch den Überblick, um sich im Dies gilt besonders im Nahbereich von öko- Raum verorten zu können. Viele Elemente logisch sensiblen Gebieten – ob in der Stadt, wie der Sonnenstand oder die Topografie, am Siedlungsrand oder bei der Beleuch- die uns bei Tag wie selbstverständlich da- tung von Gebäuden, die lichtempfindliche bei helfen, uns zu orientieren, fehlen in Tierarten beherbergen. Hier können bei- der Nacht. Deshalb ist es wichtig, dass es spielsweise zeitliche Begrenzungen im Ta- auch in der Nacht sichtbare Fixpunkte gibt. ges-, aber auch im Jahreslauf sinnvoll sein. 8 Milan 1_ 2018
BirdLife Aargau Verbandstätigkeit von BirdLife Aargau 24. Oktober 2017 Vorstandssitzung: Der Vorstand besprach die BirdLife Schweiz erhielt den Auftrag, eine Volksinitiative «Natur, Traktanden der BirdLife-Schweiz-DV. Ausserdem beschloss er, die Biodiversität und Landschaft» zu prüfen. Einwendung gegen den neuen Rheinsteg in Rheinfelden zurück- zuziehen, unter der Auflage, dass die Stahlseile gemäss Empfeh- 12. November 2017 Gönneranlass: Der Vorstand lud unsere lung der Vogelwarte mit schwarz-weissen Wimpeln ARCATOUR gekennzeich-Inserat Milan Ausgabe grosszügigen 1/2018 Gönner zu einem Anlass am Klingnauer Stausee ein. net werden. Die Kommission Projekte wird sich dem Thema Licht- Vor dem wärmenden Raclette im zukünftigen Naturzentrum fand verschmutzung widmen. Im Eriwis liegt die Baubewilligung für eine eine Exkursion statt. Entwässerung ohne Pumpbetrieb vor. 5. Dezember 2017 Vorstandssitzung: Vor der eigentlichen Sit- November 2017 Vorständekonferenzen BirdLife Aargau: Bird- zung tauschte sich der Vorstand mit Simon Egger, Leiter der Sek- Life Aargau, der Kanton und BirdLife Schweiz informierten die Sek- tion Natur- und Landschaft des Kantons, zu aktuellen Themen aus. tionen an vier Anlässen über aktuelle Themen zum Natur- und Vo- Der Zeitpunkt für den Logowechsel wurde auf Anfang 2019 fest- gelschutz. gelegt. Die Einwendung gegen die «Aufwertung Auboden», eine Aushubdeponie auf einem Naturschutzgebiet von kantonaler Be- 25. November 2017 Delegiertenversammlung BirdLife deutung, wird nicht zurückgezogen. Das Gesuch zur Neukonzes- Schweiz: Unsere Delegierten nahmen an der Versammlung in sionierung des KW Klingnau liegt auf. Mit mehreren Umweltver- Winterthur teil. Das BirdLife-Konzept 2030 wurde verabschiedet. bänden zusammen machen wir eine Einwendung. 16. Januar 2018 Vorstandssitzung: Urs Gsell stellte die Waldini- Inserat tiative der Förster vor. Der Vorstand wird an der DV beantragen, diese Initiative von BirdLife Aargau aus zu unterstützen. Ausser- dem besprach der Vorstand die Rechnung 2017 und das Budget 2018 und legte die Traktanden der Delegiertenversammlung vom 24. März fest. Vogelwarte-Reisen Inserat Vogelkundliche Reisen in Europa unter dem Patronat der Schweizerischen Vogelwarte • 24. März – 29. März 2018 | Spanien Ebro-Delta – Belchite mit Stephan Siegfried • 23. April – 28. April 2018 | Italien Po-Delta – Ramsar Schutzgebiet mit Martin Blattner • 05. Mai – 13. Mai 2018 | Polen Ost-Polen mit Stephan Siegfried sinnvoll reisen mit www.ARCATOUR.ch Telefon 041 418 65 80 Milan 1_ 2018 9
Vogel des jahres Der Wanderfalke Vogel des Jahres 2018 Fotos: Beni Herzog Der Wanderfalke ist ein ausserge- Inselgruppen und fehlen nur auf den Inseln Auffällig ist sein schwarzer Bartstreif. Au- wöhnlicher Luftkünstler und Vogel- der Karibik, auf Island und Neuseeland. genring, Wachshaut und Fänge sind gelb. jäger. Nicht zuletzt deshalb ist er fast Der Wanderfalke ist damit der am weites- Von ihm zu hören ist ein langgezogenes überall auf der Welt anzutreffen. ten verbreitete Vogel der Welt. Die welt- «gääääh» als Kontakt- und Bettelruf, der Trotzdem befindet er sich in der weite Verbreitung der Art ist wesentlich Warnruf ist ein rau rätschendes, anhalten- Schweiz schon seit längerem auf der auf ihre sehr unspezifischen Lebensraum- des «grägrägrä». Roten Liste – und ist immer neuen ansprüche zurückzuführen; diese beschrän- Der Wanderfalke ist sowohl in der Kultur- Gefahren ausgesetzt. ken sich letztlich auf eine gesicherte Brut- landschaft als auch im Siedlungsraum an- möglichkeit und auf freien Luftraum mit zutreffen. Natürliche Felsen werden ebenso Wanderfalken kommen mit Ausnahme der einem ausreichenden Angebot an Vögeln. als Brutplatz genutzt wie Kunstfelsen in Antarktis auf allen Erdteilen vor. Sie besie- Diesen Luftraum weiss er jedoch vorzüglich Form von Steinbrüchen. Gerne werden deln auch die meisten grösseren Inseln und zu nutzen: Seine normale Fluggeschwin- auch Nistkästen bezogen, die an Gebäu- digkeit liegt bei rund 80 km/h; im Sturzflug, den wie Kirchen, Kühltürmen oder Kami- beim Angriff auf Beutetiere, kann er gar nen angebracht sind. Seine Nahrung be- Spitzengeschwindigkeiten bis zu 250 km/h steht fast ausschliesslich aus Vögeln bis erreichen. Damit hält der Wanderfalke Drossel- oder Taubengrösse. Seine zwei bis nicht nur im Reich der Lüfte den Geschwin- vier kurzovalen Eier, die auf gelblichweis- digkeitsrekord, er ist sogar im gesamten sem Grund mit rotbraunen Flecken über- Tierreich der Schnellste. zogen sind, legt das Weibchen bereits An- fang bis Mitte März und bebrütet diese Grosser, standorttreuer Felsbewohner während 33 Tagen. Anschliessend werden Der Wanderfalke ist der grösste einheimi- die Jungen bis zu 40 Tagen im Nest gefüt- sche Falke, fast bussardgross, mit einer tert. Auch nach dem Ausfliegen halten Spannweite von ca. 110 cm. Weibchen wie- sich die Jungen noch ein paar Wochen laut gen 900–1300 g, Männchen 600–750 g. bettelnd im elterlichen Revier auf. Im ers- Er hat breite, aber spitze Flügel und einen ten Winter ziehen die Jungvögel nach kurzen Schwanz. Das Gefieder der Altvö- Südwesteuropa, adulte Vögel sind Stand- gel ist oberseits schiefergrau bis grau- vögel, sie verlassen ihr Revier auch im Win- braun, am Bauch ist eine feine Querbän- ter nicht dauerhaft. Wanderfalke – das schnellste Tier der Welt. derung auf hellem Bauch auszumachen. 10 Milan 1_ 2018
Vogel des Jahres zu gewinnen. Die Vögel werden gehegt und strafe von 15 Monaten und einer Busse von Bestand CH: 300-400 Paare gepflegt und wie Familienmitglieder be- CHF 1500 verurteilt, zudem muss er die (2005-2009) handelt – persönlicher Tierarzt inbegriffen. Verfahrenskosten tragen. Rote Liste CH: potenziell gefährdet Länge: 36-48 cm Neue Bedrohung Wie beobachte ich den Wanderfalken? Weil Tauben zu seiner Lieblingsbeute gehö- Wer selbst Wanderfalken suchen oder be- Gewicht: 600–1300 g ren, wird der Wanderfalke immer wieder obachten möchte, sollte sich zuerst einen Spannweite: 89-113 cm zur Zielscheibe von Greifvogelhassern. Es Überblick über die Region verschaffen: Brutort: Felsnischen, werden gezielt Tauben mit Gift präpariert – Gibt es geeignete Felswände, die einen Gebäude und als sogenannte Kamikaze-Tauben in guten Blick auf das Revier zulassen? Brutdauer: 15–17 Tage der Nähe von Wanderfalkenhorsten frei- – Sind diese Plätze nach Süden exponiert gelassen. Wenn die Falken diese dann und vor Wind einigermassen geschützt? Tag-/Nachtzieher: Tagzieher schlagen, vergiften sie sich beim Rupfen – Kann der Wanderfalke frei anfliegen? Nahrung: Vögel der Beute. So geschehen im Mai 2011 auf – Gibt es in den Felsen vielleicht Spalten, Lebensraum: Felsen, verschiedene dem Kamin der Kehrichtverbrennungsan- Löcher oder Nischen, die als Brutplatz offene Lebensräume lage in Zürich. Die Aufnahmen der im Nist- geeignet sind? Zugverhalten: überwiegend kasten installierten Kamera zeigen die Tra- Wer glaubt, einen guten Platz gefunden zu Standvogel gödie: Das Falkenweibchen landet mit ei- haben, braucht nun Zeit und Geduld. Die ner Taube auf dem Vorplatz des Brutkastens beste Zeit, um Wanderfalken zu suchen, ist Quelle: www.vogelwarte.ch und beginnt, die Beute zu rupfen. Kurze die Zeit der Balz von Ende Februar bis in Zeit später fängt es an zu schwanken, den März hinein oder später nach dem stürzt vornüber und stirbt, aufmerksam be- Ausfliegen der Jungen ab Mai bis in den Schneller Jäger auf der Roten Liste obachtet von den drei noch schneeweissen Juli hinein. Dann sind die jungen Falken im In den 1970er-Jahren brachen die Be- Jungtieren. Diese werden später in die Auf- Horstbereich recht flug- und ruffreudig. stände des Wanderfalken plötzlich welt- fangstation Berg am Irchel gebracht. Mit etwas Glück lässt sich der in der weit dramatisch ein. Mitverantwortlich war BirdLife Schweiz setzt alles daran, diese un- Schweiz regelmässige, aber spärliche Brut- das DDT (Dichlordiphenyltrichlorethan), ein haltbaren Praktiken zu stoppen. Im vergan- vogel so etwas leichter finden. damals in der Landwirtschaft massenhaft genen Dezember wurde ein angeklagter eingesetztes Schädlingsbekämpfungsmit- Taubenzüchter vom Obergericht in René Berner, tel. Mit ihrer Nahrung, insektenfressende Zürich als schuldig befunden und Boniswil Beutetiere, nahmen die gefiederten Jäger zu einer bedingten Freiheits- die hochgiftigen Insektizide in grossen Mengen auf – mit verheerenden Folgen: Die Weibchen legten dünnschalige Eier, die beim Bebrüten zerbrachen, und die Wan- derfalkenbestände nahmen immer weiter ab. Erst gross angelegte Schutzmassnah- men wie das Verbot von DDT und anderen gefährlichen Schädlingsbekämpfungsmit- teln konnten das Aussterben des stolzen Vogels knapp verhindern. Auch die Tatsache, dass verschiedene Fal- kenarten in arabischen Staaten als Status- symbol gelten, werden den Wanderfalken zum Verhängnis. Sie gelten als brillante Beizvögel; mit den abgerichteten Tieren wird Feder- und anderes Wild gejagt. Um an die Jagdgehilfen heranzukommen, wer- den Nester geplündert und die Jungvögel nicht selten für viel Geld auf den Markt ge- bracht. Bis zu 20’000 Franken blättern rei- che Scheichs für einen Vogel hin, um mit ihm auf die Jagd zu gehen und an Ansehen Gezähmter Wanderfalke. Foto: Pixabay Milan 1_ 2018 11
BirdLife Aargau Samstag, 24. März 2018, in Kleindöttingen Einladung zur 36. Delegiertenversammlung Zur Delegiertenversammlung und Vormittagsexkursion sind Dele- gierte der Sektionen und Gäste herzlich eingeladen. Wir freuen uns, Sie am Klingnauer Stausee begrüssen zu dürfen. Vorstand BirdLife Aargau und Naturschutzverein Aare-Rhein Fotos: zVg Vormittagsprogramm 9.15 – 11.00 Uhr «Aktualitäten am Klingnauer Stausee» Treffpunkt: 9.15 Uhr beim Vogelbeobachtungsturm am Klingnauer Stausee Anfahrt mit ÖV: Bahnhof Döttingen ab 08.52 Uhr mit dem Bus 149 Richtung Laufenburg, Kleindöttingen Zentrum an 08.53 Uhr, Fussmarsch ca. 15 Min. bis zum Beobachtungsturm (Fussweg ab Bhf Döttingen zum Treffpunkt ca. 20 Min.) Autofahrer: Öffentlicher Parkplatz bei Aarebrücke in Kleindöttingen benutzen. Fussweg zum Treffpunkt ca. 15 Min. Gerne laden wir Sie dazu ein, den Ort unseres entstehenden BirdLife-Naturzentrums besser kennenzulernen. Der Klingnauer Stausee ist ein einzigartiger Naturraum für Flora und Fauna. Insbesondere für Vögel ist er ein Lebensraum sowie ein Rast- und Überwinterungsplatz von unschätzbarem Wert. Wir freuen uns darauf, Ihnen zum Bau des Naturzentrums etwas erzählen und zeigen zu dürfen und mit Ihnen die ers- ten Zugvögel im Frühling zu beobachten! Wer am Mittagessen in Leuggern teilnehmen möchte, besammelt sich nach der Exkursion um 11.00 Uhr beim Naturzentrum. Mittagessen: Mittagessen 11.30 Uhr im Restaurant Sonne in Leuggern Menüs: Bunter Blattsalat Rindsgeschnetzeltes Stroganoff mit Spätzli oder Vegi: Pilzragout im Pastetli mit Gemüseallerlei Caramelköpfli mit Rahm Kosten pro Person CHF 30 Fotos: zVg Abfahrt in Leuggern: Bus 149 Leuggern Turnhalle ab 12.57 Uhr, Kleindöttingen Zentrum an 13.02 Uhr, Fussmarsch ca. 10 Min. zum Schulhaus Rain Anmeldung für das Mittagessen bis Montag, 19. März 2018: Tel. 062 844 06 03 oder info@birdlife-ag.ch 12 Milan 1_ 2018
BirdLife Aargau Fotos: zVg Nachmittagsprogramm 13.30 – 17.00 Uhr Delegiertenversammlung Schulhaus Rain Kleindöttingen Stimmrecht Sektionen • bis 100 Mitglieder: 2 Delegierte • mit 101-300 Mitgliedern: 3 Delegierte Anreise DV • mit 301-500 Mitgliedern: 4 Delegierte • Bitte möglichst den öffentlichen • Ehrenmitglieder von BirdLife Aargau haben je 1 Stimme Verkehr benutzen. • Alle Einzelmitglieder bei BirdLife Aargau haben zusammen 2 Delegiertenstimmen Hinfahrt ÖV • Bahnhof Döttingen ab 12.52 Uhr mit dem Bus 149 Richtung Laufenburg, Ab 13.00 Uhr Türöffnung und Abgabe der Stimmkarten und Unterlagen Kleindöttingen Zentrum an 12.53 Uhr, • Fussmarsch ca. 10 Min. zum 13.30 Uhr • Alphorn-Trio der Musikschule Suhr, Leitung Dieter Zysset Schulhaus Rain • Begrüssung, Gertrud Hartmeier, Präsidentin BirdLife Aargau • Fussmarsch vom Bahnhof Döttingen • Grusswort, Stephan Attinger, Regierungsrat, ca. 20 Min. Departement Bau, Verkehr u. Umwelt Kt. Aargau • Grusswort, Patrick Gosteli, Gemeindeammann Böttstein Autofahrer • Grusswort, Herbert Kalt, Präsident NAR Aare-Rhein • Parkmöglichkeiten sind rund um das Schulgelände Rain vorhanden. 14.00 Uhr Geschäftlicher Teil der DV Rückfahrt ÖV • Kleindöttingen Zentrum ab 17.42 Uhr Bus 148 Richtung Döttingen, Traktanden 1. Wahl der Stimmenzähler Döttingen Bhf an 17.46 Uhr 2. Protokoll der 35. DV vom 1. April 2017 (siehe Milan 2/17) 3. Jahresbericht 2017 (siehe Milan Heftmitte 1/2018) Beobachtungsturm 4. Berichte zu aktuellen Themen 5. Jahresprogramm 2018 Bahnhof Döttingen 6. Antrag Bushaltestelle Burlen 7. Abnahme Jahresrechnung 2017, Parkplatz 17 Entlastung Vorstand 17 Kleindöttingen Parkplatz P 17 17 8. Budget 2018 17 Bushaltestelle 9. Festsetzung Mitgliederbeiträge 2019 Zentrum 17 10. Festsetzung des Ortes und des Datums der DV 2019 11. Verschiedenes Schulanlage Rain 17.00 Uhr Schluss der Delegiertenversammlung Milan 1_ 2018 13
BirdLife Aargau Grösstes Reservat von BirdLife Aargau Naturschutzgebiet Eriwis Das Reservat Eriwis liegt in einem Abfolge von Rohböden über Pionierflä- mit einer eigenen Werkbahn zum Bahnhof Seitental der Aare bei Schinznach chen, Magerwiesen bis zu Jungwald und Schinznach Dorf, wo es dann in Güterwa- Dorf. Der Milan hat schon verschie- zum Teil gepflanzten Hecken. gen der SBB gekippt wurde. Im Jahre 2000 dentlich darüber berichtet. Dieser Je nach Standort, Bodenbeschaffenheit, musste das Werk Tuggen aus wirtschaftlich- Artikel gibt nun einen fundierten Wasserführung, Exposition und Mikroklima en Gründen geschlossen werden. Die Grube Überblick über Geschichte, Lebens- präsentieren sich ganz verschiedene Pflan- Eriwis braucht es seither nicht mehr, ob- , räume und v. a. auch Bewohner des zengesellschaften, die in unterschiedlichen wohl dort noch immer ungefähr 15 000 m3 mit 12.7 ha grössten Reservats Sukzessionsstadien stehen. An den trocke- Opalinuston am Zwischendepot liegen. unseres Verbands. nen, sonnenexponierten Hängen der Grube Im Jahre 2006 entdeckte der Landschafts- bildet sich zum Beispiel eher ein Halbtro- architekt Victor Condrau zusammen mit Die Eriwis umfasst eine aufgegebene Opa- ckenrasen, und an schattigen, feuchten seiner Büropartnerin Elisabeth Dürig den linustongrube, Landwirtschaftsland mit ei- Orten haben sich vor allem üppige Hoch- biologischen Wert der aufgegebenen Gru- nem Obstgarten und einen noch recht ur- staudenfluren entwickelt. An Wegrändern be. Sie gründeten in der Folge den Verein sprünglichen Juralaubmischwald. Dieser und auf Schuttflächen hat sich eine Rude- Naturwerkstatt Eriwis mit dem Ziel, das stockt auf einem nach Nordosten geneigten ralflora eingestellt. reichhaltige Biotop zu erhalten und zur Um- Hang und besteht vorwiegend aus Rotbu- weltbildung beizutragen. Zwei Jahre später chen, Eschen, Bergahornen und einigen Vom Tonabbau zum Naturjuwel gelang es ihnen, einen langjährigen Pacht- Tannen. In der ehemaligen Grube finden Von 1932 bis 1998 bauten die Zürcher Zie- vertrag mit dem Besitzer abzuschliessen. sich ganz verschiedene Lebensräume: geleien, die sich heute ZZ Wancor nennen, Im Jahre 2016 kam es noch besser: Der Ver- Mehrere Weiher und Tümpel, die zeitweise in der Eriwis Opalinuston ab und produzier- ein Naturwerkstatt konnte das gesamte austrocknen, Bächlein und Wassergräben, ten daraus in ihren Werken, zuerst in Zürich, 13,5 ha grosse Areal zusammen mit BirdLife sowie vorwiegend mit Schilf bewachsene später in Tuggen, Backsteine und Dachzie- Aargau käuflich erwerben. An den Kosten Sumpfgebiete. Ausserdem findet sich eine gel. Das Abbaumaterial transportierten sie beteiligte sich die öffentliche Hand (Bund Naturschutzgebiet Eriwis. Foto: Adolf Fäs 14 Milan 1_ 2018
BirdLife Aargau und Kanton) mit rund 65 %. Der Verein Lebensjahr von singenden adulten Artge- feuchter Böden, die im Aargau selten ge- Naturwerkstatt als Miteigentümer zu 51 % nossen, also in der Regel vom Vater oder worden sind. Die rosa Blüten des Erdbeer- und BirdLife als Miteigentümerin zu 49 % allenfalls von Nachbarn. Dies begünstigt die klees, angeordnet in einem kugeligen hatten die restlichen 35 % des Kaufpreises Entstehung von Dialekten. Regionale Unter- Köpfchen, erinnern tatsächlich an eine aus eigenen Mitteln zu bezahlen. 0,8 ha schiede lassen sich vor allem im Schlussteil noch nicht ganz reife Erdbeere. Die eben- Landwirtschaftsland musste auf Verlangen des Gesanges feststellen. In der Schweiz falls rosa blühenden Tausengüldenkräuter des Kantons an einen Landwirt aus Schinz- sind bis jetzt sechs verschiedene Goldam- gehören zu den Enziangewächsen. Ihr deut- nach weiterverkauft werden. merndialekte nachgewiesen worden. scher und ihr wissenschaftlicher (Centau- Regelmässig im Reservat gesungen und da- rium) Gattungsname verweisen auf die Verschiedene Spechte, Zaun- und mit wohl auch gebrütet haben Amsel, Sing- griechische Mythologie: Der verwundete Goldammer und Misteldrossel, Garten- und Mönchs- Kentaur (Pferdemensch) Chiron oder Chei- Insgesamt fünfzehn Mal habe ich das Reser- grasmücke, Gartenbaumläufer, Hausrot- ron, ein berühmter Medizinmann, soll vat in den Jahren 2016 und 2017 besucht, schwanz, Rotkehlchen, Sommergoldhähn- durch das Kraut geheilt worden sein, daher meistens zusammen mit den Biologen Hans chen, Zaunkönig und Zilpzalp. Die Meisen «Centaurium», das man dann fälschlich mit Althaus und Martin Bolliger. Dabei konnte waren mit Blau-, Kohl-, Schwanz-, Sumpf- Hundertgüldenkraut (lat. centum = hun- ich im und über dem Gebiet 37 Vogelarten und Tannenmeise vertreten. Von den Fin- dert und aureus = golden) übersetzte. Da- beobachten. Selbstverständlich brütet nur kenvögeln konnte ich Buch- und Distelfink raus wurde im Volksmund das Tausendgül- eine Minderheit davon im Reservat selbst. sowie den Gimpel beobachten. Über dem denkraut, weil hundert für dieses bedeu- In Anbetracht der vielen Bäume unter- Gebiet kreisten Mäusebussard, Rotmilan, tende Heilkraut zu wenig erschien. In schiedlichen Alters erstaunt es nicht, dass Kolkrabe und Rabenkrähe. Eichelhäher, Thüringen heisst es deswegen sogar Mil- nebst der Spechtmeise Schwarz-, Grün- Elster, Feldsperling, Graureiher, Hecken- lionstausendgüldenkraut. Die uralte, ver- und Buntspecht unser Reservat aufsuchen. braunelle, Rauchschwalbe, Ringeltaube schiedene Bitterstoffe enthaltende Heil- Die meines Erachtens seltenste Art, deren und Stockente vervollständigen die Liste pflanze wird gelegentlich noch bei Appetit- klirrende Gesangsstrophen ich in der Eriwis der beobachteten Vogelarten. losigkeit und Verdauungsstörungen ein- mehrmals vernahm, ist die Zaunammer. Ihr gesetzt. Nest baut die wärmeliebende Art wohl in Echtes und Kleines Tausengüldenkraut, In einem Weiher blühte in grosser Zahl die einem der in der Nähe gelegenen Reb- Wasserfeder, Erdbeer-Klee, Bienen- sehr seltene Wasserfeder oder Wasserpri- berge. Im Reservat selber brütet hingegen Ragwurz mel. Ihr Same ist wahrscheinlich von Stock- ihre nahe Verwandte, die Goldammer, die Bei den fünfzehn Begehungen fanden wir enten von einem der letzten natürlichen je nach Region auch Mist- oder Gälfink (Ba- insgesamt 318 verschiedene Blüten- und Standorte im Aargau, der Aare bei Wildegg/ selland), Gärschtespatz, Gärschtevögeli Farnpflanzenarten. Nebst vielen banalen Holderbank, hierher verschleppt worden. (Wynental), Puurekanarie und Gäuemdsli Pflanzen sind besonders zahlreich der Erd- Aus der grossen Familie der Orchideen (Seetal) heisst. Das Männchen lässt sein beer-Klee (grösster Bestand im Aargau), das fanden wir nur drei Arten: Fuchs` Knaben- Lied «wie, wie, wie hab ich Dich liiiieb» bis Echte und das Kleine Tausengüldenkraut so- kraut, Spitzorchis und Bienen-Ragwurz. zu 7000 Mal am Tag erklingen. Die junge wie die Kleine Wolfsmilch anzutreffen. Alle Letztere blühte im Jahre 2016 an einer Goldammer erlernt diesen Gesang im ersten vier Arten sind typische Vertreter wechsel- sonnenexponierten Stelle in grosser Zahl, Die Goldammer brütet im Eriwis. Echtes Tausendgüldenkraut. Die seltene Wasserfeder. Foto: Beni Herzog Foto: Adolf Fäs Foto: Adolf Fäs Milan 1_ 2018 15
BirdLife Aargau und im Folgejahr konnten wir kein einziges Vögel und die Liste der übrigen Tierarten verpachtet. Vermietet an einen Liebhaber Individuum mehr finden. Dies ist allerdings stelle ich Interessierten jederzeit gerne zur ist auch die Feldgrubenbahn. bei einer Orchideenart, die sich selbst be- Verfügung. Da in einer Grube immer eine gewisse Rut- stäuben kann, nichts Aussergewöhnliches. Im Jahre 2012 fanden Franziska Schmid und schungsgefahr besteht, verlangt der Kanton Die in der Eriwis meistens dominierende Andreas Müller von der Entomologischen eine ständige Überwachung durch ein spe- Blütenfarbe ist gelb. Dementsprechend er- Sammlung der ETH Zürich in der Eriwis gut zialisiertes Unternehmen. An der tiefsten mittelten wir nebst der Gelben Schwertlilie 100 Wildbienenarten, wovon 28 Arten in Stelle der Grube sammelt sich das Wasser sieben verschiedene Habichtskraut-, fünf der Nordschweiz selten oder gefährdet sind in einem ansehnlichen Weiher. Mit einer Hahnenfuss-, vier Pippau-, drei Johannis- laut Roter Liste. Eine Art, Nomada kohli, Pumpe muss dieses dann von Zeit zu Zeit kraut- und je zwei Bocksbart- und Gilbwei- galt sogar als ausgestorben und konnte über den Grubenrand hinaus befördert dericharten. Blau blühen die Rapunzel- zum ersten Mal seit über 40 Jahren in der werden. Nun ist geplant, die Grubenwand Glockenblume, der Gemeine Natterkopf, Schweiz wieder nachgewiesen werden. im Süden zu durchbohren und dem Wasser das Dunkelgrüne Lungenkraut und sieben so zu einem natürlichen Abfluss zu verhel- verschiedene Ehrenpreisarten. Als Vertreter Viel Handarbeit nötig fen. Die Pumpe müsste dann nur noch im der Blütenfarbe Rot sind je zwei Mohn- Über die Pflege des Reservates wacht eine Notfall, bei Verstopfung des Abflussrohres, und Weidenröschenarten, der Blutweide- fünfköpfige Pflegekommission, zusammen- betätigt werden. rich und mehrere Rosen zu nennen. gesetzt aus der Geschäftsführerin und einem Wir hoffen, dass danach der Umzonung Besondere Erwähnung verdienen zudem Vorstandsmitglied von BirdLife Aargau, des Reservates Eriwis von der Materialab- der Türkenbund, der Europäische Wolfsfuss zwei Vorstandsmitgliedern der Naturwerk- bauzone in die Naturschutzzone von kan- und fünf Wolfsmilcharten. statt und einem Kantonsvertreter der Sek- tonaler Bedeutung im Richtplan nichts tion Natur und Landschaft. Ein Teilzeitan- mehr im Wege steht. Gelbbauchunke und Beilfleck- gestellter der Naturwerkstatt und bis zu Widderchen fünf Zivildienstleistende führen die eigent- Adolf Fäs Die übrigen Tierarten suchten und erfass- liche Handarbeit durch. Hin und wieder ten wir nicht systematisch. Wir schrieben leisten auch Lehrlinge und/oder Angestellte einfach auf, was uns gerade über den Weg von Firmen Freiwilligenarbeit. Da Tonböden kroch oder flog. Namentlich erwähnen nährstoffreich und somit sehr produktiv möchte ich die Gelbbauchunken, die in sind, müssen ständig aufkommende Bäume grosser Zahl in den vielen Karrengleisen und anderes Pflanzenmaterial, insbeson- und andern Pfützen anzutreffen waren, dere Brombeeren, Goldruten und Schilf, sowie bei den Wirbellosen die grosse Blaue entfernt werden, um einer generellen Ver- Holzbiene, das seltene Beilfleck-Widder- buschung und Verwaldung vorzubeugen. chen und den auffallend schönen Roten Das verbleibende Landwirtschaftsland und Scheckenfalter. insbesondere auch der Obstgarten sind zur Die vollständige Liste der Pflanzen und Nutzung und Pflege an lokale Landwirte Gelbbauchunken bei der Paarung. Foto: Thomas Reich Wie jedes Jahr Foto: Stefan Fäs um diese Zeit stellt der pensionierte Arzt Adolf Fäs eines der insgesamt 30 Reservate von BirdLife Aargau vor. Zusammen mit Hans Althaus und Martin Bolliger verbrachte er unzählige Stunden seiner Freizeit, um alle Vogel- und Pflanzenar- ten des Reservats zu inventarisieren. BirdLife Aargau dankt den dreien für diesen grossen Einsatz ganz herzlich. 16 Milan 1_ 2018
BirdLife Aargau Rückblick 2017 – Ausblick 2018 Projekt «Neophytenbekämpfung» Anlässlich der Delegiertenversamm- suche eingehen und zusätzliche Sektionen lung im März 2017 informierte der ihre Bemühungen anmelden und sich da- Vorstand die Sektionen erstmals über für entschädigen lassen. das Projekt «Neophytenbekämp- fung». Die Aktion stiess daraufhin auf Die Rahmenbedingungen bleiben wie breites Interesse. im vergangenen Jahr: – Bis Ende April melden Sektionen ihre Im 2016 sprach der Nationalrat Geld für Flächen und den voraussichtlichen Projekte, welche die Biodiversität fördern. Aufwand bei BirdLife Aargau an. BirdLife Aargau ergriff diese Gelegenheit In Frage kommen und reichte das Projekt «Bekämpfung von – Naturschutzflächen Neophyten in prioritären Gebieten» ein (s. – Pufferflächen rund um solche Gebiete Milan 2_2017). Beim Informationsanlass – neu aufgewertete Gebiete am 17. Mai 2017 nahmen 43 Personen aus – Gebiete im Gewässerraum, sofern mit 27 Sektionen teil. Damit waren über 20 % dem Gewässerschutz abgesprochen. der lokalen Vereine vertreten. Sie erhielten – Geschäftsstelle und Projektleitung prü- in Suhr Erläuterungen zur Selektion von fen die Anträge und entscheiden über Gebieten und wurden in der Benützung der ihre Durchführung. Wehret den Anfängen! Japanischer Staudenknö- InvasivApp instruiert. Dieses Smartphone- – Wer einen Zuschlag erhält, nimmt das terich in frisch aufgewerteter Fläche an der Suhre. Fotos: Hans-Ruedi Kunz Programm ermöglicht das rasche Erfassen Gebiet mit der InvasivApp auf. von Beständen und Bekämpfungsaktionen – Anschliessend rapportieren die Sektio- direkt vor Ort. nen ihren Aufwand, die bearbeiteten In der Folge reichten acht Sektionen Anträge Flächen und die Mengen der entfernten für 13 Gebiete ein. Alle Anträge erfüllten die Neophyten und erhalten darauf ihre Ent- Kriterien und wurden entsprechend bewil- schädigungen ausbezahlt. ligt. Von Juni bis September erfolgten in den Gebieten die Bekämpfungsaktionen. Grob Im vergangenen Jahr arbeiteten Freiwillige abgeschätzt suchten die Vereine mit ihren der Vereine und in zwei Gemeinden zusätz- Freiwilligen 12 ha ab und säuberten diese lich Schulklassen mit. Mit dem Einsatz wei- von den unerwünschten Pflanzen. Dabei terer Kräfte – andere Vereine wie Jungscha- fielen rund 20 m3 Material an, das lokale ren oder Jäger oder Asylbewerber und Se- Instruktion in der Benutzung der InvasivApp. Bauämter in der Regel abholten und kor- nioren – liegt noch ein grosses Potential rekt entsorgten. brach, das es zugunsten der Natur zu nut- Im Oktober konnte der Verband insgesamt zen gilt. In diesem Sinne freuen wir uns über 3300 Franken ausbezahlen für 300 Er- über alle weiteren Gesuche im 2018. wachsenen- und knapp 100 SchülerInnen- Stunden. Für die einzelne Sektion waren das Beträge von 240 bis über 700 Franken, also sicher ein namhafter Betrag für eine Hans-Ruedi Kunz, Vereinskasse! Leitung Neophytenprojekt Dafür, dass das Projekt in recht kurzer Zeit «aus dem Boden gestampft» werden musste, scheint uns dies ein befriedigendes Resultat. Nun stehen für 2018 mehr Mittel zur Verfügung. Auch konnten wir – Ge- schäftsstelle und Projektleitung – mit dem Ablauf unsere Erfahrungen sammeln. Wir sind zuversichtlich, dass im 2018 mehr Ge- Neophytenentsorgung. Milan 1_ 2018 17
BirdLife Aargau JUNIOR Junior Birdrace BIRDRACE hitekten GmbH Sponsorenlauf für das neue Bild: Hauenstein Märki Arc Naturzentrum Klingnauer Stausee Um das von BirdLife Schweiz und BirdLife Aargau geplante Naturzentrum am Klingnauer Stausee zu unterstützen, organisiert die Kommission für Nachwuchsförderung am 17. März 2018 wiederum ein Birdrace, mit dem Ziel, möglichst viele Vogelarten zu sichten! Ihr als Aargauer Naturschutzvereine seid gefragt: Grosseltern, Gotte und Freunde können pro gesichtete Art einen Kommt mit eurer Jugendgruppe oder auch mit Familien aus eurem Betrag spenden. Wichtig ist, dass die Kinder die Spendenliste be- Verein ans Junior Birdrace und unterstützt so das Naturzentrum! reits im Voraus ausfüllen und an den Start mitbringen. Die Liste bekommt ihr via Geschäftsstelle BirdLife Aargau oder online Datum/Zeit: Samstag, 17. März 2018 von 13.30–17.30 Uhr (www.birdlife-ag.ch) zum Weiterleiten an eure Mitglieder. Ort: Klingnauer Stausee, Westseite zwischen Wer spontan teilnehmen möchte und keine Liste ausgefüllt hat, zukünftigem Zentrum und Kraftwerk bezahlt CHF 20 Startgeld vor Ort. Sponsoring: Die Teilnehmenden bestimmen möglichst viele Wir freuen uns auf zahlreiche Teilnehmer und einen schönen Vogelarten. Pro Art bekommen sie im Voraus Batzen für das Naturzentrum Klingnauer Stausee! von Gotte, Grosseltern etc. einen Sponsoring- betrag zugesichert. Dieser kommt zu 100 % dem Naturzentrum zugute. Betreuung: An den rund 5 Beobachtungsposten helfen • Bei einer Teilnahme mit Gruppen ist eine Anmeldung Fachpersonen beim Bestimmen. Die Kinder auf der Geschäftsstelle unter info@birdlife-ag.ch werden durch die Jugendgruppenleiter resp. oder 062 844 06 03 bis Ende Februar erforderlich. Eltern etc. betreut. Kinder ab 12 Jahren Einzelne Familien können auch ohne Anmeldung können auch alleine unterwegs sein. teilnehmen. Versicherung ist Sache der Teilnehmenden. BirdLife Aargau lehnt jede Haftung ab. • Bei Fragen steht Lea Reusser, Kommission Nach- wuchsförderung, lea.reusser@birdlife-ag.ch, zur Verpflegung: Alle Teilnehmer erhalten einen kleinen Zvieri. Verfügung Reproduziert mit Bewilligung von swisstopo (BA17016). Mitnehmen: Der Witterung angepasste Kleidung, gutes Schuhwerk, Getränk, Feldstecher (bitte mög- lichst selbst mitbringen, 1 pro 2 Kinder), Klemmbrett, Spendenliste (ausgefüllt). Arten- liste, Stifte und Broschüre «Vögel der Schweiz» Beobachtungsposten werden zur Verfügung gestellt. Feldstecher können bei Bedarf ausgeliehen werden (pro Stück CHF 50 Depot, solange Vorrat). Beobachtungsposten Beobachtungsposten Foto: BirdLife Schweiz Bahnhof Start/Ziel, Zelt BirdLife Aargau, Döttingen Beobachtungsturm zukünftiges Naturzentrum Beobachtungsposten Parkplatz 18 Milan 1_ 2018
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