Milan Vogel des Jahres 2018: der Wanderfalke - Birdlife Aargau

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Milan Vogel des Jahres 2018: der Wanderfalke - Birdlife Aargau
1-2018
Mitteilungsblatt BirdLife Aargau

Vogel des Jahres 2018:
                                   milan
der Wanderfalke
Milan Vogel des Jahres 2018: der Wanderfalke - Birdlife Aargau
Impressum / Editorial

 Impressum
                                                                             Liebe Leserin, lieber Leser

 milan
 Mitteilungsblatt BirdLife Aargau                                            Der Naturschutzverein Aare-Rhein (NAR) umfasst die Gemeinden Böttstein,
 Erscheint 4x pro Jahr                                                       Döttingen, Full-Reuenthal, Klingnau, Leibstadt und Leuggern. Nachdem zuvor in
 Abonnementspreis: Fr. 30.–                                                  fast allen Gemeinden seit Jahrzehnten eigenständige Natur- und Vogelschutzverei-
 Auflage: 3000 Exemplare
                                                                             ne bestanden, schlossen sich die Sektionen 2008 zu einem gemeinsamen Verein
                                                                             zusammen. Ziel dieser Fusion war es, die Ressourcen zu bündeln und die regional
                                                                             wertvollen Lebensräume zwischen Aare, Rhein und rund um den Klingnauer
                                                                             Stausee grenzübergreifend zu schützen.
                                                                             Das Landschaftsbild dieses am Jurarand gelegenen Gebietes zeichnet sich einerseits
                                                                             aus durch intensiv bewirtschaftetes Kulturland, naturnahe Wälder, Streuobstwiesen
 Herausgeber:
                                                                             mit wertvollen Hochstammobstbäumen und Trockenwiesen. Andererseits ist das
 BirdLife Aargau
 Pfrundweg 14, 5000 Aarau
                                                                             Wasser prägendes Element, durch die Flussläufe von Aare und Rhein und ihren
 PC 50-99-3                                                                  Auen sowie dem einst zur wirtschaftlichen Nutzung angelegten Klingnauer Stausee
                                                                             – heute ein Vogelschutzgebiet von internationaler Bedeutung.
 BirdLife Aargau-Präsidium:
 Gertrud Hartmeier                                                           In diesem Umfeld bemüht sich der NAR seit bald 10 Jahren, mit diversen Projekten
 Vorstadt 29, 5200 Brugg                                                     aktiven Naturschutz zu betreiben. So betreut ein Team an verschiedenen Standor-
 Telefon 056 442 37 70
                                                                             ten Nistkästen für Turmfalken, Dohlen und Schleiereulen – mit erfreulichen
 gertrud.hartmeier@birdlife-ag.ch
                                                                             Brutergebnissen. Handfeste Arbeit wird auf den Kiesinseln des Stausees geleistet,
 Redaktion:                                                                  die jährlich gemäht und instand gehalten werden. Auf Gemeindeebene sind
 Christine Huovinen (chu)
                                                                             Vorstandsmitglieder in verschiedenen Kommissionen involviert. Auf grosses
 Hofstrasse 19, 7270 Davos Platz
 Telefon 081 413 52 38                                                       Interesse in der Bevölkerung stossen die Vorträge und Exkursionen, die der Verein
 christine.huovinen@birdlife-ag.ch                                           jedes Jahr anbietet und damit für Biodiversität, bedrohte Arten und ökologische
                                                                             Themen sensibilisiert. Sehr beliebt sind die jahreszeitlichen Vogelexkursionen mit
 Satz, Gestaltung, Produktion:
 Simone Mosch                                                                gezieltem Stimmtraining.
 Kappelen 5, 5706 Boniswil                                                   Aktueller Schwerpunkt der Vereinsarbeit ist die Mithilfe bei der Realisierung eines
 Telefon 079 820 50 21
                                                                             modernen, attraktiven Naturzentrums am Klingnauer Stausee. Im Gegensatz zu
 simone.mosch@gmx.ch
                                                                             ähnlichen Naturzentren der Schweiz liegt dieses direkt am Spazierweg rund um
 Druck:                                                                      den Stausee. Damit lassen sich auch Leute erreichen, die nicht extra in ein Natur-
 Effingerhof AG
                                                                             zentrum fahren. Feuchtgebietsschutz, Auen, Fliessgewässer und Flora und Fauna
 Druck – Verlag – Neue Medien
 Storchengasse 15, 5201 Brugg AG                                             des Stausees und seiner Umgebung können hier den Besuchenden und der lokalen
 Telefon 056 460 77 77                                                       Bevölkerung optimal präsentiert werden. Seitdem sich das Projekt in der konkreten
                                                                             Umsetzungsphase befindet, ist auch der NAR involviert mit Aufklärungsarbeit bei
 Papier:
 Cocoon Preprint/Offsetpapier, Recycling,                                   der Bevölkerung, Werbung und Einbezug von lokaler Politik und Wirtschaft.
  weiss, matt, 80 gm2 (hergestellt aus 100%                                  Der NAR freut sich sehr, Sie am Samstag, 24. März, zur Delegiertenversammlung
  entfärbtem Altpapier, ausgezeichnet mit dem
                                                                             von BirdLife Aargau nach Kleindöttingen/Böttstein einladen zu dürfen. Schade,
  EU-Ecolabel, ist FSC-zertifiziert und 100%
  FSC-Recycling)                                                             können wir Sie noch nicht ins fertige Naturzentrum führen, aber gerne informieren
                                                                             wir Sie über alles, was Sie darüber wissen möchten.
 Geschäftsstelle:
 BirdLife Aargau – Natur- und Vogelschutz
 Kathrin Hochuli
 Pfrundweg 14, 5000 Aarau
 Telefon 062 844 06 03                                                                                     Herbert Kalt, Präsident
                                                           Foto: Thea Kalt

 www.birdlife-ag.ch, info@birdlife-ag.ch                                                                   Naturschutzverein Aare-Rhein
 Telefonische Ansprechzeiten:
 Mo, Di, Do, von 08.00–12.00 Uhr

 Adressänderungen:
 Bitte direkt BirdLife Aargau melden. Danke.

 Nachdruck mit Quellenangaben e­ rwünscht,
 Beleg an die Redaktion
 Redaktions- und Inserateschluss:
 Nr. 2_ 2018: 31. März 2018

 Titelbild: Wanderfalke         Foto: Erich Oberkircher

2 Milan 1_ 2018
Milan Vogel des Jahres 2018: der Wanderfalke - Birdlife Aargau
Inhaltsverzeichnis

                     Inhaltsverzeichnis
                                                                                                                                       Editorial, Impressum                    2

                                                                                                            Foto: Maarten Hogenkamp
                                                                                                                                       Inhaltsverzeichnis                      3

                                                                                                                                       Schwerpunkt:
                                                                                                                                       – Gefahren der Lichtverschmutzung       4

                                                                                                                                       BirdLife Aargau:
                                                                                                                                       – Verbandstätigkeit                     9
                                                                                                                                       – 36. Delegiertenversammlung           12
                                                                                                                                       – Naturschutzgebiet Eriwis:
                                                                                                                                         12.7 ha grosses Naturjuwel           14
                                                                                                                                       – Projekt «Neophytenbekämpfung»        17
                                                                                                                                       – Junior Birdrace: Sponsorenlauf für
                                                                                                                                         das neue Naturzentrum               18
                                                                                                                                       – Jahresbericht BirdLife Aargau 2017 19
                     4-7 Lichtverschmutzung – schädlich für Mensch und Natur
                     Im Mittelland gibt es seit 1996 keinen Ort mehr, wo es nachts ganz dunkel ist. Was                                Aktuell:
                     bedeutet das für uns Menschen und für die Natur?                                                                  – Wanderfalke: Vogel des Jahres        10
                                                                                                            Foto: Markus Schuhmacher   – Der Rotmilan im Fricktal             24
                                                                                                                                       – Kindernachmittag: Auf Feldhasen-
                                                                                                                                         spuren mit dem NVV Würenlos          26
                                                                                                                                       – Werken für die Natur mit Kindern
                                                                                                                                         und Eltern                           27
                                                                                                                                       – Ich, das Längimoos: Ein spezieller
                                                                                                                                         Waldstandort in Lengnau              28
                                                                                                                                       – Gipf-Oberfrick: 11 junge Familien
                                                                                                                                         bauen eine Trockenmauer              29
                                                                                                                                       – Einführung in die Vogelkunde mit den
                      24-25 Markierte Rotmilane                                                                                          NVVs Niederrohrdorf und Stetten      30
                        im Fricktal – Dank Flügel-                                                                                     – Freiwillige in Sektionen gesucht, die
                         markierungen wissen wir,                                                                                        lokale Seglernistplätze finden        31
                      woher die im Fricktal gesich-
                         teten Rotmilane stammen                                                                                       Kanton Aargau:
                          und wo sie überwintern.                                                                                      – Naturoasen im Siedlungsraum: Inter-
                                                                                                                                         essierte Gemeinden sind gefragt     32
Foto: Willi Müller

                                                                                                                                       BirdLife Schweiz:
                                                                                                                                       – Begrünte Dächer und Fassaden         34
                                                                                                                                       – Zum Jagd- und Schutzgesetz           34

                                                                                                                                       Diverses, Veranstaltungen:
                                                                                                                                       – Buchtipp: Flora amabilis             35
                                                                                                                                       – Wohler Naturmärt                     36
                                                                                                                                       – Leserwettbewerb                      36
                                                                       28 Das Längimoos – ein speziel-
                                                                                                                                       – BirdLife Aargau Veranstaltungen      37
                                                                       ler Wald in Lengnau
                                                                                                                                       – Naturama Veranstaltungen             39
                                                                       Das Längimoos beherbergt nicht
                                                                       nur einen seltenen Waldtyp,                                     – Jahresprogramm 2018                  40
                                                                       sondern auch eine alte Streuwiese.
                                                                       Ein Besuch lohnt sich zu jeder
                                                                       Jahreszeit.

                                                                                                                                                                 Milan 1_ 2018 3
Milan Vogel des Jahres 2018: der Wanderfalke - Birdlife Aargau
Schwerpunkt «Lichtverschmutzung»

Rheintal, vom Gonzen aus.                                                                                           Foto: Maarten Hogenkamp

Die Gefahren der Lichtverschmutzung

Die Nacht ins rechte Licht rücken
In der ersten Ausgabe 2018 greift der         Schweiz natürlicherweise ganz dunkel,       haft die Anzahl der Leuchtquellen zunahm
MILAN nach den Sternen. Doch mit              2009 nur noch auf 18 %. Wie das Bundes-     – und damit auch die Lichtverschmutzung.
mässigem Erfolg: Die Hälfte der               amt für Umwelt (BAFU) und die Eidgenös-
Einwohner Westeuropas kann von                sische Forschungsanstalt für Wald, Schnee   Kunstlicht bringt Mensch und Tier aus
ihrem Wohnort aus die Milchstrasse            und Landschaft (WSL) in ihrem im Juni       dem Takt
nicht sehen; zu stark erhellt Kunstlicht      2017 veröffentlichten Bericht «Wandel der   Erst langsam beginnen Wissenschaftler zu
den Nachthimmel. Das ist nicht nur            Landschaft» schreiben, gibt es im Mittel-   verstehen, wie sich das Verschwinden der
schade, sondern schädlich – für               land seit 1996 keinen Ort mehr, wo kein     Nacht auf die menschliche Gesundheit
Mensch, Natur und Landschaft.                 Licht die Nacht durchdringt.                und unsere Ökosysteme auswirkt. «Die
                                              Ein Forscherteam um Christopher Kyba        belebte Welt hat sich seit jeher auf natür-
Flutlichter, Strassenlaternen, Leuchtrekla-   vom Deutschen Geoforschungszentrum in       liche Hell-Dunkel-Zyklen eingestellt», er-
men, Kugelleuchten – die Nacht wird           Potsdam bestätigt diese Entwicklung welt-   klärt Franz Hölker vom Leibniz-Institut für
heute immer mehr zum Tag. Diese oft           weit. Zwar hofften die Forscher, dass der   Gewässerökologie und Binnenfischerei
schräg montierten und nicht genug abge-       Übergang von Natriumdampfdrucklam-          (IGB) in Berlin. «Aus evolutionärer Perspek-
schirmten Lichtquellen erhellen insbeson-     pen auf umweltschonende weisse Leucht-      tive ist Kunstlicht ein erst seit sehr kurzer
dere in Siedlungsnähe den Nachthimmel         dioden (LED) in der Aussenbeleuchtung       Zeit auftretender Stressor. Viele Organis-
zu einer Lichtglocke. Hauptgrund für die      den Sternenhimmel zurückzubringt. Die       men haben nicht genug Zeit gehabt, sich
Zunahme der Lichtverschmutzung – die          neuen Satellitendaten zeigen jedoch einen   anzupassen. Die natürlichen Lichtzyklen
Durchdringung unseres Lebensraumes mit        klassischen Bumerangeffekt: Zahlreiche      werden folglich durch die Einführung von
künstlichem Licht – ist die stetig wach-      Städte und Gemeinden und mit ihnen          Kunstlicht erheblich gestört.»
sende Siedlungsfläche und die fortschrei-     auch Unternehmen oder Privatleute rüste-    Wie alle tagaktiven Wesen ist auch der
tende Zersiedelung der Landschaft. Damit      ten im Zeitraum 2012 bis 2016 zwar auf      Mensch auf Ruhephasen angewiesen, die
breitet sich auch das künstliche Licht aus:   LED um. Das preiswerte und langlebige       durch den Tag-Nacht-Rhythmus vorgege-
1994 war es auf 28 % der Fläche der           Produkt sorgte jedoch dafür, dass gesamt-   ben werden. Licht zur falschen Zeit stört

4 Milan 1_ 2018
Milan Vogel des Jahres 2018: der Wanderfalke - Birdlife Aargau
Schwerpunkt «Lichtverschmutzung»

Lichtemissionen in der Schweiz 1992–1994 und 2010–2012.                              Lichtverschmutzung bedroht die Bestäubung von Pflanzen. Foto: Uni Bern/Eva Knop
                                Quelle: BAFU; Landschaftsbeobachtung Schweiz LABES

diesen Rhythmus und damit das Wohlbefinden, die Leistungsfä-                         Pflanzen sind weniger fruchtbar
higkeit und die Gesundheit. Chronobiologen und Schlafforscher                        Dass künstliches Licht nachtaktive Insekten irritiert und dadurch
warnen speziell vor blauanteiligem Kunstlicht, einem Spektralbe-                     die Bestäubung von Pflanzen behindert, hat eine aktuelle Studie
reich, der in LEDs einen grossen Anteil einnimmt. Denn Messun-                       von Schweizer Forschern der Universität Bern gezeigt. Sie unter-
gen im Schlaflabor zeigen: Schon kleine Mengen von Blaulicht                         suchten Wiesen, die bisher nicht von künstlichem Licht betroffen
kurz vor dem Schlafgehen führen dazu, dass die Produktion des                        waren. Sieben Flächen bestrahlten die Wissenschaftler mit LED-
wichtigen Schlaf- und Ruhehormons Melatonin gestört wird.                            Licht typischer Schweizer Strassenlaternen. Sieben weitere Flächen
Doch nicht nur die Menschen machen die Nacht zum Tag. Etwa                           blieben als Kontrollgruppe dunkel. Das Ergebnis: Insekten be-
ein Drittel aller Wirbeltiere und zwei Drittel der wirbellosen Tiere                 suchten die beleuchteten Wiesen um 62 % weniger als die dunk-
sind nachtaktiv. Ihre Reaktionen auf nächtliches Kunstlicht sind                     len. In einem weiteren Schritt prüften die Forscher den Einfluss
unterschiedlich und vielfältig: Die einen werden von Licht ange-                     auf die Fruchtbarkeit der Pflanzen. Als Untersuchungsobjekt
zogen, die anderen fliehen davor. Nächtliches Kunstlicht beein-                      wählten sie Kohldisteln. Die Pflanze ist sowohl bei Tag- als auch
flusst Verhaltensmuster und die Orientierung von Tieren, verän-                      bei Nachtbestäubern wie verschiedenen Nachtfalterarten als Fut-
dert ihren Aktionsradius, zerschneidet Lebensräume und redu-                         terquelle beliebt. Die Forscher verteilten 100 Disteln auf fünf be-
ziert das Nahrungsangebot. Das ist vor allem von Frühling bis                        leuchtete und fünf unbeleuchtete Flächen. Und auch hier war das
Herbst ein Problem, in der Zeit der Fortpflanzung und der damit                      Ergebnis deutlich: Die beleuchteten Pflanzen trugen rund 13 %
verbundenen grösseren Aktivität für die Futtersuche und Auf-                         weniger Früchte. Das ist ein Hinweis darauf, dass die Tagbestäuber
zucht der Jungen.                                                                    das Fehlen der Nachtbestäuber nur schlecht ausgleichen können.
Die störenden Einflüsse von künstlichem Licht sind inzwischen bei
zahlreichen Arten oder Organismengruppen zu Wasser und zu                            Auswirkungen auf Lebensräume und Artenvielfalt nicht
Land nachgewiesen. Betroffen sind Fledermäuse, Vögel, Reptilien,                     eindeutig
Amphibien, Fische und Insekten. Eine Aussage darüber, welche                         Künstliches Licht wirkt sich aber noch auf andere Weise auf unsere
Beleuchtungssituationen oder -intensitäten Tiere generell gefähr-                    Lebensräume und deren Biodiversität aus. Verkehrswege, Sied-
den, ist aber nicht möglich. Belegt ist insbesondere, dass eine                      lungs- und Industriegebiete bilden am Tag Barrieren im Biotop-
hohe Zahl von Insekten, besonders Nachtfalter, durch künstliche                      verbund, aber vielleicht sogar noch mehr in der Nacht, wenn sie
Lichtquellen zugrunde geht. Ein Effekt, der eine Kettenreaktion                      beleuchtet sind. Ausserdem verstärkt künstliches Licht die Homo-
nach sich zieht. Denn Vögeln, Fledermäusen, Fischen und Frö-                         genisierung, die heute in der natürlichen Umwelt herrscht: Die
schen fehlen diese Insekten als Nahrung, vielen Pflanzen fehlen                      häufigsten Arten werden noch häufiger und die seltenen Arten
sie als Bestäuber.                                                                   immer seltener. Lichttolerante Arten passen sich an künstliche

                                                                                                                                               Milan 1_ 2018 5
Milan Vogel des Jahres 2018: der Wanderfalke - Birdlife Aargau
Schwerpunkt «Lichtverschmutzung»

Beleuchtungen an oder profitieren davon,
lichtscheue Arten hingegen leiden darunter.
Lichtverschmutzung ist jedoch nur einer
von vielen Faktoren, die sich auf die Biodi-
versität auswirken. Deshalb ist ihr tatsäch-
licher Einfluss schwierig zu bewerten. Das
BAFU schreibt dazu schon 2012: «Oft sind
nicht die Lichtemissionen alleine für das
Verschwinden einer Art an einem bestimm-
ten Ort verantwortlich. In der Summe der
Auswirkungen ist es aber möglicherweise
der Faktor, der den Ausschlag gibt.»

Gestörtes Natur- und
Landschaftserleben
Die Landschaft hat von Natur aus zwei
Seiten: Die helle Taglandschaft und die
dunkle Seite der Nachtlandschaft, die nur
vom natürlichen Licht von Sonne, Mond
und Sternen beleuchtet ist. Durch die
Lichtverschmutzung verändert sich nun
dieses Erscheinungsbild und die Land-
schaft lässt sich nicht mehr gleich erleben.
In der Fachliteratur wird deshalb ange-
mahnt, den Schutz der nächtlichen Land-
schaft als Teil eines umfassenden Land-
schaftsschutzes zu begreifen. Landschaft-
liche Bereiche sollten möglichst von
nächtlichem Kunstlicht bewahrt und städ-
tische Nachtlandschaften hingegen be-
wusster beleuchtet werden.
Das zunehmende nächtliche Kunstlicht
bringt es ausserdem mit sich, dass die
obere Hälfte unserer Umwelt – der Ster-
nenhimmel – einem Grossteil der Bevölke-
rung nach und nach unzugänglich wird.
Astronomische Phänomene wie die Milch-
strasse, Sternschnuppen oder helle Kome-
ten lassen sich schon heute nur mehr            Empfehlungen zur Vermeidung von unerwünschten Lichtemissionen. Auszug aus Norm SIA 491.   © SIA Zürich

fernab der Städte beobachten, und dies im-
mer schlechter, weil die Lichterflut auch vor   Natur und Landschaft nicht zu stark bein-         «die dauerhafte Installation und der regel-
ländlichen Gegenden nicht Halt macht. Die       trächtig, z. B. das Umweltschutzgesetz            mässige Betrieb von Anlagen, die im Freien
zunehmende Aufhellung des Nachthim-             (USG), das Natur- und Heimatschutzgesetz          Licht- oder Lasereffekte erzeugen, oder
mels vernichtet das Firmament als eine der      oder das Jagd- oder Fischereigesetz. Im           ähnlicher künstlicher, himmelwärts gerich-
ältesten Inspirationsquellen des Menschen       Kanton Aargau gilt ausserdem das Einfüh-          teter Lichtquellen verboten sind.» Auch
– nicht nur für Romantiker.                     rungsgesetz zur Bundesgesetzgebung über           «der vorübergehende Betrieb von Anlagen,
                                                den Schutz von Umwelt und Gewässer (EG            die im Freien Licht- oder Lasereffekte erzeu-
Rechtliche Grundlagen, planerische              Umweltrecht, EG UWR). Dort heisst es u. a.:       gen, darf keine für Tiere und Pflanzen
Massnahmen, SIA-Normen                          «Beleuchtungsanlagen, die Aussenberei-            schädlichen Immissionen verursachen. Er
Verschiedene gesetzliche Grundlagen neh-        che erhellen oder Kulturgüter beleuchten,         bedarf einer Bewilligung durch die zustän-
men sich heute in der Schweiz dem Thema         sind so einzurichten, dass sie ausserhalb         dige Gemeindebehörde.»
Lichtverschmutzung an und sollten dafür         ihres Bestimmungsbereichs keine stören-           Neben den gesetzlichen Grundlagen des
sorgen, dass das künstliche Licht Mensch,       den Immissionen verursachen.» Und dass            Bundes und des Kantons werden in der

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Milan Vogel des Jahres 2018: der Wanderfalke - Birdlife Aargau
Schwerpunkt «Lichtverschmutzung»

Schweiz bei der Planung und Beurteilung          von Gartenteichen, Bäumen und Sträu-            im Aussenraum wirklich erforderlich ist.
von Beleuchtungsanlagen verschiedene             chern verzichtet werden.                        Denn eines ist klar: Dunklere Nächte wären
Normen angewendet, wie die 2013 veröf-           Technische Massnahmen wie Abschirmun-           für fast alle besser.
fentlichte SIA-Norm 491 «Vermeidung un-          gen oder Spiegel und Reflektoren in den
nötiger Lichtemissionen im Aussenraum».          Leuchtengehäusen können das Licht dahin
Die Norm verzichtet darauf, Richtwerte           lenken, wo es dem eigentlichen Beleuch-                                                  Ursula Philipps
festzulegen, welche die Schädlichkeit oder       tungszweck dient. Je niedriger die Leuchten                        Kanton Aargau, Abteilung Landschaft
Lästigkeit von abstrahlendem Licht beur-         montiert werden, desto besser kann die                                                   und Gewässer
teilen. Lediglich in den SN-EN-Normen            Fernwirkung des Lichts reduziert werden,
(Schweizer Norm, Europäische Norm)               und es werden weniger Insekten angelockt.
«Sportstättenbeleuchtung» und «Beleuch-          Es sollten Leuchtkörper verwendet werden,
tung von Arbeitsstätten im Freien» werden        die einen möglichst geringen Anteil an
Grenzwerte für diese spezifischen Beleuch-       kurzwelligem blauem Licht aussenden.
tungsanwendungen ausgewiesen.                    Natriumdampf-Hochdrucklampen und vor
                                                 allem Natrium-Niederdrucklampen sind re-
Wie können wir unerwünschte                      lativ insektenverträglich und zeichnen sich
Lichtemissionen vermeiden?                       durch einen niedrigen Energieverbrauch

                                                                                                 Foto: Alex Bösch
Gesetze und Normen sind wichtig, wenn es         aus. Auch sind die Beleuchtungsstärke und
darum geht, unsere Umwelt vor Lichtver-          Beleuchtungsdichte dem Zweck der Be-
schmutzung zu schützen. Doch das alleine         leuchtung anzupassen.
reicht nicht. Wir alle müssen dazu beitra-       Nicht zuletzt erleichtern Zeitschaltuhren
gen, dass Licht nur dahin gelangt, wo es         und Bewegungsmelder die optimale Steue-
der Mensch auch braucht. Bei der Planung         rung und sparen Energie und Geld. Leuch-
von Aussenbeleuchtungen ist daher immer          ten sollten nur so lange brennen, wie dies
erst zu fragen, ob die Beleuchtung tatsäch-      aus Sicherheitsgründen nötig ist. Sinnvoll
                                                                                                                Der Milan widmet sich 2018 in allen vier
lich erforderlich ist (Notwendigkeit, siehe      ist es, das Zeitmanagement mit dem Nacht-
                                                                                                                Ausgaben dem Schwerpunkt «Licht-
Abbildung auf S. 6). Jede Leuchte sollte         ruhephase von 22.00 Uhr bis 6.00 Uhr zu
                                                                                                                verschmutzung». Verschiedene Auto-
grundsätzlich zum Boden hin gerichtet sein.      synchronisieren (wie beim Lärmschutz).
                                                                                                                ren werden das Thema jeweils von ei-
Optimal sind abgeschirmte «Full-Cut-Off»-        Zum Schutz unserer Umwelt und für die
                                                                                                                nem anderen Blickwinkel aus beleuch-
Leuchten. Geschlossene Lampenkörper              Gesundheit der Menschen ist ein bewuss-
                                                                                                                ten. In dieser Nummer ist es Ursula
verhindern das Eindringen von Insekten           terer und nachhaltiger Umgang mit Licht
                                                                                                                Philipps. Sie ist Geografin und arbeitet
und Spinnen. Sensible Gebiete wie Wald-          erforderlich. Städte und Gemeinden, aber
                                                                                                                bei der Abteilung Landschaft und Ge-
ränder, Uferzonen und Naturschutzgebiete         auch jeder Einzelne kann darüber nachden-
                                                                                                                wässer des Kantons Aargau als Projekt-
sind vor unnötigem Licht zu schützen. Im         ken und entsprechend handeln, wo, wann
                                                                                                                leiterin für Natur und Landschaft.
eigenen Garten sollte auf die Beleuchtung        und in welcher Intensität eine Beleuchtung

Inserat

   Gute Naturbücher
   sind eine Hauptsache

                                     Informationen und
                                     Online-Leseproben
                                     auf www.haupt.ch

    Hauptsache Naturbuecher.indd 1                                         11.01.2017 11:10:19

                                                                                                                                        Milan 1_ 2018 7
Milan Vogel des Jahres 2018: der Wanderfalke - Birdlife Aargau
Schwerpunkt «Lichtverschmutzung»

Im Gespräch mit Priska Meier

«Eine sorgfältige Planung vermeidet unnötige
Lichtemissionen»
Priska Meier aus Turgi plant und                Und dass die öffentliche Beleuchtung, ins-
projektiert seit vielen Jahren Be-              besondere die des Strassen- und Wegnet-
leuchtungsanlagen – zum Beispiel                zes, erkennbaren, hierarchischen Regeln
den «Plan Lumière Rheinfelden».                 folgt – und trotzdem den Charakter ver-
                                                schiedener Orte und die Atmosphäre unter-
Frau Meier, Sie waren als Lichtplanerin         schiedlicher Quartiere unterstützt bzw. her-
verantwortlich für den «Plan Lumiére»           vorhebt.
in Rheinfelden. Was zeichnet denn die-
sen Plan aus?                                   Natur- und Umweltschützer üben im-
Ein «Plan Lumière» ist ein seit ca. 10 Jahren   mer wieder Kritik an Beleuchtungs-
in verschiedenen Städten und Gemeinden          konzepten, weil künstliches Licht die
angewendetes mittel- und langfristiges Pla-     Nachtruhe der Tiere störe. Was sagen
nungsinstrument. Ziel einer solchen Pla-        Sie zu diesem Vorwurf?
nung ist es, das nächtliche Erscheinungsbild    Generell auf Kunstlicht verzichten möchte
der Stadt und Landschaft bewusst zu ge-         unsere Gesellschaft ja nicht. Es braucht
stalten und die Atmosphäre eines Ortes her-     deshalb in jedem Projekt eine sorgfältige
vorzuheben. Speziell in Rheinfelden war,        Güterabwägung. Wo sollen die Bedürfnisse        Priska Meier, Lichtplanerin und Gemeinderätin
dass grenzüberschreitend gearbeitet wurde.      moderner Menschen und wo der Natur-             aus Turgi. 		                        Foto: a-z Gmbh

Da der Plan Lumière gleichzeitig für beide      schutz höher gewichtet werden? Nutzlos
Städte Rheinfelden CH und Rheinfelden D         in den Himmel abgestrahltes Licht gilt es       Beleuchtungskonzepte werden ja nicht
erarbeitet wurde, rückten der gemeinsame        in jedem Fall zu vermeiden, darin sind sich     nur durch die Gemeinden entwickelt,
Flussraum und die alte Zollbrücke ins Zent-     alle Experten einig.                            sondern auch durch Private. Was kann
rum des Interesses.                                                                             jeder Einzelne tun, um Lichtverschmut-
                                                Können Sie aus Ihrer praktischen Arbeit         zung zu reduzieren? Und was empfeh-
Im vorherigen Artikel wurden beson-             ein konkretes Beispiel nennen, wo Sie           len Sie insbesondere Gewerbetreiben-
ders die Schattenseiten von übermässig          die Beleuchtungsverhältnisse zuguns-            den?
viel Kunstlicht im Aussenraum themati-          ten von Natur und Landschaft verbes-            Wie im öffentlichen Bereich sollen auch
siert. Nächtliche Beleuchtung hat aber          sern konnten?                                   bei privaten Anlagen die Fragen nach dem
auch viele positive Aspekte. Welche sind        Da sich meine Projekte immer in städtischen     Nutzen und der Notwendigkeit im Vorder-
aus Ihrer Sicht als Lichtplanerin die           oder urbanen Gebieten befinden, sind po-        grund stehen. Intensität und Betriebszeiten
wichtigsten?                                    sitive Effekte für Natur und Landschaft wohl    könnten vielerorts noch stark eingeschränkt
Wir beleuchten v. a., damit wir uns auch        eher klein. Das Wichtigste in allen Projekten   werden, ohne dass dadurch den Betrei-
nachts sicher im öffentlichen Raum aufhal-      ist jedoch, mit geeigneten Leuchten nur jene    bern Nachteile entstehen.
ten und bewegen können. Das rechtzei-           Flächen zu beleuchten, die auch beleuchtet
tige Erkennen von Hindernissen und die          werden sollen. Mit einer sorgfältigen Pla-
Gesichtserkennung bei Passanten vermit-         nung können die geltenden Sicherheitsnor-                           Interview: Ursula Philipps
teln uns Sicherheit. Das reicht jedoch          men erfüllt werden, ohne dass dabei zusätz-
nicht, um sich wohl zu fühlen. Man              liche übermässige Emissionen entstehen.
braucht auch den Überblick, um sich im          Dies gilt besonders im Nahbereich von öko-
Raum verorten zu können. Viele Elemente         logisch sensiblen Gebieten – ob in der Stadt,
wie der Sonnenstand oder die Topografie,        am Siedlungsrand oder bei der Beleuch-
die uns bei Tag wie selbstverständlich da-      tung von Gebäuden, die lichtempfindliche
bei helfen, uns zu orientieren, fehlen in       Tierarten beherbergen. Hier können bei-
der Nacht. Deshalb ist es wichtig, dass es      spielsweise zeitliche Begrenzungen im Ta-
auch in der Nacht sichtbare Fixpunkte gibt.     ges-, aber auch im Jahreslauf sinnvoll sein.

8 Milan 1_ 2018
Milan Vogel des Jahres 2018: der Wanderfalke - Birdlife Aargau
BirdLife Aargau

Verbandstätigkeit von BirdLife Aargau
24. Oktober 2017 Vorstandssitzung: Der Vorstand besprach die BirdLife Schweiz erhielt den Auftrag, eine Volksinitiative «Natur,
Traktanden der BirdLife-Schweiz-DV. Ausserdem beschloss er, die Biodiversität und Landschaft» zu prüfen.
Einwendung gegen den neuen Rheinsteg in Rheinfelden zurück-
zuziehen, unter der Auflage, dass die Stahlseile gemäss Empfeh- 12. November 2017 Gönneranlass: Der Vorstand lud unsere
lung der Vogelwarte mit schwarz-weissen Wimpeln ARCATOUR
                                                    gekennzeich-Inserat Milan Ausgabe
                                                                     grosszügigen         1/2018
                                                                                   Gönner zu einem Anlass am Klingnauer Stausee ein.
net werden. Die Kommission Projekte wird sich dem Thema Licht- Vor dem wärmenden Raclette im zukünftigen Naturzentrum fand
verschmutzung widmen. Im Eriwis liegt die Baubewilligung für eine eine Exkursion statt.
Entwässerung ohne Pumpbetrieb vor.
                                                                     5. Dezember 2017 Vorstandssitzung: Vor der eigentlichen Sit-
November 2017 Vorständekonferenzen BirdLife Aargau: Bird- zung tauschte sich der Vorstand mit Simon Egger, Leiter der Sek-
Life Aargau, der Kanton und BirdLife Schweiz informierten die Sek- tion Natur- und Landschaft des Kantons, zu aktuellen Themen aus.
tionen an vier Anlässen über aktuelle Themen zum Natur- und Vo- Der Zeitpunkt für den Logowechsel wurde auf Anfang 2019 fest-
gelschutz.                                                           gelegt. Die Einwendung gegen die «Aufwertung Auboden», eine
                                                                     Aushubdeponie auf einem Naturschutzgebiet von kantonaler Be-
25. November 2017 Delegiertenversammlung BirdLife                    deutung, wird nicht zurückgezogen. Das Gesuch zur Neukonzes-
Schweiz: Unsere Delegierten nahmen an der Versammlung in sionierung des KW Klingnau liegt auf. Mit mehreren Umweltver-
Winterthur teil. Das BirdLife-Konzept 2030 wurde verabschiedet.      bänden zusammen machen wir eine Einwendung.

                                                                   16. Januar 2018 Vorstandssitzung: Urs Gsell stellte die Waldini-
Inserat                                                            tiative der Förster vor. Der Vorstand wird an der DV beantragen,
                                                                   diese Initiative von BirdLife Aargau aus zu unterstützen. Ausser-
                                                                   dem besprach der Vorstand die Rechnung 2017 und das Budget
                                                                   2018 und legte die Traktanden der Delegiertenversammlung vom
                                                                   24. März fest.

          Vogelwarte-Reisen                                        Inserat

          Vogelkundliche Reisen in Europa unter dem
           Patronat der Schweizerischen Vogelwarte
          • 24. März – 29. März 2018 | Spanien
            Ebro-Delta – Belchite mit Stephan Siegfried
          • 23. April – 28. April 2018 | Italien
            Po-Delta – Ramsar Schutzgebiet mit Martin Blattner
          • 05. Mai – 13. Mai 2018 | Polen
            Ost-Polen mit Stephan Siegfried

                sinnvoll reisen mit www.ARCATOUR.ch

                        Telefon 041 418 65 80

                                                                                                                  Milan 1_ 2018 9
Milan Vogel des Jahres 2018: der Wanderfalke - Birdlife Aargau
Vogel des jahres

Der Wanderfalke

Vogel des Jahres 2018
					                                                                                                                          Fotos: Beni Herzog

Der Wanderfalke ist ein ausserge-               Inselgruppen und fehlen nur auf den Inseln      Auffällig ist sein schwarzer Bartstreif. Au-
wöhnlicher Luftkünstler und Vogel-              der Karibik, auf Island und Neuseeland.         genring, Wachshaut und Fänge sind gelb.
jäger. Nicht zuletzt deshalb ist er fast        Der Wanderfalke ist damit der am weites-        Von ihm zu hören ist ein langgezogenes
überall auf der Welt anzutreffen.               ten verbreitete Vogel der Welt. Die welt-       «gääääh» als Kontakt- und Bettelruf, der
Trotzdem befindet er sich in der                weite Verbreitung der Art ist wesentlich        Warnruf ist ein rau rätschendes, anhalten-
Schweiz schon seit längerem auf der             auf ihre sehr unspezifischen Lebensraum-        des «grägrägrä».
Roten Liste – und ist immer neuen               ansprüche zurückzuführen; diese beschrän-       Der Wanderfalke ist sowohl in der Kultur-
Gefahren ausgesetzt.                            ken sich letztlich auf eine gesicherte Brut-    landschaft als auch im Siedlungsraum an-
                                                möglichkeit und auf freien Luftraum mit         zutreffen. Natürliche Felsen werden ebenso
Wanderfalken kommen mit Ausnahme der            einem ausreichenden Angebot an Vögeln.          als Brutplatz genutzt wie Kunstfelsen in
Antarktis auf allen Erdteilen vor. Sie besie-   Diesen Luftraum weiss er jedoch vorzüglich      Form von Steinbrüchen. Gerne werden
deln auch die meisten grösseren Inseln und      zu nutzen: Seine normale Fluggeschwin-          auch Nistkästen bezogen, die an Gebäu-
                                                digkeit liegt bei rund 80 km/h; im Sturzflug,   den wie Kirchen, Kühltürmen oder Kami-
                                                beim Angriff auf Beutetiere, kann er gar        nen angebracht sind. Seine Nahrung be-
                                                Spitzengeschwindigkeiten bis zu 250 km/h        steht fast ausschliesslich aus Vögeln bis
                                                erreichen. Damit hält der Wanderfalke           Drossel- oder Taubengrösse. Seine zwei bis
                                                nicht nur im Reich der Lüfte den Geschwin-      vier kurzovalen Eier, die auf gelblichweis-
                                                digkeitsrekord, er ist sogar im gesamten        sem Grund mit rotbraunen Flecken über-
                                                Tierreich der Schnellste.                       zogen sind, legt das Weibchen bereits An-
                                                                                                fang bis Mitte März und bebrütet diese
                                                Grosser, standorttreuer Felsbewohner            während 33 Tagen. Anschliessend werden
                                                Der Wanderfalke ist der grösste einheimi-       die Jungen bis zu 40 Tagen im Nest gefüt-
                                                sche Falke, fast bussardgross, mit einer        tert. Auch nach dem Ausfliegen halten
                                                Spannweite von ca. 110 cm. Weibchen wie-        sich die Jungen noch ein paar Wochen laut
                                                gen 900–1300 g, Männchen 600–750 g.             bettelnd im elterlichen Revier auf. Im ers-
                                                Er hat breite, aber spitze Flügel und einen     ten Winter ziehen die Jungvögel nach
                                                kurzen Schwanz. Das Gefieder der Altvö-         Südwesteuropa, adulte Vögel sind Stand-
                                                gel ist oberseits schiefergrau bis grau-        vögel, sie verlassen ihr Revier auch im Win-
                                                braun, am Bauch ist eine feine Querbän-         ter nicht dauerhaft.
Wanderfalke – das schnellste Tier der Welt.     derung auf hellem Bauch auszumachen.

10 Milan 1_ 2018
Vogel des Jahres

                                               zu gewinnen. Die Vögel werden gehegt und         strafe von 15 Monaten und einer Busse von
 Bestand CH:        300-400 Paare              gepflegt und wie Familienmitglieder be-          CHF 1500 verurteilt, zudem muss er die
                    (2005-2009)                handelt – persönlicher Tierarzt inbegriffen.     Verfahrenskosten tragen.
 Rote Liste CH:     potenziell gefährdet
 Länge:             36-48 cm                   Neue Bedrohung                                   Wie beobachte ich den Wanderfalken?
                                               Weil Tauben zu seiner Lieblingsbeute gehö-       Wer selbst Wanderfalken suchen oder be-
 Gewicht:           600–1300 g
                                               ren, wird der Wanderfalke immer wieder           obachten möchte, sollte sich zuerst einen
 Spannweite:        89-113 cm                  zur Zielscheibe von Greifvogelhassern. Es        Überblick über die Region verschaffen:
 Brutort:           Felsnischen,		             werden gezielt Tauben mit Gift präpariert        – Gibt es geeignete Felswände, die einen
                    Gebäude                    und als sogenannte Kamikaze-Tauben in               guten Blick auf das Revier zulassen?
 Brutdauer:         15–17 Tage                 der Nähe von Wanderfalkenhorsten frei-           – Sind diese Plätze nach Süden exponiert
                                               gelassen. Wenn die Falken diese dann                und vor Wind einigermassen geschützt?
 Tag-/Nachtzieher: Tagzieher
                                               schlagen, vergiften sie sich beim Rupfen         – Kann der Wanderfalke frei anfliegen?
 Nahrung:           Vögel                      der Beute. So geschehen im Mai 2011 auf          – Gibt es in den Felsen vielleicht Spalten,
 Lebensraum:        Felsen, verschiedene       dem Kamin der Kehrichtverbrennungsan-               Löcher oder Nischen, die als Brutplatz
                    offene Lebensräume         lage in Zürich. Die Aufnahmen der im Nist-          geeignet sind?
 Zugverhalten:      überwiegend 		             kasten installierten Kamera zeigen die Tra-      Wer glaubt, einen guten Platz gefunden zu
                    Standvogel                 gödie: Das Falkenweibchen landet mit ei-         haben, braucht nun Zeit und Geduld. Die
                                               ner Taube auf dem Vorplatz des Brutkastens       beste Zeit, um Wanderfalken zu suchen, ist
 Quelle: www.vogelwarte.ch                     und beginnt, die Beute zu rupfen. Kurze          die Zeit der Balz von Ende Februar bis in
                                               Zeit später fängt es an zu schwanken,            den März hinein oder später nach dem
                                               stürzt vornüber und stirbt, aufmerksam be-       Ausfliegen der Jungen ab Mai bis in den
Schneller Jäger auf der Roten Liste            obachtet von den drei noch schneeweissen         Juli hinein. Dann sind die jungen Falken im
In den 1970er-Jahren brachen die Be-           Jungtieren. Diese werden später in die Auf-      Horstbereich recht flug- und ruffreudig.
stände des Wanderfalken plötzlich welt-        fangstation Berg am Irchel gebracht.             Mit etwas Glück lässt sich der in der
weit dramatisch ein. Mitverantwortlich war     BirdLife Schweiz setzt alles daran, diese un-    Schweiz regelmässige, aber spärliche Brut-
das DDT (Dichlordiphenyltrichlorethan), ein    haltbaren Praktiken zu stoppen. Im vergan-       vogel so etwas leichter finden.
damals in der Landwirtschaft massenhaft        genen Dezember wurde ein angeklagter
eingesetztes Schädlingsbekämpfungsmit-         Taubenzüchter vom Obergericht in                                              René Berner,
tel. Mit ihrer Nahrung, insektenfressende      Zürich als schuldig befunden und                                                 Boniswil
Beutetiere, nahmen die gefiederten Jäger       zu einer bedingten Freiheits-
die hochgiftigen Insektizide in grossen
Mengen auf – mit verheerenden Folgen:
Die Weibchen legten dünnschalige Eier, die
beim Bebrüten zerbrachen, und die Wan-
derfalkenbestände nahmen immer weiter
ab. Erst gross angelegte Schutzmassnah-
men wie das Verbot von DDT und anderen
gefährlichen Schädlingsbekämpfungsmit-
teln konnten das Aussterben des stolzen
Vogels knapp verhindern.
Auch die Tatsache, dass verschiedene Fal-
kenarten in arabischen Staaten als Status-
symbol gelten, werden den Wanderfalken
zum Verhängnis. Sie gelten als brillante
Beizvögel; mit den abgerichteten Tieren
wird Feder- und anderes Wild gejagt. Um
an die Jagdgehilfen heranzukommen, wer-
den Nester geplündert und die Jungvögel
nicht selten für viel Geld auf den Markt ge-
bracht. Bis zu 20’000 Franken blättern rei-
che Scheichs für einen Vogel hin, um mit
ihm auf die Jagd zu gehen und an Ansehen                         Gezähmter Wanderfalke.             Foto: Pixabay

                                                                                                                       Milan 1_ 2018 11
BirdLife Aargau

             Samstag, 24. März 2018, in Kleindöttingen

             Einladung zur 36. Delegiertenversammlung
                                                   Zur Delegiertenversammlung und Vormittagsexkursion sind Dele-
                                                   gierte der Sektionen und Gäste herzlich eingeladen.

                                                   Wir freuen uns, Sie am Klingnauer Stausee begrüssen zu dürfen.
                                                   Vorstand BirdLife Aargau und Naturschutzverein Aare-Rhein
Fotos: zVg

                                                   Vormittagsprogramm 9.15 – 11.00 Uhr
                                                   «Aktualitäten am Klingnauer Stausee»

                                                   Treffpunkt:       9.15 Uhr beim Vogelbeobachtungsturm am Klingnauer Stausee

                                                   Anfahrt mit ÖV: Bahnhof Döttingen ab 08.52 Uhr mit dem Bus 149 Richtung
                                                                   Laufenburg, Kleindöttingen Zentrum an 08.53 Uhr, Fussmarsch
                                                                   ca. 15 Min. bis zum Beobachtungsturm (Fussweg ab Bhf
                                                                   Döttingen zum Treffpunkt ca. 20 Min.)

                                                   Autofahrer:       Öffentlicher Parkplatz bei Aarebrücke in Kleindöttingen
                                                                     benutzen. Fussweg zum Treffpunkt ca. 15 Min.

                                                   Gerne laden wir Sie dazu ein, den Ort unseres entstehenden BirdLife-Naturzentrums
                                                   besser kennenzulernen. Der Klingnauer Stausee ist ein einzigartiger Naturraum für
                                                   Flora und Fauna. Insbesondere für Vögel ist er ein Lebensraum sowie ein Rast- und
                                                   Überwinterungsplatz von unschätzbarem Wert. Wir freuen uns darauf, Ihnen zum
                                                   Bau des Naturzentrums etwas erzählen und zeigen zu dürfen und mit Ihnen die ers-
                                                   ten Zugvögel im Frühling zu beobachten!

                                                   Wer am Mittagessen in Leuggern teilnehmen möchte, besammelt sich nach der
                                                   Exkursion um 11.00 Uhr beim Naturzentrum.

                                                   Mittagessen:      Mittagessen 11.30 Uhr im Restaurant Sonne in Leuggern
                                                   Menüs:            Bunter Blattsalat
                                                                     Rindsgeschnetzeltes Stroganoff mit Spätzli oder
                                                                     Vegi: Pilzragout im Pastetli mit Gemüseallerlei
                                                                     Caramelköpfli mit Rahm
                                                                     Kosten pro Person CHF 30
Fotos: zVg

                                                   Abfahrt in Leuggern: Bus 149 Leuggern Turnhalle ab 12.57 Uhr,
                                                                        Kleindöttingen Zentrum an 13.02 Uhr,
                                                                        Fussmarsch ca. 10 Min. zum Schulhaus Rain

                                                   Anmeldung für das Mittagessen bis Montag, 19. März 2018:
                                                   Tel. 062 844 06 03 oder info@birdlife-ag.ch

             12 Milan 1_ 2018
BirdLife Aargau

                                                                                                                                                          Fotos: zVg
Nachmittagsprogramm 13.30 – 17.00 Uhr
Delegiertenversammlung Schulhaus Rain Kleindöttingen

Stimmrecht Sektionen
           • bis 100 Mitglieder:           2 Delegierte
           • mit 101-300 Mitgliedern: 3 Delegierte                                      Anreise DV
           • mit 301-500 Mitgliedern: 4 Delegierte                                      • Bitte möglichst den öffentlichen
           • Ehrenmitglieder von BirdLife Aargau haben je 1 Stimme                        Verkehr benutzen.
           • Alle Einzelmitglieder bei BirdLife Aargau haben
			 zusammen 2 Delegiertenstimmen                                                       Hinfahrt ÖV
                                                                                        • Bahnhof Döttingen ab 12.52 Uhr mit
                                                                                          dem Bus 149 Richtung Laufenburg,
Ab 13.00 Uhr Türöffnung und Abgabe der Stimmkarten und Unterlagen                         Kleindöttingen Zentrum an 12.53 Uhr,
                                                                                        • Fussmarsch ca. 10 Min. zum
13.30 Uhr
   •              Alphorn-Trio der Musikschule Suhr, Leitung Dieter Zysset                Schulhaus Rain
   •              Begrüssung, Gertrud Hartmeier, Präsidentin BirdLife Aargau            • Fussmarsch vom Bahnhof Döttingen
   •              Grusswort, Stephan Attinger, Regierungsrat,                             ca. 20 Min.
			               Departement Bau, Verkehr u. Umwelt Kt. Aargau
   •              Grusswort, Patrick Gosteli, Gemeindeammann Böttstein                  Autofahrer
   •              Grusswort, Herbert Kalt, Präsident NAR Aare-Rhein                     • Parkmöglichkeiten sind rund um das
                                                                                          Schulgelände Rain vorhanden.

14.00 Uhr 		Geschäftlicher Teil der DV                                                  Rückfahrt ÖV
                                                                                        • Kleindöttingen Zentrum ab 17.42 Uhr
                                                                                          Bus 148 Richtung Döttingen,
Traktanden 1.		   Wahl der Stimmenzähler                                                  Döttingen Bhf an 17.46 Uhr
           2.     Protokoll der 35. DV vom 1. April 2017
		                (siehe Milan 2/17)
           3.     Jahresbericht 2017
		                (siehe Milan Heftmitte 1/2018)                                    Beobachtungsturm

           4.     Berichte zu aktuellen Themen
           5.     Jahresprogramm 2018                                                                                                    Bahnhof
                                                                                                                                         Döttingen

           6.     Antrag                                     Bushaltestelle
                                                             Burlen

           7.     Abnahme Jahresrechnung 2017,                                                                      Parkplatz             17

		                Entlastung Vorstand                                          17         Kleindöttingen           Parkplatz    P                    17
                                                                                                                                    17

           8.     Budget 2018                                                                 17
                                                                                                       Bushaltestelle
           9.     Festsetzung Mitgliederbeiträge 2019                                                  Zentrum
                                                                                                              17

          10.     Festsetzung des Ortes und
		                des Datums der DV 2019
          11.     Verschiedenes
                                                                                        Schulanlage Rain

17.00 Uhr Schluss der Delegiertenversammlung

                                                                                                                               Milan 1_ 2018 13
BirdLife Aargau

Grösstes Reservat von BirdLife Aargau

Naturschutzgebiet Eriwis
Das Reservat Eriwis liegt in einem           Abfolge von Rohböden über Pionierflä-           mit einer eigenen Werkbahn zum Bahnhof
Seitental der Aare bei Schinznach            chen, Magerwiesen bis zu Jungwald und           Schinznach Dorf, wo es dann in Güterwa-
Dorf. Der Milan hat schon verschie-          zum Teil gepflanzten Hecken.                    gen der SBB gekippt wurde. Im Jahre 2000
dentlich darüber berichtet. Dieser           Je nach Standort, Bodenbeschaffenheit,          musste das Werk Tuggen aus wirtschaftlich-
Artikel gibt nun einen fundierten            Wasserführung, Exposition und Mikroklima        en Gründen geschlossen werden. Die Grube
Überblick über Geschichte, Lebens-           präsentieren sich ganz verschiedene Pflan-      Eriwis braucht es seither nicht mehr, ob-
                                                                                                                                 ,
räume und v. a. auch Bewohner des            zengesellschaften, die in unterschiedlichen     wohl dort noch immer ungefähr 15 000 m3
mit 12.7 ha grössten Reservats               Sukzessionsstadien stehen. An den trocke-       Opalinuston am Zwischendepot liegen.
unseres Verbands.                            nen, sonnenexponierten Hängen der Grube         Im Jahre 2006 entdeckte der Landschafts-
                                             bildet sich zum Beispiel eher ein Halbtro-      architekt Victor Condrau zusammen mit
Die Eriwis umfasst eine aufgegebene Opa-     ckenrasen, und an schattigen, feuchten          seiner Büropartnerin Elisabeth Dürig den
linustongrube, Landwirtschaftsland mit ei-   Orten haben sich vor allem üppige Hoch-         biologischen Wert der aufgegebenen Gru-
nem Obstgarten und einen noch recht ur-      staudenfluren entwickelt. An Wegrändern         be. Sie gründeten in der Folge den Verein
sprünglichen Juralaubmischwald. Dieser       und auf Schuttflächen hat sich eine Rude-       Naturwerkstatt Eriwis mit dem Ziel, das
stockt auf einem nach Nordosten geneigten    ralflora eingestellt.                           reichhaltige Biotop zu erhalten und zur Um-
Hang und besteht vorwiegend aus Rotbu-                                                       weltbildung beizutragen. Zwei Jahre später
chen, Eschen, Bergahornen und einigen        Vom Tonabbau zum Naturjuwel                     gelang es ihnen, einen langjährigen Pacht-
Tannen. In der ehemaligen Grube finden       Von 1932 bis 1998 bauten die Zürcher Zie-       vertrag mit dem Besitzer abzuschliessen.
sich ganz verschiedene Lebensräume:          geleien, die sich heute ZZ Wancor nennen,       Im Jahre 2016 kam es noch besser: Der Ver-
Mehrere Weiher und Tümpel, die zeitweise     in der Eriwis Opalinuston ab und produzier-     ein Naturwerkstatt konnte das gesamte
austrocknen, Bächlein und Wassergräben,      ten daraus in ihren Werken, zuerst in Zürich,   13,5 ha grosse Areal zusammen mit BirdLife
sowie vorwiegend mit Schilf bewachsene       später in Tuggen, Backsteine und Dachzie-       Aargau käuflich erwerben. An den Kosten
Sumpfgebiete. Ausserdem findet sich eine     gel. Das Abbaumaterial transportierten sie      beteiligte sich die öffentliche Hand (Bund

Naturschutzgebiet Eriwis.

                                                                                                                                           Foto: Adolf Fäs

14 Milan 1_ 2018
BirdLife Aargau

und Kanton) mit rund 65 %. Der Verein                               Lebensjahr von singenden adulten Artge-                          feuchter Böden, die im Aargau selten ge-
Naturwerkstatt als Miteigentümer zu 51 %                            nossen, also in der Regel vom Vater oder                         worden sind. Die rosa Blüten des Erdbeer-
und BirdLife als Miteigentümerin zu 49 %                            allenfalls von Nachbarn. Dies begünstigt die                     klees, angeordnet in einem kugeligen
hatten die restlichen 35 % des Kaufpreises                          Entstehung von Dialekten. Regionale Unter-                       Köpfchen, erinnern tatsächlich an eine
aus eigenen Mitteln zu bezahlen. 0,8 ha                             schiede lassen sich vor allem im Schlussteil                     noch nicht ganz reife Erdbeere. Die eben-
Landwirtschaftsland musste auf Verlangen                            des Gesanges feststellen. In der Schweiz                         falls rosa blühenden Tausengüldenkräuter
des Kantons an einen Landwirt aus Schinz-                           sind bis jetzt sechs verschiedene Goldam-                        gehören zu den Enziangewächsen. Ihr deut-
nach weiterverkauft werden.                                         merndialekte nachgewiesen worden.                                scher und ihr wissenschaftlicher (Centau-
                                                                    Regelmässig im Reservat gesungen und da-                         rium) Gattungsname verweisen auf die
Verschiedene Spechte, Zaun- und                                     mit wohl auch gebrütet haben Amsel, Sing-                        griechische Mythologie: Der verwundete
Goldammer                                                           und Misteldrossel, Garten- und Mönchs-                           Kentaur (Pferdemensch) Chiron oder Chei-
Insgesamt fünfzehn Mal habe ich das Reser-                          grasmücke, Gartenbaumläufer, Hausrot-                            ron, ein berühmter Medizinmann, soll
vat in den Jahren 2016 und 2017 besucht,                            schwanz, Rotkehlchen, Sommergoldhähn-                            durch das Kraut geheilt worden sein, daher
meistens zusammen mit den Biologen Hans                             chen, Zaunkönig und Zilpzalp. Die Meisen                         «Centaurium», das man dann fälschlich mit
Althaus und Martin Bolliger. Dabei konnte                           waren mit Blau-, Kohl-, Schwanz-, Sumpf-                         Hundertgüldenkraut (lat. centum = hun-
ich im und über dem Gebiet 37 Vogelarten                            und Tannenmeise vertreten. Von den Fin-                          dert und aureus = golden) übersetzte. Da-
beobachten. Selbstverständlich brütet nur                           kenvögeln konnte ich Buch- und Distelfink                        raus wurde im Volksmund das Tausendgül-
eine Minderheit davon im Reservat selbst.                           sowie den Gimpel beobachten. Über dem                            denkraut, weil hundert für dieses bedeu-
In Anbetracht der vielen Bäume unter-                               Gebiet kreisten Mäusebussard, Rotmilan,                          tende Heilkraut zu wenig erschien. In
schiedlichen Alters erstaunt es nicht, dass                         Kolkrabe und Rabenkrähe. Eichelhäher,                            Thüringen heisst es deswegen sogar Mil-
nebst der Spechtmeise Schwarz-, Grün-                               Elster, Feldsperling, Graureiher, Hecken-                        lionstausendgüldenkraut. Die uralte, ver-
und Buntspecht unser Reservat aufsuchen.                            braunelle, Rauchschwalbe, Ringeltaube                            schiedene Bitterstoffe enthaltende Heil-
Die meines Erachtens seltenste Art, deren                           und Stockente vervollständigen die Liste                         pflanze wird gelegentlich noch bei Appetit-
klirrende Gesangsstrophen ich in der Eriwis                         der beobachteten Vogelarten.                                     losigkeit und Verdauungsstörungen ein-
mehrmals vernahm, ist die Zaunammer. Ihr                                                                                             gesetzt.
Nest baut die wärmeliebende Art wohl in                             Echtes und Kleines Tausengüldenkraut,                            In einem Weiher blühte in grosser Zahl die
einem der in der Nähe gelegenen Reb-                                Wasserfeder, Erdbeer-Klee, Bienen-                               sehr seltene Wasserfeder oder Wasserpri-
berge. Im Reservat selber brütet hingegen                           Ragwurz                                                          mel. Ihr Same ist wahrscheinlich von Stock-
ihre nahe Verwandte, die Goldammer, die                             Bei den fünfzehn Begehungen fanden wir                           enten von einem der letzten natürlichen
je nach Region auch Mist- oder Gälfink (Ba-                         insgesamt 318 verschiedene Blüten- und                           Standorte im Aargau, der Aare bei Wildegg/
selland), Gärschtespatz, Gärschtevögeli                             Farnpflanzenarten. Nebst vielen banalen                          Holderbank, hierher verschleppt worden.
(Wynental), Puurekanarie und Gäuemdsli                              Pflanzen sind besonders zahlreich der Erd-                       Aus der grossen Familie der Orchideen
(Seetal) heisst. Das Männchen lässt sein                            beer-Klee (grösster Bestand im Aargau), das                      fanden wir nur drei Arten: Fuchs` Knaben-
Lied «wie, wie, wie hab ich Dich liiiieb» bis                       Echte und das Kleine Tausengüldenkraut so-                       kraut, Spitzorchis und Bienen-Ragwurz.
zu 7000 Mal am Tag erklingen. Die junge                             wie die Kleine Wolfsmilch anzutreffen. Alle                      Letztere blühte im Jahre 2016 an einer
Goldammer erlernt diesen Gesang im ersten                           vier Arten sind typische Vertreter wechsel-                      sonnenexponierten Stelle in grosser Zahl,

Die Goldammer brütet im Eriwis.                                     Echtes Tausendgüldenkraut.                                       Die seltene Wasserfeder.
                                                Foto: Beni Herzog

                                                                                                                   Foto: Adolf Fäs

                                                                                                                                                                                   Foto: Adolf Fäs

                                                                                                                                                                Milan 1_ 2018 15
BirdLife Aargau

und im Folgejahr konnten wir kein einziges    Vögel und die Liste der übrigen Tierarten           verpachtet. Vermietet an einen Liebhaber
Individuum mehr finden. Dies ist allerdings   stelle ich Interessierten jederzeit gerne zur       ist auch die Feldgrubenbahn.
bei einer Orchideenart, die sich selbst be-   Verfügung.                                          Da in einer Grube immer eine gewisse Rut-
stäuben kann, nichts Aussergewöhnliches.      Im Jahre 2012 fanden Franziska Schmid und           schungsgefahr besteht, verlangt der Kanton
Die in der Eriwis meistens dominierende       Andreas Müller von der Entomologischen              eine ständige Überwachung durch ein spe-
Blütenfarbe ist gelb. Dementsprechend er-     Sammlung der ETH Zürich in der Eriwis gut           zialisiertes Unternehmen. An der tiefsten
mittelten wir nebst der Gelben Schwertlilie   100 Wildbienenarten, wovon 28 Arten in              Stelle der Grube sammelt sich das Wasser
sieben verschiedene Habichtskraut-, fünf      der Nordschweiz selten oder gefährdet sind          in einem ansehnlichen Weiher. Mit einer
Hahnenfuss-, vier Pippau-, drei Johannis-     laut Roter Liste. Eine Art, Nomada kohli,           Pumpe muss dieses dann von Zeit zu Zeit
kraut- und je zwei Bocksbart- und Gilbwei-    galt sogar als ausgestorben und konnte              über den Grubenrand hinaus befördert
dericharten. Blau blühen die Rapunzel-        zum ersten Mal seit über 40 Jahren in der           werden. Nun ist geplant, die Grubenwand
Glockenblume, der Gemeine Natterkopf,         Schweiz wieder nachgewiesen werden.                 im Süden zu durchbohren und dem Wasser
das Dunkelgrüne Lungenkraut und sieben                                                            so zu einem natürlichen Abfluss zu verhel-
verschiedene Ehrenpreisarten. Als Vertreter   Viel Handarbeit nötig                               fen. Die Pumpe müsste dann nur noch im
der Blütenfarbe Rot sind je zwei Mohn-        Über die Pflege des Reservates wacht eine           Notfall, bei Verstopfung des Abflussrohres,
und Weidenröschenarten, der Blutweide-        fünfköpfige Pflegekommission, zusammen-             betätigt werden.
rich und mehrere Rosen zu nennen.             gesetzt aus der Geschäftsführerin und einem         Wir hoffen, dass danach der Umzonung
Besondere Erwähnung verdienen zudem           Vorstandsmitglied von BirdLife Aargau,              des Reservates Eriwis von der Materialab-
der Türkenbund, der Europäische Wolfsfuss     zwei Vorstandsmitgliedern der Naturwerk-            bauzone in die Naturschutzzone von kan-
und fünf Wolfsmilcharten.                     statt und einem Kantonsvertreter der Sek-           tonaler Bedeutung im Richtplan nichts
                                              tion Natur und Landschaft. Ein Teilzeitan-          mehr im Wege steht.
Gelbbauchunke und Beilfleck-                  gestellter der Naturwerkstatt und bis zu
Widderchen                                    fünf Zivildienstleistende führen die eigent-                                                          Adolf Fäs
Die übrigen Tierarten suchten und erfass-     liche Handarbeit durch. Hin und wieder
ten wir nicht systematisch. Wir schrieben     leisten auch Lehrlinge und/oder Angestellte
einfach auf, was uns gerade über den Weg      von Firmen Freiwilligenarbeit. Da Tonböden
kroch oder flog. Namentlich erwähnen          nährstoffreich und somit sehr produktiv
möchte ich die Gelbbauchunken, die in         sind, müssen ständig aufkommende Bäume
grosser Zahl in den vielen Karrengleisen      und anderes Pflanzenmaterial, insbeson-
und andern Pfützen anzutreffen waren,         dere Brombeeren, Goldruten und Schilf,
sowie bei den Wirbellosen die grosse Blaue    entfernt werden, um einer generellen Ver-
Holzbiene, das seltene Beilfleck-Widder-      buschung und Verwaldung vorzubeugen.
chen und den auffallend schönen Roten         Das verbleibende Landwirtschaftsland und
Scheckenfalter.                               insbesondere auch der Obstgarten sind zur
Die vollständige Liste der Pflanzen und       Nutzung und Pflege an lokale Landwirte

Gelbbauchunken bei der Paarung.                                             Foto: Thomas Reich

                                                                                                                                             Wie jedes Jahr
                                                                                                  Foto: Stefan Fäs

                                                                                                                                             um diese Zeit
                                                                                                                                             stellt der
                                                                                                                                             pensionierte
                                                                                                                                             Arzt Adolf Fäs
                                                                                                                                             eines der
                                                                                                                                             insgesamt 30
                                                                                                                                             Reservate von
                                                                                                                                             BirdLife Aargau
                                                                                                                                             vor. Zusammen
                                                                                                                     mit Hans Althaus und Martin Bolliger
                                                                                                                     verbrachte er unzählige Stunden seiner
                                                                                                                     Freizeit, um alle Vogel- und Pflanzenar-
                                                                                                                     ten des Reservats zu inventarisieren.
                                                                                                                     BirdLife Aargau dankt den dreien für
                                                                                                                     diesen grossen Einsatz ganz herzlich.

16 Milan 1_ 2018
BirdLife Aargau

Rückblick 2017 – Ausblick 2018

Projekt «Neophytenbekämpfung»
Anlässlich der Delegiertenversamm-               suche eingehen und zusätzliche Sektionen
lung im März 2017 informierte der                ihre Bemühungen anmelden und sich da-
Vorstand die Sektionen erstmals über             für entschädigen lassen.
das Projekt «Neophytenbekämp-
fung». Die Aktion stiess daraufhin auf           Die Rahmenbedingungen bleiben wie
breites Interesse.                               im vergangenen Jahr:
                                                 – Bis Ende April melden Sektionen ihre
Im 2016 sprach der Nationalrat Geld für            Flächen und den voraussichtlichen
Projekte, welche die Biodiversität fördern.        Aufwand bei BirdLife Aargau an.
BirdLife Aargau ergriff diese Gelegenheit          In Frage kommen
und reichte das Projekt «Bekämpfung von             – Naturschutzflächen
Neophyten in prioritären Gebieten» ein (s.          – Pufferflächen rund um solche Gebiete
Milan 2_2017). Beim Informationsanlass              – neu aufgewertete Gebiete
am 17. Mai 2017 nahmen 43 Personen aus              – Gebiete im Gewässerraum, sofern mit
27 Sektionen teil. Damit waren über 20 %               dem Gewässerschutz abgesprochen.
der lokalen Vereine vertreten. Sie erhielten     – Geschäftsstelle und Projektleitung prü-
in Suhr Erläuterungen zur Selektion von            fen die Anträge und entscheiden über
Gebieten und wurden in der Benützung der           ihre Durchführung.                          Wehret den Anfängen! Japanischer Staudenknö-
InvasivApp instruiert. Dieses Smartphone-        – Wer einen Zuschlag erhält, nimmt das        terich in frisch aufgewerteter Fläche an der Suhre.
                                                                                                                                Fotos: Hans-Ruedi Kunz
Programm ermöglicht das rasche Erfassen            Gebiet mit der InvasivApp auf.
von Beständen und Bekämpfungsaktionen            – Anschliessend rapportieren die Sektio-
direkt vor Ort.                                    nen ihren Aufwand, die bearbeiteten
In der Folge reichten acht Sektionen Anträge       Flächen und die Mengen der entfernten
für 13 Gebiete ein. Alle Anträge erfüllten die     Neophyten und erhalten darauf ihre Ent-
Kriterien und wurden entsprechend bewil-           schädigungen ausbezahlt.
ligt. Von Juni bis September erfolgten in den
Gebieten die Bekämpfungsaktionen. Grob           Im vergangenen Jahr arbeiteten Freiwillige
abgeschätzt suchten die Vereine mit ihren        der Vereine und in zwei Gemeinden zusätz-
Freiwilligen 12 ha ab und säuberten diese        lich Schulklassen mit. Mit dem Einsatz wei-
von den unerwünschten Pflanzen. Dabei            terer Kräfte – andere Vereine wie Jungscha-
fielen rund 20 m3 Material an, das lokale        ren oder Jäger oder Asylbewerber und Se-      Instruktion in der Benutzung der InvasivApp.
Bauämter in der Regel abholten und kor-          nioren – liegt noch ein grosses Potential
rekt entsorgten.                                 brach, das es zugunsten der Natur zu nut-
Im Oktober konnte der Verband insgesamt          zen gilt. In diesem Sinne freuen wir uns
über 3300 Franken ausbezahlen für 300 Er-        über alle weiteren Gesuche im 2018.
wachsenen- und knapp 100 SchülerInnen-
Stunden. Für die einzelne Sektion waren
das Beträge von 240 bis über 700 Franken,
also sicher ein namhafter Betrag für eine                                Hans-Ruedi Kunz,
Vereinskasse!                                                    Leitung Neophytenprojekt
Dafür, dass das Projekt in recht kurzer Zeit
«aus dem Boden gestampft» werden
musste, scheint uns dies ein befriedigendes
Resultat. Nun stehen für 2018 mehr Mittel
zur Verfügung. Auch konnten wir – Ge-
schäftsstelle und Projektleitung – mit dem
Ablauf unsere Erfahrungen sammeln. Wir
sind zuversichtlich, dass im 2018 mehr Ge-                                                     Neophytenentsorgung.

                                                                                                                              Milan 1_ 2018 17
BirdLife Aargau

JUNIOR
Junior Birdrace BIRDRACE
                                                                                                                                           hitekten GmbH

Sponsorenlauf für das neue                                                                                       Bild: Hauenstein Märki Arc

Naturzentrum Klingnauer Stausee
Um das von BirdLife Schweiz und BirdLife Aargau geplante Naturzentrum am Klingnauer Stausee zu unterstützen, organisiert
die Kommission für Nachwuchsförderung am 17. März 2018 wiederum ein Birdrace, mit dem Ziel, möglichst viele Vogelarten
zu sichten!

Ihr als Aargauer Naturschutzvereine seid gefragt:                                          Grosseltern, Gotte und Freunde können pro gesichtete Art einen
Kommt mit eurer Jugendgruppe oder auch mit Familien aus eurem                              Betrag spenden. Wichtig ist, dass die Kinder die Spendenliste be-
Verein ans Junior Birdrace und unterstützt so das Naturzentrum!                            reits im Voraus ausfüllen und an den Start mitbringen. Die Liste
                                                                                           bekommt ihr via Geschäftsstelle BirdLife Aargau oder online
 Datum/Zeit: Samstag, 17. März 2018 von 13.30–17.30 Uhr                                    (www.birdlife-ag.ch) zum Weiterleiten an eure Mitglieder.
       Ort: Klingnauer Stausee, Westseite zwischen                                         Wer spontan teilnehmen möchte und keine Liste ausgefüllt hat,
 		 zukünftigem Zentrum und Kraftwerk                                                      bezahlt CHF 20 Startgeld vor Ort.

 Sponsoring: Die Teilnehmenden bestimmen möglichst viele                                   Wir freuen uns auf zahlreiche Teilnehmer und einen schönen
 		 Vogelarten. Pro Art bekommen sie im Voraus                                             Batzen für das Naturzentrum Klingnauer Stausee!
 		 von Gotte, Grosseltern etc. einen Sponsoring-
 		 betrag zugesichert. Dieser kommt zu 100 %
 		 dem Naturzentrum zugute.

 Betreuung: An den rund 5 Beobachtungsposten helfen                                          • Bei einer Teilnahme mit Gruppen ist eine Anmeldung
 		 Fachpersonen beim Bestimmen. Die Kinder                                                    auf der Geschäftsstelle unter info@birdlife-ag.ch
 		 werden durch die Jugendgruppenleiter resp.                                                 oder 062 844 06 03 bis Ende Februar erforderlich.
 		 Eltern etc. betreut. Kinder ab 12 Jahren                                                   Einzelne Familien können auch ohne Anmeldung
 		 können auch alleine unterwegs sein.                                                        teilnehmen.
            Versicherung ist Sache der Teilnehmenden.
 		 BirdLife Aargau lehnt jede Haftung ab.                                                   • Bei Fragen steht Lea Reusser, Kommission Nach-
                                                                                               wuchsförderung, lea.reusser@birdlife-ag.ch, zur
 Verpflegung: Alle Teilnehmer erhalten einen kleinen Zvieri.                                   Verfügung
                                                                                                                                                                       Reproduziert mit Bewilligung von swisstopo (BA17016).
 Mitnehmen: Der Witterung angepasste Kleidung, gutes
 		 Schuhwerk, Getränk, Feldstecher (bitte mög-
 		 lichst selbst mitbringen, 1 pro 2 Kinder),
 		 Klemmbrett, Spendenliste (ausgefüllt). Arten-
 		 liste, Stifte und Broschüre «Vögel der Schweiz»
                                                                                            Beobachtungsposten
 		         werden zur Verfügung gestellt. Feldstecher
 		 können bei Bedarf ausgeliehen werden (pro
 		 Stück CHF 50 Depot, solange Vorrat).                                                         Beobachtungsposten

                                                                                                    Beobachtungsposten
                                                                  Foto: BirdLife Schweiz

                                                                                                                                                            Bahnhof
                                                                                            Start/Ziel, Zelt BirdLife Aargau,                              Döttingen
                                                                                                  Beobachtungsturm
                                                                                              zukünftiges Naturzentrum

                                                                                                                      Beobachtungsposten
                                                                                                                                               Parkplatz

18 Milan 1_ 2018
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