Erneuerbare Energien - SSES
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Erneuerbare 14 PHOTOVOLTAIK Meyer Burger schafft den Energien ersten Schritt zum Turnaround 18 GEOTHERMIE Solarenergie kann mithelfen, Erdsonden zu regenerieren 22 CO 2 Schweizer Unternehmen schei- det Klimagas aus der Luft ab Nr. 2 April 2017 Eine Publikation der SSES in Zusammenarbeit mit Swissolar NEUES ENERGIEGESETZ REGELT DEN ZUBAU DER SOLARENERGIE NEU SEITE 8
/ Perfect Welding / Solar Energy / Perfect Charging KOMPROMISSLOSE UnabhängIgKEIt ISt MögLIch. wEIL wIR SOnnEnEnERgIE tag Und nacht nUtzbaR MachEn. 25 SchwEIz JahRE FROnIUS US hw / Das Fronius Energy Package rund um den Fronius Symo Hybrid (3, 4 und 5 kW), die Fronius Solar Battery Sc nI O EIz FR (4,5 – 12,0 kWh) und den Fronius Smart Meter ist die kompromisslose Speicherlösung am Markt. Das Resultat sind maximale Flexibilität und höchste Eigenversorgung. Mehr unter www.fronius.ch Ins-SE_Energy_Package_Jubi 183x134_DE.indd 1 01.02.17 19:03
EDITORIAL INHALT WEIBELN FÜR DIE Aktuell 4 ENERGIESTRATEGIE 2050 Schwerpunkt Energiestrategie 2050: Die Verordnungen Die Allianz, die hinter der Energiestrategie 2050 steht zum neuen Energiegesetz liegen bereits ist breit. Nicht nur sämtliche grossen politischen Par auf dem Tisch. 8 teien der Schweiz – mit Ausnahme der SVP – stehen hinter der Vorlage, auch der Schweizerische Gewerbe Sonne verband, der Bauernverband, swisscleantech, selbst verständlich die SSES und viele weitere Organisatio Photovoltaik: Meyer Burger hat den nen unterstützen die Vorlage klar. ersten Schritt hin zu einem erfolg- reichen Turnaround geschafft. 14 Nun die Hände in den Schoss zu legen, wäre aber ver fehlt. Denn es braucht nicht eine Mehrheit der Par Politik und Wirtschaft teien, Organisationen und Verbände, sondern eine Mehrheit des Stimmvolkes, welche dieser Strategie Energiecluster: An der diesjährigen Beat Kohler zustimmt. Von daher gilt es bis zum Abstimmungster Redaktor Tagung wird die Umsetzung der min am 21. Mai noch viel Aufklärungsarbeit zu leisten Klimaziele von Paris thematisiert. 15 und zu zeigen, dass die Nutzung der erneuerbaren Energien funktioniert. Viele Private, aber auch Ge Elektromobilität: Solarenergie und werbler und Firmen erleben dies mit ihren eigenen Elektromobilität bilden ein gut Anlagen schon heute tagtäglich und können ihre Er funktionierendes Gespann. 16 fahrungen weitergeben. Erdsonden: Die Regeneration von Erdsonden mit Solarenergie wird immer Mit der Annahme der Energiestrategie werden nicht beliebter. 18 alle Energieprobleme auf einen Schlag gelöst. Es wird aber der Weg zur Energiewende festgeschrieben. Die Forschung Meilensteine sind damit klar definiert, und ein Ziel ist festgelegt. Ich wage es, zu behaupten, dass wir da CO2-Abscheidung: Eine Schweizer Firma durch rascher den notwendigen Zubau an erneuerba entwickelt Spitzentechnologie und ren Energien erreicht haben werden, als dass wir in nimmt Pilotanlage in Betrieb. 22 der Schweiz den definitiven Standort für ein Endlager von hochradioaktiven Abfällen finden. Ein Nein zur Flash 27 Vorlage bedeutet ein Festhalten am unbefriedigen den Status quo. Ein Ja hingegen markiert den Auf SSES-News bruch in eine nachhaltig erneuerbare Energiezukunft. Helfen Sie mit, das Schweizer Stimmvolk von einem VESE-News JA zur Energiestrategie 2050 zu überzeugen. Cartoon Beat Kohler Branchenverzeichnis 29 Impressum 31 Agenda 32 Liebe Mitglieder Die elektronische Version der «Erneuerbaren Energien» finden Sie auf der Website der SSES: www.sses.ch. Sie erhalten an dieser Stelle jeweils das Passwort für die aktuelle Ausgabe. Benutzername: ee/er_abo Passwort: surya Titelbild: Beat Kohler Erneuerbare Energien Nr. 2 April 2017 3
AKTUELL PELLETPREISE POTENZIAL VON März 2016 bis März 2017 HAUSFASSADEN Pelletpreise in CHF/t (inkl. MwSt. und Lieferung) Die neue interaktive Anwendung sonnen fassade.ch zeigt, wie geeignet die Fassaden der eigenen Immobilie sind, um Solar energie zu produzieren. Rund die Hälfte des Gebäudebestands ist bereits auf son nenfassade.ch erfasst. Bis Mitte 2019 wer den alle Hausfassaden der Schweiz online Grafik: www.pelletpreis.ch abrufbar sein, wie das Bundesamt für Ener gie mitteilt. In einem Gemeinschaftsprojekt erarbeiten das BfE, das Bundesamt für Lan destopografie swisstopo sowie das Bundes amt für Meteorologie und Klimatologie MeteoSchweiz diese interaktive Anwen Der Index ist ein Durchschnittspreis, der sich aus den Preisangaben verschiedener Pelletlieferanten dung. Auf sonnenfassade.ch kann mit zusammensetzt. wenigen Klicks abgefragt werden, wie viel © www.pelletpreis.ch, jeden Monat die aktuellen Pelletpreise Strom und Wärme die eigene Fassade pro duzieren könnte. Die Anwendung ver knüpft dazu Daten zur Grösse und Orien VOM POSTROLLER ZUM tierung der einzelnen Fassadenfläche mit ENERGIESPEICHER satellitenbasierten Daten zur Sonnenein strahlung. Das effektiv realisierbare Poten Für die Briefzustellung stehen bei der Schweizerischen Post seit Längerem gelbe Zwei und zial kann von den berechneten Werten ab Dreiräder mit Elektroantrieb und Batteriespeicher im Einsatz – inzwischen rund 6300 Stück. weichen. sonnenfassade.ch ersetzt daher Nach etwa sieben Betriebsjahren haben die eingesetzten Batterien noch eine Speicherkapa keine Fachberatung. Im Februar 2016 hat zität von knapp 80 Prozent – zu wenig, um weiter für den Postbetrieb eingesetzt werden zu das BfE bereits die interaktive Anwendung können. Deshalb lancierte die Post gemeinsam mit verschiedenen Partnern in der Umwelt sonnendach.ch lanciert. Diese zeigt, ob das Arena Schweiz das Projekt «Ein zweites Leben für Postrollerbatterien», in dem die aus eigene Hausdach für die Nutzung von sortierten Batterien als stationäre Energiespeicher eingesetzt werden und bestmögliche Res Solarenergie geeignet ist. sourcennutzung garantieren. Dabei wird gezeigt, wie ausgediente Batterien in Gebäuden Pressedienst/Redaktion mit Solaranlagen als stationäre Stromspeicher weiterhin Verwendung finden und dafür sor gen, dass auch dann noch Strom zur Verfügung steht, wenn die Sonne nicht scheint oder der Wind nicht bläst. Die erste SecondLifeBatterie speichert in der Umwelt Arena Schweiz den Strom, welcher von den beiden grossen Solarblumen vor dem Gebäude produziert wird. Die Post ist auch Ausstellungspartnerin der Umwelt Arena Schweiz und zeigt im Be KLARES ZEICHEN reich Recycling City den Lebenszyklus von Batteriespeichern. Neu können die Besucher Die Ernst Schweizer AG und die DOMA So ausserdem die dreirädrigen Postelektroroller auf dem Indoor Parcours der Umwelt Arena lartechnik GmbH zeigen ihr Engagement Probe fahren. Pressedienst/Redaktion für die Solarbranche durch die Investition in den Standort Satteins. Der Erwerb umfasst ein Bürogebäude und zwei Industriehallen mit anliegenden Grundstücksflächen. Mit dem Bekenntnis zum Standort Satteins werde auch der Grundstein für ein weiter hin erfolgreiches wirtschaftliches Wachs tum gelegt. DOMA, Marktführer für Solar thermie und Photovoltaikanlagen in West österreich, produziert im Energiepark West in Satteins seit 1999 solarthermische Kol lektoren und nutzt diese Örtlichkeit ge meinsam mit Schweizer als Zentrallager Europa. Darin werden die Photovoltaik Montagesysteme der Produktreihe MSP kommissioniert und verschickt. Für Schwei zer ist es von Vorteil, über einen Standort in der EU zu verfügen, der nahe der Schwei Bild: post.ch zer Grenze liegt, vom Hauptsitz in Hedin gen schnell erreichbar und entwicklungs fähig ist. Pressedienst/Redaktion 4 Erneuerbare Energien Nr. 2 April 2017
AKTUELL 1. PVINDUSTRIETAG ALLE MINERGIEHÄUSER 140 interessierte Fachleute aus der Schweizer Photovoltaikbranche DER SCHWEIZ verfolgten die Referate am 1. PVIndustrietag des PVLabors der Ber ner Fachhochschule in Burgdorf. Ziel des 1. PVIndustrietages war die Vorstellung von Projekten der angewandten Forschung im Bereich der Photovoltaik. Der Königsweg vieler Projekte nutzt die KTIFörde rung, die sich speziell an Schweizer KMU richtet. Wie das richtig ge macht wird, erläuterte KTIInnovationsmentor Brendan Hughes. For scher des PVLabors stellten dann realisierte und aktuelle Projekte vor, von der dezentralen Warmwasseraufbereitung in Mehrfamilien häusern bis zum neuartigen PVModulwechselrichter. Mehrere Refe Bild: map.geo.admin.ch rate behandelten die Nutzung von Solarstrom im «Eigenverbrauch». Gemäss den verschiedenen Referenten ist dies immer mehr der Schlüssel für eine wirtschaftlich erfolgreiche PVAnlage ohne Förde rung. Junge Forschende des PVLabors präsentierten ihre Projekte zur Qualitätskontrolle von PVAnlagen, zur Leistung von farbigen PVModulen und zu Sensoren zum Detektieren von Schnee auf PV Auf der neuen interaktiven Karte zu Minergiegebäudestandorten in Anlagen. Viel Interesse fand die Besichtigung der Labors, in denen der Schweiz findet man alle bisher realisierten Projekte. Zu jedem das PVLabor arbeitet. Sie wurden kontinuierlich seit Bestehen des Standort gibt es Informationen zum jeweiligen Gebäude und dessen Gebäudes 1993 aufgebaut. So werden heute PVWechselrichter und Zertifizierung. Über 43 000 Minergiegebäude gibt es bereits in der Batterien wie PVModule gemessen. Das dient den Schweizer PV Schweiz. Darin leben über eine halbe Million Menschen. Die neue Anwendern. Mit verschiedenen PVAnlagen wird die Langzeitstabili interaktive Karte zeigt, welches Minergiegebäude in Ihrer Nähe tät der Photovoltaik gemessen und verbessert. Dazu steht dem PV steht. Der Dateninhalt wird vom Verein Minergie zur Verfügung ge Labor ein eigenes Hochspannungslabor zur Verfügung, mit dem stellt. (PD) Blitzeinschläge und ihre Wirkung getestet werden können. (PD/BK) map.geo.admin.ch SOLARMARKTTRENDS – STEIGENDES WACHSTUM DANK SINKENDEN PREISEN In den USA wurden 2016 über 14,7 GW an Emirate (UAE) unterzeichneten der lokale neuer PVLeistung installiert und damit der Versorger ADWEA sowie Marubeni und Zubau gegenüber 2015 fast verdoppelt. So Jinko Solar einen Vertrag über ein neues So lar, gefolgt von Wind und Gas, stelle damit larkraftwerk mit einer Kapazität von 1,2 GW. zum ersten Mal die Nr. 1 bei den neu zuge Gemäss Medienberichten soll der verein bauten Stromkapazitäten. Europäische barte Preis des dazugehörigen Stromabnah Stromversorger wie Innogy, E.On und Enel mevertrages (PPA) bei USD 24,2/MWh lie entwickeln sich zu wichtigen Investoren in gen und wäre damit sogar niedriger als bei die Solarenergie. Diese Unternehmen haben traditionelle Energiequellen. Unter den chi Dr. Matthias Fawer Christian Rath nach gewissem Zögern ihre Strategien ange nesischen Solarmodullieferanten herrscht ein passt und einen eigenen Solarentwicklungs brutaler Preiskampf. Mittlerweile sind die Panasonic das 20JahrJubiläum seiner HIT bereich aufgebaut oder akquiriert. Damit Modulpreise schon fast auf 30 USCents pro Solarmodulproduktion. Über 18 Millionen wird der Solarmarkt von der Strombranche Watt gefallen und entsprechend kommen solcher Module wurden schon verkauft. Eine noch breiter unterstützt und erhält einen auch die Preise für Polysilizium, Wafer und Erhöhung der Produktgarantie von 15 auf 20 dringend notwendigen Schub. Eine in Frank Zellen wieder stärker unter Druck. Auf der Jahre soll das Vertrauen in die Module noch reich verabschiedete Eigenverbrauchsrege anderen Seite kündigte die chinesische Re weiter stärken. SMA Solar kündigte eine lung könnte den Verkauf von Stromspei gierung die Schliessung von Kohlekraftwer neue StringWechselrichterTechnologie an, chern für Eigenheime ankurbeln. Durch das ken mit einer Gesamtkapazität von mehr als welche die Energiedichte verdoppelt und die neue Gesetz sind die Netzbetreiber angehal 50 GW an. Wichtigster Grund hierfür ist die Produktkosten weiter senken soll. In der ten, Solaranlagen mit bis zu EUR 800,–/kW hohe Luftverschmutzung in vielen Regionen Schweiz können beim heute geltenden Kos zu unterstützen. Dafür soll jedoch der Ein des Landes. Die beiden USbasierten integ tendeckel von 1,5 Rp./kWh keine neuen speisetarif für Solarstrom halbiert werden. rierten Solarunternehmen First Solar und KEVKontingente freigegeben werden. Für Die Abschottungsabsichten der USA von SunPower mussten Restrukturierungen und Solaranlagen unter 30 kW wird deshalb Mexiko verstärken dort den Willen, die er Entlassungen vornehmen und verloren 2016 empfohlen, sich für die Einmalvergütung zu neuerbaren Quellen und das Stromnetz aus trotzdem viel Geld. FirstSolar befindet sich entscheiden. Bei einem Ja zur Energiestrate zubauen, um unabhängiger von Importen zu im Moment in einer Übergangsphase und gie 2050 am 21. Mai 2017 würde der Netz werden. Davon könnten ironischerweise US plant in den kommenden Monaten den zuschlag ab 2018 auf 2,3 Rp./kWh erhöht Solarfirmen profitieren, welche ihre Dienst Wechsel von seinen bisherigen Serie4Mo werden. leistungen gerne in neue Märkte exportieren dulen auf die nächste, deutlich grössere, Se Dr. Matthias Fawer und Balazs Magyar, möchten. In den Vereinigten Arabischen rie6Modulgeneration. Dieses Jahr feiert NachhaltigkeitsResearch, Vescore AG Erneuerbare Energien Nr. 2 April 2017 5
AKTUELL GLOBALSTRAHLUNG (W/m 2) ANOMALIE (W/m 2) Febrar 2017 Februar 2017 260 55 240 45 220 35 200 25 180 15 160 5 140 −5 120 −15 100 −25 Grafiken: MeteoSchweiz 80 −35 60 −45 40 −55 missing data missing data © MeteoSwiss © MeteoSwiss SIS v2.3.3 , 2017−03−02 12:00 SIS v2.3.3 , 2017−03−02 12:00 ERSTES ELEKTROSCHIFF FÜR DIE GROSSER ZUBAU FISCHZUCHT IN NORWEGEN IN BETRIEB 86% der 2016 neu installierten Kraftwerks- Siemens hat für das weltweit erste batterieelektrische Arbeitsschiff im Auftrag des lokalen leistung zur Stromproduktion in Europa ist Schiffbauunternehmens Ørnli Slipp das komplette elektrische Antriebs- und Steuerungssys- erneuerbar: Wind hatte einen Anteil von tem entwickelt und geliefert, wie das Unternehmen mitteilt. Das Doppelhüllenschiff ist rund 51% am gesamten Zubau, Solarstrom von 14 Meter lang und acht Meter breit und benötigt täglich rund 50 Minuten zur rund zwölf 27%. 2016 stammten in Europa 10,4% des Kilometer entfernt gelegenen Fischzuchtstation. An normalen Arbeitstagen, etwa acht Stroms aus Windenergie, in der Schweiz le- Stunden, ist ein hundertprozentiger Batteriebetrieb möglich. Die «Elfrida» hat als Heimat- diglich knapp 0,2%. Täglich gingen 2016 hafen die norwegische Insel Frøya und fährt seit Februar zur See. Ausgerüstet wird das in der EU durchschnittlich zwölf neue Schiff mit einem elektrischen Antriebssystem, das ein Energiemanagementsystem, Strahl- Windenergieanlagen in Betrieb. Dank dem ruder- und Propellersteuerungen sowie die Fernüberwachung umfasst. Die Technologie kräftigen Zubau ist die Windenergie in der wurde im norwegischen Trondheim entwickelt und basiert auf Lösungen, die für Offshore- EU neu die zweitwichtigste Stromprodukti- Schiffe konzipiert wurden. Das elektrische Antriebssystem spare nicht nur Treibstoff, son- onstechnologie hinter den Gaskraftwerken, dern auch Betriebskosten, denn ein Elektromotor müsse weit seltener gewartet werden als aber noch vor den Kohlekraftwerken. Ins- ein Dieselmotor, erklären die Entwickler. Vom Antrieb profitieren auch die Arbeiter auf der besondere im Winter spielt die Windener- «Elfrida», da die Abgase, Vibrationen und der Lärm wegfallen, die der Dieselmotor verur- gie eine bedeutende Rolle bei der erneuer- sacht. Siemens ist Vorreiter als Anbieter grüner Lösungen im Schiffbau: Nach der «Am- baren Energieversorgung, dann ergänzt pere», der ersten Elektrofähre der Welt in Norwegen, sowie einem Auftrag der finnischen diese als Teamplayer die Sonnen- und Was- Schifffahrtsgesellschaft FinFerries folgte 2016 ein dritter Auftrag des norwegischen Fährbe- serkraft, die in den Wintermonaten weni- treibers Fjord1. In Norwegen ist der Einsatz von Elektroschiffen besonders sinnvoll, denn ger produzieren. Der Anteil von Windstrom das Land erzeugt seinen Strom ausschliesslich aus erneuerbaren Quellen. Daher werden bei am Strommix in Dänemark, dem EU-Spit- der Stromerzeugung keine Treibhausgase ausgestossen. Alleine die Fischereiflotte, die zenreiter, betrug 2016 36,8%, gefolgt von heute etwa 400 Millionen Liter Diesel im Jahr verbraucht, könnte mit der Umstellung auf Irland mit 27% und Portugal mit 24,7%. Elektroantrieb ihren Treibstoffbedarf um 80% senken. Das ist ein wesentlicher Beitrag zu Insgesamt elf Länder decken über 10% ih- der 40-prozentigen Reduktion des Treibhausgases CO2, zu dem sich die norwegische Regie- res Strombedarfs mit Windenergie. Neben rung verpflichtet hat. Pressedienst/Redaktion den oben genannten sind dies Zypern, Spa- nien, Deutschland, Rumänien, Grossbritan- nien, Schweden, Litauen und Österreich. Auch die installierte Leistung in der Schweiz legte dank dem Repowering von vier Anla- gen auf dem Mont Crosin und dem Neu- bau von drei Anlagen auf dem Griespass um 25% zu, dies jedoch ausgehend von ei- nem sehr bescheidenen Niveau: Nur ge- rade knapp 0,2% des Strombedarfs der Schweiz stammen aus der Windenergie. Das Potenzial wäre weit grösser: 10% der Stromversorgung könnten 2050 mit Wind- strom gedeckt werden. Dieses Ziel hat Ös- Bild: Siemens terreich Ende 2016 mit 10,4% bereits über- troffen. Pressedienst/Redaktion. 6 Erneuerbare Energien Nr. 2 April 2017
AKTUELL FREILAND-PV-ANLAGEN 75 GROSSSPEICHER GELIEFERT IM IRAN AUFGEBAUT Die deutsche Athos Solar GmbH mit Sitz in Heidelberg hat zwei leis- tungsstarke Freiland-Photovoltaikanlagen als erster internationaler Investor im Iran installiert und in Betrieb genommen, wie das Unter- nehmen mitteilt. Die beiden Solaranlagen in der Provinz Hamedan nahe der Hauptstadt Teheran sind mit einer Fläche von je zehn Hek- tar die ersten ihrer Grösse im Iran überhaupt. Zusammen kommen Bild: Jenni Energietechnik AG sie auf eine Gesamtleistung von 14 MWp. Der Grossteil der Anla- gen einschliesslich der rund 40 000 Photovoltaikmodule von Cana- dian Solar musste in den Iran importiert werden. Die Kosten von knapp 20 Millionen Euro für den Bau der Solaranlagen finanzierte Athos Solar als Investor komplett aus Eigenkapital. Weitere Projekte im Iran und in anderen Ländern der Region sind nach den guten Er- fahrungen mit den beiden Anlagen in Hamedan in Planung, voraus- Wie die Jenni Energietechnik AG mitteilt, konnte sie bereits den gesetzt, die politischen Rahmenbedingungen bleiben stabil. (PD) 75. Grossspeicher Swiss Solartank nach Chemnitz liefern. Weitere Grossspeicher für FASA AG seien zurzeit in Arbeit. Darunter der VARTA STARTET MIT grösste Speicher, den Jenni für einen Kunden bis jetzt geliefert hat. Mit einer Höhe von 17,5 m und einem Durchmesser von 3,85 m SPEICHERN IN ITALIEN weist er einen Inhalt von fast 200 m³ auf. Mit einem Gewicht von 19 t ist es der schwerste bis anhin hergestellte Speicher. Die Bereits wenige Monate nach dem Markteintritt in Italien im Okto- FASA AG hat die Idee des Sonnenhauses erfolgreich zu ihrem Ge- ber 2016 vermeldet VARTA Storage mit seinen Heimspeichern erste schäftsmodell gemacht. Immer häufiger werden bestehende Stadt- Erfolge. Durch Aufträge aus Italien verzeichne die Residential- häuser zu Sonnenhäuser umgebaut. Die zum Teil historischen Ge- Sparte der bayerischen VARTA Storage GmbH ein Umsatzplus von bäude werden aufgewertet und energetisch saniert, sodass sie 30%, teilt das Unternehmen mit. Bereits 400 Speicher seien an den nachher zehn Mal weniger nicht erneuerbare Energie benötigen als italienischen Grosshandel verkauft worden. Wie gross das Potenzial vorher. FASA AG zeige eindrücklich, wie die Energiewende auch bei für Heimspeicher in Italien ist, belegen die 700 000 installierten PV- bestehenden Stadtgebäuden konkret realisiert werden könne, Anlagen, bei denen ein grosser Trend hin zu Eigenverbrauch und schreibt die Jenni Energietechnik AG: «Sie leistet damit echte Pio- Energieeinsparung zu erkennen ist. «Da wir nicht nur in Italien, son- nierarbeit.» (PD) dern auch im gesamten D-A-CH-Raum auf eine stetig wachsende Umsatzkurve blicken und die Nachfrage nach unseren Energiespei- chersystemen für Eigenheimbesitzer konstant grösser wird, werden SO GEHT «POWER-TO-GAS» wir unser Produktportfolio an Heimspeichern in Kürze erweitern», Solar- und Windkraftanlagen produzieren Strom je nach Wetter- erklärt Gordon Clements, General Manager Residential bei VARTA lage. Bei einer Überproduktion kann Strom verloren gehen, wenn Storage. (PD) das Stromnetz ihn nicht aufnehmen kann. «Eine vielversprechende Lösung dieses Problems ist, den überschüssigen Strom in energierei- LADEINFRASTRUKTUR- che Gase wie Wasserstoff oder Methan umzuwandeln», schreibt das Paul Scherrer Institut PSI. Die «Power-to-Gas»-Technologie OFFENSIVE VON ENERGIE 360° steht im Mittelpunkt der Ende 2016 am PSI in Betrieb genommenen ESI-Plattform (ESI steht für «Energy System Integration»). Die ESI- Energie 360° investiert in den Aufbau der öffentlichen Ladeinfra- Plattform ist modular als Containerdorf aufgebaut. Auf ihr können struktur für Elektroautos. Mittelfristig lautet das Ziel, gemeinsam Partner aus Forschung und Industrie verschiedene Varianten der mit Partnerinnen und Partnern in der ganzen Schweiz Ladestatio- Power-to-Gas-Technologie im Pilotmassstab auf ihre technische nen an bester Lage zu erstellen. Lademöglichkeiten sollen einerseits Machbarkeit hin untersuchen. Eine neue Besucherstation will die entlang der Hauptverkehrsachsen entstehen und andererseits dort, ESI-Plattform und ihren möglichen Beitrag zur Energieversorgung wo Autos längere Zeit parkieren – etwa in Städten, bei Ausflugszie- der Zukunft nun einem breiten Publikum verständlich machen. Im len und in Einkaufszentren. 2016 realisierte Energie 360° bereits Zentrum der ESI-Besucherstation steht ein Diorama mit der interak- rund 20 Ladestationen an solchen interessanten Orten, zum Beispiel tiven Modellstadt Esiville. Bevölkert von Playmobil-Spielfiguren er- auf dem Parkplatz des Wildnisparks Zürich. Die Ladestation dort zählt es die Geschichte einer Schweizer Stadt, die von einer her- wird rege genutzt und passt optimal zur Ausrichtung der Stiftung kömmlichen Energieversorgung auf eine Energieversorgung mit Wildnispark. Um ihr Ladenetzwerk auszubauen, sucht Energie 360° neuen erneuerbaren Energien umsteigt. Dabei müssen Wege ge- weitere Partnerschaften dieser Art, die für beide Seiten interessant funden werden, um den unregelmässig erzeugten Strom der Solar- sind. Energie 360° denkt etwa an Betreiberinnen und Betreiber von und Windanlagen langfristig speichern zu können. Die neue ESI-Be- Tankstellen und Mobilitätsanbieterinnen und -anbieter, aber auch sucherstation kann im Rahmen einer geführten Besichtigung am PSI an Firmen, die geeignete Standorte für Ladestationen zur Verfü- erkundet werden. (PD) gung stellen möchten. Energie 360° betreibt alle Ladestationen aus- schliesslich mit Ökostrom. Energie 360° bindet die Ladestationen ins offene Partnernetzwerk swisscharge.ch ein. (PD) Erneuerbare Energien Nr. 2 April 2017 7
ENERGIESTRATEGIE 2050: WICHTIGE NEUERUNGEN FÜR SOLARSTROM- PRODUZENTEN TEXT: HEINI LÜTHI, VESE/REDAKTION durch Politik und Verbände. So haben nicht nur die Schweizerische Energie-Stiftung (SES), Greenpeace und Die Schweizerische Vereinigung für Sonnenenergie der WWF die Ja-Parole gefasst, sondern auch der Ver- (SSES), die sich seit über 40 Jahren aktiv für die Energie- band Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen (VSE) wende einsetzt, stellt sich vollumfänglich hinter die und der Gewerbeverband. Ausser der SVP hat sich keine Energiestrategie 2050 und befürwortet das revidierte grosse Partei gegen das neue Energiegesetz gestellt, und Energiegesetz. Sie hat die entsprechende Ja-Parole ge- bei den grösseren Verbänden haben der Baumeisterver- fasst. Mit einem Ja zu dieser Vorlage kann das Stimm- band und Gastrosuisse die Nein-Parole herausgegeben. volk die Energiewende und den Ausstieg aus der Atom- energie verbindlich festlegen, wovon der Werkplatz ABSTIMMUNGSKAMPF LÄUFT Schweiz stark profitieren wird. Die Sonne liefere in der Dass mit der breiten Zustimmung in Politik und in Teilen Schweiz genügend Energie, man müsse sie nur entspre- der Wirtschaft die Abstimmung noch nicht gewonnen chend nutzen, ist man bei der SSES überzeugt. Die Ener- ist, das weiss auch die zuständige Bundesrätin Doris giestrategie 2050 schaffe dafür eine gute Grundlage. Leuthard. Am 21. März hat sie den Abstimmungskampf Mit dieser Haltung steht die SSES nicht alleine da. Was zum neuen Energiegesetz eröffnet. «Wir schaffen damit sich bereits letzten Herbst abgezeichnet hat, wird nun die Basis, dass in der Schweiz weiterhin eine sichere und immer deutlicher: die breite Unterstützung der Vorlage moderne Energieversorgung garantiert ist», erklärte sie 8 Erneuerbare Energien Nr. 2 April 2017
SCHWERPUNKT DIE PERSPEKTIVE WIRD FÜR PV-BETREIBER BEI ANNAHME DER ENERGIESTRATEGIE 2050 NICHT UNBEDINGT ATTRAKTIVER, ABER KLARER. DAS THEMA EIGENVERBRAUCH GEWINNT WEITER AN BEDEUTUNG – MIETER KÖNNEN SICH VERMEHRT ZUM EIGENVERBRAUCH ZUSAMMENSCHLIESSEN. OB EIN ZUBAU VON ERNEUERBAREN ENERGIEN STATTFINDET ODER NICHT, WIRD JEDOCH MASS- GEBLICH VON DER LOKALEN ELEKTRIZITÄTSWERK- POLITIK ABHÄNGEN. Foto: Beat Kohler Für die SSES enthält die Energiestrategie 2050 die richtigen Werkzeuge, um der Solarenergie die notwendige Sicherheit für den weiteren Zubau zu geben. vor den Medien. Die Gegner aufseiten der SVP bringen werke. Die Gegner versuchen vielmehr die Angst vor in erster Linie das Kostenargument vor. Die Energiestra- einem Blackout zu schüren, indem sie die neuen erneu- tegie 2050 bürde einer vierköpfigen Familie Mehrkosten erbaren Energien als wenig verlässlich und unausgereift von jährlich 3200 Franken auf. Das ist eine Zahl, die darstellen und die Entwicklungen der letzten Jahre kom- nicht nur von Doris Leuthard vehement bestritten wird. plett ausblenden. Ob sich die Stimmbürgerinnen und Laut dem Bundesamt für Energie (BFE) betragen die Stimmbürger davon beeinflussen lassen, wird sich am Mehrkosten lediglich 40 Franken. «Die SVP rechnet hier 21. Mai zeigen. Auf der Seite des Ja-Komitees setzt man Kosten einer möglichen zweiten Etappe hinein und an- alles daran, mit Überzeugungsarbeit die Vorteile für die deres, das gar nicht zur Disposition steht», erklärte heimische Wirtschaft und für die Versorgungssicherheit Leuthard gegenüber SRF. Dazu gehörten die Kosten für aufzuzeigen. ein Klima- und Energielenkungssystem, das vom Parla- ment aber bereits versenkt wurde. Bemerkenswerterweise VERNEHMLASSUNG IM GANG spielen wichtige Eckpunkte der Strategie, die bei der Wird das neue Gesetz angenommen, tritt es auf 1. Januar Atomausstiegsinitiative noch heiss diskutiert wurden, 2018 in Kraft. Damit die Umsetzungsbestimmungen auch nun nur noch eine untergeordnete Rolle, so der Ausstieg auf diesen Termin hin bereit sind, wurden sie parallel aus der Atomenergie – wenn auch ohne fixe Ausstiegs- zum Abstimmungskampf bereits erarbeitet. Seit dem daten – oder das Verbot für den Bau neuer Atomkraft- 3. Februar und noch bis zum 8. Mai 2017 läuft die Ver- Erneuerbare Energien Nr. 2 April 2017 9
SCHWERPUNKT nehmlassung der entsprechenden Verordnungen, welche in der Industrie oft unter 15 Rp./kWh. Für den Über- ab dem 1. Januar 2018 in Kraft treten sollen, unter der schuss, der zurück ins Netz fliesst, vergüten die Elektri- Voraussetzung, dass die Energiestrategie 2050 angenom- zitätswerke zweitens sehr unterschiedliche Tarife – die men wird. Die neuen Regelungen sind im Vergleich zu jährlich ändern können. Die Technischen Betriebe Wein- der lange vergeblich erhofften kostendeckenden Einspei- felden vergüten beispielsweise zusätzlich zu 4,95 Rp./ severgütung (KEV) eher weniger attraktiv. Die Produk- kWh Strompreis 9 Rp./kWh für den Herkunftsnachweis tion von erneuerbarer Energie wird mit der Energiestra- (HKN). Das ist der ökologische Mehrwert, mit dem Elekt- tegie 2050 nicht vergoldet – aber sie bringt Klarheit nach rizitätswerke die Nachhaltigkeit ihrer Ökostromprodukte einigen unsicheren Jahren. Konkret sind zwei Neuerun- belegen. Entsprechend meldet die Solar Regio Weinfel- gen von Bedeutung: den TG, dass sich die PV-Fläche in den letzten zwei Jah- ■ Die Einmalvergütung (EIV), die bislang auf Kleinanla- ren von 1 auf 2 m2 pro Einwohner verdoppelt hat. Im gen beschränkt war, kann nun von allen PV-Anlagen nahen Erlen TG bleiben die Dächer hingegen weitgehend in Anspruch genommen werden – dafür ist der PV- frei von Photovoltaik – dort zahlen die kommunalen Be- Produzent beim Stromverkauf dem Markt ausgesetzt. triebe nur 5 Rp./kWh. ■ PV-Anlagen, die grösser sind als 100 kWp, können al- Dieser lokalpolitische Einfluss wird die Entwicklung ternativ auf ein Einspeisevergütungssystem (EVS) mit nach dem Ende der nationalen KEV weiter prägen. Über Direktvermarktung hoffen, das anstelle der KEV tritt, die Einmalvergütung lassen sich mit den gegebenen be- aber mit um circa 20% reduzierten Tarifen nicht unbe- grenzten Mitteln mehr Anlagen fördern. Die Eigenver- dingt kostendeckend ist. Eine 2018 erstellte Anlage brauchspraxis ist für den nationalen Fonds billiger als erhält die Vergütung über 15 Jahre, aber wohl nur, die KEV, reduziert dafür die Einnahmen der Elektrizitäts- wenn vor Ende 2013 eine KEV-Anmeldung eingereicht werke. Einige Elektrizitätswerke sind dem Eigenver- wurde. Für Anlagen, die nach Ende 2013 angemeldet brauch gegenüber deshalb kritisch; und sie haben es in und nach Ende 2014 in Betrieb genommen wurden, ist der Hand, mit Gebühren, Leistungstarifen und tiefen die Teilnahme am EVS wohl nicht möglich – es wird Rückliefertarifen den PV-Zubau in Grenzen zu halten. wieder eine Warteliste geben, und nach fünf Jahren Die Einmalvergütung kommt mit der Auflage, dass die werden keine neuen Zusagen mehr erteilt. Anlage über mindestens 15 Jahre zu betreiben ist, was Vor Einführung der KEV 2008 war der sogenannte auf einen weiteren Nachteil der Investitionsvergütung 15-Räppler für Strom aus erneuerbaren Energien gän- hinweist. Bei einem attraktiv hohen Einspeisetarif würde gig – Solarstrom mit gut 50 Rp./kWh jedoch das teure ein Produzent möglichst viel Strom aus seiner Anlage Sorgenkind. Das neue EVS verspricht für Neuanlagen ab herausholen. Wenn er hingegen nur 4 Rp./kWh erhält, 2018 noch 11 Rp./kWh. Immerhin: Bei grösseren Anla- wie bei BKW, amortisiert sich der Aufwand für eine Rei- gen und idealen Verhältnissen ist heute Solarstrom ab nigung kaum. Ein Produzent mit einem KEV-Überbrü- 11 Rp./kWh produzierbar. Es bleibt jedoch ein Betriebs- ckungstarif betreibt beispielsweise PV-Anlagen auf ei- risiko, das wohl mit maximal 2% Kapitalverzinsung nur nem Wasserkraftwerk – hier gibt es keinen Eigenver- schwach abgedeckt ist. brauch. Das Einspeisevergütungssystem ist keine Alter- Abgesehen von den tieferen Fördertarifen sind die klare- native, da die Anlage kleiner ist als 100 kWp. ren Rahmenbedingungen für Eigenverbrauchsgemein- Glücklicherweise waren die Erträge in diesem Fall in den schaften von grosser Bedeutung: Ein Zusammenschluss letzten Jahren aufgrund der Verhältnisse so positiv, dass von Mietern, die gemeinsam Strom vom eigenen Dach die Anlage mit einer EIV schon bald abgeschrieben wäre. konsumieren, ist neu vom Netzbetreiber wie ein End- Sollte eine grössere Störung auftreten, wäre es ohne at- kunde abzurechnen (neuer Art. 18 EnG, siehe auch www. traktiven Rückliefertarif wirtschaftlicher, die Anlage vese.ch/evg). Auf Verordnungsebene sind jedoch diverse stillzulegen – was selbstverständlich im Sinne der Ener- Formalitäten in Diskussion, welche den Eigenverbrauch giewende nicht zielführend ist. wiederum verkomplizieren. Der Verband unabhängiger Energieerzeuger wehrt sich gegen unnötigen administra- EINSPEISEVERGÜTUNGSSYSTEM tiven Aufwand, begrüsst jedoch grundsätzlich die Klä- MIT DIREKTVERMARKTUNG rung, welche mit der Energiestrategie 2050 erzielt wird. Die Genossenschaft Solar St.Gallen (Solar-SG) hat seit 2012 sieben PV-Anlagen auf gemieteten Dächern finan- EINMALVERGÜTUNG, EIGENVERBRAUCH ziert und produziert nun jährlich rund 1 Mio. kWh Solar- Statt einer kostendeckenden Vergütung für die produ- strom. Wie schweizweit rund zwei Drittel der Solar- zierte Energie erhalten PV-Produzenten bei Inbetrieb- stromproduzenten erhält auch Solar-SG so weit keine nahme einmalig einen Beitrag von rund 20% an die In- Gelder aus dem nationalen KEV-Fonds. In den letzten vestitionskosten. Die Wirtschaftlichkeit einer PV-Anlage Jahren wurde die Perspektive auf eine kostendeckende zu berechnen, wird deutlich komplexer, da erstens ent- Einspeisevergütung (KEV) immer unsicherer. In der Stadt scheidend ist, wie viel Prozent der Solarstromproduktion St.Gallen war dank einer Übergangsvergütung der Stadt- zeitgleich vor Ort konsumiert wird. Bei einem Einfamili- werke eine gewisse Investitionssicherheit gegeben. An- enhaus liegt dieser Eigenverbrauchsanteil oft unter 30%. dere PV-Betreiber müssen ihren Solarstrom über Jahre Über 95% sind es hingegen bei der Bäckerei Schwyter, weit unter den Gestehungskosten an den Verteilnetzbe- auf der die Genossenschaft Solar St.Gallen eine PV-An- treiber verkaufen, beispielsweise die Solargenossenschaft lage betreibt. Auf diesem Anteil werden Netzbezugskos- Bichwil: Seit 2012 erhält sie von der St.Gallisch-Appen- ten eingespart – beim Einfamilienhaus über 20 Rp./kWh, zellischen Kraftwerke AG (SAK) rund 6 Rp./kWh. Das 10 Erneuerbare Energien Nr. 2 April 2017
SCHWERPUNKT Elektrizitätswerk kann den Tarif jährlich anpassen: 2015 produktion zu fördern, müsste die Einspeiseprämie jähr- zahlte SAK 6,8 Rp./kWh, 2016 waren es 5,9, 2017 sind es lich statt quartalsweise festgelegt werden. Dann ist je- noch 5,45 Rp./kWh. Eigentümer von PV-Anlagen, die doch die Ost-West-Anlage im Nachteil, die prozentual grösser sind als 100 kWp, welche auf der KEV-Warteliste mehr im Sommer produziert. sind, werden neu die Wahl zwischen Einmalvergütung und Einspeisevergütungssystem haben. Diese Wahl will SCHLUSSFOLGERUNG UND AUSBLICK gut überlegt sein. Solar-SG hat 2013 drei PV-Anlagen in VESE ist sowohl gegenüber der EIV als auch gegenüber Betrieb genommen, die grösser sind als 100 kWp und ins dem EVS mit Direktvermarktung in der geplanten Art EVS aufgenommen werden könnten. Die Vergütung ist kritisch. Der Verband argumentiert für einen schweizweit 20% tiefer. Für Betreiber von PV-Anlagen, die nicht wie klaren PV-Rückliefertarif für PV-Anlagen bis 100 kWp in Solar-SG eine kostendeckende Übergangsvergütung er- Anlehnung an den durchschnittlichen Haushaltsenergie- halten haben, ist die Vergütungsreduktion um 20% sehr tarif (abzüglich 8% Marge, wie ursprünglich auch vom unschön – sie haben nun schon zwei bis fünf Jahre weit BFE empfohlen wurde). Nichtsdestotrotz steht VESE klar unter Produktionskosten eingespiesen und werden die hinter der Energiestrategie 2050. Die Details der Verord- Anlagen womöglich nicht amortisieren können. Der von nungen sind zu verhandeln, doch die Richtung der Strate- der SSES gegründete Verband unabhängiger Energiever- gie stimmt. Die heutige Vorlage ist das Resultat langer sorger (VESE) spricht sich deshalb klar gegen diese in der Verhandlungen – oft zugunsten konservativer Energiepo- Verordnung vorgesehene nachträgliche Kürzung aus. litiker. Ein Nein wäre ein Rückschlag, der noch weniger Die Altanlagen, die vom EVS profitieren sollen, erhalten Planungssicherheit für erneuerbare Energien bedeuten höchstens über zwei Jahre nach Inkrafttreten der Energie- würde. strategie einen fixen Vergütungssatz ausbezahlt; an- Zukünftig können Lenkungsmechanismen einfacher und schliessend müssen sie den Strom wie Neuanlagen «direkt besser wirken als komplexe Verordnungen. Ein erster vermarkten» und erhalten von der EVS-Vollzugsstelle den Schritt wäre eine Herkunftsnachweis-Volldeklaration, Vergütungssatz minus einen quartalsweise festgelegten das heisst, es gäbe keinen Strom unbestimmter Herkunft. «Referenz-Marktpreis». (Bislang muss der KEV-Fonds auch In einem zweiten Schritt ist über den HKN eine CO2- nur die Differenz zwischen Vergütungssatz und Markt- Kompensation von Kohle- und Gasstrom einzufordern preis finanzieren, verrechnet den Marktpreis jedoch den und bei Atomstrom die volle Kostendeckung für Rück- Elektrizitätswerken.) Die Differenz – die Einspeiseprämie – bau und Entsorgung. Wasserkraft und neue erneuerbare gilt den Herkunftsnachweis ab, der alternativ auch ander- Energien wären konkurrenzfähig, wenn die nicht erneu- weitig vermarktet werden kann (ein Austritt aus dem EVS erbaren Energien ihre externen Kosten tragen würden. ist jederzeit möglich, aber keine Rückkehr). Die unabhängigen Energieerzeuger bleiben innovativ Elektrizitätswerke werden zukünftig wohl die Direktver- und richten sich nach dem Markt. Am 13. Mai 2017 lädt marktung anbieten; wichtig sind jedoch auch unabhän- die Genossenschaft Solar St.Gallen mit VESE/SSES zum gige Ausweichmöglichkeiten wie Fleco-Power. Die Di- Übersichtsreferat mit anschliessender Diskussion zur rektvermarkter erhalten von der EVS-Vollzugsstelle für Frage «Was bringt die ES 2050 den Solarstromproduzen- ihre Dienstleistung 0,55 Rp./kWh (für PV-Anlagen, we- ten?» ein und stellt ihre erste Eigenverbrauchs-PV-An- niger für Biomasse und Wasser, Art. 29 EnFV); das sind lage vor: Das Altersheim Rotmonten bezieht künftig gut bei 102 kWp rund 550 CHF/Jahr. Da das EVS begrenzt einen Drittel des Stroms direkt vom eigenen Dach. ist, ist auch das dazugehörige Direktvermarktungspoten- zial begrenzt. Die Direktvermarkter können theoretisch www.sses.ch/de/wissen/energiestrategie-2050- auch den Strom von EIV-Anlagen vermarkten – wobei eidgenoessische-volksabstimmung-vom-21-mai-2017/ die Rückliefertarife der Elektrizitätswerke oft doch at- traktiver sind als jene auf dem freien Markt. Die Direkt- http://www.vese.ch/es2050/ vermarktung soll einen Anreiz geben, die Produktion vermehrt auf die Nachfrage auszurichten. Der Direktver- www.pvtarif.ch markter mag einen Preis über dem Referenzmarktpreis erzielen – bei Solarstrom ist dies jedoch fraglicher als bei steuerbaren Biogasanlagen. NETZNUTZUNGSTARIFE Inwiefern lässt sich der Strom einer Anlage mit erhöhter Ein Teil der Stromversorgungsverordnung betrifft die Stromtarifgestal- Winterproduktion (in den Alpen) oder einer Ost-West- tung. Die Änderung, dass in Zukunft mindestens 70% über einen nicht Anlage über dem Referenzpreis verkaufen? Da die Ein- degressiven Arbeitstarif abgerechnet werden sollen, wird von VESE be- speiseprämie quartalsweise festgelegt wird, bringt eine grüsst. Als Kriterium für die Bildung von Kundengruppen wird jedoch erhöhte Winterproduktion keinen Mehrertrag: Eine Al- neu auf die Hausanschlussleistung abgestellt werden. Der im Entwurf penanlage mag zwar in grösserem Umfang einen hohen angegebene Wert von 15 kVA ist hier zu niedrig. Praktisch jedes Ge- Winterstrompreis erwirtschaften, erhält zu diesem aber bäude ist mit 17 kVA abgesichert, Neubauten und Gebäude mit hei- auch nur die kleine Einspeiseprämie. Was gleichwertig zungsunterstützender Wärmepumpe werden normalerweise mit min- ist wie eine hohe Sommerproduktion bei tiefem Strom- destens 27 kVA ausgelegt. Für PV-Anlagen-Besitzer würde die jetzt preis plus hohe Einspeiseprämie. In einer Simulation er- vorgeschlagene tiefe Grenze bedeuten, dass sie weiterhin einer neuen zielte eine Ost-West-Anlage auch kein besseres tieferes Kundengruppe (z.B. mit Leistungstarifen) zugeordnet werden könnten. Ergebnis, da der Strompreis am Morgen früh doch nicht VESE wird sich deswegen dafür einsetzen, diesen Wert auf 40 kVA immer höher ist als am Mittag. Um eine erhöhte Winter- anzuheben. (PD) Erneuerbare Energien Nr. 2 April 2017 11
SONNE DIREKTVERMARKTUNG EINMALVERGÜTUNG UND DIREKTVERMARKTUNG STATT KOSTENDECKENDER EINSPEISEVER GÜTUNG: DIESEN SYSTEMWECHSEL HAT DAS PARLAMENT MIT DEM ERSTEN MASSNAHMEN PAKET ZUR ENERGIESTRATEGIE 2050 EINGELÄUTET. DAS MARKTSYSTEM WIRD DADURCH ZWAR KOMPLIZIERTER, ES ENTSTEHEN ABER AUCH NEUE GESCHÄFTSFELDER, UND DER EIGEN VERBRAUCH WIRD IMMER WICHTIGER. NEUE SITUATION AUF DEM STROMMARKT TEXT: CHRISTINE ARNOLD IM sung attraktiver werden. «Das ist gut so», Nachteil: «Woher soll der Betreiber einer AUFTRAG VON SWISSOLAR/REDAKTION sagt Operto. «Gleichzeitig wird allerdings kleinen PVAnlage wissen, dass sein Auf das gesamte System des Strommarktes wand fair entlöhnt wird?» Für die Ein Die Förderung der erneuerbaren Energien komplizierter.» Für Privatpersonen und speisung des überschüssigen Solarstroms wird umgekrempelt. Das System, das bis Gewerbebetriebe mit kleinere Anlagen ist seien zudem intelligente Zähler nötig, für her als kostendeckende Einspeisevergü die neue Regelung eine Herausforderung. welche die EVU momentan überhöhte tung (KEV) bekannt war, wird marktnäher Sie verfügen kaum über die Kompetenzen Preise verlangen können. Hier sieht Operto ausgestaltet, und dezentrale Stromprodu und Mittel, um überschüssigen Strom Handlungsbedarf: «Der Gesetzgeber muss zenten werden stärker in die Pflicht ge selbst zu vermarkten. So kommen neue Rahmenbedingungen schaffen, die sicher nommen. Wegen der knappen Mittel wer Player auf den Markt. Einer dieser Player stellen, dass Strom zu angemessenen Prei den nur noch wenige Produzenten von der ist die Zürcher Firma Ampard: Sie bie sen verkauft werden kann und netzdienli KEV profitieren können. Viele müssen ih tet Solarstromspeicher an, die an den ches Verhalten gefördert wird.» ren Strom neu direkt am Markt verkaufen. AmpardSchwarmspeicher angeschlossen Gleichzeitig gewinnt die Einmalvergütung werden können. Ist überschüssiger Strom NEUE MÄRKTE an Bedeutung – sie kann neu auch für im Netz vorhanden, werden die intelligent Auch vom Netzstrom unabhängige Strom grosse Anlagen bezogen werden und vernetzten Speicher mit Netzstrom gela versorgung könne bald attraktiver wer deckt rund 25 Prozent der Investitions den. Im umgekehrten Fall werden sie an den. «Die Preise für PVAnlagen sinken. kosten. Um eine Anlage unter den neuen gezapft und Strom ins Netz eingespeist. Jene für Speichermöglichkeiten vermut Voraussetzungen wirtschaftlich zu betrei Mit dieser Lösung können die Anlagenbe lich auch», glaubt Operto. Und die EVU? ben, ist ein optimaler Eigenverbrauch nö treiber ihren Eigenverbrauch optimieren «Sie werden umdenken müssen. Von tig. Dafür können mit der Energiestrategie und gleichzeitig zur Stabilisierung des Stromlieferanten werden sie zu Anbietern 2050 nicht nur mehrere Parteien in einem Stromnetzes beitragen. Speicherlösungen von Gesamtenergielösungen», prognosti Gebäude, sondern auch verschiedene be können sogar eine Alternative zu einem ziert Operto. «Einige springen gerade auf nachbarte Häuser eine Eigenverbrauchs Ausbau des Stromnetzes sein, wie das Bei den fahrenden Zug auf.» EWZ, das EVU gemeinschaft bilden und so den Solar spiel des Schlossgutes Meggenhorn zeigt. der Stadt Zürich, verkauft Teile von PV strom von den eigenen Dächern gemein Ampard hat gemeinsam mit der ENPLA Anlagen und liefert den Käufern pro ge sam nutzen. GmbH ein Speichersystem entwickelt, das kauften Quadratmeter jährlich 80 kWh optimalen Eigenverbrauch und intelligen Solarstrom. So erhöht das EVU seine In GROSSE UMWÄLZUNGEN tes Einspeisemanagement ermöglicht und vestition in Solarenergie und sichert «Der Energiebereich steht in absehbarer so den Netzausbau unnötig macht. Dies, gleichzeitig den Absatz des Stromes. Die Zeit vor einer ähnlichen Situation wie die weil die stark schwankenden Einspeisun Elektrizitätswerke des Kantons Zürich Hotellerie mit Airbnb oder die Taxibran gen von Solarstrom lokal zwischengespei (EKZ) fassen mithilfe von Informations che mit Uber: Die Stromversorgung durch chert werden können und nicht über weite technologie dezentrale Einheiten zu einem die grossen Energieversorgungsunterneh Strecken transportiert werden müssen – virtuellen Kraftwerk zusammen, das eine men (EVU) wird mehr und mehr von einer und das meist zur Mittagszeit, wenn das Leistung in der Grössenordnung eines dezentralen Stromproduktion aus erneu Stromnetz sowieso stark belastet ist. konventionellen Kraftwerks besitzt. Zent erbaren Quellen abgelöst», sagt Gianni ral und intelligent gesteuert, trägt es zur Operto, Präsident der Dachorganisation RAHMENBEDINGUNGEN NÖTIG Netzstabilität bei. «Mit diesen Leistungen der Wirtschaft für erneuerbare Energien Operto begrüsst Anbieter wie Ampard: positionieren sich die EVU im Dienstleis und Energieeffizienz AEE SUISSE. Die «Gerade kleine Produzenten können mit tungsbereich und binden ihre Kunden, die Photovoltaik wird immer günstiger, der ihren kleinen Energiemengen auf dem zunehmend unabhängiger werden», er Eigenverbrauch damit immer lukrativer. Strommarkt nichts machen und sind auf klärt Operto. Und die Pflicht zur Direktvermarktung des solche Dienstleistungen angewiesen.» Stroms lässt eine netzdienliche Einspei Doch genau darin sieht er auch einen www.swisssolar.ch 12 Erneuerbare Energien Nr. 2 April 2017
PUBLIREPORTAGE ARRES – DAS SOLARDACH Arres – ÄSTHETISCH – INTELLIGENT – SCHNELL Basierend auf 25 Jahren Erfahrung in der Planung und Aus- das Solardach führung von Photovoltaikanlagen, wurde das Indachsystem durch die Solarmarkt GmbH entwickelt, welches höchste äs- thetische Ansprüchen erreicht und die Montagezeit mini- miert. Swiss Engineering, Swiss Finish Das Arres Solardach wurde von der Solarmarkt GmbH konzi- piert und stetig weiterentwickelt. Die Endfertigung des Arres Solardachs erfolgt in Aarau. Die Module stammen von Quali- tätsherstellern. Montagegeschwindigkeit Durch den einfachen Aufbau ist das Arres Indach-System ex- trem schnell und kostengünstig montiert. Die Rahmen der Solarmodule sind so konzipiert, dass sie ineinander einge- hängt und an die Dachlattung verschraubt werden. Einfacher geht es nicht. Kontakt: Solarmarkt GmbH, 5000 Aarau Tel. 062 834 00 81 info@solarmarkt.ch, www.solarmarkt.ch a k t i v für t t r auch a hnungs- o Zweitw tzer Besi Alles rund ums Wohneigentum Messedauer und Öffnungszeiten > Architektur / Hausbau > Bauland Freitag 19.5.2017 > Bauobjekte / Bauprojekte > Immobilien 13.00 – 20.00 Uhr > Bau- / Baunebengewerbe > Innenarchitektur > Energieeffizienz > Innenausbau Samstag 20.5.2017 > Gartenbau > Inneneinrichtung / Wohndesign 10.00 – 17.00 Uhr > Haustechnik > Modernisierung / Sanierung > Rechts- und Steuerberatung Sonntag 21.5.2017 > Versicherungen / Finanzierung 10.00 – 17.00 Uhr > Wellness Wo WohnTRäume wahr werden. Erneuerbare Energien Nr. 2 April 2017 13
SONNE PHOTOVOLTAIK MEYER BURGER TECHNOLOGY AG SCHREIBT IM JAHR 2016 NETTO ZWAR IMMER NOCH EINEN VERLUST. ANGESICHTS STARK STEIGENDER AUFTRAGSEINGÄNGE, SINKENDER KOSTEN UND EINES PROSPERIERENDEN PV-MARKTS GEHT MAN ABER VON EINER ROSIGEREN ZUKUNFT AUS. NEUE STANDARDS SETZEN TEXT: BEAT KOHLER Technologie. PERC steht für passivated sel zum Erfolg, so Brändle. Dafür setzt emitter rear cell und ist eine Upgrade- man erstmals im industriellen Massstab 2016 war für Meyer Burger ein schwieri- Technologie zur Steigerung der Wirkungs- auf die Heterojunction-Zelltechnologie, ges Jahr. Eines in einer ganzen Reihe von grade von normalen AL-BSF(aluminium welche eine noch höhere Stromausbeute schwierigen Jahre. «Es war ein Jahr des back surface field)-Solarzellen. Meyer verspricht. Aktuell erreicht das modernste Wechsels, ein Übergangsjahr», konstatiert Burger verspricht bei einem Standardmo- Glas-Glas-Modul mit 60 HJT-Zellen auf der neue Verwaltungsratspräsident Alex- dul mit 60 Zellen eine Leistungssteigerung beiden Seiten eine Leistung von 384 ander Vogel, der Peter Wagner abgelöst von 15 Wp. Diese Upgrade-Technologie Watt – immerhin fast 100 Watt mehr als hat. Die anstehende Rekapitalisierung und setzt sich unter anderem auch darum die modernsten PERC-Mono-Module. der Personalabbau waren schon vor Jah- durch, weil sie in bestehende Produktions- Doch ist die PV-Industrie insgesamt kon- resfrist angekündigt. Nur der Wechsel an strassen eingebaut werden kann. Viele der servativ, wie auch der neue CEO schon der Spitze nicht. Doch der scheint in der grossen Produzenten wie JA-Solar, Trina- weiss. Bis eine der grossen Firmen auf die Rückschau für das Gelingen des Neustar- Solar, JinKO oder Q-Cells, die auch zu den nächste Technologie setzt, dauert es oft tes und das Finden der notwendigen Kunden von Meyer Burger gehören, rüs- länger, als den Maschinenbauern lieb ist. neuen Geldmittel unabwendbar gewesen ten jetzt nach, wie auch die fortlaufenden Die Grundlagen der HJT sind schon seit zu sein. So konnte CEO Hans Brändle, der Meldungen über neue Aufträge von Meyer Langem vorhanden. Ob Meyer Burger auf Anfang Jahr Peter Pauli an der Spitze Burger zeigen. PERC-Upgrades machen diese ebenfalls zum Industriestandard ma- des Thuner Solarherstellers abgelöst hat, rund zwei Drittel des gesamten Umsatzes chen kann, wird sich zeigen. Brändle sieht nach nicht einmal 100 Tagen im neuen des Thuner Unternehmens aus. Im Mo- einen langfristig positiven Trend in der Amt an der Bilanzmedienkonferenz Zu- ment ist die Auslastung so hoch, dass Solarenergie. PV-erzeugte Energie werde versicht verbreiten. Der Grundstein für Aufträge von Standorten in Deutschland in den kommenden Jahren und Jahrzehn- eine erfolgreiche Zukunft sei gelegt. Erst- und China zumindest kurz- und mittel- ten einen immer wichtigeren Platz in der mals seit 2011 kann das Unternehmen vor fristig ins Berner Oberland verschoben gesamten zukünftigen Energieversorgung Abschreibungen und Steuern ein positives werden. Das ist für den vom Abbau des einnehmen, zumal PV-Strom schon heute Resultat von 10,5 Millionen Franken vor- vergangenen Jahres betroffenen Standort in vielen Ländern konkurrenzfähig sei. weisen. Unschön ist für den Solarherstel- eine erfreuliche Meldung. Für den Schweizer Markt hofft er, dass das ler, dass unter dem Strich immer noch Stimmvolk am 21. Mai der Energiestrate- eine rote Zahl steht. 97,1 Millionen Fran- AN DER SPITZE BLEIBEN gie 2050 zustimmt. ken Verlust schrieb das Unternehmen im Ein grosser Teil des Geschäfts spielt sich Jahr 2016. Kein Wunder legt der neue CEO aber auch in Zukunft in Asien ab. China den Fokus auf die Rentabilität, was er sei- ist einer der grössten Treiber im Markt. nem Team auch stetig vor Augen halte, Ohne Spitzentechnologie und Innovation erklärte Brändle. werde man in diesem Markt keine Chance haben, so Brändle. Bis jetzt habe man die MOMENTUM AUSNUTZEN Position an der Spitze halten können, was Das Team um CEO Brändle ist überzeugt, auch in Zukunft grosser Anstrengung be- dass auch beim Gewinn der Kurswechsel dürfe. Bei Meyer Burger in Thun glaubt geschafft werden kann. Meyer Burger man nach wie vor an den Standort schätzt, dass der Photovoltaikmarkt in Schweiz. Dies wegen der gut ausgebilde- den kommenden Jahren weltweit konstant ten, hochqualifizierten Fachkräfte, des Foto: Beat Kohler zweistellige Zuwachsraten aufweisen Ausbildungswesens und des Forschungss- wird. Entsprechend braucht es neue Pro- tandortes Schweiz. Um weiter an der duktionskapazitäten und damit auch neue Spitze zu bleiben, will das Unternehmen Maschinen von Meyer Burger. Dabei sei es auch in Zukunft die Industriestandards «Wenn man die Fortschritte der Photovoltaik auf gelungen, in verschiedenen Bereichen den setzen. Dafür müssen immer billigere, im- der Kostenseite anschaut, sind wir in vielen Industriestandard zu setzen, so Brändle. mer leistungsfähigere Solarzellen gebaut Ländern bereits so weit, dass Solarstrom wettbe So unter anderem bei der Beschichtung werden können. Mehr Watt pro Zelle zu werbsfähig ist und Netzparität erreicht hat», stellt der Zellen mit der sogenannten PERC- immer günstigeren Preisen sei der Schlüs- der CEO von Meyer Burger, Hans Brändle, fest. 14 Erneuerbare Energien Nr. 2 April 2017
POLITIK UND WIRTSCHAFT JAHRESTAGUNG 2017 DES ENERGIE-CLUSTER.CH DIE ERDE SOLL SICH NICHT ZU STARK ERWÄRMEN – DAS IST DAS ZIEL, AUF DAS SICH DIE WELTENGEMEINSCHAFT 2015 GEEINIGT HAT. IN DER SCHWEIZ STEHT DIE RATIFIZIERUNG DES ABKOMMENS NOCH AUS. WAS BEDEUTET ES FÜR UNSER LAND UND UNSERE ENERGIEPOLITIK? DIESE FRAGE WIRD AN DER JAHRESTAGUNG DES ENERGIE-CLUSTER.CH AM 15. MAI 2017 IM STADE DE SUISSE DISKUTIERT. DAS ÜBEREINKOMMEN VON PARIS UND WIR TEXT: PRESSEDIENST gute Basis. Protagonisten aus all diesen volles Networking ein. Nutzen Sie diese Teilen der Gesellschaft werden an der Jah- Gelegenheit! Die klimatischen Veränderungen auf un- restagung 2017 des energie-cluster.ch zu serer Erde sind seit einigen Jahren ein Wort kommen. www.energie-cluster.ch/de/veranstaltungen vorrangiges Thema der Weltpolitik. Der- zeitige Szenarien gehen von einer Erwär- OFFENER AUSTAUSCH ZU mung von 4° bis 6° C aus, wenn nicht KONTROVERSEN FRAGEN schnell entgegengesteuert wird. Und ener- Renommierte und erfahrene Referentin- gischer denn je versucht man, Zukunfts- nen und Referenten gehen auf die teil- JAHRESTAGUNG 2017 DES szenarien zu skizzieren, welche den Um- weise komplexen Fragen mit hoher Zu- ENERGIE-CLUSTER.CH gang mit der Energie auf Jahre hinaus kunftsrelevanz ein. In zwei Diskussions- Herausforderungen & Umsetzung festlegen. Das Übereinkommen von Paris runden können die Teilnehmenden Fragen Übereinkommen von Paris liefert ein Element der Verbindlichkeit stellen und weitere Sichtweisen einbrin- Montag, 15. Mai 2017, und hat eine Messlatte gesetzt, mit der gen. Verschiedene, innovative Unterneh- 13.00 bis 17.00 Uhr, Stade de Suisse, Forderung, die Erwärmung der Erdatmo- men legen dar, wie sie mit den Zielen des Papiermühlestrasse 71, 3014 Bern sphäre über 2° C gegenüber der vorindus- Pariser Abkommens umgehen. Akzeptie- triellen Zeit steigen zu lassen. Wissen- ren sie sie? Kann aus unternehmerischer Weitere Informationen: schaft, Politik und Wirtschaft sind darum Sicht ohne Verlust der Wettbewerbsfähig- Saskia Göttschi, Projektleiterin bemüht, ihre Bedürfnisse in diese Szena- keit dazu überhaupt ein Beitrag geleistet energie-cluster.ch, 031 381 24 80, rien einzugliedern und sie mit dem Kima- werden? Wie alle Veranstaltungen des Monbijoustrasse 35, 3011 Bern, abkommen vereinbar zu machen. Die Ab- energie-cluster.ch räumt auch die Jahres- saskia.goettschi@energie-cluster.ch, stimmung zum Energiegesetz bietet eine tagung 2017 genügend Zeit für ein wert- www.energie-cluster.ch Bild: Energiecluster
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