Erneuerbare Energien - SSES

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Erneuerbare Energien - SSES
Erneuerbare                         14 PHOTOVOLTAIK
                                                            Meyer Burger schafft den

                        Energien
                                                            ersten Schritt zum Turnaround

                                                            18 GEOTHERMIE
                                                            Solarenergie kann mithelfen,
                                                            Erdsonden zu regenerieren

                                                            22 CO 2
                                                            Schweizer Unternehmen schei-
                                                            det Klimagas aus der Luft ab

Nr. 2   April 2017

Eine Publikation der SSES in Zusammenarbeit mit Swissolar

NEUES ENERGIEGESETZ
REGELT DEN ZUBAU
DER SOLARENERGIE NEU
SEITE 8
Erneuerbare Energien - SSES
/ Perfect Welding / Solar Energy / Perfect Charging

                                                                                       KOMPROMISSLOSE
                                                                            UnabhängIgKEIt ISt MögLIch.
                                                                           wEIL wIR SOnnEnEnERgIE tag
                                      

                                                                            Und nacht nUtzbaR MachEn.
            

                                          
         

                 25
                                          SchwEIz
                                 JahRE
      FROnIUS

                                      US

                hw                                          / Das Fronius Energy Package rund um den Fronius Symo Hybrid (3, 4 und 5 kW), die Fronius Solar Battery
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                                 FR                 (4,5 – 12,0 kWh) und den Fronius Smart Meter ist die kompromisslose Speicherlösung am Markt. Das Resultat sind
                                                                                     maximale Flexibilität und höchste Eigenversorgung. Mehr unter www.fronius.ch

Ins-SE_Energy_Package_Jubi 183x134_DE.indd 1                                                                                                              01.02.17 19:03
Erneuerbare Energien - SSES
EDITORIAL                                                INHALT

WEIBELN FÜR DIE                                                                             Aktuell                                         4

ENERGIESTRATEGIE 2050                                                                       Schwerpunkt

                                                                                            Energiestrategie 2050: Die Verordnungen
                                 Die Allianz, die hinter der Energiestrategie 2050 steht
                                                                                            zum neuen Energiegesetz liegen bereits
                                 ist breit. Nicht nur sämtliche grossen politischen Par­
                                                                                            auf dem Tisch.                          8
                                 teien der Schweiz – mit Ausnahme der SVP – stehen
                                 hinter der Vorlage, auch der Schweizerische Gewerbe­
                                                                                            Sonne
                                 verband, der Bauernverband, swisscleantech, selbst­
                                 verständlich die SSES und viele weitere Organisatio­
                                                                                            Photovoltaik: Meyer Burger hat den
                                 nen unterstützen die Vorlage klar.
                                                                                            ersten Schritt hin zu einem erfolg-
                                                                                            reichen Turnaround geschafft.                  14
                                 Nun die Hände in den Schoss zu legen, wäre aber ver­
                                 fehlt. Denn es braucht nicht eine Mehrheit der Par­
                                                                                            Politik und Wirtschaft
                                 teien, Organisationen und Verbände, sondern eine
                                 Mehrheit des Stimmvolkes, welche dieser Strategie
                                                                                            Energiecluster: An der diesjährigen
                   Beat Kohler   zustimmt. Von daher gilt es bis zum Abstimmungster­
                     Redaktor
                                                                                            Tagung wird die Umsetzung der
                                 min am 21. Mai noch viel Aufklärungsarbeit zu leisten
                                                                                            Klimaziele von Paris thematisiert.             15
                                 und zu zeigen, dass die Nutzung der erneuerbaren
                                 Energien funktioniert. Viele Private, aber auch Ge­        Elektromobilität: Solarenergie und
                                 werbler und Firmen erleben dies mit ihren eigenen          Elektromobilität bilden ein gut
                                 Anlagen schon heute tagtäglich und können ihre Er­         funktionierendes Gespann.                      16
                                 fahrungen weitergeben.
                                                                                            Erdsonden: Die Regeneration von
                                                                                            Erdsonden mit Solarenergie wird immer
                                 Mit der Annahme der Energiestrategie werden nicht
                                                                                            beliebter.                            18
                                 alle Energieprobleme auf einen Schlag gelöst. Es wird
                                 aber der Weg zur Energiewende festgeschrieben. Die
                                                                                            Forschung
                                 Meilensteine sind damit klar definiert, und ein Ziel ist
                                 festgelegt. Ich wage es, zu behaupten, dass wir da­
                                                                                            CO2-Abscheidung: Eine Schweizer Firma
                                 durch rascher den notwendigen Zubau an erneuerba­
                                                                                            entwickelt Spitzentechnologie und
                                 ren Energien erreicht haben werden, als dass wir in
                                                                                            nimmt Pilotanlage in Betrieb.         22
                                 der Schweiz den definitiven Standort für ein Endlager
                                 von hochradioaktiven Abfällen finden. Ein Nein zur
                                                                                            Flash                                          27
                                 Vorlage bedeutet ein Festhalten am unbefriedigen­
                                 den Status quo. Ein Ja hingegen markiert den Auf­
                                                                                            SSES-News
                                 bruch in eine nachhaltig erneuerbare Energiezukunft.
                                 Helfen Sie mit, das Schweizer Stimmvolk von einem          VESE-News
                                 JA zur Energiestrategie 2050 zu überzeugen.
                                                                                            Cartoon
                                                                           Beat Kohler

                                                                                            Branchenverzeichnis                            29

                                                                                            Impressum                                      31

                                                                                            Agenda                                         32

Liebe Mitglieder

Die elektronische Version der «Erneuerbaren Energien» finden Sie auf der Website
der SSES: www.sses.ch. Sie erhalten an dieser Stelle jeweils das Passwort für die
aktuelle Ausgabe. Benutzername: ee/er_abo Passwort: surya

                                                                                            Titelbild: Beat Kohler

                                                                                                 Erneuerbare Energien Nr. 2   April 2017    3
Erneuerbare Energien - SSES
AKTUELL

                             PELLETPREISE                                                                                          POTENZIAL VON
                             März 2016 bis März 2017                                                                               HAUSFASSADEN
                             Pelletpreise in CHF/t (inkl. MwSt. und Lieferung)
                                                                                                                                   Die neue interaktive Anwendung sonnen­
                                                                                                                                   fassade.ch zeigt, wie geeignet die Fassaden
                                                                                                                                   der eigenen Immobilie sind, um Solar­
                                                                                                                                   energie zu produzieren. Rund die Hälfte
                                                                                                                                   des Gebäudebestands ist bereits auf son­
                                                                                                                                   nenfassade.ch erfasst. Bis Mitte 2019 wer­
                                                                                                                                   den alle Hausfassaden der Schweiz online
Grafik: www.pelletpreis.ch

                                                                                                                                   abrufbar sein, wie das Bundesamt für Ener­
                                                                                                                                   gie mitteilt. In einem Gemeinschaftsprojekt
                                                                                                                                   erarbeiten das BfE, das Bundesamt für Lan­
                                                                                                                                   destopografie swisstopo sowie das Bundes­
                                                                                                                                   amt für Meteorologie und Klimatologie
                                                                                                                                   MeteoSchweiz diese interaktive Anwen­
                             Der Index ist ein Durchschnittspreis, der sich aus den Preisangaben verschiedener Pelletlieferanten   dung. Auf sonnenfassade.ch kann mit
                             zusammensetzt.                                                                                        wenigen Klicks abgefragt werden, wie viel
                             © www.pelletpreis.ch, jeden Monat die aktuellen Pelletpreise                                          Strom und Wärme die eigene Fassade pro­
                                                                                                                                   duzieren könnte. Die Anwendung ver­
                                                                                                                                   knüpft dazu Daten zur Grösse und Orien­
                             VOM POSTROLLER ZUM                                                                                    tierung der einzelnen Fassadenfläche mit

                             ENERGIESPEICHER                                                                                       satellitenbasierten Daten zur Sonnenein­
                                                                                                                                   strahlung. Das effektiv realisierbare Poten­
                             Für die Briefzustellung stehen bei der Schweizerischen Post seit Längerem gelbe Zwei­ und             zial kann von den berechneten Werten ab­
                             Dreiräder mit Elektroantrieb und Batteriespeicher im Einsatz – inzwischen rund 6300 Stück.            weichen. sonnenfassade.ch ersetzt daher
                             Nach etwa sieben Betriebsjahren haben die eingesetzten Batterien noch eine Speicherkapa­              keine Fachberatung. Im Februar 2016 hat
                             zität von knapp 80 Prozent – zu wenig, um weiter für den Postbetrieb eingesetzt werden zu             das BfE bereits die interaktive Anwendung
                             können. Deshalb lancierte die Post gemeinsam mit verschiedenen Partnern in der Umwelt                 sonnendach.ch lanciert. Diese zeigt, ob das
                             Arena Schweiz das Projekt «Ein zweites Leben für Postrollerbatterien», in dem die aus­                eigene Hausdach für die Nutzung von
                             sortierten Batterien als stationäre Energiespeicher eingesetzt werden und bestmögliche Res­           Solarenergie geeignet ist.
                             sourcennutzung garantieren. Dabei wird gezeigt, wie ausgediente Batterien in Gebäuden                                         Pressedienst/Redaktion
                             mit Solaranlagen als stationäre Stromspeicher weiterhin Verwendung finden und dafür sor­
                             gen, dass auch dann noch Strom zur Verfügung steht, wenn die Sonne nicht scheint oder
                             der Wind nicht bläst. Die erste Second­Life­Batterie speichert in der Umwelt Arena Schweiz
                             den Strom, welcher von den beiden grossen Solarblumen vor dem Gebäude produziert
                             wird. Die Post ist auch Ausstellungspartnerin der Umwelt Arena Schweiz und zeigt im Be­
                                                                                                                                   KLARES ZEICHEN
                             reich Recycling City den Lebenszyklus von Batteriespeichern. Neu können die Besucher                  Die Ernst Schweizer AG und die DOMA So­
                             ausserdem die dreirädrigen Postelektroroller auf dem Indoor Parcours der Umwelt Arena                 lartechnik GmbH zeigen ihr Engagement
                             Probe fahren.                                                           Pressedienst/Redaktion        für die Solarbranche durch die Investition in
                                                                                                                                   den Standort Satteins. Der Erwerb umfasst
                                                                                                                                   ein Bürogebäude und zwei Industriehallen
                                                                                                                                   mit anliegenden Grundstücksflächen. Mit
                                                                                                                                   dem Bekenntnis zum Standort Satteins
                                                                                                                                   werde auch der Grundstein für ein weiter­
                                                                                                                                   hin erfolgreiches wirtschaftliches Wachs­
                                                                                                                                   tum gelegt. DOMA, Marktführer für Solar­
                                                                                                                                   thermie­ und Photovoltaikanlagen in West­
                                                                                                                                   österreich, produziert im Energiepark West
                                                                                                                                   in Satteins seit 1999 solarthermische Kol­
                                                                                                                                   lektoren und nutzt diese Örtlichkeit ge­
                                                                                                                                   meinsam mit Schweizer als Zentrallager
                                                                                                                                   Europa. Darin werden die Photovoltaik­
                                                                                                                                   Montagesysteme der Produktreihe MSP
                                                                                                                                   kommissioniert und verschickt. Für Schwei­
                                                                                                                                   zer ist es von Vorteil, über einen Standort in
                                                                                                                                   der EU zu verfügen, der nahe der Schwei­
Bild: post.ch

                                                                                                                                   zer Grenze liegt, vom Hauptsitz in Hedin­
                                                                                                                                   gen schnell erreichbar und entwicklungs­
                                                                                                                                   fähig ist.               Pressedienst/Redaktion

                             4     Erneuerbare Energien   Nr. 2   April 2017
Erneuerbare Energien - SSES
AKTUELL

1. PV­INDUSTRIETAG                                                      ALLE MINERGIEHÄUSER
140 interessierte Fachleute aus der Schweizer Photovoltaikbranche       DER SCHWEIZ
verfolgten die Referate am 1. PV­Industrietag des PV­Labors der Ber­
ner Fachhochschule in Burgdorf. Ziel des 1. PV­Industrietages war die
Vorstellung von Projekten der angewandten Forschung im Bereich
der Photovoltaik. Der Königsweg vieler Projekte nutzt die KTI­Förde­
rung, die sich speziell an Schweizer KMU richtet. Wie das richtig ge­
macht wird, erläuterte KTI­Innovationsmentor Brendan Hughes. For­
scher des PV­Labors stellten dann realisierte und aktuelle Projekte
vor, von der dezentralen Warmwasseraufbereitung in Mehrfamilien­
häusern bis zum neuartigen PV­Modulwechselrichter. Mehrere Refe­

                                                                                                                                                   Bild: map.geo.admin.ch
rate behandelten die Nutzung von Solarstrom im «Eigenverbrauch».
Gemäss den verschiedenen Referenten ist dies immer mehr der
Schlüssel für eine wirtschaftlich erfolgreiche PV­Anlage ohne Förde­
rung. Junge Forschende des PV­Labors präsentierten ihre Projekte
zur Qualitätskontrolle von PV­Anlagen, zur Leistung von farbigen
PV­Modulen und zu Sensoren zum Detektieren von Schnee auf PV­           Auf der neuen interaktiven Karte zu Minergiegebäudestandorten in
Anlagen. Viel Interesse fand die Besichtigung der Labors, in denen      der Schweiz findet man alle bisher realisierten Projekte. Zu jedem
das PV­Labor arbeitet. Sie wurden kontinuierlich seit Bestehen des      Standort gibt es Informationen zum jeweiligen Gebäude und dessen
Gebäudes 1993 aufgebaut. So werden heute PV­Wechselrichter und          Zertifizierung. Über 43 000 Minergiegebäude gibt es bereits in der
­Batterien wie PV­Module gemessen. Das dient den Schweizer PV­          Schweiz. Darin leben über eine halbe Million Menschen. Die neue
Anwendern. Mit verschiedenen PV­Anlagen wird die Langzeitstabili­       interaktive Karte zeigt, welches Minergiegebäude in Ihrer Nähe
tät der Photovoltaik gemessen und verbessert. Dazu steht dem PV­        steht. Der Dateninhalt wird vom Verein Minergie zur Verfügung ge­
Labor ein eigenes Hochspannungslabor zur Verfügung, mit dem             stellt.                                                        (PD)
Blitzeinschläge und ihre Wirkung getestet werden können. (PD/BK)        map.geo.admin.ch

SOLARMARKTTRENDS – STEIGENDES WACHSTUM DANK
SINKENDEN PREISEN
In den USA wurden 2016 über 14,7 GW an          Emirate (UAE) unterzeichneten der lokale
neuer PV­Leistung installiert und damit der     Versorger ADWEA sowie Marubeni und
Zubau gegenüber 2015 fast verdoppelt. So­       Jinko Solar einen Vertrag über ein neues So­
lar, gefolgt von Wind und Gas, stelle damit     larkraftwerk mit einer Kapazität von 1,2 GW.
zum ersten Mal die Nr. 1 bei den neu zuge­      Gemäss Medienberichten soll der verein­
bauten      Stromkapazitäten.   Europäische     barte Preis des dazugehörigen Stromabnah­
Stromversorger wie Innogy, E.On und Enel        mevertrages (PPA) bei USD 24,2/MWh lie­
entwickeln sich zu wichtigen Investoren in      gen und wäre damit sogar niedriger als bei
die Solarenergie. Diese Unternehmen haben       traditionelle Energiequellen. Unter den chi­
                                                                                                Dr. Matthias Fawer        Christian Rath
nach gewissem Zögern ihre Strategien ange­      nesischen Solarmodullieferanten herrscht ein
passt und einen eigenen Solarentwicklungs­      brutaler Preiskampf. Mittlerweile sind die      Panasonic das 20­Jahr­Jubiläum seiner HIT­
bereich aufgebaut oder akquiriert. Damit        Modulpreise schon fast auf 30 US­Cents pro      Solarmodulproduktion. Über 18 Millionen
wird der Solarmarkt von der Strombranche        Watt gefallen und entsprechend kommen           solcher Module wurden schon verkauft. Eine
noch breiter unterstützt und erhält einen       auch die Preise für Polysilizium, Wafer und     Erhöhung der Produktgarantie von 15 auf 20
dringend notwendigen Schub. Eine in Frank­      Zellen wieder stärker unter Druck. Auf der      Jahre soll das Vertrauen in die Module noch
reich verabschiedete Eigenverbrauchsrege­       anderen Seite kündigte die chinesische Re­      weiter stärken. SMA Solar kündigte eine
lung könnte den Verkauf von Stromspei­          gierung die Schliessung von Kohlekraftwer­      neue String­Wechselrichter­Technologie an,
chern für Eigenheime ankurbeln. Durch das       ken mit einer Gesamtkapazität von mehr als      welche die Energiedichte verdoppelt und die
neue Gesetz sind die Netzbetreiber angehal­     50 GW an. Wichtigster Grund hierfür ist die     Produktkosten weiter senken soll. In der
ten, Solaranlagen mit bis zu EUR 800,–/kW       hohe Luftverschmutzung in vielen Regionen       Schweiz können beim heute geltenden Kos­
zu unterstützen. Dafür soll jedoch der Ein­     des Landes. Die beiden US­basierten integ­      tendeckel von 1,5 Rp./kWh keine neuen
speisetarif für Solarstrom halbiert werden.     rierten Solarunternehmen First Solar und        KEV­Kontingente freigegeben werden. Für
Die Abschottungsabsichten der USA von           SunPower mussten Restrukturierungen und         Solaranlagen unter 30 kW wird deshalb
Mexiko verstärken dort den Willen, die er­      Entlassungen vornehmen und verloren 2016        empfohlen, sich für die Einmalvergütung zu
neuerbaren Quellen und das Stromnetz aus­       trotzdem viel Geld. FirstSolar befindet sich    entscheiden. Bei einem Ja zur Energiestrate­
zubauen, um unabhängiger von Importen zu        im Moment in einer Übergangsphase und           gie 2050 am 21. Mai 2017 würde der Netz­
werden. Davon könnten ironischerweise US­       plant in den kommenden Monaten den              zuschlag ab 2018 auf 2,3 Rp./kWh erhöht
Solarfirmen profitieren, welche ihre Dienst­    Wechsel von seinen bisherigen Serie­4­Mo­       werden.
leistungen gerne in neue Märkte exportieren     dulen auf die nächste, deutlich grössere, Se­             Dr. Matthias Fawer und Balazs Magyar,
möchten. In den Vereinigten Arabischen          rie­6­Modulgeneration. Dieses Jahr feiert                  Nachhaltigkeits­Research, Vescore AG

                                                                                                     Erneuerbare Energien Nr. 2   April 2017   5
Erneuerbare Energien - SSES
AKTUELL

                         GLOBALSTRAHLUNG (W/m 2)                                                                     ANOMALIE (W/m 2)
                             Febrar 2017                                                                             Februar 2017
                                                                                                               260                                                                      55

                                                                                                               240                                                                      45

                                                                                                               220                                                                      35

                                                                                                               200                                                                      25

                                                                                                               180                                                                      15

                                                                                                               160                                                                      5

                                                                                                               140                                                                      −5

                                                                                                               120                                                                      −15

                                                                                                               100                                                                      −25
Grafiken: MeteoSchweiz

                                                                                                               80                                                                       −35

                                                                                                               60                                                                       −45

                                                                                                               40                                                                       −55
                              missing data                                                                            missing data
                                                                                         © MeteoSwiss                                                             © MeteoSwiss
                                                                               SIS v2.3.3 , 2017−03−02 12:00                                            SIS v2.3.3 , 2017−03−02 12:00

                         ERSTES ELEKTROSCHIFF FÜR DIE                                                                                GROSSER ZUBAU
                         FISCHZUCHT IN NORWEGEN IN BETRIEB                                                                           86% der 2016 neu installierten Kraftwerks-
                         Siemens hat für das weltweit erste batterieelektrische Arbeitsschiff im Auftrag des lokalen                 leistung zur Stromproduktion in Europa ist
                         Schiffbauunternehmens Ørnli Slipp das komplette elektrische Antriebs- und Steuerungssys-                    erneuerbar: Wind hatte einen Anteil von
                         tem entwickelt und geliefert, wie das Unternehmen mitteilt. Das Doppelhüllenschiff ist rund                 51% am gesamten Zubau, Solarstrom von
                         14 Meter lang und acht Meter breit und benötigt täglich rund 50 Minuten zur rund zwölf                      27%. 2016 stammten in Europa 10,4% des
                         Kilometer entfernt gelegenen Fischzuchtstation. An normalen Arbeitstagen, etwa acht                         Stroms aus Windenergie, in der Schweiz le-
                         Stunden, ist ein hundertprozentiger Batteriebetrieb möglich. Die «Elfrida» hat als Heimat-                  diglich knapp 0,2%. Täglich gingen 2016
                         hafen die norwegische Insel Frøya und fährt seit Februar zur See. Ausgerüstet wird das                      in der EU durchschnittlich zwölf neue
                         Schiff mit einem elektrischen Antriebssystem, das ein Energiemanagementsystem, Strahl-                      Windenergieanlagen in Betrieb. Dank dem
                         ruder- und Propellersteuerungen sowie die Fernüberwachung umfasst. Die Technologie                          kräftigen Zubau ist die Windenergie in der
                         wurde im norwegischen Trondheim entwickelt und basiert auf Lösungen, die für Offshore-                      EU neu die zweitwichtigste Stromprodukti-
                         Schiffe konzipiert wurden. Das elektrische Antriebssystem spare nicht nur Treibstoff, son-                  onstechnologie hinter den Gaskraftwerken,
                         dern auch Betriebskosten, denn ein Elektromotor müsse weit seltener gewartet werden als                     aber noch vor den Kohlekraftwerken. Ins-
                         ein Dieselmotor, erklären die Entwickler. Vom Antrieb profitieren auch die Arbeiter auf der                 besondere im Winter spielt die Windener-
                         «Elfrida», da die Abgase, Vibrationen und der Lärm wegfallen, die der Dieselmotor verur-                    gie eine bedeutende Rolle bei der erneuer-
                         sacht. Siemens ist Vorreiter als Anbieter grüner Lösungen im Schiffbau: Nach der «Am-                       baren Energieversorgung, dann ergänzt
                         pere», der ersten Elektrofähre der Welt in Norwegen, sowie einem Auftrag der finnischen                     diese als Teamplayer die Sonnen- und Was-
                         Schifffahrtsgesellschaft FinFerries folgte 2016 ein dritter Auftrag des norwegischen Fährbe-                serkraft, die in den Wintermonaten weni-
                         treibers Fjord1. In Norwegen ist der Einsatz von Elektroschiffen besonders sinnvoll, denn                   ger produzieren. Der Anteil von Windstrom
                         das Land erzeugt seinen Strom ausschliesslich aus erneuerbaren Quellen. Daher werden bei                    am Strommix in Dänemark, dem EU-Spit-
                         der Stromerzeugung keine Treibhausgase ausgestossen. Alleine die Fischereiflotte, die                       zenreiter, betrug 2016 36,8%, gefolgt von
                         heute etwa 400 Millionen Liter Diesel im Jahr verbraucht, könnte mit der Umstellung auf                     Irland mit 27% und Portugal mit 24,7%.
                         Elektroantrieb ihren Treibstoffbedarf um 80% senken. Das ist ein wesentlicher Beitrag zu                    Insgesamt elf Länder decken über 10% ih-
                         der 40-prozentigen Reduktion des Treibhausgases CO2, zu dem sich die norwegische Regie-                     res Strombedarfs mit Windenergie. Neben
                         rung verpflichtet hat.                                                   Pressedienst/Redaktion             den oben genannten sind dies Zypern, Spa-
                                                                                                                                     nien, Deutschland, Rumänien, Grossbritan-
                                                                                                                                     nien, Schweden, Litauen und Österreich.
                                                                                                                                     Auch die installierte Leistung in der Schweiz
                                                                                                                                     legte dank dem Repowering von vier Anla-
                                                                                                                                     gen auf dem Mont Crosin und dem Neu-
                                                                                                                                     bau von drei Anlagen auf dem Griespass
                                                                                                                                     um 25% zu, dies jedoch ausgehend von ei-
                                                                                                                                     nem sehr bescheidenen Niveau: Nur ge-
                                                                                                                                     rade knapp 0,2% des Strombedarfs der
                                                                                                                                     Schweiz stammen aus der Windenergie.
                                                                                                                                     Das Potenzial wäre weit grösser: 10% der
                                                                                                                                     Stromversorgung könnten 2050 mit Wind-
                                                                                                                                     strom gedeckt werden. Dieses Ziel hat Ös-
 Bild: Siemens

                                                                                                                                     terreich Ende 2016 mit 10,4% bereits über-
                                                                                                                                     troffen.
                                                                                                                                                              Pressedienst/Redaktion.

                         6         Erneuerbare Energien   Nr. 2   April 2017
Erneuerbare Energien - SSES
AKTUELL

FREILAND-PV-ANLAGEN                                                      75 GROSSSPEICHER GELIEFERT
IM IRAN AUFGEBAUT
Die deutsche Athos Solar GmbH mit Sitz in Heidelberg hat zwei leis-
tungsstarke Freiland-Photovoltaikanlagen als erster internationaler
Investor im Iran installiert und in Betrieb genommen, wie das Unter-
nehmen mitteilt. Die beiden Solaranlagen in der Provinz Hamedan
nahe der Hauptstadt Teheran sind mit einer Fläche von je zehn Hek-
tar die ersten ihrer Grösse im Iran überhaupt. Zusammen kommen

                                                                                                                                                    Bild: Jenni Energietechnik AG
sie auf eine Gesamtleistung von 14 MWp. Der Grossteil der Anla-
gen einschliesslich der rund 40 000 Photovoltaikmodule von Cana-
dian Solar musste in den Iran importiert werden. Die Kosten von
knapp 20 Millionen Euro für den Bau der Solaranlagen finanzierte
Athos Solar als Investor komplett aus Eigenkapital. Weitere Projekte
im Iran und in anderen Ländern der Region sind nach den guten Er-
fahrungen mit den beiden Anlagen in Hamedan in Planung, voraus-          Wie die Jenni Energietechnik AG mitteilt, konnte sie bereits den
gesetzt, die politischen Rahmenbedingungen bleiben stabil.      (PD)     75. Grossspeicher Swiss Solartank nach Chemnitz liefern. Weitere
                                                                         Grossspeicher für FASA AG seien zurzeit in Arbeit. Darunter der

VARTA STARTET MIT                                                        grösste Speicher, den Jenni für einen Kunden bis jetzt geliefert hat.
                                                                         Mit einer Höhe von 17,5 m und einem Durchmesser von 3,85 m
SPEICHERN IN ITALIEN                                                     weist er einen Inhalt von fast 200 m³ auf. Mit einem Gewicht von
                                                                         19 t ist es der schwerste bis anhin hergestellte Speicher. Die
Bereits wenige Monate nach dem Markteintritt in Italien im Okto-         FASA AG hat die Idee des Sonnenhauses erfolgreich zu ihrem Ge-
ber 2016 vermeldet VARTA Storage mit seinen Heimspeichern erste          schäftsmodell gemacht. Immer häufiger werden bestehende Stadt-
Erfolge. Durch Aufträge aus Italien verzeichne die Residential-          häuser zu Sonnenhäuser umgebaut. Die zum Teil historischen Ge-
Sparte der bayerischen VARTA Storage GmbH ein Umsatzplus von             bäude werden aufgewertet und energetisch saniert, sodass sie
30%, teilt das Unternehmen mit. Bereits 400 Speicher seien an den        nachher zehn Mal weniger nicht erneuerbare Energie benötigen als
italienischen Grosshandel verkauft worden. Wie gross das Potenzial       vorher. FASA AG zeige eindrücklich, wie die Energiewende auch bei
für Heimspeicher in Italien ist, belegen die 700 000 installierten PV-   bestehenden Stadtgebäuden konkret realisiert werden könne,
Anlagen, bei denen ein grosser Trend hin zu Eigenverbrauch und           schreibt die Jenni Energietechnik AG: «Sie leistet damit echte Pio-
Energieeinsparung zu erkennen ist. «Da wir nicht nur in Italien, son-    nierarbeit.»                                                     (PD)
dern auch im gesamten D-A-CH-Raum auf eine stetig wachsende
Umsatzkurve blicken und die Nachfrage nach unseren Energiespei-
chersystemen für Eigenheimbesitzer konstant grösser wird, werden
                                                                         SO GEHT «POWER-TO-GAS»
wir unser Produktportfolio an Heimspeichern in Kürze erweitern»,         Solar- und Windkraftanlagen produzieren Strom je nach Wetter-
erklärt Gordon Clements, General Manager Residential bei VARTA           lage. Bei einer Überproduktion kann Strom verloren gehen, wenn
Storage.                                                          (PD)   das Stromnetz ihn nicht aufnehmen kann. «Eine vielversprechende
                                                                         Lösung dieses Problems ist, den überschüssigen Strom in energierei-

LADEINFRASTRUKTUR-                                                       che Gase wie Wasserstoff oder Methan umzuwandeln», schreibt
                                                                         das Paul Scherrer Institut PSI. Die «Power-to-Gas»-Technologie
OFFENSIVE VON ENERGIE 360°                                               steht im Mittelpunkt der Ende 2016 am PSI in Betrieb genommenen
                                                                         ESI-Plattform (ESI steht für «Energy System Integration»). Die ESI-
Energie 360° investiert in den Aufbau der öffentlichen Ladeinfra-        Plattform ist modular als Containerdorf aufgebaut. Auf ihr können
struktur für Elektroautos. Mittelfristig lautet das Ziel, gemeinsam      Partner aus Forschung und Industrie verschiedene Varianten der
mit Partnerinnen und Partnern in der ganzen Schweiz Ladestatio-          Power-to-Gas-Technologie im Pilotmassstab auf ihre technische
nen an bester Lage zu erstellen. Lademöglichkeiten sollen einerseits     Machbarkeit hin untersuchen. Eine neue Besucherstation will die
entlang der Hauptverkehrsachsen entstehen und andererseits dort,         ESI-Plattform und ihren möglichen Beitrag zur Energieversorgung
wo Autos längere Zeit parkieren – etwa in Städten, bei Ausflugszie-      der Zukunft nun einem breiten Publikum verständlich machen. Im
len und in Einkaufszentren. 2016 realisierte Energie 360° bereits        Zentrum der ESI-Besucherstation steht ein Diorama mit der interak-
rund 20 Ladestationen an solchen interessanten Orten, zum Beispiel       tiven Modellstadt Esiville. Bevölkert von Playmobil-Spielfiguren er-
auf dem Parkplatz des Wildnisparks Zürich. Die Ladestation dort          zählt es die Geschichte einer Schweizer Stadt, die von einer her-
wird rege genutzt und passt optimal zur Ausrichtung der Stiftung         kömmlichen Energieversorgung auf eine Energieversorgung mit
Wildnispark. Um ihr Ladenetzwerk auszubauen, sucht Energie 360°          neuen erneuerbaren Energien umsteigt. Dabei müssen Wege ge-
weitere Partnerschaften dieser Art, die für beide Seiten interessant     funden werden, um den unregelmässig erzeugten Strom der Solar-
sind. Energie 360° denkt etwa an Betreiberinnen und Betreiber von        und Windanlagen langfristig speichern zu können. Die neue ESI-Be-
Tankstellen und Mobilitätsanbieterinnen und -anbieter, aber auch         sucherstation kann im Rahmen einer geführten Besichtigung am PSI
an Firmen, die geeignete Standorte für Ladestationen zur Verfü-          erkundet werden.                                                (PD)
gung stellen möchten. Energie 360° betreibt alle Ladestationen aus-
schliesslich mit Ökostrom. Energie 360° bindet die Ladestationen
ins offene Partnernetzwerk swisscharge.ch ein.                  (PD)

                                                                                                      Erneuerbare Energien Nr. 2   April 2017   7
Erneuerbare Energien - SSES
ENERGIESTRATEGIE 2050:

WICHTIGE
    NEUERUNGEN
FÜR SOLARSTROM-
    PRODUZENTEN
                           TEXT: HEINI LÜTHI, VESE/REDAKTION                    durch Politik und Verbände. So haben nicht nur die
                                                                                Schweizerische Energie-Stiftung (SES), Greenpeace und
                  Die Schweizerische Vereinigung für Sonnenenergie              der WWF die Ja-Parole gefasst, sondern auch der Ver-
                  (SSES), die sich seit über 40 Jahren aktiv für die Energie-   band Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen (VSE)
                  wende einsetzt, stellt sich vollumfänglich hinter die         und der Gewerbeverband. Ausser der SVP hat sich keine
                  Energiestrategie 2050 und befürwortet das revidierte          grosse Partei gegen das neue Energiegesetz gestellt, und
                  Energiegesetz. Sie hat die entsprechende Ja-Parole ge-        bei den grösseren Verbänden haben der Baumeisterver-
                  fasst. Mit einem Ja zu dieser Vorlage kann das Stimm-         band und Gastrosuisse die Nein-Parole herausgegeben.
                  volk die Energiewende und den Ausstieg aus der Atom-
                  energie verbindlich festlegen, wovon der Werkplatz            ABSTIMMUNGSKAMPF LÄUFT
                  Schweiz stark profitieren wird. Die Sonne liefere in der      Dass mit der breiten Zustimmung in Politik und in Teilen
                  Schweiz genügend Energie, man müsse sie nur entspre-          der Wirtschaft die Abstimmung noch nicht gewonnen
                  chend nutzen, ist man bei der SSES überzeugt. Die Ener-       ist, das weiss auch die zuständige Bundesrätin Doris
                  giestrategie 2050 schaffe dafür eine gute Grundlage.          Leuthard. Am 21. März hat sie den Abstimmungskampf
                  Mit dieser Haltung steht die SSES nicht alleine da. Was       zum neuen Energiegesetz eröffnet. «Wir schaffen damit
                  sich bereits letzten Herbst abgezeichnet hat, wird nun        die Basis, dass in der Schweiz weiterhin eine sichere und
                  immer deutlicher: die breite Unterstützung der Vorlage        moderne Energieversorgung garantiert ist», erklärte sie

8   Erneuerbare Energien    Nr. 2   April 2017
Erneuerbare Energien - SSES
SCHWERPUNKT

                                                                                   DIE PERSPEKTIVE WIRD FÜR PV-BETREIBER BEI
                                                                                   ANNAHME DER ENERGIESTRATEGIE 2050 NICHT
                                                                                   UNBEDINGT ATTRAKTIVER, ABER KLARER. DAS
                                                                                   THEMA EIGENVERBRAUCH GEWINNT WEITER AN
                                                                                   BEDEUTUNG – MIETER KÖNNEN SICH VERMEHRT
                                                                                   ZUM EIGENVERBRAUCH ZUSAMMENSCHLIESSEN.
                                                                                   OB EIN ZUBAU VON ERNEUERBAREN ENERGIEN
                                                                                   STATTFINDET ODER NICHT, WIRD JEDOCH MASS-
                                                                                   GEBLICH VON DER LOKALEN ELEKTRIZITÄTSWERK-
                                                                                   POLITIK ABHÄNGEN.
                                                               Foto: Beat Kohler

Für die SSES enthält die Energiestrategie 2050 die richtigen
Werkzeuge, um der Solarenergie die notwendige Sicherheit für
den weiteren Zubau zu geben.

vor den Medien. Die Gegner aufseiten der SVP bringen                               werke. Die Gegner versuchen vielmehr die Angst vor
in erster Linie das Kostenargument vor. Die Energiestra-                           einem Blackout zu schüren, indem sie die neuen erneu-
tegie 2050 bürde einer vierköpfigen Familie Mehrkosten                             erbaren Energien als wenig verlässlich und unausgereift
von jährlich 3200 Franken auf. Das ist eine Zahl, die                              darstellen und die Entwicklungen der letzten Jahre kom-
nicht nur von Doris Leuthard vehement bestritten wird.                             plett ausblenden. Ob sich die Stimmbürgerinnen und
Laut dem Bundesamt für Energie (BFE) betragen die                                  Stimmbürger davon beeinflussen lassen, wird sich am
Mehrkosten lediglich 40 Franken. «Die SVP rechnet hier                             21. Mai zeigen. Auf der Seite des Ja-Komitees setzt man
Kosten einer möglichen zweiten Etappe hinein und an-                               alles daran, mit Überzeugungsarbeit die Vorteile für die
deres, das gar nicht zur Disposition steht», erklärte                              heimische Wirtschaft und für die Versorgungssicherheit
Leuthard gegenüber SRF. Dazu gehörten die Kosten für                               aufzuzeigen.
ein Klima- und Energielenkungssystem, das vom Parla-
ment aber bereits versenkt wurde. Bemerkenswerterweise                             VERNEHMLASSUNG IM GANG
spielen wichtige Eckpunkte der Strategie, die bei der                              Wird das neue Gesetz angenommen, tritt es auf 1. Januar
Atomausstiegsinitiative noch heiss diskutiert wurden,                              2018 in Kraft. Damit die Umsetzungsbestimmungen auch
nun nur noch eine untergeordnete Rolle, so der Ausstieg                            auf diesen Termin hin bereit sind, wurden sie parallel
aus der Atomenergie – wenn auch ohne fixe Ausstiegs-                               zum Abstimmungskampf bereits erarbeitet. Seit dem
daten – oder das Verbot für den Bau neuer Atomkraft-                               3. Februar und noch bis zum 8. Mai 2017 läuft die Ver-

                                                                                                                      Erneuerbare Energien Nr. 2   April 2017   9
Erneuerbare Energien - SSES
SCHWERPUNKT

                   nehmlassung der entsprechenden Verordnungen, welche          in der Industrie oft unter 15 Rp./kWh. Für den Über-
                   ab dem 1. Januar 2018 in Kraft treten sollen, unter der      schuss, der zurück ins Netz fliesst, vergüten die Elektri-
                   Voraussetzung, dass die Energiestrategie 2050 angenom-       zitätswerke zweitens sehr unterschiedliche Tarife – die
                   men wird. Die neuen Regelungen sind im Vergleich zu          jährlich ändern können. Die Technischen Betriebe Wein-
                   der lange vergeblich erhofften kostendeckenden Einspei-      felden vergüten beispielsweise zusätzlich zu 4,95 Rp./
                   severgütung (KEV) eher weniger attraktiv. Die Produk-        kWh Strompreis 9 Rp./kWh für den Herkunftsnachweis
                   tion von erneuerbarer Energie wird mit der Energiestra-      (HKN). Das ist der ökologische Mehrwert, mit dem Elekt-
                   tegie 2050 nicht vergoldet – aber sie bringt Klarheit nach   rizitätswerke die Nachhaltigkeit ihrer Ökostromprodukte
                   einigen unsicheren Jahren. Konkret sind zwei Neuerun-        belegen. Entsprechend meldet die Solar Regio Weinfel-
                   gen von Bedeutung:                                           den TG, dass sich die PV-Fläche in den letzten zwei Jah-
                   ■ Die Einmalvergütung (EIV), die bislang auf Kleinanla-      ren von 1 auf 2 m2 pro Einwohner verdoppelt hat. Im
                      gen beschränkt war, kann nun von allen PV-Anlagen         nahen Erlen TG bleiben die Dächer hingegen weitgehend
                      in Anspruch genommen werden – dafür ist der PV-           frei von Photovoltaik – dort zahlen die kommunalen Be-
                      Produzent beim Stromverkauf dem Markt ausgesetzt.         triebe nur 5 Rp./kWh.
                   ■ PV-Anlagen, die grösser sind als 100 kWp, können al-       Dieser lokalpolitische Einfluss wird die Entwicklung
                      ternativ auf ein Einspeisevergütungssystem (EVS) mit      nach dem Ende der nationalen KEV weiter prägen. Über
                      Direktvermarktung hoffen, das anstelle der KEV tritt,     die Einmalvergütung lassen sich mit den gegebenen be-
                      aber mit um circa 20% reduzierten Tarifen nicht unbe-     grenzten Mitteln mehr Anlagen fördern. Die Eigenver-
                      dingt kostendeckend ist. Eine 2018 erstellte Anlage       brauchspraxis ist für den nationalen Fonds billiger als
                      erhält die Vergütung über 15 Jahre, aber wohl nur,        die KEV, reduziert dafür die Einnahmen der Elektrizitäts-
                      wenn vor Ende 2013 eine KEV-Anmeldung eingereicht         werke. Einige Elektrizitätswerke sind dem Eigenver-
                      wurde. Für Anlagen, die nach Ende 2013 angemeldet         brauch gegenüber deshalb kritisch; und sie haben es in
                      und nach Ende 2014 in Betrieb genommen wurden, ist        der Hand, mit Gebühren, Leistungstarifen und tiefen
                      die Teilnahme am EVS wohl nicht möglich – es wird         Rückliefertarifen den PV-Zubau in Grenzen zu halten.
                      wieder eine Warteliste geben, und nach fünf Jahren        Die Einmalvergütung kommt mit der Auflage, dass die
                      werden keine neuen Zusagen mehr erteilt.                  Anlage über mindestens 15 Jahre zu betreiben ist, was
                   Vor Einführung der KEV 2008 war der sogenannte               auf einen weiteren Nachteil der Investitionsvergütung
                   15-Räppler für Strom aus erneuerbaren Energien gän-          hinweist. Bei einem attraktiv hohen Einspeisetarif würde
                   gig – Solarstrom mit gut 50 Rp./kWh jedoch das teure         ein Produzent möglichst viel Strom aus seiner Anlage
                   Sorgenkind. Das neue EVS verspricht für Neuanlagen ab        herausholen. Wenn er hingegen nur 4 Rp./kWh erhält,
                   2018 noch 11 Rp./kWh. Immerhin: Bei grösseren Anla-          wie bei BKW, amortisiert sich der Aufwand für eine Rei-
                   gen und idealen Verhältnissen ist heute Solarstrom ab        nigung kaum. Ein Produzent mit einem KEV-Überbrü-
                   11 Rp./kWh produzierbar. Es bleibt jedoch ein Betriebs-      ckungstarif betreibt beispielsweise PV-Anlagen auf ei-
                   risiko, das wohl mit maximal 2% Kapitalverzinsung nur        nem Wasserkraftwerk – hier gibt es keinen Eigenver-
                   schwach abgedeckt ist.                                       brauch. Das Einspeisevergütungssystem ist keine Alter-
                   Abgesehen von den tieferen Fördertarifen sind die klare-     native, da die Anlage kleiner ist als 100 kWp.
                   ren Rahmenbedingungen für Eigenverbrauchsgemein-             Glücklicherweise waren die Erträge in diesem Fall in den
                   schaften von grosser Bedeutung: Ein Zusammenschluss          letzten Jahren aufgrund der Verhältnisse so positiv, dass
                   von Mietern, die gemeinsam Strom vom eigenen Dach            die Anlage mit einer EIV schon bald abgeschrieben wäre.
                   konsumieren, ist neu vom Netzbetreiber wie ein End-          Sollte eine grössere Störung auftreten, wäre es ohne at-
                   kunde abzurechnen (neuer Art. 18 EnG, siehe auch www.        traktiven Rückliefertarif wirtschaftlicher, die Anlage
                   vese.ch/evg). Auf Verordnungsebene sind jedoch diverse       stillzulegen – was selbstverständlich im Sinne der Ener-
                   Formalitäten in Diskussion, welche den Eigenverbrauch        giewende nicht zielführend ist.
                   wiederum verkomplizieren. Der Verband unabhängiger
                   Energieerzeuger wehrt sich gegen unnötigen administra-       EINSPEISEVERGÜTUNGSSYSTEM
                   tiven Aufwand, begrüsst jedoch grundsätzlich die Klä-        MIT DIREKTVERMARKTUNG
                   rung, welche mit der Energiestrategie 2050 erzielt wird.     Die Genossenschaft Solar St.Gallen (Solar-SG) hat seit
                                                                                2012 sieben PV-Anlagen auf gemieteten Dächern finan-
                   EINMALVERGÜTUNG, EIGENVERBRAUCH                              ziert und produziert nun jährlich rund 1 Mio. kWh Solar-
                   Statt einer kostendeckenden Vergütung für die produ-         strom. Wie schweizweit rund zwei Drittel der Solar-
                   zierte Energie erhalten PV-Produzenten bei Inbetrieb-        stromproduzenten erhält auch Solar-SG so weit keine
                   nahme einmalig einen Beitrag von rund 20% an die In-         Gelder aus dem nationalen KEV-Fonds. In den letzten
                   vestitionskosten. Die Wirtschaftlichkeit einer PV-Anlage     Jahren wurde die Perspektive auf eine kostendeckende
                   zu berechnen, wird deutlich komplexer, da erstens ent-       Einspeisevergütung (KEV) immer unsicherer. In der Stadt
                   scheidend ist, wie viel Prozent der Solarstromproduktion     St.Gallen war dank einer Übergangsvergütung der Stadt-
                   zeitgleich vor Ort konsumiert wird. Bei einem Einfamili-     werke eine gewisse Investitionssicherheit gegeben. An-
                   enhaus liegt dieser Eigenverbrauchsanteil oft unter 30%.     dere PV-Betreiber müssen ihren Solarstrom über Jahre
                   Über 95% sind es hingegen bei der Bäckerei Schwyter,         weit unter den Gestehungskosten an den Verteilnetzbe-
                   auf der die Genossenschaft Solar St.Gallen eine PV-An-       treiber verkaufen, beispielsweise die Solargenossenschaft
                   lage betreibt. Auf diesem Anteil werden Netzbezugskos-       Bichwil: Seit 2012 erhält sie von der St.Gallisch-Appen-
                   ten eingespart – beim Einfamilienhaus über 20 Rp./kWh,       zellischen Kraftwerke AG (SAK) rund 6 Rp./kWh. Das

10   Erneuerbare Energien   Nr. 2   April 2017
SCHWERPUNKT

Elektrizitätswerk kann den Tarif jährlich anpassen: 2015       produktion zu fördern, müsste die Einspeiseprämie jähr-
zahlte SAK 6,8 Rp./kWh, 2016 waren es 5,9, 2017 sind es        lich statt quartalsweise festgelegt werden. Dann ist je-
noch 5,45 Rp./kWh. Eigentümer von PV-Anlagen, die              doch die Ost-West-Anlage im Nachteil, die prozentual
grösser sind als 100 kWp, welche auf der KEV-Warteliste        mehr im Sommer produziert.
sind, werden neu die Wahl zwischen Einmalvergütung
und Einspeisevergütungssystem haben. Diese Wahl will           SCHLUSSFOLGERUNG UND AUSBLICK
gut überlegt sein. Solar-SG hat 2013 drei PV-Anlagen in        VESE ist sowohl gegenüber der EIV als auch gegenüber
Betrieb genommen, die grösser sind als 100 kWp und ins         dem EVS mit Direktvermarktung in der geplanten Art
EVS aufgenommen werden könnten. Die Vergütung ist              kritisch. Der Verband argumentiert für einen schweizweit
20% tiefer. Für Betreiber von PV-Anlagen, die nicht wie        klaren PV-Rückliefertarif für PV-Anlagen bis 100 kWp in
Solar-SG eine kostendeckende Übergangsvergütung er-            Anlehnung an den durchschnittlichen Haushaltsenergie-
halten haben, ist die Vergütungsreduktion um 20% sehr          tarif (abzüglich 8% Marge, wie ursprünglich auch vom
unschön – sie haben nun schon zwei bis fünf Jahre weit         BFE empfohlen wurde). Nichtsdestotrotz steht VESE klar
unter Produktionskosten eingespiesen und werden die            hinter der Energiestrategie 2050. Die Details der Verord-
Anlagen womöglich nicht amortisieren können. Der von           nungen sind zu verhandeln, doch die Richtung der Strate-
der SSES gegründete Verband unabhängiger Energiever-           gie stimmt. Die heutige Vorlage ist das Resultat langer
sorger (VESE) spricht sich deshalb klar gegen diese in der     Verhandlungen – oft zugunsten konservativer Energiepo-
Verordnung vorgesehene nachträgliche Kürzung aus.              litiker. Ein Nein wäre ein Rückschlag, der noch weniger
Die Altanlagen, die vom EVS profitieren sollen, erhalten       Planungssicherheit für erneuerbare Energien bedeuten
höchstens über zwei Jahre nach Inkrafttreten der Energie-      würde.
strategie einen fixen Vergütungssatz ausbezahlt; an-           Zukünftig können Lenkungsmechanismen einfacher und
schliessend müssen sie den Strom wie Neuanlagen «direkt        besser wirken als komplexe Verordnungen. Ein erster
vermarkten» und erhalten von der EVS-Vollzugsstelle den        Schritt wäre eine Herkunftsnachweis-Volldeklaration,
Vergütungssatz minus einen quartalsweise festgelegten          das heisst, es gäbe keinen Strom unbestimmter Herkunft.
«Referenz-Marktpreis». (Bislang muss der KEV-Fonds auch        In einem zweiten Schritt ist über den HKN eine CO2-
nur die Differenz zwischen Vergütungssatz und Markt-           Kompensation von Kohle- und Gasstrom einzufordern
preis finanzieren, verrechnet den Marktpreis jedoch den        und bei Atomstrom die volle Kostendeckung für Rück-
Elektrizitätswerken.) Die Differenz – die Einspeiseprämie –    bau und Entsorgung. Wasserkraft und neue erneuerbare
gilt den Herkunftsnachweis ab, der alternativ auch ander-      Energien wären konkurrenzfähig, wenn die nicht erneu-
weitig vermarktet werden kann (ein Austritt aus dem EVS        erbaren Energien ihre externen Kosten tragen würden.
ist jederzeit möglich, aber keine Rückkehr).                   Die unabhängigen Energieerzeuger bleiben innovativ
Elektrizitätswerke werden zukünftig wohl die Direktver-        und richten sich nach dem Markt. Am 13. Mai 2017 lädt
marktung anbieten; wichtig sind jedoch auch unabhän-           die Genossenschaft Solar St.Gallen mit VESE/SSES zum
gige Ausweichmöglichkeiten wie Fleco-Power. Die Di-            Übersichtsreferat mit anschliessender Diskussion zur
rektvermarkter erhalten von der EVS-Vollzugsstelle für         Frage «Was bringt die ES 2050 den Solarstromproduzen-
ihre Dienstleistung 0,55 Rp./kWh (für PV-Anlagen, we-          ten?» ein und stellt ihre erste Eigenverbrauchs-PV-An-
niger für Biomasse und Wasser, Art. 29 EnFV); das sind         lage vor: Das Altersheim Rotmonten bezieht künftig gut
bei 102 kWp rund 550 CHF/Jahr. Da das EVS begrenzt             einen Drittel des Stroms direkt vom eigenen Dach.
ist, ist auch das dazugehörige Direktvermarktungspoten-
zial begrenzt. Die Direktvermarkter können theoretisch         www.sses.ch/de/wissen/energiestrategie-2050-
auch den Strom von EIV-Anlagen vermarkten – wobei              eidgenoessische-volksabstimmung-vom-21-mai-2017/
die Rückliefertarife der Elektrizitätswerke oft doch at-
traktiver sind als jene auf dem freien Markt. Die Direkt-      http://www.vese.ch/es2050/
vermarktung soll einen Anreiz geben, die Produktion
vermehrt auf die Nachfrage auszurichten. Der Direktver-        www.pvtarif.ch
markter mag einen Preis über dem Referenzmarktpreis
erzielen – bei Solarstrom ist dies jedoch fraglicher als bei
steuerbaren Biogasanlagen.                                      NETZNUTZUNGSTARIFE
Inwiefern lässt sich der Strom einer Anlage mit erhöhter        Ein Teil der Stromversorgungsverordnung betrifft die Stromtarifgestal-
Winterproduktion (in den Alpen) oder einer Ost-West-            tung. Die Änderung, dass in Zukunft mindestens 70% über einen nicht
Anlage über dem Referenzpreis verkaufen? Da die Ein-            degressiven Arbeitstarif abgerechnet werden sollen, wird von VESE be-
speiseprämie quartalsweise festgelegt wird, bringt eine         grüsst. Als Kriterium für die Bildung von Kundengruppen wird jedoch
erhöhte Winterproduktion keinen Mehrertrag: Eine Al-            neu auf die Hausanschlussleistung abgestellt werden. Der im Entwurf
penanlage mag zwar in grösserem Umfang einen hohen              angegebene Wert von 15 kVA ist hier zu niedrig. Praktisch jedes Ge-
Winterstrompreis erwirtschaften, erhält zu diesem aber          bäude ist mit 17 kVA abgesichert, Neubauten und Gebäude mit hei-
auch nur die kleine Einspeiseprämie. Was gleichwertig           zungsunterstützender Wärmepumpe werden normalerweise mit min-
ist wie eine hohe Sommerproduktion bei tiefem Strom-            destens 27 kVA ausgelegt. Für PV-Anlagen-Besitzer würde die jetzt
preis plus hohe Einspeiseprämie. In einer Simulation er-        vorgeschlagene tiefe Grenze bedeuten, dass sie weiterhin einer neuen
zielte eine Ost-West-Anlage auch kein besseres tieferes         Kundengruppe (z.B. mit Leistungstarifen) zugeordnet werden könnten.
Ergebnis, da der Strompreis am Morgen früh doch nicht           VESE wird sich deswegen dafür einsetzen, diesen Wert auf 40 kVA
immer höher ist als am Mittag. Um eine erhöhte Winter-          anzuheben.                                                        (PD)

                                                                                                     Erneuerbare Energien Nr. 2   April 2017   11
SONNE

DIREKTVERMARKTUNG
EINMALVERGÜTUNG UND DIREKTVERMARKTUNG STATT KOSTENDECKENDER EINSPEISEVER­
GÜTUNG: DIESEN SYSTEMWECHSEL HAT DAS PARLAMENT MIT DEM ERSTEN MASSNAHMEN­
PAKET ZUR ENERGIESTRATEGIE 2050 EINGELÄUTET. DAS MARKTSYSTEM WIRD DADURCH
ZWAR KOMPLIZIERTER, ES ENTSTEHEN ABER AUCH NEUE GESCHÄFTSFELDER, UND DER EIGEN­
VERBRAUCH WIRD IMMER WICHTIGER.

NEUE SITUATION AUF
DEM STROMMARKT
     TEXT: CHRISTINE ARNOLD IM                   sung attraktiver werden. «Das ist gut so»,   Nachteil: «Woher soll der Betreiber einer
AUFTRAG VON SWISSOLAR/REDAKTION                  sagt Operto. «Gleichzeitig wird allerdings   kleinen PV­Anlage wissen, dass sein Auf­
                                                 das gesamte System des Strommarktes          wand fair entlöhnt wird?» Für die Ein­
Die Förderung der erneuerbaren Energien          komplizierter.» Für Privatpersonen und       speisung des überschüssigen Solarstroms
wird umgekrempelt. Das System, das bis­          Gewerbebetriebe mit kleinere Anlagen ist     seien zudem intelligente Zähler nötig, für
her als kostendeckende Einspeisevergü­           die neue Regelung eine Herausforderung.      welche die EVU momentan überhöhte
tung (KEV) bekannt war, wird marktnäher          Sie verfügen kaum über die Kompetenzen       Preise verlangen können. Hier sieht Operto
ausgestaltet, und dezentrale Stromprodu­         und Mittel, um überschüssigen Strom          Handlungsbedarf: «Der Gesetzgeber muss
zenten werden stärker in die Pflicht ge­         selbst zu vermarkten. So kommen neue         Rahmenbedingungen schaffen, die sicher­
nommen. Wegen der knappen Mittel wer­            Player auf den Markt. Einer dieser Player    stellen, dass Strom zu angemessenen Prei­
den nur noch wenige Produzenten von der          ist die Zürcher Firma Ampard: Sie bie­       sen verkauft werden kann und netzdienli­
KEV profitieren können. Viele müssen ih­         tet Solarstromspeicher an, die an den        ches Verhalten gefördert wird.»
ren Strom neu direkt am Markt verkaufen.         Ampard­Schwarmspeicher angeschlossen
Gleichzeitig gewinnt die Einmalvergütung         werden können. Ist überschüssiger Strom      NEUE MÄRKTE
an Bedeutung – sie kann neu auch für             im Netz vorhanden, werden die intelligent    Auch vom Netzstrom unabhängige Strom­
grosse Anlagen bezogen werden und                vernetzten Speicher mit Netzstrom gela­      versorgung könne bald attraktiver wer­
deckt rund 25 Prozent der Investitions­          den. Im umgekehrten Fall werden sie an­      den. «Die Preise für PV­Anlagen sinken.
kosten. Um eine Anlage unter den neuen           gezapft und Strom ins Netz eingespeist.      Jene für Speichermöglichkeiten vermut­
Voraussetzungen wirtschaftlich zu betrei­        Mit dieser Lösung können die Anlagenbe­      lich auch», glaubt Operto. Und die EVU?
ben, ist ein optimaler Eigenverbrauch nö­        treiber ihren Eigenverbrauch optimieren      «Sie werden umdenken müssen. Von
tig. Dafür können mit der Energiestrategie       und gleichzeitig zur Stabilisierung des      Stromlieferanten werden sie zu Anbietern
2050 nicht nur mehrere Parteien in einem         Stromnetzes beitragen. Speicherlösungen      von Gesamtenergielösungen», prognosti­
Gebäude, sondern auch verschiedene be­           können sogar eine Alternative zu einem       ziert Operto. «Einige springen gerade auf
nachbarte Häuser eine Eigenverbrauchs­           Ausbau des Stromnetzes sein, wie das Bei­    den fahrenden Zug auf.» EWZ, das EVU
gemeinschaft bilden und so den Solar­            spiel des Schlossgutes Meggenhorn zeigt.     der Stadt Zürich, verkauft Teile von PV­
strom von den eigenen Dächern gemein­            Ampard hat gemeinsam mit der ENPLA           Anlagen und liefert den Käufern pro ge­
sam nutzen.                                      GmbH ein Speichersystem entwickelt, das      kauften Quadratmeter jährlich 80 kWh
                                                 optimalen Eigenverbrauch und intelligen­     Solarstrom. So erhöht das EVU seine In­
GROSSE UMWÄLZUNGEN                               tes Einspeisemanagement ermöglicht und       vestition in Solarenergie und sichert
«Der Energiebereich steht in absehbarer          so den Netzausbau unnötig macht. Dies,       gleichzeitig den Absatz des Stromes. Die
Zeit vor einer ähnlichen Situation wie die       weil die stark schwankenden Einspeisun­      Elektrizitätswerke des Kantons Zürich
Hotellerie mit Airbnb oder die Taxibran­         gen von Solarstrom lokal zwischengespei­     (EKZ) fassen mithilfe von Informations­
che mit Uber: Die Stromversorgung durch          chert werden können und nicht über weite     technologie dezentrale Einheiten zu einem
die grossen Energieversorgungsunterneh­          Strecken transportiert werden müssen –       virtuellen Kraftwerk zusammen, das eine
men (EVU) wird mehr und mehr von einer           und das meist zur Mittagszeit, wenn das      Leistung in der Grössenordnung eines
dezentralen Stromproduktion aus erneu­           Stromnetz sowieso stark belastet ist.        konventionellen Kraftwerks besitzt. Zent­
erbaren Quellen abgelöst», sagt Gianni                                                        ral und intelligent gesteuert, trägt es zur
Operto, Präsident der Dachorganisation           RAHMENBEDINGUNGEN NÖTIG                      Netzstabilität bei. «Mit diesen Leistungen
der Wirtschaft für erneuerbare Energien          Operto begrüsst Anbieter wie Ampard:         positionieren sich die EVU im Dienstleis­
und Energieeffizienz AEE SUISSE. Die             «Gerade kleine Produzenten können mit        tungsbereich und binden ihre Kunden, die
Photovoltaik wird immer günstiger, der           ihren kleinen Energiemengen auf dem          zunehmend unabhängiger werden», er­
Eigenverbrauch damit immer lukrativer.           Strommarkt nichts machen und sind auf        klärt Operto.
Und die Pflicht zur Direktvermarktung des        solche Dienstleistungen angewiesen.»
Stroms lässt eine netzdienliche Einspei­         Doch genau darin sieht er auch einen                                   www.swisssolar.ch

12   Erneuerbare Energien   Nr. 2   April 2017
PUBLIREPORTAGE

                                                           ARRES – DAS SOLARDACH
  Arres –                                                  ÄSTHETISCH – INTELLIGENT – SCHNELL
                                                           Basierend auf 25 Jahren Erfahrung in der Planung und Aus-

  das Solardach
                                                           führung von Photovoltaikanlagen, wurde das Indachsystem
                                                           durch die Solarmarkt GmbH entwickelt, welches höchste äs-
                                                           thetische Ansprüchen erreicht und die Montagezeit mini-
                                                           miert.

                                                           Swiss Engineering, Swiss Finish
                                                           Das Arres Solardach wurde von der Solarmarkt GmbH konzi-
                                                           piert und stetig weiterentwickelt. Die Endfertigung des Arres
                                                           Solardachs erfolgt in Aarau. Die Module stammen von Quali-
                                                           tätsherstellern.
                                                           Montagegeschwindigkeit
                                                           Durch den einfachen Aufbau ist das Arres Indach-System ex-
                                                           trem schnell und kostengünstig montiert. Die Rahmen der
                                                           Solarmodule sind so konzipiert, dass sie ineinander einge-
                                                           hängt und an die Dachlattung verschraubt werden. Einfacher
                                                           geht es nicht.
                                                                                      Kontakt: Solarmarkt GmbH, 5000 Aarau
                                                                                                          Tel. 062 834 00 81
                                                                                      info@solarmarkt.ch, www.solarmarkt.ch

                                                             a k t i v für
                                                       t t r
                                                 auch a hnungs-
                                                          o
                                                  Zweitw tzer
                                                      Besi

Alles rund ums Wohneigentum
                                                                               Messedauer und Öffnungszeiten
           > Architektur / Hausbau
                         > Bauland                                             Freitag           19.5.2017
        > Bauobjekte / Bauprojekte     > Immobilien                                              13.00 – 20.00 Uhr
        > Bau- / Baunebengewerbe       > Innenarchitektur
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SONNE

PHOTOVOLTAIK
MEYER BURGER TECHNOLOGY AG SCHREIBT IM JAHR 2016 NETTO ZWAR IMMER NOCH EINEN
VERLUST. ANGESICHTS STARK STEIGENDER AUFTRAGSEINGÄNGE, SINKENDER KOSTEN UND
EINES PROSPERIERENDEN PV-MARKTS GEHT MAN ABER VON EINER ROSIGEREN ZUKUNFT AUS.

NEUE STANDARDS SETZEN
     TEXT: BEAT KOHLER                           Technologie. PERC steht für passivated       sel zum Erfolg, so Brändle. Dafür setzt
                                                 emitter rear cell und ist eine Upgrade-      man erstmals im industriellen Massstab
2016 war für Meyer Burger ein schwieri-          Technologie zur Steigerung der Wirkungs-     auf die Heterojunction-Zelltechnologie,
ges Jahr. Eines in einer ganzen Reihe von        grade von normalen AL-BSF(aluminium          welche eine noch höhere Stromausbeute
schwierigen Jahre. «Es war ein Jahr des          back surface field)-Solarzellen. Meyer       verspricht. Aktuell erreicht das modernste
Wechsels, ein Übergangsjahr», konstatiert        Burger verspricht bei einem Standardmo-      Glas-Glas-Modul mit 60 HJT-Zellen auf
der neue Verwaltungsratspräsident Alex-          dul mit 60 Zellen eine Leistungssteigerung   beiden Seiten eine Leistung von 384
ander Vogel, der Peter Wagner abgelöst           von 15 Wp. Diese Upgrade-Technologie         Watt – immerhin fast 100 Watt mehr als
hat. Die anstehende Rekapitalisierung und        setzt sich unter anderem auch darum          die modernsten PERC-Mono-Module.
der Personalabbau waren schon vor Jah-           durch, weil sie in bestehende Produktions-   Doch ist die PV-Industrie insgesamt kon-
resfrist angekündigt. Nur der Wechsel an         strassen eingebaut werden kann. Viele der    servativ, wie auch der neue CEO schon
der Spitze nicht. Doch der scheint in der        grossen Produzenten wie JA-Solar, Trina-     weiss. Bis eine der grossen Firmen auf die
Rückschau für das Gelingen des Neustar-          Solar, JinKO oder Q-Cells, die auch zu den   nächste Technologie setzt, dauert es oft
tes und das Finden der notwendigen               Kunden von Meyer Burger gehören, rüs-        länger, als den Maschinenbauern lieb ist.
neuen Geldmittel unabwendbar gewesen             ten jetzt nach, wie auch die fortlaufenden   Die Grundlagen der HJT sind schon seit
zu sein. So konnte CEO Hans Brändle, der         Meldungen über neue Aufträge von Meyer       Langem vorhanden. Ob Meyer Burger
auf Anfang Jahr Peter Pauli an der Spitze        Burger zeigen. PERC-Upgrades machen          diese ebenfalls zum Industriestandard ma-
des Thuner Solarherstellers abgelöst hat,        rund zwei Drittel des gesamten Umsatzes      chen kann, wird sich zeigen. Brändle sieht
nach nicht einmal 100 Tagen im neuen             des Thuner Unternehmens aus. Im Mo-          einen langfristig positiven Trend in der
Amt an der Bilanzmedienkonferenz Zu-             ment ist die Auslastung so hoch, dass        Solarenergie. PV-erzeugte Energie werde
versicht verbreiten. Der Grundstein für          Aufträge von Standorten in Deutschland       in den kommenden Jahren und Jahrzehn-
eine erfolgreiche Zukunft sei gelegt. Erst-      und China zumindest kurz- und mittel-        ten einen immer wichtigeren Platz in der
mals seit 2011 kann das Unternehmen vor          fristig ins Berner Oberland verschoben       gesamten zukünftigen Energieversorgung
Abschreibungen und Steuern ein positives         werden. Das ist für den vom Abbau des        einnehmen, zumal PV-Strom schon heute
Resultat von 10,5 Millionen Franken vor-         vergangenen Jahres betroffenen Standort      in vielen Ländern konkurrenzfähig sei.
weisen. Unschön ist für den Solarherstel-        eine erfreuliche Meldung.                    Für den Schweizer Markt hofft er, dass das
ler, dass unter dem Strich immer noch                                                         Stimmvolk am 21. Mai der Energiestrate-
eine rote Zahl steht. 97,1 Millionen Fran-       AN DER SPITZE BLEIBEN                        gie 2050 zustimmt.
ken Verlust schrieb das Unternehmen im           Ein grosser Teil des Geschäfts spielt sich
Jahr 2016. Kein Wunder legt der neue CEO         aber auch in Zukunft in Asien ab. China
den Fokus auf die Rentabilität, was er sei-      ist einer der grössten Treiber im Markt.
nem Team auch stetig vor Augen halte,            Ohne Spitzentechnologie und Innovation
erklärte Brändle.                                werde man in diesem Markt keine Chance
                                                 haben, so Brändle. Bis jetzt habe man die
MOMENTUM AUSNUTZEN                               Position an der Spitze halten können, was
Das Team um CEO Brändle ist überzeugt,           auch in Zukunft grosser Anstrengung be-
dass auch beim Gewinn der Kurswechsel            dürfe. Bei Meyer Burger in Thun glaubt
geschafft werden kann. Meyer Burger              man nach wie vor an den Standort
schätzt, dass der Photovoltaikmarkt in           Schweiz. Dies wegen der gut ausgebilde-
den kommenden Jahren weltweit konstant           ten, hochqualifizierten Fachkräfte, des
                                                                                                                                                     Foto: Beat Kohler

zweistellige Zuwachsraten aufweisen              Ausbildungswesens und des Forschungss-
wird. Entsprechend braucht es neue Pro-          tandortes Schweiz. Um weiter an der
duktionskapazitäten und damit auch neue          Spitze zu bleiben, will das Unternehmen
Maschinen von Meyer Burger. Dabei sei es         auch in Zukunft die Industriestandards
                                                                                              «Wenn man die Fortschritte der Photovoltaik auf
gelungen, in verschiedenen Bereichen den         setzen. Dafür müssen immer billigere, im-
                                                                                              der Kostenseite anschaut, sind wir in vielen
Industriestandard zu setzen, so Brändle.         mer leistungsfähigere Solarzellen gebaut     Ländern bereits so weit, dass Solarstrom wettbe­
So unter anderem bei der Beschichtung            werden können. Mehr Watt pro Zelle zu        werbsfähig ist und Netzparität erreicht hat», stellt
der Zellen mit der sogenannten PERC-             immer günstigeren Preisen sei der Schlüs-    der CEO von Meyer Burger, Hans Brändle, fest.

14   Erneuerbare Energien   Nr. 2   April 2017
POLITIK UND WIRTSCHAFT

JAHRESTAGUNG 2017 DES ENERGIE-CLUSTER.CH
DIE ERDE SOLL SICH NICHT ZU STARK ERWÄRMEN – DAS IST DAS ZIEL, AUF DAS SICH DIE
WELTENGEMEINSCHAFT 2015 GEEINIGT HAT. IN DER SCHWEIZ STEHT DIE RATIFIZIERUNG DES
ABKOMMENS NOCH AUS. WAS BEDEUTET ES FÜR UNSER LAND UND UNSERE ENERGIEPOLITIK?
DIESE FRAGE WIRD AN DER JAHRESTAGUNG DES ENERGIE-CLUSTER.CH AM 15. MAI 2017 IM
STADE DE SUISSE DISKUTIERT.

DAS ÜBEREINKOMMEN VON
PARIS UND WIR
     TEXT: PRESSEDIENST                     gute Basis. Protagonisten aus all diesen     volles Networking ein. Nutzen Sie diese
                                            Teilen der Gesellschaft werden an der Jah-   Gelegenheit!
Die klimatischen Veränderungen auf un-      restagung 2017 des energie-cluster.ch zu
serer Erde sind seit einigen Jahren ein     Wort kommen.                                 www.energie-cluster.ch/de/veranstaltungen
vorrangiges Thema der Weltpolitik. Der-
zeitige Szenarien gehen von einer Erwär-    OFFENER AUSTAUSCH ZU
mung von 4° bis 6° C aus, wenn nicht        KONTROVERSEN FRAGEN
schnell entgegengesteuert wird. Und ener-   Renommierte und erfahrene Referentin-
gischer denn je versucht man, Zukunfts-     nen und Referenten gehen auf die teil-        JAHRESTAGUNG 2017 DES
szenarien zu skizzieren, welche den Um-     weise komplexen Fragen mit hoher Zu-          ENERGIE-CLUSTER.CH
gang mit der Energie auf Jahre hinaus       kunftsrelevanz ein. In zwei Diskussions-      Herausforderungen & Umsetzung
festlegen. Das Übereinkommen von Paris      runden können die Teilnehmenden Fragen        Übereinkommen von Paris
liefert ein Element der Verbindlichkeit     stellen und weitere Sichtweisen einbrin-      Montag, 15. Mai 2017,
und hat eine Messlatte gesetzt, mit der     gen. Verschiedene, innovative Unterneh-       13.00 bis 17.00 Uhr, Stade de Suisse,
Forderung, die Erwärmung der Erdatmo-       men legen dar, wie sie mit den Zielen des     Papiermühlestrasse 71, 3014 Bern
sphäre über 2° C gegenüber der vorindus-    Pariser Abkommens umgehen. Akzeptie-
triellen Zeit steigen zu lassen. Wissen-    ren sie sie? Kann aus unternehmerischer       Weitere Informationen:
schaft, Politik und Wirtschaft sind darum   Sicht ohne Verlust der Wettbewerbsfähig-      Saskia Göttschi, Projektleiterin
bemüht, ihre Bedürfnisse in diese Szena-    keit dazu überhaupt ein Beitrag geleistet     energie-cluster.ch, 031 381 24 80,
rien einzugliedern und sie mit dem Kima-    werden? Wie alle Veranstaltungen des          Monbijoustrasse 35, 3011 Bern,
abkommen vereinbar zu machen. Die Ab-       energie-cluster.ch räumt auch die Jahres-     saskia.goettschi@energie-cluster.ch,
stimmung zum Energiegesetz bietet eine      tagung 2017 genügend Zeit für ein wert-       www.energie-cluster.ch

                                                                                                                                     Bild: Energiecluster
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