Milan Unser Vogel des Jahres- Der Buntspecht - Birdlife Aargau

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Milan Unser Vogel des Jahres- Der Buntspecht - Birdlife Aargau
1-2016
Mitteilungsblatt BirdLife Aargau

Unser Vogel des Jahres–
                                   milan
                      Unser Vogel des Jahres:
Der Buntspecht        der Buntspecht
Milan Unser Vogel des Jahres- Der Buntspecht - Birdlife Aargau
Impressum / Editorial

 Impressum
                                                                            Liebe Leserin, lieber Leser

                                                                            Ist Suhr eine Reise wert? Noch unsere Grosseltern hätten die Frage klar bejaht.
 milan
 Mitteilungsblatt BirdLife Aargau                                           Suhr, das hiess für sie Möbel Pfister. Grösstes und vielfältigstes Möbelhaus der
 Erscheint 4x pro Jahr
                                                                            Schweiz, direkt an der Verbindungsstrasse Zürich-Bern gelegen.
 Abonnementspreis: Fr. 30.–
 Auflage: 3000 Exemplare                                                    Mit der Eröffnung der A1 (damals noch N1) brauste ab 1967 nicht mehr der
                                                                            gesamte Ost-West-Verkehr im Schweizer Mittelland mitten durch Suhr. Wer von
                                                                            Zürich nach Bern unterwegs war, musste Suhr nun bewusst aufsuchen. «Hunzen-
                                                                            schwil» und «Kölliken» hiessen die Autobahnausfahrten. Auf die Namen «Aarau
                                                                            Ost» und «Aarau West» wurden sie erst viel später umgetauft.

 Herausgeber:
                                                                            Inzwischen ist die A1 oft überlastet, und die Bernstrasse in Suhr ist, gerade auf
 BirdLife Aargau                                                            der Höhe des Möbel Pfister, eine regional gefürchtete Stauachse. Suhr ist nun
 Pfrundweg 14, 5000 Aarau                                                   definitiv keine Reise mehr Wert. Oder doch?
 PC 50-99-3
 BirdLife Aargau-Präsidium:                                                 Die Umgebung des Dorfes bietet einen spannenden Mix aus landwirtschaftlicher
 Dr. Luc Van Loon                                                           Nutzfläche, Naherholungsgebiet und naturschützerisch wertvollen Elementen wie
 Mattenweg 64, 5314 Kleindöttingen
 Telefon 056 245 61 18
                                                                            dem aufgeweiteten Suhrebett oder dem BirdLife-Reservat Distelmatten mit seinen
 luc.vanloon@birdlife-ag.ch                                                 flachen Tümpeln. Ein Kollege aus einem Nachbardorf kommentierte die erste
 Redaktion:                                                                 Schwarzkehlchenbrut mit den Worten: «Ich habe immer das Gefühl, ich sei in
 Christine Huovinen                                                         Österreich oder noch weiter östlich, wenn ich zwischen Suhr und Entfelden
 Hofstrasse 19, 7270 Davos Platz
 Telefon 081 413 52 38
                                                                            unterwegs bin.» Die abwechslungsreiche Landschaft mit Brachen und Hecken,
 christine.huovinen@birdlife-ag.ch                                          Tümpeln und Teichen, scheint fast unwirklich, so nahe am Stadtzentrum von
 Satz, Gestaltung, Produktion:                                              Aarau, mitten im Agglomerationsgürtel des Aaretals.
 Simone Mosch
 Kappelen 5, 5706 Boniswil                                                  Der NVV Suhr ist stolz auf das Erreichte. Natürlich ist es nur am Rand sein
 Telefon 079 820 50 21                                                      Verdienst. Die grössten Leistungen erbrachten die Landwirte, unter ihnen der
 simone.mosch@gmx.ch
                                                                            Galeggehof der gleichnamigen Stiftung und sein Pächter Thomas Baumann. Der
 Druck:
                                                                            Verein trägt aber immer wieder, nicht zuletzt dank der konstruktiven Zusammen-
 Effingerhof AG
 Druck – Verlag – Neue Medien                                               arbeit mit der Gemeinde im Rahmen einer Leistungsvereinbarung, seinen Teil bei.
 Storchengasse 15, 5201 Brugg AG                                            So konnte 2015 der Lichte Wald oberhalb des Dorfes vergrössert werden, ein
 Telefon 056 460 77 77
                                                                            Tümpel wurde neu angelegt, ein anderer saniert. Wir führten einen Pflegeeinsatz
 Papier:
                                                                            und eine grosse Anti-Littering-Aktion entlang der Gewässer mit Schulklassen und
 Cocoon Preprint/Offsetpapier, Recycling,
  weiss, matt, 80 gm2 (hergestellt aus 100%                                 Jugendgruppen durch. Und zwei hervorragend besuchte Exkursionen mit je über
  entfärbem Altpapier, ausgezeichnet mit dem                                fünfzig Besuchern rundeten das Jahresprogramm ab.
  EU-Ecolabel, ist FSC-zertifiziert und 100%
  FSC-Recycling)                                                            Und 2016 steht schon der nächste Höhepunkt an: BirdLife Aargau beehrt uns mit
 Geschäftsstelle:                                                           der Ausrichtung der DV in unserer Bärenmatte. Wir freuen uns und hoffen, dass
 BirdLife Aargau – Natur- und Vogelschutz
                                                                            wir Ihnen, liebe Besucherinnen und Besucher, unsere vielfältige Umgebung im
 Kathrin Hochuli
 Pfrundweg 14, 5000 Aarau                                                   Rahmen der vormittäglichen Exkursion ein wenig näher bringen können.
 Telefon 062 844 06 03
 www.birdlife-ag.ch, info@birdlife-ag.ch
 Telefonische Ansprechzeiten:
 Mo, Di, Do, von 08.00–12.00 Uhr
 Adressänderungen:
 Bitte direkt BirdLife Aargau melden. Danke.
 Nachdruck mit Quellenangaben e­ rwünscht,
 Beleg an die Redaktion
                                                         Foto: Ann Walter

 Redaktions- und Inserateschluss:                                                                                     Hans-Ruedi Kunz
 Nr. 2_ 2016: 31. März 2016
                                                                                                                      Aktuar NVV Suhr / Vorstandsmitglied
 Titelbild: Buntspecht          Foto: Bernhard Herzog                                                                BirdLife Aargau

2 Milan 1_ 2016
Milan Unser Vogel des Jahres- Der Buntspecht - Birdlife Aargau
Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis
                                                                                                                  Editorial, Impressum                   2
                                                                                                                  Inhaltsverzeichnis                     3

                                                                                                                  Schwerpunkt Biodiversität:
                                                                                                                  – Nachhaltiges Bauen ist mehr als
                                                                                                                    Energieeffizienz                     4
                                                                                                                  – Interview: Biodiversität fördern
                                                                                                                    beim Bauen                           6

                                                                                                                  BirdLife Aargau:
                                                                                                                  – 34. Delegiertenversammlung           8
                                                                                                                  – Verbandstätigkeit                   10
                                                                                                                  – Segler und Schwalben
                                                                                                                    als Sympathieträger                 11

                                                                                        Foto: Manuela Di Giulio
                                                                                                                  – Naturschutzgebiet Rütene
                                                                                                                    in Mandach                          13
                                                                                                                  – Projekt Waldrandvögel               16
                                                                                                                  – Kuckuck: Der Vogel, der seinen
                                                                                                                    eigenen Namen ruft                  18
4-7 Biodiversität im Siedlungsraum – Nachhaltiges Bauen ist mehr als nur Energie-
effizienz, sondern bietet zahlreiche Möglichkeiten, auch die Biodiversität zu fördern                             – Jahresbericht:
                                                                                                                    Das war BirdLife Aargau 2015        19

           24-25                                                                                                  Aktuell:
Uferschwalben                                                                                                     – Der Buntspecht:
  in Zeiningen                                                                                                      Vogel des Jahres 2016               23
– Eine Sandauf-                                                                                                   – Uferschwalbenförderung
schüttung rettet                                                                                                    im Aargau: Erfolgreiche Rettung     24
   die Zeininger                                                                                                  – Vogelbeobachtung am Klingnauer
 Uferschwalben-                                                                                                     Stausee: Seltene Gäste          26
          kolonie                                                                                                 – Im Gedenken an Lisa Ammann          29
        in letzter
          Minute                                                                                                  SVS / BirdLife Schweiz:
                                                                                                                  – Buntspecht als Botschafter          30
                                                                                                                  – Stunde der Gartenvögel              30
                                                                                        Foto: Bernhard Herzog

                                                                                                                  – Festival der Natur                  31
                                                                                                                  – 550 000 Unterschriften
                                                                                                                    für die Natur                       31

                                                                                                                  Kanton Aargau:
                                                                                                                  – Naturwaldreservat Langholz:
  26-28 Seltene Gäste am                                                                                            Faszination Wald-Wasserlandschaft 32
       Klingnauer Stausee                                                                                         – Umgebungsgestaltung Naturama        35
    – Ortolan, Blaukehlchen
                                                                                                                  Diverses, Veranstaltungen:
  oder Sichler – Raritäten am
                                                                                                                  – Artenvielfalt im Hausgarten         38
   «Klingi» in Wort und Bild.
                                                                                                                  – Leserwettbewerb                     38
                                                                                                                  – BirdLife Aargau Veranstaltungen     39
                                                                                                                  – Naturama Kursprogramm 2016          39
                                                                                        Foto: Bernhard Herzog

                                                                                                                  – Jahresprogramm 2016                 40

                                                                                                                                            Milan 1_ 2016 3
Milan Unser Vogel des Jahres- Der Buntspecht - Birdlife Aargau
Schwerpunkt

Mehr Lebensraum für Pflanzen und Tiere im Siedlungsraum

Nachhaltiges Bauen ist mehr
als Energieeffizienz
Wer nachhaltig bauen möchte, denkt                     aus, und sie sind dafür verantwortlich, dass          die gemeinsame Nutzung von Autos (sog.
in erster Linie an gute Isolierung und                 dort ein Grossteil des Bodens versiegelt ist          Carsharing) fördern. Sie achten darauf,
an ein Heizsystem mittels erneuerba-                   und kaum Pflanzen und Tiere leben kön-                dass die Bewohnerinnen und Bewohner
rer Energie. Erst wenige beispielhafte                 nen. Wer nachhaltig baut, verschwendet                aus verschiedenen Generationen stammen
Projekte beziehen auch die Biodiver-                   weniger Ressourcen. Seit einigen Jahrzehn-            und sich untereinander austauschen kön-
sität beim Bau mit ein. Dabei gäbe es                  ten fördern deshalb innovative Bauherren              nen, zum Beispiel indem sie Gemeinschafts-
zahlreiche Möglichkeiten, Lebens-                      und Investoren diese Art von Bauen. Aber:             gärten oder Begegnungsräume zur Verfü-
räume oder Strukturen für Pflanzen                     Was bedeutet Nachhaltigkeit beim Bauen                gung stellen. Ausserdem legen sie Wert auf
und Tieren anzulegen und dadurch                       konkret?                                              eine biodiversitätsfreundliche Umgebung.
den Siedlungsraum ökologisch                           Inzwischen gibt es einige beispielhafte Pro-          Diese Projekte beziehen alle Aspekte der
aufzuwerten.                                           jekte für nachhaltiges Bauen. Sie berück-             Nachhaltigkeit ein – Ökologie, Gesellschaft
                                                       sichtigen die Energieeffizienz der Gebäude            und Ökonomie, und entsprechen somit der
Gebäudeareale verbrauchen viel Boden,                  und die Mobilität der Nutzenden, beispiels-           Empfehlung des Schweizerischen Ingenieur-
Energie oder Rohstoffe. Sie machen in der              weise indem sie für eine gute Anbindung               und Architektenvereins SIA für nachhaltige
Schweiz fast 60 Prozent der Siedlungsfläche            an den öffentlichen Verkehr sorgen oder               Bauten.

                                                                                                             Biodiversität wird kaum berücksichtigt
                                                                                                             Nachhaltigkeit lässt sich beim Bau ganzer
                                                                                                             Quartiere besser umsetzen als bei einzelnen
                                                                                                             Gebäuden. Deshalb erstaunt es nicht, dass
                                                                                                             sich unter den beispielhaften Projekten vor
                                                                                                             allem Quartiere befinden. Das erste nach-
                                                                                                             haltige Quartier der Westschweiz wurde in
                                                                                                             Gland (VD) realisiert, Weitere entstehen in
                                                                                                             den Städten Basel, Zürich und Lenzburg
                                                                                                             (s. Interview S.6-7). Einige der nachhaltigen
                                                                                                             Quartiere sind sogenannte 2000-Watt-
                                                                                                             Areale. Diese unterstützen die Ziele der
                                                                                                             2000-Watt-Gesellschaft, den Energiever-
                                                                                                             brauch pro Person auf 2000 Watt zu be-
                                                                                                             grenzen. Der Name «2000-Watt-Areal»
                                                                                                             weist darauf hin, dass im Fokus vieler nach-
                                                                                                             haltiger Bauprojekte die Energieeffizienz
                                                                                                             steht. Andere ebenso wichtige Aspekte der
                                                                                                             Nachhaltigkeit wie die Biodiversität werden
                                                                                                             oft weniger beachtet – ausser in den er-
                                                                                                             wähnten beispielhaften Bauprojekten.
                                                                                                             Auch bei den Zertifizierungen und Labels
                                                                                                             kommt die Biodiversität zu kurz. Für die
                                                                                                             Auszeichnung energieeffizienter Gebäude
                                                                                                             gibt es zahlreiche Labels. In der Schweiz am
                                                                                                             bekanntesten sind diejenigen der Minergie-
                                                                                                             Familie (Minergie, Minergie-P, Minergie-
                                                                                                             ECO, Minergie-P-ECO), die internationalen
Bewachsene Fassaden und ein durchs Quartier fliessendes Bächlein fördern die Biodiversität in                Labels wie BREEAM oder LEED haben in
Villmergen (AG)           					                                                    Foto: Manuela Di Giulio   den letzten Jahren jedoch an Bedeutung

4 Milan 1_ 2016
Milan Unser Vogel des Jahres- Der Buntspecht - Birdlife Aargau
Schwerpunkt

                                                                                                            nen und Bewohnern nicht intensiv nutzen.
                                                                                                            Das können beispielsweise Ruderalflächen
                                                                                                            entlang von Hausmauern und Wegen sein
                                                                                                            oder einheimische Gehölze, die Plätze oder
                                                                                                            Wiesen abgrenzen. Einheimische Bäume
                                                                                                            und Sträucher schaffen mehr Struktur und
                                                                                                            fördern die Vielfalt an Pflanzen- und Tier-
                                                                                                            arten. Zusätzlich lassen sich Fassaden und
                                                                                                            Flachdächer begrünen oder mit Nisthilfen
                                                                                                            für Vögel oder Fledermäuse ausstatten. Ins-
                                                                                                            besondere Gründächer haben ein grosses
Das begrünte Dach des Tramdepots Wiesenplatz in der Stadt Basel                  Fotos: Manuela Di Giulio   Biodiversitäts-Potenzial: Sie nehmen aus-
                                                                                                            gedehnte Flächen ein und können Lebens-
                                                                                                            raum für spezialisierte Tier- und Pflanzen-
                                                                                                            arten bieten. Da sie der Sonne extrem aus-
                                                                                                            gesetzt sind, werden sie hauptsächlich von
                                                                                                            Wärme und Trockenheit liebenden Arten
                                                                                                            besiedelt, die mobil genug sind, um sie zu
                                                                                                            erreichen.
                                                                                                            Die Beispiele konkreter Massnahmen zeigen,
                                                                                                            dass es zahlreiche, nicht sehr kostspielige
                                                                                                            Möglichkeiten gibt, die Biodiversität beim
                                                                                                            Bauen zu fördern. Oft sind sich die Akteure
                                                                                                            dieser Möglichkeiten jedoch nicht bewusst.
                                                                                                            Umso wichtiger ist es, die Bevölkerung für
                                                                                                            das Thema Biodiversität beim Bauen zu
                                                                                                            sensibilisieren, damit in Zukunft mehr Ge-
                                                                                                            bäude und Quartiere mit (mehr) ökologi-
                                                                                                            schen Qualitäten entstehen.
Artenreiche Blumenwiesen umgeben die privaten Terrassen in der Wohnsiedlung PIC 3 in Allschwil (BL)
                                                                                                                                                            Manuela Di Giulio
                                                                                                            Foto: Kathrin Brugger

gewonnen. Allen Labels gemeinsam ist,              nachlässigbar, sofern sie von Beginn an ein-
dass sie für naturnahe Umgebungsgestal-            geplant und budgetiert werden. Welche
tungen keine oder nur wenige Punkte ge-            konkreten Massnahmen sich zugunsten der
ben, und somit der Biodiversität wenig Be-         Biodiversität umsetzen lassen, zeigt das
deutung beimessen. Für die Auszeichnung            Beispiel in Lenzburg (s. Interview S. 6-7).
naturnaher Umgebungen gibt es lediglich            Eine wichtige Massnahme ist, den Boden
zwei Labels, eines davon – BiodiverCity – ist      möglichst nicht zu versiegeln, z. B. bei
in der Schweiz praktisch unbekannt (s. Inter-      Plätzen, Wegen oder Parkplätzen. Die un-
                                                                                                                                    In dieser und den nächsten drei Milan-
view S. 6-7). In die richtige Richtung geht        versiegelten Oberflächen schaffen Raum
                                                                                                                                    Ausgaben wird uns Manuela Di Giulio
der Standard Nachhaltiges Bauen Schweiz            für Pionierarten und verbessern gleichzeitig
                                                                                                                                    das Schwerpunktthema «Biodiversität
(SNBS) vom Netzwerk Nachhaltiges Bauen             den Wasserhaushalt des Siedlungsraums.
                                                                                                                                    im Siedlungsraum» näherbringen.
Schweiz NNBS. Er beinhaltet unter anderem          Wenn das Regenwasser direkt auf dem
                                                                                                                                    Manuela Di Giulio ist Biologin und Öko-
Ziele für Natur und Landschaft. Allerdings         Gelände versickert, ist das Risiko für Über-
                                                                                                                                    login. Sie arbeitet als Co-Geschäftsfüh-
betreffen lediglich zwei der insgesamt 25          schwemmungen kleiner und entlastet aus-
                                                                                                                                    rerin im Büro «Natur Umwelt Wissen
Kriterien das Thema Biodiversität.                 serdem die Kanalisation. Unversiegelte
                                                                                                                                    GmbH» und hat sich darauf speziali-
                                                   Plätze, die mit einheimischer Vegetation be-
                                                                                                                                    siert, ökologische Themen einer breiten
Konkrete Massnahmen zugunsten                      pflanzt werden, laden oft auch zum Verwei-
                                                                                                                                    Öffentlichkeit zu vermitteln. Seit einigen
von Pflanzen und Tieren                            len ein und dienen so als Begegnungsorte.
                                                                                                                                    Jahren beschäftigt sie sich ausserdem
Fachleute sind sich einig: Mehrkosten für          Die Biodiversität lässt sich auch mit arten-
                                                                                                                                    mit dem Thema Siedlungsentwicklung
die Förderung der Biodiversität sind im            und strukturreichen Lebensräumen auf
                                                                                                                                    und deren Einflüsse auf die Biodiversität.
Vergleich zu den gesamten Baukosten ver-           Flächen fördern, welche die Bewohnerin-

                                                                                                                                                             Milan 1_ 2016 5
Milan Unser Vogel des Jahres- Der Buntspecht - Birdlife Aargau
Schwerpunkt

Im Gespräch mit René Bäbler:

Biodiversität fördern beim Bauen
Die Immobilienentwicklerin und                wir gemeinsam mit der Stadt eine solche                werden alle extensiv begrünt und die Um-
Totalunternehmung Losinger Marazzi            Projektentwicklung angestossen, einen                  gebung besteht zu einem grossen Teil aus
AG hat sich unter anderem darauf              Architekturwettbewerb durchgeführt und                 naturnahen Grünflächen mit zahlreichen
spezialisiert, nachhaltige Immobilien         das nachhaltige Quartier «Im Lenz» geplant.            Kleinstrukturen.
und Areale zu entwickeln. Dazu                Heute ist ein grosser Teil des Quartiers rea-
gehört das Quartier «Im Lenz», das            lisiert und bezogen.                                   94 Prozent der von Losinger Marazzi
auf dem ehemaligen HERO-Areal in                                                                     entwickelten Projekte sind zertifiziert
Lenzburg (AG) entsteht. René Bäbler           Welche ökologischen Massnahmen                         und mit einem Label ausgezeichnet.
leitet die Abteilung «Zertifizierungen        werden im Quartier «Im Lenz» konkret                   Welche Anreize stellen Labels für Inves-
Nachhaltiges Bauen» und begleitet             umgesetzt?                                             toren und Projektentwickler dar?
nachhaltige Bauprojekte von der               Es ist das schweizweit dritte zertifizierte            Grundsätzlich dienen Labels der Qualitäts-
Planung bis zur Realisierung. Er ist          2000-Watt-Areal. Die Energieeffizienz der              sicherung. Mit einem Label können wir ei-
Biologe und Umweltingenieur.                  Gebäude, die Versorgung mit erneuerba-                 nem Investor zeigen, dass Dritte ein Gebäu-
                                              ren Energien, die Reduktion der Grauen                 de oder ein Areal geprüft, bewertet und als
Herr Bäbler, wie sieht die Arbeit eines       Energie und eine nachhaltige Mobilität sind            gut befunden haben, und das ist glaubwür-
Entwicklers von nachhaltigen Baupro-          bei diesem Projekt besonders wichtig.                  dig. Mit einem Label lässt sich auch klar
jekten aus?                                   Durch kompakte Bauweisen verwenden wir                 kommunizieren, was das Projekt zu bieten
Wir entwickeln markt- und bewilligungs-       weniger Material und arbeiten zusätzlich               hat und welche Ziele wir damit verfolgen.
fähige Immobilienprojekte und suchen In-      mit Produkten, deren Herstellung wenig
vestoren dafür. Das alternative Vorgehen      Energie benötigt. Ausserdem fördern wir                Label, welche die ökologische Qualität
ist, bei Wettbewerben oder Ausschreibun-      den öffentlichen Verkehr sowie den Fuss-               der Umgebung auszeichnen, können
gen mitzumachen. In der Regel arbeiten        und Fahrradverkehr. Wir legen auch gros-               demnach wichtige Anreize schaffen.
wir in Teams, zusammen mit Architekten,       sen Wert auf eine naturnahe und biodiver-              Welche Labels gibt es in diesem Bereich?
Gebäudetechnikern, und bei grossen Pro-       sitätsfreundliche Umgebungsgestaltung.                 Es gibt bloss zwei Labels, welche ausschliess-
jekten sind oft auch Landschaftsarchitekten   Beispielsweise integrierten wir Nisthilfen             lich die Biodiversität berücksichtigen: das
dabei. In Lenzburg beispielsweise haben       für Segler in die Fassade, die Flachdächer             Zertifikat der Stiftung Natur & Wirtschaft

René Bäbler                                   SENIOcare Wohn- und Pflegezentrum Im Lenz. Die drei Löcher sind in die Fassade integrierte Nisthilfen
                                              für Segler (s. Pfeile). Im Vordergrund ein neu angelegter Demenzgarten. Er lädt Demenzkranke zum
                                              gefahrlosen Geniessen der Natur ein, durch die Farben der Blumen, den intensiven Geruch der Pflanzen
                                              oder den Geschmack der Kräuter. Mit dem Demenzgarten können beim Demenzkranken Erinnerungen
                                              geweckt und ihm so ein Stück seiner Identität zurückgegeben werden.              Fotos: Losinger Marazzi AG

6 Milan 1_ 2016
Milan Unser Vogel des Jahres- Der Buntspecht - Birdlife Aargau
Schwerpunkt

Die Aussenräume des Quartiers Eikenøtt in Gland (VD) umfassen unter anderem artenreiche Blumen-               In Eikenøtt entsprechen die Nisthilfen für Segler an
wiesen    					                                                              Foto: Losinger Marazzi AG        die Fassade montierten Holzkästen
                                                                                                                                               Foto: Manuela Di Giulio

und das neue Label BiodiverCity, das unser             Sie haben darauf hingewiesen, dass La-                 schriften Artikel über die biodiversitäts-
französischer Mutterkonzern Bouygues                   bels auch der Information dienen. Könn-                freundliche Umgebung unserer nachhaltigen
Construction mitentwickelt hat. In der                 ten Sie dies bitte konkreter erläutern?                Quartiere. Damit sensibilisieren wir unsere
Schweiz wurde bisher nur das Quartier Ei-              Labels helfen uns, Investoren aber auch                Mitarbeitenden, mit dem Ziel, bei zukünf-
kenøtt in Gland (VD) mit dem Label Biodi-              unsere Mitarbeitende über unsere Projekte              tigen Projekten diese Aspekte ebenfalls zu
verCity ausgezeichnet. Das Zertifikat der              und Ziele zu informieren. Wenn wir eine                berücksichtigen. Wir sind immer auch auf
Stiftung Natur & Wirtschaft ist relativ ein-           Auszeichnung wie das Label der Stiftung                Partner angewiesen, die bereit sind, inno-
fach und eignet sich auch für kleine Pro-              Natur & Wirtschaft erhalten, organisieren              vative Projekte zu realisieren. Die Sensibili-
jekte. Der Aufwand für das Label Biodiver-             wir meist einen Anlass für unsere Partner              sierung zum Thema Biodiversität beim
City hingegen ist viel grösser; dieses eignet          und kommunizieren es auch intern. Bei-                 Bauen ist deshalb sehr wichtig, um diesen
sich deshalb vor allem für grosse und inno-            spielsweise veröffentlichen wir in Unter-              Aspekt zukünftig bei allen Immobilien-
vative Projekte.                                       nehmensmagazinen sowie Konzernzeit-                    projekten vollumfänglich zu integrieren.

                                                                                                              Worauf müssen Bauherren wie Gemein-
                                                                                                              den oder Private achten, wenn sie nach-
                                                                                                              haltig bauen möchten und wie gehen
                                                                                                              sie dabei am besten vor?
                                                                                                              Die Ziele müssen bereits in einer frühen
                                                                                                              Phase diskutiert und festgelegt werden.
                                                                                                              Labels im nachhaltigen Bauen können bei
                                                                                                              der Zieldefinition gute Dienste erweisen.
                                                                                                              Zudem ist die Zusammenarbeit mit kom-
                                                                                                              petenten Partnern in der Planungs- wie
                                                                                                              auch in der Realisierungsphase sehr ent-
                                                                                                              scheidend.

                                                                                                                               Interview: Manuela Di Giulio

Das Parkhaus in Eikenøtt ist begrünt, um die Biodiversität im Quartier zu fördern   Foto: Manuela Di Giulio

                                                                                                                                            Milan 1_ 2016 7
Milan Unser Vogel des Jahres- Der Buntspecht - Birdlife Aargau
BirdLife Aargau

                         Samstag, 19. März 2016, in Suhr

                         Einladung zur 34. Delegiertenversammlung
                            Zur Delegiertenversammlung sind Delegierte
                            der Sektionen und Gäste herzlich eingeladen.

                            Wir freuen uns, Sie in Suhr begrüssen zu dürfen.

                            Vorstand BirdLife Aargau und
                            Natur- und Vogelschutzverein Suhr
Fotos: Hans-Ruedi Kunz

                                                                               Vormittagsprogramm
                                                                               9.00 - 11.30 Uhr
                                                                               Exkursion «Bunte Brachen und
                                                                               dichte Dornenhecken»

                                                                               Treffpunkt:      9 Uhr beim Parkplatz Hofstattmatten
                                                                                                (Fussballplatz Suhr)

                                                                               Anfahrt mit ÖV: S14 (WSB) Aarau ab 8:40 Uhr,
                                                                                               Suhr an 8:45 Uhr,
                                                                                               zu Fuss zum Treffpunkt 15 Minuten

                                                                               Autofahrer:      Parkplatz bei Bärenmatte Suhr
                                                                                                zu Fuss zum Treffpunkt 10 Minuten

                                                                               Bis 1940 erstreckten sich zwischen Suhr und Entfelden aus-
                                                                               gedehnte Wässermatten, wertvollste Lebensräume mit
                                                                               Wassergräben, Quellen, Kopfweiden und vielen weiteren
                                                                               Strukturen. Heute ist das Gebiet gleichzeitig landwirt-
                                                                               schaftliche Nutzfläche, Naherholungsgebiet und Verkehrs-
                                                                               achse. Welche vielfältigen Lebensräume dank Biodiversi-
                                                                               täts-Förderflächen trotzdem erhalten und geschaffen wer-
                                                                               den konnten, erleben Sie auf diesem Rundgang unter
                                                                               kundiger Führung im Massstab 1 zu 1!

                                                                               Mittagessen:     am Versammlungsort (Zentrum
                                                                                                Bärenmatte Suhr, Ortsbürgersaal)
                                                                                    Menu:       Salat-Buffet (5 Sorten) und
                                                                                                Penne mit 2 Saucen (1 vegetarisch)
                                                                                                Fr. 26.00

                                                                               Anmeldung für das Mittagessen bis Montag, 14. März
                                                                               2016; Tel. 062 844 06 03 oder info@birdlife-ag.ch

                         8 Milan 1_ 2016
Milan Unser Vogel des Jahres- Der Buntspecht - Birdlife Aargau
BirdLife Aargau

Nachmittagsprogramm
13.30 - 17.00 Uhr
Delegiertenversammlung
im Ortsbürgersaal
der Bärenmatte in Suhr
Stimmrecht Sektionen
           • bis 100 Mitglieder:           2 Delegierte                  Anreise DV
           • mit 101-300 Mitgliedern: 3 Delegierte                       Bitte möglichst den öffentlichen Verkehr
           • mit 301-500 Mitgliedern: 4 Delegierte                       benutzen.
           • Ehrenmitglieder von BirdLife Aargau haben je 1 Stimme
           • Alle Einzelmitglieder bei BirdLife Aargau haben             Hinfahrt ÖV
		 zusammen 2 Delegiertenstimmen                                         • S14 (WSB) Aarau ab 12:40 Uhr,
                                                                           Suhr an 12:45 Uhr
Ab 13.00 Uhr Türöffnung und Abgabe der Stimmkarten und Unterlagen          (verkehrt alle 15 Min.)
                                                                         • zu Fuss zum Zentrum Bärenmatte
13.30 Uhr •     Musikalische Einlage: Bläser-Ensemble                      in 5 Min.
		              der Musikschule Suhr, Leitung Dieter Zysset
          •     Grusswort, Regierungsrat Stephan Attinger,               Autofahrer
		              Departement Bau, Verkehr u. Umwelt Kt. Aargau            Parkplatz beim Zentrum Bärenmatte Suhr
          •     Grusswort, Thomas Baumann, Gemeinderat Suhr
          •     Grusswort, René Estermann, Vorstand NVV Suhr             Rückfahrt ÖV
          •     Begrüssung, Luc Van Loon, Präsident BirdLife Aargau 		   • S14 (WSB) Suhr ab 17:13 Uhr, Aarau an
                                                                           17:18 Uhr (verkehrt alle 15 Minuten)
14.00 Uhr 		    Geschäftlicher Teil der DV

Traktanden 1.   Wahl der Stimmenzähler
           2.   Protokoll der 33. DV vom 21. März 2015
		              (siehe Milan 2/15)
                                                                                                   Tr
                                                                                                    am

           3.   Jahresbericht 2015
                                                                                                        st
                                                                                                         ra
                                                                                                          ss
                                                                                                              e

		              (siehe in der Mitte dieses Milans)                                                                                    1

           4.   Berichte zu aktuellen Themen                                                                                 23

           5.   Mehrjahresprogramm 2017-2021                                              Zentrum Bärenmatte

           6.   Anträge                                                                                                  23

                                                                                                                                          Migrolino
           7.   Abnahme Jahresrechnung 2015,
		              Entlastung Vorstand                                                      23                             we
                                                                                                                             g
                                                                                                                   lp
                                                                                                              ra
           8.   Budget 2016                                                                             Flo
                                                                                              AAR Bus + Bahn

           9.   Festsetzung Mitgliederbeiträge 2017
          10.   Ersatzwahlen
          11.   Festsetzung Ort und Datum der DV 2017
                                                                                                          se

                                                                                   23
                                                                                                        as
                                                                                                    tr
                                                                                                    fs

          12.   Verschiedenes
                                                                                                   ho
                                                                                               hn
                                                                                              Ba

                                                                                         23

                                                                                        RAV Regionales
                                                                               1
                                                                                        Arbeitsvermittlungszentrum

                                                                                                                                  Milan 1_ 2016 9
Milan Unser Vogel des Jahres- Der Buntspecht - Birdlife Aargau
BirdLife Aargau

Verbandstätigkeit von BirdLife Aargau
November Vorständekonferenzen 2015: An den Konferenzen                lung 2016 verabschiedet werden. Die restlichen Tümpel in unserem
in den vier Regionen stellte Martin Schuck von SVS/BirdLife Schweiz   Reservat Distelmatte konnten dank dem Kanton saniert werden.
die Artenförderungsprojekte Mehlschwalben und Wiedehopf vor.          Die Einwendung gegen die Melioration Küttingen hat sich für die
Er erläuterte anschaulich, wie die Sektionen die beiden Vogelarten    Natur gelohnt: Der neue Weg durch das Naturschutzgebiet von
fördern können.                                                       kantonaler Bedeutung darf nicht gebaut werden, und der Wald-
Die Leistungen und Stärken der BirdLife-Familie und deren Kommu-      bach wird auf der gesamten Länge ausgedolt. ARCATOUR Inserat M
nikationsmittel wurden aufgezeigt. Neu steht den Sektionen dazu
eine Präsentation für ihre Anlässe zur Verfügung.                     25. Januar 2016 Vorstandssitzung: Die Realisierung eines Natur-
Die neue Website und das Extranet für die Sektionsvorstände wur-      zentrums Klingnauer Stausee zusammen mit SVS/BirdLife Schweiz
den vorgestellt. Das Extranet ersetzt den Präsidentenordner und ist   wurde intensiv diskutiert. Das Vorhaben wird der Delegiertenver-
allen Vorstandmitgliedern, welche der Geschäftsstelle eine Email-     sammlung 2016 vorgelegt. Erich Gross hat zwei Vorstandssitzun-
adresse gemeldet haben, zugänglich. Weiter wurde die vielfältige      gen als Gast besucht und wird sich im März zur Wahl stellen. Die
Arbeit des Verbandes und der Geschäftsstelle vorgestellt: Aus- und    Rechnung 2015 wurde besprochen und das Budget 2016 verab-
Weiterbildungen, Rechtsgeschäfte, Artenförderungsprojekte, Kom-       schiedet. In der Pflegekommission Eriwis werden Kai Huovinen und
munikation mit Milan und Newsletter etc..                             Kathrin Hochuli Einsitz nehmen.
                                                                      BirdLife Aargau beteiligt sich an der Vernehmlassung zum Verpflich-
Kauf Eriwis: Am 2. November 2015 wurde zusammen mit der Na-           tungskredit Labiola und fordert qualitativ bessere und mehr Biodi-
turwerkstatt der Kaufvertrag für das Eriwis unterzeichnet. Am 19.     versitätsförderflächen, weil gewisse Kulturlandvögel weiter drama-
Dezember 2015 wurde der Kauf ins Tagebuch des Grundbuches             tisch abnehmen.
eingetragen, seit dann ist das 13.5 Hektaren grosse Naturjuwel nun
definitiv im Besitz von BirdLife Aargau und Naturwerkstatt Eriwis.    Inserat

Es wird darauf hingearbeitet, dass das Eriwis ein Naturschutzgebiet
von kantonaler Bedeutung wird.

3. Dezember 2015 Taskforce Feuerbrand: Die Bakterienkrank-
heit Feuerbrand hat den südlichen Aargau stark in Mitleidenschaft
gezogen. Auf den Kernobstbäumen musste der bisher schlimmste
Befall seit 2007 verzeichnet werden. Betroffen sind vor allem Bir-
nen der hochanfälligen Sorte Gelbmöstler, über 420 Bäume wur-
den gerodet.

8. Dezember 2015 Vorstandssitzung: Das Mehrjahresprogramm
2017-21 wurde besprochen und soll an der Delegiertenversamm-
                                                                         Vogelwarte-Reisen
Inserat
                                                                         Vogelkundliche Reisen in Europa unter dem
                                                                         Patronat der Schweizerischen Vogelwarte
                                                                         23. Mai – 28. Mai 2016 | Französischer Jura
                                                                         Reiche Lebensräume zwischen Auenwald und Steinschluchten
                                                                         28. Mai – 04. Juni 2016 | Sizilien
                                                                         Auf halbem Weg zwischen Europa und Afrika
                                                                         29. Mai – 06. Juni 2016 | Deutschland
                                                                         Die Nordsee-Insel Helgoland – Sprungstein der arktischen Zuglinie
                                                                         27. August – 05. September 2016 | Schottland
                                                                         Entlang der Nordküste sowie zu den Hebriden
                                                                         04. – 11. September 2016 | Deutschland – Schweden
                                                                         Der herbstliche Vogelzug von Falsterbo zur Insel Fehmarn

                                                                         sinnvoll reisen mit www.ARCATOUR.ch/vogel

10 Milan 1_ 2016
BirdLife Aargau

                  Symposium

                  Segler und Schwalben
                  als Sympathieträger
                  Am 13. Januar fand im Naturama ein                     der Feuerwehr in Sarmenstorf, erzählte
                  Symposium zum Thema «Segler,                           nicht ohne Stolz: «Im letzten Jahr sind nun
                  Schwalben und Co.» statt. Stefanie                     auch tatsächlich erstmals nach vier Jahren
                  Michler, Christoph Meier, Andres Beck                  Mauersegler in die Kästen eingezogen!»
                  und Iris Scholl informierten über                      Stefan Kaiser kam aus aktuellem Anlass zu
                  Verbreitung, Schutz und Zugverhalten                   der Veranstaltung: «Bei uns in Rheinfelden
                  der Luftakrobaten.                                     soll ein Gebäude abgerissen werden, an dem
                                                                         die Tiere nisten. Wir möchten gerne einen
                            Bereits kurz nach sieben Uhr füllte sich     geeigneten Ersatz für diesen Nistplatz an-
                                                                                                                        Bild oben: Grosser Andrang am Symposium über
                               das Foyer des Naturama in Aarau           bieten. Aber so wie es aussieht, können die
                                                                                                                        Segler und Schwalben
                                   mit interessierten Gästen. Aus        Behörden nicht Hand bieten. Es ist, als wenn   Bild unten: Zufriedene Zuhörer auf dem Weg zum
                                     dem ganzen Kanton reisten           das Thema nicht ernst genommen wird.»          Apéro                              Fotos: Ann Walter

                                        sie an, um sich ein Bild zu      «Wir hatten im letzten Frühjahr zeitweise
                                           machen über die Situa-        bis zu 50 Mauersegler», erzählte Susi Sto-     In den Kolonien in Lenzburg und Brugg
                                            tion der Vögel, die für      cker von der Vogelpflegestation in Oftrin-     werden Tiere vor dem Abflug in den Süden
                                              uns so unverwechsel-       gen. Auf die Frage, wie sie die Arbeit be-     regelmässig mit sogenannten Loggern
                                               bar zum Sommer            wältigen konnten, sagte sie: «Es ist uns       ausgerüstet. Die Geräte speichern Daten zu
                                                     gehören. Segler     gelungen, ein Helfernetz von Frauen auf        Licht, Flughöhe und Aktivität der Tiere. Bei
                                                     und Schwalben       die Beine zu stellen, die auf Abruf bereit-    der Rückkehr der Segler können die Logger
                                                    sind unbestritten    stehen, wenn es viel zu tun gibt.»             dann ausgewertet werden. Trotz immenser,
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       gler: Be
               at Rüeg
                      ger
                                                   grosse Sympa-                                                        sehr spannender Daten wurde klar, dass die
                                                   thieträger. Gleich-   Mysterium Seglerzug                            wirklich grossen Geheimnisse des Vogel-
                                                   zeitig erstaunen      Die Vorträge, die das Publikum im zum          zuges immer noch nicht gelöst sind. So
                                                  sie uns Menschen       Bersten gefüllten Mühlbergsaal zu hören        bleibt die Frage offen, wie die Tiere ihren
                                                 durch ihre einzigar-    bekam, waren sehr informativ. Stefanie         Weg finden, insbesondere weil angenom-
                                                tigen Fähigkeiten.       Michler von der Vogelwarte Sempach be-         men wird, dass Alt- und Jungvögel nicht
                                               Und jeder kann von        richtete über die Mehlschwalbe und das         immer gleichzeitig ziehen und somit viele
                                              eigenen Erfahrungen        unkonventionelle Vorgehen bei deren            Tiere die Route auch ohne Führerschaft
                                            berichten.                   «Volkszählung». So rief die Vogelwarte         finden. Und auch zum Abflugzeitpunkt
                                                                         2013/14 freiwillige Helfende auf, selbst-      gibt es erst Vermutungen.
                  «Es ist, als wenn das Thema                            gewählte Gebiete nach Mehlschwalben ab-
                  nicht ernst genommen wird»                             zusuchen und Brutstandorte zu melden.          Inventare erstellen
                  «Wir haben mit den Kindern unserer Ju-                 Ziel war es, Kolonien mit mehr als 10 Brut-    hilft Kolonien retten
                  gendgruppe Natürzüg in Sarmenstorf Seg-                paaren zu lokalisieren, um diese dann vor      Nach der Pause legte Andres Beck, Kanto-
                  lerkästen gebaut. Zusammen mit der Feuer-              möglicher Zerstörung zu schützen. Auf-         naler Fledermausschutzbeauftragter, den
                  wehr hängten wir diese dann unters Dach                grund von Beobachtungen weiss man bei-         Schwerpunkt seines Referates auf den
                  eines Gebäudes. Wir konnten von der                    spielsweise, dass Mehlschwalben Natur-         Schutz und Erhalt von Nistplätzen von Seg-
                  Technik und den gut ausgebildeten Feuer-               nester viel besser annehmen, als die künst-    lern und Schwalben. Er betonte, dass die
                  wehrmännern im Rahmen der sogenann-                    lichen Ersatznester. Daher ist es eine sehr    Tiere gesetzlich geschützt sind. Nicht nur
                  ten Leiterübung profitieren, gleichzeitig lie-         wirkungsvolle Massnahme, den Tieren Bau-       das Töten der Vögel, sondern auch Störun-
                  ferten wir der Feuerwehr den Anlass zu                 material (offene Lehm- und Sandflächen)        gen in der Brutzeit sind verboten. Er zeigte
                  dieser Übung. Für die Kinder war es auf                anzubieten, damit sie ihre Nester reparieren   Möglichkeiten auf, wie trotz Gebäudesanie-
                  diese Weise natürlich besonders spannend,              können.                                        rungen Nistplätze erhalten werden können
                  an der Seglerförderung beteiligt zu sein.»             Christoph Meier, auch er von der Vogel-        und rief dazu auf, möglichst in allen Gemein-
                  Claudia Erni, Leiterin der Jugendgruppe                warte, überraschte im zweiten Vortrag mit      den ein Inventar vorhandener Kolonien zu
                  Natürzüg und auch ehemaliges Mitglied                  Forschungsdaten zum Zug der Alpensegler.       erstellen. Dieses soll den Behörden zur

                                                                                                                                                     Milan 1_ 2016 11
BirdLife Aargau

Obere Bilderreihe: Die Referenten des Abends v.
li. n. re: Stefanie Michler, Christoph Meier,
Vogelwarte; Iris Scholl, Projektleitende Mauer-
seglerinventar Aarau
Untere Bilderreihe v. li. n. re: Claudia Erni,
Leiterin der Jugendgruppe Natürzüg; Stephan
Kaiser, Vorstand NVV Rheinfelden; Claudia
Müller, Leiterin Ausbildungs-kommission von
BirdLife Aargau                       Fotos: Ann Walter

Verfügung gestellt werden, sodass sie bei                  Inventars mit zu wenig Hilfe erledigen zu      Interesse gefolgt war. Durch den Abend
Baugesuchen die Information über vorhan-                   wollen, und gleichzeitig sagte sie: «Moti-     führte Claudia Müller, Leiterin der Ausbil-
dene Nester berücksichtigen können.                        vieren Sie Ihre Helfenden durch regelmäs-      dungskommission von BirdLife Aargau, die
Mit Iris Scholl trat zum Schluss des bereits               sige Kontakte und Ihre persönliche Anwe-       auch zu dem Anlass geladen hatte. Hinweise
fortgeschrittenen Abends eine begeisternde                 senheit. Zeigen Sie ihnen erst einmal eine     zu den nächsten Veranstaltungen finden
Kämpferin für den Mauerseglerschutz vor                    spannende Mauerseglerkolonie, damit sie        Sie auf der Website von BirdLife Aargau.
das Publikum. Als Projektleitende für das                  wissen, wofür sie die ganze Arbeit leisten.»
Mauerseglerinventar in Aarau konnte sie aus                An den vertiefenden Fragen nach jedem                                         Ann Walter,
einem vollen Erfahrungsschatz schöpfen.                    Referat konnte leicht abgelesen werden,          Verantwortliche für Öffentlichkeitsarbeit
Sie warnte davor, die grosse Arbeit eines                  dass das Publikum den Ausführungen mit                  und Fundraising BirdLife Aargau

Inserate

   Ein Quartier für gefiederte Freunde

                                                                                                                  Die Nischenbrüterhöhle mit
                                                                                                                  perfektem Kleinräuberschutz

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12 Milan 1_ 2016
BirdLife Aargau

Neues Reservat von
BirdLife Aargau

Naturschutz-
gebiet Rütene
in Mandach
Das im 2013 erworbene Reservat
beherbergt knapp 300 Pflanzenarten,
darunter fünf Orchideenarten und
den im Aargau seltenen Flügel-
Ginster. Verschiedene Aufwertungs-
massnahmen sollen die Biodiversität              Blick auf Mandach durch absterbende Fichten – mächtige Buche                       Fotos: Adolf Fäs

weiter fördern.

Unser Reservat Rütene liegt gut 500 m
südlich vom Dorfzentrum Mandach auf un-
gefähr 600 m über Meereshöhe. Es befindet
sich an einem nach Norden geneigten Hang
im Tafeljura zwischen den beiden wertvollen
Naturschutzgebieten Rotberg und Besse-
berg. Die beiden schmalen und fast paral-
lelen Seiten unseres Reservates schauen
nach Westen und Osten. Im Norden grenzt
es an die von Villigen nach Mandach füh-
rende Verbindungsstrasse. Im Süden schliesst
die Gemeindegrenze zwischen Mandach
und Villigen unser Gebiet ab. Diese Grenze
verläuft wohl auf der Krete, jedoch gröss-
tenteils im Waldesinnern und somit einige
Meter vom gut besonnten Waldrand ent-
fernt, sodass dieser ökologisch wertvolle
Streifen leider nicht mehr Teil unseres Reser-   Wald im Frühling
vates ist. Im Osten unseres Gebietes liegt
ein von Strassen begrenzter kleiner Walds-       wegen Waldrodungen zur Erweiterung ihres           Erbengemeinschaft kaufen. Im September
pickel, der laut telefonischer Auskunft der      Villiger Steinbruches vornehmen musste.            2015 gelang es, unser Naturschutzgebiet
Gemeindekanzlei Mandach dem Kanton               Entlang der oben genannten Verbindungs-            durch den Zukauf von 14 Aren Wald und 7
Aargau gehört. Ich vermute, dass sich in         strasse findet sich ein schmaler Wiesen-           Aren vertraglich geschützter Magerwiese
ihm noch Überreste einer aus den Weltkrie-       streifen, und in der Nordwestecke des Re-          im Westen zu vergrössern. Verkäuferin war
gen stammenden Wehranlage befinden.              servates liegt eine ungefähr 5 Aren grosse,        dieses Mal eine andere Mandacher Erben-
                                                 eher magere Wiese, in die in den letzten           gemeinschaft.
Den grössten Teil des 175,55 Aren umfas-         Jahren verschiedene Bäume und Sträucher            Um die noch vorhandenen Orchideen zu
senden Reservates bedeckt ein Rotbuchen-         eingewachsen sind.                                 retten und sie vor dem völligen Zuwachsen
wald mit einigen mächtigen, alten Exemp-                                                            des Waldes zu bewahren, begann die Reser-
laren. Im Wald eingestreut sind etliche an-      Geschichte, Pflege                                 vatskommission als Sofortmassnahme, die
dere Baumarten, bis vor kurzem auch viele        Dank guter Beziehungen unserer Geschäfts-          Wiese in der Nordwestecke zu entbuschen.
Fichten, die an dieser Lage mehr schlecht als    führerin und ihres Ehemannes konnte                Daraufhin nahm BirdLife mit der kantona-
recht gedeihen. Die Fichten sind Zeugen ei-      BirdLife Aargau die Rütene im Dezember             len Abteilung Wald Kontakt auf und
ner Ersatzaufforstung, die die Firma Holcim      2013 für 8700 Fr. von einer Mandacher              konnte mit ihr einen Spezialreservatsvertrag

                                                                                                                            Milan 1_ 2016 13
BirdLife Aargau

                                                                          Buchen im Waldrandbereich. Der Kanton          mer, Rotkehlchen, Sommergoldhähnchen

                                                  Foto: Bernhard Herzog
                                                                          übernimmt einen Teil der Kosten für das        und Zilzalp. Die Meisen waren mit Blau-,
                                                                          Fällen der Bäume.                              Kohl-, Schwanz-, Sumpf- und Tannenmeise
                                                                          Die Wiesen mäht ein ortsansässiger Land-       vertreten. Von den Finkenvögeln konnte ich
                                                                          wirt im Auftragsverhältnis einmal pro Jahr,    Buchfink und Gimpel beobachten. Über
                                                                          frühestens Anfang Juli. Das Mähen des          dem Gebiet kreisten Rotmilan, Kolkrabe
                                                                          Strassenbordes besorgen Kantonsange-           und Rabenkrähe. Eichelhäher und Ringel-
                                                                          stellte.                                       taube vervollständigen die Liste der beob-
                                                                                                                         achteten Vogelarten.
                                                                          Verschiedene Spechte, Neuntöter und
                                                                          Gartengrasmücke                                Fünf Orchideenarten, Türkenbund
                                                                          Insgesamt neun Mal habe ich das Reservat       und Flügel-Ginster
                                                                          im Jahre 2015 besucht, allerdings noch         Bei den neun Begehungen fanden Hans
                                                                          ohne den erst im September 2015 gekauf-        Althaus und ich im 2013 gekauften Gebiet
                                                                          ten neuen Teil. Dabei konnte ich im und        insgesamt 285 verschiedene Pflanzenarten.
                                                                          über dem Gebiet 24 Vogelarten beobach-         Auf der gleich anschliessenden Kantons-
                                                                          ten. Selbstverständlich brütet nur eine Min-   parzelle, namentlich im oben genannten
                                                                          derheit davon im Reservat selbst. In Anbe-     Waldspickel und am Rand der Verbin-
                                                                          tracht des relativ hohen Totholzanteiles er-   dungsstrasse, konnten wir noch 17 weitere
                                                                          staunt es nicht, dass nebst dem Kleiber,       Pflanzenarten feststellen.
                                                                          auch Spechtmeise genannt, Schwarz-,            Fünf Orchideenarten blühten im Jahr 2015
                                                                          Grün- und Buntspecht unseren Wald auf-         im Reservat: Fuchs` Geflecktes Knaben-
                                                  Foto: René Berner

                                                                          suchen. Je nach Region heisst der Schwarz-     kraut, Grosses Zweiblatt, Männliches oder
                                                                          specht auch Holzkrähe und Holzgüggel.          Stattliches Knabenkraut, Weisses Breit-
                                                                          Den Grünspecht nennt man wegen seines          kölbchen oder Waldhyazinthe und Weisses
                                                                          wiehernden Rufes manchenorts Wald-             Waldvögelein. Das Fuchs` Knabenkraut,
                                                                          hengst. Der Neuntöter oder Rotrückenwür-       benannt nach Leonhart Fuchs, dem ehema-
                                                                          ger, die letzte bei uns noch vorkommende       ligen Rektor der Universität Tübingen, der
                                                                          Würgerart, brütete vermutlich dieses Jahr in   als Medizin- und Botanikprofessor 1542 ein
                                                                          einer Hecke nördlich von unserem Reservat.     berühmtes Kräuterbuch herausgab, wächst
                                                                          Leider sind Rotkopf-, Raub- und Schwarz-       in grosser Zahl am Strassenbord und auf
                                                                          stirnwürger in der Schweiz vor einigen         den Magerwiesen. Das Weisse Waldvöge-
                                                                          Jahren ausgestorben. Der Neuntöter soll        lein hingegen haben wir nur in einem ein-
                                                                          der Legende nach zuerst neun Beutetiere        zigen Exemplar am Waldrand gefunden.
                                                                          aufspiessen, bevor er selber eines frisst.     Erfreulich oft stösst man, insbesondere auf
                                                                          Ganz aus der Luft gegriffen ist diese Le-      der Krete im Wald, auf den Türkenbund,
Bi. o.: Schwarzspecht; Bi. u. Goldammer                                   gende nicht, spiesst der Neuntöter doch        ein Liliengewächs. Die rosafarbigen Blüten
                                                                          tatsächlich Käfer und andere kleine Tiere      erinnern ein bisschen an einen türkischen
                                                                          auf, einerseits zur Vorratshaltung und and-    Turban. Leider bissen heuer die Rehe fast
abschliessen, dies auch, weil ein Teil der Flä-                           rerseits zur Demonstration der Stärke ge-      alle Knospen und Blüten ab.
che Naturschutzgebiet von kantonaler Be-                                  genüber dem Weibchen und einem allfälli-       Gut vertreten sind auch zwei Seidelbastar-
deutung ist. Laut diesem Vertrag soll mit                                 gen Rivalen. Das Kleinklima der Hecke          ten, der rosarot blühende Echte, auch Kel-
entsprechenden Massnahmen ein lichter,                                    nützt er dabei geschickt aus. Den Vorrat       lerhals oder Ziland genannt, und der im-
laubholzreicher Wald mit buchtigem Wald-                                  platziert er immer am kühlsten Ort der         mergrüne Lorbeer-Seidelbast mit kleinen
rand entstehen. Ausserdem sollen die be-                                  Dornenhecke und nie auf der der Sonne          gelbgrünen Blüten.
stehenden ökologisch wertvollen Einzel-                                   zugekehrten Seite. So bleibt der Vorrat        Im Nordosten der Rütene gedeihen zwei
bäume wie Eichen und Elsbeeren gefördert                                  länger geniessbar. Im kühleren England         bemerkenswerte Pflanzen, der im Aargau
werden und Spechtbäume erhalten blei-                                     spiesst der Neuntöter mehr Beutetiere für      sehr seltene Flügel-Ginster und der Edel-
ben. Als erste Massnahme entfernte ein                                    schlechte Tage auf als in südlicheren Gegen-   Gamander. Die wenigen Exemplare des
privates Forstunternehmen im Spätherbst                                   den mit gesicherter Nahrungsgrundlage.         Flügel-Ginsters befinden sich – genau ge-
2015 die standortfremden Fichten. Um                                      Regelmässig im Reservat gesungen und           nommen – gleich ausserhalb unseres Reser-
Laub- und Schattenwurf auf die Mager-                                     damit wohl auch gebrütet haben Amsel,          vates, im Waldspickel des Kantons. Der
wiese zu verringern, fällte es auch einige                                Garten- und Mönchsgrasmücke, Goldam-           Edel-Gamander, der innerhalb und ausser-

14 Milan 1_ 2016
BirdLife Aargau

                                                                                                                 Reservates sind zudem drei Sorbusarten
                                                                                                                 (Echter Mehl-, Vogel- und Elsbeerbaum),
                                                                                                                 Alpen-Ziest, Gekielter Lauch, Gewöhnliche
                                                                                                                 Akelei, Immenblatt, Strauchwicke sowie
                                                                                                                 drei Platterbsenarten (Frühlings-, Schwarze
                                                                                                                 und Wiesen-Platterbse).

                                                                                                                 Ausblick
                                                                                                                 Mit dem Auslichten des Waldes, dem Ent-
                                                                                                                 buschen der Magerwiese, fachgerechter
                                                                                                                 Heckenpflege und dem Entfernen der
                                                                                                                 standortfremden Fichten erhoffen wir uns
                                                                                                                 eine Zunahme der Biodiversität, insbeson-
                                                                                                                 dere ein vermehrtes Gedeihen der Orchi-
                                                                                                                 deen. Der buchtige Waldrand könnte der
                                                                                                                 Waldohreule als Lebensraum dienen. Auf-
                                                                                                                 werten liesse sich das Reservat auch mit
                                                                                                                 dem Anlegen von Asthaufen für Kleinsäu-
                                                                                                                 ger. Durch künstliche Nisthilfen könnten die
                                                                                                                 Höhlenbrüter zusätzlich gefördert werden.

                                                                                                                            Adolf Fäs, ehemaliges Vorstandsmitglied
                                                                                                                                                    BirdLife Aargau

Von li. n. re.: Frühlingsplatterbse, Strauchwicke, Fuchs’ Knabenkraut, Türkenbund, Pfirsichblättrige
                                                                                                                                                           Wie jedes Jahr
                                                                                                                 Foto: Stefan Fäs

Glockenblume, Immenblatt                                                                      Fotos: Adolf Fäs
                                                                                                                                                           um diese Zeit
                                                                                                                                                           stellt der pen-
halb des Reservates gedeiht, war früher                  genden Frühling erscheinen und die nicht
                                                                                                                                                           sionierte Arzt
eine bedeutende Medizinalpflanze. Deshalb                selten mit den Bärlauchblättern verwech-
                                                                                                                                                           Adolf Fäs ei-
erhielt sie auch die Artbezeichnung «Edel».              selt werden. Fatal wird diese Verwechslung,
                                                                                                                                                           nes der insge-
Heute ist sie in der Phytotherapie weitge-               wenn die falschen Blätter als Wildsalat ge-
                                                                                                                                                           samt 26 Reser-
hend in Vergessenheit geraten, nicht zuletzt             nutzt werden. Die Herbst-Zeitlose enthält
                                                                                                                                                           vate von Bird-
wegen einer wahrscheinlich toxischen Wir-                nämlich das giftige Alkaloid Colchicin.
                                                                                                                                                           Life Aargau vor.
kung auf die Leber.                                      Etwa 60 Gramm frische Blätter sollen einen
                                                                                                                                    Zusammen mit Hans Althaus ver-
Drei blaue Glockenblumenarten besiedeln                  80 Kilogramm schweren Menschen töten
                                                                                                                                    bringt er unzählige Stunden seiner
unser Gebiet in recht grosser Zahl, die statt-           können. Bei Kindern wirkt eine viel kleinere
                                                                                                                                    Freizeit, um alle Vogel- und Planzen-
liche Pfirsichblättrige, die Rundblättrige               Menge schon tödlich. Andererseits wird in
                                                                                                                                    arten der Reservate zu inventarisieren.
und die Nesselblättrige.                                 der Medizin auch heute noch der sehr
                                                                                                                                    BirdLife Aargau dankt den beiden
Im Spätsommer/Herbst sind das Strassen-                  schmerzhafte akute Gichtanfall ab und zu
                                                                                                                                    für diesen grossen Einsatz ganz
bord und die Wiesen übersät mit Herbst-                  mit Colchicin behandelt.
                                                                                                                                    herzlich.
Zeitlosen, deren Blätter erst im darauf fol-             Weitere erwähnenswerte Pflanzen unseres

                                                                                                                                                          Milan 1_ 2016 15
BirdLife Aargau

Neuste Resultate

Projekt                                                                                                        Aktuelle Grauspecht-
                                                                                                               Funde im
                                                                                                               Kanton Aargau

Waldrand-
vögel
                                                                                                               Nachweise 2015 sind in rot
                                                                                                               / orange / gelb (sicheres /
                                                                                                               wahrscheinliches / mögli-
                                                                                                               ches Brüten) dargestellt, äl-
Die Kommission Projekte lancierte                                                                              tere Nachweise in dunkel-
                                                                                                               grün bzw. hellgrün (2014
2014 ein neues Artenförderungspro-
                                                                                                               bzw. 2004 – 2013). Blau
jekt und suchte die Unterstützung der                                                                          sind Gebiete eingezeich-
Aargauer Vogelkundler. Auch 2015                                                                               net, aus denen seit 2004
wurden wieder fleissig Standorte der                                                                           noch nicht viele Beobach-
                                                                                                               tungen vorliegen.
Waldohreule und des Grauspechts
gemeldet. In diesem Jahr steht der                                                                             Daten und Kartenerstellung:
                                                                                                               Schweizerische Vogelwarte,
Kuckuck im Fokus.                                                                                              geodata © swisstopo

Breite und vielfältige Übergänge zwischen
Wald und Feld bieten vielen Pflanzen- und
Tierarten Lebensraum. Auch Waldohreule,
Grauspecht und Kuckuck sind auf solche
Waldränder angewiesen. Leider ist bei allen
drei Arten die aktuelle Verbreitung im Kanton                                                                  Aktuelle Waldohr-
Aargau nur lückenhaft bekannt, und es gibt                                                                     eulen-Funde im Kanton
zum Teil Hinweise auf Bestandesrückgänge.                                                                      Aargau

BirdLife Aargau möchte deshalb mehr über
die Verbreitung von Waldohreule, Grau-                                                                         Nachweise 2015 sind in
specht und Kuckuck in unserem Kanton                                                                           rot / orange / gelb (sicheres
                                                                                                               / wahrscheinliches / mögli-
herausfinden und lokal Lebensraumauf-                                                                          ches Brüten) dargestellt,
wertungsmassnahmen auslösen. Daher                                                                             ältere Nachweise in dun-
sind 2014-2016 alle Sektionen und weitere                                                                      kelgrün bzw. hellgrün
                                                                                                               (2014 bzw. 2004 – 2013).
Interessierte dazu aufgerufen, Vorkommen
                                                                                                               Blau sind Gebiete einge-
von Waldohreule, Grauspecht und Kuckuck                                                                        zeichnet, aus denen seit
zu suchen und Beobachtungen zu melden.                                                                         2004 noch nicht viele Be-
2016 liegt der Schwerpunkt auf der Kartie-                                                                     obachtungen vorliegen.

rung des Kuckucks (s. nächste Seite). Grund-                                                                   Daten und Kartenerstellung:
                                                                                                               Schweizerische Vogelwarte,
sätzlich sind aber in jedem Jahr Meldungen                                                                     geodata © swisstopo
von allen drei Arten sehr willkommen!

Grauspecht – neue Nachweise                     2015 gelangen sogar an einigen neuen         Grössere «weisse Flecken» auf der Land-
Fast alle Beobachtungen von Grauspechten        Standorten Nachweise des Grauspechtes,       karte verbleiben im Jura südlich von Frick,
gelangen im Rahmen von Atlas-Kartierungen       also an Orten, die nicht unmittelbar neben   im nördlichen Jura zwischen Aare und Lau-
oder wurden via ornitho.ch an die Vogel-        bekannten Vorkommen lagen und von de-        fenburg, im östlichen Jura zwischen Lägern
warte gemeldet, sodass auf der Geschäfts-       nen in den letzten zehn Jahren keine Mel-    und Rhein, im Freiamt/Bünztal sowie im un-
stelle von BirdLife Aargau nur wenige Beob-     dungen bekannt waren. So verdichteten        teren Wynen- und Suhretal. Gibt es dort
achtungen eintrafen.                            sich die Hinweise auf Grauspechte in der     wirklich keine Grauspechte, oder sollten
Die Schwerpunktgebiete dieser Spechtart         Grossregion Frick. Aber auch vom Rhein bei   wir in diesen Gebieten verstärkt auf die
scheinen im Kanton Aargau in den Fluss-         Full gingen Beobachtungen ein. Ein neuer     Pirsch gehen? Im Jura könnte es sich be-
tälern und auf den sie begleitenden Jura-       Nachweis ergab sich für die Region Oftrin-   sonders lohnen, denn dort wachsen mehr
zügen zu liegen. Aber auch in den Grenz-        gen/ Zofingen, und je eine Grauspecht-Be-    lückige, wärmere Wälder als im südlichen
gebieten zum basellandschaftlichen Jura         obachtung gelang nördlich von Muri sowie     Kantonsteil, was Insekten und damit auch
wurden Grauspechtvorkommen bestätigt.           bei Sins.                                    dem Grauspecht zugute kommt.

16 Milan 1_ 2016
BirdLife Aargau
Foto: Bernhard Herzog

                                                                          fest. So z. B. bei Leibstadt, Suhr, Bremgar-        Zum Mitmachen:
                                                                          ten und Reinach. Im Fricktal verdichteten           Dem Kuckuck auf der Spur
                                                                          sich die Hinweise auf diese Eulenart zwi-           Aus den letzten zehn Jahren liegen etliche
                                                                          schen Staffelegg und Bözberg. Zwei Mit-             Kuckuck-Beobachtungen entlang der gros-
                                                                          glieder von BirdLife Aargau aus dem Seetal          sen Flüsse vor. Dort scheint er in manchen
                                                                          hatten das Glück, eine Familie mit fünf Jun-        Gebieten regelmässig vorzukommen. Grosse
                                                                          gen beobachten zu können.                           «weisse Flecken» bestehen aber fast im
                                                                          Wer sich an der Waldohreulen-Suche betei-           ganzen nördlichen Jura, im Mittelland zwi-
                                                                          ligen möchte, findet nach wie vor Gebiete,          schen Zofingen und Baden sowie im Bünz-
                                                                          aus denen noch kaum Meldungen vorlie-               tal/Freiamt. Spaziergänge in diesen Gebie-
Foto: Carl Antonio Balzari

                                                                          gen, z. B. der nördliche Jura. Auch die süd-        ten wären also besonders interessant und
                                                                          lichsten Juraketten inklusive Schenkenber-          würden helfen, Lücken im Wissen über die
                                                                          gertal stellen vielleicht lohnende Ziele dar.       Verbreitung des Kuckucks im Aargau zu
                                                                          Der Bezirk Zofingen könnte ebenfalls noch           schliessen.
                                                                          für eine Überraschung gut sein. Genauso wie
                                                                          das Wynetal/Bööler oder der Heitersberg.            Protokollieren des Kuckucks
                                                                                                                              Am einfachsten lässt sich der Kuckuck in
                                                                          2016 – Schwerpunktjahr Kuckuck                      der Hauptfortpflanzungszeit von Mitte
                                                                          Der Kuckuck ist eine unserer bekanntesten           April bis Ende Juni anhand der «kuck-uck»-
                                                                          Tierarten. Er wurde in Volksliedern und             Rufe der Männchen aufspüren.
                                                                          Sprichwörtern verewigt. Dieser charismati-          Wegen seiner speziellen Fortpflanzungswei-
                                                                          sche Frühlingsbote wird auf www.birdlife-           se sollte unterschieden werden zwischen:
                                                                          ag.ch näher vorgestellt.                            a) Bruthinweisen – Bedingungen dazu sind:
                                                                          BirdLife Aargau verfolgt in diesem Jahr zwei        - In einem Gebiet v. ca. 1 km2 den Kuckuck
                                                                          Ziele: Einerseits möchten wir mehr über die            mind. 2x gesehen oder gehört haben
                                                                          Verbreitung und Gefährdung dieser popu-             - Zeitlicher Abstand mindestens 2 - 3 Tage
                                                                          lären Vogelart erfahren. Andererseits sollen        - In der Zeit von Mitte April bis Ende Juni
                                                                          Schulkinder für biologische Fragen rund             b) Einzelnachweisen
Foto: Tim Peukert

                                                                          um diesen Vogel mit seinem speziellen Le-           - Alle übrigen Meldungen
                                                                          benslauf sensibilisiert werden. Zusammen            Erfahrungen zeigen, dass der Gesang von
                                                                          mit Museumsfachleuten vom Naturama                  Ringel- und insbesondere Türkentauben
                                                                          überlegten wir, wie wir die raffinierten            mit demjenigen des Kuckucks verwechselt
                                                                          Tricks des Brutschmarotzers am besten dar-          werden kann!
                                                                          stellen könnten. Von Ende März bis Ende
                                                                          Juli zeigen wir nun im Naturama in Aarau                   Agnes Schärer und Michael Storz,
                                                                          eine grosse Vitrine zum Thema «Kuckuck                   Kommission Projekte BirdLife Aargau
                                                                          und Wirtsvögel». Sie gibt unter anderem
                                                                          Antworten auf Fragen wie «Warum sieht
                                                                                                                               Exkursionshinweis:
                                                                          der Kuckuck ähnlich aus wie ein Sperber?»
                                                                                                                               Exkursion vom Naturschutzv. Aare-
                                                                          oder «Was versteht man unter Eimimikry?»
                                                                                                                               Rhein, 8. Mai 2016. Thema: «Kuckuck
                             Die Grauspecht-Suche ist ein schöner Ein-    Speziell für die Mittelstufe (4.-6. Kl.) erstellt
                                                                                                                               und Co» im Auengebiet in Rietheim.
                             stieg in die Feldsaison, denn diese Vögel    BirdLife Aargau eine Dokumentation zum
                             zeigen bereits ab Ende Februar erste Balz-   Thema Kuckuck. Sie dient als exemplari-
                                                                                                                               Informationen zum
                             aktivitäten. Ein Spaziergang an einem son-   scher Einstieg ins Thema Vögel (gemäss
                                                                                                                               Artenförderungsprojekt
                             nigen Wintermorgen könnte also zu freu-      geltendem Lehrplan der Mittelstufe) und
                                                                                                                               Auf www.birdlife-ag.ch/projekte/arten-
                             digen Überraschungen führen...               als Vorbereitung für den Museumsbesuch.
                                                                                                                               forderung/vogel-gefiederte-botschafter
                                                                          Die SchülerInnen können die Lerninhalte
                                                                                                                               finden sich Informationen zur Lebens-
                             Waldohreule – kaum Nachweise                 der Ausstellung mittels eines Fragebogens
                                                                                                                               weise, zum Bestimmen und Kartieren
                             aus dem nördlichen Jura                      festigen. Zudem stehen Materialien für
                                                                                                                               von Waldohreule, Grauspecht und Ku-
                             2015 konnten über zwanzig Waldohreu-         eine Exkursion ins Reich von Kuckuck und
                                                                                                                               ckuck. Auch eine detailliert Anleitung,
                             len-Vorkommen aus früheren Jahren bestä-     Co. im Auengebiet bei Aarau bereit.
                                                                                                                               das Protokollblatt u. Links zu Tondoku-
                             tigt werden. Gleich an acht Standorten       Alle Unterlagen können ab Ende März bei
                                                                                                                               menten finden sich auf der Homepage.
                             stellten Vogelfreunde die Waldohreule neu    BirdLife Aargau bezogen werden.

                                                                                                                                                      Milan 1_ 2016 17
BirdLife Aargau

Kuckuck

Der Vogel, der seinen eigenen Namen ruft
Der Kuckuck gilt als Frühlingsbote und          südlich der Sahara selbst. Das ist ein Bei-           und einen längeren Schwanz. Beim Männ-
als typischer Brutparasit. Er ist für die       spiel für angeborenen Orientierungssinn.              chen ist die Oberseite meist schiefergrau,
Aufzucht seiner Jungen auf bestimmte                                                                  die Unterseite weisslich mit graubrauner
Wirtsvogelarten angewiesen. Früher              Kuckucke sind polygam. Die 9 bis 20 Eier              Querbänderung. Bei Weibchen ist diese
weit verbreitet, gehört er zu den               eines Weibchens können aus Paarungen                  Bänderung braun. Bei beiden Geschlech-
Verlierern der letzten Jahre.                   mit verschiedenen Männchen entstehen.                 tern gibt es allerdings verschiedene Farb-
                                                Die Kuckucksweibchen verhalten sich recht             varianten. Der Flug des Kuckucks wirkt fal-
Der Kuckuck war bei uns ursprünglich wohl       heimlich. Von geeigneten Beobachtungs-                kenähnlich.
weit verbreitet, bewohnt aber heute v. a.       warten aus (z. B. Bäumen) halten sie Aus-
noch Auen und Feuchtgebiete an den Flüs-        schau nach Nestern von Wirtsvögeln. Dabei             Der wissenschaftliche Name Cuculus cano-
sen sowie einzelne naturnahe Gebiete im         hat sich jedes Kuckucksweibchen auf die-              rus heisst übersetzt der «wohlklingende»
Jura und Mittelland.                            jenige Wirtsvogelart spezialisiert, bei der es        Kuckuck. Cuculus sowie Kuckuck sind so-
Entscheidend ist wahrscheinlich ein genü-       selber aufgezogen wurde. Bei uns sind dies            genannte «Schallwörter» – der Kuckuck
gendes Angebot an Wirtsvögeln und an            vor allem Teichrohrsänger, Bachstelze, Rot-           ruft seinen eigenen Namen! Nicht zuletzt
Nahrung. Er frisst Insekten und Spinnen;        kehlchen und Hausrotschwanz.                          deshalb ist er wohl einer unserer bekann-
behaarte Raupen, Käfer, Libellen und Heu-                                                             testen Vögel. Mit dem eher monotonen
schrecken stehen zuoberst auf seinem            Heimlich und blitzschnell legt das Weibchen           «kuck-uck» steckt das Männchen im Früh-
Speiseplan.                                     ein Ei ab und entfernt dann ein Wirtsei               ling nicht nur sein Revier ab, sondern wirbt
                                                (oder Küken). Nach dem Schlüpfen erwacht              auch um Weibchen. Bei Erregung lässt es
Kaum geschlüpft,                                im nur drei Gramm schweren, nackten Ku-               ein mehrsilbiges «kuckuckuck» hören.
werden Konkurrenten beseitigt                   ckuck bald ein angeborener Trieb: Alles,              Seltener geben Weibchen in der Brutzeit
In der zweiten Aprilhälfte treffen bei uns      was noch im Nest liegt wie andere Eier oder           ein «Kichern» oder «Trillern» von sich.
zuerst die Männchen, dann die Weibchen          Küken der Wirtsvogelart, lädt er sich einzeln
aus Afrika ein. Weil sie keine Brut betreuen    auf den Rücken und wirft es aus dem Nest!             Potenziell gefährdet
müssen, bleiben sie nur kurze Zeit. Altvögel                                                          Leider gehört der Kuckuck im Mittelland
beginnen mit dem Rückflug in den Süden          Kuckuck, Kuckuck rufts aus dem Wald                   eher zu den Verlierern der letzten Jahre.
bereits ab Juli bis anfangs August. Jungvögel   Der Kuckuck ist mit 32 bis 34 cm Körper-              Unterhalb von 1500 m ist die Art rar gewor-
ziehen anschliessend alleine fort und finden    länge etwas grösser als eine Amsel. Er                den, wie erste Ergebnisse aus dem Brut-
den Weg in die Überwinterungsgebiete            gleicht einem Sperber, hat aber spitze Flügel         vogelatlas (2013-2016) der Schweizerischen
                                                                                                      Vogelwarte Sempach zeigen. Mögliche Ur-
                                                                                                      sachen sind Veränderungen im Lebens-
Kuckuck, ausnahmsweise im Siedlungsraum         Kuckuck und Starenweibchen   Fotos: Bernhard Herzog
                                                                                                      raum, weniger Schmetterlingsraupen (Nah-
                                                                                                      rung) und abnehmende Bestände an Wirts-
                                                                                                      vogelarten. Gemäss Roter Liste gilt der
                                                                                                      Kuckuck in der Schweiz als potenziell ge-
                                                                                                      fährdet und zählt bezüglich Erhalt und För-
                                                                                                      derung zu den national prioritären Vogel-
                                                                                                      arten. Eine abwechslungsreiche Landschaft
                                                                                                      mit breiten Übergängen zwischen Wald
                                                                                                      und Feld, Obstgärten und Auen sind für
                                                                                                      den Kuckuck unabdingbar.
                                                                                                      Setzen wir uns für die Lebensräume dieser
                                                                                                      besonderen Art ein! Es wäre schade, wenn
                                                                                                      im Aargau kein Kuckuck mehr den Frühling
                                                                                                      verkünden würde!

                                                                                                                                Michael Storz,
                                                                                                           Kommission Projekte BirdLife Aargau

18 Milan 1_ 2016
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