16/16 Schwerpunkt: Risiken reduzieren - mit Versicherungen? - Wald beider Basel
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Inhalt ZÜRCHER WALD 6/2016 2 Gefahren- 4 Risikoreduktion als Verbundaufgabe Benjamin Lange und Schutzwald – prävention Arthur Sandri auch für Ver- 7 Der Tobelwald – Mindestanforderung an die Waldpflege sicherungen Brigitt Hunziker Kempf und Nathalie Barengo wichtig 10 Pflegemassnahmen im Schutzwald – Investitionen mit 4 wachsender Bedeutung Hansjörg Ryser Waldversiche- 12 Versicherung für den Zürcher Wald? Konrad Noetzli im Interview rungen 13 Gundstückversicherung «Wald» im Kanton Baselland Raphael Häner, Peter Bächtold und Ueli Meier 16 Waldversicherung aus Sicht eines globalen Rückversiche- rers Peter Welten Eine Waldver- sicherung falls Haftpflicht im 20 Haftung bei waldtypischen Gefahren Swen Walker und es stürmt? Wald Samuel Wegmann 12 23 Haftungsfragen bei Rundholzlagern im Wald Swen Walker 25 Die Kollektiv Haftpflichtversicherung der Berner Wald- besitzer Stefan Flückiger 27 Unabhängige Baum-Sicherheitsbeurteilung und Elementarschadendeckung Matthias Brunner Eine Haft- Waldpflege 28 Wertastung mit der Distelleiter Roman Schnyder pflichtversi- cherung für Saison 30 Aktuell im Wald vom Dezember bis Januar waldtypische Gefahren? Weiterbildung 31 Dendrologie hat Interesse geweckt Brigitt Hunziker Kempf 20 Holzmarkt 32 Rundholzsortierung richtig gemacht Philipp Binder 34 Preisentwicklung Rundholz Kanton Zürich 36 Holzmarkt-Information Beat Riget 39 Wertholzsubmission 2017 Leserforum 41 Mitteilung WVZ 42 Mitteilung VZF 44 Mitteilung OdA 45 Kurzmitteilungen 47 Agenda/Vorschau 51 Titelbild (l) Lothar Sturmschadenfläche im Kanton Zürich; Foto: Archiv ZW (r) Dürrast Entfernung mit Hebebühne; Foto: Ruedi Weilenmann
ZÜRCHER WALD 6/2016 Editorial Editorial 3 Versicherungen im Wald, das wäre vor wäre abzuklären, ob und wie sich eine 30 Jahren kaum eine Zeile wert gewesen. Gebäudeversicherung im Kanton Zürich Damals waren gewinnreiche Holzschläge zu diesen Fragen stellt. Ich bin da aus noch möglich und man konnte eigene Waldbesitzersicht eher skeptisch. Reserven bilden. Dadurch waren die Anders sieht es bei der Haftung im Wald Waldbesitzer als freie Unternehmer aus. Hier hat der Gesetzgeber im ZGB auch bereit das Risiko eines Schadens Art. 699 klar festgehalten, dass in den bei Naturkatastrophen zu tragen. Diese Schweizer Wäldern ein freies Betre- Situation hat sich mit den heutigen tungsrecht gilt. Über Haftungsfragen Holzpreisen geändert. äussert sich das Gesetz aber nicht – in Man muss unterscheiden zwischen jener Zeit war es auch kein Thema, dass Sachversicherungen und Haftpflichtver- jemand für einen Schaden haften und sicherungen im Wald. Schadenersatz zahlen soll. Wir wissen Die Thematik um Sachversicherungen bis heute nur wenig darüber, wie die im Wald gewinnt mit der fortschreiten- Gerichte den Einzelfall mit Verletzungen den Klimaveränderung an Bedeutung. an Leib und Leben beurteilen. Es sollte Nachbarländer und auch ein Schweizer aber auch nicht sein, dass wir warten Kanton kennen Versicherungslösungen. müssen, bis etwas gravierendes passiert, Bei uns ginge es vor allem um Sturm- um die Gerichtspraxis kennen zu lernen. schäden, weniger um solche durch Hier bin ich klar der Meinung, eine Wasser oder Waldbrände. Schäden pauschale solidarische Haftpflichtver- durch tierische Schädlinge sind gar nicht sicherung für die Waldbesitzer könnte versicherbar. In einem Sturmschadenfall viele Unsicherheiten beseitigen und uns wird die Versicherung nur eine Diffe- vor unangenehmen Überraschungen und renz zwischen Holzerlös und dem Wert Schadenersatzforderungen schützen. Wir einer Normalnutzung plus Mehrauf- müssen uns mit diesen Themen ausein- wendungen bezahlen. Hier sehe ich die andersetzen und Lösungen suchen. grösste Herausforderung, dass die Er- Ich wünsche allen eine unfallfreie Holzer- mittlung des Schadens nicht unangemes- saison sen hoch, kompliziert und teuer wird. Es Kaspar Reutimann, Präsident WVZ Impressum 6/16 – Dezember 2016 Redaktionskommission Zürcher Wald August Erni, Präsident, Förster, Vertreter VZF 48. Jahrgang, erscheint jeden zweiten Monat Nathalie Barengo, Forsting., Vertreterin Abt. Wald Alex Freihofer, Privatwaldeigentümer, Vertreter WVZ Herausgeber / Verbandsorgan Hanspeter Isler, Forstwartvorarbeiter, Vertreter VZF Herausgeber ist der Verband Zürcher Forstpersonal Ruedi Weilenmann, Förster, Vertreter VZF VZF. Die Zeitschrift ist zugleich Verbandsorgan des Waldwirtschaftsverbandes des Kantons Zürich WVZ Adressänderungen und Abonnemente an die Redaktionsadresse oder VERBAND ZÜRCHER Trägerschaft FORSTPERSONAL www.zueriwald.ch VZF und WVZ sowie Abteilung Wald, ALN, Baudi- rektion Kanton Zürich Inserate August Erni, Forsthaus im Dreispitz, 8304 Wallisellen Redaktionsadresse Tel. 044 836 59 65, erni@forsthu.ch IWA – Wald und Landschaft AG Hintergasse 19, Postfach 159, 8353 Elgg Papier Tel. 052 364 02 22 Cocoon FSC und Recycling E-Mail: redaktion@zueriwald.ch Auflage Redaktor 1‘250 Exemplare Urs Rutishauser (ur), Forsting. ETH, IWA Druck Stellvertretung: Felix Keller, Forsting. ETH, IWA Mattenbach AG, 8411 Winterthur Gestaltung und Satz Online IWA – Wald und Landschaft AG www.zueriwald.ch/zeitschrift
Gefahrenprävention ZÜRCHER WALD 6/2016 4 Risikoreduktion als Verbundaufgabe Sicherheit vor gravitativen Naturgefahren – In der Schweiz sind die Risiken von Rutschungen, Steinschlag, Lawinen und Erosion dauerhafte Begleiter. Die öffentliche Hand, Versicherungen und Private müssen die Risiken gemeinsam tragen und bestimmen, wie weit Restrisiken zu akzeptieren sind. Der Beitrag zeigt, wie die Schutzwaldpflege eingebunden ist in ein «inte- grales Risikomanagement», das allen Akteuren Verantwortungsbereiche zuteilt. von Benjamin Lange und Arthur Sandri, Abteilung Gefahrenprävention, Bundesamt für Umwelt BAFU Die Schweiz hat im Umgang mit Naturge- der Grenzen zwischen akzeptablen und nicht fahren eine lange Tradition. Aus Schaden- akzeptablen Risiken bzw. um die Frage, ob ereignissen wurden immer wieder neue Er- die Risiken für Betroffene zumutbar und kenntnisse gewonnen und diese in die Praxis tragbar sind. Für alle Naturgefahren wird umgesetzt. Bereits Mitte des 19. Jahrhundert schweizweit ein vergleichbares Sicherheits- wurde erkannt, dass wirksame Massnahmen niveau angestrebt, das ökologisch vertretbar, gegen Naturgefahren nicht dem Einzelnen ökonomisch verhältnismässig und sozial ver- überlassen werden können. So wurde der träglich sein soll (PLANAT 2004). Das ver- Schutz vor gravitativen Naturgefahren be- bleibende akzeptable Risiko für Betroffene reits damals zur Verbundaufgabe von Bund wird dabei solidarisch von der Gesellschaft und Kantonen erklärt. getragen, z.B. indem die Mitglieder einer Heute ist der Umgang mit Naturgefahren Versicherung durch die bezahlten Prämien eine gemeinsame Daueraufgabe von Betrof- für den Schaden eines Einzelnen aufkommen. fenen, Fachstellen, Versicherungen und Be- Versicherungen hörden (Bund, Kanton, Gemeinden). Dabei Rolle der Beteiligten im integralen kommen wird eine umfassende Sichtweise angestrebt, Risikomanagement hauptsächlich die als integrales Risikomanagement (IRM) Die Akteure im IRM haben unterschiedliche dann zum Zuge, wenn bezeichnet wird. Im IRM werden sämtliche Aufgaben und Kompetenzen. Der Schutz von ein Schaden Massnahmen berücksichtigt, die das Risiko Menschen und erheblichen Sachwerten vor aufgrund des für Menschen und Sachwerte reduzieren. gravitativen Naturgefahren ist eine gesetz- akzeptierten Zum einen sind das vorbeugende Massnah- lich verankerte Verbundaufgabe von Bund Restrisikos eintritt. men wie die Raumplanung, die Erstellung und Kantonen. Im Bereich der Prävention und der Unterhalt von Schutzbauten und die erstellt der Staat Gefahrengrundlagen und Schutzwaldpflege, zum anderen auch Mass- Schutzmassnahmen, die auf grossen Flächen nahmen zur Bewältigung von Ereignissen wirken, wie zum Beispiel Schutzwaldpflege (z.B. Alarmierung, Rettung, Instandstellung oder Hochwasserschutzmassnahmen entlang von Gebäuden und Gewährleistung der von Flüssen. Privateigentümer tragen mit Versorgung) sowie die Regeneration nach Objektschutzmassnahmen und gefahrenge- Schadenereignissen (Auswertung der Ereig- rechtem Bauen zum Schutz bei. nisse und der Wiederaufbau). Versicherungen sind primär im Bereich der Regeneration nach Ereignissen tätig. Sie Sicherheitsniveau als gesellschaft- kommen hauptsächlich dann zum Zuge, licher Konsens wenn ein Schaden aufgrund des akzep- Welches Sicherheitsniveau für Naturgefahren tierten Restrisikos eintritt. Diese solidarische angestrebt werden sollte, ist ein gesellschaft- Leistung wird von der Gesellschaft (in licher Entscheid. Dieser muss von allen diesem Fall den Prämienzahlern) getragen. Akteurinnen und Akteuren mitgetragen Versicherungen beteiligen sich aber auch an werden. Dabei geht es um die Bestimmung präventiven Massnahmen wie zum Beispiel
ZÜRCHER WALD 6/2016 Gefahrenprävention 5 die Information und Beratung zu baulichen Verantwortungsträger Verantwortungsgebiet Schutzmassnahmen oder der Finanzierung Öffentliche Bund und Rechtliche Vorgaben von Aufforstungen im Schutzwald. Welche Hand Kantone Schutz öffentlicher Infrastruktur Aufgaben die öffentliche Hand, die Versi- Flächenschutz (Siedlungen) cherungen und Private im Bereich des IRM Raumplanung wahrnehmen, ist auszugsweise in Tabelle 1 Gefahren und Risikogrundlagen zusammengefasst. Vorsorge (z.B. Notfallplanung, Warnsy- steme, Alarmierungen) Was kostet die Sicherheit? Gemein- Nutzungsplan und Baureglement den Bauherrschaft für Schutzmassnahmen Wieviel Geld jährlich für den Schutz vor Naturgefahren von den verschiedenen Einsatzkräfte (z.B. Rettung, Führungs- organe, Feuerwehr) Akteuren insgesamt investiert wird, ist nur Versicherungen Finanzielle Absicherung potentieller annähernd zu erfassen. Im Moment steht Schäden noch keine vollständige Datengrundlage zur Versicherungsleistung im Ereignisfall Verfügung. Einzig die Nationale Plattform Förderung vorsorglicher Massnahmen Naturgefahren PLANAT hat 2007 eine Private Objektschutz solche Gesamtsicht erstellt. Aus dieser geht Versicherungsschutz hervor, dass in der Schweiz dazumal pro Angepasstes Verhalten im Ereignisfall Jahr rund 2.9 Mrd. CHF in den Schutz vor Naturgefahren investiert wurde. Mehr als die Tabelle 1: Verantwortlichkeiten der öffentlichen Hand, der Hälfte davon, d.h. 1.7 Mrd. CHF, wurde von Versicherungen und Privaten gemäss Bericht «Umgang mit (halb-)privaten Unternehmen wie Infrastruk- Naturgefahren in der Schweiz» turbetreibern und den Haushalten getragen. Die verbleibenden CHF 1.2 Mrd. wurden von 4 Mrd. CHF verhindert werden und sich zu ähnlichen Teilen von Bund, Kantonen die getätigten Investitionen von rund 180 Gemäss Schät- und Gemeinden übernommen. Abbildung 1 Mio. CHF pro Jahr im Bereich Schutzwald zungen werden durch die zeigt die prozentualen Aufwände der Ak- vielfach auszahlen! In Einzelfällen ist auch Wirkung des teure für den Schutz vor Naturgefahren als eine Abschätzung der verhinderten Scha- Schutzwaldes Durchschnittswert der Jahre 2000 bis 2005. denskosten möglich. So wurden zum Beispiel jährlich Scha- Fast die Hälfte dieser Mittel wurde für die für bauliche Massnahmen zum Schutz der denskosten von 4 Mrd. CHF Prävention verwendet. Der nächstgrössere Gemeinde Buochs (NW) vor Überschwem- verhindert. Posten ist mit gut einem Drittel die Vorsorge mungen durch die Engelberger Aa rund 26 für die Regeneration, wobei 75% davon auf Mio. CHF investiert. Beim Hochwasser Versicherungsbeiträge entfallen. Die rest- 2005 konnten damit Schäden im Umfang lichen Mittel wurden für die Vorsorge für von ca. 160 Mio. CHF verhindert werden. die Regeneration und die Erarbeitung von Gefahrengrundlagen verwendet. Private, Versicherungen Bund 16% Unser Lebensraum und unsere Infrastruktur 59% = 0,46 Mrd. CHF = 1,71 Mrd. CHF werden von Schutzbauten im Wert von rund 50 Mrd. CHF geschützt (Peter et. al. 2009). Kantone 11% Die Hälfte der Waldfläche der Schweiz hat = 0,32 Mrd. CHF eine Schutzfunktion vor Naturgefahren. Gemeinden 14% Welche Schäden mit diesen Investitionen ver- = 0,41 Mrd. CHF hindert werden ist generell nur schwer zu be- ziffern, denn Kosten die vermieden werden, treten in keiner Bilanz auf. Schätzungen zei- Abbildung 1: Prozentualer Mittelaufwand der Akteure für den gen aber, dass nur schon durch die Wirkung Schutz vor Naturgefahren (Mittlerer Mittelaufwand 2000- des Schutzwaldes jährlich Schadenskosten 2005. Quelle: PLANAT 2007)
Gefahrenprävention ZÜRCHER WALD 6/2016 6 Eigentlich müsste man den getätigten Inve- Schutzleistung ihres Waldes zur Verfügung. stitionen den Wert der geschützten Objekte Dafür werden sie von der öffentlichen Hand gegenüber stellen. Diese Daten sind erst (Bund und Kantone) entschädigt. Der Bund ansatzweise vorhanden. Erste Auswer- übernimmt in Form einer Pauschale 40% tungen zeigen, dass rund 20% der Schweizer der durchschnittlichen Nettokosten für die Bevölkerung in Gebieten wohnt, die von Schutzwaldpflege. Die verbleibenden 60% Überschwemmungen betroffen sein können. sollten von den Kantonen bzw. von Nutz- Genau dort befinden sich auch rund 1.7 niessern finanziert werden. Dem Waldei- Millionen oder rund 30% der Arbeitsplätze. gentümer sollen keine Restkosten verbleiben Zudem liegt rund ein Viertel der Sachwerte sofern er nicht selber Nutzniesser ist. Mit (CHF 840 Mrd.) in diesen Gebieten. dieser Zusammenarbeit der verschiedenen Partner kann in der Schweiz jährlich eine Schutzwald als wichtiger Bestandteil Schutzwaldfläche von rund 9‘000 ha gepflegt des Risikomanagements werden und damit eine nachhaltige Schutz- Präventive Massnahmen gegen Naturge- wirkung dieser Wälder erreicht werden. fahren sind zentraler Bestandteil des inte- Einen erfolgreichen Umgang mit Naturge- gralen Risikomanagements. Schutzwälder fahren kann es nur geben, wenn bauliche, schützen tiefer gelegenen Siedlungs- und biologische, planerische und organisato- Rund 20% Industriezonen vor Naturgefahren wie rische Massnahmen kombiniert und durch der Schweizer Rutschungen, Lawinen, Steinschlag und Ero- einen solidarischen Versicherungsschutz Bevölkerung sion. Im Gegensatz zu technischen Schutz- ergänzt werden. Die zentrale Herausforde- wohnt in Ge- bieten, die von massnahmen wirkt Schutzwald grossflächig rung besteht heute und in Zukunft darin, Überschwem- und kann als dauerhafteste und günstigste ein tragbares Sicherheitsniveau zu erreichen mungen Sicherheitsinfrastruktur bezeichnet werden. und dieses trotz sich ändernder Rahmenbe- betroffen sein können. Schutzwälder gibt es in allen Kantonen, dingungen zu halten. selbst in den Stadtkantonen Basel und Genf. Damit der Schutzwald seine Funktion lang- Literatur fristig gewährleisten kann, ist in den meisten Peter M. et al., 2009: Wiederbeschaffungs- Fällen eine periodische Waldpflege nötig. wert der Umweltinfrastruktur. Umfas- Am Beispiel der Schutzwaldpflege kann sender Überblick für die Schweiz gut aufgezeigt werden, wie der Schutz vor PLANAT 2004: Sicherheit vor Naturgefahren Naturgefahren als Verbundaufgabe unter- – Vision und Strategie. Nationale Plattform schiedlicher Partner funktioniert: Seit 2008 Naturgefahren PLANAT. werden im Umweltbereich mehrjährige Pro- PLANAT 2007: Projekt B1: Jährliche Auf- grammvereinbarungen zwischen dem Bund wendung für den Schutz vor Naturgefahren und den Kantonen abgeschlossen. Im Bereich in der Schweiz / Naturgefahren. Was kostet Schutzwald wird in dieser Programmverein- Sicherheit? Nationale Plattform Naturge- barung definiert, wieviel Fläche Schutzwald fahren PLANAT. der Kanton innerhalb von vier Jahren pflegen Umgang mit Naturgefahren in der Schweiz. soll. Dabei legt der Bund Qualitätskriterien Bericht des Bundesrats in Erfüllung des Po- für die Schutzwaldpflege fest, die sich am stulats 12.4271 Darbellay vom 14.12.2012. aktuellen wissenschaftlichen Kenntnisstand Online unter https://www.newsd.admin.ch/ orientieren und für die Kantone verbindlich newsd/message/attachments/45043.pdf sind. Der Kanton ist für die Umsetzung verantwortlich, d.h. er entscheiden an Teile des Textes wurden aus dem Bericht «Umgang mit Naturgefahren in der Schweiz» entnommen. welchem Ort und zum welchen Zeitpunkt Kontakt: Schutzwälder gepflegt werden. Die Wald- Arthur Sandri, arthur.sandri@bafu.admin.ch eigentümer stellen der Allgemeinheit die Benjamin Lange, benjamin.lange@bafu.admin.ch
ZÜRCHER WALD 6/2016 Gefahrenprävention 7 Der Tobelwald – Mindestanforderung an die Waldpflege Prävention bei Hochwassergefahr – Im Kanton Zürich gehören die Tobelwälder neu zu den beitragsberechtigten Schutzwäldern. In diesen muss der Kanton eine minimale Pflege sicher- stellen, damit ihre Schutzwirkung erhalten bleibt oder verbessert wird. Wie ein solcher Schlag aussehen könnte und was zu beachtet ist, wurde an einem Beispiel veranschaulicht. In Düben- dorf hat Markus Tanner einen Tobelwald gepflegt und stellt sich den Diskussionen. von Brigitt Hunziker Kempf, Berg Dägerlen, und Nathalie Barengo, Abteilung Wald, Kanton Zürich Dreissig Jahre lang war’s im Sagentobel oberhalb von Dübendorf eher ruhig. Nur ab und zu wurden Arbeiten im Forst für die elf Waldbesitzer im Tobel erledigt. Nun wurde der Dornröschen-Schlaf beendet. Emsiges Tun war angesagt. In den Hängen wurde Holz geschlagen, der Bach von Holz gesäubert. Was ist geschehen? Innerhalb weniger Jahren ereigneten sich rund um den Sagentobelbach zwei Hoch- Brigitt Hunziker wasserereignisse. Intensive Niederschläge fielen auf den gesättigten Boden. Die niedrig gebauten Brückendurchgänge blockierten den Wasserfluss, die Siedlung wurde über- schwemmt. Mitverantwortlich für den Markus Tanner am Sagentobelbach, der in den letzten Jahren Wasserstau war auch Schwemmholz aus zweimal Hochwassererschäden verursachte. dem Wald, welches vom wildgewordenen Bach in Richtung Siedlung hinuntertrans- portiert wurde. Schnell war klar, dass dieser Zustand nicht toleriert werden kann. Dies Weiterbildung Pflege gerinnerele- auch in Anbetracht dessen, dass Extremwet- vante Schutzwälder terereignisse zukünftig zunehmen dürften (Stichwort Klimaveränderung). Mögliche Das Sagentobel wurde auch an Weiterbil- Schäden stellen u.a. für angesiedelte Unter- dungstagen von zahlreichen Förstern und nehmen ein Standortproblem dar, die hohe Kreisforstmeistern des Kantons Zürich be- mögliche Schadensumme ist auch für die sucht. Rund 80 Forstleute nahmen am Kurs Versicherungen kritisch. Und nicht zuletzt «Pflege gerinnerelevante Schutzwälder» teil. liegt der hoch frequentierte Bahnhof Stett- Sie begutachteten und diskutierten während bach gemäss Gefahrenkarte Hochwasser im eines Tages die Arbeiten im und rund um Risikogebiet rund um den Sagentobelbach. das Tobel und die Handhabung des NaiS- Die Stadt Dübendorf entschied sich deshalb, Dokumentes. Schwemmholz-Rückhaltebauwerke zu Begleitet wurden sie vom Spezialisten bauen. Für Markus Tanner, Revierförster Samuel Zürcher (Fachstelle für Gebirgs- Dübendorf-Witikon macht das Vorhaben waldpflege), Erich Good (Verantwortlicher Sinn. «Seit Jahren bauen wir in verschie- Projekt «Tobelwälder» der Abteilung Wald, densten Bachtobel kleinere Auffangrechen Kanton Zürich), Vertretern des AWEL, der ein, um das Schwemmholz abzufangen.» Fachstelle Naturschutz und der Fischerei- Trotz diesen geplanten Bauten muss sinn- und Jagdverwaltung.
Gefahrenprävention ZÜRCHER WALD 6/2016 8 Förster Markus Tanner. Nein, auch Fach- leute des Amtes für Wasser, Energie und Luft (AWEL), der Fachstelle Naturschutz und der Fischerei- und Jagdverwaltung des Kantons diskutierten und planten bei diesem Objekt mit. In den Diskussionen müssen Lösungen gemeinsam gesucht und abgewogen werden. Die Koordination zwi- schen den Akteuren ist wichtig. «Wir Förs- ter sind es uns gewohnt, die Vermittler-Rolle einzunehmen. Das Interesse rund um den Wald war und ist schon immer vielseitig», so der Revierförster Tanner. Warum diese Aufmerksamkeit? Das Sagentobel gehört künftig in die Ka- tegorie der «gerinnerelevanten Schutzwäl- der». Im Kanton Zürich wurden solche Tobelwälder, welche Abhänge entlang der Bäche stabilisieren, im Jahr 2015 durch die Abteilung Wald in enger Zusammenarbeit mit den örtlichen Revierförstern, dem AWEL und dem Bundesamt für Umwelt (BAFU) ausgeschieden. Im Gegensatz zum übrigen Wald besteht im Schutzwald eine Bewirtschaftungspflicht. Die Kantone sind gemäss Artikel 20 Absatz 5 des eidgenös- Brigitt Hunziker sischen Waldgesetzes (WaG) verpflichtet, eine minimale Pflege sicherzustellen. Holz- schläge und Pflegeeingriffe in Tobelwäldern können ab Festsetzung des neuen Schutz- Mit dem Ausfüllen des NaiS-Beurteilungsformulars ist gewähr- waldperimeters (voraussichtlich ab 2017) leistet, dass bei der Bestimmung der nötigen Schutzwaldpflege- wie in den bestehenden Schutzwäldern massnahmen alle wichtigen Aspekte einfliessen. mit Bundes- und Kantonsbeiträgen unter- stützt werden. Im Kanton Zürich sind 12 vollerweise auch der Bach gesäubert und Prozent der Waldfläche als Tobelwälder der Wald gepflegt werden. ausgeschieden worden. Die Bewirtschaf- Erfolgreicher tung solcher Wälder ist oft sehr aufwändig Hochwasser- Forstleute sind Vermittler und grundsätzlich nicht kostendeckend. schutz braucht Erfolgreicher Hochwasserschutz braucht Die Gemeinden sind verpflichtet, allfällige, verschiedene Massnahme auf verschiedene Massnahme auf verschiedenen nach Abzug des Bundes- und Staatsbeitrags verschiedenen Ebenen mit verschiedenen Akteuren. Der verbleibende Restkosten zu tragen. Ebenen mit Schutzwald ist nur ein Teil davon – aber verschiedenen Akteuren. oft ein sehr wichtiger. Um den kleinräu- «Nachhaltigkeit und Erfolgskontrolle mig wechselnden Verhältnissen gerecht im Schutzwald» – NaiS zu werden, sind Pflegemassnahmen durch Voraussetzung für die Ausrichtung der Fachleute an Ort und Stelle festzulegen. Das Beiträge ist die Waldpflege bzw. Waldbe- interessierte im Sagentobel nicht nur den wirtschaftung im Schutzwald nach der
ZÜRCHER WALD 6/2016 Gefahrenprävention 9 Bundes-Wegleitung für die Pflegemassnah- Schaden trotz Schutzwaldpflege? men im Schutzwald (NaiS). Anhand eines Beurteilungsformulars wurde die Pflege im Wer im Schutzwald Pflegeeingriffe macht, Sagentobel der Schutzwald-Zonen mit den fragt sich möglicherweise, wer – falls trotz- involvierten Fachstellen besprochen: Die dem Schwemmholz oder eine Verklausung Methode NaiS leitet den Handlungsbedarf eintritt – für einen allfälligen Schaden haft- Schritt für Schritt her, und berücksichtigt bar gemacht werden kann. Diese Frage kann dabei die örtlichen Naturgefahren, den nicht pauschal beantwortet werden (siehe Standort und den aktuellen Waldbestand. Artikel auf S. 20 & 23). Grundsätzlich Das Ziel besteht darin, mit einem minima- gelten dieselben Haftungsvoraussetzungen len Aufwand einen Waldzustand zu schaf- wie im übrigen Wald. Insbesondere müssen fen, der den Mindestanforderungen für eine ein Kausalzusammenhang zwischen dem nachhaltige Schutzwirkung entspricht. Eingriff im Schutzwald und dem Schaden sowie ein Verschulden des Waldbesitzers Wie geht es nun weiter? oder -bewirtschafters vorliegen. «Die Ausscheidung der Tobelwälder im Erfahrungen nach Unwettern zeigen, dass ganzen Kanton wurde den Gemeinden zur sich Schäden im oder unterhalb des Schutz- Stellungnahme unterbreitet. Diese Ver- waldes oft nicht eindeutig auf einen be- nehmlassung ist aktuell abgeschlossen, es stimmten Eingriff zurückzuführen lassen. wird ein Bericht dazu verfasst. Parallel dazu Damit bestehen schon beim Kausalzusam- wird die heutige Richtlinie Schutzwaldpfle- menhang Zweifel. Ein Verschulden des ge entsprechend überarbeitet» führt Erich Bewirtschafters kann darin bestehen, dass Good, Verantwortlicher Projekt Tobelwäl- er die üblichen Sorgfaltspflichten verletzt der der kantonalen Abteilung Wald, aus. hat. Möglicherweise könnte eine grobe Und bei Markus Tanner? Im Falle des Sa- Abweichung von den NaiS-Richtlininien gentobels wurde entschieden, die grossen, (z.B. konsequentes Entfernen der Stabili- schiefen Bäume zu fällen und das Bachbett tätsträger oder viel zu grosse Öffnungen) vom Schwemmholz zu befreien. Vereinzelt als Verletzung der Sorgfaltspflicht und wurden auch stabile Biotopbäume stehen damit als Verschulden ausgelegt werden. gelassen. Bei ihm stehen aber noch weitere Die Einhaltung branchenüblicher Standards Tobelwälder zur Pflege an. Er wird die (wozu auch NaiS gehört) dürfte in der Regel Diskussionen weiterhin suchen, im Wis- zugunsten des Bewirtschafters ausgelegt sen, dass die Interpretation der Situation werden. stark Personen abhängig ist. Für ihn ist Abt. Wald, ALN Kanton Zürich das Fachwissen der Forstleute nach wie vor zentral und wird es bleiben. Nur so können die Tobelwälder nachhaltig gepflegt Abt, T., und Felder, U., 2013. Wann wäre und gleichzeitig der Schutz vor Hochwasser der Eigentümer von Schutzwald haftbar? gewährleistet werden. Nach Markus Tanner Wald und Holz 5/13. S. 24-26. ist die Schutzwaldpflege eine sehr effiziente Good, E., 2016: Die Tobelwälder im Massnahme der Naturgefahrenprävention. Kanton Zürich. Zürcher Umweltpraxis. Technische Massnahmen sind in aller Regel ZUP Nr. 86, Dezember 2016. (www. teurer. umweltschutz.zh.ch/zup) Quellen http://www.gebirgswald.ch (Fachstelle für Auskünfte: Gebirgswaldpflege; NaiS, Nachhaltigkeit Erich Good, Verantwortlicher Projekt «Tobelwäl- und Erfolgskontrolle im Schutzwald) der» der Abteilung Wald, erich.good@bd.zh.ch
Gefahrenprävention ZÜRCHER WALD 6/2016 10 Pflegemassnahmen im Schutzwald – Investitionen mit wachsender Bedeutung Schutzwald aus Sicht einer Versicherung – Nur intakte Schutzwälder bieten effektiven Schutz vor Naturgefahren. Darum unterstützt Helvetia Versicherungen die Forstdienste bei der Pflanzung junger Bäume. Davon profitiert letztlich auch die Wirtschaftmetropole Zürich. von Hansjörg Ryser, Leiter Media Relations Schweiz von Helvetia Versicherungen, Basel Schutzwald wächst von alleine, denken fahren. Schutzwälder sind dazu besonders viele. Doch dem ist nicht so. Windfall, gut geeignet. Ein intakter Wald hält rund Krankheitsbefall, Verbissschäden durch das 30 Prozent der Niederschlagsmenge zurück Wild und andere Schädigungen führen zu und verhindert so Überschwemmungen empfindlichen Lücken in der Waldstruktur. oder Hangrutsche. Ein Baum fängt in der Forstleute wissen, dass ohne stetige, nach- Krone bis zu 70 Prozent des Schnees auf und haltige Pflege die Waldstruktur alsbald aus verhindert mit seinem Stamm Lawinennie- den Fugen geraten würde. Daher müssen sie dergänge oder Steinschläge. mit ihren beschränkten, finanziellen Mitteln Die Bedeutung intakter Schutzwälder hat regelmässig aus- und aufforsten. Dabei gilt in den letzten beiden Jahrzehnten erheblich es auch, den Wald den veränderten klima- zugenommen. Durch die wachsende Mobi- tischen Bedingungen anzupassen. Hitze und lität ist der Personen- und Güterverkehr im Die Bedeu- zunehmende Trockenheit machen vielen Alpenraum deutlich angestiegen. Gebiete, tung intakter Bäumen zu schaffen und erfordern in der welche früher im Winter gemieden wurden, Schutzwälder hat in den Bewirtschaftung eine neue Artenstruktur. sind heute ganzjährig zugänglich. In der Fol- letzten beiden Ohne diese Pflege würden Steinschläge, ge wurden Gegenden besiedelt, welche von Jahrzehnten Hangrutsche, Lawinen oder Überschwem- den älteren Generationen noch als unsicher erheblich zuge- mungen zunehmen und vermehrt Schäden eingeschätzt und gemieden wurden. Und nommen. anrichten. Verkehrswege und Leitungen schliesslich hat sich der Wert der Gebäude würden lahm gelegt, Häuser und Fahrzeuge zum Beispiel allein im Kanton Graubünden beschädigt und Menschen und Tiere verletzt oder gar getötet. Bäumige Weihnachten Damit sind vor allem Leid und Ärger für die Betroffenen verbunden. Blockierte Helvetia bietet Interessierten die Möglich- Verkehrswege oder unterbrochene Versor- keit, Schutzwaldprojekte direkt zu unter- gungsleitungen können zudem erhebliche stützen. Wer zum Beispiel zu Weihnachten wirtschaftliche Folgen für eine Region und einen Baum schenken möchte, kann dazu auch darüber hinaus bis nach Zürich haben. für 10 Franken einen Baumpass kaufen. Für jeden Pass wird ein zusätzlicher Baum Versicherungen betroffen in einem der unterstützten Gebiete auf Ein Grossteil dieser Schäden entfällt auf die einer speziell gekennzeichneten Parzelle Versicherungen. Auch für eine Versicherung gepflanzt. wie Helvetia sind intakte Schutzwälder Ab dem 11. November gibt es wieder die daher von erheblicher Bedeutung. Rund beliebte Weihnachtsedition. Informati- 7000 Hektaren Siedlungs- und Industri- onen dazu und zum Schutzwaldengage- ezonen mit 130‘000 Gebäuden brauchen ment sind im Internet zu finden unter: schweizweit direkten Schutz vor Naturge- www.helvetia.ch/schutzwald.
ZÜRCHER WALD 6/2016 Gefahrenprävention 11 zwischen 1990 und 2012 auf rund 100 Mrd. Franken verdoppelt, und damit auch das Schadenpotenzial. Pflege von 9‘000 Hektar pro Jahr Im neusten Bericht des Bundesrates zum «Umgang mit Naturgefahren in der Schweiz», wird der grossflächige Schutz des Waldes gegen Naturgefahren einmal mehr anerkannt. Rund die Hälfte des Schwei- zer Waldes, also 586‘000 Hektar sind als Schutzwald ausgeschieden. Im Kanton Helvetia Zürich sind es rund 1300 Hektar oder drei Prozent der Waldfläche. Der neu gestaltete Finanzausgleich zwischen Bund und Kanto- Prominenter Einsatz für den Schutzwald in Bergün: Stefan nen sieht vor, dass jährlich zwischen 8‘000 Engler, Ständerat Kanton Graubünden und Verwaltungsrats- und 10‘000 Hektar Schutzwald gemäss präsident der RhB; Dr. Mario Cavigelli, Regierungsrat Kanton den Standards von «Nachhaltigkeit und Graubünden; LizAn Kuster, Moderatorin und Unternehmerin; Erfolgskontrolle im Schutzwald» (NaiS) Hunger, Generalagent Helvetia Chur; Langlaufstar Dario gepflegt werden müssen. Cologna. (vlnr) Pro Jahr investiert die öffentliche Hand der Schweiz an die 150 Millionen Franken in Schutzwälder. Dabei trägt der Bund rund Wald für den Schutz vor Naturgefahren, als 40 Prozent der Kosten. Den Rest tragen Lebensraum für Flora und Fauna und für die Kantone und Gemeinden. Es ist gut die Multifunktionalität mit vielen weiteren investiertes Geld. Ein Hektar Lawinen- Waldleistungen nachhaltig bewirtschaften. Verbauungen kosten über 100 Jahre rund Über diese Spendenaktion hinaus, entwi- Pro Jahr inve- eine Millionen Franken. 100 Laufmeter ckelt sich das Engagement von Helvetia stiert die öf- fentliche Hand Steinschlagnetze 200 000 Franken und eine immer mehr zu einer Austauschplattform der Schweiz an Hektar Schutzwald 40 000 Franken. Im für die Förster aus den unterschiedlichen die 150 Millio- Vergleich zu Schutzbauten sind Wälder so- Regionen. nen Franken in mit nicht nur wesentlich effizienter, sondern Zudem ermöglichen diese Projekte, der Schutzwälder. ... Es ist gut bieten auch Naherholungsraum für die Be- breiten Bevölkerung weit über die Gebirgs- investiertes völkerung und dienen als Rohstofflieferant. region hinaus die Bedeutung der Schutz- Geld. wälder und die Notwendigkeit der Wald- Kommunikation nach innen und nutzung und –pflege bekannt zu machen. aussen Die beiden Schutzwald-Botschafter Dario Als eines der führenden Versicherungsun- Cologna, dem Schweizer Langlaufstar ternehmen der Schweiz hat Helvetia in den und LizAn Kuster, ehemalige Miss Earth letzten fünf Jahren elf Schutzwaldprojekte Schweiz und Unternehmerin, verleihen da- und weitere im umliegenden Ausland reali- bei dem Anliegen eine besonders charmante siert. In enger Abstimmung mit den lokalen Ausstrahlung. Forstbehörden und deren professioneller Führung werden pro Jahr zwei Projekte evaluiert, für welche das Unternehmen jeweils 10‘000 Baumsetzlinge spendet. Sie unterstützt damit die grosse Erfahrung und Kontakt: den Einsatz der Forstdienste, welche den Hansjörg Ryser, hansjoerg.ryser@helvetia.ch
Waldversicherungen ZÜRCHER WALD 6/2016 12 Versicherung für den Zürcher Wald? Wer trägt das Sturmschadenrisiko? – Im Kanton Zürich existiert keine obligatorische Elemen- tarschadenversicherung für den Wald, wie man sie im Wald beider Basel kennt (vgl. S. 13). Es gibt auch keine Waldbesitzer, die eigenständig ihren Wald versichert haben, wie dies Gross- waldbesitzer international zum Teil tun (vgl. S. 16). Wie ist denn das finanzielle Risiko für Zürcher Waldbesitzer bei schwerwiegenden Sturmschäden zu beurteilen? Konrad Noetzli, Kantonsforstingenieur, beschreibt die staatlichen Handlungsmöglichkeiten. (ur) Holznutzung im Vordergrund steht. Schwere Sturmschäden können grosse Waldbesitzer finanziell er- heblich belasten. Sollten sie selbst vorsorgen, indem sie sich z.B. versi- chern, oder wird die öffentliche Hand für solche Fälle ein spezielles Sonder- hilfsprogramm erstellen? Archiv ZW K.N.: Auch hier kann auf das Beispiel Lothar verwiesen werden. Bei der Wiederherstellung Wer trägt den Schaden und die Folgekosten nach einem grossen (von Sturm- und nachfolgend auch von Bor- Sturmereignis? Lotharsturmfläche im Kanton Zürich 1999 kenkäferflächen) unterstützte der Kanton die Waldeigentümer. Der Gesamtkredit betrug Wenn Schutzwälder wegen starker damals rund 10 Mio Franken. Stürme so geschädigt sind, dass sie ihre Funktion nicht mehr erfüllen Wäre eine Lösung wie sie die Basler können, müssen Massnahmen ge- mit der Basellandschaftlichen Gebäu- troffen werden. Wie werden damit deversicherung (BGV) haben auch im verbundene Kosten im Kanton Zürich Kanton Zürich denkbar? Eine kantonale finanziert? K.N.: Dies ist eine politische Frage. Die Arbeitsgruppe Konrad Noetzli: Im Falle von Lothar wurde Basler Lösung ist eine Solidaritätslösung – Sturmvorsorge für die Wiederherstellung ein Sonderkredit jeder Waldeigentümer zahlt pro Jahr eine behandelt der- zeit auch die beim Kantonsrat beantragt. Unterstützt Grundtaxe und einen Flächenbeitrag. Ein Finanzierung wurde insbesondere die Wiederbestockung. grosser Vorteil ist sicher, dass die Schäden von Massnah- Es wäre denkbar, auch spezielle Sofort- unabhängig davon bezahlt werden, ob es men . massnahme zur Abwehr von Naturgefahren sich um ein regionales, kantonales oder (z.B. ein Steinschlagnetz) über einen solchen Schweizerisches Ereignis handelt. Allerdings Kredit zu finanzieren. Beispiele dazu fehlen. wurden auch in Basel bei Lothar über diese Aktuell befasst sich eine Arbeitsgruppe Schadenszahlungen hinaus Beiträge an die unter der Federführung der Abteilung Wald Wiederherstellung geleistet. Interessant wäre mit dem Thema Sturmvorsorge, dabei wird eine Lösung, bei welcher «All inclusive» auch die Finanzierung von Massnahmen auch die Wiederherstellung abgegolten wird. behandelt. Über die Ergebnisse aus dieser Dann könnte man sich einen grossen Auf- Gruppe wird zu einem späteren Zeitpunkt wand für die Verteilung von Geldern sparen. informiert werden. Interessant finde ich, dass das Basler Modell bisher keine Nachahmer gefunden hat. Es Anders ist die Situation ausserhalb bräuchte wohl eine intensive Diskussion, hin des Schutzwaldes, wo meist die zu einer solchen Lösung zu kommen.
ZÜRCHER WALD 6/2016 Waldversicherungen 13 Gundstückversicherung «Wald» im Kanton Baselland Das Waldversicherungsmodell beider Basel – Im Kanton Basel-Landschaft ist der Wald seit 1972 bei der Basellandschaftlichen Gebäudeversicherung (BGV) versichert. Die Kli- maveränderung und die dadurch zu erwartende Häufung von Naturkatastrophen stellt dieses Modell für die Versicherer und die Waldeigentümer vor grosse Herausforderungen. WaldBeiderBasel hat zusammen mit dem Amt für Wald beider Basel sowie der Baselland- schaftlichen Gebäudeversicherung nachfolgend das Beispiel erläutert. von Raphael Häner, WaldBeiderBasel, Peter Bächtold, Basellandschaftliche Gebäudeversicherung und Ueli Meier, Amt für Wald beider Basel Wo liegt der Ursprung dieses Mo- der Zeit ausgebaut. Insbesondere Gemein- dells? den und der Staat konnten ihren Land- und Zur Gründungszeit (1941) war die Grund- Waldbesitz ebenfalls einbringen (1972). stückversicherung vor allem für Elemen- Aber auch Privatpersonen konnten nun tarschäden an Kulturland und Kulturen Schäden in Gärten, an Zierbäumen und vorgesehen. Der Schutz der Landwirtschaft im Wald anmelden. Betrachtet man wieder Auch die öf- stand dabei im Vordergrund. Betrachtet man die Schadenstatistik von 1941 – 1990 wird fentlichen und institutionellen den Schadenverlauf von 1941 – 1990 fällt deutlich, dass die Schäden an Gartenanla- Waldbesitzer auf, dass auf diese, ursprünglich für den gen, im Wald und an Zierbäumen insgesamt kommen in Versicherungsschutz vorgesehenen Objekte einen Anteil von ca. 74% ausmachten. den Genuss (Kulturland/Obstbäume), lediglich ca. 26% Somit wurde die Grundstückversicherung von Leistun- gen. der Schadensumme entfielen. im Laufe der Zeit eine wichtige Versicherung Der Versicherungsumfang wurde im Laufe für die Waldbesitzer. Aber auch alle anderen Amt für Wald beider Basel Waldschäden nach Sturm «Joachim» im Raum Lauwil, Ulmet
Waldversicherungen ZÜRCHER WALD 6/2016 14 Grundeigentümer profitieren von diesen Streuschäden, d.h. die Bäume sind an besonderen Versicherungsbedingungen. verschiedenen Stellen verteilt umgefallen, Im Kanton Baselland gehört 72% der Seilzugarbeiten bei ungünstiger Fällrichtung Waldfläche den Bürgergemeinden, 19% usw.) verstanden. Dieser Mehraufwand den Privatwaldbesitzern, 6% sind übrige wird vergütet, weil solche Arbeiten teurer einrichtigungspflichtige (>25 ha Wald) ausfallen als dies bei einer Normalnutzung Waldbesitzer, 2% sind Staatswald und 1% von kontrolliert gefällten, unbeschädigten der Waldfläche gehört den Einwohnerge- Bäumen der Fall ist. Mit der Abgeltung Mit der meinden. Die gesamte Waldfläche beträgt dieses Zusatzaufwandes leistet die Gebäude- Abgeltung gut 21‘000 ha. Mit der Ausweitung des versicherung nebenbei auch einen wichtigen des Zusatzauf- Leistungsumfangs von der Landwirtschaft Beitrag an die Arbeitssicherheit. wandes leistet die Gebäude- auf den Wald kommen demzufolge nicht Holzentwertung resp. Nutzholzverlust wird versicherung ausschliesslich Privatpersonen in den Genuss nur am Stammholz, d.h. an Stämmen von nebenbei auch dieser Leistungen sondern auch die öffentli- sehr guter Qualität und mindestens 30 cm einen wichtigen Beitrag an die chen und institutionellen Waldbesitzer. Stammdurchmesser, vergütet. Arbeitssicher- Nutzholzverlust resp. Holzentwertung kann heit. Was ist der Geltungsbereich, was es beispielsweise am Stock geben, da je nach sind die Leistungen? Situation vor Ort (Geländeneigung) ein Mit der Grundstückversicherung ist der Stück des Stammes zur Sicherung des Wur- Wald heute gegen die Schäden der folgenden zelstockes benötigt wird. Dieses «verlorene Naturgefahren versichert: Stück Stammholz» wird vergütet. - Sturmwind (>75 km/h) - Hochwasser, Überschwemmung Wie wird die Versicherungsleistung - Übersarung von Schutt und Geröll eruiert? - Erd- und Felsrutsch Grundsätzlich werden die Schäden von - Schneedruck, Duftbruch (Astbruch durch den GrundstückschadenschätzerInnen vereisenden Nebel), Eisregen der Basellandschaftlichen Gebäudeversi- - Bodensenkung cherung (BGV) am Schadenort anlässlich - Blitzschlag an Waldbäumen eines Augenscheines abgeschätzt. Bei den SchadenschätzerInnen der BGV handelt es Die Prämientarife für die Grundstückver- sich meistens um ausgebildete Forstfachleute sicherung setzen sich aus einer Grundtaxe (FörsterInnen, ForstwartInnen). pro Eigentümerschaft und Rechnung sowie Die Schadenshöhen betrugen 2015 ca. einem Flächenbeitrag zusammen: 25‘000 Franken, 2014 ca. 175‘000 Franken Grundtaxe CHF 18.00 und 2013 ca. 124‘000 Franken. Diese waren Flächenbeitrag extrem schadenarme Jahre. Im Vergleich pro 10 Aren Grundbesitz CHF 0.90 dazu beliefen sich die Waldschäden beim Bei den Scha- Sturm «Joachim» im Jahre 2011 auf ca. denschätze- Bei Waldschäden ist der ausserordentliche CHF 1.2 Mio.. rInnen der BGV handelt es sich Mehraufwand für Räumungsarbeiten sowie meistens um das Räumen von Kulturland, Strassen und Welche Rolle spielen die einzelnen ausgebildete Verjüngungsflächen, Bächen usw. gedeckt. Akteure (Waldeigentümer, Versi- Forstfachleute. Auch die erschwerte Holzhauerei und die cherung, Forstdienst) bei der Scha- Holzentwertung werden vergütet. densabwicklung? Als erschwerte Holzhauerei wird der Mehr- Die Waldeigentümerschaft müssen die ein- aufwand für das Aufrüsten des «Sturm- getretenen Schäden der BGV melden. Die holzes» (z.B. erhöhte Sicherheitsaufwen- GrundstückschadenschätzerInnen prüfen dungen / -massnahmen, Aufrüsten von die Deckung und schätzen den Schaden ab.
ZÜRCHER WALD 6/2016 Waldversicherungen 15 Der Schaden wird den Eigentümerschaften Grossereignisses auf «Unterstützung» auf- schriftlich eröffnet. Diese können die Schä- grund eigener Versicherungsbeiträge auf- den anschliessend instandstellen und die bauen. Eine allfällige politische Diskussion Rechnungen der BGV zur Kontrolle und über die Notwendigkeit von Unterstüt- Zahlung einreichen. zungsbeiträgen entfällt oder sie beschränkt Im Wissen, dass ein Grossteil der Privat- sich auf die Finanzierung von Wiederher- wälder nicht bewirtschaftet wird ist davon stellungsmassnahmen. auszugehen, dass hier oft der Schaden nicht Nachteile einer Versicherungslösung können gemeldet wird. So beträgt der Holzvorrat im wir keine erkennen, da uns kein kantonales Privatwald 450 m³/ha und im öffentlichen Modell bekannt ist, das Waldschäden voll- Wald 375 m³/ha. Ob und wie die öffentli- umfänglich – wie bei einer Versicherungs- chen Waldeigentümer ihren Schaden bei der lösung – deckt. Aus unserer Sicht hat das Für Grund- Versicherung melden, kann nicht beurteilt Modell mit Ausnahme des «Obligatoriums» eigentümer besteht werden. Sicher ist, dass durch die profes- keine Nachteile. losgelöst von sionelle Bewirtschaftung der öffentlichen den Zielset- Wälder durch einen Förster auch die Schä- Welchen Einfluss hat der Klimawan- zungen für die den tatsächlich gemeldet werden. del mit der zunehmenden Frequenz Waldbewirt- schaftung eine von Naturkatastrophen auf dieses «Zwangsmit- Welche Erfahrungen wurden aus Modell? gliedschaft». Sicht der Waldeigentümer gemacht, § 30 des Gesetzes über die Versicherung von z.B. bei Lothar? Gebäuden und Grundstücken des Kantons Infolge des Sturmes Lothar wurden Wald- Basel-Landschaft schreibt vor, dass die schäden in der Höhe von ca. CHF 3.2 Mio. Grundstückversicherung selbsttragend sein von der BGV an die Eigentümerschaften muss. vergütet. Dies entsprach 90% der Scha- Die Prämien sind nach anerkannten ver- densumme (100% abzüglich dem damals sicherungstechnischen Grundsätzen so gültigen Selbstbehalt von 10%, Kosten: festzulegen, dass die Schäden bezahlt, Stand 1999, nicht indexiert). ausreichende Reserven geäufnet und die Verwaltungskosten gedeckt werden können. Vor- und Nachteile des Modelles, ge- Sollte sich bei den Grundstückschäden ab- genüber dem verbreiteten Modell, zeichnen, dass aufgrund des Klimawandels dass die Waldeigentümer bei Scha- die Schadenhäufigkeit und die Schadenzah- denereignissen direkt vom Kanton lungen dazu führen, dass der gesetzliche (in verschiedenen Formen …) Unter- Auftrag nicht mehr wahrgenommen werden stützung erhalten? könnte, müssten Massnahmen ergriffen Die Kundschaft hat, weil es sich um eine werden. Versicherung handelt, einen Anspruch Das heisst, dass dies zu einer grundsätz- zur Deckung des gesamten, entstandenen lichen Überprüfung der Prämien, der Be- Schadens. Sie hat den Schaden, gemäss den dingungen und des Selbstbehaltes führen Bedingungen der Grundstückversicherung, würde, wie dies nach «Lothar» der Fall abzüglich des aktuellen Selbstbehaltes von war. Damals wurde entschieden, zukünftig CHF 600.00 vollumfänglich gedeckt. auf die Schadendeckung aus Waldbränden Die Gebäudeversicherung baut auf dem zu verzichten. Solidaritätsprinzip auf. Für Grundstückei- gentümer besteht losgelöst von den Zielset- zungen für die Waldbewirtschaftung eine Kontakt: «Zwangsmitgliedschaft». Damit können Raphael Häner, info@waldbeiderbasel.ch Waldeigentümer nicht nur im Falle eines Ueli Meier, ueli.meier@bl.ch
Waldversicherungen ZÜRCHER WALD 6/2016 16 Waldversicherung aus Sicht eines globalen Rückversicherers Waldversicherungen international – Die Versicherung von Wald wird in verschiedensten Län- dern der Erde angeboten. Plantagewälder sind dabei der Hauptmarkt. In der Schweiz ist das Interesse an Waldversicherungen gering. von Peter Welten, Forsting. ETH, Swiss Re, Zürich Wälder stellen eine lebenswichtige Res- der und es wurde Kapital in die Unterneh- source für unseren Planeten dar. Heute sind mung investiert. Im Gegensatz zu anderen 30.6% unserer Erdoberfläche mit Wäldern Agrarprodukten haben Wälder eine lange bedeckt was einer Fläche von rund 4 Mil- Umtriebszeit und das investierte Kapital ist liarden ha entspricht. Globaler Raubbau über einen längeren Zeitraum gebunden. Bei (insbesondere in den tropischen Zonen) hat Eukalyptus Plantagen beträgt die Rotation die Waldfläche in den letzten 25 Jahren um um die 15 Jahre. Bei Föhren Plantagen bis 129 Mio. ha reduziert (siehe Abb. 1). zu 30 Jahren. Semi-natürliche Wälder haben noch längere Perioden. Der Walbesitzer ist Hauptmarkt Plantagewälder zwischen dem Anpflanzen und der Holz- Nicht alle Waldkategorien sind gleichermas- ernte über mehrere Jahre hinweg diversen sen betroffen von dieser Entwicklung. Die Risiken ausgesetzt, welche sein Investment Plantagenwälder (darunter fallen sowohl bzw. Betriebsergebnis massiv negative be- Damit eine die semi-natürlichen Wälder wie auch die einflussen können. Eine Waldversicherung Waldversiche- reinen Plantagenwälder und die angepflanz- kann ein geeignetes Mittel darstellen, um rung in Be- ten Schutzwälder) haben in den letzten 25 zumindest gewisse Risiken zu minimieren. tracht gezogen wird, muss ein Jahren um 110 Mio. ha zugenommen. Die allfälliger Scha- globale Zuwachsrate bei den Plantagen- Versicherte Risiken den zu einem wäldern betrug bis zu 5.2 Mio. ha pro Jahr. Die Waldversicherung deckt stehendes Holz grösseren Insbesondere die umfangreichen Auffor- hauptsächlich gegen Schäden aus Elemen- finanziellen Verlust oder stungen in China haben dazu beigetragen tarschadenrisiken ab, insbesondere Sturm, gar zu einem (Abb. 2). Es sind insbesondere solche Plan- Feuer, Schnee und Eis, Überflutung, Hagel Ruin führen. tagenwälder, welche für Waldversicherungen und Erdbeben. geeignet sind. Biologische Risiken wie Insektenbefall, Fäulen, Pilze sowie Schäden durch Wildtiere Gründe für eine Waldversicherung sind in der Regel ausgeschlossen, da sie mit Damit eine Waldversicherung potentiell in standortgerechter Baumartenwahl und guter Betracht gezogen wird, muss der Wald einen waldbaulicher Praxis weitgehend minimiert monetären Wert für den Besitzer haben und werden. Markt- und Länderrisiken sind ein allfälliger Schaden zu einem grösseren ebenfalls nicht versicherbar und stellen finanziellen Verlust oder gar zu einem Ruin typische Unternehmerrisiken dar, die in der führen. Dieser Umstand ist bei kommerzi- Natur dieses Geschäftsfelds liegen. ellen Plantagenwäldern meist gegeben. Es Manchmal deckt die Waldversicherung auch gibt ein Management Team, welches die gewisse zusätzliche Kosten ab wie beispiels- Plantagenwaldbewirtschaftung betreibt, um weise Feuerbekämpfungskosten, erhöhte damit einen Profit zu erwirtschaften. Voraus Erntekosten oder Instandstellungskosten. wird ein Businessplan und eine Kosten-Nut- Solche Zusatzdeckungen sind aber stets mit zen Analyse erstellt. Das Risikomanagement einer jährlichen Vertragslimite versehen. ist integraler Bestandteil der Organisation, es Wind und Feuer stellen bei weitem die gibt einen Bewirtschaftungsplan für die Wäl- häufigsten Schadenursachen für die Wald-
ZÜRCHER WALD 6/2016 Waldversicherungen 17 besitzer dar. Feuer ist global gesehen die Kategorie Waldtyp Waldfläche weltweit (mio. ha) grösste Gefahr für die Wälder und kann zu 1990 2015 Veränderung Naturwald Primärwald: Menschlich unbeeinflusster grossflächige Schäden führen. Das grösste Urwald mit natürlicher Artenzusam- mensetzung – meist in öffentlichem bekannte Ereignis der letzten Jahrzehnte ist Eigentum. -239 das «Black Dragon Fire» von 1987, welches Menschlich beeinflusster Naturwald: Wälder mit natürlicher Artenzusam- 39 49 (96%) 3710 (93% ) (–6%) rund 8 Mio. ha Wald in China und Russland mensetzung, in dem deutliche Merk- male menschlicher Aktivitäten sichtbar zerstört hatte. Das Ausmass des Feuers wird sind – meist in öffentlichem Eigentum hauptsächlich durch die Ausbreitungsge- Gepflanzter Wald Semi-natürlicher Wald: Wälder mit schwindigkeit und die Verfügbarkeit von einheimischen Arten, entstanden aus Pflanzungen, Ansaaten oder flächig brennbarem, biologischem Material beein- eingeleiteter Naturverjüngung. +110 flusst. Kenntnisse über die lokalen Bekämp- Plantagewald: Vorrangig zur Wertholz- 179 (4%) 289 (7%) (+61%) und Zelluloseproduktion. fungsmöglichkeiten (aus der Luft und am Plantagewald: Vorrangig zum Schutz Boden) sind sehr wichtig für die Versicherer. von Boden und Wasserreserven. Obwohl weniger häufig auftretend, können auch Stürme zu grossflächigen Schäden 4128 3999 -129 Waldfläche total führen (die Stürme Lothar und Vivian sind (31.6%)* (30.6%)* (–3%) Flächenveränderung gepflanzter Wälder, 1990-2015 (mio. ha) im Alpenraum noch in bester Erinnerung). Quelle: FAO - Global Forest Resources Assessment 2015 Für die Versicherungen sind Sturmschäden Abbildung 1: Weltweite Veränderung der Waldfläche nach Kate- jedoch relativ schwierig zu modellieren, gorien; Quelle: FAO – Global Forest Resources Assessment 2015. da der Zusammenhang zwischen Windge- schwindigkeit und dem tatsächlichen Scha- 80 den am Waldbestand relativ komplex ist. 2015 70 Er ist abhängig von z.B. der Baumart, der 2010 mittleren Bestandeshöhe und dem mittleren 60 20 05 Bestandesdurchmesser, der Bodenbeschaf- 50 20 00 fung, allfälligem zusätzlichen Schneedruck, 1990 Mio. ha 40 der Topographie und allfälligen Durchfor- stungen innerhalb der letzten drei Jahre. 30 20 Versicherungsleistungen 10 Das Funktionsprinzip der Waldversicherung 0 ist einfach: der Wert des Waldes vor dem Kanada Chile China Frank- Indien Russland Süd Schweden USA versicherten Ereignis wird mit dem Wert reich Afrika des Waldes nach dem versicherten Ereignis Abbildung 2: Weltweite Flächenveränderung gepflanzter Wälder, verglichen. Die Differenz (nach Abzug eines 1990-2015 (mio. ha); Quelle: FAO – Global Forest Resources Selbstbehaltes seitens des Versicherungs- Assessment 2015. nehmers) wird als Schadenzahlung an den Waldbesitzer ausbezahlt. Voraussetzung für eine Waldversicherung fähigen Durchforstung) angewendet. Die ist eine objektive und anerkannte Werter- Versicherung zahlt die Wiederherstel- mittlung des Waldbestandes. In der Versi- lungskosten in einem Schadenfall. Vorausset- cherungsindustrie haben sich die folgenden - Erzielter Marktpreis: Basis der Versiche- zung für eine Waldversiche- vier Methoden etabliert. rung ist der aktuelle Marktpreis (Holzver- rung ist eine - Kostenmethode: Alle angefallenen Ko- kauf ab Stock – Stumpage Method). objektive und sten bis zu einem bestimmten Zeitpunkt - Barwert Methode (Net Present Value). anerkannte werden aufaddiert und bilden die Basis Zukünftige Geldflüsse (Einnahmen und Wertermittlung des Waldbe- der Entschädigung. Wird insbesondere Kosten) werden auf den heutigen Zeit- standes. für junge Bestände (bis zur ersten markt- punkt abdiskontiert. Das Prinzip ent-
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