Erneuerbare Energien - SSES
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Erneuerbare 13 SOLARMARKT Grosse Anlagen hatten es Energien letztes Jahr schwer in der Schweiz. 16 VORFERTIGUNG So können Dächer mit PV-Anlagen rascher und günstiger montiert werden. 21 SOLARFASSADEN Eine Untersuchung gibt Aufschlüsse über Erträge und Wirtschaftlichkeit. Nr. 4 August 2018 Eine Publikation der SSES in Zusammenarbeit mit Swissolar WEICHENSTELLUNG RICHTUNG ENERGIEWENDE IST WIRTSCHAFTLICH SEITE 8
Wir setzen Standards – Sie profitieren. Der PLENTICORE plus. Einfach. Vielfältig. Smart. Mehr erfahre Smart conn n auf der ections.Tou www.smart r 2018! -tour-kosta l.com Mit dem ersten PV-Hybridwechselrichter setzt KOSTAL einen neuen Standard. Vielfältiger Einsatz, z. B. als PV- oder Batterie-Wechselrichter mit diversen Hochvoltspeichern Einfache Gerätekonfiguration, sichere Installation und umfassender Service Smart connected durch ein umfangreiches und zukunftssicheres Kommunikationspaket Smart performance durch ertragssteigernde Features, z. B. selbstlernendes Schatten- management und dynamische Wirkleistungssteuerung Die KOSTAL-Gruppe – ein weltweit agierendes Familienunternehmen mit über 100 Jahren Erfahrung. www.kostal-solar-electric.com . Tel.: +49 761 47744-100
EDITORIAL INHALT WIR HELFEN, ZWEIFLER Aktuell 4 GEZIELT ANZUSPRECHEN Schwerpunkt Erneuerbar oder fossil: Ein Vergleich zeigt Der Klimawandel ist allgegenwärtig – aktuell direkt die Wirtschaftlichkeit verschiedener wahrzunehmen in der lang andauernden Trockenheit Energieszenarien. 8 sowie in den sommerhaften Temperaturen, die be- reits der Frühling gebracht hat. Auch der Bundesrat Solarmarkt: Im vergangenen Jahr hatten beschäftigt sich mit dem Klimawandel und seinen es grosse Solaranlagen schwer in der Folgen: Er lässt Studien und Szenarien dazu erarbei- Schweiz. 13 ten, wie mit den steigenden Temperaturen in der Solarthermie: Die Technologie erlebt eine Schweiz umgegangen werden soll. Die Natur wartet kleine wirtschaftliche Renaissance dank nicht auf Studienresultate, bis sie handelt: Fische, Vö- neuen Anwendungen. 14 gel und Insekten «flüchten» bereits in höher gele- gene Gebiete. Ursache für die Erwärmung ist – wie Effiziente Dächer: Dank Vorfertigung wir alle seit Jahrzehnten wissen – der verstärkte können Dächer mit PV-Anlagen rascher Walter Sachs Treibhauseffekt. Das CO2 in der Atmosphäre lässt viel und günstiger montiert werden. 16 Präsident SSES Sonnenstrahlung hinein, aber wenig Wärmestrah- Nachhaltig wachsen mit Energie: Nach lung wieder hinaus. Das seit Jahrhunderten durch die zehn Jahren zieht die Energieregion Goms Natur erstellte Gleichgewicht in der Energiebilanz ist durch die steigende CO2-Konzent- ein positives Fazit. 18 ration gestört, wir sitzen bildlich gesprochen in einem Treibhaus mit immer dichter wer- denden Fenstern. Die einzige Lösung ist, die Emission von Treibhausgasen zu verringern. Effizient bauen: Elektrobaumaschinen Um das Klimaabkommen von Paris einzuhalten, ist eine Verringerung des CO2-Ausstos- helfen, im täglichen Einsatz Energie und ses auf 0 Tonnen bis 2040 notwendig, und dafür bleiben uns noch genau 22 Jahre … CO2 zu sparen. 20 CO2 entsteht vor allem durch die Verbrennung fossiler Brenn- und Treibstoffe wie Kohle, Solarfassaden in der Stadt: Eine Untersu- Gas und Benzin – dabei gibt es mit der Energiewende schon längst eine Alternative: eine chung gibt erste Aufschlüsse über Erträge Energieversorgung, die auf den Pfeilern Wasser, Wind, Sonne und Biomasse basiert. und Wirtschaftlichkeit. 21 Technisch ist sie gut umsetzbar, die Versorgungssicherheit ist gewährleistet – doch wie ist das wirtschaftlich? Diese Ausgabe beschäftigt sich mit den wirtschaftlichen Aspekten. So Unternehmerpreis: Im Kanton Bern berichten wir unter anderem über eine neue Studie der EPFL, die aufzeigt, dass die Ener- werden energetisch vorbildliche Firmen giewende volkswirtschaftlich nur Vorteile bringt – wobei ein schnelles und konsequentes ausgezeichnet. 24 Handeln volkswirtschaftlich sogar das beste Szenario für die Schweiz wäre. Wir von der SSES haben uns gefragt, worauf wir dann noch warten. Welche Personen, welche Insti- Politik und Wirtschaft tutionen und welche Verbände sind die «Bremsklötze», die eine schnelle Umsetzung ver- hindern? Dies soll, nebst der aktiven Unterstützung derer, die sich jetzt schon für die Bauen und Modernisieren: Die Fachmesse Energiewende einsetzen, ein Schwerpunkt unserer Arbeit in der zweiten Hälfte des Jah- in Zürich präsentiert auch Lösungen für res 2018 werden – das gezielte Ansprechen von Personen, Institutionen und Verbänden, Energiefragen. 26 welche die Umsetzung noch behindern. Auch Sie können tätig werden: Haben Sie eine Person im Bekanntenkreis, die am Sinn der Energiewende oder am Klimawandel zwei- Flash 27 felt? Dann kontaktieren Sie sie am besten gleich und reden mit ihr, oder eröffnen Sie eine Diskussion im Energiewendeforum unter www.forumE.ch. Möchten Sie selbst eine Ver- SSES-News anstaltung zur Energiewende organisieren und benötigen dazu Info- oder Vortragsmate- VESE-News rial? Dann schreiben Sie uns! info@sses.ch. Cartoon Branchenverzeichnis 29 Impressum 31 Liebe Mitglieder Agenda 32 Die elektronische Version der «Erneuerbaren Energien» finden Sie auf der Website der SSES: www.sses.ch. Sie erhalten an dieser Stelle jeweils das Passwort für die aktuelle Ausgabe. Benutzername: ee Passwort: sunshine Titelbild: Beat Kohler Erneuerbare Energien Nr. 4 August 2018 3
AKTUELL PELLETPREISE GEBURTSTAG August 2017 bis August 2018 Die 40. Vereinsversammlung von Holz- Pelletpreise in CHF/t (inkl. MwSt. und Lieferung) energie Schweiz, dem Dachverband der Holzenergiebranche, fand am 6. Juni 2018 auf dem Campus der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) in Brugg-Win- disch statt. Präsident Konrad Imbrach wies auf die wichtigsten politischen Aktivitäten Grafik: www.pelletpreis.ch von Holzenergie Schweiz im vergangenen Jahr hin: einerseits die Revision der Luft- reinhalte-Verordnung (LRV), andererseits die Lösung des Entsorgungsproblems für die Holzaschen. Beide Themen stehen für Imbrach beispielhaft für den verhängnis- Der Index ist ein Durchschnittspreis, der sich aus den Preisangaben verschiedener Pelletlieferanten vollen Trend: Einzelthemen erhalten ein zusammensetzt. derart grosses Gewicht, dass die effektiven © www.pelletpreis.ch, jeden Monat die aktuellen Pelletpreise Trümpfe der Holzenergie – Erneuerbarkeit, CO2-Neutralität, Beitrag an Energie- wende – scheinbar keine Rolle mehr spie- len. Hier werde der Verband in Zukunft WINDANLAGEN LEISER MACHEN mehr denn je gefordert sein. «Denn das einzige Ziel aller Aktivitäten von Holzener- Wenn der Wind an der Hinterkante der Flügel von Windenergieanlagen «abreisst», entste- gie Schweiz besteht darin, dass Holzener- hen Windturbulenzen, die störende Geräusche verursachen können. Die Hersteller haben gieanlagen realisiert werden und dadurch dieses Problem schon vor einiger Zeit erkannt und auf verschiedenen Ebenen geforscht, um die Nachfrage nach Energieholz weiterhin es zu beheben. Daraus hervorgegangen ist unter anderem eine Art «Gefieder», sprich steigt», wie Geschäftsführer Andras Keel Kämme, die den Flügeln von Vögeln abgeschaut wurden. Auch ältere Anlagen können teil- kurz und bündig festhielt. weise mit dieser Technologie nachgerüstet werden. Messungen an den beiden Anlagen in Pressedienst/Redaktion St. Brais im Berner Jura vor und nach der Nachrüstung im Juli 2017 haben gezeigt, dass auch mit einer Nachrüstung eine deutliche Verbesserung erzielt wird: «Die Geräuschmessungen vor und nach Anbringung der Kämme haben ergeben, dass sich die Lärmbelastung um zwei FARBIGE FASSADE bis vier Dezibel verringert hat», erklärt Xavier Falourd. «Das sind durchschnittlich drei Dezi- Was ist heute bereits möglich? Wie kann bel bei einem Windaufkommen von über sechs Metern pro Sekunde auf der Höhe der Gon- ich als Hausbesitzer meinen Solarstrom effi- del. Bei einer Strasse wäre das vergleichbar mit einer Halbierung des Strassenverkehrs», führt zient nutzen und speichern? Diese und der Fachmann für Akustik aus. Die Anlagen in St. Brais erfüllten schon bei der Inbetrieb- viele weitere Fragen beantworten die bei- nahme 2009 die strengen Anforderungen der Lärmschutzverordnung. Aufgrund der beson- den neuen Ausstellungen «Farbige Solar- deren topografischen Lage waren sie im Dorf bei starken Winden aber trotzdem hörbar. Aus fassaden» und «Speicherbatterien», wel- Rücksicht auf die Bevölkerung reduzierte die Eigentümerin, die Bürgerbeteiligungsgesell- che die Umwelt Arena Schweiz unter ande- schaft ADEV Windkraft AG, jedoch die Leistung der Anlagen nachts. «Wir sind sehr erfreut, rem dank Unterstützung von Partnern aus dass wir endlich eine Lösung für alle Beteiligten gefunden haben und dass die deutliche Ver- der Privatwirtschaft und EnergieSchweiz besserung mit den wissenschaftlichen Messungen von Prona SA nachgewiesen werden realisieren konnte. Pressedienst/Redaktion konnte», erklärt Andreas Appenzeller, Vorsitzender der Geschäftsleitung der ADEV Wind- kraft AG. Die Anlagen können jetzt rund um die Uhr ohne Einschränkung Strom produzieren und sind insbesondere bei starken Winden nun noch leiser. Pressedienst/Redaktion. VORBILD SEIN Der Bundesrat hat beschlossen, die Initia- tive «Energie-Vorbild Bund» (VBE) von 2021 bis 2030 weiterzuführen. In der Ende 2014 gestarteten Initiative verfolgen Orga- nisationen und Unternehmen der öffentli- chen Hand das gemeinsame Ziel, ihre Ener- gieeffizienz bis Ende 2020 gegenüber dem Ausgangsjahr 2006 um 25% zu steigern. Dazu wurden 39 gemeinsame Massnah- men definiert, die bis 2020 zu 80% umzu- setzen sind. Die Umsetzung verlaufe sehr erfolgreich: Im Durchschnitt hätten die Bild: Reto Rigassi VBE-Partner ihre Energieeffizienz bereits um rund 27% verbessert und 72% der ge- planten Massnahmen umgesetzt, schreibt der Bundesrat. Pressedienst/Redaktion 4 Erneuerbare Energien Nr. 4 August 2018
AKTUELL VERBRAUCH SINKT UM 0,4% NEUES ELEKTROTAXI Der Endenergieverbrauch der Schweiz ist 2017 gegenüber dem Vorjahr um 0,4% auf 849 790 Terajoule (TJ) gesunken. Dies ist ge- mäss Bundesamt für Energie in erster Linie auf die etwas wärmere Witterung im Jahr 2017 zurückzuführen. Die Anzahl Heizgradtage nahm gegenüber dem Vorjahr um 1,5% ab. Hingegen stiegen 2017 Faktoren, die den langfristigen Wachstumstrend des Energiever- brauches bestimmen: die ständige Wohnbevölkerung (+0,9%), das Bruttoinlandprodukt (+1%), der Motorfahrzeugbestand (+1,2%) und der Wohnungsbestand. Der Verbrauch von Heizöl extraleicht sank um 6,5%, derjenige von Erdgas stieg dagegen um 1,4%. Der Elektrizitätsverbrauch nahm um 0,4% zu. Diese drei Energieträger machen mehr als die Hälfte des Endenergieverbrauches aus (2017: Bild: Badener Taxi AG 53,4%). Der Treibstoffverbrauch insgesamt hat gegenüber dem Vorjahr leicht abgenommen (–0,6%). Der Absatz von Dieselöl sank um 0,3%, der Benzinverbrauch um 3,1%. Die fossilen Treibstoffe machen gut einen Drittel (34,1%) am gesamten Endenergiever- brauch aus. Der Verbrauch erneuerbarer Energie nahm zu. Die Nut- zung von Umgebungswärme mit Wärmepumpen lag 4,5% über dem Vorjahreswert, ebenso hat der Verbrauch von Fernwärme «Moderner, grüner, leiser und cleverer.» Unter diesem Motto hat (+2,4%) und Solarwärme (+2,4%) zugenommen. Der Anteil dieser sich die Badener Taxi AG als erstes Unternehmen der Schweiz zum Energieträger am gesamten Endenergieverbrauch 2017 betrug Ziel gesetzt, bis 2023 ihre komplette Flotte auf Elektroautos umzu- 9,2% (Energieholz: 4,5%, Umgebungswärme: 2,0%, Fernwärme: stellen. Die ersten Autos des Typs Tesla S75 stehen im Einsatz. «Un- 2,4%, Solarwärme: 0,3%). Die direkte Nutzung von Biogas stieg sere Kunden sollen mit der Badener Taxi AG auch in puncto An- leicht um 0,6%. Unter Berücksichtigung des ins Erdgasnetz einge- triebskraft sauber und sicher unterwegs sein», erklärt Geschäftslei- speisten Biogases (das statistisch unter Gas verbucht wird) ergibt ter Roland Wunderli das Engagement. Die neuen E-Taxis werden zu sich ein Anstieg des Biogasverbrauches von 4%. Am gesamten Gas- 100 Prozent mit dem umweltfreundlichen und regional produzier- verbrauch machte das eingespeiste Biogas 2017 0,9% aus. ten Aquae-Strom der Regionalwerke Baden betrieben. Pressedienst/Redaktion Pressedienst/Redaktion CHINA DÄMPFT AUSBAU, POSITIVE SIGNALE AUS EUROPA Die diesjährige Intersolar Europe hat zu- der wachsenden Produktion an Windener- sammen mit den Parallelveranstaltungen gie im ersten Quartal 2018 auf 30%. In neue Massstäbe für die Photovoltaik welt- Spanien verkündete der nationale Netzbe- weit gesetzt. Diese Messe ist seit vielen Jah- treiber Red Eléctrica, dass im ersten Halb- ren Plattform und Treiberin der Transforma- jahr 2018 knapp 46% der Stromnachfrage tion des Energiemarktes hin zu einer dezen- durch erneuerbare Quellen gedeckt werden tralen und nachhaltigen Energieversorgung. konnten. In Deutschland haben die erneu- Speziell die Solarenergie ist in zunehmen- erbaren Energien im selben Zeitraum erst- dem Masse speicherbar, systemdienlich und mals mehr Strom erzeugt als alle Kohle- Dr. Matthias Fawer Christian Rath wettbewerbsfähig. Deshalb standen dieses kraftwerke zusammen. Die Photovoltaik Jahr insbesondere integrative Lösungen im steigerte ihren Anteil ebenfalls weiter und Begrenzung der dezentralen Erzeugungsan- Mittelpunkt. Ein interessante Entwicklung kommt mittlerweile schon auf 7,3%. Ver- lagen auf zehn GW verhängt werden. findet in der Landwirtschaft auf globaler schiedene PV-Unternehmen und For- Gleichzeitig wurde auch der PV-Einspeise- Ebene statt. Das Fraunhofer-Institut ISE schungsinstitute fordern in einem offenen tarif per sofort von 0,37 um 0,05 Yuan auf führt in Chile verschiedene Pilotprojekte zur Brief an die Bundesregierung eine stärkere 0,32 Yuan gesenkt. Diese unerwartete Be- Agrophotovoltaik (APV) durch. Eine Ver- industriepolitische Strategie für die heimi- kanntgabe hat innerhalb kurzer Zeit die bindung von Solarstrom- und landwirt- sche Solarindustrie. In Frankreich beispiels- Nachfrage in China stark negativ beein- schaftlicher Produktion auf der gleichen weise fliesst der CO2-Fussabdruck der Mo- flusst. Die unabhängige Energieanalystin Fläche hat sich bereits in Pilotprojekten in dule in die Vergabe von Ausschreibungen Corrine Lin rechnet damit, dass der ur- mehreren europäischen Ländern bewährt. mit ein. Die Initianten sehen so einen Vorteil sprünglich für China geplante Zubau von Das Potenzial der APV wird speziell für tro- für klimafreundlichere Produkte. Wichtigs- 40 bis 45 GW für 2018 auf 28 bis 35 GW ckene Regionen als sehr gross eingeschätzt. tes Thema der vergangenen Wochen war absinken dürfte. Die weltweit neu instal- Durch die partielle Verschattung von Acker- jedoch die überraschende Ankündigung der lierte PV-Leistung könnte auf 80 bis 85 GW flächen senken solche APV-Anlagen nach- chinesischen Energiebehörde NEA vom zurückgehen – rund 20% weniger im Ver- weislich den Wasserbedarf und bieten 31. Mai. Darin hiess es, dass für das Jahr gleich zu den rund 100 GW im Jahr 2017. Nutztieren Schatten. Im UK stieg der Anteil 2018 eine vorübergehende Aussetzung der Dr. Matthias Fawer und Christian Rath, Thematic der erneuerbaren Energien vor allem dank Förderung von PV-Grossanlagen und eine Investment, Vontobel Asset Management Erneuerbare Energien Nr. 4 August 2018 5
AKTUELL GLOBALSTRAHLUNG (KWH/M2) ZENTRALE 6°E 7°E 8°E 9°E 10°E 11°E ANLAUFSTELLE Schweiz Monatssumme kWh/m2 Schaffhausen > > 245 Ende Juni hat der neue Guichet Unique für Kreuzlingen 241 - 245 Basel Frauenfeld 236 - 240 231 - 235 226 - 230 die Windenergie seine Tore geöffnet. Der Winterthur Rorschach Liestal Baden Wil St.Gallen 221 - 225 216 - 220 virtuelle Schalter bildet eine zentrale An- Aarau Zürich Herisau 211 - 215 Delémont Olten Uster 206 - 210 201 - 205 196 - 200 laufstelle für alle Anliegen an den Bund Schaanwald rund um die Windenergie. Mehr als 15 Ak- 191 - 195 Solothurn 186 - 190 Zug Vaduz Biel Einsiedeln 181 - 185 teure des Bundes beteiligen sich daran, wie 176 - 180 Burgdorf Luzern > 171 - 175 47°N Schwyz 166 - 170 Neuchâtel 47°N Bern das Bundesamt für Energie mitteilt. Die Be- 161 - 165 Murten 156 - 160 Chur 151 - 155 Yverdon- Scuol 146 - 150 les-Bains Fribourg Thun Davos 141 - 145 136 - 140 urteilung der Verträglichkeit von Wind- 131 - 135 Interlaken 126 - 130 121 - 125 energieanlagen mit verschiedenen anderen 116 - 120 Lausanne St.Moritz 111 - 115 106 - 110 Bundesinteressen soll dank dem Guichet Montreux 101 - 105 Nyon 96 - 100 91 - 95 Unique besser koordiniert werden. Projekt- 86 - 90 Genève Sion 81 - 85 76 - 80 entwickler, kantonale und kommunale Be- Locarno Bellinzona 71 - 75 Martigny 66 - 70 hörden sowie weitere interessierte Perso- Grafiken: Meteotest AG 61 - 65 46°N 56 - 60 Zermatt Lugano nen können sich mit ihren Anliegen im Zu- 46°N 51 - 55 46 - 50 41 - 45 Quelle: 36 - 40 31 - 35 sammenhang mit der Windenergie an diese Meteotest 26 - 30 CH-3012 Bern www.meteotest.com www.meteonorm.com 21 - 25 16 - 20 Stelle wenden. Als zentrale Anlaufstelle 11 - 15 Juli 2018 6 - 10 ≤6 und Informationsdrehscheibe des Bundes 6°E 7°E 8°E 9°E 10°E beantwortet der Guichet Unique Fragen und koordiniert Stellungnahmen und Be- ANOMALIE (%) willigungen auf Bundesebene im Zusam- menhang mit Windenergieprojekten. Die 6°E 7°E 8°E 9°E 10°E 11°E Einführung des Guichet Unique ändere Schweiz: Relative Abweichung Relative nichts an den Zuständigkeiten für die Pla- Abweichung [%] zur Referenzperiode 1991-2010 Schaffhausen > 125 nung und Bewilligung von Windenergiean- Kreuzlingen 121 - 125 Basel Frauenfeld 116 - 120 111 - 115 lagen, betont das BfE: Die Festlegung von 106 - 110 Winterthur Rorschach Liestal Baden Wil St.Gallen 101 - 105 100 Zonen für die Windenergienutzung sowie Aarau Zürich Herisau 96 - 99 Delémont Olten Uster 91 - 95 86 - 90 die Baubewilligung für die Turbinen ver- 81 - 85 Schaanwald Solothurn Zug Vaduz 76 - 80 < 75 bleiben in der Hoheit der Kantone bezie- Biel Einsiedeln Burgdorf Luzern hungsweise der Gemeinden. 47°N Schwyz Neuchâtel 47°N Bern Murten Pressedienst/Redaktion Chur Yverdon- Davos Scuol Fribourg les-Bains Thun HÖHERE TÜRME Interlaken Lausanne St.Moritz Montreux Nyon Die Max Bögl Wind AG hat ihr Hybridturm- Genève Sion system weiterentwickelt. Mit den aus Be- Locarno Bellinzona Martigny ton und Stahl kombinierten Hybridtürmen 46°N Zermatt Lugano lassen sich schon heute Nabenhöhen von 46°N Quelle: bis zu 190 Metern realisieren. Jetzt hat das Meteotest CH-3012 Bern www.meteotest.com www.meteonorm.com Unternehmen seinen Hybridturm 2.0 ent- Juli 2018 wickelt, der weniger Material benötigt, 6°E 7°E 8°E 9°E 10°E aber gleichzeitig höchste Standsicherheit gewährleisten soll, wie es mitteilt. Das ma- che den Bau kosteneffizienter und die LIEBER SOLARSTROM TANKEN Hybridtürme insgesamt noch wirtschaftli- cher. Pressedienst/Redaktion 73 Prozent der deutschen Autofahrer sprechen sich dafür aus, dass die Solarenergie stärker ausgebaut werden soll, damit Elektroautos klimafreundlich mit Ökostrom fahren können. Das ist das zentrale Ergebnis einer vom Bundesverband Solarwirtschaft (BSW-Solar) beauf- NEUES RECYCLING tragten repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa. 90 Prozent der Das finnische Bergbauunternehmen Keli- Autofahrer, für die grundsätzlich die Anschaffung eines Elektroautos infrage kommt, wür- ber, Produzent von Lithiumcarbonat, betei- den ihr E-Mobil am liebsten mit Solarstrom tanken. Nur für acht Prozent wäre es egal, aus ligt sich an einem Projekt zur Entwicklung welcher Quelle der Ladestrom stammt. Bereits für vier von zehn Autofahrern kommt die eines neuen Lithium-Ionen-Batterie-Recyc- Anschaffung eines Elektroautos infrage. Die Mehrheit (66%) hält Förderprogramme für ein ling-Prozesses. Dieser soll für grössere zu- flächendeckendes Netz an Ladestationen für besonders geeignet, um die Elektromobilität künftige Volumen geeignet sein und eine zu fördern. Gut jeder zweite Autofahrer hält höhere Kaufprämien und Steuerrabatte für viel höhere Materialrückgewinnungsrate Elektroautos (55%) oder eine schnelle Umstellung von öffentlichen Fahrzeugen auf Elekt- aufweisen als die heutige Recyclingtechno- roautos (52%) für geeignete politische Fördermassnahmen. Pressedienst/Redaktion logien. Pressedienst/Redaktion 6 Erneuerbare Energien Nr. 4 August 2018
AKTUELL DER STROMREBELL 2018 ENERGIESPEICHER GELIEFERT Der Preis des Stromrebellen der Elektrizitätswerke Schönau ging in diesem Jahr an Syril Eberhart. Der heute 30-Jährige gründete im Jahr 2013 in Spiez die Energiewendegenossenschaft. Eberhart hat sich schon früh für die Energiewende engagiert. Der Ausbau der er- neuerbaren Energien ging ihm aber nicht schnell genug. Seine Idee: Menschen in die Lage versetzen, sich eine Photovoltaikanlage selbst aufs Dach zu bauen. Auf diese Weise können Kosten gespart wer- den und der Anlagenbesitzer hat einen direkten Bezug zu der Tech- nik auf seinem Dach. Dafür arbeitete Syril Eberhart sich ein und baute zunächst eine Anlage im Selbstversuch auf das Dach seines Elternhauses. Dabei machte er die Erfahrung, dass der Selbstbau al- Bild: Jenni Energietechnik AG leine nur schwer möglich ist. Darum gründete er die Energiewende- genossenschaft. Ein Mitglied baut sich eine PV-Anlage und erhält tatkräftige Hilfe von Mitgliedern, die bereits Erfahrung im Selbstbau gemacht haben. Im Gegenzug verpflichtet sich das Mitglied seiner- seits, andere Mitglieder beim Anlagenbau zu unterstützen. Mit ihrer Idee ist die Genossenschaft in eine Marktlücke gestossen. Das Inte- resse war und ist enorm. Sie hat inzwischen mehr als 200 Anlagen installiert. Nach ihrem Vorbild sind in anderen Kantonen bereits drei Am 14. Juni 2018 lieferte Jenni Energietechnik AG einen 7,7 MWh- weitere Genossenschaften entstanden. Der Preis wurde wie immer Energiespeicher nach Huttwil. Der Spezialtransport des knapp im Rahmen des Stromseminars in Schönau in Baden-Württemberg 4 Meter breiten Konvois erfolgte unter Polizeibegleitung ab Ober- verliehen. Syril Eberhart ist zurzeit auf einer einjährigen Weltreise zu burg bis auf den Bauplatz. Für den Ablad auf der Baustelle stand ein Wasser und Land und konnte daher nicht selbst dabei sein. Deshalb Pneukran bereit, der den 12-Tonnen-Wasserspeicher im Kellerge- wurde er per Video live aus Panama zugeschaltet und versicherte im schoss platzierte. Der im Emmental produzierte Wärmespeicher ist Gespräch mit Vorstand Sebastian Sladek, dass er nach seiner Rück- das Herzstück der thermischen Solaranlage, die das Achtfamilien- kehr Ende des Jahres die Arbeit wiederaufnehmen und sich auf die haus zu 100% mit erneuerbarer Wärme versorgen wird, wie Jenni Gründung weiterer Selbstbaugenossenschaften konzentrieren Energietechnik AG mitteilt. Im Zentrum des Hauses aufgestellt, wird werde. Auch die Gründung einer Dachgenossenschaft für die Ver- das Gebäude um den Speicher herum entstehen. Wie schon bei den netzung und den Austausch von Know-how kann er sich vorstellen. Solar-Mehrfamilienhäusern in Oberburg wird auch in Huttwil die In Vertretung nahm Marlis Toneatti, die Präsidentin der Energie- Südseite des Daches mit Sonnenkollektoren für Heizung und Warm- wendegenossenschaft, gemeinsam mit ihrer Tochter Kade den Preis wasser eingedeckt. Der Energiebedarf pro Haus beträgt bis 10 kW entgegen. Pressedienst/Redaktion bei einer Aussentemperatur von –8 °C. Voraussichtlich im Frühjahr 2019 werden die ersten acht Miet- respektive Eigentumswohnun- WICHTIGES STELLDICHEIN gen zum Bezug bereit sein. Bei Jenni Liegenschaften ist man über- zeugt: «Unsere Wohnungen heben sich von anderen Überbauun- Die Energiewelt wird immer elektrischer, effizienter, dezentraler und gen ab.» Dies auch dank dem nachhaltigen Energiekonzept, das so- digitaler. Dies stellt sowohl Produzenten als auch Konsumenten vor wohl für Mieter als auch für Eigentümer tiefe laufende Kosten mit grosse Herausforderungen. Vom 5. bis 7. Juni traf sich in der Messe sich bringt. Pressedienst/Redaktion Zürich die Schweizer Stromwirtschaft bereits zum achten Mal zu den Powertagen. 168 Aussteller präsentierten ihre Produkte, Tech- nologien und Dienstleistungen aus diversen Bereichen der Strom- HILFE BEI HANDWERKERSUCHE wirtschaft. Mehr als 2150 Besucherinnen und Besucher nutzten die Gelegenheit. Ein wichtiger Teil waren die Fachforen mit qualitativ Unter www.energieheld.ch können Hausbesitzer unverbindlich eine hochstehenden Vorträgen. Jeweils am Vormittag referierten Spezia- Anfrage zu Sanierungsthemen stellen: vom Heizungsaustausch listen aus der Energiewirtschaft, den Bundesbehörden und der Poli- über die Installation von Photovoltaikanlagen oder Solarthermie tik vor vollen Rängen zum aktuellen Programmpunkt. Auf dem Pro- und Fassaden- oder Dachsanierungen bis hin zur Dämmung und gramm standen zum Beispiel die Relevanz von Big Data für die zum Fensterersatz. Laut der Centralschweizerischen Kraftwerke AG, Energiebranche, die Bedeutung der Wasserkraft für die Schweiz und die diese Plattform in der Schweiz betreibt, ist dies kostenlos und ein Blick in die Energiezukunft unseres Landes. Auf grosses Interesse unverbindlich. «Wir wollen Hausbesitzer ganzheitlich unterstützen, stiess auch das Start-up-Village xplor, wo Schweizer Energie-Start- ihre Energie- und Heizkosten nachhaltig zu senken», sagt Andreas ups Produktneuheiten, Vorzeigeprojekte und innovative Technolo- Uthmann, Energieheld Schweiz. Erfahrene «Energiehelden» prüfen gien zeigen konnten. Am 5. Juni wurden unter den teilnehmenden die Anfragen, beraten Interessenten herstellerunabhängig am Tele- Start-ups drei Awards verliehen. Einer der Awards – sowie auch der fon und vermitteln passende und qualifizierte Handwerkspartner. In Publikumspreis – ging an die smart-me ag aus Rotkreuz für ihr Deutschland hat sich das in Hannover ansässige Start-up Energie- Smart-Metering-System. Die Clemap AG aus Zürich erhielt für ihren held schnell zur führenden Plattform mit jährlich 20 000 Sanie- Sensor zur Energieaufschlüsselung ebenfalls einen der begehrten rungsanfragen entwickelt. «Die Onlineplattform bietet eine grosse Preise. Und der dritte Award staubte die Virtual Global Systems AG Chance für regionale Handwerkspartner in der ganzen Deutsch- aus Aarau für ihr virtuelles Kraftwerk ab, das hilft, die Netzstabilität schweiz, ihre Dienstleistungen einfach und zielgerichtet zu ver- zu sichern. Pressedienst/Redaktion markten», so Uthmann. Pressedienst/Redaktion Erneuerbare Energien Nr. 4 August 2018 7
WIRTSCHAFTLICHKEIT ERNEUERBARE EROBERN DIE ENERGIEWIRTSCH TEXT: HEINI LÜTHI-STUDER, INVESTOR UND BERATER einbruch von über 30% verabschiedeten sich Shell und FÜR ERNEUERBARE ENERGIE/BEAT KOHLER BP aus der Liste der umsatzstärksten Unternehmen; 2017 erzielten die Erdölkonzerne kaum noch einen Fünftel des Im Jahr 2000 kostete ein Barrel Erdöl 30 US-Dollar, ein Gewinns, den sie in den Ölpreis-Spitzenjahren verbucht Quadratmeter Photovoltaikmodul über 700 Dollar. Beflü- hatten. gelt vom frisch eingeführten deutschen Erneuerbare- Energien-Gesetz (EEG) startete Solarworld damals die VON DEUTSCHLAND ZU CHINA Photovoltaikproduktion in Deutschland. Bis dahin waren In der Gegenwart, im Jahr 2018, kostet ein Barrel Erdöl erstaunlicherweise die Erdölkonzerne BP und Shell die um die 60 Dollar, ein Quadratmeter Photovoltaik unter bekanntesten Produzenten von PV-Modulen. 2006 ver- 100 Dollar. In südlichen Ländern liegen die Strompro- kaufte Shell seine US-amerikanische Modulproduktion duktionskosten der Photovoltaik weit unter denjenigen an Solarworld. BP zog sich 2012 aus dem Photovoltaik- von Erdöl oder Kohle. Die weltweite Kohleproduktion ist geschäft zurück. Umgekehrt kaufte der französische seit drei Jahren rückläufig. Dies trotz gewaltigen Wachs- Energiekonzern Total 2011 die 1985 gegründete Solar- tumsquoten im Fernen Osten. China, das mit seinem Mil- pionierin Sunpower – was im Hinblick auf die aktuelle liardenvolk 1990 nicht mehr Strom als 80 Millionen Entwicklung erwähnenswert ist. Deutsche konsumierte, verzehnfachte innert 25 Jahren Im Jahr 2008 kostete ein Barrel Erdöl 140 Dollar, ein die Elektrizitätsproduktion linear mit dem Einkommens- Quadratmeter Photovoltaik rund 350 Dollar. Solarstrom zuwachs – bis 2013 war Kohlekraft die massgebliche liess sich für rund 30 Rappen pro Kilowattstunde produ- Treiberin. Dann wurde der deutsche Solarmarkt politisch zieren – erstmals günstiger als Erdölstrom. In den Folge- ausgebremst: Mit einem jährlichen Zubau von über jahren brach jedoch der Ölpreis ein. Mit einem Umsatz- 7 GW war Deutschland bis 2012 der dominierende Ab- 8 Erneuerbare Energien Nr. 4 August 2018
SCHWERPUNKT Foto: Beat Kohler VOR ALLEM IN ASIEN HABEN VERSCHIEDENE LÄNDER DIE CHANCEN DER PHOTOVOLTAIK FÜR SICH ENTDECKT. AUCH IM EUROPÄISCHEN ENERGIEMARKT FINDET EIN UMBRUCH STATT. UND IN DER SCHWEIZ KOMMT EINE AKTUELLE STUDIE ZUM SCHLUSS, DASS EINE STÄRKERE NUTZUNG ERNEUERBARER ENERGIEN IN VERBINDUNG MIT MEHR MASSNAHMEN ZUR STEIGERUNG DER ENERGIEEFFIZIENZ MEHR ARBEITSPLÄTZE SCHAFFEN UND DIE ENERGIEUNABHÄNGIGKEIT DES LANDES ERHÖHEN WÜRDE, OHNE DASS SICH DIES AUF DIE GESAMTKOSTEN AUSWIRKTE. HAFT Nicht aus Vernunft, aber aufgrund der Wettbewerbsfähigkeit der erneuerbaren Energien sind Erdöl und auch Kohle künftig auf dem Rückzug. satzmarkt für Photovoltaik, seit 2013 sind es unter 3 GW. identifiziert hat. Indien produziert die Elektrizität bislang Weltweit wurden aber im Jahr 2013 bereits PV-Module zu 70% aus Kohle, doch die indischen Kohlevorräte sind mit einer Gesamtleistung von rund 20 GW produziert, begrenzt und von schlechter Qualität. Um eine wach- vorwiegend in China. Die Chinesen konnten nun nicht sende Wirtschaft zu befeuern, müsste das Land Kohle mehr auf den Exportmarkt Europa zählen – der Solar- importieren – oder Solarkraftwerke zubauen. Der Aufbau stromzubau im eigenen Land wurde von 3 auf 10 GW einer Industrie der erneuerbaren Energien ist heute für erhöht und überholte bald die Windkraftinstallationen. die Inder preiswerter und deshalb nichts anderes als ein Dies auch, weil in den Städten wegen der Kohleabgase logischer Schritt. Während im stagnierenden Europa die die Smogemissionen lebensbedrohlich wurden. Alleine Energiewende auf Widerstand stösst, gibt es für expan- im vergangenen Jahr haben die Chinesen über 50 GW dierende asiatische Energieversorger kaum einen ande- Photovoltaik verbaut. Allerdings ist gleichzeitig der ren Weg als die erneuerbaren Energien. wachsende Energiehunger so gross, dass gemäss den Weltenergiezahlen 2017 von BP die Kohleproduktion WIE STEHT ES UM DIE ATOMENERGIE? wieder um 3,2% zugenommen hat, eine Zunahme, die Der französische Areva-Konzern war treibende Kraft zur Hälfte auf eine erneute Produktionssteigerung in hinter dem Bau einiger neuer Kernkraftwerke. Dieser China zurückzuführen ist. verzögert und verteuert sich allerdings jährlich. Auf- grund hoher Verluste bei verschiedenen Projekten wurde CHANCEN DER die Areva-Gruppe ab 2017 grundlegend restrukturiert ERNEUERBAREN ENERGIEN ERKANNT und durch den französischen Staat rekapitalisiert. Der Gleichwohl lässt sich erkennen, dass das zweite Milliar- staatliche Energieversorger EDF übernimmt die Kraft- denvolk seine Chancen in den erneuerbaren Energien werksbau-Sparte von Areva, das Nuklearbrennstoff- Erneuerbare Energien Nr. 4 August 2018 9
SCHWERPUNKT nen hält sich Total in den letzten Jahren relativ gut. Mit Photovoltaic erneuerbaren Energien – und Erdgas – tritt der französi- Installa.on in GW sche Konzern nun gegen seine atomlastigen Brüder im eigenen Land an. Dass der französische Staat an den ver- lustträchtigen Atombeteiligungen festhält, lässt sich 55 wohl einzig mit der nationalen Sicherheit erklären – 50 Frankreich sieht sich auch in Zukunft als Atommacht. 45 40 35 WEITERES WACHSTUM IN ASIEN 30 Erneuerbare Energien wurden politisch motiviert in 25 Europa aufgebaut, nun werden sie zum Selbstläufer in 20 15 Asien. Ohne Sonne und Wind wäre das Wachstumspo- 10 2017 tenzial unterentwickelter Länder begrenzt. Getrieben von 2016 5 2015 0 erneuerbaren Energien schrumpft der Wohlstandsvor- 2014 sprung vom Westen. Wer «America first» durchsetzen 2013 China 2012 Japan wollte, hätte wohl tatsächlich das Aufkommen der Solar- 2011 US A 2010 industrie noch konsequenter unterdrücken müssen. Doch y 2009 German Spain 2008 heute kann man China und Indien – ausser mit kriegeri- Italy 2007 India schen Mitteln – kaum mehr davon abhalten, mit Wind- 2006 und Solarparks zu Kräften zu kommen. Nicht zu Unrecht wurde lange zwischen Solar- und Erdölmarkt differen- Installierte Geschäft wurde der neu gegründeten Orano anvertraut. ziert – der Solarmarkt ist kaum vom Erdölpreis und von Photovoltaik Areva gibt es nicht mehr – weltweit werden Tausende dessen Entwicklung abhängig. Erdöl war auf dem Strom- leistung in Jobs im thermischen Kraftwerksbau abgebaut. Frank- markt noch nie von grosser Bedeutung. Erdöl dominiert Gigawatt. reich will bis 2025 den Atomstromanteil von über 70 auf den Mobilitätssektor. Dass zukünftig Milliarden von Asi- 50% reduzieren – und die nicht atomare Konkurrenz aten ebenfalls mit Erdöl unterwegs sein werden, ist im wächst. Der Erdölkonzern Total war bei der Gründung Hinblick auf die beschränkte Verfügbarkeit dieser Res- um 1924 auch zu 35% vom französischen Staat finan- source unrealistisch. Erneuerbare Elektrizität hingegen ziert. Mittlerweile ist die staatliche Beteiligung vernach- ist unbegrenzt ausbaubar – und drängt folgerichtig auch lässigbar. Total hat jetzt Direct Energy erworben, die mit in den Mobilitätssektor. Der Erdölpreis kann unter diesen Gaskraftwerken und erneuerbaren Energien über zwei Voraussetzungen nicht mehr signifikant ansteigen – Millionen Kunden versorgt. In der Versorgung der Gas- denn der Preisvorteil der elektrischen Mobilität würde kraftwerke mag es eine Symbiose in der Supply Chain sich dadurch nur weiter vergrössern. geben. Aber auch im Solarbereich gibt es die: Über 100 GW Stromerzeugungskapazität will Total mit Sun- ERNEUERBARE ENERGIEN power und Direct Energy über die nächsten fünf Jahre SIND WETTBEWERBSFÄHIG aufbauen. Gleichzeitig kauft die von Total kontrollierte Es ist so weit: Nicht aus Vernunft, aber aufgrund der Sunpower das Amerikageschäft von der insolventen So- Wettbewerbsfähigkeit der erneuerbaren Energien sind larworld-Gruppe. Im Vergleich zu anderen Erdölkonzer- Kohle und auch Erdöl künftig auf dem Rückzug. In der 100 Grafiken: ibee-studer.net 90 Kosten für 1 kWh mechanische Endenergie (US-cent) 80 2007 2016 2016 70 Umsatz -rückgang Gewinnrückgang Nr Mrd USD Nr 60 Wallmart USA 1 378.8 +28% +7% 1 ExxonMobile US 2 372.8 -45% -81% 10 Shell NL 3 355.8 -33% -85% 7 50 BP GB 4 291.4 -36% -99% 12 Toyota Japan 5 230.2 +11% +13% 5 40 Chevron USA 6 210 -49% -104% 45 Sinopec China 16 159.26 +68% -69% 3 30 20 10 Kosten für 0 1970 1972 1974 1976 1978 1980 1982 1984 1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016 1 kWh mechanische Endenergie in Erdöl US-cent pro 3 kWh Solarstrom US-cent pro kWh USCent. 10 Erneuerbare Energien Nr. 4 August 2018
SCHWERPUNKT NACHGEFRAGT Volkswirtschaft, wenn sie auf Energieeffi meintlich billiger fossiler Energie auf teu- Professor Philippe Thalmann unterrichtet zienz und erneuerbare Energien setzt? rere erneuerbare Energien. Studierende der Architektur in Immo- In unseren Simulationen gibt es eine poli- bilien- und Wohnungswirtschaft, aber tische Vorgabe – den Ausstoss von Treib- Welche Akteure hätten den grössten Nut auch in der Ingenieurwissenschaft und hausgasen mehr oder weniger schnell zu zen in einem raschen Energiewendesze den Naturwissenschaften, vor allem in reduzieren – und die notwendigen Förder- nario? den Bereichen Klimawandel, Wachstum und Lenkungsmassnahmen, um dieses Einen klaren Nutzen haben, nicht überra- und nachhaltige Entwicklung. Sein aktu- Ziel zu erreichen. Die Volkswirtschaft re- schend, die Industrie- und Dienstleistungs- elles Forschungsinteresse konzentriert agiert auf diese Massnahmen. Da die sektoren, die erneuerbare Energie liefern sich auf die Ökonomie der natürlichen Wirtschaft durch diese Massnahmen von oder Effizienzmassnahmen ermöglichen. und der gebauten Umwelt. ihrem «natürlichen» Entwicklungspfad Hier nehmen die Preise und die Wertschöp- verdrängt wird und auf teurere Energien fung zu, während sie in anderen Sektoren Beat Kohler: Lassen sich angesichts der umstellen muss, entsteht gemessen am abnehmen. In unserem Hauptmodell gibt andauernden grossen Umbrüche im Ener Haushaltskonsum vorerst einmal ein es leider nur einen Haushaltstyp. Unser re- giesektor langfristige Prognosen zu wirt volkswirtschaftlicher Schaden. Der ist aber präsentativer Haushalt besitzt das Kapital schaftlichen Auswirkung überhaupt stel gering. Er liegt unter 2%, sogar bei den aller Sektoren und bietet seine Arbeit in al- len? ambitiösesten politischen Vorgaben (z.B. len Sektoren an. Verteilungseffekte oder Philippe Thalmann: Wir gehen in unseren 1 Tonne CO2 pro Kopf bis 2050). Dass da- die besondere Belastung für Haushalte mit Simulationen von der Annahme aus, dass mit auch die Umweltbelastung abnimmt, tieferen Einkommen (energy poverty) kön- der Wandel bei der Energieeffizienz, beim möglicherweise neue Exportmärkte er- nen wir leider nicht bemessen. Ausbau der erneuerbaren Energien, bei obert werden können und sonstige Zu- den Elektrofahrzeugen und anderem mehr satznutzen entstehen, können wir in unse- Was sind die wesentlichen Voraussetzun graduell stattfindet. Es gibt keinen überra- rem neoklassischen makroökonomischen gen, damit ein solches Szenario eintritt? schenden Durchbruch. Die Geschwindig- Modell leider nicht berücksichtigen – die Da wir keine drastische Zunahme der keit des Wandels hängt von der wirt- Abnahme der Energieeinfuhren, die Ein- Preise für fossile Energieträger erwarten, schaftlichen Entwicklung, Preisen und För- sparungen beim Energieverbrauch, die findet der Energiewandel nur statt, wenn der- und Lenkungsmassnahmen ab. Verlagerungen zwischen Branchen aber genügend griffige Förder- und Lenkungs- schon. Dies ist alles enthalten und zeigt massnahmen eingeführt werden. Wir ar- Welches sind aus Ihrer Sicht die haupt auf, dass der volkswirtschaftliche Schaden beiten oft mit einer CO2-Abgabe, die auf sächlichen Vorteile für die Schweizer nicht so gross ist, wie man erwarten Treibstoffe ausgeweitet und sukzessive er- könnte bei einer Verlagerung von ver- höht wird. Schweiz ist im Heizungsbereich der Erdölabsatz bereits Analysiert wurden die wirtschaftlichen Auswirkungen eingebrochen. Alleine 2017 sank der Verbrauch von dreier Energiewendeszenarien auf die Energiesituation Heizöl extraleicht um 6,5%, derjenige von den schweren der Schweiz im Jahr 2050. Die Szenarien unterscheiden Heizölsorten sogar um 33,3%. In der Mobilität ist diese sich in der Nutzung fossiler Brennstoffe und erneuerba- Substitution angesichts der sich laufend verbessernden rer Energien sowie in ihrer Energieeffizienz. Solche Stu- Batteriekapazitäten eine Frage der Zeit. Dass sich Ener- dien waren bisher rar, ganz im Gegensatz zu Untersu- giekonzerne wie Total um ihre Zukunft sorgen, ist ver- chungen in Bezug auf CO2-Emissionen sowie Endener- ständlich. Der Rückzug von Kapital aus dem Geschäft gie- und Stromverbrauch. Forscher an der EPFL haben mit fossilen Energien ist vordergründig eine moralisch diese Lücke geschlossen. Die drei Annahmen weichen anpreisbare Sache. Dahinter stehen aber handfeste wirt- ziemlich deutlich voneinander ab. Beim «Status quo»- schaftliche Interessen, weil das fossile Kapital mit den Szenario gingen die Forscher davon aus, dass die Ener- rückgängigen Gewinnen unweigerlich an Wert verliert. giepolitik des Bundes 2011 ohne zusätzliche Massnah- Die aktuell rechtskonservative Politik (hierzulande, in men bestehen bliebe. Im zweiten Szenario untersuchten den USA und anderswo), die Kohle und Öl «retten» will, sie, wie die Situation aussähe, wenn die kürzlich vom ist lediglich Ausdruck einer Verteidigungshaltung – der Bundesrat beschlossenen Massnahmen vollständig um- Verteidigung etablierter Geschäfte und des Wohlstands gesetzt würden. Und das dritte Szenario basiert auf der des Westens. Annahme, dass nicht nur das erste Massnahmenpaket der Energiestrategie 2050, dem das Schweizer Volk vor DER RICHTIGE WEG FÜR DIE SCHWEIZ einem Jahr zugestimmt hat, sondern auch die weiteren Dass die Energiewende auch in der Schweiz der wirt- angedachten Schritte umgesetzt würden. Mit energy- schaftlichste Weg in die Energiezukunft ist, hat kürzlich scope.ch, dem Onlinerechner des EPFL Energy Center eine Studie belegt, für die sich eine Handvoll EPFL-La- und des Labors Industrial Process and Energy Systems boratorien zusammengetan haben. Denn die wirtschaft- Engineering (IPESE), analysierten die Forscher die Aus- lichen Auswirkungen der Energiewende geben immer wirkungen, die jedes dieser Szenarien auf die Arbeits- wieder Anlass zu Diskussionen. Mitte Mai hat das Energy plätze, die Energiekosten und den Selbstversorgungsgrad Center der École polytechnique fédérale de Lausanne und damit auf die Unabhängigkeit der Schweiz haben (EPFL) die Resultate dieser aktuellen Studie vorgestellt. würde. Dieser Rechner steht übrigens allen offen, die Erneuerbare Energien Nr. 4 August 2018 11
SCHWERPUNKT sich mit der Frage befassen wollen, welche Auswirkun- ERHÖHTE ENERGIEEFFIZIENZ, gen gewisse Entscheide auf die Schweizer Volkswirt- ERHÖHTE UNABHÄNGIGKEIT schaft hätten. Die EPFL bietet hier zudem ein breites Das dritte Szenario «Neue Energiepolitik» erwies sich ge- Wissen an. In zehnminütigen Lerneinheiten können Inte- mäss dem Energy Center EPFL hinsichtlich der Ener- ressierte vor dem Bildschirm in ihrem eigenen Tempo gieunabhängigkeit der Schweiz als das beste. Die Nut- erfahren, was die Hauptherausforderungen in Bezug auf zung von lokal erzeugter erneuerbarer Energie – wie die Schweizer Energiewende sind. Solar-, Wind-, Wasser- und Holzkraft – in Kombination mit einer Verbesserung der Energieeffizienz von Autos ENERGIEEFFIZIENZ SCHAFFT ARBEITSPLÄTZE und Gebäuden würde zu einem starken Rückgang der Der Rechner von energyscope.ch enthält ein neues Inst- Energieimporte wie Heizöl, Benzin, Diesel und Erdgas rument zur Analyse der Auswirkungen von Energieeffi- führen. Die Energieunabhängigkeit des Landes würde in zienzmassnahmen auf die Arbeitsplätze, das kürzlich diesem Szenario beim Primärenergieverbrauch von heute vom Energy Center und vom Laboratory of Environmen- 26% auf etwa 72% bis 2050 steigen. Im zweiten Szena- tal and Urban Economics (LEURE) entwickelt wurde. Die rio, in dem die Energiemassnahmen des Bundesrates ein- Ergebnisse zeigen, dass in den energierelevanten Sekto- geführt werden, würde das Niveau nur noch auf 46% ren der Schweiz im Szenario «Neue Energiepolitik» 35% steigen. Es überrascht nicht, dass die Energieunabhän- mehr Arbeitsplätze geschaffen werden als bei den beiden gigkeit der Schweiz im Szenario «Status quo» bei 26% anderen Szenarien. Die Gründe dafür sind wenig überra- verharren würde. schend und wurden schon im Abstimmungskampf für die Energiestrategie 2050 vorgebracht. Nun sind sie wis- ÄHNLICHE KOSTEN senschaftlich hinterlegt, wie Professor Philippe Thal- FÜR ALLE DREI SZENARIEN mann vom LEURE ausführt: «Es liegt vor allem daran, In allen drei Szenarien liegen die jährlichen Kosten für dass neue Massnahmen zur Steigerung der Energieeffizi- das Energiesystem (ohne Steuern) bei rund 24 Milliarden enz Arbeitsplätze schaffen würden, insbesondere bei der Franken. Diese Zahl beinhaltet Infrastrukturkosten (wie Gebäudesanierung, wo ein Grossteil der Wertschöpfung das Stromnetz, Produktionseinheiten usw.), die Kosten von lokalen Unternehmen in der Schweiz generiert für die Steigerung der Energieeffizienz und die Kosten würde.» Die anderen Szenarien seien stärker auf Brenn- für den Import von Erdölprodukten, Erdgas und Strom. stoffimporte angewiesen, die einen grösseren Anteil der Die Investitionen für die drei Szenarien variierten um Kosten ausmachen und lokal weniger Arbeitsplätze weniger als 10%. Wenn man also einen gewissen Unsi- schaffen würden. Darüber hinaus würde im Szenario cherheitsfaktor einkalkuliere, falle kein Szenario auf, das «Neue Energiepolitik» die Zahl der Arbeitsplätze im Ver- teurer sei als die anderen, schreiben die Verfasser der kehrssektor steigen, da sich der Schwerpunkt stärker auf Studie. Die zukünftigen Kosten der Szenarien, die stärker den öffentlichen Verkehr verlagerte. Der Anstieg der An- auf fossile Brennstoffe angewiesen sind, seien jedoch zahl von Elektroautos, die viel weniger Wartung benöti- unsicherer; solche Energiesysteme sind den Öl- und Gas- gen als Benzin- und Dieselfahrzeuge, würde jedoch preisen ausgesetzt, die auf lange Sicht schwieriger zu wahrscheinlich zu weniger Arbeitsplätzen in der Auto- prognostizieren sind als die Preise für saubere Technolo- mobilbranche führen. In ihrer Studie untersuchten die gien. «Das ist nicht wirklich überraschend», sagt Profes- Forscher jeden Sektor, der direkt mit der Energieerzeu- sor François Maréchal vom IPESE. «Erneuerbare Ener- gung und -verteilung verbunden ist. Sie verwendeten ein gien, verbunden mit grösserer Energieeffizienz, würden Input-Output-Modell, um die Zahl der Arbeitsplätze zu natürlich zusätzliche Investitionen erfordern, aber dies schätzen, die infolge der Energiewende geschaffen wur- würde durch den Rückgang der Brennstoffimporte aus- den, und betrachteten die strukturellen Auswirkungen geglichen. Darüber hinaus werden erneuerbare Ener- auf die Wirtschaft auf der Grundlage der aktuellen Ener- gien – insbesondere die Photovoltaik – und energieeffi- giepreise. ziente Lösungen wie Elektroautos immer billiger.» Domotec-HPSU - Luft-/Wasser-Wärmepumpe Saubere Energie optimal Nutzen • Intelligentes Speichermanagement für maximale Energieeffizienz • Einzigartiges Wärmespeicher-Prinzip bietet höchste Hygiene • Verhindert Ablagerungen und Legionellenbildung • Sparsamer und leiser Betrieb • Heizen im Winter, kühlen im Sommer • Kombination mit Solaranlage möglich Domotec AG, 062 787 87 87, www.domotec.ch Besuchen Sie uns an der Bau & Modernisieren Halle: 5, Stand: F24 Wasserhygiene für die ganze Familie wärmstens empfohlen HPSU 2018 183x 65 mm Beinflusser.indd 1 04.07.2018 10:34:55 12 Erneuerbare Energien Nr. 4 August 2018
SONNE SONNENENERGIE-MARKTERHEBUNG 2017 DIE ERHEBUNG WIDERSPIEGELT DIE SCHWIERIGE MARKTSITUATION VOR INKRAFTTRETEN DER ENERGIESTRATEGIE 2050. BESONDERS AUGENFÄLLIG IST DER DURCH FEHLENDE FÖRDERUNG BEDINGTE MARKTEINBRUCH UM FAST EIN DRITTEL BEI DEN MITTLEREN UND GROSSEN PHOTOVOLTAIKANLAGEN GEGENÜBER DEM JAHR 2016. AUCH WENN FÜR DAS LAUFENDE JAHR EINE ERHOLUNG ZU ERWARTEN IST, BLEIBT DIE MARKTSITUATION FÜR GROSSANLAGEN SCHWIERIG. SWISSOLAR FORDERT DESHALB EINE VERKÜRZUNG DER SECHSJÄHRIGEN WARTEFRIST FÜR DIE EINMALVERGÜTUNG. MEHR GROSSE SOLARANLAGEN BRAUCHT DAS LAND Foto: Schweizer Solarpreis TEXT: SWISSOLAR/REDAKTION Die neu veröffentlichte Markterhebung Sonnenenergie 2017, die von Swissolar durchgeführt und vom BFE (Bundesamt für Energie) plausibilisierte wurde, betrifft ein Jahr, das wegen der Diskussion über die Energiestrategie 2050 von fehlender Förderung und grosser Unsicherheit ge- prägt war. Die Photovoltaik(PV)-Ver- kaufszahlen sanken gegenüber dem Vor- jahr um 9% auf 241 Megawatt, was etwa einer Fläche von 225 Fussballfeldern (ca. 1,5 Mio. m2) neu installierter Module Die Anlage auf der Tissot-Arena in Biel ist die grösste Anlage auf einem Fussballstadion. entspricht. Verursacht wurde der Rück- gang durch die letztes Jahr fehlende För- wärmung in Mehrfamilienhäusern (+35% ren eigenverbrauchsoptimierten Solaran- derung bei mittleren und grossen Anlagen gegenüber Vorjahr, bezogen auf die Flä- lagen, die nur einen kleinen Teil der ver- über 30 kW Leistung (–31%). Besonders che). fügbaren Dachfläche nutzen. Dies läuft dramatisch war die Entwicklung bei Anla- den Zielen der Energiestrategie 2050 und gen über einem Megawatt Leistung MEHR SCHUB FÜR GROSSE den Erfordernissen des Pariser Klimaab- (–73%). Die Analyse nach Art der Anlagen PV-ANLAGEN kommens zuwider und ist auch volkswirt- zeigte den grössten Rückgang bei Indust- Swissolar geht für das laufende Jahr von schaftlich unsinnig. Für die Erreichung rie und Gewerbe (–23%) und Landwirt- einem leichten Wachstum bei der Photo- der Ziele braucht es zwingend einen stär- schaft (–33%). In diesen Bereichen exis- voltaik aus. Trotz der seit Jahresbeginn keren Ausbau der Grossanlagen auf In- tieren viele grosse, bestens geeignete Dä- für alle Anlagengrössen verfügbaren Ein- dustrie-, Gewerbe-, Dienstleistungs- und cher. Demgegenüber legte das Marktseg- malvergütung bleibt die Marktsituation Landwirtschaftsbauten. Swissolar fordert ment der PV-Kleinanlagen (unter 30 kW für Grossanlagen schwierig. Als Grund deshalb von den Energieversorgern faire, Leistung, ca. 200 m2) um 38% und somit nennt der Verband einerseits die lange der Energieverordnung entsprechende massiv zu. Dies insbesondere bei Anlagen Wartefrist für Neuanmeldungen für die Rückliefertarife für Solarstrom. Die 2017 auf Einfamilienhäusern (+28%) und Mehr- «grosse Einmalvergütung» von mindes- installierte Anzahl Batteriespeicher ver- familienhäusern (+14%). Es zeigt sich, tens sechs Jahren. Swissolar fordert das dreifachte sich im Vergleich zum Vorjahr. dass Photovoltaikanlagen auf neuen Bundesamt für Energie auf, diese Frist In der Schweiz werden jedoch immer noch Wohnhäusern und bei Sanierungen heute durch eine Umverteilung der verfügbaren viermal weniger Batteriespeicher pro Kopf zum Standard gehören. (2017 wurden Mittel auf maximal zwei Jahre (wie bei installiert als in Deutschland. Swissolar 9131 PV-Anlagen auf Einfamilienhäusern der «kleinen Einmalvergütung») abzusen- rechnet mit einer schnell wachsenden installiert, während im gleichen Zeitraum ken. Ein weiterer Grund liegt in den vie- Nachfrage aufgrund des Preiszerfalls bei rund 7000 neue EFH gebaut wurden.) Um lerorts sehr tiefen Rückliefertarifen für Batterien. Dank optimiertem Eigenver- 5% zugelegt haben auch Kollektoranlagen nicht selbst verwendeten Strom. Diese brauch werden Stromspeicher zusehends zur Nutzung der Solarwärme – zum ersten zwingen Betreiber dazu, ihre Anlagen wirtschaftlich. Mal nach vier Jahren rückläufigen Mark- möglichst klein zu dimensionieren. Die tes. Der Grund dafür ist die wachsende Folge sind die vielerorts (z.B. auf land- www.swissolar.ch Beliebtheit solcher Anlagen zur Wasserer- wirtschaftlichen Bauten) bereits sichtba- Erneuerbare Energien Nr. 4 August 2018 13
SONNE SOLARWÄRME SONNENKOLLEKTOREN SIND GUT MIT ANDEREN TECHNOLOGIEN ZUR WÄRMEERZEUGUNG KOMBINIERBAR. UND SIE SIND SINNVOLL BEI DER ERWÄRMUNG VON WASSER ODER BEIM HEIZEN. DOCH SOLARTHERMIE FRISTETE IN DEN LETZTEN JAHREN IM VERGLEICH ZUR PHOTO VOLTAIK EIN SCHATTENDASEIN: VERKAUF UND INSTALLATION WAREN RÜCKLÄUFIG. WARUM IST DAS SO, UND WIE IST DIE LEICHTE TRENDWENDE IN JÜNGSTER ZEIT ZU ERKLÄREN? LEICHTE TRENDWENDE ZEICHNET SICH AB TEXT: ANDREA HOLENSTEIN MEHR SOLARTHERMIE BEI Die Solaranlagen seien zwar in letzter Zeit MEHRFAMILIENHÄUSERN etwas günstiger geworden, fügt er an. So Josef Jenni ist Elektroingenieur und Und genau dies bestätigen auch die neus lange die Kantone aber nicht entspre mehrfach ausgezeichneter Solarpionier. ten Zahlen: Gemäss der Markterhebung chende Vorschriften erliessen, werde ihre Was meint er zur Entwicklung der Solar von Swissolar haben die Solarthermie Zahl nur langsam zunehmen. «Eine wich thermie auf dem Markt? Obwohl Jenni anlagen 2017 auf dem Schweizer Markt tige Motivation, Solarwärme zu nutzen, den Einsatz der Solarthermie für eine er zum ersten Mal leicht zugelegt, und zwar ist natürlich, unabhängig zu sein und folgreiche Energiewende für unverzicht um fünf Prozent. In den vier Jahren zuvor keine fossile Energie mehr zu verbrau bar hält, steht für ihn ihre Wirtschaftlich war die Zahl der installierten Anlagen chen. Kantonale Vorschriften (MuKEn keit nicht im Vordergrund. «Sagen wir, stets zurückgegangen. José Martin, Leiter 2014 der EnDK) können diese Motivation eine Solaranlage kostet 25 000 Franken. Solarwärme und Bildung bei Swissolar, weiter unterstützen», so Martin. Und Jenni Linear (ohne Verzinsung) gerechnet ist sie begründet diese Zunahme so: «Die Solar ergänzt: «Ein höherer Ölpreis hilft der So nach 20 bis 30 Jahren amortisiert. Und thermie ist vor allem für Mehrfamilien larthermie. Aber am meisten hilft die pro Jahr kann man etwa 1000 Franken häuser interessant. Bezogen auf die Fläche Angst, vom Öl abhängig zu sein, oder Energiekosten sparen. Das kann man nicht wurden hier gegenüber dem Vorjahr steigende Öl oder Strompreise ganz all mit wirtschaftlichen Argumenten verkau 35 Prozent mehr Anlagen zur Wasser gemein. 2008 bis 2010 war in dieser Hin fen. Aber es gibt eben sehr wichtige öko erwärmung gebaut. Man kann die Investi sicht die beste Zeit für die Solarthermie.» logische Argumente, und wenn die Kun tionskosten zu 100 Prozent den Mietern den mit der Anlage und dem Service zu weiterverrechnen. Bei Einfamilienhäusern ÖL- UND GASKESSEL DURCH frieden sind, dann funktioniert der Ver kommt es auf die Höhe des Ölpreises be SOLARTHERMIE ERSETZEN kauf trotzdem», erklärt er. ziehungsweise des Preises anderer Ener Gibt es bestimmte Anwendungszwecke, gien an, wie gut Solarthermie rentiert.» wo die Solarthermie die grössten wirt schaftlichen Vorteile bietet? «Physikalisch und von den effektiven Kosten her (ohne Subventionen) ist es am schlausten, mit Solarwärmetrends Segmente EFH und MFH, Röhren- und Flachkollektoren (installierte m2, relative Werte) Solarthermie Wärme zu erzeugen. In der Schweiz werden 40 bis 45 Prozent des 2017 23.6% 18.2% 49.2% 9.1% Energiebedarfs für die Erzeugung von Heizwärme und Warmwasser aufgewen 2016 28.5% 18.2% 45.1% 8.1% det. Da ist es sinnvoll, Solarthermie einzu 2015 28.8% 15.3% 37.9% 18.0% setzen. Doch die Solarwärme soll mög lichst dezentral dort produziert werden, 2014 30.2% 16.0% 45.2% 8.6% wo sie gebraucht wird», sagt Jenni. Ziem m2 lich wichtig für die Entwicklung der So 2013 38.0% 20.3% 35.6% 6.0% larthermie ist laut Martin aber auch die Haltung der Installateure. «Bei Swissolar 2012 44.3% 24.3% 25.9% 5.5% gibt es 700 Mitglieder, etwa 200 davon sind Profis im Solarthermiebereich. Doch 2011 32.9% 30.2% 32.8% 4.1% der Gebäudetechnikverband Suissetec hat 2010 32.2% 27.4% 34.2% 6.3% rund 3000 Mitglieder, die Sanitäre, Speng ler und Heizungsinstallateure sind. Nur 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% wenige davon sind proaktiv im Bereich ■ EFH WW (%) ■ EFH WW+H (%) ■ MFH WW, WW+H (%) ■ Rest (%) Solarwärme tätig. Hier gibt es noch Ver besserungspotenzial», erklärt er. Und noch 14 Erneuerbare Energien Nr. 4 August 2018
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