Est. 1995 KONZEPTION FLOW | 2020/2021 - FLOW - Kinder- und Jugendhilfe
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est. 1995 KONZEPTION FLOW | 2020/2021 Leistungsbeschreibung |Qualitätsentwicklungsbeschreibung | Entgeltvereinbarung der Kinder- und Jugendhilfe FLOW gGmbH
INHALTSVERZEICHNIS A Leitideen und Qualitätsbausteine zu allen Leistungen im stationären Bereich ..... 6 1. Trägervorstellungen mit Leitbildern und Grundverständnis ..... 6 2. Grundhaltungen einer alltags-, sozialraum- und ressourcenorientierten Wohngruppenpädagogik ..... 7 2.1 Allgemeines 2.2 Alltagsgestaltung mit milieupädagogischen Ansätzen ..... 8 2.3 Schulische/berufliche Förderung ..... 9 2.4 Alltagsgestaltung mit milieutherapeutischen/milieupädagogischen Ansätzen ..... 10 2.5 Traumapädagogik: Grundhaltungen und Wissen für den Alltag in Wohngruppen ..... 11 3. Leistungen in den Wohngruppenangeboten ..... 12 4. Beschwerdeverfahren und Krisenmanagement ..... 14 5. Exkurs 1. Kinderschutz ..... 15 6. Exkurs 2. Elternarbeit ..... 18 7. Exkurs 3. Careleaver.....18 8. Vernetzung und Kooperation..... 22 9. Therapeutische und weitere Zusatzleistungen ..... 22 10. Ferien und Freizeitmaßnahmen „Mentorentage“ ..... 24 11. KlientInnenbezogene Verwaltungsleistungen ..... 24 B Qualitätsentwicklung ..... 26 C Leistungsbeschreibungen der stationären Angebote - Übersicht aller Angebote ..... 32 1. Kinderschutzhäuser in Bottrop, Datteln und Witten ..... 34 2. Inobhutnahme und Clearing für Jugendliche in Bottrop und Gelsenkirchen ..... 40 3. Warteraum - niedrigschwelliges Angebot in Bottrop ...... 45 4. Kleinstwohngruppen in Essen, Dorsten, Klitten und Witten ...... 54 5. Intensivwohngruppen plus in Ahaus, Castrop-Rauxel, Witten, Herten und Oer-Erkenschwick ...... 56 6. Intensivwohngruppen in Duisburg und Gladbeck ..... 58 7. Regelwohngruppen in Bottrop, Oer-Erkenschwick, Gelsenkirchen, Haltern am See, Olfen, Recklinghausen und Witten .....60
8. Wohnverbünde für Jugendliche in Bottrop, Essen, Herten, Marl und Witten .....63 9. JuWo – Jugendwohnen in „Brücke Projekten“ in Bottrop, Oer-Erkenschwick, Essen, Gelsenkirchen, Herten und Witten ..... 66 10. „Mutter- (Vater-) Kind“-Wohnen: MuKis in Bottrop und Herten ..... 70 11. Sonderprojekte: Jugendwohnungen und Familiennotwohnungen ..... 72 12. Veranstaltungsplanung,Öffentlichkeitsarbeit und Akquisedienste ..... 74 13. Instandhaltungen, Ausbildungsförderung, handwerkliche Praktika ..... 74 D Ambulante Hilfeleistungen ..... 76 1. Flexible Individuelle Tagesbetreuung (FIT-Programm) ..... 78 2. Organisierte Familien-Trainings (OFT) ..... 80 3. Sozialpädagogisch betreutes Wohnen (SBW) ..... 81 4. Begleiteter Umgang (BU) ..... 83 5. Gewaltschutzleistungen: AAT®/CT® als ambulante Zusatz- oder Sonderleistungen ..... 85 6. Präventivleistungen: Realcare®-„Babybedenkzeit“-Projekt im Rahmen früher Hilfen ..... 85 7. Kinderschutzleistungen: Beratung durch zertfizierte Kinderschutzfachräfte ..... 87
A LEITIDEEN UND QUALITÄTSBAUSTEINE ZU ALLEN LEIS 1. Trägervorstellungen in verschiedenen Regionen tätig. Die Teams entscheiden im Wesentlichen auf der Grund- lage ihrer Bedingungen und sind vernetzt mit Leitbild – Leitgedanken Ämtern, schulen und weiteren Trägern vor Die folgenden Leitgedanken gelten als Grundla- Ort. ge für die Gesamteinrichtung und sind somit für • Wir bemühen uns um eine transparente und alle Bereiche in den verschiedenen Regionen und faire Organisationskultur. Bundesländern gültig: • Wir organisieren unsere Leistungen flexibel, • Zentrales Ziel unserer Arbeit ist es, an der das heißt die Organisation passt sich den jun- Verbesserung der Lebensbedingungen von gen Menschen an (und nicht umgekehrt). Kindern, Jugendlichen und deren Familien mitzuwirken. (Trauma-) pädagogisches Grundverständ- • Unsere Unterstützungsangebote richten sich nis - Grundannahmen nach dem Willen und den Zielen der Men- • Wir achten und schätzen Menschen in unter- schen. Sie sind stets und konsequent zu be- schiedlichen Lebenslagen. Wir respektieren teiligen. Maßnahmen gegen den Willen der ihre individuellen Problemlösungsstrategien. Menschen sind nur zur Abwehr von Gefah- • Nicht die Menschen sind defizitär, sondern ren zulässig. die Bedingungen, unter denen sie ihre Le- • Die Hilfen sind in den Alltag und den Le- bensplanung verwirklichen. bensräumen der Menschen eingebunden. • Gleichzeitig setzen wir uns engagiert für den Sie nutzen die vorhandenen Ressourcen und Schutz der jungen Menschen ein (Kinder- beteiligen sich an der Entwicklung weiterer schutz). Möglichkeiten. • Jugendhilfe steht zu jeder Zeit im Kontext ge- • Wir fassen soziale Probleme als vieldeutig sellschaftlicher Zusammenhänge, basiert auf und komplex auf. Wir sind dabei sensibel im differenzierten Interessen und Erwartungen Umgang mit unserer Ungewissheit und er- auf unterschiedlichen Machtebenen. kennen, dass ohne Verstehen sinnvolles Han- • Wir gehen davon aus, dass die Menschen deln nicht möglich ist. ein Interesse an einem konfliktfreien Leben • Unsere Einrichtung ist konsequent dezentral haben. Wir fördern die Gestaltung eines ge- 6
STUNGEN IM STATIONÄREN BEREICH 2. Grundhaltungen einer all- tags-, sozialraum- und res- sourcenorientierten Wohn- gruppenpädagogik Die Gruppe ist Herausforderung, Übungsfeld und Rückhalt 2.1 Allgemeines Wohngruppen sollen Kindern, Jugendlichen und jungen Volljährigen ein Lebensfeld bieten, das sich durch Kontinuität der Beziehungsper- sonen auszeichnet, ohne die Stellung einer El- lingenden Alltags und die Entwicklung von tern-Kind-Beziehung einzunehmen. Zukunftsperspektiven für Kinder und Ju- Die Qualität des Angebots konkretisiert sich gendliche. im Wesentlichen durch ein multiprofessionelles • Wir unterstützen und beraten Menschen, for- Team mit ausgeprägter partizipativer Grundhal- dern und fördern Beteiligung. tung. Der Anspruch, den jungen Menschen för- • Die Erforschung von weiteren Ressourcen derliche Lern- und Sozialisationsbedingungen und die Integration in das soziale Gemeinwe- zu bieten, ist Motivation aller PädagogInnen im sen ermutigen zur Übernahme von Verant- Team. wortung und entwickeln Selbstidentität. Die pädagogische Arbeit des Personals ist konti- Die gesamte Arbeit innerhalb der Einrichtung nuierlich durch eine empathische, transparente, richtet sich nach den Grundsätzen: kongruente und wertschätzende Grundhaltung F lexibel, geprägt. L ebensweltorientiert, Orientierung an feste Bezugspersonen fördert O ffen, den Aufbau tragfähiger Beziehungsmuster und W ertschätzend. die Orientierung an erwachsenen Leitbildern. Sie 7
trägt zur Akzeptanz der gesellschaftlich relevan- namiken und Krisen. Dazu gehört, sich sensibel ten Werte und Normen bei und fördert nicht nur den Traumaerfahrungen der Jugendlichen zu nä- das gegenseitige Vertrauen, sondern entwickelt hern, sie zu verstehen und sie in ihrem „So-sein“ Stabilität und Selbsterfahrung. zu akzeptieren. In den Wohnungen haben die Jugendlichen die 2.2 Alltagsgestaltung mit milieupädago- Möglichkeit, sich an der individuellen räumli- gischen Ansätzen chen Gestaltung und Ausstattung zu beteiligen. Kontinuität und konsequente Beziehungsarbeit Außerdem ist es auch möglich, einzelne lieb- sind Grundlage eines möglivhst gelingenden All- gewonnene Möbelstücke oder andere Einrich- tags. Aufgabe aller Beteiligten ist die Gestaltung tungsgegenstände mitzunehmen. eines „gelingenden Alltags“ (nach Hans Thiersch) Die BewohnerInnen sollen unter pädagogischer durch die Bereitstellung von Leistungen, die sich Anleitung eigenverantwortlich ihre Versorgung an der Lebenswelt orientieren und den Willen sicherstellen. Dazu zählen Einkäufe und Arbei- sowie die Wünsche der beteiligten Kinder und ten im pflegerisch-hauswirtschaftlichen Bereich, Jugendlichen aufgreifen. das Waschen der persönlichen Wäsche, Körper- Somit bietet die Gruppe ein soziales Lern- und pflege, die Zubereitung von Mahlzeiten und das Übungsfeld. Die BewohnerInnen werden in den Säubern der eigenen Wohnung. Alltag altersgemäß an allen Entscheidungen be- Freizeitangebote innerhalb der Wohngruppen teiligt. Regelmäßige (wöchentliche) Gruppenge- sind ein gemeinsamer Entscheidungsprozess. spräche greifen aktuelle Themen und Wünsche Gewünscht und gefördert ist die regelmäßige der Bewohner auf. Dabei geht es um die Gestal- Teilnahme an Vereinsaktivitäten. Eine bedarfs- tung von Lebenswelten und auch um einen Ab- orientierte Eingewöhnung mit Begleitung durch schied vom „besserwissenden“ Expertentum bei die pädagogischen Fachkräfte ist durch den Per- der Entwicklung von Perspektivgestaltungen. sonalschlüssel gegeben. Beziehungsarbeit als wesentliches Angebot muss Es findet regelmäßig ein offenes Fußballangebot aber immer einhergehen mit professionellem statt, bei dem das gemeinsame Erleben und die Wissen über Folgen traumatischer Erfahrungen Vernetzung mit anderen Sportlern im Vorder- und möglicher Störungsbilder, mit ihrer Entste- grund stehen. hung und ihren Auswirkungen. Schaffung von Voraussetzungen für eine körper- Dies bedeutet dann auch einen Umgang mit die- liche gesunde Entwicklung verpflichtet zu regel- sen Erfahrungen und Störungsbildern, ihren Dy- mäßigen Konsultationen bei den entsprechenden 8
Fachmedizinern. Sauberkeit und notwendige Hygiene werden von den pädagogischen Mitar- beiterInnen sowohl konkret und direkt gefordert, bilden aber auch einen Teil einer sich „selbst er- ziehenden“ sozialen Gruppe. Dabei ist bei den Anforderungen auf die biographischen Lebens- läufe Rücksicht zu nehmen. MitarbeiterInnen ermuntern die BewohnerIn- nen zur Einübung lebenspraktischer Tätigkeiten, das heißt sich auszuprobieren und Aufgaben zu übernehmen. Dabei ist ein „Lernen am Modell“ Voraussetzung zur Entwicklung von Selbstwirk- samkeit. Auch ist zur Förderung des Sozialver- haltens neben dem Lernen am Modell die Initi- ierung von Reflexionsprozessen (Spiegelungen) notwendig, die das bisherige nicht konsenfähige Sozialverhalten aufgreifen. 2.3 Schulische/berufliche Förderung Alle BewohnerInnen werden nach ihrem Einzug an entsprechenden Schulen, Ausbildungsstätten etc. angemeldet. Das pädagogische Team fördert und unterstützt die BewohnerInnen durch Hil- fe bei den Hausaufgaben und Vorbereitung auf Klassenarbeiten. Die MentorInnen (Bezugser- zieherInnen) sind in regelmäßigem Kontakt mit den LehrerInnen der Jugendlichen und beteiligen diese auch an der Hilfeplanung unter Berück- sichtigung datenschutzrechtlicher Bestimmun- gen. Insgesamt ist die Förderung und Initiierung sowohl schulsicher als auch lebensweltlicher Bil- 9
dungsprozesse ein wesentliches der und Jugendliche noch nicht Zusammenfassend ist die All- Merkmal in der Betreuung, mit überwinden können oder wol- tagsgestaltung in ihrer Gesamt- dem Ziel, die jungen Menschen len. heit von hoher therapeutischer für eine berufliche Tätigkeit oder Die Wohngruppe und ihre di- Wirkung. Dabei meint milieu- Ausbildung zu qualifizieren. rekte Umwelt sind durch ihre therapeutisch eben nicht die Der gesamte Maßnahmenverlauf haltgebenden Strukturquali- Therapeutisierung des Alltags, wird durch die Fachkräfte doku- täten sowohl therapeutische/ sondern den Einbezug der kon- mentiert. Die MitarbeiterInnen pädagogische als auch soziale kreten Lebensfelder in seiner erhalten durch die Einrichtung Milieus. Das Milieu entfaltet Alltäglichkeit. Reflexion und externe Supervi- sich auch in der Gestaltung der Die Wohngruppe bildet somit sion. Die Möglichkeit fachbezo- Räume, die einen schützenden ein eigenes Milieu, eine eigene gener Fort- und Weiterbildung Rahmen bilden. Kultur mit unterschiedlichen ist gegeben und gewünscht. Das gesamte Handeln erfolgt Bindungs- und Beziehungsan- in den „alltagsweltlichen Zu- geboten. Sie nimmt die Kinder 2.4 Alltagsgestaltung mit sammenhängen“ (nach Schütze und Jugendlichen an, wie sie milieutherapeutischen/mi- 1971) zwischen den Bewohner- sind. lieupädagogischen Ansät- Innen und den BetreuerInnen. Dabei ist die Bearbeitung all- zen Die ständigen Konstruktions- täglicher Problemlagen auf der Therapeutische Milieus im Sinne und Interaktionsprozesse im Basis von Anerkennung und von Bruno Bettelheim und Fritz milieupädagogischen Prozess Wertschätzung auch konfron- Redl gehen davon aus, dass alle der Wohngruppe fordern alle tativ zu führen, um Lernpro- Faktoren in den natürlichen All- Beteiligten täglich und immer zesse zu initiieren und Nach- tagswelten der Kinder und Ju- wieder neu. Sie konkretisieren sozialisation zu fördern. Somit gendlichen auch therapeutische, sich in scheinbar banalen All- ist Kontinuität und konsequen- heilende Wirkungen haben. Dies tagsituationen z.B. beim Essen, te Beziehungsarbeit Grundla- entlastet spezialisierte externe beim Aufstehen, beim Schlafen- ge eines „gelingenden Alltags“ Hilfen in psychotherapeutischen gehen oder beim Spielen. Dies (Thiersch 1993). Praxen, ersetzt diese aber nicht. ermöglicht gerade bei trauma- Beziehungsarbeit als wesentli- Oftmals sind diese Besuche au- tisierten Kindern einen sanften ches Angebot muss aber immer ßerhalb der vertrauten Lebens- Weg zur Sozialisierung durch einhergehen mit professionel- welt eine hohe Hürde, die Kin- die Normalität des Alltags. lem Wissen über Störungsbil 10
der, mit ihrer Entstehung, mit unserer MitarbeiterInnen, da schen anerkennt, die Hilfe und ihren Auswirkungen und mit „Traumapädagogik“ leider in Unterstützung brauchen. Wir ihren therapeutischen Mög- der Ausbildung noch nicht den erkennen ihr Verhalten nicht lichkeiten. Therapeutisches Mi- Stellenwert hat, der notwen- als Angriff auf uns, sondern als lieu bedeutet dann auch einen dig wird. Dies zeigt sich auch Zeichen großer seelischer Not. Umgang mit diesen Störungs- in vielen Studien, die belegen, Unsere Arbeit basiert auf den bildern, ihren Dynamiken und dass 60 – 80 % der Kinder in folgenden acht wesentlichen Krisen. Dazu gehört, sich sensi- stationären Jugendhilfemaß- Grundprämissen der Trauma- bel den traumatischen und da- nahmen traumatische Erfah- pädagogik: mit belastenden Erfahrungen rungen mitbringen. Sie haben der Kinder und Jugendlichen Missbrauch, Misshandlung 1. Die Bedeutung der verste- zu nähern, sie zu verstehen und und Vernachlässigung erlit- henden Grundhaltung ver- sie in ihrer Individualität zu ak- ten und waren oftmals psychi- mitteln zeptieren. schen Belastungen ausgesetzt. 2. Das Konzept des möglichst Dies führt in der Konsequenz sicheren Ortes umsetzen 2.5 Traumapädagogik: zu Verhaltensmustern, die nur 3. Die Annahme des guten Grundhaltungen und Wis- durch die Kenntnis trauma- Grundes berücksichtigen sen für den Alltag in Wohn- pädagogischer Kenntnisse und 4. Durch positive Interaktion gruppen damit unter einer verstehenden Beziehungsaufbau verwirk- Grundhaltung aufgearbeitet lichen „Haltung ist eine kleine Sa- können. Mangelnde Kenntnis- 5. Das Selbstbild und die che, die einen großen Unter- se zeigen sich dann in kontra- Selbstwirksamkeit stärken schied macht“ produktiven „Machtkämpfen“ 6. Beteiligung ermöglichen (Winston Churchill) mit Kindern und Jugendlichen, und Hilfeplanung partizi- dem verzweifelten Versuch um pativ gestalten Ein besonderer Schwerpunkt jeden Preis Regeln durchzu- 7. Transparenz erzeugen und unserer Arbeit liegt im trau- setzen und Grenzen zu ziehen. den Umgang mit Regeln re- masensiblen Handeln auf der Wir setzen dagegen unser trau- flektieren Grundlage einer verstehenden mapädagogisches Konzept, das 8. Die Vermeidung von Ab- Grundhaltung. Dies erfordert die seelisch verwundeten Kin- brüchen möglichst realisie- eine umfassende Weiterbildung der und Jugendlichen als Men- ren 11
3. Leistungen in den Wohn- Auf der Grundlage unserer theoretischen Kon- zepte einer Alltags- bzw. Lebensweltorientierung gruppenangeboten und den Erkenntnissen des 8. Jugendhilfebe- richts, vermeiden wir Spezialisierung in vorge- Leistungen haltenen Gruppenarrangements. • empathischer und respektvoller Umgang, Wir fühlen uns verpflichtet, jugendliche UMF • vorschulische und schulische Förderung, nicht in dafür entwickelten Sondergruppen zu • Gesundheitsvorsorge und zeitnahe Versor- betreuen, sondern diese an die Lebenswelten gung im Krankheitsfall, von Jugendlichen anzukoppeln, aber unter Be- • Integration und Einbindung in den Sozial- rücksichtigung ihrer besonderen Sozialisations- raum, erfahrungen. • Unterstützung beim Freizeitverhalten (auch Unsere Erfahrungen zeigen, dass dadurch Ver- durch Vereinszugehörigkeiten) ständnis und Toleranz als zwei entscheidende • Förderung lebenspraktischer Fähigkeiten, Haltungen für ein soziales und friedvolles Zu- • Dokumentation des Betreuungsverlaufs, sammenleben zunehmen. • Zusammenarbeit mit den beteiligten Syste- Unsere Wohnprojekte sind inmitten dicht be- men, bauter Ruhrgebietsstadtteile. Somit sind (nicht • Reflexion, Supervision und Fortbildung für nur) die UMF gefordert, sich einzubringen und MitarbeiterInnen. zu orientieren und nicht isoliert außerhalb „auf der grünen Wiese“ in Sammelunterkünften un- Die effektive und langfristige erfolgreiche Be- tergebracht. treuung und Integration ist für uns eine stete Diese Betreuungsform fördert auch das Ver- Herausforderung in der täglichen Arbeit. Dies ständnis für junge Flüchtlinge in der Öffentlich- gilt besonders für die jungen Menschen, die aus keit, insbesondere im Nahraum der Nachbar- ihren Heimatländern geflüchtet sind. Deshalb schaften. hat sich unsere Einrichtung zur weiteren Qua- Insofern denken wir zusammenfassend, dass die lifizierung in der Betreuung von unbegleiteten modernen bewährten Angebots- und Versor- minderjährigen Flüchtlingen (UMF) dem Bun- gungsstrukturen der Jugendhilfe den UMF eine desverband „Unbegleitete Minderjährige Flücht- bedarfsgerechte Rahmung bieten. linge e.V.“ als Mitglied angeschlossen und eine Wir sind bestrebt, durch Zusatzausbildungen Kooperation mit „Pro Asyl“ Essen vereinbart. bei den pädagogischen Fachkräften weitere Wis- 12
sensbestände zur Erreichung der vereinbarten ihre „Heimatsprachen“ und sind in der Lage, Ziele zu nutzen. Es stehen ausgebildete Anti-Ag- notwendige Übersetzungshilfen auszuführen. gressions-/Coolness-TrainerInnen (AAT®/CT®) KulturmittlerInnen sind in unseren integrativen sowie TraumaberaterInnen zur Verfügung. Wohnformen eine wichtige unterstützende Hilfe. Unter „integrative Wohnformen“ verstehen wir stationäre Betreuungsprojekte, in denen sowohl heimische Jugendliche als auch junge Menschen Christoph Ferdinand, Ralf Fröschke, staatlich Patrick Schimanski, seit Nadia Hailo, seit 2012 bei Melanie Stahlhut- Marina Hochhaus, Jessica Komor, arbeitet seit Fabian Krause, staatlich Martina Salewski, ambulante Sachgebietsleiter für anerkannter Erzieher, 2009 als Sozialarbeiter im der FLOW, Erzieherin in Seroczynski, im IuC FLOW Sozialpädagogin, WG 2012 als Erzieherin in der anerkannter Erzieher, seit Fachkraft im Bottroper Kooperation und Projektkoordinator Duisburg FLOW-Einsatz, einer FIT-Gruppe in Bottrop Gelsenkirchen als FLOW Kirchhellen seit 2012 FLOW, MuKi FLOW 2013 in der FLOW tätig, Bereich. 2011 absolvierte sie Netzwerke, seit 2007 als Projektkoordinator Herbede Erzieherin tätig Duisburg aktuell im Wohnverbund die AAT/CT-Ausbildung als Sozialarbeiter bei der FLOW Marl erste Frau in unserer mit Fluchterfahrungen zusammen leben und ge- FLOW angestellt Einrichtung. Für wen sind Anti-Aggressivitäts-Trainings (AAT®) in erster Linie gedacht? Wir meinsam betreut werden. verurteilen Christoph Ferdinand überAAT/CT® die Tat, nicht Dabei achten wir darauf, dass die zu integrieren- Was sind die Ziele eines Anti-Aggressivitäts- Trainings (AAT®)? den UMF nicht mehr als 50 Prozent der Plätze den Täter in einer Wohngruppe besetzen. Das Konzept der „integrativen Wohngruppen“ haben wir vor fünf Unter welchen Rahmenbedingungen finden sie statt? Welche Methoden finden Anwendung? An wen richten sich Coolness-Trainings Jahren in unserem ersten Wohnprojekt mit UMF in Essen entwickelt. Insgesamt stellen wir bei (CT®)? Zur Zeit arbeiten elf zertifizierte AAT/CT in der Kinder- diesen Wohnformen nicht nur eine kürzere und und Jugendhilfe FLOW gemeinnützige GmbH deutliche Zeitspanne zur Integration und beson- ders dem Spracherwerb der UMF fest. Ebenso Aufgaben und Funktionen der Kulturmitt- zeigt sich eine Entwicklung zu mehr Toleranz lerInnen und Verständnis bei unseren einheimischen Ju- Unsere Einrichtung beschäftigt unter anderem gendlichen. Weiterhin bieten wir den Kindern, KulturmittlerInnen aus Afghanistan, Ägypten, Jugendlichen und jungen Volljährigen folgende Iran, Irak, Marokko, Syrien und kurdischen Ge- zusätzliche Unterstützungsformen an: bieten in der Türkei für unsere verschiedenen „integrativen Wohnformen“. • Anti-Aggressionstraining und Coolnesstrai- Unsere „KulturmittlerInnen“ sind MitarbeiterIn- ning mit ausgebildeten, zertifizierten Mitar- nen mit einer Fluchtgeschichte oder mit Migra- beiterInnen (im Team sind zwei Mitarbeiter- tionserfahrungen. Sie verfügen in der Regel über Innen ausgebildete AAT®/CT®) einen Hochschulabschluss aus ihren Heimatlän- • Erlebnispädagogische Projekte durch ausge- dern und kennen die kulturellen Sitten und Ge- bildete ErlebnispädagogInnen, u.a. ein mehr- bräuche in ihren Heimatländern. Sie sprechen tägiges Survival-Projekt für Jugendliche 13
• Einsatz videogestützter Methoden durch aus- führung und Einrichtungsleitung sind gebildete Marte-Meo-Fachkräfte bekannt, sondern auch die E-Mail-Ad- • Systemische Beratung durch zertifizierte resse der „MACH MIT“-Ombudsstelle. Fachkräfte • Traumasensible Fallberatungen durch intern ausgebildete FLOW-TraumaberaterInnen Sprich uns an! Mach mit! Beteiligungs- und Beschwerdestelle 4. Beschwerdeverfahren Nora Thiele | Benjamin Smirnow | Sarah Pallmann für Kinder und Jugendliche und Krisenmanagement Partizipation und Transparenz • Die Teilhabe bzw. Mitbestimmung der Be- wohnerInnen bildet sich im täglichen Ablauf vor Ort. Beteiligungsformen sind die Grup- „Mach mit!“ lautet das Motto unserer internen Be- schwerdestelle für Kinder und Jugendliche penabende, die in der Regel wöchentlich und bei Bedarf stattfinden. • Kontaktaufnahmen auch ohne Wissen der • Jede/r BewohnerIn und auch alle durch die MitarbeiterInnen vor Ort sind möglich und KJH FLOW betreuten Menschen haben die erwünscht. Möglichkeit, die einrichtungsinterne Om- • Die Projektgruppe „Beschwerde und Beteili- budsstelle „MACH MIT“ anzurufen. gung“ entwickelt die Grundhaltungen einer • Die notwendigen Informationen werden partizipativen und transparenten Kommuni- durch die Ausgabe eines Flyers an die Kinder, kationskultur weiter. Jugendlichen und jungen Volljährigen sowie • Jede Beschwerde wird von uns ernst genom- deren Familien bei Aufnahme zum Hilfebe- men. Kinder beschweren sich erfahrungsge- ginn sichergestellt. Außerdem werden alle mäß häufig verbal im Gruppenalltag. Daher BewohnerInnen darüber informiert, an wen nehmen sich die Fachkräfte die notwendige sie sich weiterhin wenden können. Zeit, eine gemeinsame Lösung zur Behebung • Nicht nur die E-Mail-Adressen der Lei- mit dem Kind zu erarbeiten. Je nach Situati- tungskräfte inklusive der Geschäfts- on erfolgt entweder eine direkte Bearbeitung 14
oder es wird zeitlich vereinbart, wann eine die Angebote der Supervision und Beratungs- Klärung (auch in angebotenen Sprechstun- gremien zum „Fallverstehen“ zur Verfügung. den) erfolgen kann. • Der Zeitrahmen zur Lösung und die Rah- menbedingungen wie Rückzugsraum und Ungestörtheit werden mit dem Kind/Ju- 5. Exkurs 1 - Kinderschutz gendlichen festgelegt und entsprechend um- gesetzt. Kinderschutz (ist auch Jugendlichen- • Die Teilhabe bzw. Mitbestimmung der Kli- schutz) entInnen bildet sich einerseits im täglichen Alle Leitungskräfte sind erfahrene Kinder- Ablauf vor Ort ab. So werden die Bewohner- schutzfachkräfte und durch Ausbildungen beim Innen altersgemäß an vielen Entscheidungs- Kinderschutzbund zertifiziert. Sie bilden auch prozessen beteiligt. die Leitungsrufbereitschaft der Einrichtung, die „rund-um-die-Uhr“ an sieben Tagen in der Wo- Krisenmanagement che erreichbar ist. Die Betreuung wird durch pädagogisch ausge- In krisenhaften Situationen oder in Notfällen bildetes Fachpersonal erbracht. Die Mitarbeiter- steht diese Rufbereitschaft zur Verfügung, die Innen vor Ort können während der Dienstzeiten jederzeit – auch nachts – zur Unterstützung an- bei Krisen oder anderen nötigen Interventionen, gefordert werden kann. die Leitungsrufbereitschaft der Einrichtung ein- Das Verfahren bei gewichtigen Anhaltspunk- beziehen. Diese ist befugt und in der Lage, kurz- ten einer möglichen Kindeswohlgefährdung ist fristig weitere Unterstützung zu delegieren. über eine Dienstanweisung geregelt. Diese liegt Die Struktur der verschiedenen stationären jedem/r Mitarbeitenden vor. Ein unterschriebe- Angebote bietet demnach gute Kriseninterven- nes Exemplar, in dem jede/r seine Kenntnis be- tionsmöglichkeiten, auch zur Vermeidung häu- stätigt, ist der Personalakte hinzugefügt. figer Psychiatrieeinweisungen. Mit Kinderschutz sind selbstverständlich nicht Die pädagogischen MitarbeiterInnen verfügen nur Kinder bis 14 Jahren, sondern alle Minder- über Erfahrungen im Umgang mit verschiede- jährigen bis zur Volljährigkeit gemeint. Insofern nen Problemlagen. Allen MitarbeiterInnen des ist Kinderschutz auch gleichzeitig Schutz für Ju- Projektes stehen neben den Reflexionsgesprä- gendliche. chen auf unterschiedlichen Leitungsebenen auch 15
Konzeptionelle Grundannahmen zur Bedürfnisse des Kindes. Im Rahmen der Dienst- Sicherung des Kindeswohls anweisung zur Abwendung von Kindeswohl- Auftrag der Jugendhilfe insgesamt ist es, Kinder gefährdungen werden mit der pädagogischen und Jugendliche vor Gefahren für ihr Wohl zu Leitung notwendige Interventionen umgesetzt. schützen. Dies gilt für alle Minderjährigen, die Dabei wird gemeinsam mit dem zuständigen in Deutschland leben. Im Hinblick auf mögliche Jugendamt ein passgenaues Handlungskonzept Traumata soll ein Schutzraum für die Kinder ge- erarbeitet und mögliche Rückführungsoptionen schaffen werden, der es ihnen ermöglicht, zur entwickelt. Ruhe zu kommen und ihre belastenden Erlebnis- Durch die regelmäßige Beratung und Begleitung se mit Hilfe von Fachkräften zu bearbeiten. Die der Teams durch eine psychologische Fachkraft Kinder und Jugendlichen haben die Möglichkeit, wird die Handlungssicherheit der einzelnen Mit- im Spiel und durch den Kontakt zu gleichaltrigen arbeiterInnen immer wieder geprüft und anhand Kindern, die Erfahrungen aus der Vergangenheit neuester Erkenntnisse aus der Entwicklungs- und zu verarbeiten. Der Umgang mit zahlreichen Bindungsforschung weiterentwickelt. Weiterhin Spiel- und Lernmöglichkeiten bietet für die jun- findet eine allgemeine Sensibilisierung zum Er- gen Menschen eine Chance, ihre Emotionen aus- kennen, Beurteilen und Handeln von und inner- zuleben und somit die weiteren Entwicklungs- halb kindeswohlgefährdender Situationen statt. schritte vorzubereiten. Wirksame Maßnahmen zum Schutz von klei- Innerhalb der Kinderschutzhäuser soll in Koope- nen Kindern erfordern oftmals Hilfeplanung im ration mit dem Herkunftssystem an der Entwick- Kurzzeittakt. Die Hilfeplanung in der Betreuung lung von neuen positiven Perspektiven gearbeitet von kleinen Kindern mit dem Ziel der Rückfüh- werden. Den Kindern und ihrem Bezugssystem rung in das Ursprungssystem oder der Über- wird dabei die Möglichkeit eröffnet, neue Ver- führung in ein geeignetes Ersatzsystem erfordert haltens- und Lebensmuster einzuüben, um eine sowohl qualitativ als auch quantitativ andere kindeswohlfördernde Lebenswelt zu schaffen. Formen der Hilfeplanung und -konzepte. Da- Auf der Leitungsebene gibt es insoweit erfahrene bei muss gerade in diesem Zusammenhang die Fachkräfte, die jederzeit zur Verfügung stehen, Hilfeplanung planvoll, kooperativ, konsequent, um bei gewichtigen Anzeichen einer Kindes- transparent und konkret in der Herausarbeitung wohlgefährdung tätig zu werden. Dabei erfolgt der Ziele und Aufträge gestaltet sein. die Einschätzung auf der Grundlage vorhande- ner Standards und unter Berücksichtigung der 16
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6. Exkurs 2: Fachkräfte in den sozialpädago- sicherer Ort, zu dem Täter kei- gischen Lebensgemeinschaften nen Zutritt haben sollten. Elternarbeit kooperieren durch gegenseiti- ge Besuche oder gemeinsame Zusammenarbeit mit dem Herkunftssystem Unternehmungen, informieren 7. Exkurs 3: Care- über die Entwicklung des Kin- Die Gestaltung der inhaltlichen des und besprechen Perspekti- leaver und formellen Zusammen- ven. arbeit mit dem Herkunftssys- Familienbezogene Zusatzleis- Auszug aus der Begründung tem ist Bestandteil der fort- tungen sind ebenfalls Verein- zur Notwendigkeit von weite- laufenden Hilfeplanung und barungsbestandteile der Hilfe- ren, nicht fallbezogenen Hilfen wird im Zusammenwirken planungen, beziehen sich für für „Careleaver“. Das gesamte aller Beteiligten vereinbart. El- die Kinder- und Jugendlichen Konzept kann angefordert wer- tern- und Angehörigenarbeit konkret auf mehrtägige Besu- den. ist ein grundlegender Baustein che vor Ort und die Kommuni- Der Bundesrat stellte in seiner des Wohngruppenkonzepts. kation, soweit gewünscht, zwi- Stellungnahme vom 31.03.2017 Eltern spielen in der Entwick- schen Bewohner und Familie. fest, „dass der häufig mit dem lung der Kinder und Jugend- Die Gestaltung der inhaltlichen Eintritt der Volljährigkeit ein- lichen immer eine Rolle, das und formellen Zusammen- tretende Wegfall von erziehe- gilt selbstverständlich auch für arbeit mit dem Herkunftssys- rischen Hilfen für einen Teil abwesende Eltern, die sich an tem ist Bestandteil der fortlau- der jungen Menschen bedeu- der Maßnahme (noch) nicht fenden Hilfeplanung und wird tet, dass ihnen die Möglichkeit beteiligen wollen oder können.. im Zusammenwirken aller einer gelingenden Bewältigung Aus unserer Sicht haben auch Beteiligten vereinbart. Eltern- von Kernherausforderungen diese ein Recht zu wissen, wie oder Angehörigenarbeit ist ein genommen wird“. es ihren Kindern geht. basaler Baustein des Wohn- Um das Scheitern im Über- Grundsätzlich sollen die El- gruppenkonzepts, hierbei ist gang vom Jugendlichenstatus tern oder andere Mitglieder des es auch möglich unsere ambu- zum jungen Erwachsenen zu Herkunftssystems in die Ent- lanten Dienste in den Hilfepro- vermeiden und mehr Chan- wicklung ihres Kindes einbezo- zess einzubeziehen. Vorrangig cengleichheit herzustellen, sind gen werden. Die pädagogischen bleibt aber die Wohngruppe ein Hilfen für junge Volljährige 18
Die Veränderung der Lebens- phasen des Erwachsenwerdens bis ins 3. Lebensjahrzehnt er- fordert eine neue Definition der damit verbundenen Entwi- cklungs- und Gestaltungsan- forderungen. Dies ist auch im 14. Kinder- und Jugendbericht deutlich herausgearbeitet wor- den und es wird betont, dass wir es eben nicht mit einer zeit- lich verlängerten Jugendpha- se zu tun haben, sondern mit einer eigenen Lebenphase im und für volljährig gewordene und selbständig“ zu werden. Es Übergang. Flüchtlinge um so bedeutungs- ist deshalb auch nicht nachzu- Dabei ist die Gruppe der 20- voller. vollziehen, dass Jugendlichen bis 25-jährigen nicht nur am Im Gegensatz zu Kindern und aus öffentlicher Verantwortung stärksten von Armut betroffen Jugendlichen aus Familien eine kürzere Jugend zugestan- - circa ein Viertel lebt unter- verfügen viele dieser Carelea- den wird als Gleichaltrigen aus halb der Armutsschwelle (siehe ver über wenig stabile soziale Familien. 14. Kinder- und Jugendbericht, Bezüge, ausreichende fami- Vergleichszahlen ergeben, dass S. 187/188) - sondern unterliegt liäre Netzwerke und materiel- junge Menschen im Durch- einem erhöhtem Risiko von le Ressourcen, die durch das schnitt mit 25,5 Jahren aus dem Obdachlosigkeit. Familiensystem in der Regel elterlichen Haushalt ausziehen. Dies bestätigen die Mitarbei- zur Verfügung gestellt werden. Hier kann man sicherlich dem terInnen verschiedener Woh- Zusätzlich entsteht für junge Slogan „25 is the new 18“ fol- nungslosenhilfen explizit, Menschen zwischen 17 und 19 gen, oder anders ausgedrückt in das heißt, bei der überdurch- Jahren eine weitere Erschwer- der Süddeutschen: die 25-jähri- schnittlich großen Gruppe der nis durch die Forderung, mög- gen von heute sind die 18-jähri- 20- bis 25-jährigen Wohnungs- lichst frühzeitig „erwachsen gen von gestern. losen ist ein überproportionaler 19
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Anteil in (zeitweiliger) Fremd- Stiefkind der Jugendhilfe sein. auch die Ergebnisse zur Care- erziehung aufgewachsen. Bei Sie unterliegen nicht selten re- leaver-Forschung der IGFH). diesen jungen Menschen sind gionalen Disparitäten. Die Hil- Diesen Anspruch wollen wir die Übergänge deutlich nicht febedingungen sind und waren mit weiteren Brücke-Projek- gelungen. Auch die BAG Woh- zum Beispiel in Witten immer ten verfolgen. Somit entstehen nungslosenhilfe stellt fest: gegeben. Angebote, die sowohl bedarfs- „Je jünger die Kinder- und Ju- Junge Volljährige erhalten gerechte Hilfen im Einzelfall gendlichen sind, die auf der Unterstützung, die allerdings leisten können, als auch durch Straße leben, desto mehr über- durch strukturelle Engführung Gruppenarbeit die Isolierung wiegt der Anteil der Mädchen.“ formalisiert sind und manch- des Einzelfalls überwindet und (Bundesarbeitsgemeinschaft mal die Hilfen in Art und Um- Ressourcen gegenseitiger Un- Wohnungslosenhilfe, Statistik- fang im Einzelfall aus den Au- terstützung von Careleavern bericht 2012). gen verlieren. ermöglichen. Zusammenfassend kann man Wir wollen helfen, die Über- feststellen, dass an die Selbst- Hilfestrukturen schaffen gänge aus der Jugendhilfe in ständigkeitsentwicklung von Was wir dringend brauchen, selbständige Wohn- und Le- jungen Menschen, die in öf- ist eine Struktur mit einem bensformen zu optimieren. fentlicher Verantwortung groß Konzept niederschwelliger, Dabei dürfen nicht alle jungen werden, enorme Anforderun- sozialräumlicher und lebens- Menschen nach einem ein- gen gestellt werden. In der Re- weltnaher Angebote in einem heitlichen Schema in einen gel müssen sie sich sieben Jahre verlässlichen Rahmen. Dann „Topf der Verselbständigung“ eher „verselbständigen“, meist können die jungen Menschen gesteckt werden, sondern die ohne die familiären Unterstüt- die Strukturen mit ihren Unter- Unterstützungsleistungen sind zungsleistungen und oftmals stützungsangeboten nutzen, bedarfsorientiert, individuell mit deutlich schlechteren Zu- wenn sie sie tatsächlich benöti- ausgerichtet und flexibel orga- gangsvoraussetzungen zum gen. Dabei geht es nicht um die nisiert. Eine ressourcenerkun- Arbeitsmarkt als ihre gleichalt- umfangreiche Hilfe an sich, die dene und ressourcennutzende rigen Peers in den Familien. ständig zur Verfügung steht. Suchhaltung ist Bestandteil der Junge Volljährige, die aus der Oftmals reicht die Möglich- professionellen Gestaltung der Jugendhilfe kommen (sog. keit, jemanden bei Problemen Betreuungsverläufe. Careleaver) dürfen nicht das ansprechen zu können (siehe Careleaver-Treff`s in den Brü- 21
cke-Projekten können Orte der beitsaufgaben, die Arbeit im Ämtern, Schulen, Gerich- niederschwelligen aber verläss- Sozialraum nachhaltig sichern ten, AnwältInnen, ÄrztInnen, lichen Hilfestellung sein. Orte, und „Doppelstrukturen“ ver- TherapeutInnen, Vereinen, Ge- an welchen es vorrangig um die meiden. meinden und weiteren Trägern Balance zwischen Autonomie Die Beteiligung an themen- vor Ort. und Abhängigkeit, zwischen orientierten Netzwerken im Es bestehen Kontakte zu den sozialen Kontakten und Eigen- Jugendamt, im Gesundheits- örtlich zuständigen Kinder- initiative, zwischen Hilfeange- amt, bei den Arbeitsämtern, und weiteren FachärztInnen, boten und Selbstständigkeit, der Jugendberufshilfe oder der zu Kinder- und Jugendpsychi- geht. Jugendhilfe im Strafverfahren atrien. Diese Zusammenarbeit ist dringend erforderlich, um ist insbesondere im Rahmen Hilfeübergänge abzusichern von Hilfestellungen für trau- und zu erleichtern. Auch gute matisierte Kinder und Jugend- 8. Vernetzung und Kontakte zu Wohnungsbau- liche verbindlich geregelt. Ins- Kooperation gesellschaften und zu Haus- gesamt sind wir bestrebt, eine verwaltungen können bei der gemeinwesenorientierten An- Fallunspezifische Arbeit ist gegenwärtigen Knappheit von satz stärker hervorzuheben und neben den fallspezifischen Wohnungen sinnvoll sein. Hier zu unterstützen. und fallübergreifenden Hilfe- können wir als Träger recht settings ein gleichberechtigter gute Ressourcen vorweisen und methodischer Baustein sozial- hoffen auch, neue Kommuni- 9. Therapeutische räumlich orientierter Jugend- kationswege im Sozialraum er- hilfe. Dies erfordert Kenntnisse schließen zu können. und weitere Zu- und Wissen über Ressourcen, Ein Austausch klientInnenbe- satzleistungen Kontakte zu „Schlüsselperso- zogener Ressourcen sowie eine nen“ und Mitwirkung in sozial- optimierte Anwendung derer, Zusätzliche therapeutische räumlich relevanten Arbeits- können im Ergebnis zu einer Einzelleistungen werden aus- gruppen und Organisationen. gewinnbringenden Anlaufstelle schließlich im Sozialraum bei Vernetzung und Kooperation für junge Erwachsene verhelfen niedergelassenen Therapeu- sind somit wirkungsvolle Ar- (siehe Careleaver-Ansatz). tInnen, Kinder- und Jugend- Das Team ist vernetzt mit psychiaterInnen oder den ent- 22
sprechenden Fachkliniken fährdung durch Selbst- angefordert. Die Einrichtung und Fremdverletzun- hält keine gruppenübergreifen- gen - nicht möglich den therapeutischen Angebote sein, streben wir eine vor, sowohl besteht die Mög- Zusammenarbeit mit lichkeit, MitarbeiterInnen mit den zuständigen Not- psychologischen Ausbildungen fallkliniken an. zu Rate zu ziehen. Insgesamt sehen wir die päd- agogische Arbeit im Rahmen des Kinder- und Jugendhilfege- setztes als wesentliches Merk- mal sozialer Arbeit an. Im täg- lichen Zusammenleben in den verschiedenen Wohngruppen und Wohnformen geht es pri- mär um eine vertrauensvolle Umgehensweise miteinander. Beziehungsaufbau und Be- ziehungsgestaltung die empa- thisch die Interessen, Wünsche und Ziele der Menschen ernst nimmt, entwickelt mit den jungen Menschen eine Bereit- schaft geplante therapeutische Leistungen in Anspruch zu nehmen. In Krisensituationen versuchen wir vorrangig Inter- ventionen mit eigenen Mitteln und Ressourcen zu lösen. Sollte dies - auch wegen extremer Ge- 23
vival Outdoor Camp Klitten projekt angeboten, bei dem Sachsen) bietet ein ca. fünftägi- interessierte Jugendliche aus 10. Ferien- und ges Auszeitprojekt in den Wäl- den örtlichen Wohngruppen Freizeitmaßnah- dern der Lausitz (siehe Konzept teilnehmen. Das Angebot steht SOCKS). auch ehemaligen BewohnerIn- men Gewünscht und gefördert wer- nen offen. „Mentorentage“ den sogenannte Mentorentage (BezugserzieherInnen), bei Besondere Ferien- und denen die jugendlichen Be- 11. KlientInnen- wohnerInnen mit ihren Mento- Freizeitmaßnahmen rInnen Aktivitäten gemeinsam bezogene Verwal- Neben den mittelfristig ge- planten gemeinsamen Ferien- planen und durchführen. Diese tungsleistungen sollten auch Übernachtungen fahrten sind auch sogenannte beinhalten. Die einzelnen Standorte erhal- „Auszeitprojekte“ Bestandteil Hiermit möchten wir allen ten ein Budget, das über unsere der Konzeption. Dies beinhal- BewohnerInnen die Möglich- Verwaltung abgerechnet und tet als Unterbrechung einer keit bieten, im „Face-to-Face“- überprüft wird. Die Dokumen- krisenhaft verlaufenden Maß- Kontakt gemeinsam mit den tation der Leistung obliegt den nahme „Auszeiten“ in einem MentorInnen Spaß zu haben, MentorInnen (Bezugserzieh- ländlichen Projekt in Sachsen kulturelle Events zu genießen erInnen) „vor Ort“ und wird sowie ein „Survival Camp“. Es oder fremde Städte oder Orte durch die Verwaltung in die gibt einzelne MitarbeiterInnen, kennenzulernen. Dies ist für Zentralakten eingepflegt. die sich zu solchen Projekten die Kinder, Jugendlichen und zeitlich befristet zur Verfügung jungen Volljährigen auch eine BewohnerInnenbezogene stellen und auch schon durch Möglichkeit außerhalb des Verwaltungsleistungen vorherige Auszeitmaßnahmen Wohngruppenkontextes mit Wir sind nach dem Konzept der und in erlebnispädagogischen den MentorInnen wichtige Lebenswelt bzw. Alltagsorien- Projekten Erfahrungen gesam- Themen zu besprechen. tierung (siehe Hans Thiersch) melt haben. Regelmäßig wird ein Fußball- bestrebt, die Versorgung der Unser SOCKS-Projekt (Sur- 24
BewohnerInnen und die Erhal- die einzelnen MitarbeiterInnen waltungsleitung auch interne tung/Pflege der Einrichtung de- in den Bereichen, durch ge- ausgebildete und ein externer zentral vor Ort sicherzustellen. schulte MitarbeiterInnen der ausgebildeter Datenschutzbe- Dazu erhalten die Teams ein Verwaltung für die Nutzung auftragte/r angehören. Budget (Wirtschaftsgeld), das elektronischer Kommunika- sich auf der Grundlage der tionswege (Office 365 von Mic- Sachkostenentgelte berechnet. rosoft) aus- und weitergebildet. Die Zahlungen werden wö- Selbstverständlich werden alle chentlich mit unserer Verwal- Daten gemäß der Datenschutz- tung abgerechnet und über- verordnung genutzt. Dies wird prüft. auch durch eine Arbeitsgrup- Die Dokumentation der Leis- pe „Datenschutz“ der Einrich- tungen durch monatliche Be- tung gesichert, der neben der richte, Tischvorlagen für Hilfe- Geschäftsführung und Ver- pläne, Protokolle von Vorkommnis- sen usw. obliegt den MitarbeiterIn- nen vor Ort. Die Dokumen- tationen werden von der zuständi- gen Sachgebietslei- tungen gesammelt und in der Haupt- verwaltung in die Zentralakten ein- gepflegt. Weiterhin werden 25
B QUALITÄTSENTWICKLUNG Die Qualitäten und Standards unserer Wohn- 5. Hilfeplanung nach SGB VIII gruppenarbeit basieren wesentlich auf den Struk- 6. Aufnahmeverfahren als Schlüsselprozess turmaximen des 8. Kinder- und Jugendberichts, 7. Junge Volljährige/Careleaver Bericht über die Bestrebungen und Leistungen 8. Sozialraumorientierung als sozialpädagogi- der Jugendhilfe vom 6. März 1990 und trauma- sches Konzept pädagogischem Wissen und der damit verbunde- 9. Lebensweltorientierung/Alltagsorientierung nen Grundhaltung. Dies manifestiert sich in un- 10. Trauma und Bindung serem Leistungskreis. Unsere Qualitäten sichern 11. Erziehung zur Freiheit? und entwickeln wir durch folgende institutiona- 12. Professionalität – was ist das? lisierte Maßnahmen und Angebote: II. Traumaberaterische Ausbildung aller I. Themenbezogene Workshops als inter- MitarbeiterInnen ne Fortbildung Zur Vertiefung unseres Schwerpunktes „Trauma- Wir bieten für MitarbeiterInnen ohne oder mit pädagogische Unterstützung und Beratung“ ha- wenig Jugendhilfeerfahrung jährlich zwölf Ta- ben wir ein 10-tägiges Fortbildungskonzept zum/ gesveranstaltungen in Form von Workshops an. zur „FLOW – TraumaberaterIn“ entwickelt. Das Unsere JahrespraktikantInnen im Anerken- Pilotprojekt ist in 2018/2019 erfolgreich gestar- nungsjahr zu ErzieherInnen (30 bis 40 Personen tet und die ersten 50 „FLOW-BeraterInnen“ sind per anno) nutzen diese Angebote gerne und sind ausgebildet. Ein zweiter Kurs beginnt im Mitte gefordert, mindestens acht Veranstaltungen zu 2019, der dritte im Oktober 2019. belegen. Ziel ist es, dass alle MitarbeiterInnen diese 10-tä- Folgende Themen werden dabei mit ReferentIn- gige Ausbildung besuchen, in der alle relevanten nen der Einrichtung und externen DozentInnen Themen der Traumapädagogik bearbeitet und in bearbeitet: Fallwerkstätten alternative Handlungsmuster er- 1. Geschichte der Jugendhilfe arbeitet werden. 2. Recht und Jugendhilfe Unterstützt werden unsere internen Referent- 3. Kindeswohl und Kinderschutz Innen durch die Fachhochschule Dortmund, 4. Flexible Erziehungshilfen Frau Prof. Dr. Katja Nowacki, MitarbeiterInnen 26
III. Forschungsprojekte werden 2019 ebenfalls im Lam- Zur Entwicklung, Reflexion bertus Verlag erscheinen. und Evaluation von themen- Gegenwärtig sind wir am For- TRAUMAPÄDAGOGISCHE STANDARDS bezogenen Handlungsfeldern schungsprojekt „Jumen“ zur und Schlüsselprozessen initiiert sexuellen Orientierung junger FORTBILDUNGSUNTERLAGEN unser Träger wissenschaftliche Menschen beteiligt. 2019 Forschungsprojekte, deren Er- gebnisse nicht nur den Mitar- beiterInnen der Einrichtung, IV. Weiterbildungsangebo- sondern auch anderen Fach- te durch kooperierende In- kräften zur Verfügung gestellt stitute werden. Dies geschieht durch Wir bieten MitarbeiterInnen gemeinsame Inhouseveranstal- die Möglichkeit, sich durch tungen. Zusatzausbildungen weiterzu- Die Ergebnisse des Forschungs- bilden. Dies gestattet unserer projektes „Aufnahmeprozesse“ Organisation weitere Kompe- sind in 2014 veröffentlicht wor- tenzen in das tägliche Arbeits- Die Materialien unserer Fortbildun- gen zum Traumaberater werden für den (Hrg. Nowacki: Die Neu- feld einzusetzen. Die gesamten alle MitarbeiterInnen in den Gruppen aufnahmen in der stationären Fortbildungskosten werden bereitgestellt Jugendhilfe, Lambertus Verlag, vom Träger übernommen. 2014). Insgesamt sind schon zwölf der Kinder- und Jugendlichen- Das wissenschaftliche Begleit- MitarbeiterInnen beim Institut psychotherapeutischen Praxis projekt zu dem Aufgabenfeld für Konfrontative Pädagogik in „Baumhaus“ aus Bochum, Lei- der Arbeit mit minderjährigen Frankfurt am Main zu Anti-Ag- tungskräfte der Jugendhilfe St. unbegleiteten Flüchtlingen ist gressivitäts- bzw. Coolnesstrai- Mauritz aus Münster und Mit- abgeschlossen. Daran haben nerInnen® ausgebildet worden, arbeiterInnen der Organisation die vier Kommunen Bottrop, zwei weitere sind gegenwärtig „Risk Kid e.V.“. Essen, Herten und Witten aktiv in der Ausbildung. teilgenommen. Die Ergebnisse Weiterhin nutzen besonders 27
MitarbeiterInnen in der flexiblen, ambulanten VI. Handeln ohne Spitzenverband der Jugendhilfe das Angebot zur Ausbildung zum/ Freien Wohlfahrtspflege zur „Systemischen FamilienberaterIn“ und zum Die GesellschafterInnen der Kinder- und Ju- „Marte-Meo-Coach“ beim ifs in Essen. gendhilfe FLOW haben sich bei der Gründung Leitungen auf Projekt- und Teamebene werden ihrer gemeinnützigen GmbH am 01.10.1995 da- u.a. durch die vierteilige Ausbildung „Lust an rauf verständigt, sich keinem der traditionellen Leitung“ durch die „Internationale Gesellschaft Spitzenverbände der freien Wohlfahrtsverbände für Erzieherische Hilfen“ (IGFH) auf ihre neue anzuschließen. Aufgabe vorbereitet. Dabei tragen uns folgende Gründe und Motive: Weitere Fortbildungsangebote insbesondere durch die Landschaftsverbände LWL und LVR, 1. Wir wollen unseren Weg einer verantwor- sowie dem Sächsischen Staatsministerium und tungsvollen Jugendhilfe möglichst autonom dem deutschen Kinderschutzbund/BIS nehmen bestreiten. wir gerne in Anspruch. 2. Dazu gehört ein liberales und weltoffenes Selbstverständnis, dass allen Menschen die Möglichkeit bietet, auf der Ebene unserer V. Themenvertiefung durch Sachgebiets- Leitideen mitzuwirken. leitungen 3. Religiöse Haltungen oder verwirklichte Le- Zur weiteren Qualifizierung unserer Arbeit ha- bensformen spielen dabei keine Rolle für uns ben sich unsere Sachgebietsleitungen auf meh- und obliegen ausschließlich den handelnden rere Themenfelder verständigt, in denen sie sich Menschen. weiterbilden und diese Kenntnisse der gesamten 4. Wir lösen uns von moralisch verfestigten Be- Organisation zur Verfügung stellen. Dies sind im wertungsmodellen. Einzelnen folgende Themen: 5. Wir haben nicht primär die Absicht, Men- • Wohngruppenarbeit schen zu verändern, sondern wollen mithel- • Jugendliche und junge Volljährige fen, ihre Lebensbedingungen zu verbessern. • Kindeswohl und Kinderschutz 6. Transparente Kommunikationen schaffen • Kooperation und Vernetzung kulturelle Identitäten. Wir verstehen deshalb • Beteiligung und Prävention unsere verschiedenen Projekte im stationären • Gewaltschutz wie auch im ambulanten Bereich als Kultu- ren, die immer unterschiedlich nach eigenen 28
Regeln funktionieren (Interaktionsmodell). 7. Dies erfordert eine Leitung und Verwaltung, die unterstützend mit möglichst wenigen ge- nerellen (für die Gesamtorganisation gelten- den) Regeln operiert. Dieser Weg erfordert Anstrengungen. Wichtige Informationen erreichen wir durch die Bereit- stellung von Fachliteratur. Gleichzeitig haben wir uns in unserem Gründungsjahr der „Inter- nationalen Gesellschaft für erzieherische Hilfen (IGFH)“ mit Sitz in Frankfurt am Main ange- schlossen. Wir nutzen die Medien, Workshops und Fortbildungsangebote. Mit diesem innovati- ven und fortschrittlichen Verband haben wir die meisten inhaltlichen Übereinstimmungen. Wir bieten aber auch durch unsere eigenen Me- dien größtmögliche Transparenz, zum Beispiel durch unsere eigene Zeitschrift „FLOWREA- DER“, unsere Internetpräsenz www.kjh-flow.de und das Informationsangebot im Intranet, das für alle MitarbeiterInnen zur Verfügung steht. Dies alles hat für uns eine besondere Qualität, die wir uns erhalten möchten. 29
C UNSERE STATIONÄREN WOHNANGEBOTE 34eu6ungs- r Bet lätze p 30
42 Wo pro hn- jek te 31
ÜBERSICHT STATIONÄRER WOHNANGEBOTE KSH FLOW Bottrop (7 Plätze) Datteln (7 Plätze) Witten (7 Plätze) IuC FLOW Bottrop (8 Plätze) Gelsenkirchen (8 Plätze) Warteraum FLOW Bottrop (10 Plätze) KWG FLOW Essen (4 Plätze) Dorsten (5 Plätze) Klitten (5 Plätze) Witten (5 Plätze) IWG+ FLOW Ahaus (6 Plätze) Castrop (6 Plätze) Herten (6 Plätze) Witten (6 Plätze) Erkenschwick (6 Plätze) IWG FLOW Duisburg (7 Plätze) Gladbeck (7 Plätze) 32
Bottrop (9 Plätze) WG FLOW Erkenschwick (9 Plätze) Gelsenkirchen (9 Plätze) Haltern (9 Plätze) Olfen (9 Plätze) Recklinghausen (9 Plätze) Witten-Bommern (9 Plätze) Witten-Herbede (9 Plätze) WG IStaFa FLOW Olfen (9 Plätze) WV FLOW Bottrop (9 Plätze) Duisburg (9 Plätze) Herten (9 Plätze) Marl (9 Plätze) Witten (9 Plätze) Essen (10 Plätze + 2 IOB) Brücke JuWo FLOW Bottrop Essen Herten Witten Erkenschwick Gelsenkirchen (ca. 70 Plätze) MuKi FLOW Herten (18 Plätze) Bottrop (10 Plätze) MuKi+ FLOW Bottrop (12 Plätze) 33
C LEISTUNGSBESCHREIBUNGEN DER STATIONÄREN ANG 1. Kinderschutzhäuser in Bottrop, Datteln und Witten Leistungsprofil in der Übersicht KSH FLOW Bottrop (7 Plätze) KSH FLOW Datteln (7 Plätze) KSH FLOW Witten (7 Plätze) Bereitschaftsnotruf: 0163 4118161 Leistungsform: Alle drei Kinderschutzhäuser (KSH) sind in ihrer Grundstruktur und ihrem Leistungsspektrum identisch aufgebaut und ausgestattet. Die KSH in Bottrop und Datteln nehmen Kinder bis 12 Jahren auf, das KSH Witten von 6 Jahren bis 12 Jahre. Zusatzkräfte: Pflegerisches Personal steht zur Verfügung. In je- Anzahl der Plätze: dem KSH sind Kinderkrankenschwestern, Haus- Die KSH verfügen über jeweils 7 Plätze, Ge- wirtschaftskräfte und zusätzliche Fahrdienste schwisteraufnahmen in großen Kinderzimmern vorhanden. sind mit Genehmigung der Landesjugendämter möglich. Qualifikationen: Das Team setzt sich aus pädagogischen Fach- Betreuungsdichte: kräften mit unterschiedlichen Schwerpunkten Es sind für die KSH jeweils 7 Vollzeitstellen pä- zusammen. Neben einer regelmäßigen Supervi- dagogischer MitarbeiterInnen vorgesehen, die sion erhalten alle Teammitglieder eine begleiten- Betreuungsdichte beträgt 1:1,00. Im Betreuungs- de Reflexion durch die zuständigen Sachgebiets- schlüssel ist das systematische Rückkehrmanage- leitungen. ment einbezogen. 34
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