Est. 1995 KONZEPTION FLOW | 2020/2021 - FLOW - Kinder- und Jugendhilfe

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Est. 1995 KONZEPTION FLOW | 2020/2021 - FLOW - Kinder- und Jugendhilfe
est. 1995

KONZEPTION FLOW | 2020/2021
Leistungsbeschreibung |Qualitätsentwicklungsbeschreibung | Entgeltvereinbarung
der Kinder- und Jugendhilfe FLOW gGmbH
Est. 1995 KONZEPTION FLOW | 2020/2021 - FLOW - Kinder- und Jugendhilfe
INHALTSVERZEICHNIS
A     Leitideen und Qualitätsbausteine zu allen Leistungen im stationären Bereich ..... 6
1.    Trägervorstellungen mit Leitbildern und Grundverständnis ..... 6
2.    Grundhaltungen einer alltags-, sozialraum- und ressourcenorientierten Wohngruppenpädagogik ..... 7

2.1   Allgemeines
2.2   Alltagsgestaltung mit milieupädagogischen Ansätzen ..... 8
2.3   Schulische/berufliche Förderung ..... 9
2.4   Alltagsgestaltung mit milieutherapeutischen/milieupädagogischen Ansätzen ..... 10
2.5   Traumapädagogik: Grundhaltungen und Wissen für den Alltag in Wohngruppen ..... 11

3.    Leistungen in den Wohngruppenangeboten ..... 12
4.    Beschwerdeverfahren und Krisenmanagement ..... 14
5.    Exkurs 1. Kinderschutz ..... 15
6.    Exkurs 2. Elternarbeit ..... 18
7.    Exkurs 3. Careleaver.....18
8.    Vernetzung und Kooperation..... 22
9.    Therapeutische und weitere Zusatzleistungen ..... 22
10.   Ferien und Freizeitmaßnahmen „Mentorentage“ ..... 24
11.   KlientInnenbezogene Verwaltungsleistungen ..... 24

B     Qualitätsentwicklung ..... 26

C     Leistungsbeschreibungen der stationären Angebote - Übersicht aller Angebote ..... 32
1.    Kinderschutzhäuser in Bottrop, Datteln und Witten ..... 34
2.    Inobhutnahme und Clearing für Jugendliche in Bottrop und Gelsenkirchen ..... 40
3.    Warteraum - niedrigschwelliges Angebot in Bottrop ...... 45
4.    Kleinstwohngruppen in Essen, Dorsten, Klitten und Witten ...... 54
5.    Intensivwohngruppen plus in Ahaus, Castrop-Rauxel, Witten, Herten und
      Oer-Erkenschwick ...... 56
6.    Intensivwohngruppen in Duisburg und Gladbeck ..... 58
7.    Regelwohngruppen in Bottrop, Oer-Erkenschwick, Gelsenkirchen, Haltern am See,
      Olfen, Recklinghausen und Witten .....60
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8.    Wohnverbünde für Jugendliche in Bottrop, Essen, Herten, Marl und Witten .....63
9.    JuWo – Jugendwohnen in „Brücke Projekten“
      in Bottrop, Oer-Erkenschwick, Essen, Gelsenkirchen, Herten und Witten ..... 66
10.   „Mutter- (Vater-) Kind“-Wohnen: MuKis in Bottrop und Herten ..... 70
11.   Sonderprojekte: Jugendwohnungen und Familiennotwohnungen ..... 72
12.    Veranstaltungsplanung,Öffentlichkeitsarbeit und Akquisedienste ..... 74
13.   Instandhaltungen, Ausbildungsförderung, handwerkliche Praktika ..... 74

D     Ambulante Hilfeleistungen ..... 76
1.    Flexible Individuelle Tagesbetreuung (FIT-Programm) ..... 78
2.    Organisierte Familien-Trainings (OFT) ..... 80
3.    Sozialpädagogisch betreutes Wohnen (SBW) ..... 81
4.    Begleiteter Umgang (BU) ..... 83
5.    Gewaltschutzleistungen: AAT®/CT® als ambulante Zusatz- oder Sonderleistungen ..... 85
6.    Präventivleistungen: Realcare®-„Babybedenkzeit“-Projekt im Rahmen früher Hilfen ..... 85
7.    Kinderschutzleistungen: Beratung durch zertfizierte Kinderschutzfachräfte ..... 87
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A UNSERE LEITIDEEN & QUALITÄTSBAUSTEINE

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A LEITIDEEN UND QUALITÄTSBAUSTEINE ZU ALLEN LEIS

    1. Trägervorstellungen                               in verschiedenen Regionen tätig. Die Teams
                                                         entscheiden im Wesentlichen auf der Grund-
                                                         lage ihrer Bedingungen und sind vernetzt mit
    Leitbild – Leitgedanken                              Ämtern, schulen und weiteren Trägern vor
    Die folgenden Leitgedanken gelten als Grundla-       Ort.
    ge für die Gesamteinrichtung und sind somit für    • Wir bemühen uns um eine transparente und
    alle Bereiche in den verschiedenen Regionen und      faire Organisationskultur.
    Bundesländern gültig:                              • Wir organisieren unsere Leistungen flexibel,
    • Zentrales Ziel unserer Arbeit ist es, an der       das heißt die Organisation passt sich den jun-
         Verbesserung der Lebensbedingungen von          gen Menschen an (und nicht umgekehrt).
         Kindern, Jugendlichen und deren Familien
         mitzuwirken.                                  (Trauma-) pädagogisches Grundverständ-
    • Unsere Unterstützungsangebote richten sich
                                                       nis - Grundannahmen
         nach dem Willen und den Zielen der Men-
                                                       •   Wir achten und schätzen Menschen in unter-
         schen. Sie sind stets und konsequent zu be-
                                                           schiedlichen Lebenslagen. Wir respektieren
         teiligen. Maßnahmen gegen den Willen der
                                                           ihre individuellen Problemlösungsstrategien.
         Menschen sind nur zur Abwehr von Gefah-
                                                       •   Nicht die Menschen sind defizitär, sondern
         ren zulässig.
                                                           die Bedingungen, unter denen sie ihre Le-
    • Die Hilfen sind in den Alltag und den Le-
                                                           bensplanung verwirklichen.
         bensräumen der Menschen eingebunden.
                                                       •   Gleichzeitig setzen wir uns engagiert für den
         Sie nutzen die vorhandenen Ressourcen und
                                                           Schutz der jungen Menschen ein (Kinder-
         beteiligen sich an der Entwicklung weiterer
                                                           schutz).
         Möglichkeiten.
                                                       •   Jugendhilfe steht zu jeder Zeit im Kontext ge-
    • Wir fassen soziale Probleme als vieldeutig
                                                           sellschaftlicher Zusammenhänge, basiert auf
         und komplex auf. Wir sind dabei sensibel im
                                                           differenzierten Interessen und Erwartungen
         Umgang mit unserer Ungewissheit und er-
                                                           auf unterschiedlichen Machtebenen.
         kennen, dass ohne Verstehen sinnvolles Han-
                                                       •   Wir gehen davon aus, dass die Menschen
         deln nicht möglich ist.
                                                           ein Interesse an einem konfliktfreien Leben
    • Unsere Einrichtung ist konsequent dezentral
                                                           haben. Wir fördern die Gestaltung eines ge-
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STUNGEN IM STATIONÄREN BEREICH

                                                      2. Grundhaltungen einer all-
                                                      tags-, sozialraum- und res-
                                                      sourcenorientierten Wohn-
                                                      gruppenpädagogik
                                                      Die Gruppe ist Herausforderung, Übungsfeld
                                                      und Rückhalt

                                                      2.1 Allgemeines
                                                      Wohngruppen sollen Kindern, Jugendlichen
                                                      und jungen Volljährigen ein Lebensfeld bieten,
                                                      das sich durch Kontinuität der Beziehungsper-
                                                      sonen auszeichnet, ohne die Stellung einer El-
       lingenden Alltags und die Entwicklung von      tern-Kind-Beziehung einzunehmen.
       Zukunftsperspektiven für Kinder und Ju-        Die Qualität des Angebots konkretisiert sich
       gendliche.                                     im Wesentlichen durch ein multiprofessionelles
   • Wir unterstützen und beraten Menschen, for-      Team mit ausgeprägter partizipativer Grundhal-
       dern und fördern Beteiligung.                  tung. Der Anspruch, den jungen Menschen för-
   • Die Erforschung von weiteren Ressourcen          derliche Lern- und Sozialisationsbedingungen
       und die Integration in das soziale Gemeinwe-   zu bieten, ist Motivation aller PädagogInnen im
       sen ermutigen zur Übernahme von Verant-        Team.
       wortung und entwickeln Selbstidentität.        Die pädagogische Arbeit des Personals ist konti-
   Die gesamte Arbeit innerhalb der Einrichtung       nuierlich durch eine empathische, transparente,
   richtet sich nach den Grundsätzen:                 kongruente und wertschätzende Grundhaltung
   F       lexibel,                                   geprägt.
   L       ebensweltorientiert,                       Orientierung an feste Bezugspersonen fördert
   O       ffen,                                      den Aufbau tragfähiger Beziehungsmuster und
   W       ertschätzend.                              die Orientierung an erwachsenen Leitbildern. Sie
                                                                                                         7
trägt zur Akzeptanz der gesellschaftlich relevan-    namiken und Krisen. Dazu gehört, sich sensibel
    ten Werte und Normen bei und fördert nicht nur       den Traumaerfahrungen der Jugendlichen zu nä-
    das gegenseitige Vertrauen, sondern entwickelt       hern, sie zu verstehen und sie in ihrem „So-sein“
    Stabilität und Selbsterfahrung.                      zu akzeptieren.
                                                         In den Wohnungen haben die Jugendlichen die
    2.2 Alltagsgestaltung mit milieupädago-              Möglichkeit, sich an der individuellen räumli-
    gischen Ansätzen                                     chen Gestaltung und Ausstattung zu beteiligen.
    Kontinuität und konsequente Beziehungsarbeit         Außerdem ist es auch möglich, einzelne lieb-
    sind Grundlage eines möglivhst gelingenden All-      gewonnene Möbelstücke oder andere Einrich-
    tags. Aufgabe aller Beteiligten ist die Gestaltung   tungsgegenstände mitzunehmen.
    eines „gelingenden Alltags“ (nach Hans Thiersch)     Die BewohnerInnen sollen unter pädagogischer
    durch die Bereitstellung von Leistungen, die sich    Anleitung eigenverantwortlich ihre Versorgung
    an der Lebenswelt orientieren und den Willen         sicherstellen. Dazu zählen Einkäufe und Arbei-
    sowie die Wünsche der beteiligten Kinder und         ten im pflegerisch-hauswirtschaftlichen Bereich,
    Jugendlichen aufgreifen.                             das Waschen der persönlichen Wäsche, Körper-
    Somit bietet die Gruppe ein soziales Lern- und       pflege, die Zubereitung von Mahlzeiten und das
    Übungsfeld. Die BewohnerInnen werden in den          Säubern der eigenen Wohnung.
    Alltag altersgemäß an allen Entscheidungen be-       Freizeitangebote innerhalb der Wohngruppen
    teiligt. Regelmäßige (wöchentliche) Gruppenge-       sind ein gemeinsamer Entscheidungsprozess.
    spräche greifen aktuelle Themen und Wünsche          Gewünscht und gefördert ist die regelmäßige
    der Bewohner auf. Dabei geht es um die Gestal-       Teilnahme an Vereinsaktivitäten. Eine bedarfs-
    tung von Lebenswelten und auch um einen Ab-          orientierte Eingewöhnung mit Begleitung durch
    schied vom „besserwissenden“ Expertentum bei         die pädagogischen Fachkräfte ist durch den Per-
    der Entwicklung von Perspektivgestaltungen.          sonalschlüssel gegeben.
    Beziehungsarbeit als wesentliches Angebot muss       Es findet regelmäßig ein offenes Fußballangebot
    aber immer einhergehen mit professionellem           statt, bei dem das gemeinsame Erleben und die
    Wissen über Folgen traumatischer Erfahrungen         Vernetzung mit anderen Sportlern im Vorder-
    und möglicher Störungsbilder, mit ihrer Entste-      grund stehen.
    hung und ihren Auswirkungen.                         Schaffung von Voraussetzungen für eine körper-
    Dies bedeutet dann auch einen Umgang mit die-        liche gesunde Entwicklung verpflichtet zu regel-
    sen Erfahrungen und Störungsbildern, ihren Dy-       mäßigen Konsultationen bei den entsprechenden
8
Fachmedizinern. Sauberkeit und notwendige
Hygiene werden von den pädagogischen Mitar-
beiterInnen sowohl konkret und direkt gefordert,
bilden aber auch einen Teil einer sich „selbst er-
ziehenden“ sozialen Gruppe. Dabei ist bei den
Anforderungen auf die biographischen Lebens-
läufe Rücksicht zu nehmen.
MitarbeiterInnen ermuntern die BewohnerIn-
nen zur Einübung lebenspraktischer Tätigkeiten,
das heißt sich auszuprobieren und Aufgaben zu
übernehmen. Dabei ist ein „Lernen am Modell“
Voraussetzung zur Entwicklung von Selbstwirk-
samkeit. Auch ist zur Förderung des Sozialver-
haltens neben dem Lernen am Modell die Initi-
ierung von Reflexionsprozessen (Spiegelungen)
notwendig, die das bisherige nicht konsenfähige
Sozialverhalten aufgreifen.

2.3 Schulische/berufliche Förderung
Alle BewohnerInnen werden nach ihrem Einzug
an entsprechenden Schulen, Ausbildungsstätten
etc. angemeldet. Das pädagogische Team fördert
und unterstützt die BewohnerInnen durch Hil-
fe bei den Hausaufgaben und Vorbereitung auf
Klassenarbeiten. Die MentorInnen (Bezugser-
zieherInnen) sind in regelmäßigem Kontakt mit
den LehrerInnen der Jugendlichen und beteiligen
diese auch an der Hilfeplanung unter Berück-
sichtigung datenschutzrechtlicher Bestimmun-
gen. Insgesamt ist die Förderung und Initiierung
sowohl schulsicher als auch lebensweltlicher Bil-
                                                     9
dungsprozesse ein wesentliches       der und Jugendliche noch nicht    Zusammenfassend ist die All-
     Merkmal in der Betreuung, mit        überwinden können oder wol-       tagsgestaltung in ihrer Gesamt-
     dem Ziel, die jungen Menschen        len.                              heit von hoher therapeutischer
     für eine berufliche Tätigkeit oder   Die Wohngruppe und ihre di-       Wirkung. Dabei meint milieu-
     Ausbildung zu qualifizieren.         rekte Umwelt sind durch ihre      therapeutisch eben nicht die
     Der gesamte Maßnahmenverlauf         haltgebenden Strukturquali-       Therapeutisierung des Alltags,
     wird durch die Fachkräfte doku-      täten sowohl therapeutische/      sondern den Einbezug der kon-
     mentiert. Die MitarbeiterInnen       pädagogische als auch soziale     kreten Lebensfelder in seiner
     erhalten durch die Einrichtung       Milieus. Das Milieu entfaltet     Alltäglichkeit.
     Reflexion und externe Supervi-       sich auch in der Gestaltung der   Die Wohngruppe bildet somit
     sion. Die Möglichkeit fachbezo-      Räume, die einen schützenden      ein eigenes Milieu, eine eigene
     gener Fort- und Weiterbildung        Rahmen bilden.                    Kultur mit unterschiedlichen
     ist gegeben und gewünscht.           Das gesamte Handeln erfolgt       Bindungs- und Beziehungsan-
                                          in den „alltagsweltlichen Zu-     geboten. Sie nimmt die Kinder
     2.4 Alltagsgestaltung mit            sammenhängen“ (nach Schütze       und Jugendlichen an, wie sie
     milieutherapeutischen/mi-            1971) zwischen den Bewohner-      sind.
     lieupädagogischen Ansät-             Innen und den BetreuerInnen.      Dabei ist die Bearbeitung all-
     zen                                  Die ständigen Konstruktions-      täglicher Problemlagen auf der
     Therapeutische Milieus im Sinne      und Interaktionsprozesse im       Basis von Anerkennung und
     von Bruno Bettelheim und Fritz       milieupädagogischen Prozess       Wertschätzung auch konfron-
     Redl gehen davon aus, dass alle      der Wohngruppe fordern alle       tativ zu führen, um Lernpro-
     Faktoren in den natürlichen All-     Beteiligten täglich und immer     zesse zu initiieren und Nach-
     tagswelten der Kinder und Ju-        wieder neu. Sie konkretisieren    sozialisation zu fördern. Somit
     gendlichen auch therapeutische,      sich in scheinbar banalen All-    ist Kontinuität und konsequen-
     heilende Wirkungen haben. Dies       tagsituationen z.B. beim Essen,   te Beziehungsarbeit Grundla-
     entlastet spezialisierte externe     beim Aufstehen, beim Schlafen-    ge eines „gelingenden Alltags“
     Hilfen in psychotherapeutischen      gehen oder beim Spielen. Dies     (Thiersch 1993).
     Praxen, ersetzt diese aber nicht.    ermöglicht gerade bei trauma-     Beziehungsarbeit als wesentli-
     Oftmals sind diese Besuche au-       tisierten Kindern einen sanften   ches Angebot muss aber immer
     ßerhalb der vertrauten Lebens-       Weg zur Sozialisierung durch      einhergehen mit professionel-
     welt eine hohe Hürde, die Kin-       die Normalität des Alltags.       lem Wissen über Störungsbil
10
der, mit ihrer Entstehung, mit       unserer MitarbeiterInnen, da      schen anerkennt, die Hilfe und
ihren Auswirkungen und mit           „Traumapädagogik“ leider in       Unterstützung brauchen. Wir
ihren therapeutischen Mög-           der Ausbildung noch nicht den     erkennen ihr Verhalten nicht
lichkeiten. Therapeutisches Mi-      Stellenwert hat, der notwen-      als Angriff auf uns, sondern als
lieu bedeutet dann auch einen        dig wird. Dies zeigt sich auch    Zeichen großer seelischer Not.
Umgang mit diesen Störungs-          in vielen Studien, die belegen,   Unsere Arbeit basiert auf den
bildern, ihren Dynamiken und         dass 60 – 80 % der Kinder in      folgenden acht wesentlichen
Krisen. Dazu gehört, sich sensi-     stationären Jugendhilfemaß-       Grundprämissen der Trauma-
bel den traumatischen und da-        nahmen traumatische Erfah-        pädagogik:
mit belastenden Erfahrungen          rungen mitbringen. Sie haben
der Kinder und Jugendlichen          Missbrauch,      Misshandlung     1. Die Bedeutung der verste-
zu nähern, sie zu verstehen und      und Vernachlässigung erlit-          henden Grundhaltung ver-
sie in ihrer Individualität zu ak-   ten und waren oftmals psychi-        mitteln
zeptieren.                           schen Belastungen ausgesetzt.     2. Das Konzept des möglichst
                                     Dies führt in der Konsequenz         sicheren Ortes umsetzen
2.5      Traumapädagogik:            zu Verhaltensmustern, die nur     3. Die Annahme des guten
Grundhaltungen und Wis-              durch die Kenntnis trauma-           Grundes berücksichtigen
sen für den Alltag in Wohn-          pädagogischer Kenntnisse und      4. Durch positive Interaktion
gruppen                              damit unter einer verstehenden       Beziehungsaufbau verwirk-
                                     Grundhaltung      aufgearbeitet      lichen
„Haltung ist eine kleine Sa-         können. Mangelnde Kenntnis-       5. Das Selbstbild und die
che, die einen großen Unter-         se zeigen sich dann in kontra-       Selbstwirksamkeit stärken
schied macht“                        produktiven „Machtkämpfen“        6. Beteiligung ermöglichen
(Winston Churchill)                  mit Kindern und Jugendlichen,        und Hilfeplanung partizi-
                                     dem verzweifelten Versuch um         pativ gestalten
Ein besonderer Schwerpunkt           jeden Preis Regeln durchzu-       7. Transparenz erzeugen und
unserer Arbeit liegt im trau-        setzen und Grenzen zu ziehen.        den Umgang mit Regeln re-
masensiblen Handeln auf der          Wir setzen dagegen unser trau-       flektieren
Grundlage einer verstehenden         mapädagogisches Konzept, das      8. Die Vermeidung von Ab-
Grundhaltung. Dies erfordert         die seelisch verwundeten Kin-        brüchen möglichst realisie-
eine umfassende Weiterbildung        der und Jugendlichen als Men-        ren
                                                                                                          11
3. Leistungen in den Wohn-                        Auf der Grundlage unserer theoretischen Kon-
                                                       zepte einer Alltags- bzw. Lebensweltorientierung
     gruppenangeboten                                  und den Erkenntnissen des 8. Jugendhilfebe-
                                                       richts, vermeiden wir Spezialisierung in vorge-
     Leistungen                                        haltenen Gruppenarrangements.
     •   empathischer und respektvoller Umgang,        Wir fühlen uns verpflichtet, jugendliche UMF
     •   vorschulische und schulische Förderung,       nicht in dafür entwickelten Sondergruppen zu
     •   Gesundheitsvorsorge und zeitnahe Versor-      betreuen, sondern diese an die Lebenswelten
         gung im Krankheitsfall,                       von Jugendlichen anzukoppeln, aber unter Be-
     •   Integration und Einbindung in den Sozial-     rücksichtigung ihrer besonderen Sozialisations-
         raum,                                         erfahrungen.
     •   Unterstützung beim Freizeitverhalten (auch    Unsere Erfahrungen zeigen, dass dadurch Ver-
         durch Vereinszugehörigkeiten)                 ständnis und Toleranz als zwei entscheidende
     •   Förderung lebenspraktischer Fähigkeiten,      Haltungen für ein soziales und friedvolles Zu-
     •    Dokumentation des Betreuungsverlaufs,        sammenleben zunehmen.
     •   Zusammenarbeit mit den beteiligten Syste-     Unsere Wohnprojekte sind inmitten dicht be-
         men,                                          bauter Ruhrgebietsstadtteile. Somit sind (nicht
     •   Reflexion, Supervision und Fortbildung für    nur) die UMF gefordert, sich einzubringen und
         MitarbeiterInnen.                             zu orientieren und nicht isoliert außerhalb „auf
                                                       der grünen Wiese“ in Sammelunterkünften un-
     Die effektive und langfristige erfolgreiche Be-   tergebracht.
     treuung und Integration ist für uns eine stete    Diese Betreuungsform fördert auch das Ver-
     Herausforderung in der täglichen Arbeit. Dies     ständnis für junge Flüchtlinge in der Öffentlich-
     gilt besonders für die jungen Menschen, die aus   keit, insbesondere im Nahraum der Nachbar-
     ihren Heimatländern geflüchtet sind. Deshalb      schaften.
     hat sich unsere Einrichtung zur weiteren Qua-     Insofern denken wir zusammenfassend, dass die
     lifizierung in der Betreuung von unbegleiteten    modernen bewährten Angebots- und Versor-
     minderjährigen Flüchtlingen (UMF) dem Bun-        gungsstrukturen der Jugendhilfe den UMF eine
     desverband „Unbegleitete Minderjährige Flücht-    bedarfsgerechte Rahmung bieten.
     linge e.V.“ als Mitglied angeschlossen und eine   Wir sind bestrebt, durch Zusatzausbildungen
     Kooperation mit „Pro Asyl“ Essen vereinbart.      bei den pädagogischen Fachkräften weitere Wis-
12
sensbestände zur Erreichung der vereinbarten                                                                                                                                                                                                                                  ihre „Heimatsprachen“ und sind in der Lage,
Ziele zu nutzen. Es stehen ausgebildete Anti-Ag-                                                                                                                                                                                                                              notwendige Übersetzungshilfen auszuführen.
gressions-/Coolness-TrainerInnen (AAT®/CT®)                                                                                                                                                                                                                                   KulturmittlerInnen sind in unseren integrativen
sowie TraumaberaterInnen zur Verfügung.                                                                                                                                                                                                                                       Wohnformen eine wichtige unterstützende Hilfe.
                                                                                                                                                                                                                                                                              Unter „integrative Wohnformen“ verstehen wir
                                                                                                                                                                                                                                                                              stationäre Betreuungsprojekte, in denen sowohl
                                                                                                                                                                                                                                                                              heimische Jugendliche als auch junge Menschen
 Christoph Ferdinand,       Ralf Fröschke, staatlich      Patrick Schimanski, seit     Nadia Hailo, seit 2012 bei    Melanie Stahlhut-          Marina Hochhaus,             Jessica Komor, arbeitet seit   Fabian Krause, staatlich          Martina Salewski, ambulante
 Sachgebietsleiter für      anerkannter Erzieher,         2009 als Sozialarbeiter im   der FLOW, Erzieherin in       Seroczynski, im IuC FLOW   Sozialpädagogin, WG          2012 als Erzieherin in der     anerkannter Erzieher, seit        Fachkraft im Bottroper
 Kooperation und            Projektkoordinator Duisburg   FLOW-Einsatz,                einer FIT-Gruppe in Bottrop   Gelsenkirchen als          FLOW Kirchhellen seit 2012   FLOW, MuKi FLOW                2013 in der FLOW tätig,           Bereich. 2011 absolvierte sie
 Netzwerke, seit 2007 als                                 Projektkoordinator Herbede                                 Erzieherin tätig                                        Duisburg                       aktuell im Wohnverbund            die AAT/CT-Ausbildung als
 Sozialarbeiter bei der                                                                                                                                                                                     FLOW Marl                         erste Frau in unserer

                                                                                                                                                                                                                                                                              mit Fluchterfahrungen zusammen leben und ge-
 FLOW angestellt                                                                                                                                                                                                                              Einrichtung.

      Für wen sind Anti-Aggressivitäts-Trainings
      (AAT®) in erster Linie gedacht?
                                                                                                               Wir                                                                                                                                                            meinsam betreut werden.
                                                                                                               verurteilen                                                                                                     Christoph Ferdinand überAAT/CT®

                                                                                                               die Tat, nicht                                                                                                                                                 Dabei achten wir darauf, dass die zu integrieren-
      Was sind die Ziele eines Anti-Aggressivitäts-
      Trainings (AAT®)?

                                                                                                                                                                                                                                                                              den UMF nicht mehr als 50 Prozent der Plätze
                                                                                                                                                den Täter                                                                                                                     in einer Wohngruppe besetzen. Das Konzept der
                                                                                                                                                                                                                                                                              „integrativen Wohngruppen“ haben wir vor fünf
      Unter welchen Rahmenbedingungen finden
      sie statt?

                                                                                                                                                                                        Welche Methoden finden Anwendung?

      An wen richten sich Coolness-Trainings
                                                                                                                                                                                                                                                                              Jahren in unserem ersten Wohnprojekt mit UMF
                                                                                                                                                                                                                                                                              in Essen entwickelt. Insgesamt stellen wir bei
      (CT®)?

Zur Zeit arbeiten elf zertifizierte AAT/CT in der Kinder-                                                                                                                                                                                                                     diesen Wohnformen nicht nur eine kürzere und
und Jugendhilfe FLOW gemeinnützige GmbH                                                                                                                                                                                                                                       deutliche Zeitspanne zur Integration und beson-
                                                                                                                                                                                                                                                                              ders dem Spracherwerb der UMF fest. Ebenso
Aufgaben und Funktionen der Kulturmitt-                                                                                                                                                                                                                                       zeigt sich eine Entwicklung zu mehr Toleranz
lerInnen                                                                                                                                                                                                                                                                      und Verständnis bei unseren einheimischen Ju-
Unsere Einrichtung beschäftigt unter anderem                                                                                                                                                                                                                                  gendlichen. Weiterhin bieten wir den Kindern,
KulturmittlerInnen aus Afghanistan, Ägypten,                                                                                                                                                                                                                                  Jugendlichen und jungen Volljährigen folgende
Iran, Irak, Marokko, Syrien und kurdischen Ge-                                                                                                                                                                                                                                zusätzliche Unterstützungsformen an:
bieten in der Türkei für unsere verschiedenen
„integrativen Wohnformen“.                                                                                                                                                                                                                                                    •   Anti-Aggressionstraining und Coolnesstrai-
Unsere „KulturmittlerInnen“ sind MitarbeiterIn-                                                                                                                                                                                                                                   ning mit ausgebildeten, zertifizierten Mitar-
nen mit einer Fluchtgeschichte oder mit Migra-                                                                                                                                                                                                                                    beiterInnen (im Team sind zwei Mitarbeiter-
tionserfahrungen. Sie verfügen in der Regel über                                                                                                                                                                                                                                  Innen ausgebildete AAT®/CT®)
einen Hochschulabschluss aus ihren Heimatlän-                                                                                                                                                                                                                                 •   Erlebnispädagogische Projekte durch ausge-
dern und kennen die kulturellen Sitten und Ge-                                                                                                                                                                                                                                    bildete ErlebnispädagogInnen, u.a. ein mehr-
bräuche in ihren Heimatländern. Sie sprechen                                                                                                                                                                                                                                      tägiges Survival-Projekt für Jugendliche
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  13
•   Einsatz videogestützter Methoden durch aus-         führung und Einrichtungsleitung sind
         gebildete Marte-Meo-Fachkräfte                      bekannt, sondern auch die E-Mail-Ad-
     •   Systemische Beratung durch zertifizierte            resse der „MACH MIT“-Ombudsstelle.
         Fachkräfte
     •   Traumasensible Fallberatungen durch intern
         ausgebildete FLOW-TraumaberaterInnen                   Sprich uns an!

                                                                                                               Mach mit!
                                                                                                               Beteiligungs- und Beschwerdestelle

     4.    Beschwerdeverfahren
                                                             Nora Thiele | Benjamin Smirnow | Sarah Pallmann
                                                                                                                  für Kinder und Jugendliche

     und Krisenmanagement
     Partizipation und Transparenz
     •   Die Teilhabe bzw. Mitbestimmung der Be-
         wohnerInnen bildet sich im täglichen Ablauf
         vor Ort. Beteiligungsformen sind die Grup-          „Mach mit!“ lautet das Motto unserer internen Be-
                                                             schwerdestelle für Kinder und Jugendliche
         penabende, die in der Regel wöchentlich und
         bei Bedarf stattfinden.                         •   Kontaktaufnahmen auch ohne Wissen der
     •   Jede/r BewohnerIn und auch alle durch die           MitarbeiterInnen vor Ort sind möglich und
         KJH FLOW betreuten Menschen haben die               erwünscht.
         Möglichkeit, die einrichtungsinterne Om-        •   Die Projektgruppe „Beschwerde und Beteili-
         budsstelle „MACH MIT“ anzurufen.                    gung“ entwickelt die Grundhaltungen einer
     •   Die notwendigen Informationen werden                partizipativen und transparenten Kommuni-
         durch die Ausgabe eines Flyers an die Kinder,       kationskultur weiter.
         Jugendlichen und jungen Volljährigen sowie      •   Jede Beschwerde wird von uns ernst genom-
         deren Familien bei Aufnahme zum Hilfebe-            men. Kinder beschweren sich erfahrungsge-
         ginn sichergestellt. Außerdem werden alle           mäß häufig verbal im Gruppenalltag. Daher
         BewohnerInnen darüber informiert, an wen            nehmen sich die Fachkräfte die notwendige
         sie sich weiterhin wenden können.                   Zeit, eine gemeinsame Lösung zur Behebung
     •   Nicht nur die E-Mail-Adressen der Lei-              mit dem Kind zu erarbeiten. Je nach Situati-
         tungskräfte inklusive der Geschäfts-                on erfolgt entweder eine direkte Bearbeitung
14
oder es wird zeitlich vereinbart, wann eine     die Angebote der Supervision und Beratungs-
    Klärung (auch in angebotenen Sprechstun-        gremien zum „Fallverstehen“ zur Verfügung.
    den) erfolgen kann.
•   Der Zeitrahmen zur Lösung und die Rah-
    menbedingungen wie Rückzugsraum und
    Ungestörtheit werden mit dem Kind/Ju-           5. Exkurs 1 - Kinderschutz
    gendlichen festgelegt und entsprechend um-
    gesetzt.                                        Kinderschutz (ist auch Jugendlichen-
•   Die Teilhabe bzw. Mitbestimmung der Kli-        schutz)
    entInnen bildet sich einerseits im täglichen    Alle Leitungskräfte sind erfahrene Kinder-
    Ablauf vor Ort ab. So werden die Bewohner-      schutzfachkräfte und durch Ausbildungen beim
    Innen altersgemäß an vielen Entscheidungs-      Kinderschutzbund zertifiziert. Sie bilden auch
    prozessen beteiligt.                            die Leitungsrufbereitschaft der Einrichtung, die
                                                    „rund-um-die-Uhr“ an sieben Tagen in der Wo-
Krisenmanagement                                    che erreichbar ist.
Die Betreuung wird durch pädagogisch ausge-         In krisenhaften Situationen oder in Notfällen
bildetes Fachpersonal erbracht. Die Mitarbeiter-    steht diese Rufbereitschaft zur Verfügung, die
Innen vor Ort können während der Dienstzeiten       jederzeit – auch nachts – zur Unterstützung an-
bei Krisen oder anderen nötigen Interventionen,     gefordert werden kann.
die Leitungsrufbereitschaft der Einrichtung ein-    Das Verfahren bei gewichtigen Anhaltspunk-
beziehen. Diese ist befugt und in der Lage, kurz-   ten einer möglichen Kindeswohlgefährdung ist
fristig weitere Unterstützung zu delegieren.        über eine Dienstanweisung geregelt. Diese liegt
Die Struktur der verschiedenen stationären          jedem/r Mitarbeitenden vor. Ein unterschriebe-
Angebote bietet demnach gute Kriseninterven-        nes Exemplar, in dem jede/r seine Kenntnis be-
tionsmöglichkeiten, auch zur Vermeidung häu-        stätigt, ist der Personalakte hinzugefügt.
figer Psychiatrieeinweisungen.                      Mit Kinderschutz sind selbstverständlich nicht
Die pädagogischen MitarbeiterInnen verfügen         nur Kinder bis 14 Jahren, sondern alle Minder-
über Erfahrungen im Umgang mit verschiede-          jährigen bis zur Volljährigkeit gemeint. Insofern
nen Problemlagen. Allen MitarbeiterInnen des        ist Kinderschutz auch gleichzeitig Schutz für Ju-
Projektes stehen neben den Reflexionsgesprä-        gendliche.
chen auf unterschiedlichen Leitungsebenen auch
                                                                                                        15
Konzeptionelle Grundannahmen zur                   Bedürfnisse des Kindes. Im Rahmen der Dienst-
     Sicherung des Kindeswohls                          anweisung zur Abwendung von Kindeswohl-
     Auftrag der Jugendhilfe insgesamt ist es, Kinder   gefährdungen werden mit der pädagogischen
     und Jugendliche vor Gefahren für ihr Wohl zu       Leitung notwendige Interventionen umgesetzt.
     schützen. Dies gilt für alle Minderjährigen, die   Dabei wird gemeinsam mit dem zuständigen
     in Deutschland leben. Im Hinblick auf mögliche     Jugendamt ein passgenaues Handlungskonzept
     Traumata soll ein Schutzraum für die Kinder ge-    erarbeitet und mögliche Rückführungsoptionen
     schaffen werden, der es ihnen ermöglicht, zur      entwickelt.
     Ruhe zu kommen und ihre belastenden Erlebnis-      Durch die regelmäßige Beratung und Begleitung
     se mit Hilfe von Fachkräften zu bearbeiten. Die    der Teams durch eine psychologische Fachkraft
     Kinder und Jugendlichen haben die Möglichkeit,     wird die Handlungssicherheit der einzelnen Mit-
     im Spiel und durch den Kontakt zu gleichaltrigen   arbeiterInnen immer wieder geprüft und anhand
     Kindern, die Erfahrungen aus der Vergangenheit     neuester Erkenntnisse aus der Entwicklungs- und
     zu verarbeiten. Der Umgang mit zahlreichen         Bindungsforschung weiterentwickelt. Weiterhin
     Spiel- und Lernmöglichkeiten bietet für die jun-   findet eine allgemeine Sensibilisierung zum Er-
     gen Menschen eine Chance, ihre Emotionen aus-      kennen, Beurteilen und Handeln von und inner-
     zuleben und somit die weiteren Entwicklungs-       halb kindeswohlgefährdender Situationen statt.
     schritte vorzubereiten.                            Wirksame Maßnahmen zum Schutz von klei-
     Innerhalb der Kinderschutzhäuser soll in Koope-    nen Kindern erfordern oftmals Hilfeplanung im
     ration mit dem Herkunftssystem an der Entwick-     Kurzzeittakt. Die Hilfeplanung in der Betreuung
     lung von neuen positiven Perspektiven gearbeitet   von kleinen Kindern mit dem Ziel der Rückfüh-
     werden. Den Kindern und ihrem Bezugssystem         rung in das Ursprungssystem oder der Über-
     wird dabei die Möglichkeit eröffnet, neue Ver-     führung in ein geeignetes Ersatzsystem erfordert
     haltens- und Lebensmuster einzuüben, um eine       sowohl qualitativ als auch quantitativ andere
     kindeswohlfördernde Lebenswelt zu schaffen.        Formen der Hilfeplanung und -konzepte. Da-
     Auf der Leitungsebene gibt es insoweit erfahrene   bei muss gerade in diesem Zusammenhang die
     Fachkräfte, die jederzeit zur Verfügung stehen,    Hilfeplanung planvoll, kooperativ, konsequent,
     um bei gewichtigen Anzeichen einer Kindes-         transparent und konkret in der Herausarbeitung
     wohlgefährdung tätig zu werden. Dabei erfolgt      der Ziele und Aufträge gestaltet sein.
     die Einschätzung auf der Grundlage vorhande-
     ner Standards und unter Berücksichtigung der
16
17
6. Exkurs 2:                        Fachkräfte in den sozialpädago-    sicherer Ort, zu dem Täter kei-
                                         gischen Lebensgemeinschaften       nen Zutritt haben sollten.
     Elternarbeit                        kooperieren durch gegenseiti-
                                         ge Besuche oder gemeinsame
     Zusammenarbeit mit dem
     Herkunftssystem
                                         Unternehmungen, informieren        7. Exkurs 3: Care-
                                         über die Entwicklung des Kin-
     Die Gestaltung der inhaltlichen     des und besprechen Perspekti-      leaver
     und formellen Zusammen-             ven.
     arbeit mit dem Herkunftssys-        Familienbezogene Zusatzleis-       Auszug aus der Begründung
     tem ist Bestandteil der fort-       tungen sind ebenfalls Verein-      zur Notwendigkeit von weite-
     laufenden Hilfeplanung und          barungsbestandteile der Hilfe-     ren, nicht fallbezogenen Hilfen
     wird im Zusammenwirken              planungen, beziehen sich für       für „Careleaver“. Das gesamte
     aller Beteiligten vereinbart. El-   die Kinder- und Jugendlichen       Konzept kann angefordert wer-
     tern- und Angehörigenarbeit         konkret auf mehrtägige Besu-       den.
     ist ein grundlegender Baustein      che vor Ort und die Kommuni-       Der Bundesrat stellte in seiner
     des     Wohngruppenkonzepts.        kation, soweit gewünscht, zwi-     Stellungnahme vom 31.03.2017
     Eltern spielen in der Entwick-      schen Bewohner und Familie.        fest, „dass der häufig mit dem
     lung der Kinder und Jugend-         Die Gestaltung der inhaltlichen    Eintritt der Volljährigkeit ein-
     lichen immer eine Rolle, das        und formellen Zusammen-            tretende Wegfall von erziehe-
     gilt selbstverständlich auch für    arbeit mit dem Herkunftssys-       rischen Hilfen für einen Teil
     abwesende Eltern, die sich an       tem ist Bestandteil der fortlau-   der jungen Menschen bedeu-
     der Maßnahme (noch) nicht           fenden Hilfeplanung und wird       tet, dass ihnen die Möglichkeit
     beteiligen wollen oder können..     im Zusammenwirken aller            einer gelingenden Bewältigung
     Aus unserer Sicht haben auch        Beteiligten vereinbart. Eltern-    von Kernherausforderungen
     diese ein Recht zu wissen, wie      oder Angehörigenarbeit ist ein     genommen wird“.
     es ihren Kindern geht.              basaler Baustein des Wohn-         Um das Scheitern im Über-
     Grundsätzlich sollen die El-        gruppenkonzepts, hierbei ist       gang vom Jugendlichenstatus
     tern oder andere Mitglieder des     es auch möglich unsere ambu-       zum jungen Erwachsenen zu
     Herkunftssystems in die Ent-        lanten Dienste in den Hilfepro-    vermeiden und mehr Chan-
     wicklung ihres Kindes einbezo-      zess einzubeziehen. Vorrangig      cengleichheit herzustellen, sind
     gen werden. Die pädagogischen       bleibt aber die Wohngruppe ein     Hilfen für junge Volljährige

18
Die Veränderung der Lebens-
                                                                    phasen des Erwachsenwerdens
                                                                    bis ins 3. Lebensjahrzehnt er-
                                                                    fordert eine neue Definition
                                                                    der damit verbundenen Entwi-
                                                                    cklungs- und Gestaltungsan-
                                                                    forderungen. Dies ist auch im
                                                                    14. Kinder- und Jugendbericht
                                                                    deutlich herausgearbeitet wor-
                                                                    den und es wird betont, dass
                                                                    wir es eben nicht mit einer zeit-
                                                                    lich verlängerten Jugendpha-
                                                                    se zu tun haben, sondern mit
                                                                    einer eigenen Lebenphase im
und für volljährig gewordene     und selbständig“ zu werden. Es     Übergang.
Flüchtlinge um so bedeutungs-    ist deshalb auch nicht nachzu-     Dabei ist die Gruppe der 20-
voller.                          vollziehen, dass Jugendlichen      bis 25-jährigen nicht nur am
Im Gegensatz zu Kindern und      aus öffentlicher Verantwortung     stärksten von Armut betroffen
Jugendlichen aus Familien        eine kürzere Jugend zugestan-      - circa ein Viertel lebt unter-
verfügen viele dieser Carelea-   den wird als Gleichaltrigen aus    halb der Armutsschwelle (siehe
ver über wenig stabile soziale   Familien.                          14. Kinder- und Jugendbericht,
Bezüge, ausreichende fami-       Vergleichszahlen ergeben, dass     S. 187/188) - sondern unterliegt
liäre Netzwerke und materiel-    junge Menschen im Durch-           einem erhöhtem Risiko von
le Ressourcen, die durch das     schnitt mit 25,5 Jahren aus dem    Obdachlosigkeit.
Familiensystem in der Regel      elterlichen Haushalt ausziehen.    Dies bestätigen die Mitarbei-
zur Verfügung gestellt werden.   Hier kann man sicherlich dem       terInnen verschiedener Woh-
Zusätzlich entsteht für junge    Slogan „25 is the new 18“ fol-     nungslosenhilfen        explizit,
Menschen zwischen 17 und 19      gen, oder anders ausgedrückt in    das heißt, bei der überdurch-
Jahren eine weitere Erschwer-    der Süddeutschen: die 25-jähri-    schnittlich großen Gruppe der
nis durch die Forderung, mög-    gen von heute sind die 18-jähri-   20- bis 25-jährigen Wohnungs-
lichst frühzeitig „erwachsen     gen von gestern.                   losen ist ein überproportionaler
                                                                                                        19
20
Anteil in (zeitweiliger) Fremd-    Stiefkind der Jugendhilfe sein.    auch die Ergebnisse zur Care-
erziehung aufgewachsen. Bei        Sie unterliegen nicht selten re-   leaver-Forschung der IGFH).
diesen jungen Menschen sind        gionalen Disparitäten. Die Hil-    Diesen Anspruch wollen wir
die Übergänge deutlich nicht       febedingungen sind und waren       mit weiteren Brücke-Projek-
gelungen. Auch die BAG Woh-        zum Beispiel in Witten immer       ten verfolgen. Somit entstehen
nungslosenhilfe stellt fest:       gegeben.                           Angebote, die sowohl bedarfs-
„Je jünger die Kinder- und Ju-     Junge Volljährige erhalten         gerechte Hilfen im Einzelfall
gendlichen sind, die auf der       Unterstützung, die allerdings      leisten können, als auch durch
Straße leben, desto mehr über-     durch strukturelle Engführung      Gruppenarbeit die Isolierung
wiegt der Anteil der Mädchen.“     formalisiert sind und manch-       des Einzelfalls überwindet und
(Bundesarbeitsgemeinschaft         mal die Hilfen in Art und Um-      Ressourcen gegenseitiger Un-
Wohnungslosenhilfe, Statistik-     fang im Einzelfall aus den Au-     terstützung von Careleavern
bericht 2012).                     gen verlieren.                     ermöglichen.
Zusammenfassend kann man                                              Wir wollen helfen, die Über-
feststellen, dass an die Selbst-   Hilfestrukturen schaffen           gänge aus der Jugendhilfe in
ständigkeitsentwicklung von        Was wir dringend brauchen,         selbständige Wohn- und Le-
jungen Menschen, die in öf-        ist eine Struktur mit einem        bensformen zu optimieren.
fentlicher Verantwortung groß      Konzept       niederschwelliger,   Dabei dürfen nicht alle jungen
werden, enorme Anforderun-         sozialräumlicher und lebens-       Menschen nach einem ein-
gen gestellt werden. In der Re-    weltnaher Angebote in einem        heitlichen Schema in einen
gel müssen sie sich sieben Jahre   verlässlichen Rahmen. Dann         „Topf der Verselbständigung“
eher „verselbständigen“, meist     können die jungen Menschen         gesteckt werden, sondern die
ohne die familiären Unterstüt-     die Strukturen mit ihren Unter-    Unterstützungsleistungen sind
zungsleistungen und oftmals        stützungsangeboten       nutzen,   bedarfsorientiert, individuell
mit deutlich schlechteren Zu-      wenn sie sie tatsächlich benöti-   ausgerichtet und flexibel orga-
gangsvoraussetzungen         zum   gen. Dabei geht es nicht um die    nisiert. Eine ressourcenerkun-
Arbeitsmarkt als ihre gleichalt-   umfangreiche Hilfe an sich, die    dene und ressourcennutzende
rigen Peers in den Familien.       ständig zur Verfügung steht.       Suchhaltung ist Bestandteil der
Junge Volljährige, die aus der     Oftmals reicht die Möglich-        professionellen Gestaltung der
Jugendhilfe kommen (sog.           keit, jemanden bei Problemen       Betreuungsverläufe.
Careleaver) dürfen nicht das       ansprechen zu können (siehe        Careleaver-Treff`s in den Brü-
                                                                                                        21
cke-Projekten können Orte der      beitsaufgaben, die Arbeit im     Ämtern, Schulen, Gerich-
     niederschwelligen aber verläss-    Sozialraum nachhaltig sichern    ten, AnwältInnen, ÄrztInnen,
     lichen Hilfestellung sein. Orte,   und „Doppelstrukturen“ ver-      TherapeutInnen, Vereinen, Ge-
     an welchen es vorrangig um die     meiden.                          meinden und weiteren Trägern
     Balance zwischen Autonomie         Die Beteiligung an themen-       vor Ort.
     und Abhängigkeit, zwischen         orientierten Netzwerken im       Es bestehen Kontakte zu den
     sozialen Kontakten und Eigen-      Jugendamt, im Gesundheits-       örtlich zuständigen Kinder-
     initiative, zwischen Hilfeange-    amt, bei den Arbeitsämtern,      und weiteren FachärztInnen,
     boten und Selbstständigkeit,       der Jugendberufshilfe oder der   zu Kinder- und Jugendpsychi-
     geht.                              Jugendhilfe im Strafverfahren    atrien. Diese Zusammenarbeit
                                        ist dringend erforderlich, um    ist insbesondere im Rahmen
                                        Hilfeübergänge     abzusichern   von Hilfestellungen für trau-
                                        und zu erleichtern. Auch gute    matisierte Kinder und Jugend-
     8. Vernetzung und                  Kontakte zu Wohnungsbau-         liche verbindlich geregelt. Ins-
     Kooperation                        gesellschaften und zu Haus-      gesamt sind wir bestrebt, eine
                                        verwaltungen können bei der      gemeinwesenorientierten An-
     Fallunspezifische Arbeit ist       gegenwärtigen Knappheit von      satz stärker hervorzuheben und
     neben den fallspezifischen         Wohnungen sinnvoll sein. Hier    zu unterstützen.
     und fallübergreifenden Hilfe-      können wir als Träger recht
     settings ein gleichberechtigter    gute Ressourcen vorweisen und
     methodischer Baustein sozial-      hoffen auch, neue Kommuni-       9. Therapeutische
     räumlich orientierter Jugend-      kationswege im Sozialraum er-
     hilfe. Dies erfordert Kenntnisse   schließen zu können.             und weitere Zu-
     und Wissen über Ressourcen,        Ein Austausch klientInnenbe-     satzleistungen
     Kontakte zu „Schlüsselperso-       zogener Ressourcen sowie eine
     nen“ und Mitwirkung in sozial-     optimierte Anwendung derer,      Zusätzliche     therapeutische
     räumlich relevanten Arbeits-       können im Ergebnis zu einer      Einzelleistungen werden aus-
     gruppen und Organisationen.        gewinnbringenden Anlaufstelle    schließlich im Sozialraum bei
     Vernetzung und Kooperation         für junge Erwachsene verhelfen   niedergelassenen    Therapeu-
     sind somit wirkungsvolle Ar-       (siehe Careleaver-Ansatz).       tInnen, Kinder- und Jugend-
                                        Das Team ist vernetzt mit        psychiaterInnen oder den ent-
22
sprechenden        Fachkliniken   fährdung durch Selbst-
angefordert. Die Einrichtung      und Fremdverletzun-
hält keine gruppenübergreifen-    gen - nicht möglich
den therapeutischen Angebote      sein, streben wir eine
vor, sowohl besteht die Mög-      Zusammenarbeit mit
lichkeit, MitarbeiterInnen mit    den zuständigen Not-
psychologischen Ausbildungen      fallkliniken an.
zu Rate zu ziehen.
Insgesamt sehen wir die päd-
agogische Arbeit im Rahmen
des Kinder- und Jugendhilfege-
setztes als wesentliches Merk-
mal sozialer Arbeit an. Im täg-
lichen Zusammenleben in den
verschiedenen Wohngruppen
und Wohnformen geht es pri-
mär um eine vertrauensvolle
Umgehensweise miteinander.
Beziehungsaufbau und Be-
ziehungsgestaltung die empa-
thisch die Interessen, Wünsche
und Ziele der Menschen ernst
nimmt, entwickelt mit den
jungen Menschen eine Bereit-
schaft geplante therapeutische
Leistungen in Anspruch zu
nehmen. In Krisensituationen
versuchen wir vorrangig Inter-
ventionen mit eigenen Mitteln
und Ressourcen zu lösen. Sollte
dies - auch wegen extremer Ge-
                                                           23
vival Outdoor Camp Klitten          projekt angeboten, bei dem
                                        Sachsen) bietet ein ca. fünftägi-   interessierte Jugendliche aus
     10. Ferien- und                    ges Auszeitprojekt in den Wäl-      den örtlichen Wohngruppen
     Freizeitmaßnah-                    dern der Lausitz (siehe Konzept     teilnehmen. Das Angebot steht
                                        SOCKS).                             auch ehemaligen BewohnerIn-
     men                                Gewünscht und gefördert wer-        nen offen.
     „Mentorentage“                     den sogenannte Mentorentage
                                        (BezugserzieherInnen),        bei
     Besondere Ferien-          und     denen die jugendlichen Be-          11. KlientInnen-
                                        wohnerInnen mit ihren Mento-
     Freizeitmaßnahmen
                                        rInnen Aktivitäten gemeinsam        bezogene Verwal-
     Neben den mittelfristig ge-
     planten gemeinsamen Ferien-
                                        planen und durchführen. Diese       tungsleistungen
                                        sollten auch Übernachtungen
     fahrten sind auch sogenannte
                                        beinhalten.                         Die einzelnen Standorte erhal-
     „Auszeitprojekte“ Bestandteil
                                        Hiermit möchten wir allen           ten ein Budget, das über unsere
     der Konzeption. Dies beinhal-
                                        BewohnerInnen die Möglich-          Verwaltung abgerechnet und
     tet als Unterbrechung einer
                                        keit bieten, im „Face-to-Face“-     überprüft wird. Die Dokumen-
     krisenhaft verlaufenden Maß-
                                        Kontakt gemeinsam mit den           tation der Leistung obliegt den
     nahme „Auszeiten“ in einem
                                        MentorInnen Spaß zu haben,          MentorInnen (Bezugserzieh-
     ländlichen Projekt in Sachsen
                                        kulturelle Events zu genießen       erInnen) „vor Ort“ und wird
     sowie ein „Survival Camp“. Es
                                        oder fremde Städte oder Orte        durch die Verwaltung in die
     gibt einzelne MitarbeiterInnen,
                                        kennenzulernen. Dies ist für        Zentralakten eingepflegt.
     die sich zu solchen Projekten
                                        die Kinder, Jugendlichen und
     zeitlich befristet zur Verfügung
                                        jungen Volljährigen auch eine       BewohnerInnenbezogene
     stellen und auch schon durch
                                        Möglichkeit außerhalb des           Verwaltungsleistungen
     vorherige Auszeitmaßnahmen
                                        Wohngruppenkontextes mit            Wir sind nach dem Konzept der
     und in erlebnispädagogischen
                                        den MentorInnen wichtige            Lebenswelt bzw. Alltagsorien-
     Projekten Erfahrungen gesam-
                                        Themen zu besprechen.               tierung (siehe Hans Thiersch)
     melt haben.
                                        Regelmäßig wird ein Fußball-        bestrebt, die Versorgung der
     Unser SOCKS-Projekt (Sur-

24
BewohnerInnen und die Erhal-       die einzelnen MitarbeiterInnen     waltungsleitung auch interne
tung/Pflege der Einrichtung de-    in den Bereichen, durch ge-        ausgebildete und ein externer
zentral vor Ort sicherzustellen.   schulte MitarbeiterInnen der       ausgebildeter Datenschutzbe-
Dazu erhalten die Teams ein        Verwaltung für die Nutzung         auftragte/r angehören.
Budget (Wirtschaftsgeld), das      elektronischer    Kommunika-
sich auf der Grundlage der         tionswege (Office 365 von Mic-
Sachkostenentgelte berechnet.      rosoft) aus- und weitergebildet.
Die Zahlungen werden wö-           Selbstverständlich werden alle
chentlich mit unserer Verwal-      Daten gemäß der Datenschutz-
tung abgerechnet und über-         verordnung genutzt. Dies wird
prüft.                             auch durch eine Arbeitsgrup-
Die Dokumentation der Leis-        pe „Datenschutz“ der Einrich-
tungen durch monatliche Be-        tung gesichert, der neben der
richte, Tischvorlagen für Hilfe-   Geschäftsführung und Ver-
pläne, Protokolle
von Vorkommnis-
sen usw. obliegt
den MitarbeiterIn-
nen vor Ort.
Die      Dokumen-
tationen werden
von der zuständi-
gen Sachgebietslei-
tungen gesammelt
und in der Haupt-
verwaltung in die
Zentralakten ein-
gepflegt.
Weiterhin werden

                                                                                                      25
B QUALITÄTSENTWICKLUNG

     Die Qualitäten und Standards unserer Wohn-         5.    Hilfeplanung nach SGB VIII
     gruppenarbeit basieren wesentlich auf den Struk-   6.    Aufnahmeverfahren als Schlüsselprozess
     turmaximen des 8. Kinder- und Jugendberichts,      7.    Junge Volljährige/Careleaver
     Bericht über die Bestrebungen und Leistungen       8.    Sozialraumorientierung als sozialpädagogi-
     der Jugendhilfe vom 6. März 1990 und trauma-             sches Konzept
     pädagogischem Wissen und der damit verbunde-       9.    Lebensweltorientierung/Alltagsorientierung
     nen Grundhaltung. Dies manifestiert sich in un-    10.   Trauma und Bindung
     serem Leistungskreis. Unsere Qualitäten sichern    11.   Erziehung zur Freiheit?
     und entwickeln wir durch folgende institutiona-    12.   Professionalität – was ist das?
     lisierte Maßnahmen und Angebote:

                                            II. Traumaberaterische Ausbildung aller
     I. Themenbezogene Workshops als inter- MitarbeiterInnen
     ne Fortbildung                         Zur Vertiefung unseres Schwerpunktes „Trauma-
     Wir bieten für MitarbeiterInnen ohne oder mit      pädagogische Unterstützung und Beratung“ ha-
     wenig Jugendhilfeerfahrung jährlich zwölf Ta-      ben wir ein 10-tägiges Fortbildungskonzept zum/
     gesveranstaltungen in Form von Workshops an.       zur „FLOW – TraumaberaterIn“ entwickelt. Das
     Unsere JahrespraktikantInnen im Anerken-           Pilotprojekt ist in 2018/2019 erfolgreich gestar-
     nungsjahr zu ErzieherInnen (30 bis 40 Personen     tet und die ersten 50 „FLOW-BeraterInnen“ sind
     per anno) nutzen diese Angebote gerne und sind     ausgebildet. Ein zweiter Kurs beginnt im Mitte
     gefordert, mindestens acht Veranstaltungen zu      2019, der dritte im Oktober 2019.
     belegen.                                           Ziel ist es, dass alle MitarbeiterInnen diese 10-tä-
     Folgende Themen werden dabei mit ReferentIn-       gige Ausbildung besuchen, in der alle relevanten
     nen der Einrichtung und externen DozentInnen       Themen der Traumapädagogik bearbeitet und in
     bearbeitet:                                        Fallwerkstätten alternative Handlungsmuster er-
     1. Geschichte der Jugendhilfe                      arbeitet werden.
     2. Recht und Jugendhilfe                           Unterstützt werden unsere internen Referent-
     3. Kindeswohl und Kinderschutz                     Innen durch die Fachhochschule Dortmund,
     4. Flexible Erziehungshilfen                       Frau Prof. Dr. Katja Nowacki, MitarbeiterInnen
26
III. Forschungsprojekte          werden 2019 ebenfalls im Lam-
                                        Zur Entwicklung, Reflexion bertus Verlag erscheinen.
                                        und Evaluation von themen- Gegenwärtig sind wir am For-
    TRAUMAPÄDAGOGISCHE
         STANDARDS                      bezogenen Handlungsfeldern schungsprojekt „Jumen“ zur
                                        und Schlüsselprozessen initiiert sexuellen Orientierung junger
      FORTBILDUNGSUNTERLAGEN            unser Träger wissenschaftliche Menschen beteiligt.
               2019                     Forschungsprojekte, deren Er-
                                        gebnisse nicht nur den Mitar-
                                        beiterInnen der Einrichtung, IV. Weiterbildungsangebo-
                                        sondern auch anderen Fach- te durch kooperierende In-
                                        kräften zur Verfügung gestellt stitute
                                        werden. Dies geschieht durch Wir bieten MitarbeiterInnen
                                        gemeinsame Inhouseveranstal- die Möglichkeit, sich durch
                                        tungen.                          Zusatzausbildungen weiterzu-
                                        Die Ergebnisse des Forschungs- bilden. Dies gestattet unserer
                                        projektes „Aufnahmeprozesse“ Organisation weitere Kompe-
                                        sind in 2014 veröffentlicht wor- tenzen in das tägliche Arbeits-
 Die Materialien unserer Fortbildun-
 gen zum Traumaberater werden für
                                        den (Hrg. Nowacki: Die Neu- feld einzusetzen. Die gesamten
 alle MitarbeiterInnen in den Gruppen   aufnahmen in der stationären Fortbildungskosten         werden
 bereitgestellt                         Jugendhilfe, Lambertus Verlag, vom Träger übernommen.
                                        2014).                           Insgesamt sind schon zwölf
der Kinder- und Jugendlichen-           Das wissenschaftliche Begleit- MitarbeiterInnen beim Institut
psychotherapeutischen Praxis            projekt zu dem Aufgabenfeld für Konfrontative Pädagogik in
„Baumhaus“ aus Bochum, Lei-             der Arbeit mit minderjährigen Frankfurt am Main zu Anti-Ag-
tungskräfte der Jugendhilfe St.         unbegleiteten Flüchtlingen ist gressivitäts- bzw. Coolnesstrai-
Mauritz aus Münster und Mit-            abgeschlossen. Daran haben nerInnen® ausgebildet worden,
arbeiterInnen der Organisation          die vier Kommunen Bottrop, zwei weitere sind gegenwärtig
„Risk Kid e.V.“.                        Essen, Herten und Witten aktiv in der Ausbildung.
                                        teilgenommen. Die Ergebnisse Weiterhin nutzen besonders
                                                                                                           27
MitarbeiterInnen in der flexiblen, ambulanten      VI. Handeln ohne Spitzenverband der
     Jugendhilfe das Angebot zur Ausbildung zum/        Freien Wohlfahrtspflege
     zur „Systemischen FamilienberaterIn“ und zum       Die GesellschafterInnen der Kinder- und Ju-
     „Marte-Meo-Coach“ beim ifs in Essen.               gendhilfe FLOW haben sich bei der Gründung
     Leitungen auf Projekt- und Teamebene werden        ihrer gemeinnützigen GmbH am 01.10.1995 da-
     u.a. durch die vierteilige Ausbildung „Lust an     rauf verständigt, sich keinem der traditionellen
     Leitung“ durch die „Internationale Gesellschaft    Spitzenverbände der freien Wohlfahrtsverbände
     für Erzieherische Hilfen“ (IGFH) auf ihre neue     anzuschließen.
     Aufgabe vorbereitet.                               Dabei tragen uns folgende Gründe und Motive:
     Weitere Fortbildungsangebote insbesondere
     durch die Landschaftsverbände LWL und LVR,         1. Wir wollen unseren Weg einer verantwor-
     sowie dem Sächsischen Staatsministerium und           tungsvollen Jugendhilfe möglichst autonom
     dem deutschen Kinderschutzbund/BIS nehmen             bestreiten.
     wir gerne in Anspruch.                             2. Dazu gehört ein liberales und weltoffenes
                                                           Selbstverständnis, dass allen Menschen die
                                                           Möglichkeit bietet, auf der Ebene unserer
     V. Themenvertiefung durch Sachgebiets-                Leitideen mitzuwirken.
     leitungen                                          3. Religiöse Haltungen oder verwirklichte Le-
     Zur weiteren Qualifizierung unserer Arbeit ha-        bensformen spielen dabei keine Rolle für uns
     ben sich unsere Sachgebietsleitungen auf meh-         und obliegen ausschließlich den handelnden
     rere Themenfelder verständigt, in denen sie sich      Menschen.
     weiterbilden und diese Kenntnisse der gesamten     4. Wir lösen uns von moralisch verfestigten Be-
     Organisation zur Verfügung stellen. Dies sind im      wertungsmodellen.
     Einzelnen folgende Themen:                         5. Wir haben nicht primär die Absicht, Men-
     • Wohngruppenarbeit                                   schen zu verändern, sondern wollen mithel-
     • Jugendliche und junge Volljährige                   fen, ihre Lebensbedingungen zu verbessern.
     • Kindeswohl und Kinderschutz                      6. Transparente Kommunikationen schaffen
     • Kooperation und Vernetzung                          kulturelle Identitäten. Wir verstehen deshalb
     • Beteiligung und Prävention                          unsere verschiedenen Projekte im stationären
     • Gewaltschutz                                        wie auch im ambulanten Bereich als Kultu-
                                                           ren, die immer unterschiedlich nach eigenen
28
Regeln funktionieren (Interaktionsmodell).
7. Dies erfordert eine Leitung und Verwaltung,
   die unterstützend mit möglichst wenigen ge-
   nerellen (für die Gesamtorganisation gelten-
   den) Regeln operiert.

Dieser Weg erfordert Anstrengungen. Wichtige
Informationen erreichen wir durch die Bereit-
stellung von Fachliteratur. Gleichzeitig haben
wir uns in unserem Gründungsjahr der „Inter-
nationalen Gesellschaft für erzieherische Hilfen
(IGFH)“ mit Sitz in Frankfurt am Main ange-
schlossen. Wir nutzen die Medien, Workshops
und Fortbildungsangebote. Mit diesem innovati-
ven und fortschrittlichen Verband haben wir die
meisten inhaltlichen Übereinstimmungen.
Wir bieten aber auch durch unsere eigenen Me-
dien größtmögliche Transparenz, zum Beispiel
durch unsere eigene Zeitschrift „FLOWREA-
DER“, unsere Internetpräsenz www.kjh-flow.de
und das Informationsangebot im Intranet, das
für alle MitarbeiterInnen zur Verfügung steht.
Dies alles hat für uns eine besondere Qualität, die
wir uns erhalten möchten.

                                                      29
C UNSERE STATIONÄREN WOHNANGEBOTE

         34eu6ungs-
           r
        Bet lätze
            p

30
42
  Wo
pro hn-
   jek
       te

            31
ÜBERSICHT STATIONÄRER WOHNANGEBOTE

          KSH FLOW    Bottrop (7 Plätze)
                      Datteln (7 Plätze)
                      Witten (7 Plätze)

           IuC FLOW   Bottrop (8 Plätze)
                      Gelsenkirchen (8 Plätze)

     Warteraum FLOW   Bottrop (10 Plätze)

         KWG FLOW     Essen (4 Plätze)
                      Dorsten (5 Plätze)
                      Klitten (5 Plätze)
                      Witten (5 Plätze)

         IWG+ FLOW    Ahaus (6 Plätze)
                      Castrop (6 Plätze)
                      Herten (6 Plätze)
                      Witten (6 Plätze)
                      Erkenschwick (6 Plätze)

          IWG FLOW    Duisburg (7 Plätze)
                      Gladbeck (7 Plätze)

32
Bottrop (9 Plätze)
       WG FLOW        Erkenschwick (9 Plätze)
                      Gelsenkirchen (9 Plätze)
                      Haltern (9 Plätze)
                      Olfen (9 Plätze)
                      Recklinghausen (9 Plätze)
                      Witten-Bommern (9 Plätze)
                      Witten-Herbede (9 Plätze)

 WG IStaFa FLOW      Olfen (9 Plätze)

       WV FLOW        Bottrop (9 Plätze)
                      Duisburg (9 Plätze)
                      Herten (9 Plätze)
                      Marl (9 Plätze)
                      Witten (9 Plätze)
                      Essen (10 Plätze + 2 IOB)

Brücke JuWo FLOW     Bottrop
                     Essen
                     Herten
                     Witten
                     Erkenschwick
                     Gelsenkirchen
                     (ca. 70 Plätze)

     MuKi FLOW       Herten (18 Plätze)
                     Bottrop (10 Plätze)

     MuKi+ FLOW Bottrop (12 Plätze)
                                                  33
C LEISTUNGSBESCHREIBUNGEN DER STATIONÄREN ANG

     1. Kinderschutzhäuser in Bottrop, Datteln und Witten
     Leistungsprofil in der Übersicht

     KSH FLOW Bottrop (7 Plätze)
     KSH FLOW Datteln (7 Plätze)
     KSH FLOW Witten (7 Plätze)

     Bereitschaftsnotruf: 0163 4118161

     Leistungsform:
     Alle drei Kinderschutzhäuser (KSH) sind in ihrer
     Grundstruktur und ihrem Leistungsspektrum
     identisch aufgebaut und ausgestattet. Die KSH
     in Bottrop und Datteln nehmen Kinder bis 12
     Jahren auf, das KSH Witten von 6 Jahren bis 12
     Jahre.                                            Zusatzkräfte:
                                                       Pflegerisches Personal steht zur Verfügung. In je-
     Anzahl der Plätze:                                dem KSH sind Kinderkrankenschwestern, Haus-
     Die KSH verfügen über jeweils 7 Plätze, Ge- wirtschaftskräfte und zusätzliche Fahrdienste
     schwisteraufnahmen in großen Kinderzimmern vorhanden.
     sind mit Genehmigung der Landesjugendämter
     möglich.                                          Qualifikationen:
                                                       Das Team setzt sich aus pädagogischen Fach-
     Betreuungsdichte:                                 kräften mit unterschiedlichen Schwerpunkten
     Es sind für die KSH jeweils 7 Vollzeitstellen pä- zusammen. Neben einer regelmäßigen Supervi-
     dagogischer MitarbeiterInnen vorgesehen, die sion erhalten alle Teammitglieder eine begleiten-
     Betreuungsdichte beträgt 1:1,00. Im Betreuungs- de Reflexion durch die zuständigen Sachgebiets-
     schlüssel ist das systematische Rückkehrmanage- leitungen.
     ment einbezogen.
34
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