Gute Aussichten Magazin für Ein- und Ausblicke - Land Vorarlberg
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Wir setzen ein Zeichen. Denn Frieden darf keine Option sein. Büro für Freiwilliges Engagement und Beteiligung
Gespenstische Zeiten Von Zeitenwandel und Transformation Schwangere sehen lauter Schwangere. Sie kennen das. Unse- lichen Ländern, die Cancel Culture, die sich in jede Nuance re Wahrnehmung verändert sich durch die Fokussierung auf unseres Alltags bis zur Sprache verbunden mit moralischer ein Thema und wir sehen plötzlich vermehrt das, was wir Überlegenheit ausbreitet, die drohende Finanz- oder Immo- sehen wollen. So geht es einem schnell einmal, wenn man bilienblase, die Eruptionen durch Digitalisierung und Bio- etwas zum Thema Transformation sagen möchte. Es gibt ja technologie, an die wir uns so schleichend gewöhnen. Oder kaum mehr einen Artikel oder Vortrag, der nicht irgendwie schauen wir auf die allseits spürbare Veränderung unseres Bezug auf den Wandel nimmt. Manche Aussagen sind dring- demokratischen Grundverständnisses bis zur drohenden licher (es ist bereits fünf nach zwölf!), andere abgeklärter (im Eskalation der politischen Machtblöcke, die auf eine neue Lauf der Geschichte hat es immer abrupte Veränderungen Weltordnung abzielen. Oder berührt uns mehr der so weit gegeben). Und in einer Phase sich überschlagender, erschre- fortgeschrittene Rückgang der Biodiversität und die un- ckender Ereignisse werden langfristige Transformationspro- glaubliche Anreicherung mit Umweltgiften aller Art, die be- zesse ganz plötzlich in den Schatten gestellt1, auch wenn uns reits viele Grenzen überschritten hat? Und wenn von einem die Tragweite der Geschehnisse im Moment (der „Zeitenwen- notwendigen, kompletten Umbau/Umbruch des Wirtschafts- de“) meist gar nicht bewusst ist. systems gesprochen wird, dann ahnt man die Größe des An- Sind wir nun in einem stetigen Wandel, der nur spruchs. Ganz zu schweigen von der Pandemie, die ja viele immer schneller vor sich geht oder befinden wir uns in einer dieser Themen erst verdrängt und dann wie im Brennglas historischen, sich lange anbahnenden Umbruchphase, bei der beleuchtet und sichtbar gemacht hat. noch viele tiefgreifende Verwerfungen für unsere Lebenswei- Veränderung ist angesagt. Gesellschaftliche Trans- se, die Arbeitsformen oder die Umwelt zu erwarten sind? Und formation durchdringt alle Lebensbereiche. In unserem Feld was hat das dann mit unserer Lebensplanung zu tun? der Verwaltung verzeichnet z.B. das Creative Bureaucracy Selbstverständlich ist das Thema zu groß, um es Festival in Berlin als Innovationsschmiede seit den wenigen in Kürze halbwegs fassen zu können. Auch ist es nicht leicht, Jahren seines Bestehens exponentielle Zuwachsraten an Be- in emotional aufgeladenen Zeiten ein halbwegs klares Bild sucherInnen. Sogar hier scheint sich allerhand zu tun. Schlag- zeichnen zu wollen. Und wir wollen nicht bei dem verbreite- worte, wie z.B. agil, sinnstiftend, Smart City Governance, ten Anspruch landen, den der Philosoph Peter Sloterdijk als neue Narrative, prozessorientiert und resilient, tauchen häu- Grundgefühl „unserer Zeit“ in seinem Buchtitel: „Du sollst fig auf. Doch was heißt das in einer Staats-(vertrauens-)Kri- dein Leben ändern“ gefasst hat. Oder gar an den Titel „Kol- se? Und was hat das alles mit Engagement, Beteiligung und laps“ von Jared Diamonds denken, in dem er auf spannende Nachhaltigkeit/Kooperation – unseren Kernthemen – zu tun? Weise der Frage nachgeht, warum manche Gesellschaften in der Geschichte gescheitert sind, andere hingegen tausende Jahre Bestand hatten. Also wovon soll hier die Rede sein? Für Ursula von der Leyen ist es der Green New Deal als Antwort auf die Klimakrise mit einem radikal neuen Verständnis von Arbeit, für andere ist es die Arm- Was heißt das Reich-Schere, die immer weiter auseinandergeht, das Bevöl- kerungswachstum und der Generationenwandel in den west- für unser Land, 1 z.B. fand der bedeutende IPCC-Bericht zum Klimawandel in den Anfangstagen unsere Region? des Ukraine-Russland-Krieges gerade mal 5 Minuten am Schluss des Ö1- Mittagsjournals 3 Gespenstische Zeiten
Trends, Umbrüche Zeiten von oder Wandel? Veränderungen Meinen wir Trends, Krisen, Umbrüche, Para- hat es immer wieder gegeben. Seien digmenwechsel oder schlicht einen Wandel dies nun Kontradiev-Zyklen oder Bä- der Dinge, wenn von Transformation die ren- und Bullen-Phasen in der Finanz- Rede ist? Man könnte folgende Abgrenzung welt, gesellschaftliche Umbrüche oder vornehmen: Revolutionen. Darum macht es Sinn zu verstehen, was intensive, abrupte, • Krisen und Umbrüche zeigen sich schockartige Ereignisse, wie 9/11, die kurzfristig und unerwartet (Pandemie, Finanzkrise, Fukushima, die Corona- Ukrainekrieg …) Pandemie oder gar kriegerische Hand- • Wandel findet langfristig statt, ist an- lungen zwischen den Großmächten hand von zahlreichen Faktoren nachvoll- miteinander und mit der Transforma- ziehbar (Anthropozän …) tion zu tun haben. • Transformation als Versuch, die Ver- meidung der negativen Folgen des Umbruchs und die Zukunft bewusst zu Langfristige gestalten (mit wiederum einschneiden- den Folgen, z.B. Ungleichheiten) Umbrüche gehen Krisen, Wandel und Transformation überla- tiefer und sind gern sich, sind Auslöser oder Verstärker und machen diese Veränderungen zu einem ge- mit wesentlich wissen Grad unberechenbar. Häufige Muster dieser Prozesse sind: radikaleren • Exponentiell beschleunigtes Wachstum Verwerfungen in vielen Bereichen, welches schwer wahrnehmbar ist, führt plötzlich zu un- und sehr hefti- glaublich schnellen Veränderungen • Sprunghafte Entwicklung durch gegen- gen Turbulenzen seitig, additiv verstärkende Faktoren (tipping point, der Punkt, an dem die verbunden. Lawine zu rutschen beginnt) • Sie sind nicht regional oder national Oft sogar mit zerstörerischen Krisen, beschränkt und können auch nicht im die vieles neu ordnen. Laut dem Phi- Kleinen gelöst werden (z.B. Bevölke- losophen Richard David Precht stehen rungswachstum, steigende Ressourcen- wir vor einem Übergang, wie er vom ansprüche in „Entwicklungsländern“), Agrar- zum Industrie-Zeitalter vor sich gleichzeitig braucht es aber konkrete gegangen ist. Und er fragt: Wie gelingt Handlungen vor Ort. ein Übergang vom einem von Leistung • Hochkomplex, sich gegenseitig verstär- geprägten Arbeitsbild zur Sinn-Arbeit? kend, uneindeutig, „Fahren im Nebel“, Das sind ja bisher angedeutet notwendiger Umgang mit Überforderung nur die sichtbaren Zeichen einer Ent- (man denke an die Beschreibungen der wicklung, wo wir doch wissen, dass VUCA- und BANI-Welt) Haltungen, Werte, Kultur und kollekti- ves Bewusstsein der eigentliche Nähr- boden sind für das, was wir machen und hervorbringen. Äußere Entwick- Gespenstische Zeiten 4
Wie damit umgehen? Zwei Reaktionsformen stechen in überkomplexen Situation ins Auge: Wir vereinfachen rasch sehr stark oder machen lungen haben einen Bezug zu inne- vieles noch viel komplizierter. Beides sind verständliche rem Bewusstsein. Gibt es auch hier DIE Strategien, um der Wirklichkeit möglichst gerecht zu wer- große Transformation, wenn wir davon den, aber beide sind leider auch mit der Gefahr verbunden, ausgehen, dass sich auch Bewusstsein dass einerseits allzu simple Lösungen vielem und vielen evolutionär entwickelt? nicht gerecht werden, andererseits detailversessenes Grübeln das im Alltag notwendige intuitives, pragmatisches, proakti- ves Handeln vereitelt. Bei all den Wenn in den vergangenen Jahren im Umgang mit dem Wandel viel von Resilienz, Kooperationskultur, Innova- Versuchen, eine tionskraft die Rede war, so müssen wir in unserer Haltung heute wohl einen Schritt weitergehen: In unserem Team sind Zeit des Wandels die Themen Mut und Macht aufgetaucht. Mut, trotz aller Widrigkeiten dran zu bleiben, zu handeln und Entscheidun- auf einer abs- gen zu treffen, auch wenn die Aussichten nebulös sind. Und Macht nicht über jemanden, sondern für eine Sache, die trakten Ebene Menschen am Herzen liegt, die sie miteinander ausgehandelt haben und gemeinsam Gestaltungsspielräume nutzen. Also zu erfassen und Mut zum Engagement, Macht für Beteiligung. Aus welcher Sicht macht es Sinn, sich noch oder zu beschreiben, erst recht zu engagieren und wenn ja, wie? Welche Art von Beteiligung hat Kraft im Lokalen und schafft wichtige Kor- bleibt die Ein- rekturen im Großen? Sich in den Herausforderungen nicht zu verlieren und den Ort für sich zu finden, wo das eigene Enga- sicht, wir stecken gement Sinn und Freude macht. Dann kann aus unserem Tun Sinn entstehen und aus dem Sinn das Tun erhalten bleiben. mittendrin und Mut, sich gewissen Dingen bewusst entgegenzustellen, aber vielleicht auch mal etwas sein zu lassen und nicht länger das sitzen alle in tote Pferd zu reiten. Die Macht, jederzeit Dinge anders und Spielräume unseres Handelns neu sehen zu können. Sich mit einem Boot. anderen (anders denkenden) Menschen zusammen zu tun, Visionen zu entwickeln, Ziele auszuhandeln, Entscheidungen Es ist nicht mehr so leicht zu sagen, das zu fällen und Handeln zu reflektieren. geht mich nichts an oder das verstehe ich nicht. Der Wandel dringt in jede Ritze und verlangt täglich Antworten. Die Dinge hängen oft vielmehr zusam- men, als wir wahrhaben wollen. 5 Gute Aussichten
Was gibt Orientierung? Trendforschung hat Hochkonjunktur. Die Zukunft zu antizipieren, je wider- sprüchlicher und veränderbarer sie wird, wird zum wirtschaftlichen und politischen Imperativ. Die Zukunft be- wusster zu gestalten suggeriert eine Lenkbarkeit, die uns immer mehr aus der Hand genommen wird. Es ist also Zeit, die Zügel aktiv selbst in die Hand zu nehmen. Wir haben für diese spe- zielle Ausgabe der GUTE AUSSICHTEN das Thema Transformation in den Mit- telpunkt gesetzt. Schnell wird auffallen, dass wir dafür die bisherige Struktur in dieser Ausgabe über Bord geworfen ha- „Miteinander mutig ben. Mut und Macht. Dialogfähigkeit. Sozialer Zusammenhalt. Diese Schlüs- sein“ – das haben wir uns selwörter strukturieren die folgenden Seiten. Wir stellen uns zunächst die im FEB vorgenommen. großen Fragen wie „Was braucht ein transformatives Vorarlberg?“ (S. 10) Es bleiben viele offene und „Wie geht wir?“ (S. 12). Wir gehen der Frage nach, was es denn wirklich Fragen. Zumindest können heißt, in diesen Zeiten mutig zu sein? Was bedeutet das ganz konkret, bei- wir in unserem Alltagsle- spielsweise für Vereine? (S. 15) Es fin- den sich inspirierende Utopien für die ben spüren und üben, was Zukunft Europas (ab S. 32), die in einem Punkt Konsens finden: „Die Solidarität Wandel heißt, nämlich sich muss großzügig sein!“. Und rundum das große Thema sozialer Zusammenhalt wirklich auf etwas Neu- ranken sich Berichte von einem Art of Hosting-Training für Jugendliche, ein es oder andersdenkende Interview mit der diesjährigen Key-Note Speakerin der Langen Nacht der Parti- Menschen einzulassen. zipation (S. 41) und auch dritte Orte – „the place to (re)connect“ (S. 40) finden Und die Praxis des Dialogs ihren Platz. Und Landeshauptmann Markus Wallner hat uns verraten, was weiterzuentwickeln. Dann für ihn persönlich Mut bedeutet. (S. 46) bleibt statt dem Schock vielleicht eine wohltuende Überraschung. Gespenstische Zeiten 6
Inhalt 10 Wie transformativ ist Vorarlberg? Was braucht ein transformatives Vorarlberg? Gute Aussichten 12 Wie geht „Wir“? Magazin für Ein- und Ausblicke 14 Mut und Macht 15 Ganz schön mutig! Engagement in der Corona-Zeit 16 Lebendige Vereine: Mehr Lebendigkeit, weniger Mühsal 19 Die digitale Transformation der West Austrian Musical Company 21 Ein Aufzeigen von Möglichkeiten: Die Potentiale des informellen Ehrenamts Mut und Macht, S. 14 Illustrationen: Francesco Ciccolella Inhalt 8
40 Dritte Orte – the place to (re)connect 42 Beteiligung schafft Begegnung. Beteiligung schafft Miteinander. Beteiligung wirkt! 44 Miteinander mutig sein 46 Im Gespräch mit Landeshauptmann Markus Wallner 48 Zahlen 2021 50 On the Road Auf die Stärken, fertig, los! S. 39 52 Tipps 53 Kalle-Kolumne 54 Termine ab April 24 Änderungen durch Corona im Vereinswesen 56 Blick in die Glaskugel 26 Der Ideenkanal: Vom Wettbewerb zum grenzübergreifenden Problemlösungsprozess 30 Kinder- und Jugendbeteiligung Modellregion Walgau „Toleranz fällt 32 Und die Solidarität muss großzügig sein! auch denen 36 Vom Problemdenken ins Lösungshandeln schwer, die sich 38 Wie gelingt der Kitt zur Erhaltung diese gerne einer lebenswerten Gemeinschaft? bescheinigen.“ 39 Auf die Stärken, fertig, los! Wie geht „Wir“? S. 12 Inhalt
Wie transformativ ist Vorarlberg? Was braucht ein transformatives Vorarlberg? Mut gilt als die Überwindung des Gleichmuts. Das durchdringende Gefühl, etwas verändern zu wol- len, war ausschlaggebend dafür, dass sich eine Gruppe von Frauen aus Vorarlberg zusammengefun- den hat und nun daran arbeitet, die Sichtbarkeit und Wahrnehmung von Frauen in der Öffentlichkeit zu erhöhen. Diese Doppelseite widmen wir den „Xipertinnen“ und haben nachgefragt: Wie transfor- mativ ist Vorarlberg? Und was braucht ein transformatives Vorarlberg? hs n rti uc Ma aF Katharin Angelika h t pie Andrea S „ Die derzeitige Pandemie zeigt uns, wie „Ich bin Innovationsmanagerin und somit transformativ wir in Vorarlberg sind, professionelle Störerin. Mein Job ist es, denn vieles, was vor kurzem noch die bestehende Ordnung, Gelerntes und schwer umsetzbar bzw. undenkbar war, Bekanntes in Frage zu stellen. Es ist heu- ist in kürzester Zeit möglich. Gleich- te wichtiger denn je, dass wir mutig sind zeitig lassen sich Ungleichheiten noch „ Transformation ist Entwicklung in ver- und Ressourcen in Zukunftsprojekte mit besser erkennen. Es ist wichtig, das tikaler Richtung – und damit mehr als offenem Ausgang stecken. Mein Job ist Potential von Frauen und Männern einfach nur „Veränderung“. Dafür brau- es auch, Brückenbauerin zwischen den gleicherweise zu erkennen und auch zu chen wir zuallererst ein gemeinsames beiden Welten des Bewahrens und des nutzen!“ Verständnis darüber, wohin die Entwick- Erneuerns zu sein. Erfolgreiche Orga- lung gehen soll – eine Richtung – und nisationen müssen beides beherrschen: Angelika Martin Kriterien, woran wir diese Entwicklung Bestehende Kompetenzen und Prozesse Bildungsorganisatorin erkennen können. Zweitens brauchen effizient nutzen und gleichzeitig neue Stellt regelmäßig „Xipertinnen“ wir Ideen für die Umsetzung: Wie gehen Chancen am Markt erfassen. Das Ma- auf Social Media vor. wir vor, welche Methoden, Formate und nagement dieser Beidhändigkeit – auch Prozesse sind hilfreich, um Transforma- unter dem sperrigen Begriff „Ambidextrie“ tion zu fördern und nachzuhalten. Und bekannt – wird als Schlüsselkompetenz last but not least brauchen wir dafür ein in der Transformation gesehen. Die Aus- gutes Miteinander: Vertrauen und Offen- einandersetzung mit dieser Beidhändig- heit in und für andere, Bereitschaft zu keit ist ein ständiger Prozess und dabei kritischer Selbstreflexion und Mut, die hat sich vor allem eines gezeigt: Für eine Komfortzone zu verlassen und einen erfolgreiche Transformation braucht es Schritt weiter zu gehen.“ den Streit und nicht den Konsens.“ Andrea Spieth Katharina Fuchs Organisationsentwicklerin, Vizebürgermeisterin sowie Super- Moderatorin und Coachin visorin, Coachin und Moderatorin Wie transformativ ist Vorarlberg? Was braucht ein transformatives Vorarlberg? 10
th Era l ind - Lea Putz te Bettina S a r er rap Sor Brigitta „ Transformation ist mehr als Verän- „ Wirtschaftlich und gesellschaftlich be- derung. Transformation ist, aus dem, trachtet sind Umbrüche hochspannen- was schon da ist, etwas Anderes, etwas de Zeiten, die vor allem retrospektiv Neues, das das Alte ersetzt, zu schaffen. ein komplexer Forschungsgegenstand Und aus dem Neuen wird irgendwann sein können. Mit den uns heute zur das neue Alte. Vorarlberg ist ein Land, Verfügung stehenden Netzwerken und in dem Nägel mit Köpfen gemacht wer- Kommunikationsmitteln haben wir die „ Meine Entscheidung, nach über 20 den, ein Land mit Tradition, Beharrlich- Chance, einen Umbruch aktuell zu er- Jahren im Ausland zurück nach Vor- keit und hoher Wertschätzung für das, fassen und spartenübergreifend zu be- arlberg zu ziehen, hängt auch mit dem was einmal gut funktioniert. Trans- handeln. Eine wesentliche Erkenntnis enormen Potential hier zusammen. formation hat in diesem Mindset dort dabei könnte sein: „Kreative sind der Überall gibt es Initiativen, Organisa- ihren Platz, wo sie als zweckmäßig und Rohstoff der Zukunft“. In der Natur ent- tionen, Bewegungen, die einen Beitrag zukunftsfähig erkannt wird. Wer be- standene Werkstoffe erschöpfen sich. Es für Nachhaltigkeit, Chancengerechtig- urteilt Zweckmäßigkeit und Zukunfts- liegt an kreativen Kräften, innovative, keit und ein gutes Leben für alle leis- fähigkeit? Gesellschaftliche Eliten? zukunftsfähige Lösungen für das Jetzt ten wollen und können. So viele ener- Politische Entscheider:innen? Unter- und die Zukunft zu finden. Dafür brau- gievolle, kluge und top ausgebildete nehmer:innen? Medienhäuser? Zivil- chen wir entsprechende Mindsets und junge Menschen kommen zurück ins gesellschaft? Kinder und Jugendliche? Haltungen. Kreatives Forschen, Denken Land, so viele erfahrene, immer noch Senior:innen? Männer? Frauen? Diver- und Handeln sind wichtige Werkzeuge, neugierige, kämpferische Menschen se? Sie? Du? Wir? Wo wird Vorarlbergs die aktiv ermöglicht und unterstützt leben hier und setzen sich unermüdlich Zukunft gemacht? Die Transformation werden müssen. Innovation braucht ein. Beide zusammen können den nö- ist weiblich.“ Raum und Milieu: Die CampusVäre tigen Wandel bewirken. Im Weg steht soll ein solcher Ort sein – sie trans- dem nur ein Denken, das vornehmlich Lea Putz-Erath formiert ehemalige Industriehallen zu Wirtschaftsinteressen und Profitmaxi- Lehrbeauftragte an der FHV im einer „Werkstatt zur Entwicklung der mierung über alles stellt. Meine Hoff- Studiengang Soziale Arbeit, seit Zukunft“ am Campus V in Dornbirn.“ nung ist, dass hier – angesichts der 2017 Geschäftsführerin femail Ungeheuerlichkeiten von Krieg und FrauenInformationszentrum Bettina Steindl Elend in der Welt – eine echte Werte- Vorarlberg. Zurzeit ist sie in Geschäftsführerin CampusVäre – verschiebung stattfindet.“ Karenz, aber nicht weniger aktiv. Creative Institute Vorarlberg GmbH, Kulturmanagerin und Dozentin an Brigitta Sorraperra verschiedenen Universitäten und Regisseurin, Kulturarbeiterin, Fachhochschulen Ideengeberin und Möglichmacherin. Insbesondere als Projektleiterin der „IG Geburtskultur a-z“. 11 Gute Aussichten
Wie geht „Wir“? Nicht erst die Corona-Pandemie hat gezeigt: Die gesellschaftliche Polarisierung nimmt zu, und die Toleranz schwindet. Um die Herausforderungen der Zukunft zu meistern, braucht es wieder mehr sozialen Zusammenhalt. Ein Text von Jens Poggenpohl. Das Wir-Gefühl steckt in einer Krise: Eine der Grundtugenden dafür liegt in der Fähigkeit, Mehr- Dieses Gefühl dürfte in den vergange- deutigkeit und unterschiedliche Positionen auszuhalten. Ge- nen zwei Jahren viele von uns beschli- rade diese Ambiguitätstoleranz ist aktuell einem besonderen chen haben. Manchmal reichten die Stresstest ausgesetzt, wie der Soziologe Fabian Rebitzer von Grenzen der Gemeinschaft notgedrun- der FH Vorarlberg mit Blick auf die Akzeptanz bzw. Nicht-Ak- gen kaum über den engsten Familien- zeptanz der Corona-Massnahmen oder die Diskussionen um kreis hinaus. Oft nur an die Grenzen der eine Impflicht erläutert. „Wie selten zuvor ist eine Mehrheit eigenen Meinungsblase. Oder an die der Bevölkerung auf eine Minderheit angewiesen, da deren Grenzen der Nation, wenn es um die Verhalten plötzlich die eigene Freiheit und den eigenen Hand- Verteilung von Masken oder Impfstoff lungsspielraum betrifft.“ Und gerade die gesellschaftlichen ging. Dass der soziale Zusammenhalt Kreise, die sich selbst gerne Toleranz bescheinigen, müssten schwindet, ist eine viel gehörte Klage sich eingestehen, dass dies leichter gesagt als gelebt ist. dieser Tage. Neu ist sie nicht. Die Pan- demie-Krise hat nur grell ausgeleuch- Willkommen in der VUCA-Welt tet, dass etwas ins Rutschen geraten ist – sowohl im Umgang zwischen So extrem und speziell die Erfahrung einer Gesundheitskrise gesellschaftlichen Gruppen als auch auch sein mag: Sie erinnert nachdrücklich daran, dass es in im Hinblick auf das politische System. dieser Welt Krisen gibt, die ein Mehr an Zusammenhalt er- Regelmäßig erklären in Umfragen zwi- fordern, als es derzeit der Fall ist. Womöglich enthüllt das schen 20 und 50 Prozent der Bevölke- Grossexperiment der Pandemie daher nur, dass wir uns in rung, der Demokratie nicht oder nur Richtung einer Realität bewegen, die man bislang eher aus eingeschränkt zu vertrauen. Ob man Managerseminaren kannte: der VUCA-Welt. Die Abkürzung deshalb schon von einer Spaltung der steht für Volatility, Uncertainty, Complexity and Ambiguity Gesellschaft sprechen muss und wie und diente ursprünglich dem US-amerikanischen Militär zur tief die Beziehungskrise zwischen Bür- Beschreibung der unübersichtlichen Weltordnung nach dem ger*innen und politischen Eliten ist, Kalten Krieg. Der Begriff beschreibt aber auch verblüffend darüber mag man streiten. Unstrittig genau den Alltag der jüngeren Vergangenheit. Denn was erscheint dagegen, dass das Miteinan- wäre volatiler als das Auf und Ab der pandemischen Wellen, der als Ressource wieder neu entdeckt unsicherer als die künftigen Mutationen des Virus, komple- werden muss. xer als die Effekte auf alle Teilbereiche der Gesellschaft und mehrdeutiger als die damit verbundenen Abwägungsfragen? Für jeden Einzelnen bedeutet dies eine Heraus- forderung, zuweilen auch eine Überforderung, wie Rebitzer festhält. „Wenn man in dieser Situation nicht das Gefühl hat, sein Leben unter Kontrolle zu haben und wirkmächtig zu Jens Poggenpohl sein, entsteht daraus leicht Angst und daraus wiederum der ist freier Journalist und Drang, Verantwortliche zu finden.“ beobachtet für die Internationale Bodensee-Hochschule Bildung, Wissenschaft und Forschung in der Vierländerregion Bodensee. Wie geht „Wir“? 12
Ein „Mangel an Debattenkultur“ Das eigentliche Hauptproblem sieht Re- bitzer indes im immer ausgeprägteren Hang, „Menschen in Schubladen zu stecken“. Von einem „Mangel an demo- kratischer Debattenkultur“ spricht auch Markus Lux, Bereichsleiter Demokratie und Einwanderungsgesellschaft bei der fällt es jedoch auch zusehends schwerer, Vertrauen zu an- Robert Bosch Stiftung. „Wir müssen deren aufzubauen – und das ist schlussendlich auch für die wieder lernen, mit anderen Meinun- Demokratie ein Problem. Denn „Vertrauen“, darauf hat der gen umzugehen – da haben alle gesell- Ökonom und spätere Nobelpreisträger Kenneth Arrow schon schaftlichen Gruppen Nachholbedarf.“ 1974 hingewiesen, „ist das wichtigste Schmiermittel eines so- Der zum Teil erzwungene zialen Systems.“ Rückzug ins ganz eng gefasste Wir hat dieses Defizit verstärkt. Wenn Volks- feste oder Stadionbesuche ausbleiben, Teilhabe als Booster entfallen nun einmal auch spontane Begegnungen mit anderen Positionen. Falsch wäre indes das Bild einer Negativspirale. Die gesell- Allerdings war die Pandemie auch dies- schaftliche Solidarität ist deutlich ausgeprägter, als es die ge- bezüglich nur ein Katalysator. reizten Debatten in den sozialen Medien suggerieren. Auch Individualisierung, Fragmen- die Bereitschaft von Bürger*innen, sich für das Gemeinwohl tierung und Tribalisierung sind die be- zu engagieren, ist nach wie vor hoch. Unübersehbar ist kannten Stichworte der Entwicklung, schließlich auch, dass auch die Politik wenigstens auf lokaler auch die Effekte der sozialen Medien, Ebene das Potential der Partizipation zu erkennen beginnt. deren Algorithmen den starken negati- Durchwegs also auch gute Aussichten! ven Affekten und der schnellen Pointe den Vorzug vor Austausch und Zwi- Im Original erscheint der Text im Jahresbericht 2021 der schentönen geben, sind inzwischen be- Internationalen Bodensee-Hochschule. Text zu finden unter: schrieben. Zugleich haben die Orte und https://wissenschaftsverbund.medium.com. Institutionen, an denen man Andersden- kende und Fremde traf, an Bedeutung verloren. Vereine, Kirchen und Volks- parteien leiden unter schwindenden Mitgliederzahlen, Innenstädte drohen zu veröden, die Lebenswelten von Arm und Reich trennen sich. Toleranz fällt auch denen Doch ohne die Erfahrung, dass es zwischen unterschiedlichen schwer, die sich diese gerne Menschen und Milieus mehr Verbin- dendes als Trennendes geben könnte, bescheinigen. 13 Gute Aussichten
Mut und Auch wir Menschen sind machtvolle Wesen. Als „Krone der Schöpfung“ zei- Macht gen wir wenig scheu, uns dieser Macht zu bedienen, und uns die Erde untertan zu machen. Mit unübersehbarem Über- mut legen wir Hand an. Die Auswirkun- gen auf die natürlichen Systeme wie Klimawandel, Artensterben, Erosion Ein (un)gleiches Paar geben allen Grund zur Sorge. Auch innerhalb unserer Spe- zies lassen wir einander unsere Macht spüren. Wir gegen die anderen, alle ge- gen jede/n. Wirtschaftssanktionen, mili- tärisches Wettrüsten und offene Gewalt werden weltweit zur realen Bedrohung. Wir haben Inspiration Mutausbrüche für einen sorg- sameren Umgang mit den natürlichen gesammelt und laden dich Lebensgrundlagen wie die „Fridays for Future-Bewegung“ stehen den globalen dazu ein, Mut zu bewahren. Machtdynamiken gegenüber wie David dem übermächtigen Goliath. Gegen die Ohnmacht! Dieser Blick in den Abgrund macht nicht gerade viel Mut. Viren sind – mangels eigenem Stoffwechsel – keine Lebewesen. Nichtsdestotrotz lassen sie Es ist sinnvoll, Angst zu haben. Sie hat unsere Ahnen vor Fressfeinden be- uns ihre Macht über uns unmissverständlich wahrt. Angst macht uns wach. Zu viel spüren. Zu wenig Angst ist lebensgefährlich. Zu Angst lähmt. Es hilft uns auch nicht viel Angst führt zu Neurosen. weiter, wie der Hase auf die Schlange zu starren. Doch was tun, wenn sich Ohnmacht breitmacht? Was kann ich schon bewegen? Die zentrale Erfolgsstrate- gie unserer Spezies ist die Kooperation. Die Hoffnung auf eine gute Entwick- lung hin zu langfristig lebenswerten Lebensbedingungen und einer realisti- schen Chance auf ein gutes Leben für alle ist berechtigt. Was wir tun können? Wir können handeln! Wir können uns ein- ander zuwenden. Wir können das Mit- einander üben. Wir können Verhalten ändern. Wie können Regeln neu ver- handeln. Mut und Macht 14
Ganz schön mutig! Engagement in der Corona-Zeit Mut, Frustrationstoleranz und Humor als rettende Anker in Zeiten der Kontakt- reduktion. Oder: Warum engagierte Menschen nicht unterzukriegen sind! Krise, Support und Mut Bewunderung und Planung nach Corona Die Corona-Zeit stellte engagierte Menschen und Freiwil- ligenorganisationen vor enorme Herausforderungen. Kon- Die Gültigkeitsdauer eines „Wohnzim- taktreduktion, fehlende Planungsgrundlagen, Paragraphen- mer-Tests“ wird in Vergessenheit gera- Dschungel, Konfliktlinien und Zusammenhalt: Während das ten. Die Bewunderung für das verant- Vereinsleben zeitweise stillstand, wurden die Belastungs- wortungsbewusste Verhalten und den grenzen vieler engagierter Menschen chronisch überschritten. Willen, Vereine in Zeiten der Kontakt- „Krisen-Support“ hat sich zu einem temporären Dauerbrenner reduktion lebendig zu halten, werden im FEB-Service-Angebot etabliert. Wer nun an einen „Kum- in Erinnerung bleiben. Es wird sich in merkasten“ denkt, ist auf dem Holzweg. 1.400 Beratungskon- Zukunft ungeahnt einfach anfühlen, takte mit Ratsuchenden: Gespräche, schriftliche Anfragen, Vereinsaktivitäten zu planen. Stellen Impuls- und Info-Veranstaltungen haben auf beeindruckende Sie sich vor: Alle dürfen kommen, ein- Weise gezeigt, was Mut und Frustrationstoleranz bedeuten. fach so. Keine improvisierte Teststraße und keine „Hybrid-Veranstaltung“ als Plan B. Die Organisation von Vereins- Verantwortungsbewusstsein, Wille und Humor aktivitäten auf einem Bein, mit ge- schlossenen Augen: Kein Problem im Anrufe von Vereinen waren selten von Resignation geprägt Vereinsleben nach Corona. und dabei hätte es allen Grund dazu gegeben. Verantwor- tungsbewusstsein und der Wille zur guten Lösung ziehen sich als rote Fäden durch den Austausch zu Corona-Fragen aller Danke für Ihr Engagement Art. Auch der Humor hat sich als stabile Größe im Vereinswe- und beste Grüße sen erwiesen. Es gab überraschend oft was zu lachen, obwohl die Situation alles andere als lustig war. Humor und Zweck- Menschen sind dazu in der Lage, fast optimismus machen Mut und stärken das Immunsystem. jedes „Wie“ zu ertragen, wenn sie ein „Wozu“ haben2. Diese These hat sich in beeindruckender Weise bestätigt. Der Vieles in Bewegung unermüdliche Wille engagierter Men- schen, etwas zu einer guten Welt bei- Die Studie „Corona & Freiwilligenarbeit“1 zeigt, dass Enga- zutragen beeindruckt. Diese Inspiration gierte verstärkt pausieren, aufhören oder neue Tätigkeiten bleibt, als Ermutigung zurück. Daher annehmen. Die mittel- und langfristigen Auswirkungen sind haben wir im März eine große DANKE- noch nicht absehbar. Es ist zu erwarten, dass die (Re)Aktivie- Kampagne gestartet. Mit der Verlosung rung des Vereinslebens und das Gewinnen von Menschen für von 100 Vereinsjausen, mit freundlicher die Mitarbeit im Verein vielerorts und zunehmend zur Her- Unterstützung von Sutterlüty Ländle- ausforderung werden. Dieser Trend hat sich bereits vor der markt, sollen Vereine wortwörtlich ge- Corona-Zeit gezeigt. Es besteht dennoch Grund zur Zuver- stärkt und ermutigt neue Aktivitäten sicht. Das Bedürfnis nach sinnvollem Schaffen und die Lust, angehen können. Es bleibt nur noch sich miteinander für die gute Sache einzusetzen, werden nicht eines zu sagen: Danke für Ihr Engage- verloren gehen. Das Vereinsleben wird sich erholen. Nur Mut! ment und bleiben Sie mutig! 1 siehe S. 21 ff in diesem Magazin 2 siehe S. 24; S. 25 in diesem Magazin 15 Ganz schön mutig! Engagement in der Corona-Zeit Gute Aussichten
Lebendige Vereine: Mehr Lebendigkeit, weniger Mühsal Vereinsimpulsprogramm des Landes Vorarlberg Vereine lebendig zu halten ist immer wieder aufs Neue eine Herausforderung. Es braucht Mut und Visionen, um gewohnte Abläufe zu reflektieren und da, wo es nötig ist, alte Schemen aufzubre- chen. Ein Text über die Bereitschaft, wahre Macht in der Veränderung selbst zu sehen. Von Isabel Baldreich und Janin Salzger. Genau darauf – auf den Mut und das Vertrauen in die Macht der Veränderung – kommt es an. Hier setzt das Impulspro- gramm „Unser Verein“ des Landes Vorarlberg unterstützend an. Denn viele Vereine stellen sich immer wieder dieselben Fragen: Wie stärken wir unser Team? Wie können wir etwas für die Gemeinschaft tun? Wie sorgen wir für Nachwuchs? Wie können wir uns und unsere Mitglieder motivieren? Im Rahmen dieses Impulsprogramms haben Ver- eine die Möglichkeit, den eigenen Verein zu analysieren, aus der Analyse konkrete weitere Handlungsschritte abzuleiten und diese umzusetzen. Vereine, die etwas verändern oder bewegen wollen, erhalten individuelle Hilfe zur Selbsthilfe. Sie werden im Rahmen einer umfassenden Prozessbegleitung dazu ermächtigt, selbstständig konkrete, machbare und wir- kungsvolle Impulse zu setzen. Das Ziel des Vereinsimpulsprogramms sind erfolg- FC Schruns reiche und lebendige Vereine in ganz Vorarlberg! Lebendige Vereine 16
Themen, die Vereine beschäftigen Das Programm hat gezeigt, dass sich Vereine – ganz unabhängig ihres Wirkungsbereichs – oft mit denselben Themenkreisen beschäftigen. Teamgeist Ein funktionierendes Team, das ge- Ähnliche Erfahrungen hat auch der FC meinsam die Fragen des Vereins an- Schruns gemacht. Neben all den kreati- geht, ist ein wesentlicher Schlüssel zum ven Aktivitäten und tollen Inputs war Erfolg. Wenn die Kommunikation ver- besonders hilfreich die Schärfung des nachlässigt wird, oder gar einmal „der Blicks für das Wesentliche, die Rück- Wurm drin ist“, kann es im gemeinsa- besinnung auf das eigentliche Ziel des men Tun schwierig werden. Vereins: Kindern und Jugendlichen das So berichtet Sabine Klapf Fußballspielen zu ermöglichen. In der vom Verein „Eine Welt“ in Bludenz, Einfachheit liegt die Kraft. Generell dass sie durch das Impulsprogramm läuft es im Verein gut – gerade weil ihre Mitglieder aktivieren und die Kom- kontinuierlich Veranstaltungen und munikation stärken konnten. Es war Prozesse gemeinsam reflektiert werden. sehr motivierend, durch das Analyse- „Dabei hat uns auch das Impulspro- tool „Vereins Checker“ zu sehen, wie gramm sehr geholfen. Ein guter Blick viel im Verein wirklich gut läuft. „Die von außen, kompetenter Input und pro- eigenen Potentiale zu erkennen ist ein fessionelle Hilfe zur Selbsthilfe tun be- sehr aktivierender Prozess“, so Sabine stimmt jedem Verein gut“, ist Michael Klapf. Durch den erweiterten Fokus Fritz überzeugt. wurden bestehende Herausforderungen klarer, die Begleitung im Impulspro- gramm war wegweisend: el Fritz Micha Sabine lapf K „Und vielleicht läuft es ja gerade deswe- gen so gut bei uns – weil wir nichts nur deshalb machen, ‚weil es immer schon „ Durch die tolle Begleitung haben wir so war‘, sondern immer versuchen das den Weg zu etwas gefunden, das wir zu machen, was gerade gebraucht wird.“ bereits lange angehen wollten, aber nie wussten, wie genau wir das machen sollten.“ 17 Gute Aussichten
Beteiligung Generationenwechsel Um Mitglieder langfristig für den Ver- Damit der Verein zukunftsfit bleibt, müssen Entscheidungs- ein zu begeistern, ist es notwendig, sie träger*innen sich irgendwann ändern. Um Aufgaben gut einzubeziehen und unmittelbar zu be- übergeben zu können und die Nachfolger*innen bestmöglich teiligen. Zudem beugt die Beteiligung dabei zu unterstützen, handlungsfähig zu werden, braucht vieler oft der Überlastung weniger vor es klare Strukturen und überschaubare Arbeitspakete. Diese und fördert den Teamgeist. helfen wiederum dabei, Interessierten die Beteiligung zu er- So hat sich auch die Chor- möglichen und das Team zu stärken. Gerade im Ehrenamt ist gemeinschaft Cantemus aus Bürserberg es oft schwierig, jemanden für ein „Amt“ zu finden, der sich mutig auf den Prozess eingelassen. „Am engagieren möchte. Aber je leichter der Einstieg, umso eher meisten Mut braucht es, wirklich völlig nimmt sich jemand dieser Aufgaben an. offen in den Prozess zu gehen und die Genau das war das Thema des Domino in Frastanz Mitglieder einzuladen, sich zu beteili- und der langjährigen Leiterin Christl Stadler: „Ich kann es gen“, sagt Obmann Josef Fritsche. „Sich wirklich jedem empfehlen, ehrlich zu hinterfragen, was man allen Themen zu stellen mit der ehrli- normalerweise macht. Dinge neu zu denken, Veraltetes los- chen Bereitschaft, Neues zu probieren, zulassen, Bewährtes zu erweitern und Neuem Raum zu geben war herausfordernd, aber das war auch lohnt sich.“ So konnten im Verein mithilfe des Impulspro- das tollste!“ Der Workshop war nicht gramms neue Strukturen geschaffen und Aufgaben umver- nur sehr aufschlussreich, sondern auch teilt werden. ein gelungenes Gemeinschaftserlebnis. „Die professionelle Begleitung durch den Coach hat uns sehr dabei geholfen, uns vertrauensvoll zu öffnen.“ Besonders wichtig und posi- tiv für den Verein war auch die generati- onenübergreifende Mitgliederbefragung. l Stadler Christ „ Manchmal braucht es einen Crash, da- Fritsche mit sich jeder beim Schopf nimmt und Josef etwas anpackt. Das Programm hat mir dabei wirklich sehr geholfen.“ Diese Inspirationsgeschichten zeigen, dass es „ Einerseits war es eine schöne Bestär- neben dem Mut zur Veränderung manchmal kung, zu erfahren, wie zufrieden die meisten sind und was sie besonders am auch einen Anstoß braucht – eine Ermächti- Verein schätzen. Andererseits gab es gung, um gewisse Dinge anzugehen und um- auch sehr überraschende Rückmeldun- zusetzen. Das Vereinsimpulsprogramm hat sich gen, die bisher übersehene Themen ans Licht brachten. Erst durch das Bewusst- hier als absolutes Erfolgsmodell etablieren kön- werden über diese Themen sind wir jetzt nen und Vereine in ganz Vorarlberg Schritt für fähig, unseren Verein weiter zu verbes- Schritt vorwärtsgebracht. sern“, ist Josef Fritsche überzeugt. Lebendige Vereine 18
Die digitale Transformation der West Austrian Musical Company Dass Digitalisierung in Vereinen keine Hexerei ist, sondern eine große Erleichterung sein kann, r nse zeigt das Beispiel der West Austrian Musical E r i c h Ma Company. Erich Manser, seit 2003 Präsident des Vereins, liebt nicht nur die Arbeit mit Menschen in der analogen Welt, sondern unterstützt sie als Softwareentwickler auch dabei, ihren Weg im digitalen Dschungel zu finden. Ein Erfah- rungsbericht. Live- und Schauspielcoach sowie Di- gital Transformation Coach der WKO. Zur WAMCO kam er mit 22 Jahren. 19 Die digitale Transformation Gute Aussichten
Logbuch 2000 Wir schreiben den 6. November 2000. Das Casting ist abgeschlossen. Ein Sitzungs- termin im Organisationsteam (OTIS) wird benötigt. Rundruf an alle, der Termin für eine Besprechung ist organisiert. Drei Wochen später: OTIS-Meeting, Stück wird besprochen, Aufgaben wer- den verteilt, weitere Personen ins OTIS- Team einberufen. Wunsch-Aufführungs- termine bis zur nächsten Besprechung. Ehrenamtliche Tätigkeiten leben von Gemeinschaft und Be- … Terminabklärung mit der Location, ziehungen. Das ist die Basis. Vereinsarbeit soll Spaß machen Organisation Helfer, Kostümverantwort- und persönlich bereichern. Die Angst vor dem Verlust dieser liche, Graphik Design, Fototermin klä- Basis ist oft der Grund, Digitalisierung abzulehnen. ren, Website- und PR-Verantwortung Bei der WAMCO ging die erste Internetseite 2002 klären, Aufgabenliste … online. Das war der Start für unsere digitale Transformation: Zeitungsausschnitte, Fotos und Dias wurden gescannt und Zwei Monate später ist nun das meiste digital archiviert. Videoaufnahmen wurden von analog in di- geklärt und wir können uns endlich aus- gitale Dateien umgewandelt, zum Teil Notenmaterial, Doku- schließlich um das Wesentliche, nämlich mente und richtungsweisende Sitzungsprotokolle. die Aufführung kümmern. Eine private Cloud, um Terrabytes an Bild- und Videomaterial zu sammeln, kam ebenso dazu wie Microsites und Soziale Medien. Die Suche nach Bildmaterial über eine Person oder Stück für die Öffentlichkeitsarbeit ist dank Ge- sichtserkennungssoftware nun nur noch ein Klick. Ein Paradigmenwechsel bei den Mitgliedern trat ein: von der Bring- zur Holschuld! Wer dabei sein will, wer Logbuch 2022 informiert sein will, muss aktiv werden. Umgekehrt erhal- ten wir nun Fotomaterial und interessante Infos von unse- 6. Februar 2022. Casting abgeschlossen. ren Mitgliedern direkt in unsere Cloud. Bei Proben dominiert Doodle-Umfrage an OTIS für Sitzungs- mittlerweile das Handy als Medium für Noten und Text. termin. Generell nutzen wir eine Kombination aus vielen verschiedenen digitalen Tools. Wir nehmen Proben auf, da- Zwei Tage später: Online-OTIS-Meeting. mit die Abwesenden nichts verpassen. Für die interne Kom- munikation helfen intelligente und funktionsreiche Messen- Zwei Stunden später: Termine, Verant- gers anstelle SMS, E-Mail oder WhatsApp. Wir halten online wortlichkeiten, Presse geklärt, Location Proben, kommunizieren mit unseren Gästen und Fans über per Telegram reserviert, alle sind infor- Internetseiten und die Sozialen Medien. miert. Es bleibt Zeit für persönliche Ge- Die digitale Transformation eröffnete und eröff- spräche. net uns noch immer neue Möglichkeiten. Dafür bedarf es das Wissen rund um den Wert von Daten und den sorgsamen und Ergebnis: 3. Juli 2022 – WAMCO-Mu- wertschätzenden Umgang damit. sical „The Show Must Go On“, Kultur- bühne AMBACH in Götzis Die Arbeit, die sich früher über drei Mo- Die persönliche Beziehung im Verein und nate verteilte, war mehr oder weniger in die Freude am gemeinsamen Tun zwei Stunden erledigt. wurde durch die digitale Transformation der WAMCO aufgewertet und befreit. Die digitale Transformation 20
Ein Aufzeigen von Möglichkeiten: Die Potentiale des informellen Ehrenamts Informelles Ehrenamt, also ein Engagement unabhängig von Vereinsstrukturen, dafür mit mehr Flexibilität, nimmt immer weiter zu. Quer durch alle Jahrgänge ist es eine attraktive Möglichkeit, sich für eine gute Sache zu engagieren. Angepasst an die eigene Lebenssituation. Grund genug, bei der digitalen Ehrenamt-Fachtagung im Dezember 2021 mit über 60 Teilnehmenden dieses Thema in den Fokus zu nehmen. Drei Projekte erzählten von ihren Erfahrungen, Herausforderungen und schönen Momenten. Wir haben sie dazu befragt. 1 Was sind Potentiale des informellen Ehrenamtes im Vergleich zum formellen Martin Herburger Beide Formen sind ein wichtiger Teil des Sozialkapitals einer Gemeinde und somit Kitt unserer Gesellschaft. Beide Formen sind wichtig für eine lebendige Gemeinschaft und beide Formen unterstützen die Werte- Ehrenamt? haltung in der Gesellschaft. Die Poten- tiale des informellen Ehrenamtes liegen in der Innovation. Informelles Ehren- Gabi Hampson Informelles Ehrenamt bringt Flexibilität und amt eröffnet neue Sichtweisen und Leichtigkeit mit sich. Ohne langfristige Verpflichtung, ohne macht das Zusammenleben reicher. schwere Bürokratie. Man kann sich dort einbringen, wo man sich gerade zu Hause fühlt, wo man das eigene Talent gut eingesetzt sieht, wo man selbst gerade eine Priorität gesetzt hat. Man kann sich dann einbringen, wann es zeit- lich gut in die eigene Lebensrealität passt. Kein entweder … (bist du dabei) oder … (eben nicht). Informelles Ehrenamt öffnet Türen und Möglichkeiten für Integration und schafft Berührungspunkte zwischen unterschiedlichsten Menschen. Verbindlichkeit wird durch Offenheit und durch die Freiheit g aufgebaut, entscheiden zu können, wie sehr man sich ein- n ra nd bringen möchte oder kann. Tate Gebhard Bechter Das informelle Ehrenamt ist breiter auf- gestellt, flexibler und von größerer Betroffenheit gesteuert. Oft ist es die Antwort auf ein aktuelles Problem. Damit tre- ten auch ganz neue Themen in den Fokus, die im formel- len Ehrenamt noch nicht auf dem Bildschirm sind. Formelle Hürden bestehender Strukturen stehen nicht im Weg, da- her ist schnelleres Handeln möglich. Informelles Ehrenamt wächst häufig aus persönlicher Betroffenheit, daher ist auch Gabi Hampson viel Herzblut dabei. Gemeinde Lustenau 21 Die Potentiale des informellen Ehrenamtes Gute Aussichten
2 Wo siehst du in der jetzigen Zeit Herausfor- derungen hinsichtlich des informellen Ehrenamtes? 3 Welche Bedeutung hat informelles Gabi Hampson Die Fülle an Angeboten und auch Aufgaben, mit denen Menschen sich konfrontiert fühlen, erlaubt oft keinen Ehrenamt für Platz für eine weitere Aufgabe oder zusätzliches Engagement. dich? Gebhard Bechter In Zeiten der Pandemie waren soziale Kon- takte kaum möglich. Die Leute haben sich zurückgezogen. Informelles Ehrenamt lebt aber vom persönlichen Austausch. Gabi Hampson Was wir am Anfang Und weil vieles nicht erlaubt war, gab es Denkblockaden hin- nicht mitgedacht haben, was uns das sichtlich ehrenamtlichen Lösungsansätzen für auftretende Feedback aber eindeutig zeigte: Durch Bedürfnisse in der Gesellschaft. Es ist aber auch eine Chance unsere Aktion konnten wir vielen dabei. Nachdem wieder geöffnet wurde, ist eine „Jetzt erst Menschen eine Möglichkeit geben, recht“-Mentalität spürbar. Der vorausgegangene Leidens- mitzuhelfen und zu wirken. Sie sahen druck könnte die Energie für neues Engagement liefern. das Problem, fühlten sich aber hilf- los. Wir haben ihnen ein Werkzeug Martin Herburger Informelles Ehrenamt eröffnet den Weg gegeben. Wir sind ein Team von drei von der allzuständigen Gemeinde zur bürgerschaftlichen Frauen mit unterschiedlichen Kompe- Verantwortung. Dies erfordert ein Umdenken auf kommuna- tenzen, die sich ergänzen. Es gibt keine ler Ebene. Räume für Beteiligung müssen geschaffen und er- Hierarchie, keine Stundenkarten. Wir möglicht werden. Voraussetzung dafür ist, dass das informel- machen eine To Do-Liste und teilen le Ehrenamt auch den Stellenwert bekommt, der ihm gebührt. diese auf und unterstützen einander, Es braucht eine Anerkennungskultur, ein wertschätzendes wenn es bei der einen oder anderen Miteinander von Ehrenamt und Profession, ein Zusammen- gerade mal eng wird. wirken auf Augenhöhe. Beteiligung im informellen Ehrenamt muss sinnstiftend sein und Spaß machen. Gebhard Bechter Informelles Ehrenamt ermöglicht einen niederschwelligen Zugang zur Bürgerbeteiligung. Persön- liche Betroffenheit ist oft die Triebfeder für ein Engagement. Ich habe mehrfach erlebt, dass Menschen über diese Erfah- rung „auf den Geschmack kommen“, g was Ehrenamt auch an persönlichem g Nutzen und Sinn stiften kann. Nicht ne ge selten führt der Weg dann weiter in das wert leben in Lan formelle Ehrenamt. Martin Herburger Bürgerinnen und Bürger bringen im informellen Ehren- ens amt ihre Ideen, Wünsche und Erfah- b Le rungen ein. Diese neuen Zugänge und Sichtweisen machen das Leben in einer Kommune bunter und führen zu neuen Gebhard Bechter Lösungen, das Füreinander und Mitein- Gemeinde Langenegg ander in der Kommune zu gestalten. Die Potentiale des informellen Ehrenamtes 22
4 Warum braucht es informelles Ehrenamt? Gabi Hampson Es ist offen, leicht, locker, flexibel. Keine starre Vereinsstruktur, kein „Muss“. Nur ein Aufzeigen von Die Welt ist im Umbruch und auch das Ehrenamt verändert sich. Unser Alltag ist unplan- barer geworden. Das informelle Engagement ist flexibler und daher gelingt es hier oft, Men- schen auch kurzfristig für En- Möglichkeiten. gagement zu gewinnen. Es ist Gebhard Bechter Der Mensch ist ein Gemeinschaftswesen. daher eine wichtige Ergänzung Im digitalen Zeitalter kommt das menschliche, persönliche zum formellen Ehrenamt. Ge- Miteinander zu kurz. Gemeinsames Engagement kann aus rade das spontane humanitäre dieser Ecke der Ego-Haltung und Vereinsamung herausfüh- ren. Dieses Engagement ist aber auch aus wirtschaftlichen Engagement wird angesichts Gründen notwendig, denn was früher die gute alte Nachbar- einer Vielzahl an Kriegsflücht- schaft im Stande war zu leisten, kann heute der Staat über lingen, die dringend Schutz und professionelle Dienste nicht organisieren und finanzieren. Eine weiterentwickelte, zeitgemäße Sorge-Kultur ist überle- Hilfe brauchen, bald sehr wich- bensnotwendig. tig werden. Das können wir nur miteinander bewältigen. Martin Herburger Regionale Zusammenarbeit und Digitali- sierung sind nur zwei Aspekte, die die zukünftigen Heraus- forderungen im kommunalen Bereich verändern werden. Kriemhild Büchel-Kapeller (FEB) Die Aufgaben der Gemeinden werden sich zukünftig noch individueller nach den Bedürfnissen der Bürgerinnen und Bürger ausrichten. s tzi Gö Um all diesen neuen Herausforderungen gerecht zu werden, Zämma leaba wird das Miteinander in der Gemeinde, das füreinander Ver- antwortung übernehmen, zukünftig eine neue Bedeutung be- kommen. Es geht uns gut. Damit es so bleibt, braucht es jede und jeden. Informelles Ehrenamt ist eine Möglichkeit, dem gerecht zu werden. Martin Herburger Gemeinde Götzis 23 Gute Aussichten
Änderungen durch Corona im Vereinswesen Mit der Studie „Ein Jahr Corona – Licht und Schatten der Frei- willigenarbeit“ (Bundesministerium für Soziales und Verein Frei- willigenmessen) liegen nun Zahlen vor, die die österreichweiten pandemiebedingten Veränderungen in der Freiwilligenarbeit aufzeigen. Gerne geben wir einen Einblick: 20 % haben kurzfristig Tätigkeit eingestellt Engagement hat sich in den privaten Bereich 8% haben eine neue der Nachbarschaftshilfe Tätigkeit begonnen verschoben. 3. Auch in der Pandemie waren die verlässslichsten Frei- willigen solche, die sich 4. überdurchschnittlich viel Was Freiwillige und gleichzeitig in mehreren leisten können, Vereinen engagieren. kann von Haupt- amtlichen nicht 2. kompensiert Die Krise hat auch positive werden. Veränderungen gebracht (neue, junge Freiwillige, Digitalisierung). 1. Auswirkungen sind bei den befragten Die Pandemie hat Organisationen vorhanden, aber nicht existenziell bedrohend. deutlich gezeigt ... Änderungen durch Corona im Vereinswesen 24
ren starke V spü er ine ä re nd Ve eru Der ng durch Coro 90 % it rbe agieren sic A g na en hr h :w me eni er Kontakte, g % ein 45 20 h pro m al ruhend ges ä ten tel v it l to ti Ak Monat pro W der hat zu 1/3 rückgefah engagiert sich ein*e o ren Freiwillige*r im Schnitt e ch n konnten digit e i te al gk du i Tät rch der geführt werden 40 % 1/3 5.320 5.154 + 3,2 % + 4,6 % 4.929 2021 2020 2019 ie : tud rS zu ts eh g Hier 5. Man beendet eher die Mit- arbeit in einem Projekt als die direkte Arbeit für Menschen und investiert mehr Zeit in Anzahl der Vereine in die Betreuung von Menschen Vorarlberg im Wandel als in andere Arbeiten. 25 Gute Aussichten
Der Ideenkanal: Vom Wettbewerb zum grenzübergreifenden Problemlösungsprozess Der Ideenkanal 26
Die Zukunft gehört den Mutigen. Was vor zwölf Jahren ursprüng- lich als Wettbewerb zur Förderung junger Sozialunternehmer:in- nen in Liechtenstein begann, ist heute die führende Kollabora- tionsplattform zur Lösung gesellschaftlicher Herausforderungen im Alpenrheintal. Die beiden Initiatoren, Stephan Schweiger und Christof Brockhoff, über Prozess und Haltung beim Ideenkanal. Gute Ideen scheitern an den Menschen, werden Komplimente oder Verbesserungsvorschläge zuge- aber auch an den starren Rahmenbe- tragen. Man findet zukünftige Weggefährten und schließt dingungen. Genau da setzt der Ideenka- spannende Kontakte. Mut und Motivation braucht es dann nal an, indem er engagierten Bürger:in- auch für die Onlineabstimmung. Hier geht es darum, online nen das nötige Fachwissen, Netzwerk möglichst viele Befürworter für sein Vorhaben zu finden, und Kapital bietet, um neue Ideen zur aber auch Akzeptanz in der Bevölkerung zu erlangen und so Lösung gesellschaftlicher Herausforde- unter die meistgestimmten Ideen gewählt zu werden. Diese rungen zu entwickeln, zu testen und zu Ideenteams erhalten dann die Möglichkeit, am Pitch-Abend verbreiten. Im Mittelpunkt des Ideen- teilzunehmen, dem emotionalen Höhepunkt des Ideenkanals. kanals stehen Initiator:innen, Teams oder Einzelpersonen, die innovative Lösungsansätze für ein bestimmtes Pro- Pitchen – und dann? blem entwickeln. Zusammen mit ehren- amtlichen Expert:innen, sogenannten Am Pitch-Abend dürfen die auserwählten Ideenteams dann Kompliz:innen, sowie Partner:innen ihre Vorhaben in einer Minute den Kompliz:innen vortra- aus Wirtschaft, Politik und Zivilgesell- gen. Diese wählen dann aus, mit welchen Projektideen sie in schaft, lernen sie im Tun, testen und der kommenden Zeit intensiver zusammenarbeiten wollen. verbessern ihre Lösungsansätze. Der Im Rahmen des dynamischen Online-Formats „Komplizen- Ideenkanal hilft dabei, ein Unterstüt- camp“ lernen sich die Initiator:innen und Kompliz:innen zer:innen-Netzwerk aufzubauen und gegenseitig kennen, mit dem Ziel, dass kleine bedarfsorien- Projekte mithilfe der „Crowd“ selbst zu tierte Teams und Arbeitsgruppen entstehen, welche dann finanzieren. Schnell wird klar: Hier ist in selbstorganisierten Folgetreffen an der Realisierung der der Weg das Ziel. Projekte arbeiten – beispielsweise um Projektpläne zu ent- wickeln, Prototypen zu bauen, Organisationen zu gründen oder die Crowdfunding-Kampagnen zu planen. Denn das In vielen kleinen Schritten Crowdfunding, zu Deutsch Schwarmfinanzierung, ist der zum Mutausbruch letzte Schritt auf dem Weg zur Realisierung des Vorhabens. Mit Unterstützung der Bevölkerung kann so das Projekt fi- Jedes Abenteuer beginnt mit dem ers- nanziert und ein Markttest durchgeführt werden. So stehen ten Schritt. Und genau dieser ist es, der am Ende des Ideenkanals Projektideen, die sich selbst ein am meisten Mut verlangt. Einfach los- Netzwerk, Startkapital und so auch ein stabiles Fundament legen. Aus diesem Grund ist die Teil- aufgebaut haben. „Es sind nicht immer die besten Ideen, nahme am Ideenkanal-Prozess für zu- die beim Ideenkanal gefördert werden, aber ganz sicherlich künftige Initiator:innen auch möglichst die mit den motiviertesten Menschen dahinter“, sagt Chris- einfach: „Formuliere deine Projektidee tof Brockhoff. „Und diese werden von der Bevölkerung und in 500 Zeichen“ - und schon ist sie mutigen Partnerorganisationen unterstützt und getragen.“ auf der Website für jeden Interessier- Und damit diese Komplizenschaft auch zukünf- ten ersichtlich. Ab dem Zeitpunkt der tig im Austausch bleibt und das Wissen der interessierten Veröffentlichung beginnen die unter- Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden kann, bietet die schiedlichsten Prozesse. Man kommt Ideenkanal-Stiftung ganzjährig diverse Webinare, Schulun- ins Tun, wird von anderen Menschen gen und Meetups an. angeschrieben oder angesprochen, es 27 Gute Aussichten
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