Evangelische Jugendarbeit in herausfordernden Zeiten - Mit Realismus und Vertrauen vorwärtsgehen
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Evangelische Jugendarbeit in herausfordernden Zeiten Mit Realismus und Vertrauen vorwärtsgehen Einblicke, Beobachtungen, Perspektiven Bericht der ehrenamtlichen und hauptamtlichen Leitung zur Delegiertenversammlung am 14.11.2020
INHALT 1. Evangelische Jugendarbeit in herausfordernden Zeiten: Innehalten, dranbleiben, Neues wagen .................................................................................................................... 1 2. Bericht aus dem Vorstand .......................................................................................... 2 2.1 Strategische Herausforderungen .................................................................................... 2 2.2 Personelle Veränderungen ............................................................................................. 3 2.3 Rückblick Jubiläumsjahr 2019: 175 Jahre CVJM, 150 Jahre Süddeutscher Jünglingsbund, 50 Jahre Bernhäuser Forst ......................................................................................................... 5 3. Entwicklungen in Arbeitsfeldern................................................................................. 6 3.1 Arbeit mit Kindern ......................................................................................................... 6 3.2 Arbeit mit Jugendlichen ................................................................................................. 6 3.3 Arbeit mit jungen Erwachsenen ................................................................................... 10 3.4 Interkulturelle Arbeit: Born for more, global local, EJW-Weltdienst............................... 12 3.5 Begleitung von Ehren- und Hauptamtlichen.................................................................. 13 3.6 Digitales Lernen ........................................................................................................... 14 3.7 Musikalische Arbeit ..................................................................................................... 15 3.8 Jugendpolitik ............................................................................................................... 16 3.9 Jugendarbeit.online ..................................................................................................... 16 4. Evangelische Jugendarbeit in der Corona-Krise ......................................................... 17 4.1 Gestalten statt Resignation .......................................................................................... 17 4.1.1 Zuhause um zehn, Jungenschaftstag, Clubcamp, Younify ............................................. 17 4.1.2 Corona-Hotline und Beratungen ................................................................................... 18 4.1.3 Posaunenarbeit und musikplus ..................................................................................... 19 4.1.4 Der Sommer fällt nicht aus ............................................................................................ 20 4.2 Das EJW und seine Häuser ........................................................................................... 21 4.2.1 Massive finanzielle Belastung durch die Corona-Krise .................................................. 21 4.2.2 Zukunft(sfähigkeit) der kirchlichen Häuser – Ausblick 2030 ......................................... 22 5. Start in eine neue Zeit .............................................................................................. 23 5.1 AUFHÖREN .................................................................................................................. 23 5.2 Jugendarbeit unter sich verändernden Bedingungen .................................................... 23 5.3 Jugend zählt II.............................................................................................................. 26 5.4 Ausblick auf 2021: #gemeinsam #einzigartig #bewegt ................................................... 26 5.5 Finanzielle Perspektive ................................................................................................ 28 6. Evangelische Jugendarbeit in herausfordernden Zeiten: Worauf kommt es jetzt an? 29 7. Bücher Arbeitshilfen Liederbücher CD Noten für Posaunenchöre .................... 31
1 1. Evangelische Jugendarbeit in herausfordernden Zeiten: Innehalten, dranbleiben, Neues wagen Corona hat alles verändert – auch in der Jugendarbeit. Oder wer hätte vor einem Jahr gedacht, dass die DV 2020 nicht im Mai wie geplant stattfinden wird? Und wer hätte es vor einem Jahr für möglich gehalten, dass Delegiertenversammlungen in Bezirken und auf Landesebene digital abgehalten werden? Corona hat alles verändert. Es hat in positiver Weise einen Digitalisierungsschub ausgelöst bzw. digitale Arbeitsweisen, die in der evangelischen Jugendarbeit auch bisher schon praktiziert wurden, gestärkt und vorangetrieben. Zugleich stellt die Corona-Pandemie einen tiefen Einschnitt in die Jugendarbeit dar. Was bisher selbstverständlich war, ist es nicht mehr: Dass Freizeiten durchgeführt werden können und Gruppenarbeit möglich ist. Nicht zuletzt ist die Corona-Krise wie ein Brandbeschleuniger, der kirchliche Sparszenarien schon früher Realität werden lässt als sie aufgrund der strukturellen Entwicklung eingetreten wären. In diesen herausfordernden Zeiten braucht es beides: Realismus und Vertrauen: Es geht darum, realistisch wahrzunehmen, was ist: Was läuft gut in der evangelischen Jugendarbeit und was ist schwierig geworden? Es braucht Vertrauen. Vertrauen auf Gott, der uns in den Dienst an jungen Menschen gestellt hat. Und es braucht Vertrauen zueinander. Weil es jetzt wie selten zuvor darauf ankommt, dass die verschiedenen Ebenen des EJW in ihrer jeweiligen Profilierung gemeinsam auf dem Weg sind: In den Orten, in den Bezirken und auf Landesebene. Der vorliegende DV-Bericht ist nun kein „Corona-Bericht“: Er blickt zurück auf das Jahr 2019 und zeigt zugleich auf, wie die Landesstelle mit den Herausforderungen der vergangenen Monate im Jahr 2020 umgeht. Aufgrund der aktuellen Situation unterscheidet sich dieser Bericht jedoch von denjenigen der letzten Jahre. Er informiert nicht detailliert über die einzelnen Arbeitsfelder, sondern setzt Schwerpunkte. Zugleich versteht er sich mehr als Impuls für eine hoffnungsgetragene Jugendarbeit in herausfordernden Zeiten denn als eine Information über die durchgeführte Arbeit. Auch in der Anlage verbindet der vorliegende Bericht aufgrund der besonderen Situation die Berichte von Vorstand und Landesleitung noch stärker als in den vorhergehenden Jahren. Der vorliegende DV-Bericht hat eine dreifache Zielrichtung: 1) Er will innehalten und den Blick darauf richten, wo wir stehen in der Jugendarbeit. 2) Er will dazu ermutigen, dranzubleiben an dem, was wichtig ist – trotz allen Schwierigkeiten und Herausforderungen. 3) Er will dazu aufrufen, Neues zu wagen gerade in diesen herausfordernden Zeiten.
2 2. Bericht aus dem Vorstand 2.1 Strategische Herausforderungen Vor eineinhalb Jahren ist der Vorstand mit der DV 2019 gestartet. Für die meisten Mitglieder im Vorstand ist es die zweite Legislaturperiode. Der neue Vorstand hat es sich 2019 zur Aufgabe gemacht, den Zieleprozess in der Landesstelle neu aufzustellen. Bisher wurden vom Vorstand Jahresziele festgelegt, an denen sich die Zielformulierungen der jeweiligen Arbeitsbereiche orientierten. Die Erfahrung hatte jedoch gezeigt, dass diese Kurzfristigkeit der Ziele für eine langfristige Weiterentwicklung von Arbeitsfeldern und damit verbundenen Zielsetzungen nicht förderlich war. Eine nachhaltige Entwicklung braucht Zeit – ein Jahr ist hier in vielen Fällen zu kurz gegriffen. Die gewählten Mitglieder des EJW-Vorstands Außerdem braucht es eine Perspektive und bei der DV am 18. Mai 2019 Leitlinie für alle Arbeit in der Landesstelle, die den orientierenden Rahmen aller Arbeitsfelder markiert. Gleichzeitig liegt die Expertise für die spezifischen Zielgruppen in den Arbeitsbereichen, die darum auch weiterhin ihre konkreten Zielsetzungen selbst verantworten sollen. Vor diesem Hintergrund hat sich der Vorstand des EJW die Frage gestellt: Wo sehen wir die Handlungsfelder, die unsere Arbeit als EJW in den kommenden drei Jahren prägen sollen? In einem moderierten Prozess hat der Vorstand entsprechende Handlungsfelder identifiziert, in einem Auswahlprozess bewertet, geschärft und gewichtet. Das Ergebnis dieses Prozesses bilden die – mit einem Augenzwinkern so bezeichneten – „Big Five“ fünf strategische Handlungsfelder, die eine Zielperspektive für die kleinschrittigeren Jahresziele der Arbeitsbereiche darstellen. 1. Wir fördern in allen Bereichen des EJW eine Haltung, die geistliches Leben ermöglicht und für den Alltag fruchtbar macht. Dabei haben wir sowohl die Einladung zum Glauben an Jesus Christus als auch praktische Nachfolge/Jüngerschaft in der Gemeinschaft im Blick. Wort Gottes und Gebet sollen zentrale Elemente sein. 2. Wir investieren verstärkt in Menschen und Beziehungen. Das erfordert einerseits spezifische Angebote und Räume, in denen Beziehungen entstehen und wachsen können, andererseits Zeit, Offenheit und Vertrauen. Diese Haltung spiegelt sich in unserer Arbeitsweise wider. 3. Wir schaffen Freiräume und entwickeln Erprobungsfelder für andere Formen der Zusammenarbeit – in bestehenden und neuen Strukturen. Wir schaffen neue Rahmenbedingungen für beweglichere Formen evangelischer Jugendarbeit. Wir erlauben uns, unvollkommen und exemplarisch zu sein.
3 4. Wir fördern und stärken Bezirksjugendwerke als wesentliche Träger einer zukunftsfähigen Jugendarbeit in ihrer Weiterentwicklung. Die Beziehung und Zusammenarbeit zwischen Landesstelle, Bezirken und Orten des EJW ist für die evangelische Jugendarbeit von zentraler Bedeutung. Dazu bedarf es immer wieder einer Schärfung der Rollen sowie auch einer Kommunikations- und Arbeitsstruktur, die ein gutes Zusammenarbeiten in der Zukunft ermöglicht und fördert. 5. Wir stärken die Arbeit mit Kindern. Dies geschieht u.a. durch angemessene Personalressourcen und das Erproben und Multiplizieren neuer Formate. Wir nehmen dabei auch Kooperationen mit Kindergärten und Schulen in den Blick. Außerdem fördern wir die Vernetzung der Arbeitsbereiche, um Kompetenzen, Ideen und Materialien bestmöglich zu nutzen und nutzbar zu machen. Die vergangenen Monate haben den Vorstand in der Wahl dieser strategischen Handlungsfelder bestätigt. Gleich mehrere dieser Handlungsfelder haben in der Zeit von Corona eine eigene besondere Brisanz entwickelt, weil sie zentrale Fragestellungen berühren: Wie können wir Beziehungen leben und pflegen in einer Zeit, die jeden unnötigen Kontakt verbietet? Welche innovativen Formen braucht eine gelingende Jugendarbeit in diesen Tagen? Darüber hinaus hat diese Krise das Thema der Digitalisierung und der hybriden Formen in der Jugendarbeit als Handlungsfeld virulent werden lassen – eine akute Herausforderung, der wir uns als gesamtes EJW auf Landesebene, in den Bezirken und vor Ort alle gemeinsam gestellt haben und auch weiterhin stellen werden. Wie viele BAKs hat auch der Vorstand des EJW von März bis Juni digital getagt. 2.2 Personelle Veränderungen Ein herzliches „Danke“ an alle hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die seit dem letzten DV-Bericht ausgeschieden sind, für ihre engagierte Mitarbeit: Name Ausgeschieden Arbeitsbereich Hannelore Blank-Kirschmann Juli 2019 Öffentlichkeitsarbeit, Sekretariat und Service Hanna Bochterle August 2019 Freiwilligendienst, Jugendreferentin Hanns Wolfsberger August 2019 Leitung, Pfarrer zur Dienstaushilfe beim Leiter Martina Mühleisen Dezember 2019 jugendarbeit.online, Landesreferentin Ernst Hagelstein Mai 2020 Innenorganisation, Haustechniker Yania Coffigny Fernandez Juni 2020 Innenorganisation, Hauswirtschaft Franz Röber Juli 2020 Schülerinnen- und Schülerarbeit, Landesjugendreferent Nadine Gebhardt August 2020 Auszubildende Büromanagement Renate Pipicos September 2020 Posaunenarbeit, Sekretariat und Service Lukas Ulmer September 2020 EK-Sport/Freiwilligendienst, Landesjugendreferent Nach dem letzten DV-Bericht wurden neu berufen bzw. gab es folgende Änderungen: Name Beginn im Arbeitsbereich Sebastian Harras September 2019 Posaunenarbeit, Landesreferent Johannes Seule September 2019 Leitung, Pfarrer zur Dienstaushilfe beim Leiter Hanna Sperrer September 2019 Auszubildende Büromanagement Benjamin Steinhoff September 2019 musikplus, Landesreferent Lilav Hannan Oktober 2019 Vielfaltskultur, Landesjugendreferentin
4 Name Beginn im Arbeitsbereich Melissa Decker November 2019 Redaktion Steigbügel Simone Heimann November 2019 jugendarbeit.online, Koordinationsreferentin Ingo Kniest Mai 2020 Öffentlichkeitsarbeit, Sekretariat und Service Beatrice Böttinger Mai 2020 Weltdienst/Öffentlichkeitsarbeit, Sekretariat und Service Birgit Krumrey August 2020 Posaunenarbeit, Sekretariat und Service Verena Friebolin September 2020 Freiwilligendienst, Jugendreferentin Julian Korff September 2020 Freiwilligendienst, Referent Barbara Matt Oktober 2020 Vielfaltskultur, Landesjugendreferentin Denzel Thys Oktober 2020 Vielfaltskultur, Landesreferent In ein neues Aufgabengebiet im Jahr 2019 oder 2020 gewechselt haben: Name Bisheriger Bereich bis Neue Aufgabe Yvonne Kienz Freiwilligendienste (SSV) Juni 2019 IT / Zuschüsse / Versicherungen (SSV) Claudia Repky Öffentlichkeitsarbeit / IT (SSV) Juni 2019 Innenorganisation / Personalverwaltung (SSV) Tobias Kenntner proteens Jugendliche Dezember 2019 Projekt Digitales Lernen Birgit Knöll Weltdienst (SSV) Dezember 2019 Öffentlichkeitsarbeit (SSV) Auch bei den ehrenamtlichen Mitarbeitenden haben sich viele Veränderungen unter den Vorsitzenden der Fachausschüsse ergeben. Namens des EJW möchte ich mich nochmals ganz herzlich für die treue und motivierte Wahrnehmung von Leitungsverantwortung bedanken bei: Name Amt Jörg Wiedmayer Vorsitzender Fachausschuss Erlebnispädagogik Nadine Müller Stv. Vorsitzende Jugendreferentinnen- und Jugendreferentenausschuss Christian Brüderle Stv. Vorsitzender Fachausschuss Jungenarbeit Thomas Bidlingmaier Vorsitzender Fachausschuss Young Life Lea Igney Vorsitzende Fachausschuss TenSing Paula Denneler Stv. Vorsitzende Fachausschuss Jugendgottesdienste/Junge Gemeinden David Messer Vorsitzender Fachausschuss Junge Erwachsene Und unser bestehender Auftrag an den jungen Menschen im Land erfordert es, dass für die Ausgeschiedenen sich neue Mitarbeitende berufen lassen und die Arbeit weiterführen: Name Amt Alexander Fischer Stv. Vorsitzender Fachausschuss Erlebnispädagogik Simon Wöhrbach Vorsitzender Fachausschuss Erlebnispädagogik Michael Knieling Stv. Vorsitzender Jugendreferentinnen- und Jugendreferentenausschuss Jannis Maaß Vorsitzender Fachausschuss Young Life Alessa Walz Vorsitzende Fachausschuss Young Life Stefan Bleher Stv. Vorsitzender Fachausschuss TenSing Malte Kaupp Stv. Vorsitzender Fachausschuss Jugendgottesdienste/Junge Gemeinden Miriam Schäfer Vorsitzende Fachausschuss Junge Erwachsene Wir wünschen allen ein schnelles und gutes Hineinfinden in die neue Aufgabe und Gottes Segen und Kraft in allen gebliebenen und kommenden Herausforderungen.
5 2.3 Rückblick Jubiläumsjahr 2019: 175 Jahre CVJM, 150 Jahre Süddeutscher Jünglingsbund, 50 Jahre Bernhäuser Forst 2019 feierte der CVJM seinen 175-jährigen Geburtstag. Alle CVJM-Ortsvereine in Deutschland waren eingeladen, am 6. Juni 2019 Geburtstag zu feiern! Persönliche Begegnungen vor Ort standen im Mittelpunkt – so wie es von Anfang an in der CVJM-Bewegung gewesen ist. Neben vielem anderen war z. B. beeindruckend, dass ein CVJM (Fellbach) einen gemeinsamen Fest- und Spieleabend mit dem Partner-YMCA in Afrika über Skype veranstaltet hat. Die Entstehungsgeschichte des EJW hat dazu geführt, dass unter seinem Dach die landeskirchliche Jugendarbeit und die Arbeit der selbständigen CVJM-Vereine in Württemberg zusammengefasst sind. Entsprechend ist das EJW der württembergische Mitgliedsverband im CVJM-Deutschland und der Generalsekretär des CVJM Deutschlands hat einen ständigen Sitz im Vorstand des EJW. Der CVJM Landesverband Württemberg e.V. ist als selbständiger Verein eine Gliederung innerhalb des EJW. Im EJW ist es eine zentrale Aufgabe des CVJM Landesverband Württemberg e.V., die CVJM- Ortsvereine in ihrer Arbeit zu unterstützen und zu vernetzen. Diese württembergische Besonderheit unterstreicht die Selbstständigkeit der Evangelischen Jugendarbeit innerhalb der Evangelischen Landeskirche in Württemberg. Beim EJW-Fest am 22. September im Tagungszentrum „Bernhäuser Forst“ wurde in einer „Geschicht(en)werkstatt“ an dieses Jubiläum des CVJM, an das 150jährige Jubiläum des süddeutschen Jünglingsbundes und an den 50. Geburtstag des Bernhäuser Forstes erinnert. Wir blicken dankbar auf ein schönes EJW-Fest mit rund 400 Gästen zurück. Den Abschluss des Festes bildete ein Gottesdienst, in dessen Rahmen Melanie Grötzinger (Geschäftsführerin Bernhäuser Forst), Sebastian Harras (Posaunenarbeit), Johannes Seule (Pfarrer zur Dienstaushilfe) und Benjamin Steinhoff (musikplus) in ihre neuen Ämter eingesetzt wurden. Das Tagungszentrum „Bernhäuser Forst“ hat seine Wurzeln in der evangelischen Jugendverbandsarbeit. Seit 50 Jahren ist der „Forst“ das zentrale Tagungs- und Bildungshaus des EJW. Die Gründungsurkunde beschreibt das Tagungszentrum als eine „Stätte der Sammlung und Sendung“. Nach der Fusion des „Jungmännerwerks“ und des „Mädchenwerks“ im Jahr 1971 wurde das Haus zu einem wichtigen Zentrum für die Schulung der Ehrenamtlichen. Seit dem 1. Januar 2019 ist das Evangelische Tagungszentrum „Bernhäuser Forst“ zusammen mit den weiteren landeskirchlichen Tagungszentren in Bad Boll, Stuttgart-Birkach und Bad Urach Teil des Gesamtbetriebes der Evangelischen Tagungsstätten in Württemberg. Ziel ist es, alle Tagungsstätten in ihrer Entwicklung zu unterstützen und die jeweiligen Profile zu stärken. Der „Forst“ bleibt damit weiterhin das zentrale Bildungshaus des EJW.
6 3. Entwicklungen in Arbeitsfeldern 3.1 Arbeit mit Kindern "Was können wir Kindern anbieten? Und was machen andere Gemeinden, Jugendwerke und CVJM Vereine in diesem Arbeitsfeld?“ Solche oder ähnliche Fragen hören wir immer öfter. Sie entstehen aus einer gewissen Ratlosigkeit. Angebote, die in den letzten Jahren prima angenommen wurden, sind plötzlich weniger gefragt. Die Gründe variieren. Eine pauschale Lösung scheint es nicht zu geben. Jede Situation vor Ort muss für sich genauer betrachtet werden. Gleichzeitig entstehen landauf, landab neue Angebote mit anderen Vorzeichen, Abläufen und Programmen. Kinder und Mitarbeitende sind mit Begeisterung dabei. Die Vielfalt der Modelle, wie man Arbeit mit Kindern gestalten kann, ist so bunt wie Konfetti. In einer Kooperation mit dem CVJM Baden und dem CVJM Westbund hat der Arbeitsbereich prokids im vergangenen Jahr 18 Modelle aus der Arbeit mit Kindern und ihren Familien zusammengetragen und sie von den Praktikern vor Ort beschreiben lassen. Das Ergebnis: Ein Heft voller Möglichkeiten. Ein handlicher Ideenpool mit Argumentationshilfe für die Praxis. Und ein „Mut-mach-Heft“ für neue Schritte auf dem Weg zu einer gelingenden Arbeit mit Kindern. Im 26. Januar 2019 wurde beim Landesseminar Kinderbibelwochen die neue Arbeitshilfe „Meine Welt ist voller Fragen“ vorgestellt. 130 Leute kamen im restlos ausgebuchten Bernhäuser Forst über Kinderfragen ins Nachdenken. Von interessanten Vorträge über Pausenaktionen bis zu inspirierenden Workshops ergab sich ein buntes Programm. Ein besonderer Dank geht an unsere Kooperationspartner von Kirche Unterwegs, die diesen Tag mitgestaltet haben. Wir setzen uns als EJW auch in den kommenden Monaten für eine Kampagne ein, die die Arbeit mit Kindern in den Fokus rückt. Wir wünschen uns, dass dieses Arbeitsfeld in den BAKs zu einem zentralen Thema wird – Corona hin oder her. Wir brauchen dringend ein beziehungsorientiertes Engagement von Erwachsenen in diese Arbeit hinein. Wie wichtig das ist, haben die vergangenen Corona-Monate gezeigt. Sie haben den Stellenwert und den zentralen Bedarf einer fantasievollen Arbeit mit Kindern deutlich unterstrichen. 3.2 Arbeit mit Jugendlichen Beziehungen sind unerlässlicher Bestandteil evangelischer Jugendarbeit. Sie sind von enormer Wichtigkeit, wenn es darum geht, dass junge Menschen die Relevanz des christlichen Glaubens für ihr Leben entdecken. In den vergangenen Jahren haben wir immer wieder davon berichtet, dass wir in der so wichtigen Beziehungsarbeit mit Jugendlichen eine grundlegende Veränderung beobachten. Aus diesem Grund haben wir Christoph Schneider beauftragt, im Rahmen einer Beziehungsinitiative die beziehungsorientierten Ansätze in der Jugendarbeit neu in den Blick zu nehmen und zu fördern. Wie steht es darum? Beziehungsinitiative Auch das zweite Jahr der Beziehungsinitiative war geprägt davon, die Aufmerksamkeit auf unsere Beziehung mit Gott, uns selbst und die Beziehung mit unseren Mitmenschen zu richten. Ein inhaltlicher Dreischritt, der jeweils eigene Schwerpunkte gesetzt hat.
7 Unter dem Motto: „GEBET stärken, weil unsere Jugendarbeit eine Seele hat“ wurde das Gebet zu einem Herzstück der Beziehungsinitiative, als ein Ausdruck des Beziehungsgeschehen zwischen Gott und uns. So machten sich Anfang Februar zum Beispiel rund 50 Verantwortliche aus verschiedenen BAKs auf den Weg rund um den Bernhäuser Forst unter dem Motto: WALKANDPRAY. Außerdem entsteht zur Zeit auf www.ejw-gebet.de eine Online-Zusammenstellung von Gebetsimpulsen. Einen zweiten Schwerpunkt setzt die Beziehungsinitiative unter dem Stichwort Jüngerschaft. Ziel dabei ist es, bewusst in Beziehung mit Jugendlichen zu kommen, so dass jeder Jugendliche die Möglichkeit bekommt, Jesus Christus kennen zu lernen und ihm nachzufolgen. Die Beziehungsinitiative ermutigt dazu, dass jeder Mitarbeitende besondere Aufmerksamkeit auf drei Jugendliche legt und diese drei Personen auf dem Weg ihres Glaubens begleitet. Unterstützt wird der Ansatz durch die Veröffentlichung des Workbooks „Lebensweise Jüngerschaft“, das in Zusammenarbeit mit Souldevotion entstanden ist. Der dritte Schwerpunkt in der Initiative lautet beziehungsorientierte Jugendarbeit leben. Um diesen Punkt wirklich mit Leben zu füllen, braucht es mitunter konkrete Orte und Anlässe. Darum hat für uns das CLUBCAMP auf der Dobelmühle eine hohe Priorität. Es ist ein jährlich stattfindendes, ideales Einstiegscamp für Jugendliche in die evangelische Jugendarbeit. Und es versteht sich als Treffpunkt für junge Erwachsene aus dem ganzen Land, die mit Jugendlichen unterwegs sind, um sie auf den Weg des Glaubens einzuladen und authentisch zu begleiten. Ein gemeinsam erlebtes CLUBCAMP stärkt Beziehungen. Die Beziehungsinitiative lebt nachhaltig vom partnerschaftlichen Miteinander zwischen Young Life und dem EJW. In der langen Geschichte dieser Partnerschaft wird deutlich: Es sind auch solche Beziehungen, die das Leben der evangelischen Jugendarbeit lebendig machen. Weitere Blitzlichter aus der Arbeit mit Jugendlichen Zu den Highlights im Bereich der Jugendevangelisation gehörten 2019 die vielen unterschiedlichen jugendevangelistischen Wochen, die u.a. Maximilian Mohnfeld und Christian Bernard in Württemberg durchgeführt haben. Formate wie Movietime, Secretplaces und Dialog sind attraktiv, kurzweilig und so niederschwellig, dass sich kirchenferne Jugendliche gut einladen lassen. Sie eröffnen Jugendlichen einen Raum, in dem sie vom Evangelium hören und darauf reagieren können. Für das laufende Jahr steht die Entwicklung eines jugendevangelistischen Formates speziell für Konfirmanden an. Wir wollen auf erste Ansätze aufbauen, weiter ausprobieren, korrigieren und hoffen am Ende, ein gutes und für Konfis geeignetes Format zu erhalten. Im Arbeitsfeld Jugendgottesdienste ist der 4D-Coaching-Prozess für Jugendgottesdienst- Teams in die erste Runde gestartet. Die bisherigen Treffen innerhalb dieses Coaching- Prozesses verliefen sehr erfreulich. Die Teams sind motiviert und das ist die beste Voraussetzung, um einen Schritt nach vorne zu gehen.
8 Die Zusammenarbeit zwischen dem Fachausschuss Mädchen und dem Fachausschuss Jungen ist vorbildlich und wurde 2019 weiter intensiviert. Sie gestaltet sich effektiv und eröffnet neue Möglichkeiten. So haben beim German Games Europe Special zum ersten Mal Mädchen-Teams in einem extra auf Mädchen abgestimmten Spiel-Variante mitgemacht. Geschlechtsspezifische Arbeit mit Jugendlichen Wenn wir „geschlechtsspezifische Arbeit“ zukunftsweisend voranbringen wollen, dann ist es notwendig, in der Kommunikation und der Ausgestaltung von Programmen sowohl Mädchen als auch Jungen im Blick zu haben. Vor diesem Hintergrund fand im Herbst 2019 ein Studientag statt. Nach einer herausfordernden Vorbereitung, bei der deutlich wurde, wie unbeachtet dieses Thema in der Gesellschaft ist, konnten wir uns über einen hochwertigen gestalteten und mit weit über 100 Teilnehmenden gut besuchten Studientag für Jugendreferentinnen und Jugendreferenten freuen. Jungen „Mit Jungs unterwegs“ heißt das Motto der Jungenarbeit. Und „unterwegs“ waren die ehren- und hauptamtlich Mitarbeitenden in diesem Arbeitsfeld im vergangene Jahr auch tatsächlich. Ob beim Jungenschaftstag mit über 250 begeisterten Jungs oder den juline-Runden mit 15-20 Teams aus Württemberg und darüber hinaus bei Tages-Aktionen auf dem BOLA oder den German Games Europe Special. Schön zu sehen, was für ein vielfältiges Potenzial wir in Württemberg an Jungs haben. Das Engagement des Fachausschusses beruht darauf, diese Jungs in ihrer Identitätsfindung und auf ihrem Glaubensweg hin zu Jesus zu unterstützen, zu fördern und zu stärken. Zeitgleich beobachten wir nun schon seit Jahren, dass in der Kinder- und Jugendarbeit die Zahlen männlicher Teilnehmer und Mitarbeiter kontinuierlich rückläufig sind. Wir stellen fest, dass diese Problematik von vielen Ehren-und Hauptamtlichen erkannt wird. An was es mangelt ist, dass aus diesem Erkennen heraus auch signifikante Maßnahmen erfolgen. Es fehlen männliche Mitarbeiter, die Jungs auf dem Weg ihres Glaubens begleiten und ihnen eine Heimat in unseren Gemeinden aufzeigen. Dies zu ändern, wäre vermutlich der entscheidende Schritt.
9 Mädchen Neben dem German Games Europe Special, das erstmals in Zusammenarbeit mit dem Fachausschuss Jungen vorbereitet und durchgeführt worden ist, waren die GirlsNight und das Tochter-Mutter-Wochenende herausragende Programmpunkte der Arbeit mit und für Mädchen. Außerdem hat sich der Arbeitsbereich auf den Weg gemacht, eine Sommerfreizeit für Mädchen zu entwickeln. Herausfordernd in diesem Arbeitsfeld bleibt die Verknüpfung zur Jugendarbeit vor Ort, sowie die Gewinnung von Frauen, die sich für die Arbeit mit Mädchen begeistern lassen. In diesem Punkt stehen der Fachausschuss Mädchen und der Fachausschuss Jungen vor ähnlichen Herausforderungen. Sie werden auch 2020 miteinander daran arbeiten, dass die geschlechtsspezifische Arbeit in den Orten und Bezirken in ein wertschätzendes Blickfeld gerückt wird. Mädchen und Jungen sind in den beiden nachfolgenden Arbeitsfeldern vertreten, brauchen und bekommen auch dort ihre spezifischen Angebote und Programme. Ten Sing In den letzten Jahren haben sich leider einige TEN SING Gruppen aufgelöst. Starke Gruppen gibt es noch in den Orten, in denen Hauptamtliche eine gewisse Kontinuität gewährleisten. Auf der anderen Seite kann erlebt werden, wie ein landesweites Netzwerk von Künstlern, Musikern, Pädagogen usw. wächst, die sich in den life’n’rhythm-Projekten engagieren. Seit sechs Jahren findet ein jährliches Projekt an eine Schule statt. Die Herausforderung besteht jetzt darin, die Werte und die Kultur von TEN SING in andere Formate, wie TEN SING Kidz oder TEN SING School zu übertragen. Schülerinnen- und Schülerarbeit Viele verschiedene Angebote für Jugendliche zeichnen die Schülerinnen-und Schülerarbeit im EJW seit vielen Jahren aus. Sommerfreizeit auf Korsika, 0-Euro Tour, Prüfungsvorbereitung, Tage der Orientierung, Herbstival und noch einiges mehr zeigen das große Spektrum, das wir ohne ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht anbieten könnten. Für die Hauptamtlichen im Arbeitsbereich ist es immer wieder ein Highlight zu sehen, wie motiviert sich die Ehrenamtlichen einbringen und sich Gedanken machen, was Jugendliche im Kontext Schule brauchen und suchen, damit sie gut begleitet werden können. Über die genannten Angebote hinaus waren 2019 im Arbeitsbereich Schülerarbeit Projekte beheimatet wie „Schritte gegen Tritte“ oder die „Vernetzung von Kirche, Jugendarbeit und Schule“, die in Zusammenarbeit mit verschiedenen Ministerien und kirchlichen Einrichtungen vorangetrieben werden. Zudem verantwortet die Schülerarbeit leitend das „Schülermentoren-Programm“ in Baden und Württemberg. Kreativ wurde es für Ehren- und Hauptamtliche der Schülerinnen- und Schülerarbeit im vergangen Jahr im Zusammenhang mit dem Haus senfkorn in Metzingen. Feuerschutzmaßnahmen mussten realisiert und in diesem Zuge das Dach renoviert und die obere Wohnung vergrößert werden.
10 All das wurde mit hohem Engagement und aus der Überzeugung heraus angepackt, dass das Haus senfkorn für kleine Gruppen wie Schülerbibelkreise perfekt geeignet ist. 3.3 Arbeit mit jungen Erwachsenen Nach langer Arbeit liegt nun die Neuauflage des Starterpakets „Junge Erwachsene Starterpaket Volume II“ seit Ende 2019 druckfertig vor und konnte Anfang 2020 verteilt werden. Die Arbeitshilfe richtet sich an all diejenigen, die sich für die Zielgruppe „junge Erwachsene“ stark machen und die aktiv werden mit jungen Erwachsenen. Interessierten senden wir das Magazin gern zu. Ergänzend zu „Drive In“ – einem Auszeit Wochenende für junge Erwachsene – hat der Fachausschuss im vergangenen Jahr „Try it!“ entwickelt. Dahinter verbirgt sich ein Wochenende, das junge Erwachsene dazu einlädt, Neues auszuprobieren und die persönliche Komfortzone zu verlassen. Ziel ist es, dass junge Erwachsene ihr Selbstbewusstsein trainieren, Grenzen austesten und Neues wagen. Neben Planung und Durchführung der bewährten Programme wie „Atelier Leben“ und verschiedener Freizeiten steht für den Fachausschuss die Frage an, wie eine gute Vernetzung im gesamten Bereich der junge Erwachsenen Angebote zukünftig aussehen kann? Freiwilligendienst Im Frühsommer 2019 hat der Freiwilligendienst „Alarm geschlagen“. Als Träger für den Freiwilligendienst hatten wir damals aus unser Sicht viel zu wenig besetzte Stellen. Heute wissen wir, dass der Jahrgang 2019/2020 mit über 110 Freiwilligen gestartet ist und Corona-bedingt ein ganz besonderer Jahrgang wurde. Ihn hat das Team rund um Klaus Stoll kreativ und mit viel Engagement und Leidenschaft im Sommer 2020 gut ins Ziel gebracht. Dafür sind wir Gott und dem Team sehr dankbar. Viele motivierte und begabte junge Erwachsene absolvieren in unseren Bezirken, Gemeinden, CVJM und Freizeitheimen Jahr für Jahr einen großartigen Freiwilligendienst. Wir freuen uns über alles was durch sie „geschafft, gedient, geglaubt und gemeistert“ wird. Verschweigen wollen wir aber auch nicht, dass zum Start im Herbst 2019 als auch 2020 ca. 15-20 Stellen unbesetzt geblieben sind, einige Freiwillige ihren Freiwilligendienst vorzeitig beendet haben und in jeder Runde Krisen und Konflikte zu bewältigen sind. Im Freiwilligendienst gibt es kein Stillstehen oder Ausruhen. Unsere Gedanken sind längst beim Jahrgang 2020/2021. Dafür brauchen wir neue junge Erwachsenen und eure tatkräftige Unterstützung. Sprecht junge Menschen in eurem Umfeld an. Sie könnten es von euch erfahren, dass wir sie brauchen. Und sie könnten im Freiwilligendienst des EJW für sich ein ganz besonders wertvolles Jahr erleben.
11 Junge Gemeinden/Gemeinden mit jungen Menschen Seit 2018 finden die vom Fachausschuss Junge Gemeinden mitinitiierten dreitägigen network- Treffen in verschiedenen Regionen statt. Große Teams mit bis zu 40 Mitarbeitenden bereiten rund um Himmelfahrt und Fronleichnam die Vernetzungs- und Inspirations-Events vor. NetworkREGIONAL wird zunehmend zu einer wichtigen Vernetzungs-Plattform. Im Sommer 2019 haben sich in einem Gespräch mit Tobias Wörner erste gemeinsame Vorstellungen über einen Bedarf von Junge-Erwachsenen-Gemeinden abgezeichnet. Wir haben den Faden weiterverfolgt. Im Sommer 2020 hat Tobias Wörner befristet für ein Jahr und angestellt beim EJW- Förderverein (50%-Auftrag) seine Aufgabe angetreten. Unsere Vision ist, dass in den kommenden Jahren innerhalb der Landeskirche viele verschiedene Formen von Junge- Erwachsenen-Gemeinden entstehen, um jungen Erwachsenen in besonders auf sie zugeschnittene Gemeindeformaten, Heimat zu geben. Younify 2019 war YOUNIFY im fünften Jahr und wurde wie zuvor in Ludwigsburg in der MHP-Arena durchgeführt. Nach wie vor sind wir mit Freude daran, dieses Format weiter zu entwickeln. Bei YOUNIFY erleben wir aber auch, wie schwer es ist, mit einer Botschaft und einem Angebot in der heutigen Zeit überhaupt durchzudringen. Auch nach fünf Jahren sind da Jugendliche und junge Erwachsene, die solche Angebote suchen, aber bisher noch nichts davon mitbekommen haben. Umso überwältigter waren wir, dass sich – verglichen mit den Besucherzahlen der Vorjahre in Ludwigsburg – im Oktober 2020 drei Mal so viele Teilnehmende für den aus der Corona-Not geborenen, kompakten YOUNIFY-Livestream angemeldet haben. Der verzeichnet zusätzlich bis zur Drucklegung dieses Berichts über 3.000 Aufrufe auf youtube. Theo Livestream Im den ersten Wochen der Jahre 2019 und 2020 sind EJW und CVJM Württemberg mit der dritten und vierten Staffel von Theo Livestream auf Sendung gegangen, um mit jungen Erwachsenen über den christlichen Glauben und theologische Fragen intensiv nachzudenken. Die Beiträge wurden durch Erklär-Videos, Reportagen und Interviews so gestaltet, dass das jeweilige Thema aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet werden konnte. Unabhängig von den direkten Livestream Zahlen sind die Clips bislang über 6600 Mal abgerufen worden.
12 3.4 Interkulturelle Arbeit: Born for more, global local, EJW-Weltdienst Vielfaltskultur Der Arbeitsbereich Vielfaltskultur bietet einen Übergang zwischen der Arbeit mit Jugendlichen und der Arbeit mit jungen Erwachsenen. In ihm befinden sich sowohl Projekte für Jugendliche, als auch für junge Erwachsene. Seit Oktober 2019 verstärkt Lilav Hannan das Team mit dem Projekt „Interkulturelle Mädchen- und Frauenarbeit“. Zum Team der Vielfaltskultur gehören außerdem Yasin Adigüzel und Isabelle Kraft, die für das Projekt „Jugendarbeit in Gemeinden anderer Sprache und Herkunft“ zuständig ist. Vieles in diesem Arbeitsbereich ist im Umbruch. Anträge, von denen zukünftige Entwicklungen abhängen, sind in der Schwebe. Bislang kann gesagt werden: „Born for more“ geht weiter – an noch mehr Orten, wie bislang werden junge Geflüchtete über ein speziell angepasstes Trainee-Programm für die Mitarbeit qualifiziert. Mit „FreeStyle lokal“ geht ein interkultureller Jugendkreis in Stuttgart-Mitte an den Start. Mitarbeitende dort sind die bei „Born for more“ ausgebildeten Geflüchteten. „Freestyle-girls only“ und „Radventure“ sind zwei Freizeitformate, die 2019 neu ins Leben gerufen und mit großer Flexibilität auch im Corona-Sommer 2020 durchgeführt wurden. Außerdem steht ein gemeindeübergreifender, interkultureller Jugendhauskreis in Stuttgart in den Startlöchern und die „Internationalen Kochabende“ bringen nach wie vor junge Leute aus verschiedenen Herkunftsländern zusammen. Für den 17. November 2020 ist ein Fachtag Vielfaltskultur geplant, von dem wir hoffen, dass er durchgeführt werden kann und auf großes Interesse stößt. Global local Grundidee: 40 Tage dreht sich in Gemeinden, christl. Initiativen, CVJMs und Migrantenkirchen alles um „global local“: Wir leben lokal, aber mit globalem Horizont. Wir wünschen uns global-local-Prozesse an 800 Orten in Deutschland bis 2024. Durch den intensiven 7-Wochen- Prozess auf allen Ebenen geschieht interkulturelle Öffnung und eine Haltungsänderung. Es geschieht ein Brückenschlag zwischen verschiedenen Bereichen der Gemeindearbeit: Jugendarbeit, Seniorenarbeit, Arbeit mit Geflüchteten usw. mit dem Ziel, dass Aktive in der interkulturellen Arbeit Rückenwind in der eigenen Organisation bekommen. Bis zu 150 Organisationen / Gemeinden starten Veränderungsprozess und öffnen sich interkulturell. Global local möchte einen Veränderungsprozess in Gemeinden, in Gruppen und in der Haltung von Christen bewirken. Global local wird vom EJW organisiert und verantwortet mit einer deutschlandweiten Zielrichtung. Die Projektleitung hat Barbara Matt. Weitere Mitarbeitende sind Fred Eick, Denzel Thys und im Bereich digitales Lernen Tobias Kenntner. Reinhold Krebs begleitet dieses Projekt.
13 EJW-Weltdienst Internationale Arbeit wird lebendig, wenn Begegnung stattfindet. Ein besonderes Highlight war der Besuch von zwei Jugendreferenten aus Nigeria. Drei Wochen waren sie zu einem Fachkräfteaustausch in unterschiedlichen Jugendwerken und haben nicht nur neue Impulse mitgebracht, sondern sich von der Jugendarbeit in den EJW und CVJM inspirieren lassen. Beim Gegenbesuch war für die vier Teilnehmenden besonders eindrücklich, wie sich der YMCA in Nigeria für die Menschen einsetzt für die sich sonst niemand interessiert. 2020 ist das Jahr abgesagter Reisen. Aufgrund der Corona-Einschränkungen mussten die entsprechenden Weltdienstreisen abgesagt werden. Dennoch war es wichtig, den Kontakt mit den Partnerländern zu halten. Beispielhaft dafür steht eine Unterstützungsaktion des YMCA Äthiopien für durch die Corona-Pandemie in Not geratene Familien. Viele ehren- und hauptamtliche Mitarbeitende aus dem YMCA haben diese Aktion geplant und umgesetzt. Ermöglicht wurde die Hilfe auch durch zahlreiche Spenden aus dem EJW-Weltdienst und mit der Unterstützung durch das Land Baden- Württemberg. 3.5 Begleitung von Ehren- und Hauptamtlichen Als besondere Herausforderungen im Werks- und Personalbereich (WuP) werden die zunehmende Komplexität der Anstellungen Hauptamtlicher, die kürzere Verweildauer von HA und EA und die Veränderungen in der Jugendverbandsarbeit mit ihren gesetzlichen und strukturellen Anforderungen (z.B. Datenschutzgrundverordnung, Bundeskinderschutzgesetz, Prävention sex. Gewalt, Hygiene) erlebt. Diese grundsätzlichen Perspektiven des WuP haben in den Monaten seit Ausbruch der Corona-Pandemie eine besondere Zuspitzung erfahren. Exemplarisch stehen dafür das Angebot von digitalen Fortbildungsformaten oder das Angebot von Zoom- Konferenzen mit Verantwortlichen aus den Bezirken. An einer ersten großen Zoomkonferenz im Mai haben sich ca. 80 Vorsitzende und leitende bzw. geschäftsführende Jugendreferentinnen und Jugendreferenten beteiligt. Neben der Diskussion aktueller Fragestellungen usw. bot dieses Forum die Möglichkeit, sich auszutauschen. An diese erste Konferenz schlossen sich weitere Zoom- Konferenzen mit Vorsitzenden aus den Bezirken an, die vor allem dem Austausch über die aktuelle Situation dienten. Es war eindrücklich zu erleben, dass auch in diesen digitalen Formaten Gemeinschaft möglich war und diese Angebote mit dazu beigetragen haben, dass Landesstelle, Bezirke und Orte näher zusammengerückt sind. Die Corona-Pandemie hat grundlegende Herausforderungen der Jugendarbeit noch einmal deutlicher zutage treten lassen: a) Wie können Haupt- und Ehrenamtlich ein ihrer jeweiligen Profilierung und ihren jeweiligen Kompetenzen gut zusammenwirken? Das EJW hat den Anspruch „Ehrenamtswerk“ zu sein – dies gehört zur unaufgebbaren DNA evangelischen Jugendarbeit – und zugleich braucht Ehrenamt immer Hauptamt. Die Frage der nächsten Jahre wird sein, wie in Zeiten rückgehender Ehrenamtlichkeit und voraussichtlich rückläufiger finanzieller Ressourcen Jugendarbeit gestaltet werden kann. Hier setzt z. B. das Format „Perspektive entwickeln“ an: Es geht darum, Veränderungsprozesse aktiv zu gestalten anstatt sie nur zu erleiden.
14 b) Wenn aufgrund zurückgehender Finanzmittel kirchliche Arbeit zunehmend auf dem Prüfstand steht, wird auch die Jugendarbeit immer stärker begründen müssen, warum gerade ihre Arbeit finanziert werden soll – zu Lasten anderer kirchlicher Arbeitsfelder. Es braucht darum Formate der Landesstelle, in denen Ehren- und Hauptamtliche darin begleitet werden, evangelische Jugendarbeit in den Bezirken in die Zukunft zu denken. Auch im CVJM Landesverband lag ein Fokus darauf, Vorsitzende und Ehrenamtliche in den Ortsvereinen in der Corona-Krise zu begleiten. Mit Zoom-Konferenz wurden im CVJM-Landesverband wie im Bereich des WuP gute Erfahrungen gemacht. Ein beson deres Geschenk war es, dass das CVJM Landestreffen 2020 noch kurz vor dem Lockdown im März durchgeführt werden konnte und nicht zu einem Corona-Hotspot wurde. Das neue Format des Landestreffens, das vom Sindelfinger Glaspalast in einen Nebenraum der Schleyerhalle verlegt wurde, wurde gut angenommen und hat verheißungsvolle Spuren gelegt. Deutlich wurde, dass es auch in Zukunft ein Veranstaltungsformat für Jugendliche in Ergänzung zum Younify-Format des EJW braucht. 3.6 Digitales Lernen Im Januar 2021 startete das Projekt „Zentrum Digitales Lernen“ als Kooperation zwischen der Evangelischen Erwachsenen- und Familienbildung, der Evangelischen Hochschule Ludwigsburg, dem Evangelischen Medienhaus und dem EJW. Tobias Kenntner ist mit 50% für die Umsetzung und Verbreitung digitaler Bildungsformate im Bereich der evangelischen Jugendarbeit zuständig. Ziel ist es, die dem Projekt zugrundeliegende Lernplattform für digitale Lernformate zu nutzen, virtuelle Seminarräume anzulegen und digitale Bildungsangebote autovisuell zu begleiten. Ehrenamtliche und Hauptamtliche in der der evangelischen Jugendarbeit erhalten damit Lern- und Austauschräume und weitere Nutzungsmöglichkeiten für ihre digitale Bildungsarbeit. Nicht zuletzt die Kontaktbeschränkungen der Corona-Zeit machen deutlich, wie relevant solche digitalen Bildungsformate auch in der Jugendarbeit sind. Eine Hygieneschulung wurde mit 150 Teilnehmenden in diesem Sommer schon durchgeführt. Zugleich ist geplant, dass eine entsprechende Hygieneschulung vorproduziert wird und dann für Verantwortliche als Online- Seminar abrufbar ist. Erprobt wurde von Tobias Kenntner auch ein digitales geistliches Format: Beziehungsweise digital. Das Online Training umfasste insgesamt 6 Trainingssessions und Einzelbegleitungen. Eine wichtige Aufgabe bis zum Ende der Projektlaufzeit (Ende 2022) wird es sein, digitale Bildungsformate im Bereich der evangelischen Jugendarbeit auf den Weg gebracht zu haben. Sicher ist, dass das Arbeitsfeld des „Digitalen Lernens“ im Bereich der Landeskirche verankert bleiben wird auch über das Projekt „Zentrum Digitales Lernen“ hinaus. Ob und gegebenenfalls welche Rolle das EJW hier übernehmen kann, ist noch zu klären.
15 3.7 Musikalische Arbeit Inside Sessions Eine Halle, drei Tage, sechs Live-Sessions. Vom 3.-5. April 2020 fanden unter dem Titel „Inside Sessions“ Konzertveranstaltungen statt. Live-Musik direkt aufs Sofa, die nach der Übertragung noch 6.600 Mal bei youtube aufgerufen worden ist. Stellen Im Rahmen des Landeskirchenmusikplans konnten ab September 2019 1,5 Stellen im Bereich der Posaunenarbeit und 0,5 Stellen für Teenie-Popchorarbeit bei musikplus realisiert werden. Die Posaunenarbeit wurde mit Sebastian Harras und einer Erhöhung des Stellenumfangs von Brigitte Kurzytza verstärkt. Zum einen liegt ein Schwerpunkt darauf, dass im Projekt „Fortbildungskonzepte“ kleinere Posaunenchöre unterstützt und auch Bezirke mit wenig und kleinen Chören besonders begleitet werden. Zum anderen soll ein Netzwerk der Zusammenarbeit zwischen Posaunenchören und Schulen (z. B. Bläserklassen usw.) und Musikschulen geschaffen und implementiert werden. In beiden Projektbereichen haben die Einschränkungen der Corona-Pandemie die Arbeit in 2020 sehr erschwert. Mehr zur Posaunenarbeit und zu musikplus findet sich auch unter dem Punkt 4.1.3 “YOU/C – Sing-Community” Das neue Projekt bei musikplus, will Jugendliche für das (gemeinsame) Singen begeistern und in einer Community miteinander vernetzen. Bestehende Teenie- und Jugendchöre will YOU/C unterstützen und dabei helfen, dass neue Chöre entstehen bzw. Jugendliche zum Singen finden. Dafür wird jeden Monat ein großes Materialpaketmit Tutorials und innovativen Zusatzmaterialien zu einem attraktiven Song online bei YouTube veröffentlicht, das beim Singen und Üben der Songs unterstützt. Im Jahr 2021 sollen insgesamt fünf YOU/C-Days angeboten werden – in Gemeinden oder Bezirken. Es müssen lediglich Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt werden für diesen Sing-Day mit Jugendlichen. Die Kosten für Verpflegung, Technik und Werbung übernimmt das EJW als Jubiläumsangebot. DAS LIEDERBUCH In Folge des Liederbuchs von 2013 ist DAS LIEDERBUCH GOTTESDIENST erschienen. DAS LIEDERBUCH für den Gottesdienst umfasst neben Texten und Liturgien BestOf- Lieder aus „Das Liederbuch“ und weitere geistlichen Lieder zu Themen des Kirchenjahrs. Zusätzlich werden diverse Begleitmaterialien zum Download angeboten geben, sodass umfangreiches Arbeitsmaterial für Musikteams in Gottesdiensten zur Verfügung steht. Im Jahr 2021 wird der dritte Band der Reihe erscheinen: DAS LIEDERBUCH II.
16 3.8 Jugendpolitik Jugendpolitik im Bereich der evangelischen Jugendarbeit ist mehr als eine Spielwiese für Menschen, die gerne in Gremien sitzen. Sondern in einem System einer subsidiär organisierten Jugendarbeit – d.h. der Staat beauftragt nichtstaatliche Träger mit der Umsetzung der Jugendarbeit – braucht es starke Fürsprecher für eine konfessionelle Jugendarbeit. Evangelische Jugendarbeit muss in Stadt- und Kreisjugendringen und auf Landesebene vertreten sein. Als Zeichen dieser Bedeutung hat der Vorstand des EJW Daniela Schäfer als beratendes Mitglied hinsichtlich des Themenbereichs Jugendpolitik in den Vorstand berufen (vgl. § 9.1 Ordnung des EJW). Aus persönlichen Gründen ist sie jedoch im Sommer 2020 ausgeschieden. Am 06.10.2020 wurde im Rahmen der Studientage des EJW das Thema „Jugendpolitik“ beleuchtet. Rund 30 Gäste aus Politik und Gesellschaft stellten sich dem Gespräch mit den Hauptamtlichen der evangelischen Jugendarbeit in Württemberg. Sehr hilfreich ist es für das EJW, dass mit Mechthild Belz und Alexander Strobel zwei Personen aus dem EJW im Vorstand des Landesjugendrings vertreten sind. Im Blick auf die anstehende Landtagswahl ist gemeinsam mit dem BDKJ ein Format in Planung, um junge Menschen die Relevanz politischer Themen nahezubringen. 3.9 Jugendarbeit.online Jugendarbeit.online ist gedacht als zentrale Material-Börse im deutschsprachigen Raum für die Arbeit mit Kindern, Jugendlichen, jungen Erwachsenen und Familien. Der Fokus liegt auf Material für Ehrenamtliche und deren Qualifikation in theologischen sowie pädagogischen Themen. Die Ausrichtung der Arbeit innerhalb jugendarbeit.online ist missionarisch – christuszentriert – bibelorientiert. Für den Aufbau der Material-Börse haben die beteiligen Werke und Verbände ihre bestehenden Printpublikationen mit Inhalten und Abonnenten in jugendarbeit.online eingebracht. Die Nutzung ist in Form eines creditbasiertes Freemium-Modells möglich. Freemium ist ein Geschäftsmodell, bei dem das Basisprodukt gratis angeboten wird, während das Vollprodukt und Erweiterungen kostenpflichtig sind. Ein Teil der Inhalte kann dann von den Nutzerinnen und Nutzern frei abgerufen werden. Für den Abruf der weiteren Inhalte im Bezahlbereich bezahlen die Nutzerinnen und Nutzer von jugendarbeit.online in Credits eine Nutzungsgebühr. Die Gesamtkoordination der Redaktionskreise sowie Schulung und Begleitung bei der Arbeit für jugendarbeit.online hatte ab November 2019 die hauptamtliche Projektreferentin Simone Heimann mit einer Beauftragung von 50% übernommen. Auf 01.11.2020 erfolgt ein Personalwechsel und Henrik Struve übernimmt mit 50% diese Aufgabe. Dies bringt zugleich im Sportbereich die Möglichkeit, eine 50%-Sportstelle auszuschreiben. Jo hat zur Zeit 5.131 registrierte Nutzer. Die Zahlen der Aufrufe liegen deutlich höher. So hatte z.B. ein Artikel zu digitalen Alternativen der Beziehungspflege allein im August 2.573 Aufrufe. Bisher gibt es 1.315 Abos. Dies ist ein erster Schritt. Damit jugendarbeit.online wirklich die zentrale Plattform der evangelischen Jugendarbeit ist, ist eine weitere Verbreitung und Nutzung notwendig.
17 4. Evangelische Jugendarbeit in der Corona-Krise 4.1 Gestalten statt Resignation Die Corona-Krise ist eine große Herausforderung für die Jugendarbeit: Gruppen und Kreise können nicht wie gewohnt stattfinden oder nur unter erschwerten Bedingungen, Freizeiten können nicht oder nur in veränderter Form stattfinden. Zugleich haben Unsicherheit und Ängste das Potential, Motivation und Engagement von Mitarbeitenden zu zersetzen. Auch erschwerte Rahmenbedingungen wie z. B. die zögerliche Öffnung von Gemeinderäumen stellen die konkrete Arbeit vor enorme Herausforderungen. Nicht zuletzt lässt Corona perspektivisch finanzielle Spielräume enger werden. Dies alles gilt es mit einem realistischen Blick wahr- und ernst zu nehmen. Aber zugleich zeichnet sich evangelische Jugendarbeit immer durch eine hohe Dynamik, Innovationsgeist und Vertrauen auf Gott und zu Menschen aus. Dies ist auch in den letzten Monaten in Orten, Bezirken und in den Angeboten der Landesstelle erlebbar geworden. Dafür sind wir sehr dankbar. Wir wollen nicht den Kopf hängen lassen und nicht darauf sehen, was nicht möglich ist. Sondern wir wollen Chancen ergreifen und Neues wagen. Weil Jugendarbeit motivierte Gestalterinnen und Gestalter braucht! 4.1.1 Zuhause um zehn, Jungenschaftstag, Clubcamp, Younify Seit Ende März 2020 läuft in der evangelischen Jugendarbeit nahezu nichts mehr so, wie es davor war. Die Corona-Krise fordert uns heraus, aber sie fördert durchaus auch Entwicklungen innerhalb der Jugendarbeit. Wir waren uns innerhalb der Landesstelle des EJW schnell einig, dass wir die Freiräume, die sich uns bieten, gestalten und uns nicht der Resignation hingeben wollen. Hier ein paar Beispiele: Zuhauseumzehn Als Mitte März 2020 klar war, dass die Schulen schließen werden, haben wir versucht so schnell als möglich zu reagieren. Bereits ab dem 17. März waren wir unter der Adresse www.zuhauseumzehn.de mit einem Block online, den wir insgesamt 70 Tage bespielt haben. Jeden Tag punkt 10 Uhr morgens haben wir drei Beiträge eingestellt: eine Idee, um Kinder zu Hause zu beschäftigen eine Idee, die Jugendliche motiviert und einen geistlichen Impuls. Zuhauseumzehn ist nach wie vor online und verzeichnet bis heute rund 50.000 Zugriffe. Jungenschaftstag Anstatt den Jungenschaftstag wie geplant am 17. Mai in Bössingen durchzuführen, hat das Vorbereitungsteam innerhalb kürzester Zeit unter dem Titel „Hinterm Wald geht’s weiter“ ein Online Adventure Spiel entwickelt. 44 Gruppen haben im Livestream teilgenommen. Insgesamt 250 Teilnehmende sind an den Start gegangen.
18 Nach 5 Stunden stand nicht nur der Sieger fest, sondern wir wussten auch, wohin uns der Weg durch die Corona-Krise führen wird: In einen digitalen Entwicklungs-Schub. Das Spiel hat bis heute über 1300 Aufrufe. CLUBCAMP 2020 Das CLUBCAMP im September 2020 hatten wir uns ganz anders vorgestellt. Was dann aber unter dem Titel DWWNNWP („denn wir wissen noch nicht was passiert“) am 12. Oktober auf Sendung ging, hat weit mehr als die 26 teilnehmenden Jugend-Gruppen im Land begeistert. Vier Spieler aus dem CLUBCAMP-Team kannten den Ablauf nicht und stellten sich in fünf Spielen unterschiedlichen Herausforderungen. Die Gruppen, die sich in die Live-Show zugeschaltet hatten, tippten vor jedem Spiel auf einen Spieler – und erhielten stellvertretend dessen erspielte Punkte. Zusätzlich mussten sie bei sich vor Ort eine Aufgabe lösen. YOUNIFY Zum Schluss wie schon auf Seite 11 erwähnt: Ende September war klar, dass auch YOUNIFY nicht wie gewohnt durchgeführt werden kann. Das Team entschied sich für eine auf 90 Minuten komprimiert Version. Rund 3.000 junge Leute waren am 17. Oktober „live“ mit dabei. Sie trafen sich überall im Land an über 170 Orten in Corona-konformen YOUNIFY-Hauspartys. YOUNIFY gelingt es, in eine als unsicher empfundene Zeit hinein, Akzente der Hoffnung zu setzen. Das spricht sich rum. Bislang hat der auf youtube eingestellte YOUNIFY-Clip über 3.000 weitere Aufrufe nach dem Livestream. 4.1.2 Corona-Hotline und Beratungen Die Landesstelle hat in den letzten Monaten mehrere Formate der Beratung und Information auf den Weg gebracht. Sehr hilfreich war, dass Alexander Strobel durch seinen Sitz im geschäftsführenden Ausschuss des Landesjugendrings über aktuelle Diskussionen informiert war und die Anliegen der evangelischen Jugendarbeit in die Gespräche mit dem Sozialministerium einbringen konnte. So war z. B. Ende Oktober die Frage virulent, ob Mitarbeitende eine 14-tägige K arenzzeit nach einem Gruppenangebot einhalten müssen. In die Diskussion konnte die Position der evangelischen Jugendarbeit eingebracht werden, dass eine solche Regelung jegliche Gruppenarbeit ad absurdum führen würde. Dass die Diskussionsgänge mit dem Sozialministerium oft nicht in der nötigen Geschwindigkeit zum Erfolg führten oder auch manche Corona-Bestimmungen sehr hinderlich für die Jugendarbeit waren, zeigte sich z. B. im Bereich der Freizeitarbeit vor den Sommerferien.
Sie können auch lesen