GESCHÄFTSBERICHT - Hochwald Foods - Hochwald Foods GmbH
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
2019 2020 LEISTUNGSPREIS 34,1 0 500 1000 1500 2000 CT/KG EIGENKAPITALQUOTE 31,0 % UMSATZENTWICKLUNG IN MIO. E 1.651,4 1.534,0 EXPORTRATE 2020 13,0 % 33,0 % 54,0 %
4] Vorwort Liebe Leserin, lieber Leser, beherrschendes Thema des Jahres 2020 war den Veränderungen aber auch Chancen mit natürlich die Corona-Pandemie. COVID-19 be- sich bringen. Ein geschlossenes System, vom stimmte unsere Lebens- und Arbeitsumstände Landwirt über die Molkereien bis hin zum Ein- enorm. Der Staat mit seinen Bürgerinnen und zelhandel, kann verlorenes Verbraucherver- Bürgern, die Wirtschaftsbeteiligten und die trauen zurückgewinnen. Auch die dann glei- Gesellschaft insgesamt haben große Anstren- chen Regeln für Bio- und konventionelle gungen unternommen, um der Ausbreitung der Milcherzeugung sind eine Chance. Die Klima- Pandemie zu begegnen. Die sich sehr schnell debatte wird gerade für landwirtschaftliche ändernden Rahmenbedingungen haben auch Produkte oft emotional und wenig sachlich ge- der Hochwald-Gruppe vieles abverlangt. Ab- führt. Programme wie Hochwald MilchPlus, das stands- und Hygiene-Regelungen, mobiles Ar- QM-Nachhaltigkeitsmodul und das Cool Farm beiten, Maskenpflicht und Teststrategien wa- Tool können erheblich zu einer Objektivierung ren nur einzelne Maßnahmen, die umgesetzt der Diskussion beitragen. werden mussten. Hochwald hat im Jahr 2020 soviel investiert Die Auswirkungen von Ausgangs- wie nie zuvor. Das größte Projekt, der Neu- sperren, Kontaktbeschränkungen, bau in Mechernich, und viele weitere Projek- Lockdowns sowie die Rückgänge te an den anderen Standorten stehen vor der beim Flug- und Reiseverkehr ha- Inbetriebnahme. Die Hochwald Mitarbeiterin- ben eine globale Wirtschaftskrise nen und Mitarbeiter haben diese Herausfor- hervorgerufen. Die Abhängigkei- derungen angenommen. Der Standort Mecher- ten von weltweiten Lieferketten nich wird Ende dieses Jahres in Betrieb gehen. wurden offensichtlich, genauso Nach über fünfjähriger Planungs- und Umset- wie die Probleme in der digitalen zungsphase beträgt die Verzögerung nur we- Infrastruktur gerade in Deutsch- nige Wochen. Das Kostenbudget wird einge- land. Nur das schnelle Agieren halten werden. Angesichts der vielen Unwäg- von Notenbanken und Regierun- barkeiten im Laufe der Jahre eine beachtli- gen haben das Schlimmste ver- che Leistung. Der Konzernabschluss kann sich hindert. Allerdings werden die gigantischen trotz der hohen Investitionen sehen lassen. Beträge, die zur Rettung der Wirtschaft aufge- Eigenkapital und Finanzierungsrelationen blei- wendet wurden und werden, zukünftige Belas- ben weiter sehr solide, der Milchpreis für die tungen nach sich ziehen. Eigentümer der Genossenschaft lag deutlich über dem Bundesdurchschnitt. Neben der Corona-Pandemie war die Landwirt- schaft durch das dritte Dürrejahr in Folge be- Allerdings - das ist ein Wermutstropfen - ha- lastet. Auch die Klimadebatte hat vor die- ben sich die Belastungen für die Milcherzeuger sem Hintergrund und darüber hinaus weiter an infolge der Dürre und der steigenden Auflagen Fahrt zugelegt. Das Bundesverfassungsgericht auch deutlich erhöht. Demonstrationen und hat in einem Urteil die deutschen Anstren- neue Gesprächsrunden sind die Konsequenzen gungen zur Reduzierung des klimaschädlichen von rückläufigen Erträgen in der Milchproduk- CO2-Ausstoßes als nicht ausreichend bewertet. tion. Die Erlöse für die Milchlieferanten müs- Insgesamt hat sich die Debatte um die Nach- sen weiter steigen, um die Milchproduktion haltigkeit damit auf die Themen CO2-Redukti- auch zukünftig attraktiv zu gestalten. on und Tierwohl konzentriert. Letzteres ist für viele Verbraucher mittlerweile das am inten- In 2021 wird das Unternehmen weiterhin alle sivsten diskutierte Thema. Deshalb wird der Kraft brauchen, um die technischen Projekte Lebensmitteleinzelhandel diese Diskussion im - insbesondere das neue Werk in Mechernich - laufenden Jahr erheblich vorantreiben und die erfolgreich an den Start zu bringen. Eine neue Umsetzung einfordern. vertriebliche Ausrichtung soll dabei unter- stützen und die Leistungsfähigkeit der Hoch- Auf die Landwirtschaft kommen neue Heraus- wald-Gruppe steigern. Auch im Jahr 2021 soll forderungen zu. Die Auswirkungen der Kli- ein überdurchschnittlicher Auszahlungspreis maanstrengungen und die Ergebnisse aus der für die Eigentümer gezahlt werden. Tierwohl Diskussion - ob von der Borchert Kommission angeregt oder aus der Wirtschaft über die Initiative Tierwohl entwickelt - wer- Ihr Detlef Latka
Inhalt [5 VO R WO R T 4 H O C H WA L D IN Z A HL E N 6 S T R AT EG I E U ND K O N Z E R N S T RU K T U R 8 DA S JA HR I M ÜB E R BL IC K 10 E IN E M O D E R N E M O L K E R E I ENTS TEHT 12 M I T M U T N AC H VO R N E - INTERVIEW MI T DER G E S C H Ä F T S F Ü HRU N G 14 DI E Z U K U NF T F E S T I M BL IC K FA M IL I E S C H Ä F E R 18 K L E I N E S T E A M , G R OS SE M A NN S C H A F T S L E I S T U N G S TA ND O R T L Ü N E BU RG 22 N AC HH A LT IG K E I T L E B E N W I R S E I T G E N E R AT IO N E N 26
6] Hochwald in Zahlen UMSÄTZE 2020 2019 Gesamtumsatz (geografisch) Mio. € 1.651,4 1.534,0 davon Inland Mio. € 898,2 830,1 davon EU Mio. € 535,0 494,9 davon Drittland Mio. € 218,2 209,0 MILCHWIRTSCHAFT Milchanlieferung Mio. kg 2.311,3 2.191,8 Milchlieferanten insgesamt (Jahres-Ø) Anz. 3.246 2.884 davon Hochwald Milch eG Lieferanten Anz. 2.507 2.710 Anlieferungsmenge je Lieferant der Muttergenossenschaft Tsd. kg 687,5 636,4 Ø Fettgehalt der Anlieferungsmilch % 4,12 4,13 Ø Eiweißgehalt der Anlieferungsmilch % 3,47 3,46 Leistungspreis bei 4,0 % Fett und 3,4 % Eiweiß inklusive Nachzahlung ohne Umsatzsteuer ct/kg 34,1 34,2 Leistungspreis bei 4,0 % Fett und 3,4 % Eiweiß inklusive Nachzahlung mit Umsatzsteuer 10,7 % ct/kg 37,7 37,9 Bundesdurchschnittlicher Auszahlungspreis bei 4,0 % Fett und 3,4 % Eiweiß ohne Umsatzsteuer ct/kg 32,8 33,7 PERSONAL Mitarbeiter:innen (Jahres-Ø) Anz. 2.072 1.882 ANLAGEVERMÖGEN Investitionen (Sachanlagen) Mio. € 204,9 100,2 Abschreibungen Mio. € 38,5 38,9 davon auf Sachanlagen Mio. € 37,0 37,9 davon auf immaterielle Vermögensgegenstände Mio. € 1,5 1,0 Anlagevermögen Mio. € 505,6 354,2 EIGENKAPITALENTWICKLUNG Eigenkapital Mio. € 236,7 218,9 davon Geschäftsguthaben Mio. € 65,8 67,2 davon Rücklagen (inklusive Bilanzgewinn) Mio. € 120,8 110,3 davon Genussscheinkapital Mio. € 50,1 41,4 KENNZAHLEN Bilanzsumme Mio. € 764,4 640,5 Eigenkapital-Quote % 31,0 34,2 Nettofinanzverbindlichkeiten Mio. € 252,3 173,7 EBITDA Mio. € 80,3 72,8
[7 1,65 2,31 Mrd. H Gesamtumsatz Mrd. kg Milch 764,4 2.072 Mitarbeiter:innen Mio. H Bilanzsumme 236,7 505,6 Mio. H Eigenkapital Mio. H Anlagevermögen
8] Strategie und Konzernstruktur GEMEINSAM MEHR VOM LOKALEN MILCHLIEFERANTEN ZUM INTERNATIONALEN, VERMARK TUNGSORIENTIERTEN MILCHSPEZIALISTEN ERREICHEN
[9 Wir haben uns zum Ziel gesetzt, internationaler, vermarktungsorientierter Milchspezialist zu wer- den. Dazu setzen wir bei immer fortlaufenden Prozessen und sich ändernden Gegebenheiten auf unsere größten Stärken: unsere Genossen- schaftsmitglieder und unsere Mitarbeiter:innen. Genossenschaften setzen nicht auf kurzfristi- ge Partizipation, sondern auf langfristiges Mit- wirken und Gestalten - Prinzipien, auf denen auch ein nachhaltiges Wirtschaften aufbaut. In unseren ehrenamtlichen Gremien engagie- ren sich Frauen und Männer für die Zukunft von Hochwald. Eine partnerschaftliche Beziehung mit unseren Mitgliedern funktioniert nur durch vertrauensvolle Zusammenarbeit sowie voraus- schauende Unternehmensstrategie. Wir haben die gesamte Produktionskette in der Hand – vom Gras ins Glas. Und jeder ent- lang dieser Wertschöpfungskette arbeitet für ein Ziel: Gemeinsam Mehrwert zu schaffen. Auf diese Weise produ- zieren wir hochwertige Lebens- mittel aus dem Rohstoff Milch für Menschen in der gan- Hochwald zen Welt, bieten unseren Milch eG Mitgliedern einen über- durchschnittlichen Milchpreis und ent- Vertreterversammlung wickeln unser Un- Vorstand Aufsicht srat ternehmen kon- 7 31 tinuierlich weiter. Aufsicht srat Hochwald Foods GmbH 7 Hochwald Foods GmbH Management
10] Das Jahr im Überblick 01 [Verantwortung als Betreiber kriti- [Wesentlichkeitsanalyse liefert zen- trale Themen aus allen Bereichen der Nachhaltigkeit. 05 [Eine 7 km lange Leitung von Eus- scher Infrastrukturen beim Thema kirchen nach Mechernich versorgt Informationssicherheit. NO MI SCH Ö das neue Werk mit Wasser. KO KO Ö LO GI SCH HOCHWALD NG NACHHALTIGKEIT ORTU TW AN ER TV SO UK ZI OD AL PR [Das komplette Bonny Sortiment überzeugt mit einem neuen, ein- 03 [Eine Komposition aus Himbeer und [Eine Neuauflage des Genuss- schein-Emissionsprogramms startet heitlichen Design. Feige bildet die Jahresedition 2020 im Mai 2020. von Elinas. 06 [Beim Partnertag auf der Grünen Woche in Berlin wird mit Hochwald [Hochwald übernimmt Mehrheitsan- Produkten gekocht. teile der Almil AG mit Standorten in Bützow und Weiding. [Himbeere-Cranberry und Wasser- melone sind die Sommersorten von LÜNEbest Pur auf Frucht. 02 04 07 [Hochwald hält 10 % der Anteile an dem Biotech-Unternehmen Oligo- [Bärenmarke präsentiert frischen science. Latte Macchiato und Cappuccino in der 1-Liter Packung. [Bärenmarke Kiddis - eine eige- ne Subbrand nur für Kinder bietet Milchmischgetränke an.
[11 [Die Hochwald-Webseite und der Be- reich für die Landwirte wurden neu gestaltet. [Nach über 52 Betriebsjahren wird der Sprühturm in Thalfang abge- baut. 11 [Die neuen Hofschilder für die Hochwald Landwirte werden ausge- geben. 08 10 [Hochwald begrüßt 24 neue Azubis und zwei Duale Studenten an sechs Standorten. [Bei der Bärenmarke Sammelpromo- tion gibt es zur Familienrauszeit so- gar zwei Wohnmobile zu gewinnen. 12 [Im Vorgriff auf die neue Milchgü- te-Verordnung hebt Hochwald den Umrechnungsfaktor auf 1,03 an. 09 [Standort Hungen wird zum Aus- bildungsbetrieb des Jahres ausge- zeichnet. [Führungskräftetagung im "Fernseh- [Die Vertreterversammlung der studio" und per Livestream zu den Hochwald Milch eG findet in Alsfeld Teilnehmer:innen. in der Hessenhalle statt. AUSBILD UNGSBETRIEB der deutschen Milchwirtschaft 2020 r Nur fü NEU [Die LÜNEbest Sorten Gebrannte kurze Zeit Mandeln und Pflaume-Zimt auf Va- ! nilla bilden die Winteredition 2020. [Im Advent malen Hochwald Mitar- [Die neue Hessische Milchkönigin beiter:innen Bilder und spenden an Anne Schmauch besucht die Werke SOS Kinderdorf e.V. in Hungen und Hünfeld.
12] Eine moderne Molkerei entsteht EINE MODERNE MOLKEREI DER NEUE MOLKEREISTANDORT IN MECHER- NICH NIMMT GESTALT AN. ZEITL ICHER UND F INANZIELLER PLAN WERDEN EINGEHALTEN. ENTSTEHT
[13 DIE UMSETZUNG DER STRATEGIE ZEIGT SICH AM BEI- SPIEL DES INVESTITIONSPROJEK TES IN MECHERNICH [ IN REKORDZEIT UND MIT VEREINTEN KRÄFTEN ZUR NEUEN MOLKEREI Das neue Werk wächst in die Höhe, die Gebäude ten nach Zeitplan. Ab 2022 werden etwa 1.250 sind fast fertig gestellt. Doch das wirklich Span- Landwirt:innen der insgesamt 2.500 Mitglieds- nende passiert hinter der Fassade. Hier werden die lieferanten die Rohmilch hier anliefern. Auf dem Prozesstechnik installiert, Maschinen und Anla- 21,5 Hektar großen Grundstück werden künftig gen aufgebaut und die letzten Leitungen verlegt, 800 Millionen Liter Milch pro Jahr von mehr als damit die Produktion zum Ende des Jahres pünkt- 250 Mitarbeiter:innen weiterverarbeitet zu hoch- lich starten kann. In Rekordzeit von der Idee über wertigen Milchprodukten wie H-Milch, H-Sahne, die Grundstücksfindung und von der Grob- bis zur H-Milchmischprodukte sowie Kondensmilch und H-Trinkjoghurt. Detailplanung haben alle am Projekt Beteiligten an einem Strang gezogen und die Molkerei auf der grünen Wiese Wirklichkeit werden lassen. Mit Mut nach vorne, so haben wir mit der Umset- zung unserer Strategie 2017 begonnen. Die Eigen- tümer haben ihren Mut nach vorne mit dem Fi- nanzierungsbeitrag bewiesen. Der Neubau ist das größte Investitionsprojekt in der Geschichte des Unternehmens. Alle sind sich ihrer großen Auf- gabe sehr bewusst und bisher laufen die Arbei-
14] Mit Mut nach vorne MIT MUT VOR FÜNF JAHREN ENT WICKELTE HOCHWALD MI T DER STR ATEGIE 2020 EINE KL ARE ZU- K UNF T SPER SPEK T I VE. DER MU T, DEN GE- S C HÄF T SL E I T UN G UND GE N O S SE N S C HAF T NACH DAMAL S AN DEN TAG GELEGT HABEN, ZAHLT SICH INZWISCHEN AUS. VORNE INTERVIEW MIT DETLEF L ATKA, THORSTEN OBERSCHMIDT UND THILO POMYKAL A
[15 DA S Z IEL, F ÜR DIE ER ZEUGER E INEN ÜBERDURCH- SCHNI T TL ICHEN MILCHPRE I S ZU ERRE ICHEN, WUR- DE ERFÜLLT. OBWOHL EINIGE L ANGFRIST IGE INVE S- T I T IONEN NOCH IM BAU SIND – ZUM BEI SPIEL DA S NEUE WERK IN MECHERNICH. IM GESPR ÄCH BERICH- TEN DIE DREI GESCHÄF TSFÜHRER ÜBER ERFOLGE UND DIE NÄCHSTEN MEILENSTEINE. Die letzten fünf Jahre waren Jahre der Verände- ständigen Nachhaltigkeitsmanagements früh auf rung, eine Zeit der Investitionen und eine Pha- den Weg gemacht. Und zwar gemeinsam und in en- se der Neujustierung bei Hochwald. Zeigt sich das ger Abstimmung mit den Erzeugern. Einer der gro- auch an der Entwicklung des Milchpreises? ßen Vorteile unserer Genossenschaft. THILO POMYKALA: Der gesellschaftliche Wandel DETLEF LATKA: Das Niveau des Milchpreises in führt dazu, dass Themen wie Tierwohl und Nachhal- Deutschland ist zu niedrig, da sind wir uns einig. tigkeit vom Verbraucher, dem Handel und der wei- Wir konnten unseren Erzeugern aber gegen den terverarbeitenden Industrie größtenteils als Grund- Trend des Marktes überdurchschnittliche Milchprei- voraussetzung angesehen werden. Sie sind schon se bieten. Die schwierige Situation auf den Höfen jetzt oder werden künftig die Eintrittskarte, um ist uns als Unternehmen bewusst und genau des- überhaupt an den Verhandlungstisch zu kommen. halb haben wir vor fünf Jahren den Strategiepro- THORSTEN OBERSCHMIDT: Und das Thema wird uns zess eingeleitet, um ertragsreichere Segmente für in den nächsten Jahren zunehmend intensiver be- uns zu erschließen. schäftigen. Der Green Deal der EU-Kommission mit THILO POMYKALA: Wie etwa den gesamten asiati- den deutlichen Reduktionszielen für CO2 wird auch schen Raum. Hier wird Milch als Lebensmittel – ins- uns betreffen, sodass wir konsequent an allen Stel- besondere aus Deutschland – sehr geschätzt. Und len der Wertschöpfung arbeiten müssen, um unse- im Gegensatz zu Europa steigen die Absatzzah- ren CO2-Fußabdruck zu reduzieren. Auf den Höfen len auf allen asiatischen Märkten. In China sogar wie in den Molkereien. Als Genossenschaft sind wir zweistellig pro Jahr. hier sicherlich in einer besseren Position und kön- DETLEF LATKA: China ist ein sehr gutes Stichwort. nen abgestimmt über alle Ebenen arbeiten. Diesen Markt bearbeiten wir ja bereits. Etwa mit Milchdrinks aus unserem Werk in Kaiserslautern. Eine konkrete Folge der Strategie Hochwald 2020 Gleichzeitig gibt es dort noch ein riesiges Poten- war die Planung und der Bau eines neuen Wer- zial, wenn wir die Logistikketten über die Hafen- kes. Zuerst als Greenfield tituliert ist das Werk in städte hinaus ausbauen. Wer kannte zum Beispiel Mechernich inzwischen weit vorangeschritten. Wie bis zum Winter 2019 die Millionenstadt Wuhan? Hier ist der aktuelle Stand? sehen wir auch in Zukunft ein enormes Potenzial für unsere Produkte. THORSTEN OBERSCHMIDT: Wir planen noch dieses Jahr die Produktion aufzunehmen. Insgesamt wer- Gleichzeitig zu diesen Perspektiven im Ausland, den wir unseren Zeitplan aus dem Jahr 2016 um steigt der Druck in Deutschland und Europa. Tier- knapp zwei Monate verfehlen. Wenn man die Her- wohl, Nachhaltigkeit, CO2 und vieles mehr treibt ausforderungen in der Standortsuche, der Genehmi- die Landwirte um und fordert vollen Einsatz... gungsverfahren sowie die Konjunktur und Knappheit von Rohstoffen in der Baubranche bedenkt, eine DETLEF LATKA: All diese Themen fordern uns und hervorragende Leistung des gesamten Teams. Selbst die Erzeuger. Ohne Zweifel. Gleichzeitig sind dies Corona – und wir bauen inzwischen seit 14 Mona- aber auch Themen, die uns als Genossenschaft Chan- ten unter den Bedingungen der Pandemie – konnte cen bieten, uns und unsere Produkte für die Ver- uns nicht bremsen. braucher zu erklären. Nachhaltigkeit, Tierwohl und Weite Teile des Werkes sind inzwischen fertigge- das Bewahren der Umwelt sind keine Gegensätze zu stellt. Aktuell installieren wir die Prozesstechnik, unserer Arbeitsweise. Hochwald hat sich mit dem und die Systeme für die interne Logistik und ers- MilchPlus-Programm und dem Aufbau eines eigen- te Maschinentechnik. Auch erste Inbetriebnahmen
16] Mit Mut nach vorne in der Energiezentrale laufen bereits. Supply Chain passen und unser Angebot sinnvoll er- Im Sommer werden wir dann die ers- gänzen. Und nicht zuletzt gilt es, unsere Top-Mar- ten Wasserfahrten durchführen und ken weiter zu stärken. Bärenmarke und Elinas in dann vor dem eigentlichen Produkti- Deutschland und Europa sowie Bonny in Saudi-Ara- onsstart im Oktober auch die Testläu- bien sind gut positioniert und bieten Potenzial zu fe mit Milch fahren. einer positiven Weiterentwicklung. DETLEF LATKA: Mechernich ist bis zum jetzigen Zeitpunkt sicherlich eine Er- Neue Produkte gab es in den letzten Monaten ja folgsgeschichte und ich kann allen Be- einige – gerade die Bärenmarke-Familie und Elinas teiligten nur ein dickes Lob ausspre- sind gewachsen. Wie entstehen neue Produkte und chen. Alle Hindernisse wurden profes- wer kommt auf die Ideen? sionell umschifft oder schnell gelöst. Gleichzeitig zur jetzt startenden Ta- THILO POMYKALA: Produktentwicklung bedarf zu- ke-off-Phase in Mechernich laufen in allererst einmal unternehmerischen Gespürs. Denn Erftstadt die Anstrengungen zu einem reibungslo- unsere Kunden – Handelskunden und B2B-Kunden sen Übergang an den neuen Standort. sowie Endverbraucher – sagen uns, wenn auch zum Die gesamte Belegschaft im Werk hat ein Angebot Teil verklausuliert, was sie möchten. Da gilt es, Be- für den neuen Standort erhalten. Teils in anderer darfe zu erkennen und Bedürfnisse zu wecken und Funktion oder in einer anderen Abteilung, aber: Al- passgenau in Neuprodukte zu übersetzen. Bären- le, die möchten, erhalten einen Arbeitsplatz in Me- marke ist fest etabliert und steht für Kaffeevere- chernich. Bereits jetzt lernen die Mitarbeiter:innen delung. Die logische Weiterentwicklung ist das An- den neuen Standort kennen. In kleinen Gruppen – gebot eines fertigen Eiskaffees aus dem Kühlregal, Corona setzt uns auch hier leider Grenzen – erleben der die bestehende Produktfamilie sinnvoll ergänzt. sie das neue Werk, das sich natürlich grundlegend DETLEF LATKA: Gerade Bärenmarke zeigt den Erfolg vom Standort in Erftstadt unterscheidet. unserer Markenstrategie. Die frischen Eiskaffee-Va- rianten haben das bestätigt. Sicherlich eine spannende Zeit für die Mitarbei- THORSTEN OBERSCHMIDT: Produktentwicklung ist ter:innen in Erftstadt? zudem ein abteilungsübergreifender Geschäftspro- zess. Das neu initiierte Innovationsmanagement THORSTEN OBERSCHMIDT: Ja, aber auch eine Zeit der bindet zum Beispiel sehr frühzeitig alle betroffe- Vorfreude. Ich habe mit einigen der Belegschaft am nen Abteilung aus Vertrieb und Supply Chain mit Rande eines solchen Werksbesuchs gesprochen. Die ein. Denn alle neuen Produkte müssen auch produk- Mitarbeiter:innen sind natürlich aufgeregt, freuen tionstechnisch zu uns passen und abbildbar sein. sich aber auch sehr darauf, dass es im Laufe des Spätherbstes losgeht. Das heißt konkret, dass auch Ideen verworfen wer- den? Mechernich ist ein Kernpunkt für die strategische Ausrichtung. Aber Hochwald 2020 setzt ja auch an- THILO POMYKALA: Nein sagen ist bei Innovationen dere Akzente. Wie fügt sich die Vertriebsstrategie ein wichtiger Punkt. Hochwald ist ein Konzern, der in die Unternehmensstrategie ein? im Jahr rund 1,8 Milliarden Kilo Milch verkauft. Un- sere komplette Produktion und Logistik ist auf grö- THILO POMYKALA: Intensiv. Wir haben in den letz- ßere Mengen ausgelegt. Kleine, volumenarme Ma- ten zwölf Monaten hart an der Konkretisierung un- nufakturprodukte aus der Nische können wir nicht serer strategischen Ausrichtung gearbeitet und eine wirtschaftlich abbilden. Corporate Vertriebsstrategie vorgelegt. Dabei haben DETLEF LATKA: Daher ist es richtig und gut, dass wir vier Stoßrichtungen definiert, in denen wir uns Produktentwicklung bei uns fachübergreifend ge- neben dem laufenden Geschäft noch stärker ver- dacht und gelebt wird. So können wir frühzeitig die trieblich engagieren werden. Asien bleibt für uns Weichen richtig stellen. Vielleicht dazu auch ein Ex- ein Wachstumsmarkt. Wie eben bereits besprochen, port-Beispiel: Die Marke Bonny ist in Saudi-Arabi- sehen wir auf diesen Märkten noch ein hohes Poten- zial. Hinzu kommt die Erschließung und Bearbeitung neuer Märkte. Im Fokus stehen hierbei unter ande- rem die Golfstaaten - wo wir bereits in Saudi-Ara- bien einen starken Markenauftritt haben - und Süd- amerika sowie Osteuropa zum Beispiel mit Polen. Die dritte Stoßrichtung befasst sich mit der Weiter- entwicklung des Produktportfolios und insbeson- dere mit neuen Produkten. Diese müssen in unsere
[17 en mit einem hohen Bekanntheitsgrad Marktführer sam mit unseren genossenschaftlichen Erzeugern im Segment der Kondensmilch. Dieses Image wer- die Chancen der Entwicklung erkennen und nutzen. den wir nun nutzen, Ready-to-drink-Angebote un- ter der Marke zu entwickeln und im arabischen Raum Ein konkretes Beispiel für den dritten Punkt ist die zu platzieren. Entwicklung im Werk Weiding. Mechernich ist mit Abstand die größte Investiti- DETLEF LATKA: Genau. Hier passen unser Prozess- on von Hochwald der letzten Jahrzehnte. Aber si- Know-how und unser Können genau zu einem Markt- cherlich nicht die einzige. Was entwickelt sich in segment, das wir bisher nicht bedient haben. Durch den anderen Werken? die enge Zusammenarbeit von Produktion, Vertrieb und Marketing können wir jetzt durch die Herstel- THORSTEN OBERSCHMIDT: In Hünfeld nehmen wir lung von Haferdrinks in Weiding von einer wachsen- aktuell Linie 8 in Betrieb. Auch ein Aspekt der Stra- den Nische im Markt profitieren. tegie Hochwald 2020, denn es ist uns durch Opti- THORSTEN OBERSCHMIDT: Ich werde oft gefragt, mierungen im Werk gelungen, die Produktion auf warum wir jetzt als Molkerei ein Milchersatz-Pro- der bestehenden Fläche auszuweiten. Alle Optimie- dukt realisieren. Dabei unterscheidet sich der Ent- rungen – angefangen beim Austausch der Käsefer- stehungsprozess in erster Linie im Ausgangsprodukt. tiger über den Umbau der Molkebehandlung bis zur Das Mischen und Abfüllen beherrschen wir seit Jahr- Automatisierung der Verpackung und Palettierung zehnten, sodass es eine organische Entwicklung und – fanden unter Volllast statt. Eine riesige Heraus- nicht etwa – wie der Blick von außen vielleicht ver- forderung, die dank des gesamten Planungsteams muten lässt – einen Bruch in unserer Arbeit dar- und der Mannschaft in Hünfeld reibungslos gemeis- stellt. Die Gremien der Genossenschaft standen da- tert wurde. her von Beginn an zu diesem Vorhaben In Hungen haben wir in die Abfüllung der Becher- und haben es stark in der Umsetzung produkte investiert und bereiten derzeit den Umbau unterstützt. der Quarkproduktion vor. In Thalfang wurde die Er- weiterung der Abfüllung abgeschlossen, jetzt lau- Noch einmal zum Blick nach vorne. fen die Vorbereitungen für den neuen Betriebsraum, Welche Trends werden uns in den den Eindampfer und das Konzentratlager. nächsten Jahren erhalten bleiben? DETLEF LATKA: Mut nach vorne bedeutet für uns, Chancen zu erkennen und diese dann auch mit Nach- THILO POMYKALA: Vertrieblich werden druck zu verfolgen. Das bedeutet auch zu investie- uns in Deutschland die Themen Tier- ren. In unsere Zukunft und damit in die Zukunft un- wohl und Nachhaltigkeit mit Sicher- serer Erzeuger. Selbstverständlich achten wir da- heit weiter beschäftigen. Internatio- bei neben der Wirtschaftlichkeit immer auch auf nal hingegen geht es darüber hinaus die Umsetzung zentraler gesellschaftlicher The- um die Erschließung neuer Märkte. men: Energieeffizienz, Nachhaltigkeit und CO2-Aus- THORSTEN OBERSCHMIDT: Produkti- stoß sind auch für uns als Molkerei zentrale Themen. onsseitig werden wir weiter am Thema Energieef- fizienz arbeiten. Zudem sehe ich eine Aufgabe der Spätestens Mitte 2022 werden alle Maßnahmen, nächsten Jahre darin, unsere Produktion noch fle- die sich direkt aus der Strategie 2020 ergeben ha- xibler zu gestalten, um auf aktuelle Trends noch ben, abgearbeitet sein. Was kommt dann? schneller reagieren zu können. Hinzu kommt, dass die Digitalisierung der Prozesse auch bei uns erfor- DETLEF LATKA: Die Arbeit wird uns nicht ausgehen. derlich ist. Über das bestehende Maß an Automati- Bereits in den letzten Jahren haben wir ja durch die sierung hinaus. Konkretisierung unserer Strategie und in Auseinan- DETLEF LATKA: Neben Trends und Entwicklungen se- dersetzung mit gesellschaftlichen Entwicklungen he ich eine zentrale Aufgabe für uns als Branche eine kontinuierliche Fortentwicklung realisiert. Die insgesamt. Vom Landwirt über die Molkerei bis hin großen Trends Tierwohl, Nachhaltigkeit und auch zum Handel müssen wir uns für mehr Wertschätzung der Green Deal der Europäischen Kommission wer- gegenüber Lebensmitteln einsetzen. Das beinhaltet den uns genügend Arbeit bescheren. Ich glaube, für Aspekte wie das Tierwohl, aber auch Aspekte wie uns als Geschäftsführungsteam sind dabei drei Din- den Wert eines Produktes. Hochwertige Lebensmit- ge heute und in Zukunft ganz besonders wichtig: tel haben einen Preis und sind keine Ramschware. 1. Wir müssen ein Gespür für die gesellschaftliche Da gibt es sicherlich noch einiges an Überzeugungs- Entwicklung und die Wünsche der Verbraucher ha- arbeit zu leisten. ben. 2. Wir müssen uns weiterhin sehr selbstbewusst in die gesellschaftliche Debatte für unser hochwer- tiges Produkt einbringen. 3. Wir müssen gemein- Herzlichen Dank für das Gespräch.
18] Die Zukunft fest im Blick DIE ZUKUNFT FEST MILCHPLUS WAR EINE LIEBE AUF DEN ZWEITEN BLICK. EIN BESUCH BEI FAMILIE SCHÄFER IN KÜLOS. IM BLICK
[19 L ANDWIRTE DENKEN NACHHALTIG. DAS LIEGT IN DEN GENEN, DENN SCHLIESSLICH GEHT ES UM DEN ERHALT DE S HOFE S ÜBER GENER AT IONEN. DA S GILT MI T SI- CHERHEIT FÜR DIE FAMILIE SCHÄFER AUS KÜLOS, EI- NEM KLEINEN WEILER IN DER NÄHE VON FULDA. Alle drei Kinder sind entweder auf dem Hof oder in Töchter Theresa und Sophia. Theresa arbeitet am der Milchwirtschaft tätig. Die über 800 Jahre wäh- Hochwald Standort Hungen in der Milchverwaltung rende Geschichte der Landwirtschaft in Külos wird als Erzeugerberaterin, Sophia studiert im 6. Se- also mit Sicherheit weitergeschrieben. MilchPlus mester Landwirtschaft in Triesdorf. Auf dem Hof dokumentiert diese Anstrengungen für ein nach- der Familie Schäfer werden außerdem 150 Hühner haltiges Wirtschaften. Eine Geschichte, die zeigt, gehalten, deren Eier direkt ab Hof vermarktet wer- dass sich auch Liebe auf den zweiten Blick durch- den. setzen kann. So stellt man sich landwirtschaftliche Idylle vor. [ MILCHPLUS ALS AUFWÄNDIGE CHANCE Nur wenige Kilometer vom Stadtzentrum Fulda entfernt liegen drei Bauernhöfe eng beieinan- Schaut man sich auf dem Hof um, so sieht man die der und bilden den Ortsteil Külos der Gemeinde Investitionsentscheidungen der Vergangenheit. Vor Dipperz. Vom Hof der Familie Schäfer hat man ei- zehn Jahren wurde der Stall erweitert, der Melkro- nen wunderbaren Fernblick Richtung Fulda und in boter angeschafft und eine Photovoltaikanlage auf die andere Richtung sieht man die Höhenzüge der den Dächern installiert. „Bereits zu diesem Zeit- Rhön. Von betriebsamer Hektik ist an diesem Vor- punkt war abzusehen, dass der Hof auch nach uns mittag nichts zu verspüren, selbst Hofhund Lot- weitergeführt wird“, erinnern sich Winfried und ta ist eher zum Schmusen aufgelegt als zum Be- Michaela Schäfer. „Eine Investition in den Melk- schützen des Hofes. stand stand an. Mit dem Wissen um die Zukunft des Hofes haben wir uns dann für die heutige Be- Doch hinter dieser Ruhe steht ein moderner und triebsgröße und die Melkanlage entschieden.“ zukunftsgerichteter Familienbetrieb, in dem es an einem nie fehlt: genügend Arbeit. Rund 140 Einige Jahre später sollte sich diese Investition Milchkühe stehen im Laufstall, der Melkroboter noch einmal auszahlen. Denn als Hochwald das sorgt für zeitliche Flexibilität der Familienmitglie- Programm MilchPlus vorstellte und es im ersten der. Flexibilität, die Familie Schäfer zur Bewirt- Jahr um die Erfassung einer Fülle an Daten ging, schaftung der etwa 100 Hektar Acker- und Grün- waren die Schäfers klar im Vorteil. Viele Zahlen la- land, für den familieneigenen Wald sowie zur Tier- gen noch recht aktuell vor und mussten nicht von betreuung nutzt. Und Familie heißt in dem Fall: Grund auf neu erhoben – oder in den Ordnern lan- Vater Winfried Schäfer, Sohn Christoph, der den ge gesucht – werden. Hof übernehmen wird, Mutter Michaela sowie die
20] Die Zukunft fest im Blick Kopien machen und für die Online-Erfassung be- reitlegen. Das beschleunigt das Ganze enorm.“ [ HERAUSFORDERUNGEN IN DER UMSETZUNG Nachhaltigkeit und Tierwohl sind Ziele, die auf dem Bauernhof Schäfer unstrittig sind. MilchPlus zeigt nach ihrer Erfahrung aber auch die mögli- chen Widersprüche der beiden Ziele. So überlegen die Schäfers, in den Laufstall Ventilatoren einzu- bauen, die im Sommer für ein angenehmeres Klima sorgen sollen. „Das führt aber zu einer enormen „Trotz allem war die erste Erfassung schon ein Steigerung unseres Stromverbrauches, was wieder enormer Aufwand“, sagt Winfried Schäfer. „Bei al- zu einem „Punktabzug“ in dem Bereich führt.“ lem Verständnis für die Maßnahme und dem Be- wusstsein, dass wir unsere Aktivitäten in der Apropos Stromverbrauch: Hier sorgt die Kombi- Nachhaltigkeit auch dokumentieren müssen, ha- nation von Photovoltaik und Melkroboter für ei- be ich da schon das ein oder andere Mal gestöhnt ne optimale Ausbeute. Rund 60 % des Solarstroms und geflucht.“ Am Ende schätzt er, dass er rund werden direkt auf dem Hof genutzt. Mit einem zwei Arbeitstage in die Erfassung aller Daten in- klassischen Melkstand wäre diese Quote deutlich vestiert hat. Arbeitszeit, die zuerst einmal an an- niedriger. derer Stelle gefehlt hat. Die sich inzwischen aber In vielen anderen Themenbereichen schärft auch in Euro und Cent auszahlt. „Auch wenn es MilchPlus noch einmal die Sicht auf das Notwen- beim aktuellen Milchpreis ein wenig mehr sein dige und auch das bereits Geleistete. „Die Ver- dürfte“, wie Junglandwirt Christoph Schäfer an- netzung in der Region, die Öffentlichkeitsarbeit merkt. und das Öffnen der Höfe für Besuchergruppen sind für uns selbstverständlich. MilchPlus ist da ein- Die jährliche Erfassung und Änderung der Da- mal im Jahr eine gute Erinnerung, dass dies eine ten ist inzwischen übrigens schon – fast – Routi- hohe Bedeutung für die Akzeptanz der Landwirt- ne. „Wir wissen, was angefragt wird, dementspre- schaft allgemein und der Milchwirtschaft im Be- chend können wir im Laufe des Jahres schon mal sonderen hat.“
[21 [ MILCH IST UND BLEIBT EIN HOCHWERTIGES LEBENSMITTEL Die Qualität der Milch aus Deutschland ist hervor- ragend. Kontrolliert und unter hohen Standards produzieren die Betriebe ein tolles Lebensmittel. „Es ist schade, dass die Verbraucher dies so nicht in der Form wertschätzen“, sagt Christoph Schä- fer. „Tierwohl, Nachhaltigkeit und CO2-Senkung kosten Geld. Geld und Zeit, die wir investieren, in den letzten Jahren aber nicht in Rechnung stellen konnten. Hier sind alle Akteure gefordert, für eine Verbesserung der Situation zu kämpfen.“ Ein viel zitiertes Beispiel ist auch auf dem Hof gieren sich auf beste nachbarschaftliche Art und Schäfer ein Thema: Tierwohl ist Eigennutz für den Weise. Auch eine Form von Nachhaltigkeit. Viel- Landwirt. Denn eine gesunde Kuh gibt einfach leicht auch ein bisschen geprägt durch die Men- mehr Milch. „Klar, dass wir gewisse Dinge doku- talität der Rhöner, die bei aller Geselligkeit dann mentieren müssen. Aber es gibt sicherlich auch auch ihr eigenes Ding machen. Grenzen, denn an mancher Stelle führt der Wunsch nach mehr Tierwohl dazu, dass der Landwirt in seinem Büro sitzt und dokumentiert, statt im Stall zu stehen und sich um das Wohl seiner Tiere zu [ VON LIEBE UND LEIDENSCHAFT kümmern. Das kann nicht das Ziel sein.“ Familie Schäfer lebt die Milchwirtschaft. Alle Fa- milienmitglieder. Mit jeder Faser brennen sie für Gemeinsam betreiben die drei benachbarten Bau- ihre Tiere, die Milch und den Hof. Eine Leiden- ernhöfe in Külos eine Maschinengemeinschaft schaft, die man spürt und die ansteckt, wenn man und unterstützen sich in vielen Situationen ge- eine Zeit lang mit den Fünfen spricht. Was man genseitig bei der Bewirtschaftung der Felder und auch spürt, ist das Verständnis und das Bewusst- des Grünlandes. Getrennte Wege gehen sie in der sein, wie wichtig MilchPlus für die Vermarktung Viehhaltung. Alle drei Betriebe sind etwa gleich der Milch ist. Und ein wenig spürt man die Liebe groß, haben jeweils einen Nachfolger und arran- auf den zweiten Blick.
22] Kleines Team - große Mannschaftsleistung KLEINES TEAM GROSSE MARKENSTANDORT IN LÜNEBURG PRODUZIERT JOGHURT FÜR EUROPA MANNSCHAFTSLEISTUNG
[23 LÜNEBEST WAR ENDE DER 70ER-JAHRE EINE DER BE- K A NN T E S T EN JO GHUR TM A RK EN IN DEU T S CHL A ND. NOCH HEUTE I S T DER S T ICHFE S TE JOGHURT E INER DER WERBE- UND SYMPATHIETRÄGER DER STADT. Allerdings hat dem Joghurt nun ein anderes Pro- vom Joghurt im Glas auf den Plastikbecher um dukt aus dem Werk Lüneburg den Rang abgelau- und entwickelte sich damit zu einer bundeswei- fen: Elinas – der Joghurt griechischer Art – ist ten Marke. In einem Markt, der bis zu diesem Zeit- Marktführer in seinem Segment in Deutschland punkt ausschließlich regional geprägt war. Seit und mit Abstand der mengenstärkste Joghurt am 2003 gehört der Standort zu Hochwald und ist der Hochwald-Standort. Damit wird die Erfolgsge- einzige Standort für Joghurt und Dessertspeziali- schichte des Werkes fortgeschrieben. täten. Das Hochwald-Werk in Lüneburg liegt nur ein paar Gehminuten von der Innenstadt und dem Bahnhof entfernt. Im Prinzip kann man es nicht verfeh- [ DIE GRIECHEN KOMMEN ZUM RICHTIGEN ZEITPUNKT len. Sollte man trotzdem nach dem Weg fragen, so sollte man sicherheitshalber den Namen Lüne- Eine Vorreiterrolle zu behalten, ist kein leichtes best nennen, denn der ist im kollektiven Gedächt- Unterfangen. Das bekam auch Lünebest zu spüren. nis der Lüneburger immer noch weithin bekannt. Große Molkereien investierten in den 60er- und Ein Zeichen für die lange Tradition und die erfolg- 70er-Jahren ebenfalls in den Aufbau bundesweiter reiche Geschichte des Werkes. Marken. Regionale Präferenzen im Joghurt – stich- fest versus gerührt – kamen stärker zum Tragen Heute liegt das Werk eingebettet zwischen zwei und Lünebest konnte lediglich im norddeutschen Bahnlinien. Auf der einen Seite verläuft die Raum seine Stellung halten. Eine Situation, die ICE-Strecke von Fulda nach Hamburg, auf der an- das Werk aufgrund seiner Größe zunehmend unter deren Seite verlaufen die Gleise der Regionalbahn. Druck setzte, denn nur eine hohe Auslastung si- Eine Lage, die zu Kreativität und Effizienz anhält, chert die Rentabilität. denn ein einfaches Anbauen oder Erweitern ist nicht möglich. So steht das Traditionswerk bereits Zum richtigen Zeitpunkt kreierte Hochwald dann seit Jahrzehnten für Innovationen. mit Elinas das richtige Produkt für den Markt und für das Werk in Lüneburg mit seiner hohen Kompe- Gegründet 1893 als regionale Molkerei, startete tenz in der Joghurt-Produktion. Elinas konnte sich man Anfang der 50er-Jahre des 19. Jahrhunderts rasch am Markt etablieren. Die erste Light-Wel- mit der Joghurt-Produktion. Anfang der 60er-Jah- le war gerade am Abflauen, die Menschen suchten re fand hier – im Norden der Republik – eine klei- gezielt Genuss und setzten auf Qualität. Mit sei- ne Revolution statt: Lünebest stellte damals nem hohen Fettanteil, seinem hohen Fruchtan-
24] Kleines Team - große Mannschaftsleistung teil und sicherlich auch aufgrund einer sehr guten Und ja, er hat Recht. Auch Nele Ostermann, bei Platzierung im Markt wurde Elinas zum entschei- Hochwald ausgebildete Milchtechnologin, merkt denden Produkt für Lüneburg. man die Begeisterung für ihre Arbeit und die Liebe zum Produkt an. Im Schnelldurchgang erfahren wir Beim Besuch des Werkes merkt man schnell, dass den Unterschied in der Produktion eines stichfes- ein weiterer Faktor hinzukommt: Das Produkt ten und eines „normalen“ Joghurts. „Es ist aus- passt auch zum Standort. Mit rund 140 Mitarbei- schließlich die Frage, wo die Fermentation statt- ter:innen ist er zwar der kleinste Produktions- findet: Im Tank rühren wir den Joghurt während standort der Hochwald Foods GmbH, aber hier wird der Fermentation und er bleibt flüssig, findet sie Joghurt gelebt. Von jedem Einzelnen. An jedem im Becher statt, wird der Joghurt hingegen fest“, Tag. Beim Rundgang durch das Werk ist das an al- so Nele Ostermann. len Stellen spürbar. [ JOGHURT-KULTUR AUF LÜNEBURGER ART [ BESONDERES ENTSTEHT IM KLEINEN Und Schichtleiter Holger Marxen erläutert ein wei- Nehmen wir Gerhard Müller, seit 30 Jahren in der teres Merkmal besten Joghurts aus Lüneburg: „Wir Milchannahme tätig, der mit Begeisterung in den produzieren in 10-Tonnen-Chargen – im Gegensatz Augen über seine Arbeit und seine Erfolge spricht. zu Großmolkereien, die bis zu 100-Tonnen-Chargen Beispiel gewünscht? In Lüneburg entspricht das in den Tanks fermentieren. Das erlaubt uns den Volumen der Tanks in etwa dem Volumen der Tank- Einsatz von besonderen Joghurt-Kulturen, die ih- lastzüge. Das erleichtert die Dokumentation und ren Beitrag zum guten Geschmack unserer Produk- die Nachverfolgbarkeit. Und ermöglicht eine Qua- te beitragen.“ litätsaussage, die viel über das Werk und seine Dass Größe nicht alles ist, zeigt sich später beim Lieferanten aussagt: „Im letzten Jahr hatten wir Rundgang auch an der Verladerampe. Die beeng- keine einzige Anlieferung, die beanstandet wurde. ten Verhältnisse haben bereits früh zu einem Au- Wir konnten die komplette Milch in unserem Werk ßenlager an der Stadtgrenze von Lüneburg ge- verarbeiten“, erklärt Gerhard Müller. führt. Die abgefüllte und palettierte Ware wird daher LKW-weise an den Standort transportiert. Christian Mauer, seit sechs Jahren Werksleiter, be- Innerhalb von wenigen Sekunden verschwinden gleitet uns auf dem Weg. Bevor wir in die nächs- die Paletten durch das Schienensystem im LKW. te Abteilung kommen, erzählt er uns, dass die Mit- Wenige Minuten später sind sie dann schon auf arbeiterin, die wir gleich kennenlernen, extra frü- dem Weg. her zur Arbeit kommt, um uns ihren Arbeitsplatz vorzustellen. „Ein Engagement, das unser gesam- „Unsere Lage und unsere Produkte fordern unse- tes Team an den Tag legt – ohne Druck. Denn wir re Kreativität“, weiß Werksleiter Christian Mauer. leben hier wohl eine einzigartige Joghurt-Kultur“, „Die Milchannahme befindet sich bei uns im Keller, sagt Christian Mauer. die Fruchtcontainer in der ersten Etage und die Zu-
[25 satzstoffe in der zweiten. Abgefüllt und palettiert von zwölf direkten Mitarbeiter:innen des Werks- wird im Erdgeschoss. Ausgetüftelte Prozesse und leiters sind Frauen. „Dieses Engagement zahlt sich ein tolles Team ermöglichen uns trotz dieser räum- aus“, ist Christian Mauer sicher. „Im letzten Jahr lichen Gegebenheiten eine effiziente Produktion.“ haben wir im Werk Lüneburg 380 Mio. Becher Jo- ghurt abgefüllt. Eine Steigerung von 48 % gegen- Eine Produktion, die im letzten Jahr extrem aus- über dem Jahr 2014.“ gelastet war. Elinas profitierte weiter vom Trend, sich etwas Gutes zu gönnen. Auch oder gerade Ganz entscheidenden Anteil an dieser positiven in den Zeiten einer Pandemie. Eine Auslastung, Entwicklung hat selbstverständlich auch der Er- die mit Hilfe einer Sechs-Tage-Woche, einem in- folg von Elinas. Neue Produkte unter der Marke telligenten Schichtmodell und einem engagier- Elinas, wie der 500-Gramm-Becher, schreiben ak- ten Team gestemmt werden konnte. Und dies mit tuell diese Entwicklung fort und lassen Werkslei- höchster Qualität. Geschmacklich und inhaltlich. ter Mauer und sein Team optimistisch in die Zu- kunft blicken. „Derzeit planen wir eine Auswei- tung der Produktion. Bei laufendem Betrieb, was – wie bisher immer – viel Kreativität in der Um- setzung erfordern wird.“ [ VON LÜNEBEST ZU ELINAS Es heißt, Geschichte wiederholt sich nicht. Das Beispiel Lüneburg zeigt aber, dass sich Erfolge wiederholen können. Ähnlich wie Lünebest in den 60er- und 70er-Jahren seinen Erfolgszug durch Deutschland angetreten hatte, folgt mit Elinas ei- Beide Bereiche unterstehen Julia Tetzlaff, der Lei- terin des Qualitätsmanagements am Standort. Je- den Vormittag um 11:30 Uhr ist im Labor der Tisch gerichtet. Nicht zur Mittagspause, sondern zur Verkostung. Rund 100 Becher aus der Produktion des Vortages stehen bereit, um von geschulten Kolleginnen und Kollegen getestet zu werden. Passt der Geschmack? Gibt es Abweichungen vom gewünschten Geschmack oder der Konsistenz? Für einen Joghurt-Liebhaber ein Traumjob. Oder? Die Frage, ob die Testenden auch privat Joghurt es- sen, beantworten alle spontan und ehrlich: Nein. [ HOCHWALD LÜNEBURG: EIN GANZ BESONDERER STANDORT ne neue starke Marke, made in Lüneburg. Nach schwierigen Jahren gibt der Joghurt griechischer Im Gespräch mit Werksleiter Christian Mauer und Art neuen Auftrieb. So könnte diese Reportage im beim Rundgang durch das Werk werden immer wie- Prinzip auch eine ganz andere Überschrift besit- der die Besonderheiten deutlich und auch das Ta- zen und die Geschichte erzählen, wie ein griechi- lent, aus einer Not eine Tugend zu machen. Den scher Joghurt einem deutschen Traditionsstandort Teamgedanken – grundlegend für den Erfolg des neues Leben eingehaucht hat. Aber auch diese Ge- Werkes – unterstützt Mauer, wo er nur kann. So schichte würde vor allem die Mannschaftsleistung besitzt Lüneburg einen Werksshop, in dem die hervorheben. Das ist sicher. Mitarbeiter:innen die Produkte kaufen können. Ungewöhnlich für die Branche ist sicherlich auch der Anteil von Frauen in Führungspositionen. Fünf
26] Nachhaltigkeit NACHHALTIGKEIT LEBEN WIR NACHHALTIGKEIT IST INTEGRALER BESTANDTEIL UNSERER UNTERNEHMENSSTRATEGIE UND UNSER ANSATZ ZU EINER LEBENSWERTEN ZUKUNF T. SEIT GENERATIONEN
[27 ZUKUNF TSFÄHIGES HANDELN PASSIERT DORT, WO AL- LE BEREIT SIND, UNTERSCHIEDL ICHE PERSPEK T IVEN EINZUNEHMEN, IMPULSE AUFZUNEHMEN, VERANTWOR- TUNG ZU ÜBERNEHMEN UND IDEEN UMZUSETZEN. ■ Verantwortungs- volle Unterneh- mensführung Wir verstehen Nachhaltigkeit als einen kontinuier- ■ Milchpreis lichen Verbesserungsprozess mit der Herausforde- rung, unsere Entwicklungen transparent zu messen und zu kommunizieren. Wir gehen unseren Weg der Nachhaltigkeit gemeinsam mit unseren genossen- schaftlichen Mitgliedern, Mitarbeiter:innen und Geschäftspartnern und -partnerinnen und pflegen ■ Klima- einen engen Kontakt zu allen Anspruchsgruppen. ■ Innovations- relevante und Ideen- Emissionen Dabei zählt jeder und jede Einzelne. Denn durch management viele, kleine Schritte können wir gemeinsam ste- tig weitere Meilensteine auf dem Weg zu einem zukunftsfähig handelnden Unternehmen errei- chen. ■ Arbeitgeberat- Der Dialog ist dabei entscheidend: eine Wesent- traktivität und ■ Nutzung und lichkeitsanalyse, die regelmäßig wiederholt wird, Mitarbeiter- Erhaltung schafft Klarheit im Hinblick auf die Erwartungen natürlicher entwicklung von Kunden, Mitarbeiter:innen, Lieferanten und Ressourcen der interessierten Öffentlichkeit. Wir arbeiten kontinuierlich an den acht Themen, die die Wesentlichkeitsanalyse als maßgeblich für unseren zukünftigen Weg definiert hat. Unsere Leitprinzipien sind im Verhaltenskodex ver- ankert und gelten für die gesamte Hochwald-Gruppe. ■ Produktqualität und Sicherheit ■ Tierwohl
28] Nachhaltigkeit [ GANZHEITLICHER ANSATZ - VIER SÄULEN Die vier Säulen unseres Nachhaltigkeitsmanagements dienen uns als Orientierung und helfen, uns bei wichtigen Entscheidungen alle Dimensionen zu vergegenwärtigen und diese in die Entscheidungsfin- dung einzubeziehen. ÖKONOMIE SOZIALES Als Genossenschaft legt Hochwald Wert auf Nachhaltiges Wirtschaften bedingt die soziale ein kontinuierliches und nachhaltiges Wirt- Verantwortung entlang der ganzen Wertschöp- schaftswachstum. Im Gegensatz zu börsen- fungskette. Das beginnt bei der Einbindung der notierten Unternehmen denken wir nicht Erzeuger:innen, reicht über die Lieferanten in in Quartalszahlen, sondern in langfristige- allen Bereichen bis hin zum Umgang mit unse- ren Dimensionen. Un- ren Mitarbeiter:innen, ser Ziel ist es, dauer- unserer Kundschaft im haft einen überdurch- Handel und den End- schnittlichen Milch- verbrauchern und -ver- preis für unsere Mit- braucherinnen. glieder zu erzielen. ÖKOLOGIE LANDWIRTSCHAFT Der Schut z unserer Ein e g e s un d e un d Umwelt ist eine per- nachhaltige Landwirt- manente Aufgabe. Für schaft und der behut- uns alle ebenso wie same Einsatz von na- für Hochwald als Unternehmen. In der ge- türlichen Ressourcen sind für unsere Mitglie- samten Hochwald-Gruppe setzen wir uns für der selbstverständlich. Es ist unsere Aufgabe, einen aktiven Schutz unserer Umwelt und der die moderne Milchviehhaltung und die lau- natürlichen Ressourcen ein. fenden Fortschritte im Bereich Tierwohl und Nachhaltigkeit für die Öffentlichkeit sicht- bar zu machen. VERBANDSARBEIT Als international agierendes Unternehmen ist entstanden ist. Auch hier liegt der Kerngedanke in Hochwald Implementing Member des Dairy Sus- der Entwicklung von aufeinander aufbauenden, sich tainability Frameworks und unterstützt damit die ergänzenden Schritten und Maßnahmen. klar formulierte Agenda der weltweiten Milchwirt- Im European Whey Processors Associations (EWPA) schaft zur Reduzierung der Treibhausgase und für sind wir mit unseren Produkten für die Produktion die Nachhaltigkeit. Bereits im Oktober 2009 haben für Baby- und Kindernahrung vertreten. Über die die kontinentalen Verbände der Milchwirtschaft die deutschen Verbände Milchindustrieverband, den Global Dairy Agenda for Action verabschiedet, aus Bauernverband und den deutschen Raiffeisenver- der dann das Dairy Sustainability Framework (DSF) band gestalten wir die politische Diskussion mit.
[29 Die Tierwohl Diskussion in Deutschland begleitet Hochwald sowohl auf ehrenamtlicher als auch auf hauptamtlicher Ebene aktiv. Hochwald hat sich ebenfalls sehr stark an dem Aufbau einer brancheneinheitlichen Kommunikati- on beteiligt. Die Schritte zu einer Verbesserung des Tierwohls in der Nutztierhaltung und eine bessere Gestal- tung der Kommunikation der Milchbranche insge- samt sollen zu einer nachhaltigen Sicherung der Milcherzeugung in Deutschland führen und den Milcherzeugern ein langfristig gesichertes Auskommen liefern. STANDARDS UND PROZESSE Die fortwährende Überprüfung und Anpassung der Richtlinien sowie regelmäßige interne Audits stel- len sicher, dass unsere Managementsysteme kon- tinuierlich verbessert und den jeweiligen spezifi- schen Anforderungen angepasst werden. Im Jahr 2020 fanden in unseren Werken 159 interne und externe Audits zu verschiedenen Schwerpunk- ten statt. Im Schnitt gibt es so im Jahresverlauf drei Audits pro Arbeitswoche. In unseren Produk- tionsbetrieben und -prozessen haben wir folgen- de Standards etabliert: VLOG, RSPO, UTZ, Halal, Kosher, ISO50001, SMETA, IFS, BRC, FSSC 22000. Auf dem Thema Lebensmittelsicherheitskultur liegt seit 2020 ein verstärktes Augenmerk. Mit vielen verschiedenen Maßnahmen, zum Beispiel in der Kommunikation, wird das Thema Verantwor- tung für die Lebensmittelsicherheit stärker im Be- wusstsein der Mitarbeiter:innen verankert.
30] Nachhaltigkeit MILCHEINZUGSGEBIET Mit Standorten in Deutschland und der Welt ist MILCHANLIEFERUNG HOCHWALD in Mio. kg Milch Hochwald vor Ort und nah bei den Kunden. An Produktionsstandorten in Deutschland und den Niederlanden wird die angelieferte Rohmilch zu hochwertigen Milchprodukten verarbeitet. Auf den genossenschaftlichen Höfen, welche Mit- 2020 2.311 2019 2.192 glieder der Hochwald Milch eG sind, arbeiten fast 9.000 Menschen, die täglich für das Wohl von durchschnittlich 82 Kühen pro Mitgliedsbetrieb sorgen. Ehrenamtliches Engagement in jeglicher Form zeigen mehr als 82 % unserer Landwirtinnen und Landwirte. MILCHVERARBEITUNG 2020 Auf den Höfen unserer Mitgliedsbetriebe erhal- ten die Kühe gute Pflege. Unsere Mitgliedsland- wirte und -landwirtinnen achten dabei auch tradi- tionell auf den Erhalt der Kulturlandschaften. Die so erzeugte Milch wird in unseren Hochwald-Wer- MILCHVERARBEITUNG 2020 in % Bolsward Hungen Thalfang Erftstadt Kaiserslautern Weiding Hünfeld Lüneburg Bützow 130,3 337,9 377,3 2020 427,7 361,1 ken mit viel Erfahrung und Kompetenz zu hoch- 228,5 wertigen Milchprodukten weiterverarbeitet. Die 53,4 60,5 124,1 Produktionsstandorte sind auf eine Produktgruppe ausgerichtet und spezialisiert, um eine effiziente Verarbeitung zu ermöglichen.
[31 QUALITÄT DER ROHMILCH 2020 Um den wertvollen Rohstoff Milch in einwandfrei- QUALITÄT DER ANLIEFERUNGSMILCH Anteil Milchanlieferung in % er und erstklassiger Qualität zu erhalten, unter- Güteklasse 1+S davon Güteklasse S nehmen unsere landwirtschaftlichen Betriebe mit uns alle Anstrengungen. Die Milch wird von der Er- zeugung bis zum Fertigprodukt von vielen gesetz- 2020 99,74 lichen und freiwilligen Untersuchungen zum Erhalt der hohen Standards begleitet. 99,74 % der ange- 86,71 lieferten Milch wurde im Jahr 2020 in Güteklasse 1+S eingestuft. Insgesamt 86,71 % entsprach so- 2019 99,78 gar den noch schärferen Bestimmungen der Güte- 87,56 klasse S. Seit Jahren bewegt sich unser Qualitäts- niveau auf einem hohen Level. 100 % unserer ge- nossenschaftlichen Milch ist QM-Milch zertifiziert – und das bereits seit 2004. QM-Milch setzt für die Milcherzeugung strenge, nachprüfbare Qualitätskri- terien und ist der "business-to-business"-Standard zwischen Milchviehbetrieb und Molkerei. HOCHWALD MILCHPLUS Eine ökonomisch stabile Landwirtschaft und der timierungs- und Einsparpotenziale ergeben sich. behutsame Einsatz von natürlichen Ressourcen Durch ein Zuschlagsystem werden die zusätzlichen sind für unsere Mitglieder selbstverständliche Zie- Anstrengungen der Milcherzeuger:innen honoriert. le und alltäglich gelebte Praxis. Um die laufenden Fortschritte im Bereich der Nachhaltigkeit für un- sere genossenschaftliche Milch zu dokumentieren und voranzubringen, nutzen wir neben dem von der Branche entwickelten QM-Milch Nachhaltig- keitsfragebogen auch unser MilchPlus-Programm. Über das MilchPlus-Pro- gramm können die Forderungen der Handels- und In- dustriekund- schaft gebün- delt werden, Themen weiter- entwickelt, in de- nen wir noch Verbes- serungen erkennen, und zu- künftig vermehrt Zielwerte für unsere genossen- schaftliche Milch abgeleitet werden. Künftig wird sich das Programm in Richtung Tierwohl, Klima bzw. CO2-Ausstoß, entwaldungsfreie Lieferketten Damit verfolgt Hochwald die Zielsetzung der Aus- sowie Milchsorten weiterentwickeln. zahlung eines überdurchschnittlichen Milchpreises. Zusätzlich stellt das MilchPlus-Programm ein Ma- Im Jahr 2020 haben ca. 49 % der Landwirtinnen nagementtool in den Betrieben dar. Durch die Do- und Landwirte an dem freiwilligen Programm teil- kumentation der einzelnen Themen können die genommen, die ca. 73 % der Milch liefern. Diese er- Potenziale aufgedeckt und analysiert werden, Op- hielten im Schnitt einen Zuschlag von 0,93 ct/kg.
32] Nachhaltigkeit MITGLIEDER Genossenschaften schaffen Werte für ihre Mitglie- ENTWICKLUNG MITGLIEDER - LIEFERANTEN der. Das ist ihr gesetzlich verankertes Alleinstel- HOCHWALD MILCH EG lungsmerkmal. In der Hochwald-Unternehmens- Mitgliederdurchschnitt Lieferantendurchschnitt struktur spiegelt sich dies in den genossenschaft- lichen Gremien wider, die ehrenamtlich von unse- 2020 3.246 ren Mitgliedern besetzt werden. Die dialogorien- tierte Kommunikation wurde über die vergangenen 2.507 Jahre stets ausgebaut und intensiviert. Die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pan- 2019 3.590 demie haben die Möglichkeiten dieser Kommunika- 2.710 tion stark beeinträchtigt. Viele Informationster- mine, Sitzungen und Tagungen konnten nur einge- schränkt oder gar nicht statt finden. Die digitalen Lösungen wie Livestreams und Online-Sitzungen sowie Online-Schulungen haben viele Termine er- setzt und einen festen Platz im Kalender. Mit dem Verein Digital Farming bereiten wir den Boden für die fortschreitende Digitalisierung in allen Bereichen. An der Technischen Universität Kaiserslautern (TUK) wurde eine Professur zum Digital Farming ins Leben gerufen. Ziel ist es, neue Techniken zu erforschen und diese anwendungsnah zu entwi- ckeln. Dabei geht es beispielsweise darum, Da- ten zu verwalten und zu managen sowie landwirt- schaftliche Abläufe mit Automationstechniken zu unterstützen. Mit modernen Informations- und Kommunikationstechnologien, Robotik und dem „Internet der Dinge“ kann der Agrarsektor zum Vorreiter der Digitalisierung werden und eine ver- netzte, sozial verträgliche, rückverfolgbare und optimierte Nahrungsmittelproduktion gewährleis- ten. Hochwald ist ein Gründungsmitglied dieses Vereins. Das Milchportal, dessen Bedeutung über die ver- gangenen Jahre stetig gewachsen ist, wurde im Jahr 2020 technisch überarbeitet. Damit wurde die Basis für die Programmierung einer WebApp im Jahr 2021 geschaffen, um die Datenbasis und die Kommunikation von Mitglied zu Molkerei auch mobil bequem möglich zu machen. Nachhaltigkeit verstehen wir als Zukunftsfähigkeit, alle Ebenen der Wertschöpfungskette werden digitaler. Der Ju- gendbeirat aus Junglandwirtinnen und Jungland- wirten hat seine Arbeit erfolgreich fortgesetzt.
Sie können auch lesen