GESCHÄFTSBERICHT - Hochwald Foods - Hochwald Foods GmbH

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GESCHÄFTSBERICHT - Hochwald Foods - Hochwald Foods GmbH
Hochwald Foods

GESCHÄFTSBERICHT
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GESCHÄFTSBERICHT - Hochwald Foods - Hochwald Foods GmbH
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2019

2020
                             LEISTUNGSPREIS

                                       34,1
       0    500     1000     1500   2000

                                           CT/KG

                  EIGENKAPITALQUOTE

                              31,0 %

           UMSATZENTWICKLUNG IN MIO. E

           1.651,4                  1.534,0

                           EXPORTRATE 2020

                     13,0 %
                     33,0 %
                     54,0 %
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2,3
MRD KG
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4] Vorwort

   Liebe Leserin, lieber Leser,

   beherrschendes Thema des Jahres 2020 war          den Veränderungen aber auch Chancen mit
   natürlich die Corona-Pandemie. COVID-19 be-       sich bringen. Ein geschlossenes System, vom
   stimmte unsere Lebens- und Arbeitsumstände        Landwirt über die Molkereien bis hin zum Ein-
   enorm. Der Staat mit seinen Bürgerinnen und       zelhandel, kann verlorenes Verbraucherver-
   Bürgern, die Wirtschaftsbeteiligten und die       trauen zurückgewinnen. Auch die dann glei-
   Gesellschaft insgesamt haben große Anstren-       chen Regeln für Bio- und konventionelle
   gungen unternommen, um der Ausbreitung der        Milcherzeugung sind eine Chance. Die Klima-
   Pandemie zu begegnen. Die sich sehr schnell       debatte wird gerade für landwirtschaftliche
   ändernden Rahmenbedingungen haben auch            Produkte oft emotional und wenig sachlich ge-
   der Hochwald-Gruppe vieles abverlangt. Ab-        führt. Programme wie Hochwald MilchPlus, das
   stands- und Hygiene-Regelungen, mobiles Ar-       QM-Nachhaltigkeitsmodul und das Cool Farm
   beiten, Maskenpflicht und Teststrategien wa-      Tool können erheblich zu einer Objektivierung
   ren nur einzelne Maßnahmen, die umgesetzt         der Diskussion beitragen.
   werden mussten.
                                                     Hochwald hat im Jahr 2020 soviel investiert
                Die Auswirkungen von Ausgangs-       wie nie zuvor. Das größte Projekt, der Neu-
                sperren, Kontaktbeschränkungen,      bau in Mechernich, und viele weitere Projek-
                Lockdowns sowie die Rückgänge        te an den anderen Standorten stehen vor der
                beim Flug- und Reiseverkehr ha-      Inbetriebnahme. Die Hochwald Mitarbeiterin-
                ben eine globale Wirtschaftskrise    nen und Mitarbeiter haben diese Herausfor-
                hervorgerufen. Die Abhängigkei-      derungen angenommen. Der Standort Mecher-
                ten von weltweiten Lieferketten      nich wird Ende dieses Jahres in Betrieb gehen.
                wurden offensichtlich, genauso       Nach über fünfjähriger Planungs- und Umset-
                wie die Probleme in der digitalen    zungsphase beträgt die Verzögerung nur we-
                Infrastruktur gerade in Deutsch-     nige Wochen. Das Kostenbudget wird einge-
                land. Nur das schnelle Agieren       halten werden. Angesichts der vielen Unwäg-
                von Notenbanken und Regierun-        barkeiten im Laufe der Jahre eine beachtli-
                gen haben das Schlimmste ver-        che Leistung. Der Konzernabschluss kann sich
   hindert. Allerdings werden die gigantischen       trotz der hohen Investitionen sehen lassen.
   Beträge, die zur Rettung der Wirtschaft aufge-    Eigenkapital und Finanzierungsrelationen blei-
   wendet wurden und werden, zukünftige Belas-       ben weiter sehr solide, der Milchpreis für die
   tungen nach sich ziehen.                          Eigentümer der Genossenschaft lag deutlich
                                                     über dem Bundesdurchschnitt.
   Neben der Corona-Pandemie war die Landwirt-
   schaft durch das dritte Dürrejahr in Folge be-    Allerdings - das ist ein Wermutstropfen - ha-
   lastet. Auch die Klimadebatte hat vor die-        ben sich die Belastungen für die Milcherzeuger
   sem Hintergrund und darüber hinaus weiter an      infolge der Dürre und der steigenden Auflagen
   Fahrt zugelegt. Das Bundesverfassungsgericht      auch deutlich erhöht. Demonstrationen und
   hat in einem Urteil die deutschen Anstren-        neue Gesprächsrunden sind die Konsequenzen
   gungen zur Reduzierung des klimaschädlichen       von rückläufigen Erträgen in der Milchproduk-
   CO2-Ausstoßes als nicht ausreichend bewertet.     tion. Die Erlöse für die Milchlieferanten müs-
   Insgesamt hat sich die Debatte um die Nach-       sen weiter steigen, um die Milchproduktion
   haltigkeit damit auf die Themen CO2-Redukti-      auch zukünftig attraktiv zu gestalten.
   on und Tierwohl konzentriert. Letzteres ist für
   viele Verbraucher mittlerweile das am inten-      In 2021 wird das Unternehmen weiterhin alle
   sivsten diskutierte Thema. Deshalb wird der       Kraft brauchen, um die technischen Projekte
   Lebensmitteleinzelhandel diese Diskussion im      - insbesondere das neue Werk in Mechernich -
   laufenden Jahr erheblich vorantreiben und die     erfolgreich an den Start zu bringen. Eine neue
   Umsetzung einfordern.                             vertriebliche Ausrichtung soll dabei unter-
                                                     stützen und die Leistungsfähigkeit der Hoch-
   Auf die Landwirtschaft kommen neue Heraus-        wald-Gruppe steigern. Auch im Jahr 2021 soll
   forderungen zu. Die Auswirkungen der Kli-         ein überdurchschnittlicher Auszahlungspreis
   maanstrengungen und die Ergebnisse aus der        für die Eigentümer gezahlt werden.
   Tierwohl Diskussion - ob von der Borchert
   Kommission angeregt oder aus der Wirtschaft
   über die Initiative Tierwohl entwickelt - wer-    Ihr Detlef Latka
GESCHÄFTSBERICHT - Hochwald Foods - Hochwald Foods GmbH
Inhalt   [5

                                       VO R WO R T                      4

                                       H O C H WA L D IN Z A HL E N     6

                                       S T R AT EG I E U ND
                                       K O N Z E R N S T RU K T U R     8

                                       DA S JA HR I M ÜB E R BL IC K   10

E IN E M O D E R N E M O L K E R E I
ENTS TEHT                               12

M I T M U T N AC H VO R N E -
INTERVIEW MI T DER
G E S C H Ä F T S F Ü HRU N G          14

DI E Z U K U NF T F E S T I M BL IC K
FA M IL I E S C H Ä F E R             18

K L E I N E S T E A M , G R OS SE
M A NN S C H A F T S L E I S T U N G
S TA ND O R T L Ü N E BU RG             22

N AC HH A LT IG K E I T L E B E N
W I R S E I T G E N E R AT IO N E N     26
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6] Hochwald in Zahlen

   UMSÄTZE                                                          2020      2019
   Gesamtumsatz (geografisch)                          Mio. €    1.651,4   1.534,0
       davon Inland                                    Mio. €      898,2     830,1
       davon EU                                        Mio. €      535,0     494,9
       davon Drittland                                 Mio. €      218,2     209,0

   MILCHWIRTSCHAFT
   Milchanlieferung                                    Mio. kg   2.311,3   2.191,8
   Milchlieferanten insgesamt (Jahres-Ø)               Anz.        3.246     2.884
        davon Hochwald Milch eG Lieferanten            Anz.        2.507     2.710

   Anlieferungsmenge je Lieferant
   der Muttergenossenschaft                            Tsd. kg    687,5     636,4

   Ø Fettgehalt der Anlieferungsmilch                  %           4,12      4,13
   Ø Eiweißgehalt der Anlieferungsmilch                %           3,47      3,46

   Leistungspreis bei 4,0 % Fett und 3,4 % Eiweiß
   inklusive Nachzahlung ohne Umsatzsteuer             ct/kg       34,1      34,2

   Leistungspreis bei 4,0 % Fett und 3,4 % Eiweiß
   inklusive Nachzahlung mit Umsatzsteuer 10,7 %       ct/kg        37,7      37,9

   Bundesdurchschnittlicher Auszahlungspreis
   bei 4,0 % Fett und 3,4 % Eiweiß ohne Umsatzsteuer   ct/kg       32,8       33,7

   PERSONAL
   Mitarbeiter:innen (Jahres-Ø)                        Anz.       2.072     1.882

   ANLAGEVERMÖGEN
   Investitionen (Sachanlagen)                         Mio. €     204,9     100,2

   Abschreibungen                                      Mio. €      38,5      38,9
        davon auf Sachanlagen                          Mio. €      37,0      37,9
        davon auf immaterielle Vermögensgegenstände    Mio. €       1,5       1,0

   Anlagevermögen                                      Mio. €     505,6     354,2

   EIGENKAPITALENTWICKLUNG
   Eigenkapital                                        Mio. €     236,7     218,9
        davon Geschäftsguthaben                        Mio. €      65,8      67,2
        davon Rücklagen (inklusive Bilanzgewinn)       Mio. €     120,8     110,3
        davon Genussscheinkapital                      Mio. €      50,1      41,4

   KENNZAHLEN
   Bilanzsumme                                         Mio. €     764,4     640,5
   Eigenkapital-Quote                                  %           31,0      34,2
   Nettofinanzverbindlichkeiten                        Mio. €     252,3     173,7
   EBITDA                                              Mio. €      80,3      72,8
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[7

            1,65                                  2,31
 Mrd. H Gesamtumsatz                              Mrd. kg Milch

       764,4                                       2.072
                                                   Mitarbeiter:innen
Mio. H Bilanzsumme

              236,7                          505,6
              Mio. H Eigenkapital   Mio. H Anlagevermögen
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8] Strategie und Konzernstruktur

GEMEINSAM
MEHR
                                    VOM LOKALEN MILCHLIEFERANTEN

                                    ZUM INTERNATIONALEN,

                                    VERMARK TUNGSORIENTIERTEN MILCHSPEZIALISTEN

ERREICHEN
[9

Wir haben uns zum Ziel gesetzt, internationaler,
vermarktungsorientierter Milchspezialist zu wer-
den. Dazu setzen wir bei immer fortlaufenden
Prozessen und sich ändernden Gegebenheiten
auf unsere größten Stärken: unsere Genossen-
schaftsmitglieder und unsere Mitarbeiter:innen.
Genossenschaften setzen nicht auf kurzfristi-
ge Partizipation, sondern auf langfristiges Mit-
wirken und Gestalten - Prinzipien, auf denen
auch ein nachhaltiges Wirtschaften aufbaut.
In unseren ehrenamtlichen Gremien engagie-
ren sich Frauen und Männer für die Zukunft von
Hochwald. Eine partnerschaftliche Beziehung
mit unseren Mitgliedern funktioniert nur durch
vertrauensvolle Zusammenarbeit sowie voraus-
schauende Unternehmensstrategie.
Wir haben die gesamte Produktionskette in
der Hand – vom Gras ins Glas. Und jeder ent-
lang dieser Wertschöpfungskette arbeitet
für ein Ziel: Gemeinsam Mehrwert zu
schaffen. Auf diese Weise produ-
zieren wir hochwertige Lebens-
mittel aus dem Rohstoff Milch
für Menschen in der gan-
                                     Hochwald
zen Welt, bieten unseren             Milch eG
Mitgliedern einen über-
durchschnittlichen
Milchpreis und ent-          Vertreterversammlung
wickeln unser Un-
                          Vorstand           Aufsicht srat
ternehmen kon-
                             7                    31
tinuierlich
weiter.               Aufsicht srat Hochwald
                                                Foods GmbH
                                         7

                             Hochwald Foods GmbH

                                     Management
10] Das Jahr im Überblick

01
[Verantwortung als Betreiber kriti-
                                      [Wesentlichkeitsanalyse liefert zen-
                                      trale Themen aus allen Bereichen
                                      der Nachhaltigkeit.
                                                                                                                05
                                                                                                                [Eine 7 km lange Leitung von Eus-
scher Infrastrukturen beim Thema                                                                                kirchen nach Mechernich versorgt
Informationssicherheit.                                       NO
                                                                   MI
                                                                        SCH
                                                                                                     Ö
                                                                                                                das neue Werk mit Wasser.
                                                         KO

                                                                                                     KO
                                                    Ö

                                                                                                         LO
                                                                                                         GI
                                                                                                          SCH
                                                                           HOCHWALD

                                             NG
                                                                         NACHHALTIGKEIT

                                             ORTU
                                              TW
                                                  AN
                                                    ER
                                                    TV
                                                                                                    SO
                                                         UK                                    ZI
                                                              OD                          AL
                                                                   PR

[Das komplette Bonny Sortiment
überzeugt mit einem neuen, ein-
                                      03
                                      [Eine Komposition aus Himbeer und
                                                                                                                [Eine Neuauflage des Genuss-
                                                                                                                schein-Emissionsprogramms startet
heitlichen Design.                    Feige bildet die Jahresedition 2020                                       im Mai 2020.
                                      von Elinas.

                                                                                                                06
[Beim Partnertag auf der Grünen
Woche in Berlin wird mit Hochwald     [Hochwald übernimmt Mehrheitsan-
Produkten gekocht.                    teile der Almil AG mit Standorten in
                                      Bützow und Weiding.                                                       [Himbeere-Cranberry und Wasser-
                                                                                                                melone sind die Sommersorten von
                                                                                                                LÜNEbest Pur auf Frucht.

02                                    04
                                                                                                                07
[Hochwald hält 10 % der Anteile an
dem Biotech-Unternehmen Oligo-        [Bärenmarke präsentiert frischen
science.                              Latte Macchiato und Cappuccino in
                                      der 1-Liter Packung.                                                      [Bärenmarke Kiddis - eine eige-
                                                                                                                ne Subbrand nur für Kinder bietet
                                                                                                                Milchmischgetränke an.
[11

[Die Hochwald-Webseite und der Be-
reich für die Landwirte wurden neu
gestaltet.
                                      [Nach über 52 Betriebsjahren wird
                                      der Sprühturm in Thalfang abge-
                                      baut.
                                                                               11
                                                                               [Die neuen Hofschilder für die
                                                                               Hochwald Landwirte werden ausge-
                                                                               geben.

08                                    10
[Hochwald begrüßt 24 neue Azubis
und zwei Duale Studenten an sechs
Standorten.
                                      [Bei der Bärenmarke Sammelpromo-
                                      tion gibt es zur Familienrauszeit so-
                                      gar zwei Wohnmobile zu gewinnen.
                                                                               12
                                                                               [Im Vorgriff auf die neue Milchgü-
                                                                               te-Verordnung hebt Hochwald den
                                                                               Umrechnungsfaktor auf 1,03 an.

09
                                      [Standort Hungen wird zum Aus-
                                      bildungsbetrieb des Jahres ausge-
                                      zeichnet.                                [Führungskräftetagung im "Fernseh-
[Die Vertreterversammlung der                                                  studio" und per Livestream zu den
Hochwald Milch eG findet in Alsfeld                                            Teilnehmer:innen.
in der Hessenhalle statt.

                                         AUSBILD UNGSBETRIEB
                                               der deutschen
                                                  Milchwirtschaft
                                                      2020

                                                                          r
                                                                     Nur fü
                                                             NEU
                                      [Die LÜNEbest Sorten Gebrannte kurze Zeit
                                      Mandeln und Pflaume-Zimt auf Va-
                                                                                !

                                      nilla bilden die Winteredition 2020.        [Im Advent malen Hochwald Mitar-
[Die neue Hessische Milchkönigin                                                  beiter:innen Bilder und spenden an
Anne Schmauch besucht die Werke                                                   SOS Kinderdorf e.V.
in Hungen und Hünfeld.
12] Eine moderne Molkerei entsteht

EINE MODERNE
MOLKEREI
                                      DER NEUE MOLKEREISTANDORT IN MECHER-

                                      NICH NIMMT GESTALT AN. ZEITL ICHER UND

                                      F INANZIELLER PLAN WERDEN EINGEHALTEN.

ENTSTEHT
[13

                                           DIE UMSETZUNG DER STRATEGIE ZEIGT SICH AM BEI-

                                           SPIEL DES INVESTITIONSPROJEK TES IN MECHERNICH

  [  IN REKORDZEIT UND MIT VEREINTEN KRÄFTEN
     ZUR NEUEN MOLKEREI

Das neue Werk wächst in die Höhe, die Gebäude        ten nach Zeitplan. Ab 2022 werden etwa 1.250
sind fast fertig gestellt. Doch das wirklich Span-   Landwirt:innen der insgesamt 2.500 Mitglieds-
nende passiert hinter der Fassade. Hier werden die   lieferanten die Rohmilch hier anliefern. Auf dem
Prozesstechnik installiert, Maschinen und Anla-      21,5 Hektar großen Grundstück werden künftig
gen aufgebaut und die letzten Leitungen verlegt,     800 Millionen Liter Milch pro Jahr von mehr als
damit die Produktion zum Ende des Jahres pünkt-      250 Mitarbeiter:innen weiterverarbeitet zu hoch-
lich starten kann. In Rekordzeit von der Idee über   wertigen Milchprodukten wie H-Milch, H-Sahne,
die Grundstücksfindung und von der Grob- bis zur     H-Milchmischprodukte sowie Kondensmilch und
                                                     H-Trinkjoghurt.

Detailplanung haben alle am Projekt Beteiligten
an einem Strang gezogen und die Molkerei auf der
grünen Wiese Wirklichkeit werden lassen.
Mit Mut nach vorne, so haben wir mit der Umset-
zung unserer Strategie 2017 begonnen. Die Eigen-
tümer haben ihren Mut nach vorne mit dem Fi-
nanzierungsbeitrag bewiesen. Der Neubau ist das
größte Investitionsprojekt in der Geschichte des
Unternehmens. Alle sind sich ihrer großen Auf-
gabe sehr bewusst und bisher laufen die Arbei-
14] Mit Mut nach vorne

MIT MUT
                          VOR FÜNF JAHREN ENT WICKELTE HOCHWALD

                          MI T DER STR ATEGIE 2020 EINE KL ARE ZU-

                          K UNF T SPER SPEK T I VE. DER MU T, DEN GE-

                          S C HÄF T SL E I T UN G UND GE N O S SE N S C HAF T

NACH                      DAMAL S AN DEN TAG GELEGT HABEN, ZAHLT

                          SICH INZWISCHEN AUS.

VORNE
                          INTERVIEW MIT DETLEF L ATKA,

                          THORSTEN OBERSCHMIDT

                          UND THILO POMYKAL A
[15

                                            DA S Z IEL, F ÜR DIE ER ZEUGER E INEN ÜBERDURCH-

                                            SCHNI T TL ICHEN MILCHPRE I S ZU ERRE ICHEN, WUR-

                                            DE ERFÜLLT. OBWOHL EINIGE L ANGFRIST IGE INVE S-

                                            T I T IONEN NOCH IM BAU SIND – ZUM BEI SPIEL DA S

                                            NEUE WERK IN MECHERNICH. IM GESPR ÄCH BERICH-

                                            TEN DIE DREI GESCHÄF TSFÜHRER ÜBER ERFOLGE UND

                                            DIE NÄCHSTEN MEILENSTEINE.

 Die letzten fünf Jahre waren Jahre der Verände-      ständigen Nachhaltigkeitsmanagements früh auf
 rung, eine Zeit der Investitionen und eine Pha-      den Weg gemacht. Und zwar gemeinsam und in en-
 se der Neujustierung bei Hochwald. Zeigt sich das    ger Abstimmung mit den Erzeugern. Einer der gro-
 auch an der Entwicklung des Milchpreises?            ßen Vorteile unserer Genossenschaft.
                                                      THILO POMYKALA: Der gesellschaftliche Wandel
DETLEF LATKA: Das Niveau des Milchpreises in          führt dazu, dass Themen wie Tierwohl und Nachhal-
Deutschland ist zu niedrig, da sind wir uns einig.    tigkeit vom Verbraucher, dem Handel und der wei-
Wir konnten unseren Erzeugern aber gegen den          terverarbeitenden Industrie größtenteils als Grund-
Trend des Marktes überdurchschnittliche Milchprei-    voraussetzung angesehen werden. Sie sind schon
se bieten. Die schwierige Situation auf den Höfen     jetzt oder werden künftig die Eintrittskarte, um
ist uns als Unternehmen bewusst und genau des-        überhaupt an den Verhandlungstisch zu kommen.
halb haben wir vor fünf Jahren den Strategiepro-      THORSTEN OBERSCHMIDT: Und das Thema wird uns
zess eingeleitet, um ertragsreichere Segmente für     in den nächsten Jahren zunehmend intensiver be-
uns zu erschließen.                                   schäftigen. Der Green Deal der EU-Kommission mit
THILO POMYKALA: Wie etwa den gesamten asiati-         den deutlichen Reduktionszielen für CO2 wird auch
schen Raum. Hier wird Milch als Lebensmittel – ins-   uns betreffen, sodass wir konsequent an allen Stel-
besondere aus Deutschland – sehr geschätzt. Und       len der Wertschöpfung arbeiten müssen, um unse-
im Gegensatz zu Europa steigen die Absatzzah-         ren CO2-Fußabdruck zu reduzieren. Auf den Höfen
len auf allen asiatischen Märkten. In China sogar     wie in den Molkereien. Als Genossenschaft sind wir
zweistellig pro Jahr.                                 hier sicherlich in einer besseren Position und kön-
DETLEF LATKA: China ist ein sehr gutes Stichwort.     nen abgestimmt über alle Ebenen arbeiten.
Diesen Markt bearbeiten wir ja bereits. Etwa mit
Milchdrinks aus unserem Werk in Kaiserslautern.        Eine konkrete Folge der Strategie Hochwald 2020
Gleichzeitig gibt es dort noch ein riesiges Poten-     war die Planung und der Bau eines neuen Wer-
zial, wenn wir die Logistikketten über die Hafen-      kes. Zuerst als Greenfield tituliert ist das Werk in
städte hinaus ausbauen. Wer kannte zum Beispiel        Mechernich inzwischen weit vorangeschritten. Wie
bis zum Winter 2019 die Millionenstadt Wuhan? Hier     ist der aktuelle Stand?
sehen wir auch in Zukunft ein enormes Potenzial für
unsere Produkte.                                      THORSTEN OBERSCHMIDT: Wir planen noch dieses
                                                      Jahr die Produktion aufzunehmen. Insgesamt wer-
 Gleichzeitig zu diesen Perspektiven im Ausland,      den wir unseren Zeitplan aus dem Jahr 2016 um
 steigt der Druck in Deutschland und Europa. Tier-    knapp zwei Monate verfehlen. Wenn man die Her-
 wohl, Nachhaltigkeit, CO2 und vieles mehr treibt     ausforderungen in der Standortsuche, der Genehmi-
 die Landwirte um und fordert vollen Einsatz...       gungsverfahren sowie die Konjunktur und Knappheit
                                                      von Rohstoffen in der Baubranche bedenkt, eine
DETLEF LATKA: All diese Themen fordern uns und        hervorragende Leistung des gesamten Teams. Selbst
die Erzeuger. Ohne Zweifel. Gleichzeitig sind dies    Corona – und wir bauen inzwischen seit 14 Mona-
aber auch Themen, die uns als Genossenschaft Chan-    ten unter den Bedingungen der Pandemie – konnte
cen bieten, uns und unsere Produkte für die Ver-      uns nicht bremsen.
braucher zu erklären. Nachhaltigkeit, Tierwohl und    Weite Teile des Werkes sind inzwischen fertigge-
das Bewahren der Umwelt sind keine Gegensätze zu      stellt. Aktuell installieren wir die Prozesstechnik,
unserer Arbeitsweise. Hochwald hat sich mit dem       und die Systeme für die interne Logistik und ers-
MilchPlus-Programm und dem Aufbau eines eigen-        te Maschinentechnik. Auch erste Inbetriebnahmen
16] Mit Mut nach vorne

                 in der Energiezentrale laufen bereits.    Supply Chain passen und unser Angebot sinnvoll er-
                 Im Sommer werden wir dann die ers-        gänzen. Und nicht zuletzt gilt es, unsere Top-Mar-
                 ten Wasserfahrten durchführen und         ken weiter zu stärken. Bärenmarke und Elinas in
                 dann vor dem eigentlichen Produkti-       Deutschland und Europa sowie Bonny in Saudi-Ara-
                 onsstart im Oktober auch die Testläu-     bien sind gut positioniert und bieten Potenzial zu
                 fe mit Milch fahren.                      einer positiven Weiterentwicklung.
                 DETLEF LATKA: Mechernich ist bis zum
                 jetzigen Zeitpunkt sicherlich eine Er-     Neue Produkte gab es in den letzten Monaten ja
                 folgsgeschichte und ich kann allen Be-     einige – gerade die Bärenmarke-Familie und Elinas
                 teiligten nur ein dickes Lob ausspre-      sind gewachsen. Wie entstehen neue Produkte und
                 chen. Alle Hindernisse wurden profes-      wer kommt auf die Ideen?
                 sionell umschifft oder schnell gelöst.
                 Gleichzeitig zur jetzt startenden Ta-     THILO POMYKALA: Produktentwicklung bedarf zu-
                 ke-off-Phase in Mechernich laufen in      allererst einmal unternehmerischen Gespürs. Denn
    Erftstadt die Anstrengungen zu einem reibungslo-       unsere Kunden – Handelskunden und B2B-Kunden
    sen Übergang an den neuen Standort.                    sowie Endverbraucher – sagen uns, wenn auch zum
    Die gesamte Belegschaft im Werk hat ein Angebot        Teil verklausuliert, was sie möchten. Da gilt es, Be-
    für den neuen Standort erhalten. Teils in anderer      darfe zu erkennen und Bedürfnisse zu wecken und
    Funktion oder in einer anderen Abteilung, aber: Al-    passgenau in Neuprodukte zu übersetzen. Bären-
    le, die möchten, erhalten einen Arbeitsplatz in Me-    marke ist fest etabliert und steht für Kaffeevere-
    chernich. Bereits jetzt lernen die Mitarbeiter:innen   delung. Die logische Weiterentwicklung ist das An-
    den neuen Standort kennen. In kleinen Gruppen –        gebot eines fertigen Eiskaffees aus dem Kühlregal,
    Corona setzt uns auch hier leider Grenzen – erleben    der die bestehende Produktfamilie sinnvoll ergänzt.
    sie das neue Werk, das sich natürlich grundlegend      DETLEF LATKA: Gerade Bärenmarke zeigt den Erfolg
    vom Standort in Erftstadt unterscheidet.               unserer Markenstrategie. Die frischen Eiskaffee-Va-
                                                           rianten haben das bestätigt.
     Sicherlich eine spannende Zeit für die Mitarbei-      THORSTEN OBERSCHMIDT: Produktentwicklung ist
     ter:innen in Erftstadt?                               zudem ein abteilungsübergreifender Geschäftspro-
                                                           zess. Das neu initiierte Innovationsmanagement
    THORSTEN OBERSCHMIDT: Ja, aber auch eine Zeit der      bindet zum Beispiel sehr frühzeitig alle betroffe-
    Vorfreude. Ich habe mit einigen der Belegschaft am     nen Abteilung aus Vertrieb und Supply Chain mit
    Rande eines solchen Werksbesuchs gesprochen. Die       ein. Denn alle neuen Produkte müssen auch produk-
    Mitarbeiter:innen sind natürlich aufgeregt, freuen     tionstechnisch zu uns passen und abbildbar sein.
    sich aber auch sehr darauf, dass es im Laufe des
    Spätherbstes losgeht.                                   Das heißt konkret, dass auch Ideen verworfen wer-
                                                            den?
     Mechernich ist ein Kernpunkt für die strategische
     Ausrichtung. Aber Hochwald 2020 setzt ja auch an-     THILO POMYKALA: Nein sagen ist bei Innovationen
     dere Akzente. Wie fügt sich die Vertriebsstrategie    ein wichtiger Punkt. Hochwald ist ein Konzern, der
     in die Unternehmensstrategie ein?                     im Jahr rund 1,8 Milliarden Kilo Milch verkauft. Un-
                                                           sere komplette Produktion und Logistik ist auf grö-
    THILO POMYKALA: Intensiv. Wir haben in den letz-       ßere Mengen ausgelegt. Kleine, volumenarme Ma-
    ten zwölf Monaten hart an der Konkretisierung un-      nufakturprodukte aus der Nische können wir nicht
    serer strategischen Ausrichtung gearbeitet und eine    wirtschaftlich abbilden.
    Corporate Vertriebsstrategie vorgelegt. Dabei haben    DETLEF LATKA: Daher ist es richtig und gut, dass
    wir vier Stoßrichtungen definiert, in denen wir uns    Produktentwicklung bei uns fachübergreifend ge-
    neben dem laufenden Geschäft noch stärker ver-         dacht und gelebt wird. So können wir frühzeitig die
    trieblich engagieren werden. Asien bleibt für uns      Weichen richtig stellen. Vielleicht dazu auch ein Ex-
    ein Wachstumsmarkt. Wie eben bereits besprochen,       port-Beispiel: Die Marke Bonny ist in Saudi-Arabi-
    sehen wir auf diesen Märkten noch ein hohes Poten-
    zial. Hinzu kommt die Erschließung und Bearbeitung
    neuer Märkte. Im Fokus stehen hierbei unter ande-
    rem die Golfstaaten - wo wir bereits in Saudi-Ara-
    bien einen starken Markenauftritt haben - und Süd-
    amerika sowie Osteuropa zum Beispiel mit Polen.
    Die dritte Stoßrichtung befasst sich mit der Weiter-
    entwicklung des Produktportfolios und insbeson-
    dere mit neuen Produkten. Diese müssen in unsere
[17

en mit einem hohen Bekanntheitsgrad Marktführer         sam mit unseren genossenschaftlichen Erzeugern
im Segment der Kondensmilch. Dieses Image wer-          die Chancen der Entwicklung erkennen und nutzen.
den wir nun nutzen, Ready-to-drink-Angebote un-
ter der Marke zu entwickeln und im arabischen Raum       Ein konkretes Beispiel für den dritten Punkt ist die
zu platzieren.                                           Entwicklung im Werk Weiding.

 Mechernich ist mit Abstand die größte Investiti-       DETLEF LATKA: Genau. Hier passen unser Prozess-
 on von Hochwald der letzten Jahrzehnte. Aber si-       Know-how und unser Können genau zu einem Markt-
 cherlich nicht die einzige. Was entwickelt sich in     segment, das wir bisher nicht bedient haben. Durch
 den anderen Werken?                                    die enge Zusammenarbeit von Produktion, Vertrieb
                                                        und Marketing können wir jetzt durch die Herstel-
THORSTEN OBERSCHMIDT: In Hünfeld nehmen wir             lung von Haferdrinks in Weiding von einer wachsen-
aktuell Linie 8 in Betrieb. Auch ein Aspekt der Stra-   den Nische im Markt profitieren.
tegie Hochwald 2020, denn es ist uns durch Opti-        THORSTEN OBERSCHMIDT: Ich werde oft gefragt,
mierungen im Werk gelungen, die Produktion auf          warum wir jetzt als Molkerei ein Milchersatz-Pro-
der bestehenden Fläche auszuweiten. Alle Optimie-       dukt realisieren. Dabei unterscheidet sich der Ent-
rungen – angefangen beim Austausch der Käsefer-         stehungsprozess in erster Linie im Ausgangsprodukt.
tiger über den Umbau der Molkebehandlung bis zur        Das Mischen und Abfüllen beherrschen wir seit Jahr-
Automatisierung der Verpackung und Palettierung         zehnten, sodass es eine organische Entwicklung und
– fanden unter Volllast statt. Eine riesige Heraus-     nicht etwa – wie der Blick von außen vielleicht ver-
forderung, die dank des gesamten Planungsteams          muten lässt – einen Bruch in unserer Arbeit dar-
und der Mannschaft in Hünfeld reibungslos gemeis-       stellt. Die Gremien der Genossenschaft standen da-
tert wurde.                                             her von Beginn an zu diesem Vorhaben
In Hungen haben wir in die Abfüllung der Becher-        und haben es stark in der Umsetzung
produkte investiert und bereiten derzeit den Umbau      unterstützt.
der Quarkproduktion vor. In Thalfang wurde die Er-
weiterung der Abfüllung abgeschlossen, jetzt lau-        Noch einmal zum Blick nach vorne.
fen die Vorbereitungen für den neuen Betriebsraum,       Welche Trends werden uns in den
den Eindampfer und das Konzentratlager.                  nächsten Jahren erhalten bleiben?
DETLEF LATKA: Mut nach vorne bedeutet für uns,
Chancen zu erkennen und diese dann auch mit Nach-       THILO POMYKALA: Vertrieblich werden
druck zu verfolgen. Das bedeutet auch zu investie-      uns in Deutschland die Themen Tier-
ren. In unsere Zukunft und damit in die Zukunft un-     wohl und Nachhaltigkeit mit Sicher-
serer Erzeuger. Selbstverständlich achten wir da-       heit weiter beschäftigen. Internatio-
bei neben der Wirtschaftlichkeit immer auch auf         nal hingegen geht es darüber hinaus
die Umsetzung zentraler gesellschaftlicher The-         um die Erschließung neuer Märkte.
men: Energieeffizienz, Nachhaltigkeit und CO2-Aus-      THORSTEN OBERSCHMIDT: Produkti-
stoß sind auch für uns als Molkerei zentrale Themen.    onsseitig werden wir weiter am Thema Energieef-
                                                        fizienz arbeiten. Zudem sehe ich eine Aufgabe der
 Spätestens Mitte 2022 werden alle Maßnahmen,           nächsten Jahre darin, unsere Produktion noch fle-
 die sich direkt aus der Strategie 2020 ergeben ha-     xibler zu gestalten, um auf aktuelle Trends noch
 ben, abgearbeitet sein. Was kommt dann?                schneller reagieren zu können. Hinzu kommt, dass
                                                        die Digitalisierung der Prozesse auch bei uns erfor-
DETLEF LATKA: Die Arbeit wird uns nicht ausgehen.       derlich ist. Über das bestehende Maß an Automati-
Bereits in den letzten Jahren haben wir ja durch die    sierung hinaus.
Konkretisierung unserer Strategie und in Auseinan-      DETLEF LATKA: Neben Trends und Entwicklungen se-
dersetzung mit gesellschaftlichen Entwicklungen         he ich eine zentrale Aufgabe für uns als Branche
eine kontinuierliche Fortentwicklung realisiert. Die    insgesamt. Vom Landwirt über die Molkerei bis hin
großen Trends Tierwohl, Nachhaltigkeit und auch         zum Handel müssen wir uns für mehr Wertschätzung
der Green Deal der Europäischen Kommission wer-         gegenüber Lebensmitteln einsetzen. Das beinhaltet
den uns genügend Arbeit bescheren. Ich glaube, für      Aspekte wie das Tierwohl, aber auch Aspekte wie
uns als Geschäftsführungsteam sind dabei drei Din-      den Wert eines Produktes. Hochwertige Lebensmit-
ge heute und in Zukunft ganz besonders wichtig:         tel haben einen Preis und sind keine Ramschware.
1. Wir müssen ein Gespür für die gesellschaftliche      Da gibt es sicherlich noch einiges an Überzeugungs-
Entwicklung und die Wünsche der Verbraucher ha-         arbeit zu leisten.
ben. 2. Wir müssen uns weiterhin sehr selbstbewusst
in die gesellschaftliche Debatte für unser hochwer-
tiges Produkt einbringen. 3. Wir müssen gemein-          Herzlichen Dank für das Gespräch.
18] Die Zukunft fest im Blick

DIE ZUKUNFT
FEST
                                 MILCHPLUS WAR EINE LIEBE AUF

                                 DEN ZWEITEN BLICK. EIN BESUCH BEI

                                 FAMILIE SCHÄFER IN KÜLOS.

IM BLICK
[19

                                              L ANDWIRTE DENKEN NACHHALTIG. DAS LIEGT IN DEN

                                              GENEN, DENN SCHLIESSLICH GEHT ES UM DEN ERHALT

                                              DE S HOFE S ÜBER GENER AT IONEN. DA S GILT MI T SI-

                                              CHERHEIT FÜR DIE FAMILIE SCHÄFER AUS KÜLOS, EI-

                                              NEM KLEINEN WEILER IN DER NÄHE VON FULDA.

Alle drei Kinder sind entweder auf dem Hof oder in      Töchter Theresa und Sophia. Theresa arbeitet am
der Milchwirtschaft tätig. Die über 800 Jahre wäh-      Hochwald Standort Hungen in der Milchverwaltung
rende Geschichte der Landwirtschaft in Külos wird       als Erzeugerberaterin, Sophia studiert im 6. Se-
also mit Sicherheit weitergeschrieben. MilchPlus        mester Landwirtschaft in Triesdorf. Auf dem Hof
dokumentiert diese Anstrengungen für ein nach-          der Familie Schäfer werden außerdem 150 Hühner
haltiges Wirtschaften. Eine Geschichte, die zeigt,      gehalten, deren Eier direkt ab Hof vermarktet wer-
dass sich auch Liebe auf den zweiten Blick durch-       den.
setzen kann.

So stellt man sich landwirtschaftliche Idylle vor.        [  MILCHPLUS
                                                             ALS AUFWÄNDIGE CHANCE
Nur wenige Kilometer vom Stadtzentrum Fulda
entfernt liegen drei Bauernhöfe eng beieinan-           Schaut man sich auf dem Hof um, so sieht man die
der und bilden den Ortsteil Külos der Gemeinde          Investitionsentscheidungen der Vergangenheit. Vor
Dipperz. Vom Hof der Familie Schäfer hat man ei-        zehn Jahren wurde der Stall erweitert, der Melkro-
nen wunderbaren Fernblick Richtung Fulda und in         boter angeschafft und eine Photovoltaikanlage auf
die andere Richtung sieht man die Höhenzüge der         den Dächern installiert. „Bereits zu diesem Zeit-
Rhön. Von betriebsamer Hektik ist an diesem Vor-        punkt war abzusehen, dass der Hof auch nach uns
mittag nichts zu verspüren, selbst Hofhund Lot-         weitergeführt wird“, erinnern sich Winfried und
ta ist eher zum Schmusen aufgelegt als zum Be-          Michaela Schäfer. „Eine Investition in den Melk-
schützen des Hofes.                                     stand stand an. Mit dem Wissen um die Zukunft
                                                        des Hofes haben wir uns dann für die heutige Be-
Doch hinter dieser Ruhe steht ein moderner und          triebsgröße und die Melkanlage entschieden.“
zukunftsgerichteter Familienbetrieb, in dem es
an einem nie fehlt: genügend Arbeit. Rund 140           Einige Jahre später sollte sich diese Investition
Milchkühe stehen im Laufstall, der Melkroboter          noch einmal auszahlen. Denn als Hochwald das
sorgt für zeitliche Flexibilität der Familienmitglie-   Programm MilchPlus vorstellte und es im ersten
der. Flexibilität, die Familie Schäfer zur Bewirt-      Jahr um die Erfassung einer Fülle an Daten ging,
schaftung der etwa 100 Hektar Acker- und Grün-          waren die Schäfers klar im Vorteil. Viele Zahlen la-
land, für den familieneigenen Wald sowie zur Tier-      gen noch recht aktuell vor und mussten nicht von
betreuung nutzt. Und Familie heißt in dem Fall:         Grund auf neu erhoben – oder in den Ordnern lan-
Vater Winfried Schäfer, Sohn Christoph, der den         ge gesucht – werden.
Hof übernehmen wird, Mutter Michaela sowie die
20] Die Zukunft fest im Blick

                                                          Kopien machen und für die Online-Erfassung be-
                                                          reitlegen. Das beschleunigt das Ganze enorm.“

                                                            [  HERAUSFORDERUNGEN IN DER UMSETZUNG

                                                          Nachhaltigkeit und Tierwohl sind Ziele, die auf
                                                          dem Bauernhof Schäfer unstrittig sind. MilchPlus
                                                          zeigt nach ihrer Erfahrung aber auch die mögli-
                                                          chen Widersprüche der beiden Ziele. So überlegen
                                                          die Schäfers, in den Laufstall Ventilatoren einzu-
                                                          bauen, die im Sommer für ein angenehmeres Klima
                                                          sorgen sollen. „Das führt aber zu einer enormen
    „Trotz allem war die erste Erfassung schon ein        Steigerung unseres Stromverbrauches, was wieder
    enormer Aufwand“, sagt Winfried Schäfer. „Bei al-     zu einem „Punktabzug“ in dem Bereich führt.“
    lem Verständnis für die Maßnahme und dem Be-
    wusstsein, dass wir unsere Aktivitäten in der         Apropos Stromverbrauch: Hier sorgt die Kombi-
    Nachhaltigkeit auch dokumentieren müssen, ha-         nation von Photovoltaik und Melkroboter für ei-
    be ich da schon das ein oder andere Mal gestöhnt      ne optimale Ausbeute. Rund 60 % des Solarstroms

    und geflucht.“ Am Ende schätzt er, dass er rund       werden direkt auf dem Hof genutzt. Mit einem
    zwei Arbeitstage in die Erfassung aller Daten in-     klassischen Melkstand wäre diese Quote deutlich
    vestiert hat. Arbeitszeit, die zuerst einmal an an-   niedriger.
    derer Stelle gefehlt hat. Die sich inzwischen aber    In vielen anderen Themenbereichen schärft
    auch in Euro und Cent auszahlt. „Auch wenn es         MilchPlus noch einmal die Sicht auf das Notwen-
    beim aktuellen Milchpreis ein wenig mehr sein         dige und auch das bereits Geleistete. „Die Ver-
    dürfte“, wie Junglandwirt Christoph Schäfer an-       netzung in der Region, die Öffentlichkeitsarbeit
    merkt.                                                und das Öffnen der Höfe für Besuchergruppen sind
                                                          für uns selbstverständlich. MilchPlus ist da ein-
    Die jährliche Erfassung und Änderung der Da-          mal im Jahr eine gute Erinnerung, dass dies eine
    ten ist inzwischen übrigens schon – fast – Routi-     hohe Bedeutung für die Akzeptanz der Landwirt-
    ne. „Wir wissen, was angefragt wird, dementspre-      schaft allgemein und der Milchwirtschaft im Be-
    chend können wir im Laufe des Jahres schon mal        sonderen hat.“
[21

  [  MILCH IST UND BLEIBT EIN HOCHWERTIGES
     LEBENSMITTEL

Die Qualität der Milch aus Deutschland ist hervor-
ragend. Kontrolliert und unter hohen Standards
produzieren die Betriebe ein tolles Lebensmittel.
„Es ist schade, dass die Verbraucher dies so nicht
in der Form wertschätzen“, sagt Christoph Schä-
fer. „Tierwohl, Nachhaltigkeit und CO2-Senkung
kosten Geld. Geld und Zeit, die wir investieren, in
den letzten Jahren aber nicht in Rechnung stellen
konnten. Hier sind alle Akteure gefordert, für eine
Verbesserung der Situation zu kämpfen.“

Ein viel zitiertes Beispiel ist auch auf dem Hof      gieren sich auf beste nachbarschaftliche Art und
Schäfer ein Thema: Tierwohl ist Eigennutz für den     Weise. Auch eine Form von Nachhaltigkeit. Viel-
Landwirt. Denn eine gesunde Kuh gibt einfach          leicht auch ein bisschen geprägt durch die Men-
mehr Milch. „Klar, dass wir gewisse Dinge doku-       talität der Rhöner, die bei aller Geselligkeit dann
mentieren müssen. Aber es gibt sicherlich auch        auch ihr eigenes Ding machen.

Grenzen, denn an mancher Stelle führt der Wunsch
nach mehr Tierwohl dazu, dass der Landwirt in
seinem Büro sitzt und dokumentiert, statt im Stall
zu stehen und sich um das Wohl seiner Tiere zu
                                                        [  VON LIEBE UND LEIDENSCHAFT

kümmern. Das kann nicht das Ziel sein.“               Familie Schäfer lebt die Milchwirtschaft. Alle Fa-
                                                      milienmitglieder. Mit jeder Faser brennen sie für
Gemeinsam betreiben die drei benachbarten Bau-        ihre Tiere, die Milch und den Hof. Eine Leiden-
ernhöfe in Külos eine Maschinengemeinschaft           schaft, die man spürt und die ansteckt, wenn man
und unterstützen sich in vielen Situationen ge-       eine Zeit lang mit den Fünfen spricht. Was man
genseitig bei der Bewirtschaftung der Felder und      auch spürt, ist das Verständnis und das Bewusst-
des Grünlandes. Getrennte Wege gehen sie in der       sein, wie wichtig MilchPlus für die Vermarktung
Viehhaltung. Alle drei Betriebe sind etwa gleich      der Milch ist. Und ein wenig spürt man die Liebe
groß, haben jeweils einen Nachfolger und arran-       auf den zweiten Blick.
22] Kleines Team - große Mannschaftsleistung

KLEINES TEAM
GROSSE                                          MARKENSTANDORT IN LÜNEBURG

                                                PRODUZIERT JOGHURT FÜR EUROPA

MANNSCHAFTSLEISTUNG
[23

                                            LÜNEBEST WAR ENDE DER 70ER-JAHRE EINE DER BE-

                                            K A NN T E S T EN JO GHUR TM A RK EN IN DEU T S CHL A ND.

                                            NOCH HEUTE I S T DER S T ICHFE S TE JOGHURT E INER

                                            DER WERBE- UND SYMPATHIETRÄGER DER STADT.

Allerdings hat dem Joghurt nun ein anderes Pro-       vom Joghurt im Glas auf den Plastikbecher um
dukt aus dem Werk Lüneburg den Rang abgelau-          und entwickelte sich damit zu einer bundeswei-
fen: Elinas – der Joghurt griechischer Art – ist      ten Marke. In einem Markt, der bis zu diesem Zeit-
Marktführer in seinem Segment in Deutschland          punkt ausschließlich regional geprägt war. Seit
und mit Abstand der mengenstärkste Joghurt am         2003 gehört der Standort zu Hochwald und ist der
Hochwald-Standort. Damit wird die Erfolgsge-          einzige Standort für Joghurt und Dessertspeziali-
schichte des Werkes fortgeschrieben.                  täten.

Das Hochwald-Werk in Lüneburg liegt nur ein paar
Gehminuten von der Innenstadt und dem Bahnhof
entfernt. Im Prinzip kann man es nicht verfeh-          [  DIE GRIECHEN KOMMEN
                                                           ZUM RICHTIGEN ZEITPUNKT
len. Sollte man trotzdem nach dem Weg fragen,
so sollte man sicherheitshalber den Namen Lüne-       Eine Vorreiterrolle zu behalten, ist kein leichtes
best nennen, denn der ist im kollektiven Gedächt-     Unterfangen. Das bekam auch Lünebest zu spüren.
nis der Lüneburger immer noch weithin bekannt.        Große Molkereien investierten in den 60er- und
Ein Zeichen für die lange Tradition und die erfolg-   70er-Jahren ebenfalls in den Aufbau bundesweiter
reiche Geschichte des Werkes.                         Marken. Regionale Präferenzen im Joghurt – stich-
                                                      fest versus gerührt – kamen stärker zum Tragen
Heute liegt das Werk eingebettet zwischen zwei        und Lünebest konnte lediglich im norddeutschen
Bahnlinien. Auf der einen Seite verläuft die          Raum seine Stellung halten. Eine Situation, die
ICE-Strecke von Fulda nach Hamburg, auf der an-       das Werk aufgrund seiner Größe zunehmend unter
deren Seite verlaufen die Gleise der Regionalbahn.    Druck setzte, denn nur eine hohe Auslastung si-
Eine Lage, die zu Kreativität und Effizienz anhält,   chert die Rentabilität.
denn ein einfaches Anbauen oder Erweitern ist
nicht möglich. So steht das Traditionswerk bereits    Zum richtigen Zeitpunkt kreierte Hochwald dann
seit Jahrzehnten für Innovationen.                    mit Elinas das richtige Produkt für den Markt und
                                                      für das Werk in Lüneburg mit seiner hohen Kompe-
Gegründet 1893 als regionale Molkerei, startete       tenz in der Joghurt-Produktion. Elinas konnte sich
man Anfang der 50er-Jahre des 19. Jahrhunderts        rasch am Markt etablieren. Die erste Light-Wel-
mit der Joghurt-Produktion. Anfang der 60er-Jah-      le war gerade am Abflauen, die Menschen suchten
re fand hier – im Norden der Republik – eine klei-    gezielt Genuss und setzten auf Qualität. Mit sei-
ne Revolution statt: Lünebest stellte damals          nem hohen Fettanteil, seinem hohen Fruchtan-
24] Kleines Team - große Mannschaftsleistung

    teil und sicherlich auch aufgrund einer sehr guten    Und ja, er hat Recht. Auch Nele Ostermann, bei
    Platzierung im Markt wurde Elinas zum entschei-       Hochwald ausgebildete Milchtechnologin, merkt
    denden Produkt für Lüneburg.                          man die Begeisterung für ihre Arbeit und die Liebe
                                                          zum Produkt an. Im Schnelldurchgang erfahren wir
    Beim Besuch des Werkes merkt man schnell, dass        den Unterschied in der Produktion eines stichfes-
    ein weiterer Faktor hinzukommt: Das Produkt           ten und eines „normalen“ Joghurts. „Es ist aus-
    passt auch zum Standort. Mit rund 140 Mitarbei-       schließlich die Frage, wo die Fermentation statt-
    ter:innen ist er zwar der kleinste Produktions-       findet: Im Tank rühren wir den Joghurt während
    standort der Hochwald Foods GmbH, aber hier wird      der Fermentation und er bleibt flüssig, findet sie
    Joghurt gelebt. Von jedem Einzelnen. An jedem         im Becher statt, wird der Joghurt hingegen fest“,
    Tag. Beim Rundgang durch das Werk ist das an al-      so Nele Ostermann.
    len Stellen spürbar.

      [  JOGHURT-KULTUR AUF LÜNEBURGER ART
                                                            [  BESONDERES ENTSTEHT IM KLEINEN

                                                          Und Schichtleiter Holger Marxen erläutert ein wei-
    Nehmen wir Gerhard Müller, seit 30 Jahren in der      teres Merkmal besten Joghurts aus Lüneburg: „Wir
    Milchannahme tätig, der mit Begeisterung in den       produzieren in 10-Tonnen-Chargen – im Gegensatz
    Augen über seine Arbeit und seine Erfolge spricht.    zu Großmolkereien, die bis zu 100-Tonnen-Chargen
    Beispiel gewünscht? In Lüneburg entspricht das        in den Tanks fermentieren. Das erlaubt uns den
    Volumen der Tanks in etwa dem Volumen der Tank-       Einsatz von besonderen Joghurt-Kulturen, die ih-
    lastzüge. Das erleichtert die Dokumentation und       ren Beitrag zum guten Geschmack unserer Produk-
    die Nachverfolgbarkeit. Und ermöglicht eine Qua-      te beitragen.“
    litätsaussage, die viel über das Werk und seine       Dass Größe nicht alles ist, zeigt sich später beim
    Lieferanten aussagt: „Im letzten Jahr hatten wir      Rundgang auch an der Verladerampe. Die beeng-
    keine einzige Anlieferung, die beanstandet wurde.     ten Verhältnisse haben bereits früh zu einem Au-

    Wir konnten die komplette Milch in unserem Werk       ßenlager an der Stadtgrenze von Lüneburg ge-
    verarbeiten“, erklärt Gerhard Müller.                 führt. Die abgefüllte und palettierte Ware wird
                                                          daher LKW-weise an den Standort transportiert.
    Christian Mauer, seit sechs Jahren Werksleiter, be-   Innerhalb von wenigen Sekunden verschwinden
    gleitet uns auf dem Weg. Bevor wir in die nächs-      die Paletten durch das Schienensystem im LKW.
    te Abteilung kommen, erzählt er uns, dass die Mit-    Wenige Minuten später sind sie dann schon auf
    arbeiterin, die wir gleich kennenlernen, extra frü-   dem Weg.
    her zur Arbeit kommt, um uns ihren Arbeitsplatz
    vorzustellen. „Ein Engagement, das unser gesam-       „Unsere Lage und unsere Produkte fordern unse-
    tes Team an den Tag legt – ohne Druck. Denn wir       re Kreativität“, weiß Werksleiter Christian Mauer.
    leben hier wohl eine einzigartige Joghurt-Kultur“,    „Die Milchannahme befindet sich bei uns im Keller,
    sagt Christian Mauer.                                 die Fruchtcontainer in der ersten Etage und die Zu-
[25

satzstoffe in der zweiten. Abgefüllt und palettiert   von zwölf direkten Mitarbeiter:innen des Werks-
wird im Erdgeschoss. Ausgetüftelte Prozesse und       leiters sind Frauen. „Dieses Engagement zahlt sich
ein tolles Team ermöglichen uns trotz dieser räum-    aus“, ist Christian Mauer sicher. „Im letzten Jahr
lichen Gegebenheiten eine effiziente Produktion.“     haben wir im Werk Lüneburg 380 Mio. Becher Jo-
                                                      ghurt abgefüllt. Eine Steigerung von 48 % gegen-
Eine Produktion, die im letzten Jahr extrem aus-      über dem Jahr 2014.“
gelastet war. Elinas profitierte weiter vom Trend,
sich etwas Gutes zu gönnen. Auch oder gerade          Ganz entscheidenden Anteil an dieser positiven
in den Zeiten einer Pandemie. Eine Auslastung,        Entwicklung hat selbstverständlich auch der Er-
die mit Hilfe einer Sechs-Tage-Woche, einem in-       folg von Elinas. Neue Produkte unter der Marke
telligenten Schichtmodell und einem engagier-         Elinas, wie der 500-Gramm-Becher, schreiben ak-
ten Team gestemmt werden konnte. Und dies mit         tuell diese Entwicklung fort und lassen Werkslei-
höchster Qualität. Geschmacklich und inhaltlich.      ter Mauer und sein Team optimistisch in die Zu-
                                                      kunft blicken. „Derzeit planen wir eine Auswei-
                                                      tung der Produktion. Bei laufendem Betrieb, was
                                                      – wie bisher immer – viel Kreativität in der Um-
                                                      setzung erfordern wird.“

                                                        [  VON LÜNEBEST ZU ELINAS

                                                      Es heißt, Geschichte wiederholt sich nicht. Das
                                                      Beispiel Lüneburg zeigt aber, dass sich Erfolge
                                                      wiederholen können. Ähnlich wie Lünebest in den
                                                      60er- und 70er-Jahren seinen Erfolgszug durch
                                                      Deutschland angetreten hatte, folgt mit Elinas ei-

Beide Bereiche unterstehen Julia Tetzlaff, der Lei-
terin des Qualitätsmanagements am Standort. Je-
den Vormittag um 11:30 Uhr ist im Labor der Tisch
gerichtet. Nicht zur Mittagspause, sondern zur
Verkostung. Rund 100 Becher aus der Produktion
des Vortages stehen bereit, um von geschulten
Kolleginnen und Kollegen getestet zu werden.
Passt der Geschmack? Gibt es Abweichungen vom
gewünschten Geschmack oder der Konsistenz? Für
einen Joghurt-Liebhaber ein Traumjob. Oder? Die
Frage, ob die Testenden auch privat Joghurt es-
sen, beantworten alle spontan und ehrlich: Nein.

  [  HOCHWALD LÜNEBURG:
     EIN GANZ BESONDERER STANDORT                     ne neue starke Marke, made in Lüneburg. Nach
                                                      schwierigen Jahren gibt der Joghurt griechischer
Im Gespräch mit Werksleiter Christian Mauer und       Art neuen Auftrieb. So könnte diese Reportage im
beim Rundgang durch das Werk werden immer wie-        Prinzip auch eine ganz andere Überschrift besit-
der die Besonderheiten deutlich und auch das Ta-      zen und die Geschichte erzählen, wie ein griechi-
lent, aus einer Not eine Tugend zu machen. Den        scher Joghurt einem deutschen Traditionsstandort
Teamgedanken – grundlegend für den Erfolg des         neues Leben eingehaucht hat. Aber auch diese Ge-
Werkes – unterstützt Mauer, wo er nur kann. So        schichte würde vor allem die Mannschaftsleistung
besitzt Lüneburg einen Werksshop, in dem die          hervorheben. Das ist sicher.
Mitarbeiter:innen die Produkte kaufen können.
Ungewöhnlich für die Branche ist sicherlich auch
der Anteil von Frauen in Führungspositionen. Fünf
26] Nachhaltigkeit

NACHHALTIGKEIT
LEBEN WIR
                      NACHHALTIGKEIT IST INTEGRALER BESTANDTEIL

                      UNSERER UNTERNEHMENSSTRATEGIE UND UNSER

                      ANSATZ ZU EINER LEBENSWERTEN ZUKUNF T.

SEIT GENERATIONEN
[27

                                           ZUKUNF TSFÄHIGES HANDELN PASSIERT DORT, WO AL-

                                           LE BEREIT SIND, UNTERSCHIEDL ICHE PERSPEK T IVEN

                                           EINZUNEHMEN, IMPULSE AUFZUNEHMEN, VERANTWOR-

                                           TUNG ZU ÜBERNEHMEN UND IDEEN UMZUSETZEN.

                                                                                ■ Verantwortungs-
                                                                                   volle Unterneh-
                                                                                   mensführung

Wir verstehen Nachhaltigkeit als einen kontinuier-        ■ Milchpreis
lichen Verbesserungsprozess mit der Herausforde-
rung, unsere Entwicklungen transparent zu messen
und zu kommunizieren. Wir gehen unseren Weg der
Nachhaltigkeit gemeinsam mit unseren genossen-
schaftlichen Mitgliedern, Mitarbeiter:innen und
Geschäftspartnern und -partnerinnen und pflegen                                ■ Klima-
einen engen Kontakt zu allen Anspruchsgruppen.       ■ Innovations-              relevante
                                                        und Ideen-                Emissionen
Dabei zählt jeder und jede Einzelne. Denn durch         management
viele, kleine Schritte können wir gemeinsam ste-
tig weitere Meilensteine auf dem Weg zu einem
zukunftsfähig handelnden Unternehmen errei-
chen.
                                                                                       ■ Arbeitgeberat-
Der Dialog ist dabei entscheidend: eine Wesent-                                           traktivität und
                                                              ■ Nutzung und
lichkeitsanalyse, die regelmäßig wiederholt wird,                                         Mitarbeiter-
                                                                 Erhaltung
schafft Klarheit im Hinblick auf die Erwartungen                 natürlicher              entwicklung
von Kunden, Mitarbeiter:innen, Lieferanten und                   Ressourcen
der interessierten Öffentlichkeit.
Wir arbeiten kontinuierlich an den acht Themen,
die die Wesentlichkeitsanalyse als maßgeblich für
unseren zukünftigen Weg definiert hat.

Unsere Leitprinzipien sind im Verhaltenskodex ver-
ankert und gelten für die gesamte Hochwald-Gruppe.
                                                      ■ Produktqualität
                                                         und Sicherheit
                                                                                 ■ Tierwohl
28] Nachhaltigkeit

      [  GANZHEITLICHER ANSATZ - VIER SÄULEN

    Die vier Säulen unseres Nachhaltigkeitsmanagements dienen uns als Orientierung und helfen, uns bei
    wichtigen Entscheidungen alle Dimensionen zu vergegenwärtigen und diese in die Entscheidungsfin-
    dung einzubeziehen.

      ÖKONOMIE                                               SOZIALES
      Als Genossenschaft legt Hochwald Wert auf              Nachhaltiges Wirtschaften bedingt die soziale
      ein kontinuierliches und nachhaltiges Wirt-            Verantwortung entlang der ganzen Wertschöp-
      schaftswachstum. Im Gegensatz zu börsen-               fungskette. Das beginnt bei der Einbindung der
      notierten Unternehmen denken wir nicht                 Erzeuger:innen, reicht über die Lieferanten in
      in Quartalszahlen, sondern in langfristige-            allen Bereichen bis hin zum Umgang mit unse-
      ren Dimensionen. Un-                                                          ren Mitarbeiter:innen,
      ser Ziel ist es, dauer-                                                       unserer Kundschaft im
      haft einen überdurch-                                                         Handel und den End-
      schnittlichen Milch-                                                          verbrauchern und -ver-
      preis für unsere Mit-                                                         braucherinnen.
      glieder zu erzielen.

      ÖKOLOGIE                                                                      LANDWIRTSCHAFT
      Der Schut z unserer                                                           Ein e g e s un d e un d
      Umwelt ist eine per-                                                          nachhaltige Landwirt-
      manente Aufgabe. Für                                                          schaft und der behut-
      uns alle ebenso wie                                                           same Einsatz von na-
      für Hochwald als Unternehmen. In der ge-               türlichen Ressourcen sind für unsere Mitglie-
      samten Hochwald-Gruppe setzen wir uns für              der selbstverständlich. Es ist unsere Aufgabe,
      einen aktiven Schutz unserer Umwelt und der            die moderne Milchviehhaltung und die lau-
      natürlichen Ressourcen ein.                            fenden Fortschritte im Bereich Tierwohl und
                                                              Nachhaltigkeit für die Öffentlichkeit sicht-
                                                               bar zu machen.

           VERBANDSARBEIT

    Als international agierendes Unternehmen ist         entstanden ist. Auch hier liegt der Kerngedanke in
    Hochwald Implementing Member des Dairy Sus-          der Entwicklung von aufeinander aufbauenden, sich
    tainability Frameworks und unterstützt damit die     ergänzenden Schritten und Maßnahmen.
    klar formulierte Agenda der weltweiten Milchwirt-    Im European Whey Processors Associations (EWPA)
    schaft zur Reduzierung der Treibhausgase und für     sind wir mit unseren Produkten für die Produktion
    die Nachhaltigkeit. Bereits im Oktober 2009 haben    für Baby- und Kindernahrung vertreten. Über die
    die kontinentalen Verbände der Milchwirtschaft die   deutschen Verbände Milchindustrieverband, den
    Global Dairy Agenda for Action verabschiedet, aus    Bauernverband und den deutschen Raiffeisenver-
    der dann das Dairy Sustainability Framework (DSF)    band gestalten wir die politische Diskussion mit.
[29

                                                     Die Tierwohl Diskussion in Deutschland begleitet
                                                     Hochwald sowohl auf ehrenamtlicher als auch auf
                                                     hauptamtlicher Ebene aktiv.
                                                     Hochwald hat sich ebenfalls sehr stark an dem
                                                     Aufbau einer brancheneinheitlichen Kommunikati-
                                                     on beteiligt.
                                                     Die Schritte zu einer Verbesserung des Tierwohls
                                                     in der Nutztierhaltung und eine bessere Gestal-
                                                     tung der Kommunikation der Milchbranche insge-
                                                     samt sollen zu einer nachhaltigen Sicherung der
                                                       Milcherzeugung in Deutschland führen und den
                                                           Milcherzeugern ein langfristig gesichertes
                                                            Auskommen liefern.

       STANDARDS UND PROZESSE

Die fortwährende Überprüfung und Anpassung der
Richtlinien sowie regelmäßige interne Audits stel-
len sicher, dass unsere Managementsysteme kon-
tinuierlich verbessert und den jeweiligen spezifi-
schen Anforderungen angepasst werden. Im Jahr
2020 fanden in unseren Werken 159 interne und
externe Audits zu verschiedenen Schwerpunk-
ten statt. Im Schnitt gibt es so im Jahresverlauf
drei Audits pro Arbeitswoche. In unseren Produk-
tionsbetrieben und -prozessen haben wir folgen-
de Standards etabliert: VLOG, RSPO, UTZ, Halal,
Kosher, ISO50001, SMETA, IFS, BRC, FSSC 22000.
Auf dem Thema Lebensmittelsicherheitskultur
liegt seit 2020 ein verstärktes Augenmerk. Mit
vielen verschiedenen Maßnahmen, zum Beispiel in
der Kommunikation, wird das Thema Verantwor-
tung für die Lebensmittelsicherheit stärker im Be-
wusstsein der Mitarbeiter:innen verankert.
30] Nachhaltigkeit

           MILCHEINZUGSGEBIET

    Mit Standorten in Deutschland und der Welt ist              MILCHANLIEFERUNG HOCHWALD
                                                                in Mio. kg Milch
    Hochwald vor Ort und nah bei den Kunden. An
    Produktionsstandorten in Deutschland und den
    Niederlanden wird die angelieferte Rohmilch zu
    hochwertigen Milchprodukten verarbeitet.
    Auf den genossenschaftlichen Höfen, welche Mit-                2020                    2.311

                                                                   2019                  2.192

                                                         glieder der Hochwald Milch eG sind, arbeiten fast
                                                         9.000 Menschen, die täglich für das Wohl von
                                                         durchschnittlich 82 Kühen pro Mitgliedsbetrieb
                                                         sorgen. Ehrenamtliches Engagement in jeglicher
                                                         Form zeigen mehr als 82 % unserer Landwirtinnen
                                                         und Landwirte.

           MILCHVERARBEITUNG 2020

    Auf den Höfen unserer Mitgliedsbetriebe erhal-
    ten die Kühe gute Pflege. Unsere Mitgliedsland-
    wirte und -landwirtinnen achten dabei auch tradi-
    tionell auf den Erhalt der Kulturlandschaften. Die
    so erzeugte Milch wird in unseren Hochwald-Wer-

              MILCHVERARBEITUNG 2020
              in %

            Bolsward      Hungen             Thalfang
            Erftstadt     Kaiserslautern     Weiding
            Hünfeld       Lüneburg           Bützow

                        130,3

                            337,9
                                  377,3

                 2020                427,7

                                  361,1
                                                         ken mit viel Erfahrung und Kompetenz zu hoch-
                             228,5                       wertigen Milchprodukten weiterverarbeitet. Die
                                     53,4
                     60,5 124,1                          Produktionsstandorte sind auf eine Produktgruppe
                                                         ausgerichtet und spezialisiert, um eine effiziente
                                                         Verarbeitung zu ermöglichen.
[31

        QUALITÄT DER ROHMILCH 2020

 Um den wertvollen Rohstoff Milch in einwandfrei-           QUALITÄT DER ANLIEFERUNGSMILCH
                                                            Anteil Milchanlieferung in %
 er und erstklassiger Qualität zu erhalten, unter-
                                                                   Güteklasse 1+S        davon Güteklasse S
 nehmen unsere landwirtschaftlichen Betriebe mit
 uns alle Anstrengungen. Die Milch wird von der Er-
 zeugung bis zum Fertigprodukt von vielen gesetz-                 2020                                 99,74
 lichen und freiwilligen Untersuchungen zum Erhalt
 der hohen Standards begleitet. 99,74 % der ange-                                                 86,71
 lieferten Milch wurde im Jahr 2020 in Güteklasse
 1+S eingestuft. Insgesamt 86,71 % entsprach so-                  2019                                 99,78
 gar den noch schärferen Bestimmungen der Güte-                                                   87,56
 klasse S. Seit Jahren bewegt sich unser Qualitäts-
 niveau auf einem hohen Level. 100 % unserer ge-
nossenschaftlichen Milch ist QM-Milch zertifiziert
­– und das bereits seit 2004. QM-Milch setzt für die
 Milcherzeugung strenge, nachprüfbare Qualitätskri-
 terien und ist der "business-to-business"-Standard
 zwischen Milchviehbetrieb und Molkerei.

        HOCHWALD MILCHPLUS

Eine ökonomisch stabile Landwirtschaft und der         timierungs- und Einsparpotenziale ergeben sich.
behutsame Einsatz von natürlichen Ressourcen           Durch ein Zuschlagsystem werden die zusätzlichen
sind für unsere Mitglieder selbstverständliche Zie-    Anstrengungen der Milcherzeuger:innen honoriert.
le und alltäglich gelebte Praxis. Um die laufenden
Fortschritte im Bereich der Nachhaltigkeit für un-
sere genossenschaftliche Milch zu dokumentieren
und voranzubringen, nutzen wir neben dem von
der Branche entwickelten QM-Milch Nachhaltig-
keitsfragebogen auch unser MilchPlus-Programm.
                        Über das MilchPlus-Pro-
                             gramm können die
                                 Forderungen der
                                   Handels- und In-
                                    dustriekund-
                                    schaft gebün-
                                    delt werden,
                                   Themen weiter-
                                entwickelt, in de-
                             nen wir noch Verbes-
                       serungen erkennen, und zu-
künftig vermehrt Zielwerte für unsere genossen-
schaftliche Milch abgeleitet werden. Künftig wird
sich das Programm in Richtung Tierwohl, Klima
bzw. CO2-Ausstoß, entwaldungsfreie Lieferketten        Damit verfolgt Hochwald die Zielsetzung der Aus-
sowie Milchsorten weiterentwickeln.                    zahlung eines überdurchschnittlichen Milchpreises.
Zusätzlich stellt das MilchPlus-Programm ein Ma-       Im Jahr 2020 haben ca. 49 % der Landwirtinnen
nagementtool in den Betrieben dar. Durch die Do-       und Landwirte an dem freiwilligen Programm teil-
kumentation der einzelnen Themen können die            genommen, die ca. 73 % der Milch liefern. Diese er-
Potenziale aufgedeckt und analysiert werden, Op-       hielten im Schnitt einen Zuschlag von 0,93 ct/kg.
32] Nachhaltigkeit

           MITGLIEDER

    Genossenschaften schaffen Werte für ihre Mitglie-      ENTWICKLUNG MITGLIEDER - LIEFERANTEN
    der. Das ist ihr gesetzlich verankertes Alleinstel-    HOCHWALD MILCH EG
    lungsmerkmal. In der Hochwald-Unternehmens-                 Mitgliederdurchschnitt   Lieferantendurchschnitt
    struktur spiegelt sich dies in den genossenschaft-
    lichen Gremien wider, die ehrenamtlich von unse-
                                                                      2020                     3.246
    ren Mitgliedern besetzt werden. Die dialogorien-
    tierte Kommunikation wurde über die vergangenen                                      2.507
    Jahre stets ausgebaut und intensiviert.
    Die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pan-                      2019                        3.590
    demie haben die Möglichkeiten dieser Kommunika-                                       2.710
    tion stark beeinträchtigt. Viele Informationster-
    mine, Sitzungen und Tagungen konnten nur einge-
    schränkt oder gar nicht statt finden. Die digitalen
    Lösungen wie Livestreams und Online-Sitzungen
    sowie Online-Schulungen haben viele Termine er-
    setzt und einen festen Platz im Kalender.

                                                          Mit dem Verein Digital Farming bereiten wir den
                                                          Boden für die fortschreitende Digitalisierung in
                                                          allen Bereichen.
                                                          An der Technischen Universität Kaiserslautern
                                                          (TUK) wurde eine Professur zum Digital Farming
                                                          ins Leben gerufen. Ziel ist es, neue Techniken zu
                                                          erforschen und diese anwendungsnah zu entwi-
                                                          ckeln. Dabei geht es beispielsweise darum, Da-
                                                          ten zu verwalten und zu managen sowie landwirt-
                                                          schaftliche Abläufe mit Automationstechniken zu
                                                          unterstützen. Mit modernen Informations- und
                                                          Kommunikationstechnologien, Robotik und dem
                                                          „Internet der Dinge“ kann der Agrarsektor zum
                                                          Vorreiter der Digitalisierung werden und eine ver-
                                                          netzte, sozial verträgliche, rückverfolgbare und
                                                          optimierte Nahrungsmittelproduktion gewährleis-
                                                          ten. Hochwald ist ein Gründungsmitglied dieses
                                                          Vereins.

    Das Milchportal, dessen Bedeutung über die ver-
    gangenen Jahre stetig gewachsen ist, wurde im
    Jahr 2020 technisch überarbeitet. Damit wurde
    die Basis für die Programmierung einer WebApp
    im Jahr 2021 geschaffen, um die Datenbasis und
    die Kommunikation von Mitglied zu Molkerei auch
    mobil bequem möglich zu machen. Nachhaltigkeit
    verstehen wir als Zukunftsfähigkeit, alle Ebenen
    der Wertschöpfungskette werden digitaler. Der Ju-
    gendbeirat aus Junglandwirtinnen und Jungland-
    wirten hat seine Arbeit erfolgreich fortgesetzt.
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