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Evonik-Magazin CHANCEN FRÜHER BEGREIFEN 2|2013 Der Effizienz-Effekt Die Natur als Lehrerin nehmen, nicht als Vorbild. Der neue Umgang mit Ressourcen und seine unglaublichen Potenziale
EDITORIAL 3 www.evonik.de Erfolg mit Effizienz Wer sich um Effizienz bemüht, hat immer viel zu tun. Wird aber am Ende reich belohnt – mit Spielraum für Wachstum und Innovation Liebe Leserinnen und Leser, Effizienz hat viele Gesichter. Die Biene am Titel dieses Evonik-Magazins ist auf ihre Art effizient, verschiedene Verfahren der Chemie gelten als effizient und tragen zur Effizienz von Produkten des Alltags bei, als effizient kann FOTO: BENNO KRAEHAHN aber auch das Fußballspiel „unseres“ Vereins, des BVB, angesehen werden. „Effizienz schlägt Dominanz“, schrieb das „Handelsblatt“, als sich die Dortmunder vor Kurzem gegen die Bayern durchsetzten. Was also ist gemeint mit Effizienz? Ist sie bloß ein Schlagwort – oder der Dr. Klaus Engel, Vorsitzender „Ur-Antrieb“ aller menschlichen Aktivität? In diesem Evonik-Magazin finden des Vorstandes der Evonik Industries AG Sie Deutungen aus verschiedenen Blickwinkeln. Ein großes Schaubild zeigt mit Hunderten Beispielen die Historie menschlichen Effizienzstrebens – von der Erfindung des Rades bis zur heutigen Vision von Maschinen, die uns einiges abnehmen, weil sie gleich selbst miteinander sprechen. Effizienz und Innovation sind hier nicht immer eindeutig zu unterscheiden, wobei sich klar zeigt, dass jene Innovationen die besten sind, die auch zur Effizienz beitragen. Für ein Unternehmen wie die Evonik Industries AG ist Effizienz jedenfalls mehr als eine philosophische Debatte, sie ist ein Gebot täglichen Handelns. Nur wer sich um Effizienz kümmert, wird wettbewerbsfähig bleiben – und nur wer wettbewerbsfähig bleibt, kann langfristig Arbeitsplätze, und damit auch die Innovationskraft, erhalten. Die Effizienz ist heute aber auch eine Einsicht in die Gegebenheiten unseres Planeten, dessen Ressourcen endlich sind – mit der Folge, dass die Ressourceneffizienz von Produkten heute kein schmückendes Beiwerk mehr ist, sondern eine Grundvoraussetzung, um sie überhaupt in Wir machen Hähnchen groß und die Märkte zu bringen. Spürbar ist der hohe Stellenwert von Effizienz immer und überall im stark. Und den CO2-Ausstoß klein. Unternehmensalltag. Das gilt nicht nur, wenn der Wind mal von vorne kommt; vielmehr sind effiziente Prozesse entscheidende Voraussetzung, um Marktchancen in jedem Konjunkturumfeld nutzen zu können. Je effizienter wir arbeiten, je sparsamer wir sind, umso mehr Spielraum Ob Hähnchen oder Schweine: Aminosäuren von Evonik sind nicht nur gut fürs Tier, sondern auch gut fürs gewinnen wir für Wachstum und Innovation. Klima. Im Kraftfutter sorgen sie dafür, dass Nutztiere Man kann es auch einfacher sagen: Effizienz bedeutet für uns, gesund groß werden. Darüber hinaus entsteht durch die Verwendung von Aminosäuren wesentlich weniger jeden Tag besser zu werden. CO2 als durch den Einsatz herkömmlicher Futtermittel. Herzlichst Mit der Kreativität der Spezialchemie ent wickeln wir Zukunftslösungen. Und mit der Kraft eines Industriekon- zerns versorgen wir die Weltmärkte. Evonik-Magazin 2 | 2013
4 IM BILD IM BILD 5 EFFIZIENZ Die Straßenbeleuchtung von morgen? „Wenn Menschen meine Fotos sehen, haben sie manchmal das Gefühl, es seien Bilder wie aus einem Traum“, sagt Fotograf Takaaki Ishikawa, der diese Aufnahme von Glühwürmchen in Nagoya (Japan) gemacht hat. Womöglich ist hier aber auch ein Bild aus der Zukunft zu sehen, denn Forscher versuchen, sich die hocheffiziente Leuchttechnik der Glühwürmchen zunutze zu machen. Die Käferart wandelt in einem chemischen Verfahren, der sogenannten Biolumineszenz, 95 Prozent der aufgewen- deten Energie in Licht um und nur fünf Pro- zent in Wärme. Ein Effizienzwert, den auch moderne LED-Leuchten nicht erreichen. Forscher versuchen nun, das Leuchtgen der Würmchen auf Bäume zu übertragen, auf dass die dann einmal selbsttätig die Straßen beleuchten. Das ergibt dann sicherlich ein Bild wie aus einem Traum … FOTO: HGM-PRESS Evonik-Magazin 2 | 2013 Evonik-Magazin 2 | 2013
6 I N H A LT I N H A LT 7 EDITORIAL KONSUM 3 Erfolg mit Effizienz 40 Immer mehr und immer billiger Dr. Klaus Engel über Spielraum für Wachstum und Innovation Das Prinzip des Massenkonsums beginnt, ineffizient zu werden. Individualisierte Angebote und selbstbestimmte Konsumenten IM BILD werden am Markt immer wichtiger 4 Die Straßenbeleuchtung von morgen? 47 Das Licht-Wunder Von Käfern lernen: Forscher wollen sich die Leuchttechnik Effizienz im Alltag: LED-Technologie macht Beleuchtung von Glühwürmchen zunutze machen in vielen Bereichen sparsamer und intelligenter INFORMIEREN ENTWICKLUNG 8 Perspektiven 48 Poverty Action Die Effizienz der Bienen: Beispielhafte Kommunikation – Mit einer neuen, aus der Arzneimittelforschung entlehnten Bienen informieren sich über gute Futterstellen Methode wollen Wirtschaftswissenschaftler die Effizienz der Drei Minuten mit…: Chemiker und Pädagoge Entwicklungszusammenarbeit erhöhen Dr. Salman Ansari will Kindern die Neugier bewahren E-Mails als Effizienzkiller: Ein vermeintlich schlankes 53 Von Henkelmännern und Raketen Kommunikationstool macht den Arbeitsalltag beschwerlich Effizienz in der Organisation kann man am besten von indischen Essensboten lernen – oder von Satellitenmissionen Weltkarte: Wie effizient ist unsere Welt? Energieeinsatz und Wirtschaftsleistung im globalen Vergleich INNOVATION 54 Effizienz-Motor Chemie FORSCHUNG Chemische Verfahren bilden die Grundlagen für viele 16 Die Welt neu erfinden Innovationen, die den Alltag prägen und auf andere Der Chemiker und Ökovisionär Prof. Dr. Michael Braungart will Branchen wirken. Die Effizienzleistungen der Chemie sein Prinzip der geschlossenen Nährstoffkreisläufe auf dargestellt in Grafiken die Wirtschaft von Unternehmen und Ländern übertragen NACHGEFRAGT 23 Das Kreislauf-Gen 62 Was ist Effizienz für Sie? Die chemische Industrie ist seit jeher geprägt vom Wir fragten Juristen, Wirtschaftswissenschaftler, Vertreter der Auf- und Wiederverwerten vermeintlicher Abfälle Automobilindustrie, Politiker und Kommunikationsexperten GESELLSCHAFT LEBEN 24 Kleine Geschichte der Effizienz 64 Lob der Ineffizienz In einer Zeit von Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein Voltaire erhob die Arbeit zum Vater des Vergnügens. ist Effizienz zur Messlatte für das Handeln von Individuen, Doch Tom Schimmeck feiert die Kostbarkeit des Untätigseins Unternehmen und ganzen Volkswirtschaften geworden FINDEN 31 Effizienz tut auch mal weh 65 Auf einen Blick Effizienz kann auch Sparen bedeuten. Produkte von Evonik Industries im Heft Unternehmen gehen sehr unterschiedlich damit um 12.000 EFFIZIENZGESCHICHTE Kleine Maus – große Effizienz zienz- Effizienzsprünge in der Menschheitsgeschichte kommen oft unscheinbar daher. Und manchmal müssen sie auch noch warten, Jahre Effi 32 Von Natur- zu Nanostoffen gesch ichte bis ihre Zeit gekommen ist. Genauso ging es der Computermaus. Auf einer Konferenz am 9. Dezember 1968 in San Francisco stellte lappen der US-Computertechniker und Erfinder Dr. Douglas C. Engelbart seinen X-Y-Positionsanzeiger für Bildschirmsysteme (Foto) vor: zum Aufk 2 Die Effizienzschübe, die die Entwicklungen aus Chemie, ab Seite 3 Energie, Ernährung, Mobilität und Kommunikation in Unscheinbar, aus Holz, mit Knöpfen darauf und einem Kabel daran, erhielt das Gerät bald seinen Namen „Maus“. Seinen Siegeszug als der Menschheitsgeschichte ausgelöst haben – auf einen Blick effizientes Tool in der Computer-Mensch-Interaktion trat die Maus allerdings erst an, als die Firmen Microsoft 1983 und Apple 1984 in das Marktsegment einstiegen. Und wie viele Milestones rief auch die Maus Nachfolger auf den Plan – zum Beispiel das Trackpad und die Sprachsteuerung Diese Ausgabe des IMPRESSUM Herausgeber: Objektleitung: Chefredaktion: Art Direction: Dokumentation: Verlag und Anschrift der Druck: Neef+Stumme Fragen zum ACEMATT®, ACRYLITE®, Evonik Industries AG Stefan Haver Urs Schnabel (V.i.S.d.P.) Wolf Dammann Kerstin Weber/ Redaktion: premium printing, Wittingen Evonik-Magazin: AEROSIL®, DEGAROUTE®, Dy- nasylan®, DYNAVIS®, FAVOR®, Evonik-Magazins Christian Kullmann Kontor Korrekt Hoffmann und Campe Telefon Rellinghauser Straße 1–11 Beratung und Konzept: Redaktion: Gestaltung: Verlag GmbH, Copyright: © 2013 by +49 40 68879-137 PLEXIGLAS®, ROHACELL®, finden Sie auch online Manfred Bissinger Michael Hopp (Leitung), Teresa Nunes (Leitung), Schlussredaktion: Evonik Industries AG, Essen. SiVARA®, STOCKOSORB® sind 45128 Essen Sophie Hanika, Kristin Menzel Anja Giese, Wilm Steinhäuser ein Unternehmen der GANSKE VERLAGSGRUPPE Nachdruck nur mit Telefax +49 40 68879-199 geschützte Marken der Evonik unter www.evonik.de Arnim Knorst/Redaktion 4 Genehmigung des Verlages. Chef vom Dienst: Harvestehuder Weg 42 Der Inhalt gibt nicht in E-Mail Industries AG oder ihrer Tochter- unternehmen. Sie sind im Text in und als iPad-App Stefan M. Glowa Fotoredaktion: 20149 Hamburg magazin-vertrieb@hoca.de Ulrich Thiessen, E-Mail: cp@hoca.de jedem Fall die Meinung des Großbuchstaben geschrieben im App Store Herausgebers wieder TITEL: BIOSPHOTO/MICHEL GUNTHER Beatrice Linnenbrügger FOTO: RUE DES ARCHIVES/PVDE/ SÜDDEUTSCHE ZEITUNG PHOTO. Evonik-Magazin 2 | 2013 Evonik-Magazin 2 | 2013
8 INFORMIEREN INFORMIEREN 9 Gegen die Dürre Die leichte Balance Entwicklungsschub Um 20 bis 50 Prozent reduziert Durchschnittlich 400-mal dreht sich der Rotor 393 Millionen € investierte Evonik im sich die Bewässerungsfrequenz eines Hubschraubers in der Minute. Wird vergangenen Jahr in die Erforschung und mit STOCKOSORB. Auch benötigt ROHACELL als Material für Propeller eingesetzt, Entwicklung neuer Produkte sowie innovativer man weniger Dünger reduziert dies das Gewicht und spart Kerosin ein Lösungen und Methoden Nachhaltigkeit Wüstenprojekt: Drei-D-Drucker schafft spielerisch lernen Kunstwerke aus Sonne und Sand WAS TUN, WENN das eigene DIE IDEE scheint nur auf Tiefe von einigen Millime- Unternehmen wegen angeb- den ersten Blick verrückt: tern schmelzen. Schicht für FOTO: ANKE SCHUMANN/FREIE UNIVERSITÄT BERLIN; ILLUSTRATIONEN (OBEN): FRANK FLÖTHMANN lich mangelhafter Arbeitsbedin- Im Rahmen seines Design- Schicht wird der Sand an den gungen plötzlich im grellen studiums am Royal College Stellen verflüssigt, die später Scheinwerferlicht von Nicht- of Art in London hat der deut- Bestandteil des Objekts sein regierungsorganisationen sche Produktdesigner Markus sollen. Nach jeder Schmelz- (NGOs) steht? Wie reagieren, Kayser eine Apparatur entwi- ebene muss – derzeit noch wenn knappe Rohstoffe die ckelt, mit der sich allein durch von Hand – eine neue Sand- Produktionskosten drastisch die Kraft der Sonne Sahara- schicht aufgetragen wer- Evonik im Zitat erhöhen? Oder positiv gese- sand schmelzen und im Sinter- den. Den Betriebsstrom für „Je effizienter hen: Wie lassen sich Chancen verfahren mit dem Drei- den elektrischen und elek- erkennen und ausbauen, die D-Drucker in Gegenstände tronischen Teil seines Solar- wir arbeiten, sich aus Innovationen, gesell- wie Glaskeramik schalen schmelzofens gewinnt Kayser schaftlichen Trends und ver- oder -skulpturen ver wandeln mithilfe von zwei Fotovoltaik- umso mehr änderten Kundenbedürfnissen lässt. Über eine spezielle modulen. Bislang ist der Spielraum ergeben? Das Nachhaltigkeits- Linsenkonstruktion, die eine „Kayser-Apparat“ zwar nur ein Check-in-Automaten tragen am Flughafen planspiel Napuro ermöglicht automatische Nachverfol- Kunstprojekt, doch es gäbe gewinnen wir Kopenhagen zur schnellen Abfertigung bei es Mitarbeitern von Unterneh- gung der Sonne ermöglicht, auch praktische Anwendungs- men, die Zusammenhänge und wird das Licht so stark gebün- möglichkeiten – von der Pro- für unser Kopenhagen hat Europas Wechselwirkungen, die für delt, dass im Brennpunkt Tem- duktion einfacher Haushalts- Wachstum“ effizientesten Airport die unternehmerische Nach- peraturen von mehr als 2.000 gegenstände aus origineller Dr. Klaus Engel, PÜNKTLICH, effizient und am besten ge- haltigkeit entscheidend sind, Grad entstehen. Damit lässt Glaskeramik bis zum Drei- Vorsitzender des führt: Der Kopenhagener Flughafen ist Vorstandes der etwa die Absicherung gegen sich selbst Sand bis zu einer D-Druck ganzer Häuser. einer Studie zufolge Europas bester Flug- Die Effizienz der Bienen erforscht Risiken und das frühe Erken- Evonik Industries AG hafen. Die Forschungsgesellschaft ATRS Findet eine Biene einen guten Futterplatz, teilt sie das ihren Artgenossen durch den Schwänzeltanz mit. Biologen und Informatiker der Freien Universität Berlin erforschen nen unternehmerischer Chan- an der University of British Columbia in das effiziente Kommunikationsverhalten mithilfe einer Roboterbiene, um es auch cen, spielerisch zu erlernen. Vancouver, Kanada, hat die Verkehrsdaten, für Menschen nutzbar zu machen. Eine Miniantenne hilft dabei, die Bienen zu orten. Auch elf Mitglieder des Talent- Pünktlichkeitsstatistiken, Unternehmens- Bindungsprogramms Evonik berichte und Passagierabfertigungszah- Perspectives sowie drei Prak- len untersucht. Sie verglich insgesamt 195 Smarte Apps für mehr Effizienz und Produktivität tikanten und ein Auszubilden- Flughäfen in den USA, Kanada, Europa, der der Evonik Industries AG Asien und Australien/Ozeanien. Mailbox- Kindle Cam- Runkeeper haben das Spiel getestet – mit App Lese-App Scanner Mit dieser SIEGER DER REGIONEN FOTOS: MARKUS KAYSER (2) großem Spaß und Erfolg. Mithilfe Die Mit der praktischen USA einfacher Kindle-App App das kleinen Hartsfield–Jackson Atlanta Wischgesten können ist für iPad, iPhone und Handy in einen mobilen App kann man sich die International Airport Nutzer mit dieser iPod touch optimiert. Scanner verwandeln. Anschaffung eines App E-Mails als erledigt Der Kindle-Shop bietet So lassen sich mit der Schrittzählers sparen. KANADA markieren, löschen, Zugriff auf mehr als Kamera eines Android- Runkeeper verwendet Vancouver International Airport verschiedenen Kate- 1,5 Millionen Bücher, Handys Dokumente, die GPS-Funktion gorien zuordnen oder darunter Bestseller wie Einkaufszettel des iPhone, um zurück- Markus Kayser kennt keine EUROPA FOTO: FRANK PREUSS FOTO: PICTURE ALLIANCE/ZB auf Wiedervorlage und Neuerscheinungen. und Rechnungen, nach gelegte Strecken zu Ressourcenknappheit: Sein Gerät Copenhagen Kastrup International Airport legen. Der Posteingang Damit hat der Digital- der Shopping-Tour erfassen, und verwandelt braucht nur Sonnenstrahlen ist dadurch immer Leser die Weltliteratur abfotografieren und die Daten in praktische und Saharasand. Einfache Gegen- ASIEN aufgeräumt. Die Mailbox endlich in der Tasche als Bild speichern – Übersichten, die sich auf stände wie eine Schale, aber Seoul Gimpo International Airport vereint sozusagen und kann sich auf Reisen oder direkt in PDFs dem Handy oder auf auch eine komplexe Skulptur einen E-Mail-Client mit dem Handy schon umwandeln und per der RunKeeper-Website Bei Evonik setzt man künftig waren das Ergebnis der Solar- AUSTRALIEN/OZEANIEN mit einer To-do-App. mal ein wenig einlesen. E-Mail verschicken. anschauen lassen. vermehrt auf „Learning by Playing“ Sinteranlage mit Drei-D-Drucker Sydney Airport Evonik-Magazin 2 | 2013 Evonik-Magazin 2 | 2013
10 I N F O R M I E R E N I N F O R M I E R E N 11 Nachhaltigkeit Transparenter Durchblick Umwelteffizienz 39 Millionen € investierte die Evonik Industries AG 40 bis 50 Prozent leichter Um 20 Prozent verringerte im vergangenen Jahr in verbesserten Umweltschutz. sind Scheiben aus PLEXIGLAS als Evonik die auf die Produktion Der Energieeinsatz im Unternehmen sank 2012 im herkömmliche Glasscheiben und bezogenen energiebedingten Vergleich zum Vorjahr um drei Prozent reduzieren somit das Gewicht von Autos Treibhausgase seit 2004 Salman Ansari Lummen: perfekte Leichtlaufreifen sorgen für „Beim Spielen lernen Kinder am meisten“ Taucher – aber Nachfrageschub bei Kieselsäure schwerfällige Flieger Ihr neuestes Buch heißt „Rettet die Neugier!“ Nennen Sie ein Beispiel: Wo läuft ENERGIEEFFIZIENTE Autorei- in Südostasien stark gestie- Kommt unseren Kindern die Neugier denn abhanden? es derzeit falsch in der Erziehung, was fen: Durch den Einsatz von gen. In Südamerika hat vor Jedenfalls müssen wir alles dafür tun, dass kann man besser machen? Kieselsäuren (Silica) in Kom- allem das starke Wachstum dies nicht passiert. Mit Neugier fängt alles an, dann Wie lässt sich die Neugier von Kindern wecken? bination mit Silanen kön- der Automobilindustrie sowie kommt das Staunen und dann das Fragen. Antworten auf viele Fragen bietet die Natur selbst nen Reifen mit einem deutlich ein steigender Bedarf im Kinder geben diese fantastische Eigenschaft, auf an. Beispielsweise braucht man kein Experiment, geringeren Rollwiderstand Life-Science-Bereich und in alles neugierig zu sein, oft viel zu früh auf. um das Zusammenspiel zwischen Licht und Wachs- produziert werden. Damit las- der Landwirtschaft für einen Woran liegt das? tum der Pflanzen zu entdecken. Im Schatten von sen sich bis zu acht Prozent Nachfrageschub gesorgt. Die Neugier erstirbt, wenn Kinder eine Lern- Bäumen wachsen keine Blumen. Am Waldboden Zitat Kraftstoff sparen. Als einzi- Um der steigenden Nach- umgebung vorfinden, die arm an eigenständigen wächst der Löwenzahn nicht, jedoch Pflanzen, die „Effizienz ger Hersteller weltweit bietet frage nach gefällter Kiesel- Erfahrungsmöglichkeiten ist und Kindern das Klettern gelernt haben wie Efeu oder Waldrebe. Evonik beide Komponenten säure nachzukommen, baut Konzepte aufbürdet, die sie nicht selbstständig, Sie selbst sind ein gefragter Experte in Kindergärten. heißt, die an und ist dadurch für Kunden Evonik Industries seine Pro- Dr. Salman Ansari, also vor dem Hintergrund ihres Vorwissens, Wie sieht Ihre Arbeit mit den Kindern konkret aus? aus der Reifen- und Gummi- duktionskapazitäten aus: In 1941 in Indien erwerben können. Wenn sie Antworten auf Was machen Sie anders als andere Pädagogen? Dinge richtig industrie ein kompetenter Thailand erweitert Evonik geboren, arbeitet seit den 1960er- Fragen bekommen, die sie gar nicht gestellt Ich sehe keinen Unterschied zwischen Spielen und zu tun, Effekti- Partner für leistungsfähige Rei- den Standort Map Ta Phut. Jahren in Deutschland. haben, und die Erwachsenen ihnen Begriffe Lernen. Lernen setzt Erfahrung voraus. Während Gute Taucher vität heißt, fenmischungen. Schätzungen Bereits Anfang 2014 soll oder Zusammenhänge erklären, die außer- Kinder spielen, machen sie spontane Erlebnisse, von Experten zufolge wird die neue Anlage, die ein In- Der Chemiker fliegen schlecht und Lernpädagoge übt in seinem neuen halb ihrer Denkmöglichkeiten liegen, dann sie kommunizieren miteinander, sind fantasievoll, die richtigen allein der Markt für Leicht- vestitionsvolumen im un- kann keine Neugier entstehen. kreativ, lernen zu verlieren und zu gewinnen. Ich VÖGEL, die gut tauchen können, ver- laufreifen weltweit in den teren zweistelligen Millionen- Buch konstruktive Sie sprechen sich in Ihrem Buch für eine neue Form begegne den Kindern auf ihrer Augenhöhe, stimu- brauchen beim Fliegen besonders viel Dinge zu tun“ nächsten fünf Jahren um gut bereich umfasst, fertiggestellt Kritik an der „Akademisierung des Lernens aus. Was raten Sie Eltern, Lehrern liere sie mit neuen Ideen, die sie dazu anregen sollen, Energie. Das ist das Ergebnis einer wis- US-Ökonom 18 Prozent jährlich wachsen. sein. In Brasilien laufen der- der Kindheit“ und Erziehern in Zeiten des Frühförderungswahns? ihre Vorstellungen selbst in Worte zu fassen. Kinder senschaftlichen Studie der University of Prof. Dr. Peter Drucker Kieselsäure wird nicht nur weil die Planungen für eine Wir Erwachsenen müssen umdenken, Einfachheit brauchen keine Erklärungen, sondern vielmehr die Manitoba in Winnipeg, Kanada. Bei ihren in der Automobilindustrie für ganz neue Produktionsstätte. anstreben, lernen, mit Kindern zu spielen und stete Ermutigung, die Welt auf ihre Weise zu inter- Untersuchungen verglichen die Forscher Leichtlaufreifen eingesetzt, Diese soll, die Zustimmung der das Selbstverständliche, das Alltägliche mit Neugier pretieren. Kinder brauchen Naturerfahrung. Kinder um Kyle Elliott Dickschnabellummen und sondern auch in der Futter- örtlichen Behörden vorausge- zu betrachten, ohne gleich die richtige Antwort brauchen Begegnungen mit Jim Knopf, Michel aus Meerscharben miteinander. Beide Mee- und Nahrungsmittelindustrie setzt, 2015 in Betrieb gehen. parat zu haben. Wichtig ist, die Fragen und Lönneberga, Madita und Pu dem Bären. Kinder brau- resvögel ernähren sich überwiegend von sowie in der Farben- und Es wäre die erste Kieselsäure- Gedanken der Kinder aufzugreifen und mit ihnen chen Ferien auf Bullerbü und Reisen zu den Inseln, Fisch und sind exzellente Taucher. Aller- Lackindustrie. In diesen produktion von Evonik Indus- gemeinsam im Dialog eine Antwort zu finden. wo die wilden Kerle wohnen. dings unterscheiden sich die Tiere im Branchen ist die Nachfrage tries in Südamerika. Tauchstil: Dickschnabellummen benöti- gen mit ihren Flügelbewegungen unter FOTO: AVENUE IMAGES; ILLUSTRATIONEN (OBEN): FRANK FLÖTHMANN Wasser weniger Energie als Meerschar- 2.980 Kilometer mit einem Liter Benzin ben, die sich dort mit den Füßen fortbe- Bei Rennen geht es meist um Geschwindigkeit. Nur nicht beim Shell-Eco- wegen. Beim Fliegen ist der Energieauf- Marathon. Bei dem Effizienz-Wettbewerb, bei dem Studenten aus aller wand für beide deutlich höher. Fazit Welt mit selbst konstruierten Fahrzeugen antreten, zählt die Tank- statt der der Wissenschaftler: Die Perfektion einer FOTO: SHELL; ILLUSTRATION: PETER PICHLER Tachonadel. Ziel ist es, mit möglichst wenig Energie möglichst weit zu fah- Eigenschaft geht – zumindest bei Was- ren. Wie das geht? Mit leichten Karosserien, oft nur drei Rädern und äußerst servögeln – zulasten anderer Eigenschaf- geringem Luftwiderstand. Der Rekord liegt seit Mai 2013 bei sagenhaften ten. Ab einem bestimmten Punkt rechnet 2.980 Kilometern, gefahren mit einem Liter Benzin. Das Konzeptfahrzeug sich der Energieaufwand für die Auf- FOTO: EVONIK INDUSTRIES „Wind Explorer“ von Evonik legte auf seiner Pionierfahrt durch Australien rechterhaltung einer zweiten Fortbewe- 4.900 Kilometer mit regenerativer Energie zurück. Bei entsprechenden gungsart sogar gar nicht mehr: Pinguine Windverhältnissen wurden die Lithium-Ionen-Batterien alle circa 400 Kilo- zum Beispiel haben deshalb das Fliegen meter mit einer mobilen Windkraftanlage wieder aufgeladen. schon vor mehr als 50 Millionen Jahren aufgegeben. Silica-Silan-Reifen sparen Kraftstoff und bieten bessere Straßenhaftung Evonik-Magazin 2 | 2013 Evonik-Magazin 2 | 2013
12 I N F O R M I E R E N I N F O R M I E R E N 13 Ölige Angelegenheit Ressourcenschutz Lichtblick 30 Prozent weniger Kraftstoffverbrauch von 31 Prozent weniger Wasser hat die Evonik Um 40 Prozent verringert LED-Technik den Maschinen bei gleicher Arbeitsleistung – die Industries AG von 2004 bis 2012 verbraucht Stromverbrauch von TV-Geräten. Die LED-Linsen werden Technologie DYNAVIS ermöglicht eine breitere und damit das selbst gesteckte Umwelt- aus AEROSIL und DYNASYLAN mit der von Evonik Arbeitstemperatur der Hydraulikflüssigkeiten ziel zwei Jahre früher erreicht als geplant patentierten Sol-Gel-Technologie SIVARA hergestellt E-Mails als Werkzeug, gerade beim Kommunizieren Beim Verfassen von E-Mails LESSY soll den Speicher- FOTO: PICTURE ALLIANCE/SVEN SIMON; ILLUSTRATIONEN (OBEN): FRANK FLÖTHMANN über Zeitzonen hinweg“, sagt Führungs- gilt die Regel: kurz, aber Durchbruch bringen Effizienzkiller kräfte-Coach Günter Weick. Es habe sich aber nie eine echte E-Mail-Kultur eta- vollständig. Rückfragen las- sen sich durch klare Formulierungen und STROM aus erneuerbaren Energien ist E-Mails sind zum ultimativen bliert. „Stattdessen hantiert jeder damit, vollständige Informationen vermeiden. zwar gut für die Umwelt, hat aber einen wie er es instinktiv für richtig hält.“ Eine eindeutige Betreffzeile spart nicht entscheidenden Nachteil: Wind und Kommunikationsmittel im Büroalltag Weick hat zwei Bücher zum nur Zeit beim Ordnen des Posteingangs, Sonne liefern Energie, wenn das Wetter geworden. Allerdings beanspruchen Thema geschrieben und sie hilft auch beim späteren Wieder- es will, nicht wenn die Kunden ihn brau- sie auch viel Aufmerksamkeit. berät Unternehmen im rich- finden. Schließlich steckt immer mehr chen. Die Folge: Große Strommengen ‚Immer mehr Unternehmen, darunter tigen Umgang mit der E-Mail-Flut. In- Unternehmenswissen in den E-Mail- gehen ungenutzt verloren, weil bislang Evonik, entwickeln daher feste stinktives Verhalten hält er für einen aus- Postfächern der Mitarbeiter. Speicher fehlen, die es ermöglichen, den gesprochen schlechten Ratgeber, wenn es Auch Evonik beschäftigt sich Zitat überzähligen Strom zu speichern. Die Verhaltensregeln für den effizienten um effizientes Verhalten geht. Sein Tipp: mit dem Stressfaktor E-Mail: Lösung könnte ein innovatives Lithium Mailverkehr „Der Fort- „Lassen Sie sich nicht von jeder neuen „Wir brauchen die Mail, denn in -Ionen-Elektrizitäts-Speicher-System You’ve got Mail – was einst E-Mail ablenken und treiben.“ Der Signal- einem globalen Unternehmen schritt bei den (LESSY) bringen, das Evonik derzeit mit die Kommunikation revolu- ton für das Eintreffen von E-Mails sei ein lässt sich die Kommunikation nicht auf dem Energieversorger Steag und anderen tionierte und der Stoff Produktivitätskiller erster Güte und gehö- deutsche Bürozeiten beschränken“, sagt Stromspei- Projektpartnern im saarländischen Völk- romantischer Komödien war, ist längst re abgeschaltet. Wer ständig E-Mails che- Randolf Bursian. Er leitet den Bereich chern war in lingen testet. Es beruht auf einer Batterie- zum alltäglichen Ärgernis geworden: die cke, nehme sich oft selbst zu wichtig oder Compensation & Benefits, der unter ande- technik, die Evonik speziell für die Elek tro- E-Mail. Weltweit wurden 2012 jeden Tag drücke sich vor eigentlicher Arbeit, mahnt rem für das Thema Arbeitszeit zuständig den vergange- mobilität entwickelt hat. Das System ist etwas 144 Milliarden davon verschickt. Weick. Zwei- bis dreimal am Tag Mails ist. Jetzt sorgt er auch für einen bewusste- Was meinen Sie, Herr Chu? ausgelegt auf 4.700 Lithium-Ionen-Batte- nen fünf Jahren 11.680 E-Mails bekomme der Durch- zu checken reiche in den meisten Jobs aus. ren Umgang mit modernen Kommunika- Der Physik-Nobelpreisträger und ehemalige US- riezellen mit einer Speicherkapazität schnittsmitarbeiter jährlich, sagt Barry „Am E-Mail-Stress sind wir tionsmitteln. Ein Leitfaden für Führungs- Energieminister Prof. Dr. Steven Chu ist überzeugt, dass größer als in von rund 700 Kilowattstunden und einer Gill vom Mail-Dienstleister Mimecast. alle mit schuld“, sagt Weick. kräfte hilft dabei. Seit September wird regenerative Energien schon bald rentabel sein werden Leistung von rund einem Megawatt. den 15 Jahren ILLUSTRATION: EVONIK INDUSTRIES 74 Prozent davon werden gleich als „Zwei von drei E-Mails, die zudem das E-Mail-Aufkommen mobiler Der Testbetrieb soll zeigen, ob Lithium- Spam ausgesiebt. Das tägliche Abtragen mich nerven, habe ich selbst Endgeräte gemessen, damit Führungskräf- Herr Chu, was halten Sie vom Das Problem ist: Es geht nicht davor“ Ionen-Speicher-Systeme ihre Funktion und Verwalten des verbleibenden verursacht.“ Jene, die am lautesten te wissen, welche Früchte die neue E-Mail- Desertec-Konzept, dem pan- so richtig voran. Es müssten Nobelpreisträger als Puffer für Strom-Überkapazitäten Bergs nimmt je nach Branche und Um- über die E-Mail-Flut stöhnen, seien meist Kultur trägt. europäischen Stromnetz, das sich alle Beteiligten einmal an Prof. Dr. Steven Chu und somit ihren Beitrag zur Netzstabili- frage dennoch den halben Arbeitstag die größten Mail-Schleudern, so Weick. „Ich muss mir immer unter anderem in der Sahara einem großen Tisch zusam- sierung zuverlässig erfüllen können. Die in Anspruch. „Wer auf jede E-Mail mindestens mit bewusst machen, was mei- produzierten Solarstrom mensetzen und auch verste- Entwicklung von LESSY hat vier Jahre Gegen diese moderne einem ‚Danke!‘ antwortet, verdoppelt ne E-Mail beim Empfänger in den europäischen Norden hen, dass sich mit dem Kon- gedauert. Der Testbetrieb ist bis Anfang Sisyphosaufgabe regt sich den E-Mail-Verkehr.“ auslöst“, sagt Bursian. Eine E-Mail am transportieren soll? zept Geld verdienen lässt. 2014 angelegt. Widerstand. Unternehmen Weick zufolge muss die ers- Samstagabend impliziere, dass jeder sein Die Sahara ist ein perfekter Technisch ist der Fortschritt setzen auf Regeln, Belehrungen und te Frage vor dem Schreiben Postfach auch nach Feierabend im Blick Standort dafür. Die Sonne lie- jedenfalls kaum aufzuhalten. technische Einschränkungen. Manche lauten: „Ist diese E-Mail haben soll. Das Gegenteil sei richtig. fert dort so viel Energie wie Batteriespeicher, Druckluft- propagieren gar den kompletten Ver- wirklich nötig?“ Es gibt Auch ständig Kollegen und Vorgesetzte in kaum einer anderen Region speicher, Wasserstoffspei- ILLUSTRATIONEN: SHUTTERSTOCK zicht. Selbst Internetpionier Prof. Micha- schließlich Alternativen. Oft hilft ein „in Kopie“ zu nehmen, zeige keine der Erde. Zudem verdrängen cher – all das wird besser und el Rotert, der 1984 als erster Deutscher Anruf. Was den nicht wert ist, bedarf in Verantwortung, sondern ihr Fehlen. Solarkraftwerke dort keine billiger. Nordamerika könnte überhaupt eine E-Mail bekam, sieht der Regel auch keiner E-Mail. Wieder- Solche Verhaltensmuster Landwirtschaft. Es gibt aller- sich in 30 bis 50 Jahren kom- sie heute als Auslaufmodell. Bei jungen kehrende Anfragen lassen sich womög- zu ändern sei nicht einfach, dings einige Sicherheitspro- plett mit regenerativer Ener- Usern dominieren ohnehin längst lich mit einem Update im Handbuch sagt auch E-Mail-Berater bleme, auch geopolitische, zu gie versorgen. Wahrschein- Messaging-Dienste, die mehr mit Chats oder Intranet beantworten. Wie Evonik Weick: „Das müssen Chefs nicht nur ein- lösen. Rein technisch könnten lich wird man dann immer als mit Korrespondenz gemein haben. Industries haben viele Unternehmen fordern, sondern vorleben.“ Gerade sie unterseeische Gleichstrom- noch ein paar herkömmliche Dabei ist die E-Mail noch zudem Kommunikationskanäle ein- seien anfällig für Mail-Marotten: „Die kabel den Stromtransport aufs Kraftwerke für Spitzenzeiten Zwölf Meter immer das ultimative Kom- geführt, die an Facebook und Chats E-Mail bedient auch unsere Eitelkeit“, sagt europäische Festland ermög- brauchen. Aber der Großteil lang und zweieinhalb Meter munikationsmittel im Büro- erinnern. Sie verhindern lange E-Mail- Weick. „Hunderte E-Mails am Tag sind lichen. Die Technik ist da, der Energie könnte sehr sau- breit: LESSY besteht alltag – und gerade deshalb Ketten, die entstehen, wenn mehrere eine Belastung, schlimmer ist nur: zwar noch teuer, aber es wird ber ohne jegliche Emissionen aus mehreren Tausend allgegenwärtig: „Sie ist ein fantastisches Personen an einem Projekt arbeiten. wenn gar keine mehr kommt.“ zunehmend billiger. produziert werden. einzelnen Batteriezellen Evonik-Magazin 2 | 2013 Evonik-Magazin 2 | 2013
14 I N F O R M I E R E N I N F O R M I E R E N 15 Wie effizient eine Nation mit ihren Ressourcen umgeht, darüber Produkt mit Anziehungskraft Smarte Erfindung gibt die Energieintensität Auskunft. Je niedriger sie ist, desto In circa jeder vierten Windel stecken Superabsorber 280 Quadratmeter von Evonik Industries. Dank der Polymere FAVOR haben einer von Evonik entwickelten keramischen höher die Effizienz. Eine niedrige Energieintensität ist auch ein Indiz sich Gewicht und Dicke klassischer Windeln in den vergan- Spezialfolie, die Lithium-Ionen-Akkus vor für die Wachstums- und Wettbewerbsfähigkeit eines Landes genen drei Jahrzehnten mehr als halbiert Überhitzung schützt, sind im E-Smart verbaut Veränderung von 1990 bis 2010 Wie effizient ist unsere Welt? Veränderung von 1990 bis 2010 –36 % +92 % 4.Rang –28 % +536 % 64. Energieintensität Bruttoinlandsprodukt Konkurrenzfähigkeit Rang Die Welt hat sparen gelernt: Energieintensität Bruttoinlandsprodukt Konkurrenzfähigkeit Waren vor 20 Jahren im globalen Deutschland Russland Durchschnitt noch 0,25 Liter Erdöl Schon 1990 gehörte Deutschland zu den energieeffizientesten Ländern Öl und Gas stehen in Russland zwar reichlich zur Verfügung. Trotz- nötig, um ein Produkt im Wert überhaupt. Heute ist die Energie- dem geht auch das östliche Riesenreich nicht mehr so verschwen- von 1 US-$ herzustellen, sind intensität noch einmal um ein Drittel derisch mit seiner Energie um wie einst. Die Energieintensität niedriger. Hohe wirtschaftliche Flexibi- hat sich seit 1990 deutlich verringert. Seine Wettbewerbsfähigkeit es heute nur 0,19 Liter – das heißt: hat Russland vor allem gutem Bildungsstand zu verdanken lität und große Innovationskraft brin- Die Energieintensität ist deutlich gen Deutschland auf Rang vier der gesunken. Neben dem Strukturwandel wettbewerbsfähigsten Länder der Erde einer Volkswirtschaft führt vor allem die Entwicklung neuer und immer effizienterer Technologien zu einer sinkenden Energieintensität, und damit Veränderung von 1990 bis 2010 höherer Nachhaltigkeit. Berechnet man die Zahlen für die Zukunft, besteht Hoff- –40 % +121 % 10. Rang nung, dass der steigende Energiehunger Veränderung von 1990 bis 2010 Energieintensität Bruttoinlandsprodukt Konkurrenzfähigkeit der Weltbevölkerung durch Effizienz- gewinne mehr als ausgeglichen wird –29 % +151 % 5. Rang Großbritannien Energieintensität Bruttoinlandsprodukt Konkurrenzfähigkeit < 0,09 Trotz Wirtschaftswachstum hat es das Vereinigte Veränderung von 1990 bis 2010 Königreich geschafft, seinen Energieverbrauch 0,10 – 0,14 USA 29. seit 1990 drastisch zu senken. Grund dafür 0,15 – 0,19 Ressourceneffizienz spielte in ist neben dem fortschreitenden Strukturwandel –64 % +1.562 % den USA schon immer eine große von der Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft Rang 0,20 – 0,24 Rolle: Obwohl sich das BIP seit den 1980er-Jahren auch eine effizientere Energieintensität Bruttoinlandsprodukt Konkurrenzfähigkeit der Vereinigten Staaten seit 1990 Energienutzung. In Sachen Wettbewerbsfähig- 0,25 – 0,29 nahezu verdreifacht hat, ist die keit schafft es Großbritannien gerade noch unter China 0,30 – 0,34 Energieintensität um fast ein Drit- die Top Ten weltweit. Grund für das gute Ab- schneiden ist die hohe Arbeitsmarkteffizienz Noch vor 20 Jahren gehörte China zu den tel gesunken. Ihre hohe Innovations- 0,35 – 0,40 Ländern mit der höchsten Energieintensität. kraft machen die USA zu einem Das hat sich gründlich geändert. Seit 1990 > 0,40 der wettbewerbsfähigsten Länder hat das bevölkerungsreiche Land seine Energie- (Angaben in koe/$05p: Kilogramm (kg) Öläquivalent* effizienz um mehr als 60 Prozent verbessert. pro 0,05 US-$) Veränderung von 1990 bis 2010 Das hat unter anderem dazu beigetragen, dass China heute das wettbewerbsfähigste unter 56. *Das Öläquivalent ist ein internationaler Standard, um den Schwellenländern ist Vergleiche unterschiedlicher Energiegehalte verschiede- –2 % +364 % Veränderung von 1990 bis 2010 60. ner Energieträger wie Kohle oder Heizöl vorzunehmen. Rang Demnach ist 1 kg Öläquivalent die Energiemenge, die bei der Verbrennung von 1 kg Rohöl freigesetzt wird. Energieintensität Bruttoinlandsprodukt Konkurrenzfähigkeit –40 % +424 % Rang Brasilien Energieintensität Bruttoinlandsprodukt Konkurrenzfähigkeit Energieintensität Kaum eine Wirtschaft boomt Indien % Die Kennziffer setzt den Primärenergieverbrauch einer Volkswirtschaft in Relation zum erwirtschafteten so sehr wie die brasilianische. Seit 1990 hat das Land sein Brutto- Neben China und Brasilien Bruttoinlandsprodukt des Landes war Indien in den vergangenen inlandsprodukt fast verfünffacht. 20 Jahren die am schnellsten Veränderung von 1990 bis 2010 BIP Der Energieverbrauch hat sich im wachsende Volkswirtschaft der % Das Bruttoinlandsprodukt misst die wirtschaftliche Leistung einer Volkswirtschaft anhand des Wertes gleichen Zeitraum dagegen „nur“ verdoppelt, was für eine sparsame Energienutzung spricht. Vor –38 % +267% 74. Rang Erde. Entsprechend ist der Energieverbrauch gestiegen – aller Güter, die in einem Jahr erarbeitet werden dank Effizienzgewinnen allem dank seiner starken Binnen- Energieintensität Bruttoinlandsprodukt Konkurrenzfähigkeit allerdings weniger stark, als zu GCI nachfrage ist Brasilien nach 1. Rang Der Global Competitiveness Index (GCI) ist ein Indikator für die Wettbewerbsfähigkeit einzelner Staaten und Chile das wettbewerbsfähigste Land in Südamerika Botsuana Mit einem BIP von rund 16 Milliarden US-$ ist Botsuana erwarten gewesen wäre. Indiens Wettbewerbsstärke liegt im verarbeitenden Gewerbe berechnet sich aus einer Vielzahl von Faktoren wie der Konkurrenzfähigkeit zwar ein wirtschaftlicher Zwerg. Die Nation hat aber eine Effizienz und der Innovationskraft eines Landes. Im Vergleich von 148 Ländern weltweit steht die Schweiz an der Spitze hohe Wachstumsdynamik und eine der niedrigsten Energie- intensitäten weltweit. Auch dank effizienter Staatsausga- ben gehört das Land zu den wettbewerbsfähigsten Afrikas QUELLE: WWW.WORLDENERGY.ORG UND WWW.WEFORUM.ORG Evonik-Magazin 2 | 2013 Evonik-Magazin 2 | 2013
16 F O R S C H U N G F O R S C H U N G 17 Die Welt neu erfinden Wer im Kreis läuft, macht keine Fortschritte. Das Gegenteil gilt für Rohstoffe und Materialien: Nur wenn sie in geschlossenen Zyklen kreisen, werden sie optimal verwertet. Was die Natur uns bereits vormacht, möchte der Chemiker Prof. Dr. Michael Braungart weltweit etablieren TEXT BRITTA NAGEL UND DR CAROLINE ZÖRLEIN „Es gibt keinen Abfall“, sagt der Chemiker und Ökovisionär Michael Braungart FOTO: ENVER HIRSCH Evonik-Magazin 2 | 2013
18 F O R S C H U N G F O R S C H U N G 19 ES IST EIN OFFENES GEHEIMNIS: In Wertstoff- duziert werden, dass sie nach der Benutzung wieder dass Ausscheidungen so aufbereitet werden können, Das komplette deponien und Müllbergen sind wahre Rohstoffschät- und wieder recycelt werden und dass ihre ‚technischen dass sie Trinkwasserqualität erreichen. Eine trink- Interview mit Prof. Dr. ze verborgen. Abfall hat ein schlechtes Image – zu Nährstoffe‘ wieder in Produktionskreisläufe zurück- wasserarme Stadt wie Singapur wurde so unabhän- Michael Braungart Unrecht. Metalle und Kunststoffe lassen sich recyceln, geführt werden können, ohne an Materialwert zu ver- gig vom Wasserimport aus dem Nachbarstaat Malay- finden Sie in der und aus Bioabfall lässt sich Energie gewinnen. Doch lieren.“ Enthusiastisch spricht Braungart von seiner sia. Gleichzeitig beinhaltet das Abwasser wertvolle iPad-App zum „Evonik für Prof. Dr. Michael Braungart ist das erst der Anfang: Idee, Firmen zu „Rohstoffbanken“ zu machen. Denn chemische Verbindungen, die sich zurückgewinnen Magazin“ – kostenlos „Wir müssen die Welt neu erfinden – nicht neue Din- genau genommen sind Menschen nicht Verbraucher und nutzen lassen. Mittlerweile haben Braungart im App Store ge, sondern die Dinge neu“, erklärt der Chemiker und von Maschinen und Geräten, sondern „Gebraucher“. und McDonough den Bürgermeister von San Fran- Verfahrenstechniker. „Und zwar so, dass es den ande- Deswegen sollen die Hersteller von Waschmaschinen, cisco von der Bedeutung der Abwasseraufbereitung ren Lebewesen auf unserem Planeten nutzt und nicht Fernsehern und Autos wieder Herr ihrer Rohstoffe überzeugt, und auch in den Niederlanden und Schwe- nur schadet. Das ist etwas völlig anderes als die Müll- werden – und nur eine Dienstleistung verkaufen, so den will man den wertvollen Biomüll nicht einfach vermeidung, die wir heute betreiben“, sagt der 55-Jäh- Braungart. Das Produkt wandert nach getaner Arbeit durchs Abflussrohr wegspülen, sondern die im Urin rige. Das fängt bereits damit an, dass Abfall in Braun- wieder zurück, wird auseinandergebaut, zu einem neu- enthaltenen Stickstoffe und Phosphate herausfiltern. garts Konzept nicht vorgesehen ist: „Abfall ist nichts en, besseren Modell zusammengesetzt und zum Kun- „Kein chemischer Grundstoff ist so in seiner Existenz anderes als neuer Nährstoff. Das macht uns die Natur den gebracht. „Dadurch positionieren wir die Filter an bedroht wie Phosphor. Und anders als für die Roh- in ihren geschlossenen Kreisläufen vor.“ den Anfang – ins Denken – und nicht an den Schluss stoffressource Erdöl gibt es dafür keinen Ersatz“, so Inspiriert von den natürlichen Vorbildern hat der der Produktionskette, wo man im Nachhinein Klär- und Braungart. Denn Phosphate sind als Dünger für Nutz- Chemiker ein Konzept entwickelt, das sich auf die Müllverbrennungsanlagen braucht“, so Braungart. pflanzen unersetzlich. Einem Ingenieur im kanadi- industrialisierte Welt anwenden lässt. Wie das genau Abfall ist Nährstoff. Das bedeutet: Jedes Produkt schen Vancouver ist es gelungen, Magnesiumammo- funktionieren soll, erklärt er gemeinsam mit sei- muss so hergestellt werden, dass es entweder als Nähr- niumphosphate zu isolieren und in Pellets zu pressen, nem Koautor, dem amerikanischen Architekten Wil- stoff Teil eines biologischen Kreislaufs werden kann die sogenannten Struvit-Kristalle. Damit düngen seit „Wir müssen die Welt neu liam McDonough, im neuen Buch „The Upcycle“. Es zeigt, wie sich das bereits etablierte Umweltkonzept oder sich als Recyclingprodukt endlos in einen tech- nischen Kreislauf einfügt. Abfall gibt es demzufolge einiger Zeit die kanadischen Bauern ihre Felder – und das Abwasserunternehmen hat sich gleichzeitig eine erfinden – nicht neue Dinge, Cradle-to-Cradle – übersetzt „von der Wiege bis zur nicht – das macht C2C sehr ressourceneffizient. neue Erwerbsquelle erschlossen. Wiege“ – übertragen lässt: von einem kleinen Unter- Damit sich das Konzept flächendeckend und bran- In „The Upcycle“ liefern die Autoren weitere Bei- sondern die Dinge neu“ nehmen auf den Maßstab eines Großkonzerns, einer chenübergreifend durchsetzen kann, muss sich aber spiele aus der Wirtschaft: Der Autobauer Ford, die Stadt, einer Insel oder eines ganzen Landes. noch viel bewegen – auch in den Köpfen von Mana- Supermarktkette Wal-Mart, die US-Raumfahrtbehör- Braungart hat Cradle-to-Cradle, kurz C2C, erfun- gern, Unternehmern und Politikern. Deshalb brau- de NASA und der US Postal Service sind bereits dabei, Prof. Dr. Michael Braungart den und dazu bereits gemeinsam mit McDonough das chen wir auch ein Upcycling der Begriffe: Das Wort ihre Firmengebäude, Produktionsabläufe und Produk- Buch „Einfach intelligent produzieren“ verfasst. „Unter- „Abfall“, so Braungart, sollte aus dem Wortschatz te C2C-gerecht zu gestalten. Mit dem von Braungart nehmen sollen Verbrauchsgüter künftig so umwelt- gestrichen und durch „Nährstoff“ ersetzt werden. und McDonough neu entwickelten Zertifizierungs- freundlich herstellen, dass man sie bedenkenlos auf den Selbst menschlicher Bioabfall, also Fäkalien, sind system können Unternehmen jedes ihrer Produk- Kompost werfen kann“, erläutert Braungart die C2C- alles andere als wertlos. Anhand von Beispielen aus te nach Schadstoffen untersuchen lassen – bis hin- Philosophie. „Gebrauchsgüter hingegen sollen so pro- verschiedenen Ländern weisen die Autoren nach, ab in den molekularen Maßstab. Ebenso werden Vom Bürostuhl bis zum Rucksack: In seinem Showroom präsentiert FOTO: HERSTELLER(8), FOTOLIA, THINKSTOCK, ARCHIV, BÜRO BRAUNGART Prof. Dr. Michael Braungart einige der 1.300 Produkte, die nach seiner Kreislauf-Idee entstanden sind Evonik-Magazin 2 | 2013
20 F O R S C H U N G F O R S C H U N G 21 Energie- und Wasserverbrauch für die Ökobilanz Ohne Anfang, ohne Ende – berechnet und die sozialen Faktoren analysiert. Zwar dung können dem Kreislauf zu- ben die Materialien im Besitz des Technischer Kreislauf für Gebrauchsprodukte ist die C2C-Zertifizierung gerade für Großunterneh- geführt werden. Im technischen Herstellers und gehen nach einer von der Natur lernen men meist ein langwieriger Weg. Doch am Ende loh- Kreislauf zirkulieren künstlich ge- definierten Nutzungsphase an Produktion nen sich die Maßnahmen: Die Mitarbeitermotivation staltete Industriematerialien end- ihn zurück. Vorteil: Der Herstel- Technischer in den C2C-Unternehmen ist größer, die Kunden- los in einem geschlossenen System. ler kann höherwertige Materia- Nährstoff akzeptanz steigt – und das ist gut fürs Geschäft. In Braungarts Zukunftswirtschaft zu Nährstoffen zersetzt. Biolo- Die gewünschte Form der Wie- lien einsetzen, da er sie zur Wie- Der US-amerikanische Expräsident Dr. Bill Clin- können alle auf der Erde vorhan- gisch abbaubare Produkte werden derverwertung ist das Upcycling, derverwendung zurückerhält. ton, ein erklärter Bewunderer der Autoren, betont im denen Materialströme in zwei Ka- zu Kompost, der wiederum den sprich: Kein wertvolles Material Bei seinem neuen Buch „In- Vorwort des Buches vor allem den pragmatisch-didak- tegorien eingeteilt werden: in Bio- Nährboden für neue natürliche geht verloren, im Gegensatz zum telligente Verschwendung“ (das Produkt tischen Ansatz, den auch Laien problemlos nachvoll- masse und in Industriemasse, die in Rohstoffe bildet. Es müssen nicht bisher praktizierten Downcycling. am 1. Oktober 2013 erschie- ziehen könnten: „Es ermutigt uns, allein durch genau- ihren Kreisläufen entweder biolo- zwangsläufig natürliche Produk- Die Geschlossenheit des Sys- nen ist) geht Braungart mit gu- es Hinschauen Lösungen und Innovationen zu finden, gische oder technische Nährstof- te sein, die diesem Kreislauf der tems ist Grundvoraussetzung tem Beispiel voran: Es ist nicht und diese mutig in die Tat umzusetzen.“ Denn letzt- fe produzieren. Im biologischen Verbrauchsgüter zugeführt wer- für die mögliche Verwendung nur ideell, sondern auch physisch lich geht es Braungart darum, die Voraussetzungen für Kreislauf werden sämtliche Ma- den. Auch intelligent produzierte auch toxischer Stoffe, die bis- ein echtes Upcycling-Produkt. Bei der Herstellung wurde weit- Rücknahme eine „zweite industrielle Revolution“ zu schaffen und terialien von Mikroorganismen Verpackungsmaterialien oder Klei- her für einige Produkte wie Iso- Nutzung deren Umsetzbarkeit in Unternehmen aufzuzeigen. lierfenster nach wie vor uner- gehend auf giftige Farb-, Bleich- Der deutsche Buchtitel lautet: „Intelligente Ver- setzlich sind. Wichtig ist, dass die und Klebstoffe verzichtet. „Jetzt Positive Effekte auf die Umwelt optimieren schwendung. Auf dem Weg in eine neue Überfluss- Produkte im technischen Kreis- ist es das weltweit erste kom- Biologischer Kreislauf für Verbrauchsprodukte gesellschaft“. Für viele umweltbewusst denkende Auswirkung lauf leicht in ihre einzelnen Be- plett kompostierbare Buch“, sagt Menschen ist gerade das ein Widerspruch. Auch der standteile zu demontieren sind, Braungart. Immerhin 18 Jahre Produktion ewige Kreislauf der Natur ist alles andere als sparsam, damit sie recycelt werden kön- Forschung steckten in der Pro- Öko-Effektivität Pflanzen erklärt Braungart in seinem viel zitierten Kirschbaum- + nen. Die Produkte und Materia- duktion. Und anders als bei den Beispiel: Ein Kirschbaum im Frühling kennt kein Spa- lien in diesem Kreislauf werden meisten Druck-Erzeugnissen ren, Vermeiden und Minimieren. Er ist nützlich, indem Gebrauchsgüter genannt, ein könne man es nach der Lektüre 0 Zeit er die Luft und das Wasser reinigt, Lebensraum für Name, der sich vom Konzept ei- bei Nichtgefallen sogar verbren- Produkt 200 Arten schafft, Kohlenstoff in den Boden und in den nes Dienstleistungs- oder Ser- nen, ohne kontaminierte Asche - Baum bringt, also obendrein noch kohlenstoffpositiv viceprodukts ableitet. Die C2C- zu hinterlassen. Wenn man dann QUELLE: EPEA GMBH 2012 QUELLE: EPEA GMBH 2009 Öko-Effizienz ist. Und mit seinen vielen Blüten ist er alles andere als Industrieprodukte werden nicht noch seine Blumen mit der Asche effizient, dafür aber ausgesprochen effektiv. „Effi- mehr gekauft, sondern lediglich düngt, hat man einen perfekten Biologischer Nährstoff Nutzung zienz bedeutet, etwas richtig zu machen, aber auch Inventarisierung Bewertung Optimierung gegen eine Gebühr genutzt. Bei geschlossenen C2C-Nährstoff- wirtschaftlich zu sein und im Zweifel zu sparen und Phase 1 Phase 2 Phase 3 diesem Leasingprinzip verblei- kreis geschaffen. Biologischer Abbau zu vermeiden“, sagt Braungart. „Effektivität heißt zu fragen: ‚Was ist das Richtige‘?“ Mit dem von Braungart entwickelten Zertifizierungs- system können Unternehmen jedes ihrer Produkte auf Schadstoffe untersuchen lassen FOTOS: HERSTELLER(6), FOTOLIA Evonik-Magazin 2 | 2013
22 F O R S C H U N G F O R S C H U N G 23 Das Kreislauf-Gen Das geschickte Nachahmen der Natur bietet zwei- technischen Kreisläufen immer wieder recyceln las- S U M M A RY felsfrei ein riesiges Potenzial. Doch auch das C2C- sen. Mischformen sind dabei nicht erlaubt. Etwa 1.300 • Es gibt keinen Abfall – nur Konzept hat seine Schwachstellen: Denn die physikali- Produkte sind bereits nach dem C2C-Prinzip entstan- Nährstoffe schen Gesetze verbieten ewige verlustfreie Kreisläufe. den – vom recycelbaren Rucksack bis zum komplett • Produkte bleiben in einem Die chemische Industrie ist seit jeher geprägt vom Auf- und Wiederverwerten Zwar ermöglicht die laufende Energiezufuhr der Son- wiederverwertbaren Fernseher. geschlossenen Kreislauf ne das Überleben organischer Kreisläufe, doch für Ihren Ausgangspunkt nahm Braungarts Idee 1986 • Verbrauchsprodukte vermeintlicher Abfälle. Dennoch steckt auch heute noch mehr drin industrielle und technische Prozesse sind die Wir- auf einem Schornstein. Der „Held der Umwelt“ (so werden im biologischen kungsgrade der solaren Energieumwandlung noch nannte ihn das „Time Magazine“ 2007) lehnt sich in Kreislauf kompostiert viel zu gering. Dass Braungart die Energiefrage nicht seinem Bürostuhl aus kompostierbarem Stoff zurück • Gebrauchsproduktewerden ABFÄLLE VERMEIDEN und aus unver- heute schon Deponien für Elektroschrott an, gleichbar und transparent zu machen, damit ausreichend diskutiert, mahnen auch seine Kritiker an. und erzählt eine seiner Lieblingsgeschichten, während vom Hersteller zurückge- meidbaren Abfällen etwas Neues machen – aus denen man hofft, Rohstoffe zu extrahie- man sie in Entscheidungen einbezieht“, sagt Doch Braungart ist überzeugt: „Die Energiefrage er über die Dächer der Hamburger Altstadt blickt. Der nommen, die Inhaltsstoffe so einfach ist letztlich die Idee hinter der Kreis- ren, wenn die Technik dazu reif ist. Dr. Elmar Rother, Leiter der LCM-Gruppe. ist ein Materialproblem“, die Rohstoffe seien ledig- damals 28-jährige Greenpeace-Aktivist Braungart hat- für neue höherwertige laufwirtschaft. Die Realität sieht leider oft sehr Gerade bei den Produkten von Evonik lich am falschen Ort und in den falschen Produkten te mit fünf Mitstreitern einen der Fabrikschlote von Produkte verwendet viel komplizierter aus. Gut, wenn da eine Indus- Bilanz eines Produktlebens lohnt es, den Aufwand und Nutzen für Um- gespeichert. Auf Effizienz getrimmte Prozesse hält Ciba-Geigy in Basel erklommen, um gegen die Ver- trie Erfahrung mit dem Thema hat. Der chemi- Auch die Ursprünge von Evonik gehen auf ein welt und Ressourcen ins Verhältnis zu setzen. er für eine Sackgasse. „Man will klimaneutral leben, seuchung des Rheins zu demonstrieren. „Nach Been- schen Industrie steckt das Re- und Upcycling in Recyclingunternehmen zurück: die „Deut- Beispiel Straßenmarkierungen: Die Grup- aber das bedeutet in letzter Konsequenz doch, dass digung der Aktion ließ uns Ciba-Chef Dr. Alex Krau- den Genen wie kaum einer anderen Branche. sche Gold- und Silber-Scheideanstalt“, die zu- pe um Rother hat ermittelt, dass sogenann- es der Erde besser geht, wenn der Mensch sich ganz er mit heißer Suppe aufpäppeln.“ Was ihn beeindruckt Seit den Anfängen der modernen Che- nächst Münzen wiederverwertete und sich te Kaltplastiken auf Basis von DEGAROUTE abschafft“, so der Chemiker. In der westlichen Welt hat: „Man suchte das Gespräch mit uns. Das hatte es mie Mitte des 19. Jahrhunderts waren es im- später auch auf die Weißblechentzinnung spe- über die Lebensdauer für viel weniger CO2- ist man überzeugt, Umweltschutz bedeutet: Man zer- bisher nicht gegeben.“ Krauer diskutierte nicht nur, er mer wieder auch Abfall- und Nebenproduk- zialisierte. Die Produkte, die Evonik heute Emissionen verantwortlich sind als alterna- stört weniger, fährt also weniger Auto und produziert spendete noch einen hohen Betrag, damit der Wissen- te, für die Chemiker Verwendungen und herstellt, sind komplexer und werden in im- tive Markierungssysteme. Der Hauptgrund: weniger Müll. Damit zerstört man aber nur weniger. schaftler Umweltforschung betreiben konnte. Veredelungen entdeckten. Aus Kohle wur- mer geringeren Dosen für immer komplexere Sie halten viel länger. Drei unabhängige Gut- Braungart und McDonough wollen dem Globus Heute sind viele Unternehmen nach Braungarts den Koks und Leuchtgas gewonnen, aus dem Anwendungen eingesetzt – vom Kleber, der achter bestätigen den Befund. Ähnliches gilt einen ganz anderen Rhythmus beibringen, indem Meinung schon auf dem Weg. „Etwa 40 Prozent der Kohlenteer das Phenol, mit dem Kunststoffe, Handys zusammenhält, über Lacke, die Flug- für Silica-Silan-Systeme für sparsame Auto- sie bis ins Detail durchdachte Materialkreisläufe und Evonik-Produkte sind bereits C2C-tauglich“, so der Aspirin und Dämmmaterial entstanden. Das zeuge besonders windschnittig machen bis reifen und Aminosäuren für effiziente Tier- sinnvolle Designlösungen für die unterschiedlichs- Chemiker. Die chemische Industrie passt durch ihre Aceton, das bei der Phenolherstellung anfiel, zum Glasfaserkabel, das Daten um den Glo- ernährung. Entsprechend offensiv setzt ten Produkte und ihre Herstellungsprozesse kreie- Herstellungsprozesse, die vielfach im Verbundsystem wurde erst als Kraftstoffzusatz verbrannt, bis bus transportiert. Da fällt das Rückgewinnen Evonik mittlerweile Ökobilanzen als Marke- ren: Diese müssen so gestaltet werden, dass sie ent- laufen, sehr gut in das C2C-Konzept von Braungart: man daraus ein hochwertigeres Lösungsmit- schwer. Trotzdem geht der Essener Konzern ting-Argument ein: „Vielfach sind es unsere weder aus vollständig kompostierbaren Materialien Stoff- und Energieströme können optimal ineinan- tel für Epoxidharze entwickelte. Folgepro- das Thema seit einigen Jahren offensiv an. Kunden, die diese Daten heute einfach ver- bestehen – und damit in biologischen Kreisläufen flie- dergreifen und Synergien genutzt werden. Und auch dukte davon sorgen heute etwa dafür, dass In der Gruppe Life Cycle Management langen“, sagt Guido Vornholt, der Geograf ßen können. Dabei ist es wichtig, dass keine Produkte das oft schwierige Upscaling von Prozessen, also das leichte Verbundmaterialien im Auto auf dem (LCM) arbeiten Experten unterschiedlicher und IT-Experte in der LCM-Gruppe. „Gera- mehr auf den Markt kommen, die sich in Lebewesen Übertragen vom Labor- in den großtechnischen Maß- Vormarsch sind. Die Ketten vom Abfall- zum Fachgebiete daran, die ganze Lebensdau- de die Automobilindustrie geht hier große anreichern, hormonell wirksam sind oder sich in bio- stab, managt die Chemieindustrie erfolgreich und seit Premiumprodukt sind lang und zahlreich. er der Konzernprodukte zu bewerten. „Es Schritte voran.“ logischen Systemen nicht abbauen. Oder die Produk- vielen Jahrzehnten – und ist damit ein wichtiger Part- Gerade Verbundproduktionen, wie die geht vor allem darum, Daten und Fakten ver- Für effektives Recycling lohnt es, gleich te bestehen aus „inerten“ Verbindungen, die sich in ner für die „nächste industrielle Revolution“. Evonik Industries AG sie betreibt, beruhen auf von Anfang an aufs richtige Material zu set- dem Prinzip: Unternehmen schließen sich da zen. „PLEXIGLAS zum Beispiel lässt sich als Langlebige Produkte schonen Ressourcen: Für zusammen, wo ihre Rohstoffe und Produk- einer der wenigen Kunststoffe relativ einfach Nur Nährstoffe, kein Straßenmarkierungen hat Evonik Industries tionsmedien zu haben sind. Das sind nicht diesen Nutzen fürs Klima ausführlich bewiesen depolymerisieren und wiederverwenden“, selten Produkte und Nebenprodukte anderer erklärt Vornholt. „Wenn es in der Autoindus- Abfall – das Prinzip Unternehmen – gerne auch deren Abwärme. „Die Chemie ist sehr gut darin, ihre Neben- trie als Seitenverscheibung eingesetzt wird, spart das nicht nur Gewicht, es lässt sich auch der Natur übernehmen und Abfallprodukte gering zu halten oder sie weiterzuverwerten. Das gebietet schon die bestens wiederverwerten.“ Gut 70 Prozent der Produktmengen im Konzern haben Ro- Kosteneffizienz“, sagt Prof. Dr. Klaus Küm- ther, Vornholt und ihre Kollegen bereits eva- merer, Direktor des Instituts für nachhalti- luiert. „Wir tragen dieses Denken verstärkt ge Chemie und stoffliche Ressourcen an der ins Unternehmen“, sagt Rother. Leuphana Universität Lüneburg. „Problema- „Langfristig muss es einen echten Sinnes- tisch wird es oftmals erst, wenn die Produkte wandel im produzierenden Gewerbe geben“, das Werksgelände verlassen.“ Dann werden fordert Kümmerer. „Weg vom reinen Produzie- die einst so reinen Materialien in immer kom- ren, hin zum Anbieten von Effekten.“ Ein Her- plexeren Produkten vermischt. „Das ist die steller von Desinfektionsmitteln sei bislang be- FOTO: KARSTEN BOOTMANN Zusammen mit einem Kehrseite des Effizienzgewinns“, sagt Küm- müht, möglichst viel davon zu verkaufen. „Dabei deutschen Bekleidungs- merer. „Wenn ich von einem Stoff nur noch ist doch sein eigentliches Produkt ‚Keimfreiheit‘. FOTOS: HERSTELLER(2), FOTOLIA hersteller kreierte ganz wenig brauche, wie zum Beispiel Edel- Ließe sich der Hersteller für das Keimmanage- Michael Braungart ein metalle in einem Handy, dann lassen sich die- ment statt für Kanister mit Desinfektionslösung kompostierbares T-Shirt se Rohstoffe umso schwerer wieder zurück- bezahlen, wäre er selbst erpicht, so wenig wie gewinnen.“ Das rohstoffarme Japan lege möglich davon einzusetzen.“ Evonik-Magazin 2 | 2013 Evonik-Magazin 2 | 2013
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