Den Bedarf erkennen ZWISCHEN NORD- UND OSTSEE - IHK Schleswig-Holstein
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
06/2019 · Juni Ausgabe Lübeck · 4801 ZWISCHEN NORD- UND OSTSEE Den Bedarf erkennen � Titelthema: Jobmotor Gesundheitsbranche � Wirtschaft im Gespräch: Michael Svane, Dansk Industri � Standort Schleswig-Holstein: Deutsche Werften kooperieren
Mein Standpunkt �� Die medizinische Versorgung neu denken D ie Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum stellt eine der größten gesellschaftlichen Herausforderungen der kommenden Jahre dar. Die Technik, die Art der Kommunikation, die Aufgabenverteilung der Gesundheits- dienstleister und die Zusammenarbeit mit den Kommunen zur Sicherstellung der Daseinsvorsorge – es wird erhebliche Veränderungen geben. Dabei sollten wir beachten: Diese Ver- sorgung setzt sich aus mehreren Bestandteilen wie Präventi- on, Haus- und Fachärzten, Rettungsdienst, Apotheken und Krankenhäusern zusammen. Hier diskutieren wir am häu- figsten den Haus- und Fachärztemangel und die Problema- tik, dass sich die Erwartungen an das Berufsbild Arzt bei den angehenden Medizinern grundlegend gewandelt haben. Die wenigsten können sich noch vorstellen, der starken sozialen und moralischen Verpflichtung der 24-Stunden-Bereitschaft nachzukommen. Aber auch die Bereitschaft, unternehmeri- sches Risiko zu tragen, ist nicht bei jedem ausgeprägt. Zeitgleich stehen wir vor dem Wandel von einer analog agierenden Gesellschaft zu einer digitalen Lebensgestaltung. Dabei sollen und wollen wir alte und neue Probleme möglichst mit den Lösungen der digitalen Welt beantworten. Der Ruf Foto: Stiftung Münch nach einer elektronischen Gesundheit wird laut. In der Prä- vention soll es die Lauf-App sein, für den Hausarzt die On- line-Sprechstunde mit dem Tablet. Die Klinik bekommt für eine schnelle und zuverlässige Diagnose den auf künstlicher Intelligenz (KI) basierenden Assistenten. Ist dies die richtige Antwort? Ja. Zumindest zum Großteil. Denn die Medizin ist Marc Pickardt, erster Vorsitzender der Gesundheitsregion Nord e. V. ein Teil des Wandels, in dem wir uns befinden. Er bedeutet auch, liebgewonnene Strukturen oder Angewohnheiten – wie sen: Wollen wir in der Medizin unsere Daten für die KI nutz- den rund um die Uhr praktizierenden Landarzt – aufzugeben. bar machen und die Anwendung selbst gestalten oder wollen Ebenso gilt es zu hinterfragen, ob bisher gültige Regeln wir weiter zuschauen und das anwenden, was anderswo ent- den neuen technologischen Möglichkeiten angepasst wer- wickelt wurde? Manchmal muss man Hürden überspringen. den können oder müssen. Warum muss ich persönlich bei Hier ist die Politik gefragt. meinem Arzt für ein Wiederholungsrezept vorsprechen und Die Gesundheitsregion Nord e. V. will mit ihren Aktivitä- unter Umständen auch viele Kilometer fahren? Nur weil ten dafür einstehen. Wir sehen einen klaren Fokus auf dem vielleicht im Design ein „Ferneinlesen“ der elektronischen Bürger, Nutzer und Patienten. Wir wollen Leistungserbringer Gesundheitskarte übersehen wurde? Wir alle müssen uns und Industrie mit den Kreisen, Städten und Gemeinden und fragen, was der gewünschte oder erhoffte Gedanke aus dem den Anforderungen der Bürger vernetzen und durch prakti- Produkt E-Health sein soll. Wichtig ist, dass wir in Zeiten des sche Anwendung die Versorgung im ländlichen Raum ver- Wandels unsere Werte behalten, jedoch nicht jedes Problem bessern. �� durch eine alte Lösung nur digital „aufhübschen“. Fatal ist aber, wenn unsere Werte uns am Wandel hindern. Auf vielen Was ist Ihre Meinung? Veranstaltungen wird erklärt, dass uns die USA, China oder Schreiben Sie der Redaktion: Israel in der KI überholen und die Anwendung mit unseren redaktion@ihk-sh.de Werten kollidiert. Hier werden wir uns die Frage stellen müs- 06/19 1
�� Wirtschaft im Bild Zu Wasser und in der Luft � Die Flensburger Förde auf besondere Art erleben: Das Unternehmen Fly & Sail bietet neben Wassersportaktivitäten wie Segeln, Surfen oder Wasserski auch den Verleih von Booten an. Ob klassischer Segler, Jolle oder Motorboot – für jeden Geschmack ist etwas da- bei. Wer hoch hinauswill, kann am Wochenende die Förde im Wasserflugzeug entdecken – inklu- sive Start und Landung im frischen Nass. Diejeni- gen, die selbst Pilot werden wollen, können beim Partnerunternehmen Baltic Seaplane wochen- tags Flugstunden nehmen. Foto: Fly & Sail/Malte Momme Schmidt 2 06/19
Themen der Wirtschaft �� ZWISCHEN NORD- UND OSTSEE Editorial 1 Wirtschaft im Bild 2 �6 Neues im Norden Zitat des Monats 4 Köpfe der Wirtschaft 5 Titelthema – Jobmotor Gesundheitsbranche Geschäftsmodelle im Gesundheitsmarkt: den Bedarf erkennen 6 Robotik im Gesundheitswesen: Emma und da Vinci 8 Fachkräftemangel: Claudia Meixner im Interview 9 Gesunder Lebensstil: mehr Energie, weniger Stress 10 Foto: bvmed.de Nordseeheilbad Wyk auf Föhr: Qualität zahlt sich aus 12 Medizinprodukte: Patientenversorgung in Gefahr 14 Wirtschaft im Gespräch Michael Svane, Dansk Industri und Fehmarnbelt Business Council 16 Jobmotor Gesundheitsbranche Unternehmen und Märkte Titelthema In einer der größten Branchen der schleswig-holsteinischen Wöhlk Contactlinsen GmbH: Hightech am Auge 18 Wirtschaft gibt es große Dynamik, Wachstumspotenziale und zahlreiche Labstuff.eu: Riecher für Labortechnik 19 Nischen. Drei Unternehmen aus Schleswig-Holstein zeigen, wie sie mit Daja Chocolate: süße Verführung 20 ihren Geschäftsmodellen im Gesundheitsmarkt erfolgreich sind. Lesen Sie Aus dem IHK-Bezirk außerdem im Titelthema, wie Robotik das Gesundheitswesen verändert, Regionalteile Flensburg, Kiel und Lübeck 21 was Kliniken gegen Fachkräftemangel tun und welche Probleme die neue Medizinprodukteverordnung aufwirft. IHK Schleswig-Holstein IHK-Konjunkturbericht: moderates Wachstum 37 �� Standort Schleswig-Holstein Michael Svane, Marine-Projekt: Deutsche Werften kooperieren 38 Dansk Industri �� Impulse und Finanzen Wirtschaft im Gespräch Michael Sparkassen-Tourismusbarometer: Svane ist Direktor des Industrie Mobilität und Tagesgäste im Fokus 40 verbands Dansk Industri und stell Programm „Urlaub +“: fit im Binnenland 41 vertretender Vorsitzender des �� Zukunft mit Bildung Fehmarnbelt Business Council. Die Kaufleute im E-Commerce: Wirtschaft sprach mit ihm über die Foto: Christian Stelling Mandanten und Marktplätze managen 42 Kooperation zwischen Dänemark und Deutschland, die Vorbildfunkti- �� Technik und Trends Fachkräfte für die Energiewende: Studie zeigt Engpass 44 Studie des Maritimen Clusters: Chancen additiver Fertigung 45 � 16 on der Öresund-Querung und erste Ergebnisse des Fehmarnbelt Integra- tion Index. �� Globale Märkte Abkommen mit Singapur: keine Zölle auf EU-Waren mehr 46 Deutsche Werften �� Recht und Steuern Arbeitsrecht: Urlaubsanspruch in Elternzeit Veranstaltungen der IHK 47 52 kooperieren Standort Schleswig-Holstein Der � 38 Überwasserschiffbau für Marine Die IHK gratuliert 53 schiffe hat eine besondere Bedeutung. Treffpunkt Wirtschaft Ihn als Schlüsseltechnologie zu de- Foto: grafikfoto.de/M. Staudt mit Rätsel der Wirtschaft 54 klarieren, kann helfen, dass wichtiges Know-how im Land bleibt. Dies wird Hart am Wind voraussichtlichimHerbstvomKabinett Buchhandel Petersen, Kolumne 56 in Berlin beschlossen – doch zu spät für das Mehrzweckkampfschiff 180, Verlagsspecial: Fuhrpark und Mobilität 48 dessen Ausschreibungsverfahren ge- Titelbild: iStock.com/Peopleimages rade läuft. 06/19 3
�� Neues im Norden Das Team der Schülerfirma Meehr vom Helene-Lange- Gymnasium Rendsburg Schleswig-Holsteins Wirt- schaftsminister Dr. Bernd Buch- holz übergab die Preise. „Die Geschäftsideen der Schüler zei- gen, welches kreative und inno- vative Potenzial an den Schulen vorhanden ist und dass es enga- gierte junge Menschen gibt, die diese Ideen in die Tat umsetzen wollen“, so der Minister. Junior-Landeswettbewerb 2019 Um Hürden auf dem Weg in die Selbstständigkeit abzubauen, brauche man nicht nur gute Rendsburger Schülerfirma gewinnt Rahmenbedingungen für Gründungen, sondern müsse auch erfor- derliches Wissen vermitteln, ergänzte Erk Westermann-Lammers, Die Schülerfirma Meehr vom Helene-Lange-Gymnasium Vorstandsvorsitzender der Investitionsbank Schleswig-Holstein, Rendsburg hat Ende April den Junior-Landeswettbewerb in die den Wettbewerb im Land koordiniert. „Der Junior-Wettbe- Schleswig-Holstein gewonnen. Mit ihrer Geschäftsidee, Brot- und werb leistet dazu einen absolut wichtigen und wertvollen Beitrag.“ Obstbeutel aus recycelten Materialien und Fischernetzen herzu- Weitere Unterstützer sind die Studien- und Fördergesellschaft stellen, sowie einer souveränen Präsentation überzeugte sie die der Schleswig-Holsteinischen Wirtschaft e. V. sowie der Sparkas- Jury. Über Platz zwei freute sich das Unternehmen Hängerz vom sen- und Giroverband für Schleswig-Holstein. Gymnasium Kaltenkirchen mit der Geschäftsidee, Schlüsselbretter Das Unternehmen Meehr setzte sich gegen neun Finalisten aus alten Brettern und Schlüsseln zu produzieren. Bronze gab es durch und ist damit für die Teilnahme am Bundeswettbewerb für das Unternehmen Reclock von der Johannes-Brahms-Schule vom 12. bis 14. Juni 2019 in Berlin qualifiziert. Seit 1994 gründen Foto: IW Junior Pinneberg mit der Idee, Uhren aus recycelten gebrauchten Fest- mit Junior jährlich bis zu 10.000 Jugendliche ihre eigene Schüler- platten herzustellen. firma. red �� Arbeitsmarkt Schleswig-Holstein Jugend profitiert vom Frühjahrsaufschwung N ach Daten der Bundesagentur im April gegenüber dem Vormonat um Weiterbildung Mit Blick auf die Di- für Arbeit sank die Zahl der Ar- 4,3 Prozent und im Vergleich zum Vor- gitalisierung der Arbeitswelt appellierte beitslosen in Schleswig-Holstein jahresmonat um 10,1 Prozent auf 78.658 Buchholz an die Fachkräfte von morgen: Personen. Die Arbeitslosenquote liegt „Eine solide Schul- und Berufsausbil- bei fünf Prozent. dung sowie lebenslanges Lernen sind ge- Vom Frühjahrsaufschwung auf dem rade im digitalen Zeitalter immer noch Zitat des Monats schleswig-holsteinischen Arbeitsmarkt der beste Schutz vor Arbeitslosigkeit.“ profitieren nach Ansicht von Arbeits- Der digitale Wandel schreite rasant vo- minister Dr. Bernd Buchholz aktuell ran. „Dies sollte von Arbeitnehmern „Seinen Ingenieursvorsprung – auf insbesondere junge Menschen: So sei und Arbeitgebern dringend als Anreiz dem die Exportweltmeisterschaft im April in der Gruppe der arbeitslo- für Investitionen in Fort- und Weiterbil- und damit der Wohlstand beruht – sen 15- bis unter 25-Jährigen gegenüber dung verstanden werden.“ Der Minister kann sich Deutschland ans Faxgerät dem Vorjahresmonat ein Rückgang um erinnerte daran, dass das Land neben 9,6 Prozent auf 7.642 Arbeitslose zu anderen Förderungen unter anderem schmieren, wenn der nächste Tech- verzeichnen. „Und nach dem Beschäfti- den Weiterbildungsbonus Schleswig- nologiesprung so sehr misslingt, wie gungsausblick der OECD haben sich in Holstein anbiete. red �� er gerade politisch vorbereitet wird.“ Deutschland die Arbeitsmarktchancen junger Menschen insgesamt deutlich Der Blogger und Autor Sascha Lobo über die verbessert“, sagte der Minister Ende Ap- Mehr unter 5G-Versteigerungen in seiner Kolumne auf ril in Kiel zu den aktuellen Zahlen der www.statistik.arbeitsagentur.de Spiegel Online am 24. April 2019 Bundesagentur für Arbeit. 4 06/19
Neues im Norden �� Unsicherheit hat Köpfe der Wirtschaft Wirtschaft belastet Professorin Dr. Moreen Heine hat seit Anfang April die Brexit-Umfrage Die mit dem Brexit-Prozess einhergehende neu geschaffene Professur für Unsicherheit hat die norddeutschen Unternehmen mit E-Government und Open Data Geschäftsbeziehungen in das Vereinigte Königreich belastet. Ecosystems am Institut für Mul- Befunde zum Einfluss des Brexit-Konflikts auf die norddeutsche timediale und Interaktive Syste- Wirtschaft wurden im April von der IHK Nord veröffentlicht. me (IMIS) der Universität zu Lü- beck inne. Die 37-Jährige erforscht die Bedeu- tung und die Möglichkeiten der Digitalisierung in öffentlichen Verwaltungen. Heine studierte Informatik und Politikwissenschaften. 2010 pro- movierte sie in Wirtschaftsinformatik, 2015 wur- de sie Juniorprofessorin für Digital Government an der Universität Potsdam. Neuer Direktor des Holi- day Inn Lübeck ist Christian Schmidt. Vor gut drei Monaten tauschte er den Rhein gegen Fotos: Claudia Hummel, privat die Trave. Der ehemalige Di- rektor des Holiday Inn Düssel- dorf-Hafen nahm nach fast 13 Foto: iStock.com/narvikk Jahren im Rheinland Kurs auf die Küste, um in Lübeck die Hotel- und Restaurantszene mit neu- en Ideen und Konzepten zu bereichern. �� Waterkant Festival in Kiel D ie Sorge vor einer Verschlech- tätigkeit jedoch nur schwer einschätzen terung der Geschäfte ist groß: 55 Prozent der befragten nord- kann. Allerdings haben die vorbereiten- den Maßnahmen der Unternehmen auf Zukunft zum Anfassen deutschen Betriebe erwarten 2019 ne- die unterschiedlichen Brexit-Szenarien Am 13. und 14. Juni wird das internatio- gative Effekte auf ihre Geschäftstätig- in vielen Betrieben Ressourcen gebun- nale Waterkant Festival in Kiel erneut zum keit mit dem Vereinigten Königreich. den. Schaufenster für Innovationen im Norden. Mit Der Anteil der Zuversichtlichen liegt Die IHK Nord, der Zusammenschluss 100 Vorträgen und Workshops, 70 Start-ups, lediglich bei knapp fünf Prozent. Rund von zwölf norddeutschen Industrie- und 50 Unternehmen und viel Technologie gibt es 15 Prozent der im Vereinigten König- Handelskammern, fordert bei weiter- hier Zukunft zum Anfassen. Das Festival startet reich aktiven Firmen planen bereits eine hin bestehenden Unsicherheiten über am 13. Juni um 18 Uhr mit Vorträgen und Musik, Verlagerung ihrer Investitionen auf an- den Ausgang der Verhandlungen, Über- am 14. Juni geht es mit Vorträgen, Workshops dere Märkte. gangsfristen mit Augenmaß zu vereinba- und Ausstellungen weiter. Mit Themen wie Dies sind die Ergebnisse einer Son- ren, um negative Auswirkungen auf die Programmierenlernen, Mobilität, Neue Arbeit/ derauswertung der bundesweiten IHK- norddeutsche Wirtschaft so gering wie New Work, Robotics und Künstliche Intelligenz, Unternehmensumfrage „Going Inter- möglich zu halten. Die im Vereinigten Play, Zero Waste und vielem mehr werden die national“ aus dem Februar 2019. Dazu Königreich aktiven norddeutschen Un- rund 1.000 Besucher fit für die Zukunft ge- wurden die Umfrageergebnisse von 213 ternehmen brauchen für ihre Investitio- macht. Aufgeteilt in Bereiche wie Digitalisierung, norddeutschen Unternehmen ausge- nen und Geschäftsaktivitäten langfristige Zukunftstechnologien, Unternehmenskultur wertet, die mit dem Vereinigten König- Rechtssicherheit und möglichst wenig und gesellschaftliche Umbrüche ist das Festival reich geschäftlich in Verbindung stehen. neue Bürokratie. Die norddeutschen In- erstmals als Weiterbildungsveranstaltung an- dustrie- und Handelskammern stehen erkannt. Beschäftigte in Unternehmen können Beratung durch IHK Aufgrund der un- ihren Unternehmen weiterhin mit viel- diese Fortbildung wahrnehmen, ohne Urlaub terschiedlichen Brexit-Optionen über- fältigen Beratungs- und Veranstaltungs- nehmen zu müssen. red �� rascht es nicht, dass sich die Mehrzahl angeboten zum Brexit zur Seite. red �� der befragten Unternehmen zwar auf Mehr unter das Worst-Case-Szenario eines harten Sonderauswertung der IHK Nord www.waterkant.sh Brexits vorbereitet hat, die konkreten www.ihk-nord.de/brexit Auswirkungen auf die Unternehmens 06/19 5
�� Titelthema Jobmotor Gesundheitsbranche Fotos: Krämer, Dampsoft, unizell/Ngoc-Tue Fechner Sanitätshaus Krämer: Lebensqualität erhalten und verbessern Den Bedarf erkennen Geschäftsmodelle im Gesundheitsmarkt In einer der größten Branchen der schleswig-holsteinischen Wirtschaft gibt es große Dynamik, Wachstumspotenziale und zahlreiche Nischen. Wer sich hier etablieren kann, hat sich häufig spezialisiert und verfolgt ein besonders innovatives Konzept. Drei Unternehmen aus Schleswig-Holstein zeigen, wie sie mit ihren Geschäftsmodellen im Gesundheitsmarkt erfolgreich sind. D ie Gesundheitswirtschaft in Schleswig-Holstein ist ein tungen. Die Geschäftsidee der unizell Medicare GmbH war zuverlässiger Wirtschaftsmotor. In Zeiten des Fach- geboren: als Rundumversorger der Pflege. kräftemangels hat die Branche aber auch mit Hinder- „Wir versorgen Alten- und Pflegeeinrichtungen mit fast al- nissen zu kämpfen. Nicht wenige Unternehmen bewegen sich lem. Wir tragen dazu bei, dass sich das Pflegepersonal um die in Nischenmärkten, in denen sie miteinander um die raren wichtigen Dinge kümmern kann“, sagt Geschäftsführerin Ste- Spezialisten konkurrieren. Mitarbeiterbindung wird zu einem fanie Kunz. Zweites Standbein ist die ambulante Versorgung entscheidenden Faktor. Auch die ländlich geprägten Räume von bundesweit 40.000 Menschen. Das Unternehmen ist nicht Schleswig-Holsteins erweisen sich dabei als He- nur Vertragspartner aller Krankenkassen mit rausforderung, denn der Erfolg der Fachkräftesi- Abrechnungszentrum, sondern besitzt auch ein cherung hängt nicht zuletzt vom Umfeld ab. Viele leistungsfähiges Versandzentrum in Kiel. Gleich- Unternehmen der Gesundheitsbranche haben be- zeitig bleiben die Konditionen umkämpft und reits erkannt, dass sie nur im Wettbewerb beste- die Logistik ein wachsender Kostenfaktor. hen können, wenn sie den digitalen Wandel kon- Heute gehören rund 800 Senioren und Pflege- sequent angehen. Mehr denn je geht es darum, einrichtungen zur Kundschaft, 700 Pflegedienste Bedürfnisse zu erkennen und flexibel zu agieren, und 1.400 Handelskunden – darunter Apothe- um unternehmerisch erfolgreich zu sein. unizell-Chefin ken, Sanitätshäuser und Pharmagroßhändler. Stefanie Kunz Am Jahresanfang hat das Unternehmen ein Call- Rundumversorger In der Anfangszeit tingelte center für Auftragsmanagement gegründet und der Gründer als Zellstoffhändler vom Bäcker zur Tankstelle, bietet die Dienstleistungen auch Externen an. um Toilettenpapier und Küchentücher zu verkaufen. Dann Mit dem Umzug 2015 nach Bad Schwartau hat unizell erkannte er den Bedarf an ebendieser Ware in Pflegeeinrich- ideale Bedingungen geschaffen, um weiter zu wachsen. Dass 6 06/19
Titelthema Jobmotor Gesundheitsbranche �� die eigene Belegschaft großen Anteil daran hat, weiß auch die Geschäftsführung und würdigt es: Ein Fitnessstudio, Relax- Zahlen + Fakten lounge und Massagen halten Motivation und Identifikation der 140 Mitarbeiter hoch. Die gute Ausbildung wurde 2017 mit dem Ausbildungsaward der IHK zu Lübeck belohnt. „Wir Gesundheitsbranche in Schleswig-Holstein bleiben fleißig und kooperativ“, sagt Kunz. Die Gesundheitswirtschaft ist eine heterogene Branche mit einer Digitale Zahnarztpraxis „Wir sind in einem Verdrängungs- ausgeprägten Innovationsstärke und Beschäftigungsintensität. Zu ihr markt unterwegs“, betont Paul Sobottka, Leiter des Produkt- zählen nicht nur Krankenhäuser, Apotheken und Pflegeeinrichtungen, marketings der Dampsoft GmbH. „Aber für uns stellt das sondern auch produzierende Pharma-, Biotech- und Medizintechnik- weniger ein Problem dar. Wir sind einer der größeren Player unternehmen sowie der Handel und Vertrieb der dort hergestellten in unserem Nischenmarkt. Und wir wollen noch weiter wach- Güter. Durch den demografischen Wandel wird die Nachfrage nach sen.“ Dampsoft stellt Software für Zahnärzte her. Spezialisiert Gesundheitsdienstleistungen und -gütern weiter steigen. hat sich das Familienunternehmen auf das Abrechnungsma- Die Gesundheitswirtschaft ist eine der größten und wichtigsten nagement, aber auch im Praxismanagement finden Dampsofts Branchen der Wirtschaft Schleswig-Holsteins. Sie hat Ausstrahleffek- Produkte Anwendung. te in andere Branchen und liegt mit einem Wertschöpfungsanteil von Treiber für das Wachstum des Unternehmens aus Damp 15 Prozent an der Gesamtwirtschaft im bundesweiten Vergleich auf im Kreis Rendsburg-Eckernförde ist die Digitalisierung. In Platz eins. Überdies ist sie mit 253.000 Beschäftigten der größte Arbeit- Zahnarztpraxen wird stark auf die Vernetzung von Geräten geber im Land. Davon arbeiten rund 63 Prozent in stationären und nicht und Datenbanken gesetzt. Ideal für die Softwarelösungen, die stationären Versorgungseinrichtungen, 13 Prozent in der Gesundheits- Dampsoft anbietet. Bundes- industrie. Mit einem Anteil von 18,4 Prozent an der Gesamtwirtschaft weit wird in jeder vierten arbeitet jeder Fünfte in der Gesundheitsbranche. Bundesweit sind es Zahnarztpraxis ein Produkt 14,2 Prozent. des Unternehmens einge- In der medizinischen Versorgung werden fast 59 Prozent der Wert- setzt. In Schleswig-Holstein schöpfung der schleswig-holsteinischen Gesundheitswirtschaft er- und Hamburg ist dieser An- bracht, in der Gesundheitsindustrie 19 Prozent. teil noch größer: Beinahe Medizintechnik- und Pharmaunternehmen tragen überdurchschnitt- jede zweite Zahnarztpraxis lich stark zu Beschäftigung und Umsatz im verarbeitenden Gewerbe organisiert sich mit Pro- Schleswig-Holsteins bei. 2013 erwirtschafteten sie zusammen einen grammen aus dem kleinen Umsatz von vier Milliarden Euro, über die Hälfte davon im Ausland. �� Ort an der Ostsee. Knapp 300 Mitarbeiter Quelle: Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (Hg.): zählt das 1986 gegründete Gesundheitswirtschaft – Fakten & Zahlen. Länderergebnisse der Unternehmen, die sich auf Gesundheitswirtschaftlichen Gesamtrechnung; Berlin 2018, Seite 48 f. acht Entwicklungsstandorte über Deutschland verteilen. Aber nicht nur Program- mierer finden bei Dampsoft Arbeit. Im Kundenservice Auch in Zukunft will das Unternehmen weiter wachsen. sind beinahe ausschließlich „Wir arbeiten in einer Zukunftsbranche“, betont Orthopädie- zahnmedizinische Fachan- techniker-Meister Sönke Krämer. „Die Menschen werden im- gestellte beschäftigt, die mer älter und benötigen orthopädische Hilfsmittel, um mobil Dampsoft: Eingang des die Bedürfnisse von Zahn- zu bleiben und am Alltag teilzunehmen. Die schnelle Kran- Firmensitzes in Damp arztpraxen aus erster Hand kenhausentlassung und die Pflege zu Hause spielen eine im- kennen. mer größere Rolle. Technische Hilfen, Orthesen und Prothe- sen unterstützen die Heilung.“ Auch Herausforderungen wie Mehr Lebensqualität Bei den Schlagworten Digitalisierung, dem Fachkräftemangel stellt sich das Sanitätshaus. „Wir bilden Hightech und moderne, ergonomische Arbeitsplätze denkt in den Bereichen Orthopädietechnik, Orthopädieschuhtech- man nicht als Erstes an ein Sanitätshaus. Dass der altmodisch nik, Büromanagement, Sanitätsfachhandel und Lagerlogistik klingende Name aber genau dafür stehen kann, zeigt Familie aus. So sorgen wir selbst für Nachwuchs.“ �� Krämer. Seit der Gründung in Husum vor mehr als 70 Jahren durch den Großvater der beiden aktuellen Geschäftsführer Autoren: Karsten von Borstel, Kathrin Ivens, Sönke und Owe Krämer ist viel passiert. Heute arbeiten rund Sebastian Winslow 100 Mitarbeiter an zwölf Standorten. Immer im Blick: ihre IHK-Redaktion Schleswig-Holstein Kunden. Deren Lebensqualität zu verbessern, ist das erklärte redaktion@ihk-sh.de Ziel. Darauf ausgerichtet ist nicht nur die Produktberatung. Das Unternehmen geht einen Schritt weiter und unterstützt Mehr unter seine Kunden bereits, wenn diese noch im Krankenhaus sind. www.unizell.de Anträge und Koordination laufen über das Sanitätshaus, und www.dampsoft.de die Patienten haben direkt bei der Entlassung ihre benötigten www.gesundimnorden.de Hilfsmittel. 06/19 7
�� Titelthema Jobmotor Gesundheitsbranche Emma und da Vinci Das Besondere: Emma ist ein Robo- ter, entwickelt und programmiert von Hannes Eilers, Laboringenieur für Ro- botik an der Fachhochschule Kiel. „Wir Robotik im Gesundheitswesen Leonardo da Vinci starb vor 500 Jahren, haben von dem Roboter der Fachhoch- er steht für kühnes Denken und wahre Innovation. Am Universitätsklinikum schule gelesen und überlegt, wie wir das Schleswig-Holstein verbindet sich damit der Einsatz der roboter- für uns nutzen können“, sagt Benjamin Seidel vom Diakonischen Werk Alt- assistierten Chirurgie: Das „Da-Vinci-System“ gehört zu den am weitesten holstein GmbH. Er betreut das Projekt. entwickelten Verfahren. Und wie Roboter die Lebensqualität in der Pflege „Wir sind als Diakonie auf dem Feld der steigern, hat die Diakonie Altholstein erfolgreich erprobt. Digitalisierung sehr aktiv, haben Berei- che wie die Datenerfassung oder Doku- mentation bereits umgestellt.“ D as Uniklinikum (UKSH) verfügt Als Hauptvorteile für die Patienten gel- Im Zusammenhang mit der Betreu- über vier Da-Vinci-Operations- ten ein kürzerer Krankenhausaufenthalt, ung von Menschen galt es, ethische systeme – drei am Campus Kiel, eine schnellere Erholung, eine bessere Fragen zu diskutieren. Ein wichtiger eines in Lübeck –, von denen eines eine Blutstillung während der OP, weniger Punkt ist, dass Emma „lernt“, was die Dualkonsole hat. Daran können Chir- Schmerzen, kleinere Narben. Als Forum Endnutzer, also die älteren Menschen urgen gemeinsam operieren oder trai- für den fachlichen Austausch nahm 2015 und die Pflegekräfte, sich im Alltag nieren. Bei der OP sitzen die Operie- am UKSH das Kurt-Semm-Zentrum für wünschen. Ihre Programmierung wird renden an einer Steuerkonsole. Von hier laparoskopische und roboterassistierte laufend aktualisiert. Die anfängliche aus steuern sie die Instrumente, die sich Chirurgie seine Arbeit auf. Der Dialog Skepsis der Mitarbeiter ist dem Stolz an Roboterarmen befinden und über der Medizinerinnen und Mediziner lie- gewichen, Teil eines sinnvollen Fort- Fotos: UKSH, Diakonie Altholstein Bild links: Professor Dr. Thomas Becker vom UKSH an der Da-Vinci-Steuerkonsole; rechts: Roboter Emma in der WG für Demenzkranke kleinste Schnitte in den Körper einge- fert zudem wertvolle Erkenntnisse für schritts zu sein. Denn den Menschen bracht wurden. Das Operationsgebiet Aus- und Weiterbildung. wird und kann Emma nie ersetzen, aber ist zehnfach vergrößert über ein drei- sie kann unterstützend wirken. Und dimensionales HD-Videobild zu sehen. Ethische Fragen Vom Brückenschlag die Bewohner? Sie haben Emma einen Zusätzlich gibt es einen zwei- und einen zwischen Forschung und Praxis pro- Schal gestrickt. �� vierfachen digitalen Zoom. fitieren auch die Bewohnerinnen und Die Handbewegungen der Operieren- Bewohner der Demenz-Wohngemein- Autorin: Astrid Jabs den werden „übersetzt“ und können auf schaft und Tagespflege der Diakonie Freie Journalistin kleinstem Raum ausgeführt werden – in Altholstein im Gustav-Schatz-Hof in redaktion@ihk-sh.de einer Präzision, die der menschlichen Kiel-Gaarden. Hier ist regelmäßig ein- Hand nicht möglich ist. Am Campus in mal in der Woche Emma zu Gast: Sie Mehr unter Lübeck arbeitet man seit 2017 im Bereich singt mit den Menschen, spielt eine www.uksh.de/kurtsemmzentrum der minimalinvasiven uro-onkologischen Runde „Memory“, und gemeinsam mit www.diakonie-altholstein.de Chirurgie mit der Da-Vinci-Technologie. ihr wagt mancher ein Tänzchen. 8 06/19
Fotos: iStock.com/skynesher, Klinikum Bad Bramstedt/Michaela Kuhn Titelthema Jobmotor Gesundheitsbranche �� „Interne Reaktionszeiten beschleunigen“ Fachkräftemangel Wie gehen Kliniken mit dem Fachkräftemangel im Gesundheitswesen um? Wie sehr diese Herausforderung die Strategien bei der Personalgewinnung bestimmt, berichtet Claudia Meixner vom Klinikum Bad Bramstedt. Die Klinikdirektorin spricht im Interview über das Konzept ihres Hauses, Rekrutierungsinstrumente und Standortvorteile. Wirtschaft: Ist der Fachkräftemangel Bereich der Personalgewinnung und der Wirtschaft: Haben sich die Patienten- ein drängendes Thema? Markenbildung der Arbeitgebermarke ströme verändert? Claudia Meixner: Der Fachkräfte- schafft einen schnellen Erfolg. Meixner: Das Klinikum verzeichnet mangel im Gesundheitswesen ist all- Wirtschaft: Was spricht für den eine Zunahme der Nachfrage nach einer gegenwärtig. Die hausärztliche Versor- Standort Bad Bramstedt? ambulanten Versorgung zum Beispiel gung stockt, die fachärztlichen Stellen Meixner: Jährlich lassen sich mehr im Fachgebiet Rheumatologie. Wir ha- in Kliniken und Rehabilitationseinrich- als 13.000 Patienten im Klinikum be- ben darauf reagiert: Die ambulante Pa- tungen können nur schwer nachbesetzt handeln – davon etwa 7.000 im Rehabi- tientenversorgung werden. Aufgrund des Pflegenotstands litationsbereich und rund 6.000 im Kli- er folgt sowohl an mussten zum Teil zentrale Notaufnah- nikbereich. Aufgrund unserer zentralen der eigenen Klinik men für einige Stunden vom Netz ge- Lage im Städtedreieck Hamburg–Kiel– in Fachambulan- nommen werden. Deutschland steuert Lübeck hat das Klinikum Bad Bramstedt zen – Zugang über auf ein Problem hin, das von der Politik ein großes Einzugsgebiet aus Schleswig- Paragraf 116b des zeitnah angegangen werden muss. Die Holstein und Hamburg. Es liegt in der S ozialgesetzbu- Einrichtungen im Gesundheitswesen landschaftlich malerischen Umgebung ches V – als auch in müssen jedoch in Eigenverantwortung des Kurgebiets und verfügt dennoch enger Kooperation überlegen, wie sie das vorhandene Fach- über eine direkte Bahnanbindung sowie im Medizinischen personal auf dem Markt zielgerichtet zu eine verkehrsgünstige Lage in der Nähe Versorgungszen- sich lotsen können. Bei den Einrichtun- der A 7. trum (MVZ) des Claudia Meixner gen ist ein Umdenken erforderlich, das Wirtschaft: Punktet die Klinik im Universitätsklini- es erlaubt, die bestehenden (Personal-) Wettbewerb mit einem besonderen Ge- kums Hamburg- Prozesse und die Kommunikation zu schäftskonzept? Eppendorf. Somit bieten wir besonders hinterfragen. Meixner: Das Besondere am Klini- Patienten aus Hamburg eine ideale Ver- Wirtschaft: Wie rekrutieren Sie neu- kum Bad Bramstedt ist die Verbindung zahnung von stationärer und ambulanter es Fachpersonal? der klinischen Medizin mit der Reha- rheumatologischer Versorgung. �� Meixner: Wir beschäftigen uns in- bilitation. Die Kombination hat den tensiv mit der zielgerichteten Perso- großen Vorteil, dass unsere Patienten nalgewinnung anhand von innovati- aus einer Hand behandelt werden. Die Interview: Nicola Sieverling ven und zeitgemäßen Ansätzen. Alle gesamte Behandlung bis zum Ende der Freie Journalistin Maßnahmen dienen dazu, die internen Rehabilitation wird in einem Haus und redaktion@ihk-sh.de Reaktionszeiten bei Personalvakanzen in engem Austausch der Abteilungen zu beschleunigen, und dem besseren durchgeführt. Es ist kein Zwischenstopp Mehr unter „Abschöpfen“ von interessierten Bewer- und Umzug in eine weitere Rehabilitati- www.klinikumbadbramstedt.de bern. Der Einsatz von Social Media im onseinrichtung notwendig. 06/19 9
�� Titelthema Jobmotor Gesundheitsbranche Mehr Energie, weniger Stress Gesunder Lebensstil Führungskräfte stehen häufig unter Anspannung: Ein voller Schreibtisch, Überstunden und schwierige Entscheidungen können Stress auslösen. Die Wirtschaft hat bei zwei Gesundheitsexpertinnen nachgefragt, welche Tipps Unternehmer für einen gesunden Lebensstil beherzigen sollten. E ines steht fest: Stress lässt sich bleiben, das Immunsystem zu stärken nicht vermeiden. Das gilt vor al- und Lebensqualität zu erhalten. Und: lem für Selbstständige und Un- „Stress kann sogar beflügeln. Wenn ternehmer, die eigenverantwortlich der Arbeitsaufwand einer schwieri- Entscheidungen über den Betrieb und gen Aufgabe zum Erfolg führt, werden ihre Mitarbeiter treffen müssen. „Füh- Selbstvertrauen und das Immunsystem rungskräfte haben kaum Kontrolle da- gestärkt.“ rüber, mit welchen Herausforderungen Doch wie erreichen wir diese Ba- frischen Luft walken ändert Gedanke- sie konfrontiert werden, aber sie haben lance? „Sich seiner selbst wertschät- nabläufe und stärkt die Selbstheilungs- die Entscheidungsfreiheit, wie sie mit zend bewusst zu sein, ist ein modernes kräfte.“ Ebenso wichtig sei das offene den Aufgaben umgehen können“, sagt Erfolgskonzept der Selbstsorge“, sagt und wertschätzende Kommunizieren Imke Christen Voet, Heilpraktikerin Voet. Dazu empfiehlt sie Entspan- mit Menschen. „Schaffen Sie sich ein für Psychotherapie. Laut Voet ist es nungsverfahren wie zehn Minuten angenehmes Leben durch positive wichtig, ein Gleichgewicht zwischen autogenes Training oder dreimal am Emotionen und erleben Sie Ihr Tun als Anspannung und Entspannung im All- Tag bewusst und ruhig zu atmen sowie sinnvoll – dann entsteht auch innere tag zu schaffen, um leistungsfähig zu Bewegung. „Täglich 20 Minuten an der Zufriedenheit“, rät Voet. Anzeige Sind Sie bereit für die digitale Zukunft? Alles aus einer Hand Am Morgen zum Dienstbeginn erst einmal den Rechner anschalten und sich im E-Mail-Dschungel einen Überblick verschaffen. So sieht es in vielen Unternehmen aus. Ein Leben und Berufsalltag ohne IT? In der heutigen Zeit unvorstellbar! IT-Lösungen Die Digitalisierung ist auch in kleinen und mittelständischen Unternehmen IT-Consulting angekommen und verlangt nach modernisierten Arbeitsplätzen und individuellen Softwarelösungen. Optimierte Kommunikationsabläufe, eine dynamische VoIP-Telefonie und topaktuelle Internetpräsenz sowie die Nutzung von Clouddiensten zur Kostenoptimierung sind für den betrieblichen Alltag unerlässlich geworden. IT-Support Dennoch ist es oft mühsam und mit großem Aufwand verbunden, eine eigene IT- Abteilung aufzubauen und auf dem neusten Stand zu halten. Der vorherrschende Softwareentwicklung Fachkräftemangel in der IT-Branche erschwert diese Aufgabe zusätzlich. Auch wir als IT-Systemhaus wissen um die Herausforderungen bei der Suche nach Managed Services & Onlinedienste qualifiziertem Nachwuchs und Talenten, der Urlaubs- und Einsatzplanung oder kurzfristigen Krankheitsausfällen. Bei unseren Kunden konnten wir mit unserem IT-Hardware Angebot als externe IT-Abteilung bereits bei zahlreichen Urlaubsvertretungen oder gesamten Outsourcing-Projekten unterstützen. Geprägt durch unsere Erfahrung mit den Problemen des IT-Alltags wissen wir genau, wie wir Sie und Ihr Unternehmen unterstützen können. IT-KONTOR setzt auf eine partnerschaftliche Beratung und findet für Ihre Anliegen IT-KONTOR maßgeschneiderte Lösungen. Wir stehen für Sicherheit, Stabilität und Ihr regionaler Partner - weltweit individuelle Lösungen. Dabei ist uns der Schutz Ihrer Infrastruktur und Daten ein IT-KONTOR GmbH & Co. KG info@it-kontor.com besonderes Anliegen. Neustadt 56 • 24939 Flensburg www.it-kontor.com Dürfen wir auch Sie bei den aktuellen Herausforderungen rund im Ihre IT Tel.: +49 461 318900-0 Fax: +49 461 318900-90 unterstützen? Unsere Spezialisten sind für Sie da! Sprechen Sie uns gerne an. 10 06/19
wie Nüsse, Karotten, Äpfel oder Bana- nen. Ein gesunder Ernährungsstil bringt direkte Vorteile für den Büroalltag: „Bei passgenauer Ernährung wird man fitter. Der Körper braucht nicht so viel Ener- gie, um Unnützes abzubauen, sondern gibt Energie, um Arbeitsaufgaben gut zu erledigen“, sagt Michel. Je nach Branche und Betriebsgröße könne der gesunde Lebenswandel auch zur Firmenphilosophie werden – etwa durch gesunde Mahlzeiten in der Kan- Foto: iStock.com/gud_zyk tine, Obst und Sportangebote. „Füh- rungskräfte müssen natürlich mit gutem Beispiel vorangehen und es fällt leichter, wenn das Angebot vorhanden ist“, sagt Michel. Wenn alle an einem Strang zö- gen, gelinge es auch eher, bewusste Aus- zeiten zu nehmen. �� Und was können sich Führungs- tig sei vor allem ein guter Start in den kräfte Gutes in Sachen Ernährung tun? Tag – mit einem Frühstück ohne Han- Autor: Benjamin Tietjen „Viel Wasser trinken, damit das Gehirn dy oder Laptop, dafür mit Quark und IHK-Redaktion Schleswig-Holstein den ganzen Tag fit ist. Wasser lässt sich Leinöl, Obst und Cerealien. „Das ist tietjen@ihk-luebeck.de mit ätherischen Ölen, die zum Verzehr vollwertig, macht satt und gute Laune.“ geeignet sind, verfeinern. Zitrusöle för- Drei Mahlzeiten am Tag mit etwa fünf Mehr unter dern etwa die Konzentrationsfähigkeit Stunden Abstand seien ideal. Wenn zwi- www.invita-point.de und ein kollegiales Klima“, sagt Ernäh- schendurch doch einmal der Hunger www.stressbewaeltigung-imkevoet.de rungsberaterin Petra Michel. Wich- kommt, empfiehlt Michel kleine Snacks WANN DÜRFEN WIR SIE UNTERSTÜTZEN? Über 4000 Unternehmen in Schleswig-Holstein vertrauen bei Inkasso und Bonitätsprüfung auf Creditreform. Und wann 5 x für Sie vor Ort: Flensburg mieten Sie Ihre Neumünster Pinneberg Berufskleidung? CREDITREFORM FLENSBURG – PARTNER DER WIRTSCHAFT Kiel Lübeck Mietberufskleidung von DBL. Wir beschaffen, holen, bringen und pflegen Ihre Berufskleidung. Individuell, pünktlich und zuverlässig. Rufen Sie an unter +49 431 71919 0. CREDITREFORM FLENSBURG – PARTNER DER WIRTSCHAFT Telefon 0461 50 30 40 • www.creditreform.de Wulff Textil-Service GmbH info@dbl-wulff.de | www.dbl-wulff.de CRED_1600_PP_001 Anzeige WNO 90x128 mm.indd 1 16.02.16 DBL_Wulff_Anzeige_58x195_2019_Pflege.indd 16:14 1 06/19 11 11.04.19 09:08 830004017069 Wulff Textil.indd 1 11.04.19 12:51
�� Titelthema Jobmotor Gesundheitsbranche Foto: Föhr Tourismus GmbH/Moritz Kertzscher Qualität zahlt sich aus Nordseeheilbad Wyk auf Föhr Ganz vorne mit dabei: Wyk auf Föhr gehört zu den 15 besten Kurorten Deutschlands und lockt in seiner 200. Saison Erholungsuchende, Naturfreunde und Familien mit seinem ganzjährigen Betrieb auf die Insel. A llein 2018 verbrachten mehr als so Meyerhof. Das Abschneiden sei das Der Startschuss zum Jubiläum fiel 100.000 Urlauber die schönste Ergebnis langjähriger und konsequenter bereits am 1. Januar beim traditionellen Zeit des Jahres im Heilbad. Und Ausrichtung des Angebots an der Gäs- Neujahrsschwimmen. Hier stürzten sich das hat seinen Gästen einiges zu bieten: tenachfrage. Gäste und Insulaner in nostalgischer etwa das Aquaföhr, ein Bade-, Gesund- Badebekleidung in die Fluten und erin- heits- und Wellnesscenter. Thalasso, die Inspiration Sich auf den Lorbeeren nerten so an die ersten Besucher des See- Behandlung von Krankheiten mit kal- ausruhen? Nicht auf Föhr. Damit auch bads – 1819 waren es gerade einmal 61. tem oder warmem Meerwasser, ist hier künftig Erholungsuchende den Weg auf „In dieser Zeit war die Insel noch schwer ebenfalls möglich. Auch das die Insel finden, ist eine Qualitätsoffen- zu erreichen und viele Menschen ausge- „Diese Fitnessstudio Aquafit lockt mit sive geplant. So steht etwa der Neubau sprochen wasserscheu“, erklärt Meyer- Auszeichnung einem Meerwasserwellenbad des Aquaföhr ganz oben auf der Liste. hof. Badekuren oder Strandurlaube wa- freut uns und einer Saunalandschaft. Dieser soll unter anderem ein moder- ren noch nicht in Mode. „Vielmehr ging Abgerundet wird das Ange- nes Schwimmbad, eine Sauna und einen es zu Beginn um das maritime Heilkli- natürlich sehr.“ bot durch drei Vorsorge- und zeitgemäßen Wellness- und Wohlfühl- ma.“ Dieses schätzte auch der Komponist Rehabilitationskliniken, ein bereich beheimaten. „Daneben sollen Johann Strauß, der seine Flitterwochen Sanatorium sowie zahlreiche auch die Qualität und das Angebot in auf Föhr verbrachte und hier den Walzer Praxen mit einem breiten Spektrum an den Bereichen Kur, Gesundheit, Thalas- „Nordseebilder“ komponierte. Däne- Kuranwendungen. so und Wellness im Kur- und Thalasso- marks Nationaldichter Hans Christian Die Mischung kommt an: Das Heil- zentrum erweitert werden. Auch die Andersen reiste im Spätsommer 1844 bad gehört laut einer Studie des Maga- barrierefreie Gestaltung des gesamten in das Heilbad und zeigte sich begeistert zins Focus-Gesundheit in Kooperation Programms steht im Mittelpunkt“, sagt von der zwölf Grad frischen Nordsee: mit dem Rechercheinstitut Munich In- Meyerhof. „Es gibt immer etwas zu tun. „Ich habe jeden Tag gebadet und ich quire Media zu den Top-15-Kurorten Aber diese Auszeichnung zu erhalten, muss sagen, es ist das unvergesslichste Deutschlands. „Das Nordseeheilbad freut uns natürlich sehr – besonders in Wasser, in dem ich je gewesen bin.“ �� konnte besonders mit der medizini- Hinblick auf das 200-jährige Seebad- schen Kompetenz in Verbindung mit jubiläum in diesem Jahr.“ Dieses wird Autorin: Julia Rojahn der Infrastruktur und dem abwechs- groß gefeiert: Unter anderem erwartet IHK-Redaktion Schleswig-Holstein lungsreichen Sport- und Freizeitangebot Interessierte bis Mitte Juli die Ausstel- julia.rojahn@flensburg.ihk.de punkten“, erklärt Ann-Kathrin Mey- lung „200-mal Badesaison – Seebad erhof von der Föhr Tourismus GmbH. Wyk auf Föhr“ im Museum Kunst der Mehr unter Kam die Auszeichnung überraschend? Westküste sowie ein Festumzug durch www.foehr.de „Nein, Qualität zahlt sich einfach aus“, Wyk am 20. Juli. 12 06/19
Psychische Erkrankungen Warnsignale erkennen In Schleswig-Holstein entfällt Mitarbeitern wahrzunehmen. Um da- regelmäßig mehr als ein Fünftel bei zu helfen, hat die Barmer mit dem (20,8 Prozent) aller Arbeitsunfähig- Dachverband Gemeindepsychiatrie keitstage der Erwerbstätigen auf psy- den Ratgeber „Psychische Erkrankung chische Erkrankungen. Dieser Anteil am Arbeitsplatz“ entwickelt, der jetzt liegt damit um 9,3 Prozent höher in der zweiten Auflage erschienen ist. als im Bundesdurchschnitt (19 Pro- Das Sichkümmern der Führungskräf- zent). Die Fehlzeitenquote schwankte te sollte laut Barmer bei Prävention Arbeitsunfähigkeitstage der vier Haupt-Krankheitsgruppen Je 100 Erwerbspersonen (15-64 Jahre) im Jahr 2018 Flensburg 327 520 213 208 1.926 Kiel 431 405 253 219 1.905 Lübeck 377 512 263 212 1.949 Neumünster 500 434 224 266 2.001 Dithmarschen 408 325 239 230 1.783 Herzogtum Lauenburg 418 411 279 218 1.949 Nordfriesland 369 310 225 220 1.675 Ostholstein 442 404 223 237 1.943 Pinneberg 315 331 263 216 1.683 Plön 436 350 252 226 1.905 Rendsburg-Eckernförde 401 346 248 229 1.778 Schleswig-Flensburg 387 412 241 228 1.865 Grafik: Barmer-Gesundheitsreport 2019 Segeberg 378 344 259 214 1.782 Steinburg 366 314 248 230 1.763 Stormarn 325 371 256 186 1.624 Schleswig-Holstein 390 380 251 224 1.831 Muskel-Skelett- Psyche Verletzungen Erkrankungen Atmung AU-Tage gesamt im Jahr 2018 in Schleswig-Holsteins und betrieblicher Gesundheitsförde- Städten und Kreisen zwischen 27 Pro- rung beginnen und seine Fortsetzung zent in Flensburg und 18 Prozent im in der strikten Einhaltung der Regeln Kreis Steinburg. Die hohe Zahl der für die Wiedereingliederung nach län- Arbeitsunfähigkeitstage ist durch die gerer Erkrankung finden. Der Ratge- lange Dauer der Krankmeldung bei ber umfasst etwa präventive Ansätze psychische Erkrankungen geprägt. im Führungsalltag, Hintergrundinfos Im Durchschnitt dauerte ein Krank- zur psychischen Gesundheit, einen heitsfall in Flensburg 60 und im Kreis Überblick über häufige Krankheits- Steinburg 44 Tage. Landesweit waren bilder, Checklisten, Tipps für Mitar- es 48 Tage. Dies belegen Auswertun- beitergespräche und Informationen zu gen der Krankenkasse Barmer für ih- Hilfsangeboten. red �� ren Gesundheitsreport 2019. Für Führungskräfte in den Un- Kostenfreier Download als PDF ternehmen ist es daher wichtig, erste www.barmer.de/f000234 Warnsignale bei Mitarbeiterinnen und 06/19 13
�� Titelthema Jobmotor Gesundheitsbranche IHK aktiv Implantateregister: Gesetzentwurf überarbeitet In einem Ad-hoc-Arbeitskreis der IHK Schleswig-Holstein haben Implantatehersteller, Krankenhausvertreter und Experten der IT-Bran- che in Elmshorn den Gesetzentwurf zur Errichtung eines deutschen Implantateregisters auf seine Praktikabilität geprüft und bewertet. Das Gesetz soll Ärzten und Patienten mehr Transparenz bei implan- tierbaren Medizinprodukten wie etwa Brustimplantaten, Herzschritt- machern, Bandscheiben- und Hüftprothesen bieten, damit Produkt- fehler schneller identifiziert und schadensbegrenzende Maßnahmen möglichst früh eingeleitet werden können. Befördert durch die neue EU-Medizinprodukteverordnung und Skandale um minderwertige Implantate in den vergangenen Jahren, arbeitet nun das Bundesgesundheitsministerium mit Hochdruck an einer bundesweiten digitalen Produktdatenbank. Auch die Herstel- ler implantierbarer Medizinprodukte und die Krankenhäuser sollen zur Teilnahme verpflichtet werden. Die Vertreter dieser Branchen bemängelten in der Stellungnahme des Arbeitskreises, dass der Ge- setzentwurf die Versorgungsrealität mit Implantaten nur unzureichend Patientenversorgung abbilde und differenziere. Diese Kritik blieb in der nun überarbeiteten Fassung des Gesetzentwurfs nicht ungehört: Im späteren Gesetz soll in Gefahr festgeschrieben werden, dass der Erfolg einer Implantation nicht nur vom Produkt des Herstellers, dem Versorgungsprozess und der Nach- sorge abhängt, sondern auch von anderen implantatrelevanten Fakto- Medizinprodukte Die Versorgung der ren, Befunden und Voroperationen des Patienten, die im Schadensfall Patienten mit innovativen Medizinprodukten ist für eine präzise Fehlersuche unerlässlich sind. in Deutschland zunehmend gefährdet. Das geht Sie möchten in Arbeitskreisen zur Gesundheitswirtschaft mitwir- aus einer Umfrage des Deutschen Industrie- ken? Rufen Sie uns an. �� und Handelskammertags (DIHK) und des Autor und Kontakt: Thomas Jansen, IHK zu Kiel, Geschäftsstelle Industrieverbands Spectaris hervor, an der sich Elmshorn, Telefon: (04121) 4877-34, jansen@kiel.ihk.de bundesweit 320 Unternehmen beteiligt haben. ➜ ➜ ➜ G ➜ rund für die Sorge ist der Einführungsfahrplan für die ii Veranstaltungstipp neue EU-Verordnung zu Medizinprodukten (MDR), die ab Mai 2020 gilt, sowie die EU-Verordnung zur In-vitro-Diagnostik (IVDR) mit einer Übergangsfrist bis Mai 2022. Diese Vorschriften sehen neue Regulierungen von Me- Lübeck Summer Academy zur Medizintechnik dizinprodukten vor, die für zusätzliche Bürokratie sorgen und Am 26. Juni findet die LSA2019 in den Lübecker media docks statt. den Marktzugang vor allem für kleine und mittlere Anbieter Sessions zu den Themen „Regulatory Affairs für Medizinprodukte“ und erschweren. Betroffen ist eine breite Produktpalette: Sie reicht „Künstliche Intelligenz“ werden von einer Tabletop-Ausstellung be- von Implantaten wie Herzschrittmachern über medizinische gleitet. Der Wechsel zur EU-Medizinprodukteverordnung bleibt domi- Software oder chirurgische Instrumente bis hin zu Spritzen, nierendes Thema der Branche. Die LSA2019 gibt einen Überblick über Pflastern und Verbänden. den Stand. Der Aspekt „Verantwortliche Person“ nach Artikel 15 der Das Ziel der EU-Verordnungen ist es eigentlich, für siche- neuen Verordnung und die Auswirkungen auf sogenannte Borderline- re und verlässliche Medizinprodukte zu sorgen. Der DIHK- Produkte werden näher diskutiert. Ein Start-up berichtet über Erfah- Spectaris-Umfrage zufolge rechnen aber 79 Prozent der Un- rungen mit regulatorischen Anforderungen in Europa und den USA. ternehmen in der mittelständisch geprägten Branche mit In der Diskussion um KI-basierte Lösungen spielen neben technologi- erheblichen Schwierigkeiten, Innovationen künftig auf den schen Aspekten ethische Fragen eine zentrale Rolle. Die LSA2019 stellt Markt zu bringen. Fast drei Viertel der Betriebe sehen Kosten- KI-basierte Produkte vor und beleuchtet, wie ethische Fragen Eingang steigerungen beim Marktzugang mit großer oder sehr großer in rechtliche Rahmenbedingungen und Standards finden. �� Sorge; jedes dritte Unternehmen schätzt sogar die eigene Exis- tenz als gefährdet ein. Programm und Anmeldung für Aussteller und Besucher Viele Befragte planen, Produkte vom europäischen Markt zu www.ihk-sh.de/lsa nehmen, womit sie der Gesundheitsversorgung nicht mehr zur Verfügung stünden. Betroffen wären bewährte Produkte wie etwa wiederverwendbare chirurgische Instrumente. Werden die 14 06/19
Titelthema Jobmotor Gesundheitsbranche �� Notifizierungsverfahren nach neuer Rechtslage durchlaufen, das sie von staatlicher Seite autorisiert. Wegen der neuen EU- Verordnungen müssen jedoch künftig mehr Unternehmen bei einer Benannten Stelle eine Zulassung für ihre Medizinpro- dukte beantragen. Es besteht die berechtigte Sorge, dass eine ausreichende Zahl solcher Zulassungsstellen nicht rechtzeitig zur Verfügung steht. Dabei klagen schon Betroffen ist heute 75 Prozent der Unternehmen unter anderem eine breite über zu lange Wartezeiten von der Antragstellung bis Produktpalette. zur Zertifizierung. Was die vielen mittelständischen Firmen jetzt brauchen, ist die Zuversicht, auch in Zukunft ihre Produkte auf den Markt bringen zu können. Dafür ist aus Sicht der IHK-Organisation die Unterstützung der Politik notwendig. Der Gesetzgeber soll- te deshalb praktikablere Übergangsphasen, einen Bestands- schutz für bewährte Altprodukte und Sonderregelungen für Foto: bvmed.de Produktion von Nischenprodukte umsetzen, wie sie beispielsweise in den USA Dialysegeräten bestehen. Für die Entwicklung und Vermarktung innovativer Produkte benötigen die Betriebe zudem einen Rechtsrahmen, der nicht nur die erforderlichen Freiheiten gewährt, sondern gleichzeitig Rechtssicherheit bietet – um die Innovationskraft neuen EU-Verordnungen angewendet, könnten zudem lebens- der Industrie zu sichern, aber vor allem zur besseren Versor- wichtige Nischenprodukte – etwa Herzschrittmacher für Kin- gung der Patienten. red �� der – womöglich nicht mehr wirtschaftlich produziert werden. Für die Zertifizierung von Medizinprodukten sind die so- Mehr unter genannten Benannten Stellen wie etwa der TÜV Süd zustän- www.dihk.de/medizintechnik-umfrage dig. Diese Zulassungsstellen müssen zunächst ein nationales Generalplanung bis schlüsselfertig Arbeits- & Gesundheitsschutz GEFÄHRDUNGEN VERSTEHEN RISIKEN MINIMIEREN Gesunde Mitarbeiter mit Arbeitsschutz von FKC Wir entlasten Führungskräfte und schützen Mitarbeiter. Seit 1997. Unser Leistungsangebot Sicherheitstechnische Beratung gemäß DGUV Vorschrift 2 Gefährdungsanalysen und -beurteilungen Betrieblicher Brandschutz durch Brandschutzbeauftragte Baustellenkoordination - SiGeKo Wir sind gerne für Sie da: 0800 400 5101 FKC CONSULT GmbH Eschenburgstr. 5 23568 Lübeck email@fkc-gmbh.de www.fkc-gmbh.de Schleswig-Holstein | Berlin | Bremen | Hamburg | Niedersachsen 830003909039 FKC Arbeitsschutz.indd 1 06/19 15 14.02.19 11:03
�� Wirtschaft im Gespräch Zur Person Michael Svane, Jahrgang 1957, ist stellvertretender Vor- sitzender des Fehmarnbelt Business Council (FBBC), des internationalen Zusammenschlusses von Wirtschaftsver- bänden und Kammern auf der Achse Hamburg–Lübeck–Ko- penhagen–Malmö. Mit seinen zehn Mitgliedsorganisatio- nen repräsentiert das FBBC mehr als 400.000 Unternehmen aus Deutschland, Dänemark und Schweden. Seit 2008 ist Svane als Direktor im dänischen Industrieverband (Dansk Industri) für die Verkehrs- und Infrastrukturpolitik zuständig. Mit 11.000 Mitgliedern ist Dansk Industri die größte Arbeit- geber- und Wirtschaftsorganisation Dänemarks. Michael Foto: Olaf Malzahn Svane war und ist Mitglied unterschiedlichster nationaler und internationaler Komitees für Verkehrs- und Infrastruk- turpolitik. �� Michael Svane bei den Fehmarnbelt Days 2018 in Malmö „Potenziale in allen Sektoren“ Deutsch-dänische Zusammenarbeit Als Direktor des Industrieverbands Dansk Industri engagiert sich Michael Svane im Fehmarnbelt Business Council, dem Zusammenschluss von Wirtschaftsverbänden und Kammern zwischen Hamburg und Kopenhagen/Malmö. Die Wirtschaft sprach mit ihm über die Vertiefung der Kooperation zwischen Dänemark und Deutschland, die Vorbildfunktion der Öresund-Querung und erste Ergebnisse des Fehmarnbelt Integration Index. Wirtschaft: 2020 feiern wir das Deutsch-Dänische Kul- in den Teilbereichen Verkehr, Wissenschaft, Arbeitsmarkt, turelle Freundschaftsjahr anlässlich des 100. Jahrestags der Wirtschaft und Kultur. Professor Dr. Björn P. Jacobsen von der Volksabstimmung über die deutsch-dänische Grenze. Wie ist Hochschule Stralsund führt die Studien durch. Was haben Sie es um die aktuelle deutsch-dänische Zusammenarbeit bestellt? herausgefunden? Wo sehen Sie noch Potenziale? Svane: Zunächst denke ich, dass der Index die Stärken Michael Svane: Meiner Ansicht nach waren die Beziehun- und Schwächen der Integration spiegelt und benennt. In der gen unserer beiden Länder nie besser – die Beziehung ist lang- Öresund-Region haben wir gelernt, dass Integration nicht von lebig und basiert auf Freundschaft. In den Bereichen Kultur selbst entsteht. Integration ist harte Arbeit und sollte durch und Bildung sowie aus Sicht der Wirtschaft in den Bereichen Politik, Wirtschaft und Bürger getragen und in allen politi- Forschung und Entwicklung ebenso wie in der Digitalisierung schen Überlegungen und Handlungen auf lokaler, regionaler und Innovation können wir die Potenziale unserer Verbin- und Bundesebene berücksichtigt werden. Der Index ist ein dung noch besser nutzen. Die deutsche Sprache ist allerdings hervorragendes Werkzeug, um den Grad der Integration zu kein fester Bestandteil der dänischen Schulausbildung, wir messen. sollten uns gemeinsam darum bemühen, die deutsche Sprache Ausgewertet wurden im Fehmarnbelt Integration Index in Dänemark zu stärken. bisher die Teilindizes Wissenschaft und Verkehr. Ein Kern- Wirtschaft: Das FBBC ist dabei, mit dem Fehmarnbelt Inte- ergebnis ist, dass die wissenschaftliche Zusammenarbeit in gration Index den Stand der deutsch-dänischen Integration in der Fehmarnbelt-Region als Treiber der Integration gesehen der Fehmarnbelt-Region detailliert zu vermessen – und zwar werden kann. Dafür ist die kontinuierliche Zunahme der An- 16 06/19
Sie können auch lesen