Die Initiative ergreifen - ZWISCHEN NORD- UND OSTSEE Titelthema: IHK Schleswig-Holstein
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05/2017 · Mai
Ausgabe Lübeck · 4801
ZWISCHEN NORD- UND OSTSEE
Die Initiative
ergreifen
iTitelthema:
Werben um Nachwuchs
iWirtschaft im Gespräch:
Inka Kielhorn
iIHK Schleswig-Holstein:
Kongress „Frauen in Führung“
Mein Standpunkt hh
Wirtschaftsjunioren –
Gewinn für die Region
M
ehr als 30 Millionen Deutsche gehen in ihrer Frei-
zeit einer ehrenamtlichen Tätigkeit nach. Sie sind
beispielsweise in Sportvereinen aktiv, löschen als
freiwillige Feuerwehrleute Brände und schenken Zeit in Al-
tenheimen. Ehrenamtlich tätig sind auch wir, viele junge Un-
ternehmer und Führungskräfte der Wirtschaftsjunioren in
Deutschland und weltweit. Gemeinsam setzen wir uns in der
Region und für die Region ein. Ein Ehrenamt in der Wirtschaft
heißt Engagement mit Know-how, einem starken Netzwerk
und einem ausgeprägten Gestaltungswillen. Die Wirtschaft
zu stärken, bedeutet ebenfalls, die Region und den Standort
zu stärken. Wie in jedem anderen Ehrenamt setzt ein Engage-
ment bei den Wirtschaftsjunioren einen gewissen Zeiteinsatz
voraus, gleichzeitig bietet es aber auch Mehrwerte insbesonde-
re im Hinblick auf die persönliche Weiterentwicklung.
Meine Zeit bei den Wirtschaftsjunioren begann im
Jahr 2015. Durch die gute gemeinsame Arbeit traf ich schnell
die Entscheidung, mich noch intensiver einzubringen und
vergleichsweise früh eine Vorstandsaufgabe zu übernehmen.
Besonders schätze ich den Austausch auf Augenhöhe mit
anderen Führungskräften aus den unterschiedlichsten Wirt-
schaftszweigen, die jedes Thema und jedes Projekt durch ihre
verschiedenen Perspektiven und Denkansätze bereichern. In-
nerhalb der gemeinsamen Projekte erhält man zudem Einbli-
cke in Bereiche und Themen, die einem im beruflichen Alltag
Foto: C. C. Christiansen GmbH & Co. KG
vielleicht nicht begegnen, bei denen man jedoch persönliche
Stärken einbringen und neue entdecken kann.
Immer wieder spannend ist es auch zu sehen, wie viele
Projekte die Flensburger Wirtschaftsjunioren bereits seit Jah-
ren erfolgreich durchführen und mit welcher Kreativität neue
Ideen angestoßen werden. Im Bereich Bildung engagieren wir
uns besonders intensiv. Das Projekt „Chefsessel sucht Schüler“,
in dem ausgewählte Schüler einen Tag die Schulbank gegen
den Chefsessel tauschen, ist eine feste Institution geworden
und vermittelt bereits in der Berufsfindungsphase der jungen Ann-Kathrin Krause ist kaufmännische Leiterin und
Menschen einen exklusiven Einblick in wirtschaftliche Tätig- Prokuristin der Flensburger IT-Kontor GmbH & Co. KG und
keitsfelder. Wir bringen jedoch auch die regionale Wirtschaft Vorstandsmitglied der Wirtschaftsjunioren Flensburg.
über das Projekt „Way of Life“ in die Schulen, in dem Junioren
den Schülern über ihren Werdegang berichten. Ebenso wie die Zeitspende entschieden und bin stolz darauf zu sehen, wie
Bildung und Wirtschaft gehören auch Politik und Wirtschaft wir den Verein mit Leben und Inhalten füllen und damit un-
zusammen und können nur gemeinsam die größten Effekte sere Region und unsere Unternehmen stärken. hh
erzielen. Wir suchen stets den Kontakt zur Regionalpolitik
und freuen uns über jeden konstruktiven Dialog. Was ist Ihre Meinung?
Es existieren aufwendig analysierte Bewertungen dazu, Schreiben Sie der Redaktion:
wann eine Geldspende sinnvoller ist als eine Zeitspende, wie redaktion@ihk-sh.de
sie jeder Ehrenamtliche einbringt. Ich habe mich bewusst für
05/17 1
iiWirtschaft im Bild
Sauberkeit im Blut h Das Lübecker Familienunter-
nehmen Bockholdt KG ist Spezialist für innovative
Spezialreinigungen für Gebäude, Kliniken und In-
dustrie – wie zum Beispiel für die Innenreinigung
von Tank- und Siloanlagen. Mehr als 6.000 Mitar-
beiter sorgen an rund 5.000 Einsatzorten im Nor-
den für individuelle Branchenlösungen. Neben
Regionalität setzt das Unternehmen seit 1959
auf Qualitätssicherung durch Aus- und Weiter-
bildung: Bockholdt bildet mehr als 100 Azubis in
fünf Ausbildungsberufen aus, die hauseigene
Akademie bündelt alle Qualifizierungsangebote
in einem modernen Schulungszentrum und bietet
echte Karrierechancen für die Mitarbeiter. Mit
Foto: Bockholdt
einer neuen Kommunikationskampagne setzt sich
Bockholdt derzeit für das Image der Branche ein
und eigene Mitarbeiter mit bildstarken Geschich-
ten lebendig in Szene. hh
2 05/17
Themen der Wirtschaft hh
ZWISCHEN NORD- UND OSTSEE
Mein Standpunkt
Wirtschaft im Bild
1
2
i6
Neues im Norden
Zitat des Monats 4
Köpfe der Wirtschaft 5
Foto: industrieblick/fotolia.com
Titelthema – Werben um Nachwuchs
Kreatives Azubimarketing: die Initiative ergreifen 6
Recrutainment: Interview mit Joachim Diercks 8
Umfrage: Was erwartest du von deinem Ausbildungsbetrieb? 11
Ausbildungsmarketing: mit Social Media Azubis werben 12
IHK-Beratungsangebote: Lösungen bei Fachkräftemangel 14
Wirtschaft im Gespräch
Inka Kielhorn, Leiterin des Bugenhagen
Berufsbildungswerks Timmendorfer Strand 16 Werben um Nachwuchs
Unternehmen und Märkte
Titelthema h Geeignete Auszubildende zu finden, wird für Unternehmen
Unternehmer im Porträt: Jan Marcus, Paul Hildebrandt AG 18
immer schwieriger. Für die Rekrutierung des Nachwuchses lassen sich vie-
Expertennetzwerk: kreative Nordlichter 20
le Firmen heute schon einiges einfallen. Lesen Sie im Titelthema dieser
DF Automotive: mit Vollgas ins stationäre Geschäft 22
Ausgabe unter anderem über kreatives Azubimarketing, den Trend zum
Aus dem IHK-Bezirk „Recrutainment“ und darüber, was Schüler von ihrem Betrieb erwarten,
Regionalteile Flensburg, Kiel und Lübeck 23 wie Schülerpraktika ein Erfolg werden und mit welchen Angeboten die
IHK bei der Fachkräftegewinnung hilft.
IHK Schleswig-Holstein
Frauen in Führung:
Ministerin Schwesig besucht IHK-Kongress 39
Podiumsdiskussion: Sie haben die Wahl! 40
Inka Kielhorn,
Weltwirtschaftlicher Preis: Inklusionsexpertin
Vordenker einer sozialen Gesellschaft 41
Wirtschaft im Gespräch h Leistung und
iiStandort Schleswig-Holstein Behinderung schließen sich nicht aus.
Maritimes Frühstück: Verkehrsplanungen beschleunigen 42 Das Bugenhagen Berufsbildungswerk
Timmendorfer Strand unterstützt junge
iiImpulse und Finanzen
Foto: Patrick de Jourdan
Menschen mit Handicap dabei, im Ar-
Studie im Mittelstand: Was verdienen Geschäftsführer? 43
beitsleben Fuß zu fassen. Leiterin Inka
iiZukunft mit Bildung Kielhorn berichtet, was sich in Gesell-
Deutschlandstipendium:
talentierten Nachwuchs fördern
Serie Schwerpunktthema:
44 i16 schaft und Unternehmen verändert, wie
ihre Einrichtung hilft und welche Mög-
lichkeiten Betriebe haben.
Einstiegsqualifizierung bei EVG Landwege eG 46
iiTechnik und Trends
Kongress
Messe New Energy: Inspiration und neue Projektideen
iiGlobale Märkte
48
„Frauen in Führung“ i39
Frankreich: neue Identifikationskarte für Bauarbeiter 50
IHK Schleswig-Holstein h Für
iiRecht und Steuern
viele gut ausgebildete Frauen ist
Insolvenzen 2016: Interview mit Kirsten Pedd 51
der traditionelle Arbeitsmarkt
Veranstaltungen der IHK 56 heute nicht mehr attraktiv. Sie
wollen eigene Ideen verwirkli-
Die IHK gratuliert 57
chen. Die IHKs in Schleswig-
Treffpunkt Wirtschaft Holstein sind bei diesem The-
Foto: iStock.com/dan4
mit Rätsel der Wirtschaft 58 ma Vorreiter. Erkenntnisse und
neue Konzepte bündeln sie im
Hart am Wind
ersten norddeutschen Kongress
Grünner & Baas, Kolumne 60
„Mein Unternehmen Zukunft:
Titelbild: iStock.com/RossHelen Frauen in Führung im Norden“.
05/17 3
Gidion Goar Rosing von der Elly-
Heuss-Knapp-Schule in Neumünster sieg-
te im Fachgebiet Biologie mit seiner Ver-
suchsreihe, die den Einfluss des giftigen
Jakobskreuzkrauts auf seine Umgebung
untersucht.
Klimawandel h Die Landessiegerinnen im
Fachgebiet Chemie, Lara Beuke von der
Foto: Sally Soria-Dengg, GEOMAR Kiel
Kieler Gelehrtenschule und Jorina Sendel
vom Gymnasium Kronshagen, analysier-
ten, inwiefern eine Erwärmung des Meeres
infolge des Klimawandels die Beschaffen-
Landessiegerinnen im heit der sogenannten Sea-Surface Micro-
Fachgebiet Chemie: layer verändert.
Jorina Sendel (links) und Lara Nele Tornow und Fabian Rimmele von
Beuke bei einer Probennahme der Alfred-Nobel-Schule in Geesthacht
erhielten den ersten Preis im Fachgebiet
Technik für ihre Entwicklung, die Perso-
i Landeswettbewerb Jugend forscht nen mit Sehbehinderung das Auffinden
der Einstiegstüren in öffentlichen Ver-
Von Chemie-App bis Schlafsensor kehrsmitteln durch ein akustisches Signal
erleichtert.
Mit dem Landessieg für die beste inter-
Acht Jungforscher aus Schleswig-Hol- ausgezeichnet worden. 19 Jungforscher disziplinäre Arbeit wurde Thore Koritzius
stein haben sich für das 52. Bundesfinale präsentierten insgesamt elf Forschungs- von der Hermann-Tast-Schule Husum aus-
von Deutschlands bekanntestem Nach- projekte. gezeichnet. Mit „Chemiotho 3.0“ program-
wuchswettbewerb qualifiziert. Das Finale Im Fachgebiet Arbeitswelt siegten Yas- mierte er eine Smartphone-App, die beim
findet vom 25. bis 28. Mai 2017 in Erlan- mina Höher und Carla Christina Kulcsar Chemielernen hilft. red hh
gen statt. von der Heinrich-Heine-Schule in Heiken-
Die Landessieger sind Ende März in dorf. Sie entwickelten einen innovativen Mehr unter
Anwesenheit der schleswig-holsteinischen Sensor, der Atemaussetzer im Schlaf regis- www.jugend-forscht.de
Bildungsministerin Britta Ernst in Kiel triert.
i Kooperation mit Syddanmark Schleswig-Holstein und Syddanmark getroffen worden war.
„2007 war Gründungsjahr der Regionen in Dänemark. In der
Wirtschaft weiter vernetzen Zwischenzeit haben sich viele Rahmenbedingungen geändert“,
sagte Albig. Jetzt sei eine runderneuerte Partnerschaftsverein-
D
ie Zusammenarbeit Schleswig-Holsteins mit der Region Syddan- barung unterzeichnet worden. „Wir wollen unsere Wirtschaft
mark soll weiter ausgebaut werden. Ministerpräsident Torsten Al- weiter grenzüberschreitend vernetzen und wollen bei Bildung
big und die Regionsratsvorsitzende Stephanie Lose haben hierzu im und Forschung mehr gemeinsame Ausbildungsgänge und -ab-
März eine gemeinsame Erklärung und einen Handlungsplan unterzeichnet. schlüsse.“ Gefördert werden sollen die grenzüberschreitende
An der Unterzeichnung nahmen auch Europaministerin Anke Spoo- Mobilität und das kulturelle Miteinander. „Die neue Erklä-
rendonk und Hans Philip Tietje, Vorsitzender des Ausschusses für dä- rung unterstreicht: Syddanmark bleibt unser Premiumpartner
nisch-deutsche Zusammenarbeit des Regionsrates Syddanmark, teil. Die auf dänischer Seite“, betonte Albig.
gemeinsame Erklärung löst eine Vereinbarung ab, die 2007 zwischen
Handlungsfelder h Als Handlungsfelder für eine engere Zu-
sammenarbeit haben die Partner die regionale wirtschaftliche
Entwicklung, Bildung und Forschung, Mobilität in Beruf und
Zitat des Monats Alltag sowie Kultur und Minderheiten definiert. Zur Stärkung
der regionalen wirtschaftlichen Entwicklung gehören The-
menfelder wie Energie, Lifesciences und Gesundheitswirt-
„Der gerechte Lohn ist ein Ideal, das wichtig ist für schaft, Tourismus und nachhaltige Entwicklung, Transport
das Gelingen der Marktwirtschaft.“ und Logistik.
Grundlagen der Vereinbarung sind der Anfang 2015 von
Chefredakteur Ulf Poschardt der Landesregierung vorgelegte „Rahmenplan deutsch-däni-
in der Tageszeitung „Die Welt“ vom 30. März 2017 sche Zusammenarbeit des Landes“ und die „Regionale Wachs-
tums- und Entwicklungsstrategie 2016–2020“. red hh
4 05/17
Neues im Norden hh
Köpfe der Wirtschaft
Fotos: Provinzial, Anders Björk, IHK/Pat Scheidemann, Kreissparkasse Herzogtum Lauenburg
Gerd Bröcker, Vertriebsdirektor Firmenkun- Die Vollversammlung des Deutschen Indus-
den in der Kreissparkasse Herzogtum Lauen- trie- und Handelskammertages (DIHK) hat Ende
burg, verabschiedete sich am 31. März nach März den Kieler Unternehmer Klaus-Hinrich Va-
fast 45 Jahren in den Ruhestand. Bröcker war ter zum DIHK-Vizepräsidenten gewählt. Der Prä-
seit 1972 in verschiedenen Bereichen der Kreis- sident der IHK zu Kiel ist damit neues Mitglied des
sparkasse tätig. Mehr als 30 Jahre widmete er DIHK-Präsidiums. Vater betreibt unter der Vater
sich den Firmenkunden und baute die heutige Gruppe mehrere IT-Unternehmen. Der 51-Jährige
Vertriebsdirektion Firmenkunden auf. Seine gute Vernetzung und ist verheiratet und hat vier Kinder.
über lange Jahre gepflegte Präsenz vor Ort waren die Grundsteine
seiner erfolgreichen Arbeit. Mehr als 25 Jahre wirkte Bröcker im Seit dem 1. April verstärkt Dr. Arno Probst
Verwaltungsrat der Kreissparkasse mit. den Hamburger Standort der Deloitte GmbH
Wirtschaftsprüfungsgesellschaft. Der ehemali-
Im Alter von 71 Jahren ist der Präsident von ge BDO-Vorstand soll das Mittelstandsgeschäft
Holstein Kiel, Roland Reime, am 24. März in Kiel im Norden weiter ausbauen und in diesem Seg-
verstorben. Reime war Vorstandsvorsitzender ment die Wachstumsziele von Deloitte mit sei-
der Provinzial NordWest Lebensversicherung nen Partnerkollegen in Hamburg und Hannover
AG und stellvertretender Vorstandsvorsitzender vorantreiben. „Seine Erfahrung bei der Prüfung und Beratung
der Provinzial NordWest Holding. Für sein jah- auch kapitalmarktorientierter, international aufgestellter Un-
relanges Engagement, auch in der Kultur, wur- ternehmen ist ein weiterer Baustein in der Umsetzung unserer
de Reime 2010 mit dem Verdienstkreuz am Bande des Verdienst- Wachstumsstrategie“, sagt Professor Dr. Martin Plendl, CEO von
ordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. Deloitte. hh
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und berechtigen zum Druck der Anzahl an Seiten im Monat je nach ausgewähltem HP Instant Ink Tarif. Während der Gültigkeitsdauer
des Promotionsangebots werden dem Kunden am Ende jedes Abrechnungszeitraums die Kosten für zusätzliche Seiten in Rechnung
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05/17 5
und Kosten für zusätzliche Seiten belastet. Pro Drucker kann ein Angebot eingelöst werden. Eine Barauszahlung des Angebots ist nicht
möglich. Zusätzlichen Informationen erhalten Sie während der Online-Registrierung oder unter hpinstantink.de. Solange Vorrat reicht.
Irrtümer vorbehalten.
iiTitelthema Finanzen
Werben umim Nachwuchs
Griff
Auszubildende der
Bäckerei Balzer
Foto: Balzer
Die Initiative ergreifen
zen“, sagt Alexandra Werner, Beauftragte
für die Azubis der Firma Olaf Balzer e. K.
In den 18 Filialen sind 320 Mitarbeiter
tätig, darunter 64 Lehrlinge.
Kreatives Azubimarketing h Geeignete Auszubildende zu finden, „Es ist wichtig, auf Schüler zuzuge-
hen. Wir sprechen sie direkt an“, so Wer-
wird für Unternehmen immer schwieriger. Das liegt zum Teil an der ner. In Zusammenarbeit mit der IHK
demografischen Entwicklung, zum Teil auch daran, dass immer mehr Flensburg sind bisher elf Kooperationen
Schulabgänger studieren. Für die Rekrutierung des Nachwuchses mit Schulen entstanden. Mitarbeiter
lassen sich viele Firmen heute einiges einfallen. Und Betriebe, gehen in den Unterricht hinein, stellen
die die Initiative ergreifen, haben damit Erfolg: Sie können ihre das Unternehmen und die Berufschan-
cen vor und führen mit den Schülern
Ausbildungsplätze mit ihren Wunschkandidaten besetzen. kleine Projekte wie die Entwicklung
eines Snacks durch. Auch Betriebsbe-
M
arketing, offene Firmenpoli- sichtigungen und Bewerbungstrainings
tik und Projektarbeit sind drei sind Teil des Programms. Der Betrieb
Gründe für den Erfolg, den ist auf 14 Berufsorientierungsmessen
die Bäckerei Balzer aus Marne bei der vertreten. Einen weiteren Anreiz bieten
Besetzung ihrer Ausbildungsplätze hat. Führerscheinprämien beziehungsweise
Sie bildet in den Berufen Bäcker, Fach- -darlehen. Dazu werden Kompetenzen
G E WE R B E B A U verkäufer, Systemgastronom und Büro-
management aus. Wer Abitur oder Fach-
in den Workshops BalzerAzubifit und
BalzerAzubiclever vermittelt, bei denen
im Passivhausstandard
Bürogebäude, Produktions- und Lagerhallen hochschulreife hat, kann an der Berufs- kreiert, erarbeitet und präsentiert wird.
Krückauring 3f akademie Hamburg dual studieren. „Wir Die Qualität der Ausbildung spreche
D -24568 Kaltenkirchen
Fon – 0 41 91 /95 37 86-0 bilden für die Zukunft unseres Betriebs sich auch im Freundeskreis der Mitar-
Fax – 0 4191/ 95 37 86-9 aus. Herausragende Auszubildende kön- beiter herum. Das sei ein wichtiger Fak-
w w w. p a s s i v b a u . n e t nen ihre Karriere bis zum Meister fortset- tor. „Wir machen eine gute Ausbildung“,
6 05/17
Titelthema Werben um Nachwuchs hh
sagt Werner. Am Begrüßungstag wür- Betrieb von sogenannten Paten beglei- Ein herausragender Pluspunkt ist
den „den Neuen“ Unternehmenswerte tet“, sagt Osbahr. „Es ist wichtig, dass die eigene Ausbildungswerkstatt mit
wie Teamgeist und Zusammenhalt ver- Auszubildende ihre eigenen Erfahrun- Schulungsräumen. Die Auszubildenden
mittelt. „Wir bieten ein offenes Klima, in gen und Eindrücke weitergeben.“ haben eigene Computerarbeitsplätze,
dem die Azubis und ihre Arbeit wertge- Schüler können den Betrieb auf ver- an denen sie Themen aus dem Berufs-
schätzt werden.“ Die Lehrlinge werden schiedene Art kennenlernen. Einmal schulunterricht vor- und nachbereiten
in Projektarbeit einbezogen und beteili- jährlich findet der Job-Talk in den ach- können. In der Werkstatt können In-
gen sich an Produktentwicklungen, auch ten Klassen der Schulen statt. Im Herbst halte auf praktischer Ebene umgesetzt
Schulungen gehören zum Programm. beteiligt sich das Unternehmen an der werden. „Unsere Ausbilder unterstützen
Von der Arbeitsagentur Dithmarschen Backstage-Jobtour, bei der Schüler hin- unsere Azubis mit Herzblut“,
hat Balzer das Zertifikat „Exzellente ter die Kulissen von Betrieben schauen. so Gödker. „Unsere
Ausbildung 2017“ erhalten. Einen tieferen Einblick bieten Praktika. Durch zwei technische Ausbilder
„Wir haben einen strukturierten Plan Vollzeitausbilder erhalten die unterstützen
Azubis als Mentoren h In Bad Segeberg für unsere Praktikanten und lassen sie in technischen Auszubildenden
bei Möbel Kraft erlernen 42 Auszubil- allen Betriebsbereichen an den Tätigkei- zunächst fast zwölf Monate unsere Azubis
dende ihre Berufe als Einzelhandels- oder ten teilhaben“, so Osbahr. Man ist auch lang eine umfassende prakti- mit Herzblut.“
Veranstaltungskaufleute, in der Lagerlo- auf Jobmessen und Jobbörsen präsent sche und theoretische Einar-
gistik oder der Gestaltung für visuel- und nutzt Medien wie Facebook, einen beitung, bevor sie in den Ausbildungs-
les Marketing. Andere absolvieren ein Blog und den Newsletter zur Rekrutie- abteilungen eingesetzt werden. „Eine
duales Studium zum Bachelor of Arts, rung von Nachwuchs. weitere Besonderheit, die wir anbieten,
Fachrichtung Handel. „Durch eine praxi- Die Raytheon Anschütz GmbH be- ist das fundierte und breite Spektrum
sorientierte Einarbeitung können Auszu- schäftigt an ihrem Standort in Kiel der Ausbildungsinhalte“, sagt Gödker.
bildende rasch in ihre Aufgaben hinein- 561 Mitarbeiter. Hinzu kommen 29 Aus- So erwerben die Industriemechaniker
wachsen und sich weiterentwickeln“, sagt zubildende: fünf Industriekaufleute, ein im Zuge ihrer Ausbildung elektronische
Ausbildungsleiter Matthias Osbahr. Ne- Fachinformatiker, elf Elektroniker/- Kenntnisse, die Elektroniker mechani-
ben Schulungen und praxisnahem Trai- innen für Geräte und Systeme, elf sche Kompetenzen.
ning finden regelmäßige Treffen statt, bei Industriemechaniker/-innen Fachrich- Die eigenen Auszubildenden sind
denen das Erlernte im betrieblichen und tung Drehtechnik und ein Zerspanungs- ein wesentlicher Faktor im Rahmen des
schulischen Bereich reflektiert wird. mechaniker. Marketings, da sie das Unternehmen
Als großer Arbeitgeber mit rund „Um Azubis zu werben, sind wir vor- innerhalb ihres Freundeskreises gerne
450 Mitarbeitern am Standort und wei- nehmlich auf Schulmessen vertreten weiterempfehlen. Die Raytheon An-
teren Filialen biete man eine gute Aus- und bieten vor allem im technischen schütz GmbH ist 2015 von der IHK zu
bildung mit Zukunftschancen. Das spre- Bereich regelmäßig Schülerpraktika an. Kiel als Top-Ausbildungsbetrieb ausge-
che sich herum, und so würden auch Aus diesen Praktika ergeben sich oft zeichnet worden. hh
Mitarbeiter und Azubis zu Botschaftern. Ausbildungsverhältnisse“, sagt Daniela
Mit drei Schulen werden Kooperationen Gödker, HR Business Partner bei Ray- Autorin: Hilke Ohrt
unterhalten. „Bei den Schulbesuchen theon Anschütz. Des Weiteren sei man Freie Journalistin
nehmen wir Auszubildende als Mento- auf den größeren Ausbildungsmessen in redaktion@ihk-sh.de
ren mit. Auch Praktikanten werden im Kiel vertreten.
Bei dieser Information
handelt es sich um
Positive statt negative Zinsen? eine Marketingmittei-
lung, die von der Syd-
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05/17 7
iiTitelthema Werben um Nachwuchs
„Abläufe erlebbar machen“
Recrutainment h Immer häufiger setzen Unternehmen im
Personalmarketing auf „Recrutainment“, den Einsatz spielerisch-
simulativer Elemente. Joachim Diercks (44), Geschäftsführer der
Hamburger Cyquest GmbH, hat ein Buch darüber geschrieben. Die
Wirtschaft sprach mit ihm über modernes Ausbildungsmarketing.
Wirtschaft: Für viele Unternehmen Diercks: Es ist eine realistische Job-
ist Nachwuchsgewinnung ein ernstes vorschau. Es birgt auch die Möglichkeit,
Problem. Recrutainment hört sich nach dass der Bewerber negativ überrascht
Spaß an. Wird das dem Ernst der Lage ist. So sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass
gerecht? man sich für den falschen Arbeitgeber
Joachim Diercks: Ja, denn man darf entscheidet. Für Unternehmen erhöht
das nicht fehlinterpretieren und ins Be- sich die Wahrscheinlichkeit, dass sich
langlose ziehen. Recrutainment dient der passende Kandidat bewirbt.
nicht der Unterhaltung, sondern es Wirtschaft: Im Zentrum steht der
macht Unternehmen und interne Ab- Begriff Gamification. Was heißt das im
läufe transparenter, erlebbarer. So wird Personalmarketing?
Bewerbern im Vorwege klarer, was auf Diercks: Dabei werden Spieltechni-
sie zukommt. ken übertragen auf etwas, das kein Spiel
Wirtschaft: Was leistet Recrutain- ist. Beispielsweise Storytelling: Wir er-
ment, was andere Auswahlstrategien zählen Geschichten aus dem Berufsle-
nicht leisten können? ben, machen einen virtuellen Unterneh-
Info für Arbeitgeber
„Die Erfahrung zeigt: Arbeit ist der
beste Weg zur gesellschaftlichen
Integration. Geben Sie Schutz-
suchenden eine Chance!“
Margit Haupt-Koopmann · Vorsitzende der Geschäftsführung
Regionaldirektion Nord der Bundesagentur für Arbeit
Nähere Informationen und Terminvereinbarungen über unsere
kostenlose Service-Hotline für Arbeitgeber: 0800 4 5555 20
Regionaldirektion Nord
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8 05/17Titelthema Werben um Nachwuchs hh
mensrundgang. Ein anderes Beispiel: Diercks: Zum einen gibt es eine Ver-
Stufe eins zu einem Ideenwettbewerb für schiebung der Macht. Unternehmen
angehende Steuerberater findet online müssen sich dem Bewerber vorstellen,
statt. Mit einer bestimmten Punktzahl nicht umgekehrt, denn es gibt Bereiche,
qualifiziert sich der Teilnehmer für den in dem es keine oder wenige Bewerber
Wettbewerb. Das Unternehmen lernt so gibt. Es wird aufwendiger, Auszubil-
die gute Seite des Bewerbers kennen. dende anzuwerben. In der IT-Branche
Wirtschaft: Ist das nur etwas für sind Bewerber und Unternehmen schon
Konzerne? Oder können auch kleinere auf Augenhöhe: Gescheite IT-Fachleute
Betriebe Recrutainment-Elemente wir- können sich aussuchen, wo sie arbei-
kungsvoll einsetzen? ten wollen, und die Konditionen dik-
Diercks: Die Frage wird mir oft ge- tieren. Zum anderen werden Teile des
stellt. Wenn eine aufwendige App ge- Zusammenfindens von Bewerber und
staltet wird, kostet das natürlich. Aber Unternehmen automatisiert, etwa durch
es geht ja um die Denkweise dahinter. Assessment- oder Matching-Tools, mit
So könnte ein kleines Reisebüro, das denen vorab online aussortiert wird. Ich
alle drei Jahre einen Azubi sucht, von hoffe, dass dadurch wieder mehr Frei-
Bewerbern eine einseitige Abhandlung raum entsteht für das persönliche Vor-
anfordern. Thema: Ein Kunde hat eine stellungsgespräch. hh
Reise nach Kanada gebucht, möchte
jetzt aber lieber nach Ibiza. Was tun Sie?
Auch das ist Recrutainment – ein ernst- Interview: Kristina Schröder
haftes Spiel, wenn man so will. Entschei- Freie Journalistin
dend ist der konkrete Anforderungsbe- redaktion@ihk-sh.de
Foto: Cyquest
zug, die multimediale Gestaltung folgt.
Wirtschaft: Wie ändert die Digita- Mehr unter
lisierung schon heute und künftig das www.blog.recrutainment.de
Joachim Diercks Ausbildungsmarketing?
Die Hochschule der Wirtschaft:
2.000 Studierende sprechen für sich
„Hier bin ich für ein duales Studium Berufsbegleitend zum Master –
genau an der richtigen Adresse.“ Mitarbeiter qualifizieren, ohne sie
Jennifer, Wirtschaftsingenieurwesen (B.Sc.) aus den Augen zu verlieren.
Hochschule der Wirtschaft Graduate School
Köllner Chaussee 11 · 25337 Elmshorn Van-der-Smissen-Straße 9 · 22767 Hamburg
Tel.: 04121 4090-0 · www.nordakademie.de Tel.: 040 554387-300 · www.nordakademie-gs.de
Berufsbegleitende Masterstudiengänge:
Duale Bachelorstudiengänge:
Master of Business Administration, General Management,
Betriebswirtschaftslehre, Wirtschaftsingenieurwesen,
Marketing and Sales Management, Financial Management and Accounting,
Wirtschaftsinformatik, Angewandte Informatik,
Wirtschaftsinformatik/IT-Management, Wirtschaftsingenieurwesen,
International Business
Logistik, Wirtschaftspsychologie, Wirtschaftsrecht
05/17 9i Praktika vorbereiten i Letzter Praktikumstag
Dauer und Ziel des Praktikums sollten Im Abschlussgespräch stellen sich
ebenso vereinbart werden wie Erwartun- folgende Fragen: Wurden die gegensei-
gen des Praktikanten und relevante Vor- tigen Erwartungen erfüllt? Was ist gut
erfahrungen. Klar definiert müssen auch gelaufen? Wo gibt es Verbesserungspo-
die Anforderungen des Betriebs sein. Zu- tenzial? Die Rückmeldung des Prakti-
dem sollten Betriebe einen Betreuer fest- kanten kann helfen, das Praktikumsan-
Foto: iStock.com/Goodluz
legen und einen Arbeitsplan aufstellen. gebot im Betrieb zu verbessern. Die
Zeit im Unternehmen soll dem Jugend-
i Erster Tag des Praktikums lichen eine positive und wertschät-
Der Praktikumsverantwortliche zende Erfahrung mit der Arbeitswelt
sollte den Praktikanten willkommen bieten und eine gute Basis für spätere
heißen, mit ihm einen Betriebsrund- Berufsperspektiven sein.
gang machen, die Mitarbeiter vorstel-
i Schülerpraktika len und den Arbeitsplatz/Spind in- i Nach dem Praktikum
klusive Betriebsangeboten, etwa eine Wenn der Betrieb den Jugendlichen
Direkter Draht Kantine, vorstellen. Dazu gehört auch,
alle notwendigen Sicherheits- und Ge-
als Auszubildenden gewinnen möchte,
macht er ihm ein entsprechendes Ange-
zum Nachwuchs sundheitsunterweisungen durchzu-
führen und zu dokumentieren.
bot. Bei einer längeren Zeitspanne zwi-
schen Praktikum und Schulabschluss
können beide Seiten beispielsweise
i Während des Praktikums
D
er Praktikant kann der späte- durch einen Schülerjob oder eine Ein-
re Azubi und anschließend die Der Ablaufplan sollte eingehalten ladung zu Betriebsveranstaltungen in
Nachwuchs-Fachkraft sein. Da- werden und der Praktikant Hilfe beim Kontakt bleiben. red hh
mit beide Seiten profitieren, gibt es ei- Erstellen des Praktikumsberichts be-
nige wichtige Punkte zu beachten. Die kommen. Darüber hinaus sollte er re- Infobroschüre zum Thema
Wirtschaft hat das Wichtigste in Kürze gelmäßig die Chance haben, vertiefende www.bit.ly/praktika-broschüre
zusammengefasst. Fragen zu stellen.
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Mikrokredit vom Bund – ab sofort wieder im Norden
Kapital für Firmen und Selbständige
Mein Mikrokredit – die
unbürokratische Finanzierung
für kleinere Unternehmen
Die Bundesministerien setzen die sehr erfolgreiche Zusammenar-
beit mit dem führenden Mikrokreditanbieter in Norddeutschland,
der Mikrokredit Schleswig-Holstein GmbH fort. Die schnelle un-
bürokratische Kreditvergabe hat sich inzwischen als sichere Fi-
nanzierungsalternative etabliert. Dazu der geschäftsführende Ge-
sellschafter Philipp Eitel: „Viele Unternehmer scheitern bei den
konventionellen Bankinstituten am zu geringen Kreditvolumen
oder den fehlenden Sicherheiten. Neben Existenzgründern können
gerade auch Unternehmen, die schon länger am Markt etabliert
sind, Kredite erhalten, um ihren Finanzbedarf zu decken“. Das vom
Bund akkreditierte Mikrofinanzinstitut vergibt Darlehen von 1.000
bis zu 20.000 Euro. Ca. 1.000 gewährte Kredite allein in Schleswig-
Holstein machen deutlich, dass der Bedarf an unbürokratischer
Finanzierung überwältigend groß ist. Besonders Handwerker und
Dienstleistungsbetriebe stehen bei der Aktion „Mein Mikrokredit“
im Mittelpunkt. Aber keine Branche und Personengruppe ist aus-
geschlossen. Der Zinssatz liegt bundeseinheitlich bei 9,9 Prozent.
Die Kreditentscheidung erfolgt innerhalb von 48 Stunden. Weitere
Informationen unter
www.mikrokredit-sh.de oder
Telefon 0451 5859-222.
10 05/17Titelthema Werben um Nachwuchs hh
Verantwortung Familiärer Betrieb
übernehmen Die Ausbildung im Unternehmen sollte ab-
wechslungsreich sein. Der Betrieb müsste
Zwar denke ich im Au- für mich auch nicht so groß sein, gerne
genblick noch nicht an eine würde ich auch in einem kleineren, fa-
Ausbildung, jetzt möchte ich erst miliären Betrieb ausgebildet werden.
einmal mein zweites Schulpraktikum Wenn ich wüsste, dass es der richtige
machen. Ich wünsche mir, dass ich gut behandelt werde und Ausbildungsberuf für mich ist, dann wür-
nicht so von oben herab, nur weil ich noch in der Ausbildung de ich dafür sogar umziehen. Im Moment
bin. Außerdem finde ich wichtig, dass sich die Ausbilder auch möchte ich beruflich etwas in der Natur-
Zeit für mich nehmen und mir Zeit gelassen wird für eine Ein- wissenschaft machen, gerne etwas mit
gewöhnung. Später möchte ich dann aber auch nach und Physik und Biologie.
nach mehr Verantwortung übernehmen dürfen. Alina Lohe (15),
David Gutmann (14), GGS St. Jürgen in Lübeck Emanuel-Geibel-Schule in Lübeck
Was erwartest du von
deinem Ausbildungsbetrieb?
Gute Einblicke
Ich erwarte von meinem Ausbildungsbetrieb, dass ich den Respektvoller
bestmöglichen Einblick ins Berufsleben bekomme. Ich wün- Umgang
sche mir eine Einsicht in alle Abtei-
lungen und einen guten Kontakt Ich erwarte Höflichkeit
zu den Mitarbeiterinnen und von den anderen Mitar-
Mitarbeitern. Diese sollten beitern und dass man von
mich in ihre Arbeit einbe- ihnen respektvoll behandelt
ziehen, Zeit für mich haben wird. Ich möchte viel zum Ausbil-
Fotos: Marita Jürgensen, Dannewerkschule Schleswig, „uni datum print“, Babett Neumann, IHK/Neef
und mir Dinge, die ich noch dungsberuf lernen und nicht als bil-
nicht verstanden habe, er- lige Arbeitskraft ausgenutzt werden. Außerdem hoffe ich auf
klären. Unterstützung, wenn es schwierig wird.
Marie Hering (14), Bjarne Wienberg (16),
Dannewerkschule Schleswig Gemeinschaftsschule Flensburg-West
Spaß an der Arbeit Offenes Ohr
Ich wünsche mir, dass mein Arbeitgeber weiß, wie auf- Ich wünsche mir, dass mein Ausbil-
regend der erste Arbeitstag für seine Auszubildende ist. Ich dungsbetrieb mich bestmöglich auf das
wünsche mir eine gute Zusammenarbeit, Höflichkeit und Erreichen des Ausbildungsziels vor-
Verständnis von meinem Arbeitgeber und den Kollegen. Im bereitet. Dazu gehört eine Ansprech-
Laufe meiner Ausbildung möchte ich zu einer selbstständigen partnerin, die mich dabei unterstützt,
Person heranwachsen, die ihren Ar- mir bei Fragen zur Seite steht und
beitsplatz bereichert und Spaß immer ein offenes Ohr für mich hat.
an ihrer Arbeit hat. Aus die- Außerdem wünsche ich mir ein ange-
sem Grund sollten meine Ide- nehmes Arbeitsklima. Eine angemesse-
en und auch meine Sorgen ne Ausbildungsvergütung darf natürlich
ernst genommen werden. auch nicht fehlen. Ich freue mich auf meinen
Nele Bräuninger (16), ersten Arbeitstag, denn ich habe das Gefühl bekommen, dass ich Will-
Friedrich-Junge-Gemein- kommen bin.
schaftsschule in Kiel Lena Paulsen (16), Friedrich-Junge-Gemeinschaftsschule in Kiel
05/17 1 1iiTitelthema Werben um Nachwuchs
Mit Social Media Azubis werben
Ausbildungsmarketing h In den vergangenen Jahren sind die Bewerberzahlen in Deutschland stark
zurückgegangen. Viele Unternehmen kämpfen regelrecht um junge Fachkräfte. Was können Unternehmen
tun, um Schulabgänger für sich zu gewinnen? Die Wirtschaft hat mit Experten aus dem Bereich des
Ausbildungsmarketings gesprochen und zeigt Wege und Möglichkeiten auf.
finden. Um den Prozess des Ausbildungsmarke-
tings erfolgreich zu gestalten, bedarf es mehrerer
Schritte.
Die Unternehmen müssen sich am Markt klar
positionieren und eine dem Betrieb entsprechen-
de Außendarstellung erwirken – sei es durch
Sponsoring-Maßnahmen oder Social-Media-Ak-
tivitäten. Auf der Suche nach geeigneten Azubis
sollten Unternehmen ihre Zielgruppe klar defi-
nieren und sich fragen: Wo und wie erreichen wir
diese?
Employer Branding h Die Agentur Junges Herz
berät Unternehmer und Recruiter und hilft beim
Ausbildungsmarketing. „Unsere Agentur entwi-
ckelt maßgeschneiderte Kampagnen, Karriere-
Webseiten und Azubi-Recruiting-Maßnahmen.
Dabei unterstützen wir von der ersten Analyse bis
Foto: iStock.com/Geber86
zur Schaltung über alle Prozessschritte hinweg“,
erklärt Osman. Ganz oben auf der Liste der effek-
tivsten Werbemaßnahmen stünden Kampagnen
in Schulen und in den sozialen Netzwerken. Ge-
rade Social Media böten eine große Bandbreite an
Optionen. Osman nennt hierfür unter anderem
Snapchat, Instagram und Influencer als Beispiele.
A
usbildungsmarketing gewinnt zunehmend an Bedeu- Dr. Jutta Hastenrath, Geschäftsführerin der Hastenrath
tung“, sagt Jakob Osman, Leiter der Agentur Junges GmbH aus Lübeck, berät Unternehmen und hält Vorträge
Herz aus Dresden. „Nicht nur große Betriebe haben über Arbeitgebermarketing. Ein passendes Rezept für alle
das für sich erkannt. Auch kleine und mittelständische Unter- Arbeitgeber gebe es nicht, sagt sie. „Bei jedem Unternehmen
nehmen investieren immer mehr in das Thema.“ Zusätzlich ist die Beratung individuell. Meist ist das Fehlen einer klaren
erhöhe sich der Druck der Unternehmen durch die steigen- Strategie das Hindernis. Die Unternehmen sollten als Basis
de Akademisierung und den noch eher fehlenden adäquaten eine Strategie entwickeln, die zum jeweiligen Geschäftsmodell
Umgang mit Studienabbrechern. Hier gelte es, Lösungen zu passt.“ Seit 2013 ist das Interesse für Arbeitgebermarketing ge-
stiegen, hat Hastenrath beobachtet. „Arbeitgebermarketing ist
etwas für erfolgreiche Unternehmen. Die Arbeitgeber, die es
ernst nehmen, sind auf der Gewinnerseite“, ist sich die Agen-
... was heißt turleiterin sicher.
Das Bewusstsein, dass ein Wandel stattgefunden habe, sei
Fachchinesisch auf noch nicht bei allen angekommen. Viele Arbeitgeber merkten
erst jetzt, dass sich der Arbeitgebermarkt zum Arbeitnehmer-
Business English? markt gewandelt habe. hh
Autorin: Birte Christophers
IHK-Redaktion Schleswig-Holstein
Machen Sie sich und Ihr Team fit für den
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12 05/17Titelthema Werben um Nachwuchs hh
?
? Drei Fragen an …
… Tobias Ewert, Was ist Ihre Strategie bei der Ansprache junger Nachwuchskräfte?
Wir setzen auf verschiedene Aktivitäten. Dazu gehören bei-
Leiter der Azubikampagne „Werde spielsweise Kooperationen mit Schulen und das Sponsoring von
Foodstarter“ bei foodRegio, dem Sportvereinen aus der Region, mit denen wir gemeinsam mit den
Branchennetzwerk der norddeutschen Unternehmen Infoveranstaltungen organisieren. Auch der Besuch
Ernährungswirtschaft von Job- und Ausbildungsmessen ist ein wichtiger Baustein unse-
rer Kampagnenarbeit. All dies wird begleitet von PR-Maßnahmen.
Dazu informieren wir auf unserer Facebook-Seite regelmäßig über
unsere Aktivitäten, etwa über unser Foodstarter-Azubi-Event, das
es seit 2016 gibt.
foodRegio betreibt die Azubikampagne und das Jobportal
„Werde Foodstarter“. Wieso diese Initiative? Was können Sie über den Erfolg der Kampagne sagen?
Auch die Ernährungsindustrie ist vom Fachkräftemangel betrof- Die Foodstarter sind mittlerweile, zumindest im Lübecker Raum,
fen. Hinzu kommt, dass einige Berufsbilder in der Branche ein eher schon fest etabliert. Mit kontinuierlich durchgeführten Maßnah-
weniger positives Image besitzen – zum Beispiel Bäcker, Verkäu- men stellen sich mit der Zeit natürlich auch Erfolge ein: Über un-
fer oder Fleischer. Dabei ist die Vielfalt an Ausbildungsberufen und sere Infoveranstaltungen konnten wir Verfahrenstechnologen,
dualen Studienmöglichkeiten in der Ernährungsbranche bedeu- Industriekaufleute und Fachleute für Systemgastronomie gewin-
tend größer geworden und die Tätigkeiten allgemein anspruchs- nen. Unser Ziel ist es, auch im restlichen Schleswig-Holstein noch
voller. Deshalb haben wir Ende 2013 mit neun foodRegio-Unter- stärker auf uns aufmerksam zu machen. hh
nehmen die Azubikampagne „Werde Foodstarter“ entwickelt, um
Foto: foodRegio
die Vielfalt an Karriere- und Aufstiegschancen in der regionalen Mehr unter
Ernährungswirtschaft aufzuzeigen und junge Nachwuchskräfte zu www.werde-foodstarter.de
gewinnen.
Warum mit dem Rad zur Arbeit?
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Vorfahrt hat“
Los geht’s! Fahren Sie zwischen dem 1. Mai und dem 31. August an mindestens
20 Tagen „Mit dem Rad zur Arbeit“ und gewinnen Sie attraktive Preise. Alles zur
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Eine Gemeinschaftsaktion des Allgemeinen Deutschen
Fahrrad-Clubs und Ihrer AOK – Die Gesundheitskasse. mit-dem-rad-zur-arbeit.de
05/17 13iiTitelthema Werben um Nachwuchs
Lösungen bei
Fachkräftemangel
IHK-Beratungsangebote h Die IHKs haben
verschiedene Beratungs- und Vermittlungs-
angebote für Unternehmen, um Nachwuchs und
Fachkräfte zu finden. Dabei steht die individuelle
Vermittlung im Vordergrund.
i Passgenaue Besetzung
Die Berater der passgenauen Besetzung ermitteln den
Bedarf an Auszubildenden, erstellen Anforderungsprofile,
suchen nach potenziellen Bewerbern, sichten Bewerbungs-
unterlagen und führen Auswahlgespräche sowie Einstellungs-
Foto: iStock.com/mrgao tests durch. Vor Ort kooperieren die Berater mit anderen in
der Berufsausbildung tätigen Stellen. Auf dieser Basis treffen
sie eine Vorauswahl und unterbreiten passgenaue Vorschläge.
Die Berater unterstützen auch Bewerber, deren Ausbildungs-
verhältnis vorzeitig beendet wurde und die eine Fortsetzungs-
möglichkeit suchen. hh
www.ihk-sh.de (Dokument-Nr. 80898)
i Willkommenslotsen
Die Willkommenslotsen stehen Unternehmen zur Seite,
wenn es um die berufliche Integration und Vermittlung von
Geflüchteten geht. Zugleich sind sie Ansprechpersonen für
Neues EU-Datenschutzrecht Geflüchtete, die auf der Suche nach einem Praktikum oder ei-
ner Ausbildung sind. Somit fungieren sie als Schnittstelle zwi-
schen dieser Personengruppe und kleinen und mittleren Be-
EU-Datenschutzgrundverordnung trieben, Jobcentern, Ausländerbehörden sowie Arbeitsagentu-
(EU-DSGVO) ab 2018 ren und beraten zu arbeits- und aufenthaltsrechtlichen Fragen,
Förderungen und zur kulturellen Integration im Betrieb. hh
• Deutlich mehr Pflichten für Unternehmen ( > 9 Mitarbeiter) www.ihk-sh.de (Dokument-Nr. 3580996)
• Vereinfachter Zugriff für Aufsichtsbehörden
• Bußgelder bis 20 Mio. Euro i Beratungsnetzwerk zur Fachkräftesicherung
nur Unternehmen, die als attraktive Arbeitgeber wahrge-
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nommen werden wollen, werden in einem kostenfreien
Erstberatungsgespräch individuelle Handlungsoptionen
Quick-Check EU-DSGVO: vorgestellt. Das Themenspektrum erstreckt sich von der Re-
krutierung über die Mitarbeiterbindung bis hin zur Nach-
Erster Überblick: erweiterte Pflichten und Maßnahmen folgeplanung bei Schlüsselpositionen. Zudem erhalten die
Optimiert für den Mittelstand Unternehmen Informationen zu weiterführenden Ange-
Individuell für Ihren Betrieb! boten und Fördermöglichkeiten, wie etwa zum Programm
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i Fachberatung Schule-Betrieb
0 46 21 Die Regionale Fachberatung Schule-Betrieb stellt die För-
95 18 115 derung und Entwicklung einer flächendeckenden Zusammen-
arbeit zwischen Schulen und Betrieben sicher. Unternehmen
und Schulen gehen Kooperationen ein und planen gemein-
same Aktivitäten, um die Berufswahlkompetenz und Ausbil-
dungsfähigkeit von Schulabsolventen zu verbessern. Durch
Westring 3 - 24850 Schuby --
Quick-k!- dieses nachhaltig erfolgreiche Projekt wurden landesweit be-
www.datenschutz-xperte.de C h ec reits mehr als 1.000 Kooperationen geschlossen. hh
www.ihk-sh.de (Dokument-Nr. 7815)
14 05/17Fachkr
ä
willkom f te
men .
Keine Sorge, ein Segelschein
gehört bei uns nicht zwingend zu
den Bewerbungsunterlagen.
Mehr Infos unter der-echte-norden.info
05/17 15iiWirtschaft im Gespräch
„Die Devise lautet
ausprobieren!“
Ausbildung und Inklusion h Leistung und Behinderung
schließen sich nicht aus – dieses Bewusstsein setzt sich
immer mehr durch. Das Bugenhagen Berufsbildungswerk
Timmendorfer Strand unterstützt junge Menschen mit
Beeinträchtigungen dabei, im Arbeitsleben Fuß zu fassen.
Leiterin Inka Kielhorn berichtet, was sich in Gesellschaft
und Unternehmen verändert, wie ihre Einrichtung hilft und
welche Möglichkeiten Betriebe haben.
Wirtschaft: Inklusion in der beruflichen Ausbildung, dass
Menschen mit Handicap zu einem Berufsabschluss kommen –
was bedeutet das heute?
Inka Kielhorn: Der Begriff Inklusion hat den der Integra-
tion abgelöst, der zwischen „draußen“ und „drinnen“ unter- rung, Ausbildung und Integration junger Menschen mit Han-
scheidet. Inklusion meint die vollumfängliche Zugehörigkeit, dicap tätig und habe über all die Jahre Menschen getroffen, die
ist das Gegenteil von Ausgrenzung. Jeder Mensch – egal ob das Potenzial behinderter Menschen erkannt und wenn mög-
mit oder ohne Handicap – soll gleichberechtigt und selbstbe- lich auch „genutzt“ haben, und dies ohne Berührungsangst,
stimmt „mit dabei“ sein. Das beinhaltet vor allem auch den mit gesundem Menschenverstand und großem Engagement.
gleichrangigen Zugang zu Schule, Berufsausbildung und Ar- Das Thema Ausbildung von Menschen mit Behinderung ist
beitswelt. Es gilt, die Ausbildungsstrukturen, -konzepte und in den letzten Jahren, in Zeiten von Inklusion und Fachkräf-
-methoden dem einzelnen Menschen mit Behinderung anzu- temangel, jedoch sicher populärer geworden. Allerdings neh-
passen, ohne auf Leistung zu verzichten. Erster und wichtigs- men nach einer Studie des Bundesinstituts für Berufsbildung
ter Schritt ist jedoch, dass wir alle Barrieren im Kopf abbauen (BIBB) von 2016 die zuständigen Stellen allenfalls leicht posi-
und Offenheit sowie Toleranz leben. tive Veränderungen in Bezug auf die Ausbildungsbereitschaft
Wirtschaft: Sehen Sie insgesamt einen Wandel in Gesell- der Betriebe und die Eingliederungschancen von Menschen
schaft und Unternehmen in Bezug darauf, wie der Beitrag be- mit Behinderung wahr.
hinderter Menschen gesehen wird? Wirtschaft: Was leistet das Bugenhagen Berufsbildungs-
Kielhorn: Nicht erst seit 2009, als Deutschland die UN-Be- werk?
hindertenrechtskonvention unterschrieben und sich zur Um- Kielhorn: Wir bilden die jungen Menschen mit Handicap
setzung von Inklusion bekannt hat, ist ein Paradigmenwechsel in über 50 anerkannten Berufen aus, im Auftrag der Agentur
zu spüren. Ich bin seit 20 Jahren in der beruflichen Qualifizie- für Arbeit. Unsere speziell geschulten Meister übernehmen
die fachliche Ausbildung und arbeiten dabei ganz eng im Rah-
men betrieblicher Praktika oder längerer Ausbildungspha-
Textile Konfektionen sen mit einer Vielzahl von Unternehmen zusammen. Unsere
Fachdienste – etwa Sozialarbeiter, Psychologen, Förderlehrer,
medizinisches Personal – begleiten die Ausbildung und un-
Sonnenschutz
Rollläden
terstützen in schwierigen Situationen. Alle sind zudem dafür
Big-Bags,
verantwortlich, dass die ausgebildeten Nachwuchskräfte einen
Inlets,
Container- Job finden. Wir helfen bei ihrer Suche und nutzen dabei unser
S äc ke Netzwerk.
Wir verstehen uns als Inklusionsbereiter. Durch unseren
zeitlich begrenzten Support können Menschen mit Handicap
nen,
Fahrzeugpla
ihre Fähigkeiten und ihre Persönlichkeit stärken, um schließ-
Hauben, lich beruflich auf eigenen Beinen zu stehen.
technische
Foto: Patrick de Jourdan
Wirtschaft: Ist die Ausbildung von Menschen mit Handi-
Konfektion cap nicht eher etwas für große Unternehmen?
uche n
Wir s ei ter
Mitarb
Kielhorn: Glücklicherweise hängt die Ausbildungskompe-
www.wrage-ulzburg.de tenz bezüglich gehandicapter Menschen nicht von der Grö-
Bahnhofstr. 16 | 24558 Henstedt-Ulzburg | Tel.: 04193 - 20 08
ße eines Betriebs ab. Wir erleben gerade Mitarbeiter kleiner
und mittlerer Firmen als äußerst engagiert und kreativ, wenn
16 05/17Wirtschaft im Gespräch hh
sich bei der zuständigen IHK nach möglichen Rahmenbedin-
gungen, Voraussetzungen oder Unterstützungsmöglichkeiten
zu erkundigen. Auch die örtlichen Arbeitsagenturen geben
hierzu Auskunft.
Natürlich bieten auch wir uns als Partner an. Über uns
können Unternehmen erste Erfahrungen in Form von Prak-
tika machen. Wir informieren zudem über Ursachen
Zur Person und Auswirkungen von Behinderungen und beraten
Inka Kielhorn, Jahrgang 1970, leitet seit bei der Arbeitsplatzgestaltung sowie bei der Aus- „Wir erleben
2005 das Bugenhagen Berufsbildungswerk wahl geeigneter Lehrmethoden. Schließlich führen gerade
Timmendorfer Strand (BBW). Die Diplom- wir Seminare durch. Sie dienen in erster Linie der Mitarbeiter
Betriebswirtin der Sozialwirtschaft und rehabilitationspädagogischen Ausbildung unseres
Lehrerin ist zuständig für 240 Mitarbeiter Personals, können aber auch von Externen besucht kleiner und
und rund 500 Jugendliche in Berufsvorbe- werden. Aber als Erstes gilt natürlich die Devise: aus- mittlerer
reitung und Ausbildung, die an den Stand- probieren! Firmen als
orten Timmendorfer Strand und Lübeck- Wirtschaft: Gibt es Voraussetzungen, die Unter- äußerst
Blankensee tätig sind. hh nehmen oder Ausbilder erfüllen müssen? engagiert.“
Kielhorn: Bis auf die positive Grundeinstellung
der betrieblichen Verantwortlichen gibt es zunächst
keine besonderen Voraussetzungen. Handelt es sich um Azu-
bis mit körperlichen oder Sinneseinschränkungen, muss die
Infrastruktur entsprechend gestaltet und Hilfsmittel müssen
gewährleistet sein. Bei anderen Behinderungen, etwa Lern-
oder psychischen Behinderungen, sind andere Dinge zu be-
es darum geht, junge behinderte Leute in ihrem Team zu in- achten. So erfordert die Ausbildung von jungen Menschen mit
tegrieren, ihnen Ausbildungsinhalte zu vermitteln und sie Lernbehinderung in sogenannten Fachpraktikerberufen eine
schließlich auch bei sich zu beschäftigen. Hier greift eine rehapädagogische Zusatzausbildung.
grundsätzliche Bereitschaft und Offenheit. Oft geschieht der Entscheidend ist jedoch der Einzelfall. Es gibt bestimmte
erste Kontakt mit unseren Jugendlichen auf unsere Anfrage Arten von Behinderungen und unterschiedliche Ausprägun-
hin oder in Zeiten des Fachkräftemangels aus der Not heraus. gen, die Betriebe vor sehr große Herausforderungen stellen.
Man merkt dann schnell, wer sich ernsthaft mit den jungen Ohne professionelle Unterstützung ist dann die Ausbildungs-
Menschen mit Handicap auseinandersetzen will und bereit organisation und -durchführung nur sehr schwer oder gar
ist, sich einzulassen. Aber wir kennen auch Unternehmen, die nicht zu leisten. hh
ohne unsere Begleitung Menschen mit Einschränkungen er-
folgreich ausbilden. Das BIBB hat 2016 festgestellt, dass etwa Interview: Klemens Vogel
14 Prozent aller Ausbildungsbetriebe seit 2012 „in der einen IHK-Redaktion Schleswig-Holstein
oder anderen Form“ Menschen mit Behinderung ausbilden. vogel@ihk-luebeck.de
Wirtschaft: Was raten Sie Unternehmen, die gerne inklusiv
ausbilden würden? DIHK-Initiative zur Inklusion
Kielhorn: Die Kammern haben sich sehr mit der Thematik www.inklusion-gelingt.de
auseinandergesetzt und Wissen erworben. Es empfiehlt sich,
Informationstechnologie in der Region
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Softwarelösungen für Handwerksbetriebe
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05/17 17iiUnternehmen und Märkte
Hildebrandt investiert
7,5 Millionen Euro
Die Paul Hildebrandt AG erwei-
tert den Hauptsitz in Henstedt-Ulz-
burg: Mit dem neuen Zentrallager
Nord werden die Lagerkapazitäten
fast verdoppelt. Der neue Gebäu-
dekomplex hat 7.000 Quadratmeter
Lager- sowie 2.000 Quadratmeter
Bürofläche. Das Unternehmen in-
vestiert 7,5 Millionen Euro.
Das moderne Hochregallager
soll zum Jahreswechsel fertigge-
stellt sein. Insgesamt verfügt das
Unternehmen dann über eine Lager-
fläche von 17.000 Quadratmetern.
Das sei die ideale Voraussetzung
für eine schnelle und reibungslose
Logistik in Norddeutschland und
Dänemark sowie den Ausbau des
Bereichs E-Commerce, heißt es.
Durch die Erweiterung werden
bis zu 20 neue Arbeitsplätze geschaf-
Foto: Christoph Krelle
fen. Das Unternehmen mit rund 300
Mitarbeitern verfügt über ein lager-
mäßig geführtes Warenangebot von
mehr als 50.000 Artikeln. hh
Will etwas bewegen: Jan Marcus
Marcus gehörte zu einem Personen-
Weitblick und Bodenhaftung kreis, der besonders gefördert wurde,
doch letztlich entschied er sich gegen
die sich dort abzeichnende Karriere. Die
Unternehmer im Porträt h Vom Klebeband bis zum Packpapier, vom Entscheidungswege im Großkonzern
Handhefter bis zum Dreharmwickler: Die Paul Hildebrandt AG in Henstedt- waren ihm zu lang; er wollte etwas be-
Ulzburg vertreibt seit mehr als 125 Jahren Verpackungsmittel und deren wegen. Sein Vater war zu jener Zeit der
geschäftsführende Alleingesellschafter
Zubehör. Der Vorstandsvorsitzende Jan Marcus feierte 2016 seine der Paul Hildebrandt GmbH und wollte
30-jährige Betriebszugehörigkeit. Eine Karriere bei einem Chemiekonzern keine Familiennachfolge – doch Marcus
schlug er aus – um im eigenen Unternehmen etwas zu bewegen. wusste ihn zu überzeugen.
Wirtschaftskapitäne
H
inter ihm prangt ein Bild der waren so vielfältig, dass es mir viel kür- Unternehmer im Norden
Brooklyn Bridge in New York zer vorkommt“, erzählt Marcus leicht
City an der Wand – eine Urlaubs- nachdenklich. Doch statt eines festli-
erinnerung. Rechts davon steht die Na- chen Vortrags über die vielen Erfolge Unter seiner Mitwirkung gelang es,
tionalflagge Vietnams im Kleinformat der Vergangenheit wagt er lieber den aus dem altmodisch aufgestellten Be-
auf dem Aktenschrank – ein Symbol Blick in die Zukunft: „Ich habe mir mit trieb, der 1889 gegründet wurde, einen
für seine Verbundenheit mit Asien –, diesen 30 Jahren Betriebszugehörigkeit modernen zu machen – trotz interner
dazwischen ein Miniatur-Lkw der Paul persönliche Ziele gesetzt, die ich noch Widerstände. Durch die Einführung
Hildebrandt AG. Jan Marcus ist ein verwirklichen will.“ eines neuen IT-Systems mit hierarchi-
Mann, der gerne die Welt entdeckt, der Bevor Marcus in das damals noch in schen Stufen konnte die gesamte Ver-
kosmopolitisch denkt und handelt, ohne Hamburg ansässige Unternehmen kam, waltungsstruktur erfolgreich umgestellt
dabei seine Wurzeln zu verlieren. durchlief der gelernte Industriekauf- werden, wovon das Unternehmen und
Die drei Jahrzehnte, die er bereits mann ein internes Traineeprogramm bei die Mitarbeiter bis heute profitieren. Ein
für den Großhändler gearbeitet hat, der Hoechst AG in Frankfurt am Main, weiterer Meilenstein in der Betriebsge-
lassen ihn etwas daran zweifeln, ob er einem der seinerzeit größten Chemie- schichte ist mit der Wiedervereinigung
wirklich schon so alt ist. „Die Aufgaben und Pharmakonzerne Deutschlands. 1990 verbunden: Marcus setzte sich ak-
18 05/17Sie können auch lesen
