EXTRA - DIE GEWINNER-ASSETS - Verifort Capital
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EXTRA Cash. SACHWERTANLAGEN In Kooperation mit: RWB · TSO · Verifort Capital DIE GEWINNER-ASSETS Warum Immobilien und Private Equity so erfolgreich der Pandemie trotzen Cash. 5/2021 87
EXTRA SACHWERTANLAGEN Teilnehmer des digitalen Round tables (von links): Christian Kunz (TSO), Nico Auel (RWB), Rauno Gierig (Verifort Capital). „ENORM VIEL POTENZIAL FÜR SACHWERTANLAGEN“ Cash. sprach mit drei Vertretern aus unterschiedlichen Assetklassen über das Fazit 2020, den Start in das Jahr 2021, aktuelle Gesetzesvorhaben sowie künftige Entwicklungen und Planungen. 2020 ist das Platzierungsvolumen im Markt der Sachwertanlagen wieder stark zugenommen. Auf Jahresbasis gab es weltweit im sowohl im Publikumsgeschäft als auch bei Großanlegern zurück- Private Equity Bereich 24 Prozent weniger Deals als 2019. Dar- gegangen. Wie ist es bei Ihnen gelaufen? unter sind sicherlich viele Transaktionen, die lediglich verschoben Auel: Die Covid-19-Pandemie hat zum einen intern zu erheblicher wurden und in 2021 nachgeholt werden. Abzuwarten bleibt noch, Mehrarbeit geführt. Zum anderen hat sich in unserem Beispiel der ob es bei dieser „V“-Entwicklung bleibt, oder ob es noch zu einer Dialog mit den Private-Equity-Managern extrem intensiviert, „W“-Formation kommt, also einem erneuten Abschwung der weil wir schnell einen Überblick bekommen wollten, wie sich die Wirtschaft und der Aktienmärkte. Dann könnte Private Equity FOTOS: CHRISTIAN DAITCHE WWW.FOTOBONN.DE, Pandemie auf die Portfolien, das Fundraising und die Exit-Akti- wiederum sehr stark profitieren, weil die Kassen voll sind und die vitäten auswirkt. Das war eine sehr große Kraftanstrengung. Im Unternehmen dann billig gekauft werden können. 2020 ging es Vertrieb sind wir sehr gut durch das Jahr 2020 gekommen. Wir so schnell wieder hoch, dass es - anders als in der Finanzkrise hatten im Publikumsgeschäft über 14 Prozent Wachstum, im in- 2008 - keine längerfristige Situation gab, wo Private Equity zu DOMINIK OSSWALD, LYONELSTIEF stitutionellen Produktbereich ein Plus von rund 136 Prozent, sehr günstigen Preisen hätte einkaufen können. wenngleich von einer deutlich geringeren Basis. Wir hatten aber Kunz: In den USA war die Situation etwas anders. Die Wirtschaft auch ein Rekordjahr, was die Ausschüttungen angeht. Nie zuvor stand auf einmal still, es gab unter dem damaligen Präsidenten haben RWB Fonds so hohe Auszahlungen geleistet wie 2020. In Trump keine große politische Führung und auch keine nationale der Private Equity Branche selbst sind gerade im zweiten Quartal Regelung. Das führte zu großer Unsicherheit an den Märkten. 2020 die Deal-Aktivitäten extrem eingebrochen, stärker als in der Praktisch alle Player im Immobiliensegment haben die Objekte Finanzkrise. In den Folgemonaten haben die Aktivitäten aber zunächst vom Markt genommen. Das Transaktionsvolumen ist 94 Cash. 5/2021
EXTRA SACHWERTANLAGEN generell sehr, sehr stark gesunken. Das war allerdings nicht in dem waren in den deutschen Medien im ersten Halbjahr die USA überall in den USA so, schließlich ist das Land so groß wie ganz im Fokus. Die in dieser Zeit kommunizierten Nachrichten haben Europa. Wir sind ausschließlich im Südosten der USA aktiv, und es nicht einfacher gemacht für den Vertrieb. da waren die Auswirkungen noch relativ überschaubar. Im Tages- Macht sich der Regierungswechsel in den USA schon bemerkbar? geschäft kamen die Einschränkungen durch behördliche Auflagen Kunz: Vertrieblich ist das durchaus ein Thema, aber wir versu- hinzu. Wir konnten zum Beispiel nur mit einem Bruchteil der chen seit Jahren schon, den Vertriebspartnern und den Kunden Angestellten gleichzeitig im Office sein. Die größte Auswirkung klarzumachen, dass wir ein Geschäftsmodell nicht von der poli- haben wir bei Prozessen gespürt, bei denen es um Zeit ging. Wir tischen Führung abhängig machen. Rein von der unternehmeri- haben letztes Jahr durchaus sowohl Verkäufe wie auch Ankäufe schen Seite haben wir von Trump wirklich profitieren können. tätigen können und auch von Vorteilen wie niedrigen Zinsen Dass Trump als Person sehr schwierig war, haben wir im Vertrieb profitiert, aber Notartermine, Genehmigungsverfahren und Fi- aber schon gemerkt. Mit dem Wahlergebnis haben wir Feedback nanzierungsprozesse haben viel länger gedauert normalerweise. von Vermittler- und auch von Kundenseite bekommen, dass viele Wir haben aber Gott sei Dank kaum Ausfälle gehabt und auch erleichtert sind. einige neue Mieter gewinnen können, aber es war halt viel arbeits- Verifort Capital hat den Vertrieb des aktuellen Pflegeimmobilien- intensiver. Fonds im vierten Quartal aufgenommen. Wie ist er angelaufen? Hat sich das auch im Vertrieb Ihrer Vermögensanlagen in Gierig: Ich würde sagen, wir haben ein lachendes und ein weinen- Deutschland niedergeschlagen? des Auge. Das lachende Auge ist, dass wir ungeplant eine Asset- Kunz: Ja, generell schon. Hier spielten mehrere Faktoren eine klasse haben, die sehr nachgefragt ist. Das Thema Pflege ist in der Rolle, das ist Fluch und Segen einer hohen Wiederanlagequote. Krise in den Vordergrund gerückt, weil Pflege-Immobilien wei- Da wir weniger Sonderausschüttungen aus Objektverkäufen terhin nachgefragt sind und sich unabhängig von einer Pandemie hatten, gab es auch weniger Wiederanlagen als zu gewöhnlichen oder von wirtschaftlichen Veränderungen entwicklen. Der Pfle- Zeiten. Aber es wird natürlich in so einer schwierigen Zeit auch gemarkt ist ja im Prinzip gemanagtes Wohnen und die Nachfrage für den Vermittler nicht einfacher, neue Kunden zu gewinnen. Ein ist sehr stabil. Da gab es keinen einzigen Mietausfall, und zwar Großteil unserer Vertriebspartner lebt von dem persönlichen in der ganzen Branche nicht. Auf der anderen Seite sind wir in der Kontakt zu den Kunden. Das ist ein wichtiger Bestandteil des Pandemiezeit gestartet als neuer alter Player oder zumindest als Geschäftsmodells, der ihnen mit Corona genommen wurde. Hin- Unternehmen, das einen Relaunch vorgenommen hat und mit zu kommt, dass wir ein sehr starkes Endjahr in 2019 hatten. Wir neuer Marke, mit neuen handelnden Personen an den Markt ge- hatten am Jahresende knapp 70 Millionen US-Dollar platziert. gangen ist. Uns fehlt doch ein Stück weit der persönliche Kontakt, Dieser Betrag hat Anfang 2020 gefehlt und als dann das normale die Plattformen, wo man sich trifft, austauscht und mal beschnup- Geschäftsjahr durchgestartet ist, kam die Corona-Thematik. Zu- pern kann. Wir machen viele Webinar-Formate oder auch Einzel- Cash. 5/2021 95
EXTRA SACHWERTANLAGEN Webinare, aber das hat uns schon zeitlich etwas zurückgeworfen, Kunz: Die Vertriebsseite in Deutschland sehe ich genauso. Für die auch wenn der Vertrieb gut angelaufen ist und wir durchaus In- Entwicklung in den USA sind wir sehr optimistisch. Trump hat vestorengelder einsammeln können. Aber unterm Strich sehen bei der Beschaffung von Impfstoff nicht gekleckert, sondern ge- wir das trotzdem positiv, denn selbst wenn Öffnungen kommen, klotzt und jetzt mit der neuen Führung gibt es auch eine einheit- haben wir sowohl ein funktionierendes digitales Vertriebssystem liche Marschrichtung. Das ist schon mal sehr, sehr gut. Dazu als auch dann wieder die Plattformen zum persönlichen Aus- kommt das Konjunkturprogramm. Damit wird die Wirtschaft mit tausch. Und ich glaube, es ist auch die Zukunft, dass sich diese weiteren 1,9 Billionen US-Dollar gefördert. Die Amerikaner sind beiden Modelle sehr gut ergänzen werden und uns insgesamt auch ein konsumorientiertes Volk, die Wirtschaft lebt davon. Wichtige mehr Kontaktpunkte zu potenziellen Kunden bieten. Indikatoren für unser Geschäftsmodell, neben dem demographi- Schauen wir nach vorn. Was passiert, wenn Corona vorbei ist? schen Aspekt des Bevölkerungswachstums, sind das Verbrau- Gierig: Ich glaube nicht, dass es irgendeinen Zeitpunkt gibt, an chervertrauen und die Konsumausgaben. Hier sehen wir für die dem man sagen kann: Jetzt ist Corona vorbei. Das sehe ich nicht. nächsten Monate erhebliches Erholungspotenzial. Die Arbeitslo- Ich erwarte, dass dieses Virus uns langfristig begleiten wird und senzahlen mit knapp über sechs Prozent gehen sukzessive zurück. wir mit diesem „neuen Normal“ ein Stück weit leben müssen. Ich Wir gehen davon aus, dass das BIP-Wachstum in diesem Jahr glaube, dass wir alle unsere Lernkurven haben und dass der di- sechs bis acht Prozent betragen kann. Das sind alles Faktoren, die gitale Bereich ganz entscheidend bleibt, dass vielleicht sogar der generell den Markt für uns sehr attraktiv machen. Wir haben digitale Vertrieb und auch die Werbeformen noch einmal zulegen momentan eine hohe Liquiditätsreserve, sodass wir - wenn der werden, dass die Plattformen für persönlichen Austausch eher Markt sich dann wieder erholt - sehr schnell kaufen können. weniger werden, und wenn, dann sehr, sehr Diese Möglichkeit haben viele Mitbewerber dezimiert und sehr kontrolliert. Die Klasse der nicht. Wir haben gute Finanzierungsmög- Sachwertanlagen bleibt attraktiv und ich sehe lichkeiten und auch dadurch einen Wettbe- weiterhin große Chancen im Geschäft mit werbsvorteil. Und wir haben phantastische Immobilienfonds. Aber dass wir davon ausge- Finanzierungskonditionen für amerikani- hen können, ab einem gewissen Zeitpunkt das sche Verhältnisse. Insgesamt sind wir für das alte Leben zurückbekommen, das wir mal laufende Jahr sehr optimistisch. hatten, das sehe ich zumindest kurzfristig Die Kehrseite der niedrigen Zinsen sind stark nicht. gestiegene Assetpreise. Wie weit geht das Auel: Die Gesellschaft, aber auch die Markt- noch und ist das nicht irgendwann auch ein wirtschaft insgesamt haben bewiesen, wie gefährliches Niveau? schnell gerade Unternehmen auf einmal unter Gierig: Immobilien bieten als ein Baustein diesem enormen Druck reagiert haben und generell Stabilität und einen regelmäßigen wie schnell ganze Geschäftsmodelle verän- Cash-Flow. Im Umfeld fehlender Alternativ- dert wurden. Bei der Politik oder bei den Be- anlagen besteht sogar noch ein Fünkchen hörden haben wir sicherlich hier und da ver- Hoffnung, dass sie noch ein Stückchen im langsamte Reaktionen gesehen. Was die Ge- Christian Kunz, Sales & Marketing Wert steigen, auch wenn man es vielleicht gar schäftsmodelle von Fondsanbietern angeht, Manager beim US-Anbieter TSO. nicht mit kalkuliert. In dem aktuellen Nied- zeigt sich jetzt auch der große Vorteil des rigzinsumfeld mit Negativzinsen auf dem Portfolio-Gedankens, also breit streuender Sparbuch hat eine Immobilie auch dann ei- Fonds. Ein Anleger, der über verschiedene Zielfonds viele Bran- nen Vorteil, wenn sie nur noch zwei oder 2,5 Prozent Mietrendite chen und Regionen abdeckt, ist enorm im Vorteil gegenüber je- bietet. Es gibt aber immer noch Segmente, in denen man auch im mandem, der mit einem einzelnen Fonds auf einen einzelnen Immobilienbereich höhere Renditen erzielen kann, aber mit ein Trend oder gar eine einzelne Branche gesetzt hat, die vielleicht bisschen mehr Risiko und Risikobereitschaft. Dabei kommt es besonders von der Krise betroffen ist. Das wird künftig noch darauf an, sein Portfolio auf mehrere Beine zu stellen, also durch stärker in den Vordergrund treten. Ich stimme zu, dass die per- unterschiedliche Standorte und Nutzungsarten zu diversifizieren. sönlichen Kontakte im Vertrieb extrem fehlen und eine Art Stabilität ist King. Diversifikation und dadurch Stabilität zu er- Lähmung entstanden ist, die bei vielen Partnern zu einer abwar- reichen, ist viel mehr wert, als nur die Berücksichtigung einer tenden Haltung geführt hat. In dieser Zeit ist die intensive und Einzelrendite. nahe Betreuung gerade der Vermögensberater noch viel wichtiger. Welche Rolle spielen die niedrigen Zinsen bei Private Equity? Dazu zählt zum Beispiel Unterstützung durch Kunden-Webinare, Auel: Auf Ebene unserer Dachfonds haben wir nur Eigenkapital, aber auch Druck aufzubauen und klar zu kommunizieren, wo der aber in der Private-Equity-Branche insgesamt haben wir in den FOTOS: CHRISTIAN KUNZ, DOMINIK OSSWALD Alltag verändert werden musst. Wer da schnell reagiert hat, der letzten zwei Jahren eine deutlich steigende Fremdkapitalquote profitiert jetzt schon. Wir haben jetzt bei digitalen Kundenveran- wahrgenommen und wir sehen hohe Assetpreise, auch durch den staltungen doppelt so viele Teilnehmer wie im Mai letzten Jahres. niedrigen Zins. Doch man muss sich die Teilmärkte differenziert Da ist schon ein Umdenken und langfristig betrachtet führt diese anschauen. Nachgefragt sind vor allem die Branchen, die gut Krise dazu, dass sich Prozesse verschnellern und dass Dinge ans durch die Krise gegangen sind. Von den Private Equity Deals Tageslicht gekommen sind, die jeder Einzelne im Alltag ändern weltweit entfallen fast 60 Prozent auf Healthcare, Technology, muss. Deshalb bin ich grundsätzlich sehr optimistisch, wobei ich Financial Services und spezielle Industriegüter. Die Nachfrage bezüglich der wirtschaftlichen Gesamtentwicklung davon ausge- nach belastbaren Geschäftsmodellen in Covid-19-Zeiten ist groß, he, dass, wenn die Flut zurückgegangen ist, bei der Ebbe noch und damit steigen auch genau für diese Branchen erheblich die einiges sichtbar werden wird, was jetzt noch übertüncht wird. Assetpreise. Wir haben uns aber immer auf Value-add-Private- 96 Cash. 5/2021
EXTRA SACHWERTANLAGEN Equity-Fonds im Mid-Market-Bereich konzentriert, wo noch über sind wir auch mit Wettbewerbern und Verbänden in Kontakt. Bei Wachstumsinitiativen und Prozessveränderungen echte Werte unserem aktuellen Pflegeimmobilienfonds haben wir die ESG- geschaffen werden. Wir sind nicht im großen Konzern-Leverage- Kriterien noch nicht formal berücksichtigt. Bei unseren künftigen Buyout-Segment unterwegs, wo das Leverage, also die Hebelwir- Fonds werden wir sie auch in die Anlagebedingungen einbauen. kung durch Fremdkapital, ein großer Teil der Wertschöpfung ist. Darüber hinaus haben wir für uns intern einen Code of Conduct Unser Fokus liegt also auf Private-Equity-Managern, die opera- entwickelt, zum Beispiel bezüglich Mitarbeiterführung und dem tiven Wert stiften und nicht über Financial Engineering quasi Thema Frauenquote. Einen festen Masterplan haben wir aber abhängig sind von niedrigen Zinsen. noch nicht, das Thema ist ständig im Fluss. Was würde passieren, wenn wider Erwarten die Zinsen steigen? Kunz: Regulatorisch sind wir von der Offenlegungsverordnung Kunz: In den USA gab es schon vor Corona steigende Zinsen und zunächst nicht betroffen, weil weder Vermögensanlagen noch das Zinsniveau war in den letzten Jahren immer deutlich höher 34f-Vermittler, mit denen wir ausschließlich zusammenarbeiten, als in Deutschland. Es ist aber auch in den USA noch immer darunter fallen. Grundsätzlich ist das Thema für uns als Gewer- wesentlich geringer als in früheren Jahren. Das hat uns im Be- beimmobilien-Anbieter aber interessant, vor allem in Bezug auf stands-Portfolio eine erhebliche Kostenersparnis gebracht, weil die energetische Aufwertung von Gebäuden. Eine energieeffizi- wir bei den Objektgesellschaften mehrere Darlehen erneuern ente Immobilie mit Zertifikat oder dergleichen ist auch vertrieb- mussten. Dadurch haben wir jetzt schon mehrere Millionen US- lich von Vorteil, sowohl bei der Vermietung und dem Verkauf des Dollar Einsparung. Bei den aktuellen Ankäufen kommt uns zu- Objekts als auch im Vertrieb unserer Vermögensanlagen. gute, dass wir so günstig Fremdkapital aufnehmen können, wie Ende 2020 ist ein Gesetzentwurf für ein „Fondsstandortgesetz“ noch nie in der Geschichte von TSO. Ein auf den Weg gebracht worden. Darin sind eventuell steigendes Zinsniveau kann man unter anderem neue Möglichkeiten für Mas- bei Vertragsabschluss berücksichtigen, zum ter-Feeder-Fonds und geschlossenen Infra- Beispiel durch längerfristige Zinsfestschrei- struktursondervermögen sowie für Spezial- bung bei flexiblen Ausstiegsklauseln ohne AIFs die Möglichkeit von geschlossenen Vorfälligkeitsentschädigung. Somit sind wir Sondervermögen geplant. Was halten Sie für Ankäufe gut vorbereitet: An den Standor- davon? ten, an denen wir gerade sind, kann man Auel: Grundsätzlich begrüßen wir jede Ini- ungefähr zur elffachen Jahresmiete gut ver- tiative, die Möglichkeiten für AIFs zu erwei- mietete Immobilien ankaufen. Davon träumt tern und Bürokratie abzubauen. Aber für uns man in Deutschland natürlich. Aber in den sind im Publikumsgeschäft die Anknüp- USA gibt es diese Ausnahmesituation. fungspunkte sehr gering. Die Feeder-The- Kommen wir zur Regulierung, zunächst zur matik ist für uns nicht relevant. Das ge- EU-Offenlegungsverordnung bezüglich der schlossene Sondervermögen für Spezial- Nachhaltigkeit (ESG). Wie haben Sie sich auf AIFs könnte für die zukünftige Produktent- das Inkrafttreten am 10. März vorbereitet? wicklung relevant werden, aber wir sind Auel: Viele Details sind nach wie vor seitens Nico Auel, Vertriebs-Geschäftsführer hauptsächlich im Publikumsgeschäft unter- der Regulierung nicht geklärt. Wir haben beim Private-Equity-Spezialisten RWB wegs. Freuen würde uns, wenn das Thema aber zum 10. März Nachträge zu den Pros- Sondervermögen für Publikums-AIFs noch pekten und entsprechende Hinweise auf den eingebracht werden würde, weil das dann Internetseiten veröffentlicht. Ein quantitatives System zur Bestim- auch anders versteuert wird. mung von Nachhaltigkeitsrisiken gibt es noch nicht. Da bleiben Ist zu erwarten, dass sich der Trend zu Spezial-AIFs durch die viele Details der Regelungen noch abzuwarten. ESG-Kriterien neuen Möglichkeiten für diese noch verstärkt? sind seit einigen Jahren Kernbestandteil unserer Due-Diligence- Gierig: Kurzfristig erwarte ich nicht, dass der Spezial-AIF mit Prozesse. Zudem haben wir die Principals for Responsible Invest- dem Publikums-AIF in Konkurrenz gerät, weil die Zielgruppen ment der Vereinten Nationen unterzeichnet und uns somit einem sehr unterschiedlich sind. Für unser Publikumsgeschäft ist das Prozess verschrieben, nachhaltige Kriterien noch stärker in Inves- Gesetz bisher wenig relevant. Wir würde es aber begrüßen, wenn titionsentscheidungsprozesse einzubauen. Für den Vertrieb ist der die Möglichkeit eines geschlossenen Sondervermögens in einem 10. März kein so großes Datum, aber es kann natürlich sein, dass zweiten Schritt auch auf Publikumsfonds ausgeweitet wird. im Nachgang noch einiges an Detailthemen kommt, die auch bei Außerdem ist ein „Gesetz zur weiteren Stärkung des Anleger- uns für viel Arbeit oder Abstimmungsnotwendigkeit mit den schutzes“ geplant. Darin sind in erster Linie neue Vorschriften einzelnen Beratern sorgen. für Vermögensanlagen enthalten, unter anderem ein Verbot von Gierig: Für uns ist Nachhaltigkeit ein Riesenthema, weil auch die Blind Pools. Wie gehen Sie damit um? Politik sehr stark auf das Thema Immobilienwirtschaft schaut. Kunz: Generell ist zu begrüßen, wenn die Vermögensanlage unter Wir sehen es nicht als Hemmschuh, sondern für uns als Turbo. anderem durch eine vorgeschriebene Mittelverwendungskontrol- Wir achten zum Beispiel beim Sourcing unserer Pflege-Immobi- le aufgewertet wird. Das Vermögensanlagengesetz als Regulie- lien auf den energetischen Standard. Dabei geht es uns nicht nur rungsstandard hat in jedem Fall seine Daseinsberechtigung und darum, ob die Immobilie KfW-förderungswürdig ist, sondern es gibt viele Anlageformen, die sich damit besser und eher im dass sie insgesamt den vorgegebenen Kriterien entspricht. Man Anlegerinteresse realisieren lassen, als über das KAGB. Beim muss aber auch sehen, dass es in der Praxis noch keine klare Thema Blind Pool diskutiert man hier aber im Wesentlichen am Einheitlichkeit gibt. Wie üblich hat die Politik Vorschriften erlas- Anlegerinteresse vorbei. Denn eine Abschaffung dieser Anlage- sen und dann ist die Praxis gefordert, Lösungen zu finden. Hierzu form bei Vermögensanlagen würde dem Anleger im Ergebnis Cash. 5/2021 97
EXTRA SACHWERTANLAGEN Diversifizierungsmöglichkeiten nehmen. Da schlicht auf AIFs zu unsere Vermögensverwaltung in der Schweiz, die wir gerade auch verweisen, funktioniert wirtschaftlich nur sehr eingeschränkt, aus Deutschland bedienen, weil wir nicht in die Schweiz können. womit man im Ergebnis dem Anleger Entscheidungsmöglichkei- Aber wir wollen da unbedingt präsent sein, wie in Deutschland. ten nimmt. Wir beobachten den Fortgang des Entwurfs und Produktseitig platzieren wir den Pflegeimmobilien-Fonds HC1, sollte am Ende tatsächlich eine solche Regelung stehen, werden aber arbeiten auch schon an dem Folgefonds und entwickeln einen wir darauf vorbereitet sein. Da sehen wir entsprechend sehr ent- Gewerbe-Value-Add-Fonds für Deutschland. Er wird sich an spannt in die Zukunft. Anleger richten, die nicht das klassische Buy-and-Hold möchten, Die Bundesregierung hat zudem den Gesetzentwurf für elektro- also rein auf die Mieterträge gerichtete Konzepte, sondern einen nische Wertpapiere überarbeitet. Demnach sind unter anderem Assetmanager, der die Wertschöpfung hebt. Der vielleicht etwas offene Fonds künftig auf Basis der Blockchain-Technik zulässig, mehr Risiko geht, aber vielleicht auch eine Rendite von fünf bis geschlossene AIFs aber nicht. Welche Folgen wird das haben? sechs Prozent erwirtschaftet. Das ist das zweite Standbein, das Gierig: Wir beobachten das. Aber mehr auch nicht. Diese digi- wir im Moment entwickeln, konzipieren und dann zur BaFin tale Welt ist für viele nicht greifbar, genauso wie der Bitcoin für bringen. Wie sich dies zeitlich gestalten wird, bleibt abzuwarten, viele noch nicht greifbar ist, auch wenn Elon Musk das als aber ich hoffe, dass wir zum zweiten Halbjahr einen Gewerbe- Zahlungsmittel akzeptieren möchte zum Kauf eines Teslas. fonds haben werden. Dann haben wir immer zwei Produkte par- Solange es noch nicht verstanden wird, tun wir uns schwer mit allel im Angebot. Generell erwarte ich nach der Krise enorm viel diesen rein digitalen Produkten. Und ich denke dabei nicht nur Potenzial für Sachwerte, vielleicht sogar das Jahrhundert der an den Kunden, sondern vor allem der Vermittler versteht so was Sachwerte. Deswegen sehe ich eine große Chance und Potenzial, nicht. Das mag im Direktvertrieb über On- die Sachwertequote bei den Privatkunden zu line-Plattformen anders sein. Ich sehe in der erhöhen und endlich dahin zu kommen, wo Branche immer noch genug Digitalisie- Institutionelle schon längst sind. rungsmöglichkeiten, zum Beispiel in Hin- Auel: Der Fokus von RWB liegt aktuell auf blick auf Webinare und digitale Kommuni- der Schließung des Fonds International 7 kation. Und dann über wirklich digitale zum 30. Juni 2021. Wir haben ihn ein halbes Produkte zu sprechen und da einen vernünf- Jahr länger aufgelassen, obwohl wir das tigen Vertriebsweg aufzubauen, fühlt sich Vertriebsziel schon erreicht haben, weil wir im Moment einfach weit weg an. wegen Covid enorme Chancen sehen und Wenn es offene Fonds bald rein digital kos- möglichst viele Leute mit reinholen wollten. tengünstig auf Knopfdruck gibt, müssen ge- Anschließend werden wir nahtlos den Folge- schlossene AIFs nicht stärker gegenhalten? fonds anbieten. Der wird sich wahrschein- Auel: Ich weiß nicht, ob man dagegenhalten lich von der Struktur nicht groß unterschei- muss. Der Markt ist groß genug für uns alle. den. Ende des Jahres schließt dann der Di- Und wenn Aktien und Immobilien profitie- rect Return III, für den wir ebenfalls einen ren, dann profitieren auch wir als Private- Nachfolger planen. Ansonsten liegt der Fo- Equity-Anbieter. Man darf natürlich nicht kus stark auf dem Ausbau unserer digitalen blauäugig sein und muss sich das alles anse- Rauno Gierig, CSO des Immobilien- Beratungsplattform „RWB Live“. Unsere hen, aber es ist im Augenblick nicht unser fonds-Anbieters Verifort Capital Tochterfirma Walnut wird zudem eine eige- Fokus. Wir haben verschiedene Zielgruppen. ne Plattform auf den Markt bringen und der An erster Stelle steht das Publikumsgeschäft. gesamten Branche und den Beratern zur Vor ein paar Jahren haben wir zudem den institutionellen Bereich Verfügung stellen. Einige der größten Anbieter von AIFs und aufgebaut, der stark wächst. Ich kann mir auch vorstellen, dass Vermögensanlagen sind bereits angebunden. wir bald spezielle Produkte für semi-professionelle Investoren Dann lassen sich dort auch Fonds anderer Anbieter zeichnen? anbieten werden. Die vierte Gruppe, und die sehe ich eher in dem Auel: Genau. Es gibt das RWB Live, auf dem unsere Partner angesprochenen Umfeld, ist der technologieaffine Selbstentschei- angeschlossen sind. Dort können sie komplett digital ohne Papier der, der extrem kostenbewusst ist und größere Teile des eigenen die Beratung durchführen, inklusive Zeichnung und Legitimie- Beratungsprozesses mehr oder weniger selber durchführt. Das rung, ohne dass sie sich irgendetwas herunterladen müssen. Die sehen wir uns an, es ist aktuell aber von den drei oder vier Ver- Walnut bringt mit der Plattform ‚Walnut Live‘ eine Plattform auf triebsthemen das letzte und wird für uns eher im einem Zeithori- den Markt, die auf der gleichen Technologie basiert. Allerdings FOTO: FRANK LUGER WWW.ART-PHOTOGRAPHY.DE. zont von zehn bis 15 Jahren relevant. können Berater hier über eine einzelne Plattform aus verschiede- Kommen wir zurück zur näheren Zukunft. Was ist in nächster Zeit nen Produkten verschiedener Anbieter wählen. Wir sind hier als aus Ihren Häusern zu erwarten? RWB angebunden. Es sind aber auch bereits weitere Anbieter von Kunz: Großartige Änderungen am Produkt sind von uns in nächs- AIFs und Vermögensanlagen beispielsweise aus dem Immobili- ter Zeit nicht zu erwarten. Wir werden Prozesse weiterhin opti- enbereich dabei. Generell ist unser Ziel, unsere Interessen mit mieren. Und natürlich haben auch wir im letzten Jahr gemerkt, anderen Anbietern zu bündeln und gemeinsam Veranstaltungen wie wichtig es ist, dass man digitale Lösungen liefert. Ich möchte zu machen, gemeinsame Webinare und eben den Beratern auch aber so schnell wie möglich wieder hin zu Präsenzveranstaltun- eine gemeinsame Beratungstechnologie zu bieten. Davon verspre- gen, persönlichen Terminen und Kundenveranstaltungen. chen wir uns sehr viel. Gierig: Auch bei uns steht ganz oben auf der Agenda, wieder persönliche Betreuung zu bieten, entsprechende Plattformen zu nutzen und persönliche Bindungen aufzubauen. Das betrifft auch Das Gespräch führte Stefan Löwer, Cash. 98 Cash. 5/2021
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