Fachkräfte gesucht - Kreishandwerkerschaft Dortmund und ...
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STARK Magazin der Kreishandwerkerschaft Dortmund und Lünen Ausgabe 2 / Juli 2019 Fachkräfte gesucht Passende Mitarbeiter für den eigenen Betrieb finden MEISTERPFLICHT POLITIK EDV Ergebnisse des Sanierung des Vorsicht vor Anhörungsverfahrens Rathauses Hackerangriffen
Mobilität auf zwei Rädern braucht Sicherheit. • Machen Sie bei Kauf, Service und Wartung keine Kompromisse. Zweiradm echaniker-I nnung Dortmund und Lünen Lange Reih e 62, 4414 3 Dortmun Tel. 0231 51 d 77-151 • Fahrräder und Motorräder mit bester Beratung E-Mail: jess e@handwer k-dortmun www.zwei d.de radmecha und Top-Qualität gibt‘s nur bei den Profis handwerk- dortmund. niker. de der Zweiradmechaniker-Innung. Die Fachbetriebe der Zweiradmechaniker-Innung in Ihrer Nähe: FACHRICHTUNG FAHRRAD: Radsport Noll e. K. Motorrad-Center FACHRICHTUNG FEINMECHANIK: Münsterstr. 72 • 44145 Dortmund Günter Schlüter Das Rad Tel. 0231 812977 Eisenstr. 46 • 44145 Dortmund Jürgen Kruse Fahrradspezialgeschäft GmbH Tel. 0231 812144 Ordensritterweg 33 • 59581 Warstein Brüderweg 14 • 44135 Dortmund Tel. 02925 3811 Tel. 0231 529324 FACHRICHTUNG MOTORRAD: Siggi’s Cycle Shop Inh. Sinisa Simonovic Marquis GmbH Edelhelfer Dortmund BMW Group Niederlassung Dortmund Maumker Str. 7 • 57368 Lennestadt Liegnitzer Str. 9 • 58454 Witten Handelsgesellschaft GmbH Nortkirchenstr. 111 • 44263 Dortmund Tel. 02721 82020 Tel. 02302 9171-0 Harkortstr. 107 • 44225 Dortmund Tel. 0231 95060 Tel.: 0231 716688 Marco Stein Frank Müller Frischmuth, Karl-Heinz und An der Witwe 9 • 44227 Dortmund Cappenberger Str. 6 • 44534 Lünen Radhaus Gerhardy e. K. Frischmuth, Daniel GbR Tel. 02306 53252 Köln-Berliner-Str. 34 • 44287 Dortmund Derner Str. 484 • 44329 Dortmund Wiko Motorrad GmbH Tel. 0231 445803 Tel. 0231 89 22 77 Lindenhorster Str. 42 • 44147 Dortmund Rüdiger von Bremen Tel. 0231 818078 Riesestr. 7 • 44287 Dortmund MOBS Stefan Müller Tel. 0231 567656-56 Markus Oster’s Bicycle-Shop Motorrad Special WÜDO Inh. Martina Wüstenhöfer Kieferstr. 37 • 44225 Dortmund Am Wetterschacht 23 • 44534 Lünen Nikolaus-Groß-Str. 28 • 44329 Dortmund Tel. 0231 712699 Tel. 02306 50042 Tel. 0231 47 77 770 ZWEIRADMECHANIKER 2 STARK 2/2019 – DER MOBILITÄTS-BERUF MIT ZUKUNFT
EDITORIAL „Wir brauchen Stolz und Begeisterung.“ W ir haben es geahnt. Seit Jahren hat die Kreishandwer- Zweitrangigkeit gegenüber Büro-Jobs und Studium. Nein, wir kerschaft Dortmund und Lünen immer wieder ange- sind keine hammerschwingenden Dinosaurier. Wir arbeiten sichts des demografischen Wandels auf die kommen- mit modernster Digitaltechnik in unseren Betrieben. Nein, wir 9 den Probleme beim Fachkräftebedarf im sind nicht dumm. Ein Meisterabschluss im Handwerk hingewiesen. Fast war es schon Handwerk ist heute gleichwertig mit einem nervig, bei der Pressekonferenz der KH je- Bachelor – und wir stehen uns dabei sogar des Jahr darauf hinzuweisen: Ja, das Hand- noch nachweislich finanziell besser. werk in der Region braucht dringend Nach- wuchs. Ja, der Fachkräftebedarf wächst. Auf Das Handwerk ist ein Traumberuf Jahre Landes- und Bundesebene wurde ebenfalls Was wir für die Zukunft brauchen, ist massiv um Nachwuchs geworben. Immer- endlich die Anerkennung dieser Leistung. hin seit 2010 (!) arbeitet die bundeswei- Und wir brauchen Begeisterung und auch te Image-Kampagne des ZDH daran, das Imagekampagne ein gutes Stück Stolz. Jeder von uns im Handwerk stärker in den Fokus der öf- des Handwerks Handwerk kann stolz darauf sein, was er fentlichen Aufmerksamkeit zu rücken und täglich leistet – vom Mauerwerk bis zum ein zeitgemäßes und modernes Bild des Möbelstück, von der Steckdose bis zur Handwerks zu vermitteln – vor allem auch Stoßstange. Wie wäre es da mit einem bei jungen Menschen. Und dann „plötzlich“ bisschen Begeisterung für diese Leistung? war 2018 dank guter Konjunktur die Nachfrage so groß, dass Und wenn jeder von uns diese Begeisterung weiterträgt, dann der Fachkräftebedarf durchschlug. Die Folge: Aufträge müssen werden Schulabgänger vielleicht auch sagen: Das Handwerk warten, weil einfach niemand da ist, der sie abarbeiten kann. ist ein Traumberuf. Wir jedenfalls können das heute schon Das gilt für städtische Ausschreibungen ebenso wie für priva- unterschreiben. te Auftraggeber. Wer jetzt, da das Kind in den sprichwörtlichen Brunnen gefallen ist, auf das Handwerk schimpft, tut ihm bitter Ihre Unrecht. Meisterabschluss gleichwertig mit Bachelor Die 1.500 Innungsbetriebe in Dortmund und Lünen haben seit Jahren alles daran gesetzt, auch über den eigenen Bedarf hinaus Ausbildungsplätze anzubieten, möglichst vielen jungen Menschen eine gesicherte berufliche Zukunft im Handwerk zu ermöglichen. Das ist uns nur zum Teil gelungen. Denn nach wie Dipl.-Ing Christian Sprenger Ass. Joachim Susewind vor leidet das Image des Handwerks unter einer vermeintlichen Kreishandwerksmeister Hauptgeschäftsführer STARK 2/2019 3
Gut beraten bei Arbeitssicherheit, Arbeitsmedizin, Datenschutz und Technik Die Wirtschaftsdienst Handwerk GmbH betreut Unternehmen bei Arbeitssicherheit, Arbeitsmedizin, Datenschutz und moderner EDV-Technik. • Wir bieten Ihnen die Übernahme der gesetzlich geforderten Betreuung durch Betriebsarzt und Fachkraft für Arbeitssicherheit gemäß der jeweiligen DGUV Vorschrift 2 an. • Wir betreuen und beraten Sie im Bereich Software und Hardware. Wirtschaftsdienst Handwerk GmbH • Wir bieten Schulungen zu branchenspezifischen Soft- Geschäftsführer: Volker Walters warelösungen für Innungsbetriebe und deren Mitarbei- Lange Reihe 62 • 44143 Dortmund ter, auch in Ihren eigenen Firmen-Räumlichkeiten. Ansprechpartner Datenschutz/Technik: Andreas Wolenin • Wir beraten Sie zum Thema Datenschutz. Tel.: 0231 5177-181 • Fax: 0231 5177-197 E-Mail: wolenin@handwerk-dortmund.de Ansprechpartner Arbeitssicherheit/Arbeitsmedizin: Wolfgang Kahnert Rufen Sie uns an Tel.: 0231 5177-210 • Fax: 0231 590115 gebot! für ein kostenloses An E-Mail: kahnert@handwerk-dortmund.de Viel hilft viel. Unsere digitalen Leistungen: Mit unseren vielfältigen digitalen Services helfen wir Ihnen, Ihre Bankgeschäfte ganz bequem überall und jederzeit zu erledigen. Erfahren 4 2/2019in einer unserer Filialen oder auf dovoba.de Sie mehr STARK
Inhalt Titelthema Fachkräfte finden – in einem engen und umkämpften Markt 6 Arbeitskräfte massiv gesucht 9 Zahlen/Imagekampagne 10 Aktiv für unsere Betriebe 11 „Schaut auf dieses Handwerk!“ 12 „Der Jugend eine Chance im Handwerk geben.“ 14 Politik Dortmunder Rathaus wird saniert 15 Fokus Der nächste Schritt zum Meisterbrief 16 Fokus BERICHTE AUS DEM HANDWERK Der nächste Schritt zum Meisterbrief S. 16 Deutschland und NRW 26 Nachrichten aus der Region 28 Meine KH 28 Aus den Innungen 33 Personalia 34 Handwerk persönlich 39 SERVICE Recht Neues aus der Rechtsprechung 17 Arbeitssicherheit/Arbeitsmedizin Brandaktuell: die ASR A2.2 18 EDV Politik Vorsicht vor Hackerangriffen 19 Dortmunder Rathaus wird saniert S. 15 Finanzen Zuverlässiger Zahler oder Risiko-Kandidat? 20 Gesundheit Fit bleiben – von Anfang an 21 Beratung Wer denkt als Azubi schon ans „Aus“? 24 Freizeit Grillen wie die Fleischermeister 25 Editorial 3 Übersicht der Innungen der KH 22 Jubilare 38 Neue Mitglieder 40 EDV Termine 41 Vorsicht vor Hackerangriffen Bunte Seite 42 S. 19 Impressum 42 STARK 2/2019 5
Klaus Gerhardy, Obermeister der Zweiradmechaniker- Innung Dortmund und Lünen (l.) und Zweiradmechaniker Oliver Jagst arbeiten auf dem neuesten Stand der Technik. 6 STARK 2/2019
TITEL Fachkräfte finden – in einem engen und umkämpften Markt Wo der Schuh drückt, was man tun kann und wo Betrieben geholfen wird, wenn es mit Azubis und guten Mitarbeitern nicht klappt. C itybikes, Kinderfahrräder, Trek- chen: solide Ausbildung, langjährige Er- günstige Gesetzgebungen wie das Mit- kingbikes, Mountainbikes und fahrung in einem Fachbetrieb, aktuelle arbeiter-Leasing von Fahrrädern durch E-Bikes – beim „Radhaus Gerhar- Fachkenntnisse, selbstständiges Arbei- Firmen. „Wir haben heute Betriebe, in dy“ in der Köln-Berliner-Straße in Ap- ten und Teamfähigkeit. „Für mich war denen am Samstag Schüler als Aushilfs- lerbeck ist das Angebot groß und der Herr Jagst vor dreieinhalb Jahren ein kräfte Fahrräder zusammenstecken, Beratungsbedarf der Kunden auch. Jetzt Glücksgriff“, freut sich Klaus Gerhardy. die dann später von Fachkräften nach- im Sommer, wenn die Sonne aufs Zwei- „Ich habe mit meinen fünf Mitarbei- gearbeitet werden, sonst wäre das gar rad lockt, kann sich Klaus Gerhardy, tern, darunter zwei Azubis, jetzt mein nicht mehr zu schaffen“, so Gerhardy. Zweiradmechanikermeister und Ober- Team komplett, aber ich weiß, dass Kol- Gesucht werde alles, ob klassischer Me- meister der Zweiradmechaniker-Innung legen oft bereits seit vielen Jahren hän- chaniker oder hochqualifizierter Elekt- Dortmund und Lünen, kaum vor Kun- deringend suchen.“ Begonnen hat das, roniker. „Familienbetrieb oder großflä- dennachfragen retten. Die Mitarbeiter so der Obermeister, mit dem Boom der chige Vertriebskette – am Ende trifft der in der Werkstatt und im Verkauf haben E-Bikes und einem wachsenden alter- Fachkräftebedarf uns alle gleich, wobei alle Hände voll zu tun und Klaus Ger- nativen Mobilitäts- und Gesundheits- bundesweit die kleineren Fachbetriebe hardy legt größten Wert auf Qualität bewusstsein. Beides traf die Branche letztendlich einen schwereren Stand ha- bei Beratung und Reparatur. „Das heißt wie ein warmer Regen. Dazu kamen ben und immer weniger werden.” für mich wie für meine Kollegen in den anderen Innungsbetrieben des Zwei- radmechanikerhandwerks, dass wir vor allem eins brauchen: gute Fachkräfte“, sagt der Dortmunder, der seit mittler- weile 18 Jahren im Geschäft ist. „Und mit der kommenden Welle der E-Scooter wird der Bedarf noch steigen. Gar nicht zu reden davon, was die Elektro-Welle noch bei den Kollegen in der Motorrad- branche auslösen wird.“ Die Branche wächst wieder Erst vor einem Jahr ist Gerhardy von der gegenüberliegenden Straßenseite in seine neuen, größeren Räumlichkeiten gezogen. Schon damals mit dabei: Zwei- radmechaniker Oliver Jagst. Der heute 48-jährige Facharbeiter ist aus dem Holz Ein Glücksfall für den Betrieb: Oliver Jagst ist gut ausgebildet, hat Berufserfahrung, arbeitet selbstständig geschnitzt, das alle in der Branche su- und ist darüber hinaus auch teamfähig. STARK 2/2019 7
TITEL Was die Branche selbst tut angefangen und sich danach selbst lau- Dass der Markt für Fachkräfte so eng fend weitergebildet, Technikerbriefe ge- und stark umkämpft ist, liegt aber nicht „Ich kann je macht und letztendlich dadurch auch allein an der quantitativ steigenden eine gute Stelle gefunden, erzählt der Kundennachfrage, sondern auch dar- dem Kollegen 48-jährige Familienvater. Wie er seine an, dass der Beruf immer anspruchs- heutige Stelle gefunden hat? „Ich habe voller wird und Fachkräfte qualitativ nur empfehlen, damals einen Tipp von Kollegen be- immer besser ausgebildet sein müssen. kommen, mich aktiv selbst beworben. Die Branche hat darauf 2014 mit einer sich zuallererst Mir hat der Betrieb gut gefallen und Änderung der Ausbildungsordnung re- ich konnte mich auch finanziell verbes- agiert, wirbt selbst stark um Auszubil- direkt an die Be sern – das hat gut gepasst.“ Selbst ak- dende, die in wenigen Jahren die Lücke tiv bewerben – das ist für langjährige bei den Fachkräften schließen sollen. triebe zu Fachkräfte der heute übliche Weg. Man Das Interesse der Jugend sei da, so Ger- kennt sich, wird innerhalb der Branche hardy, die Ansprüche aber auch deut- wenden.“ oder Innung vermittelt, bekommt einen lich gestiegen. Zweiradmechatroniker Tipp von Kollegen und wechselt. „Ich mit der Fachrichtung Fahrrad und der Oliver Jagst kann jedem Kollegen nur empfehlen, Fachrichtung Motorrad müssen heute sich zuallererst direkt an die Betriebe in den überbetrieblichen Lehrgängen zu wenden“, empfiehlt Oliver Jagst. Da neben der klassischen Mechanik mehr bekomme man einen guten ersten Ein- denn je Fachwissen im Bereich Elektro- unsere Mitarbeiter schicken. Ohne geht druck und könne danach aktiv entschei- nik in der Prüfung vorweisen. Auch bei es gar nicht mehr.“ Das kostet Zeit und den, wo man hin wolle, so der Evinger. der Ausbildung in den Betrieben wach- Geld. Und die Konkurrenz in den wach- „Wir haben auch über Praktika schon se das Thema. Und last but not least sei senden großflächigen Vertriebsketten erfolgreich Mitarbeiter bekommen“, be- auch nach der Ausbildung jeder Zwei- im Fahrradbereich schläft nicht. „Wo- richtet Klaus Gerhardy. „Das ist für Be- radmechatroniker gefordert, sich sein bei“, so Gerhardy, „dort gemessen an triebe sehr empfehlenswert, weil man Wissen so aktuell wie möglich zu halten. den tatsächlichen Verkaufszahlen nicht sofort erkennen kann, welche Mitarbei- „Man kann da schon von einem rasan- so intensiv aus- und weitergebildet wird ter Talent haben und welche nicht. Und ten Wandel in unserer Branche reden“, wie bei uns in den Innungsbetrieben.“ vor allem weiß man sofort, ob die Che- so der Obermeister. „Wir legen in den mie stimmt.“ Aber auch der Weg über Innungsbetrieben darum großen Wert Gesucht – gefunden die Arbeitsagentur sei verlässlich und auf das Thema Mitarbeiterschulung. Das Oliver Jagst, der seit 25 Jahren Zweirad- gut, so der Obermeister. „Die Arbeits- sind zum Teil heute schon Online-Wei- mechaniker ist, hat den Wandel selbst agentur meldet sich bei mir regelmäßig terbildungen oder auch Fortbildungs- miterlebt. Er habe damals sein Hobby und fragt, ob wir eine Stelle ausschrei- angebote der Hersteller, zu denen wir zum Beruf gemacht, 1992 eine Lehre ben wollen“, erklärt der Firmeninhaber. „Als Innungsbetrieb haben wir zusätz- lich auch noch das sehr empfehlenswer- te Modell der ‚Passgenauen Besetzung‘, das wir über die Kreishandwerkerschaft und den Bildungskreis Handwerk e.V. nutzen können.” (vgl. Artikel: Aktiv für unsere Betriebe, S. 11) Letztendlich sei die Innungsmitgliedschaft für ihn eine starke Empfehlung, so Gerhardy: „Wir haben durch das Prüfungswesen direk- ten Zugriff auf die Gesellen, wir können innerhalb der Branche vermitteln und wir haben die Unterstützung durch die Kreishandwerkerschaft.“ Abwerben un- ter Kollegen sei dabei kein Thema. „Ja, es gibt Betriebe außerhalb der Innung, die locken Mitarbeiter vor allem über mehr Geld”, so Gerhardy. „Wir bieten auch vermögenswirksame Leistungen, Mit- arbeiter-Leasing, flexible Arbeitszeiten und wir haben im Handwerk und Ein- zelhandel ein großes Plus, das mit Geld nicht zu bezahlen ist – den familiären Der Beruf wird immer anspruchsvoller und Fachkräfte müssen qualitativ immer besser ausgebildet sein. Umgang miteinander.“ 8 STARK 2/2019
TITEL Arbeitskräfte massiv gesucht Fast 900 offene Stellen waren im Juni in Dortmund und Lünen allein in den zehn meistgefragten Handwerken zu besetzen. Und die Situation könnte sich noch verschärfen. A rbeitskräfte und Azubis werden in vielen Zweigen des Handwerks massiv gesucht. 60 Prozent der Betriebe gaben bei der Frühjahrsumfra- ge der Kreishandwerkerschaft an, Fach- kräfte zu suchen. Aber der Hälfte der Suchenden fehlen geeignete Bewerber. Insgesamt waren bei der Agentur für Arbeit in Dortmund im Juni 741 offene Stellen allein in den zehn meistgesuch- ten Fachberufe im Handwerk gemeldet. In Lünen waren es 135. Ganz vorn dabei, wie schon seit Jahren: Bauberufe, Elekt- Foto: © Robert Kneschke - Fotolia.com riker und SHK-Berufe (s. Grafiken S. 10). Das Problem könnte sich noch verschär- fen. Die Agentur für Arbeit Dortmund geht von 41.000 Menschen aus, die in den nächsten zehn Jahren in den Ruhe- stand gehen. Unter ihnen knapp 22.000 Fachkräfte. Die Weiterbildung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im laufenden Betrieb, vor allem auch im Bereich Qualifizierung schafft Chancen der Digitalisierung, gewinnt immer mehr an Bedeutung. Digitalisierung und demografischer Wandel beschleunigen die Verände- rungen und stellen besondere Her- Langfristig zählt Ausbildung dungsstellen lag bei 3.263, also 2,9 Pro- ausforderungen an Unternehmen und Neben der Qualifizierung bestehender zent mehr. Im Handwerk waren im Juni Mitarbeiter. Ganz vorn steht dabei die Arbeitnehmer helfen dem Handwerk für den Bereich Dortmund noch 242 of- Weiterbildung. Sowohl die Agentur für besonders erhöhte Ausbildungszahlen fene Ausbildungsstellen zu besetzen. In Arbeit Dortmund als auch die Agen- für die Fachkräfte von morgen. Das se- Lünen waren es 55. Im Jahr 2018 konnte tur für Arbeit Lünen bieten darum ein hen auch die Betriebe in Dortmund und sich das Handwerk der Region mit insge- weites Spektrum an Fördermöglichkei- Lünen so. Fast 23 Prozent (22,62 %) wol- samt 1.029 Auszubildenden im 1. Lehr- ten für Beschäftigte an. Und das neue len 2019 die Zahl ihrer Ausbildungsplät- jahr und einem Plus von zwei Prozent Qualifizierungschancengesetz eröff- ze erhöhen. (Neun Prozent mehr als im gut behaupten. Über alle Lehrjahre blie- net weitere Möglichkeiten – unabhän- Vorjahr). Aber rund ein Drittel der su- ben die Ausbildungszahlen stabil: 3.361 gig von Ausbildung, Lebensalter und chenden Betriebe findet keine geeigne- Auszubildende standen 2018 im Dort- Betriebsgröße. So fördern die Agentu- ten Auszubildenden. munder und Lüner Handwerk in einem ren für Arbeit in Dortmund und Lünen Ausbildungsverhältnis. Für 2019 stehen zum Beispiel das Absolvieren eines Be- Lösung in Sicht? die Zeichen angesichts des hohen Nach- rufsabschlusses für Beschäftigte ohne Gespannt werden jetzt die Zahlen der wuchsbedarfs darum nicht schlecht. anerkannten Abschluss. Schulungskos- Ausbildungsverträge erwartet. Nach den ten und Zuschüsse zum Entgelt für den ersten sechs Monaten des Ausbildungs- Info Arbeitnehmer können übernommen jahres 2018/2019 verbuchte die Agen- werden. Auch Prämien für bestandene tur für Arbeit Dortmund im April mehr Weitere Informationen zu den Förder Prüfungen sind möglich. Die Förder- Ausbildungsstellen, allerdings sank die programmen der Agentur für Arbeit gibt es direkt bei den Ansprechpartnern des angebote der Agenturen unterstützen Zahl der Bewerber leicht. 3.297 junge Er- Arbeitgeber-Services: auch die Qualifizierung Beschäftigter wachsene hatten sich bis dahin für einen dortmund.arbeitgeber@arbeitsagentur.de mit Berufsabschluss – das reicht von Ausbildungsplatz gemeldet, das sind 6,8 bzw. luenen.arbeitgeber@arbeitsagentur.de der kurzzeitigen EDV-Schulung bis Prozent weniger als im Vorjahr. Die Zahl oder unter Tel. 0800 4555520 hin zu vollständigen Ausbildungen. der gemeldeten betrieblichen Ausbil- STARK 2/2019 9
TITEL Berufsorientierungstag stellt Handwerksberufe vor Imagekampagne 2019 Es war eine gelungene Premiere für alle Beteiligten: der erste Berufsorientie- In der Imagekampagne des Hand- rungstag in den Ausbildungsstätten des werks dreht sich mit der Frage „Ist Handwerks an der Langen Reihe in Dort- das noch Handwerk?“ alles um das mund-Körne. 15 Jugendliche hatten auf Thema Modernität. Fünf Kampag- Vermittlung der Dortmunder Agentur nenbotschafter vergegenwärtigen für Arbeit den Weg zur Veranstaltung mit ihrem individuellen Werde- gefunden. In den zwei Interessengrup- gang beispielhaft die unterschiedli- pen „Elektrotechnik“ und „Sanitär-Hei- chen Aspekte von Modernität und zung-Klima“ erfuhren sie von den Aus- wecken damit das Interesse an bildern Ibrahim El Massasi und Martin Unter fachkundiger Anleitung konnten die Jugend- handwerklichen Berufen. Keggenhoff alles über die Handwerks- lichen in der Werkstatt für Sanitär-, Heizungs- und Infos unter www.handwerk.de berufe in diesem Bereich und hatten Ge- Klimatechnik selbst ihr handwerkliches Geschick legenheit, selbst aktiv tätig zu werden. erproben. Auf Vermittlung der Initiative „Passge- naue Besetzung“, die Handwerksbetrie- Dating“ den Schülerinnen und Schülern be bei der Suche nach Auszubildenden vor und knüpften erste Kontakte. Nach unterstützt, stellten sich anschließend dem Willen aller Beteiligter soll die Ver- Vertreter von acht Dortmunder Hand- anstaltung küntig regelmäßig wieder- werksbetrieben bei einem „Job-Speed- holt werden. Häufig gesuchte Fachkräfte Branche offene Fachkräfte- offene Fachkräfte- Stellen in Dortmund Stellen in Lünen Baugewerke 145 37 Elektrik/Mechatronik 159 41 Sanitär-, Heizung-, Klimatechnik 101 14 Maler-, Lackierer 80 2 Kraftfahrzeugtechnik 74 11 Friseure 74 18 Metallbau 46 10 Holz-, Möbel-, Innenausbau 31 2 Automatisierungstechnik 31 0 Stellen insgesamt, Stand: Juni 2019 741 135 Häufig gesuchte Auszubildende Beruf offene Ausbildungs- offene Ausbildungs- Stellen in Dortmund Stellen in Lünen Elektroniker 78 15 Friseur 50 5 Gebäudereiniger 30 4 Kfz-Mechatroniker 25 13 Maler- und Lackierer 21 2 Anlagenmechaniker/in Sanitär-, 14 2 Heizungs- und Klimatechnik Dachdecker 12 5 Bauberufe 3 9 Stellen insgesamt, Stand: Juni 2019 233 55 Quellen: Agentur für Arbeit Dortmund/Hamm 10 STARK 2/2019
TITEL Aktiv für unsere Betriebe Initiativen zur Berufswahlentscheidung Ein Beitrag von Volker Walters, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Dortmund und Lünen und des Bildungkreises Handwerk e.V. B ei der Suche nach Auszubilden- Bei der Berufswahl beraten den und Fachkräften bewäh- Neben Aktionen und Besuchen ist die ren sich heute Strukturen, die Kreishandwerkerschaft über ihre Toch- die Kreishandwerkerschaft bereits vor ter, den Bildungskreis Handwerk e.V., Jahren aufgebaut hat. Dazu gehört die bei zahlrechen Jobmessen und Initiati- Präsenz der vielen Innungen über ihre ven aktiv. Dazu gehören zum Beispiel Geschäftsstellen in den neuen Medien. die Ausbildungsmesse „vocatium“ in der Neue Internetauftritte wurden 2018 re- Messe Dortmund, bei der über den BKH launcht und viele Innungen verfügen in diesem Jahr insgesamt 135 Beratun- über aktive Konten bei Facebook, Ins- gen durchgeführt wurden. Neue Ausbil- tagram und Twitter, kommunizieren dungsideen und spannende Perspekti- darüber mit jungen Menschen und in- ven für das Leben nach der Schule wird formieren in Text, Bild und Video. Inter- im September auch der DASA Jugend- essierte Bewerber können sich jederzeit kongress bringen. Ebenfalls im Septem- bei den Innungen melden, die sie gezielt ber plant die Kreishandwerkerschaft in mit suchenden Betrieben in Kontakt Lünen zum ersten Mal beim Stadtfest bringen. in Lünen, der „19. Lünsche Mess“, eine Werbeaktion für Ausbildung und Be- Nachwuchswerbung schäftigung im Handwerk, an der sich schon im Kindergarten „Das Engagement Betriebe beteiligen können Das Engagement für Azubis und Fach- kräfte beginnt bei der KH sehr früh – im für Azubis und „Passgenaue Besetzung“ hilft direk Kindergarten. So wird 2019 zum dritten Die Initiative „Passgenaue Besetzung“, Mal in Folge der erfolgreiche Mal-Wett- Fachkräfte beginnt die ihren Sitz bei der Kreishandwer- bewerb „Unser Bild vom Handwerk“ kerschaft hat, hilft kleinen und mitt- ausgerufen, der Kita-Kinder in Dort- bei der KH schon leren Handwerksunternehmen direkt mund und Lünen mit dem Handwerk bei der Suche nach Auszubildenden in Kontakt bringt. Auch direkte Besuche im Kindergarten.“ und Fachkräften. Junge Menschen, die von Kindern begeistern für das Hand- einen Ausbildungsplatz suchen, be- werk. So stürmten die „Kleinen Racker“, Volker Walters kommen kostenlos Informationen zu eine Kita-Gruppe aus Lünen, im Mai die Bewerbungsverfahren, Bewerbungsun- Ausbildungsstäte der Friseur-Innung terlagen und Ausbildungsplätzen. Auch Dortmund und konnten so ganz prak- S. 10), bei dem 15 Jugendliche ihr Talent Arbeitsuchende mit Interesse an einer tisch Erfahrungen im Handwerk sam- testen und mit Firmen in Kontakt kom- Stelle im Handwerk können sich an die meln. Die Kreishandwerkerschaft will men konnten. Auch beim Besuch des Initiative wenden. Bewerberprofile wer- durch solche Aktionen den Kindern die Netzwerks „Unternehmen integrieren den Betrieben zur Verfügung gestellt, die Vielfalt der attrakiven Berufe vorstellen Flüchtlinge“ konnten im Rahmen eines selbst keine Kapazitäten für eine inten- und frühzeitig Interesse für eine Ausbil- Job-Datings Kontakte zu Vertretern von sive Suche haben. Ergänzend helfen die dung wecken. Betrieben hergestellt werden. Besuch- „Willkommenslotsen“ den Betrieben, ergruppen aus Schulen und Organisati- Ausbildungs- und Arbeitsplätze auch Initiativen ergriffen onen steht darüber hinaus die Tür für durch die Integration von Geflüchteten Gleichzeitig ist die Kreishandwerker- einen Besuch in den Werkstätten offen. zu besetzen. Beide Initiativen unterstüt- schaft über den BKH selbst Mitglied zahl- Und schließlich sind die zahlreichen zen Betriebe, indem sie gemeinsam mit reicher Initiativen zur Werbung für das Freisprechungsfeiern mit mehreren ihnen Anforderungsprofile erarbeiten, Handwerk. So fand in den Ausbildungs- hundert Gästen im Jahr ein großer Wer- den Bewerbermarkt beobachten und stätten des Handwerks im Mai der erste beauftritt für das Handwerk und die In- Vorschläge für geeignete Arbeitnehmer Berufsorientierungstag statt (s. Bericht nungen. weiterleiten. STARK 2/2019 11
TITEL „Schaut auf dieses Handwerk!“ Warum sich das Handwerk überall einschalten sollte, wo Weichenstellungen für die Berufswahl erfolgen Ein Beitrag von von Andreas Ehlert, Präsident der Dachorganisation Handwerk.NRW E ine Berufsausbildung macht junge Die schwindende Strahlkraft unseres Menschen zu Autoren ihres eige- Qualifizierungsmodells und unserer nen Lebens. Gibt ihnen das denk- Fachberufe in der Generation „Unter bar beste Rüstzeug für ihren gesamten 24“ ist für das Handwerk inzwischen zu späteren Werdegang mit. Nur: Immer einer Herausforderung von existenziel- weniger Jugendliche wissen davon. Oder lem Ausmaß geworden. Und übrigens haben keinen Begriff davon. Oder schla- nicht nur für das Handwerk allein. Son- gen die Option einer Berufslehre ohne dern für die gesamte Wirtschaft und für nähere Prüfung aus. Der Erfolgs-Weg der die Gesellschaft, auf kommunaler Ebene Berufsbildung in Deutschland hat Millio- und darüber hinaus. Dennoch bin ich nen Menschen in Deutschland eine welt- zutiefst davon überzeugt, dass die duale weit respektierte Qualifikation, ein gutes Berufsausbildung nicht nur ein bewähr- Auskommen und berufliche Erfüllung tes Konstrukt aus der Vergangenheit ist, Foto: Ingo Lammert als Fachkraft oder in unternehmerischer sondern auch ein vollauf tragfähiges, Selbstständigkeit gebracht. Er hat unser bleibendes Zukunftsmodell. Land zu technologischer Innovation be- Es war schon immer die Tradition des fähigt und volkswirtschaftliches Wachs- Handwerks, sich dank seiner flexiblen tum ermöglicht. In der Zusammenarbeit Qualifikationskultur auf Innovationen auf der Baustelle oder in der Backstu- einzulassen und sie mitzugestalten. Un- be, im Aufeinanderangewiesensein und „Junge Menschen ser Wirtschaftsbereich hat die industri- Einstehen füreinander, erlernt im Aus- ellen und die telekommunikativen Re- bildungsalltag, entwickelt sich Verant- müssen das Hand volutionen gemeistert. Und das gilt auch wortungsbereitschaft, die Handwerker für all die Veränderungen, die die Digi- dann auch anderswo einbringen. Das werk wieder talisierung mit sich bringt. Jedes einzel- hat unsere Zivilgesellschaft stark mit- ne Gewerk, jedes einzelne Unternehmen geprägt und ein Stückweit auch unse- entdecken. Auch kann die Potenziale der Datenautomati- re Staatsordnung stabiler gemacht. Ist sierung für sich nutzen und selbst zum dieser vielschichtige Beitrag des Hand- darauf ‚gestoßen‘ Treiber von Innovationsprozessen wer- werks: die über die Qualifizierungsket- den. Darin liegt übrigens auch eine gro- te des Meistersystems seit Generationen werden.“ ße Chance, die Berufsbilder des Hand- gesicherte Weitergabe von handwerk- werks zu modernisieren und attraktiver lich-technisch-sozialem Wissen, Können Andreas Ehlert zu machen. und Haltung, noch Bestandteil des Ka- Dem Wettbewerb um die besten Köpfe nons zukunftsgerichteter Leitvorstellun- muss sich das Handwerk jedenfalls stel- gen der Bevölkerung und in der Politik? len. Und: Junge Menschen müssen das Wachsende Zweifel dürfen erlaubt sein. mehr erfahren. In einer Großstadt im Handwerk wiederentdecken. Auch da- Ruhrgebiet haben vergangenes Jahr nur rauf „gestoßen“ werden. Um all dies zu Duale Berufsausbildung noch 7 Prozent aller Schulabgänger eine erreichen, dürfen wir nicht nachlassen, bleibt Zukunftsmodell gewerblich-technische Lehre aufgenom- Bürgerschaft und Politik ganz massiv auf Ein Gradmesser für eine positive Beant- men. Wo bitte, sind im Herzen der Re- unseren größten Engpass hinzuweisen. wortung dieser Frage wäre ein prägender gion Ruhr eigentlich die Arbeitsplätze Einfluss des Handwerks auf die Agenda für junge Menschen mit Hochschulab- Konzertierte Aktion gefordert des öffentlichen Diskurses. Ein ande- schluss und akademischem Titel? Wie Viele müssen an dieser Aufgabe mit- rer, ganz konkreter Gradmesser wäre viele fragwürdige Bildungsentscheidun- wirken, im Sinne einer breiten Bewe- der Zulauf, den unsere Ausbildungsbe- gen müssen alleine in dieser Stadt dem- gung, einer „konzertierten Aktion“, um triebe erfahren. Beziehungsweise nicht nächst korrigiert werden? unseren Qualifizierungsweg, unseren 12 STARK 2/2019
TITEL Weg der Aus- und Aufstiegsfortbildung, Schwerpunktthema ihrer Koalitionsar- Milliarden in die Hochschulen gesteckt unseren Weg der Berufszufriedenheit beit gemacht. Das Azubi-Ticket ist ein werden, die Bildungszentren des dualen in gefragter Könnerschaft, wieder mit herausragender Beleg für diese Neuaus- Systems aber mit einem Bruchteil der Strahl- und Überzeugungskraft auszu- richtung. Die Einführung eines Schul- Mittel auskommen müssen. Es ist doch statten. Nur ein breiter Konsens darü- fachs Wirtschaft ein weiterer, wirklich niemandem damit gedient, dass wir Tau- ber, dass eine Lehre und die Meisteraus- signalträchtiger Schritt. sende von manchmal fragwürdigen Stu- bildung absolut konkurrenzfähige, und diengängen für lau anbieten und dass in mancher Hinsicht sogar jeder rein Plausible Botschaften sind notwendig uns stattdessen Tausende von Fachkräf- hochschulischen Berufslaufbahn über- Wir dürfen und werden deshalb aber ten im Handwerk und der übrigen Wirt- legene Karriere-Angänge sind, kann nicht nachlassen, unser Wort zu ma- schaft fehlen. den notwendigen „flow“ erzeugen, den chen, und haben uns vor allem überall Der notwendige Richtungswechsel im Sog, der viele mitreisst. Sicher, wir ha- dort einzuschalten, wo Weichenstellun- politischen Handeln auch in Berlin muss ben die unverrückbare Forderung des gen für die Berufswahl erfolgen. Mit von einem Wandel in der Denkhaltung Handwerks nach Gleichwertigkeit der plausiblen Botschaften, die alle verste- in den Köpfen von Eltern und Lehrern Bedingungen und Ziele von beruflicher hen können. So haben wir im Handwerk begleitet und getragen werden, im gan- und akademischer Bildung schon seit zum Beispiel einen ganz einfachen Maß- zen Land. Nur dann kann eine bildungs- geraumer Zeit hartnäckig vorgetragen. stab für Schulpolitik: Wer von der Schule politische Kurskorrektur im Sinne des Und dabei auch wichtige Erfolge erzielt, kommt, muss ausbildungsreif sein. Des- Handwerks, des wirtschaftlichen Wohl- beim Meister-Bafög etwa, oder in der wegen ist es so gut, dass das Schulfach ergebens und des bürgerschaftlichen Gleichstufung des Meister- mit dem Ba- Wirtschaft jetzt kommt. Und zwar bit- Zusammenhalts wirklich nachhaltige chelorabschluss. te mit Fachlehrern, die auch etwas von Wirkung erzeugen. Wirtschaft und Arbeitswelt verstehen. Rückhalt aus der Politik Ja, es ist noch viel zu tun, bis die be- Unser Anliegen hat auch politisch, in rufliche Bildung endlich als gleichwer- erster Linie in der Landespolitik, zuletzt tige Alternative zur akademischen Bil- mehr Rückhalt erfahren; Koalition und dung wahrgenommen wird, das sage ich Kabinett in Düsseldorf haben die Stär- gerade auch mit Blick auf die Bundese- kung der Beruflichen Bildung zu einem bene. Es darf nicht von Dauer sein, dass Wir parken Ihre Daten sicher! Wir sichern Ihre Unternehmensdaten vollautomatisch: Daten standortunabhängig sichern und wiederherstellen regelmäßige, automatische Durchführung Minimierung von Fehlerquellen Datenverschlüsselung & Komprimierung Unternehmensdaten vor internen und externen Gefahren im DOKOM21 Rechen- Meine Sicherheit zentrum in Dortmund geschützt t:0231.930-94 02 www.dokom21.de STARK 2/2019 13
TITEL „Der Jugend eine Chance im Handwerk geben.“ Ein Kommentar zum Stellenwert des Handwerks bei jungen Menschen von Anke Staar, Vorstandsvorsitzende der Landeselternkonferenz NRW und Vorsitzende der Dortmunder Stadteltern D igitalisierung, Energiewende, ausreichend unterstützt werden, nicht demografischer Wandel – drei alle Jugendlichen erreichen und den Megatrends mit Chancen und dauerhaften und persönlichen Kotakt Gefahren – auch für das Handwerk. Der- in die Betriebe nicht sichern. Einzelne zeit entsteht eher der letztere Eindruck. Großbetriebe haben hervorragende Dem Handwerk fehlt der Nachwuchs, Ausbildungs- und Fortbildungszentren dem Nachwuchs fehlt die Chance. Das geschaffen, die aber auch nur eine be- Foto: © Industrieblick - Fotolia.com Problem liegt im Kopf! Jugendliche aus grenzte Schülerschaft erreichen. Völlig bildungsnahen Elternhäusern wollen kostspielig und überflüssig sind Ausbil- eher studieren und jene, deren Eltern dungs-Giveaway-Börsen. Gut gemeinte selbst nur prekäre Beschäftigungen ha- KAoA-Tage (Landesvorhaben „Kein Ab- ben, möchten es besser haben als ihre El- schluss ohne Anschluss“) sind viel zu tern. Gleichzeitig wollen alle Eltern, dass aufwendig beim Finden passender An- es ihren Kindern „besser“ geht. Hauptsa- gebote. Der Erfolg ist kaum messbar und che studieren, selbst wenn die Studierfä- eine Vermittlung findet selten statt. higkeit fehlt. Dahinter stecken auch die Angst der Lebenssicherung und ein Wer- Gemeinsame Anstrengung notwendig teverlust von Arbeit und Handwerk, mit „Junge Menschen Wir brauchen praxisnahe, entgeltfreie denen die Kinder aufwachsen. Die Digi- und kontinuierliche Angebote für alle, talisierung suggeriert, dass „handwerk- suchen in einer die sich einbinden lassen in schulischen liche“ Arbeit zukünftig weniger Chan- und außerschulischen Kontext und mehr cen hat, weil immer mehr automatisiert Welt voller Unsi praktische Erfahrungen bieten. Die wird. Junge Menschen suchen aber in staatlich geförderten Angebote müssen einer Welt voller Unsicherheiten nach cherheiten nach besser miteinander vernetzt und ausge- Ausbildungen, die langfristig Sicherheit baut werden, so dass eine verbindliche bieten. Bei der Suche verlieren sie wert- Ausbildungen, die schulische Teilnahme gesteuert werden volle Jahre in Weiterbildungen, Maß- kann und eine außerschulische private nahmen und Praktika. Der Wert ihrer langfristig Sicher Nutzung kostenlos für alle Schülerinnen eigentlichen ersten Schulreife und der und Schüler möglich ist, nach ihrer in- Berufsausbildung im Handwerk haben heit bieten.“ dividuellen Interessenslage. Dazu brau- offensichtlich zu wenig Anerkennung. chen wir eine gemeinsame Anstrengung Anke Staar aus Politik, Schule, Verwaltung, Eltern- Praktische Erfahrungsorte gesucht verbänden, Handwerksorganisationen Erschwerend kommt hinzu, dass viele und Betrieben. Wir sind überzeugt, Jugendliche kaum noch handwerkliche dass auch heute viele Schülerinnen und Erfahrungen machen und so auch nicht Spaßfaktor teil und werden von Profis Schüler gute handwerkliche Fähigkeiten wissen, ob sie Talente und Fähigkeiten aus dem Handwerk begleitet und geför- und Talente besitzen. Sie brauchen aber haben. Es fehlen die Mittel und Orte, dert – rein nach ihrer Interessenslage. den Zuspruch und die Unterstützung der wo sie sie entdecken können. Beispiele Damit ist ein frühzeitiger erster Kon- Betriebe zur Förderung und Entdeckung wie die „Wissenswerkstatt in Passau“ takt gegeben, der häufig auch zur Ver- ihrer Begabungen. Letztendlich müssen zeigen, dass Schülerinnen und Schüler mittlung führt. So etwas gibt es in NRW Ausbildungen wieder Sicherheit bieten, ein großes Interesse an solchen Angebo- nicht. Dortmund bietet kleinere außer- dass die Leistung auch Planbarkeit und ten haben. Sie nehmen mit maximalem schulische Angebote, die aber nicht Lebenssicherheit bietet. 14 STARK 2/2019
POLITIK Dortmunder Rathaus wird saniert Stadt wünscht sich Zusammenarbeit mit Handwerksunternehmen der Region Foto: Janus Skop Im November 2020 sollen die Umbauarbeiten am Dortmunder Rathaus am Friedensplatz beginnen. E s ist eines der zentralsten und bedeutsamsten Umbaupro- • Erneuerung der Brandmeldeanlage und jekte der Stadt Dortmund in den kommenden Jahren: die Sicherheitsbeleuchtung Sanierung des Rathauses. Zwischen 1987 und 1989 erbaut • Erneuerung der Feuerlöschanlage und längst zum Wahrzeichen geworden, steht nach 30 Jahren • Sanierung der Fensterfassaden intensiver Nutzung eine umfassende Modernisierung an. Mit (Austausch der Verglasungen) mit 3-fach Verglasung Beschluss des Rates vom 23. Mai 2019 wurden die erforderli- • Instandsetzung bzw. Sanierung der Glaskuppel chen Sanierungsmaßnahmen mit einem Kostenvolumen von mit 3-fach Verglasung rund 33,9 Mio. Euro inklusive Baunebenkosten bestätigt. Bau- • Instandsetzung und Reinigung der Natursteinfassade beginn ist am 16. November 2020. • Erneuerung der Präsentations- und Diskussionsanlagen im Ratssaal sowie im Saal der Partnerstädte Kooperation mit regionalem Handwerk • Schaffung von Barrierefreiheit im Ratssaal Ullrich Sierau setzt beim Umbau und der Modernisierung des • Umbau der Beleuchtung Dortmunder Rathauses auf die bewährte Zusammenarbeit • Anbindung der Empore des Ratssaals an die Fluchttreppen mit dem lokalen und regionalen Handwerk: „Sowohl beim • Erneuerung und Anpassung des Trockenbaus in Wänden Konjunkturpaket II als auch beim Baukunstarchiv NRW ist es und Decken durch frühzeitige Kommunikation gelungen, die Unternehmen • Erneuerung der Wand- und Bodenfliesen der Region für die anstehenden Projekte zu sensibilisieren. Sie • Bodenbelagsarbeiten haben sich in der Vergangenheit immer wieder als gute Koope- • Überarbeitung der vorhandenen Parkettböden rationspartner bewährt und gute Arbeit zu fairen Preisen ab- • Malerarbeiten geliefert.“ Ullrich Sierau ist sicher, dass es für viele Unterneh- • Schaffung von Gründächern men „eine besondere Ehre ist, am Dortmunder Wahrzeichen der lokalen Demokratie mitzuarbeiten.“ Interessensbekundungen an das Vergabe- und Beschaffungs- zentrum der Stadt Dortmund sind jederzeit möglich. Unter- Das Leistungsprogramm gemäß der Vorentwurfsplanung nehmen können sich registrieren lassen und werden über den im Überblick: weiteren Verfahrensablauf informiert. • Erneuerung der Lüftungsanlagen • Erneuerung der Heizungsverteilung sowie der Heizflächen Infoveranstaltung im November • Erneuerung der sanitären Ver- und Entsorgungsleitungen Oberbürgermeister Ullrich Sierau hatte bereits Ende Juni sowie Einrichtungsgegenstände in der Bürgerhalle über den aktuellen Stand der Planun- • Erneuerung der öffentlich zugänglichen Aufzüge, hierbei gen sowie das weitere Verfahren informiert. Eine zwei- auch ein Umbau von zwei Aufzügen zu einem Aufzug für te Veranstaltung mit noch weitergehenden Informatio- Liegendtransporte nen ist für den 18. November geplant. Weitere Infos unter • Erneuerung der kompletten Elektroinstallation www.sanierungrathausdortmund.de Dort steht auch eine • Erneuerung der Gebäudeautomation Broschüre über das Projekt zum Download zur Verfügung. STARK 2/2019 15
FOKUS Der nächste Schritt zum Meisterbrief Vertreter von rund 35 Berufen gaben Stellungnahmen beim Anhörungsverfahren im Bundeswirtschaftsministerium ab D er nächste Schritt vor dem Start Statistiken und Fakten zusammengetra- des Gesetzgebungsverfahrens gen. Beantwortet werden mussten unter zur Wiedereinführung der Meis- anderem Fragen nach der Entwicklung terpflicht in den relevanten Berufen ist der Betriebszahlen, zu Handwerksrol- getan. Am 4. und 5. Juni fand im Bundes- leneintragungen und -löschungen, zur Foto: © Thomas Reimer - Fotolia.com ministerium für Wirtschaft und Energie Lohnentwicklung, zur Entwicklung der (BMWi) in Berlin das geplante Anhö- Ausbildungsstätten, zur Entwicklung rungsverfahren zur Wiedereinführung der Gesellen- und Meisterprüfungen, zu statt. Eingeladen waren alle Gewerke Insolvenzen und Bestandsfestigkeit der der Anlage B1 und B2 der Handwerks- Betriebe sowie zu Umsätzen und vielem ordnung, die die Wiedereinführung der mehr. Meisterpflicht anstreben. Gekommen waren rund 35 der insgesamt 54 Berufe, Gesetzgebungsverfahren die die Wiedereinführung fordern. Dazu, in der Vorbereitung weil es eine öffentliche Anhörung war, Zusammengefasst wurde dies alles im auch Vertreter der Gewerkschaften, des Wenn alles nach Rahmen eines Statements von Martina Berufsverbands unabhängiger Hand- Gralki-Brosch beim Anhörungsverfah- werker(innen) e.V. (BUH), der IFHand- dem Willen der ren, die insbesondere den Gesichtspunkt werk e.V. und der Monopolkommission. der Gefahrgeneigtheit des Gewerks her- Im Verlauf des Verfahrens waren die un- beteiligten Gewerke vorhob. Unterstützt wurde der ZVW da- terschiedlichen Gewerke aufgefordert, bei durch Rückendeckung der IG BAU, jeweils eine Stellungnahme abzugeben läuft, wird das die die Wiedereinführung der Meister- und auf Nachfragen durch das Ministe- pflicht im Schilder- und Lichtreklame- rium zu antworten. Gesetz zum herstellerhandwerk befürwortete. Am Ende des Verfahrens zeigten sich so- Umfangreicher Fragenkatalog 1. Januar 2020 in wohl Bundesinnungsmeisterin Martina zur Konsultation Gralki-Brosch als auch Geschäftsführer Bereits im Vorfeld hatten die betrof- Kraft treten. Ludgerus Niklas mit dem Ergebnis des fenen Gewerke seitens des Bundesmi- Anhörungsverfahrens im Wirtschafts- nisteriums für Wirtschaft und Energie und Lichtreklamehersteller – mit Sitz ministerium zufrieden. Weitere Schritte (BMWi) die Möglichkeit zur schriftli- in Dortmund, einem der anwesenden sind jetzt die Sitzung des Wirtschafts- chen Stellungnahme im Rahmen eines Gewerke, die zurück zur Meisterpflicht ausschusses des Deutschen Bundestages Konsultationsprozesses bekommen. Sie wollen. „Es ging unter anderem dar- mit einer Sachverständigenanhörung. umfasste einen Fragenkatalog mit ins- um, den umfangreichen Fragenkatalog Ein Referentenentwurf für das Gesetz gesamt 31 Punkten. „Die Beantwortung auch unter dem Gesichtspunkt des Ein- soll in der Sommerpause erarbeitet und des Fragenkatalogs war für uns kei- griffs in die Berufsfreiheit und damit in im Herbst im Deutschen Bundestag be- ne leichte Aufgabe“, so Martina Gral- das Grundgesetz zu beantworten.“ Der raten werden. Wenn alles nach dem Wil- ki-Brosch, Bundesinnungsmeisterin des Verband hatte im Vorfeld – wie alle an- len der beteiligten Gewerke läuft, wird Zentralverbands Werbetechnik (ZVW) deren aufgeforderten Verbände – seine das Gesetz zum 1. Januar 2020 in Kraft – Bundesinnungsverband der Schilder- Stellungnahme erarbeitet, zahlreiche treten. Vertreter von rund 35 Berufen gaben Bei der Anhörung: Martina Gralki-Brosch und Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie Stellungnahmen ab. Ludgerus Niklas (BMWi) in Berlin 16 STARK 2/2019
RECHT Neues aus der Rechtsprechung Arbeitszeit muss systema- tisch erfasst werden Der Europäische Gerichtshof hat mit Ur- teil vom 14. Mai 2019 (C 55/18) entschie- den, dass die Mitgliedsstaaten der Euro- päischen Union Arbeitgeber verpflichten müssen, ein System einzurichten, das die täglich geleistete Arbeitszeit der Mit- arbeiter komplett erfasst. Eine generelle Foto: © vegefox.com - Fotolia.com Verpflichtung der Arbeitgeber, solche Ar- beitszeitsysteme einzuführen kennt das deutsche Arbeitsrecht (bisher) nicht. Die Grundregel im Arbeitszeitgesetz besagt lediglich, dass der Arbeitgeber verpflich- tet ist, Überschreitungen des Achtstun- dentages aufzuzeichnen. Ergänzend gelten tarifvertragliche Vorschriften, die je nach Gewerk eine weiterreichende Aufzeichnung verlangen. Nach Ansicht Eine Übersicht der bisher bestehen- licher. Schüler, die das 13. Lebensjahr des EuGH sind Art. 31 Abs. 2 der Charta den Aufzeichnungspflichten erhalten vollendet haben, können eingeschränkt der Grundrechte der Europäischen Uni- Innungsmitglieder über die „KH Signale“, beschäftigt werden, soweit die Sorgebe- on sowie die Richtlinie 2003/88/EG über die die Kreishandwerkerschaft per Post rechtigten in die Beschäftigung einwilli- bestimmte Aspekte der Arbeitszeitgestal- bzw. per E-Mail versendet. gen, die tägliche Arbeitszeit zwischen 8 tung dahingehend auszulegen, dass sie und 18 Uhr liegt und die zwei Stunden den Arbeitgeber verpflichten, ein System nicht übersteigt sowie Pausen gewährt zur Erfassung der täglichen effektiven Ferienjobs für Schüler – werden. Schüler, die das 15. Lebensjahr Arbeitszeit für vollzeitig Beschäftigte Ansprüche und Rechte vollendet haben und noch keine 18 einzuführen. Eine Umsetzung des Urteils Jahre alt sind, bedürfen ebenfalls der durch den deutschen Gesetzgeber steht Die anstehenden Sommerferien bieten Einwilligung der Sorgeberechtigten. Die noch aus. Die Folgen dürften jedoch in Arbeitgebern die Gelegenheit, urlaubs- tägliche Arbeitszeit kann zwischen 6 und jedem Falle gravierend für Arbeitgeber bedingten Personalbedarf durch Schüler 20 Uhr liegen und darf acht Stunden sein. Nicht nur dürfte in vielen Fällen zu decken. Die Beschäftigung von nicht überschreiten, insgesamt darf die die Frage der Mehrarbeitsvergütung Schülern für den Zeitraum der Ferien ist Beschäftigung jedoch vier Wochen im aufgeworfen werfen. Auch die praktische grundsätzlich als befristetes Arbeitsver- Kalenderjahr nicht überschreiten. Umsetzung der Zeiterfassung, gerade hältnis zu qualifizieren, welches ohne technische Lösungen, müssen im Zeital- Kündigung mit Ablauf der vereinbarten ter der DSGVO datenschutzrechtlichen Zeit endet. Während des Ferienjobs gel- Kontakt Bedenken standhalten und könnten zu ten auch für Schüler die allgemeinen ar- einem Mitbestimmungsrecht des Be- beitsrechtlichen Vorschriften; so gilt u. a. triebsrates hinsichtlich der Anwendung ein Anspruch auf Entgeltfortzahlung im solcher Systeme führen. Krankheitsfall, ein Anspruch auf Urlaubs- gewährung sowie bei volljährigen Feri- enjobbern ein Anspruch auf gesetzlichen Mindestlohn. Bei der Beschäftigung von minderjährigen Schülern gelten aller- dings einige Besonderheiten. Allgemein gilt: Die Beschäftigung von Kindern, die Bei rechtlichen Angelegenheiten Foto: © auremar - Fotolia.com das 13. Lebensjahr noch nicht vollendet können sich Innungmitglieder an haben, ist grundsätzlich verboten. Schü- Ass. jur. Sebastian Baranowski von ler, die das 15. Lebensjahr noch nicht der Kreishandwerkerschaft, vollendet haben, sind Kinder im Sinne Tel.: 0231 5177103, E-Mail: des Jugendarbeitsschutzgesetzes; wer baranowski@handwerk-dortmund.de das 15. Lebensjahr vollendet hat und wenden. noch nicht 18 Jahre alt ist, ist Jugend- STARK 2/2019 17
ARBEITSSICHERHEIT / ARBEITSMEDIZIN Brandaktuell: die ASR A2.2 Die Neufassung der ASR A2.2 „Maßnahmen gegen Brände“ hat 2018 die Vorgänger- version von 2012 ersetzt. Welche Änderungen beeinhaltet die neue Fassung und worauf müssen Unternehmen besonders achten? Z iel der Arbeitsschutzrichtlinie Brandschutz ist Chefsache ASR A2.2 von der Bundesanstalt Ein weiteres Augenmerk gilt den Brand- für Arbeitsschutz und Arbeitsme- schutzhelfern. Diese können innerhalb dizin war und ist es, Arbeitsstätten so des Betriebs zur Bekämpfung von Ent- einzurichten, dass Beschäftigte schnell stehungsbränden geschult werden. Min- und zielgerichtet Brände löschen kön- destens fünf Prozent der Beschäftigten nen. Unternehmer können sich an der – bei Arbeitsstätten mit erhöhter Brand- ASR orientieren und damit erkennen, ob gefährdung entsprechend mehr – sind so Foto: © BillionPhotos - Fotolia.com sie im Brandfall ausreichend vorgesorgt zu schulen, dass sie mit den grundlegen- haben. Die Neufassung der „Maßnah- den Fertigkeiten und Kenntnissen ver- men gegen Brände“ von 2018 hat jedoch traut sind, die im Falle eines Brandes be- für viel Verunsicherung bei den Hand- herrscht werden müssen. Die neue ASR werksunternehmen gesorgt. „Was wur- A2.2 empfiehlt konkret, die Unterwei- de geändert? Was muss ich umsetzen? sung mit Löschübungen in Abständen Wie gehe ich am besten vor?“ Tatsäch- von drei bis fünf Jahren zu wiederholen. lich gibt es einige Neuerungen. Brandschutz-Experte gefragt Grundausstattung mit Feuerlöschern Bei normaler Brandgefährdung dürfen jetzt auch Aufgrund der Komplexität empfiehlt es und Löschmitteleinheiten Feuerlöscher mit weniger als sechs Löschmittelein- sich, insbesondere für kleine und mitt- Liegt eine „normale Brandgefährdung“ heiten eingesetzt werden. lere Unternehmen, unterstützend einen vor, die laut Definition einer Büronut- Brandschutz-Experten in die Planung zung entspricht, setzt die neue ASR auf und Umsetzung der Maßnahmen gegen die schnelle und wirksame Bekämpfung Entstehungsbrand mit einer schnellen Brände einzubeziehen. Dieser kann als von Entstehungsbränden und erlaubt Ausbreitung zu rechnen ist wie zum Bei- Dienstleister die Funktion des Brand- jetzt auch Feuerlöscher mit weniger als spiel bei Speditionslagern, Kinos, Pfle- schutzbeauftragten übernehmen. sechs Löschmitteleinheiten. Dabei ist geheimen, Industrieproduktionen oder die Anzahl der deutlich leichteren Feu- Handwerksbetrieben. In diesem Fall ist erlöscher zu erhöhen und die Anzahl der die Anzahl der Feuerlöscher zu erhöhen. INFO Brandschutzhelfer zu verdoppeln, damit Darüber hinaus müssen die Löschmittel sich die Wegstrecken auf maximal zehn der Brandklasse angepasst werden. Die Die Wirtschaftsdienst Handwerk GmbH Meter verkürzen, sich die Zugriffszeit maximale Wegstrecke ist auf zehn Me- (WDH) als Partner im Verbund der Kreis- reduziert und die Bekämpfung eines ter zu begrenzen. Schwer zugängliche handwerkerschaft Dortmund und Lünen Entstehungsbrandes einfacher wird. Bereiche können zusätzlich mit Lösch- bietet die Übernahme der gesetzlich geforderten Betreuung durch eine Fach- Grundsätzlich sollte die Entfernung von anlagen ausgerüstet werden. kraft für Arbeitssicherheit an. jeder Stelle im Gebäude zum nächsten Feuerlöscher nicht mehr als 20 Meter Organisatorische Maßnahmen Außerdem bieten die Innungen und der Laufweg betragen. Liegt für Arbeitsbe- Eine bedeutende Rolle kommt den Re- WDH nach dem Sommer Kurse für ange- reiche hingegen eine „erhöhte Brandge- gelerweiterungen in Bezug auf organi- hende Brandschutzhelfer an. fährdung“ vor, können diese Bereiche satorische Maßnahmen zu. Der Arbeit- Weitere Informationen gibt es für zusätzlich mit Brandmeldern ausgestat- geber hat die notwendigen Maßnahmen Innungsbetriebe bei Wolfgang Kahnert, tet werden. gegen Brände und die Verhaltensregeln Telefon 0231 5177-210 oder im Brandfall zu dokumentieren. Die- kahnert@handwerk-dortmund.de Erhöhte Brandgefährdung se Brandschutzordnung muss bei einer Die ASR A2.2 „Maßnahmen gegen Brän- Eine erhöhte Brandgefährdung besteht erhöhten Brandgefährdung für alle Per- de“ steht als pdf zum Download unter immer dann, wenn Stoffe mit erhöhter sonen, die sich an einer Arbeitsstätte www.baua.de im Bereich Angebote bzw. Entzündbarkeit vorhanden sind, die aufhalten, an einer leicht zugänglichen „Rechtstexte-und-Technische- örtlichen Verhältnisse eine Brandent- Stelle aufgehängt oder auf elektroni- Regeln“ bereit. stehung begünstigen oder bei einem schem Wege verfügbar gemacht werden. 18 STARK 2/2019
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