Nachhaltige Mobilität im Tourismus - Leitfaden - www.bmwfw.gv.at

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Nachhaltige Mobilität im Tourismus - Leitfaden - www.bmwfw.gv.at
Nachhaltige Mobilität
im Tourismus
Leitfaden

                  www.bmwfw.gv.at
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Der vorliegende Leitfaden wurde vom Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung             Vorworte
    und Wirtschaft im Rahmen einer Kooperation mit dem Bundesministerium für Land-
    und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft und dem Bundesministerium
    für Verkehr, Innovation und Technologie und einer Kooperation mit der ÖBB-                    1 Warum die Mobilitätsfrage im Tourismus zunehmend wichtig wird          9
    Personenverkehr AG erstellt. Er bietet eine Einführung in das Thema „Nachhaltige
    Mobilität im Tourismus“, stellt das bestehende Verkehrsangebot dar und informiert             2 Erfordernisse einer modernen Tourismusmobilität                       14
    über Beratungs- und Fördermöglichkeiten. Abschließend laden erfolgreiche Beispiele
    aus der Praxis zum Nachahmen ein. Im Anhang findet sich eine Kartensammlung.                  3 Lösungsansätze zur Schaffung einer modernen Tourismusmobilität        16

                                                                                                     3.1 Tourismusmobilität ZUM und VOM Urlaubsort                        16
                                                                                                     3.2 Tourismusmobilität AM Urlaubsort                                 18
                                                                                                     3.3 Nachhaltige Tourismusmobilität strategisch verankern             19

                                                                                                  4 Auf dem Weg zu nachhaltiger Mobilität im Tourismus                    21

                                                                                                     4.1 Beratungs- und Förderprogramm klimaaktiv mobil            21
                                                                                                  		 4.1.1 Beratungsprogramm                                       21
                                                                                                  		 4.1.2 Förderprogramm                                          22
                                                                                                     4.2 EU-Förderprogramme                                        24
    IMPRESSUM

    Herausgeber:                                                                                  5 Verkehrsangebote in Österreich - wichtige Partner im Tourismus 25
    Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft
    www.bmwfw.gv.at                                                                                 5.1 Die österreichische Verkehrswirtschaft                            25
    Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft                    5.2 Flugverkehr                                                       27
    www.bmlfuw.gv.at                                                                                5.3 Die Österreichischen Bundesbahnen - „Alles auf Schiene“           28
    Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie                                     		 5.3.1 Schnell und einfach zum richtigen Ticket                       31
    www.bmvit.gv.at                                                                               		 5.3.2 Unterwegs am Urlaubsort                                        33
    ÖBB-Personenverkehr AG                                                                          5.4 Privatbahnen in Österreich und ihre Bedeutung für den Tourismus   36
    www.oebb.at                                                                                     5.5 ASFINAG - der Autobahnbetreiber in Österreich                     46
                                                                                                    5.6 Elektromobilität                                                  49
    Gesamtkoordination und Projektbetreuung im BMWFW:
    Dr. Monika Wallergraber, Tourismus-Servicestelle
                                                                                                  6 Beispiele für modernes Mobilitätsmanagement im Tourismus
    Projektbetreuung im BMLFUW:
                                                                                                    und gelungene Kooperationen
    Dr. Veronika Holzer, MBA, Abteilung Mobilität, Verkehr, Lärm
                                                                                                    zwischen Tourismus, Umwelt und Verkehr                                51
    Projektbetreuung im BMVIT:
    DI Ernst Lung, Abteilung Wege- und externe Kosten, Maut, Verkehr und Umwelt
                                                                                                     6.1   Beispiele   auf Bundesebene                                    51
    Projektbetreuung bei der ÖBB-Personenverkehr AG:
                                                                                                     6.2   Beispiele   auf Landesebene                                    55
    MMag. Bernhard Frank, Nah- und Regionalverkehr, Raphael Zeissler, Marketing & Kommunikation
                                                                                                     6.3   Beispiele   aus Regionen                                       60
    Layout: Simone Leonhartsberger, KOMO Wien - Büro für visuelle Angelegenheiten                    6.4   Beispiele   aus Gemeinden                                      73
    Titelfoto: ÖBB, © Harald Eisenberger
                                                                                                     6.5   Beispiele   aus Nachbarstaaten                                 76

    Druck: Grasl Druck & Neue Medien GmbH, Bad Vöslau

    Erscheinungsort: Wien                                                                         Anhang
    Erscheinungsdatum: Oktober 2014

                                                                                                     Kartensammlung
               Dieses Produkt                        Das Papier dieses
               entspricht dem                        Produktes stammt
               Österreichischen                      aus nachhaltig
               Umweltzeichen für                     bewirtschafteten
               schadstoffarme                        Wäldern und
               Druckprodukte         PEFC/06-39-10   kontrollierten Quellen

2                                                                                                                                                                                3
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VORWORTE

VORWORTE

                          Mit der Tourismusstrategie „Neue Wege im Tourismus‟
                          haben wir 2010 eine neue Richtung im österreichischen
                          Tourismus eingeschlagen. Besondere Aufmerksamkeit
                          widmen wir den Themen Mobilität, Infrastruktur
                          und Erreichbarkeit, denn diese nehmen für die
                          Weiterentwicklung des Tourismusstandortes Österreich
                          eine zentrale Rolle ein und sind mitentscheidend für den
                          Erfolg unserer Destinationen.

                          Mit über 36 Millionen Gästen im Jahr 2013, davon über
                          24 Millionen aus dem Ausland, zählt Österreich zu den
                          beliebtesten Urlaubszielen. Österreich profitiert dabei
von seiner zentralen Lage in Europa, jedoch stoßen mehrere Verkehrslösungen
schon heute an ihre Grenzen. Die angestrebte Internationalisierung des
heimischen Tourismus, verstärkte Nachfrage von Gästen aus Osteuropa und den
außereuropäischen Märkten, aber auch der Trend zu Kurzreisen und saisonale
Spitzen verschärfen die Herausforderungen an die Verkehrsinfrastruktur.

Dabei geht es sowohl um die Mobilität zum beziehungsweise vom Tourismusort als
auch um die Mobilität am Urlaubsort selbst. Maßgeschneiderte Mobilitätsangebote,
die sich an den Bedürfnissen der Gäste orientieren, leistbar und kundenfreundlich
sind, sind daher ein wesentlicher Standortvorteil für eine Region. Auch die
Tourismusbetriebe selbst können durch Hinweise auf Buchungsportale nationaler
und internationaler Verkehrsträger ihren Gästen wertvolle Zusatzinformationen
bieten.

Die vorliegende Broschüre soll das Bewusstsein für die zunehmende Bedeutung
des Themas sowohl für die Verkehrswirtschaft als auch für die touristischen
Leistungsträger stärken. Sie gibt Beispiele für modernes Mobilitätsmanagement im
Tourismus und liefert eine Sammlung von erfolgreichen Praxisbeispielen aus den
Bundesländern und den einzelnen Destinationen.

Nur wenn alle politischen Ebenen und Leistungsträger gemeinsam, abgestimmt
und koordiniert handeln, wird es gelingen, die Herausforderung Tourismusmobilität
erfolgreich und nachhaltig zu bewältigen.

Dr. Reinhold Mitterlehner
Vizekanzler und
Bundesminister für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft

                                                                                      5
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                                      Ich verfolge ein klares Ziel: ein lebenswertes Österreich.                              Im Jahr 2013 verzeichnete der österreichische
                                      Reine Luft, vielfältige Natur, sauberes Wasser und                                      Tourismus 132,6 Millionen Nächtigungen. Die An- und
                                      qualitativ hochwertige Lebensmittel machen Österreich                                   Abreisen der Urlaubsgäste summieren sich auf 73,6
                                      lebenswert und ziehen viele Gäste an. Umweltfreund-                                     Mio. Personenwege, dazu kommen noch Ausflüge in
                                      licher Tourismus ist ein Top-Qualitätsprodukt und bietet                                der Ferienregion und Tagesausflüge. Diese Zahlen
                                      für Österreich enorme wirtschaftliche Chancen. Dank                                     machen deutlich, welchen Stellenwert umwelt- und
                                      unserer Naturschönheiten, der kulturellen Schätze                                       sozial verträgliche Angebote im Tourismus auch für die
                                      und der regionalen Vielfalt haben wir hervorragende                                     Verkehrspolitik haben.
                                      Ausgangspositionen. Allerdings stellen Lärm und
                                      Abgase des Verkehrs und die Beeinträchtigung der                                         Die in diesem Leitfaden vorgestellten „Good Practice‟-
                                      Landschaft durch Verkehrsinfrastruktur eine Störung                                      Beispiele für nachhaltig verträgliche Mobilität im
                                      für unsere Urlauberinnen und Urlauber dar. Tourismus                                     Tourismus zeigen aber auch, dass es durchaus realistisch
           braucht aber Mobilität. Wir müssen daher gerade im Tourismus umweltfreundliche          ist, den Anteil des „Umweltverbundes‟ – Bahn, Bus, Rufbusse und Anrufsammeltaxis,
           Verkehrslösungen forcieren und verstärkt klimafreundliche Mobilitätsalternativen        Elektro-Fahrzeuge, Fahrräder und Gehen – deutlich zu erhöhen, wenn attraktive
           anbieten, etwa durch Elektromobilität vor Ort oder Anreise per Bahn.                    Alternativen zum eigenen Pkw geboten werden.

           Mit dem klimaaktiv mobil Programm und mit dem Österreichischen Umweltzeichen            Das bmvit hat im Dezember 2012 den Gesamtverkehrsplan Österreich
           unterstützen wir Tourismusorte und Regionen, Tourismusorganisationen und                veröffentlicht, der Leitlinien zusammenfasst, wie man Mobilität sozialer, sicherer,
           Betriebe bei der Planung und Realisierung solcher klimafreundlichen Projekte.           umweltfreundlicher und effizienter organisieren kann. Konzepte und vor allem die
           Ich freue mich, dass sich bereits 62 % der österreichischen Tourismusregionen           Umsetzung von Maßnahmen zu einer nachhaltig verträglichen touristischen Mobilität
           als klimaaktiv mobil Projektpartner für umweltfreundliche Mobilität im Tourismus        entsprechen diesen Leitlinien. Erfolge bei der Umsetzung von Maßnahmen setzen
           engagieren und einen beachtlichen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Jährlich sparen      die konstruktive Zusammenarbeit aller verantwortlichen Stellen voraus.
           540 klimaaktiv mobil Tourismusprojekte rund 75.000 t CO2 ein.
                                                                                                   Erlauben Sie mir abschließend noch auf drei wesentliche Vorteile attraktiver,
           Tourismusregionen und Tourismuswirtschaft werden von den klimaaktiv mobil               nachhaltiger Lösungen für die touristische Mobilität hinzuweisen: Gute Alternativen
           Förderangeboten bei ihren Investitionen in Elektromobilität, in den Ausbau des          zum eigenen Auto für Urlaubsgäste tragen vor allem in ländlichen Regionen oft
           Radverkehrs und in innovative touristische Mobilitätsangebote unterstützt. Bisher       dazu bei, die Mobilitätssituation der einheimischen Bevölkerung zu verbessern.
           haben wir touristische Mobilitätsprojekte mit 5 Mio. Euro unterstützt und damit         Für Betreiber öffentlicher Verkehrsmittel bedeutet die touristische Nachfrage
           Investitionen von 18,5 Mio. Euro in sanfte touristische Mobilität ausgelöst. Unsere     eine gleichmäßigere Auslastung auch außerhalb der Verkehrsspitzen des
           Förderungen für klimafreundliche Mobilität kommen aber nicht nur den Gästen und         Schüler- und Berufspendelverkehrs sowie in den Schulferien und ist daher auch
           dem Tourismus zu Gute, sie nützen allen Bürgerinnen und Bürgern und verbessern          betriebswirtschaftlich betrachtet vorteilhaft. Erfahrungen zeigen, dass man im
           die Lebensqualität in den Gemeinden.                                                    Urlaub entspannter und aufgeschlossener für Neues als im Alltag ist. Positive
                                                                                                   Mobilitätserfahrungen im Urlaub können Menschen motivieren, auch im Alltag
           Der vorliegende Leitfaden ist das Ergebnis der guten Zusammenarbeit auf Ebene           vermehrt vom Pkw zum Umweltverbund zu wechseln.
           der drei berührten Ressorts – dem Wirtschafts-, Verkehrs- und Umweltministerium
           – für umweltfreundliche Mobilität im Tourismus. Die Broschüre stellt einige der         Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei der Entwicklung und Umsetzung weiterer guter
           gelungenen Beispiele dar und gibt wertvolle Tipps. Sie soll damit Mut machen,           Lösungen für die touristische Mobilität und hoffe, unser Leitfaden bietet Ihnen dazu
           weitere umweltfreundliche Mobilitätsprojekte umzusetzen.                                so manche interessante Anregung!

           Ich danke allen, die sich für einen klimafreundlichen Tourismus engagieren, und
           hoffe, dass der Leitfaden viele Anregungen für weitere umweltfreundliche Projekte
           enthält.
                                                                                                   Alois Stöger
                                                                                                   Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie

           DI Andrä Rupprechter
           Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft

     6                                                                                                                                                                                     7
Nachhaltige Mobilität im Tourismus - Leitfaden - www.bmwfw.gv.at
VORWORTE                                                                                                                                                                                                                          KAPITEL 1

                                      Reisen mit der Bahn liegt im Trend und gewinnt            Warum die Mobilitätsfrage im                                                                                                      1
                                      zunehmen an Bedeutung, so auch im Tourismus.
                                      Touristen nutzen immer öfter öffentliche Verkehrsmittel   Tourismus zunehmend wichtig wird
                                      für eine entspannte und umweltfreundliche An- und
                                      Abreise. Der vorliegende Leitfaden bietet Ihnen einen
                                      Überblick der attraktiven ÖBB-Angebote für den Urlaub.    Der Tourismus trägt mit über 7 % zur gesamtösterreichischen Wirtschaftsleistung
                                      So können Sie Ihre Gäste, Kundinnen und Kunden            bei. Die Wertschöpfung des österreichischen Tourismus erreichte 2013 23,1 Mrd.
                                      über die bequemen, sicheren und stressfreien An- und      Euro und machte damit 7,3 % des österreichischen Bruttoinlandsprodukts (BIP) aus.
                                      Abreisemöglichkeiten mit den ÖBB informieren. Durch
                                      eine umfassende Information Ihrer Gäste schaffen Sie      Im Kalenderjahr 2013 lag die Anzahl der Nächtigungen laut Statistik Austria bei
                                      einen Mehrwert für Ihre Kundinnen und Kunden und          insgesamt rund 132,6 Millionen. Damit wurde der bisherige Rekordwert aus dem
                                      die Umwelt. Unsere freundlichen Mitarbeiterinnen und      Vorjahr (131 Mio.) um 1,2 % oder 1,6 Mio. übertroffen. Die Zahl der Nächtigungen
           Mitarbeiter im ÖBB Kundenservice unter der Telefonnummer 05-1717 geben Ihnen         ausländischer Gäste konnte um 1,9 % auf 96,9 Mio. (+1,8 Mio. gegenüber dem
           jederzeit gerne Auskunft über die Angebote der ÖBB.                                  Vorjahr) zulegen, nach 1991 (99,6 Mio.) und 1992 (99,8 Mio.) war dies der drittbeste
                                                                                                Wert.

                                                                                                Nach Herkunftsländern betrachtet zeigt sich, dass im Vergleich zu 2012 die
                                                                                                Nächtigungen von Gästen aus Deutschland um 2,5 % (+1,2 Mio.) auf 50,8 Mio.
           Birgit Wagner                                                                        anstiegen, während jene aus dem zweitwichtigsten Herkunftsland Niederlande um
           Mitglied des Vorstands der ÖBB-Personenverkehr AG                                    2,7 % auf 9,1 Mio. abnahmen.

                                                                                                2014 erwartet die UNWTO ein Wachstum der internationalen Ankünfte von 4 bis
                                                                                                4,5 % weltweit und von 3 bis 4 % in Europa. Für das Jahr 2030 wird mit rund 150
                                                                                                Millionen Gästenächtigungen in Österreich zu rechnen sein, was einer jährlichen
                                     Nachhaltigkeit wird im Tourismus immer wichtiger           Zunahme von durchschnittlich 1 % entsprechen würde.1
                                     und damit auch das Thema „sanfte Mobilität“. Immer
                                     mehr Menschen wollen klimaschonend reisen, weshalb         Befragungen ergaben, dass rund 75 % aller Urlauber und Urlauberinnen in Österreich
                                     im Rahmen sanft-mobiler Tourismusprojekte die              den Pkw als Verkehrsmittel für die An- und Abreise bevorzugen. Und der Trend geht
                                     Gästeansprüche an den autofreien Urlaub erfüllt werden     weiterhin in Richtung Pkw für Nahreisen und in Richtung Flugzeug für Fernreisen.2
                                     müssen. Unser Land hat hier auch schon einiges             Laut UNWTO werden bereits heute rund 5 % der globalen CO2-Emissionen vom
                                     vorzuweisen und muss sich keinesfalls verstecken.          Tourismus verursacht.3 Die Fahrt zum Urlaubsziel und die Wege vor Ort machen 75
                                     Beim Thema Mobilität und Nachhaltigkeit geht es um         % der tourismusbedingten CO2-Emissionen aus, die restlichen 25 % entfallen auf
                                     die Schonung einer der wichtigsten Grundlage des           die Unterkunft und die Aktivitäten vor Ort.4
                                     Tourismus – der Natur. Neben dieser ökologischen
                                     Dimension gilt es aber auch die soziale und die            Das erhöhte Gästeaufkommen, die steigende Internationalisierung des
                                     ökonomische Dimension zu berücksichtigen, um mittel-       Reiseverkehrs und stärker werdender Wettbewerbsdruck erfordern daher adäquate,
                                     und langfristig erfolgreiche Angebote entwickeln zu        nachhaltige Mobilitätslösungen in der Tourismus- und Freizeitwirtschaft sowohl
           können. Diese Broschüre leistet hier sicherlich einen wertvollen Beitrag für die     im Hinblick auf die Erreichbarkeit der Destinationen als auch auf die Mobilität vor
           Weiterentwicklung des österreichischen Tourismus.                                    Ort. Schon jetzt erkennen immer mehr Destinationen den Wert umweltfreundlicher
                                                                                                Mobilität – indem ökologische Effekte mit ökonomischen Vorteilen verbunden
                                                                                                werden – und auch immer mehr Touristen und Ausflügler sind klimasensitiver und
                                                                                                wollen im Urlaub unabhängig von einem eigenen (motorisierten) Fahrzeug mobil
                                                                                                sein. Eines ist allerdings klar: Nachhaltige Mobilitätslösungen für den Freizeit-
           Dr. Petra Stolba                                                                     und Tourismussektor sind nur möglich, wenn die Bereiche Verkehr, Tourismus und
           Geschäftsführerin Österreich Werbung                                                 Umwelt auf allen Ebenen intensiv zusammenarbeiten. Eine enge Kooperation der

                                                                                                1
                                                                                                    ZECH, S. et al: Studie Tourismusmobilität, im Auftrag des Bundesministeriums für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft,
                                                                                                    (BMWFW), Wien 2013
                                                                                                2
                                                                                                    T-Mona, Sommer 2011, Winter 2011/12
                                                                                                3
                                                                                                    S. UNWTO-UNEP-WTO (2008)
                                                                                                4
                                                                                                    S. GÖSSLING S. (2011) Carbon Management in Tourism. Mitigating the impacts of climate change, Oxon und PEETERS P. et al.
                                                                                                    (2007)
     8                                                                                                                                                                                                                                9
Nachhaltige Mobilität im Tourismus - Leitfaden - www.bmwfw.gv.at
KAPITEL 1                                                                                                                                                                                    KAPITEL 1

            zuständigen Bundesministerien – BM für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft,         HERAUSFORDERUNGEN FÜR DEN TOURISMUS
            BM für Verkehr, Innovation und Technologie sowie BM für Land- und Forstwirtschaft,
            Umwelt und Wasserwirtschaft – ist daher wichtig.                                       Raum und Ressourcen
                                                                                                   Die österreichische Tourismusstrategie setzt auf die drei Alleinstellungsmerkmale
                                                                                                   „Alpen‟, „Donau/Seen‟ und „Städte/Kultur‟. Während Alpen und Donau nicht
            Politisch-strategischer Hintergrund                                                    nur international bekannt, sondern auch Ausdruck der einzigartigen Naturräume
            Die beteiligten Ressorts tragen mit ihren Maßnahmen zur Erreichung politisch-          Österreichs sind, bilden Städte und Kultur von Menschen geschaffene Werte ab.
            strategischer Ziele bei. Diese sind in verschiedenen Dokumenten verankert, wie         Diese USP gehen einher mit ganz spezifischen Herausforderungen für die heimische
            zum Beispiel in der Tourismusstrategie, der Klima- und Energiestrategie, dem           Tourismuswirtschaft:
            Klimaschutzgesetz, dem Gesamtverkehrsplan für Österreich, dem Masterplan
            Radfahren oder dem Umsetzungsplan für E-Mobilität in und aus Österreich.                 » beengter Raum für Siedlungs- und Infrastrukturentwicklung sowie
                                                                                                   		 Sensibilität der Landschaft und der natürlichen Ressourcen,
            Aus Sicht des Bundesministeriums für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft              » zunehmender Nutzungsdruck und zunehmende Sensibilität
            sind adäquate Mobilitätslösungen in der österreichischen Tourismus- und                		  der Bewohner/-innen und Gäste gegenüber Veränderungen,
            Freizeitwirtschaft unabdingbar, sei es im Hinblick auf die Erreichbarkeit der            » Engpässe und Belastungen aus dem Urlaubs- und Ausflugsverkehr,
            Destinationen oder die Mobilität vor Ort. Ziel ist es daher, kundenfreundliche           » Stärkung und Belebung der Stadt- und Ortskerne,
            Mobilitätsangebote für Touristen und Einheimische zu entwickeln, und zwar                » Verkehrs- und Tarifverbünde zwischen Stadt und Land,
            unter besonderer Berücksichtigung nachhaltiger Mobilitätsformen, innovativer           		  „Cards‟ als Mobilitätsschlüssel für alle Mobilitätsangebote,
            Kooperationsmodelle und internationaler Anbindungen.                                     » verbesserte Anbindung der Flughäfen an die städtischen/regionalen
                                                                                                   		Verkehrsnetze,
            Das Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft         » Reduktion der Luftschadstoffbelastungen und der Lärmbelastungen
            hat zur Erreichung der klima- und energiepolitischen Ziele die Klimaschutzinitiative   		 in sensiblen Gebieten.
            klimaaktiv und das klimaaktiv mobil Beratungs- und Förderprogramm ins
            Leben gerufen. Ein eigenes Beratungsprogramm befasst sich dabei mit dem
            „Mobilitätsmanagement für Tourismus, Freizeit und Jugend‟ (Beratungsprogramm           Gesellschaftlicher Wandel
            siehe Kapitel 4.1.1). Seit dem Start dieses Programmes 2006 konnten rund 500           Die europäischen Länder sind alle von ähnlichen demografischen Trends geprägt:
            Projekte im Tourismus- und Freizeitbereich realisiert und rund 380 dieser Projekte
            durch das klimaaktiv mobil Förderprogramm unterstützt werden (Förderprogramm             »     allgemeine Alterung der Gesellschaft („ageing society‟),
            siehe Kapitel 4.1.2 und beispielhafte Projekte siehe Beispielsammlung im Kapitel 6).     »     Verkleinerung der Haushalte (Zunahme der Einpersonen-
                                                                                                   		      und kinderlosen Haushalte) und
                                                                                                                                                                                     Gesellschaftlicher
            Das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie hat sich zum               »     Zunahme der Personen mit Migrationshintergrund.
                                                                                                                                                                                         Wandel
            Ziel gesetzt, gemeinsam mit Partnern das Verkehrssystem in Österreich sozial
            verträglich, sicher, umweltfreundlich und effizient zu gestalten. Nachhaltige          Neben diesen gesellschaftlichen Entwicklungen zeichnet sich ein Wertewandel
            Mobilitätslösungen im Tourismus basieren auf einer Verlagerung vom Pkw auf             ab, hin zu Individualisierung, Flexibilisierung und neuen Milieu- und Lebensstilen.
            den „Umweltverbund‟ (ÖV, Bahn, Bus, Anrufsammeltaxi, Fahrrad, E-Fahrzeuge).            Auch gewinnen Erlebnisfaktoren und/oder der Naturerhalt („Zurück zur Natur‟) an
            Im Flugverkehr kommt der technischen Entwicklung, der Optimierung von                  Bedeutung. Die Ursachen hierfür sind vielfältig und bedingen einander. Dazu zählen:
            Flugrouten, Start- und Landevorgängen und der umweltfreundlichen Mobilität der
            Fluggäste in der Zielregion große Bedeutung zu. In das Bahnnetz werden aktuell           »     Arbeitsbedingungen,
            von 2013 bis 2018 jährlich rund 2 Milliarden Euro investiert.5 Dazu kommen noch          »     räumliche und zeitliche Flexibilisierung,
            Bundesmittel, die preisgünstige Fahrkarten für bestimmte Zielgruppen ermöglichen.        »     veränderte Geschlechterrollen,
            Hervorzuheben sind die vom bmvit über den Klima- und Energiefonds finanzierten           »     weltweite Verknüpfungen von Informationsnetzen und die sozialen
            Maßnahmen (z. B. Elektromobilität, „Mikro-ÖV‟, Anrufsammeltaxi für die letzte          		      Netzwerke etc.
            Meile, Verkehrsauskunft Österreich). Die Fördermöglichkeiten für interdisziplinäre
            Pilotprojekte zur nachhaltigen Tourismusmobilität (z. B. Alpine Pearls,
            TRANSDANUBE, Access2mountain, AlpInfoNet etc.) im Rahmen der Europäischen              Mobilitätsverhalten
            Territorialen Zusammenarbeit haben sich bewährt.                                       Generell ist seit vielen Jahren ein Trend zu Kurzurlauben zu verzeichnen, sowohl
                                                                                                   bei Österreicher/-innen als auch bei ausländischen Gästen. Die Mehrheit der Gäste
                                                                                                   reist mit dem eigenen Pkw an. Dies gilt vor allem für die Nahmärkte Deutschland

            5
                Gesamtverkehrsplan für Österreich

     10                                                                                                                                                                                          11
Nachhaltige Mobilität im Tourismus - Leitfaden - www.bmwfw.gv.at
KAPITEL 1                                                                                                                                                                                                KAPITEL 1

                und die Niederlande sowie für den Inlandsmarkt – die drei Hauptherkunftsmärkte                      Darüber hinaus zeichnet sich die Tendenz ab, die weg vom Besitzen hin zum
                des heimischen Tourismus.                                                                           Teilen von materiellen Gegenständen geht. Dies zeigt sich beispielsweise am
                                                                                                                    Erfolg von Carsharing-, Carpooling- und Ridesharing-Modellen. Letztere sind
                Im Winter reisen 76 % der Gäste mit dem Auto an. 9 % der Gäste nutzen das                           Mobilitätskonzepte, welche auf ohnehin stattfindenden Fahrten in einem privaten
                Flugzeug, jeweils 7 % die Bahn und den Bus.                                                         Fahrzeug basieren. Fahrer/-innen und Mitfahrer/-innen planen ihr gemeinsames
                                                                                                                    Fahren entweder längerfristig (z. B. via Internetportal) oder spontan durch
                Auch die Mehrheit der Sommerurlauber/-innen, nämlich 74 %, verreist mit dem                         z. B. Autostoppen (mit teilweise sozialer Kontrolle etwa durch Apps) oder über
                Auto. Mit 7 % liegt die Bahn als Transportmittel an zweiter Stelle. Jeweils 6 % der                 Smartphone Applikationen (z. B. flinc).
                Gäste reisen hauptsächlich mit dem Bus oder dem Flugzeug ins Urlaubsziel. Das
                Wohnmobil oder der Wohnwagen wird von 5 % und das Motorrad von 2 % der                              In der Tourismus- und Freizeitwirtschaft könnte dieses Potenzial für
                Sommerurlauber in Anspruch genommen.                                                                gemeinsame An- bzw. Abreisen sowie Ausflugsfahrten und Tagesreisen
                                                                                                                    künftig stärker ausgeschöpft werden, z. B. zielgruppenspezifisch. Viele
                Die Anreisearten sind im langfristigen Vergleich relativ stabil, allerdings geht der                Tourismusgemeinden setzen derzeit eher auf einen Angebots-Mix aus
                Trend Richtung Pkw und Flugzeug.                                                                    konventionellen öffentlichen Verkehrsmitteln, alternativen Verkehrsmitteln
                                                                                                                                                                                                  Angebots-Mix in
                                                                                                                    mit Fun-Faktor, wie Elektro Mountainbikes, Elektro-Dreiräder u.v.m. sowie
                                                                                                                                                                                                 der Tourismus- und
                                                                                                                    auf kostenlose Shuttles, z. B. vor und nach Veranstaltungen.                  Freizeitwirtschaft

                           Verkehrsmittelwahl der Urlaubsgäste in Österreich

                              Sommergäste
                              Wintergäste

                                                                                                74 %
                                                Auto
                                                                                                 76 %

                                                         2%
                                            Motorrad
                                                        0%

                                                         5%
                              Wohnwagen / Wohnmobil
                                                        1%

                                                         6%
                                                 Bus
                                                         7%
   Anreisearten –
   Trend Richtung
                                                         6%
  Pkw und Flugzeug                          Flugzeug
                                                             9%

                                                         7%
                                                Bahn
                                                         7%

                                                        1%        Quelle T-MONA Gästebefragung 2011/12 zur Frage:
                                            Sonstiges
                                                        0%        „Wie sind Sie zu Ihrem Übernachtungsort
                                                                  hauptsächlich angereist?“

                All dies zeigt, dass Mobilität eine der ganz großen Herausforderungen für den
                Tourismusstandort und die Verkehrsinfrastruktur ist.

                Der Mobilitätslifestyle ist davon geprägt, dass jene Mobilitätsangebote flexibel
                genutzt werden, die im konkreten Bedarfsfall am vorteilhaftesten erscheinen, und
                die den persönlichen Vorlieben entsprechen.

     12                                                                                                                                                                                                     13
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KAPITEL 2                                                                                                                                                                                                             KAPITEL 2

           2      Erfordernisse einer modernen                                                                          Eine alternative Anreise mit der Bahn oder die Nutzung des ÖV vor Ort kommt für
                                                                                                                        viele Urlauber/-innen derzeit noch nicht in Frage, weil das vorhandene Angebot
                  Tourismusmobilität
                                                                                 6
                                                                                                                        als zu teuer, unflexibel, unzuverlässig und nicht ausreichend vernetzt empfunden
                                                                                                                        wird. Hier liegen die Chancen für Reiseveranstalter/-innen, Bahngesellschaften und
                                                                                                                        Träger/-innen des ÖV, dem Auto gegenüber konkurrenzfähige, umweltfreundliche
                  Die Verkehrsinfrastruktur ist in der Regel nicht speziell für Tourismusmobilität                      und preislich attraktive Angebote zu kreieren.
                  ausgelegt, sondern umfasst alle Wegzwecke. Spezielle Infrastrukturen für die
                  Tourismusmobilität liegen nicht im Fokus des öffentlichen Interesses.                                 Mobilität vor Ort
                                                                                                                        Die Mobilität vor Ort scheint für die Gesamt-Tourismusmobilität und deren negative
                  Die individuelle, möglichst rasche sowie kostengünstige, einfache Erreichbarkeit und                  Folgen weniger relevant zu sein als die An- und Abreise.7 In der Verkehrsprognose, die
                  die gegebenenfalls ökologisch verträgliche Erreichbarkeit von Urlaubsdestinationen                    für Österreich für den Zeithorizont 2025+ erstellt wurde, wird davon ausgegangen,
                  spielen eine wichtige Rolle bei der Verkehrsmittelwahl von Reisenden. Die Gewichtung                  dass lediglich 3,2 % des Verkehrsaufkommens durch den Urlauber/-innen-
                  der einzelnen Faktoren ist allerdings für jeden Gast unterschiedlich.                                 Lokalverkehr produziert werden. Allerdings führt dieser geringe Anteil durch das
                                                                                                                        Anreisen zu und das Abfahren von touristischen Zielen zu temporär auftretenden
                  Der Pkw ist das beliebteste Verkehrsmittel. Das Bedürfnis nach Bequemlichkeit,                        Überlastungserscheinungen.
                  Komfort und möglichst schneller Plan- sowie Durchführbarkeit der Reisetätigkeit
                  inländischer und ausländischer Gäste lässt den öffentlichen Personenverkehr in den                    Insgesamt bedürfte es einer für Tourist/-innen, für die ortsansässige Bevölkerung
                  Hintergrund rücken. Der Umstieg vom motorisierten Individualverkehr (MIV) zum                         und die dort arbeitenden Menschen zufriedenstellenden Angebotsstruktur, wodurch
                  öffentlichen Verkehr (ÖV) scheitert oft an der Information über die Angebote, an                      auch die notwendige kritische Masse für öffentliche Verkehrssysteme geschaffen
                  der intransparenten Preisgestaltung, an fehlenden Tür-zu-Tür-Angeboten oder am                        werden könnte.
                  Gepäcktransport. Das betrifft vor allem Tourismusgebiete in peripheren Lagen, wo
                  es an benutzer- und umweltfreundlichen alternativen Mobilitätsangeboten mangelt.                      In den Bundesländern gibt es zwar regionale Tourismuskarten, Bundesländer
                                                                                                                        übergreifend bedarf es jedoch weiterer kombinierbarer Angebote, um den Anreiz
                  Tourismusdestinationen sind auf gute Fern- und Naherreichbarkeit angewiesen.                          für öffentliche Verkehrsmittel zu erhöhen. Hier gilt es, die Zusammenarbeit von
                  Dabei gilt es, die Verkehrsbelastung nicht nur in den Destinationen selbst, sondern                   Tourismusverbänden und Verkehrsverbünden länderüberschreitend zu vertiefen.
                  auch in den Transitregionen gering zu halten. Die Herausforderung besteht darin,                                                                                                               HERAUSFORDERUNG:
                  nachhaltige Angebote für die bequeme Erreichbarkeit der Tourismusdestinationen                                                                                                                  Erreichbarkeit der
                  und für die Mobilität vor Ort zu schaffen, die angenommen und auch finanziert                         Bewusstseinsbildung und Information                                                         Destinationen,
                                                                                                                                                                                                                   Mobilität vor Ort
                  werden können.                                                                                        Bewusstseinsbildende Maßnahmen und Projekte, die eine ökologisch verträglichere
                                                                                                                        Angebotsstruktur forcieren, werden bereits von verschiedenen Seiten gesetzt, zum
                  An- und Abreise                                                                                       Beispiel von:
Flughäfen Wien    Die wichtigsten „Entry Points‟ der kommerziellen Luftfahrt sind in Österreich neben
   Salzburg,
                  dem Flughafen Wien, die Flughäfen Salzburg, Innsbruck sowie Graz.                                       » Der Österreich Werbung und den Landestourismusorganisationen,
Innsbruck und
 Graz wichtige                                                                                                            » zahlreichen Regionen und Gemeinden,
 „Entry Points‟   Die rund 7 % der Gäste, die mit der Bahn in ihre Urlaubsdestination anreisen,                           » dem Beratungs- und Förderprogramm klimaaktiv mobil des BMLFUW,
                  verkehren vor allem in den Reisezügen der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB).                          » weiteren Institutionen und internationalen Organisationen
                  Die meisten Reisezüge fahren in Österreich auf der Westbahnstrecke sowie in Wien                      		  (z. B. Tourismus Community Austria, Österreichischer Alpenverein,
                  und Wien-Umgebung mit mehr als 150 Zügen pro Tag. Ebenfalls stark frequentiert                        		  Nationalparks, in- und ausländische Universitäten und
                  sind das Inntal, das Rheintal, die Südbahn (zwischen Wien und Graz) sowie die                         		Fachhochschulen),
                  Zentralräume Salzburg und Villach - Klagenfurt (100 - 150 Züge pro Tag). Schlecht                       » Projekten (z. B. STARTER, Bergsteigerdörfer,
                  bzw. nicht direkt erreichbar sind hingegen zahlreiche inneralpine Tourismusregionen.                  		  Alpine Pearls, TRANSDANUBE, Access2Mountains, AlpInfoNet).

                  Besonders bei internationalen Zugverbindungen mangelt es an Direktverbindungen                        Der Verkehrsverbund Vorarlberg bietet neben dem ÖV-Angebot Informationen zu
                  in österreichische Urlaubsdestinationen. So fehlen zahlreiche Direktverbindungen                      unterschiedlichen Mobilitätsangeboten, wie Fahrradverleihsysteme und Carsharing-
                  vom deutschen, vor allem dem nord-östlichen Raum, und von den Benelux-Staaten                         Dienste sowie eine Onlinevermittlung für Mitfahrgelegenheiten (Compano) an (siehe
                  in Richtung Salzburg, Steiermark, Oberösterreich und Kärnten. Bei Gästen aus                          Beispielsammlung im Kapitel 6, S. 56).
                  den osteuropäischen Nachbarstaaten mindert das unzureichende Bahnangebot die
                  Bereitschaft zur Anreise mit der Bahn.

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                      „Tourismusmobilität in Österreich 2030‟, Studie der TU-Wien im Auftrag des BMWFW, November 2013   7
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Nachhaltige Mobilität im Tourismus - Leitfaden - www.bmwfw.gv.at
KAPITEL 2                                                                                                                                                                                                        KAPITEL 3

                     Bei Veranstaltungen wird zunehmend auf die An- und Abreise mit öffentlichen                           Es sind die Schnittstellen zwischen der An- und Abreise und der Vor-Ort-Mobilität,
                     Verkehrsmitteln Wert gelegt und zur Bildung von Fahrgemeinschaften motiviert. So                      die für die Verkehrsmittelwahl zunehmend relevant sind. Lückenlose Verbindungen
                     hat zum Beispiel der Österreichische Alpenverein mit dem Aktivierungsprogramm                         von Haustür zu Hoteltür und zu den Mobilitätsangeboten in der Urlaubsregion sind
                     „Umweltfreundliche Reise in die Berge‟ eine Initiative gesetzt, um seine Mitglieder                   unabdingbare Voraussetzungen dafür, dass eine Reise ohne den eigenen Pkw möglich
                     für das Thema „Sanfte Mobilität‟ zu sensibilisieren. Es ist wichtig, dass die vielfältigen            und seitens der Gäste auch realisiert wird. Es gilt daher, verstärkt die Schnittstellen
                     Angebotsstrukturen von allen Seiten und auf allen Ebenen verstärkt kommuniziert                       entlang der gesamten touristischen Mobilitätskette zu optimieren.
                     werden.
Umweltfreundliche
Reise in die Berge                                                                                                         „Erste und letzte Meile‟
                     Die Verkehrsauskunft Österreich (VAO) ist eine Verkehrsmittel übergreifende                           Die „erste Meile‟ (Start in den Urlaub von zu Hause und Rückkehr nach Hause) und
                     gemeinsame Verkehrsauskunft für ganz Österreich, die das gesamte                                      die „letzten Meile‟ (Erreichen der Unterkunft und Abreise von dort) bestimmen die
                     Verkehrsgeschehen abdeckt. Es werden Routinginformationen und sonstige                                Wahl des Verkehrsmittels mit.
                     Informationsinhalte für die meisten Verkehrsmittel und deren Verknüpfungs-
                     möglichkeiten zur Verfügung gestellt, wie z. B.: PKW-Routing, ÖV-Routing, Fahrrad-                      » Um die Hürden bei der „Meile am Wohnort‟ zu nehmen und den
                     Routing, Bike & Ride, Park & Ride, Leihfahrräder, Carsharing usw. Eine erste Version                  		 Zugang zu einer vergleichbar komfortablen und leistbaren
                     ist unter www.verkehrsauskunft.at seit Mitte 2014 online (siehe auch S. 53).                          		 Mobilitätskette zu begünstigen, ist eine übergeordnete Strategie
                                                                                                                               der Hauptverkehrsträger (Bahn- und Fluggesellschaften,
                                                                                                                           		 Taxiunternehmen) erforderlich.
                                                                                                                             » Die „Meile am Urlaubsort‟ ist von der lokalen und regionalen
                                                                                                                           		 Tourismuspolitik steuerbar. Hier können Kooperationen von
               3                                                                                                           		 Tourismus- und Mobilitätsanbietern initiiert und Angebote umgesetzt
                     Lösungsansätze zur Schaffung                                                                          		 (Shuttles, Carsharing, Mobilitätscards) werden. Ein Mehrfachnutzen
                                                                                                                           		 ergibt sich dadurch, dass diese Angebote auch für die Alltagsmobilität
                     einer modernen Tourismusmobilität 8                                                                   		 der Wohn- und Arbeitsbevölkerung genutzt werden können.

                     Im Rahmen der vom BMWFW beauftragten Studie wurden in Experten-Workshops                              Generell wäre es wichtig, ein differenziertes Wissen darüber aufzubauen, wie Gäste
                     Zukunftsbilder entwickelt, Trends aufgezeigt und Analysen durchgeführt. Die daraus                    an- und abreisen. Zudem wären die gesamte Reise und die Zugangsmöglichkeiten
                     gewonnenen Erkenntnisse für eine moderne Tourismusmobilität werden in der Folge                       zu unterschiedlichen Verkehrsmitteln zu betrachten. Die Zielgruppen und
                     dargestellt.                                                                                          die Erwartungen der Reisenden wären zu analysieren. Schließlich hätte die
                                                                                                                           Bewusstseinsbildung zu einer nachhaltigen Verkehrsmittelwahl breit anzusetzen –
                                                                                                                           bei den Reisenden, in der Tourismusbranche und bei den Mobilitätsanbietern.
                     3.1 TOURISMUSMOBILITÄT ZUM UND VOM URLAUBSORT
                                                                                                                           Tagestourismus
                     Lückenlose Reisekette                                                                                 Tagesgäste haben andere Erwartungen und Mobilitätsbedürfnisse als Personen
                     Ausschlaggebend für die Wahl eines bestimmen Verkehrsmittels sind Faktoren,                           mit längerer Aufenthaltsdauer. Die Wechselwirkungen von Tagestourismus und
                     wie:                                                                                                  Mobilität wären gemeinsam von Tourismus- und Verkehrsverantwortlichen zu
                                                                                                                           erarbeiten. Kurz- und Tagesausflüge könnten zusammen gestaltet und vermarktet
                       »               Angebot und Erreichbarkeit (lückenlose Verbindungen,                                werden. Bei saisonbedingten Überlastungen in bestimmten Zielregionen könnten
                     		                günstige Abfahrts- und Ankunftszeiten,                                              Limitierungen und Besucherlenkungen vorgenommen werden. So wird zum Beispiel
                     		                Abholung am Zielbahnhof oder Zielflughafen),                                        im Skigebiet Arlberg bei drohender Überlastung der Verkauf von Tagesskipässen für
                       »               Bequemlichkeit und Komfort (Gepäcktransport),                                       jene eingeschränkt, die mit dem privaten Pkw anreisen. Tagesreisende mit einem
                       »               Reisezeit und Pünktlichkeit,                                                        Kombiticket (Bahn + Piste) sind davon nicht betroffen.
                       »               Preis,
                       »               Flexibilität,                                                                       Belegungs- und Verkehrssteuerung
                       »               geringer Planungsaufwand und lückenlose Information,                                Zur Umsetzung einer effizienten Belegungs- und Verkehrssteuerung bedarf es einer
                       »               Umweltfreundlichkeit und                                                            konstruktiven Kooperation von Tourismus, Verkehr und Wirtschaft mit Unterstützung
                       »               Image.                                                                              auf Bundes- und Landesebene. Bei Spitzenbelastungen der Verkehrsinfrastruktur
                                                                                                                           braucht es neben Stauwarnungen auch automatische Umleitsysteme. Im
                                                                                                                           Tagesskitourismus wären Gruppenanreisen zu favorisieren, welche sich mit

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                         „Tourismusmobilität in Österreich 2030‟, Studie der TU-Wien im Auftrag des BMWFW, November 2013

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Nachhaltige Mobilität im Tourismus - Leitfaden - www.bmwfw.gv.at
KAPITEL 3                                                                                                                                                                                 KAPITEL 3

              entsprechenden Organisationstools managen lassen (Online-Plattformen). Die             3.3 NACHHALTIGE TOURISMUSMOBILITÄT
              verstärkte Nutzung von „Mitfahrbörsen‟ (z. B. Kleingruppen in Pkw) oder die                STRATEGISCH VERANKERN
              Gruppenanreise per Bahn oder Bus wären weitere Steuerungsmöglichkeiten zur
              Entflechtung von Reiseströmen und ein möglicher Schritt zum Ausgleich saisonaler       Tourismusmobilität auf Bundesebene
              Schwankungen.
                                                                                                     Politische Agenda
                                                                                                     Noch findet die Verknüpfung der Themen Tourismus, Mobilität und Umwelt in
              3.2 TOURISMUSMOBILITÄT AM URLAUBSORT                                                   Österreich zu wenig statt. Die Kompetenzen bei der Querschnittsmaterie
                                                                                                     Tourismusmobilität sind auf Bundesebene in verschiedenen Ministerien
              Erweiterung der regional vernetzten Mobilitätsangebote                                 angesiedelt. Eine gezielte Abstimmung der Bedürfnisse von Tourismus- und
              In der Angebotsplanung und aktiven Vermarktung von Mobilitätsangeboten                 Mobilitätsverantwortlichen wurde im Rahmen der Workshops zur Studie gefordert:
              sind sowohl die Bedürfnisse der Gäste als auch der einheimischen Bevölkerung
              einzubeziehen. Das hebt die Akzeptanz vor Ort, erhöht die Auslastung und steigert        » strategische Verankerung der nachhaltigen Tourismusmobilität
              die Synergieeffekte mit der lokalen Ökonomie.                                              und periodische Evaluierung, um Fortschritte sichtbar sowie
                                                                                                     		 Nachtjustierungen möglich zu machen;
                »       Nachhaltige Mobilität kann bei besserer Kenntnis der Reisebedürfnisse          » Aufnahme von nachhaltiger Tourismusmobilität als Teil des
              		        durch abgestimmte Fahrpläne und alternative Angebote, d. h. flexible,        		 Regierungsprogramms (das bedeutet auch: Thematisierung im
              		        allgemein zugängliche Verkehrsangebote vor Ort (Car- und Ridesharing,        		 Rahmen der ÖROK sowie Abstimmung mit den Landesstrategien
              		        Shuttle und Micro-ÖV-Systeme) optimiert werden. Gäste sehen                  		 und Programmen);
              		        kleinräumige Mobilitätslösungen als Teil des Ferienerlebnisses.                » Berücksichtigung der Klima- und Energiestrategie, des
              		        Sie bewegen sich insbesondere in ländlichen, naturgeprägten Regionen         		 Klimaschutzgesetzes, des Gesamtverkehrsplanes für Österreich,
              		        gerne umweltfreundlich und werten ein alternatives Verkehrsangebot           		 des Masterplanes Radfahren und/oder des Umsetzungsplanes für
  Mobilitätsangebote
                        als Komfortbonus.                                                            		 E-Mobilität in und aus Österreich.
 für Touristen/-innen
                      » Anwenderfreundliche Lösungen bei der Tarif- und Buchungslogistik,
                   		 wenige und komfortable Schnittstellen zwischen unterschiedlichen               Bewusstsein schaffen
                    		 Mobilitätsformen und entsprechende zielgruppenspezifische                     Es liegt im Verantwortungsbereich des Bundes, das Thema nachhaltige
                    		 Informations- und Marketingmaßnahmen können wesentlich zu einer               Tourismusmobilität für nachgeordnete Gebietskörperschaften aufzubereiten und
                    		 finanzierbaren, umweltfreundlichen Mobilität beitragen.                       zu kommunizieren. Eine breite Wahrnehmung wird dazu führen, dass nachhaltige
                                                                                                     Tourismusmobilität Gegenstand strategischer Überlegungen in den Landesstellen
              Bessere Informationsangebote für Tourist/-innen                                        und Institutionen wird. Um die Sensibilisierung der Expert/-innen aus den
              Die Verfügbarkeit von Informationen über das Mobilitätsangebot am Urlaubsort ist       Bereichen Verkehr, Tourismus, Umwelt, Raumplanung und Regionalentwicklung
              mitentscheidend für die Verkehrsmittelwahl. Dem Gast muss klar ersichtlich sein, wie   voranzutreiben, sind
              er oder sie vor Ort bestmöglich und einfach mit vorhandenen Verkehrsverbindungen
              und Mobilitätsangeboten touristische Zielpunkte in der Urlaubsregion erreicht.           » zum einen wissenschaftliche Vernetzungen im Rahmen
              Maßnahmen dazu wären:                                                                  		 eines Expert/-innen-Pools anzustreben,
                                                                                                       » zum anderen Leuchtturmprojekte zu initiieren.
                » „Eigenverortung‟ der Tourismusunternehmen auf einer umfassenden
                  Mobilitätslandkarte (also nicht nur der Straßenkarte);                             Tourismusmobilität auf Landesebene
                » entsprechende Fortbildung der Ansprechpersonen für Tourist/-innen;                 Die Länder haben eine wichtige Drehscheibenfunktion, weil sie in engem Kontakt mit
                » aktive, direkte Weitergabe von Informationen an den Gast;                          den nachgeordneten Ebenen und Institutionen stehen. Sie sind zudem zuständig für
                » Einbindung von Tourismusvertretern bei der Gestaltung von 			                      wesentliche räumliche Rahmenbedingungen des Tourismus. Als Aufsichtsbehörde
              		 Informationsbroschüren zum Verkehrsangebot.                                         übernehmen sie eine wichtige „Trägerfunktion‟ bei der Etablierung nachhaltiger
                                                                                                     Tourismusmobilität. Den Ländern, insbesondere deren Verkehrs-, Umwelt-,
                                                                                                     Raumordnungs- und Wirtschaftsabteilungen, kommen wichtige Aufgaben zu:

                                                                                                            » Rahmensetzung durch räumliche Leitbilder und Verkehrskonzepte;
                                                                                                            » Abstimmung zwischen den lokalen/regionalen Ansprechpartner/-innen;
                                                                                                            » überschreitende Koordination von Ländergrenzen;

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KAPITEL 3                                                                                                                                                                                       KAPITEL 4

              »        fachliche Unterstützung und Information;                                        Auf dem Weg zu nachhaltiger                                                              4
              »        Förderung innovativer Maßnahmen und Kooperationen;
              »        Sicherstellung der Angebote des öffentlichen Nahverkehrs;                       Mobilität im Tourismus
              »        Nutzbarmachung von Wissen und Erfahrungswerten von „vor Ort‟
            		         für Länder und Bund.

            Tourismusmobilität auf örtlicher und regionaler Ebene
            Der Erfolg von Umsetzungen zur nachhaltigen Tourismusmobilität wird
            schlussendlich „vor Ort‟ – in den Regionen und Gemeinden – sichtbar. Das Bündel
            von Maßnahmen, das von den Gemeinden, Verbänden, Tourismusbetrieben und
            Mobilitätsanbietern gesetzt wird, leistet einen wesentlichen Beitrag. Im Rahmen der
            örtlichen Entwicklungsplanung haben Gemeinden die Möglichkeit, die räumlichen
            Rahmenbedingungen für eine funktionierende nachhaltige Tourismusmobilität zu
            gestalten.

                                                            UMWELT
                                                                                                                                                                                                ?
                                                                                                       4.1 BERATUNGS- UND FÖRDERPROGRAMM KLIMAAKTIV MOBIL                                           ?

                                     Wirtschafts- und                                                  Das klimaaktiv mobil Beratungs- und Förderprogramm „Mobilitätsmanagement
                                     Tourismusabteilungen                Verkehrsabteilungen           für Tourismus, Freizeit und Jugend‟ wurde vom Bundesministerium für Land- und
                                     der Länder                                   der Länder
                                                        Wirtschaftskammer
                                                                                                       Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft ins Leben gerufen, um Initiativen
                                              Fachverbände         Fachverbände
                                                                                                       im Bereich umwelt- und klimafreundlicher Mobilität in Freizeit und Tourismus zu
                                              Tourismus                  Verkehr                       motivieren und zu unterstützen.
                                     Tourismus-                 Mobilitäts-/
                                                                             Mobilitäts-
                                     büros                      Verkehrs-
                                                Tourismus-                   zentralen
                                                                Unternehmen
                                                betriebe
                           Tourismusregionen         Infrastrukturträger                               4.1.1 BERATUNGSPROGRAMM
                                                                                 Verkehrsverbünde
                           Destinationen
                                                        Tourist/innen
                                       Interessen-          Regionale       Autofahrer- /              Ziel des Programms ist es, nachhaltige Lösungsansätze durch die Reduktion von CO2-
                                                            Wirtschaft      Mobilitätsclubs
                                       gruppen*                                                        Emissionen im Bereich der Mobilität zu ermutigen und zu erproben. Die wirksamsten
                                                          Kleinregionen                                Hebel sind dabei in erster Linie eine Verlagerung vom Pkw zum öffentlichen Verkehr
                                                      Regionalmanagements                              und energieeffiziente Technologien, wie z. B. der Einsatz von Elektro-Fahrzeugen.
                                                            LEADER

                                                      (Tourismus-)Gemeinden                            Vorbildliche Praxisbeispiele setzen sowohl Maßnahmen bei der Anreise als auch bei der
                                                     Raumordnungsabteilungen
                                                           der Länder
                                                                                                       sanften Mobilität vor Ort. Am erfolgreichsten sind jene Beispiele, die den Gästen ein
                       BMWFW                                                                   BMVIT   integriertes und umfassendes Maßnahmenbündel „aus einem Guss‟ anbieten können.
                                                           BMLFUW                                      Die Bandbreite an Projekten reicht von Tourismusregionen bis zu Festivals, vom
                                             ÖROK / Europäische Union / Alpenkonvention                einzelnen Radverleih bis zur Verbesserung der sanft-mobilen Anreise zu Ausflugszielen.
                                        RAUMPLANUNG / REGIONALENTWICKLUNG
                                                                                                       Das klimaaktiv mobil Beratungsprogramm „Mobilitätsmanagement für Tourismus,
                                                                                                       Freizeit und Jugend‟ bietet folgende, kostenfreie Serviceleistungen:
            Grundsätzlich geht nachhaltige Tourismusmobilität alle an: Reisende - Betriebe -
            Verbände - Institutionen - Gemeinden - Regionen - Länder - Bund. Nur wenn die                »        Beratung bei der Suche nach geeigneten klimafreundlichen
            Vertreter/-innen aller Ebenen und alle Leistungsträger gemeinsam abgestimmt                		         Mobilitätsmaßnahmen im Tourismus-, Freizeit- und Jugendbereich,
            und koordiniert handeln, wird es gelingen, die tourismus-, umwelt- und verkehr-              »        Unterstützung bei der Maßnahmenumsetzung durch Abschluss einer
            spolitischen Herausforderungen der nächsten Jahre erfolgreich und nachhaltig zu            		         Zielvereinbarung und einer klimaaktiv mobil Projektpartnerschaft,
            bewältigen.                                                                                  »        Unterstützung bei der Projekt-Einreichung im klimaaktiv mobil

     20                                                                                                                                                                                                 21
KAPITEL 4                                                                                                                                                                             KAPITEL 4

            		 Förderprogramm durch Berechnung des CO2-Effekts und Aufbereitung 		              sonstige unternehmerisch tätige Organisationen, Gebietskörperschaften, Vereine
            		 der Einreichdokumente,                                                           und konfessionelle Einrichtungen, die CO2-relevante Maßnahmen für ein umwelt-
              » Unterstützung durch das klimaaktiv mobil 					                                  freundliches Mobilitätsverhalten innerhalb ihres Verantwortungsbereiches ergreifen.
            		  Bewusstseinsbildungsprogramm,
              » Vernetzung mit klimaaktiv mobil Projektpartnern in der Region.                  Dazu gehören Maßnahmen, wie:

            Im Kapitel 6 sind ausgewählte Projekte angeführt, die im Rahmen von klimaaktiv        » Investitionen in Systeme für den öffentlichen Verkehr (z. B. Einrichtung
            mobil gefördert wurden.                                                                 von bedarfsorientierten Verkehrssystemen, wie Wanderbusse,
                                                                                                		 Shuttle-Verkehr und der damit verbundenen Haltestellen,
            KONTAKT                                                                             		 Informationssysteme), in Mobilitätszentralen, in Radverkehrsanlagen
                                                                                                		 (z. B. Rad und Fußgängerverkehrsanlagen, Verleihsysteme,
                                                                                                		 Radabstellanlagen, Informationssysteme etc.), in die Umrüstung
            Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft
                                                                                                		 von Fuhrparks (alternative Antriebe und Elektromobilität) sowie in
            Abteilung für Mobilität, Verkehr, Lärm
            Stubenbastei 5, 1010 Wien                                                           		Bewusstseinsbildungsmaßnahmen;
            Dr. Veronika Holzer, MBA                                                              » Betriebskosten der ersten drei Jahre (Lohn,- Miet-, und
            Tel.: +43(0)1/515 22-1210                                                           		 Transportkosten) beispielsweise für den Betrieb von Mobilitätszentralen
            E-Mail: veronika.holzer@bmfluw.gv.at
                                                                                                		 oder von Radverleihen;
            www.bmlfuw.gv.at
                                                                                                  » Kosten von extern erbrachten immateriellen Leistungen,
            komobile w7 GmbH                                                                    		 z. B. für Mobilitäts- oder Bewusstseinsbildungskonzepte;
            Schottenfeldgasse 51/17, 1070 Wien                                                    » Der Fördersatz kann für Gemeinden bis zu maximal 50 % und
            DI Dr. Romain Molitor; DI David Knapp, MA; DI Christine Zehetgruber
                                                                                                		 für Unternehmen bis zu maximal 30 % der förderfähigen Kosten
            Tel.: +43(0)1/89 00 681
            E-Mail: freizeit.mobil@komobile.at                                                  		 betragen, in Abhängigkeit der umgesetzten Maßnahmen und erzielten
            www.freizeitmobil.klimaaktiv.at                                                     		  CO2-Emissionseinsparung.

                                                                                                Fördervoraussetzungen

            4.1.2 FÖRDERPROGRAMM                                                                  »       Das Förderansuchen muss vor Projektbeginn bei der Förderstelle
                                                                                                		        Kommunalkredit Public Consulting GmbH einlangen.
            Bares Geld für neue, innovative Wege                                                  »       Der Eigenmittelanteil von Gebietskörperschaften für die zur Förderung
            Begleitend zu den klimaaktiv mobil Beratungsprogrammen – wie dem                    		        beantragten Maßnahmen muss mindestens 25 % betragen.
            Beratungsprogramm für Tourismus, Freizeit und Jugend – und ergänzend zur              »       Ein Verkehrs- oder Mobilitätskonzept ist vorzulegen, in dem sich die zur
            Förderschiene „Betriebliche Verkehrsmaßnahmen‟ im Rahmen der Umweltförderung        		        Förderung beantragten Maßnahmen wiederfinden.
            im Inland (UFI) bietet das Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft,           »       Es müssen fundierte Angaben zu den erwarteten CO2-Einsparungen
            Umwelt und Wasserwirtschaft mit dem klimaaktiv mobil Förderprogramm attraktive      		        aufgrund der geplanten Maßnahmen gemacht werden.
            finanzielle Anreize für klimaschonendes Mobilitätsmanagement unter anderem            »       Die Nachhaltigkeit der Maßnahmen ist sicherzustellen.
            für die Umsetzung von innovativen bedarfsorientierten Lösungen im öffentlichen
            Verkehr (z. B. Wander- und Shuttlebusse), von Radverkehrsmaßnahmen sowie            Schritte zur Förderung
            für die Einrichtung von Mobilitätszentralen, für die Umrüstung von Fuhrparks aber
            auch für bewusstseinsbildende Maßnahmen zur Förderung der An- und Abreise mit         »       Nehmen Sie Kontakt mit den Berater/-innen der klimaaktiv mobil
            öffentlichen Verkehrsmitteln.                                                       		        Programme auf (siehe Kontakte)!
                                                                                                  »       Finden Sie gemeinsam mit den Berater/-innen attraktive
            Die Abwicklung der Förderung erfolgt im Auftrag des Bundesministeriums für Land-    		        Mobilitätsmaßnahmen und entwickeln Sie Ideen zur CO2-Reduktion!
            und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft durch die Kommunalkredit Public      »       Werden Sie aktive/r Partner/-innen im Klimaschutz in einer klimaaktiv
            Consulting GmbH. Weitere Informationen unter: www.public-consulting.at.             		        mobil Partnerschaft mit dem BMLFUW!
                                                                                                  »       Reichen Sie Ihr Förderansuchen bei der Kommunalkredit Public
            Wer und was werden gefördert?                                                       		        Consulting GmbH ein. Die klimaaktiv mobil Berater/-innen helfen
            Die klimaaktiv mobil Förderung im Rahmen des Beratungsprogramms für                 		        Ihnen dabei!
            Tourismus, Freizeit und Jugend richtet sich an Betriebe, Tourismusorganisationen,

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KAPITEL 4                                                                                                                                                                                         KAPITEL 5

               KONTAKT ZUR KLIMAAKTIV MOBIL FÖRDERUNG                                               Verkehrsangebote in Österreich -                                                            5

               Kommunalkredit Public Consulting GmbH
                                                                                                    wichtige Partner im Tourismus 9
               Serviceteam Verkehr und Mobilität
               Tel.: +43(0)1/316 31-713
               E-Mail: umwelt@kommunalkredit.at                                                     5.1 DIE ÖSTERREICHISCHE VERKEHRSWIRTSCHAFT
               www.kommunalkredit.at

                                                                                                    Nachhaltige Verkehrslösungen
                                                                                                    Die heimische Verkehrswirtschaft ist um nachhaltige Verkehrslösungen bemüht.
                                                                                                    Ganz egal, ob mit dem Flugzeug, dem Bus oder der Bahn. Mobilität ist ein wichtiger
          EU                                                                                        Bestandteil unseres Lebens. Der öffentliche Verkehr gewinnt zunehmend als
               4.2 EU-FÖRDERPROGRAMME                                                               Erfolgsfaktor an Bedeutung, auch im Tourismus. Durch laufende Verbesserung des
                                                                                                    Serviceangebotes, der Technik und durch Weiterbildung der Mitarbeiter steigern
               Im Rahmen transnationaler Förderprogramme der Europäischen Territorialen             die österreichischen Personenbeförderer die Attraktivität des Angebots für den
               Zusammenarbeit (ETZ) konnten in den vergangenen Förderperioden wichtige              Urlaubsgast. Nachhaltige Mobilitätslösungen im Hinblick auf die gute Erreichbarkeit
               Impulse in Österreichischen Tourismusregionen gesetzt werden:                        der Tourismusdestinationen oder auf die Mobilität vor Ort tragen zum gelungenen
                                                                                                    Urlaub bei.
               So wurden bereits vor rund 10 Jahren auf Initiative des BMLFUW und in enger
               Zusammenarbeit mit dem BMWFW und dem BMVIT die „Alpine Pearls‟ (www.alpine-          Intelligente Verkehrslösungen ermöglichen stressfreie An- und Abreise
               pearls.com) im Zuge der EU-Projekte „Alps Mobility‟ und „Alps Mobility II – Alpine   Tourismusregionen können wesentlich zur erfolgreichen Weiterentwicklung nachhaltiger
               Pearls‟ entwickelt. Im Projekt „Access2Mountain‟ (www.access2mountain.eu)            Mobilität beitragen, zum Beispiel ganz einfach indem sie ihre Gäste über die öffentlichen
               wurde beispielsweise die Mobilitätsplattform GSEISPUR (Siehe Kapitel 6) aufgebaut.   (bequem, sicher, stressfrei) An-, Abreise- und Ausflugsmöglichkeiten informieren.
               Und im Rahmen des Projektes TRANSDANUBE (www.transdsanube.eu) wurden die
               Weichen für den Lückenschluss der Radwege im Dreiländereck Burgenland/ Slowakei/     Nachhaltige Mobilitätsangebote im Ort und in der Region schaffen einen Mehrwert
               Ungarn gestellt sowie neue, zusätzliche Angebote und Bahnverbindungen für den        für Mensch und Umwelt. In Zukunft müssen daher die Information und die
               Radtourismus geschaffen. In einem weiteren europäischen Projekt „AlpInfoNet“ wird    Kommunikation über öffentliche Verkehrsanbindungen im Tourismusmarketing
               bis 2015 gemeinsam mit den Ländern Frankreich, Deutschland, Italien, Slowenien       noch stärker berücksichtigt werden. Von einer engen Zusammenarbeit und der
               und der Schweiz als Beobachterin ein Informationssystem für sanfte Mobilität und     Optimierung von Schnittstellen können alle Partner nachhaltig profitieren.
               Tourismus entwickelt. Die beiden Pilotregionen in Österreich sind Vorarlberg und
               Osttirol.                                                                            Ein schöner Urlaub beginnt mit einer reibungslosen Anreise. Attraktive
                                                                                                    Mobilitätsangebote vor Ort, um die Naturschönheiten zu entdecken oder Land und
               Auch für die Förderprogrammperiode 2014 – 2020 kann davon ausgegangen                Leute kennenzulernen, sind weitere Kriterien für einen entspannten Erholungsurlaub.
               werden, dass nachhaltige Mobilitätsprojekte im Tourismus gefördert werden. Nähere    Der öffentliche Verkehr und intelligente Mobilitätslösungen gewinnen zunehmend
               Informationen über die neuen ETZ-Förderprogramme finden Sie unter: www.oerok.        als Erfolgsfaktor für einen gelungenen Urlaub an Bedeutung. Die Angebote und
               gv.at/contact-point                                                                  Kombinationen aus Mobilitätspaketen sind vielfältig: Car-Sharing, Regionalnetzkarte,
                                                                                                    Mietfahrzeuge, Elektrofahrrad, etc. Es wird laufend in das öffentliche Verkehrsnetz
                                                                                                    und moderne Fahrzeuge investiert.
                                                                                                                                                                                                Attraktive Angebote
                                                                                                                                                                                                      vor Ort
                                                                                                    Barrierefreie Mobilität
                                                                                                    Auch die Adaptierung öffentlicher Verkehrsmittel mit barrierefreien Zugängen
                                                                                                    schreitet zügig voran. Es werden Investitionen in barrierefreie Verkehrsmittel
                                                                                                    (Niederflurwagen, mobile Rampen, behindertengerechte Seilbahngondeln etc.)
                                                                                                    getätigt und bauliche Maßnahmen (Rampen, Lifte, Verkehrsleitsysteme) für
                                                                                                    Menschen mit eingeschränkter Mobilität, mit Seh- oder Hörbehinderung gesetzt.
                                                                                                    Mit der Schaffung von barrierefreien Mono-Skigebieten ist Menschen
                                                                                                    miteingeschränkter Mobilität nun auch der Zugang zum Schneesport möglich.
                                                                                                    Dank moderner, behindertengerechter Liftanlagen, hilfsbereiter Mitarbeiter und
                                                                                                    Abfahrten in jeder Schwierigkeitsstufe ist uneingeschränkter Pistenspaß auch

                                                                                                    9
                                                                                                        Beitrag der Bundesparte Transport und Verkehr in der Wirtschaftskammer Österreich

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