Fachtagung des Verbandes für Grabungstechnik und Feldarchäologie Bremen 22.-25. April 2020 - Verband für Grabungstechnik und ...
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
© Landesarchäologie Bremen 2. Fachtagung des Verbandes für Grabungstechnik und Feldarchäologie Bremen 22.–25. April 2020 Ausgabe 1.2 Stand 04/12/2019
Eine Veranstaltung des Verbandes für Grabungstechnik und Feldarchäologie (VGFA) in Kooperation mit der Landesarchäologie Bremen. Impressum Herausgeger: Verband für Grabungstechnik und Feldarchäologie e.V. Geschäftsstelle: Auf Feiser 1, D-54292 Trier Vertreten durch: Prof. Dr. Thomas Schenk Abstracts: die jeweiligen Autoren Redaktion / Layout: Tilman Wanke, Matthias Paulke Kontakt: http://feldarchaeologie.de/vgfa/impressum/kontakt/ oder bremen2020@feldarchaeologie.de Trotz sorgfältiger Prüfung können wir keinerlei Haftung für die Inhalte der von uns verlinkten externen Internetseiten übernehmen. Für die Inhalte sind ausschließlich die Urheber der jeweiligen Seiten verantwortlich. Tonband-, Videoaufnahmen und Fotografieren sind grundsätzlich nicht gestattet. Ausnahmen nur nach Rücksprache mit dem Vorstand des VGFA e.V. Der VGFA e.V. hat das Recht, Bild-/Tonaufnahmen der Veranstaltung zum Zweck der Dokumentation oder der Eigenveröffentlichung anzufertigen, sofern der Teilnehmer nicht widerspricht. 2
Inhalt Impressum............................................................................................................................................................................................................................................2 Vorwort.................................................................................................................................................................................................................................................... 4 Programmübersicht....................................................................................................................................................................................................................5 Mittwoch 22.04.2020...........................................................................................................................................................................................................5 Donnerstag 23.04.2020.....................................................................................................................................................................................................6 Freitag 24.04.2020..................................................................................................................................................................................................................7 Samstag 25.04.2020..............................................................................................................................................................................................................8 Abstracts................................................................................................................................................................................................................................................. 9 Kontaktadressen der Referenten..............................................................................................................................................................................28 Informationen................................................................................................................................................................................................................................31 Tagungsort................................................................................................................................................................................................................................31 Abendempfang der Stadt Bremen........................................................................................................................................................................31 Abendvortrag...........................................................................................................................................................................................................................31 Exkursion.................................................................................................................................................................................................................................... 31 Tagungskneipen...................................................................................................................................................................................................................31 Mitgliederversammlung.................................................................................................................................................................................................31 Karte........................................................................................................................................................................................................................................................ 32 3
Vorwort Die zweite Fachtagung des Verbandes für Grabungstechnik und Feldarchäologie e.V. veranstalten wir in Zusammenarbeit mit der Landesarchäologie Bremen. Vom 22.-25. April 2020 werden wir im “Haus der Wissenschaft” im Zentrum der Freien Hansestadt Bremen zu Gast sein, wo neben Führungen und Vorträgen aus dem Gastgeberland Bremen wieder aktuelle Themen mit feldarchäologischem Schwerpunkt ausführlich präsentiert werden sollen. Diese internationale Tagung richtet sich vorwiegend an Fachleute, wird jedoch stets um öffentliche Veranstaltungen ergänzt. In diesem Jahr konnten wir die Landesarchäologin von Bremen, Frau Prof. Dr. Uta Halle, dazu gewinnen, einen öffentlichen Abendvortrag über die Erforschung des KZ-Außenlagers „Schützenhof“ zu halten. Die Erschließung historischer Quellen der jüngeren Geschichte mit archäologischen Methoden ist ein Thema, dass in den letzten Jahren an Bedeutung stark zugenommen hat: Archäologie und Denkmalpflege – also die Erforschung und Bewahrung unseres Kulturerbes sowie auch die Vermittlung der gewonnenen Erkenntnisse – sind Aufgaben, die im Interesse der Öffentlichkeit erfolgen. Auch und gerade weil es sich um einen Blick auf unangenehme Wahrheiten handelt, die manche gerne ignorieren wollen. In den dreieinhalb vollgepackten Tagen präsentieren rund 40 Referenten Projekte aus dem In- und dem Ausland. Dabei werden Methoden, Konzepte und Anwendungen aus der Feldarchäologie, der Denkmalpflege, der Restaurierung und Konservierung von archäologischem Kulturerbe und dem Bereich der Dokumentation vorgestellt und diskutiert. Unternehmen und Studierenden archäologischer Fächer wird die Möglichkeit eröffnet, ihre wissenschaftlichen Arbeiten und Produktlösungen zu präsentieren. Daneben sind am Samstag abschließend Führungen und Exkursionen in der Stadt geplant. Am Rande der Tagung wird es wieder ausreichend Gelegenheit zum gegenseitigen fachlichen Austausch geben. So hoffen wir, dass am Ende alle Besucher wertvolle Ideen und Impulse für ihre Arbeit mit nach Hause nehmen können. Und wir hoffen, dass wir mit dieser Tagung wieder die Arbeit der verschiedenen grabungstechnischen Fachgruppen der vergangenen über 62 Jahre erfolgreich und zukunftsweisend fortsetzen können. Wir freuen uns, Sie in Bremen begrüßen zu dürfen! Prof. Dr. Thomas Schenk, Erster Vorsitzender des Verbandes für Grabungstechnik und Feldarchäologie Wenn Sie sich für die Tagung auf dem Laufenden halten wollen und sich für die Arbeit unseres Verbandes interessieren, empfehlen wir Ihnen gelegentlich hier vorbei zu schauen: http://feldarchaeologie.de/ Dieses PDF-Programm wird spätestens kurz vor der Tagung noch einmal überarbeitet. Zudem finden Sie auf unserer Homepage die aktuelle und Smartphone-optimierte Programmübersicht. 4
Programmübersicht Mittwoch 22.04.2020 10.00 Öffnung des Tagungsbüros 11.00 Begrüßung und Grußworte Prof. Dr. Uta Halle Leiterin der Landesarchäologie Bremen Prof. Dr. Thomas Schenk Vorsitzender des VGFA und Professor an der HTW Berlin, Studiengang Restaurierung/Grabungstechnik 11.30 Dr. Dieter Bischop Neue Ergebnisse der Stadtarchäologie in Bremen 12.00 Jan Geidner Die Ausgrabungen an der Harburger Schloßstraße in Hamburg-Harburg 12.30 Mittagspause 14.00 Swantje Krause Commingled human remains – Fundsituationen in Bremen aus Sicht der Anthropologie 14.30 Karsten Klenke / Toralf Kahl Wasser, Wasser, Wasser - Widrigkeiten bei der Spurensuche und -Sicherung im nassen Element 15.00 Andreas Rippert Kampfmittelräumung und Archäologie – so verschieden und doch so ähnlich 15.30 Kaffeepause 16.00 Prof. Dr. Thomas Schenk Feldarchäologische Projekte der HTW Berlin – Ein Rückblick auf 2018-2019 16.30 Arie Kai-Browne Zur Dokumentation von stratigraphischen Einheiten – Die Ausgrabungen der endbronzezeitlichen Siedlung Los Castillejos de Alcorrín 17.00 Bernhard Ludwig Vom Feldbuchrahmen zum Tablet: Digitale Survey-Dokumentation in Pergamon (Türkei) 17.30 Katharina Schaller Die nie gebaute Burg – eine Baustelle aus dem 13. Jahrhundert als interdisziplinäres Anwendungsbeispiel minimaler Eingriffmethoden 20.00 Abendempfang (Haus Atlantis) 5
Donnerstag 23.04.2020 8.00 Öffnung des Tagungsbüros 9.00 Rudi Dortangs Grabungsrichtlinien … Na und!? Erfahrungsbericht zur Erstellung und Einhaltung von Grabungsrichtlinien 9.30 Anja Sbrzesny Daten ante portas – Archäologische Informations- und Dokumentationsverwaltung im Brandenburgischen Landesdenkmalamt (BLDAM) 10.00 Matthias Paulke Die Schusterlinie – Denkmalschutz von Relikten des 2. Weltkrieges in Luxemburg 10.30 Kaffeepause 11.00 Rolf Skrypzak Einfach mal in die Röhre schauen: Der Aluminium-Röhren-Verbau als Alternative in der archäologischen Grabungstechnik 11.30 Bastian Lischewsky Die Forschungsgrabung „Dinotheriensande von Eppelsheim“ – Grabungstechnik im Kontext der Paläontologie 12.00 Dr. Tim Schüler Abenteuer Paläolithgrabung – Die Herausforderungen der Grabung Ilsenhöhle in Ranis, Thüringen 12.30 Mittagspause 14.00 Margit Dauner Zwei komplexe Stadtkerngrabungen im mittelalterlichen Basel aus grabungstechnischer Perspektive 14.30 Andreas König Das mittelalterliche Büches 15.00 Riza Smani Erkenntnisgewinn contra Aufwand: Vor und Nachteile einer Reliefgrabung am Beispiel hochmittelalterlicher Erdkeller in der rheinischen Lössbörde 15.30 Kaffeepause 6
16.00 Dr. Philip Lüth Neue Perspektiven auf die Privatwirtschaftliche Archäologie 16.30 H. Bernd Fischer Firmenarchäologie in Baden-Württemberg – ein erster Erfahrungsbericht 17.00 Karin Felke Profession Feldarchäologie – Arbeitsverhältnisse in der Grabungstechnik anno 2019 17.30 Agnes Rahm Tarifvertrag - Eingruppierung – Gewerkschaft 17.45 Mitgliederversammlung des VGFA mit Vorstandswahl 20.00 Abendvortrag Prof. Dr. Uta Halle Mit Spaten, Pinsel und Georadar: Die neuen Forschungen zum Schützenhof in Gröpelingen Freitag 24.04.2020 8.00 Öffnung des Tagungsbüros 9.00 Prof. Clemens Eibner Hat die alte Grabungsmethode ausgedient? 9.30 Dr. Jan Schneider / Patrick Mertl Geomagnetische Prospektion: Eine archäologische Grauzone 10.00 Frauke Kreienbrink/ Christoph Steinmann Befunderkennung und Befunderhaltung auf Ausgrabungen in Sachsen und Bayern 10.30 Kaffeepause 11.00 Dr. Regine Müller Wie ich das Pferd von hinten aufzäumte… ohne zu wissen, dass es ein Pferd ist 11.30 Jürgen Tzschoppe-Komainda Pfusch am Bau – bei den Römern? Beobachtungen an Relikten einer antiken Großbaustelle 12.00 Roman Scholz Keramik, Feuer, Lehm Rekonstruktion eines Töpferofens der Tripolje-Kultur 12.30 Mittagspause 7
14.00 Hajo Höhler-Brockmann Digitaler Brandlehm mit 3D-Daten frühneolithischen Baustrukturen auf der Spur 14.30 Karina Länger Von Einhörnern und bösen Wölfen – Systematischer Umgang mit Fundmassen von parallel laufenden Großgrabungen (in der Firmenarchäologie) 15.00 Pière Leon Frederiks Rekonstruktion einer übermoorten prähistorischen Landschaft bei Wanna, Ldkr. Cuxhaven Ein Anwendungsbeispiel der Interpolation von räumlich verteilten Punktinformationen 15.30 Kaffeepause 16.00 Achim Schmidt Arbeitstitel: QGis – vom Elektrokringel zum GIS 16.30 Christof Schubert / Daniel Timmel / Thomas Linsener Tachymetrische Grabungsdokumentation mit Tachy2GIS und QGIS – Funktionen und erste Erfahrungen 17.00 Dominik Westermann tGIS - Echtzeitvisualisierung und Attributierung von tachymetrischen Messdaten 17.30 Cornelia Zühlsdorff Gewerbegebiet Kölleda / Kiebitzhöhe – eine Großgrabung im Thüringer Becken und ihre Dokumentation Samstag 25.04.2020 9.00 Exkursion ca. 14.00 Ende der Tagung 8
Abstracts Neue Ergebnisse der Stadtarchäologie Die Ausgrabungen an der Harburger in Bremen Schloßstraße Herausforderungen an die Grabungstechnik Dr. Dieter Bischop einer Großgrabung im Stadtkern Hamburg- Landesarchäologie Bremen Harburgs Bis auf wenige Baubeobachtungen bei den Ent- Jan Geidner trümmerungsarbeiten des im 2. Weltkrieg weitge- Landesarchäologie Bremen hend zerstörten Bremer Stadtkerns blieben ar- chäologisch dokumentierte Altstadtgrabungen bis Zehntausende Befunde und Funde erzählen die in die neunziger Jahre die große Ausnahme. Frühe Geschichte einer mittelalterlichen und neuzeit- Highlights waren immerhin die Entdeckung und lichen Stadtentwicklung im ehemaligen Stadtkern anschließende Bergung der berühmten Bremer von Hamburg-Harburg. Die in den Jahren 2012 Kogge 1962 und die Ausgrabungen im Bremer bis 2014 durchgeführten archäologischen Aus- Dom 1973-76, die neben Spuren der Vorgänger- grabungen in der Harburger Schloßstraße stellten bauten gute erhaltene Bischofsgräber zu Tage er- die Grabungsmannschaft des Archäologischen brachten. Museums Hamburg vor ganz besondere Heraus- forderungen. Viel Geld vs. wenig Zeit. Welche gra- Eigentliche Stadtkernarchäologie ist erst mit Be- bungstechnischen Methoden wurden angewandt, ginn der 90er Jahre in Bremen präsent. Seit den um ganzjährige Ausgrabungen zu gewährleisten? letzten 20 Jahren konnten vermehrt umfangreiche Wasser von oben und Wasser von unten… Wie archäologische Stadtkerngrabungen vorgenom- schafft man langfristig Flächen zur Dokumentati- men werden, die dazu beitragen, ein immer detail- on im Feuchtbodenmilieu? Was ist mit Arbeits- reicheres Bild der Siedlungsgeschichte Bremens schutz auf der Grabung? Welche Dokumentati- zu erhalten. Sie erbrachten besonders über die onsmethoden wurden eingesetzt um umfassende Gestalt des mittelalterlichen Hafens an Balge und und moderne Datenerhebung zu schaffen? Apro- Weser zahlreiche Informationen. Sowohl Binnen- pos Umgang mit Grabungsdaten: Welche Anfor- schiffe, als auch hochseetüchtige Schiffe konnten derungen wurden an die Aufbereitung, Weiterver- an verschiedenen Stellen der Weser entdeckt arbeitung und Archivierung der Dokumentation werden und sind mit immer wieder auftau- gesetzt? Und was ist mit all den Funden? Proble- chenden Importfunden Zeugnis für die weit- me, Lösungen, Kompromisse und viele offene reichenden Verbindungen der Hansestadt. Fragen. Der Vortrag soll anschaulich den Alltag ei- ner Großgrabung im Umgang mit Funden und Erstmalig nach dem Krieg wurde 2001 wieder die Daten während und nach der Ausgrabung veran- frühmittelalterliche Domburgbefestigung mit ih- schaulichen. rem Spitzgraben nachgewiesen. Mittelalterliche und frühneuzeitliche Stadtmauerreste und Türme bzw. Bastionen konnten in den letzten Jahren ebenso dokumentiert werden, wie schlaglichtartig die verschiedenen Altstadtfriedhöfe. Im Focus von Bauinvestoren steht seit geraumer Zeit das Stephaniviertel im Westen der Altstadt. Seine siedlungsgeschichtliche Entwicklung, be- ginnend mit der älteren vorrömischen Eisenzeit, wird mittlerweile durch die Ergebnisse sowohl von bauvorgreifenden, als auch baubegleitenden archäologischen Ausgrabungen immer klarer. 9
Commingled human remains Wasser, Wasser, Wasser Fundsituationen in Bremen aus Sicht der Widrigkeiten bei der Spurensuche und Anthropologie -sicherung im nassen Element Swantje Krause Karsten Klenke / Toralf Kahl Freiberufliche Osteoanthropologin Bundeskriminalamt Die Landesarchäologie Bremen sieht sich bei Im Rahmen der Aufarbeitung eines „Cold Case“ Ausgrabungen in der Bremer Altstadt im Bereich (seit 1993 vermisste Frau) der Bremer Mord- der ehemaligen Stadtfriedhöfe häufig mit sekun- kommission unterstützte die Tatortgruppe des där verlagertem Skelettmaterial konfrontiert. Auch BKA bei der Suche nach einer Leiche bzw. einer wenn die individuelle Zusammengehörigkeit der Tatwaffe. Das Suchgebiet, grundsätzlich geprägt oft aus Langknochen und Schädeln bestehenden von Wiesen, Deichen und Schafen, befand sich Knochenansammlungen begrenzt ist, sind derarti- nördlich von Bremen in einem künstlich angeleg- ge Funde interessant und liefern Informationen ten „See“ (260m x 80m). Auch der unter dem Was- und Erkenntnisse über die Lebensumstände der ser befindliche Schlamm/Schlick sollte das Auf- Menschen des Bremer Mittelalters und der Frü- finden der gesuchten Gegenstände nicht unwe- hen Neuzeit. Neben der Osteometrie stellt auch sentlich beeinflussen. die Erfassung krankhafter Veränderungen und Verletzungen an den Knochenfunden einen Aus- wertungsweg dar, anhand dessen sich Basisdaten erheben und bestimmte Belastungsmuster inner- halb der Populationen erkennen lassen. Werden diese biologischen Daten anschließend mit histo- rischen Aufzeichnungen und Ereignissen in Rela- tion gesetzt, erschließt sich der Archäologie ein Teil der Bremer Bevölkerungsgeschichte. Im Vor- trag werden hierzu Ergebnisse aus den Stadt- grabungen um die innerstädtischen Kirchen vor- gestellt. 10
Kampfmittelräumung und Archäologie Feldarchäologische Projekte der HTW – so verschieden und doch so ähnlich Berlin: Ein Rückblick auf 2018-2019 Andreas Rippert Prof. Dr. Thomas Schenk Polizei Bremen, Leiter Kampfmittelräumdienst Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin Archäologische Grabungen in kampfmittelbelas- Der Studienschwerpunkt Grabungstechnik-Feld- teten Gebieten können zu Funden von Bomben, archäologie in Berlin führt regelmäßig im Rahmen Granaten, Panzerfäusten und anderen Kampf- der Lehre kleinere Grabungs- und Prospektions- mitteln führen. Genauso gut können archäolo- projekte durch. Der Vortrag will einen Überblick gische Artefakte bei der Suche nach Kampfmitteln geben zu den Aktivitäten der letzten zwei Jahre. gefunden werden. Im Vortrag wird Ihnen die Ar- Hierzu zählen beispielsweise verschiedene Maß- beit des Kampfmittelräumdienstes Bremen näher nahmen in Brandenburg, wie die Grabungen auf gebracht, es werden die am häufigsten anzutref- dem mittelsteinzeitlichen Bestattungsplatz bei fenden Kampfmittel gezeigt und es wird dargelegt, Groß Fredenwalde, oder weitere Untersuchungen wie Archäologie und Kampfmittelräumung in Bre- auf dem mehrphasigen Siedlungsplatz Gortz im men Hand in Hand arbeiten. Havelland. Darüber hinaus ist unser Studiengang an internationalen Forschungsvorhaben und Ko- operationen beteiligt. Ein kurzer Einblick zeigt den Fortgang der Arbeiten auf der antiken Stadt- anlage Seleukeia Sidera in der Türkei. Doch auch auf dem afrikanischen Kontinent, genauer gesagt in Äthiopien, bieten sich für die Zukunft ver- schiedene Möglichkeiten sich feldarchäologisch zu engagieren. Ein erster Survey in der Region Ti- grai lässt das archäologische Potenzial in der noch wenig erforschten Gegend erahnen. 11
Zur Dokumentation von stratigraphi- Vom Feldbuchrahmen zum Tablet schen Einheiten Digitale Survey-Dokumentation in Perga- Die Ausgrabungen der endbronzezeit- mon (Türkei) lichen Siedlung Los Castillejos de Al- corrín Bernhard Ludwig Deutsches Archäologisches Institut Arie Kai-Browne Die archäologischen Befunde im Umland der an- Deutsches Archäologisches Institut tiken Metropole Pergamon geraten durch den ra- piden Flächenverbrauch von Bergbau sowie Seit 2006 untersucht die Abteilung Madrid des Bahntrassen- und Autobahnbau in der Region zu- Deutschen Archäologischen Instituts den end- nehmend in Gefahr. In einem 2019 gestarteten bronzezeitlichen Fundplatz Los Castillejos de Al- und DFG-geförderten Forschungsprojekt zur corrín in der Provinz Málaga, Spanien. Im Rahmen „Transformation der Mikroregion Pergamon zwi- der archäologischen Ausgrabungen sind sämtli- schen Hellenismus und römischer Kaiserzeit“ liegt che Befunde entsprechend ihrer stratigraphi- ein besonderer Fokus daher auch auf der Doku- schen Einheiten freigelegt worden. Die fachge- mentation und Erforschung archäologischer Plät- rechte Freilegung der Befunde stellte dabei in ze im Umland Pergamons. mehrfacher Hinsicht eine besondere methodische Herausforderung dar. Oftmals war eine klare Ab- Hierzu müssen einerseits bereits bekannte Fund- grenzung archäologischer Schichten nur bedingt plätze detailliert dokumentiert werden und ande- möglich, wobei zahlreiche Faktoren wie Farbe, rerseits muss die Landschaft auf der Suche nach Konsistenz, Einschlüsse usw. zur Definition der noch unbekannten Plätzen systematisch began- jeweiligen Schichtgrenzen herangezogen wurden. gen werden. Die Herausforderung der ersten Ge- Zusätzlich waren gängige Formen der archäologi- ländekampagne 2019 bestand also darin, mit ei- schen Dokumentation, wie die Verwendung der nem großen Team in relativ kurzer Zeit möglichst tachymetrischen Einzelpunktmessung, nur be- viele archäologische Fund- bzw. Fundplatzinfor- dingt geeignet, um die eigentliche Form der je- mationen systematisiert zu sammeln und zu ver- weiligen Schichten zu repräsentieren. arbeiten. Als Lösung bot sich dafür die kostenfreie Im Laufe der Forschungsaktivitäten in Los Castil- Android-App „ODK Collect“ an. Sie erlaubt die Er- lejos de Alcorrín sind hunderte Freilegungs- stellung frei definierbarer Formblätter mit deren zustände mittels der bildbasierten 3D-Model- Hilfe man auf mehreren Android-Geräten gleich- lierung (Structure-from-Motion/ Multi-View Ste- zeitig Informationen sammeln und anschließend reo) erfasst und ausgewertet worden. In diesem synchronisieren kann. Vortrag soll einerseits die Integration der dreidi- mensionalen Dokumentation in den Grabungsall- Im Rahmen des Vortrages wird der Arbeitsablauf tag vorgestellt und kritisch betrachtet werden. Da- von der Definition der Formblätter über die Date- bei soll der verwendete Arbeitsablauf, von der nerhebung im Gelände bis hin zur Auswertung Aufnahme bis hin zum finalen Grabungsplan, auf- präsentiert. Außerdem werden der Einsatz zusätz- gezeigt und mögliche Probleme erläutert werden. licher Geräte (z.B. Handheld-GPS, DGPS, Drohne) Abschließend soll das Potential sowie die me- beschrieben sowie die Rollen weiterer Disziplinen thodische Herangehensweise aufgezeigt werden, (z.B. Geophysik, Physische Geographie, Alte Ge- virtuelle Schichtmodelle aus den Aufnahmen ab- schichte) innerhalb des Surveys beleuchtet. zuleiten, um diese für die weitere wissenschaftli- che Auswertung heranzuziehen. 12
Die nie gebaute Burg Grabungsrichtlinien … Na und!? Eine Baustelle aus dem 13. Jahrhundert Erfahrungsbericht zur Erstellung und als interdisziplinäres Anwendungsbeispiel Einhaltung von Grabungsrichtlinien minimaler Eingriffmethoden Rudi Dortangs Katharina Schaller LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland Die Im frühen 13. Jahrhundert kam es zu einem Die Grabungsrichtlinien des LVR-ABR wurden im Konflikt zwischen dem amtierenden Bischof Kon- großen Stil überarbeitet. Hierbei mussten diverse rad von Regensburg und dem weltlichen Herr- in- und externe Wünsche und Vorgaben beachtet scher Herzog Ludwig. Letzterer beschloss darauf- werden, was sehr viel Aufwand und Abwägung hin, an einem strategisch wichtigen Punkt eine ei- bedeutete. Grabungsrichtlinien haben einerseits gene Burg errichten zu lassen. Kurz nach dem zum Ziel, dass in guter Qualität und einheitlich Baubeginn führte jedoch eine Vereinbarung aus gearbeitet wird. Andererseits sollen die erhobe- dem Jahre 1213 zur Beilegung des Konflikts und nen Daten in eine standardisierte Form gebracht hatte die sofortige Einstellung der Bauarbeiten an und abgegeben werden, um eine Kontrolle und der Burg Neuhaus zur Folge. In den Jahren weitere Verarbeitung mit möglichst geringem 2017/18 konnte an den Überresten der Baustelle Aufwand durchführen zu können. Bei den Digital- eine bauforscherische Untersuchung durchge- daten sind Importformate wichtig, damit diese führt werden. schnell in eine zentrale Datenbank überführt wer- den können. Die gewonnenen Erkenntnisse sind das Ergebnis einer Symbiose aus verschiedensten fachlichen Die Überprüfung und Verarbeitung diverser Daten Methoden. Zum Einsatz kamen neben der Bau- der vergangenen Jahrzehnte haben gezeigt, wie forschung und -dokumentation gleichsam die wichtig es ist, auf die Einhaltung der Grabungs- Methoden der Metallprospektion, Oberflächen- richtlinien zu achten. Generell begrüßen vor allem surveys und Mikro-Sondagen ebenso wie die ge- Grabungsfirmen eine Standardisierung. Einerseits zielte Fundauswertung sowie historische Recher- um klar zu wissen, was verlangt wird, wodurch chen. Das Resultat gibt Aufschluss über mögliche Nachbearbeitungen vermieden werden können. Grundrissplanungen und teilrealisierte Bestand- Andererseits führen vergleichbare Leistungen bei teile der Burg. Angebotskalkulationen zu einer ehrlicheren Kon- kurrenz. Richtlinien bedeuten aber teilweise auch Darüber hinaus bietet die seltene Gelegenheit zur mehr Arbeit beim Graben und Dokumentieren, als Untersuchung einer unangetasteten mittelalter- man eventuell zunächst durchführen möchte. Der lichen Baustelle die einzigartige Chance, die Ver- Aufwand eines solchen Arbeitsprozesses lohnt fahrensabläufe einer solchen Baustelle näher zu sich aber nicht nur im Hinblick auf der Qualität, beleuchten. Dabei wurden diverse Aspekte be- die heutigen Datenmengen sind sonst nicht mehr rücksichtigt: die Vorbereitung des Terrains, die Si- zu bewältigen. cherung des Ortes, die Anlage von Werkstätten und Zugängen ebenso wie Fragen der Material- Die Durchsetzung von Grabungsrichtlinien kostet beschaffung und des finanziellen und physischen viel Mühe. Gewohnte Arbeitsabläufe und Struktu- Aufwandes. Befunde am Mauerwerk konnten zur ren müssen teilweise geändert werden. Dabei ist Verdeutlichung konstruktiver und fortifikato- es über die Jahre immer mehr zu einer konstrukti- rischer Aspekte herangezogen werden während ven Zusammenarbeit aller Beteiligten mit Nach- einige Bauteile und auch Fundgegenstände zu frage und Beratung gekommen. Dieser Beitrag weiterführenden Fragestellungen anregen. berichtet, anhand konkreter Beispiele, über die gesammelten Erfahrungen beim Prozess der Er- stellung der Grabungsrichtlinien und zur Einhal- tung dieser. 13
Daten ante portas Archäologische Informations- und Doku- mentationsverwaltung im Brandenburgi- schen Landesdenkmalamt (BLDAM) Anja Sbrzesny Brandenburgisches Landesamt für Denkmalpfle- ge und Archäologisches Landesmuseum Das Archäologischen Informations- und Doku- Fund- und Befundebene. Diese Bestände werde mentationszentrum (AIDZ) des brandenburgi- über BLDAM-kvwmap vielmehr verwaltet, können schen Landesdenkmalamtes (BLDAM) erfasst, be- darüber zeitnah lokalisiert und zusätzlich bereit- arbeitet und verwahrt in mehr als 2600 Ortsakten gestellt werden. sowie knapp 135000 Ausgrabungsdokumen- tationen das „archäologische Gedächtnis“ Bran- In Zeiten einer zunehmend digital arbeitenden denburgs. Einer der wichtigsten Aufgabe des Archäologie und Grabungstechnik sieht sich auch AIDZ ist es, die in den Unterlagen enthaltenen In- das AIDZ immer mehr mit neuen Datenmedien formationen in analoger, aber auch in digitaler konfrontiert, die es gilt den Nutzern nicht nur zu- Form den Mitarbeitern des Denkmalamtes sowie gänglich zu machen, sondern auch über einen externen Nutzern, wie Grabungsfirmen und For- längeren Zeitraum überhaupt lesbar zu erhalten. schern für die alltägliche Sach- bzw. Recherchear- Die Vielzahl an verschiedenen Programmanwen- beit zur Verfügung zu stellen. Die digitalen Daten- dungen, Dateiformaten und anwachsende Datei- bestände werden dabei in der Oberfläche eines größen bedürfen dabei einer fortwährenden und eigens dafür im Intranet eingerichteten Fachin- vor allem kritischen Auseinandersetzung sowie – formationssystems verwaltet, der WebGIS –An- notwendigerweise – der Anpassung von Ausgra- wendung „BLDAM-kvwmap“ von der Firma GDI- bungsrichtlinien. Geodatenservice (www.gdi-service.de). Teilauszü- ge dieser Daten sind im Internet über den Infra- strukturknoten des Landesdenkmalamtes sowie über das BLDAM-Geoportal öffentlich zugänglich. Bei der BLDAM-kvwmap-Anwendung der Firma GDI-Geodatenservice handelt es sich um ein WebGIS-Framework das sich aus verschiedenen Open-Source-Komponenten wie PostgreSQL, MySQL, UMN-MapServer, PostGIS und OGR zu- sammensetzt. Es vereint digitale Kartenwerke mit einer netzwerkbasierten Sach- und Geodaten- bank in einer anwenderfreundlichen GIS-Ober- fläche. Es wurde im Rahmen des durch den Eu- ropäischen Fonds für Regionale Entwicklungen (EFRE) geförderten Infrastrukturknoten des BLDAM von der Firma GDI-Geodatenservice (Ro- stock) nach facharchäologischen Vorgaben modi- fiziert und verknüpft alle vorliegenden Informatio- nen des AIDZ. Nicht alle verfügbaren Datenbe- stände werden dabei vollständig in die Datenbank eingespeist, wie z.B. Ausgrabungsdaten bis in die 14
Die Schusterlinie Einfach mal in die Röhre schauen Denkmalschutz von Relikten des 2. Welt- Der Aluminium-Röhren-Verbau als Alter- krieges in Luxemburg native in der archäologischen Grabungs- technik Matthias Paulke Centre national de recherche archéologique, Rolf Skrypzak Luxembourg Denkmalamt der Stadt Frankfurt Der Westwall oder die Maginotlinie dürften auch Brunnen und vergleichbar tiefe Befunde stellen über 80 Jahre nach Beginn des 2. Weltkrieges ei- die Archäologie immer wieder vor grabungs- nem großen Teil der Bevölkerung ein Begriff sein. technische Herausforderungen. Vor allem in den Doch wie sieht es mit der K-W-Linie in Belgien beengten Verhältnissen von Innenstädten kann oder der Schusterlinie in Luxemburg aus? Bereits das Anlegen der vorschriftsmäßigen Böschungen seit einigen Jahren beschäftigt man sich in zahl- schwierig sein. Übliche Verbautechniken, die dem reichen europäischen Ländern vermehrt mit den Kanal- oder Tiefbau entlehnt sind, sind meist Relikten unserer jüngsten Vergangenheit. Die un- schwer, unhandlich und insbesondere der foto- heilvolle Zeit des „Dritten Reichs“ und des Zwei- grafischen Dokumentation im Weg. ten Weltkriegs gilt als abgeschlossene historische Epoche, die daher auch mit archäologischen Me- Eine wenig bekannte Technik, die bei der Kampf- thoden dokumentiert muss, um so unser Wissen mittelbergung in Innenstädten eingesetzt wird zu erweitern. und von der Bodendenkmalpflege der Stadt Frankfurt am Main auf einer ihrer Ausgrabungen Auch im neutralen Großherzogtum Luxemburg getestet wurde, soll in diesem Vortrag näher vor- bereitete man sich nach der Kriegserklärung an gestellt werden. Frankreich und Großbritannien im September 1939 auf eine deutsche Invasion vor. Hierzu ließ die Regierung ab Februar 1940 eine Verteidi- gungslinie entlang der deutschen und der franzö- sischen Grenze errichten. Diese sog. Schusterlinie bestand aus 41 Betonsperren und Eisentoren, hierzu zählten Brücken- und Straßensperren ent- lang der deutschen und französischen Grenze. Die Straßensperren befanden sich rund einen Kilo- meter im Landesinneren. Bis zum Sommer 2019 herrschte im Nationalen Forschungszentrum für Archäologie die Meinung vor, dass die Überreste der Schusterlinie z.T. schon zu Beginn des Krieges durch die deutschen Invasionstruppen oder unmittelbar danach, in den Nachkriegsjahren zerstört und entfernt wurden. Durch den Hinweis eines Kollegen konnte im Zuge der Denkmalinventarisierung unweit der Gemeinde Hosingen der Überrest einer Straßen- blockade der sog. Schusterlinie wiederentdeckt und archäologisch dokumentiert werden. Zusam- men mit den spärlichen und z.T. widersprüchli- chen Schriftquellen liegt damit erstmals eine wis- senschaftliche Dokumentation dieses für Luxem- burg singulären Denkmals vor. 15
Die Forschungsgrabung „Dinotherien- sande von Eppelsheim“ – Grabungs- technik im Kontext der Paläontologie Bastian Lischewsky Naturhistorisches Museum Mainz / Landes- sammlung für Naturkunde Rheinland-Pfalz Bereits im späten 18. aber insbesondere zu Be- Die Dokumentation der Grabungsstelle hat sich in ginn des 19. Jahrhunderts wurden in Eppelsheim den Vergangenen hundert Jahren stetig weiter- die ersten aufsehenerregenden Fossilfunde ge- entwickelt. Stets mit dem Anspruch der jeweiligen macht. Die Fossilentdeckungen wurden in vielen „Epoche“ ein Optimum an Daten aus dem abge- Gemeinden in Rheinhessen in den unmittelbar bauten Sediment zu gewinnen. An dieser Stelle angrenzenden Sandgruben gemacht. Dem Ep- möchte ich auf die Grabungsdokumentation ein- pelsheimer Pfarrer Pauli ist es zu verdanken, dass gehen und das Projekt an Beispielen der letzten einige Stücke nach Darmstadt an das Groß- Grabungssaison noch einmal vorstellen. Dabei herzogliche Naturalienkabinett und damit in die gehe ich auf die Primatenzähne und sonstige Hände von Johann Jakob Kaup gelangten. Kaup Fauna bzw. das Fundspektrum ein. Es folgt ein beschrieb zusammen mit seinem Gießener Kolle- Überblick über den Grabungsablauf: gen August von Klipstein viele der in Eppelsheim gefundenen Fossilien. Besondere Aufmerk- • Metashape: Was, wofür, Objekte und samkeit erregte der Fund eines Dinotheri- Grabung en-Schädels im Jahr 1835. • Luftbild-Cloudcompare: Dokumentation der Geländeveränderung (Erosion und Für eine wissenschaftliche Bearbeitung wurde Grabungseingriffe) 1996 eine neue Eppelsheimer Sandgrube durch • Zeichnen Dr. Jens Lorenz Franzen und Dr. Gerhard Storch • Beschreiben vom Frankfurter Forschungsinstitut Senckenberg • Fotodokumentation erschlossen. Seit 1999 unterstützt das Natur- • Vermessung, Messnetz, System etc. historische Museum Mainz sowie die Landes- • Quadrantensystem sammlung für Naturkunde Rheinland-Pfalz, unter Leitung von Dr. Herbert Lutz, diese Grabung fi- • Wasserhaltung nanziell und führt diese seit 2001 autark fort. Nachdem 2016 zwei „interessante“ Zahnfunde Ein Ausblick auf geplante Arbeiten und ein Re- das Fundspektrum bereicherten, gibt es seit 2017 sumé bzw. Vergleich zur archäologischen Arbeit zudem einen Kooperationsvertrag zwischen der beenden den Vortrag dann.. „Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland- Pfalz“. Ziel ist und war, neben der Bergung von Fossilien, einen kompletten Transekt durch das an dieser Stelle verortete ehemalige Flussbett an- zulegen und zu dokumentieren. Beteiligt sind Wissenschaftler und Wissen- schaftlerinnen aus dem In- und Ausland, sowie Studierende, Präparatoren und Museumstech- nische Assistent/innen, Bundesfreiwillige und Teilnehmer des freiwilligen sozialen Jahres. 16
Abenteuer Paläolithgrabung Zwei komplexe Stadtkerngrabungen im Die Herausforderungen der Grabung mittelalterlichen Basel aus grabungs- Ilsenhöhle in Ranis, Thüringen technischer Perspektive Dr. Tim Schüler Margit Dauner Thüringisches Landesamt für Denkmalpflege und Archäologische Bodenforschung Basel Stadt Archäologie Weimar 1937 wurde beim Bau des Verwaltungsgebäudes Die Ilsenhöhle in Ranis ist bekannt für die Blatt- für das Justizdepartement eine mittelalterliche spitzen, die bei der Grabung von Werner Hülle Handwerkersiedlung mit Feuchtbodenerhaltung 1932-38 geborgen wurden. Die mit diesem Stein- (Holzbau) untersucht und dokumentiert. Seit 2017 geräte-Invertar verbundene Diskussion des Über- wird dieses Gebäude umgebaut und saniert. Dabei gangs vom Neandertaler zu anatomisch moder- wird die Autoeinstellhalle abgetieft. Da diese Hori- nen Menschen ist durch den Einsatz modernen zonte damals nicht ergraben wurden, war eine Technologien wieder intensiviert. Deshalb ent- zwölfmonatige Ausgrabung von ca. 420m² mit ei- stand die Idee der Nachuntersuchung in einem nem Team von 15 Mitarbeitern erforderlich. Holz- Kooperationsprojekt zwischen Max-Planck-Insti- strukturen und Hölzer waren durch die 1937 er- tut in Leipzig und dem TLDA in Weimar. Die erste richtete Hangstützmauer und Entwässerung mit- Herausforderung war dabei, noch intakte Fund- tels permanent laufender Pumpe nur noch schichten zu lokalisieren, da die Fundstelle 1939 schlecht erhalten. Dennoch konnten während der komplett einplaniert und für den öffentlichen Be- Rettungsgrabung Schichtabfolgen von neuzeitli- such zugänglich gemacht wurde. Die nächste chen Steinbauten bis auf römische Horizonte do- Herausforderung war dann, ein Aushubregime zu kumentiert werden. Die Abtiefung der Halle be- finden, dass mit den stark begrenzten Platzbedin- dingte verschiedene statische Maßnahmen von- gungen zurechtkommt. Im Laufe der Grabung seiten Bau und Archäologie. stellte sich heraus, dass die interessanten Schich- ten in über 5m Tiefe zu erwarten sind. Deshalb Auf der gegenüberliegenden Strassenseite wurde musste das Sicherungssystem der Grabung darauf in direktem Anschluss an den Umbau des Justiz- angepasst werden und auch die Vermessung be- departements eine Baugrube mit ca. 150m² für nötigte besondere Konstruktionen. Die hierbei den Neubau des „Amtes für Umwelt- und Ener- gefundenen Lösungen der großen und kleineren gie“ in einem etwas kleineren Team von insge- Herausforderungen sollen im Vortrag vorgestellt samt 11 Mitarbeitern über 6.5 Monate untersucht. werden. Dort wurden auf engstem Raum neuzeitliche Steinbauten und Horizonte mit Holzbebauung bis ins 9. Jh. ergraben. Eine Bossenquadermauer aus dem 13. Jh. wurde, auf Vorschlag der Kommission für Bodenfunde, parallel zu der Ausgrabung von dem Architektur- büro und den Generalplanern in das Neubaupro- jekt integriert. Bedingt durch die aufgehenden Mauerwerke und die dazwischenliegenden kom- plexen Befundsituationen, mussten die Mauern von Hand abgetragen und aus der Baugrube ge- bracht werden. Am Ende der Ausgrabung wies die Sohle der Baugrube einen Niveau-Unterschied von ca. 6.30m zum heutigen Strassenniveau auf. 17
Das mittelalterliche Büches Erkenntnisgewinn contra Aufwand: Vor und Nachteile einer Reliefgrabung am Andreas König Beispiel hochmittelalterlicher Erdkeller SPAU, Rockenberg in der rheinischen Lössbörde Der Vortrag stellt die Grabung im Bereich einer Riza Smani mittelalterlichen Siedlung bei Büches (Büdingen) in Hessen vor. Im Rahmen der Grabung konnten LVR Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland drei Hausstellen, einige Bestattungen und Uferbe- Auf einem Grundstück in der zentralen Ortslage festigungen erfasst werden. Bei den nachgewie- von Erftstadt-Erp, Rhein-Erft-Kreis, wurden durch senen Strukturen handelt es sich um Erdbefunde, ein Grabungsteam der Außenstelle Nideggen im Steinbauten und Holzkonstruktionen. Um diese LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland vollständig erfassen zu können musste in mehre- mehrere weitgehend ungestörte Erdkeller ermit- ren Plana gearbeitet werden. Zudem wurden Be- telt und mit unterschiedlichen Methoden unter- funde je nach Sachlage in künstlichen oder natür- sucht. Es bot sich die Möglichkeit, einen direkten lichen Schichten gegraben. In Teilen musste zu- Vergleich der Ergebnisse zwischen der Kastenme- dem im Feuchtboden gegraben werden. Im Rah- thode und Reliefmethode unter identischen Be- men der Ausgrabung kamen diverse Grabungs- dingungen zu ermöglichen. technische Praktiken und Dokumentationsme- thoden zum Einsatz. In meinem Vortrag werde ich die Vor- und Nach- teile beider Methoden kontrastieren. Dabei steht nicht so sehr das wissenschaftliche Ergebnis der Ausgrabung im Vordergrund, sondern nur die Grabungstechnik. Ein ausgewählter Erdkeller-Be- fund soll dabei exemplarisch mit dem Auditorium diskutiert werden. 18
Neue Perspektiven auf die Privatwirt- Firmenarchäologie in Baden-Würtem- schaftliche Archäologie berg – ein erster Erfahrungsbericht Dr. Philip Lüth H. Bernd Fischer Archäologie & Beratung, Molfsee Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württem- berg Seit etwa 30 Jahre kommen in Deutschland bei der Sicherung von Bodendenkmalen vermehrt Im Sommer 2016 öffnete sind der Markt in Ba- Grabungsfirmen zum Einsatz. Im wissenschaft- den-Württemberg für Grabungsfirmen. Mit dieser lichen und denkmalfachlichen Dialog spiegelt Neuausrichtung im Grabungswesen ging ein sich die Tätigkeit dieser Unternehmen jedoch enormer Umbruch in der Dokumentationsme- kaum wider. Weder wird die Arbeit dieser Unter- thodik und der Archivierung einher. Ein Hauptan- nehmen diskutiert, noch finden die Grabungs- liegen war, eine Vereinheitlichung und Normie- ergebnisse einen Niederschlag in der wissen- rung der erhobenen Daten bei hohem Qualitäts- schaftlichen Diskussion. Wie steht es also um die standard zu gewährleisten, wobei die digitale private Archäologie im Jahr 2020? Welche Per- Langzeitarchivierung im Vordergrund stand. Die spektiven ergeben sich für die Unternehmen und Abkehr von den herkömmlichen Dokumentati- die dort Tätigen? Welchen Chancen und Risiken onsmethoden hin zu GIS basierter graphischer bieten sich und welches sind die aktuellen Ent- Darstellung sowie standardisierten Textdateien wicklungstendenzen? lassen das Ausmaß dieser Neustrukturierung erahnen. Als Grundlage für die Dokumentationen dienen die Richtlinien für Grabungsfirmen und Investo- ren, die momentan in der 3. Fassung veröffent- licht wurden. Diese bieten genaue Zielvorgaben, wie und in welchem Format die Daten abzugeben sind. Sie lassen dem Ausgräber dennoch genü- gend Spielraum bei der Erhebung und Bearbei- tung der archäologischen Informationen. Der Beitrag soll einen kurzen Einblick in die neu- en Dokumentationsvorgaben und deren Umset- zung im Feld bieten. 19
Profession Feldarchäologie: Arbeits- Öffentlicher Abendvortrag: verhältnisse in der Grabungstechnik anno 2019 Mit Spaten, Pinsel und Georadar: Die neuen Forschungen zum Schützenhof Karin Felke in Gröpelingen Wir betreiben Archäologie leidenschaftlich und Prof. Dr. Uta Halle professionell. Unser Beruf fordert viel von uns, Leiterin der Landesarchäologie Bremen fachlich und persönlich. Dabei stellt sich die Fra- ge: unter welchen Bedingungen arbeiten wir? Im April 1945, d.h. genau vor 75 Jahren, entstand Im Vortrag werden die derzeitigen Arbeitsverhält- in Bremen-Gröpelingen, Bromberger Straße 117 nisse im Beruf Grabungstechnik untersucht. Dafür das Außenlager „Schützenhof“ des KZs Neuen- werden die Ergebnisse der Umfrage des Rund- gamme mit mehreren Baracken. Rund 700 KZ- briefs Grabungstechnik zur Situation der Techni- Häftlingen mussten bei der A.G. Weser arbeiten ker_innen sowie der DGUF-Umfrage zur Arbeits- und durchquerten zweimal täglich den Stadtteil. situation in der Archäologie ausgewertet. Anfang April 1945 wurden die KZ-Häftlinge auf den Todesmarsch zurück ins Stammlager Neuen- gamme geschickt. Das Gelände des Schützenhofs besitzt eine span- nende Geschichte davor und danach. 1907 er- richtete die Bremer Schützengilde von 1904 e.V. dort eine Schießanlage und eine Gaststätte, der „Schützenhof“ war fortan Ausflugsort. 1939/1940 diente er kurzzeitig als Internierungslager für in- dische Seeleute, dann als Sammelort für Sinti- und Romafamilien, anschließend als Lager für zi- vile Zwangsarbeiter. Nach der Zerstörung der Schützenhof-Gebäude im Oktober 1943 wurden Ende 1944 Baracken für das KZ-Außenlager er- richtet. Nach 1945 zogen Mitarbeiter der A.G. Weser und die Schützengilde in die Baracken; die Geschichte der Lager geriet jedoch bis Anfang der 2000er Jahre weitestgehend in Vergessenheit. Bürger- schaftliches Engagement im Stadtteil verhinderte aber das vollständige Vergessen dieses Ortes. 2018 setzten eine archäologische Lehrgrabung und ein Geschichtsseminar an der Universität Bremen neue Impulse für die Erforschung des Ortes und förderten bislang unbekannte histori- sche, archäologische und geophysikalische Er- kenntnisse zutage. 20
Hat die die alte Grabungsmethode aus- Geomagnetische Prospektion: Eine ar- gedient? chäologische Grauzone Prof. em. Clemens Eibner Dr. Jan Schneider Universität Heidelberg SPAU, Rockenberg Die in der Lehre verankerte und für die Studie- Patrick Mertl renden der einschlägigen archäologischen Fächer Universität des Saarlandes verpflichtende Lehrgrabung soll die Grundkennt- nisse des Ausgrabungswesens auch praktisch Zur Festlegung archäologischer Beauflagungen vermitteln. Als Gymnasiast und mit interessierten werden in Hessen verstärkt geophysikalische Pro- Laien bei Fundbergungen (die manchmal zu Ret- spektionen gefordert, um über weitere Untersu- tungsgrabungen führten) vor 60 Jahren eingesetzt, chungen entscheiden zu können. Die Firma SPAU wurde die Lehrgrabung zum zentralen Thema der hat in Kooperation mit AEGIS seit 2016 über Rettung und Sicherung unserer Quellen. Fund- zwanzig geomagnetische Prospektionen durchge- stellen im Hochgebirge aber auch in der Löss- führt. Mehr als die Hälfte der Untersuchungsflä- landschaft oder unter Feuchtbodenbedingungen chen wurden im Anschluss durch SPAU ganz oder führten zu einem Rüstzeug, das fernab von den teilweise ergraben. Die seltene Chance nach einer hervorragenden modernen dreidimensional do- durchgeführten Prospektion zeitnah selbst die kumentierenden Geräten noch immer die Grund- Ausgrabungen durchführen zu können, bietet lage der einfachsten Bergungen sein könnte. eine dankbare Vergleichsgrundlage beider Unter- suchungsmethoden. Auf dieser Datengrundbasis Im Referat werden diese einfachen Hilfsmittel an- haben die Vortragenden einen Vergleich ver- gesprochen und vorgestellt angefangen von der schiedener Prospektions- und Grabungsergeb- Bierdosen-Schlauchwaage bis zum Archäologen- nisse durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen, dass pythagoras mit dem Quadrate mit hoher Sicher- die Verlässlichkeit der geophysikalischen Pros- heit ausgesteckt werden können (Kathete 99, Hy- pektion stark von den lokalen Gegebenheiten, pothenuse 140). Der Vorzug der Dokumentation insbesondere den Bodenverhältnissen, beein- auf mm-Papier mit der Notwendigkeit die Schich- flusst wird. Im Vortrag können zum einen statisti- ten auch haptisch zu beschreiben und zu unter- sche Auswertungen zur „Trefferquote“ und den scheiden (z.B. solche, die mit dem Metalldedektor Ursachen für starke Schwankungen der unter- von gleichgefärbten Schichten unterschieden suchten Projekte vorgestellt werden. Zum ande- werden können) sollten auch in Zukunft zumin- ren können einzelne Projekte mit ganz unter- dest im Hinterkopf behalten werden, z.T. sogar als schiedlichen Ergebnissen gegenübergestellt wer- Korrektur für nur bildmäßig erfasste Strukturen. den, um die grundsätzliche Problematik zu ver- deutlichen. Es soll in dem Vortrag ausdrücklich nicht darum gehen, den Sinn geophysikalischer Prospektion in Zweifel zu ziehen. Im Gegenteil sollen die ge- machten Erfahrungen im Vergleich von Prospek- tionsergebnissen und der Befundlage in den an- schließenden Ausgrabungen geteilt werden und mögliche Gründe für die teils starken Abweichun- gen vorgestellt werden. 21
Ten Years After Wie ich das Pferd von hinten aufzäum- Befunderkennung und Befunderhaltung te… ohne zu wissen, dass es ein Pferd auf Ausgrabungen in Sachsen und Bay- ist ern Dr. Regine Müller Frauke Kreienbrink Archäologie im Gleiberger Land e.V. und Landesamt für Archäologie Sachsen SPAU, Rockenberg Dr. Christoph Steinmann Während der Jahre 2015-2018 fanden auf dem Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege eisenzeitlichen Oppidum des Dünsbergs in Folge forstwirtschaftlicher Aktivitäten archäologische Nur selten bekommt man die Chance, Befund- Untersuchungen statt. erkennung und Befunderhaltung relativ zeitnah zu überprüfen. Hat man Fundstellen und Befunde Die angetroffene Befundsituation erwies sich als (richtig) erkannt? Welche Rolle spielen Boden- deutlich komplexer, als anhand vorangegangener und Witterungsbedingungen? Ist jeweils richtig Grabungskampagnen angenommen, so dass die gebaggert worden? Welche Einflüsse hatten Vor- Vorgehensweise, bzw. das Grabungssystem fast gänge vor den eigentlichen archäologischen Ar- täglich neu überdacht und angepasst werden beiten? Was kann oder muss man in einem „ei- musste. gentlich bekannten Kontext“ erwarten? Einige ak- tuelle Beispiele aus Sachsen und Bayern erwei- Die Grabungen gestalteten sich nicht nur auf- tern das Thema „konservatorische Überdeckung“ grund dieser Befundsituation als Heraus- bekannter Befunde auf jenen Bereich noch unbe- forderung, sondern auch dadurch, dass es sich kannter Befunde. Was ist vor dem Hintergrund ei- um eine rein ehrenamtliche, durch Spenden und gentlich bekannter Fundumstände zu erwarten? Sponsoren geförderte Maßnahme handelte, deren Wie verlässlich sind Vorhersagen zu den zu er- jeweilige Kampagnen einen Zeitraum von vier wartenden Situationen? Was ist, wenn diese nicht Wochen nie überschritten. zutreffen, in den zehn Jahren – oder auch nur zehn Tagen – zwischen zwei Untersuchungen passiert? Das Schicksal (einer Fundstelle) ist ein mieser Verräter. Die präsentierten Grabungen sollen allen in der in der Praxis Tätigen verdeutlichen, dass manche Fallstricke vermeidbar sind. Auf bestimm- te Faktoren rezenter Fundstellenmetamorphose kann man aktiv Einfluss nehmen, auf andere muss man durch angepasste Methoden reagieren. Der Vortrag versucht, Praxistipps für die Grabungs- technik zu geben, die von der Prognose im Vor- feld über die Ausführung vor Ort bis hin zur Beur- teilung der Fundstellen im Nachgang reichen. 22
Pfusch am Bau – bei den Römern? Keramik, Feuer, Lehm Beobachtungen an Relikten einer antiken Rekonstruktion eines Töpferofens der Großbaustelle Tripolje-Kultur Jürgen Tzschoppe-Komainda Roman Scholz Grabungstechniker des LVR a.D. Römisch Germanische Kommission Die 94 km lange Frischwasserleitung aus der Eifel Die Römisch-Germanische Kommission (RGK) er- in das römische Köln (Colonia Claudia Ara Agrip- forscht seit 2009 zusammen mit der Universität pinensium) ist eine Meisterleistung der Planer, der „High Anthropological School“ in Chișinău (Repu- Vermesser und der Baumeister. An ca. zwölf Bau- blik Moldau) und der Christian-Albrechts-Univer- losen wurde überwiegend gleichzeitig gebaut. Die sität Kiel die Großsiedlung am Fundplatz Stolnice- Wasserleitung wurde als Freispiegelleitung dem ni I (3900–3700 v. Chr.). Während der Voruntersu- Gelände angepasst und Kunstbauten nur dort er- chungen und den gemeinsam durchgeführten reichtet, wo sie dem Leitungsverlauf dienlich wa- Ausgrabungen konnten Hinweise auf 10–15 Töp- ren. Etwa 190 Jahre war die Leitung in Funktion. feröfen festgestellt werden, von denen bislang Ein kürzlich ausgegrabenes Leitungsstück wirft in drei durch Ausgrabungen nachgewiesen wurden. Verbindung mit früheren Grabungsergebnissen In Ergänzung zu den Feldforschungen begann di- neue Fragen zum Bau und zum Betrieb der Lei- rekt nach den Grabungen 2017 die Auseinander- tung auf: Gab es Bauvorschriften für den Bau von setzung mit dem Aufbau und der Funktionsweise Wasserleitungen in römischer Zeit? Oder werden derartiger Töpferöfen. In einem ersten Schritt hier verschiedenen Bautechniken deutlich. Zeigt sollte die Rekonstruktion der fehlenden Teile des dies eine Anpassung an Baumaterial und Umge- Ofentyps erfolgen. Anschließend bestand der bung? Lässt sich der Baubetrieb ermitteln? Wurde Wunsch, durch eine Nachbildung Feuerungs- immer exakt nach den Vorgaben gearbeitet? Oder und Brennversuche im Rahmen eines experimen- dort, wo eine Kontrolle nicht mehr möglich war, talarchäologischen Projektes durchzuführen, um schludrig vorgegangen? Gab es schon Termin- verschiedene Hypothesen zu überprüfen. Dafür druck auf der Baustelle? Gab es Unterbrechungen konnte die RGK den Verein „Die Milzener“ e. V. in der Benutzungszeit? (Vierkirchen, Sachsen) und das Vorgeschichtliche Seminar der Philipps-Universität Marburg als Das Erfassen und die Auswertung der vielen be- Partner gewinnen. Im Laufe von derzeit vier Ein- obachteten Details ergibt in der Zusammenarbeit zelprojekten konnte der Ofen rekonstruiert, ge- von verschiedenen Fachleuten Antworten auf vie- baut und mehrfach befeuert werden. Der Vortrag le dieser Fragen. wird den Verlauf und die Erkenntnisse dieses Projektes vorstellen und einen Ausblick für die Fortsetzung der Arbeiten geben. 23
Sie können auch lesen