Vorum vielfalt Die Welt ist nicht schwarz oder weiß.
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Zeitschrift für Raumplanung und P.b.b. 02Z031538 Regionalentwicklung in Vorarlberg Amt der Vlbg. LReg. Nr. 3/2014 18. Jahrgang Landhaus, 6901 Bregenz vorum vielfalt oder weiß. Die Welt ist nicht schwarz
zu diesem vorum Im Gespräch: Landesstatthalter Karlheinz Rüdisser über Vielfalt Krumm statt gerade, herzförmig statt rund, lila statt orange – wo Vielfalt vorkommt, ist sie oft gar nicht erwünscht. Entsprechen etwa Gurke, Kohl und Rübe nicht gewissen Normen, haben sie beim in Vorarlberg Konsumenten keine Chance. Meinen viele. Zum Glück sehen das einige anders und sind offen für die Vielfalt, die aus dem Boden sprießt. Um nicht konformes Gemüse salonfähig beziehungs- weise supermarkttauglich zu machen, nennen es findige Marke- ting-Spezialisten einer Handels- kette vorsichtig „Wunderlinge“. Eine Bezeichnung, die klar macht: Die passen in keine Schublade. Und die klingt, als ob sich jemand fürs Anderssein entschuldigen wollte. Dabei ist Andersartigkeit – insbesondere im Sinne von Naturvielfalt – nicht nur positiv besetzt, sondern Voraussetzung fürs Überleben. Verändern sich äußere Bedingungen, werden jene Herr Landesstatthalter, was bedeutet tionen ändern sich heute viel rascher. Es sollte Individuen einer Art bestehen, die für Sie persönlich „Vielfalt“? uns gelingen, auf diesen Wandel flexibel zu sich anpassen, sagte schon Darwin. Es ist ein Zeichen hoher Qualität einer Gesell- reagieren. Heißt das nun, Vielfalt ist generell schaft oder Region, wenn sie von Vielfalt Zudem sollte ein Austausch zwischen gut? Haben Unternehmen, Gemein- geprägt ist. Vorarlberg ist besonders mit einer verschiedenen Aufgaben, Funktionen und den und Länder Vorteile, wenn landschaftlichen Vielfalt gesegnet. Vorarlberg Lebensbereichen möglich sein. Wir stellen fest, Mitarbeiter oder Einwohner ist aber auch von einer kulturellen Vielfalt dass die extreme Trennung in „Schlafgemein- möglichst unterschiedlich sind? gekennzeichnet und erfährt damit gegenseitige den“ und Gemeinden, die Arbeitsstätten bieten, Inwiefern die Theorie zutrifft Befruchtung. Das Land hat auch in der Wirt- nicht die optimale Form der räumlichen beziehungsweise wie nahe Vielfalt schaft einen enormen Transformationsprozess Gestaltung ist. Es müssen verschiedene Funkti- und Beliebigkeit, Nutzen und durchgemacht, von einer stark einseitig ausge- onen wahrgenommen werden. Dieser Anspruch Konfliktpotenzial beieinander richteten hin zu einer vielfältigen Wirtschafts- endet aber nicht an der Gemeindegrenze. Wir liegen, erklärt der Soziologe Jens struktur. Das ist ein sehr gutes Beispiel für die müssen den Blickwinkel weiter öffnen und Dangschat im vorliegenden vorum. Wirkung von Vielfalt: Wenn man auf mehreren die Vielfalt über die Grenzen der Gemeinden Vielfalt hat aber auch ihre Gren- Standbeinen steht, erhöht sich die Resistenz hinweg definieren. zen, besonders in der räumlichen gegenüber Krisen. Nutzung: Die Funktion von Das Rheintal hat eine polyzentrische Häusern, Siedlungsräumen und Das Stichwort „Vielfalt“ fällt oft im Grundstruktur. Bietet diese Region das „Freiräumen“ ist größtenteils Zusammenhang mit den Bestrebungen, Beste aus Stadt und Land? vorgegeben. Häuser sind zum Siedlungen qualitätsvoll weiter zu entwi- Polyzentrik ist ein interessantes Phänomen. Wohnen oder Arbeiten da, Räume ckeln. Welche Akzente setzt Landesraum- Visuell gesehen haben wir ein Zusammen- zum Essen, Schlafen oder für planung hier in den nächsten Jahren? wachsen der Gemeinden. Wenn man auf dem Besprechungen. Wiesen sind Wir haben uns intensiv mit diesem Thema Gebhardsberg steht und das Rheintal von oben Liegewiesen, Spielwiesen, Hunde- in der Vision Rheintal beschäftigt und „Zehn betrachtet, sieht man eine dichte Agglomeration wiesen oder Wiesen, die man nicht Denkanstöße für eine enkeltaugliche Quar- zwischen Bregenz und Dornbirn. Dieser Sied- betreten darf. Wie weit sollen tiersentwicklung“ festgeschrieben. Ich glaube, lungsraum mit einem größeren Einwohner- Widmung, Planung und Gestaltung dass es in den Möglichkeiten der Quartiers- potenzial als jenes von Innsbruck bietet nahezu gehen, damit Räume oder auch betrachtung noch viel Potential nach oben gibt. städtische Räume. Und trotzdem sind es ganze Städte vielfältige Nutzungen Wir fordern diese zum Beispiel in den Richt- unterschiedliche Gemeinden. Wo die Lebens- zulassen? Antworten darauf und linien der Wohnbauförderung explizit ein: Bei qualität, die persönliche Verankerung, die Anregungen für eigene vielfältige bestimmten Bebauungsdichten ist eine Quar- sozialen Kontakte über Vereine, Schulen, Gedanken finden Sie auf den tiersbetrachtung zwingend durchzuführen. Kindergärten und Ausbildungseinrichtungen folgenden Seiten. Dichtere Baustrukturen stoßen aber nicht gepflegt werden und so zu einem vernünftigen immer auf offene Ohren. Daher ist es entschei- Miteinander führen. Ich bin ein starker Anhän- Das vorum Redaktionsteam dend, die Bevölkerung über geplante Vorhaben ger polyzentrischer Strukturen, wie sie das zu informieren, sie in den Gestaltungsprozess Raumplanungsgesetz definiert. Es schreibt vor, einzubinden und Mitgestaltung zu ermöglichen. dass in allen Landesteilen vergleichbare Lebens- Der Gestaltung des halböffentlichen bedingungen geschaffen werden sollen. Das Raums und der unmittelbaren Umgebung ist eine große Herausforderung, führt aber auch kommt ebenfalls eine wesentliche Bedeutung dazu, dass kein Gebiet in Vorarlberg entsied- zu. Sie ist entscheidend dafür, ob man ein lungsgefährdet ist. Wohnumfeld als attraktiv bezeichnet oder eben nicht, ob Kontakte und Begegnungen ermög- Im Gegensatz zur dichten Struktur im licht werden. Rheintal gibt es in Vorarlberg auch noch unberührte Landschaft, die erhalten Wünschen Sie sich beim Bau von bleiben soll. Wohnanlagen mehr Abwechslung? Ja, es sind nur noch sehr wenige Räume in Wir haben in Vorarlberg ein hohes Maß an ihrer ursprünglichen Art erhalten. Deshalb Baukultur. Es ist jedoch eine ständige Gratwan- sollten wir das Konzept der Weißzonen intensiv derung und nicht jedes Gebäude kann ein verfolgen und sind dabei solche Zonen zu architektonisches Juwel sein. Wir müssen viele definieren. Dieser Aspekt der Raumplanung ist Facetten berücksichtigen: Es muss leistbar, für nachkommende Generationen von großer funktional, gut gestaltet sein. Sicher ist, dass Bedeutung. Wohnräume in Zukunft wesentlich flexibler gestaltet werden müssen. Die Lebenssitua- Danke für das Gespräch. 02 vielfalt
Der Wert der Vielfalt und die Gefahr der Beliebigkeit Vielfalt wird als Voraussetzung für ökonomische Wettbewerbsfähigkeit, soziale Integration und das Überleben des ökologischen Systems Erde angepriesen. Die negativen Aspekte und vor allem die Ambivalenzen werden jedoch meist interessengeleitet unterschlagen. Der Begriff Vielfalt wird sehr häufig dann Die Integration von Ausländern wird positiv auf den Markterfolg des Unternehmens angewendet, wenn befürchtet wird, dass der jedoch eher tabuisiert, letztlich auch, weil auswirkt (Meuser 2013: 168). Erst unter dieser Zusammenhalt in der Gesellschaft brüchig Politiker nicht sicher sind, ob die eigene Einschränkung wird „Vielfalt“ nicht mehr als wird. Damit wird Kohäsion zum Mittel gegen Wählerklientel es gut heißt, wenn Zugewan- ein Problem, sondern als Human Resource ange- die gesellschaftlichen Tendenzen des Auseinan- derte hinsichtlich Bildung, Wohnraum und sehen. Damit ist Vielfalt kein Problem (mehr), derstrebens, die sich folgendermaßen auswirken Sozialtransfers eine besondere oder auch nur sondern sie wird zur Lösung der Herausforde- können: gleichwertige Unterstützung erfahren. Bis heute rungen (gemacht) (Terkessidis 2011). . Die Schere zwischen Armut und Wohlstand wird von manchen Politikern die Zuwanderung nimmt wieder zu, als „Einwanderung in unsere Sozialsysteme“ Skepsis zuletzt . der Altersaufbau verschiebt sich zugunsten diskreditiert. Ein letzter Gedanke: Sprachliche, religiöse der Älteren (greying society), Mit dem Wort Vielfalt wird die schwierige und normative Unterschiede zwischen der . der Anteil an Menschen mit Migrations- Integrations-Debatte vermieden; die Heraus- und „Aufnahmegesellschaft“ und den Zugewander- hintergrund nimmt zu, oftmals Überforderung der Integration fremder ten ist nur eine der trennenden Linien inner- . die Wertvorstellungen differenzieren sich Kulturen, Wertemuster und Verhaltensweisen halb einer vielfältigen Gesellschaft. Für diejeni- aus, was sich in unterschiedlichen sozialen wird kulturell überformt und so „verharmlost“. gen, die den Diskurs politisch korrekt führen, Milieus und Lebensstilen niederschlägt. ist diese Linie nahezu unproblematisch. Wie ist Schließlich überträgt sich die Ausdifferenzie- Zweitens: der unternehmerische es aber mit Vorstellungen über Umweltschutz, rung durch die Wahl des Wohnstandortes Zugang des Diversity Management Kindererziehung, Mobilität, parteipolitischen beziehungsweise die Mobilität in den Raum. Seit den 1990er Jahren hat sich innerhalb Präferenzen und Geschlechterrollen – wollen Damit nimmt auch das Ausmaß der von Branchen der neuen Dienstleistungen wir auch dann von den „Anderen“ lernen? Interessensunterschiede und deren Artikulation ein anderes Verständnis von Diversity Manage- zu, was wiederum dazu führt, dass die Gesell- ment etabliert. In den Bereichen, die stark schaft sozial und räumlich stärker auseinander- auf Kreativität und daraus wachsenden Inno- Dr. Jens S. Dangschat ist Professor für Siedlungs- driftet beziehungsweise es zu neuen Formen vationen setzten, war Vielfalt von Beginn an soziologie und Demographie an der Technischen der Vergemeinschaftung kommt (vgl. Heitmeyer ein wichtiges Kapital. Das Credo lautet: Bringe Universität Wien, Department für Raumentwick- 1997, Dangschat 1999). Darauf wird in zweierlei unterschiedliche Geschlechter, Nationalitäten, lung, Infrastruktur- und Umweltplanung; Leiter Weise reagiert. Lebensentwürfe, Wertvorstellungen, Altersgrup- des Fachbereichs Soziologie. pen und Lebensstile zusammen, unterstütze Erstens: der sozialarbeiterische das „Aufeinanderprallen“ unterschiedlicher Zugang der „Sozialen Stadt“ Sichtweisen, Interpretationen, Wertungen, Mit der Rolle Österreichs als Einwande- Erfahrungen und Routinen und „ernte“ neue rungsland ist die Integration der Zugewander- Ideen, Verfahren, Produkte und Marketing-Bot- ten zu einer der größten sozialpolitischen schaften. Laut der Wirtschaftskammer Öster- Aufgaben der Städte und Gemeinden geworden. reich bringe das Einbeziehen von Vielfalt klare Dabei sind die letzten Jahre zunehmend vom Vorteile für die heimische Wirtschaft (WKÖ Literatur: Übergang von einer reinen Klientelpolitik zu Wien 2013: 1). Dangschat, J.S. (Hrsg.) 1999: Modernisierte Stadt – Gunsten von Interventionen an den Orten Im Gegensatz zum sozialintegrativen Gespaltene Gesellschaft. Ursachen von Armut und geprägt, an denen „problematische“ Haushalte Verständnis der sozialarbeiterischen Stadtpla- sozialer Ausgrenzung. Opladen: Leske + Budrich. wohnen (Quartiersmanagement). Zugewanderte, nung, die mit der vorhandenen Vielfalt vor arme und bildungsferne soziale Gruppen sind Ort „arbeitet“, wird beim betrieblichen Diversity Heitmeyer, Wilhelm (Hrsg.) 1997: Was hält die also die größte Herausforderung für eine Management jedoch nur diejenige Vielfalt Gesellschaft zusammen? Frankfurt am Main: gesellschaftliche Integration. wertgeschätzt, die sich als Humankapital Suhrkamp. Meuser, Michael 2013: Diversity Management – Anerkennung von Vielfalt?. In: L. Pries, (Hrsg.): Zusammenhalt durch Vielfalt? Bindungskräfte der Vergesellschaftung im 21. Jahrhundert, Springer VS Verlag, Wiesbaden: 167-181. Terkessidis, Mark 2011: Integration ist von gestern, „Diversity“ für morgen – Ein Vorschlag für eine gemeinsame Zukunft. In: W.-D. Bukow, G. Heck, E. Schulze & E. Yildiz (Hrsg.): Neue Vielfalt in der urbanen Stadtgesellschaft. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften: 189-206. WKÖ-Wien (Wirtschaftskammer Österreich, Wien) (Hrsg.) 2013: Diversity Management. Ein Leitfaden für die Praxis. Wien: WKO. www.wko. at/Content.Node/Charta-der-Vielfalt/Leitfaden_ Diversity-Management_2011-11-24.pdf, Zugriff am 8.8.2014. 03 vielfalt
Wertvoll ist, was selten ist Die Naturvielfalt zwischen Bodensee und Piz Buin befindet sich im Wandel. Es ist höchste Zeit, die Gefahren zu erkennen und Chancen für eine gute Entwicklung zu nützen. Die weltweit größte Artenvielfalt finden wir in Mitteleu- Im Berggebiet wird so manche Fläche, die einst gemäht ropa. Wirklich? Haben wir nicht gelernt, dass die meisten oder beweidet wurde, heute wieder der natürlichen Pflanzen und Tiere in tropischen Regenwäldern leben? Entwicklung überlassen. Die Landschaft verändert sich Nun, bei großräumiger Betrachtung stimmt dies auch. dadurch – ob positiv oder negativ, liegt im Auge des Zoomen wir aber auf eine Fläche von wenigen Quadrat- Betrachters. metern, dann wachsen in mitteleuropäischen Magerwie- Viele Tourismusbroschüren werben mit Fotos sen mehr unterschiedliche Gräser und Blumen als in der unberührten Gebirgslandschaft. Kleinwalsertal, jedem anderen Lebensraum der Erde. Hochtannberg, Arlberg, Verwall, Silvretta, Rätikon oder Wird die Wiese gedüngt, verschwindet die Blumen- Lechquellengebirge sind Regionen, in denen diese Natur- vielfalt. Bauern, die ihre bunten Magerwiesen heute noch räume manchmal in nächster Nähe zu viel besuchten in traditioneller Weise einmal pro Jahr mähen, erhalten Tourismusdestinationen liegen. Darin liegt auch die ausgesprochen artenreiche Lebensräume – unverzichtbare Bedeutung der weniger erschlossenen Landschaften: Sie Elemente einer attraktiven Kulturlandschaft. sind Ausgleichsräume – Rückzugsgebiete nicht nur für Natürlich ist die landschaftliche Vielfalt Vorarlbergs die Tierwelt, sondern auch für uns Menschen. Erholungs- auch durch die geografische Lage am Nordrand der Alpen suchende und Gäste in den Tourismusorten schätzen bedingt: Auf vergleichsweise kleinem Raum erstreckt die Ruhe dieser Gebiete. sich die Landesfläche über unterschiedlichste geologische Zonen, vom Alpenvorland mit dem Bodensee über die Natur gerät unter Druck Kalkalpen bis zu den kalkfreien Zentralalpen mit dem Der Landschaftswandel hat natürlich längst die hoch über 3.000 Meter hohen Piz Buin im Montafon. gelegenen Regionen erfasst. Kultur- und Naturlandschaf- ten geraten auch im Gebirge zunehmend unter Druck. Im Grenzräume zwischen Natur- und Kulturlandschaft Vergleich zu vergangenen Generationen agieren wir mit Der Großteil der Bevölkerung lebt und arbeitet in moderner Technik scheinbar immer unabhängiger von den Talräumen. Zugleich finden wir hier die produktivs- den naturräumlichen Rahmenbedingungen. Manchmal ten und am intensivsten genutzten Landwirtschaftsflä- scheint es, als gebe es für Bebauungen oder Erschließun- chen. Trotz der vielfältigen, oft auch konträren Nutzungs- gen mit Wegen und Straßen keine natürlichen Grenzen ansprüche sind im Rheintal und im Walgau aber noch mehr. Auch die Freizeitindustrie forciert den Landschafts- erstaunlich großflächige Riedlandschaften erhalten – wandel durch Lifte und Seilbahnen, deren Aus- und herausragende Lebensräume für seltene Pflanzen- und Neubau seit einigen Jahren wieder verstärkt betrieben Tierarten und zugleich stark frequentierte Naherholungs- wird und oft in bislang kaum erschlossene Naturräume gebiete. Konflikte zwischen Nutzung und Bewahrung vordringt. Die Folge dieser Entwicklung ist ein Verlust an bleiben daher nicht aus. Landschaftsvielfalt, eine Nivellierung der Landschaft und Riede mit ihren Streuwiesen sind extensiv genutzte damit unweigerlich ein Verlust an Attraktivität. Moore – Lebensräume, für die Vorarlberg eine besondere Wertvoll ist, was selten ist. Dies gilt für naturnah Verantwortung trägt. Denn hohe Niederschlagsmengen bewirtschaftete Kulturlandschaften gleichermaßen wie sorgen für einen Moorreichtum, der seinesgleichen sucht. für wenig erschlossene Naturlandschaften. Wenn wir das Der hintere Bregenzerwald gilt gar als der moorreichste gesamte Spektrum der für Vorarlberg typischen Natur- Naturraum Österreichs. raumvielfalt erhalten wollen, brauchen wir beides: nicht Und natürlich ist da der Bodensee mit seiner ein- erschlossene Räume und vielfältige, also in traditioneller drucksvollen Uferlandschaft – ein sensibler Naturraum Weise genutzte Landschaften, die zwischen Bodensee und wichtiger Erholungsraum nicht nur für die Bevölke- und Silvretta glücklicherweise noch in unterschiedlichs- rung des Rheintals. ter Ausprägung erhalten sind. Es existieren rechtliche, finanzielle und raumplanerische Instrumente zur Erhal- Vielfältige Nutzung tung dieser naturräumlichen Vielfalt. Jüngstes Beispiel Kurze Distanzen erlauben, ohne großen Aufwand sind die Bemühungen um die Ausweisung nicht erschlos- die landschaftliche Vielfalt Vorarlbergs vom Tal bis ins sener Gebirgsräume, der sogenannten „Weißzonen“. Hochgebirge zu erleben. Besonders attraktiv sind die traditionellen Wiesen- und Weidelandschaften, entstan- Chancen nutzen den durch jahrhunderte- und jahrtausendelange Nutzung. Kaum etwas erfreut Wanderer und Erholungs- In den Mittelgebirgslagen finden wir diese oft eng suchende mehr als eine bunte Blumenwiese. Die Vielfalt verzahnt mit Wäldern und den höher gelegenen Natur- einer Magerwiese symbolisiert im Kleinen, wie wir die räumen, in denen menschliche Aktivitäten zumindest auf Entwicklung im Großen steuern können. Die uns heute den ersten Blick kaum erkennbar sind. Dieses Nebenein- zur Verfügung stehenden Möglichkeiten bedeuten also ander unterschiedlicher Nutzungsformen, mit langen zugleich Chancen und Gefahren. Bleibt die Hoffnung, Grenzlinien durch Waldränder und Ufergehölze, schafft dass wir künftig vor allem die Chancen erkennen. eine äußerst ansprechende Vielfalt. Kein Wunder, dass traditionelle Kulturlandschaften auch aus touristischer Sicht unverzichtbar sind. Mag. Markus Grabher ist Biologe und leitet das Umweltbüro Je höher und steiler das Gelände, desto mehr gehen Grabher (UMG) in Hard. Zu den Schwerpunkten zählen bota- die Kulturlandschaften in Naturlandschaften über. Dabei nische und zoologische Bestandserhebungen, Konzepte für sind die Grenzen fließend. Oft haben sich die Grenzen in Landnutzung, Planung, Beratung, Erstellen von Gutachten den vergangenen Jahrhunderten auch verschoben. und Fotografie. 04 vielfalt
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Freiräume gestalten, als wären sie immer schon da gewesen Anregungen, Empfehlungen und gelungene Beispiele für die vielfältige Gestaltung und Nutzung von Freiflächen, Zwischenräumen und Übergangszonen. An die Wohnumgebung werden zu Recht sehr Das heißt, dass auf mehreren Ebenen für Auch wilde Zonen, dichte Vegetationsbe- hohe Ansprüche gestellt, sie ist ein wichtiger eine solide landschaftsarchitektonische Konzep- reiche, müssen im Siedlungsraum benützbare Teil des alltäglichen Lebens. Das Lebensumfeld tion gesorgt werden muss, die alle Bereiche von Freiräume bleiben. Dazu müssen sie gut erreich- soll angenehm praktisch, gemütlich, anregend privat bis öffentlich abdeckt. bar sein. Ein Mindestmaß an Pflege ist erforder- und gesund sein. Dass zum Wohnen mehr als lich um Gefahren hintanzuhalten. Studien, die eigenen vier Wände gehören, ist aus drei Wildnis oder geplanter Freiraum etwa von der Psychologin Mirilla Bonnes haben Gründen klar. Einerseits beeinflusst die Aus- Die Gestaltung legt dabei fest, wie die außerdem ergeben, dass echte Wildnis für Men- sicht aus den Wohnfenstern das Lebensgefühl Bereiche aussehen und ausgestattet sind. Gut schen nach wie vor bedrohlich ist und gemie- – Vorarlberg bietet eine wunderschöne Land- durchdacht und fachgerecht gestaltet bedeutet den wird. Gerade, weil solche Gebiete eine schaft und Bergkulisse, sieht man die nicht, nicht, dass Erscheinung und Einrichtung starr Ergänzung des Nutzungsspektrums sein sollen, sind jedenfalls ein oder mehrere Bäume nötig. sind und alle Nutzungen feststehen. Der Raum ist diese Erkenntnis zu beachten. Wenige, ein- Andererseits will man sich auch im Freien muss interpretierbar bleiben, er muss sich auch fache Wege, Schneiden von morschen schweren aufhalten. Nicht zuletzt führt der Weg zum verändern können. Das Raumkonzept muss so Ästen, sporadisches Ausschneiden von Teilberei- Haus immer über den Freiraum. tragfähig sein, dass auch für Jahrzehnte, in chen sind dafür ausreichende Maßnahmen. Vielen Vorarlbergerinnen und Vorarlber- denen vielleicht neue Tätigkeiten trendig sind, gern ist das Gefühl wichtig, im Grünen, wenn eine solide Grundstruktur mit großen Bäumen Freiraum als Erholungsgebiet nicht sogar „am Land“ zu wohnen, auch wenn und brauchbarer Topographie vorhanden ist, die Im Stadterweiterungsgebiet auf dem ehe- die Dichte und die Ausdehnung der Siedlungen diese Nutzungen zulässt. Diese beiden Grund- maligen Flughafen Fornebu in Oslo sind diese – zumindest im Rheintal – ebenso wie die faktoren sind schwer veränderbar: Das Gelände Grundsätze vorbildlich umgesetzt. Die Land- Angebote von Kultur und Mobilität und auch korreliert mit der Bebauung, seine Veränderung schaftsarchitektin Tone Lindheim konnte mit das Konsumverhalten einen urbanen Charakter ist sehr kostspielig und aufwändig. Bäume ihrem Büro Bjørbekk & Lindheim einen großen angenommen haben. brauchen Jahrzehnte um ihre Wirkung zu zentralen Park realisieren, in dem freie, offene entfalten, sie sind nicht einfach ersetzbar. Wiesen, gestaltete und naturbelassene Gewässer Behutsam mit der Landschaft umgehen Vorhandene Bäume, Gewässer, Hügel und sowie verschiedene Spielbereiche zur Verfügung Für die Lebensqualität sind Freiräume Hänge erzählen die Geschichte des Ortes, sie stehen. Zwischen den Gebäuden liegen ein- unverzichtbar. Wenn dicht gebaut werden muss, stellen eine Verbindung zwischen dem Alten fach gestaltete Grünräume, die an die privaten ist es besonders wichtig, mit bestehenden und dem Neuen her. Gärten grenzen. Spielwiesen schließen an die landschaftlichen Elementen behutsam umzuge- Wohnsiedlung an und der vorhandene Teich hen, sie möglichst in die Bebauungskonzepte Projekte mit Vorbildwirkung wird von seiner natürlichen Vegetation gesäumt. zu integrieren und ihr Potenzial auszunützen. In der Wohnsiedlung Hardegg in Bern Der Weg führt zu einer direkt am Wasser Landschaftsarchitektonische Konzepte sind hier von 2008 haben die Winterthurer Landschafts- positionierten Plattform und ins anschließende gefragt, die sowohl die Grundform der Land- architekten Rotzler Krebs + Partner den vorhan- Erholungsgebiet. So werden neu geschaffene schaft, das Gelände als auch die Vegetation, denen Bach in den Freiraum so integriert als und vorgefundene Freiraumqualitäten zu einem vielleicht auch den Lebensraum für Tiere mit wäre er immer schon durch diese Wohnsiedlung sehr großen und vielfältigen Freiraumangebot einbeziehen. Diese Eigenheiten unterstreichen geflossen. Sie greifen die Großmaßstäblichkeit vernetzt. den Charakter einer Siedlung, eines Stadtteils. der Umgebung auf, lassen Wiesen und Kies- Der Freiraum muss natürlich den praktischen flächen durch die Siedlung fließen, auf denen Lilli Lička, Professorin und Vorstand des Institutes Anforderungen gerecht werden: Die Wege und sich schön blühende Magerwiesen in Abhängig- für Landschaftsarchitektur der BOKU Wien, Büro Abstellmöglichkeiten für ein- und zweispurige keit der Nutzungsintensität ausbilden. Bei den koselička Landschaftsarchitektur Wien; Forschung Fahrzeuge sollen erkennbar und gut benutzbar Gebäuden ist die Struktur mit Platz und Begeg- und Realisierung: urbane Freiräume, öffentlicher sein. Spiel, Sport, Erholung und Tätigkeiten des nungszone städtischer und verändert ihren Raum, historische Gärten, Wohn- und Bildungs- Haushalts, wie zum Beispiel Wäschetrocknen, Charakter zur Bach- und Kieslandschaft hin. freiräume, Parks sollen im Freien stattfinden können. Zwei Aspekte spielen allerdings eine oft zu geringe Rolle: erstens die gestalterische Konzeption des Freiraumes bis hin zur Fertig- stellung und zweitens die Versorgung mit gemeinsam nutzbaren Räumen bis hin zu den öffentlichen Freiräumen. Dieser zweite Aspekt ist grundlegend, da zunehmende Verdichtung zu immer weniger offener Landschaft führt. Zudem ist der landwirtschaftlich genutzte Raum kein Ersatz für Erholungs- und Spielraum. Hier handelt es sich in der Regel um Privatei- gentum und es treffen sehr verschiedene Nutzungsziele aufeinander. Der Schein trügt also, dass die Siedlung am Rand der Felder besser versorgt ist, als jene nahe dem Stadtpark. Der öffentliche Raum ist als Begegnungsraum notwendig, etwas ältere Kinder und Jugendliche können hier selbstständig agieren. Er ist auch größer und bietet mehr Bewegungsraum als der private Garten oder gar der Balkon. Solche Streifräume sind seit jeher wichtige Entwick- lungsgebiete zum Heranwachsen, die schon Martha Muchow in den 1930er Jahren unter- sucht und eingefordert hat. 06 vielfalt
Gewachsene Vielfalt oder geregelte Einheit? Die Direktorin des Vorarlberger Architektur Institutes (vai), Verena Konrad, im Interview über die Baukultur in Vorarlberg. Frau Konrad, wie viel Vielfalt ist für die Gestaltungsbeiräte in den Gemeinden. Diese die Vorarlberger Baukultur gut? zu stärken und auch vermehrt neue zu gründen, Zunächst: Baukultur und Vielfalt wider- ist ein Schlüssel für mehr Architekturqualität. sprechen sich nicht. Im Gegenteil, Baukultur ist Ein weiterer Schlüssel sind Instrumente wie die geprägt von einem Verständnis, dass Menschen „Quartiersbetrachtung“ und Bürgerbeteiligungs- unterschiedliche Bedürfnisse haben, und dem modelle. Bestreben lebenswerte Räume für Menschen zu schaffen. Vielfalt ist hier ein positiv besetztes Wer trägt letztendlich die Verantwortung? Schlüsselwort. Ist es der Bauherr, ist es der Architekt oder die Gemeinde als Baubehörde? Wie kann in der breiten Bevölkerung ein Die Verantwortung für gute Baukultur Verständnis für Baukultur entstehen? tragen die Bürger. Auch die Gemeindevertreter Wenn sich Baukultur positiv manifestiert sind Bürger, auch die Architekten sind es. Es passiert Folgendes: Bürger denken darüber nach, geht um Wertschätzung und Kommunikation wie sie leben wollen, wie sie öffentliche Räume auf Augenhöhe. Die Bürger und privaten gestalten wollen, wie sie selbst als einzelne Bauherren müssen lernen, sich auf Reflexions- Person, als Familie, als größere Gemeinschaft prozesse bezüglich ihrer eigenen Erwartungs- leben wollen. Aus dem heraus entsteht ein Bild haltungen einzulassen. Die Gemeindevertretun- darüber, wie sich diese Beziehungen in konkre- gen müssen den Mut haben, abseits von ten Räumen niederschlagen könnten. Das ist Wahlperioden zu denken, die Architekten sind sehr theoretisch, aber der Kern der Sache. Denn als Experten mit ihrem Wissen und ihrer aus dieser Reflexion und Haltung treffen wir Erfahrung gefragt. Nichts davon ist einfach. Entscheidungen. Darüber, wie hoch der Garten- zaun wird, wieviel Selbstverwirklichungsspiel- Stichwort „Leistbares Wohnen“: raum wir dem Nachbarn gönnen, wie wir Ist Baukultur eine Frage des Geldes? Fragen des Geschmacks erörtern. Und darüber, Baukultur ist zunächst eine Frage der gabe liegt darin, wie die vielen Anforderungen welche Zonen wir als gemeinschaftliche Haltung. Natürlich kostet die Errichtung und zusammengeführt werden können. Gerade hier definieren. Gestaltung eines Gebäudes, von Plätzen, von können gute Planer zusammen mit bewussten öffentlichen Anlagen auch Geld. Dass von Bauherren sehr viel erreichen. Häufig wird Baukultur als Querschnitts- Architekten geplante Häuser automatisch die thema bezeichnet. Irgendwie sind alle teureren wären, ist nicht richtig. Durch gute Ein Plädoyer für den verdichteten und gleichzeitig niemand so richtig dafür Planung, gezielten Materialeinsatz und Maß- Wohnbau? zuständig: Die öffentliche Hand als schneiderung auf die Bedürfnisse und Wünsche Ein Plädoyer für intensives Nachdenken, Bauherr, die Länder als Verantwortliche des Bauherren können im Bau gute Preis-Leis- wann und wie Verdichtung sinnvoll ist. Andreas für Bau- und Raumordnungsgesetze und tungsverhältnisse erzielt werden und es gehört Binkert hat kürzlich bei einem Vortrag im die Gemeinden als Baubehörde. Wer sollte zum Alltag von Architekten sich an vorgegebe- vai darauf verwiesen, dass es keine optimale Ihrer Meinung nach sinnvollerweise die nen Budgets zu orientieren. Verdichtung gibt und Verdichtung viel komple- Fäden ziehen? xer ist, als wir das im Moment denken können. Niemand sollte die Fäden ziehen! Das Aber die Entscheidung zwischen dem Wofür ich wirklich plädiere ist ein vermehrter Ziehen von Fäden setzt eine übergeordnete leistbaren Fertigteilhaus und dem vom Einsatz der „Quartiersbetrachtung“ mit ihren Instanz voraus, wir gehen aber von einem Architekten geplanten Einfamilienhaus „10 Denkanstößen für eine enkeltaugliche demokratischen Prinzip aus. Kultur und damit ist für viele eine Frage der finanziellen Quartiersentwicklung“. In dieser Zusammenfas- auch Baukultur ist ein Prozess – es ist die Form, Möglichkeiten. sung durch Vision Rheintal wurden bereits vor in der wir Auseinandersetzungen führen. Wie Wenn wir von Leistbarkeit reden, ist zwei Jahren alle Faktoren genannt, die wir bei jedem kulturellen Prozess verändern sich das Einfamilienhaus kein wirklich gutes dabei bedenken sollten: den Bestand achten, auch hier ständig die Rollen. Es gibt Kräfte, die Beispiel. Es wundert mich, mit welcher Selbst- auf Alltagstauglichkeit schauen und die Men- sich mehr durchsetzen und andere weniger. Es verständlichkeit in Vorarlberg das Einfamilien- schen in ihren sich wandelnden Bedürfnissen geht eben um das Ausverhandeln von Positio- haus oft als absolutes Ziel gilt. Ich kenne wahrnehmen und involvieren, flexible Wohn- nen und um Inhalte. international keine vergleichbare Situation und formen forcieren, Ressourcen schonen, Syner- insgesamt geht es uns in Vorarlberg sehr gut. gien fördern – um nur einige zu nennen. Braucht es Gesetze für eine gute Natürlich ist es registrierbar, dass sich die Baukultur? Kostenschere in den letzten Jahren in vielen Danke für das Gespräch. Gesetze und Richtlinien bilden den Bereichen deutlicher zeigt. Bei Großprojekten Rahmen, in dem wir uns bewegen. Ich sehe das wie der Errichtung des eigenen Heimes wird Bemühen der politischen Vertreter und der das für den einzelnen Bauherren schnell Landesbediensteten, sich mit allen Akteuren spürbar. Dennoch gehen viele Bauherren auch auseinanderzusetzen und sowohl in der Legisla- von unrealistischen Wunschvorstellungen und tive als auch bei den Richtlinien und Förder- unreflektierten Erwartungshaltungen aus. maßnahmen permanent nach Verbesserungs- Bestimmte Materialien, bestimmte Wohnfor- möglichkeiten zu suchen. Auch das ist im men, der Einsatz bestimmter Technologien Übrigen ein Zeichen für gute Baukultur, die kosten einfach mehr als andere. Mit der Hilfe ja nicht nur über das realisierte Bauprojekt von Architekten kann geklärt werden, was sichtbar wird. Wir haben in diesem Zusammen- machbar und sinnvoll ist – auf lange Zeit. Wo hang die Bauwirtschaft noch nicht angespro- der Kostenfaktor eine wirklich entscheidende chen. Auch von dieser Seite gehen Impulse aus, Rolle spielt, ist der qualitätsvolle Wohnbau. Dokument zum Download unter: die die Baukultur in Vorarlberg ganz wesentlich Gerade dort brauchen wir aber auch dringend www.vision-rheintal.at/fileadmin/VRuploads/ mitbestimmen. Wichtig sind mir besonders wieder mehr Architekturqualität. Die Denkauf- PDF/Das_Quartier_der_Zukunft/broschuere.pdf 07 vielfalt
Die Stadt der Zukunft: Freiheit statt Regulierung Moderne Städte sind oft bis auf den letzten Quadratmeter durchgeplant. Die Funktion von Räumen ist genau festgelegt. Der amerikanische Soziologe Richard Sennett liefert einen Gegenentwurf zur Überregulierung der Städteplanung: Das Open City-Modell soll Städte wieder zu einem offenen System machen, das Raum für Unvorhergesehenes, Veränderungen, Dialoge, Improvisation und damit Vielfalt bietet. In verschiedenen Bereichen der Wirtschaft und verbunden mit der Bereitschaft der Menschen, Integration. Im Gleichgewicht befindliche Umwelt ist der Begriff Nachhaltigkeit längst für ihre Siedlung oder Stadt Verantwortung zu Systeme funktionieren frei nach dem Motto: allgegenwärtig. Seit einiger Zeit wird zudem übernehmen. Öffentliche Instanzen können Was nicht ist, darf auch nicht sein. Integration der Ruf nach sozialer Nachhaltigkeit laut. Eine diese Verantwortung heute nicht mehr alleine bezeichnet hier die Anpassung der Minderheiten genaue Definition dieses Terminus gibt es tragen. Vielmehr ist ein Zusammenspiel von an die Masse. Statt Unterschiedlichkeit wird bislang nicht. Nicht weil es zu wenige Ansätze staatlichen, privaten und gesellschaftlichen Angleichung vorgeschrieben. gibt, sondern zu viele. Als kleinster gemein- Akteuren notwendig. Bei einigen Leuchtturm- Die Zeichen der langjährigen Überregulie- samer Nenner sozialer Nachhaltigkeitskriterien projekten gelingt dieser Dreiklang bereits. rung sind inzwischen vielerorts sichtbar: Fast in könnten Normen der Menschenrechtserklärung jeder Stadt stehen Gebäude, die scheinbar in oder der Verfassung definiert werden. Sollte Überdeterminierte, geschlossene Städte einer vergangenen Zeit „eingefroren“ sind. Eine es einen allgemeinen Konsens über gemeinsame Dem amerikanischen Soziologen Richard exakt definierte Form-Funktion macht Verände- Werte in der Gesellschaft geben, dann wären sie Sennett zufolge wird das Gros unserer Städte rungen der Nutzung zu einem späteren Zeit- wohl in der Justiz und Politik zu finden, mut- heute von öffentlichen Institutionen überregu- punkt kaum möglich. Statt hohe, oft unrentable maßt die Wissenschaft. liert. Dies zeigt sich beispielsweise an strengen Investitionen zu tätigen, verlassen die Bewoh- Auch im gehobenen Wohnungs- und Formalien, Bürokratisierung und übervorsichti- ner die Gebäude: Sie stehen leer und verfallen. Siedlungsbau spielt soziale Nachhaltigkeit gen Regelungen. Weitere Charakteristika seines Die durchschnittliche Lebensdauer eines bereits eine bedeutende Rolle. Sie ist eng geschlossenen Systems sind Gleichgewicht und öffentlichen Gebäudes in Großbritannien liegt 08 vielfalt
derzeit bei vierzig, die eines neuen Wolkenkrat- zers in New York bei fünfunddreißig Jahren. Die Stadt der Zukunft bietet Freiräume Damit in unsere Städte in Zukunft wieder Vielfalt und Freiheit Einzug halten, müssen wir sie Sennett zufolge in offene Systeme umwan- deln. Das von ihm entwickelte Open City- Modell soll in der Stadt wieder Raum für Zufallsereignisse, mutierende Formen, Improvi- sation und spontane Dialoge schaffen. Das Modell orientiert sich an den Naturwissenschaf- ten, besonders an der Evolution. Als ein wichtiges Planungselement einer offenen Stadt nennt er „mehrdeutige Randzo- nen“. Dadurch soll der Austausch zwischen den Menschen gefördert werden. Grenzen statt Begrenzung Sennett trifft eine Unterscheidung zwi- schen Grenzen und Begrenzungen. Als Begren- zung bezeichnet er eine Randzone, in der Dinge enden. Eine Wand, die undurchlässig ist und Blockaden bildet. Eine Grenze hingegen nennt er eine Randzone, in der sich verschiedene Gruppen gegenseitig beeinflussen. Heute finden sich in Städten überwiegend Begrenzungen: Durch Verkehrslegung, Straßen und Mauern wurden Wände geschaffen, die Zonen für Arbeit, Familie, Handel und Öffent- lichkeit bilden. Die Zerstückelung hat zur Folge, dass der Austausch zwischen ethnologischen und gesellschaftlichen Schichten reduziert wird. Unvollständige Form Als weiteres Charakteristika eines offenen Systems nennt Sennett die „unvollständige Form“. Damit die Architektur „mit der Zeit atmen“ kann, darf die Nutzung des Gebäudes nicht präzise bestimmt werden. Form und Funktion müssen möglichst getrennt voneinan- der sein. In der Praxis ist eine vage Form oft eine große Herausforderung. Neue, große Gebäude verfügen meist über eine komplexe Infrastruktur für Beleuchtung, Heizung und Elektrizität, die sich nur mit großem Aufwand verändern lässt. Ungelöste Erzählung Als drittes Gestaltungselement definiert Sennett die „ungelöste Erzählung“. Viele konventionelle Planer versuchten bereits beim Projektstart, die Situation nach der Fertigstel- lung zu vergegenwärtigen. Die Situation soll planbar und kalkulierbar sein. In England verlangen baurechtliche sei die Entdeckung. Also die Freiheit, Unerwar- Bestimmungen bei der Planung eine Spezifizie- tetes zu erleben und zugleich Abweichungen rung bis ins kleinste Detail. Selbst die Breite und Vielfalt zuzulassen. und Höhe des Gehwegs wird vorab festgelegt. Überraschende Erkenntnisse bei der Umsetzung „Guten TAG Innsbruck“ gelten als Störfaktor. Sennett vergleicht diese Der Wunsch der Menschen ihre Stadt Vorgehensweise mit einem „schlechten Roman, mitzugestalten und zu entdecken, zeigt sich dessen Ausgang der Geschichte schon zu Beginn zunehmend im Alltag. „Guten TAG Innsbruck“, fest steht.“ Die Aufgabe eines guten Autors eine Plattform zu Förderung urbaner Interaktio- bestehe darin, den Prozess der Erkundung der nen, hat kürzlich den gleichnamigen Wett- Geschichte zu gestalten. Wichtiger als Klarheit bewerb „Guten TAG Innsbruck“ zur Förderung urbaner Interaktion ausgerufen. Stadtinteres- sierte wurden dazu eingeladen, brachliegende Flächen und monofunktional genutzte Flächen Quellennachweise: zu entdecken, neu zu denken und ihre Poten- ziale als Schauplätze urbaner Aktivitäten aufzu- Richard Sennett, Open City zeigen. Mit ihrem Projekt „toSeesaw“ trugen Festrede anlässlich der Eröffnung des Präsen- die drei Teilnehmerinnen Luzia Dieringer, Birgit tationsjahres der Internationalen Bauausstellung Hackel und Marianne Lercher zu einem bunte- Hamburg am 23. März 2013 im Bürgerhaus ren, vielfältigeren Stadtbild bei: An verschiede- Wilhemsburg nen, ungenutzten Orten hängten sie Schaukeln auf. Das Schaukeln sollte einerseits zu uner- Hans Peter Hongler und Markus Kunz warteter Interaktion und Kommunikation Inputreferat „Soziale Nachhaltigkeit zwischen führen. Anderseits ist das Schaukeln ein klarer Utopie und standardisierten Vorgaben – eine Appell, einmal „zu schaukeln“, die Perspektive Auslegeordnung zur aktuellen Fachdiskussion“, zu wechseln und sich Raum anzueignen. Tagung „Vom Mehrwert sozialer Nachhaltigkeit“ Wörtlich und metaphorisch. vom 14. März 2014 in Zürich 09 vielfalt
Glaubensräume Über Sakralbauten und Kultstätten, Religionen und Minderheiten in Vorarlberg gibt es Statistiken und historische Daten. Deren Bedeutung ist aber gering, wenn man jene Orte besucht, an denen Menschen ihre Religion leben. Dort hat der Glaube Raum und wird spürbar. Über 39.000 Muslime leben heute in Vorarlberg. Einen islamischen Friedhof gibt es jedoch erst seit 2012. Auf dem Jüdischen Friedhof in Hohenems gibt es an die 500 Gräber. Das Grundstück wurde der jüdischen Gemeinde bereits im Jahr 1617 zugesprochen. Dreißig Jahre zogen ins Land bis eine Kapelle in Andelsbuch als Zeichen für ein Versprechen erbaut wurde. Manchmal müssen die Gläubigen um diese Orte „kämpfen“, manchmal sind sie Orte der Zuflucht. Immer sind sie ein Stück Heimat und Identität. Ein Stück Heimat Islamischer Friedhof, Altach Rostrote Mauern fassen Gräberfelder, die nach dauerhafte Infrastruktur für ihre Religion ein. von der konfessionellen Ausrichtung – als Mekka ausgerichtet sind. Ein für die Verabschie- Der Ruf nach einem Islamischen Friedhof war der erste Garten. „Als eigentlicher Urgarten dung der Verstorbenen überdachter Raum öffnet also nur eine Frage der Zeit. 2003 gründeten zeichnet er sich durch die Kultivierung seiner sich zum Innenhof. Das Sternornament aus schließlich islamische Gemeinschaften und Erde und durch seine klar definierte Fläche Holzstabwerk begleitet den Weg zum Andachts- Vereine eine Initiative. In einem langen und aus. Beim Anlegen eines Gartens wird erstmals raum. Dort zeigt die Installation von Azra sorgfältigen Prozess wurde eine für Vorarlberg ein Stück Land eingegrenzt und gegen die Akšamija die Gebetsrichtung nach Mekka an. geeignete Lösung gefunden. Wildnis deutlich abgegrenzt“, beschreibt Bader. Der Islamische Friedhof in Altach ist ein Stück Der mit der Planung und Umsetzung So fasst auch in Altach ein Geflecht Heimatgefühl für Muslime in Vorarlberg. beauftragte Architekt Bernardo Bader hat den aus Mauerscheiben die Gräberbereiche und Ein Jahr nach seiner Eröffnung erhielt Ansprüchen der islamischen Religion sensibel den baulichen Anlagenteil ein. Die Gräberfel- der Islamische Friedhof den renommierten Aga Raum gegeben. Unterstützt wurde er von der sind fingerförmig angelegt und ermögli- Khan Award 2013. Dieser internationale Archi- einer Arbeitsgruppe und Imamen islamischer chen eine etappenweise Belegung. Sie betten tekturpreis zeichnet nicht allein Meisterwerke Gemeinschaften. Bader fand für seinen Ent- den Friedhof in den unberührten auenartigen der Architektur aus, sondern insbesondere wurf Inspiration in Gartenanlagen, denn der Landschaftsraum ein, schlicht und ohne Bauten, die zur Verbesserung der allgemeinen Friedhof gilt kulturgeschichtlich – unabhängig große Symbolik. Lebensqualität beitragen. In der offiziellen Mitteilung der Jury hieß es: „Während der Friedhof den spirituellen Pluralismus betont, ist er zugleich letzte Ruhestätte einer Minorität in einer dominanten Gesellschaft.“ Zwei Dinge sind für eine islamische Bestattung von religiöser Bedeutung: Die Ausrichtung des Grabes nach Mekka sowie das Ruhen der Toten in der Gemeinschaft von Muslimen. Bis zum Jahr 2012 überführten in Vorarlberg die meisten muslimischen Familien ihre Verstorbenen in ihr Herkunftsland. Denn es existierte kein muslimisches Gräberfeld auf einem kommunalen Friedhof. Heute leben rund 39.000 Muslime in Vorarlberg, das entspricht gut zehn Prozent der Gesamtbevölkerung. Viele der Gastarbeiterinnen und Gastarbeiter, die in den sechziger Jahren nach Vorarlberg kamen, sind jetzt im Pensions- alter. Ihre Kinder und Enkelkinder sind meist in Österreich geboren und setzen sich für eine 10 vielfalt
Raum für ein altes Versprechen Kapelle Alpe Vordere Niedere, Andelsbuch Am äußersten Rand eines sanften Berghügels Die dem heiligen Theodul gewidmete über dem Altar besteht aus fünf Lochbohrun- – dort, wo sich die Paragleiter in die Tiefe Bergkapelle ist Zeichen für ein gehaltenes Ver- gen, die mit blauem Glas gefüllt sind. stürzen – steht die Kapelle Alpe Vordere Niedere sprechen seitens der Bauherren – der Familie Das Fichtenholz für die Stiftungskapelle in Andelsbuch. An der Grenze vom kultivierten Feuerstein aus Andelsbuch. Diese hatten schlug der Bauherr im eigenen Wald. Die Alpland zum natürlichen Gelände ruht sie auf persönliche Schicksale überwunden und Steine für das Fundament sammelte die ihrem Fundament aus Stein. schließlich im Jahr 2008 aus Dankbarkeit die Familie auf der Alpfläche. Insgesamt stecken In seiner Form ist der gestrickte Holzbau Kapelle errichten lassen. viel Eigenleistung und Hilfe von Freunden und einfach, fast so als hätte ein Kind ein Haus Boden, Wände und Dachflächen der Familie in der Kapelle. Alles wurde händisch gezeichnet: ein spitzes Dach, vier Wände, keine Kapelle bestehen aus vertikal gestricktem und ohne Kran errichtet. Diesen ideellen Fenster. Und dennoch strahlt diese „heilige Fichtenholz. Alles ist außen und innen sicht- Zugang teilte auch Architekt Andreas Cukro- Scheune“ einen spürbaren Stolz aus. Sprichwört- bar, es gibt keine Verkleidung. Als einzige wicz. Für seinen Entwurf erhielt er „nur“ drei lich thront sie vor der Bergkulisse mit Blick bis Lichtquelle dient ein Glasschlitz. Entlang der Laib Käse von der Sennerei des Bauherren zum Bodensee und erzählt gleichzeitig eine stirnseitigen Altarwand ersetzt er zwei verti- und verzichtete auf ein Honorar. Geschichte von Dankbarkeit und Demut. kale Holzelemente. Das griechische Kreuz Haus des Lebens Jüdischer Friedhof, Hohenems „Beit haChaim“, Haus des Lebens, ist die einem Ausstellungskatalog des Jüdischen heute ein Symbol für die Integration der hebräische Bezeichnung für einen Friedhof. Museums Hohenems veröffentlicht wurde. jüdischen Gemeinde in die bürgerliche Gesell- Der jüdische Friedhof in Hohenems ist Zeugnis Die ältesten Grabsteine aus dem 18. schaft und der Rezeption derer Werte, Inhalte davon, wie vielfältig das Leben ist. Er ist der Jahrhundert am jüdischen Friedhof in Hohe- und Symbole. letzte Ort im heutigen Vorarlberg, an dem noch nems unterscheiden sich in der Gestaltung 1938 wurde der Friedhof von der national- jüdisches Ritual gelebt wird und er spiegelt kaum voneinander. Bis in die Neuzeit war eine sozialistischen Gemeindeverwaltung beschlag- die Geschichte der jüdischen Gemeinde ein- soziale Schichtung der jüdischen Gemeinde nahmt und in der Folge „arisiert“. Im Herbst drucksvoll wieder. quasi nicht vorhanden. Erst mit Beginn des desselben Jahres kam es zu Friedhofsschändun- Der jüdische Friedhof in Hohenems ist so 19. Jahrhunderts dienten die Steine immer mehr gen. Nach dem Krieg wurde der Friedhof an alt wie die erste Ansiedlung von Juden im Jahr der Repräsentation der Verstorbenen als Indivi- die Kulturgemeinde in Innsbruck rückgestellt. 1617. Graf Caspar von Hohenems wies den duum und ihrer sozialen Stellung. Die verwen- Seit 1967 ist er denkmalgeschützt. Heute ist der jüdischen Familien für die Anlage eines Fried- deten Materialien, die Typen und Formen Friedhof im Besitz eines Schweizer Vereins, hofes ein Stück Land im „Schwebel“ zu. Dieser wurden vielfältiger. Damit sind die Grabsteine der sich um die Erhaltung kümmert. Abhang südlich des alten Dorfkerns ist nach den dort vorkommenden Schwefelquellen benannt. Insgesamt liegen rund 500 Gräber auf dem Friedhof. Viele der alten Grabsteine sind im steilen und feuchten Waldboden versunken. Nur 370 sind erhalten, die ältesten Steine sind aus dem 18. Jahrhundert. Nach der jüdischen Tradition geht das Stück Erdreich, in dem ein Verstorbener begraben wird, in sein Eigentum über. Frei gewordene Grabplätze werden daher nicht mehr neu belegt. Diese Unauflösbarkeit macht jüdische Friedhöfe zu bedeutenden kulturhistorischen Zeugnissen. „Friedhöfe sind nicht nur Ruhestätten für die Toten und Orte des Gedenkens, sie können auch als komplexe Zeichensysteme, die nach bestimmten Regeln angelegt und kodiert sind, gelesen werden. In ihrer Anlage, in den Grab- steinformen und Symbolen spiegeln sich religiöse, soziale und politische Entwicklungen einer Gemeinde wider“, heißt es in einem Beitrag von Fotograf Arno Gisinger, der 1992 in 11 vielfalt
Was ist Vielfalt? Der Naturforscher Charles Darwin setzte Vielfalt mit Biodiversität gleich und bezeichnete damit die Strategie einer Tier- oder Pflanzenart auf Dauer bestehen zu können. Wofür steht Vielfalt noch? Verschiedene Sichtweisen von Menschen von heute. „Vielfalt ist mehr als eine theoretische Wort- spielerei für mich. Vielfalt ist der zentrale Kern einer erfolgreichen Landwirtschaft. Wir setzen beispielsweise bei der Aussaat auf eine Vielfalt der Sorten, um das Risiko von Ernte- ausfällen zu verteilen. Als Gegenteil von Einfalt ist Vielfalt ohnehin ein Naturprinzip.“ Simon Vetter „Vielfalt ist dort möglich, wo es eine Gleich- Vetterhof wertigkeit und Chancengleichheit auf Basis des Respekts gegenüber Differenzen gibt. „Vielfalt ist ein wesentliches Merkmal des Das betrifft Geschlechter- und Migrationsfragen Lebens. Ich genieße die Unterschiedlichkeit gleichermaßen.“ der Menschen, die mich umgeben. Vielfalt ist inspirierend, herausfordernd und gibt dem Stefanie Pitscheider-Soraperra Leben erst seine Weite.“ Geschäftsführerin Frauenmuseum Hittisau Andreas Bartl, Lebenshilfe Vorarlberg „Vielfalt zeigt sich für mich vor allem in der „Vielfalt ist eine der größten Herausforderungen Natur. In der Unterschiedlichkeit der Tiere und und eine der größten Chancen unserer Zeit. der Pflanzen. Die Vielfalt macht das Leben Vielfalt birgt die unterschiedlichsten Meinun- bunter, spannender – und die Welt insgesamt gen, Einstellungen und Wahrnehmungen. Sie überlebensfähiger.“ bedingt ein hohes Maß an Komplexität. Wenn wir einen aktiven und konstruktiven Andrea Mitterer Umgang damit finden, dann kann Vielfalt das Hundeführerin der Österreichischen Rettungshunde Fundament für die Nachhaltigkeit und Krisen- und Hundetrainerin bei Hunde Ein mal Eins „Vielfalt – das sind für mich die vielen unter- festigkeit unseres Lebensraumes sein.“ schiedlichen Menschen in unserer Gemeinde, mit denen ich täglich zu tun habe. Meinungen, Christoph Kirchengast Lebenswelten, Sprachen, Altersgruppen und Regio-Manager Vorderland-Feldkirch Themen, die Menschen beschäftigen. Ich mag es, von dieser Vielfalt herausgefordert zu werden, meinen Standpunkt zu vertreten, ihn auch zu verlassen, Neues kennenzulernen und gemeinsam für uns eine Lösung zu finden. Für mich ist diese Vielfalt Voraussetzung für ein großes Ganzes – wie ein Garten, der erst durch seine Buntheit zu einem echten Garten wird – und was noch wichtiger ist: funktionieren und überleben kann.“ „Ich gehe gerne in die Natur. Deshalb erweckt das Wort Vielfalt in mir vor allem ein Staunen Angelika Moosbrugger und Demut gegenüber der Schöpfung. Vielfalt Vizebürgermeisterin Marktgemeinde Wolfurt „Vielfalt ist meiner Meinung nach wesentlich, macht das Leben bunt und spannend, auch damit Gemeinschaften gelingen können. in Bezug auf uns Menschen.“ Das gilt für Pflanzengemeinschaften, etwa eine vielfältige Wiese, ebenso wie für Gemeinschaf- Angelika Hagspiel „In erster Linie bedeutet Vielfalt Bereicherung. ten von Menschen. Unterschiedliche Ansichten, Geschäftsführerin Vorarlberger Tagesmütter Vielfalt ist aber auch Herausforderung, die Wertvorstellungen, Fähigkeiten und Herange- Zusammenarbeit und Auseinandersetzung hensweisen einzelner Menschen sind eine verlangt und dadurch zur gegenseitigen Bereicherung, deren Potenzial in Gemeinschaft Befruchtung führen kann. Somit ist Vielfalt erfahrbar wird und das sich in der Begegnung „Vielfalt ist Toleranz, Reichtum, Abwechslung. Leben und Leben Vielfalt.“ und im Austausch entfalten kann. Vielfalt ist individuell und trotzdem kollektiv.“ Christina Porod Ruth Moser Stefan Mayer Redakteurin Kulturzeitschrift Managerin Biosphärenpark Großes Walsertal Geschäftsführer Steinwerk Andelsbuch Fotonachweis Titel: UMG / S 01: UMG / S 02: Land Vorarlberg / S 03: Dietmar Mathis / S 05: UMG / S 06: Lilli Lička / S 07: Darko Todorovic / S 08-09: Luzia Dieringer / S 10: Marc Lins / S 11 oben links: Andreas Cukrowicz, oben rechts: Hanspeter Schiess / unten: Arno Gisinger / S 11 unten: Dietmar Walser Medieninhaber und Herausgeber Amt der Vorarlberger Landesregierung, Abt. Raumplanung und Baurecht, 6900 Bregenz, www.vorarlberg.at/gemeindeentwicklung Erscheinungsweise viermal jährlich Auflage 7.100 Stück Für den Inhalt verantwortlich Dr. Raimund Fend Projektleitung Heiko Moosbrugger; heiko.moosbrugger@vorarlberg.at Redaktionsleitung Daniela Kaulfus, Pzwei. Pressearbeit. Sofern nicht anders angegeben, wurde alle Texte von Pzwei. Pressearbeit verfasst. Redaktionsteam Dr. Raimund Fend, Dr. Sabine Miessgang, Mag. Stefan Obkircher Gestaltung Richard Steiner, Gerhard Wolf, Hard Lektorat Pzwei. Pressearbeit Druck Thurnher, Rankweil. Offenlegung gemäß § 52 Mediengesetz ist auf www.vorarlberg.at/gemeindeentwicklung veröffentlicht. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben ausschließlich die Meinung des Autors wieder, die sich nicht mit der des Herausgebers oder der Redaktion decken muss. Zugunsten der Lesbarkeit wird, wenn von den Autorinnen und Autoren nicht anders vorgesehen, von geschlechtsspezifischen Endungen abgesehen. Ein kostenloses Abonnement der Zeitschrift vorum kann angefordert werden bei: E-Mail: raumplanung@vorarlberg.at; T +43 (0) 5574/511-27105
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