Fest der Rekorde - FIFA.com

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Fest der Rekorde - FIFA.com
NR. 27/2015, 10. JULI 2015                                                                                           DEUTSCHE AUSGABE

                                  Fédération Internationale de Football Association – Seit 1904

                                                                                              Kanada 2015

                                                                         Fest der
                                                                         Rekorde

                             COPA AMÉRICA                    CARLI LLOYD                          SEPP BLATTER
                             GASTGEBER CHILE                  LERNEN AUS                           DIE FIFA STEHT
                               IM TRIUMPH                   SCHWEREN ZEITEN                        AUF DEM SPIEL
                                                                                                              W W W.FIFA.COM/ THEWEEKLY
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               K anada 2015                                                               Nord- und Mittel-                       Südamerika
               Mit dem traditionsreichen Finale USA - Japan ist                           amerika                                 10 Mitglieder
               die Frauen-WM in Kanada zu Ende gegangen                                   35 Mitglieder                           www.conmebol.com
               – mit dem besseren Ausgang für die US-Girls.                               www.concacaf.com
               Sie gewannen ihren dritten WM-Titel und
               sicherten sich so einen Eintrag in die
               ­Geschichtsbücher. Ein Rückblick auf vier Wochen
                ­hochklassigen Fussball und ein Turnier, das
                 alle Rekorde brach.

        14     	Schweden
                 Im letzten Spiel der Hinrunde der schwedischen
                 Allsvenskan kommt es zum Showdown zwischen
                 IFK Göteborg und IFK Norrköping, dem Leader
                 und dem Verfolger.

        17     	Miguel Estrada
                 Bei der Beachsoccer-WM in Portugal will der
                 mexikanische Torhüter Grosses erreichen.
                 “Ich will in die Geschichte des Beachsoccers
                 eingehen”, sagt der 32-Jährige.

       23       	 S epp Blatter
                   Der FIFA-Präsident nimmt vor der Sitzung
                                                                                                                                  30  Carli Lloyd
                                                                                                                                  Die US-Kapitänin führte ihr
                   des Exekutivkomitees am 20. Juli dessen                                                                        Team zum WM-Titel und
                   ­Mitglieder in die Pflicht und sagt: “Auf dem Spiel                                                            sagt: “Es mutet surreal an.”
                    steht die FIFA – nicht mehr und nicht weniger.”

                              Fest der Rekorde
                              Unser Umschlag zeigt die zum
                                                                               24  Copa América
                                                                               In der 99-jährigen Geschichte des Turniers
                              dritten Mal bei einer WM                         hat es Gastgeber Chile erstmals geschafft,
                              triumphierenden US-Girls –
                                                                               den Titel zu erringen.
                              das ist Rekord.

                              Franck Fife / AFP (Bild)

                      The-FIFA-Weekly-App
                                                                                                                                                                 Getty Images (4)

                      The FIFA Weekly, das Magazin der FIFA,
                      erscheint jeden Freitag in vier Sprachen und
                      ist auch auf Smartphone und Tablet kostenlos       Beach-Soccer-Weltmeisterschaft            U17-Weltmeisterschaft
                      verfügbar. http://de.fifa.com/mobile               9. – 19. Juli 2015, Portugal              17. Oktober – 8. November 2015, Chile

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              Europa          Afrika                                  Asien                             Ozeanien
              54 Mitglieder   54 Mitglieder                           46 Mitglieder                     11 Mitglieder
              www.uefa.com    www.cafonline.com                       www.the-afc.com                   www.oceaniafootball.com

                                      15  Republik Korea
                                      Brasilianer mischen die K League auf.
                                      Beim Spitzenreiter Jeonbuk haben sie
                                      massgeblichen Anteil am Erfolg.
                                      (Im Bild: Leonardo Rodriguez Pereira)

37  Babak Rafati
Der deutsche Spitzen-
schiedsrichter wollte sich
vor einem Bundesligaspiel
das Leben nehmen.

                                                                                                          T H E F I FA W E E K LY   3
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UNCOVERED

                          Weltmeisterlicher Empfang
                          D
                              ie US-Girls haben es geschafft. Gegen Japan errangen sie in einem unterhaltsamen
                              Finale den Weltmeistertitel. Gefeiert haben sie ihn natürlich bereits in Kanada. Doch
                              auch wenn man die Feste feiern soll, wie sie fallen: Grosse Erfolge lassen sich doch
                           am allerbesten zu Hause zelebrieren.
                              Angekommen in Los Angeles, wurden die Weltmeisterinnen einen Tag nach dem
                          Endspiel zunächst von Feuerwehrleuten auf der Landebahn begrüsst, bevor sie sich im
                          Hotel ausruhten. Geweckt von den Fangesängen der Leute, die schon seit dem Morgen-
                          grauen die Strassen säumten, starteten sie ihren Triumphzug. Zehntausende jubelten
                          ihren Champions zu. “Es tut so gut, wieder zu Hause zu sein!”, rief Torhüterin Hope Solo
                          in die Menge. Und Carli Lloyd, die im Anschluss an ihre drei Tore im Finale mit dem
                          Goldenen Ball als beste Spielerin der WM ausgezeichnet worden war, strahlte: “Es ist ein
                          unglaublicher Moment!”
                              Und doch hatte eines der US-Girls Tränen in den Augen: Lauren Holiday, auch sie
                          Torschützin im Finale, kündigte ihren Rücktritt aus dem Nationalteam an. “Das sind
                          aber keine Tränen der Trauer, ich bin glücklich. Mein Ziel war es, eine nationale
                          ­Meisterschaft und eine Weltmeisterschaft zu gewinnen. Das habe ich geschafft. Ich habe
                           mich die letzten zehn Jahre für dieses Team entschieden, nun ist die Zeit gekommen,
Mario Wagner / 2Agenten

                           um mich für meine Familie zu entscheiden.” Å

                                                                                                    Sarah Steiner

                                                                                                                      T H E F I FA W E E K LY   5
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Das grosse
Spektakel

US-Teamstützen
Kapitänin Carli Lloyd (l.)
und Hope Solo feiern den
WM-Titel im B.C. Place
Stadium zu Vancouver.

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Ein Turnier der Rekorde ist
zu Ende gegangen. Wir blicken
­zurück auf den hochklassigen
 Wettbewerb Kanada 2015,
 an dem die USA als erstes Team
 überhaupt ihren dritten WM-Titel
 erringen konnten.

F
           ast auf den Tag genau ein Jahr ist es nun schon her, dass
           die Männer-WM in Rio de Janeiro mit dem dramatischen
           Endspiel zwischen Argentinien und Deutschland (0:1 n.V.)
           ihren Höhepunkt fand. Die Parallelen zwischen jenem
           ­brasilianischen und dem kanadischen Turnier der Frauen,
            das vor ein paar Tagen mit dem 5:2-Sieg der US-Amerika-
            nerinnen um Carli Lloyd (Goldener Ball) und Hope Solo
            ­(Goldener Handschuh) zu Ende ging, sind evident und
   ­mannigfaltig – auch wenn die Männer-WM nicht mit einem
­Rekord in Sachen WM-Titel aufwarten konnte: Noch nie hat ein
 Verband drei Frauen-Weltmeisterschaften für sich entscheiden
 können. US-Soccer hat es geschafft.
        Dazu waren Ausnahmespielerinnen wie die erwähnten Lloyd
 und Solo vonnöten. Die 32-jährige Offensivkraft Carli Lloyd hat
 es dabei nicht nur zur besten Spielerin des Turniers gebracht, die
 Kapitänin des US-Teams hat auch einen der schönsten Treffer bei
 Kanada 2015 erzielt: Von der Mittellinie aus überwand sie die
 japanische T     ­ orhüterin Ayumi Kaihori mit einem weiten Heber
 zum zwischenzeitlichen 4:0. Im Finale gelangen ihr drei Treffer;
 hinter der Deutschen Celia Sasic belegt Lloyd in der Torjägerin-
 nen-Wertung Platz 2.
        Parallelen aber gab es zum Beispiel hinsichtlich des Spiel­
 niveaus. So wie vor Brasilien 2014 geunkt worden war, die Hitze
 würde jedes vernünftige Angriffsspiel im Keime ersticken, waren
 im Vorfeld von Kanada 2015 in den Medien verschiedentlich
 ­Befürchtungen laut geworden, die Erweiterung des WM-Feldes
  von 16 auf 24 Frauenteams würde eine Flut von Kantersiegen nach
  sich ziehen, mithin den Turnierverlauf verfälschen. Beides, die
  Hitze wie die Erweiterung, hat sich als unbegründetes Angst­
  szenario erwiesen. Denn so wie Brasilien 2014 zu einem Fussball-
  fest erster Güte wurde, hat auch Kanada 2015 alle Erwartungen
                                                                            Erich Schlegel / USA TODAY Sports / Reuters

  an das Spielniveau übertroffen.
        Ein gutes Beispiel dafür ist England. Das inspirierte Team von
  Coach Mark Sampson, um die unermüdlich kämpfende Kapitänin
  Steph Houghton aufgebaut, errang als Nummer 6 der Welt Platz 3,
  und die Lionesses kehrten mit der Bronzemedaille von der WM
  ins Mutterland des Fussballs zurück. Aber auch einige der WM-­
  Neulinge schlugen sich überraschend gut. So schafften es Kame-
  run (Platz 11), die Niederlande (13) und die Schweiz (15) in die
  ­K .-o.-Phase des Turniers.

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     Populär auch bei den Kindern                                      aufliefen. Doch auch die anderen Teams konnten auf ­ihren Anhang
Um bei den Parallelen zu bleiben: Rekorde wurden gebrochen in der      zählen; das gilt vor allem für die weltmeisterliche Auswahl der USA,
Gunst der TV-Zuschauer und in den Digitalen Medien. Noch nie hat       von wo es die Fans oft nicht allzuweit zu den WM-Spielen hatten.
eine Frauen-WM ein so grosses Zuschauerinteresse geweckt wie in             Auch die Brasilianerinnen wurden lautstark empfangen. Schon
diesem Jahr – und das, obwohl Deutschland 2011 schon ä    ­ usserst    bei ihrem ersten Gruppenspiel im Olympiastadion zu Montreal
populär war. Kanada bot dafür die perfekte Bühne. Unter Mädchen        ­feierten die brasilianischen Fans ihre Legenden Marta und Formiga.
der Mannschaftssport Nummer eins und unter Jungen stark im              Diesmal hätte es klappen sollen mit dem ersten WM-Titel. Aber es
Aufwind begriffen, hat der Fussball unter dem Ahornblatt einen          wurde nichts daraus, bereits im Achtelfinale ereilte die Seleção das
grossen Appeal, braucht man dazu doch kaum mehr als einen Ball          Aus (0:1 gegen Australien). Marta legte sich schon früh, schon nach
– und keine hohen Körbe, American-Football-Tore oder Eisflächen         jenem Auftaktspiel (2:0 gegen die Republik Korea), fest: Den Titel
und Schlittschuhe, letztere das Requisit des kanadischen National-      würden Deutschland, Japan und die USA unter sich ausmachen.
sports Eishockey.                                                       Bestimmt schwang kurz nach Spielschluss und dem geglückten
     So war es denn auch nicht erstaunlich, dass die Kanadierinnen      WM-Aufgalopp ein wenig Vorsicht bei der fünffachen Weltfuss­
und Kanadier gemeinsam mit ihren Sprösslingen die WM-Spiele im          ballerin mit, und man will sich selbst ja nicht unbedingt gleich zum
eigenen Land besuchten. Der Anteil von Jugendlichen und ä   ­ lteren    Titelanwärter erklären. Aber Marta wird auch geahnt haben, dass
Kindern in den Arenen war nicht zu übersehen. Nur folgerichtig,         es für diese brasilianische Auswahl schwer werden würde. So oder
dass auch die Zeremonien wie bei der WM-Eröffnung am 6. Juni in         so: Sie sollte Recht behalten mit ihrem Tipp.
Edmonton als buntes Element nicht zuletzt auf die ­      Mädchen            Auch das also eine Parallele zu Brasilien 2014. Der brasilianische
­setzten, die in Fussballausrüstung und mit dem Ball am Fuss in         Verband schnitt an beiden Weltmeisterschaften nicht wunsch­
 schnellen Choreographien ihr Können zeigten.                           gemäss ab. Ähnliches gilt auch für den Gastgeber dieser WM. Konn-
                                                                        ten sich die Kanadierinnen im Achtelfinale gegen den WM-Neuling
    Martas Prognose                                                     Schweiz noch im Rennen halten (1:0), war im Viertelfinale Schluss
Das kanadische Team um Kapitänin und Leitfigur Christine Sinclair       – gegen das erwähnte Team Englands. Aber mit dem Wünschen ist
versammelte natürlich sehr viele Sympathien auf sich, und in den        es ohnehin so eine Sache. Nicht nur im Fussball. Å
Stadien war was los, wenn die Spielerinnen von Coach John H
                                                          ­ erdman                                                       Perikles Monioudis

                                Kanada bot für die siebte
                             Frauen-WM eine perfekte Bühne.
 Frühes Aus
 Anlass zur Freude
 hatten Marta (m.) und
 Formiga (2.v.l.) nur in
 der Gruppenphase.

                                                                                                                                                 imago, Bianca Litscher (Illustration)

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Fest der Rekorde - FIFA.com
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           Rekordhalterin
           An ihrem 6. WM-Turnier für Japan bestritt die 36-jährige Homare Sawa mehrheitlich Teileinsätze.

           Das Turnier der Rekorde
          D
                   ie siebte FIFA Frauen-Weltmeisterschaft™ in Kanada war                     Bronze sicherte sich das Team aus England, das damit die
                   zweifelsohne eine rekordverdächtige – und das nicht nur                beste Platzierung überhaupt schaffte und im Spiel um Platz 3
                   wegen der Tatsache, dass mit 24 Teams das grösste Teil-               gegen Deutschland (1:0 n.V.) eine schwarze Serie von zuvor
                   nehmerfeld der Fussballgeschichte antrat, um die neue                 20 Spielen ohne Sieg gegen die DFB-Auswahl beendete
                   “Königin des Fussballs” zu krönen. Die Bestmarke setzte               (18 Niederlagen, zwei Remis). Auf dem Weg aufs Treppchen be-
           der Weltmeister aus den USA höchstselbst, der mit drei                        siegten die Lionesses im Viertelfinale den Gastgeber, der erst
           ­Triumphen nun alleiniger Rekordweltmeister ist und sich mit                  zum zweiten Mal die Gruppenphase überstand und den
            112 Toren – bisher Deutschland (111) – zum torgefährlichsten                 ­Zuschauern, insgesamt über 1,3 Millionen, viel Freude bereitete.
            Team der Frauen-WM-Historie aufschwang.                                           Deutschland dagegen verpasste nach dem Aus im Viertel-
                 Der entthronte Champion aus Japan sollte sich trotz der                  finale bei der Heim-WM 2011 erneut einen Platz auf den vorde-
            Endspielpleite nicht grämen. Allein die Finalteilnahme müsse                  ren Plätzen und steht nun vor einem kleinen Umbruch. Unter
            man als Erfolg ansehen, sagte Trainer Norio Sasaki anschlies­                 anderem hat Torhüterin Nadine Angerer ihre Karriere im Na-
            send. Bis auf Weiteres nicht mehr zu nehmen ist seinem Super-                 tionaldress beendet, Bundestrainerin Silvia Neid wird das Zep-
            star Homare Sawa der Titel der Frauen-WM-Rekordhalterin.                      ter Ende 2016 an Steffi Jones abgeben. Angesichts zahlreicher
            Sechs WM-Teilnahmen bedeuten eine neue Bestmarke, auch                        junger Gesichter, die in Kanada vielversprechende Leistungen
            wenn sich die ehemalige FIFA-Weltfussballerin diese mit der                   ablieferten, ist mit Schwarz-Rot-Gold in Zukunft definitiv zu
            Brasilianerin Formiga teilen muss, die darüber hinaus zur ältes-              rechnen. Ähnliches gilt für den Gewinner des Fair-Play-Preises
            ten Torschützin beim globalen Kräftemessen aufgestiegen ist.                  aus Frankreich, der im Viertelfinale zwar unglücklich im Elf-
                                                                                                                                                             Adam Pretty / FIFA via Getty Images

            Teamkollegin Marta hingegen darf sich seit diesem Sommer                      meterschiessen an den Deutschen scheiterte, aber mit Eugénie
            Rekordtorschützin (15 Treffer) dieser Turnierserie nennen. Dank               le Sommer, Louisa Nécib oder Camille Abily in Zukunft aus
            ihres Treffers gegen die Republik Korea in der Gruppenphase                   dem Vollem schöpfen kann.
            zog sie an Birgit Prinz (14) vorbei. Das Ausscheiden der Seleção
            im Achtelfinale (0:1 gegen Australien) konnten die beiden                       Von Ozean zu Ozean
            ­dennoch nicht verhindern. Und das, obwohl die Südamerikane-                 Mit etwas bescheideneren Hoffnungen, dennoch ganz nach dem
             rinnen neben der Nadeshiko als einziges Team die Vorrunde mit               Turnier-Slogan “To a Greater Goal™” (Ein grosses Ziel vor Au-
             drei Siegen aus drei Spielen abgeschlossen hatten.                          gen), waren die acht Debütanten aus der Elfenbeinküste,

10   T H E F I FA W E E K LY
K AN ADA 2015

                    Da konnten sie noch jubeln
                    Leonie Maier, Celia Sasic und Nadine Angerer (v.l.) nach dem Viertelfinalsieg ihres deutschen Teams gegen Frankreich in Montreal (5:4 n.E.).

                    ­ osta Rica, Ecuador, Spanien, Thailand, den Niederlanden, der
                    C                                                                                Auszeichnung                      Spielerin                   Nr.   Team
                    Schweiz und Kamerun in ihr erstes Abenteuer auf der Weltbüh-                     Goldener Ball Adidas              Carli Lloyd                 10         USA
                    ne gestartet und fielen überwiegend positiv auf. Die drei Letzt-                 Silberner Ball Adidas             Amandine Henry               6         Frankreich
                    genannten schafften sogar den Sprung ins Achtelfinale. Aber                      Bronzener Ball Adidas             Aya Miyama                   8         Japan
                    auch die anderen Neulinge brachten mit vielversprechenden
                    Spielerinnen wie Asisat Oshoala (Nigeria), Verónica Boquete                      Auszeichnung                      Spielerin                   Nr.   Team
                    (Spanien) oder Shirley Cruz (Costa Rica) frischen Wind hinein                    Goldener Schuh Adidas             Celia Sasic                 13         Deutschland
                    und zeigten, dass der Frauenfussball in allen Ecken der Welt auf                 Silberner Schuh Adidas            Carli Lloyd                 10         USA
                    dem Vormarsch ist.                                                               Bronzener Schuh Adidas            Anja Mittag                  11        Deutschland
                        Das kanadische Nationalmotto lautet “A Mari Usque Ad
                    Mare” (Von Ozean zu Ozean), was sich zweifelsohne auch bei                       Auszeichnung                      Spielerin                   Nr.   Team
                    dieser Frauen-WM gezeigt hat. Insgesamt fünf verschiedene                        Goldener Handschuh Adidas         Hope Solo                    1         USA
                    Zeitzonen mussten zwischen Moncton im Osten und Vancouver
                    im Westen überwunden werden – einzigartig in der Geschichte                      Auszeichnung                      Spielerin                   Nr.   Team
                    der Weltmeisterschaft. “Diese WM muss allen Verbänden als                        Hyundai Beste Junge Spielerin Kadeisha Buchanan                3         Kanada
                    Inspiration dienen”, sagte Lydia Nsekera, Vorsitzende des
                    ­Ausschusses für Frauenfussball und der Frauen-WM, bei der                       Auszeichnung                      ø Punkte / Spiele                 Team
                     Abschlusspressekonferenz. Sie rief dazu auf, sich nicht auf den                 FIFA Fair-Play-Preis              869 / 5                                Frankreich
                     Lorbeeren ­auszuruhen. Eine Aussage, die den Teams zweifels-
                     ohne als A
                              ­ nsporn dienen wird.
                        Und so endete die siebte Auflage der FIFA Frauen-WM nach
                    vier Wochen spannender Duelle, grossartiger Tore sowie jeder
                    Menge Jubel und Trauer. Die nächste ist am Horizont bereits zu
Franck Fife / AFP

                    erkennen: Goodbye Kanada 2015, salut Frankreich 2019! Å

                                                                             Thanh Nguyen

                                                                                                                                                                   T H E F I FA W E E K LY   11
K AN ADA 2015

Endlich Weltmeisterin!
Abby Wambach und der
Frauen-WM-Pokal.

12   T H E F I FA W E E K LY
K AN ADA 2015

                                                               USA - Japan:
                                                               Rivalinnen unter sich
                                                               I
                                                                  n einem spektakulären Finale der FIFA Frauen-Weltmeister-
                                                                  schaft Kanada 2015™ feierten die USA mit einem 5:2-Sieg gegen
                                                                  Japan ihren dritten WM-Titel und sicherten sich damit einen
                                                                  Eintrag in die Geschichtsbücher. Es war ein Finale mit Tradi-
                                                                  tion in der ansonsten noch jungen Geschichte des Frauenfuss-
                                                               balls. Denn seit der WM 2011 dominieren die beiden Teams die
                                                               grossen Turniere: In Deutschland siegten die Japanerinnen im
                                                               Endspiel 3:1 nach Elfmeterschiessen gegen die US-Girls, im Fina-
                                                               le der Olympischen Spiele 2012 in London setzten sich diese wie-
                                                               derum gegen die Nadeshiko 2:1 durch. “Aller guten Dinge sind
                                                               drei” lautete demnach das Motto in Vancouver, als eben jene bei-
                                                               den Mannschaften den Kampf um die WM-Krone eröffneten.
                                                                    “Du kannst so viele Titel haben, wie du willst, in allen mög-
                                                               lichen Meisterschaften – keiner davon ist so bedeutend wie der
                                                               Weltmeistertitel”, fasste Abby Wambach bereits vor der Partie
                                                               den Stellenwert einer WM zusammen. Vor vier Jahren gingen
                                                               sie und ihr Team als grosse Favoritinnen ins Endspiel, da der
                                                               Gegner eine japanische Auswahl war, die zum ersten Mal auf
                                                               diesem Niveau agierte und der die wenigsten Beobachter eine
                                                               Chance auf den Sieg eingeräumt hatten. Dazu reichte es für die
                                                               US-Amerikanerinnen dann dennoch nicht.

                                                                    “Schlicht legendär”
                                                               Ganz anders beim Finale in Vancouver. Die US-Girls galten
                                                               erneut als Favoritinnen, doch diesmal liessen sie von Beginn
                                                               an keinen Zweifel an ihrem Ziel und ihrem unbändigen Wil-
                                                               len, dieses zu erreichen. Getragen von einer grossartigen
                                                               Stimmung im ausverkauften BC Place Stadium starteten sie
                                                               furios. Bereits nach 16 Minuten stand es 4:0 (dreimal Carli
                                                               Lloyd, einmal Lauren Holiday). Die beiden Anschlusstreffer           Stets das Beste geben
                                                               der Nadeshiko (Yuki Ogimi, 27.; Julie Johnston, Eigentor, 52.)       Der japanische Coach Norio Sasaki wusste, dass es für sein Team im Finale
                                                                                                                                    gegen die USA schwer werden würde.
                                                               sowie die Einwechslung ihres Stars Homare Sawa in der 33.
                                                               Minuten weckten nur kurz die Hoffnungen der Japanerinnen,
                                                               bevor Tobin Heath in der 54. Minute diese mit ihrem Treffer
                                                               zum 5:2 Endstand definitiv begrub.
                                                                    Im siebten WM-Finale der Frauen krönten sich die
                                                               US-Amerikanerinnen nach 1991 und 1999 also bereits zum
                                                               dritten Mal zum Weltmeister – das gelang noch keinem Team             Wel t meis t er s chaf t als Qualif ik a t ion
                                                               zuvor. Zudem geht die Partie als torreichstes Finalspiel einer
                                                               Frauen-WM in die Annalen ein. Die dreifache Torschützin
                                                                                                                                     f ür die Ol y mpis chen Spiele 2016
                                                               und als Spielerin des Turniers ausgezeichnete Carli Llyod             Die UEFA wird am Olympischen Fussballturnier der Frauen 2016 in
                                                               resümierte nach dem Spiel: “Was wir erreicht haben, ist               Rio de Janeiro von den drei europäischen Teams repräsentiert, die
John Todd / isiphotos, Matthew Lewis / FIFA via Getty Images

                                                               schlicht legendär.”                                                   bei der WM am besten abgeschnitten haben.
                                                                    Yuki Ogimi zeigte sich als enttäuschte, aber faire Verlie-       Sowohl das deutsche als auch das französische Team haben dank
                                                               rerin: “Wir müssen zugeben, dass uns heute die Klasse fehl-           ihres Auftritts in Kanada (Halbfinal- respektive Viertelfinalteil­nahme)
                                                               te.” Die Entwicklung sieht ihr Coach Norio Sasaki aber posi-          das Olympia-Ticket gelöst.
                                                               tiv, und er verspricht: “Der japanische Frauenfussball ist            Den letzten europäischen Startplatz werden die Niederlande,
                                                               noch lange nicht am Ende angelangt.” Womöglich malt er                Norwegen, die Schweiz und Schweden in einer Art Mini-Turnier
                                                               sich schon die nächste geschichtsträchtige Begegnungen der            ­a usspielen, da sie alle im Achtelfinale ausgeschieden sind, und
                                                               beiden Teams aus. Für die US-Girls steht aber zunächst ein             ­England als Einzelverband nicht bei Olympia antritt.
                                                               anderer Termin an: Präsident Barack Obama lud die frisch-               Die sechs P­ layoff-Spiele sollen zwischen dem 29. Februar und dem
                                                               gebackenen Weltmeisterinnen ins Weisse Haus ein. Å                      9. März 2016 ausgetragen werden.
                                                                                                              Annette Braun

                                                                                                                                                                                      T H E F I FA W E E K LY   13
BLICK IN DIE LIGEN

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Schweden: Allsvenskan

G öte b o r g vo r
d e r Re n a i s s a n c e
                    Roland Zorn ist Fussballexperte
                    und lebt in Frankfurt am Main.

                 Alter Schwede: Die Spielplan-
                 gestalter der Allsvenskan
                 haben ein gutes Gespür für
dramaturgisch wertvolle Pointen bewiesen.
Am 15. Spieltag der ersten schwedischen
Profiliga, dem Ende der Hinrunde, kommt es
nämlich am 12. Juli zum Showdown zwischen
IFK Göteborg, dem Ersten, und IFK Norr-
köping, dem Zweiten der Tabelle. Drei Punk-
te trennen die beiden Traditionsklubs.
Gewinnt der 18-malige Meister gegen den
13-maligen Champion, ginge Göteborg mit
fünf Punkten Vorsprung in die Rückrunde;
andernfalls müssten die blau-weissen
Änglarna (Engel) ihre himmlischen Träume
von der 19. Meisterschaft an der veränderten
irdischen Realität messen. Und die sähe bei
Halbzeit nach einem T ­ itel­duell zwischen
Göteborg und ­Norrköping oder gar nach
einem Dreikampf aus, in den auch noch
IF Elfsborg, der ­Tabellendritte, eingreift.

Elfsborg gewann die vorerst letzte seiner
sechs Meisterschaften 2012 unter Trainer
Jörgen Lennartsson, der mittlerweile Idrotts-
föreningen Kamraterna (Sportvereinigung
“Die Kameraden”) Göteborg zurück auf Kurs
in Richtung Rekordmeisterschaft gebracht
                                                          Aufholjagd
hat. Im Augenblick teilen sich die Göteborger          Tom Pettersson (l.)
ihren Spitzenrang mit Rekordmeister                     von IFK Göteborg
­Malmö FF. International gesehen, ist der Klub          gegen Sundsvalls
                                                          Leo Englund.
 noch immer die Nummer eins in Skandinavi-
 en, denn als einzige nordeuropäische Mann-
 schaft gewann IFK Göteborg auch einen
 Europapokalwett­bewerb. Und das gleich
 zweimal, da die IFK sowohl 1982 als auch 1987
 den UEFA-Pokal eroberte. Vor allem die
 grosse Elf von 1982 unter Trainer Sven-Göran         son stützt sein Aufbauwerk vor allem auf      urschwedischen Tugenden: Organisation,
 Eriksson wurde mit Stars wie Torbjörn Nils-          eine starke Defensive. Erst sieben Gegen-     Willenskraft, physische Stärke.
 son, Dan Corneliusson und Glenn Hysén ob             treffer haben die Göteborger an den bisher
 ihres kreativen Angriffsfussballs bewundert.         14 Spieltagen hinnehmen müssen – zwei         Die wenigen Gegentore sprechen dafür,
                                                      davon am vergangenen Spieltag beim 2:2        dass auch Lennartssons Team landes­
Waren die Spieler damals noch Amateure,               nach 2:0-Führung in Sundsvall. Dort           typische Qualitätsmerkmale verkörpert.
die wie Nilsson als Koch oder Todd Holm­              war dem Team die vierwöchige Pause            Die erst ein Mal besiegten Göteborger
gren als Klempner auch in ihren erlernten             ­a nzumerken, die die schwedische Liga        wissen sich zu wehren und äusserst
Berufen tätig waren, arbeiten die Götebor-             Anfang Juni einlegte. Es folgte ein Monat,   effektiv zuzuschlagen. Wer konsequent
ger Profis von heute fleissig an der Renais-           in dem Schweden seinen ersten internatio-    das tut, was er am besten kann, hat
sance des populärsten schwedischen Klubs.              nalen Titel mit einer Nationalmannschaft     das Zeug zum Rekordmeister. Mag der
Schliesslich liegt der letzte Meistertitel             feierte. Die U21 triumphierte bei der        Weg dorthin auch noch lang und
                                                                                                                                             imago

der IFK schon acht Jahre zurück. Lennarts-             ­Europameisterschaft in Tschechien mit       beschwerlich sein. Å

14   T H E F I FA W E E K LY
Südkorea: K League Classic                     Zufrieden mit dem bisherigen Verlauf der       schliesslich Lee Dong-Gook für die Entschei-
                                                                             Saison dürften die brasilianischen Lands-      dung. Am 8.Juli reichte es gegen Gwangju FC
                              Brasi l ia n ische                             männer Edu, Leonardo und Eninho sein, die      nur zu einem 1:1.
                                                                             das Trikot des momentanen Spitzenreiters
                              O f fe n s i v k u n s t                       Jeonbuk Hyundai Motors tragen. Das Team        Es wird also für die Spieler von Coach Choi
                                                                             aus Jeonju führt die 12er-Liga zur Halbzeit    Kang-Hee ein hartes Stück Arbeit, um nach
                                             Annette Braun ist Redakteurin                                                  2009, 2011 und 2014 zum vierten Mal die
                                             bei The FIFA Weekly.                                                           Meisterschaft zu feiern – und damit Serien­
                                                                                                                            triumphator Seongnam FC (sieben nationale
                                               Brasilianer mischen die
                                               südkoreanische Liga auf –
                                                                                  Alves und Cogo                            Erfolge) im Sammeln von Titeln einen Schritt
                                                                                                                            näherzukommen. Edu, auch schon in der
                                               und das, obwohl in der
                              K League Classic im Kader eines jeden Teams
                              aufgrund der Ausländerregelung nur vier
                                                                                 fungierten 1983                            deutschen Bundesliga bei Vereinen wie Mainz
                                                                                                                            05 und Schalke 04 aktiv, hat darüber hinaus
                                                                                                                            mit aktuell elf erzielten Treffern gute Chancen
                              Spieler anderer Nationalität stehen dürfen.
                              Die Hälfte der begehrten Legionärsplätze
                                                                                   als Pioniere.                            auf die Torjägerkrone. Ihm folgen seine Team­
                                                                                                                            kollegen Dong-Gook (8) und Leonardo (7).
                              nehmen in der aktuellen, noch bis November
                              andauernden Spielzeit Kicker aus dem Land                                                     In der AFC-Champions-League, die Jeonbuk
                              der vergangenen Fussball-Weltmeisterschaft     mit 44 Punkten vor dem Zweit­platzierten       2006 gewinnen konnte, ist die Mannschaft
                              ein. Als Pioniere fungierten Jose Roberto      Suwon Samsung Bluewings (39 Punkte) an.        ebenfalls noch im Rennen und trifft im
                              Alves und Sergio Luis Cogo, die bereits 1983   Am 5. Juli konnte auch Schlusslicht Daejeon    Viertelfinale auf Gamba Osaka. Ist das eine
                              dem Start der südkoreanischen Profiliga als    Citizen FC 4:3 besiegt werden – allerdings     weitere Gelegenheit für die berühmte offen­
                              Spieler der POSCO Dolphins beiwohnten. In      erforderte dies einen Kraftakt: Dreimal ging   sive Spielweise “Dak-Gong” der Akteure aus
                              den Jahren darauf folgten unzählige weitere    Jeonbuk in Führung, dreimal glich der          Jeonju? Geht es nach dem torhungrigen
                              Fussballer aus Brasilien ihrem Beispiel.       Tabellenletzte aus. In der 95. Minute sorgte   Sturm, dann wohl auf jeden Fall. Å
Jeonbuk Hyundai Motors F.C.

                                                                                                                                                              Leonardo
                                                                                                                                                          Der Brasilianer traf
                                                                                                                                                          bereits sieben Mal
                                                                                                                                                         für Jeonbuk Hyundai
                                                                                                                                                                Motors.

                                                                                                                                                     T H E F I FA W E E K LY   15
BEACHSOCCER

                                                       Mexikos Miguel Estrada In der Blütezeit seiner Beachsoccer-Karriere.

                                                        “Ich will in die Geschichte eingehen”
                                                           Der Mexikaner Miguel Estrada gilt im Beachsoccer als einer der stärksten Torhüter.
                                                                  Seine Ambitionen an der Weltmeisterschaft in Portugal sind gross.

                                              E
                                                     s gab eine Zeit, da war Beachsoccer für Miguel Estrada nur ein               Ramón Raya als “eine der Stützen des Teams” geschätzt. Wohl aus
                                                     ­E rsatz für den Rasenfussball. Als Mexiko überraschend in das               ­d iesem Grund hat ihn Raya, der in Personalunion Trainer der mexikani-
                                                      ­Finale der FIFA Beachsoccer-Weltmeisterschaft Rio de Janeiro                schen Futsal-Auswahl ist, auch bei der FIFA Futsal-Weltmeisterschaft
                                                       2007 einzog, war der Torhüter schliesslich erst vier Monate in              Thailand 2012 in der Startformation aufgeboten.
                                                       ­d ieser Disziplin dabei. Er hoffte damals, dass ihm seine gross­a rtige         Im Strandfussball stellt Estrada seine Fähigkeiten seit 2007 unter
                                                        Leistung auf dem brasilianischen Sand nach der Trennung von                Beweis. “In meinem Herzen spüre ich, dass ich bei jener WM zu den
                                              seinem Klub Pachuca Genugtuung verschaffen würde.                                    besten gehörte, doch damals wurde noch kein ‘Goldener Handschuh’
                                                   Heute sieht er die Dinge aus einem anderen Blickwinkel. Im Vorfeld              verliehen. Heute würde ich diese Auszeichnung gerne gewinnen.” Dabei
                                              der vierten Teilnahme seines Teams an der Beachsoccer WM (vom 9. Juli                liegt seinen Worten nicht etwa Egoismus zugrunde, ganz im Gegenteil:
                                              bis am 19. Juli 2015) hat sich der Torhüter und Führungsspieler Mexikos              “Wenn ich mich darauf konzentriere, meine Sache so gut wie möglich zu
                                              für das Turnier in Portugal ein höheres Ziel gesetzt. “Ich will in die               machen, weiss ich, dass ich zu 20 Prozent zum Sieg meines Teams
                                              ­Geschichte des Beachsoccer eingehen”, sagt er. “Früher war diese Sport-             ­beitrage. Es ist wichtig, dass wir alle individuelle Ziele haben. Wenn jeder
                                               art für mich ein Sprungbrett, um weiter Profifussballer sein zu können,              an sie glaubt und eine gute WM spielen will, werden sich die Dinge wie
Dean Mouhtaropoulos / FIFA via Getty Images

                                               doch jetzt strebe ich nach persönlicher Verbesserung. Ich will auf einer             in einem Puzzle zusammenfügen.”
                                               Stufe stehen mit Spielern wie Benjamin, Buru, Amarelle, Mao, Madjer ...
                                               Das sind Akteure, die es in diesem Sport zu Prestige gebracht haben. Ich                Schon wieder Brasilien
                                               würde sehr gerne zu dieser Elite zählen.”                                          Estrada ist sich bewusst, dass die Aufgabe nicht leicht wird. El Tri
                                                                                                                                  ­bekommt es in der Gruppenphase mit dem vierfachen Weltmeister
                                                  Zum besten Torhüter gewählt                                                      ­Brasilien, dem amtierenden Vizeweltmeister Spanien sowie dem asiati-
                                              Abgesehen von seiner grossen Erfahrung kann er zurzeit auch eine be-                  schen Topteam Iran zu tun. Gegen die Seleção spielte Mexiko bei vier
                                              stechende Form vorweisen. Im April wurde Estrada, der kurz vor seinem                 WM-­Turnieren schon fünf Mal. Der Sieger hiess immer Brasilien. Å
                                              32. Geburtstag steht, zum besten Torwart der CONCACAF-Qualifikation
                                              für Portugal 2015 gewählt. Darüber hinaus wird er von seinem Trainer                                                                          Giovanni Alcocer

                                                                                                                                                                                       T H E F I FA W E E K LY   17
Group
                           Matches

                                      Thursday

                                                                     Saturday

                                                                                   Sunday
                                      09 July

                                                   10 July

                                                                     11 July

                                                                                   12 July
                                                   Friday
  Espinho                       01 13:00         05 13:00          09 13:00     13 13:00            17
  Stadium                             ITA          ESP              OMA           MEX                O
                                       v.           v.                v.           v.
                                      CRC          IRN               ITA          ESP                    C

                                02 14:30         06 14:30          10 14:30     14 14:30            18
                                      POR          RUS               SEN         MAD                     P
                                       v.           v.                v.          v.
                                      JPN          PAR               POR         RUS                     A

                                03 16:00         07 16:00          11 16:00     15 16:00            19
                                      ARG         TAH                JPN          PAR                    J
                                       v.          v.                 v.           v.
                                      SEN         MAD                ARG          TAH                    S

                                04 17:30         08 17:30          12 17:30     16 17:30            20
                                      SUI         BRA                CRC          IRN                    S
                                       v.          v.                 v.           v.
                                     OMA          MEX                SUI          BRA                    I

Group A           Group B                           Group C                      Group D
Portugal (POR)    Switzerland (SUI)                 Brazil (BRA)                 Russia (RUS)

Japan (JPN)       Oman (OMA)                        Mexico (MEX)                 Paraguay (PAR)
Argentina (ARG)   Italy (ITA)                       Spain (ESP)                  Tahiti (TAH)
Senegal (SEN)     Costa Rica (CRC)                  Iran (IRN)                   Madagascar (MAD)
MATCH SCHEDULE
                      FIFA BEACH SOCCER WORLD CUP PORTUGAL 2015
                                    Quarter                       Semi                3/4 Place
                                    Finals                        Finals              and Final

                        Wednesday

                                          Thursday

                                                                           Saturday
Monday

            Tuesday

                                                                                            Sunday
13 July

            14 July

                        15 July

                                          16 July

                                                        17 July

                                                                           18 July

                                                                                            19 July
                                                        Friday
  13:00   21 13:00                    25 14:00                       29 17:00            31 17:00
OMA        MEX                          1st C                              W27              L29
 v.         v.                            v.                                v.               v.
CRC        IRN                          2nd D                              W28              L30

  14:30   22 14:30                    26 15:30                       30 18:30            32 18:30
POR         RUS                         1st A                              W26             W29
 v.          v.                           v.                                v.              v.
ARG         TAH                         2nd B                              W25             W30

  16:00   23 16:00                    27 17:00
                       Rest day

                                                       Rest day

JPN        PAR                          1st B
 v.         v.                            v.
SEN        MAD                          2nd A

  17:30   24 17:30                    28 18:30
SUI         BRA                         1st D
 v.          v.                           v.
ITA         ESP                         2nd C

                                                                                                      W = Winner, L = Loser
First Love

20   T H E F I FA W E E K LY
Ort: Anamã, Brasilien
          D at u m : 2 7. M a i 2 0 1 5
          U hrzeit: 14. 29 Uhr
          Fotog ra f: Br uno Kel ly
Reuters

                                          T H E F I FA W E E K LY   21
Den Fussball überall und
    für alle entwickeln

                                          Mitreissende Turniere
                                          organisieren

                                                                                                 Der Gesellschaft und der
                                                                                                 Umwelt Sorge tragen

Für das Spiel. Für die Welt.
Die FIFA will den Fussball zum Wohl aller entwickeln. Unsere Mission lautet:

Das Spiel entwickeln                                               Eine bessere Zukunft gestalten
Oberstes Ziel der FIFA ist, den Fussball für ihre 209 Mitglieds-   Der Fussball ist viel mehr als ein Spiel. Mit seiner weltweiten
verbände zu entwickeln. Dank den Einnahmen aus der FIFA            Ausstrahlung und Reichweite besitzt er eine einzigartige Kraft,
Fussball-Weltmeisterschaft™ können wir täglich USD 550 000         die sorgsam einzusetzen ist. Die FIFA fühlt sich der Gesellschaft
in die weltweite Fussballförderung investieren.                    weit über den Fussball hinaus verpflichtet.

Die Welt berühren
Die FIFA will die Menschen weltweit mit ihren internationalen
Fussballturnieren und -veranstaltungen bewegen, zusammen-
führen und begeistern.

FIFA.com
FR AUENFUSSBALL                                                               PRESIDENTIAL NOTE

                                     6. FIFA-Frauenfussball-
                                    Symposium in Vancouver

                                                                                                            Die FIFA steht auf dem Spiel

                                                                                                      A
                                                                                                           m 20. Juli wird in Zürich anlässlich einer Sitzung des Exekutiv­
                                                                                                           komitees der Fahrplan bis zum ausserordentlichen Kongress fest-
                                                                                                           gelegt. Für die europäischen Kreise gibt es dabei nur ein Thema:
                                                                                                       die Wahl des Präsidenten.
                                                                                                      Wohl noch wichtiger sind allerdings jene Reformen, die wir bisher
                                                                                                      noch nicht umsetzen konnten. Dafür braucht es eine Willensbekun-
                                                                                                      dung vom Exekutivkomitee und vom Kongress. Wir müssen Struktu-

                        D
                             ie FIFA hat sich das ehrgeizige Ziel gesteckt, alle M
                                                                                 ­ itgliedsverbände   ren so ändern, dass sie unangreifbar sind. Das Exekutivkomitee soll
                             bei ihrer Arbeit zu inspirieren und zu motivieren, um die Anzahl         vom Kongress gewählt und kontrolliert werden. Es braucht unabhän-
                             der Fussball spielenden Mädchen und Frauen in den nächsten vier          gige Integritätstests – beispielsweise durch die Ethikkommission.
                         Jahren – bis zur FIFA Frauen-Weltmeisterschaft Frankreich 2019™ –            Damit erhält das Exekutivkomitee mehr Macht und Verantwortung.
                         weltweit von 30 auf 45 Millionen zu erhöhen.                                      Die allgemeine Empörung über die FIFA entlud sich in den vergan-
                             Auf dem Weg dorthin gibt es noch viel zu tun. Beim sechsten              genen ­Wochen vornehmlich an meiner Person. Damit habe ich kein
                        FIFA-Frauenfussball-Symposium, das vom 3. bis zum 5. Juli in                  Problem. Denn ich kann mich verteidigen. Ich plädiere aber an die
                        Vancouver stattfand, hatten alle Mitgliedsverbände ­Gelegenheit, die          Fairness der Öffentlichkeit. Denn für Mitglieder einer Regierung (des
                        Herausforderungen zu erfassen, mit denen die einzelnen Länder                 FIFA-Exekutivkomitees), die ich nicht selber gewählt habe, trage ich
                        beim Umsetzen dieser Zielstellung konfrontiert sind. Zugegen waren            keine Verantwortung. Der FIFA-Präsident muss mit jenen Leuten
                        Abgesandte von 172 Mitgliedsverbänden, darunter 58 Präsidenten und            arbeiten, die ihm die Konföderationen abstellen. Ich trage folglich
                        37 Generalsekretäre.                                                          auch keinerlei Verantwortung für das Verhalten dieser Exko-Mitglie-
                             “Dieses Symposium ist Bestandteil des Engagements der FIFA               der in ihren h ­ eimatlichen Gefilden.
                        für die Förderung und Entwicklung des Frauenfussballs sowie für das                Wir können die Moral der Menschen nicht ändern, aber wir können
                        Tätigen von Investitionen in diese Sportart. Es bietet eine hervorra-         das menschliche Verhalten besser kontrollieren. Dafür werde ich m   ­ eine
                        gende Gelegenheit für die Fussball­gemeinschaft, eine globale Strategie       Energie e ­ insetzen. Ich bin gegen die Altersbegrenzung für Funktionä-
                        für die Zukunft dieser Sportart festzulegen. Das ist von entscheiden-         re, weil sie einen Eingriff in die persönliche Freiheit des Menschen
                        der Bedeutung”, so Lydia Nsekera, Vorsitzende der FIFA-Kommission             darstellt. Wenn einer zu alt ist, muss man ihn ja nicht mehr wählen.
                        für Frauenfussball und die FIFA Frauen-Weltmeisterschaft sowie                Was ich aber unbedingt anstrebe, ist eine Amtszeitbeschränkung für
                        Mitglied des FIFA-Exekutivkomitees.                                           alle Funktionen.
                             Obwohl die Situation in den einzelnen Ländern ganz unterschied-               Ich arbeite seit 40 Jahren für die FIFA – habe fast alles erlebt, was
                         lich ist, ist es durch den Erfahrungsaustausch gelungen, eine frucht-        man im Fussball erleben kann. Aber es gibt tatsächlich etwas, was ich
                        bare Plattform zu schaffen und mögliche Massnahmen zur Verfolgung             noch immer nicht verstehe. Wenn wir eine Regeländerung im Spiel
                        diverser Ziele aufzuzeigen. Das Symposium war eine Kombination aus            einführen, wird sie sofort ü   ­ bernommen, und alle halten sich daran.
                        Vorträgen und Reden sowie Workshops in Kleingruppen, bei denen                Wenn die gleiche FIFA beantragt, ethische Verhaltensregeln für die
                        individuelle Probleme behandelt, Lösungsansätze erarbeitet und                gesamte Organisation durchzusetzen, sperren sich alle Konföderatio-
                        später im Plenum vorgestellt wurden.                                          nen mit Ausnahme von Asien. Die UEFA hat bis heute keine Ethik­
                             Die Veranstaltung gipfelte in der Präsentation mehrerer Empfeh-          kommission, der deutsche Verband hat keine Ethikkommission.
                        lungen, die der FIFA in den nächsten Jahren im Hinblick auf die drei               Letztlich ist die Besetzung des Präsidentenpostens nur ein
                        Kernbereiche als Richtschnur dienen werden: die Erhöhung der Anzahl           ­Nebenschauplatz – allerdings einer im gleissenden Scheinwerferlicht.
                        der Frauen in Führungspositionen innerhalb der Fussballgemeinschaft,           Ich hoffe, dass sich der Kongress davon nicht blenden lässt. Denn auf
                        die strukturellen Verbesserungen, um den Fussball unter gleichen               dem Spiel steht die FIFA – nicht mehr und nicht weniger.
                        ­Bedingungen und ohne geschlechtliche Diskriminierung für alle zu-
                         gänglich zu machen und die Entwicklung von Wirtschafts- und Kom-
FIFA via Getty Images

                         munikationsstrategien zur Wert­steigerung des Frauenfussballs. Å
                                                                                                tfw

                        Erfahren Sie mehr über das 6. FIFA-Frauenfussball-Symposium unter
                        http://tinyurl.com/oqykgmk                                                                                Ihr Sepp Blatter

                                                                                                                                                        T H E F I FA W E E K LY   23
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                                              Triumph des                  D
                                                                                  ie Sonne war längst untergegangen und die Silhouette der An-
                                                                                  den am Horizont nur noch zu erahnen. Und doch leuchtete
                                                                                  Santiago an diesem ersten Wochenende im Juli so hell, dass
                                                                                  Chile den Winter beinahe vergessen hätte. Ein ganzes Land war

                                              Gastgebers
                                                                                  selig. Zwischen Arica, oben in der Atacamawüste, und Puerto
                                                                                  Williams, unten auf Feuerland – aber das Epizentrum aller
                                                                           Festivitäten lag in der Mitte, in der Hauptstadt Santiago. Erst im
                                                                           Estadio Nacional, später an der Plaza Italia, wo das Volk traditionell
                                                                           zusammenkommt, wenn es etwas zu feiern gibt. Männer, Frauen und
                                                                           Kinder tanzten auf dem Asphalt, Raketen flogen durch die Luft und
                                                                           Autos hupten mit aller Leidenschaft, so sie denn in die Nähe der
                                                                           berühmtesten Strassenkreuzung der Hauptstadt kamen.
                                                                               Wann hat Chile zuletzt so eine Nacht erlebt? 99 Jahre ist die Copa
                                                                           América jetzt alt, und bei der 44. Ausspielung hat Chile sie nun
                                                                           endlich zum ersten Mal gewonnen, standesgemäss daheim im Estadio
                                                                           Nacional. Und dann auch noch im Finale gegen Argentinien, den
                                                                           ungeliebten Nachbarn von der anderen Seite der Anden. 0:0 hiess es
                                                                           nach 90 Minuten, und weil auch in der Verlängerung kein Tor fallen
                                                                           wollte, musste das Elfmeterschiessen entscheiden.
                                                                               Genau das hatten die Chilenen sich eigentlich ersparen wollen,
                                                                           nach dem Trauma bei der Weltmeisterschaft des vergangenen Jahres,
                                              Chile hat die Copa América   als im Achtelfinale gegen Brasilien das Aus kam. Gonzalo Jara hatte
                                                                           damals den entscheidenden Elfmeter verschossen, und es war wohl
                                              errungen – im eigenen        ein gutes Zeichen, dass der Verteidiger diesmal gar nicht erst mitspie-
                                              Land, zum ersten Mal.        len durfte, gesperrt nach seinem Po-Grabscher im Viertelfinale gegen
                                                                           den Uruguayer Edinson Cavani. Diesmal mochten sich seine Lands-
                                              Sven Goldmann war in         leute keine Blösse geben. Matías Fernández, Arturo Vidal, Charles
                                              Santiago de Chile zugegen.   Aránguiz und Alexis Sánchez setzten sicher ihre Treffer.
                                                                               Bei den Argentiniern verwandelte allein Lionel Messi, was zur
                                                                           Konsequenz hatte, dass er zum zweiten Mal binnen eines Jahres ein
                                                                           grosses Finale verlor. Indigniert nahm Messi die ihm gerade um den
                                                                           Hals gehängte Silbermedaille in die Hand und verschwand in den
                                                                           Katakomben, er war für niemanden zu sprechen und wies auch die
                                                                           Ehrung zum besten Spieler der Copa América zurück. “Leo ist am
                                                                           Boden zerstört”, berichtete sein Teamkollege Javier Mascherano.
                                                                           “Das ist eine Folter, die wir hier erleiden müssen. Warum können wir
                                                                           mit dieser Mannschaft keinen Titel gewinnen?”

                                                                               “Feriado! Feriado!”
                                                                           All das störte die siegreichen Chilenen wenig beim anschliessenden
                                                                           Feiern. Zunächst im Stadion, später an der Plaza Italia, die Spieler
                                                                           mochten nicht mal ihre Trikots abstreifen und zogen verschwitzt
                                                                           noch ein Haus weiter in die Moneda, den Palast der Präsidentin Mi-
                                                                           chelle Bachelet. “Feriado! Feriado!” sangen Vidal, Sánchez, Bravo und
Gabriel Rossi / LatinContent / Getty Images

                                                                           ihre Kollegen, es war die ganz und gar nicht bescheiden vorgetragene
                                                                           Forderung nach einem nationalen Feiertag zur Belohnung für ihre
                                                                           historische Grosstat.
                                                                               Die Señora Bachelet versprach, darüber nachzudenken – wohl
                                                                           wissend, dass sie ihren kickenden Landsmännern in einer Zeit lan-
                                                                           desweiter Streiks gegen ihre Bildungspolitik drei einigermassen ru-
                                              Geschafft
                                                                           hige Wochen zu verdanken hatte. “Wir haben das verdient, und ganz
                                              Gonzalo Jara, Gary Medel
                                              und Eduardo Vargas (v.l.)    Chile soll diesen Tag geniessen”, sagte der Torhüter und Mannschafts-
                                              mit der Copa América.        kapitän Claudio Bravo.

                                                                                                                            T H E F I FA W E E K LY   25
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Ausnahmezustand in Santiago de Chile Die Fans versammelten sich auf der Plaza Italia, um den Triumph ihres Teams zu feiern.

Überragend Chiles Claudio Bravo wurde zum besten Torhüter der Copa gewählt.         Enttäuscht Lionel Messi wartet mit Argentinien auf einen Titelgewinn.

                                                                                                                                                            Elvis Gonzalez / Keystone, Martin Bernetti / AFP, Ivan Alvarado / Reuters

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C O PA A M É R I C A 2015

                                       Die Rotsperre Neymars liess die
                                      brasilianische Mannschaft spüren,
                                        wie abhängig sie von ihm ist.
     Das emotionale Finale von Santiago stand am Ende einer Copa,           Neymar reichte es nur zu einem 0:0 gegen Venezuela und einem 1:1 im
die den südamerikanischen Fussball mit einer veränderten Ordnung            Viertelfinale gegen Paraguay, das im Elfmeterschiessen die besseren Ner-
­z urücklässt. Mit den aufbegehrenden Chilenen, einem stagnierenden         ven hatte und den Favoriten aus dem Turnier warf.
 Argentinien und dessen Nachbarn Uruguay, dessen Darbietung ohne                Paraguay zählte trotz des sich anschliessenden 1:6 im Halbfinale
 den gesperrten Torjäger Luis Suárez bedenklich war. Der Weltmeister        gegen Argentinien zu den positiven Überraschungen der Copa. Bei
 von 1930 und 1950 steht zur Qualifikation für die WM 2018 in Russ-         der Qualifikation für Brasilien 2014 hatte es nur zum neunten und
 land vor einem Neuaufbau. Wie schwer das werden kann, wurde bei            letzten Platz gereicht, aber unter der Anleitung des argentinischen
 der Copa América am Beispiel Brasilien deutlich. Die einstige fussbal-     Trainers Ramón Díaz meldet die Mannschaft wieder höhere Ansprü-
 lerische Hegemonialmacht musste bei ihrer ersten grossen Prüfung           che an. Ähnliches gilt für Peru, das zuletzt 1982 bei einer Weltmeis-
 nach dem Desaster bei der WM vor einem Jahr im eigenen Land                terschaft hatte mitspielen dürfen. Bei der Copa América stürmte die
 erkennen, wie weit der Weg zurück in die Weltspitze noch ist.              vom vierfachen Torschützen Paolo Guerrero ange­f ührten Peruaner,
                                                                            wie schon vor vier Jahren in Argentinien, auf Platz 3.
    Brasilien mit Schwierigkeiten
Der neue Trainer Carlos Dunga war mit der Empfehlung von zehn Siegen            Chile so gut wie noch nie
in zehn Spielen zur Copa América gereist. Auch das elfte Spiel wurde        Steht Peru am Anfang einer Entwicklung, wie sie Chile in den vergan-
noch gewonnen, aber schon dieser 2:1-Sieg gegen Peru fiel der Seleção       genen Jahren genommen hat? Bei den WM 2010 und 2014 war die
überraschend schwer und kam erst in der Nachspielzeit zustande.             Roja de Todos, die rot gekleidete Nationalmannschaft aller Chilenen,
    Die Serie riss dann drei Tage später beim 0:1 gegen Kolumbien. Der      jeweils im Achtelfinale an Brasilien gescheitert. Trainer Jorge Sam-
Weltstar Neymar sah beim Abgang die Rote Karte, was seine Mannschaft        paoli – ein Argentinier, ausgerechnet! – hat sich davon nicht irritieren
in den folgenden Spielen spüren liess, wie abhängig sie von ihm ist. Ohne   lassen und seine Mannschaft auf ein Niveau geführt, für das in der
                                                                            Vergangenheit allenfalls einzelne Spieler standen, etwa die Stürmer
                                                                            Marcelo Salas oder Iván Zamorano.
                                                                                Nie war eine chilenische Nationalmannschaft in der Breite so gut
                                                                            besetzt wie diese. Mit einem überragenden Torhüter Claudio Bravo,
                                                                            der ganz nebenbei zum besten des Turniers gewählt wurde. Vor ihm
                                                                            wachte Gary Medel, der jedem Stürmer Angst einflössende Innenver-
                                                                            teidiger, den sie daheim mit einer Mischung auf Ehrfurcht und Zunei-
                                                                            gung “Pitbull” nennen. Im Mittelfeld brillierten Jorge Valdivia, Charles
                                                                            Aránguiz und Arturo Vidal, der für die Mannschaft so wichtig war,
                                                                            dass ihn Trainer Sampaoli nicht mal suspendieren mochte, nachdem
                                                                            er während des Turniers mit reichlich Alkohol im Blut seinen Ferrari
                                                                            zu Schrott gefahren hatte.
                                                                                Im Angriff schwächelte Alexis Sánchez zwar ein wenig, aber er zeig-
                                                                            te immerhin keine Nerven, als er im Finale den entscheidenden Elf­
                                                                            meter verwandelte. Ganz so, wie es sich für einen Weltstar gehört, mit
                                                                            einem Chip in die Mitte des Tores, und das gegen den argentinischen
                                                                            Torhüter Sergio Romero, der sich vor einem Jahr im WM-­Halbfinale
                                                                            gegen die Niederlande einen Namen als Elfmeter­töter gemacht hatte.
 Austragungsort 	Chile                                                         Ansonsten war einer für das Toreschiessen zuständig, mit dem
 Zeitraum 	11. Juni bis am 4. Juli 2015                                    selbst in Chile kaum einer gerechnet hatte. Eduardo Vargas galt zwar
 Teilnehmer 	12 (10 Mannschaften der CONMEBOL, plus                        mal als eine der grössten Begabungen des chilenischen Fussballs, aber
                  Mexiko und Jamaika als Gastmannschaften)                  mittlerweile ist er 25 Jahre alt und kam in der vergangenen Saison beim
 Anzahl Spiele 	26                                                         Premier-League-Letzten Queens Park Rangers auf die bescheidene
 Anzahl Tore 	59 (2,27 pro Spiel)                                          Bilanz von vier Toren in 21 Spielen. Bei der Copa sass er am Anfang nur
 Zuschauer 	655 902 (25 227 pro Spiel)                                     auf der Bank, erzielte dann aber gleich im ersten Spiel das finale 2:0
                                                                            gegen Ecuador, traf dann später auch beim 3:3 gegen Mexiko und
 Südamerikameister 	Chile                                                  schoss Chile mit seinen beiden Toren zum 2:1 gegen Peru ins Endspiel.
 Torschützenkönige 	Paolo Guerrero (Peru), 4 Tore                          Am Ende standen vier Tore und die Ehrung als erfolgreichster Tor-
                         Eduardo Vargas (Chile), 4 Tore                     schütze der Copa, die er sich mit dem Peruaner Paolo Guerrero teilte.
 Bester junger Spieler 	Jeison Murillo (Kolumbien)                             Wie Eduardo Vargas da nach dem siegreichen Finale auf dem
 Bester Torhüter 	Claudio Bravo (Chile)                                    Rasen stand, umringt von jubelnden Kollegen und Fans, sprach er
 Fair-Play-Preis 	Peru                                                     aus, was viele dachten: “Heute haben wir Geschichte geschrieben.
                                                                            Aber ich weiss nicht, ob ich das schon verstanden habe.” Å

                                                                                                                             T H E F I FA W E E K LY   27
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                       # B E T H E D I F F E R E N C E
FREE KICK                                                                 SPOTLIGHT ON

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                                                                                                                                                      Tunesien
                                                                                                                                                     FIFA-Kürzel:
                                                                                                                                                        TUN
                                                                                                                                                      Kontinent:
                                                                                                                                                       Afrika
                                                                                                                                                     Hauptstadt:
                                                                                                                                                        Tunis

                                                                                                                                                GEOGR APHISCHE
                                                                                                                                                INFORMATIONEN
                                                                                                                                                    Landesfläche:

                                                       “Ja, ich will!”
                                                                                                                                                    163 610 km²
                                                                                                                                                   Höchster Punkt:
                                                                                                                                             Djebel Chambi 1544 m ü. M.
                                                                                                                                              Nachbarmeere und -ozeane:
                                                                                                                                                    Mittelmeer

                                                                      Sarah Steiner

                          D
                                 er Fussball und die Liebe. Sie sind untrenn-         Doch nicht nur Spieler, auch Funktionäre                 FUSSBALL MÄNNER
                                 bar miteinander verbunden. Der Fan liebt       suchen sich für ihren Antrag die grosse Bühne                       FIFA-Ranking:
                                 seinen Verein, der Fussballer das Spiel.       aus. Nach der Viertelfinalauslosung zur UEFA-                         29. Rang
                          Emotionen sind ein Teil des Sports, ob bei Sieg       Champions-League 2013 wurde PSG-Sport­                           Weltmeisterschaften:
                          oder bei Niederlage. Manchmal kochen sie              direktor Leonardo vom TV-Sender “Sky Italia”                       4 Teilnahmen
                          über. Und des Öfteren schreibt der Fussball           interviewt. Die Moderatorin war niemand                        1978, 1998, 2002, 2006
                          ­seine ganz eigenen Liebesgeschichten.                ­Geringeres als seine Freundin Anna Billò. Und                     Bestes Ergebnis:
                                 Kein Wunder also, ist das Fussballstadion       vor lauter Euphorie über das attraktive Los                       Gruppenphase
                           manchmal auch romantischer Schauplatz eines           FC Barcelona stellte Leonardo die Fragen aller
                           Heiratsantrages. Ivan Novoseltsew zum Bei-            Fragen: “Willst du mich heiraten?” Sichtlich
                           spiel hat ihn sich ausgesucht. Der russische          überrumpelt antwortete sie: “Was soll diese
                                                                                                                                               FUSSBALL FR AUEN
                           Verteidiger vom FC Rostow stellte seiner              ­Frage? Wir werden sehen. Lass uns zu Hause
                                                                                                                                                    FIFA-Ranking:
                           Freundin nach dem 1:0-Sieg gegen Torpedo               darüber sprechen, ok? Aber danke!” Erst auf
                           Moskau die entscheidende Frage. Verschwitzt            die Frage ihres Co-Moderators, ob das jetzt ein                     81. Rang
                           stand er vor seiner Partnerin, die auf den Platz       Ja oder ein Nein gewesen sei, sagte sie: “Ja!”                 Weltmeisterschaften:
                           gebeten worden war, kniete sich auf den vom                Es wurde Werbung eingeblendet, Billò                    Bisher keine Teilnahmen
                           Regen matschigen Rasen und zauberte hinter             ­wedelte sich mit ihrer Moderationskarte Luft
                           seinem Rücken die Ringschatulle hervor. Wer             zu und stöhnte: “Er ist verrückt geworden!”
                           kann da schon Nein sagen? Katerina Keyru auf            Nichtsdestotrotz: Das Paar heiratete im Herbst              LET Z TE RESULTATE
                           alle Fälle nicht. Die Basketballspielerin sagte         2013. Und die Ehe hält bis heute. Å                                 Männer:
                           Ja, küsste ihren Zukünftigen und riss die Arme                                                                       Tunesien - Libyen 0:1
                           im Jubel in die Höhe.
                                                                                                                                                   18. Juni 2015
                                 Und auch im benachbarten Weissrussland
                                                                                                                                                       Frauen:
                           hat die Liebe im Stadion Station gemacht.
                                                                                                                                               Tunesien - Algerien 2:3
                           ­Sergey Levitskiy hatte gerade zum 4:0 getrof-
                                                                                                                                                    8. Juni 2014
Mario Wagner / 2Agenten

                            fen, als er seinen Jubellauf begann, quer über
                            den Platz. Er liess sich an der Seitenlinie von
                            einem Mitspieler die Schatulle reichen, rannte
                            über die Laufbahn, winkte seiner Freundin auf                                                                     FIFA-INVES TITIONEN
                            der Tribüne und ging auf die Knie. Auch er                                                                                Seit 2003:
                            ­w urde mit einem “Ja, ich will!” belohnt.          Die wöchentliche Kolumne aus der The-FIFA-Weekly-Redaktion         USD 4 864 773

                                                                                                                                                       T H E F I FA W E E K LY   29
DAS INTERVIEW

                                “Man lernt mehr aus
                               den schweren Zeiten”
                  Vier Jahre haben die US-Girls auf diesen Moment der Revanche gewartet.
              Immer wieder hatten sie die Bilder ihrer Niederlage gegen Japan im WM-Finale von
               2011 vor Augen. Nun haben sie ihren dritten WM-Titel errungen. Grossen Anteil
                  daran hatte US-Kapitänin Carli Lloyd, die beste Spielerin an Kanada 2015.

Carli, Sie waren im Finale von Beginn an früher          Es ist unglaublich. Man kann sich nicht      Mit diesem WM-Titel, Ihrer Auszeichnung als
am Ball als Ihre Gegenspielerinnen, dann             vorstellen, dass es so grandios verlaufen        Live-Your-Goals-Spielerin der Partie im Finale,
sahen Sie, wie die Torhüterin zu weit vor dem        kann. Jedes absolvierte Spiel hat bestätigt,     dem Goldenen Ball und dem Silbernen Schuh
Tor stand. Es war, als ob Sie die Partie schon       dass wir gut vorbereitet waren, und wir sind     werden Ihr Name und Ihr Gesicht in allen
im Voraus gesehen hätten. Ist das vielleicht in      auf jeden unserer Siege sehr stolz. Doch mit     Zeitungen der Welt auf der Titelseite zu sehen
Ihren Träumen geschehen?                             diesem hier, auf diese Weise gegen den           sein. Sind Sie darauf vorbereitet?
    Carli Lloyd: (lacht) Oh ja, ich habe sie viele   Weltmeister, haben wir Geschichte geschrie­         Ich denke, dass ich in meiner Karriere
Male vor meinem geistigen Auge gesehen,              ben. Wir sind nun ein Teil davon und nehmen      zweifellos eine neue Ebene erreicht habe.
doch sie verlief nie ganz so gut. Ich freue          die Trophäe mit nach Hause.                      Doch gleichzeitig weiss ich, dass es immer
mich sehr über diesen Ausgang. Er ist der                                                             etwas zu verbessern gibt, und ich weiter hart
Lohn und ein grosser Stolz für das ganze             Bei der Niederlage im Finale von Deutschland     arbeiten muss.
Team, für jede einzelne Person, die an diesem        2011 vergaben Sie Ihren Elfmeter, daraufhin
Erfolg beteiligt war. Es mutet surreal an, man       erzielten Sie im Finale des Olympischen          Mit einem Tor oder einem Assist mehr hätten
kann es gar nicht richtig fassen. Es ist ganz        Fussballturniers 2012 einen Doppelpack. Nun      Sie auch den Goldenen Schuh als Torschützen-
schön schwer, zu glauben, dass alles so gut          erzielten Sie gegen denselben Gegner drei Tore   königin gewinnen können ...
laufen konnte.                                       im Endspiel von Kanada 2015. Ihre Karriere ist       Ich weiss, was ich noch zu tun habe. Bei
                                                     untrennbar mit Japan verbunden.                  der nächsten WM werde ich diese Auszeich­
War dies einer jener seltenen Tage in der                 Es stimmt, aber dieser vergebene Elfmeter   nung anstreben!
Karriere eines Sportlers, an dem sich alles,         ist ja schon so lange her. Das ist einfach so,
was man anfasst, in Gold verwandelt?                 das ist Vergangenheit. Ich habe seitdem nicht    Kann ein solcher Moment, wie Sie ihn gerade
    Ein bisschen ist das so. Es ist ein Moment,      mehr wirklich zurückgeblickt und das hinter      erleben, all die Enttäuschungen und die vielen
den man vielleicht nur einmal in seiner              mir gelassen, um mich in meiner Karriere         Opfer vergessen lassen, die man im Verlauf
Karriere erlebt. Alles, was man versucht,            weiterzuentwickeln. Wir haben versucht,          einer Karriere auf sich nehmen muss?
gelingt. Fast alle Schüsse landen im Tor.            jeden Tag besser zu werden, und das hat uns          Nein. Ich glaube ausserdem, dass die
Aber eine Leistung wie unsere ist vor allem          bis hierher geführt.                             schlechten Momente genauso wichtig sind.
das Ergebnis grosser Anstrengungen, zahl­                                                             Sie machen dich stärker und versetzen dich in
loser Stunden Training und sehr guter Vor­           Kann man nach diesem dritten WM-Titel und        die Lage, noch höher hinaus zu wollen. Sicher,
bereitung, um in den wichtigen Momenten              der aussergewöhnlichen Leistung sagen, dass      es ist fantastisch, die guten Momente zu
bereit zu sein. Im Kopf visualisieren wir            diese Mannschaft von 2015 die beste in der       erleben. Aber ich denke dennoch, dass man
unsere Aktionen und Spiele, und wir lernen,          Geschichte des US-Frauenfussballs ist?           aus den schweren Zeiten mehr lernt. Å
während des gesamten Turniers konzentriert               Absolut, davon bin ich überzeugt. Was wir
zu bleiben. Wir haben heute eine Mission             erreicht haben, ist schlicht legendär. Wir               Mit Carli Lloyd sprach Julien Sebbah
gehabt. Ich wollte diese WM gewinnen und             haben ruhig angefangen, vor allem in der
habe mit der Hilfe meines Teams alles Nötige         Offensive, sind aber konzentriert und solida­
dafür getan, um dies zu erreichen.                   risch geblieben. Wir sind unserem Konzept
                                                     stets treu geblieben und haben im Finale fünf
Alles hat von Beginn an perfekt funktioniert,        Tore erzielt. Es war kein leichter Weg. Wir
sodass sogar Ihre Nationaltrainerin sagte, sie       haben in der “Hammergruppe” den ersten
habe sich nach der ersten Viertelstunde              Platz erreicht und sind ungeschlagen geblie­
zwicken müssen. Waren Sie und Ihr Team               ben. Wir waren nicht die Besten und sind
selbst davon überrascht, auf einem solchen           als Zweite der Weltrangliste angereist. Wir
Niveau zu spielen?                                   wussten, dass es nicht leicht werden würde.

30   T H E F I FA W E E K LY
Name
       Carli Anne Lloyd
       Geburtsdatum, Geburtsort
       16. Juli 1982, Delran Township, USA
       Position
       Mittelfeld
       Stationen als Spielerin (Auswahl)
       Rutgers Scarlet Knights
       Chicago Red Stars
       Atlanta Beat
       Western New York Flash
       Houston Dash (seit 2015)
       Erfolge, Auszeichnungen (Auswahl)
       Olympiasiegerin 2008, 2012
       Algarve-Cup-Siegerin 2007, 2008, 2010, 2015
       Women’s-Gold-Cup-Siegerin 2014
       US-Fussballerin des Jahres 2008
       Nationalteam USA
       201 Einsätze, 66 Treffer
Nike

                                                     T H E F I FA W E E K LY   31
ZEITSPIEGEL

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                                                           London, England

                                                               1949

                               Eileen McCarthy übt den Einwurf im South London Ladies’ Football Club.
                                                                                                            Reg Speller / Getty Images

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