FESTIVAL PERSPECTIVES - Deutsch-französisches Festival der Bühnenkunst 6. bis 15. Juni - Das Wochenmagazin

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FESTIVAL PERSPECTIVES - Deutsch-französisches Festival der Bühnenkunst 6. bis 15. Juni - Das Wochenmagazin
36 S
                                                                                  eiten
31.05.2019 | www.magazin-forum.de | Beilage zu FORUM-Ausgabe 23

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              DAS WOCHENMAGA ZIN

                                         THEATER | ZIRKUS | TANZ | MUSIK

                        FESTIVAL
                      PERSPECTIVES
                  Deutsch-französisches Festival der Bühnenkunst
                                  6. bis 15. Juni
FESTIVAL PERSPECTIVES - Deutsch-französisches Festival der Bühnenkunst 6. bis 15. Juni - Das Wochenmagazin
SimSAAR labim
                     Z AU B E R HA F T E S S A A R L A N D

                                                         66 Premiumwanderwege – Spitzenwert in Deutschland.
                                                         Sieben große Radwege mit 640 Gesamtkilometern. Rund
                                                         4.500 Restaurants, Bars und Cafés. Unzählige Feste,
                                                         Sehenswürdigkeiten und Shoppingadressen. Und das alles
                                                         auf 2.570 Quadratkilometern – mit magischer Anziehungs-
                                                         kraft. Freuen Sie sich auf:

                                                         • eine Übernachtung mit reichhaltigem Frühstücksbuffet
                                                         • ein Abendessen als 3-Gang-Menü (auf Schloss Berg:
                                                           ein Abendessen als 4-Gang-Menü)
                                                         • den Reiseführer Saarland, ein Lunchpaket für
                                                           unterwegs sowie ein Präsent aus Victor’s Welt
                                                         • eine Flasche Saarwein aus der Victor’s Edition

                                                         ab € 79 pro Person im Doppelzimmer
                                                         ab € 107 im Einzelzimmer
                                                         (ab € 135/195 pro Person im Doppel-/Einzelzimmer im
                                                         Victor’s Residenz-Hotel Schloss Berg, Kategorie 5 Sterne Superior)

                                                         Die Saarland Card bietet Ihnen freien
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                                                         und die kostenlose Nutzung von Bus
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                  Unternehmen der Victor’s Residenz-Hotels GmbH · Kürfürstendamm 100 · D-10709 Berlin
FESTIVAL PERSPECTIVES - Deutsch-französisches Festival der Bühnenkunst 6. bis 15. Juni - Das Wochenmagazin
INHALT

                                                                              26 Eröffnung im Zelt mit „Les Dodos“
                                                                              Festivalmacher und                              SILKE SCHLACHTER-REIM,           SIMON MAYER TRITT IM QUARTETT
                                                                              Unterstützer                                    ANDREA MÜLLER UND PATRIK         „SONS OF SISSY“ AUF 24
                                                                              SYLVIE HAMARD,                                  SCHMITT, FREUNDESKREIS 10
                                                                              KÜNSTLERISCHE LEITERIN 4                        Bilderbogen                      Zirkus
                                                                              DORIS PACK, VORSTAND DER                        IMPRESSIONEN AUS DEN             COMPAGNIE LE P’TIT CIRK BRINGT
                                                                              STIFTUNG FÜR DIE DEUTSCH-                       ANFÄNGEN VON PERSPECTIVES 12     FREUDE MIT „LES DODOS“ 26
                                                                              FRANZÖSISCHE KULTURELLE                         VORSCHAU AUF DIE GASTSPIELE 14   ARIANE&ROXANA JONGLIEREN
                                                                              ZUSAMMENARBEIT 8
                                                                                                                                                               IM DUETT IN „PLAY NICE“ 28
                                                                                                                              Theater
                                                                                                                              THEATERKOLLEKTIV COLLECTIF
TITELBILD: FESTIVAL PERSPECTIVES / CHARLOTTE AUDUREAU — FOTO: OLIVER DIETZE

                                                                                                                                                               Musik
                                                                                                                              MXM, SCHAUSPIELER MATHIAS
                                                                                                                              LABELLE ÜBER „FESTEN“ 16         CHANSONSÄNGERIN LÉOPOLDINE
                                                                                                                                                               HH KOMMT AUS DEM ELSASS
                                                                                                                              THEATERKOLLEKTIV                 UND SINGT AUF DEM HALBERG 30
                                                                                                                              MARKUS&MARKUS SPIELT
                                                                                                Verlag:
                                                                                                                              „ZWISCHEN DEN SÄULEN“ 18
                                                                                    FORUM Agentur für Verlagswesen,
                                                                                    Werbung, Marketing und PR GmbH,                                            Infos
                                                                                           Deutschmühlental,                  THEATERKOLLEKTIV „HOTEL
                                                                                                                                                               SPIELORTE IN DEUTSCHLAND
                                                                                    Am Deutsch-Französischen Garten,          MODERN“ SPIELT DAS OBJEKT-
                                                                                          66117 Saarbrücken,                                                   UND FRANKREICH:
                                                                                         Telefon 0681-93613-2
                                                                                                                              THEATERSTÜCK „KAMP“ 20
                                                                                                                                                               DER KOMPASS ZU DEN
                                                                                           Geschäftsführung:
                                                                                       Susanne Kleehaas (V.i.S.d.P.)          Tanz                             SPIELSTÄTTEN 32
                                                                                     Verlagsleitung: Dr. Bernd Coen
                                                                                                                              CHOREOGRAF ANGELIN               EINTRITTSPREISE,
                                                                               Redaktionelle Umsetzung: Michaela Auinger
                                                                                          Layout: Krystin Schmitt             PRELJOCAJ ZEIGT ZWEI             KARTENVERKAUF,
                                                                                  FORUM erscheint wöchentlich freitags.       TANZSTÜCKE IN „SOIRÉE            RESERVIERUNGEN UND
                                                                                 Der Einzelverkaufspreis beträgt 3,30 Euro.   PRELJOCAJ“ 22                    ONLINE-VERKAUF 34

                                                                                                                                                                            31. Mai 2019 | FORUM   3
FESTIVAL PERSPECTIVES - Deutsch-französisches Festival der Bühnenkunst 6. bis 15. Juni - Das Wochenmagazin
FESTIVALMACHER
FOTO: JENNIFER WEYL AND

                          4   FORUM | 31. Mai 2019
FESTIVAL PERSPECTIVES - Deutsch-französisches Festival der Bühnenkunst 6. bis 15. Juni - Das Wochenmagazin
FESTIVALMACHER

„SEHR VIEL ENERGIE!“
         Sylvie Hamard leitet das Festival Perspectives
       seit mehr als zehn Jahren. Sie lebt mit ihrer Familie
        nahe bei Versailles. Aufgewachsen ist sie in einem
       französischen Dorf. Entdeckte sie dort ihr Interesse
      an Deutschland und den Künsten? Eine Spurensuche.

                               Von Michaela Auinger

      ch fand das großartig. Der war ge-      beherrschung, die sie an Simon Mayer
      rade in Paris mit einem Solostück.      beeindruckte. Ich bin über ihren Mik-
      Der Mann…“, Sylvie Hamard               ro-Tanz nicht wirklich überrascht. Ein
  spricht von Simon Mayer, dem öster-         Tanz sagt mehr als tausend Worte. Als
  reichischen Tänzer und Choreografen,        Festivalleiterin muss man eine Mache-
  und springt auf. Sie streckt die Arme       rin sein. Das ist sie. Man muss Leiden-
  waagrecht vom Körper und wirbelt            schaft für die Sache mitbringen. Das
  um die eigene Achse. In der Drehung         tut sie. „Das gibt mir sehr viel Energie!
  ruft sie: „…hat nackt getanzt!“ Mitten      Super!“, beschreibt sie ihren Eindruck
  im Besprechungsraum illustriert die         nach der Vorstellung und findet sich
  Perspectives-Festivalleiterin ein zeitge-   wieder sitzend am Stuhl ein. Sie nippt
  nössisches Tanzstück und die Körper-        kurz am Wasserglas und erläutert das

                                                                                     31. Mai 2019 | FORUM   5
FESTIVAL PERSPECTIVES - Deutsch-französisches Festival der Bühnenkunst 6. bis 15. Juni - Das Wochenmagazin
FESTIVALMACHER

                                                                                        Ecole Primaire. Madame Oligos Metho-
                  Das Festival Perspectives erhielt den Prix de l’Académie de           de, eine Radiosendung über klassische
                        Berlin 2018. Von links: Ulrich Wickert, stellvertretender       Musik in den Unterricht einzubeziehen,
                      Vorsitzender der Académie de Berlin, Sylvie Hamard und            kommt bei dieser Schülerin sehr gut an.
                Prof. Dr. Gesine Schwan, Vorsitzende der Académie de Berlin.            Sylvie Hamard hält einen Moment inne:
                                                                                        „Damals war mir nicht bewusst, wie es
                                                                                        mich prägen würde.“ Die Dorfschulleh-
                                                                                        rerin fährt mit ihren Schülern ins Grand
                                                                                        Théâtre de Tours zu Vorstellungen des
                                                                                        Musiktheaters. An welches Stück erin-
                                                                                        nert sie sich? Sylvie Hamard murmelt
                                                                                        einen französischen Titel und tippt ins
                                                                                        Smartphone. „Ah, es ist sogar deutsch!“
                                                                                        ruft sie überrascht, „Operette allemande,
                                                                                        Ralf Benatzky, Im weißen Rössel.“ Nicht
                                                                                        ganz. Benatzky war ein österreichischer
                                                                                        Komponist. Aber, wie im Fall von Si-
                                                                                        mon Mayer, oder auch dem Schauspie-
                                                                                        ler Philipp Hochmair, der des Öfteren
                                                                                        beim Festival Perspectives gastierte, lässt
                                                                                        sich Sylvie Hamard auch vom Talent
                                                                                        deutschsprachiger Nachbarn begeistern.
                                                                                            Und wer weckte die Lust an der deut-
                                                                                        schen Sprache? Frau Jocelyne Duval. Die
kommende Mayer-Gastspiel in der Al-          Künsten haben diese Erfahrungen mit        Deutschlehrerin am College in Cormery
ten Feuerwache. „Die vier Tänzer gehen       dem Tanz jedoch nicht bei ihr ausgelöst.   hatte eine höchst unkonventionelle Me-
vom Volkstanz aus.“ Es fallen die Worte      Deshalb: weiterfragen, Spuren suchen.      thode, den Unterricht zu halten. Ihre Feri-
„Ironie, Humor, Provokation.“                                                           en verbrachte Frau Duval in Deutschland.
   Pirouetten drehte Sylvie Hamard                                                      Drehte dort Urlaubs-Filme und zeigte sie
bereits als Kind im weißen Tutu. Das             „Das war alles sehr                    in ihrer Klasse. So tauchten Schleswig-
hatte sie zuvor verraten. Auch in Hose                                                  Holstein und der Rhein vor Sylvie Ha-
und Sweatshirt ist ihr das spontan mög-
                                                     lebendig“                          mard auf: „Das war alles sehr lebendig.
lich. „Ich war nicht begabt“, bekennt                                                   Sie hatte so viel Leidenschaft in dem, was
sie jedoch lachend. Bis sie 13 Jahre alt       Madame Oligo taucht auf. Sie war         sie gemacht hat, das hat mich interessiert“.
war, hatte sie Tanzunterricht. Auf einer     Direktorin und Musiklehrerin in Tauxi-         Als 13-Jährige fährt Sylvie Ha-
Bühne im Schulhof fanden für die El-         gny. Sylvie Hamard war Schülerin in der    mard mit dem Zug. Alleine. Sie steigt
tern Galas, „Auftritte im weißen Tutu“,
statt. In einem Dorf namens Tauxigny
ist sie aufgewachsen. Dort besuchte sie
die Ecole Maternelle und die Ecole Pri-
maire. In dem Dorf spielten die Kinder
im Feld und am Bach und genossen ihre
Freiheit. Die Eltern waren locker, die
Kinder organisierten sich selbst. In der
Ecole Maternelle jedoch setzte man die
Dreijährige zum Buchstabenlernen be-
reits an den Tisch, was mich nachfragen
lässt: „Was, mit drei?“ „Das ist verrückt,
hm? Ich weiß nicht, wie es sich inzwi-
schen entwickelt hat, aber in meiner
Zeit, ja.“ erwidert Sylvie Hamard.
   Nicht wenig verblüffend, dass sich
Dorfkinder dem klassischen Ballett
widmeten und dass es dieses Angebot in
der französischen Provinz gab. Fußball,
Tanz und Musik – viele Angebote habe           Festivalteam Perspectives 2019: Hilke Wesner, Isabel Schmidt, Feryal
es nicht gegeben. „Im Saal der Schule,         Yosofy, Martha Kaiser, Laura Pröfrock (Reihe oben, von links). Marion
einmal in der Woche, freiwillig, auch die      Touze, Klaus Schön, Markus Knecht, Sylvie Hamard, Lisa Heckert,
Jungs haben mitgemacht“, erinnert sich         Julia von Knebel, Elise Chavant, Giovanni D’Arcangelo (Mittlere
Sylvie Hamard an die Ballettstunden.           Reihe, von links). Célia Galiny, Adèle Teutsch (Reihe unten, von links).
Den Drang zur Beschäftigung mit den

6   FORUM | 31. Mai 2019
FESTIVAL PERSPECTIVES - Deutsch-französisches Festival der Bühnenkunst 6. bis 15. Juni - Das Wochenmagazin
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                                      in Tours um. In Paris. In Köln. Sie

                                                                                    Kultur, diesseits, jenseits, abseits
                                      nimmt am Schüleraustauschprogramm
                                      teil und will zu ihrer deutschen Brief-
                                      freundin in der Nähe von Köln. Bevor
                                      sie in Köln umsteigt, marschiert sie zu
                                      Saturn und kauft die Platte „99 Luft-                   Ein Kommentar vor der 42. Festivalausgabe
                                      ballons“. „Darauf war ich sehr stolz, als                 von Perspectives von Michaela Auinger
                                      ich nach Frankreich zurückkam!“, ruft
                                      sie übermütig lachend.
                                         Auf das Gymnasium in Loches folg-          Noch nie amtierte eine                                nahezu. Nicht nur, weil
                                      ten zwei Jahre Studium der Biologie in        Leitung des Festivals                                 der Löwenanteil des Etats
                                      Tours. Aber Deutschland lässt sie nicht       Perspectives so lange                                 aus Deutschland kommt,
                                      los, dort will sie wieder hin, vor allem,     wie Sylvie Hamard. Seit                               erscheint es befragens-
                                      um die Sprache zu lernen. Geradezu            2008 verantwortet sie                                 wert, warum Gruppen aus
                                      folgerichtig auf den Schüleraustausch         das deutsch-französische                              Deutschland weniger die
                                      verbringt sie ein Jahr als Au-pair in         Festival der Bühnenkunst.                             Möglichkeit erhalten bei
                                      Hildesheim. Bei der Familie mit zwei          Das hat einen Grund.                                  uns oder in Frankreich
                                      Kindern versteht sie „kein Wort“ und          Sie macht es gut. Wer sich an die          gastieren zu dürfen, sondern auch,
                                      besucht an der VHS Deutschkurse. Zu-          glücklose Michèle Paradon oder             weil ich es schlicht der Festivalleite-
                                      rückgekehrt nach Tours stand für die          an manch gockelhaft Eingebildeten          rin nicht glaube, dass deutsche Pro-
                                      Studentin fest, dass sie zur Germanistik      früheren Leiter erinnern mag, wird         duktionen zu teuer seien. Ich glaube
                                      wechselt. Bald langweilt sie sich, findet     das bestätigen. Man mag sich aber          eher, dass Sylvie Hamard mehr in
                                      das Niveau nicht gut und ebenso wenig,        nicht mehr derer erinnern, sondern         Frankreich als in Deutschland un-
                                      dass deutsche Schriftsteller auf Franzö-      an der erfreuen, mit der das Festi-        terwegs ist und, dass man Entde-
                                      sisch gelesen werden. Sie beschließt, in      val gut läuft. Das Filmfestival Max        ckungen nicht nur in der Großstadt
                                      Deutschland weiterzustudieren. Saar-          Ophüls Preis und das Festival Per-         machen kann und sich auch nicht
                                      brücken und Freiburg erkennen die be-         spectives sind kulturelle Fixpunkte        an dem ausrichten muss, was das
                                                                                    und unverzichtbar für unsere Re-           überregionale Feuilleton hochhebt.
                                                                                    gion. Wobei Region passender auf           Kulturproduzenten sind Marktteil-
                                       Nach Deutschland, um                         das Festival Perspectives zutrifft –       nehmer. Aufsehen erregen ist in der
                                       die Sprache zu lernen                        diesseits und jenseits der Grenze          Theaterszene für Karrieristen unab-
                                                                                    finden Künstler und Publikum zu-           dingbar. Ob abseitige Themen oder
                                                                                    einander. In diesem Jahr nicht wie         sinnentstellende      Inszenierungen,
                                      reits geleisteten Prüfungen an. Sie ent-      sonst im Mai, sondern Anfang Juni.         eleganter als formal und inhaltlich
                                      scheidet sich für Saarbrücken und jobbt       Die Ausgewogenheit der Sparten             bemerkenswert bezeichnet – Kriti-
                                      nebenher, unter anderem beim Festival         ist gegeben, wer sich mit dem Pro-         ker und Juroren suchen beständig
                                      Perspectives während Peter Theiler, Pi-       gramm beschäftigt, sieht, dass die         danach. Wie in jeder Branche sind
                                      erre-Jean Valentin, Christian Caimacan        Mischung stimmt. Die im letzten            Scharlatane unterwegs. Ein Festi-
                                      aufeinanderfolgend Leiter waren.              Jahr aufgefallene Unwucht, dass nur        valverantwortlicher kann, aber muss
                                         Als Mitte der 90er Jahre Laurent           zwei Produktionen aus Deutschland          sie nicht entlarven – das bleibt Auf-
                                      Brunner Mitarbeiter für das Le Carre-         eingeladen waren, wiederholt sich          gabe jedes einzelnen Zuschauers.
                                      au in Forbach sucht, wird er auf Syl-
                                      vie Hamard aufmerksam. Irgendwann
                                      funkt’s. Es wird geheiratet. Laurent
                                      Brunner bekommt für zwei Jahre die          reagiert spontan: „Ich schaff das nicht!     schen werden für Künstler und Helfer
                                      künstlerische Leitung der Perspectives,     Es ist kompliziert.“ Die Kinder seien        alljährlich von Perspectives gekauft.
                                      Sylvie Hamard ist für die Organisation      daran gewöhnt, dass die Eltern bis-          Jede Menge Plastikmüll wird auf diese
                                      zuständig. In dieser Konstellation ar-      weilen auch am Wochenende arbeiten,          Weise produziert, damit sollte Schluss
                                      beitet das Paar heute auch für Château      aber die Ferienzeiten, und garantiert die    sein. Eine Crowdfunding-Kampagne
                                      de Versailles Spectacles. Seit 2008 ist     sechs bis sieben Wochen Sommerferien,        wurde initiiert. Die funktionierte. Erst-
                                      die einstige studentische Mitarbeite-       verbringe man zusammen.                      mals werden Glasflaschen mit Festival-
                                      rin Sylvie Hamard alleinige Direktorin         An die Familien denkt sie auch als Fes-   logo bestellt und ausgegeben. Das ge-
                                      des deutsch-französischen Festivals der     tivalleiterin. Die Perspectives-Eröffnung    fällt auch der bald 14-Jährigen Isaure,
                                      Bühnenkunst. Sie lebt mit Mann und          findet im Zirkuszelt am Tbilisser Platz      die ihre Mutter beim Klamottenkauf
FOTOS: JÜRGEN KEIPER — RAINER HARTZ

                                      den zwei Kindern Isaure und Gauthier        statt, dreimal gastiert die Compagnie Le     bremst: „Wir haben genug, das muss
                                      nahe bei Versailles.                        P’tit Cirk, und erstmals an zwei Tagen       nicht sein.“ Sylvie Hamard scheint über-
                                         Die berühmte Frage nach der Verein-      wird der Garten des Pingusson-Gebäudes       rascht und kommentiert anerkennend:
                                      barkeit von Familie und Beruf, die rät-     geöffnet, um bei freiem Eintritt mehrere     „Die sind bewusster als wir. Das hat sich
                                      selhafterweise Frauen immerzu gestellt      Vorstellungen besuchen zu können.            geändert, das macht mich optimistisch.“
                                      wird, lautet: Wie schaffen Sie den Aus-        Auch an die Umwelt denkt die Fes-         Optimistisch lässt sich auch der 42. Fes-
                                      gleich zwischen Familie und Beruf? Sie      tivalleiterin. Unmengen an Wasserfla-        tivalausgabe entgegenblicken …
                                                                                                                                                                 •
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FESTIVAL PERSPECTIVES - Deutsch-französisches Festival der Bühnenkunst 6. bis 15. Juni - Das Wochenmagazin
FESTIVALMACHER

                        „Interessante und
                       hochwertige Stücke“
               Doris Pack war 25 Jahre lang Mitglied im Europäischen Parlament und
               hat sich für Bildung und Kultur – vor ihrer politischen Karriere war sie als
                 Lehrerin tätig – immer stark gemacht, so auch für die Stiftung für die
               deutsch-französische kulturelle Zusammenarbeit, deren Vorstand sie ist.

                                                Interview: Michaela Auinger

      rau Pack, welche Ziele                weiteres Vorstandsmitglied und küm-          Ich habe das Gefühl, dass es sehr
      verfolgt die Stiftung für             mert sich besonders auch zukünftig um        viel Hochachtung gibt in den Augen
      die deutsch-französische              die musikalischen Aktivitäten.               der Franzosen gegenüber dem, was
kulturelle Zusammenarbeit?                                                               Deutschland erreicht hat. Das finde ich
                                            Ihre Aufgabe als Vorstandsmitglied …         bei Menschen, die 50 Jahre und älter
Anfangs war die Stiftung dazu da, um
dem von Mitterand und Kohl 1988             …ich bin diejenige, die Sorge trägt, dass    sind. Bei jüngeren kann ich das so nicht
gegründeten      deutsch-französischen      die Kasse jedes Jahr wieder stimmt. Wir      feststellen – für die ist alles selbstver-
Kulturrat einen Sitz zu bieten. Als ich     brauchen auch Sponsoren. Da muss ich         ständlich. Ich fühle mich in Frankreich
Stiftungsvorsitzende wurde habe ich         auch als Vorstand mit meinem Netz-           immer daheim, ich habe nicht das Ge-
                                            werk versuchen, diese zu finden.             fühl, dass ich bei Fremden bin – sicher
gesagt: „Ich kann doch nicht alle An-
                                                                                         auch, weil ich die Sprache spreche.
fragen ablehnen, weil ich kein Geld         Wir können die 42. Ausgabe des
habe.“ Dann haben wir ein bisschen          Festivals Perspectives erleben.              Sind die Bemühungen, in Deutsch-
Geld bekommen, um Anfragen im               Wie sehen Sie die Entwicklung                land die französische Sprache
Bereich grenzüberschreitender Zusam-        des Festivals?                               zu erlernen gleichauf mit den
menarbeit von Bildung und Kultur un-                                                     Bestrebungen in Frankreich
                                            Als eine sehr schöne. Ich bin froh, dass
terstützen zu können.                                                                    Deutsch zu erlernen?
                                            es auch in diesem Jahr gelingt, interes-
Erst dadurch wurden Sie überhaupt           sante und hochwertige Stücke zu brin-        Nein, das ist nicht der Fall, aber auch
in die Lage versetzt Aufgaben wahr-         gen. Das ist das einzige deutsch-fran-       in Deutschland ist das ja nicht anders.
nehmen zu können.                           zösische Festival, das von beiden Seiten     Was wir im Saarland mit der Frank-
                                            finanziert wird…                             reichstrategie versuchen, das ist ein-
Ja. In dieser Zeit entstand „Extra“ eine                                                 malig – es muss uns auch gelingen. Ich
Jugendzeitschrift in Deutsch und Fran-      … ja, aber die deutsche Seite en-            habe auch den lothringischen Freun-
zösisch, die vier Mal im Jahr den Tages-    gagiert sich finanziell mehr als die         den schon oft gesagt, dass es gut wäre,
zeitungen beigelegt wird. Dann haben        französische. Halten Sie es für wün-         dass ihre Kinder die deutsche Sprache
wir Buchpublikationen oder Musikfes-        schenswert, dass sich das ändert?            wieder lernten, denn die Arbeitsplätze,
tivals unterstützt. Vor 12 Jahren kamen     Ich glaube nicht, dass wir das so genau      die sie brauchen, die haben wir.
die damalige Staatssekretärin Monika        auf Heller und Pfennig achten müssen –
Beck und die Oberbürgermeisterin Britz                                                   Sie haben sicherlich schon das
                                            wir sollten froh sein, dass das so läuft.
auf mich zu, ob wir nicht Perspectives                                                   Programm genauer betrachtet.
                                            Ich bin dankbar, dass sich jetzt auch
in die Stiftung hineinnehmen können –                                                    Worauf freuen Sie sich besonders?
                                            Grande Est einbringt, das war vorher
Sylvie Hamard war da schon die Leite-       nicht der Fall – wir haben nur mit dem       Wir werden in diesem Jahr eine Eröff-
rin. Das war der Start, auch in anderem     Departement gearbeitet. Es finden ja         nung im Zirkus erleben – darauf freue
aktiv werden zu können. LOOSTIK hat         auch mehr Vorstellungen auf unserer          ich mich. Worauf ich schon ganz ge-
sich daraus entwickelt, auch der deutsch-   Seite statt. Also: Wir sollten nicht beck-   spannt bin, das ist das Stück Kamp und
französische Literaturpreis. Wir haben                                                   auch Festen, den Film „Das Fest“ (Die
                                                                                                                                      FOTO: JENNIFER WEYL AND

                                            messerisch sein.
einen Stiftungsrat, dessen Vorsitzender                                                  Vorführung fand am 21. Mai im Kino
ist Kultusminister Commerçon. Colors        Sie waren und sind viel in Frankreich        Achteinhalb statt. Anm. d. Red.) werde
oft Pop war 2017 auch bei der Stiftung      unterwegs. Welches Deutschland-              ich mir vorher noch anschauen, um ver-
angesiedelt – Karl Richard Antes wurde      bild finden Sie bei Franzosen vor?           gleichen zu können.
                                                                                                              •
8   FORUM | 31. Mai 2019
FESTIVAL PERSPECTIVES - Deutsch-französisches Festival der Bühnenkunst 6. bis 15. Juni - Das Wochenmagazin
FESTIVALMACHER

   31. Mai 2019 | FORUM   9
FESTIVAL PERSPECTIVES - Deutsch-französisches Festival der Bühnenkunst 6. bis 15. Juni - Das Wochenmagazin
FESTIVALUNTERSTÜTZER

                                   Silke Schlachter-Reim
                               (links), Andrea Müller und
                              Patrik Schmitt haben sich
                                durch den Freundeskreis
                            Perspectives kennengelernt.

10   FORUM | 31. Mai 2019
FESTIVALUNTERSTÜTZER

                      „TAGE,
                                            DIE GLÜCKLICH MACHEN“
                                     Wenn es Perspectives nicht gäbe, würde etwas fehlen. Darin stimmen
                                         Silke Schlachter-Reim, Andrea Müller und Patrik Schmitt vom
                                     Freundeskreis des Festivals Perspectives hundertprozentig überein.

                          n ihren Berufen sind ganz andere,                Von Michaela Auinger                  Künste, Einladungen in die französische
                          aber keine künstlerischen Talente                                                      Botschaft als auch die saarländische Lan-
                          gefragt. Die drei vom Freundeskreis      val blieb sie treu, auch als sich die Pro-    desvertretung und eine Vorstellung im
                      des Festivals, Silke Schlachter-Reim, An-    grammatik wandelte und Karten käuf-           Deutschen Theater. Andrea Müller fragt
                      drea Müller und Patrik Schmitt kommen        lich zu erwerben waren. „Das nimmst           erstaunt: „Wann erlebt man sowas schon
                      aus ganz unterschiedlichen Berufen. Sil-     du noch mit“, lachend erinnert sie sich,      mal?“ Silke Schlachter-Reim ruft dazwi-
                      ke Schlachter-Reim kennt sich mit den        wie sie das Lockangebot einer Freikarte,      schen: „Und: Kaffee trinken beim Ad-
                      Elementen Luft und Wasser bestens aus        dem Freundeskreis beizutreten im Pro-         lon!“ Gelächter. Den Freundeskreis darf
                      und kümmert sich als Chemisch-techni-        grammheft entdeckte, und sich diese           man sich als fröhliche Runde vorstellen.
                      sche Assistentin bei einer Landesbehör-      sichern wollte. Bereut hat sie die Ent-          Andrea Müller bringt für ihre Ent-
                      de um deren Schadstoffreinheit. Andrea       scheidung keine Sekunde, im Gegenteil:        scheidung, dem Freundeskreis beizutre-
                      Müller ist als Selbstständige mit einem      „Ich fühle mich da so gut aufgehoben.“        ten, eine ganz eigene Sicht, die aus ihrer
                      Büroservice am Starterzentrum aktiv             Für die Mitglieder des Förderkrei-         Lebenserfahrung im Berufsleben her
                      und der gelernte Bankkaufmann Patrik         ses werden Plätze reserviert, sie werden      rührt, ein. „Mir ist diese Frau aufgefallen,
                      Schmitt ist in der Immobilienverwal-         zu Pressekonferenzen und zu einem             wie sie sich engagiert.“, und meint die Fes-
                      tung tätig. Französisch lernten alle drei                                                  tivalleiterin Sylvie Hamard, „ich bin auch
                      bereits in der Schule.                                                                     selbstständig, ich habe auch Mitarbeiter.
                         Patrik Schmitt ist durch seinen Vater,          Nette Menschen                          Ich weiß, wie schwierig es ist, ein super
                      der Franzose und Dolmetscher war, dem                                                      Team zu haben. Ich weiß auch, dass das
                      Nachbarland in besonderer Weise ver-
                                                                          kennenlernen                           auch Arbeit ist, die Interaktion unter den
                      bunden. Eine Freundin hatte ihn irgend-                                                    Leuten, das muss passen. Man braucht
                      wann zu Perspectives mitgenommen,            Brunch mit Künstlern und Mitarbei-            Leute, die mit Herzblut dabei sind, da
                      auf diese Weise hatte er das Festival ent-   tern eingeladen und treffen die Festival-     braucht man ein Händchen dafür.“ Dass
                      deckt. Die Möglichkeit, einem Freundes-      leiterin Sylvie Hamard zum Gespräch           ein kleines Team so ein Festival auf die
                      kreis beizutreten, entdeckte er auf dem      in kleiner Runde, wie auch am Abend           Beine stellt, sei unglaublich. „Das muss
                      Webangebot selbst. Seine Anmeldung           nach dem FORUM-Gespräch.                      man auch honorieren“ meint sie und be-
                      sei eine „spontane Entscheidung“ gewe-           „Ich fühle mich da so als VIP, ich        greift ihren Beitrag als moralische Unter-
                      sen. Die Möglichkeit, etwas zurückzuge-      habe meinen Förderbeitrag aufgestockt“,       stützung. Auf welches Gastspiel freut sie
                      ben und tiefer einzutauchen, die wollte      erzählt Silke Schlachter-Reim, außerdem       sich besonders? „Ich liebe Tanz“, erzählt
                      er wahrnehmen. „Zehn Tage, die einen         „lernst du so nette Menschen kennen“.         die Quierschiederin. „La Stravaganza“
                      glücklich machen“, bedeuten das Festival     Als Einzelperson ist man mit 40 Euro          hat sie im Staatstheater schon gesehen,
                      Perspectives für ihn. Sein Feedback an       schon beim Freundeskreis dabei. Sil-          „Still Life“ schaut sie auf jeden Fall an.
                      die Festivalleiterin Sylvie Hamard findet    ke Schlachter-Reim wohnt, wie Andrea          Auch Silke Schlachter-Reim möchte den
                      Gehör, das schätzt er und, dass die Reihe    Müller, in St. Arnual. Durch ihre Kinder      Ballettabend von Angelin Preljocaj nicht
                      „Das Festival zu Gast im Kino“, im Mai       sind sie sich zwar im Stadtteil begegnet,     versäumen. „Ich bin nicht der Tanzfan“,
                      bereits beginnend, eine Einstimmung, als     aber erst im letzten Jahr bei der Preisver-   gibt Patrik Schmitt preis. Er beabsichtigt
                      auch gute Ergänzung zum Programman-          leihung in Berlin seien sie einander nä-      alle Gastspiele zu besuchen. „Du schaust
                      gebot, darstellt. „Das Fest“ sowohl im       hergekommen. Das Festival Perspectives        alles?“ fragt Andrea Müller verblüfft. Pa-
                      Kino als auch als Bühnenadaption sehen       ist Preisträger des Prix de l’Académie de     trik Schmitt freut sich vor allem auf die
                      zu können, darauf ist er neugierig.          Berlin 2018. Einige Freundeskreismit-         Zirkusvorstellungen, er beabsichtigt, sei-
FOTO: BECKER&BREDEL

                         Silke Schlachter-Reim kennt das Fes-      glieder ließen es sich nicht nehmen zur       ne Patenkinder mitzunehmen. Die Vor-
                      tival noch von seinen Anfängen her, aus      Auszeichnung in die Hauptstadt zu rei-        freude auf das gemeinsame Erlebnis ist
                      Zeiten der Straßentheatertage, wenn          sen. Auf dem Programm standen, neben          ihm anzusehen. Ein Lächeln huscht über
                      am „Markt High Live war“. Dem Festi-         der Preisverleihung in der Akademie der       sein Gesicht.
                                                                                                                               •
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FOTOS: L ANDESARCHIV, COPYRIGHT: STEFAN ANDREAS SCHMIDT, FOTOGRAF: JULIUS C. SCHMIDT (7)
                       STADTARCHIV SA ARBRÜCKEN NL HJH 193-3, FOTOGRAF HANS-JÜRGEN HARTMANN
                       STADTARCHIV SA ARBRÜCKEN NL M P 139/FOTO: FRITZ MITTELSTAEDT

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FORUM | 31. Mai 2019
                                                                                                                  BILDERSTRECKE
BILDERSTRECKE

 Impressionen aus den
 Anfängen der Perspectives –
 70er- und 80er-Jahre

Perspectives 1978 – Dr. Diether
Breitenbach, Jochen Zoerner-
Erb (Festivalleiter und -gründer),
Oskar Lafontaine und Angelika
Welter (Reihe unten, von links).
Ernst Küntzer und Hans-Jürgen
Koebnick (Reihe oben, von links).

                                      31. Mai 2019 | FORUM   13
VORSCHAU

FESTIVAL PERSPECTIVES 2019                                                        in Bildern und Zahlen

42. FESTIVALAUSGABE VOM 6. BIS 15. JUNI –
DEUTSCH-FRANZÖSISCHES FESTIVAL DER BÜHNENKUNST

DRU LA JUNE COMPAGNIE                                    NÄSS FOUAD BOUSSOUF / COMPAGNIE MASSALA

Neuer Zirkus                                             Tanz
8. Juni | 20 Uhr und 9. Juni | 18 Uhr                    13. Juni | 20 Uhr
Alte Feuerwache, Saarbrücken                             Theater am Ring, Saarlouis
Ohne Worte | Deutschlandpremiere                         Ohne Worte

PASSAGEN IN PORTBOU DEKANAT                              SOLL MIR LIEBER GOYA DEN SCHLAF RAUBEN
SAARBRÜCKEN / HEINER BUCHEN,                             ALS IRGENDEIN ARSCHLOCH / RODRIGO GARCÍA /
DANIELA RODRIGUEZ                                        SCHAUBÜHNE AM LEHNINER PLATZ

Tanz, Theater | 5. Juni | 19.30 Uhr + 7. Juni | 10 Uhr   Theater, Performance | 7. Juni | 20 Uhr | E-Werk Saarbrücken
Hauteurs de Spicheren (Sportplatz Stade), Spichern       In deutscher Sprache mit französischer Übertitelung

14   FORUM | 31. Mai 2019
VORSCHAU

                                                                                                                19 GASTSPIELE | 1 DEUTSCH-FRANZÖSISCHER AKROBATIK-WORKSHOP | 16 SPIELORTE

                                                                                                                BUDGET 2019
                                                                                                                Landeshauptstadt Saarbrücken: 205.000 Euro | Saarland: 205.000 Euro
                                                                                                                Französische Partner: 135.000 Euro (davon Conseil Départemental de la Moselle: 80.000 Euro)
                                                                                                                Sponsoring und Spenden: circa 110.000 Euro
                                                                                                                Ticketeinnahmen, sonstige Kostenbeteiligungen und Zuschüsse: circa 210.000 Euro
                                                                                                                Vorläufiges Budget vom Festival Perspectives 2019: 865.000 Euro

                                                                                                                FRANITO PATRICE THIBAUD                                             3D CIE H.M.G.

                                                                                                                Pantomime, Flamenco                                                 Neuer Zirkus
                                                                                                                13. Juni + 14. Juni jeweils 20.30 Uhr                               9. Juni + 10. Juni jeweils 12 Uhr und 16.30 Uhr
                                                                                                                Scène de l’Hôtel de Ville, Sarreguemines                            Pingusson-Gebäude, Saarbrücken (Garten)
                                                                                                                Keine Sprachkenntnisse erforderlich                                 Ohne Worte | Deutschlandpremiere
FOTOS: FESTIVAL PERSPECTIVES / F. RODOR — FESTIVAL PERSPECTIVES / CHARLOTTE AUDUREAU — FESTIVAL PERSPECTIVES
/ JEAN-LOUIS DUZERT FESTIVAL PERSPECTIVES / DAVID KONECNY — FESTIVAL PERSPECTIVES / CARSTEN THIELE SERIFE ZOR
HEIKO SCHÄFER — ALEX YOCU — FESTIVAL PERSPECTIVES / LUCILE NABONNAND

                                                                                                                NIRVANA DELGADO FUCHS                                               L’HOMME-ORCHESTRE CIE LA MUE/TTE

                                                                                                                Tanz, Performance                                                   Musik
                                                                                                                8. Juni | 18.30 + 9. Juni | 20.00 + 10. Juni | 20.30                9. Juni + 10. Juni jeweils 13 Uhr, 14.30 Uhr, 17.30 Uhr
                                                                                                                Kettenfabrik, Saarbrücken                                           Pingusson-Gebäude, Saarbrücken (Garten)
                                                                                                                Ohne Worte | Deutschlandpremiere                                    Ohne Worte

                                                                                                                                                                                                                  31. Mai 2019 | FORUM   15
THE ATER

      „Familie: Der erste Kontakt zur Welt“
        Schauspieler Mathias Labelle spricht im Interview über die unverrückbare
      Konstante Familie, über das Theaterkollektiv Collectif MxM und die Erarbeitung des
        Stückes „Festen“, das beim Festival Perspectives Deutschlandpremiere feiert.

                   Fragen: Julia Indenbaum und Michaela Auinger / Übersetzung: Pascale Mayer

           err Labelle, der Film             in die wir hineingeboren werden. Um          schaftlichen Verhältnissen?
           „Festen“ von Thomas Vin-          ein Trauma auszulösen, braucht es nicht      Wie sehen Sie das?
           terberg kam vor rund 20           unbedingt ein dunkles Geheimnis oder         Familie ist eine Konstante in dem Sinn,
Jahren auf die Leinwand, er wurde            zerrüttete Familienverhältnisse. In Fes-     dass eine Familie eine Familie ist und es
in Cannes ausgezeichnet und als              ten geht es um das Thema Familienerbe,       auch immer bleiben wird. Diese Kon-
„Meilenstein der Filmgeschichte“             Werte, und wie sie weitergegeben wer-        stante ist unveränderlich. Tatsächlich
betitelt. Man kann sagen: Das The-           den. Wie erzählt man seine eigene Ge-        aber führen die gesellschaftlichen Ver-
ma Familie geht uns alle an, auch            schichte den anderen Familienmitglie-
                                                                                          änderungen dazu, dass neu definiert
dann, wenn keine schrecklichen               dern, die ja eigentlich das gleiche erlebt
                                                                                          wird, was genau eine Familie eigentlich
Geheimnisse verborgen bleiben                haben sollen? Wie schafft man es, dass
                                                                                          ausmacht. Das ist eine latente Erzählung
oder ans Licht kommen, oder?                 die eigene Geschichte als eine Wahrheit
                                                                                          in Festen. Man kann beobachten, wie
                                             akzeptiert wird? Und dabei reicht es
Ja, es ist tatsächlich ein sehr universel-                                                der familiäre Würgegriff sich löst, wie
                                             nicht, dass die Wahrheit von den ande-
les Thema. Familie, das sind Menschen,                                                    die Dynamik der zwischenmenschlichen
                                             ren nur gehört wird, sie muss von ihnen
die man sich nicht ausgesucht hat. Man       auch verstanden werden.                      Strukturen erstarrt. Vor allem Christian,
muss lernen, mit ihnen zu leben, sich                                                     der weit entfernt von seiner Familie ge-
miteinander weiterentwickeln. Unsere         Ist Familie nach wie vor eine un-            lebt hat, lässt durch seine Rückkehr alles
Familienmitglieder sind die Menschen,        verrückbare Konstante im Leben               zerplatzen, was unveränderlich schien.
mit denen wir als erstes interagieren. Sie   jedes Einzelnen oder unterliegt sie          Wir können in jedem Fall unseren Platz
sind unser erster Kontakt zu der Welt,       einem Wandel je nach den gesell-             innerhalb unserer Familie neu definieren.

16   FORUM | 31. Mai 2019
THE ATER

                                                                  Manchmal können wir auch versuchen,                                                        ßerhalb des Bildes liegt. In diesem Stück
                                                                  alte Bräuche, Rituale, die Geisteshaltung                                                  gibt es nicht den einen richtigen Punkt
                                                                  unserer Familie zu verändern, aber dabei                                                   auf der Bühne, auf den man schauen
                                                                  sollten wir besser auf eine lange, harte                                                   muss. Nein, der Zuschauer muss das für
                                                                  Arbeit gefasst sein. Es kann bedeuten,                                                     sich selbst herausfinden, er muss selber
                                                                  dass man reinen Tisch machen und end-                                                      entscheiden, wohin er schaut.
                                                                  gültig abschließen muss mit seinen Wur-
                                                                  zeln, mit all dem, was einen erschaffen                                                    Können Sie uns etwas über das
                                                                  hat, und worauf die Familie beruht, aus                                                    Collectif MxM erzählen?
                                                                  Angst vor einem Verlust der Geborgen-                                                      Das Collectif MxM ist ein Kollektiv von
                                                                  heit und aus Bequemlichkeit.                                                               Technikern. Das sind Ton-, Video-, und
                                                                                                                                                             Lichtkünstler, die verschiedene Hand-
                                                                  Welche Rolle spielte Familie in
                                                                                                                                                             werke miteinander vereinen. Cyril Teste
                                                                  Bezug auf ihre Karriere? Wurde Sie
                                                                                                                                                             ist der künstlerische Leiter. Und sie laden
                                                                  von ihren Familienmitgliedern bei
                                                                                                                                                             Schauspieler dazu ein, mit ihnen zusam-
                                                                  ihrer Berufswahl unterstützt?
                                                                                                                                                             menzuarbeiten. Während der Proben ar-
                                                                  Ich habe das Glück, dass meine Eltern                                                      beiten alle zusammen, die Technik wird
                                                                  mich bei allem, was ich tun wollte, im-           Schauspieler Mathias Labelle.            in den kreativen Schaffensprozess von
                                                                  mer unterstützt haben.                                                                     Anfang an miteinbezogen. Schauspieler
                                                                                                                                                             und Techniker müssen eins sein, sonst
                                                                  Die Inszenierung „Festen“ ist ein             nieren. Ich weiß nicht, ob das ein Trend     funktioniert das nicht. Sie sind Spielpart-
                                                                  Mix aus Film und Theater. Der                 ist, der sich durchsetzen wird, ich glaube   ner, im wahrsten Sinne des Wortes. Die
                                                                  Trend, dem Zuschauer Bewegtbild               nicht, dass es nur eine Modeerscheinung
                                                                                                                                                             Kameraoperateure und die Bühnentech-
                                                                  im Theater zu zeigen, hält ungebro-           ist. Es ist schon wahr, man sieht momen-
                                                                                                                                                             niker kommunizieren ständig mit der In-
                                                                  chen an. Wieso wollten Sie nicht              tan sehr viel davon, immer mehr, weil
                                                                                                                                                             spizienz. Während der Aufführung sind
                                                                  auf die Macht und die Möglichkeiten           es einfach möglich ist, es zu tun, sich in
                                                                                                                                                             sie die Schaltstelle. Und genau darauf
                                                                  des Theaters vertrauen?                       dieses Abenteuer hineinzustürzen. Und
                                                                                                                                                             müssen wir uns von Anfang an verlassen
                                                                  Wir vertrauen voll und ganz auf die           wenn man genau hinsieht, dann erkennt
                                                                                                                                                             können: auf das gegenseitige Vertrauen,
                                                                  Macht und die Möglichkeiten des Thea-         man, dass es jeder anders macht, jeder
                                                                  ters. Das Bewegtbild ist eine dieser Mög-     auf seine eigene Art. Es ist ein Instru-     das Wohlwollen und die Sicherheit, dass
                                                                  lichkeiten. Das Collectif MxM setzt nun       ment zum Geschichtenerzählen, das sich       jeder genau weiß, was er tut.
                                                                  bereits seit fast fünfzehn Jahren Video       in voller Entfaltung befindet.               Was war bei der Erarbeitung die
                                                                  als Instrument im Theater ein. Festen                                                      größte Herausforderung für Sie als
                                                                  ist nichts weiter als das in Kunst umge-      Sie zoomen in Großaufnahme auf
                                                                                                                Details, die der Zuschauer mittels           Schauspieler?
                                                                  setzte Arbeitsverfahren, das auf den Er-
                                                                  fahrungen und Forschungsergebnissen           technischem Aufwand auf der Lein-            Für mich als Schauspieler war es bei
                                                                  des Kollektivs beruht. Es ist ein Studi-      wand, die über der Bühne schwebt,            der perspektivischen Darstellung, der
                                                                  engegenstand. Das Theater definiert sich      wahrnimmt. Gerät der Zuschauer               Bühnengestaltung eine der größten He-
                                                                  ja auch durch die Tatsache, dass es sich      in Konflikt mit sich selbst, wohin er        rausforderungen, einen reibungslosen
                                                                  in Echtzeit abspielt. Für mich ist gerade     denn nun blicken soll?                       Ablauf in der Zusammenarbeit mit den
                                                                  das eine seiner größten Stärken. Die Ein-     Ja, na klar. Die Suche findet gemeinsam      Kameraoperateuren hinzubekommen.
                                                                  stellungen werden fast alle live gedreht,     mit dem Zuschauer statt. In unserem          Ich musste meinem Körper antrainieren,
                                                                  was an sich ein theatralischer Vorgang        Leben sind wir doch permanent, jeden         fließende Bewegungen mit einer gewis-
                                                                  ist und bleibt – trotz des Einsatzes filmi-   Tag, ohne, dass wir es merken, hin- und      sen Leichtigkeit auszuführen, mit meiner
                                                                  scher Mittel werden die Zuschauer nie         hergerissen von Lichtern und Bildschir-      Choreografie genauestens vertraut sein,
                                                                  zweimal dieselbe Vorstellung sehen. Das       men. Echten und virtuellen. Das Coll-        um nicht mehr über einzelne Schritte
                                                                  Stück entwickelt sich weiter, und wir ar-     ectif MxM versucht, dem Theater die          nachdenken zu müssen und zu einhun-
                                                                  beiten daran bis zur letzten Aufführung.      Möglichkeit zu geben, mit dem „hors          dert Prozent aufmerksam sein, um zu
FOTOS: FESTIVAL PERSPECTIVES/SIMON GOSSELIN — FL AVIEN PRIOREAU

                                                                  Ich glaube, dass wir dazu verpflichtet        champs“ zu spielen, also allem, was au-      wissen, was um mich herum geschieht.
                                                                  sind, dem Theater zu vertrauen, seiner                                                     Und schließlich war es ganz schön an-
                                                                  „Jetztzeit“, seiner Technik, die gerade für                                                spruchsvoll, ein Festen zu erzählen, das
                                                                  diese Art der Arbeit hochspezialisiert ist.        INFO                                    nicht genau dem Film von Thomas Vin-
                                                                  Das Bewegtbild ist nur ein Werkzeug, ein                                                   terberg entsprach, um sich davon eman-
                                                                  Mittel zum Zweck, nicht das angestrebte            Filmische Performance                   zipieren zu können. Das war etwas, wor-
                                                                  Resultat. Festen wurde für das Theater             Festen / Collectif MxM                  auf wir sehr achten mussten.
                                                                  geschaffen. Die Video- und szenischen              In französischer Sprache
                                                                  Elemente sind die Grundlagen dafür.                                                        Was erwarten die saarländischen
                                                                                                                     mit deutscher Übertitelung
                                                                  Das Spiel auf der Bühne funktioniert                                                       Zuschauer von Festen?
                                                                                                                     Freitag, 14., und
                                                                  ohne die filmischen Elemente nicht. Ge-            Samstag, 15. Juni, jeweils 20 Uhr       Eine ziemlich große Truppe, um eine
                                                                  nauso wie die filmischen Elemente ohne             E-Werk Saarbrücken                      tolle Vorstellung abzuliefern. Wir freuen
                                                                  das Spiel auf der Bühne nicht funktio-                                                     uns riesig, im Saarland zu spielen!
                                                                                                                                                                                                 •
                                                                                                                                                                              31. Mai 2019 | FORUM   17
THE ATER

Gesucht: Schnittmengen
   zweier Kulturen
              Zwei Jahre war das Theaterkollektiv
          Markus&Markus unterwegs – auf einer Reise
           in den Islam. Das Theaterstück, das daraus
              entstand, heißt „Zwischen den Säulen“.

                             Von Monika Jungfleisch

    S-Terror, Auspeitschungen, Enthaup-         Die Zuschauer erleben die Reise zu
    tungen, Scharia, Bombenattentate,        den fünf Säulen des Islams als Wechsel
    Heiliger Krieg, Zwangsverheiratung,      zwischen Videoprojektionen und ge-
Vollverschleierung – einige Beispiele, die   spielten Szenen, zwischen Schattenspiel
einem spontan einfallen, wenn die Rede       und Windmaschine. Was ist Realität,
auf den Islam kommt. Begriffe, die täg-      und was ist Fiktion? Was ist Märchen,
lich durch die Medien schwirren und          was Reportage? Das dokumentarisch
das Bild vieler „Abendländer“ über die       erscheinende Stück lässt die Zuschauer
Muslime und Musliminnen prägen, vor          über vieles rätseln.
allem seit dem größten je dagewesenen           Auf der Bühne zu sehen sind hierbei
Terroranschlag von Islamisten gegen die      Markus Schäfer und Markus Wenzel.
„westliche Welt“ am 11. September 2001       Die beiden 36- und 31-jährigen Per-
in New York und Washington. Begriffe,        former suchen nach dem Verbindenden
die vor allem Angst schüren, die das Ge-     und Gemeinsamen der christlichen und
gensätzliche aufzeigen zwischen Abend-       islamischen Religion und östlicher und
und Morgenland,                                                    westlicher Kultur.
zwischen westlicher                                                Sie dokumentieren
Fortschrittlichkeit         Ein dokumentarisch                     ihre Recherchen
und
chem
          vermeintli-
           östlichem
                            erscheinendes Stück                    zu den fünf Säu-
                                                                   len des Islam in
Hinterwäldlertum.                                                  fantastischen Bil-
   Doch wie sieht es mit Gemeinsam-          dern und wortgewaltigen Texten. Vom
keiten aus? Wo liegen die Schnittmen-        Fasten und vom Fastenbrechen, über
gen beider Kulturen? Wie wäre es, wenn       Almosengeben, zum Gebet und zum
man nicht nur nebeneinanderher lebt,         Glaubensbekenntnis bis hin zur Pilger-
sondern miteinander, sich einander an-       fahrt nach Mekka.                             Die Fäden des Theaterstücks und des
nähert, sich auf zwischenmenschlicher           Mal sieht man sie als mutige Reisen-    gesamten Theaterkollektivs im Hinter-
Ebene begegnet? Mit offenen Armen,           de auf Tigern in die Ferne reiten, mal     grund hat die 30-jährige Konzeptionistin,
mit ehrlichem Interesse?                     durchqueren sie unerschrocken aufge-       Texterin, Übersetzerin, Produktionsleite-
   Das innovative vierköpfige Theaterkol-    wühlte Gewässer, mal landen sie auf        rin Lara-Joy Hamann zusammengehalten.
lektiv „Markus&Markus“ hat diese Annä-       den Schwingen eines Kranichs in einem         „Ziel unserer Theaterarbeit ist es,
herung gewagt. Katarina Eckold, Lara-Joy     niedersächsischen Garten, wo sie 2017      das Leben derer, die an einer Inszenie-
Hamann, Markus Schäfer und Markus            ihre Reise zum Islam begonnen haben.       rung arbeiten, zu verändern“, erzählt
Wenzel haben sich in einer Zeit voller       Sie zitieren aus ihren Tagebüchern, Rei-   Markus Schäfer. „Das heißt für uns
Hass und Menschenfeindlichkeit auf eine      sebeschreibungen, Dokumenten, eigenen      Theaterschaffende, dass wir nicht nur
                                                                                                                                    FOTO: FESTIVAL PERSPECTIVES / K ATJA RENNER

Reise zum Islam gemacht. Ein Experi-         Texten und Gedanken im Hinblick auf        an Oberflächen kratzen, nicht nur auf
ment. Eine Abenteuerreise! Sie führte die    eine freundliche Annäherung an die Kul-    einen Themenkomplex draufschauen,
Truppe kreuz und quer durch Deutsch-         tur- und Religionsgeschichte des Islams.   sondern aus ihm hervor. Das heißt ganz
land, bis nach Jordanien und Sarajevo.          Ihre Erzählungen werden untermalt       konkret, dass wir uns durch das Projekt
   Das Ergebnis ihrer rund zweijährigen      durch Filmprojektionen, die die 43-jäh-    verändern wollen.“ Gleiches gilt auch
intensiven Recherchetour zeigen sie in       rige Kamerafrau, Cutterin, Animations-,    für das Publikum: „Wir hoffen, dass alle
dem Theaterstück „Zwischen den Säu-          Sound- und Videodesignerin Katarina        den Theaterraum als andere Menschen
len“ beim Perspectives-Festival 2019.        Eckold gedreht und gestaltet hat.          verlassen, als sie ihn betreten haben.“

18   FORUM | 31. Mai 2019
THE ATER

   Ein hoher Anspruch. Auch ein realis-      die Vorführung verlassen haben. „Vie-    neuen, anderen Bildern überspielt wer-
tischer? „Aber ja doch“, meint Markus        le Zuschauer beschreiben, dass sie mit   den konnte. Es ist die Beschreibung ei-
Schäfer. „Wir haben zum Beispiel – das       großteils festgefügten Bildern zum Is-   ner Perspektiv-Erweiterung.“
war für uns neu – auch in den Proben zu      lam in das Theaterstück gekommen            Ein Effekt, den sich Markus&Markus
den Gebetszeiten gebetet. War für uns        sind. Das Stück habe nun dazu beige-     auch gerade für die Perspectives 2019 in
eine interessante Entwicklung: Durch das     tragen, dass die eigene Festplatte mit   Saarbrücken erhoffen. „Dieses Theaterfes-
ritualisierte Herauslösen aus dem Probe-                                              tival trägt für uns zu Recht den Namen
alltag kamen wir für eine kurze Zeit zur                                              ‚Perspectives‘. 2016 haben wir mit unserer
Ruhe. Selbst wenn wir uns vorher unter-                                               Inszenierung der „Gespenster“ von Ibsen
                                                 INFO
einander gezofft hatten, haben wir uns                                                erstmals an dem Saarbrücker Festival teil-
zum Gebet gesammelt, dieser Moment               Dokumentartheater, Performance       genommen. Durch seine deutsch-franzö-
der Unterbrechung aller Tätigkeit tat uns        Zwischen den Säulen                  sische Ausrichtung haben wir das Festi-
gut. Ich habe noch keine Situation erlebt,       Markus&Markus                        val als ganz neue Perspektive für unser
in der unsere Stimmung nach dem Gebet            In deutscher Sprache                 eigenes Schaffen wahrgenommen. Es hat
schlechter war als davor.“                       mit französischer Übertitelung       uns beeinflusst. Genauso wie unser Stück
   Auch seitens des Publikums hat das            Dienstag, 11. Juni, 20 Uhr           dieses Jahr auch die Zuschauer in ihrer
Ensemble erfahren, dass viele mit einer                                               Sichtweise – sprich ihrer Perspektive –
                                                                                                                   •
                                                 Alte Feuerwache, Saarbrücken
veränderten Perspektive auf den Islam                                                 hoffentlich verändern wird.“

                                                                                                       31. Mai 2019 | FORUM   19
THE ATER

               Todesmaschinerie –
                                  Theater ohne Worte
                       Das Rotterdamer Theaterkollektiv Hotel Modern zeigt in einer
                           filmischen Live-Performance die Massenvernichtung
                          von Auschwitz in dem Objekttheaterstück „Kamp“.

           er Frankfurter Philosoph                   Von Dr. Elke Schwarz                tig in der Kameraaufnahme. Sie wirken
           Theodor W. Adorno formu-                                                       wie eine Mahnung an das stumme Pub-
           lierte 1949 den späterhin viel         Die drei Performer von „Hotel Mo-       likum, das aus überhöhter Sicht auf den
zitierten Satz, dass es barbarisch sei, nach   dern“, Pauline Kalker, Herman Helle        fabrikmäßigen Massenmord blickt.
Auschwitz ein Gedicht zu schreiben. Un-        und Arlène Hoornweg, bewegen die              Die Idee zu „Kamp“ stammt von
wissend, dass der jüdische Dichter Paul        Puppen und setzen sie in Szene, um         Pauline Kalker, deren Großvater, Josef
Celan bereits 1944/45 mit seinem Ge-           einzelne Geschichten und Schicksa-         Emanuel Kalker, in Auschwitz ermordet
dicht „Todesfuge“ die nationalsozialisti-      le des Lagerlebens zu erzählen, filmen     wurde. Die heute 50-jährige Schauspie-
sche Judenvernichtung in Konzentrati-          gleichzeitig mit Mini-Kameras und          lerin hat ihren Großvater nie kennenge-
onslagern – aus der Sicht der Opfer und        projizieren das Geschehen auf eine         lernt. Der jüdische Arzt wurde im Ge-
Täter – beschrieben hatte. Im Mai 1947         Leinwand. Ein Soundkonzept aus Ge-         fängnis gefoltert, war für kurze Zeit im
erschien die rumänische Übersetzung            räuschen und Musik von Ruud van der        Durchgangslager Westerbork und wurde
des Gedichts – damals noch als „To-            Pluijm begleitet die Performance.          schließlich in Auschwitz ermordet. Das
destango“ betitelt – und war Celans erste                                                 Buch eines Auschwitz-Überlebenden,
Veröffentlichung überhaupt. Celan um-                                                     der mit ihrem Großvater in einer Ba-
schreibt mit seinem in der „Todesfuge“              Geschichten und                       racke war, beantwortete einige Fragen,
enthaltenen Vers „Der Tod ist ein Meis-              Schicksale aus                       warf aber auch neue auf. Gemeinsam
ter aus Deutschland“ die perfide Perfek-                                                  mit ihrem Ehemann, dem Bühnenbild-
tion des Massenmordes von Auschwitz.                dem Lagerleben                        ner Herman Helle, und ihrer Schau-
Das gelingt auch dem Rotterdamer The-                                                     spielkollegin Arlène Hoornweg macht sie
aterkollektiv „Hotel Modern“ mit seinem           Das Publikum sieht sowohl die Ak-       sich 2004 auf den Weg nach Auschwitz,
Stück „Kamp“ – ganz ohne Worte.                teure, die die Puppen lenken, als auch     um vor Ort der Frage nachzugehen: Wie
   In ihrem Objekttheater mit einer            das filmische Ergebnis auf der Leinwand.   sind die Menschen in Auschwitz gestor-
Mischung aus Live-Performance und              Die Puppen mit kahlen Köpfen und ge-       ben? Mit dabei war auch der Sound-
Videofilm in Echtzeit bringen sie das          streifter Häftlingskleidung wirken durch   designer Ruud van der Pluijm, der vor
Grauen auf die Bühne. Aus Pappe und            die geöffneten Münder mit stillem Schrei   Ort Geräusche und Vogelstimmen – vor
Blei ist das Konzentrationslager Ausch-        wie eine permanente Anklage, die unge-     allem Schwalben – aufnahm, die auch
witz im Miniaturmodell mit Baracken,           hört verhallt. Die Wärter unterscheiden    heute im Stück Verwendung finden.
Gaskammern, Wachtürmen, Stachel-               sich von den Häftlingen nur durch ihre        Wie kann man das Leid der Men-
draht und der berüchtigten Selektions-         Kleidung, die aus ausgeschnittenen Fo-     schen auf die Bühne bringen? In Worte
rampe nachgebaut.                              tografien besteht, die Köpfe mit den       ist es nicht zu fassen, das wird schnell
   In Auschwitz, dem größten deutschen         geöffneten Mündern und hohlen Augen        klar. Die Truppe sucht nach einer au-
Vernichtungslager des Zweiten Weltkrie-        gleichen denen der Häftlinge.              ßergewöhnlichen Umsetzung wie sie be-
ges, das aus drei Lagerkomplexen bestand,         Zuweilen erscheinen auch die Hände      reits mit dem Stück „Der große Krieg“,
starben mehr als eine Million Menschen,        der Performer riesenhaft und übermäch-     einer Collage aus Briefen und Tage-
vornehmlich Juden, politische Häftlinge,                                                  bucheinträgen von Soldaten des Ersten
                                                                                                                                     FOTO: FESTIVAL PERSPECTIVES / LEO VAN VELZEN

aber auch Sinti und Roma. Entweder in                                                     Weltkrieges gelungen war, und dem
Gaskammern oder an den katastrophalen                                                     Theaterkollektiv im Jahr 2001 auch den
                                                   INFO
Lebens- und Arbeitsbedingungen. Das                                                       internationalen Durchbruch bescherte.
Figurenpersonal von „Kamp“ – 3.000                 Objekttheater                             Herman Helle, der Mitte der 1980er
fingergroße Puppen aus Draht und Knet-             Kamp / Hotel Modern                    Jahre Modelle für den niederländischen
masse – steht stellvertretend für das Leid         Sonntag, 9. Juni, 20 Uhr und           Architekten Rem Koolhaas baute, wurde
und die fabrikmäßige Ermordung in den              Montag, 10. Juni, 20.30 Uhr            in Deutschland 2017 mit seinem künst-
Konzentrationslagern während des Zwei-             E-Werk Saarbrücken                     lerischen Modell der Stadt Frankfurt
ten Weltkrieges.                                                                          bekannt, das heute im dortigen Histori-

20   FORUM | 31. Mai 2019
THE ATER

schen Museum zu den Publikumsmagne-          in diesem Augenblick. Wir übertragen          Wohlfühlens stellt sich für das Publikum
ten zählt. Für „Kamp“ entwarf er das La-     unsere Emotionen auf die Figuren, auch        bei „Kamp“ aber sicher nicht ein. Seit der
ger-Modell aus Pappe mit Baracken und        wenn unsere eigene Physiognomie nicht         Premiere von „Kamp“ im Jahr 2005 wur-
Gebäuden, und zwar Teile von Auschwitz       sichtbar ist“, erläutert Kalker den schwie-   de das Stück weltweit mehr als 200 Mal
als auch Birkenau beinhaltend. Die insge-    rigen Prozess der Umsetzung.                  aufgeführt. Vor allem bei Aufführungen
samt 3.000 Figuren aus Draht und Plas-                                                     in Deutschland bemerkt Pauline Kalker,
tillin haben zehn bildende Künstler nach                                                   dass „die Deutschen nach einer Vorstel-
Entwürfen von Herman Helle gestaltet.              „Wir übertragen                         lung oft sehr bedrückt sind. Der Applaus
    Kalker, Hoornweg und Helle agieren            unsere Emotionen                         kommt zunächst nur zögerlich. Ich den-
bei „Kamp“ als Schauspieler, Performer                                                     ke, das hängt damit zusammen, dass die
und Puppenspieler zugleich. Sie kreieren           auf die Figuren“                        Deutschen sehr oft mit Auschwitz kon-
das Leben im Lager. Wenn Pauline Kal-                                                      frontiert werden. Das Thema „kollektive
ker während der Aufführung eine Figur           Den Namen „Hotel Modern“ ersann            Schuld“ ist immer in den Köpfen.“
bewegt, dann ist sie auf diese Situation     das Kollektiv als Umschreibung für einen         Das Publikum bleibt nach einer Auf-
konzentriert. So als agiere sie als Schau-   Ort, der nicht das Zuhause ist, an dem        führung jedoch nicht allein mit seinen
spielerin der Szene. „Wenn ich eine Puppe    der Gast aber eine Zeitlang verweilt. Üb-     Gedanken. Das Theaterkollektiv steht
bewege, die von einem Aufseher geschla-      licherweise sollte sich der Gast in einem     nach der Performance für ein Publi-
gen wird, dann hasse ich den Aufseher        Hotel auch wohlfühlen. Das Gefühl des         kumsgespräch zur Verfügung.
                                                                                                                          •

                                                                                                                   Pauline Kalker
                                                                                                                       positioniert
                                                                                                                   die Figuren auf
                                                                                                                     der Szenerie.

                                                                                                            31. Mai 2019 | FORUM   21
TANZ

                                                                                      de la Danse. Da hatte Angelin Preljocaj
  Amüsantes Konkurrieren                                                              bereits eines seiner Themen gefunden:
                                                                                      die Auseinandersetzung mit der künst-
                                                                                      lerischen Hinterlassenschaft der Ballets

 und aufrüttelndes Sinnieren                                                          russes, jener Avantgarde-Truppe Anfang
                                                                                      des 20. Jahrhunderts, die ihren sensati-
                                                                                      onellen Aufstieg in Paris begonnen hat-
                                                                                      te. Immer wieder wird Preljocaj deren
           Die Soirée Preljocaj zeigt zwei Stücke des                                 Werke neu, durchaus ungewohnt inter-
          französischen Choreografen Angelin Preljocaj.                               pretieren, ob „Les Noces“, „Parade“, „Le
                                                                                      Spectre de la rose“ oder, später, „Le Sacre
                                                                                      du printemps“, gewidmet seiner Lehrerin
                             Von Volkmar Draeger                                      Karin Waehner. Eines dieser Tribut-Pro-
                                                                                      gramme lief auch in der Pariser Opéra –
         r wage sich vor „wie ein Maler, zu: bei Karin Waehner, einer Schülerin       und trug ihm 1994 die Einladung zu ei-
         der seine Vorstellung eines phan- von Mary Wigman. 1980 studierte er         ner Kreation für die berühmte Compag-
         tastischen Orients zum Aus- dann zusätzlich bei Merce Cunningham             nie ein. So entstand „Le Parc“, das zarte
druck bringt: wie eine Art Kalligraphie in New York, schloss sich der Gruppe          Erwachen eines Mädchens im Flirt mit
von Affekten und Stimmungen“. Was von Dominique Bagouet an, dem damals                vier Gärtnern als Liebes-Katalysatoren
2014 Angelin Preljocaj zu seinem Stück wichtigsten französischen Choreografen         und Lebens-Souffleuren, in einem baro-
„The Nights“ sagt, einem Kaleidoskop im zeitgenössischen Tanz. Schon erste            cken Garten und zu Musik Mozarts.
so umdüsterter wie farbiger Bilder nach eigene Arbeiten erregten Aufsehen und            „Le Parc“ begründete Preljocajs in-
der Märchensamm-                                               führten Ende 1984,     ternationalen Ruhm und bescherte ihm
                                                                                      den als Ballett-Oscar gehandelten, in
lung „1001 Nacht“,
könnte über seinem         „Alles Üble kann nur ein                mutiger Schritt,
                                                               zur Gründung des       Moskau vergebenen „Prix Benois de la
Schaffen       stehen:    geschehen, wenn die Ballet Preljocaj,                       danse“. Compagnien von Berlin bis Mai-
hinter     menschli-                                           ansässig zunächst      land übernahmen das Stück. Sein Zent-
che Beziehungen                   Liebe fehlt“                 in Champigny-sur-      rum ist ein Duett, in dem das Mädchen
blicken, sie über                                              Marne, einer Klein-    einem der Burschen im Kuss verbunden
zeitgenössischen Tanz in beredte Form stadt südöstlich von Paris.                     bleibt und in fliegender Endlosdrehung
schlagen. Und immer wieder geht es dem        Es begann eine selbst im tanzaffinen    zu entschweben scheint. Dieser Pas de
1957 nahe Paris als Sohn albanischer Frankreich beispiellose Karriere. Ein            deux hat sich zum Galastück gemausert
Einwanderer geborenen Choreografen Preis ermöglichte ihm Studien des No-              und weist in der atemlosen Innigkeit und
um Liebe. „Alles Üble kann nur gesche- Theaters in Japan; daheim beteiligte er        der differenzierten Erfindungskraft eine
hen, wenn sie fehlt“, äußerte er in einem sich an nationalen Festivals, in Montpel-   der Stärken des Choreografen aus.
Interview. Die Liebe zum Tanz zeigte lier, Avignon, Lyon, gewann seine ersten            Seit 1996 residiert das Ballet Preljocaj
sich bei ihm früh. Nach der Ballettausbil- Preise, so 1992 den vom Kulturministe-     in Aix-en-Provence, verfügt seit 2006
dung wandte er sich dem modernen Tanz rium verliehenen Grand Prix National            über eine speziell für seine Belange
                                                                                      gebaute Heimstatt, den Pavillon Noir.
                                                                                      Dort kann ihr künstlerischer Leiter sei-
                                                                                      ne Ambitionen umsetzen, gemeinsam

                                                                                                                                    FOTOS: FESTIVAL PERSPECTIVES / BETTINA STOESS — FESTIVAL PERSPECTIVES / JEAN-CL AUDE CARBONNE
                                                                                      mit Vertretern anderer Genres neue
                                                                                      Werke zu schaffen, getreu seinem Vor-
                                                                                      bild, den Ballets russes. Die Zahl jener
                                                                                      Werke ist inzwischen schier unüberseh-
                                                                                      bar und reicht von Kurzbeiträgen bis zu
                                                                                      Abendfüllern wie „Snow White“ nach
                                                                                      dem Märchen vom Schneewittchen, zu
                                                                                      Musik von Gustav Mahler und in Kos-
                                                                                      tümen von Jean Paul Gaultier. Wie hier
                                                                                      die sieben Zwerge aus Grubenarbeitern
                                                                                      zu unerschrockenen Fassadenkletterern
                                                                                      werden, entzückte die Zuschauer und
                                                                                      errang dem Choreografen als weite-
                                                                        Angelin       re Auszeichnung 2009 den „Globe de
                                                                 Preljocajs „La       Cristal“. Folgenreich war schon früher,
                                                                Stravaganza“ –        1997, ein Gastspiel in New York. Dort
                                                                   getanzt vom        erhielt Angelin Preljocaj für „Annocia-
                                                                Saarländischen        tion“, ein Frauenduett um die Marien-
                                                                  Staatsballett.      verkündigung, den Bessie Award für die
                                                                                      beste Tanzkreation – und das Angebot,

22   FORUM | 31. Mai 2019
TANZ

                                                                                                                       Angelin
                                                                                                                    Preljocajs
                                                                                                                  „Still Life“ –
                                                                                                                       getanzt
                                                                                                                   vom Ballet
                                                                                                                    Preljocaj.

im New York City Ballet ein neues Stück      spannungsgeladenes amüsantes Wechsel- geln, Hämmern und Ticken ein faszinie-
zu entwickeln. Das Ergebnis heißt „La        spiel. Flink und wendig bewegen sich die rend skulpturaler Fries bald wälzender,
Stravaganza“ und ist nach Preljocajs ei-     in helle Trikots gewandeten sechs „Heuti- bald gesichtslos taumelnder Wesen. Mit
gener Aussage von der Lebendigkeit je-       gen“, vor flammender Röte erscheint das Requisiten wie Globus und Stundenglas
ner Metropole inspiriert, in die er Jahre    historisch kostümierte Konkurrenzsex- hantieren sie, setzen einem Schädel die
zuvor als Lernender gekommen war.            tett. Befeuert Vivaldis musikalischer Elan Krone auf, erinnern an die Vergänglich-
„La Stravaganza“, im Repertoire nam-         die Heutigen zu immer neuen Formatio- keit von Macht und Potentaten. Wieder
hafter Compagnien, übernimmt den             nen, bewegen sich die „Alten“ kontrastie- gelingt Preljocaj zwischendrin eines der
Titel von zwölf Konzerten für Violine        rend zu elektronischem Fauchen, Pfeifen Schwebeduette, wieder bestechen Be-
von Antonio Vivaldi und steht seit 2019      und Knattern wie in                                             wegungsfluss und
auch auf der Agenda des Saarländischen       Gang gesetzte Auto-                                             Musikalität.   Am
Staatsballetts. Gemeinsam mit einem          maten, werden Ali-             Schwebeduette                    Ende des 50-mi-
Gastspiel des Ballet Preljocaj wird das      ens gleich bestaunt.          in bestechendem                   nütigen Sinnierens
gut halbstündige Stück nun das Festival      Dann wendet sich                                                über den Zustand
Perspectives bereichern.                     das Blatt: Die Grup-           Bewegungsfluss                   unserer Welt kann
   Zwei Gruppen zu je drei Paaren setzt      pen mischen sich, es                                            die schwertschwin-
der Choreograf für „La Stravaganza“ in ein   kommt zu Begegnungen, gar Liebe, die gend den Tod bringende Frau, Symbol
                                             jedoch nicht von Dauer ist. Die Vermeer- des Krieges, entwaffnet werden.
                                             Gestalten, wie Preljocaj die „Alten“ nennt,   Nach 1990, 2004, 2006 und 2016
                                             entschwinden wieder in ihre Welt. Was sie ist das Ballett Preljocaj nun zum fünf-
     INFO
                                             der jungen Generation mitgeteilt haben, ten Mal Gast des Festivals Perspectives.
     Tanz                                    bleibt deren Gewinn.                        Er sei stets auf der Suche nach neuen
     Soirée Preljocaj                           Im zweiten Beitrag der „Soirée Prel- Konzepten und deshalb froh, relativ re-
     Deutschlandpremiere                     jocaj“ präsentiert dessen eigene Com- gelmäßig in Saarbrücken seine persönli-
     Dienstag, 11. Juni, 20 Uhr              pagnie eine Arbeit von 2017. „Still Life“ che Entwicklung zeigen zu können, sagt
     Saarländisches Staatstheater            beginnt mit dem Stillleben aus fünf Lie- Angelin Preljocaj im Telefongespräch.
                                             genden und einer Stehenden. In Zeitlupe Wenn das kein Kompliment für die Stadt
                                                                                                                       •
     Saarbrücken
                                             entwickelt sich daraus zu Klicken, Klin- an der Saar und ihr Festival ist!

                                                                                                       31. Mai 2019 | FORUM   23
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