Fischenthaler Chronik 3. Teil 1978 bis 2020 - Füürio, es brännt - über die Entwicklung der Feuerwehr in Fischenthal

Die Seite wird erstellt Finn Herrmann
 
WEITER LESEN
Fischenthaler Chronik 3. Teil 1978 bis 2020 - Füürio, es brännt - über die Entwicklung der Feuerwehr in Fischenthal
Fischenthaler Chronik 3. Teil
1978 bis 2020

Füürio, es brännt –
über die Entwicklung der Feuerwehr
in Fischenthal
Fischenthaler Chronik 3. Teil 1978 bis 2020 - Füürio, es brännt - über die Entwicklung der Feuerwehr in Fischenthal
Inhaltsverzeichnis                                                                                                              Seite
Aus den Anfängen der Feuerwehr Fischenthal                                                                                           3
Von den Feuerkübeln zur Handspritze und von den Problemen mit Hydranten                                                              3
Geschichten: Aus dem Tagebuch von Heinrich Senn                                                                                      3
Der lange Weg zu organisierten Feuerwehren und die Rolle der kantonalen Gebäudeversicherung                                          4
Feuersbrünste als Schicksalsschläge –Entstehung der kantonalen Gebäudeversicherung                                                   4
Kantonale Feuerwehrverordnungen und die Gebäudeversicherung als Motor                                                                4
Die Organisation der Feuerwehr – ein nie endender Prozess                                                                            5
Mannschaftsstärke über die Jahre – Pikettkommandanten                                                                                5
Die Feuerwehr – eine militärische Organisation                                                                                       6
Die Fischenthaler Feuerwehrkommandanten                                                                                            7
Frauen in der Feuerwehr – Frauenfeuerwehr auf der Strahlegg                                                                        8
Die Jugendfeuerwehr motiviert und schafft zukünftige Feuerwehrleute                                                                9
Geschichten: Des einen Freud, des anderen Leid                                                                                     9
Das Eletro-Korps im vollem Einsatz                                                                                                 9
Moderne Technik – breite Ausbildung und das «kurze» Leben des Piketts                                                          10–12
Füürwehrpoesie: Es Gedicht zur Iiweiig vom Tanklöschfahrzüüg                                                                      10
Geschichten: Als Fischenthal ein Pikettfahrzeug in Fünflibern bezahlte                                                            11
Ein Tanklöschfahrzeug durchläuft eine Verjüngungskur                                                                              13
Fahrzeugpark Feuerwehr Fischenthal 2020                                                                                           13
Von der Tiefgarage zum Werkplatz mit Depot                                                                                        14
Einige der «Spritzenhäuschen» in der Gemeinde im Bild                                                                             15
Die Alarmierung im Wandel der Zeit                                                                                                16
Die Feuerwehr als multifunktionale Rettungs-, Schutz- und Dienstleistungs-Organisation                                            17
Füürio, es brännt – die wichtigsten Brände in Fischenthal                                                                      18–19
Gespräch mit Köbi Ackermann, dem Kommandanten der Feuerwehr Fischenthal                                                        20–21
Geschichten: Vom z‘liëchte Jeep und von ere verlorene Motorschprütze                                                              21
Hinwiler Bezirks-Feuerwehr-Seilziehen – eine Tradition seit 1983                                                                  22
Geschichten: De Oberkummandant verzellt vo sine G‘rätfüehrerkürs                                                                  22
Referenzen: Literatur und Bilder                                                                                                  23
8000 Dokumente in der Chronik-Datenbank auf der Website der Gemeinde                                                              24

                                      Die Geschichte der Feuerwehr der flächengrössten und bergigen Gemeinde im Kanton Zürich
                                      ist eine Geschichte der Veränderungen. Was als lose organisierte Abwehr gegen Feuersbrüns-
                                      te begann, mutierte später zu einer «militärischen» Organisation, um sich schliesslich zu einer
                                      multifunktionalen Schutz- und Rettungsorganisation zu entwickeln. In dieser tun motivierte und
                                      gut ausgebildete Milizpersonen als Freiwillige ihren Dienst. Die Feuerwehr arbeitet seit 1981 bis
                                      heute mit zahlreichen modernsten technischen Mitteln vom neusten Stand. Sie verfügt über einen
                                      ansehnlichen Park von Spezialfahrzeugen. Dazu steht ihr auch ein grosszügiger Werkplatz mit
                                      Depot zur Verfügung, wo es allerdings eng zu werden droht.
                                      Dabei spielte seit jeher die kantonale Gebäudeversicherung GVZ eine wichtige Rolle. Sie ist der
                                      Motor der Weiterentwicklungen. Neben der kräftigen finanziellen Unterstützung von bis zu 2/3
                                      der Kosten sind sie verantwortlich für die Ausbildung, Ausrüstung und die Unterstützung, der
                                      kommunalen Organisationen, sowie für das Alarmwesen. Daneben werden die Strategien kontinu-
                                      ierlich den wechselnden Anforderungen angepasst.
                                      Mit der 1956 gegründeten Frauenfeuerwehr waren die Fischenthaler wohl Pioniere bezüglich des
                                      Miteinbezugs von Frauen in einem ehemals reinen Männerbereich.

                                        Autor: Werner Rellstab, pensionierter Chemie-Ingenieur, wohnhaft in Steg im Tösstal, ist derzeitiger
                                        Dorfchronist der Gemeinde Fischenthal und ehemaliges Mitglied der Feuerwehr Fischenthal von
                                        1972–1986, auch im Kader.
                                        Für ortsfremde Leser: Die politische Gemeinde Fischenthal umfasst die drei Ortsteile Steg,
                                        Fischenthal und Gibswil,
                                        Titelblatt: Brand Schulhaus Lenzen, Steg. Wegen der Verbreiterung der Tösstalstrasse wurde 1982
                                        das Gebäude im Rahmen einer Feuerwehrübung niedergebrannt (1).
                                        Quellen: Das Recherchieren der Geschichte der Feuerwehr Fischenthal gestaltete sich recht schwie-
                                        rig. Die offiziellen Protokolle der Gemeinde waren nicht mehr auffindbar. Aber auch die Protokolle
   Volksblatt vom Bachtel: Aufgebot     der Generalversammlungen des Kadervereins fehlten vor 1977, ebenso diese von 1989 bis 1992. Aus
    zu einer Übung im Herbst 1878.      diesem Grund sind einige Datensätze unvollständig oder geschätzt. «Äxgüsi»! Danken möchte ich
                                        für die fachliche Unterstützung der Kommandanten Köbi und Peter Ackermann, Fredi Bert-
                                        schinger Hans Egli und des Materialverwalters Fredi Peter.
                                               Der Farbstift im Text bedeutet, dass das Folgende die subjektive Meinung des Chronisten ist.

                                                                 –2–
Fischenthaler Chronik 3. Teil 1978 bis 2020 - Füürio, es brännt - über die Entwicklung der Feuerwehr in Fischenthal
Aus den Anfängen der Feuerwehr                                            privaten Initiative über-
                                                                          lassen. Im Jahre 1879
in Fischenthal                                                            gelangten Bewohner von
                                                                          Gibswil mit dem Gesuch
Von den Feuerkübeln zur Handspritze und von
                                                                          an die Gemeinde, es möge
den Problemen mit Hydranten (2)
                                                                          ihnen an die zu erstellen-
                                                                          den Hydranten ein Beitrag
In der Fischenthaler Chronik 1933 schreibt Hermann
                                                                          zugesichert werden. Die
Lüssy: «Von einer Feuerwehr in Fischenthal hören wir
                                                                          Gemeinde beschloss einen
erst im Jahre 1795, trotzdem es gewiss schon lange fast in
                                                                          Beitrag von 200 Fran-
jedem Haus einen hölzernen oder ledernen «Feuerkübel»
                                                                          ken. Drei Jahre später
und wohl noch andere Utensilien gegeben haben wird.
                                                                          reichte Schmittenbach ein
Aber in diesem Jahre wurde eine Spritze angeschafft, an
                                                                          gleiches Gesuch ein und
welche das Kirchengut 80 Pfund beisteuerte. Sie wurde im
                                                                          erhielt 150 Fr. Im Jahre
Oberhof platziert.
                                                                          1902 schlossen sich Steg
                                                                          und Schmittenbach zusam- Ein Feuerkübel aus der Entsteh-
                                                                          men, um eine gemeinsame ungszeit der Feuerwehr Fischen-
                                                                                                       thal. Das mit 1792 datierte Holz-
                                                                          Anlage mit Hydranten zu gefäss stammt vom Unterreinsberg.
                                                                          erstellen. Die Gemeinde      Das «HS» dürfte wahrscheinlich
                                                                          leistete einen Beitrag von auf die dort schon seit 1546 wohn-
                                                                          12% der Anlagekosten         ende Familie Schaufelberger hin
                                                                          und übernahm den Unter- deuten (70).
                                                                          halt der Hydranten nebst
                                                                          Zubehör. Nach 30 Jahren erwies sich diese Anlage als un-
                                                                          genügend. Das Reservoir wurde erweitert und eine Anlage
                                                                          mit Grundwasserbohrung erstellt. Die Bohrungen ging bis
                                                                          23 m in die Tiefe. An den Kostenaufwand von 52‘000 Fr.
                                                                          zahlte die Gemeinde der Genossenschaft 5788 Fr.
Vermutlich eine der zwei Handspritzen, welche die Feuerwehr Fischen-      Der obere Teil des Tales bis Fistel hatte auch eine Wasser-
thal nach 1885 anschaffte. Eine Zweite, neuere, «schläft» im Depot (3).   versorgung, welche 1927 erweitert wurde. Beide Anlagen
                                                                          konnten im Bedarfsfall zusammengeschlossen werden.»
90 Jahre später war die Feuerwehrmannschaft mit dieser
Spritze nicht mehr zufrieden, weil ihre Bedienung zu
mühsam sei. Sie hatte ja wirklich ein ansehnliches Alter                                    Geschichten
erreicht. Die Gemeinde beschloss daher die Anschaffung                                 Aus dem Tagebuch von
von zwei leichteren Spritzen, die nur auf etwa 2000 Fran-                                 Heinrich Senn*
ken zu stehen kommen sollten. Im Jahre 1916 wurde mit
                                                                               Die besagte erste Spritze lernte Senn ken-
einer neuen Feuerwehrverordnung die Feuerwehrsteuer                              nen, als er am 10. Oktober 1853 der Mus-
eingeführt, Die Pflichtigen hatten, je nach ihrer Vermö-                       terung der Feuerlöschmannschaft beiwohnte.
gens- und Einkommensklasse 2–60 Franken zu zahlen.                             Er berichtet in seinem Tagebuch: «Ich übte
                                                                               dabei die Pflicht als neugewähltes Mitglied
Pflichtige von über 40 Jahren zahlten die Hälfte.                             der Wacht u. fasste wirklich einen Dieb ab,
Dass die Wasserversorgung und Hydrantenanlage wegen                           der von der geflüchteten Ware einen Korb vor
der Besiedlungsverhältnisse nicht einheitlich sein konnte,                    meinen Augen weg entwendete, u. den ich mit
                                                                             Beihülfe eines Kollegen dem Gericht überlie-
ist wohl begreiflich. Dieser Zweig war in erster Linie der
                                                                             ferte. – Doch wird’s ihm nicht sehr schlecht
                                                                                ergangen sein! – Man fuhr mit der Spritze
                                                                                – nur von zweibeinigen Pferden bespannt –
                                                                              und mit dem übrigen Zeug bis in Steg hinab.
                                                                              Die Spritze ist neu repari(e)rt, u. kostete
                                                                               es, wie ich hörte, über 200 Frk., doch ist
                                                                              sie meiner Ansicht nach nicht wunderwirkend
                                                                              geworden. Für ihren Dienst ward zum Schluss
                                                                               die Löschmannschaft mit je 40 Rp. bezahlt.
                                                                                      Vor 3 Jahren bekamen sie mehr.»
                                                                              Als die solchermassen geübte Löschmannschaft
                                                                               ein Vierteljahr später mit einem Ernstfall
                                                                             konfrontiert wurde, versagte sie hoffnungslos,
                                                                                da der Brand nicht in der für die Spritze
                                                                                  leicht zugänglichen Talebene ausbrach.
                                                                                       *Notiert vom Landwirt und Heimweber
Löschen anno dazumal: Der Wassertransport wurde mit Feuerkü-                                    Heinrich Senn (8),
                                                                                          vom Leiacher, Steg (1827-1915)
beln durchgeführt. Dazu bildeten die Leute eine Reihe und gaben
Kübel um Kübel weiter bis zum Brandort (4).

                                                                      –3–
Fischenthaler Chronik 3. Teil 1978 bis 2020 - Füürio, es brännt - über die Entwicklung der Feuerwehr in Fischenthal
Der lange Weg zu organisierten Feuerwehren und die Rolle
der kantonalen Gebäudeversicherung
Feuersbrünste als Schicksalsschläge und die                 Kantonale Feuerwehrverordnungen und
Entstehung der kantonalen Gebäudeversicherung               die Gebäudeversicherung als Motor (9)

Der Heimatspiegel vom Juli 2000 erzählt (5): «Feuer im      Es ist kein Zufall,
Dorf bedeutete in früheren Jahrhunderten eine Katastro-     dass der Kantona-
phe, der man auf Gedeih und Verderb ausgeliefert war.       len Gebäudeversicherung in dieser Chronik so viel Platz
Für die Brandgeschädigten war es ein Einbruch in den        gewährt wird. Neben den finanziellen Beiträgen – die
Alltag, ein Unglück, anhand dessen man die Verletzbar-      schweizerischen Feuerwehren werden zu rund 60 % durch
keit der Existenz sah. Der Besitz eines Hauses oder Haus-   die kantonalen Gebäudeversicherungen finanziert – or-
teils gehörte zu den Grundbedingungen, um am dörflichen     ganisiert und koordiniert die GVZ das Feuerwehrwe-
Leben aktiv teilnehmen und mitbestimmen zu können. Wer      sen im Kanton Zürich. Zu ihren Aufgaben gehören die
sein Hab und Gut verlor, büsste oft auch seine Eigenstän-   strategische Führung der kommunalen Feuerwehren, die
digkeit ein und wurde zum Hintersassen.»                    Ausbildung und die Unterstützung bei der Ausrüstung
In der Stadt Zürich (6) entstand um 1765 der Gedanke,       der Feuerwehrangehörigen sowie das Alarmwesen. Auch
den Geschädigten zu helfen und eine Solidarversicherung     ist die GVZ verantwortlich für die Umsetzung der schwei-
zu gründen, anstatt der mehr oder weniger willkürlichen     zerischen Brandschutzvorschriften im Kanton Zürich.
Bettelaktionen. Der grosse Rat lehnte jedoch den Plan
ab mit der Begründung: «die Verunglückten seien noch
immer durch Kirchen- und Haussteuern getröstet worden»
und «eine solche bilde Anreiz zur Brandstiftung, in der
Absicht, schönere Häuser zu erhalten».
Widerstand leistete auch die Kirche, welche Brandkata-
strophen als «Strafe Gottes» sah. Oder umgekehrt, dass
deren Verschonung durch die «Gnade Gottes» verhindert
worden sei. Selbstverständlich stand es dem Menschen
nicht zu, sich in Gottes Sachen einzumischen.

                                                            Die Organisation der Feuerwehrkurse obliegt noch heute der GVZ.
                                                            Der abgebildete, rasante Einsatz des Schlauchwagen fand um 1977
                                                            während eines Beförderungskurses im Zürcher Oberland statt (10).

                                                             Auszug aus der Chronik der GVZ (relevante Daten für die
                                                             Feuerwehren, 11)

                                                             1808 Am 16. Dezember 1808 verabschiedet der Grosse Rat
                                                                  das Gesetz über die Gebäudeversicherung für den Kan-
                                                      (7)         ton Zürich.
                                                             1879 Die Gebäudeversicherung richtet den Gemeinden Bei-
Die entscheidende Wende brachte ein Vortrag des Quer-             träge für den Bau von Feuerwehrweihern, den Kauf von
denkers und Feuerkopfs a. Pfarrer J. H. Waser vor der             Feuerspritzen und Hydrantenanlagen aus.
physikalischen Gesellschaft: «Ein Haus ist eine Handvoll     1903 Die kantonalen Gebäudeversicherungen schliessen sich
Asche», sagte er, «darauf wagen sorgfältige Kapitalisten          zur Vereinigung kantonal-schweizerischer Feuerversi-
keine Darleihung. Aber ein assekuriertes Haus, das ist            cherungsanstalten», der heutigen Vereinigung kantona-
doch nach meinem Bedünken ein sicheres Unterpfand und             ler Feuerversicherungen VKF, zusammen.
so gut wie bares Geld.»                                      1919 Die Feuerwehrersatzpflicht wird neu geregelt. Alle
Am 6. März 1782 fasste der Rat den Beschluss eine Feuer-          Männer im Kanton Zürich, die keinen Feuerwehrdienst
assekuranzkasse für die Stadt Zürich einzuführen. Der un-         leisten, müssen eine Ersatzsteuer zahlen.
bequeme Waser wurde 1780 (wahrscheinlich zu Unrecht)         1978 Die Gebäudeversicherung beginnt freiwillig erstellte
zum Tode durch Enthauptung verurteilt und erlebte die             Brandschutzmassnahmen finanziell zu unterstützen.
Gründung nicht mehr. 1808 wurde die «Obligatorische          1991 Im Kanton Zürich wird die freiwillige Feuerwehr einge-
Gebäudeversicherung des Kt. Zürich» gegründet, welche             führt.
das existierende Konzept im wesentlichen übernahm.           2008 Die Gebäudeversicherung feiert ihr 200-Jahr-Jubiläum.

                                                        –4–
Fischenthaler Chronik 3. Teil 1978 bis 2020 - Füürio, es brännt - über die Entwicklung der Feuerwehr in Fischenthal
Die Organisation der Feuerwehr – ein nie endender Prozess

1931 wurde die «Cadervereinigung der Feuerwehr
Fischenthal» gegründet, welche um 2015 herum ohne
Lärm aufgelöst wurde. Dies lässt den Schluss zu, dass es
wahrscheinlich schon in den 30er-Jahren drei Kompani-
en unter der Leitung eines Oberkommadanten im Rang
eines Majors gab. Es waren dies Steg-Ohrüti, Oberhof-
Fistel und Gibswil. Unbekannt war damals die Form der
«Freiwilligen Feuerwehr», diese wurde erst Mitte 1991
eingeführt.
1981 verlangte die GVZ eine Reduktion des Mann-
schaftsbestandes von über 200 auf 170, davon 30 im
neuen Pikett. Aus den drei Kompanien mit ihren «spezia-
lisierten» Zügen – genannt Leiternzug und Hydrantenzug
– entstanden vier Löschzüge, davon einer für Spezialisten
(Elektrik, Verkehr, Sanität). Von nun an wurden alle Feu-
erwehrleute in allen Sparten ausgebildet.

          !"##$%&"'$$()*+,-./,*-01,-2"&*,-
  %#!"

  %!!"

                         ab 1991: Wechsel Pflicht- zu freiwilliger Feuerwehr
  $#!"

                                um 1996: Abschaffung Pikett
  $!!"

   #!"

    !"
     $&'#" $&(!" $&(#" $&&!" $&&#" %!!!" %!!#" %!$!" %!$#" %!%!" %!%#"                                              Aus der Feuerwehrverordnung
                                                                                                                    der Gemeinde Fischenthal anno
                                                                                                                   1948: Damals war die Feuerwehr
Die eklatante Reduktion der Fischenthaler Mannschaftsstärke im
                                                                                                                   ausschliesslich der Bekämpfung
Lauf der letzten 50 Jahre ist im wesentlichen das Resultat der Schaf-
                                                                                                                  von Bränden verpflichtet. Der
fung effizienterer Strukturen, dem Einsatz von aktuellster moder-
                                                                                                                 Dienst war obligatorisch und auf
ner Technik und nicht zuletzt der stark verbesserten Ausbildung.
                                                                                                                 die männliche Bevölkerung
Motor war und ist immer noch die kantonale Gebäuderversicherung
                                                                                                                beschränkt. Ein Miteinbezug der
GVZ, welche in regelmässiger Folge die Strategie «ihrer» Feuer-
                                                                                                               Frauen begann erst 1956 mit der
wehren anpasst.
                                                                                                               Entstehung der Frauenfeuerwehr
                                                                                                               auf der Strahlegg.

                                                                                 Drei bis vier Jahre vor dem eigentlichen Pikett wurde unter der
                                                                                 Leitung der Oberkommandanten ein Alarmtrupp ins Leben
                                                                                 gerufen, bestehend aus zehn Offizieren und zehn Personen, die
                                                                                 in der Gemeinde arbeiteten und somit leicht erreicht werden
                                                                                 konnten. Die Alarmierung erfolgte telefonisch in zwei von
                                                                                 den zehn zur Verfügung stehenden Telefonalarm-Gruppen.

                                                                                     Kommandanten Pikett FW Fischenthal
                                                                                     Jahr         Name

                                                                                     1981         Werner Spörri, Widum                Gründung
                                                                                     1982–1984    Albert Gnehm, Fröschau
                                                                                     1985–1995    Koni Stäheli, Insel, Mühlebach
                                                                                     1996         Thomas Zollinger, Bodmen            Auflösung

Ein Dokument aus dem 19. Jahrhundert (15). Interessant ist, dass
                                                                                 Das Pikett lebte «nur» ca. 14 Jahre. Danach wurden seine Funktio-
damals eine Wachmannschaft existierte, die mit Seitengewehren
                                                                                 nen in die neuorganisierte freiwillige Feuerwehr integriert.
(Bayonett, Stichwaffe) bewaffnet war.

                                                                               –5–
Fischenthaler Chronik 3. Teil 1978 bis 2020 - Füürio, es brännt - über die Entwicklung der Feuerwehr in Fischenthal
Die Feuerwehr – eine militärische Organisation
Schon im 19. Jahrhundert und bis heute waren die Feuerwehren militärisch
organisiert. In Fischenthal reichten die Ränge vom Major des Oberkomman-
danten über die Offiziere (Hauptmann, Oberleutnant, Leutnant), Unteroffiziere
(Wachmeister, Korporal) bis zum einfachen Feuerwehrsoldaten. Auch frühere
Bekleidungen wie Helm, Arbeitsuniform und sogar das «Tenue Blau» konn-
ten ihre Abstammung nicht leugnen. Heute ist die persönliche Ausrüstung der
Mannschaft selbstverständlich zeitgemäss funktionell.

                                                                                                   Reglemente aus dem Jahren 1901, 1913
                                                                                                   und 1935 (14): Die Reglemente waren bis
                                                                                                   auf das kleinste Detail aufgeschlüsselt und
                                                                                                   liessen der Mannschaft wenig bis keinen
                                                                                                   Spielraum. Die Gruppe an der Strebenleiter
                                                                                                   (Beispiel obiges Bild) wurde vorab in 4 Rot-
                                                                                                   ten à 2 Soldaten aufgeteilt, wobei jede Rotte
                                                                                                   genau eine bestimmte Funktion innehatte.

           Kommentar des Chronisten und ehemaligen Feuerwehrmanns: Dass die Befehle für
           jede kleinste Bewegung präzis festgelegt waren, machte es dem einfachen Soldaten und
Geräteführer nicht eben einfach. Es galt, aus dem Wust von pingelig genau formulierten Befehlen,
deren eigentlichen Zweck zu verstehen und zu verinnerlichen. Das führte dann eher zu einem «Vor
lauter Bäumen den Wald nicht sehen». Nicht umsonst waren die Soldaten faktisch nur im Umgang
mit ihren «eigenen» Gerät wirklich geübt.

                                                                    –6–
Fischenthaler Chronik 3. Teil 1978 bis 2020 - Füürio, es brännt - über die Entwicklung der Feuerwehr in Fischenthal
Die Fischenthaler Feuerwehrkommandanten
Immer wieder – auch als Freiwilligenorganisation – fanden sich motivierte Leute für für den örtlichen Feuerwehrdienst.
       Auf Grund des besagten Mangels an offiziellen Protokollen sind über die frühesten aufgeführten Personen nur reduzierte Angaben möglich.

Maj. Ernst Honegger,   Maj. Jakob Kägi          Maj. Richard Oppliger anno 1967. Hier bei       Maj. Walter Egli,        Maj. Paul Schoch,
Konsumverwalter,       (Wagner Schaggi)         einem Übungseinsatz mit der Frauenfeuer-        Schreiner, Sonnhal-      Landwirt, Urchen
Sonnhalde F‘thal;      Hüsli F‘thal;            wehr Fischenthal (16). (*1920; †2009)           de F‘thal; bis 1976      Steg; 1977–1981
anno 1956 (3).         ca. anno 1960 (3).                                                       (36). (*1927; †1999)     (17). (*1932; †2014)
(*1904; †1980)         (*1908; †1987)

Maj. Hans Egli, Bäcker, Freihof F‘thal;         Hptm. Fredi Bert-        Hptm. Benjamin        Hptm. Peter Ackermann (links), Auto-
1982–1993 (*1947). Hans etwas historischer      schinger, Polier, Land- Strommer, Landwirt, mechaniker, Aeschgasse Steg; 2010–2014.
als normal, anlässlich der Einweihung des       wirt Leeberg Gibswil; Strahlegg Steg;          (*1964).
TLFs in Wald anno 1991 (30).                    1994–2003 (*1954)        2004–2009 (*1960)
                                                Kommandowechsel bei der Feuerwehr Fischenthal: Linkes Bild: Kommandant Fredi Bert-
Die Feuerwehr als Lebensschule (20)             schinger (links) und sein Nachfolger Benjamin Strommer (18). Rechtes Bild: Peter Acker-
Unter diesem Titel publizierte das              mann (links) bei der Übernahme des Kommandos von Benjamin Strommer (19).
Gratisblatt regio vom 11. Dezember
2014 ein Gespräch von Andreas Kurz              übung teil. Damals sei er der Feuer-
mit dem abtretenden Kommandanten                wehr beigetreten um die Ersatz-ab-
Peter Ackermann: Vor 30 Jahren nahm             gaben für die Pflichtfeuerwehr nicht
er das erste Mal an einer Feuerwehr-            zahlen zu müssen, erzählt er lachend.
                                                Schon bald habe ihn jedoch die Ka-
                                                meradschaft in der Truppe begeistert.
                                                Später, im Kader, die Möglichkeit mit
                                                Leuten etwas zu bewegen und Leute
                                                zu formen. Er habe viele 16-Jährige
                                                in die Milizfeuerwehr aufgenommen
                                                und aus scheuen Buben gute Kader-               Hptm. Urs Heusser,       Hptm. Köbi Acker-
                                                leute gemacht. «Zu 95 Prozent hat               Maschineningenieur,      mann, Landwirt,
                                                                                                Dorf Gibswil (21);       Lanzenmoos
                                                es geklappt.» Die Feuerwehr ist für             2015–2019 (*1967).       Fischenthal; ab
                                                den 50-jährigen eine Lebensschule.              Urs wurde als Erster     2020 (45) (*1977).
                                                «Man lernt, vor Leuten zu stehen und            auf dem Schnebel-
                                                einander zu helfen.»                            horn zum Kdt. gekürt.

                                                                   –7–
Fischenthaler Chronik 3. Teil 1978 bis 2020 - Füürio, es brännt - über die Entwicklung der Feuerwehr in Fischenthal
Frauen in der Feuerwehr – Frauenfeuerwehr auf der Strahlegg (16)
Die Frauen auf der Strahlegg waren zwar die ersten, aber
nicht die einzigen in unserer Region: 1978 interessierten
sich in Neschwil (Weisslingen) einige Frauen für eine
Teilnahme an den Feuerwehrübungen (22). Die männ-
lichen Vertreter der Feuerwehrkommission jedoch
weigerten sich, Frauen in die Feuerwehr aufzunehmen.
Gemäss Aufzeichnungen zweifelten sie an der Ernsthaf-
tigkeit dieses Unternehmens und fanden, Frauen würden
in den gemeinsamen Übungen Unruhe stiften. Kurz
darauf gründeten einige Frauen die freiwillige «Fraue-
füürwehr Neschwil» auf Vereinsbasis. 2010 fand die letzte
Instruktion statt.                                                         Rechts: Seit 1956 werden die
Da bewiesen die Fischenthaler Männer mehr Vertrauen                Strahlegger-Frauen im Umgang mit
in ihre Frauen. 1956 legten sie den Grundstein für die              Hydrant, Schlauch und Strahlrohr
«Frauenfeuerwehr» Fischenthal und für die Mitarbeit der         instruiert. Zuerst in ihrer «normalen»
                                                                 Zivilkleidung; 11 Jahre später erhiel-
Frauen generell.
                                                                 ten sie die graublaue Überkleid-Kom-
                                                                 bination und den üblichen Stahlhelm
                                           Rührige Feuer-
                                                                   mit dem Zürcher-Wappen über dem
                                           wehrfrauen an
                                                                     Visier. Die beiden Bilder stammen
                                           einer Übung auf
                                                                       vom Sommer 1967 an der ersten
                                           der Strahlegg anno
                                                                Übung der nun «professionellen Art».
                                           1967, 11 Jahre
                                                                     Der obligatorische gemütliche Teil
                                           nach der Grün-
                                                                fand selbstverständlich im Restaurant
                                           dung der Frauen-
                                                                                        Alpenrösli statt.
                                           feuerwehr. Noch
                                           war das Komman-
                                           do in Männerhän-     Seitdem treffen sich einmal im
                                           den.
                                                                Jahr Feuerwehroffiziere aus dem
                                                                Tal mit den feuerwehrwilligen
Der Tagesanzeiger vom 4. Juli 1967 (16) berichtet:              Damen der Strahlegg zu einer
«Neben der für einen Städter fast unwirklichen Stille und       Übung. Bislang, das heisst bis
Ruhe und der zauberhaften Aussicht kann Strahlegg noch          zum letzten Jahr, trat die «Mann-
etwas, aufweisen, was landauf, landab einzig dasteht: die       schaft» noch in Zivilkleidern an. Seit dem Besuch des kan-
Frauenfeuerwehr. Dieses Kuriosum entstand nicht etwa            tonalen Inspektors wurde die Sache jedoch hochoffiziell:
daraus, dass die Strahlegger Männer nicht Manns genug           mit der Anerkennung der Strahlegger Frauenfeuerwehr
waren um einem eventuell ausbrechenden Feuer zu Leibe           durch den Schweizerischen Feuerwehrverein wurde auch
rücken zu können. Auch sie leisten einen obligatorischen        die entsprechende Ausrüstung geliefert. Man entschied
Dienst in ihrer (der Männer-) Feuerwehr, im Hydranten-          sich für eine graublaue Überkleid-Kombination und dem
zug Strahlegg. Die Tatsache aber, dass diese Männer zum         bei der Feuerwehr üblichen Stahlhelm mit dem Zürcher-
Grossteil tagsüber in den fast unüberblickbaren Staats-         Wappen über dem Visier.
waldungen des oberen Tösstals beschäftigt sind und daher
bei einem Brand unmöglich innert nützlicher Frist zur                                                        Die Frauen-
                                                                                                             gruppe auf
Stelle sein könnten, liess den Gedanken an eine freiwillige
                                                                                                             der Strahlegg
Feuerwehr der Frauen und Töchter entstehen.                                                                  1991 (23): 35
Das Strahlrohr will                                                                                          Jahre später
   kräftig gehalten                                                                                          teilen die
     sein, wenn das                                                                                          Strahlegger
Löschwasser unter                                                                                            Frauen und
 hohem Druck ent-                                                                                            Männer ihre
 weicht. Oberkom-                                                                                            «Feuer- und
  mandant Richard                                                                                            Wasserleiden-
   Oppliger scheint                                                                                          schaft» noch
mit seinen «Feuer-                                                                                           immer.
 frauen» zufrieden
            zu sein.
                                                                Das Mitmachen der Frauen wurde in Fischenthal zur Tra-
Vorerst, vor 11 Jahren, dachte man freilich nur an eine         dition. Schon 1974 wurden erstmals zwei junge Frauen zu
kurze theoretische Instruktion, Bald aber wünschten die         Geräteführerinnen befördert und damit auch Mitglieder
Frauen auch am Gerät ausgebildet zu werden, damit sie           der Kadervereinigung. In der Folge gab es immer wieder
im Ernstfall imstande seien, zumindest die erste Leitung        motivierte Frauen die gerne mitmachten. In den Jahren
selber zu legen oder einen kleineren Brand zu löschen.          1995 waren es zehn, 2019 vier, davon zwei im Kader.
                                                           –8–
Fischenthaler Chronik 3. Teil 1978 bis 2020 - Füürio, es brännt - über die Entwicklung der Feuerwehr in Fischenthal
Die Jugendfeuerwehr motiviert und schafft zukünftige Feuerwehrleute (26)
              Die Jugendfeuerwehr bietet Jugendlichen                René Stieger hat die Jugendfeuerwehr im
                                                                  Bezirk stark geprägt und sich im Feuerwehr-
              im Alter zwischen 14 und 18 Jahren nicht
                                                                   wesen einen Namen gemacht. Seit 1993 war
              nur eine abwechslungsreiche und sinnvolle             er Mitglied der Feuerwehr Fischenthal, ab
              Freizeitbeschäftigung, sondern ist für die          1990 kantonaler Instruktor bei der Gebäude-
Feuerwehrorganisationen im Kanton Zürich eine wichtige           versicherung, dann 2002 Ausbildungschef und
Nachwuchsquelle (24).                                            Kommandant-Stellvertreter der Ortsfeuerwehr
                                                                 Fischenthal, und schliesslich 2002 auch noch
Laut dem Schweizerischen Feuerwehrverband ist schwer                 Kommandant der Jugendfeuerwehren der
festzustellen wann alles begann, weil verschiedene Ge-           Bezirke Hinwil und Pfäffikon. Seit 2007 ist er
meinden schon früh (vor ca. 35 J.) ihre junge Bevölkerung              europäischer Waldbrandinstruktor (25).
für den Feuerwehrdienst motivieren wollten. Der grosse
Rutsch fand vor 20–25 Jahren statt. In Fischenthal findet
man den ersten Eintrag 1974. Thomas Zollinger wurde
damals zum Betreuer der Jugendlichen bestimmt. Seit
dieser Zeit findet man bis heute in den Protokollen immer
wieder 1–7 junge Leute bei den Löschzügen.
Im Kanton Zürich ist die Jugendfeuerwehr bezirksweise
organisiert, die Feuerwehr Fischenthal hat also nicht eine
«eigene» Jugendfeuerwehr. 2007 spannten die Bezirke
Pfäffikon und Hinwil noch zusammen. Zurzeit wirken sie
getrennt.
Der Tagesanzeiger und der Zürcher Oberländer vom
12. November 2007 (26) berichten von einer spektaku-             Anwohner melden einen Brand. Ein Passant meldet per Handy aus
lären Alarmübung – zum Abschied von René Stieger von             dem fahrenden Auto, dass in der Nähe des Feuers auch gefährliche
der Leitung der Jugendfeuerwehr der beiden Bezirke.              Stoffe gelagert werden. Dabei verliert er die Herrschaft über sein
                                                                 Fahrzeug, landet in einem Bachtobel und wird schwer verletzt. Die
«Das war eine tolle Überraschung», erzählt er: «Die              an und für sich schon schwierige Ausgangslage wurde am Samstag
Jugendlichen haben wie Erwachsene gearbeitet, ohne               durch die Schneefälle zusätzlich erschwert. Zum Glück nur eine
Probleme. Da ist keine weitere Unterstützung erforderlich        Übungsanlage für die Oberländer Jugendfeuerwehr (26).
gewesen.» Überhaupt sei der Unterschied zwischen Orts-
und Jugendfeuerwehr gleich null: «Sie erhalten in den
Kursen fast die genau gleiche Ausbildung.»
                                                                                         Geschichten
                                                                            Des einen Freud, des anderen Leid
                                                                        An einem Samstag im August 1995 weihte
                                                                          die Feuerwehr Fischenthal einen neu-
                                                                        en Mannschaftswagen ein. Dies war auch
                                                                        die Gelegenheit vom 1955 von der Armee
                                                                        gekauften Jeep, mittels einer Verstei-
                                                                       gerung Abschied zu nehmen. Das Fahrzeug
                                                                       hatte zurzeit nur 44’000 km auf dem Ta-
                                                                         cho. Ausgerüstet mit einer 6-Volt-An-
                                                                        lage war der Motor nicht immer ganz so
                                                                                    einfach zu starten.
                                                                            Die Versteigerung lief zwar harzig
                                                                            an, wollte doch von den Feuerwehr-
                                                                          leuten niemand so richtig dafür sor-
                                                                           gen, dass das Fahrzeug auch künftig
                                                                          in der Gemeinde bleibt. Ein ehemali-
                                                                          ger Fischenthaler Feuerwehrler bekam
                                                                         schliesslich den Zuschlag und schenk-
                                                                         te das Fahrzeug noch auf dem Platz an
                              Das Elektro-Korps im vollen              das Fischenthaler Elektro-Korps weiter.
                              Einsatz an einer Feuerwehr-                 Diesem stand der Wagen bis anhin zur
                              übung im August 1975.                          Verfügung und Korpsführer Werner
                              Links: Korpsführer Werner                  Gemperle strahlte dann auch entspre-
                              Gemperle am Mast.                            chend, als er «sein» altes Fahrzeug
                              Rechts: Rasante Anfahrt des               wieder geschenkt erhielt. Beim Komman-
                              Jeeps und ein Mann beim sup-               danten hielt sich die Freude über das
                              ponierten Kappen einer Leitung.               geschenkte, ausgemusterte Fahrzeug
                              Das Elektro-Korps war im                            allerdings in Grenzen.
                              Löschzug Oberhof integriert,
                              arbeitete aber mit ausgewiesenen                    Erzählt von Bernadette Reichlin
                              Berufsleuten mit Spezialkennt-                        vom «Zürcher Oberländer»(27)
                              nissen autonom (Bilder: 28).

                                                            –9–
Fischenthaler Chronik 3. Teil 1978 bis 2020 - Füürio, es brännt - über die Entwicklung der Feuerwehr in Fischenthal
Moderne Technik – breite Ausbildung und das «kurze» Leben des Piketts
Es mag erstaunen, dass die Existenz des Piketts etwas                                                        Oben und Mitte:
mit Technik zu tun hat, doch ist es so: Die Schaffung des                                                    Seit fast jeher
                                                                                                             spielten die Zug-
Piketts 1981 erforderte ein vollausgerüstetes Tanklösch-                                                     fahrzeuge der ein-
fahrzeug. Das Fahrzeug kostete 160‘080 Franken, ohne                                                         heimischen Bau-
Ausrüstungsgegenstände. So mussten auch Atemschutz-                                                          ern eine wichtige
geräte, andere moderne Werkzeuge und eine Alarm- und                                                         Rolle. Sie waren
                                                                                                             kräftig, robust, und
Funkanalage angeschaft werden (37). Um 1996 wurde
                                                                                                             einschliesslich des
die separate Pikettstruktur abgeschaft und in die Funktio-                                                   Fahrers schnell
nen der Gesamtfeuerwehr integriert.                                                                          zur Hand.
2016 wurde der vierte Zug der Spezialisten in die drei                                                       Auch als nicht
verbleibenden Löschzüge integriert. Damit wurde die                                                          ganz konforme
                                                                                                             Mannschafts-
Ausbildung weniger spezialisiert und die ganze Mann-                                                         Transporter liessen
schaft im gleichen Masse breit ausgebildet.                                                                  sie sich effizient
                                                                                                             einsetzen (30).

                                                                                                             Unten: Der legen-
                                                                                                             däre Jeep mit ange-
                                                                                                             hängter Motor-
                                                                                                             spritze, rasant auf
                                                                                                             dem Weg zu einer
                                                                                                             Übung im August
                                                                                                             1975. Das Fahr-
                                                                                                             zeug war mehr als
                                                                                                             50 Jahre im Dienst
                                                                                                             der Feuerwehr.
                                                                                                             Nach der Verstei-
                                                                                                             gerung diente er
                                                                                                             nochmals 11 Jahre
                                                                                                             beim Elektrokorps
                                                                                                             und wurde 2006
                                                                                                             ausgemustert (28).

Einweihung des nigelnagelneuen Tanklöschfahrzeugs 1981 für das
eben geschaffene Pikett: Das TLF, ein geländegängiger Unimog
1300 L (Vogt) vermag auch so steile Fahrwege wie z.Bsp. die
Althörnlistrasse zu überwinden. Das Fahrzeug ist vielseitig und
praktisch ausgerüstet. Es enthält alles Material, das man für einen                  Füürwehrpoesie
ersten Einsatz braucht, so unter anderem Handschiebe- und An-
stelleiter, Saugschläuche, drei Haspel mit je 80 Meter Schlauch und              Es Gedicht zur Iiweiig vom
zusätzliche zwanzig doppelt gerollte Schläuche, einen Wasserwerfer,                   Tanklöschfahrzüüg
einen Staub-, einen Kohlensäure- und einen Schaumlöscher, eine
Pumpe mit Normal- und Hochdruckteil, eine Notstromgruppe mit               Trari–Trara–Trari–Trara
Beleuchtungsmaterial, Signalisationsmaterial für die Verkehrspolizei       euses TLF isch daa.
und verschiedenste Werkzeuge. Am Wassertank können bis zu zwölf            Da mached mir e grosses Fäscht
Strahlrohre angehängt werden (32).                                         d‘Füürwehr goht hüt nüd is Näscht;
                                                                           und lönds Öi gseit sii – liëbi Lüüt
                                                                           de Kaderverein wird füfzgi hüt.
Eine plausible Erklärung für die Integration des Piketts                   Zwee Gründ zum Fiire, das isch prächtig
lieferte die GVZ im Mai 1994 in ihrem «Feuerwehrkon-                       das nöii Fahrzüüg freut eus mächtig,
zept 2000». Unter dem Titel Feuerwehrpiketts am Limit                      es isch zum Rette i dr Not,
– Unterforderte Pflichtfeuerwehr steht zu lesen: «Infol-                   mir hoffe nur, es chäm nië zschpoot.
ge der immer anspruchsvoller werdenden Einsätze sind
                                                                           Sett ein‘ emol es Ungfell ha,
die Piketts laufend besser ausgerüstet und ausgebildet                     dänn lüt doch schnäll de Füürwehr aa.
worden. Die Statistik zeigt, dass die Feuerwehrpiketts mit                 Du wirsch es gseh – eventuell
14% der Mannschaft 90% der Einsätze ausgeführt haben                       sind die sofort uf de Schtell.
und somit bezüglich ihrer zeitlichen Beanspruchung an
                                                                           Und wämmer tänkt, es täti nütze,
ihr Leistungslimit gestossen sind.                                         so chönnteds gar mit Wasser schprütze.
Die eigentlichen Reserveformationen, die Pflichtfeu-
erwehren, sind nach dem bisherigen System eindeutig
                                                                                      Aus der Festschrift,
unterfordert gewesen. Die begrenzte Ausrüstung (ins-                                  Autor unbekannt (33)
besondere Motorisierung) und Ausbildung haben ihre
Unterstützungsmöglichkeit der Feuerwehrpiketts stark
eingeschränkt».
                                                                  – 10 –
Geschichten
                                                                            Als Fischenthal ein Feuerwehrpikett-
                                                                               fahrzeug in Fünflibern bezahlte

                                                                           Ein Zug-um-Zug-Geschäft ganz besonderer
                                                                            Art wurde 1985 zwischen den Gemeinden
                                                                           Fischenthal und Hinwil abgewickelt. Die
                                                                          Gemeinde Fischenthal kaufte das alte Pi-
                                                                          kettfahrzeug der Feuerwehr Hinwil, einen
                                                                           über 20 Jahre alten Mowag, für 8500 Fr.
                                                                            Weil Fischenthal Hinwil vor etwas mehr
                                                                             als einem Jahr in einer Fürsorgesache
                                                                           noch betrieben hatte, wurde «aus Rache»
                                                                          für diesen Handel Barzahlung bei Übergabe
                                                                          auf der Egg abgemacht. Die Hinwiler narr-
                                                                            ten die Fischenthaler, indem sie einen
                                                                           «defekten Mowag» unter gebührend drama-
                                                                            tischer Funkbegleitung mit ihrem neuen
Das Tanklöschfahrzeug mit den Augen der Kindergärtner von
                                                                           Pikettfahrzeug auf die Egg abschleppten,
Gibswil gesehen. Die jungen Malerinnen und Maler danken: Sarah,
                                                                           wo die Fischenthaler allerdings bald die
Lena, Kim, Rea, Iwan, Vanessa, Ayla, Celina, Michelle, Laura, Ra-
                                                                          Funktionstüchtigkeit des Fahrzeuges fest-
mona und ein paar andere mit noch kryptischen Unterschriften (34).
                                                                            stellten. Die Fischenthaler ihrerseits
                                                                            bezahlten bar – in Fünflibern – 1700 an
                                                                           der Zahl und 22 Kilo schwer, die sie den
                                                                            Hinwilern in einem Jutesack übergaben.
                                                                              Ob bei Fortsetzung der Gaudi in Fi-
                                                                          schenthal keine Fünfliber verloren gingen,
                                                                                weiss nur der Gemeindekassier.
                                                                                               .
                                                                                         Erzählt von Unbekannt
                                                                                      im «Zürcher Oberländer»(35)

1985 übernahm Fischenthal von der Feuerwehr Hinwil ein Pikett-
fahrzeug für 8500 Franken, welches damals schon 20 Jahre auf dem
Buckel hatte. Dieses wurde rege benutzt und 2003 an eine Privat-
person verkauft (Geschichte auf dieser Seite, 35).

                                                                                                                                (30)

                                                                     Am Samstag 26. August 1995 (39) fand auf dem Platz vor dem
                                                                     Feuerwehrlokal eine kleine Feier zur Einweihung des neuen
                                                                     Mannschafts-Transportfahrzeugs statt. Daneben wartet das erste
                                                                     Fahrzeug, ein Jeep – der 1955 aus dem Armeebestand gekauft wurde
                                                                     – auf seine Versteigerung (siehe Geschichte Seite 9). Der 59‘000
                                                                     Franken teure Toyotabus fasst 11
                                                                     Personen und entspricht dem Feuer-
1991 kann die Feuerwehr ein leistungsfähiges, gut ausgerüstetes,     wehrkonzept 2000. Er soll für einen
fast neues Fahrzeug erwerben. Es diente der kantonalen Gebäude-      effizienten Transport der Mannschaft
versicherung als Vorführmodell und kam lediglich an Ausbildungs-     zum Einsatzplatz führen und auch
kursen zum Einsatz. Das Feuerwehrfahrzeug, Marke Nissan, verfügt     Parkplatzprobleme durch die Anfahrt
über alle nötigen Löschutensilien – «vom 40er-Schlauch bis zur       mit dem Privatauto verhindern.
Sanitätstasche» und besitzt zudem eine moderne Motorspritze.         Zusätzlich zu den «feuerwehrfarbigen»
Von den 81‘961 Franken blieben der Gemeinde, nach Abzug der          Fahrzeugen kann auch der weisse
Subventionen nur noch 16‘400 Franken zu bezahlen. Das Fahrzeug       Landrover der Gemeinde benutzt wer-
wurde 2003 für das Elektro-Korps umgerüstet und 2014 ausgemustert    den. Jeep und Landrover wurden 2006
(38, Bild: baugleiches Fahrzeug der FW Hinwil).                      ausgemustert.

                                                                – 11 –
An der Gemeindeversammlung im Dezember 1999 wur-
de ein Antrag zum Kauf zweier Feuerwehrfahrzeuge
gestellt und auch bewilligt. Dabei ging es um ein Sanitäts-
und ein Verkehrsgruppen-Fahrzeug.
Der Zürcher Oberländer (40) berichtete damals: Das
Sanitätsgruppenfahrzeug sei zwar nicht als Konkurrenz
zum Rettungsdienst gedacht, betonte Gemeinderat Gott-
lieb Diggelmann, sondern in erster Linie Einsatzbasis
für die Erstversorgung bei Brand- und Katastrophenfäl-
len. Trotzdem wäre es beruhigend zu wissen, dass in der
Gemeinde ein Fahrzeug stehe, mit dem auch bei schlech-
ten Strassenverhältnissen abgelegene Höfe und Weiler
erreicht werden können. Die Versammlung stimmte dem
Bruttokredit von knapp 150‘000 Franken zu und nahm zur
Kenntnis, dass an der nächsten Gemeindeversammlung
der Kauf eines weiteren dritten, eines Pionierfahrzeuges
beantragt werde. Zurzeit sei das gewählte Modell mit 156
PS und Allrad noch nicht auf dem Markt.

An einem Samstag im Juni 2001 (41) veranstaltete die
Feuerwehr einen Demovormittag beim Werkhof, um die
Einsatzmöglichkeiten ihrer neuen Fahrzeuge vorzuführen.
Über die Übungs-Demonstration und Fahrzeugübergabe
in Fischenthal schreibt die Schweizerische Feuerwehr-
Zeitung 10-2001 (61): «Auf eindrückliche Weise demons-
trierte die Feuerwehr Fischenthal, zu was eine Miliz-
feuerwehr fähig ist, wenn sie mit den richtigen Geräten
ausgerüstet wird. Gleichzeitig konnte die Bevölkerung auf
eindrückliche Weise drei neue Einsatzfahrzeuge kennen                Eine nasses Kapitel der Demonstration: Die Bergung zweier Insas-
                                                                     sen eines verunfallten Autofahrers, denen das Wasser buchstäblich
lernen. Eine sehr sympathische Art der Präsentation ge-
                                                                     bis zum Hals stand. Nach dem Abpumpen eines Teils des Wassers
genüber den mehrheitlich „standardisierten“ Fahrzeug-                kam die Hydraulikschere zum Einsatz. Die Retter zeigten bei diesem
übernahmen landauf, landab».                                         Vollkörpereinsatz wirklich keine Wasserscheu (61).

Die drei Hauptdarsteller (von vorne nach hinten): Mowag, Verkehrs-
gruppenfahrzeug, Pionier- und Sanitätsfahrzeug bei der Fahr-
zeugübernahme im Juni 2001, verbunden mit einer eindrücklichen
öffentlichen Demonstration. Das neue Pionierfahrzeug ersetzt den     Gleiche Demonstration mit anderer Handlung: Bergung eines
Mowag mit Jahrgang 1946 (61).                                        «toten» Velofahrers unter den Zwillingsrädern eines schweren Last-
                                                                     wagens. Hier kamen die Hebekissen zum Einsatz (61).

Die Lieferung der drei Fahrzeuge verteilte sich fast genau
auf ein Jahr. Als Erstes wurde Anfang Juli 2000 ein Ver-
kehrsgruppenfahrzeug ausgeliefert. Mitte Dezember 2000
kam ein Sanitätsfahrzeug hinzu. Das Letzte, ein Pionierfahr-
zeug ersetzt einen Mowag Jhg. 1964. Ausgeliefert wurde das
Fahrzeug am 22. Juni 2001, einen Tag vor der offiziellen
Übergabe. An den Anschaffungskosten von rund 228‘000
Franken beteiligte sich die GVZ mit stattlichen 75%».

                                                                – 12 –
Der Abbruch des ersten Aufbaus erfolgte durch Eigenleistung der Feuerwehr und machte so einem kostengünstigen Umbau möglich (45).

Ein Tanklöschfahrzeug durchläuft
eine Verjüngungskur (46)

1981 wurde, wie auf Seite 10 beschrieben, ein Unimog-
TLF gekauft. 25 Jahre später «auf Grund vermehrter
Reparaturanfälligkeit» plante die Feuerwehr eine
Ersatzbeschaffung für das Jahr 2008. Die Kosten dafür
wurden auf 450‘000 Franken geschätzt.
Ein Gespräch mit den Verantwortlichen der Gebäudeversi-
cherung ergab, dass ein Ersatz keine ideale Lösung für
Fischenthal bedeuten würde. Das bestehende Fahrzeug
könne so umgebaut und umgerüstet werden, dass es den
Anforderungen der Feuerwehr gerecht werde. Auch sei
                                                                    Das «neue» Tanklöschfahrzeug erstrahlt in grünrotem Glanz. Im
das Fahrzeug in einem sehr guten Zustand, dass sich                 November 2007 fand in Gibswil seine Einweihung statt (45).
ein Umbau lohne. Die Gemeindeversammlung bewilligte
darauf einen Bruttokredit von 265‘000 Franken.

                                                                     Fahrzeugpark Feuerwehr Fischenthal 2020
                                                                     Tanklöschfahrzeug           Unimog 1300 L             *1981 & 2007
                                                                     Mannschaftstransporter      Toyota Hiace                        1995
                                                                     Fahrzeug Verkehrsgruppe Toyota Hiace 2,7                        2000
                                                                     Sanitätsfahrzeug            Mercedes Sprinter 2,3 t             2000
                                                                     Pionierfahrzeug             Mercedes Sprinter 4,6 t           **2001
                                                                     Ersteinsatzfahrzeug         Mercedes Sprinter 4,6 t             2005
Oben: 1981 und 2007 – vorher und nachher (45).                       Materialtransportfahrzeug   Volkswagen Amarok                ***2014
                                                                     *Kauf & Umbau               **Ersatz Mowag            ***Ersatz Nissan
Unten: Der Fahrzeugpark anno 2020 ist auf stattliche Sieben ange-
wachsen. Im Depot ist es eng geworden (45).

                                                                – 13 –
Von der Tiefgarage zum Werkplatz mit Depot
                                                            Im August 1987 (63,66) befasst sich der Gemeinderat mit
In der Vorzeit der motorisierten Feuerwehr musste we-
                                                            dem Bau eines zentralen Feuerwehrgebäudes. Zu diesem
gen den steigenden Einwohnerzahlen und der verstreuten
                                                            Zweck bestellt der Gemeinderat eine eigene Baukommis-
Siedlungsstruktur dringend eine angepasste Infrastruktur
                                                            sion. Architekt Christoph Heller wird mit dem Vorprojekt
geschaffen werden. Zahlreiche Feuerwehrdepots entstan-
                                                            beauftragt.
den und mussten «ausgerüstet» werden (66):
                                                            Im September 1987 (66) legt der Architekt das bereinigte
                                                            Vorprojekt vor:
   • Bei der alten «Blume», Fischenthal, Oberhof,
     Depot der ersten Handspritze;                          - Untergeschoss: Heizungsraum.
   • Bodmen, Depot mit Schlauchwagen;                       - Erdgeschoss: fünf Einstellmöglichkeiten für Fahrzeuge
   • Gibswil, Leiter und Schlauchwagen;                        und eine Waschboxe, Schlauchwaschanlage, Garderobe
   • Niederhaus, Schlauchwagen;                                mit Waschgelegenheiten und Duschen/WC sowie drei
   • Strahlegg und Ohrüti, Schlauchwagen;
   • Fistel, Schlauchwagen;                                    gefangene Räume: Werkstatt, Raum Atemschutz sowie
   • vis-à-vis Gasthaus zum Steg, zweite Handspritze;          Magazin.
   • Lenzen, Leiter und Haspel usw.                         - Obergeschoss: Materialräume.

Im Jahr 1979 (66) spricht man bei der Feuerwehr             Am 15 & 20. April 1988 (64) wird im Zürcher Ober-
Fischenthal über die Neuanschaffung eines Fahrzeugs.        länder (64) ausführlich orientiert. Am 29. April 1989 be-
Die Gebäudeversicherung GVZ empfiehlt aber, anstatt         richtet der Zürcher Oberländer (65): Die Stimmbürger
eines Landrovers, ein Tanklöschfahrzeug anzuschaffen.       bewilligten am Donnerstagabend den Kredit von 1,073
                                                            Millionen Franken für das neue Feuerwehrgebäude im
                                 Am 10. März 1983           Schmittenbach. Vorab wurde auch dem dafür notwendigen
                                 informiert der Gemein-     Landkauf für 420‘000 Franken zugestimmt.
                                 derat im Zürcher Ober-     Am 7. Februar 1990 muss aber noch ein Nachtragskredit
                                 länder (62): Infolge       von 99‘000 Franken gesprochen werden, weil sich der
                                 Verwendung des bishe-      Baugrund als instabil erwies.
                                 rigen Feuerwehrlokals
                                 im Boden (Tiefgarage
                                 Wyler) für die Belange         Gemeinderat und
                                 der örtlichen Zivil-         Präsident der Feu-
                                 schutzorganisation muss      erwehrkommission
                                 das Feuerwehrlokal in      Gottlieb Diggelmann
                                                                 (links) freut sich
                                 das ehemalige Coop-
                                                            über den gelungenen
                                 Magazin (oberstes Bild)      Neubau. Oberkom-
                                 gegenüber des Bahnhofs       mandant Hans Egli
                                 Steg verlegt werden. Der    (Mitte) mit den sym-
                          (70)
                                 Materialraum bei der        bolischen Schlüssel,
                                 Tiefgarage Wyler im            den ihm Architekt
                                 Boden (mittleres Bild)          Christoph Heller
                                 wurde seinerzeit eigens    (rechts) soeben über-
                                 für die Zivilschutzor-            geben hat (66).
                                 ganisation erstellt. Da
                                 für die Feuerwehr im       Am Samstag 25. Mai 1991darf die Feuerwehr Fischenthal
                                 Bereich von Steg damals    im Beisein von zahlreichen Gästen ihr neues Depot mit
keine geeigneten Räume zur Verfügung standen, wurde die     einem Fest einweihen. In den Ausgaben vom 23. und 28.
Feuerwehr im Boden untergebracht. Das Zivilschutzmate-      Mai des Zürcher Oberländers (66) wird berichtet: «Um-
rial fand in den Räumlichkeiten der Feuerwehr im Ober-      rahmt von Vorträgen der Harmoniemusik und einer klei-
hof unter dem Gasthaus «Blume» Platz (unteres Bild).        nen Festansprache fand die symbolische Schlüsselüberga-
Später, nach der Anschaffung des Tanklöschfahrzeugs         be statt. Die Feuerwehr hat nun für ihr Tanklöschfahrzeug
1981, verlangt die GVZ eine vermehrte Motorisierung         und ihre weiteren Wagen und Utensilien ein eigenes,
und die Konzentration der Mittel an einem Ort.              zentrales Gebäude und scheint optimal für Übungen und
Schon 1982 finden erste Gespräch im Zusammenhang mit        Einsätze gerüstet».
dem Neubauprojekt «Gemeindehaus» statt. Nachdem die         «Für die Feuerwehr Fischenthal ist mit der Übernahme
Idee, die Gebäulichkeiten im neuen Gemeindehaus unter-      des neu erstellten Depots ein langgehegter Wunsch in Er-
zubringen, aus Kostengründen aufgegeben werden muss,        füllung gegangen. Der Platz war mehr als knapp und die
wird nach einer alternativen Lösung gesucht. Im Schmit-     Feuerwehr-Utensilien waren in der weitläufigen Gemein-
tenbach, gegenüber des heutigen Ortsmuseums, wird man       de an verschiedenen Orten eingelagert; eine nicht gerade
dann auch fündig.                                           optimale Garantie für gute Arbeit».

                                                        – 14 –
Das neue Depotgebäude wird eingeweiht. Auf dem Platz stehen             Heute (2020) beherbergt das Depot sieben spezialisierte Fahrzeuge
seine drei zukünftigen Bewohner: der betagte Jeep, das 10-jährige       für alle denkbaren Einsätze. Der Platz ist eng geworden. Schon
Tanklöschfahrzeug und der Mowag, mit stattlichen 27 Jahren auf          2007 musste das Gebäude für 60‘000 Franken teilrenoviert werden
dem Buckel (66).                                                        (45,67).

Einige der «Spritzenhäuschen» in der Gemeinde im Bild
Nicht alle Geräte wurden in so schmucken Lokalitäten parkiert wie diejenigen in Gibswil. Oft dienten einfache Räume,
wie z.Bsp. Garagen der Unterbringung. Zu einem echten klassischen Spritzenhaus gehört selbstverständlich ein Turm,
der zur Trocknung der textilen Schläuche nach deren nassem Einsatz diente.

Das Depot Grünau im Lenzen (Steg) ist noch original erhalten und        In der «Alten Post» gegenüber des «Gasthaus z. Steg – Metzgerei»
wird voraussichtlich in nächster Zeit umgebaut und als kleine Woh-      war die zweite Handspritze eingestellt. Das Haus wurde vorgängig
nung genutzt werden (29).                                               der Verbreiterung der Tösstalstrasse anno 1973 abgebrochen (72).

Das Depot Oberhof zwischen der reformierten Kirche und dem alten        Oben: Das Depot im Zen-
Gasthaus Blume in einem traurigen Zustand. Das Foto entstand            trum von Gibswil, in einer
während der Zeit des Abbruchs der «Alten Blume» und dem gleich-         Aufnahme vom Mai 2020, ist
zeitig erstellten Neubau ab 1957 (69).                                  ein wahres Schmuckstück,
                                                                        sowie dasjenige (rechts) im
                                                                        nahen Riet (Gmd. Wald, 70).

                                                                    – 15 –
Die Alarmierung im Wandel der Zeit
            Wer heute am Telefon die legendäre 118
            anruft, wird mit einer der grössten Einsatzzen-
tralen der Schweiz verbunden. Seit 2012 betreibt Schutz
& Rettung Zürich SRZ im Auftrag der GVZ die Ein-
satzleitzentrale am Flughafen Zürich. Sie nimmt u.a. die
Notrufe auf der Nummer 118 für die Feuerwehr und auf
der Nummer 144 für den Rettungsdienst entgegen. Die
Zentrale bedient ein Dispositionsgebiet mit insgesamt
rund 1.6 Millionen Einwohnern (47).
Der Anrufer schildert der Person der Einsatzleitung das
Problem und diese bietet daraufhin, je nach Fall, die                          Seit 2012 betreibt Schutz & Rettung Zürich SRZ die Einsatzleit-
gesamte oder Teile der lokalen Feuerwehr direkt auf. Der                       zentrale am Flughafen Zürich. 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
                                                                               nehmen rund um die Uhr die Notrufe auf der Nummer 118 für die
Kommandant in Fischenthal entscheidet daraufhin selber,                        Feuerwehr und auf der Nummer 144 für den Rettungsdienst entge-
ob das Aufgebot reicht, oder er allenfalls die Mithilfe der                    gen. Die Einsatzleitzentrale ist ein gemeinsames Unternehmen der
Nachbargemeinden braucht.                                                      Gesundheitsdirektion Kanton Zürich, des Polizeidepartements der
                                                                               Stadt Zürich und der Gebäudeversicherung des Kanton Zürich (47).
                                  Früher funktionierte
                                  das etwas anders:
                                  «Ich blies nachdrück-
                                  lich ins Horn, dass
                                  es schauerlich klang.
                                  Dann eilte ich als
                                  Wächter bewaffnet auf
                                  die Brandstätte», no-
                                  tierte der Fischenthaler
                                  Landwirt und Heim-                                                                   Feuerhörnli von Fischenthal (14)
                                  weber Heinrich Senn
                           (15)   am 10. Oktober 1856                          1995 bis 2001 wurden die Alarmierungen durch die Regi-
                                  in seinem Tagebuch (8).                      onale Alarmzentrale in Wetzikon wahr genommen. Die
Die Fischenthaler Alarmbläser bliesen noch lange, trotz-                       Zentrale war als 24-Stundenbetrieb professionell organi-
dem schon seit geraumer Zeit ein Telefonalarmsystem                            siert. Anschliessend übernahm die Einsatzleitzentrale
zur Verfügung stand, welches die mündliche Alarmierung                         Flughafen der Flughafenfeuerwehr diese Funktion. 2011
von 10 mal 10 Personen erlaubte. Etwas störend war, dass                       entstand daraus die heutige (2020) Einsatzzentrale Schutz
der Sprecher der Alarmbotschaft die gleichen Anordnun-                         & Rettung Zürich SRZ. Im gleichen Jahr bezog man die
gen 10 Mal sprechen musste. Für die Alarmbläser war                            144er-Dienste mit ein.
ein Satz von 10 Nummern reserviert. Bis zum Ende müssen
es ca. 8–10 Alarmbläser gewesen sein. Genau lässt sich das                     Unten: Ein flinker Alarmbläser vom Fistel «Hoch zu Töffli» auf sei-
nicht mehr bestimmen. Zusätzlich zu den mobilen Bläsern                        ner Alarmfahrt anlässlich einer Übung anno 1975. Wenn der nächste
läuteten die Glocken der Kirche und bei der Weberei Steg                       Bläser am Ende seiner Tour nicht aktiv geworden war, hatte man
lärmte eine Alarmhupe.                                                         auch diesen Wegteil noch zu übernehmen (28).

Wählte damals ein Anrufer aus der
Gemeinde die 118, läutete das Telefon
im Alterheim Geeren, im Gasthaus
Blume, im Restaurant Bahnhof in Steg
und beim Oberkommandanten. Diese
boten dann die Mannschaft auf. Als
der Leiter der Geeren, Edwin Naef, in
Pension ging, waren seine Nachfolger
aus organisatorischen und sprachlichen
Gründen etwas überfordert. Daraufhin
beschränkte man sich auf die drei ver-
bleibenden Adressen. Mit der Errich-
tung des Piketts anno 1981 und der
Einführung der *Pager verschwand
das traditionelle Alarmsystem.

*Kleiner tragbarer Funkempfänger, der bei Einsatzorganisationen zu Alarmierungszwecken sowie zur Nachrichtenübermittlung an Personen eingesetzt wird.

                                                                         – 16 –
Die Feuerwehr als multifunktionale Rettungs-, Schutz-
und Dienstleistungs-Organisation (12, 43)
Mit der wachsenden Aufgabenvielfalt entwickelte sich die traditionelle Feuerwehr
zu einer multifunktionalen Organisation. Brandfälle, einschliesslich Waldbrände,
machen heute meist weniger als 20% aller Einsätze aus. Viel häufiger sind Einsätze
                                                    bei Sturm- und Wasserschäden, Bergungen bzw.
  Einsätze Feuerwehr Fischenthal
                                                    Bergrettungen von Personen, Tierrettungen, Öl-
  Jahre 1980–87 und 1992–2019 (%)                   und Chemieeinsätzen, Umweltschutzaufgaben
  Grössere Brände                            6.5
                                                    und Hilfeleistungen bei Verkehrs- oder Arbeits-
  Kleinere Brände                          11.5
                                                    unfällen. Dazu kommen Einsätze wegen Bie-
  Fahrzeugbrände                             5.5
                                                    nenschwärmen und ungeliebten Wespennestern,
  Oel- und Chemiewehr                      10.0     aber auch Serviceleistungen wie Verkehrsrege-
  Sturm- und Wasserschäden                 41.0     lungen bei öffentlichen Anlässen, Spülen von
  Verkehrsunfälle                          11.5     Leitungen, Reinigung von Weihern usw.
  Bergungen, Rettungen                     13.0     Die Tabelle links zeigt die Verteilung der Einsätze
  307 Einsätze ohne Servicefälle, Bienen und Wespen von 1980 bis 2019 der Einsätze in Fischenthal.      Überschwemmung im Lenzen, Steg.
                                                    Allerdings ist sie nicht so aussagekräftig wie es Der sonst brave Mehltobelbach verliess
                                                                                                        1978 sein Bett (1).
wünschbar wäre. Dazu fehlen zu viele Protokolle. Die verfügbaren Jahresberichte
sind von «sehr knapper» bis «sehr ausführlicher» Detailtreue. Trotzdem entspricht
die Verteilung den offiziellen sta-
tistischen Daten recht gut.

         Relativ neu ist er Einsatz
         von «First Respondern».
         Ihre Aufgabe ist es als
Ersthelfer bei medizinischen
Notfällen vor Ort einzutreffen, ty-
pischerweise bei Herz- und Kreis-
laufproblemen. Sie arbeiten und
ergänzen die Rettungskette und
können direkt als Ersteinsatzele-
ment parallel zum Rettungsdienst
                                    In der Neuschwändi in Steg musste am 19. April 2018
aufgeboten werden. Damit wird       die Feuerwehr ausrücken, um ein brennendes Wald-
die Zeit reduziert, bis Ersthelfer stück zu löschen. Ein Bauer hatte den Brand ausgelöst,
beim Patienten eintreffen und erste als er seine Stauden abbrennen wollte. Fischenthal ist
                                    heute regionaler Stützpunkt für Waldbrände (42).                 In der Region um Fischenthal kommt
Massnahmen einleiten können.                                                                         es oft zu Bergrettungen von Personen,
In Fischenthal sind sie Teil der                                                                     welche im gebirgigen Gelände verun-
Feuerwehr, welche zusätzlich zum Rettungsdienst direkt über den Sanitätsnotruf 144                   fallten (13).
aufgeboten werden.

Demonstration im Juni 2001: Es war        Fahrzeugbrand Strahlegg: Am 9. September 2013 ent-
äusserst schwierig an die Fahrzeug-       zündende sich ein Personenwagen wegen Überhitzung
insassen heranzukommen. Hier half die     nach einer Bergfahrt selbst.                               Im Juli 2019 kippte in Fischenthal ein
Hydraulikschere (61).                     Übungen dieser Art sind schon seit längerem ein Tabu.      Ladewagen. Der Fahrer, ein Landwirt,
                                          Die letzte Übung mit brennendem Auto fand 2007 an-         wurde dabei eingeklemmt und musste
                                          lässlich der Einweihung des umgebauten TLF statt. Da-      mit schweren Verletzungen mit der
                                          für gab es einen grossen «Rüffel» vom Statthalter (68).    Rega ins Spital geflogen werden (44) .

                                                                  – 17 –
Füürio, es brännt – die wichtigsten Brände in Fischenthal
Brände von Gebäuden faszinierten seit jeher. Deren urtümliche Gewalt mit ihren hochloderden Flammen, der immen-
sen Wärmestrahlung und der weit sichtbaren Rauchschwaden lösen bei Tier und Mensch starke Gefühle aus.

                                                           Grossbrand in Gibswil: Spinnerei Figi am Montag, 30. Januar 1984 (3)

  In der folgenden Tabelle sind die wichtigesten Brände in Fischenthal zusammen gestellt. Die Sammlung ist
  nicht vollständig. 1973–1980 und 1988–1991 sind die Einsätze nicht protokolliert bzw. die Protokolle verschollen.
  Die originalen Publikationen zu den Bränden finden Sie in der Chronikdatenbank (www.fischenthal.ch/politik/
  portrait/gemeindechronik.html/91). Behelfen Sie sich mit den Referenzahlen links von den kleinen Bildern.
       1972         kath. Kirche &     Schmittenbach          Zimmerbrand, Haus in            (3, –)
                     Altersheim          Fischental       schlechtem Zustand, Abbruch
                     Bernadette                            und Neubau als kath. Kirche

     9. Jan 81   Gasthaus zum Steg      Steg Zentrum       Zimmerbrand erfasst ganzes         (3,55)
                                                              oberes Geschoss samt
                                                           Dachstock, nach Renovation
                                                                  Neueröffnung

    30. Dez 83         Schürli            Stegweid        Brandstiftung durch zeuselnde        (–)
                                                                      Kinder
    30. Jan 84      Spinnerei Figi     Gibswil Zentrum     Brandstiftung, Abbruch, Bau        (3,56)
                                                                von Wohnhäusern

    23. Mrz 84    Hof Oberschwendi         Steg                Entzündung durch                (48)
                  der Fam. Previ!i"    Oberschwendi       unsachgemässe Lagerung von
                                                             heisser Asche, Neubau

    15. Okt 84    Scheune der Fam.       Fischenthal         Überhitzung im kleinen,           (49)
                      Zürcher               Aurüti        unbelüfteten Heustock, Neubau

                                                         – 18 –
Sie können auch lesen