Fischenthaler Chronik 3. Teil 1978 bis 2020 - Füürio, es brännt - über die Entwicklung der Feuerwehr in Fischenthal
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Fischenthaler Chronik 3. Teil 1978 bis 2020 Füürio, es brännt – über die Entwicklung der Feuerwehr in Fischenthal
Inhaltsverzeichnis Seite Aus den Anfängen der Feuerwehr Fischenthal 3 Von den Feuerkübeln zur Handspritze und von den Problemen mit Hydranten 3 Geschichten: Aus dem Tagebuch von Heinrich Senn 3 Der lange Weg zu organisierten Feuerwehren und die Rolle der kantonalen Gebäudeversicherung 4 Feuersbrünste als Schicksalsschläge –Entstehung der kantonalen Gebäudeversicherung 4 Kantonale Feuerwehrverordnungen und die Gebäudeversicherung als Motor 4 Die Organisation der Feuerwehr – ein nie endender Prozess 5 Mannschaftsstärke über die Jahre – Pikettkommandanten 5 Die Feuerwehr – eine militärische Organisation 6 Die Fischenthaler Feuerwehrkommandanten 7 Frauen in der Feuerwehr – Frauenfeuerwehr auf der Strahlegg 8 Die Jugendfeuerwehr motiviert und schafft zukünftige Feuerwehrleute 9 Geschichten: Des einen Freud, des anderen Leid 9 Das Eletro-Korps im vollem Einsatz 9 Moderne Technik – breite Ausbildung und das «kurze» Leben des Piketts 10–12 Füürwehrpoesie: Es Gedicht zur Iiweiig vom Tanklöschfahrzüüg 10 Geschichten: Als Fischenthal ein Pikettfahrzeug in Fünflibern bezahlte 11 Ein Tanklöschfahrzeug durchläuft eine Verjüngungskur 13 Fahrzeugpark Feuerwehr Fischenthal 2020 13 Von der Tiefgarage zum Werkplatz mit Depot 14 Einige der «Spritzenhäuschen» in der Gemeinde im Bild 15 Die Alarmierung im Wandel der Zeit 16 Die Feuerwehr als multifunktionale Rettungs-, Schutz- und Dienstleistungs-Organisation 17 Füürio, es brännt – die wichtigsten Brände in Fischenthal 18–19 Gespräch mit Köbi Ackermann, dem Kommandanten der Feuerwehr Fischenthal 20–21 Geschichten: Vom z‘liëchte Jeep und von ere verlorene Motorschprütze 21 Hinwiler Bezirks-Feuerwehr-Seilziehen – eine Tradition seit 1983 22 Geschichten: De Oberkummandant verzellt vo sine G‘rätfüehrerkürs 22 Referenzen: Literatur und Bilder 23 8000 Dokumente in der Chronik-Datenbank auf der Website der Gemeinde 24 Die Geschichte der Feuerwehr der flächengrössten und bergigen Gemeinde im Kanton Zürich ist eine Geschichte der Veränderungen. Was als lose organisierte Abwehr gegen Feuersbrüns- te begann, mutierte später zu einer «militärischen» Organisation, um sich schliesslich zu einer multifunktionalen Schutz- und Rettungsorganisation zu entwickeln. In dieser tun motivierte und gut ausgebildete Milizpersonen als Freiwillige ihren Dienst. Die Feuerwehr arbeitet seit 1981 bis heute mit zahlreichen modernsten technischen Mitteln vom neusten Stand. Sie verfügt über einen ansehnlichen Park von Spezialfahrzeugen. Dazu steht ihr auch ein grosszügiger Werkplatz mit Depot zur Verfügung, wo es allerdings eng zu werden droht. Dabei spielte seit jeher die kantonale Gebäudeversicherung GVZ eine wichtige Rolle. Sie ist der Motor der Weiterentwicklungen. Neben der kräftigen finanziellen Unterstützung von bis zu 2/3 der Kosten sind sie verantwortlich für die Ausbildung, Ausrüstung und die Unterstützung, der kommunalen Organisationen, sowie für das Alarmwesen. Daneben werden die Strategien kontinu- ierlich den wechselnden Anforderungen angepasst. Mit der 1956 gegründeten Frauenfeuerwehr waren die Fischenthaler wohl Pioniere bezüglich des Miteinbezugs von Frauen in einem ehemals reinen Männerbereich. Autor: Werner Rellstab, pensionierter Chemie-Ingenieur, wohnhaft in Steg im Tösstal, ist derzeitiger Dorfchronist der Gemeinde Fischenthal und ehemaliges Mitglied der Feuerwehr Fischenthal von 1972–1986, auch im Kader. Für ortsfremde Leser: Die politische Gemeinde Fischenthal umfasst die drei Ortsteile Steg, Fischenthal und Gibswil, Titelblatt: Brand Schulhaus Lenzen, Steg. Wegen der Verbreiterung der Tösstalstrasse wurde 1982 das Gebäude im Rahmen einer Feuerwehrübung niedergebrannt (1). Quellen: Das Recherchieren der Geschichte der Feuerwehr Fischenthal gestaltete sich recht schwie- rig. Die offiziellen Protokolle der Gemeinde waren nicht mehr auffindbar. Aber auch die Protokolle Volksblatt vom Bachtel: Aufgebot der Generalversammlungen des Kadervereins fehlten vor 1977, ebenso diese von 1989 bis 1992. Aus zu einer Übung im Herbst 1878. diesem Grund sind einige Datensätze unvollständig oder geschätzt. «Äxgüsi»! Danken möchte ich für die fachliche Unterstützung der Kommandanten Köbi und Peter Ackermann, Fredi Bert- schinger Hans Egli und des Materialverwalters Fredi Peter. Der Farbstift im Text bedeutet, dass das Folgende die subjektive Meinung des Chronisten ist. –2–
Aus den Anfängen der Feuerwehr privaten Initiative über- lassen. Im Jahre 1879 in Fischenthal gelangten Bewohner von Gibswil mit dem Gesuch Von den Feuerkübeln zur Handspritze und von an die Gemeinde, es möge den Problemen mit Hydranten (2) ihnen an die zu erstellen- den Hydranten ein Beitrag In der Fischenthaler Chronik 1933 schreibt Hermann zugesichert werden. Die Lüssy: «Von einer Feuerwehr in Fischenthal hören wir Gemeinde beschloss einen erst im Jahre 1795, trotzdem es gewiss schon lange fast in Beitrag von 200 Fran- jedem Haus einen hölzernen oder ledernen «Feuerkübel» ken. Drei Jahre später und wohl noch andere Utensilien gegeben haben wird. reichte Schmittenbach ein Aber in diesem Jahre wurde eine Spritze angeschafft, an gleiches Gesuch ein und welche das Kirchengut 80 Pfund beisteuerte. Sie wurde im erhielt 150 Fr. Im Jahre Oberhof platziert. 1902 schlossen sich Steg und Schmittenbach zusam- Ein Feuerkübel aus der Entsteh- men, um eine gemeinsame ungszeit der Feuerwehr Fischen- thal. Das mit 1792 datierte Holz- Anlage mit Hydranten zu gefäss stammt vom Unterreinsberg. erstellen. Die Gemeinde Das «HS» dürfte wahrscheinlich leistete einen Beitrag von auf die dort schon seit 1546 wohn- 12% der Anlagekosten ende Familie Schaufelberger hin und übernahm den Unter- deuten (70). halt der Hydranten nebst Zubehör. Nach 30 Jahren erwies sich diese Anlage als un- genügend. Das Reservoir wurde erweitert und eine Anlage mit Grundwasserbohrung erstellt. Die Bohrungen ging bis 23 m in die Tiefe. An den Kostenaufwand von 52‘000 Fr. zahlte die Gemeinde der Genossenschaft 5788 Fr. Vermutlich eine der zwei Handspritzen, welche die Feuerwehr Fischen- Der obere Teil des Tales bis Fistel hatte auch eine Wasser- thal nach 1885 anschaffte. Eine Zweite, neuere, «schläft» im Depot (3). versorgung, welche 1927 erweitert wurde. Beide Anlagen konnten im Bedarfsfall zusammengeschlossen werden.» 90 Jahre später war die Feuerwehrmannschaft mit dieser Spritze nicht mehr zufrieden, weil ihre Bedienung zu mühsam sei. Sie hatte ja wirklich ein ansehnliches Alter Geschichten erreicht. Die Gemeinde beschloss daher die Anschaffung Aus dem Tagebuch von von zwei leichteren Spritzen, die nur auf etwa 2000 Fran- Heinrich Senn* ken zu stehen kommen sollten. Im Jahre 1916 wurde mit Die besagte erste Spritze lernte Senn ken- einer neuen Feuerwehrverordnung die Feuerwehrsteuer nen, als er am 10. Oktober 1853 der Mus- eingeführt, Die Pflichtigen hatten, je nach ihrer Vermö- terung der Feuerlöschmannschaft beiwohnte. gens- und Einkommensklasse 2–60 Franken zu zahlen. Er berichtet in seinem Tagebuch: «Ich übte dabei die Pflicht als neugewähltes Mitglied Pflichtige von über 40 Jahren zahlten die Hälfte. der Wacht u. fasste wirklich einen Dieb ab, Dass die Wasserversorgung und Hydrantenanlage wegen der von der geflüchteten Ware einen Korb vor der Besiedlungsverhältnisse nicht einheitlich sein konnte, meinen Augen weg entwendete, u. den ich mit Beihülfe eines Kollegen dem Gericht überlie- ist wohl begreiflich. Dieser Zweig war in erster Linie der ferte. – Doch wird’s ihm nicht sehr schlecht ergangen sein! – Man fuhr mit der Spritze – nur von zweibeinigen Pferden bespannt – und mit dem übrigen Zeug bis in Steg hinab. Die Spritze ist neu repari(e)rt, u. kostete es, wie ich hörte, über 200 Frk., doch ist sie meiner Ansicht nach nicht wunderwirkend geworden. Für ihren Dienst ward zum Schluss die Löschmannschaft mit je 40 Rp. bezahlt. Vor 3 Jahren bekamen sie mehr.» Als die solchermassen geübte Löschmannschaft ein Vierteljahr später mit einem Ernstfall konfrontiert wurde, versagte sie hoffnungslos, da der Brand nicht in der für die Spritze leicht zugänglichen Talebene ausbrach. *Notiert vom Landwirt und Heimweber Löschen anno dazumal: Der Wassertransport wurde mit Feuerkü- Heinrich Senn (8), vom Leiacher, Steg (1827-1915) beln durchgeführt. Dazu bildeten die Leute eine Reihe und gaben Kübel um Kübel weiter bis zum Brandort (4). –3–
Der lange Weg zu organisierten Feuerwehren und die Rolle der kantonalen Gebäudeversicherung Feuersbrünste als Schicksalsschläge und die Kantonale Feuerwehrverordnungen und Entstehung der kantonalen Gebäudeversicherung die Gebäudeversicherung als Motor (9) Der Heimatspiegel vom Juli 2000 erzählt (5): «Feuer im Es ist kein Zufall, Dorf bedeutete in früheren Jahrhunderten eine Katastro- dass der Kantona- phe, der man auf Gedeih und Verderb ausgeliefert war. len Gebäudeversicherung in dieser Chronik so viel Platz Für die Brandgeschädigten war es ein Einbruch in den gewährt wird. Neben den finanziellen Beiträgen – die Alltag, ein Unglück, anhand dessen man die Verletzbar- schweizerischen Feuerwehren werden zu rund 60 % durch keit der Existenz sah. Der Besitz eines Hauses oder Haus- die kantonalen Gebäudeversicherungen finanziert – or- teils gehörte zu den Grundbedingungen, um am dörflichen ganisiert und koordiniert die GVZ das Feuerwehrwe- Leben aktiv teilnehmen und mitbestimmen zu können. Wer sen im Kanton Zürich. Zu ihren Aufgaben gehören die sein Hab und Gut verlor, büsste oft auch seine Eigenstän- strategische Führung der kommunalen Feuerwehren, die digkeit ein und wurde zum Hintersassen.» Ausbildung und die Unterstützung bei der Ausrüstung In der Stadt Zürich (6) entstand um 1765 der Gedanke, der Feuerwehrangehörigen sowie das Alarmwesen. Auch den Geschädigten zu helfen und eine Solidarversicherung ist die GVZ verantwortlich für die Umsetzung der schwei- zu gründen, anstatt der mehr oder weniger willkürlichen zerischen Brandschutzvorschriften im Kanton Zürich. Bettelaktionen. Der grosse Rat lehnte jedoch den Plan ab mit der Begründung: «die Verunglückten seien noch immer durch Kirchen- und Haussteuern getröstet worden» und «eine solche bilde Anreiz zur Brandstiftung, in der Absicht, schönere Häuser zu erhalten». Widerstand leistete auch die Kirche, welche Brandkata- strophen als «Strafe Gottes» sah. Oder umgekehrt, dass deren Verschonung durch die «Gnade Gottes» verhindert worden sei. Selbstverständlich stand es dem Menschen nicht zu, sich in Gottes Sachen einzumischen. Die Organisation der Feuerwehrkurse obliegt noch heute der GVZ. Der abgebildete, rasante Einsatz des Schlauchwagen fand um 1977 während eines Beförderungskurses im Zürcher Oberland statt (10). Auszug aus der Chronik der GVZ (relevante Daten für die Feuerwehren, 11) 1808 Am 16. Dezember 1808 verabschiedet der Grosse Rat das Gesetz über die Gebäudeversicherung für den Kan- (7) ton Zürich. 1879 Die Gebäudeversicherung richtet den Gemeinden Bei- Die entscheidende Wende brachte ein Vortrag des Quer- träge für den Bau von Feuerwehrweihern, den Kauf von denkers und Feuerkopfs a. Pfarrer J. H. Waser vor der Feuerspritzen und Hydrantenanlagen aus. physikalischen Gesellschaft: «Ein Haus ist eine Handvoll 1903 Die kantonalen Gebäudeversicherungen schliessen sich Asche», sagte er, «darauf wagen sorgfältige Kapitalisten zur Vereinigung kantonal-schweizerischer Feuerversi- keine Darleihung. Aber ein assekuriertes Haus, das ist cherungsanstalten», der heutigen Vereinigung kantona- doch nach meinem Bedünken ein sicheres Unterpfand und ler Feuerversicherungen VKF, zusammen. so gut wie bares Geld.» 1919 Die Feuerwehrersatzpflicht wird neu geregelt. Alle Am 6. März 1782 fasste der Rat den Beschluss eine Feuer- Männer im Kanton Zürich, die keinen Feuerwehrdienst assekuranzkasse für die Stadt Zürich einzuführen. Der un- leisten, müssen eine Ersatzsteuer zahlen. bequeme Waser wurde 1780 (wahrscheinlich zu Unrecht) 1978 Die Gebäudeversicherung beginnt freiwillig erstellte zum Tode durch Enthauptung verurteilt und erlebte die Brandschutzmassnahmen finanziell zu unterstützen. Gründung nicht mehr. 1808 wurde die «Obligatorische 1991 Im Kanton Zürich wird die freiwillige Feuerwehr einge- Gebäudeversicherung des Kt. Zürich» gegründet, welche führt. das existierende Konzept im wesentlichen übernahm. 2008 Die Gebäudeversicherung feiert ihr 200-Jahr-Jubiläum. –4–
Die Organisation der Feuerwehr – ein nie endender Prozess 1931 wurde die «Cadervereinigung der Feuerwehr Fischenthal» gegründet, welche um 2015 herum ohne Lärm aufgelöst wurde. Dies lässt den Schluss zu, dass es wahrscheinlich schon in den 30er-Jahren drei Kompani- en unter der Leitung eines Oberkommadanten im Rang eines Majors gab. Es waren dies Steg-Ohrüti, Oberhof- Fistel und Gibswil. Unbekannt war damals die Form der «Freiwilligen Feuerwehr», diese wurde erst Mitte 1991 eingeführt. 1981 verlangte die GVZ eine Reduktion des Mann- schaftsbestandes von über 200 auf 170, davon 30 im neuen Pikett. Aus den drei Kompanien mit ihren «spezia- lisierten» Zügen – genannt Leiternzug und Hydrantenzug – entstanden vier Löschzüge, davon einer für Spezialisten (Elektrik, Verkehr, Sanität). Von nun an wurden alle Feu- erwehrleute in allen Sparten ausgebildet. !"##$%&"'$$()*+,-./,*-01,-2"&*,- %#!" %!!" ab 1991: Wechsel Pflicht- zu freiwilliger Feuerwehr $#!" um 1996: Abschaffung Pikett $!!" #!" !" $&'#" $&(!" $&(#" $&&!" $&&#" %!!!" %!!#" %!$!" %!$#" %!%!" %!%#" Aus der Feuerwehrverordnung der Gemeinde Fischenthal anno 1948: Damals war die Feuerwehr Die eklatante Reduktion der Fischenthaler Mannschaftsstärke im ausschliesslich der Bekämpfung Lauf der letzten 50 Jahre ist im wesentlichen das Resultat der Schaf- von Bränden verpflichtet. Der fung effizienterer Strukturen, dem Einsatz von aktuellster moder- Dienst war obligatorisch und auf ner Technik und nicht zuletzt der stark verbesserten Ausbildung. die männliche Bevölkerung Motor war und ist immer noch die kantonale Gebäuderversicherung beschränkt. Ein Miteinbezug der GVZ, welche in regelmässiger Folge die Strategie «ihrer» Feuer- Frauen begann erst 1956 mit der wehren anpasst. Entstehung der Frauenfeuerwehr auf der Strahlegg. Drei bis vier Jahre vor dem eigentlichen Pikett wurde unter der Leitung der Oberkommandanten ein Alarmtrupp ins Leben gerufen, bestehend aus zehn Offizieren und zehn Personen, die in der Gemeinde arbeiteten und somit leicht erreicht werden konnten. Die Alarmierung erfolgte telefonisch in zwei von den zehn zur Verfügung stehenden Telefonalarm-Gruppen. Kommandanten Pikett FW Fischenthal Jahr Name 1981 Werner Spörri, Widum Gründung 1982–1984 Albert Gnehm, Fröschau 1985–1995 Koni Stäheli, Insel, Mühlebach 1996 Thomas Zollinger, Bodmen Auflösung Ein Dokument aus dem 19. Jahrhundert (15). Interessant ist, dass Das Pikett lebte «nur» ca. 14 Jahre. Danach wurden seine Funktio- damals eine Wachmannschaft existierte, die mit Seitengewehren nen in die neuorganisierte freiwillige Feuerwehr integriert. (Bayonett, Stichwaffe) bewaffnet war. –5–
Die Feuerwehr – eine militärische Organisation Schon im 19. Jahrhundert und bis heute waren die Feuerwehren militärisch organisiert. In Fischenthal reichten die Ränge vom Major des Oberkomman- danten über die Offiziere (Hauptmann, Oberleutnant, Leutnant), Unteroffiziere (Wachmeister, Korporal) bis zum einfachen Feuerwehrsoldaten. Auch frühere Bekleidungen wie Helm, Arbeitsuniform und sogar das «Tenue Blau» konn- ten ihre Abstammung nicht leugnen. Heute ist die persönliche Ausrüstung der Mannschaft selbstverständlich zeitgemäss funktionell. Reglemente aus dem Jahren 1901, 1913 und 1935 (14): Die Reglemente waren bis auf das kleinste Detail aufgeschlüsselt und liessen der Mannschaft wenig bis keinen Spielraum. Die Gruppe an der Strebenleiter (Beispiel obiges Bild) wurde vorab in 4 Rot- ten à 2 Soldaten aufgeteilt, wobei jede Rotte genau eine bestimmte Funktion innehatte. Kommentar des Chronisten und ehemaligen Feuerwehrmanns: Dass die Befehle für jede kleinste Bewegung präzis festgelegt waren, machte es dem einfachen Soldaten und Geräteführer nicht eben einfach. Es galt, aus dem Wust von pingelig genau formulierten Befehlen, deren eigentlichen Zweck zu verstehen und zu verinnerlichen. Das führte dann eher zu einem «Vor lauter Bäumen den Wald nicht sehen». Nicht umsonst waren die Soldaten faktisch nur im Umgang mit ihren «eigenen» Gerät wirklich geübt. –6–
Die Fischenthaler Feuerwehrkommandanten Immer wieder – auch als Freiwilligenorganisation – fanden sich motivierte Leute für für den örtlichen Feuerwehrdienst. Auf Grund des besagten Mangels an offiziellen Protokollen sind über die frühesten aufgeführten Personen nur reduzierte Angaben möglich. Maj. Ernst Honegger, Maj. Jakob Kägi Maj. Richard Oppliger anno 1967. Hier bei Maj. Walter Egli, Maj. Paul Schoch, Konsumverwalter, (Wagner Schaggi) einem Übungseinsatz mit der Frauenfeuer- Schreiner, Sonnhal- Landwirt, Urchen Sonnhalde F‘thal; Hüsli F‘thal; wehr Fischenthal (16). (*1920; †2009) de F‘thal; bis 1976 Steg; 1977–1981 anno 1956 (3). ca. anno 1960 (3). (36). (*1927; †1999) (17). (*1932; †2014) (*1904; †1980) (*1908; †1987) Maj. Hans Egli, Bäcker, Freihof F‘thal; Hptm. Fredi Bert- Hptm. Benjamin Hptm. Peter Ackermann (links), Auto- 1982–1993 (*1947). Hans etwas historischer schinger, Polier, Land- Strommer, Landwirt, mechaniker, Aeschgasse Steg; 2010–2014. als normal, anlässlich der Einweihung des wirt Leeberg Gibswil; Strahlegg Steg; (*1964). TLFs in Wald anno 1991 (30). 1994–2003 (*1954) 2004–2009 (*1960) Kommandowechsel bei der Feuerwehr Fischenthal: Linkes Bild: Kommandant Fredi Bert- Die Feuerwehr als Lebensschule (20) schinger (links) und sein Nachfolger Benjamin Strommer (18). Rechtes Bild: Peter Acker- Unter diesem Titel publizierte das mann (links) bei der Übernahme des Kommandos von Benjamin Strommer (19). Gratisblatt regio vom 11. Dezember 2014 ein Gespräch von Andreas Kurz übung teil. Damals sei er der Feuer- mit dem abtretenden Kommandanten wehr beigetreten um die Ersatz-ab- Peter Ackermann: Vor 30 Jahren nahm gaben für die Pflichtfeuerwehr nicht er das erste Mal an einer Feuerwehr- zahlen zu müssen, erzählt er lachend. Schon bald habe ihn jedoch die Ka- meradschaft in der Truppe begeistert. Später, im Kader, die Möglichkeit mit Leuten etwas zu bewegen und Leute zu formen. Er habe viele 16-Jährige in die Milizfeuerwehr aufgenommen und aus scheuen Buben gute Kader- Hptm. Urs Heusser, Hptm. Köbi Acker- leute gemacht. «Zu 95 Prozent hat Maschineningenieur, mann, Landwirt, Dorf Gibswil (21); Lanzenmoos es geklappt.» Die Feuerwehr ist für 2015–2019 (*1967). Fischenthal; ab den 50-jährigen eine Lebensschule. Urs wurde als Erster 2020 (45) (*1977). «Man lernt, vor Leuten zu stehen und auf dem Schnebel- einander zu helfen.» horn zum Kdt. gekürt. –7–
Frauen in der Feuerwehr – Frauenfeuerwehr auf der Strahlegg (16) Die Frauen auf der Strahlegg waren zwar die ersten, aber nicht die einzigen in unserer Region: 1978 interessierten sich in Neschwil (Weisslingen) einige Frauen für eine Teilnahme an den Feuerwehrübungen (22). Die männ- lichen Vertreter der Feuerwehrkommission jedoch weigerten sich, Frauen in die Feuerwehr aufzunehmen. Gemäss Aufzeichnungen zweifelten sie an der Ernsthaf- tigkeit dieses Unternehmens und fanden, Frauen würden in den gemeinsamen Übungen Unruhe stiften. Kurz darauf gründeten einige Frauen die freiwillige «Fraue- füürwehr Neschwil» auf Vereinsbasis. 2010 fand die letzte Instruktion statt. Rechts: Seit 1956 werden die Da bewiesen die Fischenthaler Männer mehr Vertrauen Strahlegger-Frauen im Umgang mit in ihre Frauen. 1956 legten sie den Grundstein für die Hydrant, Schlauch und Strahlrohr «Frauenfeuerwehr» Fischenthal und für die Mitarbeit der instruiert. Zuerst in ihrer «normalen» Zivilkleidung; 11 Jahre später erhiel- Frauen generell. ten sie die graublaue Überkleid-Kom- bination und den üblichen Stahlhelm Rührige Feuer- mit dem Zürcher-Wappen über dem wehrfrauen an Visier. Die beiden Bilder stammen einer Übung auf vom Sommer 1967 an der ersten der Strahlegg anno Übung der nun «professionellen Art». 1967, 11 Jahre Der obligatorische gemütliche Teil nach der Grün- fand selbstverständlich im Restaurant dung der Frauen- Alpenrösli statt. feuerwehr. Noch war das Komman- do in Männerhän- Seitdem treffen sich einmal im den. Jahr Feuerwehroffiziere aus dem Tal mit den feuerwehrwilligen Der Tagesanzeiger vom 4. Juli 1967 (16) berichtet: Damen der Strahlegg zu einer «Neben der für einen Städter fast unwirklichen Stille und Übung. Bislang, das heisst bis Ruhe und der zauberhaften Aussicht kann Strahlegg noch zum letzten Jahr, trat die «Mann- etwas, aufweisen, was landauf, landab einzig dasteht: die schaft» noch in Zivilkleidern an. Seit dem Besuch des kan- Frauenfeuerwehr. Dieses Kuriosum entstand nicht etwa tonalen Inspektors wurde die Sache jedoch hochoffiziell: daraus, dass die Strahlegger Männer nicht Manns genug mit der Anerkennung der Strahlegger Frauenfeuerwehr waren um einem eventuell ausbrechenden Feuer zu Leibe durch den Schweizerischen Feuerwehrverein wurde auch rücken zu können. Auch sie leisten einen obligatorischen die entsprechende Ausrüstung geliefert. Man entschied Dienst in ihrer (der Männer-) Feuerwehr, im Hydranten- sich für eine graublaue Überkleid-Kombination und dem zug Strahlegg. Die Tatsache aber, dass diese Männer zum bei der Feuerwehr üblichen Stahlhelm mit dem Zürcher- Grossteil tagsüber in den fast unüberblickbaren Staats- Wappen über dem Visier. waldungen des oberen Tösstals beschäftigt sind und daher bei einem Brand unmöglich innert nützlicher Frist zur Die Frauen- gruppe auf Stelle sein könnten, liess den Gedanken an eine freiwillige der Strahlegg Feuerwehr der Frauen und Töchter entstehen. 1991 (23): 35 Das Strahlrohr will Jahre später kräftig gehalten teilen die sein, wenn das Strahlegger Löschwasser unter Frauen und hohem Druck ent- Männer ihre weicht. Oberkom- «Feuer- und mandant Richard Wasserleiden- Oppliger scheint schaft» noch mit seinen «Feuer- immer. frauen» zufrieden zu sein. Das Mitmachen der Frauen wurde in Fischenthal zur Tra- Vorerst, vor 11 Jahren, dachte man freilich nur an eine dition. Schon 1974 wurden erstmals zwei junge Frauen zu kurze theoretische Instruktion, Bald aber wünschten die Geräteführerinnen befördert und damit auch Mitglieder Frauen auch am Gerät ausgebildet zu werden, damit sie der Kadervereinigung. In der Folge gab es immer wieder im Ernstfall imstande seien, zumindest die erste Leitung motivierte Frauen die gerne mitmachten. In den Jahren selber zu legen oder einen kleineren Brand zu löschen. 1995 waren es zehn, 2019 vier, davon zwei im Kader. –8–
Die Jugendfeuerwehr motiviert und schafft zukünftige Feuerwehrleute (26) Die Jugendfeuerwehr bietet Jugendlichen René Stieger hat die Jugendfeuerwehr im Bezirk stark geprägt und sich im Feuerwehr- im Alter zwischen 14 und 18 Jahren nicht wesen einen Namen gemacht. Seit 1993 war nur eine abwechslungsreiche und sinnvolle er Mitglied der Feuerwehr Fischenthal, ab Freizeitbeschäftigung, sondern ist für die 1990 kantonaler Instruktor bei der Gebäude- Feuerwehrorganisationen im Kanton Zürich eine wichtige versicherung, dann 2002 Ausbildungschef und Nachwuchsquelle (24). Kommandant-Stellvertreter der Ortsfeuerwehr Fischenthal, und schliesslich 2002 auch noch Laut dem Schweizerischen Feuerwehrverband ist schwer Kommandant der Jugendfeuerwehren der festzustellen wann alles begann, weil verschiedene Ge- Bezirke Hinwil und Pfäffikon. Seit 2007 ist er meinden schon früh (vor ca. 35 J.) ihre junge Bevölkerung europäischer Waldbrandinstruktor (25). für den Feuerwehrdienst motivieren wollten. Der grosse Rutsch fand vor 20–25 Jahren statt. In Fischenthal findet man den ersten Eintrag 1974. Thomas Zollinger wurde damals zum Betreuer der Jugendlichen bestimmt. Seit dieser Zeit findet man bis heute in den Protokollen immer wieder 1–7 junge Leute bei den Löschzügen. Im Kanton Zürich ist die Jugendfeuerwehr bezirksweise organisiert, die Feuerwehr Fischenthal hat also nicht eine «eigene» Jugendfeuerwehr. 2007 spannten die Bezirke Pfäffikon und Hinwil noch zusammen. Zurzeit wirken sie getrennt. Der Tagesanzeiger und der Zürcher Oberländer vom 12. November 2007 (26) berichten von einer spektaku- Anwohner melden einen Brand. Ein Passant meldet per Handy aus lären Alarmübung – zum Abschied von René Stieger von dem fahrenden Auto, dass in der Nähe des Feuers auch gefährliche der Leitung der Jugendfeuerwehr der beiden Bezirke. Stoffe gelagert werden. Dabei verliert er die Herrschaft über sein Fahrzeug, landet in einem Bachtobel und wird schwer verletzt. Die «Das war eine tolle Überraschung», erzählt er: «Die an und für sich schon schwierige Ausgangslage wurde am Samstag Jugendlichen haben wie Erwachsene gearbeitet, ohne durch die Schneefälle zusätzlich erschwert. Zum Glück nur eine Probleme. Da ist keine weitere Unterstützung erforderlich Übungsanlage für die Oberländer Jugendfeuerwehr (26). gewesen.» Überhaupt sei der Unterschied zwischen Orts- und Jugendfeuerwehr gleich null: «Sie erhalten in den Kursen fast die genau gleiche Ausbildung.» Geschichten Des einen Freud, des anderen Leid An einem Samstag im August 1995 weihte die Feuerwehr Fischenthal einen neu- en Mannschaftswagen ein. Dies war auch die Gelegenheit vom 1955 von der Armee gekauften Jeep, mittels einer Verstei- gerung Abschied zu nehmen. Das Fahrzeug hatte zurzeit nur 44’000 km auf dem Ta- cho. Ausgerüstet mit einer 6-Volt-An- lage war der Motor nicht immer ganz so einfach zu starten. Die Versteigerung lief zwar harzig an, wollte doch von den Feuerwehr- leuten niemand so richtig dafür sor- gen, dass das Fahrzeug auch künftig in der Gemeinde bleibt. Ein ehemali- ger Fischenthaler Feuerwehrler bekam schliesslich den Zuschlag und schenk- te das Fahrzeug noch auf dem Platz an Das Elektro-Korps im vollen das Fischenthaler Elektro-Korps weiter. Einsatz an einer Feuerwehr- Diesem stand der Wagen bis anhin zur übung im August 1975. Verfügung und Korpsführer Werner Links: Korpsführer Werner Gemperle strahlte dann auch entspre- Gemperle am Mast. chend, als er «sein» altes Fahrzeug Rechts: Rasante Anfahrt des wieder geschenkt erhielt. Beim Komman- Jeeps und ein Mann beim sup- danten hielt sich die Freude über das ponierten Kappen einer Leitung. geschenkte, ausgemusterte Fahrzeug Das Elektro-Korps war im allerdings in Grenzen. Löschzug Oberhof integriert, arbeitete aber mit ausgewiesenen Erzählt von Bernadette Reichlin Berufsleuten mit Spezialkennt- vom «Zürcher Oberländer»(27) nissen autonom (Bilder: 28). –9–
Moderne Technik – breite Ausbildung und das «kurze» Leben des Piketts Es mag erstaunen, dass die Existenz des Piketts etwas Oben und Mitte: mit Technik zu tun hat, doch ist es so: Die Schaffung des Seit fast jeher spielten die Zug- Piketts 1981 erforderte ein vollausgerüstetes Tanklösch- fahrzeuge der ein- fahrzeug. Das Fahrzeug kostete 160‘080 Franken, ohne heimischen Bau- Ausrüstungsgegenstände. So mussten auch Atemschutz- ern eine wichtige geräte, andere moderne Werkzeuge und eine Alarm- und Rolle. Sie waren kräftig, robust, und Funkanalage angeschaft werden (37). Um 1996 wurde einschliesslich des die separate Pikettstruktur abgeschaft und in die Funktio- Fahrers schnell nen der Gesamtfeuerwehr integriert. zur Hand. 2016 wurde der vierte Zug der Spezialisten in die drei Auch als nicht verbleibenden Löschzüge integriert. Damit wurde die ganz konforme Mannschafts- Ausbildung weniger spezialisiert und die ganze Mann- Transporter liessen schaft im gleichen Masse breit ausgebildet. sie sich effizient einsetzen (30). Unten: Der legen- däre Jeep mit ange- hängter Motor- spritze, rasant auf dem Weg zu einer Übung im August 1975. Das Fahr- zeug war mehr als 50 Jahre im Dienst der Feuerwehr. Nach der Verstei- gerung diente er nochmals 11 Jahre beim Elektrokorps und wurde 2006 ausgemustert (28). Einweihung des nigelnagelneuen Tanklöschfahrzeugs 1981 für das eben geschaffene Pikett: Das TLF, ein geländegängiger Unimog 1300 L (Vogt) vermag auch so steile Fahrwege wie z.Bsp. die Althörnlistrasse zu überwinden. Das Fahrzeug ist vielseitig und praktisch ausgerüstet. Es enthält alles Material, das man für einen Füürwehrpoesie ersten Einsatz braucht, so unter anderem Handschiebe- und An- stelleiter, Saugschläuche, drei Haspel mit je 80 Meter Schlauch und Es Gedicht zur Iiweiig vom zusätzliche zwanzig doppelt gerollte Schläuche, einen Wasserwerfer, Tanklöschfahrzüüg einen Staub-, einen Kohlensäure- und einen Schaumlöscher, eine Pumpe mit Normal- und Hochdruckteil, eine Notstromgruppe mit Trari–Trara–Trari–Trara Beleuchtungsmaterial, Signalisationsmaterial für die Verkehrspolizei euses TLF isch daa. und verschiedenste Werkzeuge. Am Wassertank können bis zu zwölf Da mached mir e grosses Fäscht Strahlrohre angehängt werden (32). d‘Füürwehr goht hüt nüd is Näscht; und lönds Öi gseit sii – liëbi Lüüt de Kaderverein wird füfzgi hüt. Eine plausible Erklärung für die Integration des Piketts Zwee Gründ zum Fiire, das isch prächtig lieferte die GVZ im Mai 1994 in ihrem «Feuerwehrkon- das nöii Fahrzüüg freut eus mächtig, zept 2000». Unter dem Titel Feuerwehrpiketts am Limit es isch zum Rette i dr Not, – Unterforderte Pflichtfeuerwehr steht zu lesen: «Infol- mir hoffe nur, es chäm nië zschpoot. ge der immer anspruchsvoller werdenden Einsätze sind Sett ein‘ emol es Ungfell ha, die Piketts laufend besser ausgerüstet und ausgebildet dänn lüt doch schnäll de Füürwehr aa. worden. Die Statistik zeigt, dass die Feuerwehrpiketts mit Du wirsch es gseh – eventuell 14% der Mannschaft 90% der Einsätze ausgeführt haben sind die sofort uf de Schtell. und somit bezüglich ihrer zeitlichen Beanspruchung an Und wämmer tänkt, es täti nütze, ihr Leistungslimit gestossen sind. so chönnteds gar mit Wasser schprütze. Die eigentlichen Reserveformationen, die Pflichtfeu- erwehren, sind nach dem bisherigen System eindeutig Aus der Festschrift, unterfordert gewesen. Die begrenzte Ausrüstung (ins- Autor unbekannt (33) besondere Motorisierung) und Ausbildung haben ihre Unterstützungsmöglichkeit der Feuerwehrpiketts stark eingeschränkt». – 10 –
Geschichten Als Fischenthal ein Feuerwehrpikett- fahrzeug in Fünflibern bezahlte Ein Zug-um-Zug-Geschäft ganz besonderer Art wurde 1985 zwischen den Gemeinden Fischenthal und Hinwil abgewickelt. Die Gemeinde Fischenthal kaufte das alte Pi- kettfahrzeug der Feuerwehr Hinwil, einen über 20 Jahre alten Mowag, für 8500 Fr. Weil Fischenthal Hinwil vor etwas mehr als einem Jahr in einer Fürsorgesache noch betrieben hatte, wurde «aus Rache» für diesen Handel Barzahlung bei Übergabe auf der Egg abgemacht. Die Hinwiler narr- ten die Fischenthaler, indem sie einen «defekten Mowag» unter gebührend drama- tischer Funkbegleitung mit ihrem neuen Das Tanklöschfahrzeug mit den Augen der Kindergärtner von Pikettfahrzeug auf die Egg abschleppten, Gibswil gesehen. Die jungen Malerinnen und Maler danken: Sarah, wo die Fischenthaler allerdings bald die Lena, Kim, Rea, Iwan, Vanessa, Ayla, Celina, Michelle, Laura, Ra- Funktionstüchtigkeit des Fahrzeuges fest- mona und ein paar andere mit noch kryptischen Unterschriften (34). stellten. Die Fischenthaler ihrerseits bezahlten bar – in Fünflibern – 1700 an der Zahl und 22 Kilo schwer, die sie den Hinwilern in einem Jutesack übergaben. Ob bei Fortsetzung der Gaudi in Fi- schenthal keine Fünfliber verloren gingen, weiss nur der Gemeindekassier. . Erzählt von Unbekannt im «Zürcher Oberländer»(35) 1985 übernahm Fischenthal von der Feuerwehr Hinwil ein Pikett- fahrzeug für 8500 Franken, welches damals schon 20 Jahre auf dem Buckel hatte. Dieses wurde rege benutzt und 2003 an eine Privat- person verkauft (Geschichte auf dieser Seite, 35). (30) Am Samstag 26. August 1995 (39) fand auf dem Platz vor dem Feuerwehrlokal eine kleine Feier zur Einweihung des neuen Mannschafts-Transportfahrzeugs statt. Daneben wartet das erste Fahrzeug, ein Jeep – der 1955 aus dem Armeebestand gekauft wurde – auf seine Versteigerung (siehe Geschichte Seite 9). Der 59‘000 Franken teure Toyotabus fasst 11 Personen und entspricht dem Feuer- 1991 kann die Feuerwehr ein leistungsfähiges, gut ausgerüstetes, wehrkonzept 2000. Er soll für einen fast neues Fahrzeug erwerben. Es diente der kantonalen Gebäude- effizienten Transport der Mannschaft versicherung als Vorführmodell und kam lediglich an Ausbildungs- zum Einsatzplatz führen und auch kursen zum Einsatz. Das Feuerwehrfahrzeug, Marke Nissan, verfügt Parkplatzprobleme durch die Anfahrt über alle nötigen Löschutensilien – «vom 40er-Schlauch bis zur mit dem Privatauto verhindern. Sanitätstasche» und besitzt zudem eine moderne Motorspritze. Zusätzlich zu den «feuerwehrfarbigen» Von den 81‘961 Franken blieben der Gemeinde, nach Abzug der Fahrzeugen kann auch der weisse Subventionen nur noch 16‘400 Franken zu bezahlen. Das Fahrzeug Landrover der Gemeinde benutzt wer- wurde 2003 für das Elektro-Korps umgerüstet und 2014 ausgemustert den. Jeep und Landrover wurden 2006 (38, Bild: baugleiches Fahrzeug der FW Hinwil). ausgemustert. – 11 –
An der Gemeindeversammlung im Dezember 1999 wur- de ein Antrag zum Kauf zweier Feuerwehrfahrzeuge gestellt und auch bewilligt. Dabei ging es um ein Sanitäts- und ein Verkehrsgruppen-Fahrzeug. Der Zürcher Oberländer (40) berichtete damals: Das Sanitätsgruppenfahrzeug sei zwar nicht als Konkurrenz zum Rettungsdienst gedacht, betonte Gemeinderat Gott- lieb Diggelmann, sondern in erster Linie Einsatzbasis für die Erstversorgung bei Brand- und Katastrophenfäl- len. Trotzdem wäre es beruhigend zu wissen, dass in der Gemeinde ein Fahrzeug stehe, mit dem auch bei schlech- ten Strassenverhältnissen abgelegene Höfe und Weiler erreicht werden können. Die Versammlung stimmte dem Bruttokredit von knapp 150‘000 Franken zu und nahm zur Kenntnis, dass an der nächsten Gemeindeversammlung der Kauf eines weiteren dritten, eines Pionierfahrzeuges beantragt werde. Zurzeit sei das gewählte Modell mit 156 PS und Allrad noch nicht auf dem Markt. An einem Samstag im Juni 2001 (41) veranstaltete die Feuerwehr einen Demovormittag beim Werkhof, um die Einsatzmöglichkeiten ihrer neuen Fahrzeuge vorzuführen. Über die Übungs-Demonstration und Fahrzeugübergabe in Fischenthal schreibt die Schweizerische Feuerwehr- Zeitung 10-2001 (61): «Auf eindrückliche Weise demons- trierte die Feuerwehr Fischenthal, zu was eine Miliz- feuerwehr fähig ist, wenn sie mit den richtigen Geräten ausgerüstet wird. Gleichzeitig konnte die Bevölkerung auf eindrückliche Weise drei neue Einsatzfahrzeuge kennen Eine nasses Kapitel der Demonstration: Die Bergung zweier Insas- sen eines verunfallten Autofahrers, denen das Wasser buchstäblich lernen. Eine sehr sympathische Art der Präsentation ge- bis zum Hals stand. Nach dem Abpumpen eines Teils des Wassers genüber den mehrheitlich „standardisierten“ Fahrzeug- kam die Hydraulikschere zum Einsatz. Die Retter zeigten bei diesem übernahmen landauf, landab». Vollkörpereinsatz wirklich keine Wasserscheu (61). Die drei Hauptdarsteller (von vorne nach hinten): Mowag, Verkehrs- gruppenfahrzeug, Pionier- und Sanitätsfahrzeug bei der Fahr- zeugübernahme im Juni 2001, verbunden mit einer eindrücklichen öffentlichen Demonstration. Das neue Pionierfahrzeug ersetzt den Gleiche Demonstration mit anderer Handlung: Bergung eines Mowag mit Jahrgang 1946 (61). «toten» Velofahrers unter den Zwillingsrädern eines schweren Last- wagens. Hier kamen die Hebekissen zum Einsatz (61). Die Lieferung der drei Fahrzeuge verteilte sich fast genau auf ein Jahr. Als Erstes wurde Anfang Juli 2000 ein Ver- kehrsgruppenfahrzeug ausgeliefert. Mitte Dezember 2000 kam ein Sanitätsfahrzeug hinzu. Das Letzte, ein Pionierfahr- zeug ersetzt einen Mowag Jhg. 1964. Ausgeliefert wurde das Fahrzeug am 22. Juni 2001, einen Tag vor der offiziellen Übergabe. An den Anschaffungskosten von rund 228‘000 Franken beteiligte sich die GVZ mit stattlichen 75%». – 12 –
Der Abbruch des ersten Aufbaus erfolgte durch Eigenleistung der Feuerwehr und machte so einem kostengünstigen Umbau möglich (45). Ein Tanklöschfahrzeug durchläuft eine Verjüngungskur (46) 1981 wurde, wie auf Seite 10 beschrieben, ein Unimog- TLF gekauft. 25 Jahre später «auf Grund vermehrter Reparaturanfälligkeit» plante die Feuerwehr eine Ersatzbeschaffung für das Jahr 2008. Die Kosten dafür wurden auf 450‘000 Franken geschätzt. Ein Gespräch mit den Verantwortlichen der Gebäudeversi- cherung ergab, dass ein Ersatz keine ideale Lösung für Fischenthal bedeuten würde. Das bestehende Fahrzeug könne so umgebaut und umgerüstet werden, dass es den Anforderungen der Feuerwehr gerecht werde. Auch sei Das «neue» Tanklöschfahrzeug erstrahlt in grünrotem Glanz. Im das Fahrzeug in einem sehr guten Zustand, dass sich November 2007 fand in Gibswil seine Einweihung statt (45). ein Umbau lohne. Die Gemeindeversammlung bewilligte darauf einen Bruttokredit von 265‘000 Franken. Fahrzeugpark Feuerwehr Fischenthal 2020 Tanklöschfahrzeug Unimog 1300 L *1981 & 2007 Mannschaftstransporter Toyota Hiace 1995 Fahrzeug Verkehrsgruppe Toyota Hiace 2,7 2000 Sanitätsfahrzeug Mercedes Sprinter 2,3 t 2000 Pionierfahrzeug Mercedes Sprinter 4,6 t **2001 Ersteinsatzfahrzeug Mercedes Sprinter 4,6 t 2005 Oben: 1981 und 2007 – vorher und nachher (45). Materialtransportfahrzeug Volkswagen Amarok ***2014 *Kauf & Umbau **Ersatz Mowag ***Ersatz Nissan Unten: Der Fahrzeugpark anno 2020 ist auf stattliche Sieben ange- wachsen. Im Depot ist es eng geworden (45). – 13 –
Von der Tiefgarage zum Werkplatz mit Depot Im August 1987 (63,66) befasst sich der Gemeinderat mit In der Vorzeit der motorisierten Feuerwehr musste we- dem Bau eines zentralen Feuerwehrgebäudes. Zu diesem gen den steigenden Einwohnerzahlen und der verstreuten Zweck bestellt der Gemeinderat eine eigene Baukommis- Siedlungsstruktur dringend eine angepasste Infrastruktur sion. Architekt Christoph Heller wird mit dem Vorprojekt geschaffen werden. Zahlreiche Feuerwehrdepots entstan- beauftragt. den und mussten «ausgerüstet» werden (66): Im September 1987 (66) legt der Architekt das bereinigte Vorprojekt vor: • Bei der alten «Blume», Fischenthal, Oberhof, Depot der ersten Handspritze; - Untergeschoss: Heizungsraum. • Bodmen, Depot mit Schlauchwagen; - Erdgeschoss: fünf Einstellmöglichkeiten für Fahrzeuge • Gibswil, Leiter und Schlauchwagen; und eine Waschboxe, Schlauchwaschanlage, Garderobe • Niederhaus, Schlauchwagen; mit Waschgelegenheiten und Duschen/WC sowie drei • Strahlegg und Ohrüti, Schlauchwagen; • Fistel, Schlauchwagen; gefangene Räume: Werkstatt, Raum Atemschutz sowie • vis-à-vis Gasthaus zum Steg, zweite Handspritze; Magazin. • Lenzen, Leiter und Haspel usw. - Obergeschoss: Materialräume. Im Jahr 1979 (66) spricht man bei der Feuerwehr Am 15 & 20. April 1988 (64) wird im Zürcher Ober- Fischenthal über die Neuanschaffung eines Fahrzeugs. länder (64) ausführlich orientiert. Am 29. April 1989 be- Die Gebäudeversicherung GVZ empfiehlt aber, anstatt richtet der Zürcher Oberländer (65): Die Stimmbürger eines Landrovers, ein Tanklöschfahrzeug anzuschaffen. bewilligten am Donnerstagabend den Kredit von 1,073 Millionen Franken für das neue Feuerwehrgebäude im Am 10. März 1983 Schmittenbach. Vorab wurde auch dem dafür notwendigen informiert der Gemein- Landkauf für 420‘000 Franken zugestimmt. derat im Zürcher Ober- Am 7. Februar 1990 muss aber noch ein Nachtragskredit länder (62): Infolge von 99‘000 Franken gesprochen werden, weil sich der Verwendung des bishe- Baugrund als instabil erwies. rigen Feuerwehrlokals im Boden (Tiefgarage Wyler) für die Belange Gemeinderat und der örtlichen Zivil- Präsident der Feu- schutzorganisation muss erwehrkommission das Feuerwehrlokal in Gottlieb Diggelmann (links) freut sich das ehemalige Coop- über den gelungenen Magazin (oberstes Bild) Neubau. Oberkom- gegenüber des Bahnhofs mandant Hans Egli Steg verlegt werden. Der (Mitte) mit den sym- (70) Materialraum bei der bolischen Schlüssel, Tiefgarage Wyler im den ihm Architekt Boden (mittleres Bild) Christoph Heller wurde seinerzeit eigens (rechts) soeben über- für die Zivilschutzor- geben hat (66). ganisation erstellt. Da für die Feuerwehr im Am Samstag 25. Mai 1991darf die Feuerwehr Fischenthal Bereich von Steg damals im Beisein von zahlreichen Gästen ihr neues Depot mit keine geeigneten Räume zur Verfügung standen, wurde die einem Fest einweihen. In den Ausgaben vom 23. und 28. Feuerwehr im Boden untergebracht. Das Zivilschutzmate- Mai des Zürcher Oberländers (66) wird berichtet: «Um- rial fand in den Räumlichkeiten der Feuerwehr im Ober- rahmt von Vorträgen der Harmoniemusik und einer klei- hof unter dem Gasthaus «Blume» Platz (unteres Bild). nen Festansprache fand die symbolische Schlüsselüberga- Später, nach der Anschaffung des Tanklöschfahrzeugs be statt. Die Feuerwehr hat nun für ihr Tanklöschfahrzeug 1981, verlangt die GVZ eine vermehrte Motorisierung und ihre weiteren Wagen und Utensilien ein eigenes, und die Konzentration der Mittel an einem Ort. zentrales Gebäude und scheint optimal für Übungen und Schon 1982 finden erste Gespräch im Zusammenhang mit Einsätze gerüstet». dem Neubauprojekt «Gemeindehaus» statt. Nachdem die «Für die Feuerwehr Fischenthal ist mit der Übernahme Idee, die Gebäulichkeiten im neuen Gemeindehaus unter- des neu erstellten Depots ein langgehegter Wunsch in Er- zubringen, aus Kostengründen aufgegeben werden muss, füllung gegangen. Der Platz war mehr als knapp und die wird nach einer alternativen Lösung gesucht. Im Schmit- Feuerwehr-Utensilien waren in der weitläufigen Gemein- tenbach, gegenüber des heutigen Ortsmuseums, wird man de an verschiedenen Orten eingelagert; eine nicht gerade dann auch fündig. optimale Garantie für gute Arbeit». – 14 –
Das neue Depotgebäude wird eingeweiht. Auf dem Platz stehen Heute (2020) beherbergt das Depot sieben spezialisierte Fahrzeuge seine drei zukünftigen Bewohner: der betagte Jeep, das 10-jährige für alle denkbaren Einsätze. Der Platz ist eng geworden. Schon Tanklöschfahrzeug und der Mowag, mit stattlichen 27 Jahren auf 2007 musste das Gebäude für 60‘000 Franken teilrenoviert werden dem Buckel (66). (45,67). Einige der «Spritzenhäuschen» in der Gemeinde im Bild Nicht alle Geräte wurden in so schmucken Lokalitäten parkiert wie diejenigen in Gibswil. Oft dienten einfache Räume, wie z.Bsp. Garagen der Unterbringung. Zu einem echten klassischen Spritzenhaus gehört selbstverständlich ein Turm, der zur Trocknung der textilen Schläuche nach deren nassem Einsatz diente. Das Depot Grünau im Lenzen (Steg) ist noch original erhalten und In der «Alten Post» gegenüber des «Gasthaus z. Steg – Metzgerei» wird voraussichtlich in nächster Zeit umgebaut und als kleine Woh- war die zweite Handspritze eingestellt. Das Haus wurde vorgängig nung genutzt werden (29). der Verbreiterung der Tösstalstrasse anno 1973 abgebrochen (72). Das Depot Oberhof zwischen der reformierten Kirche und dem alten Oben: Das Depot im Zen- Gasthaus Blume in einem traurigen Zustand. Das Foto entstand trum von Gibswil, in einer während der Zeit des Abbruchs der «Alten Blume» und dem gleich- Aufnahme vom Mai 2020, ist zeitig erstellten Neubau ab 1957 (69). ein wahres Schmuckstück, sowie dasjenige (rechts) im nahen Riet (Gmd. Wald, 70). – 15 –
Die Alarmierung im Wandel der Zeit Wer heute am Telefon die legendäre 118 anruft, wird mit einer der grössten Einsatzzen- tralen der Schweiz verbunden. Seit 2012 betreibt Schutz & Rettung Zürich SRZ im Auftrag der GVZ die Ein- satzleitzentrale am Flughafen Zürich. Sie nimmt u.a. die Notrufe auf der Nummer 118 für die Feuerwehr und auf der Nummer 144 für den Rettungsdienst entgegen. Die Zentrale bedient ein Dispositionsgebiet mit insgesamt rund 1.6 Millionen Einwohnern (47). Der Anrufer schildert der Person der Einsatzleitung das Problem und diese bietet daraufhin, je nach Fall, die Seit 2012 betreibt Schutz & Rettung Zürich SRZ die Einsatzleit- gesamte oder Teile der lokalen Feuerwehr direkt auf. Der zentrale am Flughafen Zürich. 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nehmen rund um die Uhr die Notrufe auf der Nummer 118 für die Kommandant in Fischenthal entscheidet daraufhin selber, Feuerwehr und auf der Nummer 144 für den Rettungsdienst entge- ob das Aufgebot reicht, oder er allenfalls die Mithilfe der gen. Die Einsatzleitzentrale ist ein gemeinsames Unternehmen der Nachbargemeinden braucht. Gesundheitsdirektion Kanton Zürich, des Polizeidepartements der Stadt Zürich und der Gebäudeversicherung des Kanton Zürich (47). Früher funktionierte das etwas anders: «Ich blies nachdrück- lich ins Horn, dass es schauerlich klang. Dann eilte ich als Wächter bewaffnet auf die Brandstätte», no- tierte der Fischenthaler Landwirt und Heim- Feuerhörnli von Fischenthal (14) weber Heinrich Senn (15) am 10. Oktober 1856 1995 bis 2001 wurden die Alarmierungen durch die Regi- in seinem Tagebuch (8). onale Alarmzentrale in Wetzikon wahr genommen. Die Die Fischenthaler Alarmbläser bliesen noch lange, trotz- Zentrale war als 24-Stundenbetrieb professionell organi- dem schon seit geraumer Zeit ein Telefonalarmsystem siert. Anschliessend übernahm die Einsatzleitzentrale zur Verfügung stand, welches die mündliche Alarmierung Flughafen der Flughafenfeuerwehr diese Funktion. 2011 von 10 mal 10 Personen erlaubte. Etwas störend war, dass entstand daraus die heutige (2020) Einsatzzentrale Schutz der Sprecher der Alarmbotschaft die gleichen Anordnun- & Rettung Zürich SRZ. Im gleichen Jahr bezog man die gen 10 Mal sprechen musste. Für die Alarmbläser war 144er-Dienste mit ein. ein Satz von 10 Nummern reserviert. Bis zum Ende müssen es ca. 8–10 Alarmbläser gewesen sein. Genau lässt sich das Unten: Ein flinker Alarmbläser vom Fistel «Hoch zu Töffli» auf sei- nicht mehr bestimmen. Zusätzlich zu den mobilen Bläsern ner Alarmfahrt anlässlich einer Übung anno 1975. Wenn der nächste läuteten die Glocken der Kirche und bei der Weberei Steg Bläser am Ende seiner Tour nicht aktiv geworden war, hatte man lärmte eine Alarmhupe. auch diesen Wegteil noch zu übernehmen (28). Wählte damals ein Anrufer aus der Gemeinde die 118, läutete das Telefon im Alterheim Geeren, im Gasthaus Blume, im Restaurant Bahnhof in Steg und beim Oberkommandanten. Diese boten dann die Mannschaft auf. Als der Leiter der Geeren, Edwin Naef, in Pension ging, waren seine Nachfolger aus organisatorischen und sprachlichen Gründen etwas überfordert. Daraufhin beschränkte man sich auf die drei ver- bleibenden Adressen. Mit der Errich- tung des Piketts anno 1981 und der Einführung der *Pager verschwand das traditionelle Alarmsystem. *Kleiner tragbarer Funkempfänger, der bei Einsatzorganisationen zu Alarmierungszwecken sowie zur Nachrichtenübermittlung an Personen eingesetzt wird. – 16 –
Die Feuerwehr als multifunktionale Rettungs-, Schutz- und Dienstleistungs-Organisation (12, 43) Mit der wachsenden Aufgabenvielfalt entwickelte sich die traditionelle Feuerwehr zu einer multifunktionalen Organisation. Brandfälle, einschliesslich Waldbrände, machen heute meist weniger als 20% aller Einsätze aus. Viel häufiger sind Einsätze bei Sturm- und Wasserschäden, Bergungen bzw. Einsätze Feuerwehr Fischenthal Bergrettungen von Personen, Tierrettungen, Öl- Jahre 1980–87 und 1992–2019 (%) und Chemieeinsätzen, Umweltschutzaufgaben Grössere Brände 6.5 und Hilfeleistungen bei Verkehrs- oder Arbeits- Kleinere Brände 11.5 unfällen. Dazu kommen Einsätze wegen Bie- Fahrzeugbrände 5.5 nenschwärmen und ungeliebten Wespennestern, Oel- und Chemiewehr 10.0 aber auch Serviceleistungen wie Verkehrsrege- Sturm- und Wasserschäden 41.0 lungen bei öffentlichen Anlässen, Spülen von Verkehrsunfälle 11.5 Leitungen, Reinigung von Weihern usw. Bergungen, Rettungen 13.0 Die Tabelle links zeigt die Verteilung der Einsätze 307 Einsätze ohne Servicefälle, Bienen und Wespen von 1980 bis 2019 der Einsätze in Fischenthal. Überschwemmung im Lenzen, Steg. Allerdings ist sie nicht so aussagekräftig wie es Der sonst brave Mehltobelbach verliess 1978 sein Bett (1). wünschbar wäre. Dazu fehlen zu viele Protokolle. Die verfügbaren Jahresberichte sind von «sehr knapper» bis «sehr ausführlicher» Detailtreue. Trotzdem entspricht die Verteilung den offiziellen sta- tistischen Daten recht gut. Relativ neu ist er Einsatz von «First Respondern». Ihre Aufgabe ist es als Ersthelfer bei medizinischen Notfällen vor Ort einzutreffen, ty- pischerweise bei Herz- und Kreis- laufproblemen. Sie arbeiten und ergänzen die Rettungskette und können direkt als Ersteinsatzele- ment parallel zum Rettungsdienst In der Neuschwändi in Steg musste am 19. April 2018 aufgeboten werden. Damit wird die Feuerwehr ausrücken, um ein brennendes Wald- die Zeit reduziert, bis Ersthelfer stück zu löschen. Ein Bauer hatte den Brand ausgelöst, beim Patienten eintreffen und erste als er seine Stauden abbrennen wollte. Fischenthal ist heute regionaler Stützpunkt für Waldbrände (42). In der Region um Fischenthal kommt Massnahmen einleiten können. es oft zu Bergrettungen von Personen, In Fischenthal sind sie Teil der welche im gebirgigen Gelände verun- Feuerwehr, welche zusätzlich zum Rettungsdienst direkt über den Sanitätsnotruf 144 fallten (13). aufgeboten werden. Demonstration im Juni 2001: Es war Fahrzeugbrand Strahlegg: Am 9. September 2013 ent- äusserst schwierig an die Fahrzeug- zündende sich ein Personenwagen wegen Überhitzung insassen heranzukommen. Hier half die nach einer Bergfahrt selbst. Im Juli 2019 kippte in Fischenthal ein Hydraulikschere (61). Übungen dieser Art sind schon seit längerem ein Tabu. Ladewagen. Der Fahrer, ein Landwirt, Die letzte Übung mit brennendem Auto fand 2007 an- wurde dabei eingeklemmt und musste lässlich der Einweihung des umgebauten TLF statt. Da- mit schweren Verletzungen mit der für gab es einen grossen «Rüffel» vom Statthalter (68). Rega ins Spital geflogen werden (44) . – 17 –
Füürio, es brännt – die wichtigsten Brände in Fischenthal Brände von Gebäuden faszinierten seit jeher. Deren urtümliche Gewalt mit ihren hochloderden Flammen, der immen- sen Wärmestrahlung und der weit sichtbaren Rauchschwaden lösen bei Tier und Mensch starke Gefühle aus. Grossbrand in Gibswil: Spinnerei Figi am Montag, 30. Januar 1984 (3) In der folgenden Tabelle sind die wichtigesten Brände in Fischenthal zusammen gestellt. Die Sammlung ist nicht vollständig. 1973–1980 und 1988–1991 sind die Einsätze nicht protokolliert bzw. die Protokolle verschollen. Die originalen Publikationen zu den Bränden finden Sie in der Chronikdatenbank (www.fischenthal.ch/politik/ portrait/gemeindechronik.html/91). Behelfen Sie sich mit den Referenzahlen links von den kleinen Bildern. 1972 kath. Kirche & Schmittenbach Zimmerbrand, Haus in (3, –) Altersheim Fischental schlechtem Zustand, Abbruch Bernadette und Neubau als kath. Kirche 9. Jan 81 Gasthaus zum Steg Steg Zentrum Zimmerbrand erfasst ganzes (3,55) oberes Geschoss samt Dachstock, nach Renovation Neueröffnung 30. Dez 83 Schürli Stegweid Brandstiftung durch zeuselnde (–) Kinder 30. Jan 84 Spinnerei Figi Gibswil Zentrum Brandstiftung, Abbruch, Bau (3,56) von Wohnhäusern 23. Mrz 84 Hof Oberschwendi Steg Entzündung durch (48) der Fam. Previ!i" Oberschwendi unsachgemässe Lagerung von heisser Asche, Neubau 15. Okt 84 Scheune der Fam. Fischenthal Überhitzung im kleinen, (49) Zürcher Aurüti unbelüfteten Heustock, Neubau – 18 –
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